Appenzellische Jahrbücher 2016 [PDF]

Institutionen. 4. Anhang. 274. Appenzeller Publikationen 2014–16. 291. Bildnachweis. 293. Autorin und Autoren, Chronis

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Appenzellische Jahrbücher

Herausgegeben von der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft

2016

H.143

Appenzellische Jahrbücher

2016 Heft 143

Herausgegeben von der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft

Redigiert von Heidi Eisenhut und Hanspeter Spörri

Mit Unterstützung der Kantone Appenzell Ausser- und Innerrhoden

Umschlag Werner Meier, Trogen Konzept/Redaktion Heidi Eisenhut, Hanspeter Spörri Bildredaktion Heidi Eisenhut, Chronisten Gestaltung/Layout Rolf Egger Druck Appenzeller Druckerei AG, Herisau © 2016 Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft AGG

Inhaltsverzeichnis

7

Vorwort

1. Die Brüder Sonderegger von Heiden 12

Hans Konrad Sonderegger Der erfolgreichste Gegner des Appenzeller Freisinns Yves Demuth

22

Bildbiografie von Hans Konrad Sonderegger

27

Zeitzeugen Hanspeter Spörri

32

Die 1930er Jahre im Appenzellerland

42

Kostprobe eines «zeitlosen Meisterstücks» Ein Leitartikel von Hans Konrad Sonderegger im «Säntis» Auswahl: Hanspeter Spörri

46

Vom Volksblatt «Säntis» zum eigenen Blatt «Der Demokrat»

49

Zeitgenossen Heidi Eisenhut

55

Die Zeitgenossen im Bild und HKS in deren Blättern

62

Der Anschluss Österreichs von 1938 Berichte von Hans Konrad Sonderegger in seiner Zeitung «Der Demokrat» Auswahl und Kommentar: Heidi Eisenhut

69

Bildkommentare von Carl Böckli und Jakob Nef im «Nebelspalter»

82

Zwischen Freiwirtschaft und Fronten Der andere Sonderegger oder die Irrfahrten des Severin Reinhard Christof Wamister

2. Chroniken und Nekrologe 102

Landeschronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2015 Jürg Bühler Gemeindechronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2015

119 120 122 130 132 134 136 137

Hinterland, René Bieri Urnäsch Herisau Schwellbrunn Hundwil Stein Schönengrund Waldstatt

139 140 143 145 151 154

Mittelland, Martin Hüsler Teufen Bühler Gais Speicher Trogen

158 160 162 164 166 171 172 174 176

Vorderland, Hanspeter Strebel Rehetobel Wald Grub Heiden Wolfhalden Lutzenberg Walzenhausen Reute

179

Landeschronik von Appenzell Innerrhoden für das Jahr 2015 Rolf Rechsteiner

196

Bevölkerungs- und Finanzstatistik 2015 der Gemeinden Ausserrhodens und der Bezirke Innerrhodens Martin Frei und Susanna Baumberger

Nekrologe: 198 199 200 201 202 204 206 207 208 209

Andreas Bänziger, 1944–2016, Hanspeter Spörri Bruno Burtscher, 1934–2015, Willi Moesch Jürg Frischknecht, 1947–2016, René Hornung Beat Graf-Vils, 1933–2015, Rolf Rechsteiner Jörg Kuhn, 1914–2016, Kurt Meier Werner Lutz, 1930–2016, Rainer Stöckli Dölf Mettler, 1934–2015, Rolf Rechsteiner Marlies Schoch, 1940–2016, Jürg Bühler Helen Spörri-Sigrist, 1929–2015, Helen Höhener-Zingg Peter Wegelin, 1928–2016, Hanspeter Spörri

3. Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft (AGG) 212

Protokoll der 183. Jahresversammlung der AGG

216

Jahresrechnungen 2015 der AGG

221

Revisorenbericht

222

Berichte der dem Patronat der AGG unterstehenden Institutionen

243

Verzeichnis der Mitglieder der verschiedenen Kommissionen und der Rechnungsrevisoren

246

Mitgliederverzeichnis der AGG

271

Mitgliederbestand nach Gemeinden

272

Verzeichnis der mit der AGG im Schriftenaustausch stehenden Institutionen

4. Anhang 274

Appenzeller Publikationen 2014–16

291

Bildnachweis

293

Autorin und Autoren, Chronisten sowie Redaktion des Jahrbuches

Vorwort 7

Vorwort

1 Robert Eibel: Eine traurige Gestalt. In: NZZ, 15.10.1936, Morgenausgabe.

2 Yves Demuth: Der «Fall Sonderegger». Von der Affäre um den ersten freiwirtschaftlichen Bundespolitiker H. K. Sonderegger 1943. Lizentiatsarbeit Freiburg 2007 [Typoskript, u.a. in Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden].

3 HKS. Hans Konrad Sonderegger. Der Kämpfer für Freiheit, Recht und Menschenwürde. Hrsg. von Hans Konrad Sonderegger Sohn. Horgen 1991. – Die schmale Publikation, die ausgewählte Originaltexte von Sonderegger versammelt, enthält auch den Aufsatz «Erinnerungen an meinen Vater HKS» von Annina Belz-Sonderegger, der 1970 im «Schweizer Jahrbuch für Politik und Kultur», S. 20–48, erstmals erschienen war.

Die «Neue Zürcher Zeitung» beschrieb ihn 1936 unter dem Titel «Eine traurige Gestalt» als eine der «betrüblichen Erscheinungen» in den Grenzgebieten zwischen Politik, Psychologie und Psychopathologie, als «Gefahr für die öffentliche Meinungsbildung» – notabene ohne die schweren Vorwürfe im Detail zu begründen.1 Der 1891 geborene Hans Konrad Sonderegger – im Volksmund HKS oder Haka – war Anhänger der Freiwirtschaftslehre von Silvio Gesell (1862–1930) und gehört zu den schillerndsten und umstrittensten Gestalten der jüngeren Schweizer und Appenzeller Geschichte. Ehedem Pfarrer in Lavin, war er ab 1924 Rechtsanwalt und Mitarbeiter der Lokalzeitung «Säntis» in Teufen (ab 1927 in Heiden wohnhaft), Gemeinderat in Teufen (1926–1927) und Heiden (1937–1944), Kantonsrat (1933–1944), Oberrichter (1929–1932) und 1934–35 Ständerat von Appenzell Ausserrhoden sowie 1939–1943 Nationalrat des Kantons Baselland. 1944 starb er im Alter von knapp 53 Jahren bei einem Aufenthalt in Scuol im Unterengadin. Heute ist der «Freigeldapostel», der ab 1936 sein eigenes Publikationsorgan «Der Demokrat» herausgab, weitgehend vergessen. Mit dem vorliegenden Jahrbuch rufen wir sein Wirken als prägende Appenzeller Persönlichkeit während der Krisenzeit der 1930er Jahre in Erinnerung (S.11–81). Den Auftakt macht ein Aufsatz von Yves Demuth (S.12–21).2 Auf den daran anschliessenden 60 Seiten entführen wir Sie in Wort und Bild – via Porträts von Zeitzeugen, Zeitgenossen und mit Originaltexten sowie mit Familienfotos, Bildern aus den 1930er Jahren und Karikaturen der beiden Appenzeller «Nebelspalter»-Redaktoren Carl Böckli und Jakob Nef – in das Jahrzehnt zwischen Weltwirtschaftskrise und Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Den Abschluss des thematischen ersten Jahrbuchteils macht ein Aufsatz von Christof Wamister über den «anderen Sonderegger» (S. 82–100), Hans Konrads jüngeren Bruder René. Dieser stand als Publizist zeitweise den Fronten nahe und sympathisierte ab 1940 mit den Nationalsozialisten. HKS hingegen blieb in seinem Kampf «für Freiheit, Recht und Menschenwürde»3 ein vehementer Gegner von Faschismus und Nationalsozialismus. Was macht ein Thema der 1930er Jahre für uns Menschen des 21. Jahrhunderts lesenswert und erinnerungswürdig? – Der Bezug zur heutigen Zeit. «Die Krise der Weltwirtschaft hat sich längst zu einer Krise der Demokratie ausgewachsen», schreibt

8

Vorwort

nicht etwa ein Journalist von damals, sondern der Zürcher Philosoph Georg Kohler im Sommer 2016.4 Es ist ein Merkmal von Krisensituationen, dass in ihnen Persönlichkeiten gedeihen, deren Lebenselixier es ist, die Ängste der Menschen zu bewirtschaften. Krisen sind der Humus für Populisten und Demagogen – und für Personen, die möglichenfalls von beidem etwas haben und zusätzlich besessen sind von einer Idee. Hans Konrad Sonderegger war besessen von der Freiwirtschaftslehre und diskussionslos davon überzeugt, dass deren Umsetzung in die Praxis nicht nur «Die Rettung Österreichs» bewirkt hätte, wie er in einer Schrift im Mai 1932 dem österreichischen Bundespräsidenten Wilhelm Miklas höchstpersönlich mitgeteilt hatte,5 sondern dass überhaupt alle Politik zuerst und im Grunde Währungspolitik sei und er, Dr. S., die Rezepte kenne, um einen Ausweg aus der Krise zu finden.

4 Simon Marti: Totengräber der Debatte. In: SonntagsBlick, 14.08.2016, S. 20f. – Siehe auch S. 69 in diesem Jahrbuch.

5 Hans Konrad Sonderegger und Hans Burgstaller: Die Rettung Österreichs. Das Wörgler Beispiel. Wörgl 1933 (Aufwärts-Schriften, Folge 1).

Das traf nicht nur den Nerv der Zeit, sondern forderte die etablierten politischen Kräfte heraus. Die NZZ sprach von «Allerweltsrezepten», die «nicht weniger versprechen als die völlige Beseitigung der Krise und dazu einen wirtschaftlichen Aufschwung von bisher ungeahnten Dimensionen. Die Mittel dazu erinnern in ihrer verblüffenden Einfachheit an Kunstgriffe, die auf medizinischem Gebiete ebenfalls im Kanton Appenzell beheimatet sind.»6 6 Eibel, Traurige Gestalt Eine Scharlatanerie also? Oder anders gefragt: Worum ging (wie Anm. 1). es den Freiwirtschaftern? Was waren die Inhalte der Lehre, die sie vertraten? Hauptziel der Freiwirtschafter war eine stabile, sozial gerechte Marktwirtschaft. Im Gegensatz zu Karl Marx sahen sie die Wurzel von sozialer Ungerechtigkeit und Krieg nicht im Privateigentum an Produktionsmitteln, sondern in den seit der Französischen Revolution legitimierten leistungslosen Einkünften aus dem Boden- und Kapitalbesitz. Diese beiden «grossen Friedensstörer» sollten durch eine Reform des Geldes – namentlich durch die Einführung einer «umlaufgesicherten Währung», die jährlich einen Prozentsatz ihres Werts verliert – und des Bodenrechts – namentlich durch die Verstaatlichung des Bodens, der zu gleichbleibend günstigen Bedingungen an die Nutzer verpachtet würde – ausgeschaltet werden. Eine Verstaatlichung des Bodens und der Eingriff in das Verfügungsrecht von geldbesitzenden Personen oder Institutionen, deren Freiheit es bleiben soll, Geld anzulegen und zu horten, widersprechen der liberalen Gesellschaftsauffassung – und offensichtlich auch damals geltenden Gesetzen. In Österreich hatte Michael Unterguggenberger, Bürgermeister von Wörgl im Tirol, 1932 ein Experiment gestartet, das Silvio Gesells Idee einem Praxistest unterzog. Der Zeitzeuge Eduard

Vorwort 9

7 Siehe unten S. 29.

8 Wolfgang Uchatius: Das Wunder von Wörgl. In: Die Zeit, 22.12.2010, S. 22.

9 Ebd.

Waldburger im Text von Hanspeter Spörri verweist auf dieses Beispiel. 7 Unterguggenberger war per Zufall während des Ersten Weltkriegs mit Schriften von Gesell in Berührung gekommen. Nachdem die durch den New Yorker Börsenkrach im Oktober 1929 ausgelöste Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre auch Mitteleuropa und Österreich erreicht hatte und die Regierungen mit Sparen auf den Rückgang der wirtschaftlichen Gesamtleistung reagierten, beschloss Unterguggenberger, in seiner Gemeinde etwas zu tun, das die Wirtschaft ankurbeln sollte. Er führte Frei- oder Schwundgeld ein: «Damit es gültig bleibt, muss man jeden Monat eine Wertmarke auf den Schein kleben», heisst es in einem Artikel in der Wochenzeitung «Die Zeit» im Jahre 2010 über «Das Wunder von Wörgl».8 «Wer einen 10-Schilling-Schein über das Monatsende hinaus behalten will, muss für zehn Groschen eine Marke kaufen. Es ist dann eigentlich nur noch ein 9,90-Schilling-Schein.» Unter Wirtschaftstheoretikern wird dieses System mit den heutigen Negativzinsen verglichen. Heute wie damals stand die Frage im Raum, welche politischen Massnahmen eine krisengeschüttelte Wirtschaft wieder in Schwung bringen könnten. Die Freiwirtschafter predigten: Möglichst viele Menschen müssen möglichst oft Geld ausgeben. «Die Arbeitslosigkeit steigt weiter – in Österreich. In Wörgl sinkt sie. […] Das neue Geld sorgt für eine überraschende Einigkeit in Wörgl. Im Rest des Landes ringen Sozialdemokraten, Austrofaschisten und Nationalsozialisten um die Macht.»9 Nach 13,5 Monaten setzte die Österreichische Nationalbank dem Experiment ein abruptes Ende. Sie alleine darf Banknoten herausgeben. Im November 1933 fällte der österreichische Verwaltungsgerichtshof den Entscheid, dass das Wörgler Notgeld gegen das Gesetz verstosse. Die Erinnerung an das Währungsexperiment wird heute im Unterguggenberger Institut und im Heimatmuseum Wörgl aktiv gepflegt. Die Freiwirtschaftslehre ist eine Randerscheinung geblieben: in der Person von Hans Konrad Sonderegger und seiner Ausstrahlung hierzulande hat sie auch in unserer Geschichte Spuren hinterlassen. Mit diesen Worten kommen wir zum Dank, den wir zuallererst an Christof Wamister und Yves Demuth für ihre Beiträge im Thementeil des Jahrbuchs richten. Ebenfalls substantielle Inhalte geliefert hat der ehemalige Galerist und Sammler Hans Widmer, St. Gallen. Ihm verdanken wir den Abdruck der Originalblätter des Herisauer «Nebelspalter»-Redaktors Jakob Nef auf den Seiten 60, 61 (rechts), 72, 78, 80 und 81. Die Fotos auf den Seiten 24 und 26 (jeweils oben) hat René Sonderegger, Wolfhalden, beigesteuert, der Trogner Kunstschaffende Werner

10

Vorwort

Meier besorgte – einmal mehr – die Umschlaggestaltung und die Interviewpartner Eduard Waldburger, Hanspeter Walser und Max Krüsi erklärten sich bereit, über HKS und dessen Gesinnung Auskunft zu erteilen. Den zweiten Teil des Jahrbuchs haben die Verfasserin und die Verfasser von Nachrufen sowie die Chronisten René Bieri, Jürg Bühler, Martin Hüsler, Rolf Rechsteiner und Hanspeter Strebel gestaltet. Ihnen allen und den zahlreichen weiteren Personen, die zuhanden des dritten Jahrbuchteils Berichte, Statistiken, Listen, Protokolle und Buchbesprechungen beigesteuert haben, darunter auch den Vorstandsmitgliedern der AGG, Vreni Kölbener, Michel Peter und Max Frischknecht, danken wir für ihre Unterstützung. Und zu guter Letzt geht ein herzliches Dankeschön an die Appenzeller Druckerei AG in Herisau, insbesondere an Rolf Egger. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünschen wir viel Freude mit dem neuen Jahrbuch, verbunden mit dem Hinweis, dass das Archiv aller je erschienenen Ausgaben unter www.e-periodica.ch > Appenzellische Jahrbücher jetzt noch attraktiver präsentiert für Sie jederzeit verfügbar ist. Trogen und Teufen, im September 2016 Heidi Eisenhut, Leiterin Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden Hanspeter Spörri, Journalist, Vorstandsmitglied AGG

1. Die Brüder Sonderegger von Heiden

12

Die Brüder Sonderegger von Heiden

Hans Konrad Sonderegger Der erfolgreichste Gegner des Appenzeller Freisinns Yves Demuth

Das Verdikt der Stimmbürger Ausserrhodens an jenem Sonntag im Hochsommer 1934 war «eine Art Revolte gegen alles, was bisher im Ausserrhoder Ländchen führend war.»1 An jenem 22. Juli wurde erstmals ein nicht-freisinniger Kandidat in den Ständerat gewählt.2 Bis heute der Einzige3. Der Freiwirtschafter Hans Konrad Sonderegger von Heiden schlug seinen Kontrahenten von der Fortschrittlichen Bürgerpartei (FDP)4 im zweiten Wahlgang um 713 Stimmen überraschend klar.5 Der umstrittene Anwalt und Journalist erhielt 53,7 Prozent der Stimmen. Und dies, obwohl ihn nicht einmal die Sozialdemokraten unterstützt hatten6 und er als «Schwundgeldapostel» heftig bekämpft worden war.7 Sein Gegner, Kantonsratspräsident Arnold Altherr aus Speicher, überzeugte zwar die Wähler im Hinter- und Mittelland.8 Im Vorderland sowie in Herisau, Teufen und Urnäsch punktete jedoch der angriffige Aussenseiter Sonderegger, den die Appenzeller auch HKS oder Haka nannten. Sonderegger feierte seine Wahl am Sonntag mit Freunden, Freiwirtschaftern und Wählern in Heiden. Die Musikgesellschaft spielte auf, HKS dankte «dem Volke für seine Treue» und bat «alle Bürger weiter um Vertrauen». Die Männerchöre Harmonie und Frohsinn umrahmten seine Ansprache mit «gutgewählten, stimmungsvollen Vorträgen.» Die Kantonsbehörden blieben der Feier entgegen dem Brauch jedoch fern und überbrachten keine offizielle Gratulation. Unbeeindruckt davon fand am Abend die inoffizielle Nachfeier im Heidler Lindensaal statt. Vor dem Nachhausegehen stimmten die Männer unter freiem Nachthimmel das «Vaterlandslied» an.9 Dem Überraschungssieger sollte in den folgenden zehn Jahren eine steile nationale Politkarriere gelingen. Erst 1943 stoppte ein Landesverratsvorwurf Sondereggers Aufstieg abrupt, leitete seinen tiefen politischen Fall ein sowie seine gesellschaftliche Ächtung10 und führte 1944 zu seinem frühen und einsamen Tod. Wer war dieser talentierte Politiker, der es 1934 schaffte, dem Freisinn den Ständeratssitz zu entreissen – wenn auch nur für ein Jahr?

1 Die ausserrhodische Ständeratswahl. In: Appenzeller Zeitung vom 23.07.1934. 2 Amtsblatt des Kantons Appenzell A. Rh., Nr. 30, 25.07.1934, S. 463. 3 www.parlament.ch/de/ratsmitglieder (01.08.2016). 4 Die Freisinnig-demokratische Partei von Appenzell A. Rh. nannte sich von 1918–1946 Fortschrittliche Bürgerpartei. Siehe bei Walter Schläpfer: Appenzeller Geschichte, Bd. 2. Appenzell Ausserrhoden von 1597 bis zur Gegenwart. Herisau 1972, S. 593 und 617. 5 Amtsblatt des Kantons Appenzell A. Rh. (wie Anm. 2): 10 083 Männer mit zurückgelegtem 20. Altersjahr stimmten ab, die Wahlbeteiligung lag bei 75 Prozent: Sonderegger erhielt 4833 Stimmen, Altherr 4120 Stimmen, 42 Stimmen gingen an andere Kandidaten, 790 Männer legten leer ein, 298 Wahlzettel waren ungültig. Stimmberechtigt waren 13 444 Männer. 6 Die Sozialdemokraten beschlossen Stimmfreigabe. Ständeratswahl. In: Säntis, Volksblatt für den Kanton Appenzell und dessen Umgebung. Amtliches Publikationsorgan für die Gemeinde Teufen, 19.06.1934.

7 Alfred Bollinger war in Personalunion Redaktor der freisinnigen Appenzeller Zeitung und Aktuar der freisinnigen Kantonalpartei. Niemand habe «mit grösserem Engagement in seiner Zeitung gegen Sonderegger gekämpft» als er, schreibt Walter Schläpfer: PresseDer Weg zur Mission geschichte des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Herisau 1978, S. 235. Pfarrer Sonderegger – Artikel zum Wahlkampf: Ein letzHans Konrad Sonderegger wurde am 10.  Oktober 1891 in Hei- tes Wort zur Ständeratswahl. In: den als sechstes Kind geboren. Sein Vater Wilhelm Sonderegger Appenzeller Zeitung, 20.06.1934. war Regierungsrat, Lehrer und Journalist beim Appenzeller An- Kampf der Schwundgeldwirtschaft.

Die Brüder Sonderegger von Heiden 13

In: Appenzeller Zeitung, 18.07.1934. Gesells Freiwirtschaftslehre im Lichte der Kritik. In: Appenzeller Zeitung, 20.07.1934. Saubere Politik! In: Appenzeller Zeitung, 21.07.1934. 8 Siehe Amtsblatt (wie Anm. 2 u. 5). 9 Feier zu Ehren Dr. Sondereggers in Heiden. In: Säntis, 24.07.1934. 10 «Die Heidler haben einen nicht mehr gegrüsst. Das ist schlimm gewesen.» Die Affäre sei eine «wahnsinnige Belastung für die ganze Familie» gewesen. – Interview mit Hans Konrad Sonderegger jun. vom 23.06.2006. In: Yves Demuth: Der «Fall Sonderegger». Von der Affäre um den ersten freiwirtschaftlichen Bundespolitiker H. K. Sonderegger 1943. Lizentiatsarbeit Freiburg 2007 [Typoskript, u.a. in Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden], S. 166. 11 Siehe den Beitrag von Christof Wamister in diesem Band, S.82–100. 12 Silvio Gesell: Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld. Les Hauts Geneveys 1916. 13 Demuth, Der Fall Sonderegger (wie Anm. 10), S. 12–14. 14 Hanspeter Spörri: Kämpferische Zeiten. Wie der Wille zur freien Meinung radikalisiert. In: Gottlieb F. Höpli u.a. (Hrsg.): Teufen. St. Gallen 2014, S. 92–106, hier S. 92–101. 15 Annina Belz-Sonderegger: Erinnerungen an meinen Vater HKS. In: Schweizer Jahrbuch für Politik und Kultur 1970, S. 20–48, hier S. 27. 16 Die Amtsblätter des Kantons Appenzell A. Rh. 1930–1934 vermelden auffällig oft Konkurse in den Berufsgruppen Sticker, Landwirte, Weber und Wirte. Betroffen waren auch zahlreiche andere Berufe wie Metzger, Handlanger, «Witwe», Taglöhner, Hausierer, Fabrikant, Mechaniker, Naturarzt, Fuhrhalter, Coiffuremeister, Pächter oder Schmiedmeister.

zeiger, seine Mutter war Susanna Sonderegger-Rhyner. Von den acht Geschwistern Oswald, Wilhelm, Emma, Susi, Anneli, Hans Konrad, René und Heinrich machte insbesondere sein acht Jahre jüngerer Bruder René als Frontenführer und Verleger von sich reden.11 Sonderegger besuchte von 1907–1911 die Kantonsschule Trogen und studierte anschliessend Theologie an der Universität Basel und während zweier Semester in Marburg, Deutschland. Nach der Beendigung seines Studiums nahm er 1916 eine Stelle als protestantischer Pfarrer in den romanischen Gemeinden Lavin und Guarda im Unterengadin an. Binnen kürzester Zeit lernte HKS ladinisches Romanisch. Er predigte in dieser Sprache und verfasste ladinische Zeitungsartikel. In Lavin lernte er auch seine Frau Maria Clavuot kennen, die einem wohlhabenden Bauerngeschlecht entstammte. Zusammen hatten sie vier Kinder. Dr. Sonderegger Die Bekanntschaft mit dem Freiwirtschafter und Lebensreformer Werner Zimmermann (1893–1982) veränderte das Leben des jungen Pfarrers nachhaltig. Er verschlang das Begründungswerk der Freiwirtschaftslehre, Silvio Gesells «Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld»12, und erkannte darin ein neues Evangelium. Der 29-Jährige fühlte sich im Gewand des protestantischen Pfarrers zunehmend unwohl und wollte politisch wie publizistisch aktiv werden. So entschloss er sich 1920 zu einem zweiten Studium der Rechtswissenschaften, das er nach drei Jahren mit einem Doktortitel abschloss.13 1924 siedelte Sonderegger mit seiner nur romanisch sprechenden Familie nach Teufen über. Er arbeitete als Anwalt, schrieb für die Lokalzeitung «Säntis» und mischte sich in die lokale und kantonale Politik ein.14 1926 wurde er Gemeinderat und Mitredaktor der Zeitung «Landschäftler» in Liestal. Von Teufen aus sendete er gepfefferte Leitartikel nach Baselland, die ihn dort bekannt machten. 1927, nach der Geburt des vierten Kindes, zog die Familie Sonderegger nach Heiden in die frühere Dépendance des Hotels Freihof, die «Rose», und HKS eröffnete dort erneut eine Anwaltskanzlei.15

Die Wirtschaftskrise ebnet das Terrain

Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung Der Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 1929 und der überbewertete Franken verschärften die Situation der bereits seit Jahren kriselnden Ausserrhoder Textilindustrie. Die Arbeitslosigkeit stieg nochmals an, die Bevölkerung schrumpfte und zahlreiche Kleinbauern und Heimweber mussten Konkurs anmelden.16 Die Stickereiindustrie sowie die Plattstich- und Seiden-

14

Die Brüder Sonderegger von Heiden

beuteltuchweberei kämpften gegen einen massiven Absatzeinbruch. Zwischen 1930 und 1934 schlossen jährlich acht bis zwölf Ausserrhoder Textilbetriebe ihre Tore. Das rief «Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung» hervor.17 Die Kantonsregierung begegnete der Krise mit einem noch haushälterischeren Umgang mit den knappen finanziellen Mitteln und mit besorgten Worten.18 Die zahlreichen Betroffenen warfen der tonangebenden Fortschrittlichen Bürgerpartei vor, nichts gegen die Krise zu unternehmen.19 Sondereggers Vorstösse im Kantonsrat für eine «angemessene» Senkung des Zinses für die Dauer der Wirtschaftskrise bei den «bedrückten Schuldnern»20 oder für die Begrenzung des Zinses bei grundstückbesicherten Schuldscheinen (Appenzellerzedel) auf vier Prozent21 fanden im Kantonsparlament kein Gehör. Die Ablehnung seiner populären Krisenrezepte prangerte Sonderegger als Redaktor an. Unter dem Kürzel «Dr. S.» berichtete er im «Säntis», dem «Volksblatt für den Kanton Appenzell und dessen Umgebung», mit spitzer Feder über die Machtspiele innerhalb der dominierenden Fortschrittlichen Bürgerpartei, kritisierte internationale Ereignisse wie die Machtergreifung der Nationalsozialisten oder regte sich masslos auf über die in seinen Augen konzeptlose Krisenpolitik des Bundesrates. Diese zu korrigieren mittels freiwirtschaftlichen Rezepten war sein vornehmlichstes Ziel, weshalb er auch im Kantonsrat erfolglos eine Intervention der Kantonsregierung in Bern forderte.22 Ungestümer Drang zur Macht HKS brachte zu Beginn der 1930er Jahre das Machtgefüge im krisengeschüttelten Ausserrhoden ins Wanken. Als angriffiger und kämpferischer Politiker, talentierter Journalist und feuriger Volksredner erregte er Aufsehen. Der kluge Schreiber griff mit heftigen Leitartikeln seine Gegner auf kantonaler wie nationaler Ebene frontal an. Zwar blieben seine Salven nicht ungehört, doch HKS wollte nicht nur kritisieren, sondern seine Ideen umsetzen und drängte deshalb an die Schalthebel der Macht. «Selbstverständlich» hatte Sonderegger «nicht die Geduld, ruhig zu warten, bis er nach den damaligen Vorstellungen der Parteigremien für ein kantonales Amt alt genug war.»23 Statt des angestrebten Regierungsratssitzes, den er bloss knapp verpasste, eroberte Sonderegger an der Landsgemeinde von 1929 einen Sitz im Obergericht. Diesen gab er aber bereits 1932 wieder ab.24 1931 nahm er auf der «Unabhängigen Liste» erfolglos an den Nationalratswahlen teil, woraufhin er im «Säntis» ankündigte, der Appenzeller Politik künftig fern zu bleiben. Doch bereits 1933 liess sich Sonderegger in den Kantonsrat abordnen, und an der Landsgemeinde 1934 war er erneut erfolgloser Regierungsratskandidat.25

17 Walter Schläpfer: Wirtschaftsgeschichte des Kantons Appenzell Ausserrhoden bis 1939. Gais 1984, S. 400–419. 18 «So erfüllt uns [...] die schwierige Lage von vielen unserer Kleinbauern, welche auf die Heimindustrie angewiesen sind, mit grosser Sorge», sagt Landammann Walter Ackermann im Kantonsrat am 1. Juni 1934. Siehe Amtsblatt des Kantons Appenzell A. Rh., Nr. 23, 06.06.1934, S. 349. 19 Ebd. 20 Amtsblatt des Kantons Appenzell A. Rh., Nr. 14, 04.04.1934, S. 177. 21 Amtsblatt des Kantons Appenzell A. Rh., Nr. 5, 31.01.1934, S. 71f.

22 Amtsblatt des Kantons Appenzell A. Rh., Nr. 49, 06.12.1933, S. 682f.

23 Schläpfer, AG II (wie Anm. 4), S. 607. 24 Archiv für Zeitgeschichte (AfZ), Nachlass Sonderegger, 1 Biographie.

25 Ebd., 1.1 und 2.2. – Siehe auch Schläpfer, AG II (wie Anm. 4), S. 606–609.

Die Brüder Sonderegger von Heiden 15

Mit Feuereifer für die Freiwirtschaft

26 Freiwirtschaftliches Archiv, c/o Claude Million, Breisacherstrasse 25, 4057 Basel. Akten Schwarz. Mitgliedsverzeichnisse 1933–1935. Liste der Ortsgruppenvorstände des SFB vom Februar 1934. 27 Präsident Viktor Bischof. 28 Präsident Ernst Rutz. 29 Präsident Ernst Niederer, Elektriker. 30 Präsident Jakob Sturzenegger, Stickfachlehrer. 31 Präsident Johannes Eisenhut, Landwirt. 32 Präsident Heinrich Rohner. 33 Präsident Hans Mittelholzer, Schneidermeister. 34 Präsident Eugen Ilg, Kaufmann. 35 Präsident G. Luder, Zahnarzt. 36 Präsident Christian Hitz. 37 Präsident H. Spross, Lehrer. 38 Freiwirtschaftliches Archiv (wie Anm. 26). Korrespondenz mit den Ortsgruppen in Ausserrhoden. 39 Archiv für Zeitgeschichte (AfZ), Nachlass Sonderegger, 1 Biographie.

Freiwirtschafter im Appenzellerland Sonderegger konnte in Appenzell Ausserrhoden auf eine grössere Gruppe von freiwirtschaftlichen Bundesgenossen zählen. 1934 existierten in der Schweiz 104 Ortsgruppen des Schweizer Freiwirtschaftsbundes26. Neun davon lagen im Ausserrhoder Vorderland (Grub27, Heiden28, Lachen-Walzenhausen29, Lutzenberg30, Rehetobel31, Reute, Wald32, Wienacht-Tobel33 und Wolfhalden34), eine im Mittelland (Teufen35) und zwei im Hinterland (Herisau36, Urnäsch37). Nur in den Kantonen Bern, Zürich und St.  Gallen gab es noch mehr freiwirtschaftliche Ortsgruppen, in Innerrhoden keine einzige. Die kleinste Ortsgruppe in Waldstatt hatte vier Mitglieder, die grösste in Heiden 45. Besonders zahlreich vertreten waren Landwirte, Sticker und Seidenweber. Aber auch Handwerker, Lehrer, kaufmännische Angestellte, technische Zeichner, Architekten, Post- und Bahnbeamte, Wirte oder vereinzelte Arbeiter machten in den Ausserrhoder Ortsgruppen mit.38 Dennoch waren die Freiwirtschafter in Ausserrhoden eine Gruppe von Aussenseitern, die lange belächelt wurden. Von Bürgerlichen und von Sozialdemokraten bekämpft Das Gefühl, von den bürgerlichen Eliten nicht gebührend ernst genommen zu werden, hatte Sonderegger bereits in jungen Jahren. Dass die bürgerliche Zeitung «Fögl d’Engadina» seine freiwirtschaftlichen Artikel sehr zurückhaltend aufgenommen hatte, verstand er als grosse Ungleichbehandlung. HKS sah in der liberalsozialistischen Freiwirtschaftslehre die einzig richtige Methode zur Lösung der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre und wurde zu einem der prominentesten Vertreter dieser Ideologie. Formell trat Sonderegger 1931 dem Schweizerischen Freiwirtschaftsbund SFB bei.39 Dieser wurde sowohl von den Sozialdemokraten wie von den Bürgerlichen bekämpft. Die Freiwirtschafter glaubten, mit einem Schwundgeld-System (Freigeld) und einer Bodenreform (Freiboden) den Konjunkturverlauf verstetigen zu können und damit Krisen und Booms aus der Welt zu schaffen. Sie forderten, dass die Banknoten kontinuierlich an Wert verlieren sollten. Je länger ein Geldschein im Umlauf wäre, desto geringer sollte sein Nennwert sein. Diese künstliche Deflation sollte dazu führen, dass niemand Geld hortete und die Wirtschaft durch stetigen Konsum im Gleichgewicht gehalten würde. Geld sollte zum reinen Zahlungsmittel werden und nicht mehr zum Sparen taugen. Der Zins würde abgeschafft und die Schuldner entlastet. Um zu verhindern, dass Vermögende ihr Geld wegen der Zinsabschaffung in Boden und Immobilen investierten, wollten die Freiwirtschafter gleichzeitig den Boden verstaatlichen. Grundeigentum sollte nur vom Staat

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gepachtet werden können. In einer auf Wettbewerb ausgerichteten zinsfreien Wirtschaft würde jeder, der genug fleissig ist, sein gerechtes Einkommen finden, so die Theorie. Im Aufwind nach Abwertung des Frankens Als erstes wollten die Schweizer Freiwirtschafter den Goldstandard des Schweizer Frankens aufheben, dadurch die zu starke Währung abwerten und der Exportindustrie zu mehr Aufträgen verhelfen. Sie versprachen sich davon die Überwindung der Krise. Der Bundesrat hielt jedoch lange am überbewerteten Franken fest und setzte auf eine Abbaupolitik, die zu Lohn- und Preissenkungen führte. Kleinlandwirte und Heimweber verdienten dadurch bei gleichem Arbeitsaufwand weniger, während ihre Schulden gleich hoch blieben. Die Abwertung des Frankens war deshalb eine populäre Forderung, die den Freiwirtschaftern erheblichen Zulauf bescherte in Gebieten mit exportabhängigen Kleinproduzenten wie Ausserrhoden oder Baselland. Im Nachhinein haben die Freiwirtschafter in diesem Punkt Recht bekommen. Mit der Aufgabe des Goldstandards durch den Bundesrat am 26. September 1936 wertete sich der Franken um rund 30 Prozent ab und die Wirtschaft begann sich zu erholen. Die Abkehr vom Goldstandard feierten die Freiwirtschafter als Beleg für die Richtigkeit ihrer gesamten Theorie.40 40 Markus Schärrer: Geld- und BoIm Visier der Behörden In den 1930er Jahren trugen der Freiwirtschaftsbund und die Nationalbank unzimperliche verbale Gefechte aus. Sonderegger forderte etwa von Bundesrat und Finanzminister Jean-Marie Musy eine Konferenz zur Abwertung des Schweizer Frankens mit Teilnahme von Freiwirtschaftern.41 Gottlieb Bachmann, Präsident des Nationalbank-Direktoriums, lehnte ein Treffen mit Freiwirtschaftern jedoch vehement ab. Er rief den Bundesrat 1933 gar dazu auf, die Freiwirtschaftslehre für verfassungswidrig zu erklären und Freiwirtschafter für ihre Verbalattacken gegen die Nationalbank hart zu rügen. Bachmann versuchte, die Bundesanwaltschaft gegen den Freiwirtschaftsbund vorgehen zu lassen, was diese jedoch ablehnte.42 Hingegen verhängte die Bundesanwaltschaft Einreisesperren gegen die zwei populären österreichischen Freiwirtschafter Michael Unterguggenberger und Johannes Ude.43 Sonderegger profilierte sich in diesen Jahren als mitreissender Redner an den immer häufiger stattfindenden Massenveranstaltungen und Vortragsabenden in der Deutschschweiz. Der Freiwirtschaftsbund SFB erfuhr ab 1933 zeitgleich mit den frontistischen Bewegungen eine erhebliche Vergrösserung des Sympathisantenkreises und steigerte seine Aktivitäten merklich. Die Jugendorganisation Inwo44 entstand, Sonderegger gründete

denreform als Brücke zum sozialen Staat. Die Geschichte der Freiwirtschaftsbewegung in der Schweiz (1915–1952). Zürich 1983, S. 228– 232.

41 Archiv für Zeitgeschichte (AfZ), Nachlass Sonderegger, 4.2.496 Brief Sonderegger an Musy vom 21.04.1933.

42 Demuth, Der Fall Sonderegger (wie Anm. 10), S. 24f. 43 Ebd.

44 Ebd. – Aus dem 1932 im Kantonalverband Zürich gegründeten «Jugendbund für eine natürliche Wirtschaftsordnung (Inwo)» entstand eine freiwirtschaftliche Jugendbewegung.

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45 Die Freischaren waren frontistischen Gruppierungen nachempfunden. Sie schworen dem nationalen «Freischarenführer» Sonderegger Gehorsam und sollten die kämpferische Vorhut der Freiwirtschaft bilden. Tatsächlich umfassten die Freischaren jedoch bloss die besonders aktiven SFB-Mitglieder der einzelnen Ortsgruppen, die sich um administrative und organisatorische Belange kümmerten. – Demuth, Der Fall Sonderegger (wie Anm. 10), S. 23. 46 Schärrer, Geld- und Bodenreform (wie Anm. 40), S. 158–163. 47 Archiv für Zeitgeschichte (AfZ), Nachlass Sonderegger, 4.2.498 Brief Sonderegger an Herrmann Obrecht vom 09.09.1935.

48 Amtsblatt des Kantons Appenzell A. Rh., Nr. 44, 30.10.1935, S. 642: Stimmberechtigte: 13 611, eingegangene Wahlzettel: 10 584, Stimmbeteiligung: 77,76 Prozent, absolutes Mehr: 5010, Ackermann: 5102 Stimmen, Sonderegger 4803 Stimmen, Andere 113 Stimmen, leer 546 Stimmzettel, ungültig 20 Stimmzettel. 49 Ebd. 50 Schläpfer, AG II (wie Anm. 4), S. 608. Amtsblatt des Kantons Appenzell A. Rh. (wie Anm. 48), S. 640f.

51 Nach der Wahl. In: Säntis, 01.11.1935. 52 Nicht ganz freiwillig; siehe Spörri, Kämpferische Zeiten (wie Anm. 14), S. 100.

53 Zur Einführung. In: Der Demokrat, 21.03.1936.

freiwirtschaftliche Freischaren45, das ehemalige kleine SFBGrüppchen wurde zu einer ansehnlichen Organisation.46 Im bürgerlich dominierten Ständerat erregte Sonderegger mit seinen freiwirtschaftlichen Ausführungen zwar erhebliches Aufsehen. Seine Vorstösse blieben indes erfolglos. Von der politischen Einflussnahme blieb der fraktionslose Sonderegger trotz intensiven Bemühungen ausgeschlossen. Zwar wurde ihm von Bundesrat und Volkswirtschaftsminister Herrmann Obrecht Anfang September 1935 in einer Unterredung einiges Verständnis für seine Ideen entgegengebracht, doch blieben das Gespräch und ein darauf folgender Briefwechsel ohne Resultat.47

Polemik und Politik

Nach einem Jahr abgewählt Das Festhalten am Goldstandard und überbewerteten Franken verlängerte die Wirtschaftskrise. Das half dem aggressiven Nationalbankkritiker Sonderegger zwar, dennoch verpasste er die Wiederwahl als Ständerat am 27.  Oktober 1935 um 299 Stimmen.48 Sonderegger hatte bereits nach einem Jahr erneut antreten müssen, da er 1934 bei einer ausserordentlichen Ersatzwahl gewählt worden war. Der populäre Landammann Walter Ackermann schaffte mit 50,9 Prozent Wähleranteil den Sprung in den Ständerat im ersten Wahlgang.49 Den Freisinnigen gab der knappe Sieg zu denken. So fand bei den gleichzeitig stattfindenden Nationalratswahlen ein Linksrutsch statt: Neun Ausserrhoder Gemeinden stimmten mehrheitlich sozialdemokratisch, die Liste der Freiwirtschafter und Sozialdemokraten war nahezu gleich stark wie die Liste der Fortschrittlichen Bürgerpartei. Sozialdemokraten und FDP behielten je einen Nationalratssitz.50 Erfolg mit eigener Zeitung Der Demokrat Sonderegger führte seine knappe Abwahl auf das «Geschrei gegen den bösen Freiwirtschafter» zurück, meinte jedoch, er sei «wie eine Katze auf die Füsse gefallen»51. Klein Beigeben war seine Sache nicht. Einen Monat später gab er seine redaktionelle Tätigkeit für den «Säntis» auf52 und gründete 1936 in Heiden seine eigene Zeitung «Der Demokrat». In der Erstausgabe vom 21. März 1936 umriss Sonderegger das Ziel seiner Publikation: Die politische Demokratie habe ihre ursprüngliche Freiheit dem Geld geopfert und sei eine «unpersönliche Aktiengesellschaft geworden, die den Nutzniessern der Macht reiche Erträge an Gütern und Ehren» abwerfe «und das Volk in der Krise verkommen» lasse. Dies gelte es zu bekämpfen, und die sinnentleerten Grundgedanken der Demokratie, der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit wieder zu füllen.53 Der ehe-

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malige Pfarrer bezeichnete den «Demokrat» später als «meine Kanzel».54 In seinem freiwirtschaftlichen Blatt mit Ausserrhoder Lokalteil teilte er kräftig aus und wurde im Gegenzug heftig attackiert. Die NZZ rechnete beispielsweise mit ihm unter dem Titel «Eine traurige Gestalt» ab: Der «Demokrat» aus Heiden und der «Landschäftler» aus Liestal seien zum «Tummelplatz» des «Wunderdoktors» mit «demagogischem Temperament» verkommen, den «Freigeldapostel» zeichne «Hemmungslosigkeit und Überheblichkeit» aus.55

54 Archiv für Zeitgeschichte (AfZ), Nachlass Sonderegger, 4.2.483 Brief Sonderegger an Konrad Ilg vom 17.07.1941.

Überraschende Wahl zum Nationalrat im Baselbiet HKS betätigte sich nach seiner Abwahl als Ständerat zwar weiterhin als Anwalt, doch seine Haupttätigkeit war der Journalismus mit Fokus auf die Verbreitung freiwirtschaftlicher Reformideen. In den von Hitler stark beeinflussten 1930er Jahren trat er energisch für liberale Werte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit ein. Die faschistischen und kommunistischen Diktaturen als politische Systeme bekämpfte Sonderegger vehement.56 Die Novemberpogrome («Reichskristallnacht») verurteilte er aufs Schärfste57, die erste Grenzschliessung für Flüchtlinge nannte er eine «Schande für die Schweiz».58 HKS betrachtete jedoch den Nationalsozialismus in wirtschaftlichen Belangen als innovativ und lobte die Arbeitsbeschaffungsmassnahmen Hitlers.59 Von seinem irrlichternden Bruder René distanzierte er sich jedoch deutlich.60 Sein mit missionarischem Eifer verfolgtes Hauptthema war indes die Einführung einer freiwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung. «Der Demokrat» wurde binnen eines Jahres zur zweitgrössten Zeitung des Kantons und entfaltete seine Wirkung über die Kantonsgrenzen hinaus.61 Politisch bewahrte sich Sonderegger innerhalb des Freiwirtschaftsbunds eigene Positionen, näherte sich punktuell dem Landesring der Unabhängigen von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler an und befreundete sich mit den linksfreisinnigen Demokraten.62 Wiederwahlchancen rechnete sich Sonderegger 1939 sowohl im Baselbiet wie in Appenzell Ausserrhoden aus. In Ausserrhoden kandidierte er erneut für den Ständerat – trotz Unterstützung von Sozialdemokraten, Gewerkschaften und den freien Demokraten erfolglos.63 Walter Ackermann verwies Sonderegger mit 6683 zu 3083 Stimmen klar auf den zweiten Platz.64 Bei den Nationalratswahlen von 1939 schnitt der Freiwirtschaftsbund in den meisten Kantonen ähnlich kläglich ab wie vier Jahre zuvor.65 In Baselland aber gewann Sonderegger ein Nationalratsmandat.66 Dem brillanten Redaktor, der nie im Baselbiet wohnte, gelang es, eine Lesergemeinde aufzubauen, die seine politische Meinung schätzte.67 Als charismatischer Führer der Baselbieter Bewegung war HKS zudem seit 1932 einer der Stammredner an freiwirtschaftlichen

58 Das Unbegreifliche. In: Der Demokrat, 25.08.1938. Die Massnahme bedeute «die vollständige Preisgabe des schönsten und edelsten Grundgedankens der Schweiz, die Preisgabe der Menschlichkeit und des Asylrechtes.» Damit nehme die Schweiz die «Schande auf sich […], Helfershelfer der deutschen Barbarei und der fürchterlichsten Menschenverfolgung unserer Zeit zu sein.» Bis 1943 revidierte Sonderegger jedoch seine Haltung in der Flüchtlingsfrage in wesentlichen Punkten und vertrat, wie zahlreiche andere Politiker und Parteien, einen tendenziell versöhnlichen Kurs mit dem mächtigen, nationalsozialistischen Regime. Vgl. Demuth, Der Fall Sonderegger (wie Anm. 10), S. 42.

55 Eine traurige Gestalt. In: NZZ, 15.10.1936, Morgenausgabe. 56 National-Bolschewismus. In: Der Demokrat, 23.07.1938. 57 Barbaren. In: Der Demokrat, 12.11.1938.

59 Zeichen der Zeit. In: Der Demokrat, 10.05.1938. 60 Umfall oder Abrechnung. In: Der Demokrat, 20.07.1940. Archiv für Zeitgeschichte (AfZ), Nachlass Sonderegger, 1.1.1 Brief H. K. Sonderegger an René Sonderegger vom 19.06.1940. – Siehe auch den Beitrag von Christof Wamister in diesem Band, S. 82–100. 61 Schläpfer, Pressegeschichte (wie Anm. 7), S. 243. 62 Demuth, Der Fall Sonderegger (wie Anm. 10), S. 36. 63 Der Seidenweber. In: Der Demokrat, 24.10.1939. 64 Schläpfer, AG II (wie Anm. 4), S. 608. 65 Wähleranteile freiwirtschaftlicher Listen der Nationalratswahlen

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1935: 2,7% Zürich, 2,5% Bern, 3,0% Basel-Stadt, 11,3% Basel-Landschaft (ohne Sonderegger). 1939: 2,7% Zürich, 2.7% Bern, keine Teilnahme in Basel-Stadt, 16,7% Basel-Landschaft. Siehe Bundesblatt 1935 II, S. 679– 753 und Bundesblatt 1939 II, S. 675– 731. Schärrer, Geld- und Bodenreform (wie Anm. 40), S. 145–277.

Versammlungen, die wie in Appenzell Ausserrhoden oft mehrere Hundert Besucher anzogen.68 Die freiwirtschaftliche Liste mit Sonderegger an der Spitze erzielte hinter der sozialdemokratischen und der freisinnigen am drittmeisten Stimmen.69 Der populäre Volkstribun und Verleger Sonderegger war auf dem Zenit seiner Macht angelangt.

66 Ebd.

Tiefer Fall und tragischer Tod

67 Sibylle Rudin-Bühlmann: Und die Moral von der Geschicht’, Parteiparole halt ich nicht. Parteigründungen im Baselbiet zwischen 1905 und 1939. Liestal 1999 (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel-Landschaft 71), S. 449.

Machteroberungsgelüste im Bundeshaus Im Nationalrat knüpfte Sonderegger Kontakte zu ähnlich gesinnten Politikern, blieb aber als einziger Freiwirtschafter isoliert. Sein grosses Interesse weckten die Bundesratsersatzwahlen vom Juli 1940. HKS sah in diesen Wahlen die einmalige Chance für eine machtpolitische Wende. Zwischen Juni und Juli 1940 versuchte er hierfür Allianzen zu schmieden und wandte sich an seinen freiwirtschaftlichen Gesinnungsfreund Werner Schmid, an den SP-Nationalrat Robert Bratschi und an Andreas Gadient, Nationalrat der Bündner Demokraten.70 Sein Plan: Die Bundesräte Rudolf Minger (BGB, Bern) und Johannes Baumann (FDP, Appenzell Ausserrhoden) durch öffentlichen Druck zum Rücktritt zwingen und als Nachfolger Bratschi, Gadient oder sich selbst ins Amt hieven. Mit der publizistischen Kraft der Presseorgane der drei Parteien sei dies möglich, glaubte Sonderegger. Nach dem Zusammenbruch Frankreichs und der anpasserischen Rede des Bundesrats Ende Juni wurden Sondereggers Pläne noch radikaler. Nur er selbst wäre geeignet, ein umgebildetes «Kabinett» anzuführen.71 Nur ein per Dekret regierender «Diktator HKS», wie sich Sonderegger in Anführungszeichen nannte, könne jetzt die Unabhängigkeit der Schweiz wahren – dank freiwirtschaftlichen Reformen und wirtschaftlichen Konzessionen gegenüber Deutschland und Italien.72 Die drei Briefempfänger nahmen Sondereggers Ideen nicht sonderlich ernst und antworteten ablehnend oder gar nicht. Sondereggers Machtergreifungsfantasien waren kein Einzelfall: Der Historiker Jakob Tanner bezeichnet das Jahr 1940 als «labilstes» Jahr der modernen Schweiz nach 1918, ein Jahr mit «defätistischen Tendenzen und verschwörerischen Bestrebungen».73 Exponenten des Gotthardbunds, einer Gruppe von Männern verschiedener politischer Richtungen und geistiger Strömungen, mehrheitlich aus dem grossbürgerlichen Milieu unter explizitem Ausschluss von Juden und Freimaurern, forderten beispielsweise in einem Briefentwurf an den Bundesrat die Absetzung zweier Bundesräte.74 Die Verfasser der «Eingabe der 200» diskutierten an einer Versammlung im Juli 1940, ob «über Druck und eventuelle Gewaltmittel» neue Bundesräte eingesetzt werden könnten.75

68 Schärrer, Geld- und Bodenreform (wie Anm. 40), S. 229. 69 Bundesblatt 1939 II, S. 706–709. 70 Archiv für Zeitgeschichte (AfZ), Nachlass Sonderegger, 2.4.1 Brief Sonderegger an Bratschi vom 13.06.; Bratschi an Sonderegger vom 17. und 24.06.; Sonderegger an Schmid vom 02. und 30.07. sowie 01.08.; Sonderegger an Gadient vom 04.07.; Schmid an Sonderegger vom 28. und 31.07.1940. 71 Archiv für Zeitgeschichte(AfZ), Nachlass Sonderegger 2.4.1 Brief Schmid an Sonderegger vom 28. und 31.07.; Sonderegger an Schmid vom 30.07. und 01.08.1940. 72 Ebd. 73 Jakob Tanner: «Die Ereignisse marschieren schnell». Die Schweiz im Sommer 1940. In: Geschichte und Gesellschaft, Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft, Sonderheft 19: Strukturen und Ereignis. 2001, S. 257–285, hier S. 259. 74 Christian Werner: Für Wirtschaft und Vaterland. Erneuerungsbewegungen und bürgerliche Interessengruppen in der Deutschschweiz 1928–1947. Zürich 2000, S. 260–281. 75 Tanner, Ereignisse (wie Anm. 73), S. 274f.

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Landesverrats-Vorwurf führt zu heftiger Schlammschlacht Der heisse Sommer ging vorüber und die Schweiz arrangierte sich mit den Achsenmächten, ohne dass es zu einem Machtwechsel kam. Für Sonderegger blieben alte Feinde bestehen: Nationalbank-Direktor Gottlieb Bachmann gelangte zwischen 1941 und 1942 mehrmals an Justizminister Eduard von Steiger, um ihn für ein juristischen Vorgehen gegen die «Freigeldler» zu gewinnen – ohne Erfolg.76 Doch neue Feinde kamen hinzu: Sonderegger liess sich von der Parteileitung des Schweizerischen Freiwirtschaftsbunds SFB immer weniger sagen, was einstige Parteifreunde wie Werner Schmid wütend machte. Die Umgestaltung der SFB-Zeitung «Freies Volk» fasste HKS als Angriff auf seinen «Demokrat» auf, woraufhin im Bundesvorstand die Fetzen flogen. Erst drohte Sonderegger mit Austritt, dann wollte ihn der Bundesvorstand loswerden.77 Werner Schmid las an der Delegiertenversammlung der Freiwirtschafter 1942 aus den erwähnten Briefen des Jahres 1940 vor, um Sonderegger als Antidemokraten zu brandmarken und seinen Parteiausschluss zu erwirken. HKS verteidigte sich eloquent und die Delegierten wählten sowohl Schmid als auch Sonderegger aus dem Vorstand ab, der Machtpoker blieb vorerst unentschieden.78 Im März 1943 übergab Schmid schliesslich die Briefe dem Chef der Bundespolizei – in der Hoffnung, Sonderegger damit zu erledigen und eine Spaltung des Freiwirtschaftsbundes zu verhindern.79 Sonderegger trat in der Folge aus dem Freiwirtschaftsbund aus. Im Juni gelangten die Briefe an die Presse und Sonderegger wurde als Landesverräter medial hingerichtet. Die Mehrzahl der Zeitungen geizte nicht mit Häme und Beleidigungen, nannte Sonderegger einen Putschisten, Umgefallenen oder Frontistenfreund und forderte seinen Rücktritt und seine juristische Verurteilung.80 Andere verteidigten ihn, so der Appenzeller Major Hans Hausamann, der im gleichen Zug den angeblich wahren Schuldigen, den anpasserischen Bundesrat Marcel Pilet-Golaz, attackierte.81 HKS beteuerte seine Aufrichtigkeit, verteidigte sich ausführlich im «Demokrat», verzichtete zwar vorübergehend auf die Teilnahme an der Nationalratssession, lehnte einen Rücktritt aber klar ab.82 Die Affäre nahm ihn stark mit, auch wenn ihn die Ortsgruppen in Ausserrhoden und in Baselland stützten. Der Höhepunkt: Justizminister Eduard von Steiger las im Nationalrat in ironischem Ton aus den Briefen vor und gab Sonderegger damit der Lächerlichkeit preis, ohne dass dieser ans Rednerpult treten und sich verteidigen konnte.83 Die Bundespolizei hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Entwarnung gegeben und festgestellt, dass Anhaltspunkte dafür, dass eine rechtswidrige Umbildung des Bundesrats beabsichtigt gewesen wäre, nicht vorlägen.84 Auch Bundesanwalt Franz

76 Schweizerisches Bundesarchiv (CH-BAR), E 4001(C), Akz. -/1, Aktenzeichen 0315, Bd. 221, Freies Volk, Angriffe gegen die Nationalbank. 77 Schärrer, Geld- und Bodenreform (wie Anm. 40), S. 277–282. Archiv für Zeitgeschichte (AfZ), Nachlass Sonderegger, 2.5.1 Vorträge, «Weissbuch Schmids zu den Streitigkeiten», Zusammenstellung der Korrespondenz unter den Bundesvorständen. 78 Archiv für Zeitgeschichte (AfZ), Nachlass Sonderegger, 2.4.2 Akten zur Untersuchung der Bundesanwaltschaft, Einvernahmeprotokoll Schmid vom 09.06.1943. 79 Ebd. 80 Abschied vom Freiwirtschaftsbund. Seine wahren Ursachen. In: Solothurner Zeitung, 07.06.1943. Dr. Sondereggers Briefe. In: NZZ, 08.06.1943, Abendausgabe. M. Sonderegger gravement compromis. In: Journal de Genève, 08.06.1943. Sondereggers Staatsstreichpläne. In: Solothurner Zeitung, 09.06.1943. 81 «Wenn das, was Dr. Sonderegger schrieb, ausreichte, dass sich die Bundesanwaltschaft mit ihm befasst, dann muss diese auch andern Vorgängen des Jahres 1940 ihre Aufmerksamkeit zuwenden.» Zitiert nach Erwin Bucher: Zwischen Bundesrat und General. Schweizer Politik und Armee im Zweiten Weltkrieg. Zürich 1993, S. 194. 82 Demuth, Der Fall Sonderegger (wie Anm. 10), S. 101–114. 83 Schweizerisches Bundesarchiv (CH-BAR), E 1301 (-), Akz. 1960/51, Bd. 357, Protokolle der Session vom 20.–30.09.1943, S. 297–309. 84 Schweizerisches Bundesarchiv (CH-BAR), E 4001 (C), Akz. -/1, Bd. 221. Aufzeichnung der Justizabteilung i.S. H. K. Sonderegger, 02.06.1943.

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85 «Es bestehen keine Anhaltspunkte für die Annahme, dass Sonderegger irgendwelche Anstalten zur Verwirklichung seiner Pläne getroffen hätte. […] Die Tatsache, dass er sich als Bundesrat portieren lassen wollte, kann nicht als Vorbereitung für rechtswidrige Veranstaltungen angesehen werden. […] Nach den Motiven, die er in den Briefen […] und in seiner Vernehmlassung anführt, darf angenommen werden, dass er in der Tat geglaubt und gehofft hat, mit seinen verworrenen Plänen das Land zu retten. […] Die Einleitung eines Strafverfahrens erscheint mir im höchsten Grade unzweckmässig.» Schweizerisches Bundesarchiv (CH-BAR), E 4001 (C), Akz. -/1, Bd. 221, Bericht Sonderegger, 19.06.1943. 86 Archiv für Zeitgeschichte (AfZ), Nachlass Sonderegger, 2.4.2 Akten zur Untersuchung der Bundesanwaltschaft, Bundesanwaltschaftliche Einstellungsverfügung des Ermittlungsverfahrens gegen Sonderegger, 21.07.1943. 87 Ebd. 88 Belz-Sonderegger, Erinnerungen (wie Anm. 15), S. 45. 89 Ebd. 90 Archiv für Zeitgeschichte (AfZ), Nachlass Sonderegger, 3.2.1.2 Artikel 1942–1944, Die moralische Krise, Manuskript für den «Demokrat», 25.06.1943. 91 Demuth, Der Fall Sonderegger (wie Anm. 10), S. 126f. 92 Alt-Nationalrat Dr. H. K. Sonderegger. In: Appenzeller Zeitung, 04.09.1944. 93 Altnationalrat Sonderegger. In: Die Tat, 05.09.1944.

Stämpfli erkannte in Sondereggers Briefen keine ungesetzlichen Umsturzpläne.85 Die Bundesanwaltschaft hatte das Ermittlungsverfahren noch vor der bundesrätlichen Schmährede eingestellt, da keine Strafvergehen vorlagen.86 Der Einstellungsentscheid wurde aus taktischen Gründen jedoch erst später veröffentlicht.87 Offiziell blieb Sonderegger bis zum 5.  Dezember 1943 Nationalrat. Resignation und Tod HKS war politisch erledigt, aber auch körperlich, schrieb seine Tochter über jene Zeit.88 Einstige Freunde und Mitarbeiter zogen sich zurück, im Dorf wurde er gemieden, Sonderegger zweifelte an sich selbst und wurde zu einem gebrochenen Mann.89 In breiten Kreisen galt er als Landesverräter oder Möchtegern-Diktator, er sah sich als Opfer einer massiven Pressekampagne gegen einen unbequemen Aussenseiter. Die Konsequenzen für seine Familie und seine Gesundheit waren erheblich: «Vielleicht geht dabei eine Familie zugrunde: ein Mann, dessen Kräfte nicht unerschöpflich sind, eine Frau, die leidet, ein Sohn, der im Grenzdienst steht und sieht, wie die Kameraden auf ihn deuten, Töchter welche ‹die Schande› des Vaters tragen müssen».90 Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends. Im Oktober trat er eine vierwöchige Kur an, während der er auf jegliche Informationen über die Politik und den Krieg verzichtete. Er verbrachte viel Zeit in Lavin und schrieb nur noch gelegentlich für den «Demokrat», dessen Leitung seine Tochter Annina übernommen hatte. Hans Konrad Sonderegger starb am 3. September 1944 im Alter von knapp 53 Jahren auf einem Spaziergang in der Nähe von Lavin an einem Herzinfarkt.91 Er starb an gebrochenem Herzen, sollten seine Freunde später sagen. Die Presse war ob des harten Schicksalsschlags versöhnlich: «So nehmen wir von diesem bedeutenden Appenzeller Abschied, dessen ausserordentliche Talente sich an menschlichen Unzulänglichkeiten stiessen, dessen positives Wirken wir aber trotzdem nie übersehen dürfen», schrieb Alfred Bollinger in der «Appenzeller Zeitung».92 «Er war ein mutiger und unbestechlicher Streiter, ein blendender Journalist, ein unentwegter Kämpfer für eine schuldenlose Wirtschaft und ein überzeugter und überzeugender Mensch. All dies war er, massvoll und masslos, duldsam und als Fanatiker zugleich, so war das Recht bald mit ihm, bald wider ihn. Immer aber blieb er lebendiger denn Viele, und trotz des Zwiespalts verdient er Achtung.»93

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Bildbiografie von Hans Konrad Sonderegger

Die Familie von Regierungsrat Wilhelm Sonderegger und seiner Ehefrau Susanna SondereggerRhyner mit ihren acht Kindern. Wilhelm Sonderegger starb 1904 im Amt. Nach seinem Tod musste die Witwe die Familie ohne Pension durchbringen. Von unbekannter Hand sind die Namen der Personen am oberen Bildrand festgehalten. Hans Konrad ist der zweite von links, der kleine Knabe rechts von ihm ist Reinhard oder René, wie er sich später nannte.

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Undatiertes Bild von vier der fünf Brüder Sonderegger, vermutlich aus den frühen 1920er Jahren (von links): Willi, HKS, Heinrich, René. Heinrich starb im Spanischen Bürgerkrieg, nicht als Kämpfer, sondern als Opfer eines Unfalls mit einer Stromleitung. Er war in Kantabrien als Angestellter eines Nestlé-Milchverarbeitungsbetriebs tätig. Seine Briefe, von denen Hans Konrad 1942 Auszüge veröffentlicht hat, zeigen ihn als aufmerksamen Beobachter der Lage in Spanien.

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HKS wohl Anfang der 1930er Jahre. 1931 kandidierte der Oberrichter Sonderegger (1929–1932) sowohl für den Regierungsrat (vgl. Abb. S. 56 oben) von Appenzell Ausserrhoden als auch für den Nationalrat. Ab 1933 bis zu seinem Tod sass er im Kantonsrat und ab 1937 zusätzlich im Gemeinderat Heiden, nachdem er schon 1926–1927 Mitglied der Gemeindeexekutive Teufen gewesen war.

HKS mit seiner Ehefrau Maria Sonderegger-Clavuot, die er während seiner Tätigkeit als Pfarrer von Lavin kennenlernte und 1917 heiratete. Das Ehepaar hatte vier Kinder, drei Mädchen und ein Junge; die Familiensprache war Rätoromanisch/Ladin, das HKS auch schriftlich beherrschte.

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Der Nationalrat: HKS mit seinem Ratskollegen und Freund Andreas Gadient (Graubünden, Demokratische Fraktion) als Zuhörer in einer Debatte zwischen 1939 und 1943. Die Aufnahme zeigt den Freiwirtschafter und den Linksdemokraten in einer Aussenseiterposition. Während HKS in seinem Heimatkanton umstritten war und als Nationalrat Baselland vertrat, gehörte Gadient als Anführer einer starken Grossratsfraktion und Regierungsrat zu den prägenden Figuren von Graubünden.

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Der leidenschaftliche Jäger Hans Konrad Sonderegger mit einer Jagdbeute Ende der 1930er Jahre.

HKS zusammen mit einer unbekannten Person auf einer Privataufnahme, wohl im Frühjahr 1944.

Der Humorist: Schreiben an die Bündner Polizei und deren Jagdaufsicht, die HKS gemahnt hatte, seine Abschüsse während der Bündner Hochwildjagd 1942 zu melden. Der Liebe zu Graubünden und seiner Natur blieb er bis über den Tod hinaus treu: Der Appenzeller starb während eines Kuraufenthaltes 1944 in Scuol und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof seines alten Pfarrorts Lavin.

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Zeitzeugen Hanspeter Spörri

Nur noch wenige Zeitzeugen haben persönliche Erinnerungen an den am 3. September 1944 in Scuol im Unterengadin verstorbenen Hans Konrad Sonderegger. Im Folgenden sind einige Erinnerungen notiert, die Aufschluss darüber geben, wie gross die Sympathie war, die Sonderegger und seinen Ideen entgegengebracht wurde.

1 Appenzeller Zeitung, Sommeraktion «Zickzack», 25.07.1992; Hanspeter Spörri stützt sich zudem auf persönliche Erinnerungen an Max Brändle und auf den Nachruf in der Tüüfner Poscht 4/2009.

Max Brändle (1917–2009) traf man in den 1990er Jahren meistens in der «Linde» in Teufen, wo er am Stammtisch seine Mahlzeiten einnahm. Der pensionierte ehemalige Schriftsetzer und Korrektor der «Volksstimme», der sozialdemokratischen Zeitung St. Gallens, lebte zurückgezogen, diskutierte aber gerne mit jüngeren Leuten – und nicht selten erzählte er dann von seiner Buchdrucker-Lehre bei der Teufner Lokalzeitung «Säntis» und von den beeindruckenden Begegnungen mit dem Leitartikler Hans Konrad Sonderegger; mit HKS, wie er ihn nannte. Max Brändle geriet jeweils ins Schwärmen. HKS habe eine elegante Feder geführt, komplexe Sachverhalte verständlich darzustellen gewusst, Themen auf originelle Weise behandelt. Und die wirtschaftliche und politische Krise der 1930er Jahre sei wohl von niemandem kompetenter analysiert worden. Max Brändle trat 1934 beim «Säntis» als Lehrling ein. Im gleichen Jahr wurde Sonderegger in den Ständerat gewählt. Brändle erlebte ihn einige Male als Redner. Von seinem Auftreten war er begeistert.1 Er wurde aber auch Zeuge der Konflikte um Sonderegger. «Säntis»Verleger Heinrich Stadelmann veranstaltete im März 1935 eine Abstimmung unter der Leserschaft, liess die ausgefüllten Stimmzettel bei den Abonnenten persönlich abholen. Eine Mehrheit votierte für den Verbleib Sondereggers. Im November wurde er dennoch entlassen. Laut Brändle war der Druck bürgerlicher und gewerblicher Kreise gegen Sonderegger zu gross geworden. Darauf gründete dieser in Heiden unter dem Titel «Der Demokrat» seine eigene Zeitung, die bald die zweitgrösste Auflage aller Ausserrhoder Blätter erreichte. NZZ-Leser Brändle sah in Sonderegger einen Querdenker, der die Schweiz aus einer schwierigen wirtschaftlichen Situation habe herausführen wollen, sich aber mit den beiden politischen Grosslagern, mit Linken und Bürgerlichen, zerstritten habe. Wehmütig sagte Brändle im Sommer 1992 im Gespräch mit der «Appenzeller Zeitung»: «Es sollte auch heute wieder solch idealistische junge Leute geben.»

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Ähnlich wie Max Brändle war auch der Postbeamte Jakob Schoch (1914–2009) ein Mann, dem die Ideen der Freiwirtschaft einleuchteten. 1992 schrieb er mir, dem damaligen Redaktor der «Appenzeller Zeitung», einen Brief, in dem er auf den Artikel über Max Brändle reagierte und festhielt: «Auch mir ist dieser Dr. H.K. Sonderegger unvergesslich. Schade, dass er nicht länger wirken konnte.»2 Schoch verriet mir in diesem Brief auch, was ihn seit rund 60 Jahren intensiv beschäftigt habe: «Freiwirtschaft, liberaler Sozialismus durch neues Bodenrecht und zeitgemässe Geld- und Währungspolitik». Seinem Brief lag ein Bündel von Dokumenten bei, darunter auch Werner Schmids Broschüre «Ziel und Weg des liberalen Sozialismus» aus dem Jahr 1949.3 Werner Schmid war es gewesen, der 1942/43 Sondereggers Briefe aus dem Jahr 1940 innerhalb des Schweizerischen Freiwirtschaftsbunds publik gemacht und später dem Chef der Bundespolizei übergeben hatte. Nachdem in den Medien daraus zitiert worden war, war Sondereggers politische Existenz ruiniert.4 «Eine traurige Geschichte», schreibt Jakob Schoch dazu im erwähnten Brief. Entmutigen liess er sich aber nicht: «Politisch aktiv wurde ich persönlich erst, als 1946 in einem neuen Notenbankartikel die Goldwährung in der Verfassung verankert werden sollte. Ich sammelte Unterschriften für das Referendum, und wir erreichten an der Abstimmung dann eine Nein-Mehrheit. Das gab uns den Mut, 1949 dann die Kaufkraftinitiative zu starten, die dann auch mit gut 90 000 Unterschriften zustande kam.»5 Mit vielen Einsendungen an die Ostschweizer Presse, so Jakob Schoch, habe er sich im Abstimmungskampf dann bemüht, die Leute aufzuklären. Verhältnismässig grosszügig habe Redaktor Bollinger diese Einsendungen in der «Appenzeller Zeitung» erscheinen lassen, er «fühlte sich dann allerdings doch überfordert, als ich in Versform auch noch wirken wollte.» Überfordert vom Engagement Jakob Schochs war zeitweise auch sein privates Umfeld. Daran erinnern sich heute seine Töchter. Wer sich so wie ihr Vater engagiert habe, sei in der damaligen Gesellschaft exponiert gewesen. Die Familie hätte es vorgezogen, wenn er sich nicht immer wieder an die Schreibmaschine gesetzt hätte. Ihren Vater haben sie als Mann mit einem starken Gerechtigkeitssinn in Erinnerung. Er sei ein gewissenhafter Pöstler gewesen. Sogar Sonntagsspaziergänge habe er genutzt, um in Einzelfällen Post trotz kaum leserlicher Adresse zuzustellen. In gesellschaftlichen Fragen sei er fortschrittlich gewesen, habe sich als Hobby-Imker und -Gärtner auch für den Natur- und den Tierschutz eingesetzt, den allzu grossen Fleischkonsum und die Massentierhaltung kritisiert. Als Bauernsohn und zweitältestes von sieben Kindern habe er sicher auch schwere Zeiten erlebt.

2 Brief von Jakob Schoch, Herisau, an Hanspeter Spörri, Redaktor der Appenzeller Zeitung, 01.08.1992.

3 Werner Schmid: Ziel und Weg des liberalen Sozialismus. Bern 1949.

4 Vgl. den Beitrag von Yves Demuth in diesem Band, S. 12–21.

5 Brief Jakob Schoch (wie Anm. 2).

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Den Briefverkehr mit Jakob Schoch führte ich damals leider nicht weiter. Als Journalist war ich mit dem Tagesgeschäft vollauf ausgelastet. Die Korrespondenz erhielt sich aber in meinem Archiv.

6 Siehe oben S. 8f.

Heute, im Jahr 2016, leben kaum noch Zeitzeugen, die Hans Konrad Sonderegger persönlich erlebt haben. Eine Ausnahme ist der 1921 geborene Unternehmer Eduard Waldburger, Patron der gleichnamigen Firma, die im Brenn- und Treibstoffhandel tätig ist. Als bei einem Gespräch die Rede zufällig auf HKS kam, nannte er diesen «das bedeutendste politische Vorbild meiner Kantonsschulzeit zwischen 1933 und 1939». Sonderegger habe die 1932 von Bundesrat Edmund Schulthess angeordnete Deflationspolitik mit Lohn- und Preisabbau als nicht geeignet erachtet, um die preisliche Konkurrenzfähigkeit der schweizerischen Exportwirtschaft wieder herzustellen. «Er propagierte dagegen die freiwirtschaftliche Lösung mit Beschleunigung des Geldumlaufs durch schleichende Abwertung. Diese hielt er für das beste Mittel, um aus der drückenden Wirtschaftskrise herauszukommen.» Laut Eduard Waldburger gab es dafür auch ein Beispiel aus der Praxis: Die Stadt Wörgl in Tirol hatte 1932 ein eigenes Notgeld für die Bezahlung der Löhne und allgemeinen Ausgaben eingeführt.6 Diese Noten entwerteten sich um 0,5 Prozent pro Monat. «Die regionale Wirtschaft wurde durch diese Massnahme kräftig angekurbelt, und ein Beweis für die Richtigkeit der freiwirtschaftlichen Theorie war damit erbracht», sagt Eduard Waldburger. Und er ergänzt: «Heute erachten die Notenbanken eine minimale jährliche Geldentwertung oder Inflation von einem bis zwei Prozent als notwendig, um eine Schrumpfung der Wirtschaft zu verhindern.» Hanspeter Walser, ehemaliger Textilunternehmer aus Urnäsch, wurde 1933 geboren. Er erinnert sich nicht persönlich an HKS, aber an zahlreiche Gespräche mit seinem Vater, der ein überzeugter Anhänger Sondereggers war. In den 1930er Jahren hatte er eine auf Spritzdruck spezialisierte Firma gegründet – damals ein Verfahren zur Textilveredelung, das handwerkliches Geschick und Knowhow erforderte. Der Firma sei es mit ihren 30 bis 40 Angestellten trotz Krise gut gegangen, weil sie eine Marktlücke bedient habe: «Aber dennoch war mein Vater überzeugt von der Freigeld-Theorie. Er glaubte, dass durch ihre Umsetzung viele Unternehmen vor dem Untergang hätten gerettet werden können.» Persönlich habe er zwar von der Krise profitiert, habe beispielsweise damals weit unter Wert ein Haus und später eine Alp erwerben können. «Es ist ihm also nicht um den persönlichen Vorteil gegangen; er sah einfach, welche Zerstörungen die Krise anrichtete. Und mich hat er damals ebenfalls

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überzeugt, obwohl ich an der HSG studierte. Das Problem war ja in den 1930er Jahren, dass das Geld gehortet statt ausgegeben wurde. Wenn es jährlich an Wert verloren hätte, wie das die Anhänger der Freigeld-Theorie und auch Ständerat Sonderegger forderten, hätten die Arbeiter ihren Lohn möglichst rasch ausgegeben; der Wirtschaftsmotor wäre wieder in Gang gekommen. Und vielleicht wäre die ganze Geschichte anders verlaufen.» Hanspeter Walser war auch in seinem eigenen Leben mit Krisen konfrontiert, musste mit 63 Jahren seinen Betrieb schliessen – eine wirtschaftliche Folge unter anderem des Golfkriegs. Er verlor sein ganzes Vermögen. «Als Unternehmer wollte ich das volle Risiko tragen und hatte keine Vermögensteile aus dem Betrieb genommen.» Und er erhielt nicht einmal eine Unterstützung der Arbeitslosenversicherung, obwohl er persönliche Beiträge eingezahlt hatte. Mit Unterstützung von Freunden und von Krediten schaffte er es aber, sich erneut aufzurappeln. Schliesslich konnte er auch sein Haus zurückkaufen. – «Ich weiss also, welche Wechselfälle das Leben zu bieten hat. Und ich weiss, wie wichtig es ist, dass der Wirtschaftsmotor nicht stottert, die Konjunktur nicht einbricht. Darunter leidet alles.» Von der Freigeld-Theorie bis heute beeindruckt ist auch der 1938 geborene Max Krüsi, der heute in Heiden wohnt. Er war in Reute aufgewachsen, als Sohn eines Bäckers, der den Betrieb aber verkaufen musste, als Max noch zur Schule ging – es existierten damals noch fünf Bäckereien in der kleinen Gemeinde. Deshalb folgte er der Empfehlung des Berufsberaters und lernte Optiker. 1966 eröffnete er in Kloten sein eigenes Geschäft – und bald schon wurde er Mitglied des Wirtschaftsrings (heute WIR-Bank), der 1934 vom Lebensreformer und Freiwirtschaftsanhänger Werner Zimmermann (1893–1982) mitgegründet worden war.7 «Klar, viele Gewerbler wollten von WIR-Geld nichts wissen. Aber ich bin eigentlich ein Beweis dafür, dass es einem geschäftlich helfen kann: Weil bekannt war, dass unser Geschäft WIR-Geld entgegennahm, konnte ich meine Kundschaft ausweiten. Dank der WIR–Bank kam ich zu günstigen Krediten. Der Grundgedanke war die Selbsthilfe. Das Geld sollte nicht an die Warenhäuser fliessen, sondern unter Gewerbetreibenden zirkulieren. Aber natürlich muss vorsichtig sein, wer über viel WIR-Geld verfügt. Wer Schulden in gewöhnlichen Franken abzuzahlen hat, muss darauf achten, dass er nicht nur WIR-Geld einnimmt. «WIR-Geld ist ideal für Krisenzeiten», ist Max Krüsi überzeugt. «Und es ist ideal für Gewerbler, die Gegengeschäfte machen können. Als Rentner benötige ich heute kein WIR-Geld mehr.» Und noch auf etwas macht Krüsi aufmerksam: WIR-Geld ist kein Schwundgeld, obwohl es auf die Freiwirtschaftslehre zurückgeht.»

7 Zu Werner Zimmermann vgl. Christoph Zürcher: Art. «Zimmermann, Werner». In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Version vom 26.02.2014. URL: www.hlsdhs-dss.ch/textes/d/D14422.php.

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8 https://de.wikipedia.org/wiki/ Freiwirtschaft (10.09.2016).

Max Krüsi, der früher für die evangelische Volkspartei im Gemeindeparlament von Kloten sass, ist ein Mann, der sich viele Gedanken über die Volkswirtschaft und die gesellschaftliche Entwicklung gemacht hat. Werner Zimmermann, dessen Schriften er einst las – und der einst auch Sonderegger für die Freiwirtschaftslehre gewann –, habe sich auch für biologische Landwirtschaft eingesetzt, für die Grundidee der Nachhaltigkeit und für die Freikörperkultur: «Es war alles Ausdruck einer Suche nach dem richtigen Weg.» Schade sei es, dass die etablierten politischen Parteien sich nicht vertiefter mit der Freiwirtschaftslehre auseinandergesetzt hätten. Immerhin habe der berühmte Ökonom John Maynard Keynes sich auf Silvio Gesell berufen. Für Keynes war Gesell «ein seltsamer, zu Unrecht übersehener Prophet».8

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Die 1930er Jahre im Appenzellerland

Wie lässt sich die Anziehungskraft von Hans Konrad Sonderegger auf die Menschen in Appenzell Ausserrhoden erklären? Diese Frage beschäftigt die Jahrbuchredaktion auch in den folgenden Beiträgen. Am Beispiel einer kommentierten Bildserie soll gezeigt werden, was die Zeit seines Wirkens hierzulande zwischen dem New Yorker Börsenkrach 1929 und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs charakterisierte.

Bundesrat Philipp Etter stellte in seiner Botschaft über die schweizerische Kulturwahrung und Kulturwerbung vom 9. Dezember 1938 den totalitären Staatskonzepten der Nachbarländer – dem deutschen Nationalsozialismus und dem italienischen Faschismus – das Ideal der Schweiz entgegen: «Der schweizerische Staatsgedanke ist nicht aus der Rasse, nicht aus dem Fleisch, er ist aus dem Geist geboren.» (www.amtsdruckschriften.bar.admin.ch). Das umfassende Dokument, das der Chef des Departements des Innern eigenhändig verfasst hatte, ging als «Magna Charta der geistigen Landesverteidigung» in die Geschichte ein. Die Landi 1939 bot die Plattform, um diese Haltung dem Volk zu präsentieren. Aus heutiger Sicht ist die geistige Landesverteidigung ein komplexes Phänomen, dessen nähere Betrachtung insofern aufschlussreich ist, als sich einzelne Elemente davon in Zeiten, in denen die Menschen mit Veränderungen konfrontiert sind, wiederholen. So erweist sich etwa die Konzentration auf das Eigene, auf das je Charakteristische einer Gemeinschaft, auf das, «was von alters her gilt», wenn anderes ins Wanken geraten ist, als eine Form des Umgangs mit Veränderungen. Die Verteidigung von solch Eigenem in Gestalt der Streichmusik und der Appenzeller Tracht als Antwort auf eine mit Luxus, Verführung und moralischem Verfall in Verbindung gebrachte Vergnügungsindustrie, symbolisiert durch amerikanischen Jazz, das Kino oder die Revue, ist auf der Werbekarte für den Schülerabend 1930 an der Kantonsschule Trogen (Abb. rechts) abgedruckt. Sie ist ein Zeugnis der oben beschriebenen Geisteshaltung. Das geschichtslose Amerika als Bedrohung für die traditionsreichen europäischen Kulturen – zuletzt im Gewand der Weltwirtschaftskrise – war auch Feindbild der um sich greifenden totalitären Ismen in Deutschland, Italien und der Sowjetunion. Der kräftige Appenzeller Strassenfeger macht derart energisch Heimischem Platz, dass sein Statement für das Appenzellische und Schweizerische auch diesen Ismen eine Abfuhr erteilen würde. An just diesem Schülerabend 1930 wurde das von Hans Konrad Sonderegger geschriebene Theaterstück «De Neubau» zur Gründung und zum Ausbau der Schule aufgeführt (www.zeitzeugnisse.ch). HKS war Präsident des Kantonsschulvereins Trogen.

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Die Mitlandleute und Bundesgenossen im Landsgemeindering; im Appenzellerland fotografiert im Jahr 1944 vom Herisauer Fotografen Hans Peter Klauser. – Die Zeit zwischen den Weltkriegen bis 1945 war eine entbehrungsreiche. «Wenn wir beim Rückblickwerfen auf die ‹goldene Zeit›, die vor dem [Ersten Welt-]Kriege war, diese mit der heutigen vergleichen, so beschleicht uns ein Gefühl stiller Wehmut. Noch immer steht unser Kanton unter der Dauerkrise seiner früheren Hauptindustrien», hielt Oscar Alder in der Landeschronik für das Jahr 1934 fest. Die Stickerei mit ihren Hilfsindustrien (Ausrüsterei, Bleicherei) und die (Plattstich-)Weberei steckten seit spätestens 1919 in einer Krise, die seit dem New Yorker Börsenkrach vom Oktober 1929 nochmals verschärft wurde. «Es muss einen in der Tat mit Schmerz erfüllen, wenn man auf Wanderungen da und dort ganze Berge von Stickmaschinen‹Leichen› am Wege liegen sieht», schrieb Alder in der Chronik für das Jahr 1933. Die Politik konnte dem nichts entgegensetzen. Dieser Umstand verschaffte dem begnadeten Redner und Journalisten Hans Konrad Sonderegger in den frühen 1930er Jahren den Aufwind, der – gepaart mit einer Spaltung der Gegnerschaft – ausreichte, um im Juli 1934 die Wahl in den Ständerat zu schaffen.

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Sabor, der Maschinenmensch. Er kündet von einem neuen Zeitalter und zeigt nochmals sehr deutlich den Bruch zwischen dem, «was von alters her gilt» am Beispiel der Landsgemeindemannen, und einer neuen – elektronischen – Realität. Schöpfer von Sabor war August Huber, der im Bühl in Niederteufen den einstigen Privatsitz von Frau Minister Roth bewohnte, «von Beruf eigentlich Kaufmann», wie bei Oscar Alder in der Landeschronik für das Jahr 1938 nachzulesen ist. Neun Jahre lang habe Huber, «ein Pröbler, speziell auf mechanischem und elektrischem Gebiete», an Sabor gearbeitet. Der Maschinenmensch war 2,25 Meter hoch und wog 200 Kilo, konnte vorwärts, seitwärts und rückwärts gehen, sprechen, ja sogar jodeln, seine Augen drehen, seine Zähne zeigen, mit dem Kopf nicken und rauchen «wie ein Türke». Sein Gehirn war als Sender ausstaffiert und seine Ohren zum Mikrophon ausgebaut: «ein Wundermensch!»

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Der moderne Mensch ist fit und ergo lebenstüchtig. In Professor Busers Institut in Teufen war die moderne Jugend weiblich: Tägliches Turnen, auch an Turngeräten in der schuleigenen Turnhalle, Tennis, Schwimmen, Alpwanderungen und gelegentliches Bergsteigen im Sommer sowie Ski- und Schlittensport im Winter standen auf dem Fitnessprogramm. 84 jeunes filles – Töchter einer gehobenen Gesellschaftsschicht – aus verschiedenen Staaten Europas bewohnten das Institut im Jahre 1928. – Der vorliegende Plakatentwurf stammt von Otto Schmid, Professor für Zeichnen an der Kantonsschule Trogen.

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Während Handel und Industrie gegen die Krise kämpften, versuchte der Verband appenzellischer Verkehrsvereine mit «einer zielbewussten Propagandatätigkeit» auf seine «gut geführte[n] und modern eingerichtete[n] Hotels, Pensionen und Gasthäuser» aufmerksam zu machen, wie der Jahrbuchchronist für das Jahr 1931 bemerkte. Die Förderung des Fremdenverkehrs war eine der Strategien gegen die Krise. Die wirtschaftlich schwierige und sicherheitspolitisch labile Lage in Europa führte aber immer wieder dazu, dass die Feriengäste nicht so zahlreich kamen wie gewünscht. Innerhalb der Schweiz wurde in jenen Jahren mit ganzseitigen Inseraten in der «Neuen Zürcher Zeitung» Werbung gemacht für das Appenzellerland als «eine[m] der meist besuchten Kur- und Touristengebiete der Ostschweiz». Das Kurhaus Weissbad versprach im Winter 1935 Sonne, Sport und Erholung.

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Das Kurhaus Weissbad warb in der NZZ-Ausgabe vom 24. Mai 1933 für sein 5000 m2 grosses, «schönstes alpines Schwimm- und Strandband der Ostschweiz». In den 1930er Jahren entstand im Appenzellerland ein Schwimmbad nach dem anderen; als architektonisch bemerkenswertestes dasjenige von Heiden. Trogen machte ebenfalls Werbung für 5000 m2 Wasserfläche: mit sonnigen Spiel- und Lagerplätzen, 10 Minuten vom Dorfplatz entfernt im Goldachtobel, unweit des ehemaligen Heilbades. – Das Bild mit fliegendem Turmspringer stammt von dem auf S. 36 bereits erwähnten Otto Schmid.

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Fliegen! Auch dieses Flugobjekt ist Bote einer neuen Zeit. «Graf Zeppelin» dampft über den Kurort Heiden und sieht dabei aus wie die Präfiguration einer Bombe, von denen wenige Jahre später Tausende auf der anderen Seite des Bodensees die Städte zerstörten. Ein ästhetisches, modernes Objekt.

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Wenn der Mensch die Lüfte beherrscht, dann auch die höchsten Berge und tiefsten Schrunden. «Eigenartig ist die Mischung von ländlichem Idyll und modernstem Verkehr, die man in Dübendorf erlebt», hielt der staunende Hans Konrad Sonderegger bei einem Feierabendbesuch des damaligen Flughafens Zürich fest (siehe unten S. 42–45). Eigenartig ist die Mischung zwischen natürlichem Terrain und künstlichen Bauwerken, aber voll besonderer Anziehungskraft, wenn sich daraus ein ästhetisches Ganzes ergibt. 1936/37 wurde das Sittertobel mit der Haggenbrücke überwunden. Die 355,5 m lange, 98 m hohe, 3,8 m breite und 350 Tonnen schwere Stahl-Fachwerkbrücke verbindet das St. Galler Stadtviertel Haggen mit der Gemeinde Stein AR. Da sie bei hoher Belastung zu schwingen anfängt, heisst sie im Volksmund «Ganggelibrogg». Ein Jahr früher war der Säntis besiegt worden: Durch die Schwebebahn ab Schwägalp, initiiert durch Carl Meyer, Jurist, Obergerichtspräsident, (Bücher-)Sammler und Redaktor der «Appenzeller Landes-Zeitung» (siehe unten S.49f.). Beide Projekte waren seit den 1880er Jahren immer wieder Thema. Dass sie nun, mitten in einer Krisenzeit, realisiert wurden, der Ästhetik der 1930er Jahre verpflichtet, macht sie zu besonderen Zeugnissen dieser Zeit.

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Kostprobe eines «zeitlosen Meisterstücks» Ein Leitartikel von Hans Konrad Sonderegger im «Säntis» Auswahl: Hanspeter Spörri

Der «brillante Stil» von Hans Konrad Sonderegger als Verfasser von Leitartikeln1 wurde auch von seinen politischen Gegnern anerkannt und geachtet. Alfred Bollinger (1896–1992), langjähriger Inlandredaktor der «Appenzeller Zeitung» und Vorstandsmitglied der FDP-Kantonalpartei, einer der härtesten Kontrahenten von HKS, hielt in seinem Nekrolog auf den Verstorbenen fest, dass «eine Auswahl aus seiner journalistischen Tätigkeit, welche die zeitlosen Meisterstücke sammelt, […] Freund und Feind über das Grab hinaus vereinen» könnte.2 1991 erschien unter dem Titel «HKS. Hans Konrad Sonderegger. Der Kämpfer für Freiheit, Recht und Menschenwürde» ein schmales Bändchen, als dessen Herausgeber Hakas Sohn gleichen Namens zeichnete und das neben einigen journalistischen Texten, wenigen Briefen und Zeugnissen aus Sondereggers parlamentarischer Arbeit auch den Essay «Erinnerungen an meinen Vater» von Annina Belz-Sonderegger enthält, der erstmals 1970 im «Schweizer Jahrbuch für Politik und Kultur» erschienen war.3 Die Zeit von HKS als Redaktor des «Säntis» wird zuletzt in der Teufner Ortsgeschichte gewürdigt.4 Eine Edition der «zeitlosen Meisterstücke» jedoch steht noch aus und kann auch im vorliegenden Jahrbuch nicht geleistet werden. Eine Kostprobe davon liefert der nachfolgende Text:

Am Flugplatz

Säntis, Freitag, 31. Mai 1929, S. 1 Dr. S. Wenn Sie an einem schönen Sommerabend, gesättigt oder müde oder enttäuscht vom Getriebe der Stadt, eine schöne Stunde verbringen wollen, dann gehen Sie nach Dübendorf hinaus, setzen sich in der Wirtschaft am Flugplatz an einen Tisch im Freien und lassen, wunschlos und geruhsam, all die verschiedenen Eindrücke an Sie herankommen. Sie werden den Abend nicht bereuen. Ein grosses Verkehrsflugzeug flog über mich hin, als ich ohne bestimmten Plan nach der Stadt zurückfahren wollte. Da kam mir der Gedanke, den Flugplatz zu besuchen und vielleicht gar noch die Landung zu sehen. So sass ich denn bald am Tisch im Freien und erlebte gerade noch den Empfang der Luftreisenden, die das dreimotorige Flugzeug aus irgendeiner fernen, fremden Stadt gebracht hatte. Der Eindruck ist merkwürdig. Schon ein

1 Walter Schläpfer: Pressegeschichte des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Herisau 1978, S. 206. 2 Alfred Bollinger: Alt-Nationalrat Dr. H. K. Sonderegger. In: Appenzeller Zeitung, 04.09.1944. 3 HKS. Hans Konrad Sonderegger. Der Kämpfer für Freiheit, Recht und Menschenwürde. Hrsg. von Hans Konrad Sonderegger Sohn. Horgen 1991. – Annina Belz: Erinnerungen an meinen Vater HKS. In: Schweizer Jahrbuch für Politik und Kultur 1970, S. 20–48. 4 Hanspeter Spörri: Kämpferische Zeiten. Wie der Wille zur freien Meinung radikalisiert. In: Gottlieb F. Höpli u.a. (Hrsg.): Teufen. St. Gallen 2014, S. 92–106, hier S. 92–101.

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gewöhnlicher Bahnhof hat ja etwas Geheimnisvolles und Lockendes an sich. Da liegt das Geleise, zwei einfache Eisenstäbe, und zieht sich ohne Unterbruch in alle Welt hinaus; ganz unten im Süden, vielleicht in Messina, fängt es an und oben im Norden, am anderen Meer, hört es auf, alles ein einziges, ungetrenntes Stück, ein doppeltes Band, das auf alle Länder gelegt ist. Fremde Menschen schauen mit staunenden oder müden Augen aus dem Wagen, der von Ventimiglia kommt und nach Berlin weiterfährt; auf dem Nebengeleise geht es nach Paris oder nach Konstantinopel oder vielleicht auch bloss nach Rüschlikon oder Schlieren. Und alles ist voll von Menschen, die kommen und gehen, ein Ziel suchen oder eben erreicht haben. Was ist die ganze Völkerwanderung im Vergleiche zur Menschenverschiebung, die heute ein einziger Tag bringt. Hundert Generationen sind in Jahrhunderten nicht derartig durcheinander geworfen worden, wie wir heute durcheinander geworfen werden, und zwar mit einer Selbstverständlichkeit, dass wir gar nicht mehr merken, wie merkwürdig das alles ist. Oder ist es nicht merkwürdig, wenn man heute in Bern oder Basel oder im Ausland ist und morgen wieder daheim, als ob gar nichts geschehen wäre? Und dabei hat man auf der kürzesten Reise Menschen gesehen, deren Grossväter von der Schweiz überhaupt nichts wussten. Menschen, die uns durch ihr blosses Kommen und Dasein Kunde von allen möglichen Völkern und Ländern geben. Und nun ist dieses eiserne Band gar nicht mehr notwendig, um Menschen aus grösster Ferne zu uns zu bringen. Die herrliche Abendluft, die ich gleich einem süssen Tranke schlürfe, ist zum Geleise geworden. Noch einmal taucht über dem grünen Hügel ein Flugzeug auf, neigt sich in sanften Kreisen zur Erde und kommt über die ebene Wiese donnernd auf uns zu. So ist auch die Luft zum Bande geworden, das alle Völker umschliesst, und wiederum kommt mir alles, was so selbstverständlich scheint, ganz merkwürdig vor: In dieser selben Luft neigt sich das gleiche Flugzeug in Berlin oder in Paris sanft zur Erde, gibt seine Last ab, nimmt neue auf und tut seinen Dienst als bescheidener Diener an einem grossen Werke. Eigenartig ist die Mischung von ländlichem Idyll und modernstem Verkehr, die man in Dübendorf erlebt. Die Landschaft ist schön. Am Rande der Ebene schmiegt sich das Dorf, von Bäumen halb verborgen, an den Hang des Hügels, und dieser Hügel mit seinem Wald aus dunklen Tannen und hellen Buchen ist eine Wohltat für Augen und Seele. Gegen Osten verliert sich die Landschaft in Hügelketten, die allmählich im Abendglanz verschwimmen und weite Fernen vermuten lassen. Eine grosse Schafherde zieht über den Rasen. Die Abendsonne macht aus den Rücken der Tiere Silberstreifen, wie Segantini sie gemalt hat. Alles atmet Ruhe, Frieden, beschauliches Dasein. Man sitzt da

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und vergisst, dass man Geschäfte und Sorgen hat. Und aus dieser Ruhe heraus betrachtet man auch die Flugzeuge und alles, was diesem jüngsten Verkehrszweige zugehört. Da stossen die Männer das dreimotorige Flugzeug wieder ins Feld hinaus; die Motoren fangen zu donnern an, aber nicht zur Luftreise, sondern zur Versorgung im Schuppen, der weiter hinten liegt. Ein anderes Flugzeug wird gerade neben uns versorgt. Man meint, dass sich der Feierabend allmählich auch auf den Flugplatz und seine improvisierten Bauten lege. Aber eine Aufschrift verrät, dass noch ein Flugzeug nach München und eines nach Basel fahre. Und dort, im andern Schuppen, wird sogar das grosse Tor wieder geöffnet, und man schleppt ein Flugzeuglein heraus, das neben den grossen Verkehrsflugzeugen aussieht wie eine Bachforelle neben einem Hecht. Es heisst Elisabeth, ein privates Kleinflugzeug, das zu surren anfängt wie ein Grosser und sich rasch in die Luft erhebt, um noch in der Abendsonne nach St. Gallen zu fliegen. Einige Fahrgäste kommen an und setzen sich ins Flugzeug, so wie man sich in den Bahnwagen setzt. Mechaniker stülpen die Blechhaube über dem mächtigen Motor auf und überprüfen die Maschine. Ein Fass Benzin wird angefahren und ins Flugzeug entleert. Dann ist alles zur Fahrt bereit, der Motor springt an, die Maschine fährt langsam gegen die Militärschuppen zu, wendet dort und verschwindet nach ein paar Schleifen im goldenen Dunst der Abendsonne. Man schaut sich wieder in der Nähe um. Dort steht ein Grüpplein Piloten, die Lederjacke umgeworfen, die Schutzbrille auf der Stirne, junge sympathische Menschen. Man entdeckt auf einmal, dass alle Menschen, welche mit der Fliegerei zu tun haben, jung sind und einen ganz besonderen Ausdruck haben. Die Maschine macht und erhält den Menschen jung; das sieht man schon beim Automobil. Und die Herrschaft über soviel gesammelte Kraft, wie sie in einem Motor steckt, gibt dem Menschen eben jenen Ausdruck, der schwer zu beschreiben ist. Ein neues Geschlecht wächst heran oder ist unter unsern Augen schon herangewachsen, ein Geschlecht, das durch die Maschine zu Selbstzucht und Verantwortung kommt. Man erkennt diejenigen, welche ihre Maschine lieben; die Schönheit der Maschine spiegelt sich auf ihrem Gesicht. Denn von der Schönheit der waldigen Hügel und des Abendhimmels kehrt der Blick in die Nähe zurück und entdeckt nun die Schönheit der Maschinen. Da sind Flugzeuge, die mit ihren mächtigen Schwingen, ihrem schlanken Leib, ihrer energischen Stirne wunderbar sind zum Anschauen. Da sind Automobile, die ebenfalls zu einem Flugplatz gehören, deren Schönheit vollkommen ist, weil der Zweck in seiner entsprechenden Form zur Ausgestaltung gekommen ist. So klingt alles, Landschaft und Menschenwerk, zu einer eigenartigen Symphonie von Schönheit und Jugend, Frühling und

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Kraft zusammen. Landschaft und Menschenwerk sind keine Gegensätze mehr, so sehr man auch die Schuppen und niedrigen Hütten als Gegensatz zur Natur empfinden mag. Man findet den Übergang und die Verbindung von einem zum andern, weil die Schönheit stets dort zu finden ist, wo eine schöpferische Absicht ihre sinnvolle Ausgestaltung erhalten hat. Zu alledem kommt die Ahnung des Fernen und Fremden, die auf einem Flugplatz vielleicht stärker ist als anderswo. Das ist ja für viele Menschen die grosse Tragik des Lebens, dass man um des Brotes willen sesshaft sein muss, während das Ferne und Fremde die Seele mit aller Gewalt der Sehnsucht lockt. Und nun taucht hier aus dieser Ferne ein Flugzeug auf, senkt sich anmutig auf den Rasen, gleich einem lebenden Wesen, das vorerst mit feinfühligen Füssen den Boden abtastet, und bringt uns den Hauch des Fremden, und ein anderes erhebt sich und verschwindet im Dunst, um wiederum irgendwo in der geheimnisvollen Ferne sich auf den Rasen zu senken und dort einen Hauch aus unserer eigenen Welt zu bringen. Wir schauen dem Treiben zu, wunschlos und ruhevoll und trotzdem leise ergriffen von einer Sehnsucht nach der Ferne und nach einer Befreiung aus aller Gebundenheit und Beschränkung. Ein solcher Abend in Dübendorf ist schön. Darum sage ich: wenn Sie vom Getriebe der Stadt gesättigt oder müde oder enttäuscht sind, dann setzen Sie sich an den kleinen Tisch im Freien und Sie werden erleben, dass Landschaft und Menschenwerk die Sorgen verscheuchen und Ihnen eine schöne Abendstunde schenken.

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Vom Volksblatt «Säntis» zum eigenen Blatt «Der Demokrat»

Hans Konrad Sonderegger posierte 1931 vor der Lufthansa-Maschine, mit der er nach Skandinavien reiste. Das Bild aus Sondereggers Nachlass im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich lässt sich wie eine Illustration des Zeitungsartikels «Am Flugplatz» lesen. – Der Flug führte ihn und seinen Bruder René Sonderegger nach Finnland: «Wir haben eine Geschäftsreise meines Bruders dazu benutzt, um von Helsingfors (Helsinki) den Rückweg über Leningrad zu nehmen, wozu wir das Visum in Berlin bekommen haben», hielt HKS über seine Reise fest. In einem Brief an Bundesrat und Aussenminister Giuseppe Motta äusserte er sich danach vernichtend über die armseligen Zustände in der Sowjetunion. Für eine solche Berichterstattung hatte HKS keinerlei Auftrag seitens des Politischen Departementes, aber beide Brüder Sonderegger scheuten sich nie, ihre Meinungen bei den zuständigen Bundesräten zu deponieren.

Rechts: HKS war von 1924 bis 1935 Redaktor beim «Säntis», dem «Volksblatt für den Kanton Appenzell und dessen Umgebung», das gleichzeitig amtliches Publikationsorgan für Teufen war. Ende November 1935, nachdem er als Ständerat abgewählt worden war, musste HKS den «Säntis» verlassen. Bereits 1927 war er zusammen mit seiner Familie von Teufen in seinen Geburts- und Heimatort Heiden ins Haus «Rose» am Kirchplatz gezogen. Nächste Seite: Am 21. März 1936 veröffentlichte Hans Konrad Sonderegger die Nr. 1 seines Blattes «Der Demokrat». Bis April 1941 erschien das Sprachrohr des Freiwirtschafters, das sich in Kürze zur zweitgrössten Zeitung von Appenzell Ausserrhoden entwickelt hatte, wöchentlich dreimal: eine bewundernswerte Leistung, wie Walter Schläpfer in seiner «Pressegeschichte» festhielt, denn Sonderegger eröffnete fast jede Nummer mit einem Leitartikel aus seiner Feder und war auch Autor manch anderer Beiträge im lokalen Teil. Nach Sondereggers Tod 1944 übernahm Tochter Annina die Redaktion. «Der Demokrat» existierte noch bis 1951.

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Zeitgenossen Heidi Eisenhut

1 Walter Schläpfer: Pressegeschichte des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Herisau 1978, S. 202–295.

2 Albert Nägeli: Dr. iur. Carl Meyer. In: AJb 75/1947 (1948), S. 42–48. URL: www.e-periodica.ch/digbib/ view?pid=ajb-001:1947:75::47. Matthias Weishaupt: Carl Meyer und seine Sammlung. In: Rudolf Gamper und Matthias Weishaupt (Hrsg.): Sammlung Carl Meyer in der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden in Trogen. Katalog der Handschriften und der Drucke bis 1600. Dietikon 2005, S. 9–18 und 58f., zur Biografie S. 9–13. 3 Wahlen. In: Säntis, 20.04.1934.

4 Nägeli, Meyer (wie Anm. 2), S. 45f.

In der «Pressegeschichte des Kantons Appenzell Ausserrhoden» nehmen die Jahre zwischen 1930 und 1945 einen breiten Raum ein.1 Im Innern drückte die Krise von Handel und Industrie. Mit dem italienischen Faschismus im Süden, dem Nationalsozialismus im Norden und dem Stalinismus im Osten hatten sich in Europa totalitäre Systeme installiert. Die Entwicklung verhiess nichts Gutes. Entsprechend wurde auch hierzulande publizistisch mit härteren Bandagen gekämpft; der Tonfall im Umgang miteinander war rau. Protagonisten der regionalen Presselandschaft, deren Wege sich immer wieder mit denen von Hans Konrad Sonderegger – von Dr. S., HKS oder Haka – kreuzten, waren unter anderen die durch politische Mandate dem Freisinn verpflichteten Zeitungsredaktoren Carl Meyer, Oscar Alder und Alfred Bollinger sowie die «Nebelspalter»-Redaktoren Carl Böckli und Jakob Nef. Diese fünf Männer werden im Folgenden vorgestellt. Carl Meyer (1873–1947),2 promovierter Jurist, Obergerichtspräsident, Säntisbahngründer und (Bücher-)Sammler mit Wohnsitz in Herisau, der «seine Qualifikation als Verwaltungsmann erwiesen hat wie kaum ein zweiter im Kanton»,3 verfasste zwischen 1908 und 1938 die Leitartikel für die zweimal wöchentlich in Trogen bei Otto Kübler erscheinende «Appenzeller LandesZeitung». Meyer war mehrere Male Regierungsratskandidat. Fast 20 Jahre sass er im Kantonsrat. In dieser Funktion präsidierte er in den frühen 1930er Jahren die Staatswirtschaftliche Kommission, wurde 1938 in die Finanzkommission gewählt und präsidierte 1942 bis 1945 die von ihm angeregte Wirtschaftskommission. Früh setzte er auf die Förderung des Tourismus: Er war überzeugt, «dass die Hebung des Fremdenverkehrs und des Kurwesens in einem an Naturschönheiten reichen Lande die meiste Aussicht habe, neue Verdienstmöglichkeiten zu schaffen».4 Die Eröffnung der Passstrasse Urnäsch-Schwägalp und der Säntisbahn Ende Juli 1935 waren Höhepunkte seiner Karriere in wirtschaftlich schwieriger Zeit. Journalistisch bemerkenswert sind einige seiner Analysen und Prognosen im Zusammenhang mit den Ereignissen rund um die Machtergreifung und -sicherung Hitlers. Das deutsche Volk sei einer Massenpsychose erlegen, wie sie ähnlich nur bei den Flagellanten in den Kreuzzügen geschehen sei, hielt er angewidert im März 1933 fest. Und in seiner Neujahrsbetrachtung

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von 1934 heisst es: «In der festen Überzeugung, dass die Deutsche Nation berufen sei, die Welt ebenfalls gesunden zu machen, wird der Nationalsozialismus über kurz oder lang nicht bloss expansiv, sondern auch aggressiv werden.»5 Während zur gleichen Zeit bei der «Appenzeller Zeitung» in Herisau Auslandredaktor Alfred Kundert (1894–1971) unter anderem wegen seiner pointierten Aussagen gegen das «barbarische Henkerregime in Deutschland» angefeindet wurde und seinen Posten verlassen musste, konnte Meyer seine klare Haltung gegen den Nationalsozialismus weiterhin öffentlich machen. Im Unterschied dazu nahm Hans Konrad Sonderegger in seinen Leitartikeln im «Säntis» 1933/34 nicht immer eindeutig gegen das Unrechtsregime in Deutschland Stellung. Er nahm den Radikalismus, mit dem Hitler «mit dem alten Zeug abgefahren» sei, in seinen Dienst, um gegen die «Schwerfälligkeit», «Zähigkeit» und «Klebrigkeit» in der Schweiz zu wettern.6 Allerdings schreibt auch Walter Schläpfer in seiner Pressegeschichte, dass es sich hierbei um rasch hingeworfene Urteile Sondereggers gehandelt habe, die von diesem sehr bald korrigiert worden seien.7 Der zweite hier in Kürze porträtierte Zeitgenosse und Kontrahent von Hans Konrad Sonderegger war Oscar Alder (1870– 1943), Chefredaktor des «Appenzeller Anzeigers» und des «Häädler Kalenders» in Heiden. Als langjähriges Vorstandsmitglied der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft verfasste er von 1911 bis 1941 in den Appenzellischen Jahrbüchern die Landeschronik. Ab 1920 bis zu seinem Tod war er hauptverantwortlicher Jahrbuchredaktor. Gleichzeitig versah er von 1919 bis 1931 das Amt des Aktuars der Fortschrittlichen Bürgerpartei, der späteren FDP Appenzell Ausserrhoden.8 Infolge einer «Presseschlacht», die im Herbst 1930 durch HKS gegen «die Herren Zeitungsschreiber» des Ostschweizerischen Presseverbands losgetreten worden war,9 schrieb Oscar Alder an seinen Kollegen, Redaktor Alfred Bollinger von der «Appenzeller Zeitung»: «Freude und Ärger sind oft doch recht nahe beieinander. Letzten Samstag feierten wir Brüder und Schwestern in Heiden meinen 60.  Geburtstag in fröhlichster Weise. Ich gedenke vor dem Alter vorderhand noch nicht zu kapitulieren; denn ich fühle mich noch ‹erbe jung›. Und wenn die Welt voll Teufel wär! … Oder noch mehr Querulanten vom Kaliber des ‹Hakah› mir in den Weg liefen – ich forcht mich nit. Ein Sturm ist nun wieder vorüber, die Landsgemeinde-Wahlen werden andere Stürme bringen. Wappnen wir uns!»10 Dass der über 20 Jahre jüngere «Querulant» Sonderegger in den Folgejahren in Heiden dem gewissenhaften Alder immer wieder das Leben schwer machte, ist seinen Lebenserinnerungen zu entnehmen: «Mir lag, das darf man ruhig behaupten, die

5 Zit. bei Schläpfer, Pressegeschichte (wie Anm. 1), S. 230f.

6 Umbau im Dritten Reich. In: Säntis, 06.02.1934. 7 Schläpfer, Pressegeschichte (wie Anm. 1), S. 231.

8 Albert Nägeli: Oscar Alder. In: AJb 70 (1943), S. 1–15. URL: www.e-periodica.ch/digbib/ view?pid=ajb-001:1943:70#13. 9 Säntis, 05. und 09.09.1930. Siehe auch ebd., 07., 11. und 14.11.1930; Appenzeller Zeitung, 12.11.1930; Appenzeller Anzeiger, 13.11.1930; Appenzeller Landes-Zeitung, 14.11.1930. 10 Brief von Oscar Alder an Alfred Bollinger, 12.11.1930; überliefert in einem Dossier, das René Bieri, alt Redaktor bei der Appenzeller Zeitung, anlässlich des Umzugs der Druckerei Schläpfer AG in Herisau vom Sandbühl in die neuen Betriebsgebäude an der Kasernenstrasse 64 im Jahre 1980 vor der Entsorgung gerettet und zu sich genommen hatte. Das Dossier befindet sich in der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden (Personendossier Sonderegger).

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11 Zit. bei Nägeli, Alder (wie Anm. 8), S. 8.

12 Schläpfer, Pressegeschichte (wie Anm. 1), S. 235.

13 Albert Kläger und Paul Müller: Alfred Bollinger, Herisau. In: AJb 120/1992 (1993), S. 65–67. URL: www.e-periodica.ch/digbib/ view?pid=ajb-001:1992:120#68. Siehe auch Hanspeter Strebel: «Darum Freisinnige, vereinigt euch!» Vom Volksverein zur FDP. die Liberalen 1910–2010. Trogen 2010 (Kleine Schriften der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden 4). – Unveröffentlichte Unterlagen: Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, Privatarchiv Freisinnig demokratische Kantonalpartei Pa.039. 14 KBAR, Personendossier Sonderegger (wie Anm. 10).

Förderung der Volksverbundenheit und die Pflege des Appenzellertums in Wort und Schrift weit näher als der unfruchtbare Streit des Tages und die Verunglimpfung des politischen Gegners.»11 Den publizistischen Kampf mit harten Bandagen überliess Alder seinem jungen Parteikollegen Alfred Bollinger in Herisau, der ihn als Aktuar der Fortschrittlichen Bürgerpartei beerbte. «In der Tat hatte niemand mit grösserem Engagement in seiner Zeitung gegen Sonderegger gekämpft», heisst es in der Pressegeschichte über Alfred Bollinger (1896–1992).12 Der promovierte Staatswissenschafter – er hatte in Zürich Jus und Nationalökonomie studiert – übernahm als 26-Jähriger die Leitung der Inlandredaktion der «Appenzeller Zeitung» und prägte in den folgenden 45 Jahren deren Ausrichtung als freisinniges Parteiblatt mit einer kritischen Haltung gegenüber totalitären Systemen ganz wesentlich mit.13 Ein von ihm über HKS angelegtes Dossier, das die Zeit zwischen 1930 und 1943 abdeckt und Originalbriefe Sondereggers an die Redaktion der Appenzeller Zeitung zusammen mit Kopien wenigstens einzelner Antwortbriefe Bollingers, Zeitungsartikel von und über Sonderegger, Zuschriften Dritter in der Causa HKS sowie fünfeinhalb Schreibmaschinenseiten, überschrieben mit «Material zur Ständeratswahl», enthält, gibt Einblick in die Auseinandersetzungen der beiden Kontrahenten, die je eine brillante Feder führten und sich intellektuell auf gleicher Augenhöhe begegneten.14 Das «Material zur Ständeratswahl», das zuhanden der Gesamterneuerungswahlen vom Herbst 1935 zusammengestellt worden war, führt exemplarisch vor Augen, mit welcher Akribie Bollinger die publizistischen Ausrutscher des politischen Gegners dokumentierte, um die «widerspruchsvolle Haltung von Dr. Sonderegger» in manch einem Geschäft aufdecken zu können. Das Dossier zeigt, wie sich Bollinger an HKS rieb, jedoch immer auch versuchte, fair zu bleiben. Auf einen Brief von Sondereggers Tochter Annina, die 1941 um die Richtigstellung eines tendenziösen Artikels bat, antwortete Alfred Bollinger verständnisvoll: «Im Übrigen ist es keine blosse Phrase, wenn ich Ihnen sage, dass ich den zähen und undankbaren Kampf Ihres Vaters für ein neues Wirtschaftssystem mit einer gewissen Bewunderung verfolge. Ich weiss, dass der Kämpfer für etwas Neues, von dessen Richtigkeit er überzeugt ist, das Feuer des Apostels in sich haben muss, um immer wieder gegen die alten Bastionen anzurennen, wenn er zum Schlusse einen Erfolg sehen will. Trotzdem zweifle ich an der Richtigkeit vieler Anschauungen Ihres Vaters.» Und weiter: «Ihr Vater hat im Kanton schon wiederholt Bedeutendes geleistet. Ich habe das stets anerkannt. So

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wie Sie sich heute in nobler Weise für Ihren Vater wehren, so habe ich mich Jahre lang für Landammann Ackermann15 wehren müssen, der fast in jeder Nummer des ‹Demokrat› auf höchst ungerechte Weise angegriffen worden ist. Herr Ackermann und seine Familie haben schwer unter diesen Angriffen gelitten.»16 Der wohlwollende Nachruf, den Alfred Bollinger einen Tag nach Sondereggers plötzlichem Tod in der «Appenzeller Zeitung» veröffentlichte, unterstreicht diese Haltung.17 Die Appenzellischen Jahrbücher haben Sonderegger keinen Nachruf gewidmet. Im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich, in dem sich der Nachlass von Hans Konrad Sonderegger befindet, gibt es unter «Korrespondenzen» ein Dossier, das von einem schriftlichen Kontakt im März 1939 zwischen Haka und Carl Böckli (1889– 1970) zeugt.18 Sonderegger hatte dem «Nebelspalter»-Redaktor Bö einen Brief geschickt, in dem alle Vokale durch «u» ersetzt waren. Bö und Haka waren per du; sie lebten mit ihren Familien nur wenige Meter voneinander entfernt in Heiden. Inwieweit sich die beiden auch in politischen Fragen ausgetauscht haben, ist nicht überliefert. Der Freiwirtschafter Sonderegger war sporadisch Thema im «Nebelspalter». So hat ihn Bö 1941 im Rahmen der Serie «Schweizer Parlamentarier in der Karikatur» gezeichnet.19 Die Affäre um private Briefe Sondereggers, die 1943 infolge der Zerrüttung innerhalb des Freiwirtschaftsbundes bekannt geworden waren, kommentierten sowohl Bö als auch Gregor Rabinovitch (1884–1958).20 Die besagten Briefe waren im labilen Kriegsjahr 1940 entstanden und an drei enge Freunde verschickt worden. Sonderegger hatte sich darin als Bundesrat und als «Diktator HKS» ins Spiel gebracht sowie für eine Verständigung mit den siegreichen Achsenmächten plädiert.21 Bö schrieb unter seine Karikatur die Verse: «Der Ha Ka bin ich! Und deshalb muss etwas geschehen! | Man möge sich, so oder so, um mich kümmern. | Ich bin berufen, oben, hoch oben zu stehen, | Und sei es auf Trümmern!».22 Die humorvollsten Beiträge über und von Haka im «Nebelspalter» stammen aus dem Jahr 1934.23 «Dr. Sonderegger» reagierte in Versen auf eine Collage, die seine Schwundgeld-Haltung parodiert. Seine Zeilen zeigen, wie akribisch er darauf erpicht war, Äusserungen seiner Person gegenüber richtigzustellen. Auch wenn im vorliegenden Fall ein Augenzwinkern mitschwingt: HKS erweist sich darin auch als Besserwisser. Ob die Glosse «Vorbild für Politiker», die eine Nummer später unter dem Kürzel «Haka» abgedruckt ist, ein Auftragswerk war oder ob er diese der Zeitschrift unaufgefordert übermittelt hatte, bleibt offen. Auf jeden Fall regt sie zum Schmunzeln an. Und wer weiss, vielleicht steckt darin auch die Botschaft: Wenn ich will, kann ich auch nebelspaltern …

15 Der freisinnige Walter Ackermann (1890–1969) erbte 1935 nach hartem Wahlkampf den Ständeratssitz von Hans Konrad Sonderegger mit lediglich 299 Stimmen Vorsprung. 16 KBAR, Personendossier Sonderegger (wie Anm. 10), Brief von Alfred Bollinger an Annina Sonderegger, 19.02.1941 (= Antwortschreiben auf einen Brief von Annina Sonderegger an Alfred Bollinger, 18.02.1941). 17 Alt-Nationalrat Dr. H. K. Sonderegger. In: Appenzeller Zeitung, 04.09.1944. 18 Archiv für Zeitgeschichte (AfZ), Nachlass Sonderegger, 4.2.467. – Zu Carl Böckli vgl. Walter Schläpfer: Carl Böckli, Heiden. In: AJb 98/1970 (1971), S. 70–72. URL: www.e-periodica.ch/digbib/ view?pid=ajb-001:1970:98::74. – Erwin Jaeckle und Eduard Stäuble: Grosse Schweizer und Schweizerinnen. Stäfa 1990, S. 624–629. – Ernst Kindhauser u.a.: Carl Böckli Bö. Seine Zeit, sein Werk. Rorschach 1989. 19 Vgl. Abbildung auf S. 59. 20 Vgl. Abbildungen auf S. 60f. 21 Vgl. den Beitrag von Yves Demuth in diesem Jahrbuch, hier S. 19–21. 22 Nebelspalter 69/1943, 25 (24. Juni), S. 22. URL: www.e-periodica.ch/digbib/ view?pid=neb-001:1943:69::5428. Siehe unten S. 61. 23 Abbildungen auf S. 58f.

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24 Thomas Fuchs: Art. «Böckli, Carl». In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Version vom 07.11.2005. URL: www.hls-dhs-dss. ch/textes/d/D19327.php.

25 Walter Schläpfer: Jakob Nef, Herisau. In: AJb 105/1977 (1978), S. 50f. URL: www.e-periodica.ch/ digbibview?pid=ajb-001:1977: 105::60. – Peter Witschi (Hrsg.): Jakob Nef (1896–1977). Ein Appenzeller Nebelspalter. Herisau 2005 (Das Land Appenzell 34). 26 Vgl. Abbildung auf S. 70.

27 Sammlung Hans Widmer, St.Gallen. URL: www.kunstmarktonline.ch/karikaturen/sammlung (21.09.2016).

28 Wahlen. In: Säntis, 20.04.1934 (wie Anm. 3).

Bö gilt als «Pionier des geistigen Widerstands». Während all der Jahre, die er für den «Nebelspalter» arbeitete, notabene zwischen 1922 und 1962, war er ein unermüdlicher Kämpfer gegen Opportunismus. Er war ein umfassender Zeitkritiker.24 Auf genauso kompromisslose Art und Weise, ja sogar noch ein Stückweit politischer, hat auch ein zweiter Appenzeller Redaktor während vier Jahrzehnten, zwischen 1923 und 1964, im «Nebelspalter» seine Spuren hinterlassen: der Herisauer Kunstmaler Jakob Nef (1896–1977).25 Nef hatte Stickereizeichner gelernt und zwischen 1913 und 1919 auf dem Beruf gearbeitet. Seit 1917 war er an der Gewerbeschule St.Gallen Schüler von August Wanner. Zwischen 1920 und 1923 studierte er an der Kunstakademie in Stuttgart bei Christian Landenberger. Jakob Nefs Karikatur «Gleichschaltung!», die am 14. Juli 1933 im «Nebelspalter» erschienen war, hatte zum sofortigen Verbot der Zeitschrift in Deutschland geführt.26 «Es gab in dieser dramatischen Zeit sehr viele bedeutende Kunstmaler, aber nur wenige hervorragende Zeichner wie Jakob Nef, die mit sicherem Strich gegen Nazis, Gewinnler und Salonlöwen kämpften», würdigt der St. Galler Galerist und Sammler Hans Widmer die Tätigkeit des «Nebelspalter»-Redaktors.27 Hans Konrad Sonderegger scheint Jakob Nef nicht persönlich gekannt zu haben; mindestens 1934 noch nicht, als er ihn als Regierungsratskandidaten ins Spiel brachte: In einem Leitartikel im «Säntis» eine Woche vor der Landsgemeinde tadelte HKS die Fortschrittliche Bürgerpartei, die einen 62-jährigen Regierungsratskandidaten nominiert hatte. Im Hinblick auf notwendige «Erneuerungs- und Verjüngungsbestrebungen» gestatte er sich, auf einen Mann aufmerksam zu machen, der allen berechtigten Anforderungen unbedingt gerecht werde: Kunstmaler Jakob Nef in Herisau. «Herr Nef gehört zu den Herisauer Jungliberalen. Er ist etwa 40 Jahre alt, vielleicht noch nicht ganz, bodenständiger Appenzeller, ein klarer, gescheiter und politisch interessierter Kopf, ein tüchtiger Mann, der sich aus eigener Kraft seinen Weg bahnt. Aber da entsetzt sich vielleicht der Leser: ein Kunstmaler, das geht doch nicht! Warum soll das nicht gehen? Ich sehe nicht ein, warum ein Bauer oder Weinhändler oder Fabrikant der Regierung angehören soll, ein Kunstmaler aber nicht. Der Beruf ist so ehrlich wie jeder andere. War nicht der Dichter Gottfried Keller ein ganz ausgezeichneter Staatsschreiber? Warum soll Nef nicht ein ebenso ausgezeichneter Regierungsrat werden? Er steht in den besten Jahren, denkt selbständig und unabhängig und ist intelligent: was wollen wir mehr?»28 Es ist nicht überliefert, ob und allenfalls wie Nef auf diesen Vorschlag reagiert hatte. Auf jeden Fall wurde am 29. April 1934 an der Landsgemeinde in Trogen in einem ersten Wahlgang ne-

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ben einer ganzen Reihe weiterer Männer auch über Jakob Nef abgestimmt. In einen zweiten Wahlgang schaffte er es nicht, wohingegen «Dr. Sonderegger» während mehrerer Wahlgänge im Spiel blieb. Erst nach siebenmaligem Mehren wurde der 62-jäh- 29 Amtsblatt des Kantons Appenrige Kandidat der Fortschrittlichen Bürgerpartei als gewählt er- zell A. Rh., Nr. 18, 02.05.1934, S. 280f. klärt.29

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Die Zeitgenossen im Bild und HKS in deren Blättern

Carl Meyer (1873–1947) war Jurist, Obergerichtspräsident, Säntisbahngründer und (Bücher-)Sammler in Herisau. Er verfasste zwischen 1908 und 1938 die Leitartikel für die zweimal wöchentlich in Trogen bei Otto Kübler erscheinende «Appenzeller LandesZeitung».

Oscar Alder (1870–1943) war Chefredaktor des «Appenzeller Anzeigers» und des «Häädler Kalenders» in Heiden sowie hauptverantwortlicher Jahrbuchredaktor (1920–1943), Vorstandsmitglied der AGG sowie Landeschronist (1911–1941).

Alfred Bollinger (1896–1992) war Inlandredaktor der «Appenzeller Zeitung» (1922– 1967) und in den 1930er Jahren der prominenteste publizistische Gegenspieler von Hans Konrad Sonderegger.

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Die Inserateflut in der «Appenzeller Zeitung» war nur vor der Landsgemeinde 1931 gross, als Hans Konrad Sonderegger, damals noch Oberrichter, nach 1929 erneut für den Regierungsrat kandidierte. Wie 1929 unterlag Sonderegger nur knapp: Walter Ackermann, Herisau, inoffizieller Kandidat der Fortschrittlichen Bürgerpartei (FDP), und Konrad Bänziger, Reute, offizieller Kandidat der FDP, machten das Rennen. Deutlich hintanstellen musste sich Carl Meyer, Herisau, auch er ein offizieller Kandidat der FDP. Bereits bei den Nationalratswahlen im Herbst 1931 und dann später bei allen weiteren Versuchen Sondereggers, sich in die Kantonsregierung oder in den Stände- oder Nationalrat wählen zu lassen, erschienen nur noch Pro-Sonderegger-Inserate aus den Reihen des Freiwirtschaftsbundes. Die Gegnerschaft Sondereggers erachtete es 1935 als notwendig, via Inserat explizit vor dem «falschen Propheten», «sogenannten Volksbeglücker», «demagogenhaften Vielschreiber und Vielversprecher» zu warnen.

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Der wie Hans Konrad Sonderegger ebenfalls in Heiden wohnhafte Carl Böckli alias Bö (1889–1970) war Grafiker und Karikaturist. Während 40 Jahren arbeitete er als «Nebelspalter»-Redaktor. Zu gleicher Zeit prägte ein weiterer Appenzeller, der ehemalige Herisauer Stickereizeichner, Kunstmaler und Grafiker Jakob Nef (1896–1977) das Gesicht des unabhängigen, illustrierten, humoristisch-politischen Wochenblatts, das seit 1922 im Verlag des späteren Ständerats Ernst Löpfe-Benz in Rorschach erschien.

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Links und oben: Die humorvollsten Beiträge über und von Haka im «Nebelspalter» stammen aus dem Jahr 1934. «Dr. Sonderegger» reagierte in Versen auf eine Collage, die seine Schwundgeld-Haltung parodiert. Ob die Glosse «Vorbild für Politiker», die eine Nummer später unter dem Kürzel «Haka» abgedruckt ist, ein Auftragswerk war oder ob er sie der Zeitschrift unaufgefordert übermittelt hatte, muss hier offen bleiben.

1941 schuf Bö im Rahmen der Serie Schweizerische Parlamentarier in der Karikatur ein Bildnis von «Nationalrat Dr. H. K. Sonderegger, Heiden».

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Die Affäre um private Briefe Sondereggers, die im Juni 1943 infolge der Zerrüttung innerhalb des Freiwirtschaftsbundes bekannt geworden waren, liessen die «Nebelspalter»-Redaktoren Carl Böckli und Gregor Rabinovitch nicht unkommentiert.

Tusche auf festem Papier, unten rechts monogrammiert «G.R.», 34 x 24 cm. Auf der Rückseite der handschriftliche Text: «Die alten Formen einer Bundesratswahl sind überholt./Die neuen sehen so aus!» – Die Zeichnung, die im «Nebelspalter» vom 24. Juni 1943 veröffentlicht worden ist, stammt, wie alle Originalblätter, auf die im Folgenden verwiesen wird, aus der Sammlung Hans Widmer, St.Gallen.

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Auch die «Diktator HKS»-Karikatur von Bö erschien in der «Nebelspalter»-Ausgabe vom 24. Juni 1943.

Die typisch Sonderegger’sche Aussage: «Ich habe gewisse Ideen», kommentierte Rabinovitch mit: «Aber wo hät er de Chopf?» – Tusche und Farbstift auf festem Papier, 23 x 18 cm. Erschienen in der «Nebelspalter»-Ausgabe vom 1. Juli 1943.

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Der Anschluss Österreichs von 1938 Berichte von Hans Konrad Sonderegger in seiner Zeitung «Der Demokrat» Auswahl und Kommentar: Heidi Eisenhut

1 Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden (KBAR), Personendossier Sonderegger, Brief von Annina Sonderegger an Alfred Bollinger vom 18.02.1941. – Siehe auch den Kurztext über Alfred Bollinger im vorliegenden Jahrbuch, S. 51f. 2 Siehe oben S. 8f. 3 Der am 28.06.1919 von Deutschland und den Alliierten unterzeichnete Vertrag von Versailles beendete den Ersten Weltkrieg völkerrechtlich. Gleichzeitig war der Vertrag auch der Gründungsakt des Völkerbunds, in dem das Selbstbestimmungsrecht der Völker zu den Grundsätzen gehörte: in offenem Widerspruch zum Vertrag von Versailles bzw. dem Pariser Vorortvertrag von Saint-Germain, in dem festgehalten ist, dass ein Zusammengehen Österreichs mit dem Deutschen Reich untersagt sei. URL: https://de.wikisource.org/ wiki/Staatsvertrag_von_SaintGermain-en-Laye (21.09.2016). 4 KBAR, Personendossier Sonderegger, Brief von Alfred Bollinger an Annina Sonderegger vom 19.02.1941. 5 Walter Schläpfer: Pressegeschichte des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Herisau 1978, S. 245. 6 Zum neuen Jahr. In: Säntis, 02.01.1925, S. 1. Zit. bei Hanspeter Spörri: Kämpferische Zeiten. Wie der Wille zur freien Meinung radikalisiert. In: Gottlieb F. Höpli u.a. (Hrsg.): Teufen. St. Gallen 2014, S. 92–106, hier S. 95.

«Wirst sehen, wenn man jetzt nichts unternimmt, dann ist Österreich in drei Jahren deutsch», soll Hans Konrad Sonderegger seiner ältesten Tochter Annina 1935 gesagt haben.1 Das Zeugnis der Tochter, auf das sie in einem Brief an Alfred Bollinger, Inlandredaktor der «Appenzeller Zeitung», Bezug nimmt, ist eines von mehreren, die aufzeigen, dass das Schicksal Österreichs HKS besonders intensiv beschäftigt hatte. «Am Tage des Einmarsches deutscher Truppen waren wir im benachbarten Vorarlberg. Wie schwer dieser Tag für uns war, können Sie sich nicht vorstellen», heisst es bei Annina Sonderegger weiter. «Ein Land verschwindet, weil es den richtigen Weg nicht einschlagen wollte.» Den richtigen Weg? Die umfassenden Leitartikel von HKS im «Demokrat», die sich mit Österreich befassen, sind einerseits lesenswerte Analysen der politischen und gesellschaftlichen Situation des östlichen Nachbarlandes der Schweiz, münden andererseits aber mehrheitlich in die Aussage, dass sich Österreich mit einem anderen Wirtschaftssystem – namentlich dem freiwirtschaftlichen – hätte retten können.2 Dieser Haltung widersprach Alfred Bollinger im Briefwechsel mit Annina Sonderegger ganz vehement: «Ich kenne z.  B. viele Persönlichkeiten, die nach dem Vertrag von Versailles3 immer erklärt haben, dass Österreich an Deutschland fallen müsse, sobald Berlin wieder handlungsfähig sei. Dass sich Österreich mit einem andern Wirtschaftssystem hätte retten können, das allerdings glaubt ausser den Kreisen Ihres Vaters niemand.»4 Auch wenn HKS den Anschluss Österreichs an Nazideutschland vorausgesehen habe, er sei damit kein Einzelfall gewesen. Trotz dieser Einschränkung gilt: Sondereggers Eintreten für Freiheit, Recht und Menschenwürde in der von Hitler bedrohten Welt der 1930er Jahre,5 aber auch sein Programm, das er bereits in der ersten Ausgabe als neuer Leitartikler des «Säntis» 1925 festgehalten hatte, namentlich dass eine Demokratie nur bestehen könne, «wenn jede persönliche Überzeugung, die durch ernsthaftes Nachdenken erlangt worden ist, auch dann geachtet wird, wenn sie der eigenen Anschauung nicht entspricht»6, diese Haltung kommt in den hier zitierten Texten deutlich zum Ausdruck.

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7 Engelbert Dollfuss (1892–1934) war ab 1932 österreichischer Bundeskanzler. Ab dem 5. März 1933 regierte er diktatorisch. Er war der Begründer des austrofaschistischen Ständestaats, der dem italienischen Faschismus und der katholischen Kirche nahestand und den Nationalsozialismus deutscher Prägung ablehnte. Im Juli 1934 wurde er von österreichischen Nationalsozialisten ermordet. Kurt Schuschnigg (1897–1977) führte den Kurs von Dollfuss weiter. Er kam mit dem Einmarsch der Deutschen in Österreich in sogenannte «Schutzhaft». 8 HKS bezieht sich auf die Reichstagsrede Hitlers vom 20.02.1938, die erstmals auch in Österreich und der Tschechoslowakei im Radio übertragen worden war (siehe unten Anm. 12). 9 Walter Wolf: Art. «Frontenbewegung». In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Version vom 01.12.2006. URL: www.hls-dhs-dss. ch/textes/d/D17405.php. Verschiedene politische Gruppierungen der 1930er Jahre verwendeten in ihrem Parteinamen die Kampfbereitschaft demonstrierende Bezeichnung «Front». Die Organisationen waren sehr heterogen. Sie tauchten plötzlich auf, fusionierten untereinander, spalteten sich auf und verschwanden auch wieder. – Vgl. den Beitrag von Christof Wamister in diesem Jahrbuch, S. 82–100. Wamister geht im Zusammenhang mit René Sonderegger auf dessen Verhältnis zu den Frontisten ein. 10 Die von Schuschnigg angesichts der sich überstürzenden Ereignisse im Februar (Anm. 12) für den 13.03.1938 hastig einberufene Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs hatte eine Mobilmachung der Deutschen und ein Ultimatum zur Folge. Am 11.03.1938 trat Schuschnigg mit einer emotionalen Rede vor das Volk und erklärte seinen Rücktritt. Der Nationalsozialist Arthur SeyssInquart übernahm die Macht. Am 13.03.1938 wurde Österreich als

Streifzug im Vorarlberg

Der Demokrat, Dienstag, 15. März 1938, S. 2 Das furchtbare Schicksal Österreichs erfüllt besonders uns Ostschweizer mit tiefstem Schmerz. Mögen viele Österreicher, missleitet durch ihren leider berechtigten Hass gegen die klerikale Regierung Schuschnigg und den unseligen «DollfussKurs»,7 im Anschluss an Deutschland ihr Heil erblicken; wir erkennen, zusammen mit vielen guten Österreichern, die Tragweite der Ereignisse besser und schärfer als sie. Es handelt sich nicht bloss um eine politische Umstellung und Verschiebung; es handelt sich um die Vernichtung einer wertvollen staatlichen und kulturellen Eigenart, um die Unterwerfung eines uns verwandten Volkes unter einen ihm und uns gleicherweise fremden Geist. Der Vorarlberger, der Tiroler, der Steiermärker, der Wiener (dessen nordisch-germanische Herkunft nicht einmal ein deutscher Nazi-Professor nachweisen kann) hat mit Berlin und dem dort herrschenden Geiste nichts zu tun. Der Untergang des selbständigen Österreich bildet eine Verarmung Europas in jeder Hinsicht; das werden mit der Zeit auch jene einsehen, die ihm tatenlos zugeschaut haben, obwohl sie vielleicht hätten helfen können. Uns Ostschweizern aber führt er zudem das unheimliche Bild des nationalsozialistischen Vormarsches vor Augen; wir erschrecken über unsere Machtlosigkeit, wenn wir daran denken, dass Hitler sich als Schirmherr aller Menschen «vom selben Blut, von derselben Abstammung und derselben Gesinnung»8 betrachtet. Eines Tages wird er den «Schutz» der schweizerischen Frontisten9 als Akt der nationalen Notwehr bezeichnen … Ich wollte Freitag nachts nach Wien reisen, um dort die Frühlingsmesse zu besuchen, die Volksabstimmung10 zu erleben und politische Beobachtungen zu machen. Aber ein Vortrag in Winterthur verzögerte die Abreise. Als ich um Mitternacht nach Hause kam, lagen bereits die ersten, noch unklaren Nachrichten über die Umwälzung vor. Da es für den Nachtschnellzug ohnedies zu spät war, verschob ich die Reise auf den Samstag, um sie dann gänzlich fallen zu lassen. Die Fahrpreisermässigung zum Besuch der Wiener Messe hatte ihren Reiz verloren … Dafür machte ich einen Streifzug im Vorarlberg. Auf der Grenzbrücke bei St.  Margrethen hielten zwei wenig ansprechende SA-Männer11 den Wagen an, ohne die Papiere zu prüfen. Sie fragten nur, woher wir kämen, gaben sich ein gewichtiges Ansehen und hatten sich offenbar noch nicht recht in ihre neue Rolle eingefunden. Aber immerhin: die Sache war gut vorbereitet. Die Zollrevision wurde von den ordentlichen Beamten vorgenommen, die meine Begleiter auch ohne Pass einreisen liessen. Höchst war nicht stark beflaggt; von Dornbirn abgesehen

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war die Beflaggung in allen Ortschaften eher spärlich, teilweise sogar auffallend mager, wobei das Rot-Weiss der österreichischen Fahne zahlreicher vertreten war als das Hakenkreuz. Grosse Aufregung war vorerst nicht zu spüren; man sah höchstens Gruppen von SA-Männern in geschäftiger Wichtigkeit. Auf dem Hauptplatz in Dornbirn war eine ziemlich grosse Menge versammelt, junge Leute und besonders Frauen jeglichen Alters. Ich besuchte einen Führer der Vaterländischen Front12, mit dem ich vor drei Wochen13 gesprochen hatte. Damals war er trotz meiner Warnungen sehr zuversichtlich. Jetzt sass er vollständig gebrochen in seinem Arbeitszimmer und war offenbar erstaunt, noch nicht verhaftet zu sein. «Sie haben Recht erhalten», begrüsste er mich. Es hatte keinen Zweck mehr, unsere frühere Unterhaltung fortzusetzen und auf die unverzeihlichen Fehler der Regierungen Dollfuss-Schuschnigg hinzuweisen. Ich verabschiedete mich bald: «Wenn ein Mensch gestorben ist, kondoliert man; aber wenn ein Staat gestorben ist, finde ich keine Worte ...» Ein Freund führt mich rasch in sein Wohnzimmer und schaut sich um, ob alle Fenster verschlossen seien. Dann bricht die ganze Not des unglücklichen Österreichers aus seinem Herzen. Das persönliche Unheil verschmilzt mit dem Unglück des Landes zu einem erschütternden Leid. Er ist zugrunde gerichtet; vielleicht wird er versuchen, aus dem Lande zu fliehen und irgendwo in Amerika ein neues Leben anzufangen, ein neues Leben mit grauen Haaren. Er schildert die Erlebnisse der Nacht. Seine Freunde hatten bei ihm am Empfangsgerät gehorcht. Sie alle waren, trotz erlittener Verfolgung, trotz so schwerem Unrecht, bereit gewesen, für Österreich einzustehen. Aber die Führer haben ihre Truppe verlassen. Und jetzt beginnt jene Qual, die man aus deutschen Berichten kennt und schon unter Schuschnigg erfahren hat: das Aufpassen, die Angeberei, die gemeine Rache für jedes Wort, das man früher gesprochen hat. Die Beamten Schuschniggs haben den Nationalsozialisten jede Lebensmöglichkeit genommen und einen furchtbaren Hass gepflanzt; das kehrt sich jetzt um, die Stunde der Vergeltung ist gekommen. In Feldkirch ist alles ruhig, wenig Fahnen, auffallend wenig Leute in den Strassen. Nur die Nationalsozialisten sind sichtbar und grüssen sich stolz mit erhobenem Arm. Man spürt und sieht: die heimattreuen Österreicher halten sich in den Häusern verborgen. Der Kellner in der Bahnhofwirtschaft, wo schon ein Hitlerbild aufgehängt ist, trägt ein Hakenkreuz. Was haben Sie denn gemacht?, frage ich ihn; er meint lachend: wir haben uns umgestellt. Ein Gasthofportier erkennt in mir den Fremden und blinzelt mir zu. Ich gehe zu ihm und er erzählt: verrückt, rein verrückt waren sie die ganze Nacht: Umzüge, Lärm, Geschrei.

«Land des Deutschen Reiches» definiert. Eine «Volksabstimmung» legitimierte diesen Schritt am 10.04.1938. 11 Die Sturmabteilung (SA) war ursprünglich eine paramilitärische Kampforganisation der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Nach der Säuberung 1934 («Röhm-Putsch», siehe Anm. 14) waren SA-Männer vor allem bei Parteifeiern, Aufmärschen und Sammlungen zugegen: quasi als «Beflaggung». Gegen Jüdinnen und Juden durften sie gewalttätig werden; auch ohne Uniform. 12 Die Vaterländische Front wurde am 20.05.1933 von der österreichischen Bundesregierung unter Engelbert Dollfuss gegründet. Nach der Ausschaltung von Demokratie, Parlament und Opposition war die Organisation nach faschistischem Vorbild eine Einheitspartei mit Monopolstatus. 13 HKS war am 20.02.1938 im Vorarlbergischen, um die Reichstagsrede Adolf Hitlers am Radio zu hören. Ein ausführlicher Kommentar dazu fand in seinem Leitartikel «Die vergessene Hauptsache» im «Demokrat» Niederschlag (22.02.1938, S. 1f.). Sonderegger hielt darin ernüchtert fest: «Von einem Verzicht auf die Eroberung Österreichs ist weniger als je die Rede!» – Acht Tage vorher, im Berchtesgadener Abkommen vom 12.02.1938, hatte Hitler Bundeskanzler Schuschnigg eine Vereinbarung diktiert, in der eine Reihe von Massnahmen zur Begünstigung der österreichischen Nationalsozialisten festgeschrieben war. Eine der ersten dieser Massnahmen war die Ernennung von Arthur Seyss-Inquart (1892–1946) zum Innen- und Sicherheitsminister.

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14 Der 30.01.1933 ist der Tag der notabene legalen Ernennung Hitlers zum Reichskanzler durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. In der Folge wurde die bis zu diesem Zeitpunkt bestehende parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik in eine nach dem Führerprinzip agierende zentralistische Diktatur verwandelt. – HKS spielt auf den sogenannten «Röhm-Putsch» an, auf die Ereignisse Ende Juni und Anfang Juli 1934, bei denen die Nationalsozialisten die Führungsebene der Sturmabteilung (SA) einschliesslich Stabschef Ernst Röhm (1887–1934) ermordeten.

15 Der ehemalige Pfarrer Sonderegger zitiert die leicht abgeänderte Fassung von «Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun» (Lukas 23,34). Jesus soll diese Worte am Kreuz gesprochen und dadurch versucht haben, diejenigen, die für seine Kreuzigung auf Golgatha verantwortlich sind, vor dem Zorn Gottes zu schützen.

Aber nicht sehr viele. Ich kümmere mich nicht um die Politik, ich denke an das Geschäft; aber sie alle waren verrückt. Am Nachmittag fahren wir nach Bregenz. Die Strasse ist jetzt sehr belebt; alle möglichen Fahrzeuge streben Dornbirn zu. Dazwischen ziehen einige Bauernwagen gemächlich ihres Weges, grosse Fuder von Heu oder Stroh, ein tröstlicher, beruhigender Anblick. Mag geschehen, was da will: der Bauer wird immer da sein, wird immer auf den Acker fahren, seine Kühe ziehen gemächlich das Fuder. Alle Aufregung der Politik wird vergehen, aber der Bauer wird bleiben. Dornbirn ist unterdessen noch lebendiger geworden; immer neue Scharen versammeln sich auf dem Hauptplatz. Vor einer Wirtschaft steht ein Stab der SA: dieselbe braune Uniform wie in Deutschland, dieselbe Wichtigkeit und vielleicht auch dasselbe Schicksal. Aber daran denken sie heute nicht, so wenig wie Röhm am 30. Januar 1933 …14 In Bregenz sind die Strassen gefüllt. Wir fahren vorerst zur deutschen Grenze, haben aber Mühe, durch die Menge zu gelangen. Die Kaserne muss umfahren werden. Die österreichischen Soldaten sind konsigniert; die Offiziere gehen bescheiden, vielleicht verlegen durch die Menge. Auf dem Kasernenplatz stehen deutsche Geschütze. Auf der Strasse zur Grenze begegnen wir einem einmarschierenden Bataillon des Reg. 14: junge Soldaten in Dreier-Reihen, berittene Offiziere mit kaltem, sachlichem Gesicht ohne menschliche Regung. Wir fahren bis zum Zoll: dort ist Deutschland, hier ist Österreich; über die Grenzbrücke zieht die deutsche Truppe, zu Fuss, zu Pferd, in besonderen Automobilen. Bis auf vereinzelte Ausnahmen sieht die Menge schweigend zu. Wir wenden und können die Kolonne, die vorbildlich rechts marschiert, gut überholen. In Bregenz verlassen wir den Wagen, um den Einzug der Truppen anzusehen. Eine gewaltige Menge erfüllt Strassen und Plätze. Immer wieder fliegen die Arme empor, immer wieder erschallen Sprechchöre «Heil Hitler» oder «Sieg-Heil». Und wieder sind es vornehmlich junge Burschen und Frauen jeglichen Alters, die hysterisch rufen und sich kaum zu fassen wissen. Eine bessere Dame photographiert jeden simplen Kanonier, der auf dem Pferd daherkommt, vom Gruss an die Offiziere gar nicht zu reden. Von einer Menschenmauer umsäumt, zieht eine Batterie gegen den Bahnhof. Ein Schweizer, der in mir ebenfalls den Schweizer erkennt, lacht mir zu: was sagen Sie zu diesem Empfang? Ich antworte: «Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.»15 Wir ziehen weiter; der Anblick des ganzen Schauspiels, dessen letzte Bedeutung diese Menschen offensichtlich nicht erfassen, wird unerträglich. In Lustenau treffen wir wieder Freunde, aber zugleich Anhänger der neuen Ordnung. Mit vier Mann ist das ganze Volk in der Stube: der Nationalsozialist, der seine neue Macht mit Stolz

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empfindet und offen droht für jedes freie Wort, der Mann der Anpassung, der sich leicht fügt und den Rank sofort findet, der junge treue Österreicher, der das Geschick nicht fassen kann und verzweifelt, und der ruhige Freiwirtschafter, der seinen Schmerz unter Lächeln verdeckt. Das Los seines Landes zerreisst sein Herz; aber hat nicht Gesell gesagt: grosses Hoffen gibt grosse Ruh? Der Nationalsozialismus vergeht; aber die Wahrheit, die Gesell16 für uns entdeckt hat, wird bleiben und alles Unzulängliche überwinden. Erschütternd ist das Gespräch zwischen dem alten Lehrer, der sich willig fügt, und seinem ehemaligen Schüler, der sich nicht fügen will. Er wird wohl noch lernen, stille zu sein. Wir fahren heim, niedergedrückt, traurig, sorgenvoll. Ein unabhängiger Staat ist gestorben; wann kommt der nächste?

16 Silvio Gesell (1862–1930), Sozialreformer und Begründer der Freiwirtschaftslehre. Er war Hans Konrad Sondereggers grosses Vorbild.

Die Gleichschaltung Österreichs

Der Demokrat, Donnerstag, 17. März 1938, S. 3 Nach der Besetzung des gesamten österreichischen Staatsgebietes durch deutsche Truppen und Polizei hat die vollständige Angliederung des österreichischen Staatsgebietes an Deutschland mit ungeheurer Schnelligkeit eingesetzt. Alle Massnahmen sind derart genau aufeinander abgestimmt und werden mit einer Schlagfertigkeit durchgeführt, welche beweist, dass der Schlag gegen Österreich schon lange vorbereitet worden ist. Die gesamte Verwaltung ist bereits von Nationalsozialisten oder deutschen Beamten übernommen worden, alle irgendwie bedeutenden Ämter wurden umbesetzt. Die österreichischen Beamten, das Bundesheer und die Polizei sind bereits auf Hitler vereidigt und der deutschen Verwaltung eingegliedert worden. Die österreichische Einheitsgewerkschaft ist in der deutschen Arbeitsfront aufgegangen. Gleichzeitig mit der Eingliederung Österreichs hat überall eine starke Verhaftungswelle eingesetzt. Der jüdische Finanzmann Bosel17 ist auf der Flucht in die Tschechoslowakei festgenommen worden. Die führenden Persönlichkeiten der Vaterländischen Front befinden sich in Schutzhaft18, ebenso Mitglieder der früheren Regierung, darunter der Unterrichtsminister Pernter19. Schuschnigg befindet sich in seiner Wohnung, kann sie aber nicht verlassen und wird von der SA bewacht. Zur Verhinderung der Kapitalflucht aus Österreich sind von der deutschen Regierung strenge Bestimmungen über den Devisenverkehr erlassen worden. Die Ermächtigung zur Ausfuhr von 1000 Schilling im Monat wurde aufgehoben. Die internationalen Schnellzüge werden durch deutsche Beamte genau untersucht und die Reisenden einer strengen Kontrolle unterzogen,

17 Sigmund Bosel (1893–1942), bedeutender Grosskaufmann, Bankier und Börsenspekulant. Seine Rolle im Wirtschaftsleben Österreichs während der 1920er Jahre ist umstritten. Die letzten vier Jahre seines Lebens verbrachte er in nationalsozialistischer Gefangenschaft. Er soll von einem SS-Führer erschossen worden sein. 18 Regimegegner aller Couleur wurden in sogenannte «Schutzhaft» genommen; sie wurden in Konzentrationslagern eingesperrt, misshandelt und häufig auch ermordet. 19 Hans Pernter (1887–1951) wurde am 12.03.1938 ins Konzentrationslager Dachau gebracht, später nach Mauthausen verlegt und 1941 entlassen. Er engagierte sich im österreichischen Widerstand. Nach dem Attentat auf Hitler vom 20.07.1944 wurde er von der Gestapo verhaftet.

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20 Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht (1877–1970) wurde im Januar 1939 von Hitler entlassen, u.a. wegen seiner Kritik an der Rüstungs- und Finanzpolitik des Dritten Reiches. Auch er wurde nach dem Attentat auf Hitler von der Gestapo verhaftet. 21 Im Land Vorarlberg erhielten die Illwerke einen noch nie dagewesenen Investitionsschub. – Vgl. Meinrad Pichler: Nationalsozialismus in Vorarlberg. Opfer, Täter, Gegner. Innsbruck 2012 (Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern 3). 22 Ingenieur Friedrich Reitlinger (1877–14.03.1938) gehörte in der Zwischenkriegszeit zu den einflussreichsten Persönlichkeiten des Tirols.

von der auch die Ausländer nicht verschont bleiben. Eine grosse Anzahl jüdischer Reisender, die versuchten, ihr Vermögen ins Ausland zu bringen, wurden verhaftet. […] Der deutsche Reichsbankpräsident Dr. Schacht20 ist in Wien eingetroffen, um die Verhandlungen über die Angleichung der österreichischen an die deutsche Währung zu verhandeln. Gleichzeitig mit der Einordnung der österreichischen Wirtschaft in den Vierjahresplan sollen die österreichischen Bodenschätze in vermehrtem Masse ausgebeutet werden, besonders die Mangangruben, die für die deutsche Aufrüstung von ungeheurer Bedeutung sind. Weiter sollen in beschleunigtem Mass die Wasserkräfte21 der österreichischen Flüsse der deutschen Wirtschaft nutzbar gemacht werden. Der deutsche Raubzug hat unter den Österreichern eine ganze Serie von Selbstmorden hervorgerufen. In Wien häufen sich besonders unter der jüdischen Bevölkerung die Selbstmorde, da die Juden wie in Deutschland dem wirtschaftlichen Ruin entgegensehen, nachdem die deutschen Rassengesetze auch auf Österreich Anwendung finden. In Innsbruck wurde der Tiroler Grossindustrielle Reitlinger22, Besitzer der Jenbacher Hüttenwerke, auf sein Verlangen von seiner Tochter erschossen, die sich hierauf ebenfalls tötete.

Die «Befreiung» Österreichs

Der Demokrat, Dienstag, 29. März 1938, S. 2

23 Hermann Göring (1893–1946) war Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe.

24 Der britische Journalist G.E.R. Geyde hielt sich seit 1925 in Wien auf. Sein Augenzeugenbericht ist erschütternd. Die deutsche Übersetzung erschien 1947 in Wien unter dem Titel «Die Bastionen fielen. Wie der Faschismus Wien und Prag überrannte.» [Erstveröffentlichung in der Originalsprache im Februar 1939 in London].

Mit den üblichen Ausfällen auf die Demokratie, welche man bei nationalsozialistischen Reden zum Überdruss hören kann, hat Göring23 in Wien eine Rede gehalten, in welcher das Wirtschaftsprogramm für die Eingliederung Österreichs in die deutsche Wirtschaft dargelegt wurde. Die Arbeitslosigkeit soll vollständig beseitigt und die Zölle sollen] aufgehoben werden. Als «Hilfe» für die österreichische Wirtschaft ist der Bau von Flugplätzen und Kasernen vorgesehen. Grosse Wasserkraftwerke sollen in den Hohen Tauern und an der Donau erbaut werden, um die Wasserkraft der deutschen Wirtschaft dienstbar zu machen. Die österreichischen Bodenschätze, deren Besitz für die deutsche Aufrüstung von grösster Bedeutung ist, sollen so rasch als möglich ausgebeutet werden. Besonders die Kupfer-, Mangan- und Erdölgewinnung soll so stark als möglich gefördert werden. Der englische Berichterstatter Geyde24, der sich seit Jahren in Österreich aufhielt, ist von der Gestapo des Landes verwiesen worden. Geyde hatte sich immer durch eine streng neutrale Berichterstattung ausgezeichnet; für die Nationalsozialisten ist jedoch nur eine Berichterstattung erträglich, welche ihre Fehler und Gemeinheiten unterdrückt.

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Man gibt in Wien nunmehr zu, dass insgesamt 1600 Personen verhaftet worden sind. Diese Zahl ist aber viel zu tief gegriffen, denn die österreichischen Konzentrationslager und alle Gefängnisse sind von politischen Gefangenen überfüllt. Nach Berichten aus privater Quelle befinden sich mindestens 15  000 Menschen in Haft.

Unser Abschied von den österreichischen Abonnenten

Der Demokrat, Dienstag, 5. April 1938, S. 2 Liebe Österreicher! Es hat mich immer gefreut, dass in fast allen Bundesländern, bei irgendwelchem Anlass auf die «Republikanischen Blätter» aufmerksam geworden, ein Grüppchen von treuen Lesern im Lauf der Jahre sich gesammelt hat, ohne unter sich gegenseitig in Beziehung zu stehen, ganz wohl aus dem Grunde, zu erfahren, wie ein Schweizer die Strömungen der Zeit beurteile. Euer Abonnement würde bis Juni, bei den meisten bis Jahresende laufen. Ihr habt ein vorgemerktes Guthaben bei der Verwaltung unseres Blattes einlösbar, wenn ihr einmal in unser Land kommt oder in sonstwelch gewünschter Regelung; denn – sofern ihr überhaupt diese noch bekommt – mit dieser Ausgabe müssen wir vorderhand Abschied voneinander nehmen. Ich habe der Blattverwaltung mitgeteilt, es soll im Interesse von euch eure Belieferung mit diesem im Tausendjährigen Reiche für 2000 Jahre verbotenen Blatte sofort eingestellt werden. Ich gehöre nicht zu jenen nur ganz wenigen Schweizerjournalisten, auf denen die Schande ruht, im nationalsozialistischen Deutschland nicht verboten zu sein. Ihr seid über Nacht Untertanen dieser neuförmigen Gewalt geworden. Es ist schweizerisches Prinzip, fremdes Gesetz dort, wo es sich geltend macht, wenn nicht zu achten, so doch innezuhalten. Ich rate euch, auch etwa aufbewahrte Nummern dieses Blattes zu beseitigen. Ihr habt die Idee des Blattes in euch aufgenommen. Ihr seid die Seele. So darf der Körper verschwinden.

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Bildkommentare von Carl Böckli und Jakob Nef im «Nebelspalter»

Das Jahr 1938 wurde in der Schweiz publizistisch mit grosser Sorge kommentiert; auf allen Kanälen. In der Rückschau gilt es als Schicksalsjahr nicht nur für Österreich, sondern auch für die Sudetendeutschen, für die jüdische Bevölkerung in Deutschland und Österreich und für den deutschen Kunstbetrieb. Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März bildete den Auftakt, das Sudetenland als Teil der Tschechoslowakei kam Ende September mit dem Münchner Abkommen gegen den Willen Prags als Ergebnis einer verhängnisvollen britisch-französischen Appeasement-Politik an das Deutsche Reich, und mit den Novemberpogromen und der «Entjudung» auch des Kunstbetriebs erreichte die Radikalisierung der nationalsozialistischen Politik gegenüber der jüdischen Bevölkerung einen ersten Höhepunkt. Die im Folgenden abgedruckten Karikaturen der beiden Appenzeller «Nebelspalter»-Redaktoren Carl Böckli und Jakob Nef sind mit Fokus auf die Ereignisse rund um den Anschluss von Österreich im Jahr 1938 und dessen Bedeutung für die Schweiz ausgewählt worden. Sie zeigen auf subtile Weise, was die aussenpolitischen Ereignisse bei den «Nebelspalter»-Karikaturisten auslösten. Die Abbildungen zum «Schicksalsjahr» werden gerahmt von je einer Zeichnung von Nef und Bö zum Thema «Gleichschaltung» aus dem Jahr 1933 (S.70f.) und von zwei Zeichnungen von Nef aus den Jahren 1940 und 1942. Die erste nimmt das Thema des standhaften Schweizers inmitten von Trümmern vorweg und die zweite die Welle der zwölf Millionen Vertriebenen und Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten nach 1945 (S. 80f.).

1 Martin Booms: Die halbierte Idee der Demokratie. In: NZZ, 29.08.2016, S. 8.

Post Scriptum: Die Auswahl der teilweise beklemmend aktuellen Karikaturen der beiden Redaktoren aus Heiden und Herisau erfolgte im Sommer 2016, als sich in der Medienwelt – insbesondere nach dem Juliputsch in der Türkei – Nachrichten über die Krise der westlichen Demokratien im 21. Jahrhundert zu häufen begannen. Anfang September warnte der UN-Menschenrechtskommissar Seid Raad al-Hussein in Den Haag vor dem Erstarken rechtspopulistischer Strömungen. Sie alle würden mit Halbwahrheiten und Vereinfachungen um die Stimmen verunsicherter Wählerinnen und Wähler kämpfen. Er sehe die Gefahr, dass sich die Atmosphäre mit Gewalt auflade. «Die politische Idee der Demokratie und das ihr korrespondierende soziale Konzept der offenen und freien Gesellschaft sind gefährdet wie lange nicht mehr», heisst es in einem NZZ-Artikel.1

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Jakob Nefs Karikatur «Gleichschaltung!», erschienen am 14. Juli 1933 auf der hinteren Umschlagseite, führte zum sofortigen Verbot der Zeitschrift «Nebelspalter» in Deutschland. – Hier der Druck in Farbe. Das Originalblatt (Tusche auf festem Papier, 29 x 22,5 cm) ist, wie alle Originalblätter, auf die im Folgenden verwiesen wird, in der Sammlung Hans Widmer, St. Gallen, überliefert.

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Eine Zeichnung von Bö zum Phänomen «Gleichschaltung» erschien im «Nebelspalter» vom 29. September 1933. Das Phänomen kennzeichnete und kennzeichnet autoritäre Systeme jeder Couleur. Die systematische Konsequenz, mit der die Nationalsozialisten in ihrem stets wachsenden Herrschaftsbereich «gleichschalteten», war bis dahin in der Geschichte der Menschheit beispiellos.

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Originalblatt (Tusche und Aquarell auf festem Papier, 35 x 25 cm) von Jakob Nefs Wünschen zum Neuen Jahr, erschienen im «Nebelspalter» vom 31. Dezember 1937 auf der hinteren Umschlagseite.

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Jakob Nefs Titelblattgestaltung für den «Nebelspalter» vom 25. Februar 1938 kommentiert auf subtile Weise die Haltung der Schweiz angesichts der immer deutlicher werdenden Gefahrenlage, die von Hitler ausgeht, der sich lautstark als Schirmherr aller Menschen «vom selben Blut, von derselben Abstammung und derselben Gesinnung» (HKS) zu verstehen gibt. – Auf dem Originalblatt (Tusche und Aquarell auf festem Papier, 34 x 24,5 cm) ist die Schweizerfahne nicht koloriert.

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Bö berlinert zu Gregor Rabinovitchs Zeichnung: Das Berchtesgadener Abkommen zwischen Hitler und Schuschnigg vom 12. Februar war der Anfang vom definitiven Ende Österreichs. Das nächste Land auf der Wartebank ist die Tschechoslowakei, auf dessen deutsche Minderheit im Sudetenland Hitler zuletzt in seiner Reichstagsrede vom 20. Februar Ansprüche erhoben hatte. Wie geht es weiter? Wird die Schweiz folgen? Und Polen? – Der Beitrag erschien im «Nebelspalter» vom 11. März 1938, just an dem Tag, an dem Reichkanzler Schuschnigg abdankte.

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Die «Nebelspalter»-Ausgabe vom 8. April 1938 erschien unter dem Titel «Eine historische Sondernummer Österreich» – zwei Tage vor der von den Nationalsozialisten inszenierten «Volksabstimmung» über die «Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich». Hier ein Kommentar von Bö zu dieser denkwürdigen Entwicklung.

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Auch Jakob Nef äusserte sich in der erwähnten Sondernummer vom 8. April 1938 zur Situation in Österreich. – Das hier nicht gezeigte Originalblatt (Tusche auf festem Papier, 25 x 20 cm) ist nicht koloriert. Die handschriftliche Bezeichnung auf der Rückseite unterscheidet sich vom Druck: «Die Freiheit hat das Recht, Österreich endgültig zu verlassen!»

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Die schwarzen Wolken werden dichter … Im Innern formiert sich ein Zusammengehörigkeitsbewusstsein. Politische und andere Gegner kommen miteinander ins Gespräch. «Nebelspalter»-Titelseite vom 15. April 1938 von Jakob Nef.

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Zwei Originalblätter von Jakob Nef (je Tusche auf festem Papier, 25 x 20 bzw. 22,5 x 17 cm), erschienen im «Nebelspalter» vom 10. Juni 1938. «D’ Hoptsach: en solide Scherm!», zeigt die Schweiz, die sich gegen den Nationalsozialismus, den italienischen Faschismus und den sowjetischen Kommunismus zu schützen versucht. Zur Karikatur «Geistige Landesverteidigung» (unten links) mit dem Kommentar «Lueg einisch – was chunnt do use!» liess sich Nef durch einen Zeitungsartikel (unten rechts) inspirieren.

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Während Jakob Nef die Welt zum Jahresanfang 1938 (S. 72) erhobenen Hauptes – nichts ahnend, wie es scheint – in den Abgrund marschieren lässt, kommentiert Bö die Zukunft Europas im «Nebelspalter» vom 9. September 1938 mit denselben Vorahnungen. Ein Jahr später, am 1. September 1939, überschritt die deutsche Wehrmacht auf breiter Front die Grenze nach Polen. Der Überfall wurde zum Beginn des Zweiten Weltkriegs.

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Auch dieses Dokument ist bemerkenswert: Jakob Nef zeichnet den später zum Mythos gewordenen standhaften Schweizer – «… ond i gheie nüd om …» – inmitten von Trümmern notabene für den «Nebelspalter» vom 9. August 1940 und nicht etwa während der Endphase des Krieges in den Jahren 1944/45. Originalblatt, Tusche und Aquarell auf festem Papier, 34,5 x 25 cm.

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Der Zweite Weltkrieg bescherte Europa eine noch nie dagewesene Flüchtlingswelle. Die Zeichnung von Jakob Nef (Tusche auf festem Papier, 25 x 20,5 cm) erschien im «Nebelspalter» vom 26. November 1942 zusammen mit einem Aufruf der Schweizerischen Zentralstelle für Flüchtlingshilfe, «für das Asyl der Heimatlosen» Geld zu spenden.

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Zwischen Freiwirtschaft und Fronten Der andere Sonderegger oder die Irrfahrten des Severin Reinhard Christof Wamister

Am 9.  März 1935 wurde der in Basel im Exil lebende deutschjüdische Publizist Berthold Jacob von einem Gestapo-Agenten nach Deutschland entführt. Die Affäre ist berühmt und wird immer wieder erzählt, vielleicht auch, weil sie vorerst ein gutes Ende nahm. Auf diplomatischen Druck der Schweiz musste das Reich den Entführten wieder herausrücken, und der Organisator der Entführung, Hans Wesemann, wurde ein Jahr später in der Schweiz zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Die erste grössere Publikation zum Thema erschien um dieselbe Zeit: «MordZentrale X. Enthüllungen und Dokumente über die Auslandstätigkeit der deutschen Gestapo». Autor: René Sonderegger (1899– 1965). In Zusammenarbeit mit einem «früheren Staatsanwalt» wurden darin eine Reihe von Fällen dargestellt, am prominentesten derjenige des «Kopfjägers Wesemann». Sonderegger beschrieb im Vorwort das «Dritte Reich» als rücksichtsloses Regime, das «die territoriale Hoheit der kleinen Staaten» missachte. 1972 erschien eine gründliche Dissertation zu der Affäre1, in der aber das Buch von Sonderegger mit keinem Wort erwähnt ist. Aufgefallen ist dies dem deutsch-israelischen Journalisten Peter Finkelgruen, der sich in einem Aufsatz2 mit der Identität und dem späteren Verbleib des Gestapo-Agenten Wesemann befasst hat. Finkelgruen wundert sich in einer Nebenbemerkung, dass Sonderegger als Autor eines solchen klar antifaschistischen Buches «später eine Entwicklung machte, die ihn in dubiose Nähe zu antisemitischen und rechtsnationalistischen Kreisen brachte». Im vorliegenden Aufsatz geht es um diesen heute weitgehend unbekannten jüngeren Bruder von Hans Konrad Sonderegger (1891–1944). Wer war René S.? Wie ist er einzuordnen als Verfasser und Herausgeber von Zeitschriften und Büchern zu aktuellen politischen Themen zwischen Freiwirtschaft und Fronten? Was liess ihn irrlichtern, sich verstricken in Affären und aller Niederlagen zum Trotz während Jahrzehnten immer wieder aktiv sein?

1 Jost Nikolaus Willi: Der Fall Jacob-Wesemann (1935/36). Ein Beitrag zur Geschichte der Schweiz in der Zwischenkriegszeit, Bern 1972. 2 Peter Finkelgruen: Berthold Jacob – Von welchem Wesemann wurde er entführt? In: Gabrielle Alioth u.a. (Hrsg.): Im Schnittpunkt der Zeiten. Autoren schreiben über Autoren. Eine Anthologie des PENZentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland. Heidelberg 2012, S. 53–60.

Die Brüder Sonderegger

René Sonderegger geriet schon zu Lebzeiten in der Schweiz praktisch in Vergessenheit. Der Historiker Walter Wolf widmete ihm und seinem «nationaldemokratischen Schweizerbund» in der Darstellung «Faschismus in der Schweiz» ein Unterkapitel3,

3 Walter Wolf: Faschismus in der Schweiz. Zürich 1969, S. 62–66.

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4 Vgl. zuletzt Yves Demuth: Der «Fall Sonderegger». Von der Affäre um den ersten freiwirtschaftlichen Bundespolitiker H. K. Sonderegger 1943. Lizentiatsarbeit Freiburg 2007 [Typoskript]. Siehe auch Demuths Beitrag über HKS in diesem Band, S. 12–21.

5 Der Sperber. Politische Monatsschrift für Demokratie. 1936, 1937 und 1939, hier Mai 1937. – Emil Sonderegger verstarb 1934.

6 Wolf, Faschismus (wie Anm. 3), S. 64.

in dem auch das Verhältnis zum Bruder Hans Konrad Sonderegger zur Sprache kommt. HKS, HaKa oder Dr. S., so dessen prägnantes Kürzel, bleibt eine Figur in der politischen Geschichte der Schweiz der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Freiwirtschafter, Ständerat von Appenzell Ausserrhoden (1934/35) und Nationalrat von Baselland (1939–1943) ist zumindest dem Namen nach in Erinnerung geblieben.4 René S. ist ohne seinen bekannteren Bruder nicht verständlich. In seinen Schriften nahm er auch immer wieder auf ihn Bezug. 1937 druckte er in seiner Zeitschrift «Der Sperber» neben einer positiv getönten Presseschau zum eigenen Wirken ein Porträt von sich ab mit der Legende: «René Sonderegger Zürich (geb. 1899) häufig verwechselt mit weitern bekannten Publizisten dieses Geschlechtes.» Er nennt dann seinen Bruder Hans Konrad mit dessen Funktionen und den bei den «schweiz. Fronten führenden Oberst Emil Sonderegger (ebenfalls gebürtig von Heiden App.) gest. 1935.»5 Der Autor hatte es nicht so beabsichtigt: aber diese Mittelposition zwischen dem Freiwirtschafter und dem Frontisten ist charakteristisch. Aber auch HKS ist ohne seinen Bruder nicht ganz verständlich. Der um acht Jahre jüngere René war so etwas wie der politische Schatten des ehrgeizigen Politikers. Walter Wolf stellt die These auf, René S. habe «den nationalsozialistischen Bazillus auf seinen Bruder»6 übertragen. Das stimmt in dieser Verkürzung nicht. Aber René S. war wie HKS im Sommer 1940 der Überzeugung, man müsse den Bundesrat neu zusammenstellen, um den Anforderungen der neuen Situation gerecht zu werden. Die Brüder wollten aber nicht nur einen Frontisten in den Bundesrat delegieren, sondern auch Linksdemokraten oder Gewerkschafter. Die Schriften von René S. wurden wegen ihres zweideutigen Inhalts von der Zensur verboten, HKS ereilte das Schicksal drei Jahre später. Durch eine Intrige wurden seine Briefe von 1940 bekannt. Der politische Einzelgänger überlebte die öffentliche Demütigung nur um ein Jahr. Er war weniger robust als sein Bruder René, der auch nach dem Zweiten Weltkrieg seine Gegner durch immer neue Schliche und Rollenwechsel verblüffte. Dunant und die Familie Sonderegger

Zu den biografischen Fakten: René und Hans Konrad waren Söhne des appenzell-ausserrhodischen Regierungsrates Wilhelm Sonderegger (1862–1904) und dessen Frau Susanna Rhyner. Sonderegger senior muss eine bemerkenswerte Persönlichkeit gewesen sein. Er war Lehrer und im Nebenberuf Journalist für den «Appenzeller Anzeiger»; in seiner verbleibenden spärlichen Freizeit arbeitete er an einem Relief des Kantons Appenzell, das nach Fertigstellung im Hause der Sondereggers besichtigt werden konnte. 1898 wurde er in den Regierungsrat gewählt.

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Er starb mit 42 Jahren im Amt: Nach einer Begrüssungsrede für eine Lehrerversammlung erlitt er einen Hirnschlag.7 In die Geschichte eingegangen ist Wilhelm Sonderegger aber vor allem als einer der «Wiederentdecker» von Henry Dunant. Darüber berichtete Susanna Sonderegger-Rhyner: «Es war wohl im Jahre 1889 oder 1890, als mein Gatte einmal erzählte, es müsse sich ein merkwürdiger Mann in Heiden aufhalten; in der Schule hätten ihm die Kinder erzählt, ein schwarzgekleideter Herr mit einem weissen Bart bis zu den Knien und einem Samtkäppchen gehe herum, suche weisse Steinchen auf der Strasse und stecke sie in seine Tasche; mit ihnen sei er ausserordentlich freundlich, aber er verstehe nicht gut deutsch.» Wilhelm Sonderegger ging der Sache nach, begegnete Dunant, und es entwickelte sich daraus eine kurze und intensive Beziehung, die 1892 am chronischen Misstrauen Dunants scheiterte.8 Es ist das Verdienst von René S., dass er die Erinnerungen seiner Mutter an Dunant zusammen mit Briefen des RotkreuzGründers an Wilhelm Sonderegger im Band «J.H. Dunant – Revolutionär!» in seinem nach ihm benannten Reso-Verlag 1935 publizierte. Es handelt sich um wichtige Quellen zu Dunants Zeit in Heiden (1887–1910). Dass René S. in seiner Kommentierung Dunant quasi als Vorläufer der nationalrevolutionären Sache darstellte – immerhin ohne dessen pazifistische Grundhaltung zu verfälschen – und ein Exemplar des Buches Adolf Hitler schickte9, ist die Kehrseite der verdienstvollen Handlung. Aber der zeitweilig enge Kontakt der jungen Familie Sonderegger mit Dunant hat bei den Söhnen Eindrücke hinterlassen. Das Idealistisch-Visionäre an der Grenze zur Normalität, das Leiden am Weltgeschehen, die unbedingte Überzeugung von der eigenen Mission – das sind alles Eigenarten, die sich auch bei den Sonderegger-Brüdern finden lassen. Doch im Unterschied zum Genfer Patrizier Dunant fanden sie nie den Zugang zu den Mächtigen.

7 Andenken an Regierungsrat Wilhelm Sonderegger. Eine Auswahl aus seinen Betrachtungen, Reden und Gedichten. Heiden 1905.

8 Susanna Sonderegger-Rhyner: Erinnerungen an J. H. Dunant. In: J. H. Dunant – Revolutionär! Zürich 1935, S. 91–98, hier S. 93; vgl. auch: Yvonne Steiner: Henry Dunant. Biographie. Herisau 2010, S. 368ff.

9 Schweizerisches Bundesarchiv (CH-BAR), E9010#1968/239#28* Strafuntersuchung gegen R.S., Marie und Walter Wehrli.

Unterschiedliche Karrieren

Nach dem frühen Tod von Wilhelm Sonderegger 1904 musste die Witwe, die keine Pension erhielt, die achtköpfige Familie allein durchbringen.10 Hans Konrad absolvierte die Kantonsschule Trogen und ein Theologiestudium. Nach vierjähriger Tätigkeit als Gemeindepfarrer im Unterengadin nahm er als 29-Jähriger ein Jurastudium in Angriff und wechselte nach dessen Abschluss in den Rechtsanwaltberuf und in die Politik. Erst damit fand er seine wahre Bestimmung. Über die Ausbildungszeit von René ist wenig bekannt. Sie verlief offenbar nicht in gymnasial-akademischen Geleisen. In den früheren 1920er Jahren hielt er sich in Lima (Peru) auf. Die dort erworbenen Spanischkenntnisse sollten ihm später auch

10 Vgl. Annina Belz-Sonderegger: Erinnerungen an meinen Vater. In: Hans Konrad Sonderegger Sohn: HKS. Der Kämpfer für Freiheit, Recht und Menschenwürde. Horgen 1991, S. 149–190.

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bei einer Tätigkeit auf dem spanischen Konsulat in Zürich von Nutzen sein.11 1925 arbeitete er gemäss eigener Darstellung «in leitender Stellung in einer bekannten italienischen Fabrik», wurde dann aber «von der italienischen Regierung abgeschoben.»12 Gemäss Bericht der Bundesanwaltschaft wurde er im 12 René Sonderegger: Die Schweiz im Umsturz. Küsnacht 1933, S. 59. genannten Jahr wegen «kommunistischer und anti-italienischer Propaganda» in Monza verhaftet und ausgewiesen. «Mit René Sonderegger hatte sich die Bundespolizei sozusagen seit ihrem Bestehen zu befassen», schrieb der Polizeidienst der Bundesan13 CH-BAR, E4320B#1990/266#353* waltschaft am 6. Januar 1949.13 Der ironische Seufzer ist nicht zu Dossier Sonderegger René. überhören. Erwähnt wird in diesem Zusammenhang auch eine militärgerichtliche Verurteilung von 1919 wegen Beihilfe zu einem Diebstahl. Ein Bericht der Kantonspolizei Zürich aus demselben Jahr 194914 äussert sich vernichtend über seine persönli14 Ebd., 19.10.1949. chen und finanziellen Umstände. René S. war so etwas wie das schwarze Schaf seiner Familie. Aber er liess sich nach seiner Rückkehr in die Schweiz nicht unterkriegen. 1927 heiratete er die Deutsche Herta Bathelt (1900– 1990) und engagierte sich beruflich in einem Gummiwaren-Geschäft, an dem eine Zeit lang auch Bruder Hans Konrad beteiligt war. So begleitete dieser René 1931 auf eine Geschäftsreise nach Finnland, von wo aus die beiden auch einen Abstecher nach Leningrad unternahmen.15 Herta Sonderegger betrieb in der Zür15 Archiv für Zeitgeschichte (AfZ), Nachlass Sonderegger, 4.2.492 cher Altstadt ein kleines Fachgeschäft für Babywaren, das geSchreiben von HKS an Bundesrat mäss dem erwähnten Polizeirapport zum Unterhalt des EheGiuseppe Motta, 10.07.1931: paars mehr beitrug als die politischen und publizistischen Tä«Leningrad mit seinen mehr als tigkeiten, in die sich René ab 1933 mit Feuereifer stürzte. 2 Millionen Menschen ist eine ster11 Angaben zur Biografie aus der Bundespolizeiakte vom 23.10.1942, CH-BAR, E4320B# 1993/214#3100*.

bende, vollständig verlotterte Stadt, deren Besichtigung derart niederschmetternd wirkt, dass man am liebsten sofort fliehen und alles vergessen möchte.» – Vgl. Abbildung auf S. 46.

16 Sonderegger, Die Schweiz im Umsturz? (wie Anm. 12), S. 59.

Nationaldemokrat und Anhänger der Freiwirtschaft

Suche nach einer «politischen Heimat» Wie «kommunistisch» seine Aktivitäten in Italien wirklich waren, ist unklar. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz trat René S. gemäss eigener Aussage der Sozialdemokratischen Partei (SP) bei. Man habe ihm die Stellung eines Redaktors bei einer Ostschweizer SP-Tageszeitung angeboten. «Da ich in der kurzen Zeit meiner Parteizugehörigkeit bereits als Lassalleaner bezeichnet wurde, sorgten die massgebenden Kräfte der Partei[,] dass ich die Stelle [...] nicht anzutreten brauchte.»16 Mit der Anspielung auf den deutschen Sozialdemokraten Ferdinand Lassalle (1825– 1864), einem Gegenspieler von Karl Marx, umreisst René S. seine Dissidenz zu den Sozialdemokraten, deren Führern er ein behäbiges Bonzentum vorwarf. Im «Frontenfrühling» 1933 wirkte er für kurze Zeit bei der gewerbenahen «Neuen Schweiz» mit. Im selben Jahr trat René S. mit der Schrift «Die Schweiz im Umsturz?» in seinem neu gegründeten Reso-Verlag an die Öf-

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fentlichkeit. Darin veröffentlichte er «Programmpunkte einer schweizerischen Bewegung für die Wiedererweckung und Festigung der wahren Demokratie», die zu den «Richtlinien» seines 1935 gegründeten «Nationaldemokratischen Schweizerbundes» wurden. Mit einer nationaldemokratischen Liste beteiligte er sich erfolglos an den Nationalratswahlen. Sein Bruder Hans Konrad war zu dieser Zeit appenzellischer Ständerat. Merkmale der Nationaldemokratie Der Begriff «nationaldemokratisch» ist heute rechtsextrem konnotiert, was er 1933 noch nicht war. «National» war ein Modebegriff, der u.a. zur Abgrenzung von den marxistischen Internationalisten verwendet wurde. René S. verstand sich nicht als Frontist, sein «Nationaldemokratischer Schweizerbund» fügte sich aber in das Gesamtbild der nationalistischen und restaurativen Erneuerungsbewegungen jener Zeit ein. Die nationale Auffrischung bestand für René S. in einer Stärkung der Gewaltentrennung, einer Stärkung der Wirtschaftsfreiheit durch das Verbot von Trusts (Kartellen), aber auch in einer stärkeren Lenkung der Wirtschaft durch «schweizerische» Wirtschafts- und Währungsämter mit Fachkräften aus Politik und Wirtschaft. Deutlich sozialistisch geprägt war dagegen die Forderung eines Mindestlohns in der Verfassung. Betriebe, die mit ihren Löhnen das Existenzminimum unterschritten, sollten mit der Schliessung rechnen. Bezug zur Freiwirtschaft In seiner Schrift «Die Schweiz im Umsturz?» präsentierte René S. auch eine sachkundige Analyse der Freiwirtschaft, zu der sich sein Bruder Hans Konrad schon seit den frühen 1920er Jahren bekannte. Die Freiwirtschaftslehre von Silvio Gesell (1862–1930) war eine Synthese aus marktwirtschaftlich-liberalen und sozialistischen Elementen. Die Stossrichtung war stark antispekulativ. Durch eine neue Geldpolitik mit «Schwundgeld», einer Art Negativzinsen, sollten das Horten von Kapital und gleichzeitig die Stabilität der Währung gesichert werden. Die Freiwirtschafter befürworteten den Freihandel, postulierten aber gleichzeitig die Vergesellschaftung des Bodenbesitzes, um auch hier Spekulation und Machtmonopole zu verhindern. In der Zwischenkriegszeit, insbesondere nach der Weltwirtschaftskrise ab 1929, fand die Lehre auch in der Schweiz Beachtung. René S. erklärte deren steigende Popularität wie folgt: «Erst die volkstümliche Behandlung der Themen und Thesen durch geeignete Volksredner vermochte ihr schliesslich eine Anhängerschaft zuzuführen, welche sie als Bewegung legitimiert. In den Kantonen Baselland 17 Zur Verwendung dieses Begriffs und Appenzell A.-Rh. ist ihre Stärke unzweifelhaft der persönli- siehe Demuth, Der Fall Sonderegche Erfolg des populären Freischarengenerals17 Dr. H. K. Sonder- ger (wie Anm. 4), S. 23.

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18 Sonderegger, Die Schweiz im Umsturz? (wie Anm. 12), S. 59f.

19 Ebd., S. 67.

20 Wirtschaftsdemokratie. In: Der Sperber (wie Anm. 5), Mai 1939.

egger von Heiden, während der nominelle Führer des Bundes, Professor Hans Bernoulli, die Idee in die geistige Elite des Landes hineintrug.»18 René S. monierte bei den Freiwirtschaftern einen gewissen Fanatismus, der aber verständlich sei «angesichts der Tatsache, dass das Missverhältnis zwischen Geld und Ware die Schuld am schlimmsten und gefährlichsten Übel trägt, der Arbeitslosigkeit». Die Freiwirtschaft könne auch den Sozialdemokraten gefährlich werden, weil sie «Beseitigung der Ausbeutung auf einem freiheitlichen Wege, unter Respektierung des Privatbesitzes und Wahrung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit und Selbständigkeit» erreiche.19 In sein eigenes Modell integrierte er zentrale Elemente der Freiwirtschaft: «Die Dienstpflicht des Geldes (Umlaufzwang) ist die selbstverständlichste Erfüllung der Wirtschaftsdemokratie».20 Den Begriff Wirtschaftsdemokratie hatte René S. nicht selbst geprägt. Er stammt aus einer Publikation des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes von 1928.

Populäre Themen und Enthüllungen

21 René Sonderegger: Die Wahrheit über die Judenfrage. Beiträge zu den Protokollen der Weisen von Zion. Küsnacht 1935.

22 René Sonderegger: Der Jesuit geht um! Küsnacht 1935.

Stellung zum Antisemitismus Dem Zeitgeist auf der Spur, äusserte sich René S. in seinen Schriften auch zur Situation der bedrängten jüdischen Bevölkerung im In- und Ausland. In dieser Phase seiner publizistischen Tätigkeit trat er nicht als Antisemit in Erscheinung – im Gegenteil. Im Kapitel «Die Judenfrage» seines «Umsturz»-Buches von 1933 unterwarf er den politischen Antisemitismus der Nationalsozialisten und der schweizerischen Frontisten einer scharfen Kritik. Aber auch die versteckte Judenfeindschaft im etablierten Bürgertum und unter den Wirtschaftsführern verurteilte er. Die Judenhetze lasse sich mit den Grundprinzipien des schweizerischen Staatswesens nicht vereinbaren. In der Schrift «Die Wahrheit über die Judenfrage»21 setzte er sich mit dem Berner Prozess zur Frage der Echtheit der «Protokolle der Weisen von Zion» auseinander – aus durchaus kritischer Warte gegenüber dieser Form von Antisemitismus. Von und über Otto Strasser Eine weitere Publikation befasst sich mit den Jesuiten.22 Mit seiner Faszination für Verschwörungstheorien und Geheimgesellschaften stand René S. nicht allein da. Bot doch die entstehende nationalsozialistische Terrorherrschaft in Deutschland genügend Stoff für reale Verschwörungen; ein Beispiel hatte der Publizist in der bereits erwähnten Anti-Gestapo-Schrift beleuchtet. In dieses Umfeld gehört auch Sondereggers Kontakt zu Otto Strasser (1907–1974), dem er im November 1935 bei einer Vortragstournee in der Schweiz behilflich gewesen war. Der 1933

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Während HKS vor allem in seinen Zeitungen präsent war, publizierte René Sonderegger in hektischer Folge Bücher und Broschüren, die seinen Weg ins rechtsextreme Abseits nachzeichnen. – «Die Schweiz im Umsturz?» ist die erste Veröffentlichung, die René Sonderegger 1933 in dem nach ihm benannten Reso-Verlag in Zürich herausgegeben hatte. «Ich bin ein politisierender Bürger, kein bürgerlicher Politiker», schrieb er in der Einleitung: «Ich habe das Recht auf freie Meinungsäusserung und mache auch Gebrauch davon». Auf 132 Seiten setzte er sich mit den Parteien, den Wirtschaftsverbänden, der nationalen

Bewegung und mit «geistigen und wirtschaftlichen Problemen» – mit der «Judenfrage», mit Pazifismus und Militarismus, mit Faschismus, Nationalsozialismus und Demokratie, mit der Bankenkontrolle, mit Presse und Reklame oder mit der Migros – auseinander. Der Schweizer Freiwirtschaftslehre widmete er auf zehn Seiten eine umfassende Analyse. Sein Buch schliesst mit «Programmpunkten einer schweizerischen Bewegung für die Wiedererweckung und Festigung der wahren Demokratie», die zu den «Richtlinien» seines 1935 gegründeten «Nationaldemokratischen Schweizerbundes» wurden.

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René Sondereggers Publikation «Feinde des Volkes» erschien 1935 als Fortsetzung von «Die Schweiz im Umsturz?». Sie ist gekennzeichnet durch noch pointiertere Pauschalangriffe gegen «die liberale Führung», den «Marxismus als Wirtschaftstheorie» und gegen «Spekulation» und die «Presse». Sondereggers Ziel ist «die wahre Demokratie», getragen von einem «gütigen» und «toleranten» Volk, dem er die «herrschenden Persönlichkeiten unserer Wirtschaft» entgegenstellte.

1936,1937 und 1939 veröffentlichte René S. in seinem Verlag unter dem Namen «Der Sperber. Politische Monatsschrift für Demokratie» ein Periodikum. Das hier abgebildete Deckblatt stammt vom Mai 1937 und zeigt, dass Sonderegger bei seinem Kampfvokabular, bei seiner Bildsprache und bei seinen Themen geblieben ist. Die Nähe zu Publikationen der Nationalsozialisten und schweizerischen Frontisten ist offenkundig.

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aus Deutschland geflüchtete Otto Strasser war der Bruder des NSDAP-Pioniers Gregor Strasser, der bei Hitlers blutigem Streich gegen die SA am 30. Juni 1934 ermordet worden war. Die Erstausgabe von Otto Strassers Sicht dieser Ereignisse, erschienen unter dem Titel «Die deutsche Bartholomäusnacht», wurde 1935 im Reso-Verlag veröffentlicht. Ein Jahr später schilderte René S. in «Mord-Zentrale X», wie Otto Strasser im Juni 1934 in Saarbrücken knapp einer Entführung durch Gestapo-Agenten entkommen war. In seiner Zeitschrift «Der Sperber» vom Mai 1937 blickte Sonderegger vielleicht etwas wichtigtuerisch zurück: «Ich habe Strasser den Eingang in die Schweiz geöffnet, weil mir seine Einsicht in die Methoden der Diktatur Hitlers und die historische Kenntnis bedeutsam erschien. […] Otto Strasser war radikaler als sein Bruder. Man nannte ihn den Nationalbolschewiki. Sein revolutionäres Temperament wird durch seinen Ehrgeiz bestimmt.» Doch mittlerweile sei der «Machiavellist» zum wütenden Kleinbürger geworden. Strasser und Sonderegger waren zueinander auf Distanz gegangen, vermutlich wegen finanzieller Differenzen. Verbot von «Der neue deutsche Krieg» Die Buchpublikation eines zweiten deutschen Emigranten durch den Reso-Verlag kam nicht zu Stande: Am 10. November 1936 verbot der Bundesrat das Buch «Der neue deutsche Krieg» von Helmut Klotz (1894–1943) «aus Rücksicht auf das Reich». Der später als Widerstandskämpfer hingerichtete Autor analysierte darin die Rüstungsanstrengungen des nationalsozialistischen Regimes und warnte vor dessen Kriegsplänen. Das Buch enthält auch ein Kapitel mit einem Szenario für einen Angriff auf die Schweiz. Klotz gab das Buch 1937 im Selbstverlag in Paris heraus und schreibt im Vorwort, dass sein Schweizer Verleger die Veröffentlichung «von Monat zu Monat» verzögert habe. Davon liest man bei René S. nichts. In einem späteren Schreiben an den Vorsteher des eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartementes erinnert René S. an die Pressepolemik gegen das Verbot, beklagt verlorene Investitionen und weist darauf hin, dass man das Buch mittlerweile in der Schweiz «anstandslos» kaufen könne.23 23 Nachlass HKS, AfZ (wie Anm. 15), Briefe von R.S., Schreiben vom 12.06.1937.

Verhängnisvolle Exklusivgeschichte René S. stand 1936 somit noch deutlich auf der Seite des antifaschistischen Widerstandes. Dennoch nahm in diesem Jahr das Verhängnis seinen Anfang, das ihn ab 1940 zum sektiererischen und nazifreundlichen Aussenseiter werden liess. Er veröffentlichte 1936 im «Sperber» die Exklusivgeschichte «Hitlers ‹Freiheit und Ehre› – ein Geschäft mit der Wallstreet»24, die er unter 24 Der Sperber (wie Anm. 5), Mai/ dem Titel «Finanzielle Weltgeschichte. Das Dritte Reich im Juni 1936.

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25 René Sonderegger: Hitler und die amerikanischen Spekulanten. In: Der Demokrat, Nr. 108–111, 28.11. – 05.12.1936.

26 Hermann Lutz: Fälschungen zur Auslandsfinanzierung Hitlers. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte IV/1954, S. 586–596.

27 René Sonderegger: United States. Eine Reportage. In: Der Sperber (wie Anm. 5), Mai 1939.

28 René Sonderegger: Motta. Diplomat der Kurie. Zürich 1936.

29 René Sonderegger als Hetzapostel unter den Amerikaschweizern. In: NZZ, 24.09.1937.

Dienste der Hochfinanz» auch in seinem eigenen Verlag als separate Publikation und zusätzlich in einem Beitrag im «Demokrat»25 verbreitete. In Kurzform: Hitlers Aufstieg zur Macht sei von der amerikanischen und insbesondere jüdischen Hochfinanz initiiert worden, um die eigenen Interessen in Form von Beteiligung an den deutschen Schuldpapieren zu wahren. René Sonderegger war damit auf eine Fälschung hereingefallen, namentlich auf das 1933 in Amsterdam erschienene und dann wieder zurückgezogene Buch «De geldbronnen van het Nationaal-Socialisme. Drie gesprekken met Hitler door Sidney Warburg, vertaalt door J.G. Schoup». Er war auf eines der seltenen Exemplare dieses Buches gestossen und glaubte, einer unterdrückten Wahrheit auf die Spur gekommen zu sein. Von dieser Überzeugung liess er sich auch in der Nachkriegszeit nicht abbringen. Er legte die «Enthüllung» noch einmal neu auf (siehe unten) und versuchte sogar, Kapital aus ihr herauszuschlagen. Dem überzeugten Antikapitalisten und Antinationalsozialisten René S. war angesichts dieser «Entdeckung» das kritische Urteilsvermögen abhandengekommen. Definitiv wiederlegt wurde die «Geldbronnen»-Legende erst 1954 durch den deutschen Historiker Hermann Lutz.26 USA-Reise und ein Auswanderungsprojekt

1937 wollte René S. die von ihm ins Visier genommene «Heimat des Finanzkapitals» aus eigener Anschauung kennenlernen. Er unternahm im Herbst eine Vortragstournee in die USA, die ihm gemäss eigenem Bericht27 Beifall, aber auch Ärger mit der Schweizer Botschaft in Washington eintrug. Diese warnte die Schweizer Kolonien vor René S., der sich ein Jahr zuvor mit einer Kampfschrift gegen Bundesrat Giuseppe Motta, Chef des Politischen Departements, exponiert hatte.28 Die Kosten der Reise versuchte er – immer gemäss eigener Darstellung – durch USAReportagen in Schweizer Zeitungen herauszuschlagen. Aber der Abteilungschef für Auswärtiges im EDA, Hans Frölicher, habe dies im Auftrag von Motta durch Interventionen bei den Zeitungen zu verhindern versucht. Auch machte ein Artikel der NZZ die Runde, in dem René S. als «Hetzapostel» bezeichnet wurde: «Eine der zweifelhaftesten Gestalten aus den Reihen unsrer politischen Erneuerer» gedenke sich den Staub der Heimat von den Füssen zu schütteln, «um in fernen Ländern die ihm auf unserem steinigen Boden serienweise zuteil gewordenen politischen und geschäftlichen Misserfolge zu vergessen».29 Über seine Nordamerika-Impressionen berichtete René S. in der Mai-Nummer des «Sperber» 1939, der mit «3. Jahrgang» bezeichnet ist. 1938 war kein «Sperber» erschienen, und es ist unklar, was der Reso-Verleger in diesem Jahr unternahm oder allenfalls publizierte.

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In der Ausgabe des «Sperber» vom April 193930 präsentierte er einen Auswanderungsvorschlag für in der Schweiz weilende Flüchtlinge und Schweizer Familien nach Südamerika. Als Siedlungsgebiet nannte er das Vorland zwischen der Amazonas-Region und den peruanischen Anden. Er war aber nicht eigens dorthin gereist, sondern stützte sich auf Berichte eines Schweizer Konsuls in Lima. Vom jüdischen Hilfswerk American Joint Distribution Committee in Paris, dem er sein Projekt persönlich unterbreitete, erhielt er eine wohlwollend-unverbindliche Antwort.31 Angesichts der Wirtschaftskrise gab es Mitte der 1930er Jahre tatsächlich Projekte für die Ansiedlung von Schweizer Familien in Südamerika, mit denen sich auch der Bundesrat befasste. Der Schriftsteller Felix Moeschlin war Präsident eines gemeinnützigen Auslandsiedlungsvereins und weilte 1935/36 mit Unterstützung des «Schweizerischen Beobachters» in Südbrasilien, wo er sich nach geeignetem Land umsah und darüber in Buchform berichtete.32 Das Vorhaben scheiterte aber mangels Sponsoren und finanziellen Zusagen des Bundes. René S. berief sich im «Sperber» ausdrücklich darauf; sein Vorschlag blieb am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ohne Rückhalt und konkrete Folgen.

30 Sondernummer. Das schweizerische Flüchtlingsproblem. In: Der Sperber (wie Anm. 5), April 1939.

31 Ebd., S. 13.

32 Vgl. Christof Wamister: Felix Moeschlin. Leben und Werk. Bern 1982, S. 47ff.

Das Jahr 1940 und die Folgen

Verkauf des Reso-Verlags «Der Sperber» vom Mai 1939 war die letzte Ausgabe des Einmann-Unternehmens. René S. verkaufte seinen Reso-Verlag an einen Geschäftsmann namens X. Zeyer-Knecht in Zürich.33 Ein Jahr später gingen die Rechte via einen Eduard Brugger-Verlag an den Alpen-Verlag und die Reklame AG in Zürich über. Damit begann die Verstrickung von René S. in deutschfreundliche Kreise. Das Unternehmen gehörte dem Ehepaar Walter und Mariell Wehrli. Walter Wehrli war Architekt und eine Zeit lang mit schweizerischen Festungsbau-Aufträgen beschäftigt, was ihm die Beobachtung durch die Polizei eintrug.34 Den Behörden fiel auf, dass das Ehepaar Wehrli seine Liegenschaft Regensdorferstrasse 176 in Zürich-Höngg an die deutsche Kolonie vermietet hatte, die dort ihre Zusammenkünfte abhielt. Die Zürcher Polizei bezeichnete Wehrli als «nationalsozialistisch gesinnt».35 Paneuropäische Träume Nach dem Zusammenbruch Frankreichs im Juni 1940 und der damit verbundenen angstvollen oder trotzigen Stimmung in der Schweiz stürzte sich René S. erneut in eine hektische publizistische Tätigkeit, die ihn ein weiteres Mal in Konflikt mit den Zensurbehörden brachte und seinen Ruf diesmal nachhaltig beschädigte. Er veröffentlichte noch im Brugger-Verlag die Titel

33 Handzettel als Beilage. In: Der Sperber (wie Anm. 5), Mai 1939.

34 CH-BAR, E4450#1000/864#4939, Zensurakten, Dossier Sonderegger René; Gutachten von Adolf Guggenbühl vom 30.01.1941. 35 CH-BAR, E4320#1993/214#1984, Dossier Sonderegger René, ND Angelegenheit.

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36 CH-BAR, E4450#1000/864#4939, Zensurakten, Dossier Sonderegger René.

37 Ebd., Briefwechsel Oktober/ November 1940.

38 Wie Anm. 34.

39 Aram Mattioli: Zwischen Demokratie und totalitärer Diktatur. Gonzague de Reynold und die Tradition der autoritären Rechten in der Schweiz. Zürich 1994, S. 262ff. 40 Lutz, Fälschungen (wie Anm. 26), S. 590 und 595f.

«Napoleon I., Adolf Hitler und die Schweiz» und «Die Schweiz im Paneuropa Adolf Hitlers». In der zuerst genannten Schrift heisst es zum Beispiel: «Es ist klar, dass Hitler die Schweiz nehmen kann, wenn er will.» Die Schriften wurden verboten und beschlagnahmt, sind heute aber noch in Bibliotheken greifbar. Eine dritte Schrift, «Adolf Hitler und die Emigration in der Schweiz», kam nicht mehr in den Handel, wobei René S. jeweils erfolglos an die Rekurskommission bei der Abteilung für Presse und Funkspruch (APF) gelangte.36 «In der vorliegenden Form ist die Arbeit untragbar», entschied Herbert Lang von der Sektion Buchhandel der APF. «Ein gewisser idealistischer Zug und Wille, dem Wohl des Schweizervolks zu dienen», sei dem Autor nicht abzusprechen. Aber er leide an «massloser Selbstüberschätzung sowie einer gefährlichen geistigen Verwirrung». René S. hatte Exemplare der «Emigration»-Schrift anlässlich eines Erntedankfestes der deutschen Kolonie in Zürich im Oktober 1940 verteilt und damit die Zensurbehörde «hinters Licht geführt», wie es in den Akten heisst.37 Ebenso verboten wurde die 250-seitige Schrift «Schweizer Erneuerung» und die Lancierung einer Zeitschrift «Volk und Leben» im Alpen-Verlag, die als Fortsetzung des «Sperber» deklariert wurde. Gutachter für die Militärzensur war der Publizist Adolf Guggenbühl (1896–1971), Mitgründer und Herausgeber der konservativ geprägten und der Geistigen Landesverteidigung nahestehenden Zeitschrift «Schweizer Spiegel», der zum Befund kam: «Die Ansichten decken sich mit jenen des deutschen Propagandaministeriums.» Zu René S. bemerkte er: «Er ist meiner Meinung nach ein nicht unsympathischer und begabter Geisteskranker.»38 Die Pathologisierung bietet eine mögliche Erklärung, wieso der frühere Nazigegner dazu kam, die Einordnung und Erneuerung der Schweizer Demokratie im neuen Europa unter reichsdeutscher Führung zu predigen. Der Historiker Walter Wolf nennt als weitere mögliche Gründe die Frustration Sondereggers, in der Schweiz keinen Erfolg gehabt und nicht gehört worden zu sein – und dann natürlich die dynamischen Kriegserfolge des Dritten Reiches, die zur Einkreisung und weitgehenden Abhängigkeit der Schweiz führten. Das scheinbare Faktum eines neuen Europa beeindruckte auch einzelne Mitglieder des Bundesrates und konservative Denker wie Gonzague de Reynold.39 Der Historiker Hermann Lutz nennt in seinem Aufsatz über die Fälschungsaffäre40 einen existentielleren und nicht sehr heldenhaften Grund für Sondereggers Gesinnungswandel: Vielleicht habe ihn einfach die Angst gepackt, wegen seiner Publikationen zur Auslandfinanzierung Hitlers und der früheren Anprangerung der Gestapo-Aktivitäten beseitigt zu werden. Denn

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Die Brüder Sonderegger von Heiden

schliesslich sei der holländische Verfasser der erwähnten «Geldbronnen»-Fälschung 1944 von unbekannten Tätern ermordet worden. Autoritäre Züge Die Wandlung von René S. kam aber nicht aus heiterem Himmel. Seine politische Philosophie enthielt schon vorher deutliche autoritäre Elemente. In einem Aufsatz aus dem Jahr 1936 nahm er den überzeugten Nationalsozialisten Jakob Schaffner, der als Schweizer Schriftsteller in Deutschland lebte, gegen seine Kritiker von links und rechts in Schutz. Unter Berufung auf Johann Heinrich Pestalozzi kam Sonderegger zum Schluss, «dass die Übereinstimmung zwischen Idee und Auffassungsfähigkeit der Menschheit nicht durch einen Diktator hergestellt werden» könne, «sondern nur durch mühsam eroberte Demokratie», durch eine «Demokratie der autoritären Grundsätze».41 1939 spekulierte René S. über «Hitlers Beziehungen zur Schweiz» und hielt fest, dass der deutsche Führer über die Schweiz sicher gut informiert sei, aber das Wesentliche, die Demokratie, nicht kenne.42 René S. war zu diesem Zeitpunkt schon unübersehbar fasziniert von Hitler und verzichtete auf scharfe Töne gegen ihn. In seinen Schriften von 1940 lobte er dann Hitler für die Überwindung des Liberalismus und eine «staatliche Wirtschaftslenkung im Dienste des Fortschritts».43 Sonderegger hoffte darauf, in einer Schweiz, die dem neuen Europa angehören würde, den Nationalsozialismus durch das Nationaldemokratische zu reformieren.

41 René Sonderegger: Der Streit um Jakob Schaffner. In: Der Sperber (wie Anm. 5), Dezember 1936.

42 Der Sperber (wie Anm. 5), April 1939.

43 René Sonderegger: Napoleon I., Hitler und die Schweiz. Ein schweizerisches Wort zur europäischen Lage. Zürich 1940, S. 44.

Im Sold der Nationalsozialisten? Einer weiteren Hypothese ist noch nachzugehen: Wurde der Publizist René S. von den Nationalsozialisten gekauft und auf deutschfreundlichen Kurs umgestimmt? Ein Vorbild fände sich in der Person des einleitend erwähnten Gestapo-Agenten und Entführers Hans Wesemann, der vor Hitlers Machtergreifung in einer SPD-Zeitung Anti-Hitler-Satiren geschrieben hatte. In den Akten der Zensur44 findet sich immerhin der Hinweis, 44 Herbert Lang zu einem GeRené S. habe von deutscher Seite Angebote erhalten. Es existie- spräch mit Mariell Wehrli, ren aber keine Belege, dass er sie angenommen hätte. Auf jeden 20.09.1941 (wie Anm. 36). Fall nützte der Exzentriker, der zu jener Zeit in der Schweiz kaum mehr ernst genommen wurde, den deutschen Interessen wenig. Verhaftung und Bruch Für René S. und das Ehepaar Wehrli wurde es im Jahr 1941 eng. Am 10. Juni erfolgte eine Festnahme wegen Verdachts auf illegalen Nachrichtendienst. Die drei blieben zehn Tage in Haft, doch die Befragungen und Ermittlungen brachten nicht genügend

Die Brüder Sonderegger von Heiden 95

45 Dossier der Bundespolizei mit Büchern und Zeitschriften (wie Anm. 13). Mariell Wehrli: Island. Urmutter Europas. Reisebilder und Betrachtungen einer Schweizer Malerin. Zürich und Weesen 1942. Später publizierte M. Wehrli ein Buch über eine Reise in die Sowjetunion (1964) und war Mitglied der esoterischen Mazdaznan-Bewegung. 46 Schreiben von Major Barblan, Stab Ter Kdo 6, an den Sicherheitsdienst im Armeekommando (wie Anm. 13).

47 Schreiben HKS an die Bundesanwaltschaft vom 28.09.1942 (wie Anm. 13). 48 Hans Konrad Sonderegger: Umfall oder Bekehrung? In: Der Demokrat 86, 20.07.1940. R.S. entgegnete in den Nummern 97, 98 und 99 unter dem Titel «Politik und Leben». 49 Demuth, Der Fall Sonderegger (wie Anm. 4), S. 82ff. Vgl. auch Demuths Beitrag in diesem Band, S. 12–21.

Material für eine Fortsetzung des Verfahrens, ebenso wenig wie eine spätere Hausdurchsuchung bei René S. Alle drei blieben aber weiterhin unter polizeilicher Beobachtung. Nachdem das Ehepaar Wehrli im November 1941 das Schlosshotel Mariahalden in Weesen gekauft hatte, wo Mariell Wehrli von 1942 an als Geschäftsleiterin wirkte, verschob sich das Schwergewicht der Überwachung an diesen Ort, wobei sich der Chef des Polizeipostens Amden durch besonderen Einsatz hervortat. Er platzierte einen Vertrauensmann als Angestellten im Hotel, der die deutschen Gäste beobachtete und herausfand, dass René S., der zeitweise in einem Alphaus in Filzbach (GL) wohnte, und Mariell Wehrli ein Verhältnis pflegten. Bereits im Juli 1942 kam es aber zum Bruch zwischen den dreien, und damit endete auch Sondereggers durch die Zensur behinderte Tätigkeit beim Alpen-Verlag, bei dem sich nun Mariell Wehrli als Autorin eines Buches über das nordische Paradies Island unter dem Titel «Urmutter Europas» profilierte.45 Distanzierung und brüderliche Solidarität

Ab 1942 zog sich René S. für einige Zeit aus der politischen Publizistik zurück, und er löste 1943 seinen Nationaldemokratischen Schweizerbund auf. Versuche, neue Publikationen durch Schreiben an die Bundesräte Eduard von Steiger oder Ernst Wetter bei der Zensur durchzubringen, scheiterten. In einem Bericht des Sicherheitsdienstes beim Armeekommando vom Dezember 1942 wurde René S. als ungefährlich eingestuft: «Er paktiert nicht mit Hitler.»46 Zuvor, im September, war seine Mutter Susanna Sonderegger von der Polizei befragt worden, nachdem sie ihren Sohn in Zürich besucht hatte. Das erregte den Ärger von Bruder Hans Konrad, der die Bundesanwaltschaft ersuchte, die politische Kontrolle über seinen Bruder aufzuheben. Mit der «Psychopathin» Mariell Wehrli habe René S. mittlerweile nichts mehr zu tun.47 Wie Yves Demuth darlegt, hatte sich HKS von seinem Bruder brieflich und publizistisch48 schon im Sommer 1940 distanziert, als dieser seine daraufhin bald verbotenen Hitler-Schriften veröffentlichte. Er hatte ihm «Charakterlosigkeit» vorgeworfen.49 Der Kontakt auf der menschlichen und familiären Ebene erlosch aber offenbar nicht ganz. In den 1930er Jahren hatten die beiden teilweise eng zusammengearbeitet, verbunden durch die antikapitalistische oder antiplutokratische Stossrichtung der Freiwirtschaftsbewegung. Das Wort «Plutokratie» war aber mittlerweile dem Nazi-Jargon zugerechnet und HKS 1943 der Lächerlichkeit preisgegeben und politisch abserviert worden, weil er drei Jahre zuvor trotz seiner untadeligen demokratischen Gesinnung mit autoritären Modellen geliebäugelt hatte, um im Moment der Krise seinem wirtschaftspolitischen Lieblingsmodell, der Freiwirtschaft, zum Durchbruch zu

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Die Brüder Sonderegger von Heiden

verhelfen. Der auf einer basellandschaftlichen Liste gewählte und in Heiden wohnhafte Nationalrat und Freiwirtschafter starb im September 1944. Die Nachkriegseskapaden seines jüngeren Bruders und ehemaligen politischen Gefährten blieben ihm erspart.

Die Warburg-Affäre

Nochmals die alte Geschichte Wie sich René S. wirtschaftlich bis in die Nachkriegszeit durchschlug, ist unklar. Er propagierte erfolglos ein Privatschul-Modell und lebte gemäss Polizeirapport50 weiterhin von den Geschäftseinkünften seiner Frau. Seine politische Gesinnung passte er aber nicht mehr den veränderten Zeiten an. Im April 1945 schrieb er dem seiner Kollaboration mit Deutschland wegen in Frankreich inhaftierten Marschall Pétain einen bewundernden Brief, der via Schweizer Botschaft in Paris im Sonderegger-Dossier der Bundesanwaltschaft landete.51 Er reiste nach Spanien und griff dort auf seine Enthüllungsgeschichte von 1936, Hitlers Finanzierung durch die Wall Street, zurück. Im 300-seitigen Buch «Spanischer Sommer» (1948)52 rollte er die vermeintliche Finanzaffäre neu auf, was in der Schweizer Presse ein gewisses Aufsehen erregte.53 Er benützte dafür das Pseudonym «Severin Reinhard», wobei sich der Nachname auf die ursprüngliche Version seines Vornamens bezieht und der Vorname möglicherweise auf den standhaften Hl. Severin oder auf den rechtsgerichteten Severin Ammann in Meinrad Inglins Roman «Schweizerspiegel» verweist – bei Sondereggers Belesenheit nicht unwahrscheinlich. Der «Geldbronnen» versiegt In der erwähnten holländischen «Geldbronnen»-Schrift spielte ein Sidney Warburg, Mitglied der bekannten Bankierfamilie Warburg, die Hauptrolle. Er habe dreimal mit Hitler gesprochen und ihm Millionenbeträge amerikanischer Wirtschaftsführer zugehalten, um die nationale Revolution in Deutschland herbeizuführen, Deutschland zu stärken und Frankreich in Schach zu halten. Im Zusammenhang mit der Neuauflage der «Exklusivgeschichte» 1948 durch René S. stellte sich heraus, dass Sidney Warburg eine Erfindung war. Dies bekräftigte 1949 der Bankier James P. Warburg in einer eidesstattlichen Erklärung. Weder gebe es ein Familienmitglied dieses Namens noch sei er selbst mit dieser Figur identisch. Die Gespräche mit NSDAP-Grössen hätten nie stattgefunden. «Es würde ein ganzes Buch erfordern, um all die unwahren und kriminellen verleumderischen Aussagen zu behandeln, die in Sondereggers Buch ‹Spanischer Sommer› erscheinen.»54

50 Bericht des Nachrichtendienstes der Kantonspolizei Zürich, 06.03.1946 (wie Anm. 35).

51 Akte der Bundesanwaltschaft vom 26.12.1945 (wie Anm. 36). Der Brief datiert vom 26.04.1945. Auf seiner von der Bundespolizei begleiteten Durchreise von Deutschland nach Frankreich (24./25.04.1945) übernachtete Pétain mit Gefolge im Schlosshotel Mariahalden in Weesen (vgl. Konrad Stamm: Der «grosse Stucki». Zürich 2013, S. 256ff.), das bis 1953 dem Alpenverlag und Reklame AG des Ehepaars Wehrli gehörte (Mitteilung von Xaver Bisig, Weesen). 52 Severin Reinhard: Spanischer Sommer. Die abendländische Wandlung zwischen Osten und Westen. Affoltern am Albis 1948. 53 St. Galler Tagblatt, 19.08.1948; Bund, 04.07.1948; Berner Tagwacht, 29.07.1948; Vorwärts, 03.08.1948.

54 James P. Warburg: Eidesstattliche Erklärung, dokumentiert auf der Internetseite «Holocaustreferenz», www.h-ref.de (26.07.2016).

Die Brüder Sonderegger von Heiden 97

55 Dossier der Bundesanwaltschaft zur Warburg-Affäre, 07.02.1947ff. (wie Anm. 13). 56 Zsolt Keller: Abwehr und Aufklärung. Antisemitismus in der Nachkriegszeit und der schweizerische Israelitische Gemeindebund. Zürich 2011, S. 156f.

René S. hatte 1946 via seine Frau versucht, von Warburg Geld für entsprechende Dokumente zu erhalten. Man kann dies als Erpressung bezeichnen. Daraufhin fertigte er eine Übersetzung des «Geldbronnen»-Buches an und schickte es der Landesbibliothek. Die Bundesanwaltschaft in Bern verfolgte die Affäre aufmerksam, ohne aber direkt einzugreifen.55 Der Israelitische Gemeindebund hatte sich in der Sache ebenfalls an die Behörden gewandt, verzichtete aber auf eine Strafklage, um Sonderegger in einem Prozess nicht noch ein Podium zu geben.56 Das Gerücht überlebt bis heute Die Mystifizierungen Sondereggers in der «Geldbronnen»-Sache, die auch von Werner Zimmermann (1893–1982), einem anderen Schweizer Publizisten, Lebensreformer, EsperantoFörderer und ebenfalls Anhänger der Freigeldtheorie, aufgegriffen wurden, hatten laut dem Historiker Hermann Lutz in den folgenden Jahren unheilvolle Konsequenzen. Sie wurden von NS-Belasteten in Deutschland als Argumente zu ihren Gunsten angeführt: Die amerikanische und britische Hochfinanz habe Hitler zur Macht verholfen. Die deutsche Presse berichtete mehrfach darüber, und in den USA entstand der Eindruck, in Deutschland würde man die Schuld an Hitlers Aufstieg jüdischen Kapitalisten in die Schuhe schieben. Erst diese Folgediskussionen sollen James P. Warburg bewogen haben, seine eidesstattliche Erklärung zu formulieren und u.a. dem Schweizer Bundesrat zuzustellen. Die These von Hitlers Finanzierung durch die Juden geistert bis heute durch die Internet-Foren rechtsgerichteter Verschwörungstheoretiker.

Spanien

57 Im Katalog des Schweizer Wirtschaftsarchivs (SWA), Basel, das die Bestände der Freiwirtschaftlichen Bibliothek enthält, ist die Broschüre ohne Jahresangabe mit 1940 datiert. Es handelt sich vermutlich um einen Sonderdruck der Erstveröffentlichung im «Säntis» (1925/26), dem Volksblatt für den Kanton Appenzell und dessen Umgebung, Teufen. Auszüge daraus publizierte HKS noch einmal in «Der Demokrat» («Aus friedlicher Zeit», Nr. 68–79, 1936) aus Anlass des Spanischen Bürgerkriegs.

Familiäre Spanienbezüge Nicht nur René, sondern auch weitere Mitglieder der Familie Sonderegger hatten biografische Beziehungen zu Spanien. Der jüngste Bruder, Heinrich Sonderegger (1902–1937), arbeitete als Angestellter von Nestlé in einem Milchverarbeitungsbetrieb in La Penilla bei Santander (Kantabrien) und kam während des Spanischen Bürgerkrieges, kurz vor dem Einmarsch der FrancoTruppen, durch einen Unfall ums Leben. Hans Konrad hat 1942 beeindruckende Briefauszüge dieses Bruders in einer Broschüre unter dem Titel «Vorspiel zum Weltkrieg. Briefe aus Spanien» herausgegeben. Die Adressaten der Briefe sind nicht im Detail angegeben. Es lässt sich aber aus den Inhalten schliessen, dass die Briefe an die Mutter, an HKS, aber auch an René gerichtet waren. HKS seinerseits hat einen 90-seitigen Reisebericht «Spanienfahrt»57 publiziert, der sich auf eine Reise von 1925 mit dem

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Die Brüder Sonderegger von Heiden

Männerchor Zürich bezieht. Er enthält kritische Bemerkungen zu den spanischen Zuständen in der Zeit der Diktatur von General Primo de Rivera. Der Text ist u.a. auch von Interesse, weil sich HKS anlässlich der Rückreise über Genua sehr positiv über die Stimmung im faschistischen Italien äussert. Später distanzierte er sich aber deutlich von der Politik Mussolinis. Der Kreis schliesst sich René S. hielt sich im Sommer 1947 in Spanien auf, möglicherweise hatte er die Kontakte schon ein Jahr zuvor geknüpft. Es ist bekannt, dass das politisch isolierte Franco-Spanien in jenen Jahren Zufluchtsort für Exponenten des faschistischen und nationalsozialistischen Milieus war. Das St. Galler Tagblatt berichtete in einer kritischen Glosse58 zum Buch «Spanischer Sommer», dass der Gastgeber von René S. der spanischen Regierung nahestehe. Die positiven Worte, die Sonderegger für die spanische Position im Nachkriegseuropa fand, dürften diese Kreise auf jeden Fall gefreut haben. Neben der «Geldbronnen»-Geschichte lieferte René S. im «Spanischen Sommer» eine Gesamtschau seiner kruden Weltanschauung, eine Sondereggersche Version der jüdisch-kapitalistisch-bolschewistischen Weltverschwörung. Unter spanischem Einfluss akzentuierte er auch seine Kritik am Sowjetkommunismus, in Kontrast zu einer positiven Würdigung Stalins, die er noch 1937 im «Sperber» publiziert hatte. Er distanzierte sich aber weiterhin vom rassistischen Antisemitismus der Nationalsozialisten und berief sich für seine Sicht der Dinge auf den rumänischen Juden Valeriu Marcu, dessen kritische Darstellung der «Vertreibung der Juden aus Spanien»59 er schätzte. Vermutlich auch darum, weil Marcu darauf hinweist, dass einige der spanischen Inquisitoren selber jüdischer Herkunft waren, was René S. Anlass gab, Analogien zu Exponenten des sowjetischen Terrorregimes herzustellen. Die «Berner Tagwacht» bezeichnete Sondereggers «Spanischen Sommer» als «bösartiges antisemitisches Pamphlet», und der Israelitische Gemeindebund äusserte seine Besorgnis, ohne aber weitere Schritte zu ergreifen. Eine zweite, spanischsprachige Ausgabe des Buches soll 1952 in Buenos Aires erschienen sein. Gemäss einem Rapport der Kantonspolizei Zürich vom November des gleichen Jahres unterhielt René S. Kontakte zu einer dortigen rechtsextremen Publikation namens «El Sendero».60 Letzter Skandal 1951/52 kam es zum letzten Eklat um René S. Die Druckerei Stampfenbach in Zürich übernahm vom Zwingli-Verlag, der in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, die Zeitschrift «Refor-

58 St. Galler Tagblatt (wie Anm. 53).

59 Valeriu Marcu: Die Vertreibung der Juden aus Spanien. Amsterdam 1934; Neuausgabe München 1991.

60 Bericht der Kantonspolizei Zürich vom 23.11.1953 (wie Anm. 13).

Die Brüder Sonderegger von Heiden 99

61 Die «Reformierte Schweiz» erhält einen «Reformator». In: NZ, 09.01.1951. Zum Prozess vgl. NZZ, 04.01.1952.

62 Sind Huldigungsschriften an Hitler «Speichelleckerei»? In: NZ, 12.11.1951.

63 Dossier R.S. der Bundesanwaltschaft, 1951 (wie Anm. 13).

64 Ebd., 1952 und NZ, 10.04.1952. 65 Appenzeller Zeitung, 03.01.1953.

66 Dossier R.S. Bundesanwaltschaft, 1958 (wie Anm. 13).

mierte Schweiz» und beschäftigte für Beiträge und einen publizistischen Neustart den nicht besonders kirchlich gesinnten Sonderegger. Der zuständige Redaktor und Pfarrer Rudolf Stickelberger war darüber nicht informiert worden, und er gab als Reaktion darauf seinen sofortigen Rücktritt bekannt. Der Druckereibesitzer und Verleger Robert Heizmann, unterstützt von René S., erhob daraufhin in der Öffentlichkeit schwere Vorwürfe gegen Stickelberger. Der Korrespondent der «National-Zeitung» (NZ), Fritz Heberlein, berichtete über die Affäre und nannte René S. einen «speichelleckenden Appenzeller»61, womit auf seine Hitler-Publikationen von 1940 angespielt wurde. René S. wollte sich das nicht gefallen lassen und verklagte Heberlein, der im Januar 1952 freigesprochen wurde. Der «interessante Presseprozess» gab der NZ Gelegenheit, Sondereggers politisches Sündenregister auszubreiten.62 Im selben Jahr hatte er sich noch mit einem offenen Brief für die notorische Verschwörungstheoretikerin und Generalswitwe Mathilde Ludendorff (1877–1966) eingesetzt, die in einem Verfahren wegen ihrer NSBelastung als Schuldige bezeichnet wurde.63 Seinen Standpunkt in der Affäre um die «Reformierte Schweiz» verteidigte René S. in einer etwas wehleidigen Schrift «Das Wort des Geschmähten» (1951): «Warum hassen sie mich denn so? ... Ich bin heute etwa so alt wie mein Bruder war, als ihn eine solche Hetze und öffentliche Verleumdung in den Tod getrieben hatte.» Der Text enthält an dieser Stelle eine eigentliche Hommage an den bewunderten älteren Bruder. Rancho Suizo Die Affäre um die «Reformierte Schweiz» hatte noch einen zweiten Prozess zur Folge. Pfarrer Stickelberger unterlag im Dezember 1954 mit einer Klage gegen Heizmann und Sonderegger wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten. René S. weilte zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr in der Schweiz. Er war schon im Februar 1952 nach Spanien emigriert, was er in Schreiben an das Zürcher Obergericht und an Bundesrat Markus Feldmann kundtat.64 Er berief sich auch darin wieder auf das Schicksal seines Bruders. Einen weiteren Abschiedsbrief publizierte er ein Jahr später in der «Appenzeller Zeitung».65 Danach wurde es ruhig um René S. In seinem dritten Lebensabschnitt wirkte er als Hotelier und leitete das «Rancho Suizo» in Playa de Aro bei Gerona (Katalonien). Ab und zu wurden noch Schweizer Touristen auf diesen Hotelier mit zweifelhafter politischer Vergangenheit aufmerksam. Im Dezember 1958 leitete die Schweizer Botschaft in Paris «ein merkwürdiges Flugblatt» an die Bundesanwaltschaft weiter.66 Es handelte sich um Neujahrsgrüsse von René S. mit einmontierten Texten und Bildern: unter anderem Don Quijote, ein lateinisches Motto «justo

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Die Brüder Sonderegger von Heiden

perfecto nihil timendum»67, eine Erinnerung an «Enrique Son- 67 «Für denjenigen, der im Recht deregger», seinen in Spanien gestorbenen Bruder Heinrich, und ist, gibt es nichts zu befürchten.» ein Porträtfoto, auf dem René S. fast spitzbübisch grinst. Hatte dieser selbst ernannte Don Quijote der Schweizer Publizistik und Politik seinen Frieden gefunden? Er starb am 12. April 1965 in Genf.

2. Chroniken und Nekrologe

102

Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

Landeschronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2015 Jürg Bühler, Herisau

Das politische Leben in Appenzell Ausserrhoden stand im Jahre 2015 ganz im Zeichen verschiedener Wahlen und der durch die Verkleinerung der Regierung von sieben auf fünf Mitglieder bedingten Neuorganisation der kantonalen Verwaltung. Nachdem FDP-Ständerat Hans Altherr seinen Rücktritt aus der kleinen Kammer erklärt hatte, meldete schon kurz darauf der FDP-Nationalrat Andrea Caroni sein Interesse für den Ständeratssitz an. Er wurde von seiner Partei nominiert, blieb einziger Kandidat und wurde am 18. Oktober auch glanzvoll gewählt. Für den damit frei werdenden Sitz im Nationalrat kandidierten Markus Bänziger von der FDP, David Zuberbühler von der SVP und Jens Weber von der SP. Das Rennen machte etwas überraschend SVP-Mann David Zuberbühler mit einem Vorsprung von 445 Stimmen auf Markus Bänziger und 1336 auf Jens Weber. So gross die Freude bei der SVP, so gross die Enttäuschung bei der FDP. Eine Enttäuschung musste die FDP auch bei den Regierungsratswahlen hinnehmen. Nach den Rücktritten der drei freisinnigen Regierungsmitglieder Jakob Brunnschweiler, Rolf Degen und Jürg Wernli (Abb. 1) und der Verkleinerung der Regierung auf fünf Mitglieder war ein Sitz neu zu besetzen. Gewählt wurde mit einem Vorsprung von fast 3000 Stimmen der parteiunabhängige Alfred Stricker von Stein. Monica Sittaro von der FDP und Nobert Näf von der CVP mussten sich deutlich geschlagen geben. – Die Anstrengungen für ein Bevölkerungswachstum im Kanton scheinen erste Früchte zu tragen, ist die Wohnbevölkerung im Berichtsjahr doch um 428 auf 54302 Einwohnerinnen und Einwohner gewachsen. Am grössten war das Wachstum in den drei grossen Gemeinden Herisau, Teufen und Heiden, leichte Verluste mussten Urnäsch, Schwellbrunn und Waldstatt hinnehmen. – Noch etwas Erfreuliches: Appenzell Ausserrho-

den ist für das Regierungsprogramm 2012– 2015 mit dem Award der Schweizerischen Vereinigung für Standortmarketing ausgezeichnet worden. Der Preis wird seit neun Jahren vergeben und belohnt ausserordentliche Leistungen im Bereich des Standortmarketings und der Wirtschaftsförderung. Gelobt wurde die Fokussierung auf die beiden Projekte «Arealentwicklung» und «Bauen & Wohnen» (Abb. 2). Eidgenössische Abstimmungen

Auf eidgenössischer Ebene hatten die Stimmberechtigten 2015 über insgesamt sechs eidgenössische Sachvorlagen, darunter vier Volksinitiativen, zu entscheiden. Im Herbst folgten auf gesamtschweizerischer Ebene die Nationalund Ständeratswahlen. Bei zwei der sechs Sachvorlagen deckte sich der Abstimmungsausgang in Appenzell Ausserrhoden nicht mit dem gesamtschweizerischen Resultat. 8. März Initiative Steuerfreie Kinder- und Ausbildungszulagen Initiative Energiesteuer statt Mehrwertsteuer

Ja

Nein

3 731 14 600 1 463 16 877

Wie in Ausserrhoden wurden die beiden Volksinitiativen auch auf gesamtschweizerischer Ebene wuchtig verworfen. 14. Juni Gesetz über die Präimplantationsdiagnostik Initiative zur Harmonisierung der Stipendien Initiative für nationale Erbschaftssteuer Revision des Radio- und Fernsehgesetzes

Ja

Nein

8 521

8 987

3 711 13 738 5 002 12 755 7 490 10 148

Im Gegensatz zum Abstimmungsausgang auf eidgenössischer Ebene wurden in Ausserrhoden das Präimplantationsgesetz und das revidierte Radio- und Fernsehgesetz abgelehnt.

Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 103

Bei den beiden anderen Sachvorlagen deckte sich der schweizweite Abstimmungsausgang mit dem Resultat in Ausserrhoden. Eidgenössische Wahlen

Nach den altersbedingten Rücktritten der freisinnigen Regierungsräte Jakob Brunnschweiler, Teufen, Rolf Degen, Rehetobel, und Jürg Wernli, Herisau, und der Verkleinerung der Regierung von sieben auf fünf Personen, war ein neues Regierungsmitglied zu wählen. Die verbleibenden vier Regierungsmitglieder Marianne Koller-Bohl, FDP, Teufen, Matthias Weishaupt, SP, Teufen, Köbi Frei, SVP, Heiden, und Paul Signer, FDP, Herisau, stellten sich zur Wiederwahl. Für den freien Sitz im Regierungsrat kandidierten der parteiunabhängige Alfred Stricker, Stein, die freisinnige Monica Sittaro, Teufen, und der CVP-Mann Nobert Näf, Heiden. Für das turnusgemäss neu zu besetzende Landammannamt war der SP-Regierungsrat Matthias Weishaupt einziger Kandidat. Das Rennen machte nach einem spannenden Wahlkampf Alfred Stricker (Abb. 6) mit deutlichem Vorsprung auf Monica Sittaro und Nobert Näf. Die sich zur Wiederwahl stellenden Regierungsmitglieder wurden mit guten Resultaten bestätigt. Damit verfügt die FDP in der fünfköpfigen Regierung jetzt über zwei Sitze, die SVP und SP behalten ihren einen Sitz, ein Sitz geht an die Parteiunabhängigen. Historisch ist die Wahl von Matthias Weishaupt, der als erster Sozialdemokrat zum Landammann gewählt worden ist. Die Stimmbeteiligung lag bei rund 43 Prozent.

Die National- und Ständeratswahlen in Appenzell Ausserrhoden am 18. Oktober standen ganz im Zeichen der Wahlen in die grosse Kammer. Nach dem Rücktritt von Ständerat Hans Altherr (Abb. 3) hatte die FDP den vor vier Jahren gewählten Nationalrat Andrea Caroni (Abb. 4) als Kandidaten für den einzigen Ausserrhoder Sitz im Ständerat nominiert. Er blieb einziger Kandidat und wurde mit einem sehr guten Resultat gewählt. Um den dadurch freiwerdenden Sitz im Nationalrat bewarben sich der freisinnige Markus Bänziger, Teufen, Jens Weber, Trogen, von der SP, und der Herisauer SVPMann David Zuberbühler. Die drei lieferten sich einen engagierten Wahlkampf. Am Schluss obsiegte David Zuberbühler (Abb. 5) vor Markus Bänziger und Jens Weber. Überraschend war die hohe Stimmenzahl von Jens Weber. Das gute Abschneiden des SP-Kandidaten war wohl ausschlaggebend dafür, dass die FDP ihren traditionellen Sitz im Nationalrat an die SVP verlor. Der Enttäuschung der FDP stand am Wahlsonntag die grosse Freude der SVP gegenüber. Die Stimmbeteiligung lag bei 44,7 Prozent für den Ständerat bzw. bei 47,1 Prozent bei der NaLandammann (absolutes Mehr 7236) tionalratswahl. Matthias Weishaupt, SP

Ständeratswahlen Andrea Caroni, FDP, Herisau Vereinzelte Nationalratswahlen David Zuberbühler, SVP, Herisau Markus Bänziger, FDP, Teufen Jens Weber, SP, Trogen

12 308 2 613

6 394 5 949 5 058

Regierungsrat (absolutes Mehr 7445) Paul Signer, FDP Marianne Koller-Bohl, FDP Matthias Weishaupt, SP Köbi Frei, SVP Alfred Stricker, pu (neu)

11 129

14 762 13 435 13 283 9 995 9 316

Kantonale Wahlen

Nicht gewählt Monica Sittaro, FDP Norbert Näf, CVP

Das Jahr 2015 war ein Wahljahr. Am 8. März standen die kantonalen Wahlen in den Regierungsrat, ins Landammannamt sowie ins Obergericht im Zentrum. Gut einen Monat später, am 12. April, folgten die Gesamterneuerungswahlen auf Kantons- und Gemeindeebene.

Bei den Wahlen ins Obergericht wurden die 16 sich einer Wiederwahl stellenden Oberrichterinnen und Oberrichter bestätigt. Mit rund 13  800 Stimmen neu ins Obergericht gewählt wurden die von der SVP vorgeschlagene

6 466 6 284

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Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

Michèle Gasser Aebischer und der von der SP portierte Florian Windisch. Lediglich 31 Stimmen vereinigte Tim Walker auf sich; er war vom Grünen Appenzellerland vorgeschlagen worden. Wieder gewählt wurden auch Obergerichtspräsident Ernst Zingg und der Vizepräsident Walter Kobler. Am 12. April standen Gesamterneuerungswahlen für die Legislaturperiode 2015–2019 in den Kantonsrat an. Die FDP konnte als grösste Fraktion ihre 24 Sitze im kantonalen Parlament halten, die Parteiunabhängigen verfügen noch über 18 Sitze, drei weniger als nach der letzten Wahl. Die SVP gewann zwei Sitze und stellt neu zwölf Ratsmitglieder. Die SP gewann ein Mandat dazu und stellt jetzt sechs Ratsmitglieder; die CVP mit vier Sitzen und die EVP mit einem Sitz konnten ihren Besitzstand wahren. Neukonstituierung der Regierung

Mit dem Inkrafttreten der Teilrevision der Kantonsverfassung am 1. Juni 2015 besteht der Ausserrhoder Regierungsrat nicht mehr aus sieben, sondern nur noch aus fünf Mitgliedern: vier bisherige und der neu gewählte Regierungsrat Alfred Stricker (Abb. 7). Neuer Landammann ist der ebenfalls neugewählte Matthias Weishaupt (Abb. 8). Damit ist eine über 150-jährige Ära zu Ende gegangen. Seit 1859 tagte der Regierungsrat in einer Besetzung mit sieben Mitgliedern. Die Neuorganisation der kantonalen Verwaltung mit nicht mehr sieben, sondern fünf Departementen erfolgt auf den 1. Januar 2016. Somit sind die fünf Regierungsmitglieder in der Übergangsphase bis Ende Jahr noch für sieben Departemente zuständig. Ab dem 1. Januar 2016 gilt folgende Departementsverteilung. Departement Finanzen: Regierungsrat Köbi Frei; Departement Bildung und Kultur: Regierungsrat Alfred Stricker; Departement Gesundheit und Soziales: Landammann Matthias Weishaupt; Departement Bau und Volkswirtschaft: Regierungsrätin Marianne KollerBohl; Departement Inneres und Sicherheit: Regierungsrat Paul Signer. Zur LandammannStellvertreterin hat der Regierungsrat Marianne Koller-Bohl gewählt.

Kantonsrat

Der Kantonsrat hat sich 2015 zu sieben Sitzungen getroffen. Die Arbeitsbelastung des Parlaments lag mit insgesamt 59 behandelten Geschäften im Rahmen der letzten Jahre. Die gesetzgeberische Arbeit beschäftigte den Rat wiederum stark. So musste im Rahmen der Reform der Staatsleitung das Organisationsgesetz teilrevidiert werden, und die Vorlage über die Besoldung der neu fünf Regierungsmitglieder wurde verabschiedet. Gutgeheissen wurde die Totalrevision des Hundegesetzes und in Angriff genommen die Totalrevision des Tourismusgesetzes. An der Sitzung vom 23. Februar genehmigte der Kantonsrat in erster Lesung die Teilrevision zum Organisationsgesetz. Die Anpassung war nötig geworden, weil die Regierung von sieben auf fünf Mitglieder reduziert und aus dem bisherigen Hauptamt ein Vollamt wurde. In der Diskussion wurde ein Antrag der Parlamentarischen Kommission abgelehnt, im Gesetz sei festzuhalten, dass bei der Zuteilung der Departemente die Mitglieder gemäss ihres Dienstalters Wünsche äussern können. – Im Zusammenhang mit der Reduktion der Zahl der Regierungsmitglieder auf fünf befasste sich der Rat auch mit der Lohnverordnung für den Regierungsrat. Zu reden gab in der zweiten Lesung weniger die Besoldung, sondern viel mehr die Austrittsentschädigung. Die Finanzkommission schlug vor, dass Regierungsräte nach ihrem Rücktritt während zwölf Monaten ihr Gehalt weitererhalten sollten. In der Debatte setzte sich die FDP-Fraktion durch, wonach ein Regierungsmitglied nach dem Rücktritt noch während 18 Monaten Anspruch auf eine Austrittsentschädigung hat, welche der zuletzt bezahlten Entlöhnung entspricht; jedoch nur bis zur Erreichung des ordentlichen Rentenalters. Der Jahreslohn für die Regierungsmitglieder wurde auf 230 000 Franken festgelegt. Bei der Beratung des totalrevidierten Hundegesetzes an der Kantonsratssitzung am 23. März gab die Leinenpflicht zu Diskussionen Anlass. Dabei machte der Rat rechtsumkehrt: Er hat in der zweiten Lesung den Leinenzwang

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auf Weiden, auf denen sich Nutztiere befinden, zwar belassen. Dafür wurde die Leinenpflicht an Strassen und im Wald aus dem Gesetz gekippt. Anlässlich der ersten Lesung hatte das Kantonsparlament dem Wildschutz den Vorzug gegeben. Im Verlaufe der zweiten Lesung hob der Rat mit dem Stimmenverhältnis von 39 zu 15 Stimmen diese Leinenpflicht wieder auf. In der Volksdiskussion war zuvor ein wohl organisierter Sturm der Entrüstung von Hundehaltern und Tierschützern losgebrochen. Der Rat strich auch die Pflicht zur Leine entlang verkehrsreicher Strassen. Ein Muss ist die Leine nur noch beim Fehlen anderer wirksamer Kontrollmöglichkeiten, auf Schulanlagen, Spielund Sportplätzen, in Parks, auf Weiden mit Nutzvieh, in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln, auf Bahnhöfen und auf behördliche Anordnung im Einzelfall. Das Gesetz unterstand dem fakultativen Referendum, dieses wurde nicht ergriffen, womit eine Volksabstimmung entfällt. – Wieder einmal war die frühere Ausserrhoder Kantonalbank Thema. Nachdem vor Jahresfrist ein von der SP-Fraktion eingereichtes Postulat zur Überführung des Kantonalbankarchivs ins Ausserrhoder Staatsarchiv als erheblich erklärte worden war, gab Frau Landammann Marianne Koller-Bohl dem Rat Einblick in den Stand der Dinge: Die Regierung hat die Verantwortlichen der UBS erneut kontaktiert und erwartet, dass über kurz oder lang das gesamte ARKB-Archiv ins Staatsarchiv überführt wird. Ein Jahr nach der Debatte um die überhöhten Verwaltungsratshonorare beim Ausserrhoder Spitalverbund beschäftigte sich der Kantonsrat an seiner Sitzung vom 11. Mai mit deren Aufarbeitung. Die Staatswirtschaftliche Kommission (StwK) hatte die Affäre ins Zentrum ihres Berichts gestellt. Unter öffentlichem Druck hätten die Verwaltungsratsmitglieder des Spitalverbunds einen Teil der Honorare freiwillig zurückbezahlt, schreibt die Kommission. Doch zufrieden ist die StwK damit noch nicht. Ungeklärt seien die Anforderungen an die Corporate Governance bei Mehrheitsbeteiligungen an Aktiengesellschaften oder öffent-

lich-rechtlichen Anstalten. Frau Landammann Marianne Koller-Bohl sagte, dass die Regierung an einer Strategie arbeite. – Der Ausserrhoder Kantonsrat sagte in zweiter Lesung einstimmig Ja zur Teilrevision des Organisationsgesetzes. Die Anpassung ist nötig, weil die Regierung von sieben auf fünf Mitglieder reduziert wird und weil aus dem bisherigen Hauptamt ein Vollamt wird. Gemäss Gesetz gibt ein Register künftig Auskunft über Beteiligungen der Regierungsmitglieder an Unternehmungen des privaten Rechts, wenn diese mindestens 30 Prozent des Kapitals oder Stimmrechts betragen. – Bei der Behandlung der Staatsrechnung 2015 zeigte sich generell eine grosse Unzufriedenheit mit den steigenden Gesundheitskosten. Für die Finanzkommission haben die Abweichungen vom Budget eine nicht mehr tolerierbare Grössenordnung erreicht. Finanzdirektor Köbi Frei warnte vor Hektik. Das eingeleitete Entlastungsprogramm zeigt aus Sicht der SVP erste positive Resultate. Ausserrhoden sei aus finanzieller Sicht noch nicht über den Berg, hiess es von Seiten der CVP/ EVP-Fraktion, und für die FDP zeigt die Staatsrechnung, dass die Steuererträge bei den natürlichen Personen nicht in den Himmel wachsen. – Der Baukredit für die Erweiterung des Konviktgebäudes an der Kantonsschule Trogen wurde mit wenigen Gegenstimmen genehmigt. Damit ist der Weg frei für den Ausbau und die Erneuerung von drei Obergeschossen. Traditionell standen in der Kantonsratssitzung vom 15. Juni zu Beginn des Amtsjahres die Wahlgeschäfte im Vordergrund. Die 62-jährige Ursula Rütsche-Fässler (CVP, Herisau) ist neue höchste Ausserrhoderin (Abb. 9). Der Kantonsrat wählte sie einstimmig zur Nachfolgerin von René Rohner. Erster Vizepräsident ist Peter Gut, Walzenhausen, von den Parteiunabhängigen. Zum zweiten Vizepräsidenten wählte das Parlament den freisinnigen Dölf Biasotto, Urnäsch. An der ersten Sitzung des Amtsjahrs 2015/2016 wurden 21 neue Ratsmitglieder vereidigt, damit ist ein Drittel des Parlaments erneuert. – Die auf fünf Sitze verkleinerte Ausserrhoder Regierung erlebt im Rat eine doppelte Premi-

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ere: Zum ersten Mal überhaupt stellt die FDP nicht mehr die Mehrheit in der Exekutive, und Matthias Weishaupt ist der erste sozialdemokratische Landammann (Abb. 10). – Die Sachund Terminplanung 2012–2016 war anschliessend das einzige Geschäft, das für einige Diskussionen sorgte. Die Fraktionen kritisierten die teilweise fehlende Terminierung von Projekten und forderten eine Planung, die weiter in die Zukunft reiche. Landammann Matthias Weishaupt verwies auf den laufenden Umbau der Departemente. Der regierungsrätliche Bericht zur Zukunft bzw. über die Reorganisation der Oberstufe in Ausserrhoden prägte die Sitzung des Kantonsrats vom 21. September. Der Regierungsrat sieht in seinem Bericht keinen kurzfristigen Handlungsbedarf und schlägt auch keine konkreten Schritte vor. Bereits im Jahre 2009 hatte die Regierung einen Reformvorschlag präsentiert. Dieser sah vor, die Zahl der Oberstufenzentren von zwölf auf fünf bis acht zu reduzieren. Die Reform scheiterte damals am Widerstand der Gemeinden und Schulbehörden. Im Jahre 2014 forderte die SP-Fraktion mit einem Postulat, dass der Regierungsrat eine Reorganisation der Sekundarstufe I nochmals überprüfen sollte. Die Gemeinden müssten in die Entscheidungsfindung miteinbezogen werden, sagte Bildungsdirektor Alfred Stricker. Die Schülerzahlen auf Sekundarstufe gehen zurück. Die Reaktionen im Parlament auf den Bericht waren sehr kontrovers. Die FDP-Sprecherin lobte die Auslegeordnung mit konkreten Antworten. Aus dem Bericht seien weder Ziele noch ein Fahr-

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plan ersichtlich, hiess es von CVP und EVP. – Eingehend befasste sich der Kantonsrat mit dem Regierungsprogramm 2016–2019. Es ist keine Bündelung von Einzelmassnahmen mehr, sondern ein übergeordnetes Führungsinstrument. Der Regierungsrat formuliert im Programm insgesamt neun Ziele und 18 Strategien für das staatliche Handeln. Als strategische Schwerpunkte nennt er «Strukturen von Kanton und Gemeinden», «Gesellschaft und Wirtschaft» sowie «Lebens- und Naturraum». – Die Idee einer Landesausstellung Expo 2027 war ebenfalls Thema der Sitzung. Den Entscheid, ob Ausserrhoden einen Beitrag von 800000 Franken an die Machbarkeitsstudie beisteuert, wird der Kantonsrat zu einem späteren Zeitpunkt fällen. – In der Fragestunde wurde die Regierung gefragt, wie weit die Gemeinden Einsicht in die sie betreffenden Fälle der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde erhalten. Die Antwort war klar: Die Gemeinden haben grundsätzlich kein Einsichtsrecht in die Fälle. Bei teuren Massnahmen können Gemeinden jedoch einen Antrag stellen und nach einer Interessenabwägung erhalten sie gegebenenfalls Einsicht. Das neue Gesetz über die Förderung des Tourismus stand am 26. Oktober auf der kantonsrätlichen Traktandenliste. Stark gefordert war vor allem Volkswirtschaftsdirektorin Marianne Koller. Zu Beginn wies sie nochmals darauf hin, Ziel dieses Gesetzes sei es, das Appenzellerland als attraktive Destination zu stärken. Die SP-Fraktion beantragte Rückweisung der Vorlage mit dem Auftrag, das Tourismus- ins

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Wirtschaftsförderungsgesetz zu integrieren. Die Vorlage sei mutlos und keine klare Positionierung. So klar, wie diese Rückweisungsanträge abgelehnt wurden, so deutlich stimmte der Kantonsrat nach fast fünfstündiger Debatte dem Tourismusgesetz in erster Lesung mit 47 Ja bei 11 Nein zu. Dazu hatten alle anderen Fraktionen sowie die Parlamentarische Kommission und die Finanzkommission beigetragen, die sich alle grundsätzlich hinter die Vorlage stellten. Mit der Totalrevision wird ein Gesetz geschaffen, das die Weichen neu stellt. So werden Einzelbetriebe zur Behebung ihrer Infrastrukturprobleme keine Kantonsbeiträge mehr erhalten. Geld geht in Zukunft an Tourismusorganisationen wie die Appenzellerland Tourismus AG, aber auch an andere Leistungsträger, selbst an ausserkantonale. Neu soll eine kantonale Tourismusabgabe eingeführt werden. Sie wird jährlich als Pauschalbetrag nach Selbstdeklaration erhoben. Diese Tourismusabgabe wird auf Transportunternehmen wie Bergbahnen, Postauto und Eisenbahnen, aber auch auf Anbieter von touristischen Aktivitäten ausgedehnt. Erhoben wird die Tourismusabgabe auch bei Zweitwohnungsbesitzern. – Der Kantonsrat hat erstmals vom Bericht über die Finanzlage der Gemeinden 2014 Kenntnis genommen. Bei den Gemeinden sei alles im grünen Bereich und es bestehe derzeit kein Handlungsbedarf. – Ein weiteres Thema der Sitzung war der Bericht über die Wirksamkeit des Finanzausgleichs zwischen Kanton und Gemeinden für das Jahr 2015. Beim kantonalen Finanzausgleich gibt es laut Finanzdirektor Köbi

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Frei keinen Verbesserungsbedarf, grundsätzlich funktioniere das System. Anlässlich seiner Sitzung vom 30. November hat der Kantonsrat ein Zeichen gesetzt für die Idee einer Landesausstellung 2027 in der Ostschweiz. Aufgrund des Siegerprojekts soll nun eine Machbarkeitsstudie erstellt werden. 8,8 Mio. Franken würde diese die Trägerkantone St.Gallen, Thurgau und Appenzell Ausserrhoden kosten. Der Ausserrhoder Kantonsrat hat mit 55 zu 7 Stimmen den Verpflichtungskredit von 800  000 Franken für die Machbarkeitsstudie genehmigt. Mit Ausnahme der SVP stiess der Verpflichtungskredit bei den Fraktionen auf Zustimmung. – Der Kantonsrat stimmte dem Voranschlag 2016 mit 56 zu 5 Stimmen zu. Dieser rechnet mit einem Aufwandüberschuss in Höhe von rund 4,1 Mio. Franken. Werden die ausserordentlichen Faktoren berücksichtigt, resultiert beim Gesamtergebnis ein ErtragsAbbildungen

Die Abbildungen stammen aus dem Archiv der Appenzeller Zeitung (APZ). Die drei zurückgetretenen FDP-Regierungsräte (von links) Jürg Wernli, Rolf Degen und Jakob Brunnschweiler.

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Das Projektteam des Regierungsprogramms Appenzell Ausserrhoden nimmt den SVSM-Award entgegen (von links): Bruno Bottlang, Jury-Präsident Stefan Vogler, Karin Jung und Dölf Biasotto.

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Der bisherige Nationalrat Andrea Caroni ersetzte den abtretenden Ständerat Hans Altherr.

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Freudentränen nach der Wahl: SVP-Mann David Zuberbühler mit Ehefrau und Sohn.

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überschuss von 10,9 Mio. Franken. Die geplanten Nettoinvestitionen belaufen sich auf 27,2 Mio. Franken. Der Steuerfuss bleibt bei 3,2 Einheiten. Eine grössere Diskussion gab es über die Schliessung der Weiterbildungsabteilung am BBZ Herisau. Der Regierungsrat will nun mögliche Alternativen oder eine andere Trägerschaft für die Abteilung prüfen. – Der Kantonsrat genehmigte zudem den Globalkredit für die Kantonsschule Trogen in Höhe von 13,8 Mio. Franken. Auch das kantonale Gefängnis Gmünden soll ab 2016 mit einem Globalkredit und einer Leistungsvereinbarung geführt werden. Bei einer Auslastung von 100 Prozent wird ein Ertragsüberschuss von 646 000 Franken erwartet. – Schliesslich überwies der Rat ein Postulat von Markus Brönnimann, FDP, Herisau. Dieses verlangt eine Überprüfung der Entschädigung und der Grösse des Aufsichtsgremiums der AR Informatik AG. Staatsrechnung 2015

Die Staatsrechnung 2015 weist einen Ertragsüberschuss von 11,8 Mio. Franken aus, 0,5 Mio. weniger als budgetiert. Die um 4,3 Mio. Franken höheren Gewinnanteile der Nationalbank und Entnahmen aus den Reserven begründen das gute Gesamtergebnis. Die Nettoinvestitionen liegen mit 16,6 Mio. Franken um 8,7 Mio. Franken tiefer als veranschlagt. Bei den Steuererträgen und den Anteilen an den direkten Bundes- und Verrechnungssteuern konnte gegenüber dem Voranschlag ein Mehrertrag von gesamthaft 0,9 Mio. Franken erzielt werden. Mit Einnahmen in der Höhe von 133,3 Mio.

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Franken wurden bei den Einkommens- und Vermögenssteuern der natürlichen Personen das Budget um 2,1 Mio. Franken verfehlt. Dagegen schlossen die Gewinn- und Kapitalsteuern der juristischen Personen um 1 Mio. Franken besser ab; der Ertrag lag im letzten Jahr bei 14,1 Mio. Franken. Der Personalaufwand (inkl. Kantonsschule Trogen) liegt mit 90,1 Mio. Franken ziemlich genau im budgetierten Bereich und fällt gegenüber dem Vorjahr um 0,6 Prozent höher aus. Auch beim Sachaufwand liegt der Aufwand fast genau im Bereich des Voranschlags; mit Gesamtkosten (inkl. Kantonsschule Trogen) von 48,8 Mio. Franken ist dieser gegenüber der Rechnung 2014 um 0,2 Prozent gesunken. Gegenüber dem Voranschlag sind die Kosten im Bereich der Gesundheitsversorgung höher ausgefallen; insbesondere sind Mehrkosten bei der Spitalfinanzierung und der Verbilligung der Krankenversicherungsprämien zu erwähnen. 2015 investierte der Kanton gesamthaft 33,2 Mio. Franken. Gegenüber der Rechnung 2014 fallen die Bruttoinvestitionen somit um 1,2 Mio. Franken höher aus. Trotzdem liegt der Nettoaufwand mit 16,6 Mio. Franken auf einem Rekordtief. Zu den wichtigsten Investitionsprojekten gehören der Strassenund Wasserbau, die Durchmesserlinie der Appenzeller Bahnen, die neue IT-Lösung der kantonalen Steuerverwaltung sowie die laufende Sanierung des Psychiatrischen Zentrums Appenzell Ausserrhoden und der Kantonsschule Trogen. Mit diesem Rechnungsabschluss erhöht sich der Bilanzüberschuss per Ende 2015 auf 25,2 Mio. Franken. Die Nettoverschuldung

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steigt gegenüber dem Vorjahr nur leicht um 43 Franken auf 1377 Franken pro Einwohnerin und Einwohner. Dies entspricht einem gering bis mittel verschuldeten Staatshaushalt. Volkswirtschaft

Die Schweizer Konjunktur stagnierte im Jahr 2015. Dies ist massgeblich auf die Frankenaufwertung von Mitte Januar zurückzuführen. Die zögerliche Konjunkturentwicklung widerspiegelte sich in einer ansteigenden Arbeitslosenquote sowie höheren Arbeitslosenentschädigungen. Die Kurzarbeitsentschädigungen verharrten dennoch auf einem sehr tiefen Niveau. Zusätzlich verschlechterte Rahmenbedingungen in der Schweiz als Investitionsstandort, weltweite Unsicherheiten sowie der weiter stark zunehmende globale Standortwettbewerb führten zu deutlich weniger Ansiedlungen. Um die Wahrnehmung der Ostschweiz und damit auch von Ausserrhoden zu stärken, hat sich das Departement im Berichtsjahr an verschiedenen interkantonalen Projekten beteiligt. Im November haben die Appenzeller Bahnen (AB) vom Bundesamt für Verkehr die Plangenehmigung der Durchmesserlinie Appenzell-St.  Gallen-Trogen erhalten. Damit ist ein wichtiger Meilenstein in der Modernisierung und Weiterentwicklung der AB erreicht.

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nauso wie bei den nationalen Mitbewerbern – deutlich weniger Ansiedlungen. Damit Appenzell Ausserrhoden als Unternehmensstandort interessant bleibt, sind neben der Standortentwicklung auch die Bestandespflege sowie eine lösungsorientierte Grundhaltung gegenüber neuen Projekten von entscheidender Bedeutung. Der Fachkräftemangel war erneut ein wichtiges Thema. Zusammen mit dem Kanton St. Gallen organisiert die Wirtschaftsförderung deshalb jährlich einen Sprungbrett-Event und gemeinsam mit den Nachbarkantonen bereits zum zweiten Mal die Veranstaltung «ProOst». Diese Veranstaltungen geben jungen Professionals eine Übersicht über ihre Karrierechancen in der Ostschweiz und sollen gleichzeitig die hohe Lebensqualität der Region aufzeigen. Abbildungen

Der neugewählte Regierungsrat Alfred Stricker (pu) nimmt die Gratulation seiner künftigen Regierungskollegin Marianne Koller-Bohl (FDP) entgegen.

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Die fünfköpfige Ausserrhoder Regierung. V.l.n.r. Marianne Koller-Bohl (FDP), Ratschreiber Roger Nobs, Landammann Matthias Weishaupt (SP), Alfred Stricker (pu), Köbi Frei (SVP), Paul Signer (FDP).

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Mit Matthias Weishaupt bekleidet erstmals ein Sozialdemokrat das Amt des Landammanns.

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Mit der Herisauerin Ursula Rütsche-Fässler präsidierte im Amtsjahr 2015/16 erstmals eine CVP-Kantonsrätin das Kantonsparlament.

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Wirtschaftsförderung. Der globale Standortwettbewerb hat sich auch 2015 weiter ver- 10 Ein verändertes Bild im Kantonsrat: die per 1. Juni schärft, und die Rahmenbedingungen der auf fünf Plätze verkleinerte Regierungsbank. Schweiz als Investitionsstandort sind stark un- 11 Der Violinist und Komponist Paul Giger erhielt den ter Druck geraten. Daraus resultierten – ge- Ausserrhoder Kulturpreis 2015.

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Landwirtschaft. Die landwirtschaftlichen Betriebe in Appenzell Ausserrhoden haben sich an den im Rahmen der Agrarpolitik 2014–2017 vorgeschlagenen Direktzahlungsprogrammen rege beteiligt. Trotzdem mussten sie infolge der Umlagerung der tierbezogenen Beiträge in flächenbezogene Beitrage starke Einbussen in Kauf nehmen. Gegenüber dem Vorjahr sanken die Zahlungen um rund 1,7 Mio. Franken. Insgesamt wurden 2015 34,8 Mio. Franken (Vorjahr 36,4 Mio.) Direktzahlungen an 619 (627) Betriebe ausbezahlt. Nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses hatte sich die Situation auf dem Milchmarkt nochmals verschärft. Die produzierte Milchmenge nahm zu Jahresbeginn leicht ab, dies genügte jedoch nicht, um den massiven Preiszerfall zu stoppen. Eine rentable Milchproduktion ist unter diesen Bedingungen kaum mehr möglich. Die Schlachtkühe waren das ganze Jahr gesucht. Aufgrund der sinkenden Milchkuhbestände ist auch die Anzahl der Bankkälber gesunken. Der durchschnittliche Schweinepreis lag schon lange nicht mehr so tief. Wegen der geringen Nachfrage herrschte ein Überangebot. Die Schweineproduzenten können ihre Kosten mit dem Verkaufserlös nicht mehr decken. Trotz wachsender Inlandproduktion war die Nachfrage nach Eiern und Poulet gut.

nach Trogen ist auch die Abteilung Bürgerrecht und Zivilstand betroffen. Sie bildet zusammen mit der Abteilung Migration das neue Amt für Inneres, das im Rathaus Trogen untergebracht wird. – Die Zahl der Neueingänge ist bei den Strafverfahren von 3800 auf insgesamt 4100 Verfahren spürbar angestiegen. Die Zunahme betrifft alle Bereiche des Strafrechts. Die Zahl der Haftfälle ist konstant geblieben, doch mussten mehr medizinische oder psychiatrische Gutachten in Auftrag gegeben werden. Ausserdem waren mehr schwere Gewaltdelikte zu verzeichnen, wobei diese Zahl im landesweiten Vergleich immer noch relativ tief ist. Zugleich konnten rund 400 Verfahren mehr als im Vorjahr erledigt werden (insgesamt 3480, davon 2626 mit Strafbefehl). Damit ist die Pendenzenzahl nicht dramatisch angestiegen.

Gerichtswesen. Die Eingänge bei den Zivilabteilungen des Kantonsgerichts haben mit 167 (146) neuen Fällen einen Anstieg von 15 Prozent erfahren. Um 20 Prozent zugenommen hat mit insgesamt 76 (63) Neueingängen die Anzahl bei den Strafprozessen. Beim Jugendgericht gingen im Berichtsjahr 2 (1) neue Verfahren ein; die Fallzahlen blieben auf dem gewohnt tiefen Niveau der letzten Jahre. Mit 1205 (1118) neuen Zivilfällen hat die Geschäftslast bei den Einzelrichtern zugenommen. – Nach Sicherheit und Justiz einem Rückgang im Vorjahr nahmen beim Auch im Departement Sicherheit und Justiz Obergericht die Neueingänge mit 17 (8) Fällen verursachte die Reorganisation der Verwaltung sowohl bei den Zivilprozessen als auch mit 39 erheblichen Aufwand; dies verbunden mit der (29) Fällen bei den Strafprozessen überdurchErarbeitung und Realisierung von weiteren schnittlich zu. Im Bereich des Kindes- und ErSparmassnahmen im Rahmen der Aufgaben- wachsenenschutzrechtes ist im dritten Beüberprüfung. Neben der Erarbeitung eines richtsjahr mit 15 Neueingängen ein leichter neuen Polizeigesetzes beschäftigte sich das Rückgang gegenüber dem Vorjahr (18) zu regisDepartement auch mit einer möglichen Revi- trieren. Ebenfalls ist mit 90 Neueingängen sion des Gesetzes über die Politischen Rechte (104) ein Rückgang bei den verwaltungsrechtlisowie mit Fragen der Gemeindestrukturen. Es chen Abteilungen zu verzeichnen. Bei den Einzeigte sich, dass die aktuelle Verfassung grosse zelrichtern des Obergerichts stiegen die NeuHindernisse für die Lösung von Problemen in eingänge im Bereich Zivil- und Strafrecht auf beiden Bereichen enthält, die nur mit einer 79 (65) an und erreichten praktisch wieder das Totalrevision zielführend angegangen werden hohe Niveau der Jahre 2012 und 2013; im verkönnen. – Von den im Rahmen der Reorganisa- waltungsrechtlichen Bereich waren 66 neue tion der Verwaltung angeordneten Umzügen Verfahren (72) eingegangen, was einen Tiefst-

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stand in den letzten sieben Jahren bedeutet. – Bei der Aufsichtsbehörde für Schuldbetreibung und Konkurs hielt sich die Geschäftslast mit acht Neueingängen auf dem tiefen Niveau des Vorjahres. Bei den Betreibungsämtern blieb mit 12 672 Eingängen bei den Zahlungsbefehlen das hohe Niveau der letzten Jahre konstant. Bei den Konkursamtszweigstellen waren im Berichtsjahr 89 (83) neue Konkurse eingegangen. – Bei den Vermittlerämtern gingen im Berichtsjahr 221 (303) neue Begehren ein, was einer Abnahme von 27 Prozent entspricht. Die Erfolgsquote beträgt erfreuliche 65 Prozent. Strafanstalt Gmünden. Die Auslastung der Strafanstalt Gmünden im offenen Vollzug war im Berichtsjahr mit 96,4 Prozent (20388 Verpflegungstage) wiederum auf einem hohen Stand. Im kantonalen Gefängnis war die Auslastung überdurchschnittlich hoch, vor allem in der Untersuchungs- und Ausschaffungshaft. In einigen Fällen musste ein vorzeitig-geschlossener Vollzug durchgeführt werden, da die geschlossenen Justizvollzugsanstalten grössere Wartelisten aufwiesen. Die Nachfrage für Plätze in der geschlossenen Spezialvollzugsabteilung, als Übergangsstation mit erhöhtem Sicherheitsstandard, war nach wie vor sehr gross. Auch in diesem Jahr war die Zahl der Insassen, die in anderen offenen Strafanstalten nicht mehr tragbar waren und übernommen wurden, überdurchschnittlich hoch. Verstösse gegen die Hausordnung, vor allem renitentes und ungebührliches Verhalten gegenüber dem Anstaltspersonal, haben massiv zugenommen. Auch die Schäden an Gebäuden und Infrastruktur haben durch schwierige Insassen weiter zugenommen. Die Auftragslage in den Werkstätten nahm besorgniserregend ab. Der Erlös reduzierte sich gegenüber dem letzten Jahr um rund 22 Prozent. Einerseits liegen die Ursachen in der momentanen Wirtschaftslage, andererseits bei Insassen, können doch viele aus gesundheitlichen Gründen nur zu 50 Prozent beschäftigt werden. Es wird auch in Zukunft nicht einfach sein, einfache Serienarbeiten zu akquirieren.

Kriminalstatistik. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 2677 Straftaten registriert, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 6,6 Prozent gleich kommt. Die Zahl der registrierten Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz beträgt 255 und ist um 21 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Straftaten nach Strafgesetzbuch liegt bei 1960 (Vorjahr 2076), 38,3 Prozent der Straftaten waren Vermögensdelikte. Bei den Gewaltstraftaten wurde eine Zunahme von zwei Prozent auf 216 Delikte verzeichnet. Es musste ein vollendetes Tötungsdelikt registriert werden. Während die Straftaten betreffend schwere bzw. einfache Körperverletzung zurückgingen, wurde bei Raub und bei sexueller Nötigung eine Zunahme festgestellt. Zugenommen haben auch Straftaten gegen die sexuelle Integrität (24 Delikte) und sexuelle Belästigungen mit neun Vorfällen (Vorjahr 1). Die Vermögensdelikte sind um 21 Prozent auf 750 Straftaten zurückgegangen. Bei den Einbruchdiebstählen wurde mit 83 Fällen (Vorjahr 127) ein deutlicher Rückgang festgestellt, dies in Übereinstimmung mit der gesamtschweizerischen Entwicklung. Unfallstatistik. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle im Jahr 2015 um fünf auf 380 Unfälle. Die Anzahl der Schwerverletzten stieg im Jahr 2015 auf 15 Personen gegenüber 14 im Vorjahr. 2015 verletzen sich 80 Personen leicht, was im Vergleich zum Vorjahr einer Abnahme von zehn Personen entspricht. In Teufen verstarb ein 22-jähriger Personenwagenlenker an den Folgen der Verletzungen nach einem Selbstunfall. Die häufigsten Ursachen, die im Jahr 2015 zu einem Unfall führten (exklusive Wildunfälle), sind nichtangepasste Geschwindigkeit und Missachten des Vortrittsrechts, gefolgt von zu nahem Aufschliessen, dem Zustand des Lenkers und unvorsichtigem Rückwärtsfahren. Insgesamt musste die Kantonspolizei zu 52 (Vorjahr 67) Verkehrsunfällen mit Wildtieren ausrücken. Dabei waren total 39 Rehe, sechs Dachse, fünf Füchse und zwei Hirsche beteiligt.

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Bauen und Umwelt

Die Umsetzung des revidierten Raumplanungsgesetzes hat das Departement Bau und Umwelt intensiv beschäftigt. Sowohl der Richtplan als auch das Baugesetz müssen revidiert werden, um eine Siedlungsentwicklung nach innen zu bewirken und überdimensionierte Bauzonen zu reduzieren. Der Auftrag des neuen eidgenössischen Raumplanungsgesetzes und das Bewusstsein zur Eindämmung der Zersiedlung werden ernst genommen. Der Handlungsbedarf ist unbestritten und die Stossrichtung klar. Die Diskussionen um den kantonalen Richtplanentwurf haben aber gezeigt, dass Auszonungsmassnahmen erst akzeptiert werden, wenn Klarheit über die Entschädigungsfolgen herrscht. – Nach der Volksdiskussion, der Anhörung der Gemeinden und Gesprächen mit weiteren Involvierten hat der Regierungsrat mit Zustimmung des Büros des Kantonsrats den Entwurf für die Teilrevision des Baugesetzes zurückgezogen, um ihn neu aufzugleisen. Die Zusammenhänge zwischen der Baugesetzrevision, der Richtplannachführung sowie der Regelung zum Mehrwertausgleich bedingen dieses Vorgehen. Damit können die drei Themen besser koordiniert werden. Auch die Mitwirkung der Betroffenen wird erleichtert. Das Berichtsjahr war auch geprägt durch die Übergabe des Departements Bau und Umwelt von alt Regierungsrat Jakob Brunnschweiler an Regierungsrätin Marianne Koller-Bohl. Hochbau. Die Hochbautätigkeit in verschiedenen Gemeinden ist weiterhin recht rege. Gebaut werden vor allem Mehrfamilienhäuser mit Miet- bzw. Eigentumswohnungen mit gehobenem Ausbaustandard. Langsam zeichnet sich aber eine gewisse Sättigung ab. Attraktive Lagen, vor allem zentrumsnah, sind gefragt. Noch immer ist der Bestand an Leerwohnungen recht hoch, dies vor allem in Altbauten mit einem veralteten Ausbaustandard. – Von Seiten des Kantons sind derzeit keine grösseren Hochbauten im Entstehen. In verschiedenen Objekten wurden jedoch Unterhaltsarbeiten vorge-

nommen mit den Schwerpunkten Gebäudeisolation und Modernisierung der Haustechnik. Im Psychiatrischen Zentrum in Herisau laufen die Sanierungsarbeiten planmässig, und die Planung für die zweite Etappe des Konviktgebäudes an der Kantonsschule Trogen konnte abgeschlossen werden. Tiefbau. Nachdem die Stimmberechtigten von Teufen den Objektkredit für den Bau eines Tunnels für die Appenzeller Bahnen abgelehnt haben, wird jetzt die vom Kanton favorisierte Doppelspurvariante weiterbearbeitet. Diese sieht eine tramähnliche, richtungsgetrennte Führung der Bahn auf der Strasse durchs Dorf vor. – Etwas mehr Mittel als geplant wurden für die Werterhaltung des Strassennetzes aufgewendet. Erwähnenswert sind die Sanierung des Kreuzungsbereichs Kreuzweg in Herisau und der Ortsdurchfahrt Waldstatt. In Angriff genommen wurde zudem der Neubau der Steblenbachbrücke auf der Strecke zwischen Waldstatt und Hundwil. Die Strasse Schmiedgasse/Neue Steig ist nach der umfassenden Sanierung an die Gemeinde Herisau abgetreten worden. Umwelt. Die Hitzeperioden im Sommer und die dadurch bedingte starke Sonneneinstrahlung haben sich auf die Belastung der Luft mit dem Reizgas Ozon ausgewirkt. So registrierte die für das Appenzellerland repräsentative Messstation St. Gallen-Stuelegg deutlich mehr Überschreitungen des maximal zulässigen Stundenmittelwertes als in den letzten Jahren. Die hohen Ozon-Konzentrationen lagen jedoch unter den Rekordwerten des Hitzesommers 2003, was für die Wirksamkeit der bisher getroffenen Massnahmen zur Luftreinhaltung spricht. Allerdings genügen diese Anstrengungen noch nicht. Gesundheit und Soziales

Die laufende Reorganisation der kantonalen Verwaltung hat im Departement Gesundheit besonders viel zeitliche und personelle Ressourcen gebunden. Projektleitung, Koordina-

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tion und Umsetzung der Organisationsentwicklung sowie die Stellvertretung diverser Vakanzen waren anspruchsvoll. Die Teilrevision des Gesundheitsgesetzes und die Erarbeitung des Behindertenintegrationsgesetzes mussten verschoben werden. – Die Gesamterneuerungswahlen für den Verwaltungsrat des Spitalverbunds (SVAR) erforderten wegen mehrerer Rücktritte eine sorgfältige Vorbereitung. Dem SVAR-Verwaltungsrat gehören folgende neuen Mitglieder an: Dr. med. Christiane RothGodet, Gockhausen ZH, als Präsidentin; Dr. oec. HSG Hans-Jürg Bernet, St. Gallen; Hugo Keune, Zürich; Prof. Dr. med. Andreas Zollinger, Männedorf, sowie die bisherigen Verwaltungsräte Dr. Agnes Glaus, St. Gallen, und Dr. med. Othmar Kehl, Grub. Die Vertretung des Regierungsrates im Verwaltungsrat wechselt Ende 2015 von Regierungsrat Köbi Frei zu Regierungsrat Paul Signer. Hintergrund ist eine Entflechtung der verschiedenen Rollen der Regierungsmitglieder in der neu organisierten Verwaltung. – Der Dialog zwischen der Aufsichtsbehörde und dem neuen Verwaltungsrat hat zu einer merklichen Verbesserung im Verhältnis zwischen dem Kanton als Eigner und dem Spitalverbund beigetragen. – Bei der Finanzierung der stationären Gesundheitsversorgung zeigen sich schweizweit anhaltend erhebliche Kostenverschiebungen zu Lasten der Kantone. Die gesetzliche Verpflichtung der Kantone zur Spitalplanung in den Versorgungsbereichen Akutsomatik, Rehabilitation und Psychiatrie, zum Erlass von Spitallisten und zur Tarifgenehmigung bzw. -festsetzung erweisen sich als ungenügende Instrumente für eine wirksame Kostensenkung. – Fortschritte in Sachen Qualitätssicherung und Kostentransparenz sind in der kantonalen Heimlandschaft erreicht worden. Der Erlass der «Richtlinien zur Basisqualität» ist ein Schritt zur Sicherung und Weiterentwicklung einer qualitativ guten Versorgung.

gene Personalkosten aufgrund von Angebotserweiterungen, Umsetzung des Arbeitsgesetzes und verschiedene strukturellen Anpassungen im Spital Heiden sowie Beitragskürzungen des Kantons führten zu einem Verlust von 9,7 Mio. Franken. Das Geschäftsjahr war geprägt von vielen Herausforderungen: Die Patientenzahlen in der Chirurgie am Spital Heiden nahmen ab. Dazu kam es aufgrund des Weggangs des Chefarztes Psychiatrie sowie der Rücktritte der beiden langjährigen Chefärzte aus ihrer Chefarztposition am Spital Herisau zu einem Rückgang der Patientenzahlen in der Akutpsychiatrie sowie im Spital Herisau. Die Erträge in den Akutspitälern Heiden und Herisau konnten um 1,8 Prozent auf 90,3 Mio. Franken gesteigert werden, während der Ertrag im Psychiatrischen Zentrum AR um 1,2 Mio. Franken (4,2 Prozent) zurückgegangen ist. Insgesamt bewegt sich der Ertrag aus Leistungen für Patienten mit 118,7 Mio. Franken auf Vorjahresniveau. Für das Jahr 2016 hat der Verwaltungsrat ein anspruchsvolles Budget genehmigt. Dieses sieht eine ausgeglichene Rechnung vor.

Soziales. Die Zahl der Menschen, die in Ausserrhoden auf Sozialhilfe angewiesen sind, hat 2015 leicht zugenommen, gesamtschweizerisch ist der Anteil der auf Sozialhilfe angewiesenen Personen stabil geblieben. Strukturwandel am Arbeitsmarkt, Sanierungsprogramme der Sozialversicherungen, hohe Scheidungsraten und die Zunahme chronischer Erkrankungen zeigten damit auch in Appenzell Ausserrhoden ihre Auswirkungen. Wie im Asylwesen gilt auch mit Blick auf die Sozialhilfe: Je früher Probleme erkannt und angegangen werden, desto höher die Chancen für wirtschaftliche Selbständigkeit und eigene Vorsorge. – Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) besteht seit 2013. Auf Ende 2015 mussten alle altrechtlichen Fälle ins neue Recht überführt werden. Organisationsentwicklung und Qualitätssicherung sind wichtige Themen, Spitalwesen. Die Rechnung 2015 des Spitalver- denen im Berichtsjahr aufgrund zahlreicher bunds weist trotz konstanten Patientenzahlen Kündigungen in der Behörde und im Facherstmals ein negatives Ergebnis aus. Gestie- dienst eine hohe Bedeutung zukam.

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Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

Asylstatistik. Im Jahre 2015 wies der Bund dem Kanton 304 Asylsuchende (inkl. Geburten) zur Unterbringung und Betreuung zu. Im Vergleich zu den Vorjahreszahlen war die Zahl der Flüchtlings-Anerkennungen mit 94 Personen leicht rückläufig (Vorjahr 105). Ende 2015 lebten 307 Asylsuchende und 116 vorläufig Aufgenommene aus 23 Herkunftsländern in Appenzell Ausserrhoden. 23 abgewiesene Asylsuchende bezogen Nothilfe. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Asylzentrum Landegg musste aufgrund der stark steigenden Zuweisungen nochmals deutlich reduziert werden. Dies führte dazu, dass die Personen noch rascher in die Gemeinden verteilt werden mussten. Die Gemeinden konnten aber weitgehend innert nützlicher Frist zusätzlichen Wohnraum zur Verfügung stellen. Aufgrund der allgemeinen Situation im Asylbereich ist vor allem in der zweiten Jahreshälfte die Zahl der neu zugewiesenen Asylsuchenden (ohne Geburten) sehr stark von durchschnittlich 13 Personen monatlich (Januar bis Juni) auf 36 Personen (Juli bis Dezember) gestiegen. Bildung

Im Bereich der Bildung war das Jahr geprägt von personellen Veränderungen. So ging die Departementsführung am 1. Juni von alt Regierungsrat Rolf Degen an den neu gewählten Regierungsrat Alfred Stricker über. Pensioniert wurden im Berichtsjahr Erich Brassel (Fachstelle Sport), Rolf Franke (Leiter Zentrum für Schulpsychologie und Pädagogisch-Therapeutische Dienste, ZEPT) und Stefan Gantenbein (Brücke AR). Ihre Stellen wurden durch Roman Hasler (Fachstelle Sport), Margot Vogelsanger und Corina Büchi (ZEPT) sowie Harald Stoller (Brücke AR) besetzt. – Ein Arbeitsschwerpunkt lag in der Beschaffung eines elektronischen Schuladministrationssystems. In Zusammenarbeit mit der AR Informatik AG wurden die Vorarbeiten für die Einsetzung von zwei Projekten geleistet: Bei «EISA Volksschule» wurde die Konzeptionsphase bis Ende Jahr plangemäss abgeschlossen. Im Projekt «EISA kantonale Schulen» konnte das Detailkonzept noch nicht

abgeschlossen werden, da es komplexer ist als ursprünglich angenommen. – Der Lehrplan 21 soll zur Harmonisierung der Ziele in den Volksschulen der Deutschschweizer Kantone führen. Auf dieser Basis beschloss der Regierungsrat einen neuen Lehrplan und die dazugehörende Stundentafel. Die Inkraftsetzung erfolgt auf Beginn des Schuljahres 2017/18. Unter der Federführung des Amtes für Volksschule und Sport ist bereits mit der Einführung in den Gemeinden begonnen worden. Viel Bewährtes bleibt mit dem neuen Lehrplan bestehen, geschärft werden der Lernprozess und die Beurteilung der Schülerinnen und Schüler. – Die Zahl der Schülerinnen und Schüler an der Volksschule ging von 5594 auf 5542 zurück. Im Kindergarten nahm die Zahl der Lernenden um 35 Kinder auf 1078 zu. Auf der Primarstufe blieb die Schülerzahl mit 2963 (2960) praktisch stabil. Deutlich rückläufig war die Schülerzahl hingegen auf der Sekundarstufe I mit 1458 (1644) Schülerinnen und Schülern. Vor dieser Ausgangslage bleibt die künftige Organisation der Sekundarstufe I eine wichtige bildungspolitische Herausforderung. Als Folge der rückläufigen Schülerzahlen haben zwei Drittel der Ausserrhoder Sekundarschulen einen Modellwechsel geplant oder bereits umgesetzt. Berufsbildung. Die Anzahl der neuen Lehrverträge ist gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig. 2015 wurden 531 neue Lehrverträge genehmigt (Vorjahr 550). Der Gesamtbestand an Lehrverträgen lag bei 1400 (1420). Davon entfallen 1296 (1321) auf die berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis und 103 (97) auf das eidgenössische Berufsattest. Letzteres hat sich mittlerweile etabliert. Insgesamt wurden 464 (455) Qualifikationsverfahren durchgeführt. Davon bestanden 440 (435) Lernende die Prüfung. Die Durchfallquote betrug 4,9 Prozent (4,4 Prozent). Die Zahl der Lehrvertragsauflösungen ist von 121 auf 105 zurückgegangen und liegt damit wieder im mehrjährigen Durchschnitt.

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Kantonsschule. Am Ende des Schuljahres 2014/15 haben 85 von 86 Maturandinnen und Maturanden den gymnasialen Maturitätsausweis erhalten. In der Berufsfachschule Wirtschaft haben zwölf das Qualifikationsverfahren ganz oder teilweise bestanden. Das Berufsmaturitätszeugnis, welches nach einem erfolgreichen Praxisjahr erworben werden kann, konnte sechs Kandidatinnen und Kandidaten ausgehändigt werden. 30 Kandidatinnen und Kandidaten legten die Abschlussprüfung für den Fachmittelschulausweis erfolgreich ab. Die Schule händigte zudem drei Fachmaturitätsausweise Gesundheit, fünf Fachmaturitätsausweise Soziale Arbeit und vier Fachmaturitätsausweise Pädagogik aus. – Beim Start zum Schuljahr 2015/16 zählte die Kantonsschule insgesamt 642 Lernende (Gymnasium: 357 / - 13; Berufsfachschule Wirtschaft und Berufsmaturität: 44 / + 4; Fachmittelschule und Fachmaturität: 107 / + 1; Sekundarschule: 134 / - 9). Im Vergleich zum Vorjahr werden insgesamt 17 Lernende weniger unterrichtet. Die Entwicklung in den verschiedenen Angeboten ist unterschiedlich. Während die Schülerzahlen in der Sekundarstufe I (- 9,4 Prozent) und dem Gymnasium (- 9,6 Prozent) rückläufig waren, nahmen sie in der Berufsfachschule Wirtschaft (+ 10 Prozent) und der Fachmittelschule (+ 1 Prozent) zu. – Der Regierungsrat nahm einen Zwischenbericht zum Schulentwicklungsprojekt «Strategische Optionen» zur Kenntnis. Er beauftragte die Kantonsschule, die Einführung einer zweisprachigen gymnasialen Matura (Englisch und Deutsch) vorzubereiten und ein Talentförderungskonzept in den Bereichen Musik und Sport auszuarbeiten. Berufsbildungszentrum. Die Zahl der Lernenden am Berufsbildungszentrum ging im Berichtsjahr auf 979 zurück (Vorjahr 1051). Bei der Lernenden- und Ausbildungsberatung übernahm Nicole Harzenmoser die Aufgaben von Anneliese Dick. Im Lehrkörper waren nur wenige Wechsel zu verzeichnen; betroffen waren vor allem Anstellungen mit kleinem Beschäftigungsgrad. Im Berichtsjahr etablierten

die Lehrpersonen neue Methoden zur Einholung von Feedbacks bei den Lernenden. – Die Landwirte werden seit Sommer 2015 nicht mehr in Herisau beschult. Die beiden Klassen wurden aus organisatorischen, administrativen, disziplinarischen und finanziellen Gründen nach Flawil verschoben. In der Brücke AR wurden im August fünf Klassen gebildet; geplant waren vier. Eine Herausforderung war es, genügend geeignete Praktikumsplätze zu finden. Das Ziel – eine Anschlusslösung für 80 Prozent der Jugendlichen – wurde allerdings übertroffen. Viele Jugendliche kommen aus schwierigen sozialen Verhältnissen und sind mit persönlichen Problemen konfrontiert. – Der Start ins Projekt «eLearning» verlief erfolgreich. Die Schülerinnen und Schüler aus vier Lehrberufen setzten im Unterricht entweder private Laptops oder von der Schule zur Verfügung gestellte Tablets ein. – Im Zuge von Sparmassnahmen werden die Weiterbildungskurse nicht mehr weitergeführt; deren Defizit betrug jährlich zwischen 70 000 und 100 000 Franken. Der Aufhebungsentscheid löste Diskussionen aus. Mit interessierten privaten Trägern wurden Gespräche über eine allfällige Weiterführung eines Angebots in Herisau aufgenommen. Kultur

Kulturpreis. In der Kirche von Rehetobel durfte der Musiker Paul Giger den mit 25 000 Franken dotierten Ausserrhoder Kulturpreis 2015 entgegennehmen (Abb. 11). Damit zeichnet die Regierung einen Musiker aus, der ein aussergewöhnlich reiches musikalisches Werk geschaffen hat. Paul Giger ist 1952 in Herisau geboren und wohnt in Rehetobel. In jungen Jahren reiste er als Strassenmusiker durch Asien und absolvierte anschliessend ein Musikstudium in Winterthur und Bern. Von 1980 bis 1983 war er Konzertmeister des Sinfonieorchesters St. Gallen, seither ist er freischaffender Künstler und arbeitet als Musiklehrer an der Kantonsschule Trogen. Sein Repertoire umfasst die verschiedensten Stilrichtungen vom Barock bis zur Moderne; weitere Schwerpunkte bilden Improvisation, Jazz und Folkloretraditionen. Paul Giger

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Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

ist vielseitig: Virtuose der Obertöne und Vierteltöne, Bachinterpret, Klangtüftler, Erforscher fremder harmonischer Skalen, Komponist weltlicher und geistlicher Werke, die einen Bogen schlagen zwischen abendländischer Spiritualität und östlichen Kulturen. Er ist aber auch Volksmusiker, dessen schlääzige Zäuerli niemanden kalt lassen. Paul Giger realisiert(e) im In- und Ausland mit namhaften Musikerinnen und Musikern Projekte. Kulturstiftung. Die Ausserrhodische Kulturstiftung hat erneut Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Bildende und Angewandte Kunst, Literatur und Tanz ausgezeichnet. Nicht beteiligt war die Sparte Musik. Die Stiftung vergab Werkbeiträge im Gesamtbetrag von 70 000 Franken. Annina Frehner wurde für ihre präzise und kompromisslose bildhauerische Arbeit ausgezeichnet. Der Fotograf Georg Gatsas erhielt einen Werkbeitrag für die Weiterentwicklung seiner Porträt- und Landschaftsaufnahmen. Die Textildesignerin Eva Regina Zuberbühler hatte sich mit Duschvorhängen in innovativer Technologie und mit einer Stoffkollektion beworben. Der in Heiden tätige Hafner Mike Heller war mit funktional überzeugenden Stahlöfen bekannt geworden; darüber hinaus hat er sich das Knowhow in der Herstellung von originalen Appenzellerkacheln angeeignet. Die in Schwellbrunn lebende Autorin Anita Obendrauf überzeugte die Jury mit einem weit gediehenen Romanentwurf, einer zwischen St.Gallen und dem Alpstein verorteten Geschichte, die sich dem Thema des Kindsverlusts annimmt. Im Bereich Tanz ging ein Werkbeitrag an die in Schachen lebende Kjersti Sandstø. Gewürdigt wurden zudem die Schauspielerin Jeanne Devos und die Autorin Monika Slamanig als diesjährige Artist-in-Residence-Stipendiatinnen. Die Schauspielerin plant ihren künstlerischen Auslandaufenthalt bei den renommierten «Ballets C de la B» des Choreographen Alain Platel im belgischen Gent zu verbringen. Die Autorin geht nach Klagenfurt und wird dort ihr autobiographisches Romanprojekt «Mirka und die vaterlosen Töchter» weiterverfolgen.

Kirchliches

An der Herbstkonferenz der Präsidien der evangelisch-reformierten Landeskirche beider Appenzell war der auf die Kirchgemeinden zukommenden Mangel an Pfarrpersonen ein Thema. Von den 26 Pfarrpersonen werden in den nächsten Jahren elf in Pension gehen. Nachdem es schwieriger geworden ist, die vakanten Stellen zu besetzen, rechnen die Verantwortlichen in den kommenden Jahren mit einer Verschärfung der Problematik. Der Kirchenrat will sich zudem zusammen mit den Kirchgemeinden vertieft mit dem Strukturwandel der Landeskirche befassen und die Kirchgemeinden in die Diskussion miteinbeziehen. – Auch nach der Sommersynode verfügt die reformierte Kirchgemeinde Appenzell über kein rechtsgültiges Reglement. Dies nachdem die Synodalen einen Vorschlag zu einer Ergänzung der Ausserrhoder Kirchenverfassung abgelehnt haben. Diese Änderung wäre nötig gewesen, weil sich derzeit die Innerrhoder Kantonsverfassung und die Kirchenverfassung der evangelisch-reformierten Landeskirche in verschiedenen Punkten widersprechen. – Anlässlich der Synode im November ist die Herisauerin Heidi Steffen-Kern als neue Präsidentin des Kirchenparlaments der evangelisch-reformierten Landeskirche gewählt worden. Sie löst in dieser Funktion Peter Bischoff, Rehetobel, ab, der das Amt des Synodalpräsidenten während mehreren Jahren innegehabt hatte. Neben der Neubesetzung des Präsidiums stand die schwierige finanzielle Situation der Landeskirche beider Appenzell im Zentrum. Kirchenratspräsident Koni Bruderer kündigte ein Sparpaket an, welches die Bereitschaft aller Beteiligten zu schmerzhaften Abstrichen nötig machen wird.

Tourismus und Bahnen

Tourismus. In Appenzell Ausserrhoden sind im Berichtsjahr 171519 Logiernächte registriert worden, das sind 4,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Es fehlten vor allem die Gäste aus Deutschland. Gesamtschweizerisch ging die

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Zahl der Logiernächte um 0,8 Prozent zurück. Mit rund 53 700 Logiernächten entfallen rund ein Drittel aller Übernachtungen auf das Reka Feriendorf in Urnäsch. Ohne Berücksichtigung der erneut hohen Frequenzen im Feriendorf hätte der Rückgang der Logiernächte in Ausserrhoden sieben Prozent betragen. Der starke Rückgang liegt vor allem daran, dass im Vorjahr eine Rabattaktion für Raiffeisenkunden viele zusätzliche Gäste in den Kanton gelockt hatte. – Das Jahr 2015 stand für die Appenzellerland Tourismus AG im Zeichen der Einführung des neuen grafischen Auftritts und der damit verbundenen Lancierung neuer Angebote vor allem im Bereich des Wanderns. Grosses Gewicht wurde zudem auf die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Anbietern gelegt, um damit die Tourismusregion zu stärken. Appenzeller Bahnen. Die Plangenehmigung für den Tunnel und die Neubaustrecke Ruckhalde sowie den Umbau des Bahnhofs in St.  Gallen war für die Appenzeller Bahnen wohl das wichtigste Ereignis im Berichtsjahr. Bereits im Dezember konnte mit den Vorbereitungsarbeiten begonnen werden. Im Zuge der Erneuerung der Sicherungsanlagen konnten rund 60 Bahnübergänge saniert werden. Neben der Erneuerung der Infrastruktur werden neue moderne Züge für die Strecken Appenzell-St.  Gallen sowie Gossau-Wasserauen beschafft. Ab Ende 2018 sollen die Appenzeller Bahnen schneller, moderner und sicherer unterwegs sein. – Nicht ganz den Erwartungen entsprochen haben die Frequenzen, ging doch die Zahl der beförderten Personen gegenüber dem Vorjahr um gut 100 000 auf 5,027 Mio. Passagiere zurück. Trotzdem erreichte der Verkehrsertrag mit 11,918 Mio. Franken das Niveau des Vorjahres. – Neben dem Projekt Durchmesserlinie wurden auch in anderen baulichen Bereichen Weichen gestellt. So hat die Planung der Doppelspur zwischen Stofel und Bahnhof Teufen begonnen, und die Projektierung eines Instandhaltungszentrums an einem neuen Standort ist angelaufen.

Säntis-Schwebebahn. Der 27. November wird als Höhepunkt in die Geschichte der 1935 gegründeten Unternehmung eingehen: Nach zweijähriger Bauzeit konnte das neue Hotel «Säntis – das Hotel» am Fusse des Säntis termingerecht eröffnet werden. Finanziert wurde die 42-Mio.-Franken-Investition mit einer Kapitalerhöhung der Säntis-Schwebebahn AG. «Säntis – das Hotel» umfasst 68 Zimmer, Seminarräumlichkeiten und einen Wellnessbereich. – Erfolgreich war für das grösste Tourismusunternehmen im Kanton auch das Geschäftsjahr. Der Gesamtumsatz betrug 14,16 Mio. Franken. Davon entfielen auf die Schwebebahn 5,19 Mio. Franken, auf die Gastronomie 8,13 Mio. Franken und auf Infrastrukturleistungen 0,83 Mio. Franken. Der Betriebsaufwand belief sich auf 12,18 Mio. Franken. Die Schwebebahn auf den Säntis benutzten im Berichtsjahr insgesamt 393 800 Gäste, das sind rund 26 000 Gäste mehr als im Vorjahr. – Die am Vortag des 1. August entrollte grösste Schweizerfahne der Welt löste über die Schweiz hinaus ein grosses Echo aus und war beste Imagewerbung für die SäntisSchwebebahn. Die Fahne soll an jedem 1. August vom Säntis grüssen. Dies und Das

Verschiedenes. Im Zusammenhang mit dem Besitzerwechsel der Appenzeller Medienhaus AG hat sich der Appenzeller Verlag unter der Führung von Marcel Steiner selbständig gemacht. Das Verlagshaus, welches neben Büchern auch das Appenzeller Magazin und verschiedene Kalender herausgibt, hat seinen Sitz neu in Schwellbrunn. – Ein grosser Publikumsmagnet war Anfang Jahr in Urnäsch die von der Appenzeller Zeitung lancierte Chlausenhauben-Ausstellung. Zu bestaunen gab es Hauben und Hüte von 24 noch aktiven schönen Chlausenschuppeln. – Anlässlich der zur Tradition gewordenen Kulturlandsgemeinde wurde die Stiftung «Erbprozent Kultur» gegründet, welche nationale Beachtung fand. Die Stiftung ruft Menschen dazu auf, ein Prozent des persönlichen Erbes für kulturelle Zwecke zu spenden.– Der Urnäscher Schauspieler Philipp Langeneg-

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Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

ger hat als Hauptmann Chläppere Sepp die Tradition der Narregmend weitergeführt, die zuvor schon von Sämi Büechi während vieler Jahre am Leben gehalten wurde. Mit von der Partie waren auch der Hackbrettbauer Werner Alder und die Musikerin Maya Stieger. Personen. Der Ausserrhoder Jagdverwalter Willi Moesch ist nach 27 Jahren altershalber von seiner Funktion zurücktreten. Die Schaffung einer Wildruhezone im Hinterland und der Bau des Jagd- und Polizeischiessplatzes in Schwellbrunn fielen ist seine Amtszeit. Seine Nachfolge hat Oberförster Heinz Nigg übernommen. – Seit Anfang Juli ist Graziosa Gairing im Rang eines Oberleutnants Chefin der Kriminalpolizei von Appenzell Ausserrhoden. Sie ist damit Nachfolgerin von Philipp Koch, der das Korps der Kantonspolizei wegen einer berufli-

chen Neuorientierung verlassen hat. – Der Teufner Karl Wyler ist als Ausserrhoder Sportförderer 2015 geehrt worden. Karl Wyler amtet seit Jahren als Hauptleiter der LeichtathletikAbteilung des Turnvereins Teufen. Im Rahmen der Ehrung des Sportförderers durften auch 32 Sportlerinnen und Sportler sowie neun Teams eine Auszeichnung für insgesamt 88 erreichte Podestplätze entgegennehmen. – Auf Ende Jahr ist Edgar Bischof, Teufen, als Präsident der SVP von Appenzell Ausserrhoden zurückgetreten. Er zog damit nach 15 Jahren an der Spitze der SVP die Konsequenzen aus seiner Nichtnomination zum Nationalratskandidaten. – Die Leserinnen und Leser der Appenzeller Zeitung haben den Unternehmer Alfred Grossauer, Heiden, als Appenzeller des Jahres 2015 gewählt. Er hat das Hotel- und Restaurantprojekt Fernsicht in Heiden realisiert und finanziert.

Gemeindechronik Hinterland 119

Gemeindechronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2015

Hinterland René Bieri, Herisau

Der Chronist hat in der Berichtsperiode 2015 Ereignisse aus den sieben Hinterländer Gemeinden notiert, die auch über die Ortsgrenzen hinaus Beachtung fanden. In Urnäsch verbreitete sich eine Meldung aus der Gastronomie, die nicht nur das «Striichmusig-Dorf» zur Kenntnis nahm. Ende September stellte das traditionsreiche Gasthaus Sonne den Betrieb ein. Vorübergehend, wie es hiess, denn der neue Besitzer Hans Nef wolle das Haus umfassend renovieren und dazu einen Hotelneubau erstellen. Die Ära Diesterbeck ging damit zu Ende. Das Herisauer Stimmvolk fällte am 30. November einen Entscheid, der im Vorfeld viel zu reden gegeben hatte. An der Urne wurden für die Migros die Planungsgrundlagen für einen Neubau am jetzigen Standort an der Kasernenstrasse geschaffen. Mit 3715 Ja gegen 690 Nein hiess das Volk die Änderung des Zonenplans im Bereich Arthur-Schiess-Strasse / Gartenstrasse und die Änderung des Zonenplans Schutz gut. Die Stimmberechtigten sagten damit Ja zum Verschwinden der geschützten Liegenschaft Brühlhof und des Mammutbaums. – Im Laufe des Jahres gab es im Gewerbe diverse Änderungen. Eine erregte besonderes Aufsehen: Seit dem 1. April gibt es das Appenzeller Medienhaus an der Kasernenstrasse 64 nicht mehr. Seit diesem Tag ist die neue Appenzeller Druckerei AG auf dem Markt. Besitzerin ist die Genossenschaft Appenzeller Volksfreund mit Sitz in Appenzell, Geschäftsführer ist Markus Rusch. Die Redaktion der Appenzeller Zeitung bleibt als Miete-

rin im Haus. Am 12. September fand ein Tag der offenen Tür statt. Bereits am 1. Januar 2015 hatte für den Appenzeller Verlag eine neue Ära begonnen. Marcel Steiner machte sich selbständig und kaufte den Verlag. Dieser gibt regionale Sachbücher, Unterhaltungsliteratur, Kinderbücher, Mundartbücher, Wanderbücher, Kalender, Biografien sowie das Appenzeller und das Toggenburger Magazin heraus. Gleichzeitig trat Marcel Steiner als langjähriger Geschäftsführer des Appenzeller Medienhauses zurück. Fast 30 Jahre lang wirkte er im Medienhaus als Redaktor, Chefredaktor und zuletzt ab 1995 als Geschäftsführer. Neuer Geschäftssitz des Appenzeller Verlags ist Schwellbrunn im ehemaligen Schulhaus Rank. Mit ihrem Ja an der Urne haben sich die Gemeinden Hundwil und Stein für die Erneuerung und den Ausbau der Quellen FitzisbachVorderhaus ausgesprochen. Die ehemaligen St. Galler Quellen sollen dazu dienen, die Hinterländer Wasserversorgungskorporation mit genügend Trinkwasser zu bedienen. Hundwil stimmte mit 209:30 Stimmen zu, Stein mit 500:2. – Mit einer Installation und mit Veranstaltungen erinnerte die Kirche Hundwil an den Laienarzt Jakob Künzler. Vor 100 Jahren rettete der gebürtige Hundwiler u.a. 8000 armenische Waisenkinder aus der Türkei vor dem Tod. Er gilt international als einer der wichtigsten Augenzeugen für die damaligen Ereignisse. Eine Gedenktafel an der Aussenwand der Kirche Hundwil würdigt den «Armenienvater», der am 8. März 1871 in Hundwil zur Welt kam. Stein empfing seinen Regierungsrat: Am Wahlsonntag, 8.  März, wurde Alfred Stricker gefeiert. Der Parteiunabhängige war zwischen 1996 und 2007 Gemeinderat von Stein, 2007 bis 2015 sass er im Kantonsrat und war u.a. Mit-

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Gemeindechronik Hinterland

glied der Staatswirtschaftlichen Kommission (StwK). – Im Appenzeller Volkskunde-Museum Stein wurde Ende März eine Retrospektive zum Kunstschaffen von Gret Zellweger eröffnet. Die Ausstellung aus Anlass des 70. Geburtstags der Teufnerin trug den Titel «Holz – Blech – Farbe». Was lange währt, wird in Waldstatt endlich gut. So bei der Überbauung Leuewies. Nach einer 20-jährigen Planungszeit konnte am 4. Mai mit dem Spatenstich der Baubeginn gefeiert werden. Es entstehen 38 Wohnungen, und auch die Gemeindeverwaltung wird in zwei Parterrewohnungen einziehen. Nach dem symbolischen Spatenstich wurde das Gemeindehaus abgebrochen. Das Haus war 1901 als Realschulhaus eingeweiht worden. Seit 1957, seit der Verlegung der Realschule ins heutige Schulhaus, diente es der Gemeindeverwaltung. – «Projekt für Viersternehotel in Waldstatt gescheitert»: Diese Meldung in den Medien zu Beginn des Monats Juni enttäuschte einen Grossteil der Waldstätter Bevölkerung. Eine grosse Chance sei vertan worden, man sprach von 100 neuen Arbeitsplätzen, die jetzt dahinfallen würden. Auch beim Ausserrhoder Amt für Wirtschaft wurde das Scheitern des Hotelprojekts mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Es hätte ein wegweisendes Hotelprojekt für das ganze Appenzellerland werden sollen. Mit dem Wellbeing & Health Resort Appenzellerland wollte die gleichnamige Interessengemeinschaft für 40 Mio. Franken auf zwei Parzellen im Badgüetli, nahe beim Seniorenheim Bad Säntisblick, ein Hotel mit 100 Zimmern und 180 Betten erstellen. Die Verhandlungen zwischen den Grundeigentümern und dem Investor scheiterten jedoch an den unterschiedlichen Preisvorstellungen. – Mit dem Kauf zweier Liegenschaften an der Dorfstrasse will die Gemeinde neue Perspektiven schaffen. Die Parzellen bleiben gemäss Gemeindepräsident Andreas Gantenbein für Gewerbe und zentrumsnahe Wohnungen reserviert.

URNÄSCH Wahlen und Abstimmungen

An den Gesamterneuerungswahlen vom 12.  April kam es zu keinen Überraschungen. Die drei Kantonsratssitze wurden besetzt durch Alfred Wirz, Käthi Nef und Dölf Biasotto. Gemeindepräsident Franz Sandholzer, Christian Knöpfel, Patricia Ulmann, Niklaus Hörler, Doris Brunner, Gertrud Tobler, Markus Notter und neu Iwan Schnyder bildeten den Gemeinderat. Der neunte Sitz konnte noch nicht besetzt werden. Thomas Thym verfehlte mit 216 Stimmen das absolute Mehr von 255 Stimmen. Er wurde aber später mangels weiterer Bewerber in einer stillen Wahl in den Gemeinderat abgeordnet. Das Stimmvolk wählte zudem Peter Kürsteiner mit 525 Stimmen zum GPK-Präsidenten. – An der ordentlichen Versammlung vom 30.  April wurde vom Stimmvolk die Jahresrechnung gutgeheissen. Sie schliesst mit einem Ertragsüberschuss von 252000 Franken ab. An der Versammlung wurden die langjährigen Gemeinderätinnen Käthi Nef-Alder und Tina HachenRechsteiner verabschiedet. – Mitte September kündigten die beiden Gemeinderätinnen Trudi Tobler und Doris Brunner ihren Rücktritt auf Ende Amtsjahr (Mai 2016) an. Tobler gehörte seit 2007, Brunner seit 2009 dem Gemeinderat an. – Ohne grössere Diskussionen und mit nur einer Enthaltung haben die 31 anwesenden Stimmberechtigten an der öffentlichen Versammlung vom 8. Dezember den Voranschlag 2016 der Gemeinde Urnäsch gutgeheissen. Es wird mit einem Aufwandüberschuss in Höhe von rund 473 500 Franken gerechnet. Industrie und Gewerbe

Am 14. April feierte die Metzgerei Löwen nach etwas mehr als einem halben Jahr Übergangszeit mit nur einer Metzgerei im Dorf die Wiedereröffnung. Inhaber sind Nathalie und Martin Hafner (Abb.  1). Am 9.  Mai luden sie die Dorfbevölkerung zu einem Tag der offenen Tür ein. – Seit 25 Jahren bewirten Konrad und Maja Jäger mit ihrer Familie auf der Urnäscher Alp

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Blattendürren ihre Gäste. Im April 2015 kam die Meldung, dass sie etwas kürzertreten wollen. Die beliebte Bergwirtschaft ist neu Dienstag bis Samstag nur noch für Gruppen auf Anmeldung offen. – Ende September stellte das traditionsreiche Gasthaus Sonne den Betrieb ein. Vorübergehend, wie es hiess, denn der Besitzer Hans Nef wolle das Haus umfassend renovieren und dazu einen Hotelneubau erstellen.

und Bild fest. OK-Präsident des Festanlasses war Stefan Kürsteiner. – Eine Woche vor dem Jubiläumsturnfest fand in der Gemeinde bereits eine Grossveranstaltung statt. Es wurde zum Familienfestival geladen. Die verschiedenen Musikformationen begeisterten Gross und Klein. Hinter dem Familienfestival stand ein zehnköpfiges OK unter dem Präsidium von Simone Zuberbühler, das den Anlass zum zweiten Mal eigenständig organisiert hatte. In früKirche heren Jahren war Urnäsch auf dem TourneeDer evangelisch-reformierte Pfarrer Markus plan der Lilibiggs Kinder-Festivals. Vor drei Grieder feierte am 19. April im Rahmen eines Jahren wurde die Gemeinde aus dem KonzertGottesdienstes sein 25-Jahr-Jubiläum. In einem plan gekippt, was einige Personen so schade Interview sagte er, er habe den schönsten Beruf fanden, dass sie die Sache selber an die Hand der Welt – er habe mit allen Facetten des Le- nahmen. Am Anlass wurden über 1800 Besucherinnen und Besucher gezählt. bens zu tun. Kultur und Vereine

Verschiedenes

Im Fokus der Hauptversammlung des Vereins «Ösers Urnäsch» stand eine neue Namensgebung. Neu heisst er Verkehrsverein Urnäsch. Weil vielen Einheimischen nicht klar war, welchen Zweck dieser Verein erfüllt, wurde mit dem neuen Namen Klarheit geschaffen. – An der Hauptversammlung der Hydranten-Korporation Urnäsch kam es zu einem Präsidentenwechsel. Der bisherige Vorsitzende Hans Lieberherr übergab das Amt an Thomas Steingruber. Neue Vorstandsmitglieder wurden Nicole Preisig und Michael Wehrli. – An der Hauptversammlung des Fussballclubs Urnäsch wurde Renato Wilhelmi zum neuen Präsidenten gewählt. Er wurde Nachfolger von Willi Urbanz. – Unter dem Motto «JubiläumsTurnfäscht» feierte der Turnverein Urnäsch am letzten August-Wochenende sein 150-jähriges Bestehen. Während drei Tagen fand unter der Leitung der Aktivriege auf dem Sportplatz Feld ein Festival mit verschiedenen Attraktionen statt. Die turnerische Show, die von verschiedenen Turnvereinen aus der Nachbarschaft mitgestaltet wurde, kam beim Publikum gut an. Der jubilierende Turnverein war 1865 gegründet worden. 12 Jahre später nahmen die Turner erstmals an einem Sektionswettkampf teil. Eine Festschrift hält viele Anekdoten in Wort

Unter dem Titel «Silvesterchlausen. Einzigartig & einmalig» fand zum Jahresauftakt in der Turnhalle Au eine Ausstellung statt, die zahlreiche Besucherinnen und Besucher anzog (Abb.  2). Gezeigt wurden die im Hinter- und Mittelland existierenden schönen Chlausengruppen. Hüte und Hauben der schönen Silvesterchläuse konnten aus nächster Nähe betrachtet werden. Die Idee für diese Präsentation hatte Bruno Eisenhut, Redaktor der Appenzeller Zeitung. Die Zeitung trat als Organisatorin in Erscheinung, unterstützt von Hansueli Gähler, Walter Frick und Agathe Nisple. – Jeweils am letzten Samstag im April findet – 2015 bereits zum 15.  Mal – der Appenzeller Striichmusigtag statt. In verschiedenen Urnäscher Restaurants und Lokalitäten traten am 25.  April ab 18 Uhr bis Mitternacht 13 Musikformationen aus beiden Appenzell und dem Toggenburg auf. Umrahmt wurde die Veranstaltung durch zirkulierende Jodelgruppen sowie tagsüber durch ein Kirchenkonzert unter Mitwirkung des «Appenzeller Echo», der «ChriMaFrä» und des «Bismärkli-Schuppel». Die verschiedenen Restaurants waren sehr gut besetzt; Glück hatte nur, wer bereits im Vorfeld einen Platz reserviert hatte. Die Appenzeller Musik präsentierte sich in verschiedenen Sparten.

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Von grosser Bedeutung war die Streichmusik in Originalbesetzung – zwei Geigen, Hackbrett, Cello, Kontrabass. So traten die Formationen «Edelweiss», «Frauestriichmusig» und «Brandhölzler» auf. – An der Delegiertenversammlung des Verbandes GastroSuisse wählten die Anwesenden den Urnäscher Hotelier Walter Höhener zum Finanzchef. Er übt seine neue Tätigkeit im Teilpensum aus. – Erfreuliches gab es an der Generalversammlung der Feriendorf Urnäsch AG zu verkünden. Reka-Feriengäste sind schweizweit in Urnäsch am zufriedensten, wie eine Reka-Umfrage ergeben hatte. 2014 wurden 53 000 Logiernächte registriert. Die Anlage war zu 72 Prozent ausgelastet; sie ist das drittgrösste Feriendorf in der Schweiz. – Ein grosses Fest steht bevor: 2017 feiert die Hinterländer Gemeinde ihren 600. Geburtstag. Mit dem Bau einer eigenen Kirche wurde Urnäsch 1417 kirchlich und politisch unabhängig. Die Festvorbereitungen laufen. Im Juni wurde das OK mit Präsident Hans Frick an der Spitze vorgestellt. – Das Restaurant Rossfall hat im Laufe des Jahres den Besitzer gewechselt. Die bisherigen Eigentümer Koni Knechtle und Lisa Borner wollen nach jahrelanger erfolgreicher Führung ihren nächsten Lebensabschnitt in Thailand verbringen. Die neue Besitzerin, die Rossfall Invest AG, eine Gesellschaft aus der Innerschweiz, sucht einen neuen Pächter. – Im Beisein von Gästen und mit musikalischer Umrahmung durch eine Schulklasse sind am 23. Oktober der Sensorikweg und die Fitnessanlage beim und im neuen Wohn- und Pflegezentrum Au eingeweiht worden. Der Weg und die Anlage wurden finanziert von der Stiftung Jakob und Rosmarie Frischknecht, in ehrendem Andenken an den grossen Sportförderer Joggi Frischknecht-Diem. Totentafel

Am 5. Mai starb Tino Vetsch, der weit über das Dorf Urnäsch hinaus bekannte Karikaturist, im Alter von 64 Jahren. Er hatte vor rund zehn Jahren einen schweren Velounfall erlitten und kämpfte seither mit den Folgen. Tino Vetsch – mit bürgerlichem Namen Martin Vetsch –

brachte die Leserinnen und Leser der Appenzeller Zeitung, aber auch der Fasnachtszeitung Prinz Carneval, Ende der 1990er-Jahre und zu Beginn der 2000er-Jahre zum Schmunzeln. Kreativ waren seine Ideen, träf setzt er diese um, und seidenfein rundete er sie mit wenigen Worten in Sprechblasen ab. Seine Originalbilder sind heute in manchen Privatstuben und auch in Restaurants zu sehen.

HERISAU Wahlen und Abstimmungen

An den Gesamterneuerungswahlen vom 12. April gewann die FDP auf Kosten der SP einen Sitz im Gemeindeparlament. Der 31-köpfige Einwohnerrat setzt sich neu wie folgt zusammen: 9 FDP (+1), 9 SVP (wie bisher), 5 CVP (wie bisher), 5 SP (-1), 3 EVP (wie bisher). Im Gemeinderat nahm neu Florian Hunziker (SVP) Einsitz. Er ersetzte seinen Parteikollegen Hans Stricker, der demissioniert hatte. Wiedergewählt wurde Renzo Andreani (SVP) als Gemeindepräsident. In Herisau waren zudem neu 18 statt 14 Kantonsratssitze zu vergeben. SP (3) und CVP (3) gewannen je einen Sitz, die SVP (6) gewann zwei Sitze und überholte damit die FDP (5). Die EVP bleibt bei einem Sitz. – «Klares Ja zur neuen Migros»: So der Titel der Appenzeller Zeitung am 30.  November in ihrer Berichterstattung über den Abstimmungsausgang, der für den Detailhändler die Planungsgrundlagen für einen Neubau am jetzigen Standort an der Kasernenstrasse schaffte. Mit 3715 Ja gegen 690 Nein hiess das Volk die Änderung des Zonenplans im Bereich Arthur-Schiess-Strasse / Gartenstrasse und die Änderung des Zonenplans Schutz gut. Die Stimmberechtigten sagten damit Ja zum Verschwinden der geschützten Liegenschaft Brühlhof und des Mammutbaums. Kirchen

Die Stimmberechtigten der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Herisau haben an der Urne Beat Dick in die Kirchenvorsteherschaft

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(Kivo) und als Kassier gewählt. Die Stimmbürgerschaft befand im Weiteren über die Jahresrechnung mit einem Vorschlag von rund 15 195 Franken sowie die Entlastung der Kivo. Hier standen 629 befürwortenden Stimmen lediglich 13 Nein-Stimmen gegenüber. Die Stimmbeteiligung betrug knapp 13 Prozent. – Der Pfarreirat der Katholischen Pfarrei Peter und Paul Herisau, Waldstatt und Schwellbrunn erhielt acht neue Mitglieder – drei Bisherige wurden am 23. März wiedergewählt. Die Neuen heissen: Simon Albisetti, Florian Erny, Daniro Giacomelli, Nicola Mangiacapra, Werner Nef, Andreas Rottach, Monika Schorer und Patrick Ledergerber. – Am 22. November stimmten die Mitglieder der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde über den Voranschlag 2016 ab; er rechnet mit einem Fehlbetrag von rund 137 000 Franken. Das Geschäft wurde mit 649 Ja- gegen 32 Nein-Stimmen gutgeheissen. Im Weiteren stimmten die Kirchbürger mit 608 Ja zu 71 Nein dem Verkauf der Liegenschaft Kreuzstrasse 17 zu, und Werner Wanner wurde mit 649 Ja zu 32 Nein in die Kirchenvorsteherschaft gewählt. Industrie und Gewerbe

Im Laufe des Jahres gab es im Gewerbe diverse Änderungen. Eine Änderung erregte besonderes Aufsehen: Seit dem 1. April gibt es das Appenzeller Medienhaus an der Kasernenstrasse 64 nicht mehr. Seit diesem Tag ist die neue Appenzeller Druckerei AG auf dem Markt. Besitzerin ist die Genossenschaft Appenzeller Volksfreund mit Sitz in Appenzell, Geschäftsführer ist Markus Rusch (Abb.  3). Die Redaktion der Appenzeller Zeitung bleibt als Mieterin im Haus. Am 12. September fand ein Tag der offenen Tür statt. – Bereits am 1. Januar 2015 hatte für den Appenzeller Verlag eine neue Ära begonnen. Marcel Steiner machte sich selbständig und kaufte den Verlag. Dieser gibt regionale Sachbücher, Unterhaltungsliteratur, Kinderbücher, Mundartbücher, Wanderbücher, Kalender, Biografien sowie das Appenzeller und das Toggenburger Magazin heraus. Gleichzeitig trat Marcel Steiner als langjähriger Geschäftsführer des Appenzeller Medienhauses zurück. Fast 30

Jahre lang wirkte er im Medienhaus als Redaktor, Chefredaktor und zuletzt ab 1995 als Geschäftsführer. Neuer Geschäftssitz des Appenzeller Verlags ist Schwellbrunn im ehemaligen Schulhaus Rank. – Die Spar-Filiale im Quartier Säge wurde per Ende 2015 geschlossen. Dies wurde bereits im Februar in den Medien verkündet. Der Laden sei nicht mehr gut gelaufen, begründete die Spar Handels AG den Entscheid. Damit starb der letzte Quartierladen, wie allgemein bedauert wurde. Bekannt wurde später, dass 2016 die Migros einziehen würde. – Nach 30 Jahren übergab der Geschäftsführer der Etavis Grossenbacher in Herisau, Hans Langenegger, das Ruder einem Jüngeren: Stellvertreter Samuel Knöpfel übernahm die Verantwortung für die Herisauer Niederlassung an der Poststrasse. – Herbert Näf regelte am 1. Januar 2015 seine Nachfolge. Er übergab seine Firma Näf Service und Maschinen AG an der Industriestrasse 29 an mehrere, teils langjährige Mitarbeitende. Zum neuen Inhaber- und Geschäftsleitungsgremium gehören Edith Frischknecht, Leitung Buchhaltung und Administration, Reto Knöpfel, Leitung Verkauf, Ralph Nessensohn, Leitung Laden und Repbox, sowie Markus Senn, technische Leitung. – Mit dem Rückzug von Walter Pfister aus dem Tagesgeschäft der Carrosserie Pfister AG an der Industriestrasse ging eine Ära zu Ende. Der Firmengründer übergab den Betrieb mit 18 Mitarbeitenden an seine Söhne Simon und Fabian (Abb. 4). – Anfang Mai feierte die Teppich Bleiker AG im Steig-Center das 40-Jahr-Jubiläum. 1975 war das Fachgeschäft für Bodenbeläge von Ruedi Bleiker gegründet worden. Seit 1985 ist auch die Vorhangabteilung ein zentraler Bestandteil der permanenten Ausstellung. 2005 übertrug Ruedi Bleiker die Gesamtverantwortung seinem Sohn Daniel. – «Eine TV-Journalistin baut Gärten». Unter diesem Titel kündigte die Appenzeller Zeitung den Generationenwechsel beim Gartenbauunternehmen Waldburger an. Acht Jahre lang war Monika Waldburger als Redaktorin und Produzentin beim Schweizer Fernsehen tätig. Nun stieg sie ins Unternehmen ihrer Eltern Sybille und

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Christian Waldburger ein. Sie gründeten die Firma vor 40 Jahren, 1975 am Standort im Heinrichsbad. 1981 wurde im Schochenberg ein Werkhof und ein Pflanzencenter eröffnet. Seit 2000 befindet sich der Betrieb an der St. Gallerstrasse in den Räumen des ehemaligen Baugeschäfts Lei und beschäftigt rund 70 Mitarbeitende. – «Hose Huber» stellt die Weichen: Während mehr als 40 Jahren haben Rolf und Irene Huber ihr Modefachgeschäft in Herisau geführt. 1974 wurde Rolf Huber bei «Hose Brugger» an der Schmiedgasse 14 Geschäftsführer. 1979 erfolgte zusammen mit einer Erweiterung des Sortiments eine Namensänderung in «Hose Huber». Dieser Name blieb trotz der späteren Umfirmierung in «Huber Mode» geläufig. Seit 1996 befindet sich das Fachgeschäft im Gutenbergzentrum. Per 1. Januar 2016 wurde Huber Mode von der Goldener Damenmode AG, Appenzell, übernommen (Abb.  5). Die Innerrhoder Unternehmer wollen damit ihre regionale Präsenz verstärken. Petra Sutter, bereits zuvor bei Huber tätig, wurde verantwortliche Geschäftsführerin. – Ende Juni luden Orfea Mittelholzer und Irene Bertschinger zur Eröffnung und Vernissage in die «Werkerei 12» an der Kasernenstrasse 12 ein. In der Werkerei 12 wird Kunsthandwerk präsentiert und zum Verkauf angeboten. In einem offenen Atelier und bei Kursen kann die Kundschaft unter Anleitung selber «Werken» und kunsthandwerkliche Techniken ausprobieren. Abgerundet wird das Angebot durch verschiedene Anlässe.– Am 13.  Juni wurde die Eröffnung der «Baumwelt Ramsauer» gefeiert. Res Ramsauer ist der

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Gründer. Mit der Firma will er zur Baumpflege im Appenzellerland beitragen. Den Beruf Baumpflegespezialist gibt es gemäss Aussagen des Firmengründers seit 1985. Er ist in der Schweiz wenig bekannt. – Am 10. August wurde die Schlossbäckerei an der Schwellbrunnerstrasse wieder eröffnet. Sie war vorübergehend geschlossen worden, nachdem Bäckermeister Abderhalden Ende Juni den Laden aufgegeben hatte. Neuer Pächter ist Emil Knöpfel, der zusammen mit seiner Gattin Emmi das Hauptgeschäft Bäckerei Schläpfer an der Oberdorfstrasse führt. – «Urnäscher Käse neu in Herisau»: So titelte die Appenzeller Zeitung einen Beitrag Ende Juli. Die Urnäscher Milchspezialitäten AG eröffnete per Ende November 2015 eine Filiale in der ehemaligen Molkerei Krönli. Guido und Lisbeth Müller gaben das Geschäft Ende Juni 2014 nach gut 30 Berufsjahren auf. Die Liegenschaft blieb seither leer. Die neuen Eigentümer, die auch Nachbarliegenschaften kauften, wollten ein Bauprojekt realisieren. Dieses wurde aber sistiert. – Myrtha Schum und Eveline Büchi betreiben schon seit einigen Jahren an der Schmiedgasse eine Buchbinderei. Im Sommer sind sie nun umgezogen an die St. Gallerstrasse 49. Die beiden Buchbinderinnen luden aus diesem Anlass am 22. August zu einem Tag der offenen Tür ein. – Drei Betriebe, ein Schlüsselservice: Seit Anfang Oktober bieten die Keller+Marquart AG, die ASG Technik GmbH und die Näf Service und Maschinen AG an 365 Tagen rund um die Uhr einen Schlüssel-Notdienst an. – Die Praxis des verstorbenen Herisauer Arztes Ernst Gähler wurde Anfang Sep-

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tember als «Polipraxis» wiedereröffnet. Seither sorgen sich ein Arzt und zwei Ärztinnen, Robert Klingl, Bernadette Schicker und Marion van Eck, um das Wohl der Patienten. – Im ehemaligen Hochzeitsshop, dem früheren Haushaltsgeschäft Holderegger an der Oberdorfstrasse 8, wurde im Oktober das neue Café der Bäckerei Schläpfer eröffnet. Emmi und Emil Knöpfel führen seit einigen Jahren das dorfbekannte Geschäft. – Ende Oktober starteten die Bauarbeiten der Migros Walke Herisau. Läuft alles plangemäss, kann der Supermarkt im Herbst 2016 eröffnet werden. Die Migros investiert rund 9 Mio. Franken. – Die «Wyburg», das markante rosafarbene Gebäude an der Poststrasse 19, ist sorgfältig renoviert und einer neuen Nutzung zugeführt worden. Am 1.  Dezember eröffnete Sonja Oertle eine Weinhandlung. Die «Wyburg» war 1895 vom Unternehmer Josef Longoni erbaut und als Weinhandlung und Gastwirtschaft geführt worden. Zwischenzeitlich bestand in den Räumlichkeiten eine Kupferschmiede. Zuletzt war die Firma Deetz Klima eingemietet. Heute befindet sich im Haus u.a. auch eine Kardiologiepraxis. – «Rosi sagt Tschüss»: betitelte Ende Jahr die Appenzeller Zeitung ihren Bericht zu einer Veränderung in der Schwänli-Bar. Nach 40 Jahren verliess die legendäre Wirtin Rosmarie («Rosi») Bleiker die beliebte Express-Café-Bar am Schwänli-Kreisel (Abb. 6). Jacqueline Papa, ihr «Gottemeitli», wie Rosi Bleiker sagte, übernahm die Nachfolge. Das kleine Gebäude samt Kiosk ist seit kurzem im Besitz des Kantons Appenzell Ausserrhoden.

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Schule

Eltern können seit Sommer 2015 ihre Kinder erstmals ganztags betreuen lassen. An einem Informationsanlass im Schulhaus Wilen wurde das entsprechende Konzept zur «Tagesschule Wilen+» vorgestellt. Kultur und Vereine

Die 82.  Hauptversammlung des Jodlerklubs Herisau-Säge stand ganz im Zeichen einer Neuorientierung. Präsident Franz Bischofberger übergab nach 18 Präsidialjahren sein Amt an David Stricker. Vizepräsident Christian Knellwolf, der sein Amt 15 Jahre innehatte, liess sich von Hansueli Diesterbeck ablösen. Zudem wurde der Vorstand um zwei Sitze erweitert und Werner Aemisegger zum Ehrenmitglied ernannt. – Nach 25 Jahren hat der Musikverein Abbildungen 2015 in der Abfolge der Gemeinden

Wo nichts vermerkt ist, stammen die Abbildungen aus dem Archiv der Appenzeller Zeitung (APZ). Nathalie und Martin Hafner vor der wiedereröffneten Metzgerei Löwen an der Unterdorfstrasse.

1 Urnäsch

Unter dem Titel «Silvesterchlausen. Einzigartig & einmalig» fand zum Jahresauftakt in der Turnhalle Au eine Ausstellung statt, die zahlreiche Besucherinnen und Besucher anzog.

2 Urnäsch

Markus Rusch (links), Geschäftsführer der neuen Appenzeller Druckerei AG in Herisau, und sein Stellvertreter Daniel Schneider während der Umzugsarbeiten an der Kasernenstrasse 64.

3 Herisau

Generationenwechsel beim Carrosseriebetrieb Pfister AG: Firmengründer Walter Pfister (Mitte) mit seinen beiden Söhnen Fabian (links) und Simon.

4 Herisau

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Herisau eine neue Uniform. Die Weihe fand im Rahmen der Abendunterhaltung im Januar im Casino statt. – An der 89.  Hauptversammlung der Damenriege TV Säge Herisau konnte das vakante Präsidium besetzt werden. Dis bisherige Vizepräsidentin und Aktuarin Fiorella Schmucki Müggler wurde zur neuen Vorsitzenden gewählt. – Die Gübsengesellschaft hat mit Tobias Rüesch einen neuen Präsidenten (Abb. 7). Fünf Jahre lang amtete der Herisauer René Schoch als Präsident. Er bleibt der Gesellschaft als Aktuar treu. Seit 1928 kümmert sich die Gübsengesellschaft St.  Gallen/Herisau – zusammen mit der St.  Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke AG (SAK) – um die Pflege und Aufwertung dieses einzigartigen Erholungsgebiets. Am 22. August wurde der «Familienplatz Gübsen» neueröffnet. Der Platz war auf Initiative der Ortsgemeinde Straubenzell ausgebaut und aufgewertet worden. Es ist nun ein familienfreundlicher Bade-, Grill und Spielplatz. – Die Hauptversammlung der Lesegesellschaft Saum stand im Fokus der Präsidentenwahl. Alt Gemeindepräsident Walter Nyffeler erklärte nach 36 Präsidialjahren seinen Rücktritt. Ernst Knellwolf trat die Nachfolge an. – Seit März 1999 war Sebastian Reetz-Spycher als Geschäftsleiter im «Säntisblick, sozialpsychiatrische Angebote» tätig. Ende 2014 trat er zurück. Am 1. Januar 2015 setzte der Vorstand mit der langjährigen Mitarbeiterin Doris Bloch und Josef Tömböly eine neue Co-Leitung ein. – Der Frauenchor Frohsinn hat eine neue Präsidentin. An der 142.  Hauptversammlung löste Johanna Federer die bisherige Silvia Hegglin als

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neue Vorsitzende ab. – Der Turnverein Satus Herisau konnte an der Hauptversammlung das Präsidentenamt wieder besetzen. Nach einjähriger Vakanz übernahm Vera Fitzi dieses Amt. Ein weiteres wichtiges Traktandum war der Antrag auf einen Verbandswechsel. Mit grossem Mehr entschied die Versammlung, aus dem Satus-Verband auszutreten und dem Appenzellischen Turnverband ein Gesuch um Aufnahme zu stellen. – An der Hauptversammlung des Bibliotheksvereins Herisau wurde Sabrina Steiger zur neuen Präsidentin gewählt. Die Gemeindeschreiberin von Waldstatt löste Thomas Wüst ab, der seit 2001 im Amt war. Der 1992 gegründete Verein (erster Präsident war Staatsarchivar Peter Witschi) zählte 20 Jahre später 4527 Mitglieder. 17 820 Medien wurden im Berichtsjahr ausgeliehen. Seit 1994 ist Gabriele Barbey Leiterin der Bibliothek. Die Eröffnung der Bibliothek erfolgte 1994 im neuen Kulturzentrum Casino. – Führungswechsel bei zwei Parteien. Bei der FDP Herisau übernahm Roger Mantel das Präsidium von Markus Brönnimann, und bei der SVP Herisau übergab Ralf Menet den Vorsitz an seinen Vorgänger Christian Oertle. – Wechsel beim Quartierverein Ebnet: Vier der fünf Vorstandsmitglieder gaben zuhanden der HV ihren Rücktritt bekannt. Die Chargen konnten wieder besetzt werden. Das Präsidium wechselte von Patrick Hauser zu Armin Ritter. – Die Alte Garde des Feuerwehrvereins Herisau hielt im November ihre 100. Hauptversammlung ab. Präsidiert wird der Verein von Hans Frei. In der Zeit von 1912 bis 1914, als der Erste Weltkrieg ausgebrochen war, wurde

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darüber nachgedacht, einen freiwilligen Zug zu bilden, um im Notfall als Mithilfe dienen zu können. Die Gründungsversammlung der Alten Garde des Feuerwehrvereins Herisau fand am 22. Juli 1916 statt. Verschiedenes

Anfang März wurde das Alte Zeughaus, das mit dem Casino das Herisauer Kulturzentrum bildet, nach einer Sanierung wiedereröffnet. Eine Ausstellung mit 570 Fotos zeigte den Bauverlauf. – Neun Monate nach der Zukunftswerkstatt kam Anfang März in der Chälblihalle sozusagen deren erstes Kind zur Welt: Mit der Einweihung der WandelBar, die im Dorf auf Wanderschaft gehen wird, gelangte ein erstes Projekt an die Öffentlichkeit. Vertreter der Quartiervereine und Lesegesellschaften hatten an der Premiere ihre Wünsche fürs Dorfzentrum geäussert: Das sind Parkplätze, Treffpunkte und Fussgängerzonen. – Nach emotionalen Diskussionen beschlossen die Mitglieder des Gewerbevereins Herisau an einer Mitgliederversammlung Anfang April einen Kompromiss: Die HEMA, der Herisauer Herbstmarkt, wird in den Gewerbeverein integriert. An einer ausserordentlichen Versammlung befürworteten die Mitglieder Mitte September eine abgespeckte Neuauflage der Herbstmesse. Deren Durchführung obliegt künftig dem neu gegründeten Verein Herisauer Gewerbeschau. Dieser besteht aus den Vorstandsmitgliedern des Gewerbevereins. – Das seit Herbst 2014 geschlossene Restaurant Treffpunkt am Obstmarkt konnte unter der Verantwortung von Stefan Huber

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wiedereröffnet werden. Huber ist der Betreiber der Gastronomie und des Caterings im Casino Herisau. – An der Generalversammlung der Raiffeisenbank Appenzeller Hinterland übergab Verwaltungsratspräsident Walter Nef, Urnäsch, sein Amt an den Herisauer Juristen Markus Joos. – Am 2. März fand im Sportzentrum die Stabübergabe von Willi Alder an den neuen Abteilungsleiter Sport der Gemeinde Herisau, Fredy Bechtiger, statt. Willi Alder, seit 2008 Abteilungsleiter, ging Ende Juni 2015 in Pension. – Der erste «Herisauer Women’s Day» lockte Anfang April zahlreiche Frauen – und auch einzelne Männer – ins Alte Zeughaus. 30 Ausstellerinnen präsentierten ihre Kostbarkeiten zu den Themen Schönheit, Gesundheit, Pflege oder Schmuck. Die interessierten Frauen genossen verschiedene Degustationen und bestaunten

Abbildungen

Rolf und Irene Huber (links) gaben ihr Herisauer Modefachgeschäft in die Hände von Michael Goldener von der Innerrhoder Goldener Damenmode AG, und Petra Sutter, der neuen Geschäftsführerin bei Mode Huber. 5 Herisau

Rosi Bleiker (Mitte) feierte mit ihren langjährigen Mitarbeiterinnen Mina und Joli Abschied von der Express-Café-Bar am Schwänli-Kreisel.

6 Herisau

Tobias Rüesch übernahm das Präsidium der seit 1928 bestehenden Gübsengesellschaft, die sich um die Pflege und Aufwertung des einzigartigen Erholungsgebiets am Gübsen-Stausee kümmert.

7 Herisau

Bäume begrünen den Vorplatz des renovierten Alten Zeughauses. Sie wurden mit den verbleibenden Mitteln der inzwischen aufgelösten Interessengemeinschaft Neues Altes Zeughaus «Ignaz» finanziert.

8 Herisau

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das breite Angebot. Gesunde Ernährung, Kulinarisches vom Feinsten, aber auch ein kühles Frauenbier durften getestet werden. – Kleinste Stoffteilchen von Körperpflegeprodukten, Medikamenten sowie chemische Verbindungen können künftig in der ARA Herisau aus dem Abwasser gefiltert werden. Die ARA Herisau ist schweizweit die erste Abwasserreinigungsanlage, die Pulver-Aktivkohle einsetzt. Die Eröffnung mit einem Tag der offenen Tür erfolgte am 26. September. – Ende Mai wurde im Auditorium der Metrohm AG das Buch «Appezeller Loft – Leben und Arbeiten im Appenzellerland» präsentiert. Toni Küng und René Bieri haben das Buch gemeinsam verfasst. Es zeigt die Verbindung zwischen Wirtschaft und Brauchtum. – Im Laufe des Jahres wurde das Alte Zeughaus an der Poststrasse umfassend saniert. Dieses konnte auch deshalb zum Kulturzentrum umgenutzt werden, weil sich eine Interessengemeinschaft mit breiter Unterstützung seit Jahren dafür eingesetzt hatte. Nachdem das Ziel 1997 erreicht worden war und die «Ignaz» (IG Neues Altes Zeughaus) aufgelöst wurde, blieb ein Restbetrag von rund 8000 Franken in der Kasse. Anfang September 2015 hat der letzte Präsident, Mike Buchmann, entschieden, das Geld für die Finanzierung der neuen Bäume vor dem Alten Zeughaus freizugeben (Abb. 8). – Mit dem erstmals durchgeführten Anlass «Usegstuehlet» sorgten viele Herisauerinnen und Herisauer am letzten August-Samstag mit über 40 Veranstaltungen für eine tolle Feststimmung im Dorfzentrum. Am gleichen Tag wurde auch der 10.  Rosengarten-Tag gefeiert. 2004

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hatte die Steinegg-Stiftung die Anlage, die kaum mehr benutzt wurde, erworben und durch die Neugestaltung ein Schmuckstück geschaffen. Die prachtvolle Anlage wird seither von vielen Gästen, auch Vereinen und Festgesellschaften, aufgesucht. Der Rosengarten-Tag wird jährlich begangen. – Seit September gibt es in Herisau das Trauercafé Hinterland. Hinterbliebene sollen dabei mit anderen Trauernden über ihre Gefühle und Gedanken sprechen können. Immer am ersten Donnerstag im Monat ist es in einem Raum der Alten Stuhlfabrik an der Kasernenstrasse 39a geöffnet. Das Trauercafé entstand durch einen Impuls aus der Bevölkerung. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Herisau, der Seelsorge-Einheit Appenzeller Hinterland, des Spitals Herisau und der Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden. – Die legendäre Drachenrutschbahn im Freibad Sonnenberg muss ersetzt werden. Schon seit Jahren hatte es Probleme mit Rost und mit der Tragkonstruktion gegeben, nun darf die Rutschbahn gemäss einer dringenden Empfehlung der Beratungsstelle für Unfallverhütung aus verschiedenen Sicherheitsgründen nicht mehr benutzt werden. Da eine erneute und umfassende Reparatur der 33-jährigen Anlage unverhältnismässig teuer wäre, wird eine Ersatz-Attraktion gesucht. Am Schluss der Badesaison wurde die Drachenrutschbahn durch Zivilschutzkräfte abgebrochen. Sie war 1982 eingeweiht worden. Vorausgegangen war eine lange Sammelaktion aufgrund der privaten Initiative des Lehrers Walter Frei und anderer Herisauer. Auch Schü-

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lerinnen und Schüler hatten sich mit Aktionen wie einem Kuchenverkauf an der Spendenaktion beteiligt, so dass die einzigartige Rutschbahn nach aufwendigen technischen Planungen 1982 von einheimischen Handwerkern installiert und mit Feuerwerk eingeweiht werden konnte. – Mitte September fuhren vor dem alten Feuerwehrhaus und dem ehemaligen Schulhaus Bahn an der Kasernenstrasse die Bagger auf und begannen mit den Abbrucharbeiten (Abb. 9). In rund 20 Monaten soll an dieser Stelle ein Neubau mit 22 Wohnungen und Gewerberaum im Parterre entstehen. Architekten sind Reinhard Waldburger und sein Sohn Pascal von der Waldburger + Partner AG. – Vor 40 Jahren eröffnete die Schweizer Armee in Herisau die Berufsunteroffiziersschule Busa, eine Ausbildungsstätte für angehende Berufsunteroffiziere. Zur Jubiläumsfeier traf sich Ende September Prominenz aus Militär und Politik, angeführt von Armeechef André Blattmann und Regierungsrat Paul Signer. – Seit acht Jahren besteht im Industriegebiet Hölzli das vom Verein «Pontem – Kultur am Viadukt» betriebene Kulturzentrum. Ende Dezember beschlossen die Betreiber, ab Sommer 2016 keine Events mehr zu organisieren. Präsidiert wird der Verein von Florian Schneider. – Das Arbeits- und Kreativatelier des Appenzellischen Hilfsvereins für Psychischkranke hat Ende Jahr neue Räume gefunden. Seit seiner Gründung im Jahre 2007 hatte der Verein sein Domizil an der Neuen Steig. Jetzt fand er ideale Räume im Objekt von «Glaser Huber», gelegen zwischen Oberdorfund Kasernenstrasse. Das Objekt konnte von

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der Erbengemeinschaft Huber gemietet werden: zu sehr kostengünstigen Bedingungen, wie die Vorstandsmitglieder Hansueli Schläpfer und Marianne Kleiner-Schläpfer festhielten. Totentafel

Nach schwerer Krankheit verstarb Brigitta Bürki-Wüst am 2. Januar. Die 55-Jährige gehörte als SVP-Mitglied seit 2004 dem Einwohnerrat an. Während sechs Jahren war sie zudem Stimmenzählerin im Ratsbüro. – Das Leben der Verstorbenen Matthias Weber (30. Januar), Marlis Widmer (8.  Februar) und Ernst Gähler (12. März) wurde im 142. Heft der Appenzellischen Jahrbücher je mit einem Nekrolog gewürdigt. Abbildungen

Das alte Feuerwehrhaus und das ehemalige Schulhaus Bahn an der Kasernenstrasse wurden Ende September abgebrochen. Im Herisauer Zentrum entsteht neuer Gewerbe- und vor allem Wohnraum. (Foto: René Bieri)

9 Herisau

Der langjährige Geschäftsführer des Appenzeller Medienhauses in Herisau, Marcel Steiner, und seine Frau Yvonne übernahmen per 1. Januar 2015 durch einen Management-Buy-out den Appenzeller Verlag, der neu im alten Schulhaus Rank in Schwellbrunn domiziliert ist. Sie richteten im Verlaufe des Jahres einen Verlagsladen ein und erwarben das Gebäude.

10 Schwellbrunn

Ruth und Kurt Oettli (links) übergaben den Schwellbrunner Dorfladen an Oskar und Charlotte Meisel.

11 Schwellbrunn

Annelies und Peter Sturzenegger, Metzger und Wirt im Ochsen, freuten sich auf den Serienstart «SRF bi de Lüt» des Schweizer Fernsehens. Die Familie gehörte zu den Protagonisten der im März ausgestrahlten Sendung.

12 Schwellbrunn

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stand im Zeichen der frisch renovierten Kirche und der Komplettierung des Pfarrteams durch Pfarrerin Christine Scholer Adam. ZuWahlen und Abstimmungen sammen mit Pfarrer Flurin Battaglia verfügt Bei den Gesamterneuerungswahlen sind die Gemeinde wieder über ein Team, das alle Hansueli Reutegger und Walter Raschle neu in Aufgaben der Kirchgemeinde abdeckt. Die orden Kantonsrat gewählt worden. Sämtliche bis- dentlichen Traktanden gaben zu keinerlei herigen Mitglieder des Gemeinderates sind Diskussionen Anlass. Sowohl die Rechnung wiedergewählt worden: Hansueli Reutegger er- 2014 als auch das Budget 2015 waren ausgehielt 301 und als Gemeindepräsident 256 Stim- glichen. men. Gabriela Brunner erhielt 337, Hansueli Schweizer 334, Janine Wehrlin 332, Ueli Frisch- Industrie und Gewerbe knecht 331, Karlheinz Diethelm 330 und Daniel Seit dem 1.  Januar 2015 hat der Appenzeller Hitz 324 Stimmen. – Am 14.  Juni genehmigte Verlag in Schwellbrunn seinen neuen Gedas Stimmvolk die Jahresrechnung 2014 mit schäftssitz (siehe Gemeindechronik von Heri348 Ja gegen 73 Nein. Die Rechnung schloss mit sau, Industrie und Gewerbe und Abb. 10). Uneinem Minus von rund 110  000 Franken ab. – ter dem Dach der Appenzeller Verlag AG sind Die Stimmberechtigten befürworteten am der Appenzeller Verlag, der orte Verlag, der 18.  Oktober an der Urne die Totalrevision des Toggenburger Verlag und edition punktuell Abwasserreglementes mit 348 Ja zu 154 Nein. – vereint. Die Appenzeller Verlag AG ist eine unDer Voranschlag 2016 der Gemeinde Schwell- abhängige Firma mit Sitz in Schwellbrunn und brunn, der bei einem Gesamtaufwand von gehört Marcel und Yvonne Steiner. Ende Seprund 8,17 Mio. Franken mit einem Gewinn von tember wurden weitere Veränderungen publik: knapp 141 000 Franken rechnet, wurde an der Ein Verlagsladen wurde eröffnet; aus dem Haus von 54 Stimmberechtigten besuchten Gemein- für Kultur (kuk) war ein Verlagshaus geworden. deversammlung einstimmig gutgeheissen. – Der «kuk»-Gastrobetrieb schloss die Türen Mitte Dezember kündigten die beiden Mitglie- Ende Oktober. Am 1. Januar 2016 wurde zudem der des Gemeinderates, Karlheinz Diethelm das Gebäude, das einst als Schulhaus und Poliund Janine Wehrlin, ihren Rücktritt per Ende zeistation gedient hatte, samt Umschwung Amtsjahr 2015/16 an. vom Appenzeller Verlag übernommen. Markus und Elisabeth Beeli übergaben die LiegenKirchen schaft nach sieben Jahren des Auf- und AusDie ordentliche Frühjahrsversammlung der baus in neue Hände. – 31 Jahre lang führten Evangelisch-ref. Kirchgemeinde Schwellbrunn Ruth und Kurt Oettli den Dorfladen. Ende Sepunter dem Vorsitz von Präsident Marcel Steiner tember zogen sie sich altershalber zurück. Sie

SCHWELLBRUNN

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fanden ein Nachfolgerpaar: Charlotte und Oskar Meisel aus Niederlenz AG (Abb.  11). Die Käufer meldeten sich nach der TV-Sendung «SRF bi de Lüt», die aus Schwellbrunn übertrug und in der zweiten Folge den Schwellbrunner Dorfladen zeigte. Bei der Eingangstüre stand auf einem Plakat «Dorfladen zu verkaufen». Seit dem 1. Oktober stehen nun nicht mehr die Oettlis im Laden.

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und Ochsenwirt. Für ihn und seine Familie gibt es keine Grenze zwischen Arbeit und Freizeit (Abb.  12). Die Aufnahmen wurden im Herbst und Winter 2014/15 gemacht; die Ausstrahlung der Sendereihe erfolgte im März.

Abbildungen

Verschiedenes

Unter dem Titel «Schwellbrunn AR – wo Traditionen gelebt werden und Werte wichtig sind» begleitete «SRF bi de Lüt» in vier Sendungen die Bevölkerung des appenzellischen Dorfes und erzählte von deren Alltag. In der ersten Folge porträtierte das Schweizer Fernsehen den Bauern Edi Gantenbein mit seiner Familie und war mit ihm an der Viehschau. Das ganze Dorf ist während der Viehschau auf den Beinen – darunter auch die weiteren Protagonisten der Sendung, Trudi und Hanjok Meier. Die beiden kennen sich seit über 50 Jahren und wissen genau, was im Dorf läuft und was die Einwohnerinnen und Einwohner bewegt. Die Bäckersfrau Ida Moriasy kommt ursprünglich aus Kenia. Lange ist sie noch nicht in der Schweiz. Seit knapp zwei Jahren betreibt sie mit ihrem Mann Richi Steinmann die Bäckerei mitten im Dorf. Matthias Krucker oder «Kuk», wie er sich nennt, ist der bunte Hund von Schwellbrunn. Er ist Sammler und Kunstmaler. Die gesammelten Kunst- und Gebrauchsgegenstände füllen sowohl das Haus wie auch seinen Garten. Und schliesslich Peter Sturzenegger. Er ist Metzger

Der Bären in Hundwil bildete die Kulisse für die Dreharbeiten zur Vorabendserie «Mini Beiz, dini Beiz» des Schweizer Fernsehens. Er war die Siegerbeiz der Appenzeller Beizenwoche im Juni. Die anderen Teilnehmer waren das Hotel Restaurant Krone in Trogen, Grossmutters Bauernhaus Schnuggebock in Teufen, das Restaurant am Seeli in Wald und das Restaurant Mühleggli in Gonten.

13 Hundwil

Hauptmann Chläppere Sepp (Philipp Langenegger) empfahl sich an der Narrengemeinde in Hundwil zur Wiederwahl. Wie Samuel Büechi in Trogen, der seit 1983 in unregelmässigen Abständen Narregmäände durchführt, ist der Schauspieler Philipp Langenegger fasziniert vom alten Brauch, den er hiermit im Hinterland wiederbelebte.

14 Hundwil

Mit Manuela Ehammer wurde erstmals eine Frau zur Präsidentin der Musikgesellschaft Stein gewählt.

15 Stein

Der neugewählte Regierungsrat Alfred Stricker (pu) und seine Frau Regula wurden am 8. März in ihrer Heimatgemeinde Stein herzlich empfangen.

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Der neue Gemeindepräsident heisst Hans Brunner. Vor Amtsantritt war er – mit Unterbruch – bereits 17 Jahre im Gemeinderat.

17 Schönengrund

Nyree und Markus Bischofberger mit ihrem 2015 ausgezeichneten Huacaya-Hengst Appenzell Miguel im neu gebauten Hofladen im Hinterarnig.

18 Schönengrund

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Gemeindechronik Hinterland

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HUNDWIL Wahlen und Abstimmungen

Mit ihrem Ja haben sich die Gemeinden Hundwil und Stein für die Erneuerung und den Ausbau der Quellen Fitzisbach-Vorderhaus ausgesprochen. Die ehemaligen St.  Galler Quellen sollen dazu dienen, die Hinterländer Wasserversorgungskorporation mit genügend Trinkwasser zu bedienen. Hundwil stimmte mit 209:30 Stimmen zu, Stein mit 500:29 Stimmen. – Die Gesamterneuerungswahlen ergaben folgende Ergebnisse: Margrit Müller als Kantonsrätin (216 Stimmen), als Gemeindepräsidentin (227) und als Gemeinderätin (236). Die weiteren Mitglieder des Gemeinderates: Heimo Brülisauer (235), Hansjakob Meier (233), Katharina Brotschi (231), Hans Giger (215), Hansueli Knöpfel (167, neu) sowie Ueli Reifler (167, neu). – Am 14.  Juni genehmigte das Stimmvolk die Jahresrechnung 2014 mit 189 Ja gegen 34 Nein. Es resultierte ein Plus von 97000 Franken, budgetiert war ein Verlust von 128 000 Franken. Das Budget 2016 nahm das Stimmvolk am 29. November mit 103 Ja gegen 27 Nein deutlich an. – Gemeinderat Hansjakob Meier reichte im November seinen Rücktritt aus dem Gemeinderat per Ende Mai 2016 ein. Er war 2012 in die Gemeindeexekutive gewählt worden.

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Jahresversammlung wurde der fehlende Bezug zu Appenzell Innerrhoden bedauert. Dies sei der Fall, seit die Pfarrei nicht mehr zu Gonten gehöre. Seit April 2013 bilden die beiden Pfarreien Urnäsch-Hundwil und Herisau-Waldstatt-Schwellbrunn die Seelsorgeeinheit Appenzeller Hinterland. – Der markante, 1894 erbaute Turm der Kirche Hundwil wurde 2015 innen und aussen renoviert. Bereits vor zwei Jahren waren Renovationsarbeiten ausgeführt worden, doch nach kurzer Zeit waren wieder Schäden festzustellen. – Mit einer Installation und Veranstaltungen erinnerte die Kirche Hundwil an den Laienarzt Jakob Künzler. Vor 100 Jahren rettete der gebürtige Hundwiler u.a. 8000 armenische Waisenkinder aus der Türkei vor dem Tod. Er gilt international als einer der wichtigsten Augenzeugen für die damaligen Ereignisse. An der Kirche Hundwil würdigt eine Gedenktafel den «Armenienvater», der am 8. März 1871 in Hundwil zur Welt kam. Industrie und Gewerbe

Die Sendung «Mini Beiz, dini Beiz» des Schweizer Fernsehens gastierte Ende März zum dritten Mal im Appenzellerland. Eine Woche lang stellten fünf Gäste sich gegenseitig ihr Lieblingslokal vor. Zu diesen Ehren kam auch der «Bären» Hundwil. Die Sendung wurde vom 8. bis 12. Juni ausgestrahlt (Abb. 13). – Das Café und die Bäckerei Hirschen präsentieren sich Kirchen seit Anfang Mai nach einem Umbau in neuer Die Jahresrechnung der Katholischen Pfarrei Frische. Durch den Rückbau der alten BackUrnäsch-Hundwil schloss mit einem unerwar- stube konnte zusätzliche Fläche gewonnen teten Rückschlag von 22  500 Franken. An der werden. Der «Hirschen» war vor 20 Jahren von

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Johannes Oertle (Oertlesmühle) übernommen worden. – Neu bietet der Antik- und Flohmarkt Sonderau eine Plattform für Kunstschaffende. An einer ersten Ausstellung im Herbst wurden Arbeiten von Gastgeberin Sylvia Knöpfel, «Teddybärenmutter» Judith Bänziger und Hannes Irniger alias «Hannes vo Wald» gezeigt. – Ende November öffnete «Säntis – das Hotel» auf der Schwägalp seine Pforten für das Publikum. Auf drei Etagen befinden sich 68 komfortabel ausgestattete Zimmer und Junior-Suiten. Ein grosszügig gestalteter Wellnessbereich mit Sauna, Bio-Sauna, Dampfbad, Erlebnisdusche und einem Ruheraum mit Blick in die Natur gehört zu den Höhepunkten des Hotels, das zudem mit einer guten Infrastruktur für Seminare, Workshops oder Tagungen ausgestattet ist.

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sich mit dem Thema öffentlichkeitswirksam auseinandersetzt (Abb.  14). – Mitte April zeigten Lernende aus beiden Appenzell in der Schulanlage Mitledi ihre Freizeitarbeiten. Gegen 5000 Besucherinnen und Besucher waren begeistert über die Leistungen der angehenden Berufsleute. – 1975 wurde die Schulanlage Mitledi eingeweiht. Das in die Jahre gekommene Gebäude musste umfassend saniert werden. Das Stimmvolk bewilligte hierfür einen Kredit von 2,3 Mio. Franken. Im Juni 2015 wurde mit den Arbeiten begonnen, sie dauerten bis zu den Herbstferien. – Am 5. August stürzte ein Propellerflugzeug in der Nähe des Sonderau-Kreisels in ein Waldstück ab. Die beiden Insassen verloren dabei ihr Leben. Das Flugzeug war im 30 Kilometer entfernten Lommis TG gestartet.

Kultur und Vereine

Nach zehn Jahren als Präsident gab Lorenz Abbildungen Reifler an der Hauptversammlung des Turnver- 19 Waldstatt Der technische Betriebsleiter Sepp Brunner eins Hundwil sein Amt ab. Reto Ammann wurde (links) und Gemeindepräsident Andreas Gantenbein freuten sich über die Rettung «ihres» Schwimmbads von den Mitgliedern zum Nachfolger gewählt. Waldstatt.

Verschiedenes

Am 26. April tagte vor dem «Bären» die Narrengemeinde. Jeweils am Tag nach der Landsgemeinde wurde früher in Appenzell Ausserrhoden eine Nachgemeinde oder eben eine Narrengemeinde abgehalten, an der sich das Volk über die Obrigkeit lustig machte. Der Schauspieler Philipp Langenegger ist nach Samuel Büechi, der den Brauch 1983 in Trogen wiederbelebte und seither in unregelmässigen Abständen Narrengemeinden abhielt, der zweite, der

20 Waldstatt Mit dem Programm «Zirkus GYMtasia» feierte die Geräteriege des Turnvereins Waldstatt ihr 25-Jahr-Jubiläum in einem Zirkuszelt. Hier die Akrobatikgruppe der Getu. 21 Waldstatt Abbruch des Gemeindehauses. Dieses war 1901 als Schulhaus eingeweiht worden und hatte seit 1957 als Gemeindehaus gedient. (Foto: H9) 22 Waldstatt Die Gemeinde kaufte die Liegenschaften an der Dorfstrasse 34 und 36 in der Absicht, damit Bauplätze für Gewerbe und zentrumsnahes Wohnen zur Verfügung zu haben. Im Vordergrund Gemeindepräsident Andreas Gantenbein.

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Gemeindechronik Hinterland

dazu dienen, die Hinterländer Wasserversorgungskorporation mit genügend Trinkwasser zu bedienen. 500 Steinerinnen und Steiner und Wahlen und Abstimmungen 209 Stimmberechtigte aus Hundwil sagten Ja Im letztjährigen Jahrbuch ist dem Chronisten zur Vorlage. – Das Stimmvolk befürwortete am ein Fehler unterlaufen: Nicht Martin Waldbur- 29. November das Budget 2016 mit 270 Ja zu 32 ger, sondern Urs Wieland ist vom Volk am Nein überaus deutlich. Gemeinderat Hans-Peter Ulli kündigte im 6. April in die GPK gewählt worden. Der Schreiber entschuldigt sich in aller Form. – Bei den Frühjahr per Ende des laufenden Amtsjahres Gesamterneuerungswahlen 2015 konnte im 2015/2016 den Rücktritt aus dem Gremium an. ersten Wahlgang mit Siegfried Dörig erst ein Er war 2011 in den Gemeinderat gewählt worKandidat in den Kantonsrat gewählt werden. den. Die übrigen Bewerber erreichten das absolute Mehr nicht. Im zweiten Wahlgang vom 10. Mai Industrie und Gewerbe machte Heinz Mauch-Züger das Rennen. Mit Anlässlich der Generalversammlung der Ge246 Stimmen lag er drei Stimmen vor seinem nossenschaft Schaukäserei wurde Andreas RitGegenkandidaten Hansueli Buff. – Auch beim ter zum neuen Präsidenten gewählt. Er ersetzte Gemeinderat musste der zweite Sitz in einem Hans Ruckstuhl, der nach 15 Jahren demissiozweiten Wahlgang bestimmt werden. Gewählt niert hatte. Ein wichtiges Traktandum war die wurde Florian Kölbener mit 288 Stimmen; Ge- Absicht des Vorstands, die Genossenschaft genkandidat Bruno Longatti erreichte 177 Schaukäserei in eine Aktiengesellschaft umzuStimmen. Bereits im ersten Wahlgang gewählt wandeln. Die Weiterentwicklung des Unterwurden Siegfried Dörig mit 449 Stimmen (neu nehmens als Genossenschaft sei nur erschwert gleichzeitig Gemeindepräsident mit 313 Stim- möglich und eine Aktiengesellschaft zur Kapimen für den zurückgetretenen Christoph talbeschaffung besser geeignet, sagte GenosScheidegger), Ulrich Hugener mit 493, Rita senschaftspräsident Andreas Ritter. Zur MoSteingruber mit 492, Hansueli Buff mit 489, dernisierung des Schaubereichs und KäsereiErnst Heeb mit 479, Arnold Zellweger mit 475, betriebs seien zusätzliche Investitionen notJürg Aemisegger mit 448 und Hans-Peter Ulli wendig. Das Geschäftsjahr 2014 schloss mit eimit 296 Stimmen. – Im ersten Wahlgang wurde nem Gewinn von 33  500 Franken ab. An der Heinz Mauch-Züger mit 297 Stimmen in das ausserordentlichen Generalversammlung vom Amt des Präsidenten der Rechnungs- und Ge- 22.  November stimmten die Genossenschafteschäftsprüfungskommission (RPK) berufen, rinnen und Genossenschafter der Umwandund am gleichen Abstimmungswochenende lung in eine Aktiengesellschaft zu. Damit wurwurde Fabian Hüni als neuer Gemeindeschrei- den die Voraussetzungen geschaffen, um das ber gewählt. Er ersetzte den altershalber zu- Unternehmen mit zeitgemässen Strukturen in rückgetretenen Fredi Weiersmüller. – Die drei die Zukunft zu führen. Die Schaukäserei wird Sachvorlagen wurden klar gutgeheissen: Die jährlich von mehr als 200 000 Gästen besucht. Rechnung 2014 wurde mit 465 zu 45 Stimmen genehmigt, und die Solaranlage auf dem Dach Kultur und Vereine des Mehrzweckgebäudes, für die ein Kredit von Beim Damenturnverein Stein kam es zu einem 185 000 Franken nötig war, fand mit 361 Ja zu Wechsel an der Vereinsspitze. Nach sechs Prä157 Nein deutliche Zustimmung. Mit ihrem Ja sidialjahren trat Yvonne Frommenwiler zuhaben sich die Gemeinden Stein und Hundwil rück; sie wurde ersetzt durch Rosmarie Meier. zudem für die Erneuerung und den Ausbau der Die scheidende Vorsitzende wurde zum EhrenQuellen Fitzisbach-Vorderhaus ausgespro- mitglied ernannt. – Zum ersten Mal in der Verchen. Die ehemaligen St. Galler Quellen sollen einsgeschichte wurde an der 142.  Hauptver-

STEIN

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sammlung mit Manuela Ehammer eine Frau Präsidentin der Musikgesellschaft Stein (Abb. 15). Sie löste Richard Hinrichs ab. – Neuer Präsident beim Schötze-Chörli Stein wurde Andreas Meier; er löste Ueli Müller ab. – Im Appenzeller Volkskunde-Museum Stein wurde Ende März eine Retrospektive zum Kunstschaffen von Gret Zellweger eröffnet. Die Ausstellung aus Anlass des 70. Geburtstags der Teufnerin trug den Titel «Holz – Blech – Farbe». – Das Team der Bibliothek Stein unter der Leitung von Corinne Hug-Frischknecht begrüsste am 7. November die Delegierten der Ausserrhoder und Innerrhoder Bibliotheken zum Appenzeller Bibliothekstag. – Unter dem Motto «Schweizer Fernsehen Stein SFS» präsentierte der Turnverein Stein Ende November Leckerbissen aus 150 Jahren Steiner Turngeschichte. Der Jubiläumsabend wurde mit grossem Erfolg gefeiert. Verschiedenes

Stein empfing seinen Regierungsrat: Am Wahlsonntag, 8. März, wurde Alfred Stricker gefeiert. Der Parteiunabhängige war zwischen 1996 und 2007 Gemeinderat von Stein, 2007 bis 2015 sass er im Kantonsrat und war u.a. Mitglied der Staatswirtschaftlichen Kommission (Abb. 16). – Ende Mai ging Fredi Weiersmüller in Pension. Nach fast 30 Jahren räumte der Gemeindeschreiber den Arbeitsplatz und übergab das Amt seinem Nachfolger Fabian Hüni. – Die Dr. Fred Styger Stiftung für Kultur, Bildung und Wissenschaft schenkte dem Appenzeller Volkskunde-Museum und der Schaukäserei einen neuen Vorplatz. Am 8. Juni wurde der Spatenstich gefeiert. Der Platz war Ende September fertiggestellt und erhielt den Namen «Fred E. und Johanna Styger-Jäger-Platz»; in Erinne-

rung an die Steiner Wurzeln des Stifters. Fred E. Styger ist in Stein aufgewachsen und gründete später in Zürich eine Anwaltskanzlei. 2008 starb er 83-jährig. Johanna Styger-Jäger ist Vizepräsidentin der 2008 gegründeten Stiftung. Eine offizielle Eröffnung fand im Frühjahr 2016 statt. – Eine besondere Ehrung wurde Peter Berweger zuteil. Leserinnen und Leser der Appenzeller Zeitung wählten ihn zum «Appenzeller des Jahres 2014». Berweger war während vieler Jahre als Hauptleiter dafür verantwortlich, dass das GYM-Team von Stein in der Kleinfeldgymnastik schweizweit erfolgreich war. 2011 wurde der TV Stein erstmals unter seiner Leitung Schweizer Meister. – Vor sechs Jahren kam im Gemeinderat Stein die Idee zur Erneuerung des 1987 erbauten Mehrzweckgebäudes Schachenweid auf. Ende September 2015 konnte der sanierte und erweiterte Bau feierlich eingeweiht werden. Ein architektonischer Höhepunkt des erweiterten Ensembles ist der sogenannte neue «Aktivraum», ein Annex, multifunktional nutzbar als Raum für Proben, Gruppenarbeiten, Präsentationen oder Anlässe wie Hochzeiten und Familienfeste. Der Eingang zum Mehrzweckgebäude und die Küche wurden optimiert, ein neuer Boden in die Turnhalle eingebaut und verschiedene Lager-, Archiv- und Abstellräume geschaffen. Grünes Licht für den Ausbau und die Erweiterung der Anlage hatten die Stimmberechtigten im November 2012 mit der Genehmigung des Baukredits von 3,9 Mio. Franken gegeben. Totentafel

Ein Nachruf auf den Steiner Bruno Diebold, der am 27. Dezember 2014 verstorben ist, wurde im 142.  Heft der Appenzellischen Jahrbücher abgedruckt.

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Gemeindechronik Hinterland

SCHÖNENGRUND Wahlen und Abstimmungen

Hektik vor den Gesamterneuerungswahlen vom 12. April: vier der fünf Gemeinderäte hatten ihren Rücktritt eingereicht und lange kandidierte nur eine Person: Hans Brunner als einziger bisheriger Gemeinderatskandidat wollte als neuer Gemeindepräsident die Gemeinde nicht im Stich lassen. Es stellte sich für das Amt zur Verfügung (Abb. 17), und für die vakanten Gemeinderatssitze waren schliesslich doch noch Personen zu finden. Eine drohende Zwangsverwaltung konnte damit abgewendet werden. So wurden gewählt: Kantonsrat: Hans Brunner, 148 Stimmen; Gemeindepräsident: Hans Brunner, 146; Gemeinderat: Hans Brunner 151, Nicole Graf 151, Walter Zweifel 147, Anna Ackermann 125, Dominik Flück 115. – Die Stimmberechtigten nahmen am 14. Juni an der Urne die Jahresrechnung 2014 mit 136 Ja gegen 15 Nein deutlich an. Am gleichen Abstimmungstermin wurde Urs Frei mit 134 Stimmen in die Geschäftsprüfungskommission gewählt. – Am 29. November stimmten die Stimmberechtigten dem Voranschlag 2016 mit 66 Ja gegen lediglich 3 Nein überaus deutlich zu. Kirche

Susanne Burch-Scherrer wurde an der ordentlichen Frühjahrsversammlung neu in die Vorsteherschaft der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Schönengrund gewählt. Sie ersetzte Ruth Bühler-Brunner nach 13-jähriger Amtszeit. Neue Synodale wurde Brigitte KnausRaschle. Präsidiert wird die Kivo seit fünf Jahren von Christian Vetterli. Die ausgeglichene Rechnung und das Budget wurden ohne Gegenstimmen gutgeheissen. Weil in einigen Jah-

ren die Sanierung der Fassaden von Kirche und Pfarrhaus ansteht, wurden 10  000 Franken in einen Fonds eingezahlt. Ein grösserer Anlass steht bevor: 2019 feiert die Kirchgemeinde Schönengrund ihr 300-jähriges Bestehen. Industrie und Gewerbe

Mitte November feierten Nyree und Markus Bischofberger vom Hof «Alpaka Appenzell» im Hinterarnig die Eröffnung eines Hofladens. Neben Fellprodukten werden auch Bettwaren aus Alpakawolle und Fleisch angeboten. Die Auswahl an Alpaka-Produkten gehöre zu den grössten in der Schweiz (Abb. 18). Schule

Ab dem 1. Januar 2016 bieten die Gemeinden Neckertal (Mogelsberg, St.  Peterzell, Brunnadern, Wald), Hemberg und Schönengrund für Schülerinnen und Schüler einen Mittagstisch und eine Nachmittagsbetreuung an. Die Kosten für dieses Angebot richten sich nach dem Einkommen der Eltern. Kultur und Vereine

Die Gemeinde Schönengrund war am 5.  Dezember Gastgeberin der Landjugend Säntis. An der Hauptversammlung übergab die amtierende Präsidentin Irene Waldburger ihren Posten an Thomas Näf. Verschiedenes

Ein Einwohnerstammtisch anstelle der traditionellen Versammlung erlebte Mitte November eine gelungene Premiere: Im «Ochsen» drehten sich die Gespräche der Versammelten um Fusionen, Finanzen und Freuden. Zwei- bis dreimal pro Jahr soll der Stammtisch auf Einladung der Gemeinde künftig durchgeführt werden.

Gemeindechronik Hinterland 137

WALDSTATT Wahlen und Abstimmungen

Die Rechnung schloss mit einem kleinen Fehlbetrag von 400 Franken ab. Mit Bedauern musste das Führungsduo bekanntgeben, dass sich die Kivo entschieden hatte, den sogenannten «Zukunftsprozess» abzubrechen. Um aktuelle Fragen zu klären, etwa das Vorgehen nach Pfarrer Stäublis Pensionierung, die Zukunft des Pfarrhauses und das Rekrutieren von Behördenmitgliedern, sollten möglichst viele Kirchgemeindemitglieder mitdenken und Vorschläge unterbreiten, so die Hoffnung der Kivo. – An der Herbstversammlung der Evangelischreformierten Kirchgemeinde haben Helene Müller und Tatjana Frischknecht ihren Rücktritt aus der Kirchenvorsteherschaft auf Frühjahr 2016 angekündigt. An der gleichen Versammlung wurde das Budget 2016 mit einem veranschlagten Gewinn von 2200 Franken genehmigt. Gutgeheissen wurde auch der unveränderte Steuerfuss. An der Versammlung viel zu reden gab die geplante Einstellung der kirchlichen Mitteilungen in der Appenzeller Zeitung aus Kostengründen. Eine knappe Mehrheit entschied sich für die Abschaffung. Die Informationen sind in Zukunft dem Kirchenblatt Magnet und dem «Waldstätter» zu entnehmen.

Die Stimmberechtigten sprachen sie am 12. April mit 562 zu 105 Stimmen deutlich für die Sanierung des Schwimmbads aus (Abb.  19). Im Frühjahr 2018 soll der Bevölkerung das neue Schwimmbad zur Verfügung stehen. – Am gleichen Abstimmungswochenende fanden die Gesamterneuerungswahlen statt. Gewählt wurden: Kantonsrat: Monika Bodenmann (412 Stimmen) und Andreas Gantenbein (neu, 396); das absolute Mehr von 300 Stimmen nicht erreicht haben Rolf Germann (254) und Hanspeter Ramsauer (104); Gemeindepräsident: Andreas Gantenbein (580); Gemeinderat: Michael Hug (621), Hansjürg Nufer (618), Monika Knellwolf-Abderhalden (613), Georg Lieberherr (613), Hans Rudolf Keller (611), Andreas Gantenbein (603), Cornela Kobelt-Zuberbühler (neu, 577). – Das Stimmvolk hiess am 29.  November das Budget 2016 mit 234 Ja gegen 71 Nein deutlich gut. – Die Gemeinde hat im Herbst vom Rücktritt des Gemeinderats Hans Rudolf Keller per Ende Mai 2016 Kenntnis nehmen müssen. Er gehörte seit 2012 dem GeKultur und Vereine meinderat an. Führungswechsel und angespannte FinanzsiIndustrie und Gewerbe tuation bei der Musikgesellschaft Waldstatt: Christof Enzler, Mitarbeiter der Firma «Domi- Die Hauptversammlung hatte wichtige Traknic Jud Ofenbau und Plattenbeläge», gewann tanden zu erledigen. Nach 12 Jahren trat Präsiam 29. Januar im österreichischen Wels den dent Urs Sturzenegger zurück. Weil sich trotz Europameistertitel im Ofenbau. Der Titel ist intensiven Vorgesprächen keine Nachfolge fineine grosse Ehre für das Schweizer Handwerk den liess, erklärte sich der frühere Präsident und steht auch für die Qualität des lokalen Be- Peter Oberstrass bereit, das Amt noch einmal zu übernehmen. Einen Wechsel gab es auch im rufsbildungssystems. Bereich der musikalischen Leitung. Der Verein Kirche durfte an der HV den neuen Dirigenten ChriDass die präsidialen Aufgaben der Kirchenvor- stof Schlegel vorstellen. Der Entscheid des Gesteherschaft bei den Gesamterneuerungswah- meinderates, die finanzielle Unterstützung des len vor Jahresfrist auf zwei Schultern verteilt Vereins aus Spargründen zu streichen, hat die worden waren, beurteilte die Co-Präsidentin MG Waldstatt hart getroffen. Damit ist sie der Hildegard Huber als sehr gut. Sie teilt die Auf- einzige Musikverein im Kanton, der nicht von gaben mit Jakob Pfändler. An der ordentlichen seiner Gemeinde unterstützt wird. Als SofortVersammlung wurden Jahresbericht und Jah- massnahme und um die grössten Löcher zu resrechnung 2014 einstimmig gutgeheissen. stopfen, wurde erstmals in der Vereinsge-

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Gemeindechronik Hinterland

schichte ein Mitgliederbeitrag von 250 Franken erhoben. Zudem verzichtete der Vorstand auf sämtliche Entschädigungen und die Teilnehmer am kantonalen Musikfest mussten für ihre Festkarte selber aufkommen. Damit konnte aber nur ein Teil des Defizits gedeckt werden. Um den Fortbestand des Vereins zu sichern, wird man auf die Unterstützung des Gewerbes und von Gönnerinnen und Gönnern angewiesen sein. – Die Spielgruppe Regeboge bietet ab Sommer erstmals einen Waldnachmittag an. An der Hautpversammlung wurde zudem mit Gabriela Hüppi eine neue Präsidentin gewählt. Sie trat die Nachfolge von Sabine Zerban an. – Seit 25 Jahren besteht die Geräteriege des Turnvereins Waldstatt. Dieses Jubiläum wurde Mitte Oktober auf ganz besondere Weise gefeiert. In einem grossen Zirkuszelt erlebte das Publikum ein Showprogramm auf hohem Niveau (Abb. 20). Das Zirkuszelt fasste über 400 Personen und war an allen drei Tagen praktisch ausverkauft. Für das Jubiläumsprogramm zeichnete der Hauptleiter der Getu Waldstatt, Stefan Roth, verantwortlich. Drei Jahre haben der 40-Jährige und seine Frau Priska in die Vorbereitungen des Anlasses investiert. Das Dargebotene ging weit über das Niveau einer normalen Turnerunterhaltung hinaus. Verschiedenes

Was lange währt, wird endlich gut. So bei der Überbauung Leuewies. Nach einer 20-jährigen Planungszeit konnte am 4.  Mai mit dem Spatenstich der Baubeginn gefeiert werden. Es entstehen 38 Wohnungen, und auch die Gemeindeverwaltung wird in zwei Parterrewohnungen einziehen. Nach dem symbolischen Spatenstich wurde das Gemeindehaus abgebrochen. Das Haus war 1901 als Realschulhaus eingeweiht worden. Seit 1957, seit der Verlegung der Realschule ins heutige Schulhaus, diente es der Gemeindeverwaltung (Abb. 21). – «Projekt für

Viersternehotel in Waldstatt gescheitert»: Diese Meldung in den Medien zu Beginn des Monats Juni enttäuschte einen Grossteil der Waldstätter Bevölkerung. Eine grosse Chance sei vertan worden; man sprach von 100 neuen Arbeitsplätzen, die jetzt dahinfallen würden. Auch beim Ausserrhoder Amt für Wirtschaft wurde das Scheitern des Hotelprojekts mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Es hätte ein wegweisendes Hotelprojekt für das ganze Appenzellerland werden sollen. Mit dem Wellbeing & Health Resort Appenzellerland wollte die gleichnamige Interessengemeinschaft für 40 Mio. Franken auf zwei Parzellen im Badgüetli, nahe beim Seniorenheim Bad Säntisblick, ein Hotel mit 100 Zimmern und 180 Betten erstellen. Die Verhandlungen zwischen den Grundeigentümern und dem Investor scheiterten jedoch an den unterschiedlichen Preisvorstellungen. – Mit dem Kauf zweier Liegenschaften an der Dorfstrasse will die Gemeinde neue Perspektiven schaffen (Abb.  22). Die Parzellen bleiben gemäss Aussage des Gemeindepräsidenten Andreas Gantenbein für Gewerbe und zentrumsnahes Wohnen reserviert. Wer soll in der heutigen Zeit die Aufgaben ehemaliger Patrons übernehmen, fragte Gantenbein in der Juni-Ausgabe des Gemeindeblatts «De Waldstätter»: «Ist das eine neue Aufgabe der Politik?» Er sei überzeugt, dass, wenn sich ein Dorf entwickeln soll, dies kaum mehr anders möglich sei. Die öffentliche Hand könne aus finanzieller Sicht am ehesten mehr als ein Haus kaufen, damit eine Arealentwicklung stattfinde. Gerade entlang einer Hauptstrasse seien die Flächen einzelner Parzellen zu klein, um etwas Neues, Zeitgemässes entstehen zu lassen. Eine nachhaltige Dorfentwicklung, so Gantenbein, sei aus Sicht der eigenen Geldtasche zweitrangig: «Ein Aufbau einer Firma kostet Geld. Darf uns ein Aufbau einer Gemeinde, ein Fitmachen für die Zukunft, nicht auch etwas kosten?»

Gemeindechronik Mittelland 139

Mittelland Martin Hüsler, Speicher

Vergleicht man mit Blick auf das Jahr 2015 den Lauf der Dinge in den fünf Mittelländer Gemeinden miteinander, so stand Teufen klar im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Es richtete sich zunächst auf die Diskussion im Vorfeld der auf den 18. Januar angesetzten Abstimmung über die künftige Verkehrsführung in Teufens Dorfkern. Der Souverän entschied sich im Stimmenverhältnis von 60:40 gegen einen Tunnel zwischen dem Bahnhof Teufen und dem Stofel, womit automatisch die offen geführte Doppelspurvariante zur Weiterbearbeitung gelangte. Allerdings verstummten die Stimmen, die einem Tunnel den Vorzug gegeben hätten, auch in der Folge noch keineswegs. – Teufen musste sich aber zweifellos auch anlasten lassen, für die negativsten Schlagzeilen verantwortlich gewesen zu sein. Die unselige Affäre rund um die unrechtmässige Ausrichtung von Entschädigungen an einige Mitglieder des Gemeinderates und die fragwürdige Auslegung des Entschädigungsreglements weckten viel Unmut. Das politische Klima in der Gemeinde war zeitweise arg belastet, auch wenn die zu viel bezogenen Entschädigungen zurückerstattet wurden. Angekündigte und teils aus Protest unmittelbar vollzogene Rücktritte von Gemeinderäten und Mitgliedern der Geschäftsprüfungskommission (GPK) waren ein direkter Ausfluss aus der Angelegenheit, die in chronologischer Hinsicht den nachfolgend skizzierten Ablauf nahm. Anfang Jahr wurde bekannt, dass die GPK beim Ausserrhoder Regierungsrat eine Aufsichtsbeschwerde gegen den Gemeinderat eingereicht hatte. Sie monierte darin Unregelmässigkeiten bei der Einhaltung des Entschädigungsreglements, eine reichlich grosszügige Interpretation beim Anspruch auf Vergütungen und schludrige Arbeitsrapporte. Auch übte sie grundsätzliche Kritik an der Führungsstruktur der kommunalen Finanzverwaltung. Der Ge-

meinderat zeigte sich zunächst einmal befremdet darüber. Als Folge dieser Ungereimtheiten entzogen die SVP und der Gewerbeverein Gemeindepräsident Walter Grob im Vorfeld der Gesamterneuerungswahlen das Vertrauen, wogegen sich die FDP und die SP für eine Wiederwahl aussprachen. Im März wurde dann bekannt, dass die GPK ihre Aufsichtsbeschwerde zurückgezogen habe. Die ins Visier genommenen Gemeinderäte statteten die zu viel bezogenen Entschädigungen im Gesamtbetrag von 50 000 Franken zurück. Anfang Oktober wurden in der Entschädigungsaffäre neue und für die involvierten Gemeinderäte wenig schmeichelhafte Details publik gemacht. Der Gemeinderat, der unterdessen einen Wechsel auf der Position des Finanzverwalters angekündigt hatte, veröffentlichte daraufhin eine Stellungnahme, in der auch Kritik an der GPK anklang. Das wiederum nahmen drei der fünf GPK-Mitglieder zum Anlass, aus Protest zu demissionieren. An einer öffentlichen Versammlung im November, an der die ganze Affäre thematisiert wurde, kündigten die Gemeinderäte Martin Ruff, Daniele Schiro und Oliver Hoffmann ihren Rücktritt auf Ende des Amtsjahres im Mai 2016 an. Gemeindepräsident Walter Grob entschuldigte sich namens der Exekutive, schloss aber einen Rücktritt seinerseits aus mit der Begründung, keinen Abgang durch die Hintertüre nehmen zu wollen. An dieser Versammlung, an der die St. Galler alt Regierungsrätin Kathrin Hilber als unbefangene Person die Diskussion leitete, glätteten sich die vordem hoch gegangenen Emotionswogen spürbar. Kurz nach der öffentlichen Versammlung wurde ein neues Entschädigungsreglement in die Vernehmlassung geschickt (Abb. 1). – Die Idee, Gemeinden zu fusionieren, nahm im Frühjahr im Mittelland konkretere Gestalt an. Auf Initiative der FDP-Ortssektionen Teufen und Bühler führte

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Gemeindechronik Mittelland

man im Rahmen eines Workshops Diskussionen über einen allfälligen Zusammenschluss der Gemeinden Teufen und Bühler. Die ganze Sache blieb aber einstweilen im DenkanstossStadium. – Die Gemeinden Teufen, Speicher und Trogen wurden mit dem Preis «Gesunde Gemeinde» 2015 ausgezeichnet. Anlass dazu gab die koordinierte Sucht- und Gewaltprävention, welche die drei Gemeinden zusammen mit Wald und Rehetobel anstreben und erfolgreich umsetzen. – Die Leitung der Spitex Rotbachtal ging Anfang September von Annelies Strübi auf Yvonne Brülisauer über. – Zum Jahr der Klarinette, ausgerufen vom Schweizerischen Blasmusikverband, steuerte auch die Musikschule Appenzeller Mittelland etwas bei. Vor dem Zeughaus Teufen organisierte sie zusammen mit der Harmoniemusik Teufen einen Klarinettenflashmob. Im Übrigen lud die Musikschule das ganze Jahr über in den Gemeinden ihres Einzugsgebietes immer wieder zu Konzerten, die meist ausserordentlich gut besucht waren. – Einigen Staub wirbelten Beeinträchtigungen auf, denen sich die Anwohnerinnen und Anwohner der AB-Strecke Teufen– Bühler–Appenzell ausgesetzt sahen. In Leserbriefen wurde von starken Vibrationen bei der Durchfahrt von Zügen berichtet, die allerlei Ungemach mit sich brächten. Von verängstigten Kindern, von irritierten Haustieren und von Schäden an den Hausmauern war die Rede.

TEUFEN Gemeinde

Über die Vorgänge im Zusammenhang mit der Entschädigungsaffäre, die in Teufen viel Staub aufwirbelte, wird unter «Mittelland» näher eingegangen. – Mit dem zum siebten Mal vergebenen «Tüüfner Bär» wurde im Frühjahr der Organist und Chorleiter Wilfried Schnetzler ausgezeichnet. Er hatte 1985 die Bach-Kantorei gegründet, die sich über die Gemeindegrenzen hinweg einen hervorragenden Ruf zu schaffen

wusste. – Im Oktober wurden in der Presse gegen Schulpräsidentin Ursula von Burg Vorwürfe wegen Verletzung der Gewaltentrennung öffentlich gemacht. Man legte ihr zur Last, sie habe 2012 während einiger Monate die Schulleitung übernommen und sich dafür überdies einen unverhältnismässig hohen Stundenansatz verrechnen lassen. Mit dem Amt der Schulpräsidentin sei die Schulleitung unvereinbar. An einer eigens einberufenen Pressekonferenz widerlegte Ursula von Burg die Anschuldigungen und konnte belegen, bedeutend mehr Arbeitsstunden aufgewendet als verrechnet zu haben. Rückendeckung erhielt sie auch vom Ausserrhoder Departement Bildung, das die Doppelfunktion zwar als «nicht ideal, aber zulässig, wenn sie zeitlich befristet und sachlich begründet ist», einstufte. Wahlen und Abstimmungen

Der als Jahrhundertabstimmung apostrophierte Urnengang vom 18. Januar brachte ein deutliches Verdikt darüber, wie die Appenzeller Bahnen künftig durch Teufen geführt werden. Mit 1565 Ja gegen 1058 Nein sprach sich der Souverän für eine doppelspurige Ortsdurchfahrt und damit gegen die um einiges teurere Tunnelvariante Bahnhof–Stofel aus. Der Entscheid fiel im Sinne des Gemeinderates und der Verantwortlichen der Appenzeller Bahnen aus. Die Stimmbeteiligung lag bei 58 Prozent. – Die Gesamterneuerungswahlen vom 12. April brachten einige Rochaden. Aus dem neunköpfigen Gemeinderat waren Martin Wettstein nach zehn und Daniela Leirer nach sechs Amtsjahren zurückgetreten. Um die beiden frei werdenden Sitze bewarben sich drei Kandidierende. Das Rennen machten Roger Stutz mit 1218 Stimmen und Martin Hofstetter mit 1212 Stimmen. Die bisherigen Gemeinderätinnen und -räte wurden, bei einem absoluten Mehr von 833, mit folgenden Stimmenzahlen bestätigt: Ursula von Burg (1608), Markus Bänziger (1569), Daniele Schiro (1539), Oliver Hofmann (1522), Susanne Lindemann-Zeller (1465), Walter Grob (1191), Martin Ruff (1180). Als Gemeindepräsident wurde bei einem absoluten

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Mehr von 698 Walter Grob mit 1036 Stimmen gewählt. Auf Vereinzelte entfielen 358 Stimmen. Aus dem Kantonsrat lagen die Rücktritte von Richard Wiesli nach 16, von Reto Altherr nach 12 und von Christian Meng nach sechs Amtsjahren vor. Weil Teufen in der kantonalen Legislative neu über sieben Sitze verfügt, mussten vier Kandidierende neu gewählt werden. Urs Alder (1346 Stimmen), Patrick Kessler (1172), Oliver Schmid (1169) und Peter Zeller (1021) ergänzen zu den Bisherigen Monica Sittaro-Hartmann (1409), Edgar Bischof (1354) und Walter Grob (1289) die Teufner Deputation in Herisau. Das absolute Mehr lag bei 833. In die Geschäftsprüfungskommission, aus der Michael Steiner zurückgetreten war, wurden gewählt (absolutes Mehr 782): Willi Staubli (neu, 1528 Stimmen), Rolando Zanotelli (1502), Markus Rothmund (1474), Beat Bachmann (1452) und Christian Ehrbar (1442). Letzterer sah sich als GPK-Präsident mit 1309 Stimmen bestätigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 38,4 Prozent. – Mit 1740 Nein gegen 1007 Ja lehnten die Stimmberechtigten Mitte Oktober einen Projektierungskredit von 1,2 Mio. Franken für ein neues Sekundarschulhaus im Landhaus-Areal ab. Vor der Abstimmung waren namentlich die als zu hoch veranschlagten Kosten für den Neubau von 28,6 Mio. Franken in die Kritik geraten. Die Stimmbeteiligung lag bei 64,5 Prozent. – Am letzten November-Wochenende bemühten sich 33 Prozent der Stimmberechtigten an die Urne, um dem Voranschlag 2016 mit 1325 Ja gegen 170 Nein ihren Segen zu erteilen. Industrie und Gewerbe

In Niederteufen eröffnete im Frühjahr Sihmehmet Altun das Diamant Imbiss-Bistro mit türkischen und italienischen Spezialitäten. – Auf den 1. Juli übergab Fredy Mosberger seinen 1973 eröffneten und damals noch im ehemaligen Hotel Bahnhof domizilierten Coiffeursalon an der Landhausstrasse seiner Tochter Andrea Mosberger. – Im Sommer übernahmen Patricia Höhener und Bülent Ersayan das Restaurant Schützengarten und führten es als gehobene Pizzeria und Speiserestaurant weiter. – Die Pa-

racelsus-Klinik in der Lustmühle konnte Mitte Juli ein neues, sechsgeschossiges Therapiehaus in Betrieb nehmen. Es erforderte Investitionen von 7 Mio. Franken und löste die bestehenden Platzprobleme (Abb. 2). Kultur und Vereine

Der Männerchor Tobel-Teufen wählte an seiner 110. Hauptversammlung Beat Graf zum neuen Präsidenten und damit zum Nachfolger von Walter Fässler, der das Amt elf Jahre lang inne gehabt hatte. Mit Beat Graf übernahm das jüngste Mitglied die Vereinsleitung. – Beim Einwohnerverein Niederteufen-Lustmühle gab es im März Grund zum Feiern. Die Hauptversammlung stand im Zeichen des 100-jährigen Bestehens des Vereins. Die Vereinsgeschichte soll in einer Chronik aufgearbeitet werden (Abb. 3). – In der Hecht-Remise zeigten im Mai Gisela Andres-Wagner aus St. Gallen und Ingrid Koss Staffa aus Waldstatt eine Auswahl ihrer Bilder. Beide waren sie ehemalige Schülerinnen des bekannten Kunstmalers Josef Eggler. – Im Zeughaus wurde Ende Juni die Ausstellung «Werken – Wandeln – Wirken» eröffnet. In deren Mittelpunkt stand das Werk des St. Gallers Ruedi Zwissler, Werber, Dekorateur, Grafiker, Typograph, Möbeldesigner und Ausstellungsgestalter in einer Person. – Die Compagnie Pas de Deux machte Teufen Anfang September an vier Tagen ihre Aufwartung. Auf dem Zeughausplatz präsentierte das Ensemble mit jungen Künstlern humorvolle Unterhaltung im Rahmen des Festivals «Teufen lacht» (Abb. 4). – Mit der erstmaligen Durchführung des «Gassefescht Teufen» am ersten September-Samstag landeten die Organisatoren von der Harmoniemusik einen Volltreffer. An vier Standorten traten über zwanzig Gruppen mit verschiedenen Musikstilen auf. – Eine szenisch-musikalische Lesung des Romans «Neue Vahr Süd» von Sven Regener boten in der Hechtremise im Oktober Diana Dengler und Marcus Schäfer vom Theater St. Gallen. Begleitet wurden sie von Willi Häne am Akkordeon. Eingeladen hatte die Lesegesellschaft. Bei ihr zu Gast war dann im November das Duo Clava, bestehend aus den Cel-

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listen Alain Schudel und Daniel Schaerer. Diesmal hiess es in der Hechtremise «Heute Abend: Zauberflöte! Grosse Oper für zwei Celli». – «50 Männer – ein Konzert» lautete das Motto der Veranstaltung, die im November den Männerchor Tobel Teufen und den Männerchor Harmonie Mels unter dem Dirigat von Benno Walser im Lindensaal zusammenführte. – Nach dreissigjährigem Bestehen und nach fast sechzig Konzerten gab die von Wilfried Schnetzler gegründete und in all den Jahren geleitete Bach-Kantorei Appenzeller Mittelland am 14. November ihr Abschlusskonzert in der Grubenmann-Kirche Teufen und tags darauf in der Andreas-Kirche Gossau. Zu Gehör brachte sie, begleitet vom Instrumentalensemble la fontaine, die «Vespra della Beata Vergine», die Marienvesper, von Claudio Monteverdi. Mit der Aufführung dieses Werks erfüllte sich Wilfried Schnetzler noch einen grossen persönlichen Wunsch (Abb. 5). – Das Neujahrsblatt 2016 der Lesegesellschaft gestaltete der Kunstschaffende und Fotograf Martin Benz. Ausgangspunkt war eine auf der Schäflisegg in Richtung Säntis gemachte Aufnahme. Kirchen

Im Rahmen der Reihe «Gespräche an der Kanzel» konnte Diakon Stefan Staub am Muttertag den früheren SBB-Chef Benedikt Weibel in der katholischen Kirche Teufen begrüssen. Am zweitletzten September-Sonntag war dann Divisionär Hans-Peter Kellerhals Gesprächsgast. – In der Katholischen Pfarrei Teufen-BühlerStein wurde im Herbst ein Projekt zur Linderung der Flüchtlingsnot in Nordirak lanciert. Es ging um das Sammeln von Kleidern, Schuhen, Matratzen, Spielsachen und Hygieneartikeln, die mit einem Hilfskonvoi im Frühjahr 2016 nach Nordirak gebracht werden sollten. – An der Kirchgemeindeversammlung der Evangelischen Kirchgemeinde stellte sich Simone Wirth als neue Jugendarbeiterin und Nachfolgerin von Markus Wellstein vor. In der Kivo entstanden nach den Rücktritten von Anna Regula Maurer und Claudia Weiler-Neff zwei Vakanzen.

Schulen

Die Schulleitungen von Teufen und von Niederteufen boten den Eltern im Frühjahr die Möglichkeit an, ihre Kinder für die 3. bis zur 6. Klasse in Niederteufen beschulen zu lassen. Grund für das Angebot war der Umstand, dass ab dem Schuljahr 2015/16 die Klassen in Teufen die maximale Grösse von 24 Kindern erreichen, jene in Niederteufen hingegen unterdotiert bleiben würden. Verschiedenes

Im März konnte im solothurnischen Schönenwerd das Schweizerische Zündholzmuseum eröffnet werden. Damit wurde dem letzten Willen des 1999 verstorbenen Teufners Konrad Nef Nachachtung verschafft. Er, der zeitlebens alles rund ums Zündholz sammelte, hatte sein Vermögen einer Stiftung vermacht mit der Auflage, damit ein Museum über das Zündholzwesen in der Schweiz zu realisieren. – Swissmedic ordnete im März in der Paracelsus-Klinik eine Hausdurchsuchung an. Anlass dazu gab der Verdacht, es gelangten punkto Anti-Aging illegale Zellpräparate zur Anwendung. Auch gegen die Dr. Schittenhelm Pharma GmbH lief ein gleiches Verfahren. – Ein Gesuch der «Anker»-Besitzerin Barbara Ehrbar-Sutter, den Stundenschlag der evangelischen Kirche zwischen 22 und 6 Uhr einzustellen und an Samstagen, Sonn- und Feiertagen auf das 6-UhrLäuten zu verzichten, wurde von den Gemeindebehörden zunächst abgelehnt. Auf ein Wiedererwägungsgesuch trat der Gemeinderat dann doch ein und verfügte, die Kirchenglocken ab November versuchsweise für ein halbes Jahr im Sinne der Gesuchstellerin verstummen zu lassen. Die für die Schaffung der technischen Voraussetzungen beauftragte Firma erstellte einen Chip mit dem aktualisierten Programm, das aber zunächst nicht funktionieren wollte. Totentafel

Am 19.  August verschied im 99. Lebensjahr Paul Studach-Hofstetter, ein im Dorfleben fest verankerter Teufner. Er hatte von seinem Vater

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Florian Studach die Fuhrhalterei übernommen und sie zu einem blühenden Car- und Transportunternehmen ausgebaut, das er 1980 seinem Sohn Paul übergab. Der Verstorbene nahm, mit wachem und mitunter auch mit kritischem Interesse, regen Anteil am dörflichen Geschehen. In immer wieder publizierten Aufzeichnungen hielt er fest, was ihn bewegte, und liess damit auch eine breitere Öffentlichkeit daran teilhaben. Auch als eifrigen Leserbriefschreiber kannte man Paul Studach. – Die Verstorbene Helen Spörri-Sigrist (4.  Dezember) wird im vorliegenden Jahrbuch-Heft bei den Nekrologen gewürdigt.

BÜHLER Gemeinde

Am letzten Juni-Samstag lud die Gemeinde zum Tag der offenen Bauwerke. Die Öffentlichkeit hatte namentlich Gelegenheit, die Wasserversorgung näher kennenzulernen. – Die Jungbürgerinnen und Jungbürger feierten ihren Eintritt in die politischen Rechte mit einem Besuch der Brauerei Locher in Appenzell und des Seilparks am Fuss des Kronbergs. Nach einer Besichtigung des Gemeindehauses bildete ein Nachtessen im «Ochsen» den Abschluss der Feier.

wird Bühler weiterhin von Hans-Anton Vogel (247) und Gilgian Leuzinger (229) vertreten; dies bei einem absoluten Mehr von 139. Ebenfalls bestätigt wurden die fünf Mitglieder der Rechnungs- und Geschäftsprüfungskommission (absolutes Mehr 146): Barbara Widmer Etter (293), Vreni Gmünder (292), Jacqueline Manser-Stöckli (292), Manfred Meier (290), Martin Waldburger (286). RGPK-Präsident bleibt Manfred Meier mit 284 Stimmen. Rund 30 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. – Die Jahresrechnung 2014 fand bei der Abstimmung vom zweiten Juni-Wochenende mit 383 Ja gegen 37 Nein Genehmigung. Die Stimmbeteiligung betrug 44,7 Prozent. – Der Voranschlag 2016 fand Ende November mit 242 Ja gegen 33 Nein Genehmigung. Dies bei einer Stimmbeteiligung von 27,8 Prozent. Industrie und Gewerbe

Die Elbau Küchen AG konnte im Frühjahr mit einem festlichen Anlass das 50-jährige Bestehen feiern. Die jubilierende, aus kleinen Anfängen herausgewachsene Firma ist der viertgrösste Küchenbauer in der Schweiz und beschäftigt in Bühler rund 80 Mitarbeitende. – Auf ein ausgesprochen grosses Echo stiess am zweiten Juni-Samstag der Tag der offenen Türen, den sechs Bühlerer Betriebe anboten. Einblick gewährten die Firmen Elbau-Küchen, Tisca Tiara – sie feierte gleichzeitig ihr 75-JahrJubiläum –, Sanwald Fahrzeugbau, Herbamed, Wahlen und Abstimmungen Brauerei Locher und Mineralquelle Gontenbad Mit den Rücktritten von Sandra Rechsteiner (Abb.  6). – Den zum vierten und letzten Mal nach acht und von Robert Heinrich nach sechs vergebenen Preis «PlusPlusAR», mit dem beAmtsjahren ergaben sich für die Gesamterneu- sonders familienfreundliche Arbeitsbedingunerungswahlen vom 12. April im Gemeinderat gen ausgezeichnet werden, erhielt für 2015 die zwei Vakanzen. Da sich auch nach intensiver Elbau Küchen AG. – Jakob Widmer regelte im Suche niemand für eine Kandidatur finden August die Nachfolge in seinem Betrieb, der liess, blieben die beiden Sitze unbesetzt. Die Schreinerei J. Widmer AG. Er übergab die Gebisherigen Ratsmitglieder wurden folgender- schäftsführung an den langjährigen Mitarbeimassen bestätigt (absolutes Mehr 113): Jürg ter Martin Graf. Engler (283 Stimmen), Katharina Grieder (270), Stefan Freund (270), Josef Anton Neff (263), In- Kultur und Vereine geborg Schmid (242). Als Gemeindepräsiden- Die Blue Monday Blues Band aus Österreich tin sah sich Ingeborg Schmid mit 218 Stimmen eröffnete im Januar den Reigen der Konzert(absolutes Mehr 135) bestätigt. Im Kantonsrat abende im Bogenkeller, mit denen der Blues-

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club Bühler den örtlichen Veranstaltungskalender das ganze Jahr über in regelmässigen Abständen bereicherte. – An der Hauptversammlung der Lesegesellschaft Bühler hielt Ruedi Steiner einen botanisch ausgerichteten Vortrag, in dem er unter dem Titel «Niemand war schon immer da» auf die Wanderbewegung der Pflanzen einging. – Im Alters- und Pflegeheim «Wohnen am Rotbach» zeigte Silvia Sonderegger-Inauen aus Oberegg sommersüber einen Querschnitt durch ihr malerisches Schaffen. – Brasilianischer Blues aus der Belle Epoque war im Mai im «3punkt» zu hören. Dargeboten wurde er vom Odeon Choro Quintett, einer aus Berufsmusikern zusammengesetzten Formation. – Auf Besichtigungstour in der Grubenmann-Ausstellung im Zeughaus Teufen weilte Ende Mai die Lesegesellschaft Bühler. Kurator Ueli Vogt gab Einblick in das Wirken der Grubenmänner. – Wetterglück trug dazu bei, dass das im Juli durchgeführte 11. Blues/ Rock-Openair bei der Fabrik am Rotbach ein Erfolg wurde. Fünf internationale Top-Formationen verfehlten ihre Wirkung auf das in grosser Zahl aufmarschierte Publikum nicht. – Mit einem Geschichtenabend wartete im August Esther Ferrari aus Urnäsch, die in ihren Kindheitsjahren oft in Bühler Ferien verbracht hatte, bei der Lesegesellschaft auf. Im Oktober nahm dann Marco Knechtle im Rahmen eines Vortrags die Mitglieder der Lesegesellschaft auf einen die Flurnamen in der Gemeinde ins Zentrum stellenden Rundgang mit. Sein Augenmerk richtete er insbesondere auf die Mikrotoponyme, die Namen von Kleinstsiedlungen. –

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Heidi Bieri aus Gais erhielt über das Jahresende hinaus Gelegenheit, im Altersheim am Rotbach ihre «Bilder aus der Seele» zu präsentieren. – Einen Abstecher in die evangelische Kirche Gais machte die Lesegesellschaft Bühler Ende November, um dort mit den Möglichkeiten einer Orgel vertraut zu werden. Orgelbauer Mathias Hugentobler hielt einen Vortrag mit dem Titel «Die Königin der Instrumente», den Organistin Elisabeth Sager musikalisch ergänzte. – An seiner Hauptversammlung im November lehnte der Einwohnerverein grossmehrheitlich den Antrag auf Auflösung des Vereins ab. Der Beschluss wurde nach einer regen Debatte gefällt. – Beim Bluesclub Bühler erfolgte ein Wechsel im Präsidium. An der Hauptversammlung gab das bisherige Präsidenten-Duo Heidi und Matthias Riedener das Amt an Corina Wüst und Andy Lehmann weiter. Kurz nach der HV setzte die Band «Dr. Nice feat. Malcolm Green» den Schlusspunkt hinter die 2015er Konzertreihe. – Das Appenzeller Kammerorchester und das Vokalensemble dodicivoci, beide unter der Leitung von Jürg Surber, konzertierten im Dezember gemeinsam in der evangelischen Kirche. Dargeboten wurden Werke von Antonio Vivaldi, Antonio Lotti, Johann Sebastian Bach und aus der Gregorianik. Kirche

Die Kirchgemeindeversammlung der Evangelischen Kirchgemeinde wählte den bisherigen Interimspräsidenten Marco Knechtle zum ordentlichen Präsidenten. In die Kirchenvorsteherschaft wurde Christoph Balsiger gewählt. –

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Im August konnte Elisabeth Sager auf ein Jubiläum besonderer Art zurückblicken. Seit vierzig Jahren versieht sie zuverlässig und mit Hingabe ihren Dienst als Organistin in der evangelischen Kirche. – Anfang August nahm Constanze Broelemann ihre Arbeit als Vikarin der Evangelischen Kirchgemeinde Bühler auf.

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GAIS Gemeinde

Die Tourismuskommission Gais entwickelte eine Wander- und Erlebniskarte, die im Frühjahr erschien. Gedruckt wurde sie in einer Auflage von 10  000 Exemplaren, die gedankliche Verschiedenes Arbeit dahinter leisteten Gabi Baez-Glunk und Im Jahr 2014 hatte Hobby-Paläontologe Dölf Werner Langenegger. – Im Februar entbrannte Biasotto aus Urnäsch an der Strasse zur Wis- eine Kontroverse um den Bau einer Lagerhalle segg hinauf einen versteinerten Nashorn-Schä- der Firma Rusch Erdbewegungen GmbH in der del entdeckt. Das mehrere Millionen Jahre alte Forren. Anstösser befürchteten eine Zunahme Fundobjekt kam Ende Mai als Dauerleihgabe von Immissionen und reichten Einsprache ein. in die Obhut des Naturmuseums St. Gallen, wo Die Bauherrin passte das Projekt in der Folge es ab Oktober 2016 im neuen Museumsge- an. – Stark interessiert zeigte sich die Bevölkebäude im Osten der Stadt für die Öffentlichkeit rung am zweiten Juni-Samstag an der Besichtieinsehbar wird. – Eine Interessengemeinschaft unter Führung von Peter Freund präsentierte im Sommer Pläne für eine präparierte Schlittel- Abbildungen 2015 in der Abfolge der Gemeinden piste zwischen der Eugst und der Chelle. – Am Alle Abbildungen stammen aus dem Archiv der Appenersten Samstag im September war Bühler zeller Zeitung (APZ). Durchführungsort für den «Guet druf Tag». Jung und Alt konnte einen Erlebnisparcours 1 Mittelland Im November trat der Gemeinderat Teufen wegen der Affäre um die Entschädigungen an einer mit zehn Posten absolvieren. – Im September öffentlichen Versammlung vor die Einwohnerschaft. erhielten Renata und Gustav Fitze vom Verein Drei Gemeinderäte kündigten ihren Rücktritt an. «Appenzellerhaus heute» den mit 10 000 Fran2 Teufen Sie freuen sich über das neue Therapiehaus der ken dotierten Anerkennungspreis für ihr 2008 Paracelsus-Klinik: Chefarzt Thomas Rau, Architektin errichtetes Mehrfamilienhaus in der Halten. Vreny Gross-Rindlisbacher, Klinik-CEO Wolfgang Haas Entworfen hatte das Haus Zimmermann Gus- (von links). tav Fitze. 3 Teufen Marion Frey und Daniela Buff stehen dem Einwohnerverein Niederteufen Lustmühle im Co-Präsidium vor. Dieser feierte 2015 sein hundertjähriges Bestehen. Die Compagnie Pas de Deux mit Alfons und Mam'zelle Lilly gab dem Festival «Teufen lacht» Profil.

4 Teufen

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gung des Ersatzbaus für die Wertstoffsammelstelle und den Lagerraum Atzgras sowie des sanierten Grundwasserpumpwerks. – Die Gaiser Jungbürgerinnen und Jungbürger besuchten anlässlich der Feier zu ihrem Eintritt in die Mündigkeit unter anderem das SAK-Kraftwerk Kubel. Im «Falken» fand das obligate Nachtessen statt. – Eine Schenkung der besonderen Art konnte der Gemeindrat Ende Oktober vermelden. Der 2014 verstorbene Johannes Zuberbühler und seine Ehefrau Margrithe Zuberbühler-Bachmann vermachten ihre 1290 Quadratmeter umfassende Liegenschaft Untere Buchen südlich der Stossstrasse samt Wohnhaus und Stall der Gemeinde. Wahlen und Abstimmungen

Die Gesamterneuerungswahlen vom 12. April brachten die nachfolgenden Ergebnisse. Gemeinderat (absolutes Mehr 408): Beat Signer (822), Ernst Koller (799), Urs Bosshard (798), Jaap van Dam (779), Andreas Winkler (777), Marlis Waldmeier (765), Markus Keiser (444, neu). Als Gemeindepräsident wurde Ernst Koller mit 693 Stimmen (absolutes Mehr 395) bestätigt. Kantonsrat (absolutes Mehr 408): Beat Landolt (808), Peter Meier (793), Silvia Lenz (768), Jaap van Dam (450, neu). Rechnungsund Geschäftsprüfungskommission (absolutes Mehr (406): Robert Heim (818), Martin Frischknecht (816), Joachim Bühler (816), Werner Brändli (808), René Ebneter (801). Mit 779 Stimmen wurde Martin Frischknecht zum RGPK-Präsidenten gewählt. Die Wahlbeteiligung lag zwischen 37 und 39 Prozent, je nach

Behörde. – Im Verhältnis von 638 Ja zu 31 Nein hiess der Souverän bei einer Stimmbeteiligung von 30,5 Prozent Ende November den Voranschlag 2016 gut. Industrie und Gewerbe

Im einstmals als Konsum und später als Denner-Satellit geführten Laden im Haus «Neuer Ochsen» am Ostrand des Dorfplatzes vollzog sich im Februar eine Neuausrichtung. Fortan wird der Laden als Spar-Supermarkt betrieben. Betriebsleiter ist Markus Egli. Hans Holderegger, der bisher den Spar-Supermarkt geführt hatte, übernahm von Hugo Sturzenegger den Rotbach-Taxi-Betrieb. – Im November schloss der zwischen Gais und dem Stoss gelegene «Sternen» seine Türen. Ursula und Martin Zwyssig hatten den Betrieb, der sich als einziger im Appenzellerland mit dem Label «Swiss-FamilyHotel» schmücken durfte, 21 Jahre lang geführt. – Nach 34-jähriger Tätigkeit für die UBS trat Richard Hofer, der Leiter der Geschäftsstelle Gais, Ende November in den vorzeitigen Ruhestand. – Ende Jahr wurde bekannt, dass die von Bruno Geiger seit 1983 geführte Bahnhof-Drogerie erhalten bleibe. Mit Petra und Simon Hermann, welche sie auf April 2016 übernahmen und zusätzlich eine Naturheilpraxis integrierten, konnten Nachfolger gefunden werden. Kultur und Vereine

Einen schmissigen Auftakt zum Jahresprogramm der Kulturbühne Gais bestritt im Januar der Hitzige Appenzeller Chor. Der in mancher Hinsicht unkonventionelle Auftritt im Kronen-

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saal stiess beim zahlreichen Publikum auf begeisterte Resonanz. – Mit diversen Anlässen, verteilt auf das ganze Jahr, beging die Musikgesellschaft Gais ihr 125-jähriges Bestehen. Es begann im Januar mit einer Eis-Disco und fand im Mai eine Fortsetzung mit einem Seifenkistenrennen. Ein Sommernachtsfest im Juni mit der Talentshow «Gais sucht den Superstar», eine Metzgete im September und ein Lottomatch im Oktober rundeten das Programm ab. – Erfolglos blieb beim Reitverein Gais und Umgebung die Suche nach einer Person, die das Präsidium übernehmen sollte. An der Hauptversammlung hatte Präsidentin Monika Seitz nach 20 Jahren Vorstandstätigkeit demissioniert. – Der Männerchor Frohsinn konnte sein 125-jähriges Bestehen feiern. Er tat dies Anfang Februar mit einem Unterhaltungsanlass im Oberstufenzentrum Gais, bei dem das Jodelquartett Säntis als Gast auftrat und ein Schwank auf den gesanglichen Teil folgte. Ende Oktober rundete dann ein Jubiläumskonzert in der evangelischen Kirche, bei dem auch andere Formationen mitwirkten, das Feiern des Geburtsjahrs ab (Abb.  7). – Beim Frauenturnverein Gais löste Cornelia Gmünder die nach sechs Jahren zurücktretende Anneliese Mösli als Präsidentin ab. – Im Schosse der Ausstellung mit Werken von Christian Kathriner fand im März im Museum Gais ein Künstlergespräch mit Kurator Ueli Vogt vom Grubenmann-Museum Teufen statt. – Obwohl es an der Hauptversammlung des Männerchors Frohsinn zunächst danach ausgesehen hatte, als könne das vakante Präsidium noch nicht besetzt werden,

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ergab sich schliesslich doch eine Lösung. Martin Riegg erklärte sich spontan bereit, das Amt zu übernehmen. – In seinem Appenzellerhaus im Kehr gab der Musiker Markus Dürrenberger im Mai drei Atelierkonzerte. Nebst Werken aus Klassik und Jazz interpretierte er auch eigene Kompositionen. – Im Hinblick auf das Schweizer Gesangfest in Meiringen fand am zweiten Mai-Samstag in der evangelischen Kirche Gais ein von Expertenseite beurteiltes Konzert mit einigen Chören aus dem Appenzellerland statt. – Der aus Ostfriesland stammende Bestseller-Autor Klaus-Peter Wolf, bekannt vor allem durch seine Kriminalgeschichten, war im Mai für eine Lesung bei der BiblioGais zu Gast. – Die Kulturbühne Gais war im Mai Organisatorin des Auftritts von Schauspielerin Sarah Huismann im Kronensaal. Sie verkörperte im Stück «Das grüne Seidentuch» vier Frauen aus vier Generationen (Abb.  8). – Das Hans-

Abbildungen

Die Bach-Kantorei mit Dirigent Wilfried Schnetzler bei den Proben vor ihrem letzten Konzert.

5 Teufen

Tafeln am Ortseingang machten auf den Tag der offenen Türen in sechs Bühlerer Betrieben aufmerksam.

6 Bühler

7 Gais Der Männerchor Frohsinn feierte mit Konzert und Schwank sein 125-jähriges Bestehen. 8 Gais Schauspielerin Sarah Huismann gastierte im Mai bei der Kulturbühne Gais und verkörperte mit ihrem Stück vier Frauen aus vier Generationen. 9 Gais Szene aus dem Musical «Piratical», das im eigens hierfür eingerichteten Depot der Appenzeller Bahnen aufgeführt wurde.

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Krása-Quartett aus Prag konzertierte am zweiten Mai-Sonntag in der evangelischen Kirche. Es interpretierte Werke von Antonín Dvoˇrák, Franz Xaver Richter und Hans Krása. – Die Mitglieder der Kulturbühne erhielten im Juni Gelegenheit, in der Künstlerwerkstatt von Albert Oehlen in Bühler hereinzuschauen. – Im Depot der Appenzeller Bahnen gelangte im August und September unter beträchtlichem Aufwand das im Schosse des Chors Gais entstandene Musical «Piratical» zur Aufführung. In 19 Vorstellungen ging das von Reto Wiedenkeller inszenierte Musical mit schöner Resonanz über die Bühne. Die Musik hatte Michael Schläpfer, Dirigent des Chors Gais, arrangiert. Rund 50 Sängerinnen und Sänger sowie die 35-köpfige Camerata Salonistica wirkten mit (Abb.  9). – Eine Lehrstunde in Handwerksgeschichte am Beispiel der Appenzeller Mühlen erlebten die Mitglieder der Kulturbühne Gais mit Historiker Thomas Fuchs in der Lochmühle. Bekanntschaft schliessen konnten sie dort ausserdem mit Werken der Künstlerin Carmela Inauen. – Der europäische Tag des Denkmals fand auch in Gais seinen Niederschlag. Kantonsbibliothekarin Heidi Eisenhut wies im Ortsmuseum auf die einstige Bedeutung der Molkenkuren für Gais hin. Holzbauingenieur Paul Grunder und der Ausserrhoder Denkmalpfleger Fredi Altherr gingen auf die Besonderheiten ein, die es bei der Renovierung des Hauses am Dorfplatz 12 zu beachten galt. – Ein Saxophonkonzert der Extraklasse erlebten die Mitglieder der Kulturbühne am letzten September-Sonntag. Dargeboten wurde es in der evangelischen Kirche

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vom Quartett «Saxoiseaux». – Freudentag für die Stiftung BiblioGais: Am letzten OktoberWochenende konnte sie im Stall des Hauses Hohl an der Schulhausstrasse 5 neugestaltete Räumlichkeiten ihrer Bestimmung übergeben. Möglich geworden war die Realisierung dieses Projektes dank der Grosszügigkeit einer Spenderfamilie und des Einbezugs der Gemeinde als Besitzerin der Liegenschaft, die den bisher als Lagerraum genutzten Stall der Bibliothek im Baurecht überliess. Nebst der Bibliothek fand auch die Ludothek eine neue Bleibe. Kurz nach der Eröffnung der BiblioGais war mit Hanna Johansen eine Autorin für eine Lesung zu Gast (Abb. 10). – Im November war der aus Argentinien stammende Cellist Franciso Obieta mit seinem Trio bei der Kulturbühne Gais zu Gast und führte in die Tangomusik ein. – Der lange Zeit in Gais wohnhaft gewesene Schriftsteller Heinrich Kuhn erhielt im November für sein Gesamtwerk einen der vier Förderungspreise der Stadt St. Gallen. – Im Museum am Dorfplatz wurde im November eine Sonderausstellung unter dem Titel «Hans Schweizer in der Sammlung Susann und Ernst Rohner» eröffnet. Sie vereinigte Bilder Hans Schweizers mit Aquarellen und Zeichnungen des verstorbenen Niederteufner Arztes Ernst Rohner, der im Lauf der Jahre eine umfangreiche Sammlung mit Werken des Gaiser Künstlers aufgebaut hatte. – Auch die 17. Auflage der Künstlerkarten-Ausstellung von Ende November in der AB-Haltestelle Strahlholz fand grosse Beachtung. Gezeigt wurden gegen 300 bemalte Karten. – Anlässlich des Adventskonzerts in der

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evangelischen Kirche, das dank des zehnjährigen Bestehens des Adventsmarktes zum Jubiläumskonzert wurde, brachte der Gaiser Pianist Markus Dürrenberger sein Werk «Gääser Luft» zur Uraufführung. Das Konzert bot auch den passenden Rahmen für die Übergabe des Präsidiums in der Arbeitsgruppe Adventsmarkt von Fernando Ferrari zu Beat Signer.

530 Teilnehmende aus der ganzen Schweiz fanden sich im Oberstufenzentrum ein, um sich in verschiedenen Vorträgen mit nützlichen Verhaltensregeln vertraut zu machen. – Die Katze als Motiv stand im Mittepunkt einer Ausstellung im Spätsommer. Silvia Hagmann aus Arbon zeigte über fünfzig Bilder von grösstenteils «tierischem» Gehalt. – Mit Bildern in Öl und Bleistift, die alle den Menschen ins Zentrum Kirchen rücken, bestritt Stefan Kühne aus Herisau zum An der ordentlichen Kirchgemeindeversamm- Jahresende eine Ausstellung in den Klinikräulung der Katholischen Kirchgemeinde Gais von men. Ende März wurde Kathrin Brülisauer als Nachfolgerin von Aktuarin Ruth Zwicker in den Kirchenverwaltungsrat gewählt. – Nach wie vor nicht besetzt werden konnte das Präsidium der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Gais. An der Kirchhöri im April musste Vizepräsidentin Regula Ramseyer diese betrübliche Tatsache verkünden. Nichtsdestotrotz gab sie be- Abbildungen kannt, dass die Kivo eine Renovation der Kir10 Gais Bibliothek und Ludothek Gais sind jetzt in neuche an die Hand nehmen wolle. gestalteten Räumlichkeiten des Hauses Hohl unterKlinik

«Meer und mehr» betitelte Elisabeth Gubler aus Lustmühle die zum Jahresbeginn laufende Ausstellung. Sie zeigte vor allem Landschaftsbilder. – Gertrud Eberle aus Wittenbach und Erika Wachter aus Balgach waren im Frühjahr mit Bildern in Acryl- und Mischtechniken zu Gast. – Der Gossauer Alfred Hersche präsentierte im Juni und Juli Aquarelle und Kreidezeichnungen mit appenzellischem Einschlag. – Einmal mehr einen Grossaufmarsch registrierte man beim Herzpatientenseminar im Juni.

gebracht. Im September eröffnete das Biozid-Unternehmen Reckhaus AG in Gais die erste Insekten-Ausgleichsfläche der Schweiz.

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Gemeindepräsident Peter Langenauer schneidet das Eröffnungsband zum renovierten Buchensaal durch. Gemeinderat Fredy Zünd assistiert, flankiert von den beiden Architekten Manuel und Andreas Bänziger.

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Hermi Widmer, Ideengeber und Projektleiter von «Speicher Krea(k)tiv».

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Gertraud Kaeser präsentiert anlässlich der letzten Ausstellung in ihrer Galerie Speicher ein Werk ihres verstorbenen Ehemanns Jules A. Kaeser.

14 Speicher

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Verschiedenes

Das Bundesamt für Energie verlieh Anfang Jahr den «Watt d’Or» für aussergewöhnliche Leistungen im Energiebereich in der Kategorie Gesellschaft an eine Reihe von Bündner Hotelbetrieben. Diese hatten sich unter dem Namen «Leuchtturm» eine Reduktion des CO2-Austosses zum Ziel gesetzt. Massgeblichen Anteil an der Verwirklichung des Vorhabens hatte der Gaiser Energieberater und Elektro-Ingenieur Holger Papst. – Im Juni zog die Wohngemeinschaft der Stiftung ComViva vom zu klein gewordenen Haus in der Zwislen ins Paula-Koller-Haus ein. Damit fanden elf Menschen mit geistigen, psychischen und körperlichen Beeinträchtigungen eine neue Bleibe. Ende August stieg dann ein Einweihungsfest. – Auf ihr zehnjähriges Bestehen konnte im Mai die Computeria im Altersheim zurückblicken. Die Institution, welche Seniorinnen und Senioren die Scheu vor dem Computer nehmen will, war seinerzeit von Ecky und Anna Büntig gegründet worden. – Auf Vermittlung von Christina Amrein, die in Gais aufwuchs und dann in die Westschweiz auswanderte, weilten Anfang Juni zwei Schulklassen aus dem waadtländischen Blonay in Gais. Bei lokalen Gewerbebetrieben konnten 33 Schülerinnen und Schüler an zwei Tagen ein Praktikum absolvieren. – Prominenten Besuch erhielt das 86. Stoss-Schiessen von Ende August. Zu Gast war Bundesrat Ueli Maurer. – Für eine keineswegs mehr selbstverständliche Firmentreue wurde Zimmermann Jakob Graf geehrt. Nach 47-jähriger Tätigkeit bei der Firma Frehner Holzbau AG wurde ihm anläss-

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lich seines Übertritts in den Ruhestand ein schönes Abschiedsfest bereitet. – Der Gaiser Simon Heim wurde Ende August an der Ostschweizer Bildungs-Ausstellung OBA in St. Gallen als bester Konstrukteur-Lehrabgänger der ganzen Ostschweiz geehrt. – Die Firma Reckhaus eröffnete Anfang September die erste Insekten-Ausgleichsfläche der Schweiz. Eine nicht genutzte Dachfläche von 500 Quadratmetern wurde vom Trogner Biologen Stephan Liersch in ein Naturreservat umgestaltet und bietet Insekten fortan eine Heimat. Das Besondere daran: Die Firma Reckhaus produziert grundsätzlich Insektenvernichtungsmittel, will nun aber mit der Errichtung einer InsektenAusgleichsfläche eine Kompensation schaffen. Dafür erhielt sie im November den Schweizer Ethikpreis (Abb.  11). – Eine Ehrung erfuhr im September der Gaiser Fabian Ritter. Er war Projektleiter von «Avadis», einem realitätsbezogenen Marktforschungs-Projekt, das an der Fachhochschule St. Gallen mit dem «WTT Young Leader Award 2015» ausgezeichnet wurde. – Zum vierten Mal ging im November im Oberstufenzentrum das Schlagerfestival über die Bühne. Gegen 1500 Besucherinnen und Besucher fanden Gefallen an den Darbietungen rund um Stargast Nik P.

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wählt wurden Daniel Bühler mit 705 und Roland Fischer mit 633 Stimmen. Für den Gemeinderat, aus dem Franz Knechtle nach 15 Gemeinde und Maya Boppart nach vier Amtsjahren zuVerärgerung machte sich breit, als Anfang Jahr rückgetreten waren, ergab der Urnengang folbekannt wurde, dass der Kanton das UBS- gendes Ergebnis (absolutes Mehr 460): Claudia Bankgebäude, in dem früher die Appenzelli- Neff Koller (1045 Stimmen, neu), Marianne sche Kantonalbank domiziliert war, entgegen Scheuss (1028), Fredy Zünd (1006), Peter Laneines Versprechens an den Meistbietenden genauer (995), Thomas Christen (966), Heinz verkauft hatte. Aus Sicht des Gemeinderates Naef (960). Der siebte Sitz blieb einstweilen unwurde damit einstweilen ein zukunftsweisen- besetzt, da Samuel Lanker, dessen Kandidatur des Gesamtprojekt namens «Tilia» in jenem erst kurz vor dem Urnengang bekannt geworDorfbereich vereitelt. – Der am 25. März 2014 den war, mit 100 Stimmen unter dem absoluten verstorbene Giuseppe Kaiser, der ab 2002 in Mehr blieb. Als Gemeindepräsident wurde PeSpeicher gelebt hatte, hinterliess der Gemeinde 100 000 Franken für soziale Zwecke, wie im April bekannt wurde. Der grosszügige Vermächtnisgeber aus Winterthur hatte es vom Adoptiv- Abbildungen kind bis an die Spitze von international tätigen 15 Speicher 15 Jahre der Kleinkultur verpflichtet: Elsbeth Unternehmen geschafft. – Am dritten Samstag Gallusser und Peter von Tessin vom Ess- und Kleintheaim September konnte der sanierte Buchensaal ter «Kul-tour» auf Vögelinsegg. wieder seiner Bestimmung übergeben werden. 16 Trogen Dorothea Altherr, die neue Trogner GemeindeZur Einweihungsfeier war die ganze Bevölke- präsidentin, empfängt die Glückwünsche ihres Amtsvorrung eingeladen. Verschiedene Vereine traten gängers Niklaus Sturzenegger. im neuen, heller gewordenen Saal auf. Dort 17 Trogen Modell des einstigen, zu Wohnzwecken umgefand abends ein Bankett statt (Abb. 12). nutzten Cornelia-Gebäudes im Trogner Gfeld.

SPEICHER

Wahlen und Abstimmungen

Bei den Gesamterneuerungswahlen vom 12. April galt es, nach dem Tod von Ivo Müller und dem Speicher zusätzlich zugeteilten Sitz im Kantonsrat fünf Personen zu wählen. Bei einem absoluten Mehr von 493 erhielten die Bisherigen Jean-Claude Kleiner 1034, Judith Egger 1005 und Anna Eugster 943 Stimmen. Neu ge-

Kantonsschüler Jonas Jud aus Trogen: Beginn einer Sängerkarriere?

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Werke von begabten Menschen mit Behinderung: Die mit dem Trogener Kunstpreis 2015 ausgezeichneten Bilder.

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«Hochstapler Klein – Catch Me If You Can», ein Musical der Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Trogen-Wald-Rehetobel, wurde in der Aula der Kantonsschule aufgeführt.

20 Trogen

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ter Langenauer mit 928 Stimmen (absolutes Mehr 524) bestätigt. In der Geschäftsprüfungskommission ergaben sich keine Änderungen. Gewählt wurden (absolutes Mehr 532): Armin Bundi (1069), Hanni Brogle (1057), Daniel Bühler (1057), Wolfgang Weimer (1056) und Thomas Flückiger (1052). Präsident bleibt Daniel Bühler mit 1014 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 36 Prozent. – In einem zweiten Wahlgang wurde am 10. Mai die noch offene Vakanz im Gemeinderat behoben. Der Souverän wählte Natalia Bezzola Rausch bei einer Wahlbeteiligung von 36,7 Prozent mit 489 Stimmen zum siebten Mitglied der Gemeindeexekutive. Auf die beiden weiteren Kandidaten Samuel Lanker und Jürg Zürcher entfielen 324 beziehungsweise 285 Stimmen. – Deutliche Zustimmung fand Ende November der Voranschlag 2016. 910 Ja gegen 65 Nein lautete das Ergebnis bei einer Stimmbeteiligung von 32 Prozent. Industrie und Gewerbe

Anfang Jahr übernahm Alfred Inauen von Jürg Künzli die Dorfgarage in der Wies. Der gelernte Automechaniker mit Weiterbildung in Automobildiagnostik und Werkstatt-Koordination war bereits 16 Jahre in der Dorfgarage tätig gewesen. – Nach einer umfassenden Sanierung konnte Mitte März das Gasthaus Krone wieder eröffnet werden. Mit dem früheren Bankier Konrad Hummler als Investor eröffnete sich die Möglichkeit, in das über 300 Jahre alte Gasthaus einen modernen Betrieb mit Tagescafé, Speiserestaurant, Hotelzimmern und Seminarräumlichkeiten zu integrieren.

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Kultur und Vereine

Beim Frauenturnverein gab es einen Wechsel im Präsidium. Claudia Vogel trat nach fünf Jahren zurück. Zu ihrer Nachfolgerin wählte die Hauptversammlung Kathrin Lenggenhager. – Die Sonnengesellschaft begann ihren Veranstaltungsreigen im Februar mit einer Besichtigung des einstigen Frauenklosters St. Katharinen in St. Gallen. – Das Jodelchörli führte am letzten Samstag im Februar in der evangelischen Kirche ein Unterhaltungskonzert unter dem Motto «Vier Johreszyte» durch. Dabei trat erstmals das von Werner Falk geleitete GoofeChörli öffentlich auf. – Im März wurde das Projekt «Speicher Krea(k)tiv» lanciert. Es sollte Einzelpersonen, Vereine, Firmen, Hausgemeinschaften, Familien und Quartiere dazu animieren, sich Gedanken zum Thema «9042 Speicher» zu machen und diese auf einer Leichtstoffplatte umzusetzen. Die Idee mit der Absicht, sie für Kunst am Bau einzusetzen, entwickelte Hermi Widmer, Mitglied der Kulturkommission (Abb.  13). – Zeichnerische und malerische Auseinandersetzungen in diversen Themenfeldern – unter diesen Vorzeichen gastierte Werner Meier aus Trogen mit einer Auswahl seiner Arbeiten im April und Mai in der Galerie Speicher. – Die Sonnengesellschaft veranstaltete Ende April einen Salonabend beim Musiker und Regisseur Pierre Massaux. Der Gastgeber ging auf sein Verhältnis zu Ludwig van Beethoven und auf seine Umsetzung von schwierigen Themen für sein «Théatre du Sacré» ein. – Im Museum für Lebensgeschichten gab es über den Sommer Arbeiten von Ros-

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witha Merz zu sehen. Die Ausstellung unter dem Titel «Schöpfen durch Schöpfen» war die letzte, die Elisabeth Keller-Schweizer kuratierte. Nach zehn Jahren gab sie ihre Aufgabe in andere Hände. – «Ladysitter» war der Titel des Lustspiels, mit dem das isaz-theater Speicher im Mai sein Publikum unterhielt. Wegen der Sanierungsarbeiten im Buchensaal fanden die Aufführungen im evangelischen Kirchgemeindehaus statt. – Fast vier Jahrzehnte lang hatten Gertraud und Jules A. Kaeser mit der Galerie Speicher im Erdgeschoss ihres Hauses vielen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform geboten. Im Juni schloss die Galerie ihre Türe mit einer Ausstellung von Werken des unterdessen verstorbenen Jules A. Kaeser (Abb. 14). – Das Ess- und Kleintheater «Kul-tour» auf Vögelinsegg konnte im Juni das 15-jährige Bestehen feiern. Den Jubiläumsabend bestritt die TangoFormation Sur um den Kontrabassisten Francisco Obieta (Abb. 15). – Ende Oktober wurde im Museum für Lebensgeschichten eine von Martina Obrecht kuratierte Ausstellung eröffnet, die dem Wirken des 1992 verstorbenen Ernst Graf gewidmet war. Er hatte als Dirigent den Musikverein Speicher zu einem der schweizweit besten Musikkorps in Brass-BandBesetzung geführt und mit ihm grosse Erfolge einheimsen können. Sein Engagement für die Brass Band gründete in einem mehrjährigen Aufenthalt in Nordirland. Auf die Ausstellung hin erschien eine von Martin Hüsler verfasste Lebensgeschichte über Ernst Graf mit dem Titel «Musik muss Seele haben...!» – Leo Graf, Adrian Niedermeier, Sven Bischof, Luca Zellweger,

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Rouven Niedermeier und Yannic Krayss, sechs Jugendliche aus Speicher, taten sich zum Team «Fresh Frames» zusammen und produzierten in ihrer Freizeit Kurzfilme. Mit «Offline» nahmen sie am Jugendprojektwettbewerb der Kantone St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden teil, gewann den vierten Preis und qualifizierten sich damit für den Final des interregionalen Jugendprojektwettbewerbs. Ausserdem wurden zwei ihrer Arbeiten für den Ostschweizer Kurzfilmwettbewerb nominiert. – Beim Einwohnerverein Speicherschwendi gab es im November einen Wechsel im Präsidium. Nach zehn Jahren trat Yvonne Schmid zurück und übergab das Amt an Manuela Hof.

Abbildungen

Moderne Lernlandschaft im neuen Lernhaus der Gesamtschule Tipiti in Trogen.

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«Die Zauberflöte», aufgeführt in der Aula der Kantonsschule Trogen.

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Mit schwerem Gerät wurde die Strasse zwischen Trogen und Wald nach dem Erdrutsch vom 10. Januar 2015 geräumt.

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«Donnschtig-Jass»: Der Landsgemeindeplatz wurde zum TV-Studio.

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Die Alte Drogerie in Trogen dient nach Renovation und Umbau seit März 2016 als erstes Mehrgenerationenhaus der Ostschweiz.

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Gemeindechronik Mittelland

Kirchen

Bei der Katholischen Kirchgemeinde SpeicherTrogen-Wald kam es zu zahlreichen Wechseln in den massgebenden Gremien. Im Kirchenverwaltungsrat löste Christian Breitenmoser die nach acht Jahren demissionierende Heidi Bühler im Präsidium ab. Helene Loacker wurde neu in diese Behörde gewählt und ersetzt dort Avita Wenger. Im Pfarreirat erfolgte ebenfalls ein Wechsel an der Spitze. Simone Vial aus Trogen trat die Nachfolge von Maria Helfenstein an. Demissioniert hatten ausserdem Roland Büchel und Manuela Frisenna. Neu in den Pfarreirat, in dem zwei Sitze vakant blieben, wählte die Versammlung Silvia Vetsch. – Im Schosse der Katholischen Kirchgemeinde Speicher-Trogen-Wald und der Evangelischen Kirchgemeinde Speicher begann im September eine neue Veranstaltungsreihe mit dem Titel «Fokus – Werte in der Gesellschaft». Sie nimmt gesellschaftspolitische Themen auf. Erster Referent war HSG-Professor Silvano Moeckli, der sich der Frage «Droht ein Kollaps des Sozialstaates?» annahm und sie grundsätzlich verneinte.

Dem Anlass verliehen die Bobfahrer Beat Hefti und Alex Baumann eine prominente Note. – Aus Anlass ihres 100-jährigen Bestehens öffneten die St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke SAK Ende Oktober die Türen des im Dezember 2014 in Betrieb genommenen Holzkraftwerkes Wies. – Erstmals konnte der (g)wonder-Markt zur Einstimmung in die Advents- und Weihnachtszeit im umgebauten Buchensaal durchgeführt werden. 40 Ausstellerinnen und Aussteller präsentierten ihr grösstenteils handgemachtes Angebot. Totentafel

Ein Nachruf auf Hansjörg Rekade, verstorben am 22. Juli, wurde im 142. Heft der Appenzellischen Jahrbücher veröffentlicht. Bruno Burtscher, verstorben am 18. Dezember, wird in der vorliegenden Ausgabe bei den Nekrologen gewürdigt.

TROGEN

Verschiedenes

Gemeinde

Pfadi und Jubla Speicher beteiligten sich am zweiten September-Wochenende an der schweizweit durchgeführten Aktion «72 Stunden». Sie kochten an drei Tagen auf dem Dorfplatz und liessen das mit der Abgabe der Speisen gesammelte Geld einem Hilfswerk zukommen. – In den Räumlichkeiten der Gärtnerei Schläpfer eröffnete Sandra Gschwend Anfang Oktober eine neue Kinderkrippe mit dem Namen «Chinderwelt». Eine gleiche Institution führt sie bereits in Niederteufen. – Der zum siebten Mal vergebene und mit 5000 Franken dotierte Förderpreis der Ersparniskasse Speicher ging an die Pfadfinderabteilung Speicher. Die Übergabe erfolgte im Rahmen der Eröffnung des sanierten Buchensaals. – Im Oktober lud die Sportkommission zum zweiten Mal zu einem Abend des Sports in den Buchensaal ein. Sie zeichnete elf Sportlerinnen und Sportler aus der Gemeinde für ihre Leistungen aus.

Anwalt Tim Walker hatte im Zusammenhang mit den Gesamterneuerungswahlen vom 12. April vor dem Urnengang eine Stimmrechtsbeschwerde beim Regierungsrat erhoben. Er monierte, dass die bisherigen Kantonsräte dank der Abgabe von amtlichen Wahlzetteln, auf denen ihre Namen aufgedruckt waren, einen unzulässigen Vorteil gehabt hätten. Das Wahlergebnis fiel so aus, dass Niklaus Sturzenegger 482 und René Langenegger 372 Stimmen erhielten, der neu kandidierende Jens Weber deren 368, womit er als überzählig aus der Wahl fiel. Im Wahlbüro waren die Wahlzettel aufgrund des knappen Resultates zweimal ausgezählt worden. Nachdem der Regierungsrat die Stimmrechtsbeschwerde abgelehnt hatte, zog sie Tim Walker ans Obergericht weiter. Dieses hiess sie Beschwerde gut, so dass es im Oktober zu einem neuen Wahlgang für die beiden Sitze im Kantonsrat kam.

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Wahlen und Abstimmungen

Anfang Februar wurde bekannt, dass sich Dorothea Altherr um das Amt des Gemeindepräsidiums bewerbe, das seit 2007 der demissionierende Niklaus Sturzenegger innehatte. Die frühere Frau von Ständerat Hans Altherr gehörte dem Gemeinderat bereits zwischen 1997 und 2002 an, bevor sie nach Frankreich übersiedelte und ein kleines Landschloss als Gästehaus führte. Sie entschloss sich in der Folge, wieder nach Trogen zurückzukehren. Bei den Gesamterneuerungswahlen vom 12. April lag dann Dorothea Altherr mit 463 Stimmen deutlich vor ihrem Gegenkandidaten René Langenegger, der auf 220 Stimmen kam (Abb. 16). In den Gemeinderat wurden weiters gewählt (absolutes Mehr 337): Monika Sieber (684), Annelies Schmid (675), Marc Fahrni (667), Daniela Heyer (643), Rita Schläpfer (643), Urs Niederer (640). In den Kantonsrat wählte der Trogner Souverän bei einem absoluten Mehr von 322 Niklaus Sturzenegger (482) und René Langenegger (372). In die Geschäftsprüfungskommission wurden Rainer Lentes (659), Daniel Minneci (648, neu) und Stefanus Bertsch (635, neu) gewählt; dies bei einem absoluten Mehr von 326. Als GPK-Präsident sah sich Rainer Lentes mit 362 Stimmen bestätigt. Gewählt werden musste schliesslich auch die Schulkommission. Sie besteht aus Daniel Tapernoux (665), Peter Niedermann (663), Andrea Thalmann (657) und Barbara Knöfler (620); Präsidentin der Schulkommission ist Gemeinderätin Monika Sieber (376). Die Kampfwahl um das Gemeindepräsidium generierte eine relativ hohe Wahlbeteiligung von 57,8 Prozent. – Aus dem dank eines Rekurses fällig gewordenen zweiten Wahlgang für den Kantonsrat ging der bisherige Niklaus Sturzenegger mit 634 Stimmen als Sieger hervor. Gewählt wurde sodann Jens Weber mit 469 Stimmen, der beim ersten, nachträglich als ungültig erklärten Wahlgang noch als überzählig aus der Wahl gefallen war. Sein Kontrahent René Langenegger, der bisher im Kantonsparlament sass, kam auf 349 Stimmen und wurde damit abgewählt. – Mit 290 Ja gegen 53 Nein winkten Ende November 28,2

Prozent der Stimmberechtigten den Voranschlag 2016 durch. Industrie und Gewerbe

Für das ehemalige Cornelia-Gebäude im Gfeld tauchten im März neue Nutzungspläne auf. Da es als Gewerbegebäude nur unzulänglich genutzt wurde, kreierte das St. Galler Architekturbüro Archplan AG ein Projekt mit 14 modernen Atelierwohnungen (Abb. 17). – Nachdem er einige Zeit geschlossen war, eröffnete Sadik Cuya den Kiosk am Bahnhof Trogen neu unter dem Namen «Bahnshop-Kiosk-Trogen». Kultur und Vereine

Im Mai nahm der 18-jährige Jonas Jud aus Trogen in der Sparte Gesang am Final des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs in Lugano teil. Der in der Basslange singende Kantonsschüler hatte zuvor an der Entrada in Winterthur den 1. Platz im klassischen Gesang gewonnen (Abb. 18). – In der Rab-Bar stellte ab August der früher in Trogen wohnhaft gewesene und im vorgerückteren Alter noch ausgebildeter Fotograf gewordene Peter Käser Bilder aus Tansania aus. – Das Projekt «Jahrhundert der Zellweger», das von der Gemeinde Trogen und der Kantonsbibliothek geleitet wird und den Dorfkern von Trogen mittels Audioführungen, Häusertafeln und einer Website für Interessierte zugänglich macht, erfuhr Anfang September eine Erweiterung, indem es um eine vierte Hörspur ergänzt wurde. Sie nimmt sich des Themas «Textilhandel und Religion» an und führt mittels eines Hörrundgangs in die Kirche und ins neugeschaffene Textilfoyer im Gemeindehaus. – Ende Oktober stellte der deutsche Arzt Daniel Meyer bei der Kronengesellschaft sein Projekt «Fousa» vor. Dieses will Menschen in einer ländlichen Region von Kenia das Leben etwas erleichtern. – Mit einem neuen, aus eigenen Kräften entwickelten Stück wartete der Theaterverein hoistock Trogen im Herbst auf. In der Turnhalle Niederen brachte er «Hotel Belvédère» auf die Bühne. – «In stiller Nacht» lautete der Titel des Programms, mit dem der Tablater Konzertchor unter Ambros Ott im No-

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Gemeindechronik Mittelland

vember in der Kantonsschul-Aula das Publikum erfreute. Zu Gehör brachte er romantisches Liedgut von Johannes Brahms, Franz Schubert und Robert Schumann. – Bei besten meteorologischen Bedingungen erlebte der Trogener Adventsmarkt seine 30. Auflage. In seinem Rahmen wurde auch der Trogener Kunstpreis verliehen. Beat Rickenbacher, Emanuel Oberholzer und Roland Portmann waren die Preisträger (Abb. 19). Schule

Mit grosser Begeisterung durch das Publikum aufgenommen wurde im Juni das Musical «Hochstapler Klein – Catch Me If You Can», ein Werk der Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Trogen-Wald-Rehetobel unter Mitwirkung ihrer Lehrkräfte. Zur Aufführung gelangte das mit vielen witzigen Einlagen gewürzte Musical in der Kantonsschul-Aula (Abb.  20). – Die von einem Verein getragene Gesamtschule Tipiti konnte im September ein neues Lernhaus einweihen. Errichtet wurde es in Nachbarschaft zum Türmlihaus. Die TipitiSonderschulen arbeiten nach einem sonderpädagogischen Konzept, das in einer Leistungsvereinbarung mit dem Departement Bildung des Kantons festgelegt ist (Abb. 21). Kantonsschule

Im Februar stellte Nora Lena Brägger im Rahmen der Präsentation der Maturaarbeiten ihren Jugendroman «Das Rascheln des Präriegrases» vor. Eine zentrale Rolle in der in einem Indianerreservat angesiedelten Geschichte spielt die Leidenschaft für Pferde. – Im ehemaligen Mädchenkonvikt am Landsgemeindeplatz richtete die Kantonsschule zwei Wohngemeinschaften ein. Mit ihrem Angebot schloss sie damit eine Lücke für Sportschülerinnen und -schüler sowie Lernende mit langem Schulweg. – Solisten, Chor, Orchester und die Theatergruppe führten im Mai in der Aula mehrmals Wolfgang Amadeus Mozarts Oper «Die Zauberflöte» auf. Die Regie lag bei Barbara Bucher, die musikalische Leitung hatte Jürg Surber (Abb. 22). – 83 Maturandinnen und Ma-

turanden erhielten in der Kirche Trogen am Ende ihrer Kantonsschulzeit die Reifezeugnisse, erstmals überreicht vom neuen Ausserrhoder Bildungsdirektor Alfred Stricker. An gleicher Stätte konnte er wenige Tage später 57 Absolventinnen und Absolventen der Fachmittelschule und der Berufsfachschule Wirtschaft die Abschlusszeugnisse aushändigen. – Der Kantonsschulverein und der Schülerverein organisierten Ende Oktober gemeinsam ein Podiumsgespräch zur Flüchtlingsproblematik. Es bildete den Abschluss des in den Klassen behandelten Schwerpunkts «Flucht oder Migration?». Unter der Leitung von Hanspeter Spörri diskutierten «Beobachter»-Chefredaktor Andres Büchi, Arne Engeli, ehemaliger Heks-Programmbeauftragter, Völkerrechtler Daniel Thürer und Jürg Eberle, Leiter des St. Galler Migrationsamtes. Kinderdorf Pestalozzi

Ausserordentlich gut besucht war im August das Sommerfest im Kinderdorf. TV-Moderator Beni Thurnheer führte durch den Anlass mit Livemusik, kulinarischen Köstlichkeiten und Attraktionen. Verschiedenes

Zwischen 30 und 40 Kubikmeter Erde, Steine und Bäume verschütteten am 10. Januar im Bereich der unteren Bruederbachbrücke die Strasse zwischen Trogen und Wald. Wegen der Gefahr weiterer Rutsche konnte erst nach zwei Tagen mit den Aufräumarbeiten begonnen werden. Ursache für den Rüfenniedergang war ein durchnässter Untergrund. Die Sanierungsarbeiten am Hang dauerten in der Folge bis in den Herbst (Abb.  23). – Am zweiten Juli-Donnerstag ging auf dem Landsgemeindeplatz bei besten äusseren Bedingungen der «Donnschtig-Jass» über die Bühne. In der beliebten Fernsehsendung ermittelten die beiden Gemeinden Brig und Leukerbad den Austragungsort der nächsten Sendung. Für einen reibungslosen Ablauf der Sendung und des anschliessenden Festes sorgten unter der Leitung von OKPräsident Ernst «Carni» Carniello über 200 Hel-

Gemeindechronik Mittelland 157

ferinnen und Helfer, die über 1200 Arbeitsstunden leisteten (Abb. 24). – Hohen Besuch erhielt Trogen Mitte September. Die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission ENHK führte ihre zweitägige Jahrestagung im Appenzellerland durch und liess sich dabei nach ihrer ordentlichen Kommissionssitzung über die das Trogner Ortsbild prägende Textilgeschichte ins Bild setzen. Am Nachmittag sah sich die Kommission in Gais um. – Anfang Oktober orientierte die Baugenossenschaft «Mehrgenerationenprojekte Ostschweiz» über ihr Vorhaben, das stattliche, einer Innenrenovation unterzogene Gebäude Alte Drogerie als Mehrgenerationenhaus zu nutzen. Sie zeigte auf, welche Kriterien interessierte Bewohnerinnen und Be-

wohner zu beachten hätten, wobei namentlich der Gemeinschaftsgedanke in den Vordergrund gerückt wurde (Abb. 25). Totentafel

Am 29.  Januar starb im 82.  Altersjahr Wilfried Künzler. Als ein Dorforiginal hatte der Gärtner, der es mit allen Leuten gut konnte, über Jahrzehnte hinweg in seiner unverwechselbaren, mitunter leicht schrulligen Art und in seinem Frohmut Farbtupfer in Trogen gesetzt. Er nahm regen Anteil am Geschehen in seinem Wohnort. Ein Anlass im Dorf ohne seine Präsenz war fast undenkbar. Ein Herzversagen machte dem Leben des sich überall grosser Beliebtheit erfreuenden Mannes ein überraschendes Ende.

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Gemeindechronik Vorderland

Vorderland Hanspeter Strebel, St. Gallen

Markanteste Ergebnisse der Gesamterneuerungswahlen im April waren die Abwahl von Jakob Egli, langjähriger Gemeindepräsident von Wald, und die Wirren um die Wahl von Gallus Pfister zum Nachfolger von Norbert Näf als Gemeindepräsident von Heiden. Wegen einer Stimmrechtsbeschwerde war seine Wahl annulliert worden: Pfister wohnte am Wahltag nicht in Heiden. Zudem nahmen zwei für das Gemeindepräsidium unterlegene, aber als Gemeinderäte gewählte Kandidaten ihr Amt nicht an, sodass es längere Zeit dauerte, bis die Behörde wieder komplett war und Pfister im zweiten Anlauf als Gemeindepräsident gewählt wurde. Auch Grub erhielt mit Katharina Zwicker anstelle der nach zwölf Jahren demissionierenden Erika Streuli ein neues Gemeindeoberhaupt. Diese Neuwahl erfolgte allerdings praktisch diskussionslos. Für Rehetobel kündigte sich ein Wechsel im Folgejahr an. Walzenhausen hat aufgrund der Bevölkerungszahl und der 2015 vorgenommenen neuen Sitzverteilung unter den Gemeinden nur noch zwei Kantonsratsmandate zu vergeben, was einem Bisherigen den Sitz kostete. In Reute verzichtete eine Bisherige aus demselben Grund. Während anderswo erbittert gerungen wurde, hatte Wolfhalden Mühe, die Behördensitze zu besetzen. – In der Sachpolitik bleiben mit dem Plan für ein neues Dorfzentrum in Wald (trotz bestätigtem Volksentscheid), den Sportanlagen Gerbe (Volks-Nein zur Vorlage) und dem Neubau des Hotels Park bzw. der Neugestaltung der Seeallee (Vertagung eines Entscheids) in Heiden mehrere «Evergreens» weiter auf den politischen Agenden der betroffenen Gemeinden. Entschieden ist dagegen die Zukunft des Hauses Alpenblick in Wienacht. Es kann gemäss Volksmehr abgerissen werden. In Rehetobel ist auch die Frage geklärt, was mit dem ehemaligen Gemeindealtersheim «Ob dem

Holz» passiert. An seiner Stelle soll ein Therapie- und Regenerationszentrum gebaut werden. Wie in Wald die Zentrumsüberbauung hat dieses Projekt aber tiefe Gräben in der Bevölkerung aufgerissen, so dass es spannend sein wird, die Entwicklung unter neuer Gemeindeführung zu beobachten. Als Pendenz erhalten bleibt auch eine Überbauung im Dorfzentrum von Reute. – Einen Wechsel an der Spitze gab es bei der Stiftung Waldheim. Nach neun Jahren wurde im Juni das Arbeitsverhältnis mit Geschäftsleiter Dorji Tsering auf Ende Jahr aufgelöst. Dies aufgrund «unterschiedlicher Ansichten in Bezug auf die Führung eines grösseren Sozialsystems», wie es hiess. Interimistisch übernahm Stiftungsratspräsident und alt Nationalrat Hans-Rudolf Früh das Amt. Er konnte im Dezember mit Werner Brunner einen Nachfolger für Tsering vorstellen, der ab März 2016 tätig sein wird (Abb. 1). Im April hatte die Stiftung als Anbieterin von Wohnheimplätzen für Menschen mit einer Behinderung ihren Titel als beste Arbeitgeberin der Schweiz im Bereich Gesundheit und Sozialwesen verteidigen können. – Die den grössten Teil des Vorderlandes als Marktgebiet abdeckende Raiffeisenbank Heiden erzielte mit 3,32 Mio. Franken den höchsten Bruttogewinn ihrer Geschichte Die Bilanzsumme nähert sich einer halben Milliarde. Marco Bivetti wurde von den 950 Besucherinnen und Besuchern der Generalversammlung zum neuen Verwaltungsrat gewählt. Die Raiffeisenbanken Heiden und Eggersriet-Grub kündigten gegen Ende Jahr ihren Zusammenschluss auf Frühling 2016 an. – Auch im kirchlichen Bereich kam es zu einer Fusion. Die Katholische Kirchgemeinde Heiden und Umgebung und diejenige von Rehetobel schlossen sich zu einer Einheitsgemeinde zusammen. Präsidiert wird sie vom ehemaligen Ausserrhoder Kapo-Kommandanten Hansjörg Ritter. Zu-

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gleich wurde im Rahmen eines Festgottesdienstes mit dem St. Galler Bischof Markus Büchel der Zusammenschluss der vier Pfarreien Heiden-Rehetobel, Eggersriet-Grub SG, Oberegg-Reute und Walzenhausen zu einer Seelsorgeeinheit gefeiert. Mit dieser Massnahme antwortete das Bistum unter anderem auf den Priestermangel. – Das Betreuungszentrum Heiden schloss zwar mit roten Zahlen, aber besser als budgetiert ab. Die durchschnittliche Bettenbelegung des regionalen Pflegeheims lag bei 93,6 Prozent. Einiges zu reden gab an der Delegiertenversammlung die neue Ferienregelung. Dank Stichentscheid von Präsident Josua Bötschi erhalten alle Mitarbeitenden eine zusätzliche bezahlte Ferienwoche. Ausserdem wurden die Sitzungsgelder für Delegierte und Vorstandsmitglieder erhöht. – Die Vereinsversammlung von «Appenzellerland über dem Bodensee» (AüB) wählte Norbert Näf zum neuen Präsidenten. Nach nur einem Jahr in diesem Amt war der als Gemeindepräsident von Wald abgewählte Jakob Egli zurückgetreten, da er nicht mehr einer Gemeindebehörde angehört. Um die Wahl Näfs zu ermöglichen, der als Gemeindepräsident von Heiden ja ebenfalls abgetreten war, wurden die Statuten geändert. Mit Heinrich Eggenberger war «ein Mann der ersten Stunde» aus dem AüB-Vorstand zurückgetreten. Die Vakanzen wurden mit Edith Beeler, neue Gemeindepräsidentin von Wald, und Walter Kugler, Wolfhalden, gefüllt. – Ende Jahr wurde bekannt, dass fünf AüBGemeinden eine Energieregion bilden wollen. Heiden ist bereits Energiestadt. Grub, Rehetobel, Reute und Walzenhausen wollen sich ebenfalls entsprechend zertifizieren lassen, womit die erste Energieregion im Kanton entstehen würde. Lutzenberg, Wald, Wolfhalden und der Bezirk Oberegg haben sich vorderhand gegen eine gemeinsame Energieregion entschieden. – Angekündigt und grundsätzlich gut aufgenommen wurde auch eine stärkere Zusammenarbeit der sechs Vorderländer Gemeinden und des Innerrhoder Bezirks Oberegg im Bereich der Sekundarschulen. Dies vor dem Hintergrund sinkender Schülerzahlen und fi-

nanzieller Überlegungen. Die Initiative war vom Verein «Appenzellerland über dem Bodensee» ausgegangen. Ein Grundsatzentscheid der Gemeinderäte soll aber erst im kommenden Jahr fallen. – Ein weiteres Projekt ist eine «Gesundheitsregion Appenzellerland», mit der touristisch speziell auf das Zielpublikum Frauen gesetzt wird. Die Idee soll im Vorderland gestartet und später räumlich ausgedehnt werden. Die Gemeinde Heiden als traditioneller Kur- und Erholungsort hat bereits eine finanzielle Unterstützung zugesagt. – Die PostAuto Schweiz hat 13 der 19 Fahrzeuge am Standort Heiden ersetzt. Nebst ökologischen Vorteilen verfügen die neuen Fahrzeuge über mehr Sitzplätze. Investiert wurden 3,9 Mio. Franken. Die aussortierten Postautos hatten bis zu einer Million Kilometer «auf dem Buckel». – Die seit 2005 bestehende regionale Feuerwehr Heiden-Grub-Eggersriet-Wolfhalden könnte bald auseinanderbröckeln. Eggersriet hat auf Ende 2016 vorsorglich gekündigt. – Das kantonale Kulturblatt «Obacht Kultur» rückte in seiner 22.  Ausgabe Unbekanntes aus dem Vorderland ins Licht, u.a. mit Rolf Graf, Walter Graf, Erika Streuli, Davide Tisato, Walter Züst und mit Bildern der Fotografin Verena Schoch. – Grosse Festivitäten und Jubiläen gab es im Vorderland im Berichtsjahr im Gegensatz zu einigen Vorjahren keine. Auf überregionales Interesse stiess aufgrund prominenter Referentinnen und Referenten immerhin das 125-jährige Bestehen der von Henry Dunant gegründeten «Gesellschaft vom Rothen-Kreuz-Heiden».

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Gemeindechronik Vorderland

REHETOBEL Gemeinde

Das politische Jahr stand ganz eindeutig im Zeichen des sogenannten Klinikstreits, bei dem es darum ging, was mit dem ehemaligen Altersheim «Ob dem Holz» geschehen sollte. Der Gemeinderat wollte die leerstehende Liegenschaft im Baurecht an die beiden ortsansässigen Orthopäden Andreas Bänziger und Florian Kamelger abtreten. Diese beabsichtigen, dort ein Therapie- und Regenerationszentrum mit 40 Betten einzurichten. Hinter dem Vorhaben, für das 15 Mio. Franken eingesetzt werden sollen, steht die international tätige Sports Medicine Excellence Group (SME). Doch insbesondere um die «Interessengemeinschaft Rechtobel» und die Lesegesellschaft Dorf regte sich starker Widerstand. Das Geschäftsmodell und das Nutzungskonzept wurden angezweifelt und die Vermutung geäussert, die «Sportsclinic» diene nur betuchten Privatpatientinnen und -patienten und wolle deshalb auch nicht auf eine Spitalliste. Zudem ging es stark um raumplanerische Aspekte, liegt die Liegenschaft doch an schönster Aussichtslage auf dem Weg zum Gupf, und das Areal für den geplanten Neubau befindet sich in der Landwirtschafts- bzw. einer Landschaftsschutzzone. Die Befürworterinnen und Befürworter, zu denen sich auch der Gewerbeverein, die SVP und die FDP gesellten, sprachen dagegen von einer wirtschaftlichen Entwicklungschance für das schuldengeplagte Dorf. Von bis zu 50 Arbeitsplätzen war die Rede. In der Abstimmung von Ende November ging es zunächst erst um den Baurechtsvertrag mit den Investoren, die 100 000 Franken jährlich zu bezahlen bereit sind. Der Vertrag würde bei einer Ablehnung der Baubewilligung hinfällig. Die Stimmberechtigten hiessen die Vorlage schliesslich überraschend deutlich gut. Ein Projekt einer Gruppierung «Neustart Ob den Holz», das eine gemeinwohlfördernde, genossenschaftliche Nutzung mit Wohnungen, Gewerberäumen und einem Restaurant vorsah, war im Ge-

meinderat schon in der Vorselektion ausgeschieden. Die Bevölkerung hatte im Juni in einer Konsultativabstimmung ebenfalls eindeutig dem Klinikprojekt den Vorzug gegeben und sich dabei auch für die Variante Abgabe im Baurecht für 50 Jahre statt Verkauf ausgesprochen, womit die Opponenten zumindest einen Teilerfolg erzielten. Die Frage der Zukunft «Ob dem Holz» hatte aber trotz der schliesslich klaren Verdikte einen tiefen Graben in der Bevölkerung aufgerissen (Abb. 2). – Ein Schlussstrich konnte dafür bei einem anderen, lange andauernden Streit gezogen werden. Der sogenannte «Gade» an der Holderenstrasse, eine Remise, die ursprünglich der Textilindustrie gedient hatte, wurde abgerissen, womit der Weg für die Erstellung eines Einfamilienhauses frei war. – Zwei politische Fragen wurden im Verlaufe des Berichtsjahres angedacht: Zum einen geht es um eine Aktualisierung des Leitbilds der Gemeinde, bei dem auch die Bevölkerung zur aktiven Mitarbeit aufgefordert wurde, zum anderen soll angesichts der schwierigen Rekrutierung von Mitgliedern des Gemeinderats eine Verkleinerung des Gremiums auf fünf Personen geprüft werden. Zum Jahresschluss wurde bekannt, dass der seit 2007 amtierende Gemeindepräsident Ueli Graf (pu) auf die neue Amtsperiode hin demissionieren wird. – Finanziell sieht es für die Gemeinde besser aus als auch schon: 2014 resultierte ein Ertragsüberschuss von gegen 1,2 Mio. Franken. Die Nettoverschuldung konnte innert Jahresfrist von gegen 6000 Franken pro Einwohner/-in auf 4800 Franken gesenkt werden. Wahlen und Abstimmungen

Im Juni setzte sich in einer Konsultativabstimmung um die Zukunft der Liegenschaft «Ob dem Holz» (ehemaliges Altersheim) mit 453 Stimmen das Vorhaben privater Investoren für ein Therapie- und Rehabilitationszentrum durch. Für die Alternative, das Projekt «Neustart» mit gemischter Nutzung, sprachen sich 260 Stimmberechtigte aus. 537 votierten für die Variante Abgabe an die Klinikbetreiber im Baurecht, 173 für einen Verkauf. Die Stimmbeteili-

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gung lag bei 57 Prozent. – Ein durch den Rücktritt von Katharina Schläpfer-Bollhalder freiwerdender Gemeinderatssitz konnte weder im ersten noch in einem zweiten Wahlgang besetzt werden. – Bei den Gesamterneuerungswahlen wurden die beiden Kantonsräte Andreas Zuberbühler (pu, 320) und Rolf Sturzenegger (FDP, 290) wiedergewählt. Bestätigt wurden auch die sechs erneut kandidierenden Gemeinderäte Peter Bischoff (376), Rita Fisch (373), Philipp Jenny (370), Hilda Fueter-Walt (343), Richard Sennhauser (336) und Ueli Graf (253). Als Gemeindepräsident wurde Ueli Graf mit bescheidenen 205 Stimmen wiedergewählt. Je ein Sitz im Gemeinderat wie in der GPK blieben zunächst vakant. Der Gemeinderatssitz konnte im Oktober mit Kurt Weber besetzt werden, der einziger Kandidat war und 449 Stimmen erhielt. Neu in der GPK Einsitz nahmen Roland Screta und Brigitte Bachmann. – Ende November hiessen die Stimmberechtigten das Budget 2016 mit 597 gegen 166 Stimmen bei einer Beteiligung von 62 Prozent gut. Gleichzeitig fand die umstrittene Entscheidung über die Zukunft des ehemaligen Gemeindealtersheims «Ob dem Holz» statt. Bei einer Beteiligung von 65,4 Prozent legten 466 Stimmberechtigte ein Ja ein, 348 sprachen sich dagegen aus. Industrie und Gewerbe

Nachdem sie fast ein Jahr leer gestanden war, wurde die Wirtschaft zum Bären («Urwaldhaus») im Mai wieder zugänglich gemacht. Neue Gastgeberin ist Nadja Haltmann aus Appenzell. – Anfang November wurde die «Praxis im Dorf» neu eröffnet. Aus der Einmann-Hausarztpraxis wurde eine Gemeinschaftspraxis. Claudia Muntwiler unterstützt Teddy Kaufmann, der sich langsam auf den Ruhestand vorbereitet und die Nachfolge regeln wollte. Kultur und Vereine

Der international bekannte Violinist und Komponist Paul Giger wurde im März in seiner Wohngemeinde mit dem Ausserrhoder Kulturpreis geehrt. Zum letzten Mal nahm Kulturdirektor Jürg Wernli die Preisverleihung vor zahl-

reichen Gästen vor. – Der Gemischtchor Rehetobel feierte an einer Sonntagsmatinée im September gleich zweimal und liess sein musikalisches Schaffen Revue passieren. Der erfolgreiche Chor beging sein silbernes Jubiläum unter diesem Namen. Dirigent Peter Vonbank führt seit 25 Jahren den Taktstock. – Drei Formationen des Percussionsensembles Ritmos nahmen erfolgreich am Solisten- und Ensemblewettbewerb in Sirnach teil und siegten in ihrer jeweiligen Kategorie. Verschiedenes

Fast genau ein Jahr nach dem Spatenstich konnte im März die Stiftung Waldheim das Aufrichtefest für den Neubau des Wohnheims Sonne feiern. Über 200 Gäste nahmen an Führungen teil (Abb. 3). – Herbert Maeder, alt Nationalrat (pu), bekannter Fotoreporter und Herausgeber von Bildbänden, konnte im Februar seinen 85.  Geburtstag feiern. Von einem Schlaganfall, der ihn vorübergehend in den Rollstuhl gezwungen hatte, konnte er sich im Laufe der letzten Jahre gut erholen. – Noch einmal beschäftigte ein Ereignis, das im Juni 2010 stattgefunden hatte, die Öffentlichkeit. Ein Bauer hatte zwei Schläger beauftragt, seinem Nachbarn, ebenfalls ein Landwirt und Familienvater von vier Kindern, einen Denkzettel zu verpassen und ihm «die Fresse zu polieren», wie er vor Gericht sagte. Das Kantonsgericht verschärfte die von der Vorinstanz ausgesprochene Strafe auf 30 Monate, wobei zwölf Monate vollzogen werden müssen. Die Schläger selbst wurden zu teilbedingten Strafen von 36 bzw. 24 Monaten verurteilt.

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WALD Gemeinde

Die Pläne für ein neues Dorfzentrum anstelle des Gemeindehauses und des gemeindeeigenen Gebäudes, in dem der Dorfladen «Spar» untergebracht ist, blieben auch 2015 ein Knackpunkt der öffentlichen Diskussion. Im März konnten sich die Stimmberechtigten nochmals äussern, indem sie über eine Initiative befanden, die den Stopp der Planung verlangte und eine Renovation des Spar-Gebäudes forderte. Zum damaligen Zeitpunkt war noch nicht klar, ob der Volksentscheid vom vorangehenden November gültig sei. Gegen das Ja zum Planungskredit war eine Stimmrechtsbeschwerde eingegangen, die der Regierungsrat und das kantonale Obergericht ablehnten. Die verlangte Urteilsbegründung lag aber zunächst nicht vor. Ein vom Gemeinderat eingefordertes Rechtsgutachten kam zum Schluss, dass man über die Initiative «Spar mit Zukunft» abstimmen könne. Der Gemeinderat empfahl sie zur Ablehnung und blieb bei seinem Plan, das Gebäude zusammen mit dem Gemeindehaus abzureissen und für 6,2 Mio. Franken einen Neubau mit Laden, Räumlichkeiten für die Gemeindeverwaltung und Wohnungen erstellen zu lassen. Neben finanzpolitischen Problemen, die dieses Projekt mit sich brächte, erachteten es die Initiantinnen und Initianten nicht als Aufgabe der Gemeinde, Wohnungen zu bauen. Sie empfahlen als Alternative eine Sanierung der Liegenschaft für 1,8 Mio. Franken. Die Stimmberech-

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tigten bestätigten äusserst knapp ihren früheren Entscheid für einen Neubau. Die Diskussion zeigte aber einmal mehr, dass das Dorf gespalten war. – Dies bewog alt Kantonsratspräsidentin und Gemeinderätin Edith Beeler denn auch, sich mit dem Ziel, wieder Harmonie herzustellen, bei den Gesamterneuerungswahlen als Gegenkandidatin zum seit 2001 amtierenden Jakob Egli zur Verfügung zu stellen. Prompt hatte sie Erfolg. Der Gemeindepräsident wurde klar abgewählt (Abb. 4). – Bereits zu Beginn des Jahres war ein neuer Streit mit den alten Protagonisten ausgebrochen. Dabei ging es um die Frage, ob die Geschäftsprüfungskommission (GPK) in eigener Regie berechtigt war, eine Revisionsstelle zu beauftragen. Der Gemeinderat fühlte sich übergangen. Der Regierungsrat gab aber der GPK in einem Beschwerdeverfahren Recht für ihr Vorgehen. – In der Frage Dorfzentrum geht es nun in einem weiteren Schritt um die Baueingabe und die Kreditabstimmung. Das Thema bleibt also auf der Traktandenliste der nun unter neuer Führung stehenden Gemeinde. – Trotz Steuerfusssenkung konnte die Rechnung 2014 leicht positiv abschliessen. Das Budget 2016 geht von einem leichten Rückschlag bei gleichbleibendem Steuerfuss aus. Wahlen und Abstimmungen

Die Initiative «Spar mit Zukunft» für eine blosse Sanierung der Liegenschaft im Dorfzentrum wurde im März mit 220 Nein gegen 216 Ja hauchdünn abgelehnt. Die Stimmbeteiligung lag bei hohen 70,4 Prozent. – Bei den Gesamterneuerungswahlen im April wurde Gemeinde-

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präsident Jakob Egli abgewählt. Er erzielte 175 Stimmen. Auf seine Herausforderin Edith Beeler entfielen deren 235. Die weiteren Gemeinderäte wurden im Amt bestätigt: Marlis Bänziger (374), Martin Roth (355), Sonja Blatter (336), Peter Kaufmann (336), Simone Brunetta (335). Neu gewählt wurden Edith Beeler (243) und Eugen Koller mit 305 Stimmen. Zurückgetreten war Roland Gartmann. Jakob Egli erreichte als Gemeinderat noch 169 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei sehr hohen 66,9 Prozent. Als Kantonsrat wurde Jürg Solenthaler (pu) mit 377 Stimmen bestätigt. Edith Beeler hatte in dieser Behörde den Rücktritt erklärt. Wald hatte aufgrund der Neuverteilung der Kantonsratssitze unter den Gemeinden ein Mandat eingebüsst. Beat Bouquet, in der Dorfzentrumsfrage der Hauptgegner von Jakob Egli, wurde bei einem absoluten Mehr von 186 Stimmen mit deren 216 zum neuen GPK-Präsidenten gewählt. – Der Kredit für die Dachsanierung der Mehrzweckanlage wurde mit 338 Ja gegen 327 Nein gutgeheissen, ebenso der Kredit für eine Solaranlage auf der MZA mit 327 Ja gegen 81 Nein. – Bei der Budgetabstimmung Ende November sagten 142 Stimmberechtigte Ja zum Voranschlag mit gleichem Steuerfuss von 4,1 Prozent, 22 lehnten ab. Die Stimmbeteiligung betrug 26 Prozent. Kultur und Vereine

Wie bei den drei vorangehenden Teilnahmen an grossen Wettkämpfen wurde der Gemischte Chor Wald im Juni auch beim Schweizerischen Gesangsfest in Meiringen BE mit dem höchsten Prädikat «vorzüglich» ausgezeichnet. Dies un-

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ter Dirigent Jürg Surber, der den Chor seit 20 Jahren leitet. Die Mitglieder des 60-köpfigen Laienchors kommen inzwischen längst nicht nur aus dem Dorf, sondern aus verschiedenen Gemeinden des Vorder- und Mittellandes sowie aus St.  Gallen. – Der Verein Dance Power für Kinder beging im Dezember sein 10-JahrJubiläum mit diversen Gastmitwirkenden unter dem Titel «Treten Sie ein in die Traumwelt» mit einem Tanz- und Musikspektakel. Verschiedenes

Die Feuerwehr Wald-Rehetobel konnte Ende September mit einem Demonstrationseinsatz ein Kleinlöschfahrzeug und einen Kommandowagen einweihen. Damit wurde die Schlagkraft weiter erhöht. Die bisherigen beiden Fahrzeuge wurden nach mehr als 20 Jahren im Abbildungen 2015 in der Abfolge der Gemeinden

Alle Abbildungen stammen aus dem Archiv der Appenzeller Zeitung (APZ). 1 Vorderland Werner Brunner (links) übernahm die Geschäftsleitung der Stiftung Waldheim von Hans-Rudolf Früh. Der Stiftungsratspräsident hatte den Betrieb interimistisch nach dem Abgang von Dorji Tsering geführt.

Auf der Liegenschaft des ehemaligen Altersheims «Ob dem Holz» soll ein privates Therapie- und Regenerationszentrum entstehen.

2 Rehetobel

3 Rehetobel Die Stiftung Waldheim konnte das Aufrichtefest für den Neubau des Wohnheims «Sonne» feiern. Der baubegeisterte Bewohner Erwin wurde dabei mit einem persönlichen Bauhelm geehrt.

Edith Beeler wurde anstelle des abgewählten Jakob Egli neue Gemeindepräsidentin.

4 Wald

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Dienst ausgemustert. – Nach jahrelangen Planungen wurde im Sommer beim Kindergarten ein neuer Spielplatz eingeweiht (Abb. 5). Eine Projektgruppe mit Barbara und Martin Roth sowie Kindergärtnerin Ruth Freund hatte die Realisierung seit 2008 vorangetrieben. Das Dorf hat damit einen neuen Treffpunkt erhalten. – Im Rahmen der Sanierung des Dachs des Mehrzweckgebäudes wurde auf einer Teilfläche eine neue Solaranlage eingebaut. Rund ein Drittel des Stroms wird für den Eigengebrauch genutzt, also für Schulhaus, Kindergarten und Mehrzweckanlage. Der Rest wird ins SAK-Netz eingespeist. Für ein allfälliges neues Dorfzentrum wurden alle Verbindungen eingebaut. – Die Kulturkommission beschloss aufgrund mangelnder Teilnahme der Bevölkerung in den letzten Jahren auf eine Fortführung der 1. Augustfeier zu verzichten.

GRUB Gemeinde

Wichtigstes Ereignis im ansonsten ruhigen Berichtsjahr war der Wechsel im Gemeindepräsidium. Erika Streuli hatte die Gemeinde als erste Frau seit 2003 geführt und gehörte insgesamt 16 Jahre dem Gemeinderat an. An ihrer Stelle wählten die Stimmberechtigten die bisherige Vizepräsidentin Katharina Zwicker, die bereits zehn Jahre Erfahrung in der Gruber Exekutive hat (Abb. 6). Sie führt eine eigene Firma, u.a. für Berufskleidung. Mit der Juristin Jessika Kehl verab-

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schiedete sich eine weitere erfahrene Politikerin aus dem Gemeinderat. Die beiden vakant gewordenen Sitze wurden durch den Bio-Landwirt Tobias Brülisauer und den Steuerexperten Mathias Züst besetzt. – Die traditionelle Rose der örtlichen FDP am legendären Neujahrs-Apéro ging an die abtretende Gemeindepräsidentin Erika Streuli. – Im Dezember konnte das monatlich erscheinende Gemeindeblatt «Blickpunkt» sein 50-jähriges Bestehen feiern. Es ist damit das älteste kommunale Informationsorgan im ganzen Vorderland. – Die Jahresrechnung 2014 schloss deutlich besser ab als budgetiert. Das Eigenkapital stieg auf 1,9 Mio. Franken. Das Budget für 2016 ging erneut von einem kleineren Defizit aus. – Ende Juni zählte die Gemeinde exakt 1000 Einwohnerinnen und Einwohner. Wahlen und Abstimmungen

Bei den Gesamterneuerungswahlen im April wurde Katharina Zwicker als Nachfolgerin von Erika Streuli zur neuen Gemeindepräsidentin gewählt. Sie erhielt 165 von 200 gültigen Stimmen. Neu im Gemeinderat Einsitz nehmen Tobias Brülisauer (155 Stimmen) und Mathias Züst (152). Sie übertrafen das absolute Mehr von 99 Stimmen klar. Fünf bisherige Gemeinderäte wurden bestätigt: Udo Szabo (204), Ruedi Signer (204), Katharina Zwicker (199), Regula Delvai (199) und Irene Egli (195). Die Wahlbeteiligung betrug 29,5 Prozent. Als Kantonsrätin wurde die einzige Vertreterin, Susanne Lutz (FDP), mit 190 Stimmen bestätigt. – Ende November wurde der Voranschlag 2016 mit 164:16 Stimmen überdeutlich gutgeheissen.

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Industrie und Gewerbe

Verschiedenes

Beim Heilbad Unterrechstein suchte man auch 2015 vergeblich nach einem Investor für das geplante Medical Wellness Hotel. Vorgesehen ist ein Investitionsvolumen von 50 Mio. Franken. Das Geschäftsjahr des Heilbades verlief zufriedenstellend. Der Gewinn betrug knapp 71 000 Franken, und die Eintritte lagen mit 82 000 auf dem Niveau des Vorjahres. – Die Skilift Grub-Kaien AG schloss mit einem Gewinn von rund 1000 Franken ab. Nach gelungener Sponsorensuche entschlossen sich die Verantwortlichen für das Weitermachen trotz schwieriger Zukunftsaussichten aufgrund der meist prekären Schneesituation. Peter Angehrn löste Fredy Graf im Verwaltungsrat ab. Graf hatte dem Gremium 23 Jahre angehört. – Die Familie Camenzind kann mit ihrem Reithof in der Rüti auf ein 20-jähriges Bestehen zurückblicken. Neben professionellen Dienstleistungen im Pferdebereich bietet der Reithof zwölf geschützte Arbeitsplätze. Ein grosses Anliegen der Stiftung ist das Heilpädagogische Reiten und die Hippotherapie. An den Special Olympics in Los Angeles gewann der auf dem Reithof lebende Sandro Wessner Gold und Silber.

Im Herbst konnte Grub als erste Gemeinde im Vorderland eine kostenlose Stromtankstelle in Betrieb nehmen. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung Zertifizierung mit dem Label «Energieregion AüB», wie Gemeindepräsidentin Katharina Zwicker, die selber ein Elektroauto fährt, an der Einweihung sagte. Getankt wird ausschliesslich «Gruber Strom» aus Photovoltaikanlagen. – Mitte Jahr konnte der Abschluss der Sanierung Dorfweiher und der Offenlegung des Sägebachs gefeiert werden. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 114000 Franken, wobei der Gemeinde 32000 verblieben.

Kultur und Vereine

Abbildungen

Beim Kindergarten war nach jahrelangen Planungen ein neuer Spielplatz entstanden.

5 Wald

6 Grub Mit Katharina Zwicker als Nachfolgerin von Erika Streuli übernahm wieder eine Frau die Geschicke an der Gemeindespitze.

Die sanierungsbedürftige Turnhalle Gerbe bleibt vorerst, wie sie ist. Die Stimmberechtigten lehnten den Projektierungskredit für einen Ersatz ab.

7 Heiden

Gallus Pfister wurde in einer heiss umstrittenen Wahl Gemeindepräsident von Heiden. Er löste dabei Norbert Näf ab.

8 Heiden

Das Grueberchörli erhielt mit Meinrad Signer 9 Heiden IKRK-Präsident Peter Maurer war bei der Eineinen neuen Präsidenten. Vorgängerin Margweihung der Installation «Leuchtturm für Lampedusa» rith Aeberhard war Gründungsmitglied und des Künstlers Thomas Kilpper auf dem Dunantplatz Präsidentin der ersten Stunde beim Verein, der anwesend. seit 25 Jahren besteht. 10 Wolfhalden Der Depotstandort der Regiwehr im Dorf-

zentrum soll in einen Dorfladen mit Postagentur umgenutzt werden.

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Gemeindechronik Vorderland

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HEIDEN Gemeinde

Aussergewöhnlich turbulent entwickelte sich die Ausmarchung um die Nachfolge des im Zuge seiner Regierungsratskandidatur nach zehn Amtsjahren demissionierenden Gemeindepräsidenten Norbert Näf (CVP), beziehungsweise überhaupt die Neukonstituierung des Gemeinderates. Gleich vier valable Kandidaten zogen in den Wahlkampf um die Führung der Gemeinde. Eine überparteiliche Findungskommission schlug nach einer öffentlichen Ausschreibung den 52-jährigen politischen Quereinsteiger und gelernten Bankkaufmann Gallus Pfister vor, der zuletzt als selbständiger Unternehmensberater im st. gallischen Wil tätig und wohnhaft gewesen war. Seine Kandidatur meldete auch der bisherige Vizegemeindepräsident Ueli Rohner an, der mit Heiden stark verwurzelt ist. Als Parteiloser erhielt er die Unterstützung der örtlichen SP. Ebenfalls bereits längere Zeit dem Gemeinderat gehörte Markus Hilber an, Mitinhaber einer Informatikschule. Auch er wollte Norbert Näf als Gemeindepräsident beerben. Seine Partei, die SVP, verweigerte ihm aber die Unterstützung und sprach sich für Gallus Pfister aus. Vierter Kandidat schliesslich war der sich als wirtschaftsnah bezeichnende, aber parteilose Christian Funke, wie Pfister ein politischer Quereinsteiger. – Die angesichts dieser Ausgangslage mit grosser Spannung erwarteten Gesamterneuerungswahlen vom 12.  April brachten dann ein ver-

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meintlich klares Resultat. Bereits im ersten Wahlgang setzte sich Gallus Pfister gegen seine drei Mitkonkurrenten durch. Zweiter wurde der gleichentags in den Kantonsrat gewählte Ueli Rohner, vor den klar abgeschlagenen Christian Funke und Markus Hilber. Doch gegen das Ergebnis wurde beim Kanton eine Stimmrechtsbeschwerde eingereicht, weil Gallus Pfister zum Zeitpunkt der Wahl seinen Wohnsitz nicht in Heiden, sondern in Wil gehabt habe und deshalb gar nicht wählbar gewesen sei. Er hatte allerdings zugesagt, bis zum Amtsantritt den Wohnsitz nach Heiden zu verlegen. Zudem nahmen die in ihren Gemeinderatsmandaten bestätigten Ueli Rohner und Markus Hilber diese Ämter nicht an, nachdem sie die Wahl zum Gemeindepräsidenten verfehlt hatten. Die Verwirrung war gross. Aufgrund erheblicher Differenzen bei einer Nachzählung zum Wahlgang vom 12. April schrieb die Appenzeller Zeitung von einem «Kuddelmuddel» und einem «selbstverschuldeten Schlamassel» in der Vorderländer Zentrumsgemeinde. Der Regierungsrat annullierte schliesslich die Wahl und ordnete für den 14.  Juni eine Wiederholung an. Pfister, inzwischen in Heiden wohnhaft, übertraf dabei (diesmal ohne offizielle Gegenkandidaten) das absolute Mehr erneut deutlich und durfte sich zum zweiten Mal gratulieren lassen. Amtsantritt war am 22. Juni. Neu in den Gemeinderat gewählt wurde der langjährige Primarlehrer Martin Engler (SP). Da auch die von der CVP nominierte Silvia Büchel, die im ersten Wahlgang das absolute Mehr verpasst hatte, gewählt

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wurde, war der Heidler Gemeinderat damit nach den grossen Wirren Mitte Jahr wieder komplett. – Aber auch der zurückgetretene Gemeindepräsident Norbert Näf sorgte im Berichtsjahr nochmals für Schlagzeilen. Ein Grund für seinen Rücktritt war seine Kandidatur für den Regierungsrat. Allerdings war dieser Kandidatur eher überraschend kein Erfolg beschieden. Gewählt wurde mit Alfred Stricker ein Parteiunabhängiger (vgl. Landeschronik Appenzell Ausserrhoden). Nach den Wirren um Näfs Nachfolger Gallus Pfister, der zum zweiten Mal antreten musste, entsann sich der dezimierte Gemeinderat des Abgetretenen und berief diesen zum befristeten Berater, um die Phase bis zu einer definitiven Neukonstituierung des Rates zu überbrücken. Dieser Entscheid blieb aber nicht ohne teils heftige Kritik, vor allem auch, was das ausgemachte Honorar mit einem Kostendach von 10 000 Franken betraf. – Finanziell meldete die Gemeinde 2015 einen Besserabschluss in der Höhe von gut 465 000 Franken, und für das Budget konnte der Steuerfuss trotz eines veranschlagten Defizits auf 3,7 Prozent belassen werden. Doch die Aussichten wurden als nicht besonders rosig bezeichnet. Ins Gewicht gefallen wäre vor allem der Ersatzneubau für die Sporthalle Gerbe (Abb.  7), die nur über eine Steuererhöhung (von 0,2 Einheiten ab 2017) möglich geworden wäre. Gegen Ende Jahr wurde über einen Projektierungskredit von 1,1 Mio. Franken für eine Dreifachturnhalle abgestimmt, für die vor allem seitens der Vereine ein seit längerem artikuliertes Bedürfnis ausgemacht worden war.

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Man ging von Baukosten von rund 17 Mio. Franken aus. Doch die Mehrheit der Stimmberechtigten wollte davon Ende November zur Enttäuschung der Behörden, der Schulen und der Sportvereine nichts wissen, obwohl offiziell nur die SVP und das Forum Heiden dagegen opponiert hatten. – Auch ein weiteres Bauvorhaben gab bereits 2015 zu reden, die Abstimmung über einen Projektierungskredit musste aber vertagt werden. Es ging um die Neugestaltung der Seeallee bzw. des Kurparks, die mit dem geplanten Neubauprojekt des Hotels Park durch die Hotel Heiden AG zusammenhängt. Doch hier erwies sich die Parkierungssituation als Knackpunkt. Geplant war die Erstellung ei-

Abbildungen

Der «Alpenblick», ehemaliges Kurhaus und Asyl-Durchgangszentrum, 2012 Austragungsort der Kulturlandsgemeinde, wird nach einem Entscheid der Stimmberechtigten abgebrochen. Die Liegenschaft wird neu überbaut.

11 Lutzenberg

Die in die Jahre gekommene Mehrzweckanlage wird in zwei Etappen saniert.

12 Walzenhausen

13 Walzenhausen Die erste europaweite RhönkaninchenSchau lockte viele Zuschauer an. 14 Walzenhausen An der Gedenkfeier für Armenier-Retter Jakob Künzler nahmen auch hohe Würdenträger der armenisch-apostolischen Kirche teil. 15 Reute So sieht das Modell für die ins Auge gefasste «Überbauung Dorf 50» neben Schule und Gemeindeverwaltung aus. 16 Reute Trotz Protesten von Eltern wurde der Schulbusbetrieb eingestellt.

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ner Anlage im Lindenpärkli, wogegen sich aber Opposition regte. Auch der Kanton meldete bei der Vorprüfung Vorbehalte an, sodass dieses Bauprojekt als pendent ins neue Jahr ging. – Für das ehemalige Altersheim Müllersberg wurde eine Zwischennutzung durch die Stiftung Waldheim gefunden, eine längerfristige Lösung konnte aber im Berichtsjahr noch nicht ins Auge gefasst werden. Als Möglichkeit angedacht war der Umbau zu einer Unterkunft für Militär, Schulen oder Jugendgruppen.

mit erst war der Heidler Gemeinderat wieder komplett. – Völlig im Schatten der spannenden Wahlen im April wurde auch über einen Zonenabtausch im Ortsteil Zelg abgestimmt, wo die Firma Urs Graf Bedachungen AG neue Lager erstellen wollte. 2400 Quadratmeter wurden von der Landwirtschaftszone in die Gewerbezone verschoben und nebenan eine gleich grosse Parzelle der Landwirtschaftszone zugeordnet. 1067 Ja standen 78 Nein gegenüber. Der Zonenplan Gefahren wurde mit 984 Ja gegen 143 Nein gutgeheissen. – Das Budget 2016 Wahlen und Abstimmungen wurde Ende November mit 907 Ja gegen 151 Bei den Gesamterneuerungswahlen Mitte April Nein abgesegnet. Die Stimmbeteiligung lag bei wurde Gallus Pfister vermeintlich zum neuen 38 Prozent. Am selben Abstimmungstermin erGemeindepräsidenten gewählt. Er lag mit 651 litt die Teilzonenplanänderung Lindenpärkli Stimmen über dem absoluten Mehr von 609 Schiffbruch, mit der der Bau einer oberirdiStimmen. Das zweitbeste Resultat erreichte der schen Parkierungsanlage für das Hotelprojekt bisherige Vizepräsident Ueli Rohner mit 375 Park ermöglicht werden sollte. 511 Ja standen Stimmen. Chancenlos blieben Christian Funke 562 Nein gegenüber. Die Beteiligung lag bei (128) und Markus Hilber (37). Die Wahlbeteili- knapp 39 Prozent. gung betrug 45 Prozent. Im Kantonsrat wurden Norbert Näf (CVP, 1048 Stimmen), Hannes Industrie und Gewerbe Friedli (SP, 1106) und Alexander Rohner (SVP, Im Zentrum des Berichtsjahres standen har1098) bestätigt. Neu ins Gremium gewählt wur- zende Hotelprojekte. Anstelle der 2012 verkaufden Annegret Wigger (SP, 660) und Ueli Rohner ten Pension Nord sollte nach einer Modernisie(pu, 636). Als Gemeinderäte lagen Susann rung das Hotel Muhr eröffnet werden. Doch als Metzger (1143) und Werner Rüegg (1136) vorne. bei Rückbauten festgestellt wurde, dass sich die Christian Betschon kam auf 1096 Stimmen, historische Bausubstanz in einem unerwartet Ueli Rohner auf 1026 und Markus Hilber auf schlechten Zustand befand, sah die neue Besit648 Stimmen. Neu gewählt wurden Brigitt zerfamilie Muhr vom Projekt ab. Sie will die Mettler mit 850 und Silvia Büchel mit 645 Stim- Liegenschaft wieder loswerden. Neue Investomen (Resultate nach zweiter Auszählung vom ren sind noch nicht in Sicht. – Die Hotel Heiden 30. April). Gallus Pfister hatte 760 Stimmen er- AG gab bekannt, dass sie für das geplante neue halten. Seine Wahl wurde aber als ungültig er- Hotel Park keine Tiefgarage auf eigene Kosten klärt, und Ueli Rohner und Markus Hilber, die erstellen will, sondern sich für eine oberirdials Kandidaten für die Gemeindepräsident- sche Parkierungsanlage im Lindenpärkli entschaft unterlegen waren, verzichteten auf die schieden habe. Die dafür notwendige ÄndeWahlannahme. Mitte Juni wurde Gallus Pfister rung des Teilzonenplans wurde aber Ende Nonach erfolgter Wohnsitznahme in Heiden im vember von den Stimmberechtigten zusamzweiten Versuch diesmal ohne offizielle Kon- men mit der Neugestaltung der Seeallee verkurrenz zum Gemeindepräsidenten gewählt worfen (siehe Abschnitt Gemeinde). Wie es (Abb.  8). Er erhielt bei einer Beteiligung von weitergeht, ist offen. Das sanierungsbedürftige jetzt 46 Prozent 1081 Stimmen bei einem abso- Hotel Heiden braucht nach eigenen Angaben luten Mehr von 597. Als Gemeinderat erreichte die Ergänzung mit einem neuen Hotel drinPfister 1181 Stimmen. Neu gewählt wurde SP- gend, um eine Zukunft zu haben. Die GeneralKandidat Martin Engler mit 1045 Stimmen. Da- versammlung stimmte einer Erhöhung des Ak-

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tienkapitals anfangs November zu. Einen personellen Wechsel gab es in der Führung des Hotels Heiden. Nach über 20 Jahren Betriebsführung traten Caspar und Barbara Lips zurück und übergaben an Erich Dasen, der früher das Hotel Walzenhausen geführt hatte. – Als positiver Farbtupfer in der Gastronomie der Gemeinde konnte nach zweijähriger Bauzeit das Gasthaus «Zur Fernsicht» in einer ehemaligen Fabrikantenvilla an der Seeallee eröffnet werden. – Das traditionsreiche Restaurant Bierquelle wurde einer umfassenden Gesamtsanierung unterzogen. – Im Gegensatz zu den oben erwähnten Hotelprojekten rückte ein anderer, seit Jahren diskutierter Neubauplan der Umsetzung einen Schritt näher. Das Bundesgericht stützte im März den Teilzonenplan für das Bauprojekt der Migros im Quartier Nord, was von der Gemeinde mit Erleichterung aufgenommen wurde. Gegner hatten die Umzonung durch alle Instanzen mit Einsprachen bis vor Bundesgericht getragen. – Erweiterungspläne hat auch die Klinik Hirslanden am Rosenberg mit einem Anbau und einem neuen Parkhaus. Finanziell blickte das Klinikunternehmen auf ein gutes Geschäftsjahr zurück. Es blieb unter dem Strich ein Reingewinn von 367  000 Franken, wovon 200 000 Franken als Dividende ausgeschüttet wurden. – «Bedingt zufrieden» zeigte sich die Elektrizitätswerk Heiden AG. Die Aktionäre verlängerten die Frist für eine Kapitalerhöhung, für deren Realisierung der Verwaltungsrat die Kompetenz erteilt erhielt. – Das traditionsreiche Familienunternehmen Sonderegger Weine AG kündigte an, auf das kommende Jahr die Thür Getränke AG in Oberegg zu übernehmen und sie in das Stammhaus in Heiden zu integrieren. – Mit der Inbetriebnahme einer neuen Produktionshalle löste die Grossschreinerei Bach Heiden AG ihre Platzprobleme. Der Neubau steht allerdings auf Gemeindegebiet von Wolfhalden und das Unternehmen gehört inzwischen zur Zürcher Berchtold-Gruppe. – Die Papeterie Inauen an der Poststrasse, das einzige Fachgeschäft dieser Art in der Region Vorderland, schloss ihre Türen im Januar. Das im Pensionsalter stehende

Betreiberpaar Max und Martina Inauen hatte sich vergeblich um eine Nachfolgelösung bemüht. – Die Drogerie Horsch am Kirchplatz konnte ihr 20-Jahr-Jubiläum begehen. Zuvor war sie in Oberegg domiziliert, in Heiden waren aber bereits Gesundheitsseminare angeboten worden. Kirchen

Bischof Markus Büchel nahm Ende August fünf Seelsorgende in den ständigen Dienst des Bistums St. Gallen auf. Die Institutio erhielt auch Luzia Alton-Letko, die für Heiden und Rehetobel im katechetischen Dienst tätig sein wird. Schule

Auf das neue Schuljahr wurde auch in Heiden das Altersdurchmischte Lernen (AdL) eingeführt. Dem mit pädagogischen Vorteilen begründeten Schritt ging ein langer Vorbereitungsprozess voraus. – Geändert wurde der Schulbeginn an der Sekundarschule Gerbe. Die Unterrichtszeiten starten um 08.00 Uhr, also eine halbe Stunde später als bisher. Begründet wurde dies mit wissenschaftlichen Untersuchungen des biologischen Schlaf- und Wachrhythmus von Pubertierenden. Kultur und Vereine

Im Beisein von IKRK-Präsident Peter Maurer wurde im Sommer auf dem Dunant-Platz die Mahnmal-Installation «Leuchtturm für Lampedusa» des deutschen Künstlers Thomas Kilpper eingeweiht (Abb.  9). Sie besteht aus zerschnittenen Flüchtlingsbooten und machte nach Mailand, Rom und Luzern für drei Monate Halt in Heiden. Mit SRK-Präsidentin Annemarie Huber-Hotz, ehemalige Bundeskanzlerin, sprach eine weitere prominente Rednerin. Anlass war das 125-jährige Bestehen der von Henry Dunant gegründeten «Gesellschaft vom Rothen-Kreuz Heiden». Aus ihr hat sich der «Verein Henry-Dunant-Museum Heiden» entwickelt. Bei diesem Anlass wurde die Idee lanciert, als Weiterentwicklung ein «Persönlichkeitsmuseum» und ein Friedenskompetenzzentrum zu schaffen, bei dem sich zum

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Beispiel Friedensnobelpreisträger zum Austausch treffen könnten. Die Sonderausstellung des Museums stand unter dem Titel «Hör mal...». Mit iPads erschloss sich den Besuchenden, was auf den Bildern an der Wand zweidimensional zu sehen war, zusätzlich als Filmund Tondokument. – Lehrer Ruedi Rohner hatte nach seiner Pensionierung zu 22 Themen seine Erinnerung an Heiden aufgezeichnet. Sein Sohn Ueli Rohner edierte die 22 Hefte zu einem Gesamtwerk. Im März wurde das Werk, das die Liebe des auch als Witzesammler bekannten Autors zu Land und Leuten zeigt, im Museum der Öffentlichkeit präsentiert. – Am 2. und 3. Mai fand im Kursaal Heiden die Kulturlandsgemeinde statt – zu einem Thema, das alle Facetten von Kultur und Gesellschaft berührt: Erben und Vererben. Anlässlich dieser elften Ausgabe des Kulturfestivals wurde die Stiftung Erbprozent Kultur (www.erbprozent. ch) lanciert. Sonntagsredner war der Filmemacher Fredi M. Murer. – Als erster Schweizer wurde der Landschaftsfotograf Patrick Loertscher mit dem Award «Master of Photography» ausgezeichnet. Loertscher gibt seit 1995 Fotokunstkalender heraus und betreibt auch eine Galerie. – Der Biedermeier-Tag stand im Zeichen der Kunstform Ballade, die im ausgehenden 18.  Jahrhundert und dann in der deutschen Romantik ihre Blüte erlebte. Jens Weber und Klaus-Georg Pohl interpretierten Vertonungen berühmter Komponisten. – Der Cinéclub Heiden feierte sein 20-jähriges Bestehen mit aussergewöhnlichen Filmabenden. – Die FDP Heiden wurde kurz vor Jahresschluss wiederbelebt. Seit 2011 war die Ortspartei inaktiv gewesen, wurde aber formell nie aufgelöst. Mit einem neuen Vorstand unter dem Präsidium von Jörg Lutz will man sich nun wieder in die politische Diskussion einbringen. Verschiedenes

Nach über 35 Jahren verabschiedete sich das Blutspendeteam des Spitals Heiden anfangs Jahr mit einem Apéro. Der Dienst wurde in das Blutspendezentrum St.  Gallen überführt, womit die Versorgung der Region sichergestellt ist.

– Der Unternehmer Alfred Grossauer, Initiant des Hotel- und Restaurantprojekts Fernsicht, wurde von der Leserschaft der Appenzeller Zeitung zum «Appenzeller des Jahres» 2015 erkoren. – Beim Kinderskilift und der Schneesportschule Bischofsberg des Ehepaars Solenthaler konnte als neue Attraktion eine moderne und komfortable Skihütte eingeweiht werden. – Im März endete ein Konflikt zwischen zwei Personengruppen vor dem Schulhaus Wies am Rande eines Fussballfestes für einen Beteiligten tödlich. Der mutmassliche Täter konnte rasch verhaftet werden. – Das Gemeindeblatt «aufwind» erscheint seit anfangs Jahr in einer neuen, moderneren Gestaltung. – Der Bauernmarkt Heiden konnte Ende Juni in seine 20. Saison starten. Totentafel

Der Maschineningenieur und frühere Chef des Werkzeugmaschinenbauers Starrag-Heckert aus Rorschacherberg, Franz Betschon, verstarb im Alter von 73 Jahren. Neben seinem Wirken als Unternehmer und Ingenieur, der unter anderem bei Brown Boveri, Dubied, Saurer, WildLeitz und in der deutschen Industrie tätig und dessen Tätigkeit mit vielen Reisen in der ganzen Welt verbunden war, galt der promovierte ETH-Doktor der technischen Wissenschaften auch als glühender Armee-Befürworter, was ihm das Etikett «Militärkopf» eintrug, auf das er stolz war. Er absolvierte 1700 Diensttage und war zuletzt Oberst im Generalstab. Franz Betschon war Mitbegründer und zeitweise Vizepräsident der Gruppe Giardino, die sich auf nationaler Ebene für die Verteidigungsfähigkeit der Armee stark macht. Für diese Gruppierung verfasste er ein Buch mit dem Titel «Mut zur Veränderung». Er war auch Verfasser und Mitherausgeber weiterer Bücher. Als Hauptwerk gilt die zweibändige «Technikgeschichte aus erster Hand». Der im Tessin geborene Franz Betschon war verheiratet und Vater dreier Kinder.

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WOLFHALDEN Gemeinde

recht (379). Neu in den Gemeinderat gewählt wurden Peter Sonderegger (370) und Michel Sieber (353). Das siebte Mandat bleibt vakant. Als Gemeindepräsident wurde Gino Pauletti konkurrenzlos mit 322 Stimmen bestätigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 34,6 Prozent. – Ende November war über das Budget zu befinden. 188 Ja standen 34 Nein gegenüber bei einer Stimmbeteiligung von gerade einmal 18,6 Prozent.

Ungewöhnliche Ausgangslage für die Gesamterneuerungswahlen: Während es kein Problem war, die Vakanz im Kantonsrat zu füllen und es sogar für die GPK zu Kampfwahlen kam, liess sich für einen bereits im Vorjahr frei gewordenen Gemeinderatssitz zunächst partout kein/e Kandidat/-in finden. Gemeindepräsident Gino Pauletti erklärte öffentlich, er sei «am Ende seines Lateins». Weil er nicht mehr länger bereit sei, ein zusätzliches Ressort zu betreuen, denke er über eine Aufstockung der Verwaltung nach. Schliesslich konnte mit Eugen Schläpfer doch noch ein Williger gefunden und (in stiller Wahl) ins Gremium eingebunden werden. – Die Ausgangslage der Kantonsratswahl war spannend. Gewählt wurden der Bisherige Stephan Wüthrich (pu) und neu Mario Wipf von der SVP, während Maggie FreyLienhard (pu) auf der Strecke blieb. – Finanziell ging es der Gemeinde recht gut. Sie ist weiterhin schuldenfrei. Die Jahresrechnung 2014 hatte dank höherer Steuereinnahmen einen Ertragsüberschuss ausgewiesen, für 2016 musste dann aber ein Verlust budgetiert werden. Der Steuerfuss wurde allerdings belassen, denn das Eigenkapitalkonto ist recht gut bestückt. – Gemeindeschreiber Edgar Schmid ist seit 30 Jahren im Amt und arbeitete in dieser Zeit mit vier Gemeindepräsidenten zusammen. Auch Urs Widmer konnte ein Arbeitsjubiläum begehen: Er bekleidet seit 15 Jahren das Amt des Grundbuchverwalters.

Die wichtigste juristische Steuerzahlerin, die Medizinaltechnikfirma Medicel AG, trieb ihren angekündigten und mit Bedauern aufgenommenen Wegzug weiter und begann in Altenrhein mit dem Bau eines neuen Firmensitzes, nachdem die Ausbaupläne in Wolfhalden durch Einsprachen blockiert worden waren. Es gebe aber Interessenten für die auf das Frühjahr 2016 leer werdenden Gebäude, erklärte Gemeindepräsident Gino Pauletti. – Positiver sieht es in Sachen Lädelisterben aus. Der Gemeinderat genehmigte einen Kredit über 164  000 Franken, um das Feuerwehrdepot in ein Ladenlokal umzubauen und schloss mit der Volg Detailhandels AG einen Mietvertrag für einen Lebensmittelladen mit integrierter Postagentur ab (Abb.  10). Zudem verlautete Ende Jahr, dass mit Patrick Ineichen ein junger Einheimischer die traditionsreiche Bäckerei Zürcher im «Hecht» samt dem Geheimrezept für die (bis ins Bundeshaus) berühmten Baumnussgipfel übernehmen wird. Nach längerem «Dornröschenschlaf» konnte das Restaurant Bella Vista wiedereröffnet werden.

Wahlen und Abstimmungen

Kultur und Vereine

Der bisherige Kantonsrat Stephan Wüthrich (pu) wurde mit 243 Stimmen bestätigt. Für den zweiten Sitz erreichte Mario Wipf (SVP) 231 Stimmen und zog damit neu ins Kantonsparlament ein. Maggie Frey-Lienhard machte 202 Stimmen und verpasste das Ziel. Als Gemeinderat erzielte der Bisherige Heiko Heidemann mit 403 Stimmen das beste Resultat vor Mario Wipf (396), Gino Pauletti (382) und Ursula Alb-

Industrie und Gewerbe

Gemeindepräsident Gino Pauletti beklagte öffentlich, dass seit der Auflösung des Verkehrsvereins im Dorf kulturell nicht mehr viel laufe. – Im Museum Alte Krone wurde die Sonderausstellung «Familienandenken» eröffnet. Die Vielfalt der liebevoll präsentierten Ausstellungsgegenstände war gross und reichte über künstlerisch gestaltete Urkunden, Bilder, Poesiealben bis zu Grabinschriften.

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Gemeindechronik Vorderland

Verschiedenes

Der Brand eines Mehrfamilienhauses in der Tobelmühle Ende November forderte ein Todesopfer. Fünf Bewohner konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, verloren aber Hab und Gut. Auslöser war ein technischer Defekt, wie die Abklärungen ergaben.

LUTZENBERG Gemeinde

Die Gesamterneuerungswahlen warfen keine hohen Wellen. Dafür wurde in der Gemeinde eifrig über Entwicklungsideen zum Weiler Wienacht und zur Zukunft des Gebäudes des ehemaligen Asylzentrums Alpenblick diskutiert. Der Alpenblick, Baujahr 1905, war die ersten 43 Jahre seines Bestehens ein Gast- und Kurhaus von grossem Renommee. Die Jahre nach 1948 dagegen waren wechselhaft und teilweise unrühmlich. Unter dem Namen «Etablissement Botanic» war der Betrieb in den 1950er-Jahren eine Rheumaklinik. 1961 übernahm die «Freie Christengemeinde Zürich» das Haus. 1964 folgte eine «Gemeinde Gottes» und 1969 ein «Internationales Bibelseminar». Dann mutierte der Alpenblick zu einer privaten Sekundarschule mit Internat. Diese wurde 1984 geschlossen. Während der drei folgenden Jahre firmierte der Alpenblick als privates Altersheim, dem die Pensionäre fehlten. Im Dezember 1987 schliesslich übernahm der Kanton das Gebäude und machte daraus ein kantonales Durchgangsheim für Asylsuchende. Seit 2010 betreuen der Kanton St. Gallen in Kooperation mit dem Kanton Appenzell Ausserrhoden die Asylsuchenden in der Liegenschaft Landegg, die ebenfalls in Wienacht, aber teils auf St. Galler Gebiet, liegt. Die Liegenschaft Alpenblick wurde 2012 der Gemeinde verkauft. Der Gemeinderat nahm sich des Gebäudes im Berichtsjahr wieder an, nachdem eine Hausanalyse ergeben hatte, dass Bausubstanz und Statik gut seien, jedoch grosser Unterhaltsbedarf bestehe. Drei Varianten wurden diskutiert:

Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes mit dem Einbau von vier Wohnungen, Abbruch des Gebäudes und Neubau eines Mehrfamilienhauses oder Abbruch und Freigabe der Bauland-Parzellen für drei Einfamilienhäuser. Der kantonale Denkmalpfleger und der Architekt, der die Hausanalyse durchgeführt hatte, sprachen sich für eine Erhaltung und Umnutzung aus. Der Gemeinderat war sich nicht einig und erwog, die Bevölkerung zu befragen. An einer Orientierungsversammlung kam dann überraschend die Idee auf, zuerst ein Entwicklungskonzept für den ganzen Ortsteil zu erstellen. Eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern machte sich an die Arbeit. Mitte Jahr wurden die Empfehlungen für eine attraktivere Gestaltung des Weilers vorgestellt. Eine Notwendigkeit wird in der Einrichtung eines Gemeindebusses mit Verbindungen nach allen Seiten gesehen. Verbesserungsbedarf ortete die Arbeitsgruppe auch bei der Qualität des Baulandes, wo mit Landtausch Abhilfe geschaffen werden könnte. Eine weitere Möglichkeit, den Ortsteil lebendiger zu machen, sieht die Gruppe in der Nutzung des alten Bahnhofgebäudes mit der Einrichtung eines Treffpunkts und schliesslich wurde auch noch ein Mangel an Parkplätzen für Besucherinnen und Besucher festgestellt. Der Alpenblick-Abstimmungstermin war aufgrund der Abklärungen der Arbeitsgruppe verschoben worden, wurde dann aber als konsultative Befragung auf Mitte Oktober festgelegt. Die Mehrheit der Stimmbürgerinnen und -bürger sprach sich für einen Abbruch und zugunsten von Neubauten aus (Abb.  11). Der Gemeinderat ordnete eine Schadstoffanalyse und die Ausarbeitung eines Gestaltungsplans an. – Ein weiteres Projekt, bei dem sich die Bevölkerung nicht einig zeigt, ist die Sanierung des Gemeindehauses im Ortsteil Gitzbüchel samt Platzgestaltung. Im Vorjahr war eine Vorlage des Gemeinderats klar gescheitert. Im September wurde eine Kommission eingesetzt, die das Projekt überdenken und eine kostengünstigere Variante ausarbeiten soll. – Zu reden gab einmal mehr auch die Landegg, auch wenn es um das

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vom Kanton St.  Gallen geführte Asylzentrum insgesamt ruhiger geworden war, wie auch die Opponenten bestätigten. Doch nach einer Schlägerei Ende November kam neue Unruhe auf, wobei u.a. die Überbelegung der Anlage die Auseinandersetzung mitverursacht hatte. Nicht überall verstanden wurde, dass im Sommer eine in Fronarbeit errichtete Sportanlage inklusive Fussballplatz eingeweiht werden konnte. Die dorfeigenen Kinder verfügten über keinen ebenen Spielplatz. Für das Asylzentrum würden auch Busse eingesetzt, während die Bevölkerung von Wienacht weiterhin keinen Busanschluss habe, wurde moniert. – Finanziell sieht es für die Gemeinde nicht schlecht aus. Die Jahresrechnung 2015 schloss wider Erwarten positiv ab. Für 2016 wurde ein Defizit in der Höhe von knapp 100 000 Franken budgetiert.

Lutzenberg ist eine der wenigen Gemeinden, in denen das Gemeindeschreiberamt noch an der Urne vergeben wird. In der GPK wurden Ruth Schmid (240) und Rudolf Gantenbein (236) bestätigt und Corinna Gutt mit 231 Stimmen erstmals gewählt. Als Präsident bestätigt wurde Rudolf Gantenbein mit 199 Stimmen. – Bei der Konsultativabstimmung über die Zukunft der gemeindeeigenen Liegenschaft Alpenblick war die Stimmbeteiligung mit 45,2 Prozent erheblich höher. Für die Variante Sanierung sprachen sich 165 Personen aus, dagegen 207. Eine Ja-Mehrheit gab es beim Vorschlag Abbruch und Freigabe für Neubauten. 207 Stimmende waren dafür, 165 dagegen. – Ende November war noch über das diesmal wenig umstrittene Budget abzustimmen. 156 Ja standen 42 Nein gegenüber.

Wahlen und Abstimmungen

Kirchen

An die Urne gerufen für kommunale Belange wurden die Lutzenberger Stimmberechtigten im Berichtsjahr nur gerade dreimal, wovon einmal lediglich konsultativ. Die Gesamterneuerungswahlen im April warfen diesmal keine Wellen. Die Beteiligung lag denn auch knapp unter 30 Prozent. Es galt lediglich eine Vakanz im Gemeinderat (Markus Hürlimann) und eine in der Geschäftsprüfungskommission zu füllen. Bei den Gemeinderatswahlen erreichte Esther Albrecht mit 243 Stimmen das beste Resultat. Dahinter folgten Lukas Hiltbrunner (238), Peter Schalch (230), Eugen Kamber (208) und als neues Mitglied Maria Heine Zellweger mit 204 Stimmen. Am Ende der Rangliste, aber ebenfalls deutlich über dem absoluten Mehr von 123 Stimmen, lagen Werner Meier mit 191 und Werner Schluchter mit 175 Stimmen. Gallus Kappler hatte mit 89 Stimmen das Nachsehen. Werner Meier wurde mit 151 Stimmen auch als Gemeindepräsident bestätigt. Die beiden bisherigen Kantonsratsmitglieder Erwin Ganz (240) und Andrea Zeller Nussbaum (229) blieben konkurrenzlos deutlich über dem absoluten Mehr von 124. Auch Gemeindeschreiberin Isabelle Coray-Kamber hatte sich einer Wiederwahl zu stellen und erreichte 179 Stimmen.

Die Evangelische Kirche Buechen-Staad feierte im Spätsommer ihr Jubiläum zum 225-jährigen Bestehen. Aus diesem Anlass wurde als bleibende Erinnerung ein Buch herausgegeben und eine Ausstellung im Kirchgemeindehaus gestaltet. Abgeschlossen wurde der Jubiläumsmonat mit einem festlichen Gottesdienst. Zum Kirchgemeindekreis Buechen gehört auch Wienacht-Tobel. Verschiedenes

Aufsehen erregten die auch im Appenzellerland immer häufiger anzutreffenden rosaroten Siloballen in der Landwirtschaft. Es handelt sich um eine Kampagne zugunsten der Brustkrebsforschung. Generalimporteur für die rosafarbene Siloballenfolie aus Schweden ist Bruno Aemisegger aus Lutzenberg. Er war bereits in den 1980er Jahren der erste, der die Methode der Siloballenherstellung in der Schweiz angewendet hatte. Später entwickelte sich daraus ein Geschäftszweig.

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Gemeindechronik Vorderland

WALZENHAUSEN Gemeinde

Die Gemeinde erlebte ein vergleichsweise ruhiges Berichtsjahr. Im Bereich der Wahlen konnte ein Sitz im Gemeinderat zunächst nicht besetzt werden, bis es im November doch noch zu einer Kampfwahl kam, wobei die beiden parteiunabhängigen Kandidaten das absolute Mehr verpassten; Markus Pfister allerdings nur ganz knapp. Da beide an ihrer Kandidatur festhielten, reichte es bis Ende Jahr nicht mehr für einen zweiten Wahlgang. Im Kantonsrat hatte die Gemeinde einen ihrer drei bisherigen Sitze verloren. Alle Bisherigen traten aber wieder an. Gewählt wurden die beiden parteiunabhängigen Mandatsinhaber während der dritte Bisherige aus der SP chancenlos blieb und ein Opfer des Mandatsverlustes wurde. – In der Sachpolitik kam es im Vorfeld der Abstimmung über das neue Strassenreglement zu kritischen Stimmen einiger Flurgenossenschaften, die befürchteten, Unterhaltsbeiträge der Gemeinde zu verlieren, doch wurde die Vorlage schliesslich ebenso deutlich angenommen wie ein Kredit von 231 000 Franken für eine Sanierung des Gemeindehauses. Zusätzliche Sanierungsarbeiten fallen unter gebundene Kosten. Ein weiteres, noch grösseres Sanierungsvorhaben stellt die in die Jahre gekommene Mehrzweckanlage dar, wobei die zweite Etappe zur Diskussion stand (Abb.  12). In den Jahren 2019 bis 2022 sollen 5 bis 6 Mio. Franken verbaut werden. Zunächst aber ging es im Berichtsjahr vorab um eine Liftanlage und die Erstellung eines Verbindungstrakts mittels einer Galerie mit offenem Blick in die Turnhalle, die Erneuerung der Sanitäranlagen, die Erweiterung der Bibliothek und die Umgestaltung des Foyers. Von den knapp 2 Mio. Franken Kosten galt der grössere Teil als gebundene Ausgaben. Für 837 000 Franken musste ein Kredit angefordert werden. Die Stimmberechtigten hiessen diesen anfangs März deutlich gut. – Sorgen bereitet der Gemeinde der neue Richtplan, müssten doch 4,5 Hektaren überflüssiges Bauland ausgezont

werden, wovon 70 Parzellen betroffen sind. Gemeindepräsident Hansruedi Bänziger befürchtet bei der Realisierung eine «Prozessflut». Von der Unsicherheit ist auch das Projekt der Bauland Erschliessung AG im Gebiet Nord betroffen, wo eine Überbauung mit Alterswohnungen geplant ist. – Finanziell geht es der Gemeinde recht gut. Im April wurde bekannt, dass statt des erwarteten Defizits für das Vorjahr ein stattlicher Überschuss resultierte. Für das Jahr 2015 erreichte der Ertragsüberschuss gegen 1 Mio. Franken. Somit sah sich der Gemeinderat zu einer Steuerfusssenkung von 3,8 auf 3,6 Einheiten in der Lage, einem Antrag, dem die Stimmberechtigten mit dem Ja zum Budget trotz Ausgabenüberschuss folgten. Das Eigenkapital von 6,2 Mio. Franken erlaubt es aber, die erwarteten Defizite in den nächsten Planungsjahren zu decken und die Investitionen aus den eigenen Reserven zu finanzieren. – Gegen Ende Jahr wurde bekannt, dass der auch schon die Gerichte beschäftigende Streit mit einem Bürger mit «Abzocker»-Vorwürfen gegen das Entschädigungsreglement wieder aufflammen könnte. Wahlen und Abstimmungen

Bei den Gesamterneuerungswahlen für den Kantonsrat wurden die beiden Vertreter der Parteiunabhängigen, Jürg Wickart und Peter Gut, mit 252 respektive 228 Stimmen bestätigt. Nicht wieder gewählt wurde Ruedi Tobler (SP) mit 97 Stimmen. Er war ein Opfer des Mandatsverlustes der Gemeinde. Für den Gemeinderat erreichte der neue Kandidat Michael Litscher mit 331 Stimmen das Bestresultat vor Rita Kellenberger (326), Urs Züst (321) und Roger Rüesch (320). Auf den hinteren Rängen folgten Gemeindepräsident Hansruedi Bänziger (315 als Gemeinderat bzw. 273 als Präsident) und Elsbeth Diener (307). Nicht mehr angetreten waren Thomas Baselgia und Peter Gut. Die fünf Mitglieder der GPK mit Urs Walser als Präsident übertrafen das absolute Mehr um knapp das Doppelte. Die Wahlbeteiligung lag bei bescheidenen 27 Prozent. – Bereits im März wurde der Baukredit von 837 000 Franken für die etappen-

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weise Sanierung der Mehrzweckanlage mit 411 Ja gegen 124 Nein deutlich angenommen. Die Beteiligung lag hier bei 40 Prozent. – Im Oktober ging es um zwei Sachvorlagen. Das neue Strassenreglement wurde mit 361 Ja gegen 201 Nein deutlich angenommen. Ähnlich klar war auch das Resultat bei der Abstimmung über den Kredit von 231 000 Franken für die Sanierung des Gemeindehauses. Hier gab es 372 Ja bei 221 Nein. Die Stimmbeteiligung lag diesmal bei 42,7 Prozent. – Die Rechnung für das Jahr 2014 wurde mit 188:18 Stimmen gutgeheissen, ebenso klar ein Bilanzanpassungsbericht. Magere 15 Prozent interessierten diese Zahlen. Das Budget 2016 wurde Ende Jahr mit 325:66 Stimmen gutgeheissen, die Steuerfusssenkung um 0,2 auf 3,6 Einheiten mit 320:77. Industrie und Gewerbe

Ende Oktober wurde die Poststelle Walzenhausen im Bahnhofgebäude geschlossen. Bereits deutlich früher waren die Poststellen Lachen und Platz aufgehoben worden. Als Übergangslösung bietet die Post einen Hausservice an. Im nächsten Jahr sollen mit der Eröffnung des Mercato-Shops Postgeschäfte wieder im erneuerten Bahnhofgebäude getätigt werden können. – Auch die Schliessung des zum beliebten Treffpunkt gewordenen Kiosks von Christa Brandenberger im Februar hängt mit der geplanten Shop-Eröffnung zusammen. – Mit dem «Gemsli» wurde anfangs Jahr auch noch das letzte Restaurant im Ortsteil Wilen geschlossen. – Die Gemeinde lud zum 10. Wirtschaftsapéro in den «Sonneblick» ein. Die Jubiläumsveranstaltung bot auch Gelegenheit, die Gäste mit der sozialen Institution und deren langer und wechselvoller Geschichte bekannt zu machen. – Die Kliniken Valens mit den Rehazentren in Valens und Walenstadtberg übernehmen die Rheinburg Kliniken als 100-prozentige Tochter, wie im Februar bekannt wurde. Der Betrieb wird im bisherigen Rahmen mit den bestehenden Mitarbeitenden weitergeführt und auch der Name bleibt erhalten. Die bisherigen Eigentümer Erich Walser, Martin Rutz und Beat Voegeli sichern damit frühzeitig die Nachfolge.

Kultur und Vereine

Walzenhausen war im Oktober Gastort der ersten rassenbezogegenen Europaschau der Rhönkaninchen-Züchter (Abb.  13). Rund 400 Tiere von 70 Ausstellern, vor allem aus Deutschland, konnten in der Mehrzweckhalle begutachtet werden. – Im September fand in der reformierten Kirche eine Gedenkfeier für den Walzenhauser Bürger Jakob Künzler statt, der im Ersten Weltkrieg über 2700 von den Jungtürken verfolgte Armenierinnen und Armenier gerettet und 8000 armenische Waisenkinder in den Libanon gebracht hatte (Abb. 14). Aram I., Oberhaupt der armenisch-apostolischen Kirche von Kilikien im Libanon, nahm die Würdigung vor und dankte der Schweiz für die 100 Jahre Freundschaft mit seinem Land. – Nochmals eine Würdigung eines grossen, mit Walzenhausen verbundenen Schweizers: ein Film des Bündner Regisseurs Daniel von Aarburg über den Diplomaten Carl Lutz, der im Zweiten Weltkrieg als Vizekonsul in Budapest über 60000 Jüdinnen und Juden gerettet hatte, wurde uraufgeführt. Die Initiative dazu war von «Sonneblick»-Leiter Adrian Keller ausgegangen. 2013 war im «Sonneblick» eine Ausstellung über Carl Lutz gezeigt worden. – Noch einmal stand der «Sonneblick» im Zentrum, als im Dezember der Schweizerische Friedensrat dort sein 70-jähriges Bestehen feierte. Präsidiert wird der Rat von alt Kantonsrat Ruedi Tobler. Thematisiert wurde vor allem die Rolle der OSZE bei der Sicherung des Friedens in Europa. Mit alt Nationalrätin Barbara Haering und Botschafterin Heidi Grau waren zwei Spezialistinnen eingeladen. – Das Appenzeller Singwochenende mit Gesangsfreudigen aus weiten Teilen der Deutschschweiz endete nach den zweitägigen Proben mit Dirigent Michael Weber im «Sonneblick» mit einem Konzert in der evangelischen Kirche, an dem der Altstätter Flötist Hanspeter Küng mitwirkte. Aus dem klein angedachten Singerlebnis war ein überregionales Ereignis geworden.

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Gemeindechronik Vorderland

Schulen

Gründer Ulrich Jüstrich auf den leutseligen Mann aufmerksam und stellte ihn kurzerhand ein. Erich Blatter entwickelte sich zu einem verkaufstechnischen Naturtalent. Mit dem Eintritt des Ruhestandes verabschiedete er sich von den berufsbedingten Zwängen wie konventioneller Kleidung und war fortan zu jeder Jahreszeit barfuss und mit einer blauen GärtnerVerschiedenes schürze unterwegs. So wurde er zu einem DorfDie Umbau- und Sanierungsarbeiten am original, das sich äusserst hilfsbereit vor allem 1958/59 erstellten Bahnhof konnten im Herbst gegenüber Alleinstehenden und Senioren aufgenommen werden. Der Bahnbetrieb zeigte. Ein unerfüllter Traum blieb dem passiomusste zeitweise mit einem Ersatzbus auf- nierten Wanderer ein Fussmarsch nach Mosrechterhalten werden. Das war bereit im Sep- kau. tember einige Tage der Fall, nachdem das noch kurz zuvor erneuerte «Bähnli» aufgrund eines Motorenschadens ausgefallen war. – Streit gab REUTE es im August wegen einer geplanten Antenne des Mobilfunkanbieters Salt auf dem Gebäude der Weiss AG. 13 Einsprachen gingen ein. Fir- Gemeinde meninhaber und alt Ständerat Hans Altherr Die Gesamterneuerungswahlen warfen keinerwehrte sich gegen Vorwürfe, finanzielle Gründe lei Wellen. Der einzige verbliebene Kantonsrat seien für den Standort ausschlaggebend gewe- und Gemeindepräsident Ernst Pletscher sowie sen. – Der von einer gemeinnützigen Stiftung fünf der übrigen Gemeinderatsmitglieder stellbetriebene «Sonneblick», Häuser mit sozialer ten sich der Wiederwahl und wurden ebenso Zielsetzung, musste eine gegenüber dem Re- klar bestätigt, wie die Wahl von Michael Benz kord im Vorjahr leicht rückläufige Zahl von Lo- als Neumitglied des Gemeinderats über die giernächten konstatieren, zeigte sich aber ins- Bühne ging. Arlette Schläpfer, die den zweiten gesamt zufrieden und aufgrund der Buchun- Kantonsratssitz innegehabt hatte, überliess gen für das Folgejahr zuversichtlich. Aus dem diesen freiwillig Ernst Pletscher. Der bisherige Stiftungsrat trat alt Regierungsrat Werner Nie- Gemeinderat Niklaus Sturzenegger hatte unter derer zurück. Er hatte dem Gremium zwölf anderem wegen Anfeindungen aus der BevölJahre angehört und wurde durch den Journalis- kerung seine Demission erklärt. Neu in die GPK ten Hanspeter Strebel, St. Gallen, ersetzt. – Mit gewählt wurde Regula Hohl-Bischofberger. – Frieda Altherr konnte im Alterswohnheim Al- Die 2013 aus einem «Ideen-Café» angestossene mendsberg eine 100 Jahre alte Einwohnerin ge- Diskussion um die Überbauung der Liegenfeiert werden. Sie hatte früher in Wald und schaft «Dorf 50» ging im Berichtsjahr weiter. Wolfhalden gelebt. Ende Mai präsentierte der Gemeinderat das Ergebnis einer Studie. Die Variante «Dorfhaus» Totentafel würde ein Ladenlokal mit Café und einem rund Mit Erich Blatter-Kellenberger (1934–2015) 50 Personen Platz bietenden Mehrzweckraum verlor Walzenhausen ein Original. Nach einer im Erdgeschoss bieten (Abb.  15). Im ersten schwierigen Kindheit im Waisenhaus konnte er Stock wäre Platz für die Gemeindeverwaltung. eine landwirtschaftliche Lehre absolvieren. Mit Auch der Einbau von Wohnungen und eine der Familiengründung war er zur Ruhe gekom- Tiefgarage mit 20 Plätzen wären vorgesehen. men und durfte die in der Jugendzeit vermisste Mit der Auslagerung der Gemeindekanzlei Wärme erleben. Schliesslich wurde JUST- würde es auch mehr Raum für die Schule geErstmals waren im Berichtsjahr Jugendliche nach Abschluss der Sekundarschule oder der erfolgreichen Absolvierung der Matura von der Gemeinde zu einem Apéro in die Badi eingeladen worden. Verantwortlich für den Anlass war die Kommission Jugend für Jugend.

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ben. Die Kosten werden auf knapp 6 Mio. Franken geschätzt. Die Studie stiess bereits bei der Präsentation auch auf Kritik und wurde von einem Votanten als «grosses Luftschloss» betitelt. Vor allem die hohen Kosten wurden thematisiert. Vor diesem Hintergrund fand im November nochmals ein Workshop für alle statt, die eine aktive Rückmeldung zum Projekt gemacht hatten. Dabei zeigte es sich, dass ein Umzug der Konsumgenossenschaft aus ihrer eigenen Liegenschaft in den geplanten Laden ungewiss ist. Ein Zügeln der Gemeindeverwaltung in das neue Gebäude fasst man jetzt nicht mehr ins Auge. Sie soll im Schulhaus bleiben. Die zwiespältigen Gefühle, die die Studie auslöste, garantieren, dass die Diskussion wohl noch eine Weile weitergehen wird. – Das Gemeindealtersheim Watt sah sich mit der Kündigung der Heimleiterin Rita Manser konfrontiert. Sie war seit drei Jahren im Amt. Grund waren Meinungsverschiedenheiten, weil nach Auffassung der Demissionärin die bestehenden Strukturen und die Abläufe in Sachen Beschlussfassung nicht mit der rasanten Entwicklung im Pflegebereich vereinbar seien. – Im Oktober wurde bekannt, dass der Wärmeverbund Dorf Reute GmbH liquidiert und auf das kommende Jahr als eigenes Ressort in die Gemeindeverwaltung integriert werden soll. Damit erhofft man sich bessere Zinskonditionen, was sich auf das Betriebsergebnis des Wärmeverbundes auswirken soll.

scher mit 164 Stimmen glanzvoll wiedergewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 40 Prozent. – Im Übrigen hatten die Rüütiger auf kommunaler Ebene nur noch über die Jahresrechnung 2014 und das Budget 2016 abzustimmen. Im April wurde die Gemeinderechnung mit 163 Ja gegen 31 Nein genehmigt, Ende November das Budget mit 107 gegen 58 Stimmen. Die Stimmbeteiligung betrug knapp 35 Prozent. Schule

Einigen Diskussionsstoff bot die Abschaffung des Schulbusangebots auf das Schuljahr 2015/16. Gleichzeitig sollen der Strassenunterhalt und der Winterdienst extern vergeben werden, was mit Kündigungen von drei Angestellten einhergeht, die unter anderem auch für den Schulbusbetrieb verantwortlich waren. 90 Unterschriften für ein Referendum gingen ein, und eine Petition trug 130 Unterschriften. Auf das Referendum ging der Gemeinderat aus formalrechtlichen Gründen nicht ein (Abb. 16). In der Beantwortung der Eingabe hielt der Gemeinderat an seinem Entscheid fest. Der Transport der Schülerinnen und Schüler bleibe über die öffentlichen Verkehrsmittel Postauto und Publicar erhalten. Die Neuorganisation führe zwar zum Abbau von drei Kleinpensen, jedoch werde der Schulbusfahrer ohnehin pensioniert. Es sei zudem jeweils schwierig, geeignete Personen für dieses auf fünf Tage verteilte Kleinpensum zu finden, zumal noch die Stellvertretung gesichert sein müsse. Der Gemeinderat Wahlen und Abstimmungen wolle in seiner Personalstrategie Kleinpensen Bei den Gesamterneuerungswahlen im April möglichst zusammenzuziehen. Man rechne konnten alle Ämter auf Anhieb wiederbesetzt nicht mit wesentlichen Mehrkosten für die werden. Der einzige der Gemeinde noch zuste- Neuorganisation. hende Kantonsrat Ernst Pletscher erhielt 167 Stimmen. Das absolute Mehr betrug 96 Stim- Kirche men. Bei der Wahl des Gemeinderates erhiel- Anstelle von Regula Schibli, die ins Ausland ten Marcel Tobler 185, der neue Kandidat Mi- auswandern wird, wählten die Stimmberechchael Benz 181 und Manfred Laim 180 Stim- tigten der evangelischen Kirchgemeindevermen. Dahinter folgten Karin Waltenspühl 177, sammlung Reute-Oberegg Markus Bruderer Ernst Pletscher 169, Marlen Oggier-Ineichen zum neuen Präsidenten. Der Umbau des Pfarr168 und Ruedi Rechsteiner 167 Stimmen. Sie hauses zu einem Mehrfamilienhaus bleibt zuübertrafen alle das absolute Mehr von 95 deut- rückgestellt. Zudem wurde bekannt, dass gelich. Als Gemeindepräsident wurde Ernst Plet- gen die ehemalige Kassierin, die 2013 Geld der

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Gemeindechronik Vorderland

Kirchgemeinde veruntreut hatte, zivilrechtliche Schritte in Betracht gezogen würden. Die Staatsanwaltschaft hatte sie zu einer bedingten Busse verurteilt.

ben. Die Portraits erzählen anschaulich vom Leben in der Gemeinde. – An der Finanzierung gescheitert ist das Projekt eines Appenzeller Stickereihauses mit dem Sticklokal von Lina Bischofberger in der Steingacht. Eine IG wollte Verschiedenes die Geschichte des einst bedeutenden AusAus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Ge- serrhoder Erwerbszweigs erlebbar machen. meindeblattes «Rüütiger Feeschter» wurden Die 92-Jährige, die seit 1948 zunächst als Fädlesämtliche Portraits, die in diesen Jahren unter rin und dann als Stickerin an der über 100-jähdem Titel «Rüütiger Köpfe» erschienen sind, zu rigen Handstickmaschine arbeitete, verkaufte einem Sammelband in Buchform zusammen- diese im Februar 2016 dem Appenzeller Volksgefasst und vom Redaktionsteam herausgege- kundemuseum Stein.

Landeschronik Appenzell Innerrhoden 179

Landeschronik von Appenzell Innerrhoden für das Jahr 2015 Rolf Rechsteiner, Oberegg

Das markanteste Ereignis des Innerrhoder Politjahres war die klare Rückweisung des Hallenbad-Kredits anlässlich der Landsgemeinde. Einer Handvoll von Gegnern unterschiedlicher Motivation war es gelungen, das Volk im Ring zu verunsichern. Der Entscheid hatte weitreichende Konsequenzen: Die Hallenbad Appenzell AG ging als Bauträgerin verloren; sie musste mangels Aktiven im September den Konkurs anmelden (Abb. 1). Geld für den Rückbau des alten Hallenbades war nicht mehr vorhanden; der Kanton als Baurechtsgeber ist in der Pflicht. Das Seilziehen um die Liegenschaft «Schaies» und die Sportstättenplanung setzte sich fort und fand bis zum Jahreswechsel kein glückliches Ende. Ungewöhnlich war auch die Beanspruchung des Initiativrechts. Die Initiative «Wohnen für alle» der SP AI scheiterte deutlich an der Landsgemeinde. Kantonsrichter Rolf Inauen reichte ein Begehren ein, das die gänzliche Aufhebung der Bezirke im inneren Landesteil zum Ziel hat. Der Grosse Rat beschloss, die Vorlage angesichts ihrer Komplexität um ein Jahr aufzuschieben. Paul Bannwart reichte im Sommer seine Initiative «Für eine starke Volksschule» ein mit dem Ziel, die Einführung des Lehrplans 21 zu verhindern. Der Grosse Rat beschloss, sie ohne Gegenvorschlag an die Landsgemeinde 2016 zu überweisen. Eidgenössische Abstimmungen

Die erste eidgenössische Abstimmung vom 10. März ergab keine Überraschungen. Zwar fiel die Ablehnung der beiden Vorlagen etwas deutlicher aus als im nationalen Durchschnitt, aber eigentliche Ausreisser wurden nicht registriert. Eine historische Schlappe erteilte Innerrhoden der GLP-Initiative «Energie- statt Mehrwertsteuer», die lediglich 5,2 Prozent (CH 8 Prozent) Zustimmung erhielt. Mit der Familieninitiative der CVP gingen die Stimmberech-

tigten eher pfleglich um. 20,8 Prozent (CH 24,6 Prozent) sprachen sich für die Steuerbefreiung der Kinder- und Ausbildungszulagen aus. Die Stimmbeteiligung in Innerrhoden lag bei mageren 36,9 Prozent. Der Urnengang vom 14. Juni hatte kaum mehr Zuspruch. Satte 87 Prozent lehnten die Stipendieninitiative ab, was den Spitzenwert aller Kantone bedeutete. Klar verworfen wurde im Widerspruch zum nationalen Trend die Präimplantationsdiagnostik (PID) mit 55,5 Prozent Nein (CH 61,9 Ja). Nur 40,4 Prozent stimmten dem Bundesgesetz über Radio und Fernsehen zu, das eine neue Gebührenordnung bringen sollte. Die Schweiz zeigte sich mit 50,08 Prozent Zustimmung gespalten. Klar abgelehnt wurde mit 79,3 Prozent (CH 71 Prozent) Nein die nationale Erbschaftssteuerreform. Bund und Mitstände

Mit dem Rücktritt von Landeshauptmann Lorenz Koller verlor Appenzell Innerrhoden eine wichtige Stimme auch in Bern (Abb. 2). Er gehörte der Standeskommission von 2001–2015 an. Schon im Jahr 2004 übertrug ihm die schweizerische Landwirtschaftsdirektorenkonferenz das Präsidium, das er bis zum Ende seiner Regierungszeit innehatte. Er galt als seriöser Kämpfer für die Sache der Bauern. Der 56-jährige Ingenieur Agronom HTL sah sich aus gesundheitlichen Gründen veranlasst, seine Demission einzureichen, gezeichnet von einem Schlaganfall im Sommer 2014. Innerrhoden präsentierte sich von der strahlenden Seite, als die Roadshow des Kantons Genf am 28. Mai im Hauptort Halt machte. Anlass war das Jubiläum der 200-jährigen Zugehörigkeit des Westschweizer Kantons zum Bund der Eidgenossen. Im August waren beide Appenzell als Gastkantone zum Marché-Concours Nationale de

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Landeschronik Appenzell Innerrhoden

Cheveaux nach Saignelégier im Kanton Jura eingeladen (Abb.  3). Sie boten ein vielfältiges Programm unter dem Titel «Magnifique Appenzellerland». Zur offiziellen Delegation gehörten rund 500 Personen und 88 Pferde. Auch viele «Schlachtenbummler» reisten mit. Nach den Feiern zum 500-Jahr-Jubiläum (AR°AI 500) bot sich hier eine gute Gelegenheit, den Gemeinschaftssinn über die innere Kantonsgrenze hinweg zu pflegen. Beide Regierungen waren am Sonntag in corpore auf der Gästetribüne präsent. Leider herrschte ausgerechnet am Haupttag nasskaltes Wetter. Während einer Woche waren abermals UNO-Militärbeobachter aus mehreren Kontinenten in Appenzell stationiert. Der Standort wurde wegen seiner Nähe zu Deutschland und Österreich als ideal erkannt für die Ausbildungsarbeit. An der Abschlussübung nahmen 37 Offiziere aus 15 Nationen teil. Kantonale Politik

Die Standeskommission bearbeitete in 23 Sitzungen mit einem Zeitaufwand von 165 (130) Stunden 1291 (1342) Geschäfte. 3150 Protokollseiten wurden erstellt. An 63 (38) Anlässe wurden offizielle Delegationen entsandt. Die Regierung äusserte sich zu 115 (102) Vernehmlassungen und verabschiedete dreizehn Standeskommissionsbeschlüsse. Mitte April wurde die Schutzentlassung von Teilen des verwaisten Kapuzinerklosters von der Feuerschaukommission abgelehnt. Die Standeskommission hatte das Gesuch auf Verlangen des Grossen Rates am 18. Februar 2014 widerstrebend eingereicht. Nun kehrte es auf ihren Tisch zurück. Als Rekursbehörde hatte sie die Recht- und Zweckmässigkeit des Entscheids der Vorinstanz zu prüfen. Der einhellige Schluss, dass der Konvent umgenutzt werden kann, auch wenn er in seiner Form erhalten bleiben muss, wurde vom Grossen Rat zur Kenntnis genommen. Hingegen können Veränderungen an Ökonomiegebäuden und Wandelhalle bis hin zum Abbruch trotz Schutzklausel toleriert werden. Unter diesen Vorzeichen zog der Grosse Rat in der Junisession seinen

Antrag auf Schutzentlassung zurück; mit 37:5 Stimmen bei 7 Enthaltungen (Abb. 4). Siedlungsstruktur und Wohnkultur erhielten im Jahreslauf gleich mehrfach erhöhte Aufmerksamkeit. Die Fertigstellung erster Module auf der Hinteren Wühre erregte Aufmerksamkeit, die Diskussion um innere Verdichtung ist lanciert, und in der Streusiedlung werden die Auswirkungen des Strukturwandels augenfällig. Am Pfingstsamstag überreichte Raimund Rodewald, Geschäftsführer der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, dem Regierenden Landammann eine Auszeichnung mit Signalcharakter: Die Innerrhoder Streusiedlung wurde zur «Landschaft des Jahres 2015» erklärt (Abb.  5). Der Solothurner Stadtpräsident, Nationalrat und Stiftungspräsident Kurt Fluri nannte Innerrhoden «eine der ausgeprägtesten schweizerischen Landschaften, die wie kaum eine andere den Traditionsbezug, die regionale Baukultur und das Ländlich-Bäuerliche der Schweiz repräsentiert». Dass dies so bleibt, ist unwahrscheinlich. Der Druck auf die Landschaft als Folge der Agrarpolitik des Bundes ist enorm, die Auswirkungen sind augenfällig. Besorgnis über die rasante Veränderung bei den Stallbauten bewog das Ehepaar Bea und Oliver Wackernagel aus Basel, eine umfassende Momentaufnahme beim Fotografen Mäddel Fuchs in Auftrag zu geben. Die beiden überreichten den Landammännern beider Appenzell je eine umfassende Dokumentation zuhanden der Kantonsarchive. Schaies und Nanisau: Die Schaffung einer Sportzone auf «Schaies» sorgte übers Jahr verteilt für Gesprächsstoff. Im März wurde der Carl Sutter-Stiftung wegen Untätigkeit der Status der Gemeinnützigkeit aberkannt. In der Folge wurden Erbschaftssteuern im Umfang von 431 000 Franken nachgefordert. Unverständlich war zumindest für Aussenstehende der Zeitpunkt dieser Massnahme, hatte man doch erst vor dem Jahreswechsel publik gemacht, dass Kanton und Dorfbezirke einen gemeinsamen Weg beschreiten würden. Das Kantonsgericht machte den Entscheid im Oktober rück-

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gängig; das Bundesgericht trat darauf folgend auf eine Beschwerde des Steueramtes nicht ein. Das Thema wollte nicht ruhen: Im April liess die Standeskommission verlauten, Tennisplätze wären auf der Nanisau zonenkonform. Sie halte aber den Standort Schaies für die bessere Lösung, um dem Hof Weissbad den Ausweg aus dem Servitut zu ermöglichen. Der Bezirksrat Schwende reagierte, indem er eine Planungszone über die Nanisau verhängte. Mit Entscheid vom 3. November erklärte die Standeskommission diese als zulässig. Sie sollte verhindern, dass die Liegenschaften Schaies und Nanisau teilweise verbaut werden. Beschlossen wurde aufgrund der Komplexität aller erforderlichen Vorausplanungen eine Aufgaben-Entflechtung: Die Standeskommission konzentriert sich fortan auf das Hallenbad, die drei Dorfbezirke auf die Sportstätten «Schaies». Der Baurechtsvertrag konnte auf die Parzelle mit dem Wohnhaus ausgeweitet werden (Abb. 6). Im Grossen Rat gab die neue Sitzverteilung kurz zu reden. Der Ausbau auf 50 Sitze provozierte die Frage, wie mit vier Restmandaten umzugehen sei. Gonten verlor mit dem gewählten System knapp seinen fünften Sitz, während Rüte ebenso knapp einen elften dazugewann. Auch Appenzell profitierte und hat neu 18 Sitze. – In ein Wespennest stach Ruedi Eberle in der Februarsession mit einem Vorstoss, wonach die Berechtigung der Innerrhoder Feiertage zu überprüfen sei. Es gab Schelte von allen Seiten, und im eingeforderten Bericht kam die Standeskommission denn auch zum Schluss, dass an der geltenden Ordnung nicht gerüttelt werden soll. – In der Märzsession wurde die Nachführung des kantonalen Richtplans genehmigt, was die rechtliche Grundlage für die Schaffung eines Windparks auf der Honegg, Bezirk Oberegg, mit sich brachte. – In der Junisession löste Pius Federer aus Oberegg den bisherigen Ratspräsidenten Thomas Mainberger ab (Abb. 7). Als neuer Vize rückte Martin Breitenmoser auf und Monika Rüegg Bless schaffte den Einzug ins Ratsbüro als dritte Stimmenzählerin. Gross

war auch die Rochade in der Ratsmitte; nicht weniger als neun Ratsmitglieder traten erstmals an: Theres Durrer, Oberegg; Karl Schönenberger, Appenzell; Sonja Spirig, Oberegg; Ernst Schiegg, Appenzell; Werner Vicini, Appenzell; Patrik Koster, Rüte; Rosalie Manser, Schwende; Urs Hofstetter, Schwende; Daniel Brülisauer, Rüte (Abb. 8, von links). Ungeachtet der Niederlage im Kampf um die SP-Initiative «Wohnen für alle» wagte SPPräsident Martin Pfister erneut den Wahlkampf gegen Daniel Fässler um den Nationalratssitz. Der Amtsinhaber verzichtete aus wahltaktischen Gründen auf die Teilnahme an einem öffentlichen Podium der SP; ein überparteiliches Podium kam nicht zustande. Wie schon vier Jahre zuvor fiel das Ergebnis im Verhältnis 4:1 für Fässler aus. Am Ende aller Bedürfnisse angelangt ist offenbar das Frauenforum Appenzell. Nach 24 Jahren politischer Einflussnahme wurde es aufgelöst. Der Entscheid fiel anlässlich der 23. Hauptversammlung, die von lediglich zwanzig Mitgliedern besucht war. Die erforderliche Zwei-Drittels-Mehrheit kam nach intensiver Diskussion zustande. Alle 120 Mitglieder waren im Vorfeld schriftlich auf das drohende Ende des Forums hingewiesen worden. Die Innerrhoder CVP erhielt im pensionierten Gymnasiallehrer Ruedi Angehrn einen neuen Präsidenten. Peter Hirn hatte nach einem Jahrzehnt an der Spitze der Partei seinen Rücktritt eingereicht. Die GV wählte zudem Angela Koller, Melchior Looser, Kathrin Rechsteiner und Franziskus Wetter neu in den Vorstand; demissioniert hatte einzig Rosi Schönenberger. Mit dieser Erweiterung meint man sämtliche politischen Strömungen im Kanton breiter abstützen zu können in der Vorstandstätigkeit. Landsgemeinde

Bei strahlendem Sonnenschein fand am 26. April die Landsgemeinde in gewohnt feierlichem Gepräge statt. Trotzdem wurde das Hauptgeschäft «verhagelt»: Der Kantonsanteil von 9,5 Mio. Franken an den Neubau des Hallenbades Appenzell wurde klar zurückgewie-

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sen. Zwar warben zwei beherzte Redner für ein Ja, aber vier vehemente Gegner verstanden es, die Leute im Ring zu verunsichern. Zerpflückt wurden die Berechnungen des Lenkungsausschusses, was die Höhe der Eintritte und die zu erwartende Besucherzahl betrifft. Das Projekt wurde als Kostenfalle abqualifiziert. Es sei kaum glaubhaft, dass in der aktuellen Konkurrenzsituation ein deutlich höherer Eintrittspreis auch noch mehrfachen Zulauf generiere, wurde gewarnt. Es gebe inzwischen rund um Appenzell eine Menge Wellness-Angebote, so dass sich die öffentliche Hand auf das Notwendige beschränken könne, statt private Anbieter zu konkurrenzieren. Ein Votant forderte die Rückweisung des Geschäfts und verlangte, es sei ein Projekt zu erarbeiten, das sich am tatsächlichen Bedarf von Schulen, Vereinen und Gesundheitsförderung orientiere. Nach dieser Redeschlacht mehrte der Versammlungsführer aus. Der Rückweisungsantrag wurde schon im ersten Anlauf deutlich angenommen. Der Kredit hätte Bestandteil der Gesamtfinanzierung sein sollen. Das Hallenbadprojekt war mit 23,5 Mio. Franken veranschlagt. Die Hallenbad Appenzell AG und die Bezirke des inneren Landesteils hätten den Rest gemeinsam aufbringen müssen. Die Schulen wollten sich an den Baukosten nicht beteiligen, hatten sich aber bereiterklärt, deutlich höhere Eintritte zu akzeptieren. Mit Schreiben vom 26. Januar hatte Landeshauptmann Lorenz Koller seinen Rücktritt angemeldet. Er hatte das Amt seit 2001 inne und machte gesundheitshalber den Weg frei für

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eine Neuwahl. Die Landsgemeinde gab dem Favoriten der Bauern und Bäuerinnen, Stefan Müller-Neff, klar den Vorzug, womit der traditionelle Bauernsitz erhalten blieb (Abb. 9). Das Nachsehen hatte der Gontner Hauptmann Ruedi Eberle-Rusch, der vom Gewerbeverband portiert worden war aufgrund seiner früheren Tätigkeit als Meisterlandwirt. Die beiden Landammänner, Roland Inauen und Daniel Fässler, sowie die amtierenden Mitglieder der Standeskommission waren unbestritten. Keine Überraschungen ergaben sich auch bei der Bestätigung des Kantonsgerichts. Erich Gollino bleibt Präsident des Gesamtgerichts, Thomas Dörig ist Vizepräsident. Anna Assalve-Inauen ersetzte Rita Giger-Rempfler, die ihre Demission eingereicht hatte. Reine Formsache war die Bestätigungswahl von Ivo Bischofberger als Innerrhoder Ständerat. Niemand machte ihm den Sitz streitig; ein Wahlkampf erübrigte sich. Keine Überraschung war das Nein zur Initiative «Wohnen für alle», die Martin Pfister namens der SP AI eingereicht hatte. Zwar sei das Anliegen berechtigt, günstigen Wohnraum für Familien zu schaffen, vorab im Hauptort Appenzell, erklärte Landammann Roland Inauen. Doch schiesse die Initiative über das Ziel hinaus. Sie wollte erreichen, dass Kanton und Bezirke gemeinsam eine Genossenschaft gründen, welche Bauland und Immobilien kaufen und im Baurecht an gemeinnützige Bauträger abgeben würde. Auf diesem Weg sollte namentlich die Anzahl günstiger Mietwohnungen steigen. Die übrigen Sachgeschäfte waren

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unbestritten: Anpassungen im Erwachsenenschutzrecht und eine formelle Bereinigung von Gesetzen passierten diskussionslos. Eine Revision des Polizeigesetzes schuf Normen für die Wegweisung bei häuslicher Gewalt. Gutgeheissen wurde ein Kredit von 2,1 Mio. Franken für den Hochwasserschutz in Weissbad. Unbestritten war auch ein Darlehen von 3,6 Mio. Franken für den Neubau des Ostschweizer Kinderspitals. Als prominenteste Ehrengäste der Landsgemeinde verfolgten Bundesrätin Doris Leuthard und der Regierungsrat des Kantons Schwyz, angeführt von Landammann Andreas Barraud, die Verhandlungen.

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Koller wurde neu in den Bezirksrat Appenzell gewählt. Werner Vicini, Ernst Schiegg und Karl Schönenberger beliebten als neue Grossräte. Genehmigt wurde ein Kredit von 1,4 Mio. Franken für den Umbau des Bezirksgebäudes. – Der Bezirk Schwende löste ein sich anbahnendes Personalproblem, indem er den Rat auf fünf Mitglieder reduzierte und im Gegenzug ein professionelles Sekretariat in Teilzeit installierte. Sepp Manser wurde zum Stillstehenden Hauptmann gewählt, Köbi Rusch nahm neu im Gremium Einsitz. Urs Hofstetter und Rosalie Manser wurden in den Grossen Rat delegiert. – Im Bezirk Rüte gingen Daniel Brülisauer und Patrik Koster als Grossräte aus einer Kampfwahl hervor. Sepp Dörig aus Eggerstanden Bezirke und Feuerschau wurde in den Bezirksrat gewählt, Franziska EbIm Bezirk Schlatt-Haslen lagen schon Anfang neter Kast ins Bezirksgericht. – In Gonten Februar die Rücktritte von Hauptmann Ger- wurde der langjährige Bezirksrat Johann Brülihard Leu und Bezirksrat Ruedi Huber vor. Die sauer abgewählt, die Mehrheit gab Thomas Nachfolgeregelung gestaltete sich schwierig. Schefer den Vorzug. Walter Wetter aus GontenSepp Neff und Guido Brülisauer liessen sich in- bad war als Stillstehender Hauptmann unbeterimsweise als Hauptleute wählen; Ueli Rechsteiner wurde ins Amt gezwungen, Silvia BrüliAbbildungen sauer trotz Abwesenheit infolge Krankheit gewählt (Abb. 10). Sie musste auf Rekurs hin das Alle Abbildungen stammen aus dem Archiv des Appenzeller Volksfreundes (AV). Amt nicht antreten. Eine Nachwahl am 3. Juli hob schliesslich Regula Wild-Petermann auf 1 Nach der Rückweisung des Kredits an der Landsden Schild. Dieser Vorgang beflügelte Kantons- gemeinde: Das Hallenbad Appenzell ist am Ende. richter Rolf Inauen zur Einreichung einer Initi- 2 War eine wichtige Stimme auch in Bern: der zurückative. Er will eine radikale Änderung der politi- getretene Landeshauptmann Lorenz Koller. schen Strukturen im Kanton herbeiführen. Die 3 Appenzeller Auftritt beim Marché-Concours Nationale Bezirke des inneren Landesteils sollen aufge- de Cheveaux in Saignelégier. löst, ihre Aufgaben dem Kanton oder andern 4 Muss in seiner Form erhalten bleiben: Das KapuzinerKörperschaften zugewiesen werden. – Alfred kloster in Appenzell.

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stritten. – In Oberegg wurde Theres Durrer an der Urne in den Grossen Rat gewählt. Sonja Spirig Pfeiffer verpasste den Einzug im ersten Anlauf um drei Stimmen. In der Nachwahl klappte es dann. Feuerschaugemeinde: Die Feuerschaugemeinde konnte erneut ein erfreuliches Ergebnis ausweisen. Bei Einnahmen von 15,143 Mio. Franken resultierte ein Ertragsüberschuss von 215 000 Franken, dies nach Abschreibungen und Wertberichtigungen von 2,336 Mio. (Vorjahr 1,654) Franken und der Bildung von Rückstellungen. Die Investitionsrechnung wies bei Einnahmen von 3,114 Mio. Franken einen Aufwandüberschuss von 923 000 Franken auf. Die selbst erarbeiteten Mittel (operativer Cashflow) beliefen sich auf 2,644 (2,673) Mio. Franken, was bei Nettoinvestitionen von 3,118 Mio. Franken einen Selbstfinanzierungsgrad von 84,8 Prozent ergab. Das Nettovermögen nahm um 550  000 Franken ab auf 5,718 Mio. Franken. – Die Bautätigkeit im Feuerschaugebiet war leicht rückläufig. 199 (224) Baugesuche wurden von der Baukommission Inneres Land bearbeitet. Die bewilligte Bausumme lag bei 60 (47,5) Mio. Franken und näherte sich damit dem Rekord von 2013, als 63,9 Mio. genehmigt wurden. Finanzen und Steuern

Die Innerrhoder Staatsrechnung schloss um sieben Mio. besser ab als budgetiert. Erstmals wurde die Darstellung nach HRM2 vorgenommen. Die konsolidierte Rechnung umfasst die

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Verwaltungsrechnung und die drei Spezialrechnungen Abwasser, Strassen und Abfall. Ausgewiesen wurde ein Ergebnis von +4,699 Mio. Franken; im Budget war ein Rückschlag von 2,326 Mio. Franken vorgesehen. Der Mehrertrag beruhte auf höheren Steuereinnahmen, geringeren Abschreibungen und einer zusätzlichen Auszahlung der SNB zum ordentlichen Gewinnanteil. Es konnte eine Vorfinanzierung für das neue Alters- und Pflegezentrum im Umfang von 4,3 Mio. Franken getätigt werden, und auf der Strassenrechnung wurden 2,1 Mio. Franken zusätzlich abgeschrieben. In der Investitionsrechnung standen Ausgaben von 13,326 Mio. Franken eher bescheidenen Einnahmen von 3,162 Mio. Franken gegenüber. Die Nettoinvestition von 10,164 Mio. Franken konnte aus selbst erarbeiteten Mitteln finanziert werden; der Selbstfinanzierungsgrad betrug 135 Prozent. Die Steuererträge erreichten das Niveau des Vorjahres nicht ganz. Das Total der periodischen Steuern belief sich auf 77,263 Mio. Franken (-1,7 Prozent). Zusammen mit Spezialsteuern und übrigen Einnahmen belief sich der Gesamtertrag auf 82,208 Mio. Franken. Die Umstellung auf HRM2 erforderte einen Bilanzanpassungsbericht, denn es gelten neue Regeln für die Bewertung von versteckten Reserven. Neubewertungen nach Marktwert und die Umteilung von Spezialfinanzierungen ins Eigenkapital führten dazu, dass dieses sich «quasi über Nacht» – aber nur auf dem Papier – verdoppelte. Per 31.12.2015 belief es sich auf 122,377 Mio. Franken.

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Kantonalbank

Ein prägendes Ereignis bei der Appenzeller Kantonalbank war der Wechsel an der Spitze des Bankrates. Hanspeter Koller, seit 1999 Mitglied, wovon zwölf Jahre als Präsident des Gremiums, nahm Abschied (Abb.  11). Während seiner Präsidialzeit konnte das Eigenkapital von 116,7 auf 243,5 Mio. Franken gesteigert und damit mehr als verdoppelt werden. An seine Stelle wurde der bisherige Vizepräsident Roman Boutellier aus Oberegg gewählt (Abb. 12). Neu im Bankrat nahmen Eveline Inauen aus Brülisau und Roland Waibel aus Meistersrüte Einsitz. Die Appenzeller Kantonalbank konnte sich im schwierigen Umfeld unter den Vorzeichen von Frankenstärke, tiefen Margen und Negativzinsen erfreulich gut behaupten. Sie erwirtschaftete einen Reingewinn von 11,934 Mio. Franken und egalisierte damit praktisch den Geschäftserfolg des Vorjahres. Dem Kanton flossen 7,45 Mio. Franken zu, darunter 0,75 Mio. als Verzinsung des Dotationskapitals von 30 Mio. Franken. Die Kantonalbank sieht ihre Hauptaufgabe nach wie vor in der Versorgung der Appenzeller Bevölkerung mit Geld vor allem im Hypothekarbereich. Das gute Ergebnis basierte erneut auf einer risikobewussten Wachstumsstrategie, die sich in einem hohen Zuwachs an Kundengeldern manifestierte. Die Bilanzsumme erhöhte sich im Jahr 2015 um 144,7 Mio. Franken (+5 Prozent) auf 2,925 Mrd. Franken. Kundengelder (2,357 Mrd.) und Kundenausleihungen (2,468 Mrd.) konnten in einem gesunden

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Gleichgewicht gehalten werden. Der Geschäftserfolg reduzierte sich gegenüber Vorjahr um 849 000 Franken auf 19,543 Mio. Franken. Das Eigenkapital konnte um rund 15 Mio. Franken auf 258,487 Mio. (6,2 Prozent) gesteigert werden. Die Appenzeller Kantonalbank ist ein wichtiger Arbeitgeber im Dienstleistungsbereich. Sie beschäftigte im Berichtsjahr 81 Personen, die sich in 71 Vollstellen teilten. Dazu gesellten sich zehn Lernende. Der Sachaufwand der Bank konnte um 335 000 Franken auf 7,87 Mio. Franken reduziert werden. Abschreibungen von 2,2 Mio. und Zuweisungen von 10,5 Mio. an die Reserven für allgemeine Bankrisiken wurden möglich. Justiz und Polizei

Das Kantonsgericht, Abteilung Verwaltungsgericht, war mit 19 (Vorjahr 25) Neuzugängen konfrontiert, darunter sieben Streitfälle im Sozialversicherungs- und sechs im Baurecht. Das Zivil- und Strafgericht hielt drei Halbtagessitzungen ab. Vier Fälle waren zu beurteilen; drei Abbildungen

Raimund Rodewald überreicht Landammann Roland Inauen die Auszeichnung «Landschaft des Jahres 2015».

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Das Wohnhaus der Liegenschaft «Schaies» wurde dem Sportstätten-Perimeter zugeschlagen.

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Pius Federer (rechts) und Martin Breitenmoser führten den Grossen Rat.

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Neun neue Ratsmitglieder traten im Juni erstmals zur Session an.

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wurden abgewiesen. Das Bezirksgericht verzeichnete 175 (206) Neuzugänge. 76 Klagen wurden geschützt, 31 abgewiesen und in fünf Fällen konnte ein Vergleich erzielt werden. Zum Jahresende waren 32 (41) Fälle pendent. Das Gesamtgericht verzeichnete elf Zivil- und drei Strafsachen als Neuzugänge. Erledigt wurden zehn beziehungsweise zwei Fälle; neun Zivil- und eine Strafsache blieben pendent. Elf Entscheide kantonaler Behörden wurden ans Bundesgericht weitergezogen, davon fünf Beschwerden in Zivilsachen und fünf weitere in öffentlich-rechtlichen Angelegenheiten. Das Korps der Kantonspolizei zählte Ende Jahr dreissig Personen, darunter eine einzige Frau. Für kantonsübergreifende Einsätze wurden 103 (90,5) Manntage eingesetzt. Es wurden 45 polizeiliche Ermittlungsverfahren durchgeführt. 15 (7) Todesfälle ohne Dritteinwirkung waren zu untersuchen, darunter drei Bergunfälle sowie ein Arbeits- und ein Freizeit-Sportunfall. In acht Fällen wurde eine natürliche Todesursache festgestellt. Vermögensdelikte waren deutlich rückläufig, gezählt wurden 127, im Vorjahr waren es 176. Mehr als verdoppelt haben sich die Betäubungsmitteldelikte; es waren 53 (22). Wetter und Landwirtschaft

Das Wetter forderte die Bauern heraus. Nach schönen Wintertagen folgte ab dem 7. März eine milde Phase mit Temperaturen bis 12 Grad. Mist und Gülle konnten bis Ende Monat bei idealen Bedingungen ausgebracht werden. Mitte April konnte vielerorts das Vieh bereits

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geweidet werden. Nach einem nassen Auftakt lud die zweite Maiwoche zum Heuet bei Temperaturen bis 27 Grad ein. Dann wurde es kalt; die Alpbestossung musste verschoben werden. In der Zeit vom 14.–24. Juni fielen 160 Liter Regen, und die Schneefallgrenze sank auf 1800 mü.M. Dann folgte sehr trockenes Hochsommerwetter mit Temperaturen bis 35 Grad, das bis Ende August anhielt. Die Ausbeute beim Emd liess deshalb zu wünschen übrig. Der September brachte die ersehnte Abkühlung. Der Oktober begann erneut sehr warm, doch am 14. schneite es bis auf 1000 Meer herunter. Das Vieh musste früh eingestellt werden. Ende Monat gab es unter Föhneinfluss wieder wärmere Tage, die bis Ende November anhielten. Im milden und schönen Dezember wurde auf dem Säntis eine Rekordtemperatur gemessen. Im Berichtsjahr wurde das von Bäuerinnenund Bauernverband initiierte PRE-Projekt vorangebracht. Erste Erfahrungen im Kräuteranbau waren vielversprechend (Abb. 13), und für den äusseren Landesteil wurde eine zentrale Obstverwertung in die Wege geleitet. Auf dem Gelände des Bauernverbandes zeichneten sich grosse Veränderungen ab. Wenn der Mühlenbetrieb aufgehoben wird und der Landi-Laden umgesiedelt ist, soll der Kanton das Areal im Baurecht übernehmen können. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde unterzeichnet. Die Jahresrechnung des Bauernverbandes, der nicht mehr operativ tätig ist, schloss mit einem Gewinn von 34500 Franken ab. Sechs Landwirte haben im Sommer den Eidgenössischen Fähigkeitsausweis erlangt.

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Am Neujahrstag 2015 zählte man in Innerrhoden 14 461 Stück Rindvieh, leicht mehr als im Durchschnitt des Vorjahres. Der Schweinebestand zeigte sich rückläufig bei 21860 Tieren, auch Ziegen (724) und Schafe (2657) wurden weniger gezählt. Es gab deutlich mehr Geflügel (131 478), hingegen nahm der Pferdebestand um 16 auf 206 Tiere ab. 79 Imker betreuten 750 Völker – 35 mehr als im Vorjahr. Als stiller Abschied von einer rund 80-jährigen Tradition gestaltete sich die letzte Schafschau in Appenzell. Gerade noch drei Züchter fanden sich ein, um insgesamt 72 Tiere vom Experten bewerten zu lassen. Die Schafzuchtgenossenschaft Appenzell, gegründet 1933, hatte ausgedient; die Führung des Herdenbuchs zuhanden der schweizerischen Registrierung ist obsolet. Züchter melden ihre Tiere online an. Gewerbe und Industrie

In böser Erinnerung wird die Aufhebung des Franken/Euro Mindestkurses per 15. Januar bleiben. Kurzzeitig ging der Eurokurs gegen 1:1, was die Margen vorab der exportorientierten Betriebe dahinschmelzen liess. Auch der Milchpreis geriet unter Druck: Die PMO Gais als wichtigster regionaler Milchverwerter senkte den Preis pro Kilogramm Milch Mitte Februar um annähernd sechs Rappen. Einen Monat nach dem Frankenschock äusserte sich das Volkswirtschaftsdepartement vorsichtig optimistisch, was die Binnenwirtschaft betraf. Das lokale Gewerbe verwies auf volle Auftragsbücher, Tourismus und Gastronomie setzten

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zuversichtlich auf den Schweizer Gast, der in harten Franken bezahlt. Führende Köpfe der Industrie zeichneten jedoch ein düsteres Bild. Die Margen seien komplett weggebrochen, und man könne mit der Konkurrenz im Euroraum nicht mehr mithalten, wurde gesagt. Die gute Auftragslage liess da und dort zu, dass Ertragseinbrüche durch Einführung der 45-Stundenwoche abgemildert werden konnten. Hansueli Koster, CEO der KUK Electronic AG, sprach von der schwierigsten Situation in der 25-jährigen Firmengeschichte. Die alba Gruppe, als nördlichste Buntweberei Europas ohnehin unter Druck, sah sich im September veranlasst, zwanzig Stellen zu streichen, um den Standort Appenzell zu retten. In letzter Minute gerettet werden konnte der bediente Schalter der Post Gonten. Die Einführung des Hausservice war längst beschlossene Sache, als das Hotel Bären die Einrichtung einer Postagentur ermöglichte. Die Einweihung des Hotels fand am 11. April statt, jene der PostAbbildungen

Stefan Müller (links) wurde als Nachfolger von Lorenz Koller in die Standeskommission gewählt.

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10 Hauptleute wider Willen in Schlatt-Haslen: Guido Brülisauer und Sepp Neff, rechts Ueli Rechsteiner. 11 Rücktritt nach 12 Amtsjahren als Präsident des Bankrates: Hanspeter Koller. 12 Roman Boutellier, neuer Präsident der Innerrhoder Kantonalbank. 13 Kräuteranbau – ein zukunftsträchtiges landwirtschaftliches Projekt.

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agentur im Mai. Ende Januar schlug hingegen die letzte Stunde der Poststelle Weissbad; sie wurde definitiv durch den Hausservice abgelöst. Die Druckerei Appenzeller Volksfreund Genossenschaft übernahm durch Kauf die Akzidenzabteilung und das Gebäude des Appenzeller Medienhauses in Herisau. Gegründet wurde per 1. April die Appenzeller Druckerei AG als 100-prozentige Tochtergesellschaft. Im Herisauer Betrieb wurde die Akzidenz der Standorte Appenzell und Teufen integriert. Die Redaktion des Appenzeller Volksfreunds, die Zeitungsproduktion, die Webabteilung und Teile der Verkaufsabteilung bleiben hingegen in Appenzell. Auch das Modehaus Goldener stärkte mit der Übernahme der Huber Mode AG in Herisau seine Präsenz in der Ostschweiz. Neben dem Hauptgeschäft im Gutenbergzentrum werden drei weitere Läden von Huber Mode weitergeführt. Ende August liess Käsermeister Marco Züger eine Bombe platzen. Er meldete eine Konzentration seines Betriebs am Standort Wald-Schönengrund an. Der Käsekeller in Appenzell wurde vermietet an die Dörig Käsehandel AG Urnäsch. Die Züger AG verbleibt mit dem Hauptsitz sowie dem Laden an der Umfahrungsstrasse in Appenzell. Auch bei «Chäs Sutter» an der Marktgasse stand ein Besitzerwechsel an: Käthy und Hans Eggimann verkauften ihr Geschäft an Priska und Thomas Sutter von der Sutter Käse AG, Weissbad. An der Hauptgasse in Appenzell gab Brigitte Lüchinger nach 33 Jahren die Schlüssel zur Filiale der Bijouterie Weissen, Rorschach, definitiv ab.

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Im Herbst zog mit Studer+Hänni aus St.Gallen ein neuer Mieter ins Untergeschoss des Hotels Löwen ein. Simona Köppel übernahm die Geschäftsführung der Engel Optik GmbH an der Engelgasse 5. Firmengründer Frowin Mazenauer trat altershalber ins zweite Glied zurück. Ein Besitzerwechsel vollzog sich auch in Oberegg: Der Metallbauunternehmer Michael Gross übernahm die Kurt Geiger AG an der Unterdorfstrasse 8. Zum Jahresende übergaben in Appenzell Sepp und Susanne Baumann-Broger die Baumann Holzbau GmbH an die 5. Generation. Der kantonale Hauseigentümerverband erhielt mit Fefi Sutter einen neuen Präsidenten. Er löste den Rechtsanwalt Hubert Gmünder ab, der den HEV AI achtzehn Jahre lang geführt hatte. Neu in den Vorstand gewählt wurde Markus Fässler für Sepp Eugster, der zwölf Jahre im Amt war. Auch die Appenzeller Versicherung erhielt einen neuen Frontmann. Ernst Rüesch musste sich nach rund zwanzig Jahren an der Spitze des Unternehmens aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen. An seine Stelle trat am 1. Juni der 36-jährige Versicherungsfachmann Roman Kunz aus Haslen. Christoph Holenstein wurde zum Direktor der Sortenorganisation Appenzeller Käse gewählt. Er ist ein «Heimkehrer», stand er doch in den Jahren 1989–2010 als Marketingleiter und stellvertretender Direktor im Dienst der Organisation. Gonten erhielt anstelle des ehemaligen Bahnhofgebäudes eine moderne Arztpraxis (Abb. 14). Der stattliche Kubus mit vorkragendem Obergeschoss und Flachdach ist auf die

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Situation zugeschnitten und multifunktional. Fahrgäste der Appenzeller Bahnen profitieren von einem gedeckten Perron.

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Bevölkerungsentwicklung und Gesundheit

Die Innerrhoder Bevölkerung nahm erneut zu. Per 31. Dezember wurden 16 036 Personen registriert, 138 mehr als im Vorjahr. Der Ausländeranteil stieg um 23 auf 1164 Personen an. Die Verteilung nach Konfessionen blieb sich in etwa gleich, leichten Zuwachs verzeichneten im inneren Landesteil der Islam (524/Vorjahr 491), die Orthodoxie (272/249) und die Konfessionslosen (784/736). Die Zahl der Eheschliessungen ging um 10 auf 79 zurück, und eine einzige eingetragene Partnerschaft wurde verzeichnet. Im Berichtsjahr starben 137 Innerrhoderinnen und Innerrhoder; der Jahrgang 2015 zählt hingegen 179 Buben und Mädchen (Zuzüger mitgezählt). In der Frage nach Unterbringungsmöglichkeiten von Asylsuchenden mussten neue Wege eingeschlagen werden. Kurzzeitig wurde eine Gruppe junger Männer für die Nacht in der Drisag-Zivilschutzanlage in Oberegg einquartiert. Tagsüber nutzten sie die Beschäftigungs- und Bildungsangebote in Appenzell, was sich als umständlich und personalintensiv erwies. Die Standeskommission beschloss, einen Teil des

Gastronomie: Im Gasthaus «Hof» in Appenzell hat sich der Generationenwechsel vollzogen. Johann und Rosmarie Dörig-Scheier haben die Verantwortung an ihren Sohn Johann abgetreten. Am 8. November gingen im Café Fuster an der Hauptgasse die Lichter aus. Urs und Paula Fuster traten nach 24 Jahren intensiven Wirtens in den Ruhestand. Das Haus wurde auf den Jahreswechsel hin als Zukauf zur Nachbarliegenschaft «Drei Könige» geschlagen. Walter und Franziska Inauen-Gmünder planen eine Erweiterung ihres Betriebs. In der «Alpenrose» in Wasserauen vollzog sich der Generationenwechsel; zum Saisonstart traten Markus und Sandra Wild-Wyss in die Fusstapfen von Sepp und Monika Wyss-Brändle. Das Hotel Edelweiss in Schwende wurde zu Wohnungen umgebaut; das Restaurant existiert weiter. In Wasserauen haben Michael und Gabriela Horacek den Bahnhof übernommen, um daraus schrittweise ein Familienhotel aufzubauen. Schönheitschirurg Werner Mang sorgte mit dem Kauf des Restaurants «Bäumli» am Landsgemeinde- Abbildungen platz für eine Überraschung; Helen und Patrick Schai traten als Pächter an. Zum Saisonende 14 Das neue Bahnhofgebäude in Gonten ist primär eine Arztpraxis. nahm das Bergwirtepaar Maria und Albin Fässler Abschied vom «Ahorn», den sie 22 Jahre lang 15 Im Kapuzinerkloster zogen Asylsuchende ein. als Pächter geführt hatten. Der Alpenhof in 16 Die neuen Bewohnerinnen des Kapuzinerklosters Weissbad wechselte ebenfalls die Besitzerin; beim Kochen. Maria Koch hat die beliebte Wirtschaft mit Piz- 17 Die besten Maturae 2015 (von links): Anita Müller, zeria gekauft. Sie steht als Wirtin selber am Herd. Salome Kuster, Natalie Räss und Lisa Inauen.

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Konvents im verwaisten Kapuzinerkloster zu öffnen und dort dreissig Plätze einzurichten. Der Umzug erfolgte noch vor dem Jahreswechsel (Abb. 15/16). Die Bauarbeiten am Alters- und Pflegezentrum waren bis zum Jahresende weit gediehen. Nach der Fertigstellung des Rohbaus konnte der Innenausbau im Winterhalbjahr vorangetrieben werden. Bereits im Herbst wurden neue Pflegegruppen gebildet, die auf den drei Stockwerken mit unterschiedlicher Aufgabenstellung Bewohner betreuen werden. Die Genossenschaft Betreutes Wohnen Appenzell erhielt in Markus Moser ein neues VRMitglied anstelle von Markus Köppel, der die Entstehungsgeschichte der Institution während dreizehn Jahren wesentlich mitgeprägt hatte. Sämtliche Wohnungen waren ausgebucht; an der Generalversammlung wurde auf eine lange Warteliste hingewiesen. Kostspielig war eine Dachsanierung, die sich infolge falscher Materialwahl beim Bau sämtlicher Häuser aufdrängte. Bildung

Von Turbulenzen geschüttelt wurde im Sommer das Gymnasium St. Antonius. Die geplante Nachfolgeregelung für den ausscheidenden Rektor Roman Walker per Ende des Schuljahres geriet ins Wanken. Silvio Breitenmoser sprang als Rektor ad interim in die Bresche. Als Prorektoren standen ihm Sascha Messmer und Marco Knechtle zur Seite. Diskutiert wurde zudem über die Zukunft des Internats; der Fortbestand ist dank privater Mittel (Verein

19

Freunde des Kollegiums) und erfolgreichen Marketings vorerst gesichert. Zur unbeschwerten Feierstunde lud das Gymnasium am 19. Juni, als 44 Maturi und Maturae ihre Diplome in Empfang nehmen durften (Abb.  17). Alle hatten die Prüfungen bestanden, der Notendurchschnitt lag bei 4,57. An der Spitze standen vier junge Frauen, allen voran Natalie Räss aus Eggerstanden mit der Traumnote 5,58, gefolgt von Lisa Inauen aus Steinegg 5,19, Salome Kuster aus Gais sowie Anita Müller aus Weissbad, beide mit 5,12. Schulgemeinden: Die Schulgemeinde Haslen wählte Marc Rechsteiner als Nachfolger von Norbert Scheiwiller (seit 2008) als neuen Präsidenten. Bewilligt wurde ein Kredit von 920 000 Franken für die Umnutzung des «alten Schulhauses» am Dorfplatz, wo zwei zeitgemässe Wohnungen entstehen sollen. Im Schulhaus selbst stehen Sanierungsarbeiten in grösserem Umfang an. Der Trend bei den Schülerzahlen zeigt aufwärts. – Die Schulgemeinde Schlatt erhielt in Irene Broger eine neue Kassierin; sie ersetzte Luzia Keller. Die Schülerzahl der 1./2. Klasse machte die Schaffung eines zusätzlichen Teilpensums von sechs Lektionen notwendig. – Die Schule Steinegg konnte sich eine Steuersenkung um sechs auf 58 Steuerprozente leisten, die sechste in Folge notabene. – In Meistersrüte löste Nicole Keller ihre Vorgängerin im Aktuariat, Andrea Koller, ab. Die Rechnung schloss bei Einnahmen von 1,862 Mio. Franken um 357 000 Franken besser ab als budgetiert; die Steuern konnten auch hier um

Landeschronik Appenzell Innerrhoden 191

20

sechs auf 58 Prozent gesenkt werden. – Die Schulgemeinde Appenzell klagte erneut über den Schülerrückgang. Seit dem Schuljahr 2007/08 schrumpfte die Zahl von 1296 auf 968 Kinder; die Talsohle ist noch nicht erreicht. Die Steuern konnten um zwei auf 53 Prozent gesenkt werden. Sonja Schmid-Manser und Sandra Frehner-Schlatter wurden neu in den Schulrat gewählt. – Quasi im Gegenzug vermeldete die Schulgemeinde Schwende Platznot. Sie muss den Kindergarten ausbauen und eine neue Klassenaufteilung vornehmen. Isabelle Brunner wurde in den Schulrat gewählt. – In Gonten wurde Roland Koch als neuer Schulpräsident gewählt. Dank eines guten Abschlusses konnten die Steuern um drei auf 55 Prozent gesenkt werden. – Die Schulgemeinde Oberegg fand nach einer Zitterpartie in Robert Bischofberger doch noch einen neuen Präsidenten. Beschlossen wurde mit allen gegen eine Stimme definitiv die Aufnahme von Fusionsverhandlungen mit dem Bezirk; es soll eine Einheitsgemeinde entstehen. – Eggerstanden schliesslich fand in Ernst Widmer ein neues Schulratsmitglied. Einen massiven Eingriff in die Obliegenheiten der Landesschulkommission wagte Paul Bannwart aus Steinegg mit seiner Einzelinitiative «Für eine starke Volksschule», die er mitten im Sommer einreichte in der Absicht, die Einführung des Lehrplans 21 zu verhindern. Der Grosse Rat erklärte sie am 30. November gültig und überwies sie ohne Gegenvorschlag in ablehnendem Sinn mit allen zu null Stimmen an die Landsgemeinde. Sie schaffe mehr Prob-

21

leme als sie zu lösen imstande sei, so der einhellige Tenor. Berufe: Gleich zwei gebürtige Innerrhoder vertraten ihre Berufsgattung an den World Skills in Sao Paulo (Brasilien): Fabian Ulmann aus Oberegg kämpfte im Berufsfeld Anlagenelektrik um den Titel, Sandro Dörig aus Appenzell vertrat die Maurer. Als Mitarbeitende von Innerrhoder Betrieben waren zudem die Konditor-Confiseurin Andrea Hohl und der Servicefachangestellte David Füger dabei. Aufhorchen liess Fabienne Neff, Kauffrau mit M-Profil, bei der Lehrabschlussprüfung am BBZ Herisau als Jahrgangsbeste mit der Note 5,7. Sie absolvierte ihre Ausbildung im Hotel Hof Weissbad. Elf Lernende konnten sich im eidgenössischen Rang platzieren. Dieselbe Glanznote erzielte die Detailhandelsfachfrau Rahel Wyss, die bei

Abbildungen 18 Nach mehr als einjähriger Vakanz: Mit Lukas Hidber hat Appenzell wieder einen neuen Standespfarrer. 19 Die Wildkirchlihöhle und ihr direktes Umfeld wurden umfassend renoviert. 20 Das 12. Appenzeller Kantonale Musikfest war der Höhepunkt des musikalischen Jahres in Appenzell.

Exploit: Skicross-Schweizermeister Marc Bischofberger aus Oberegg holte sich mit seinem ersten WeltcupSieg im französischen Val Thorens das Ticket ab für die Teilnahme an der Skicross-WM.

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Ein Beitrag zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung: Meinrad Koch beisst auf Proteine aus Mehlwürmern.

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22

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Landeschronik Appenzell Innerrhoden

der Goldener Damen- und Herrenmode AG gelernt hatte. Über die ganze Palette der Lehrabschlussprüfungen wurde die Note 5,3 und höher nicht weniger als 39 Mal erzielt – sehr zur Freude der Bildungsverantwortlichen.

Die Bistumsleitung verlor in Generalvikar Josef Rosenast ein prominentes Innerrhoder Mitglied. Er erreichte das Pensionsalter und beschloss, sich vermehrt der Basis zu widmen und im Alpstein mehr Berggottesdienste zu betreuen.

Kirchen

Die Seelsorgeeinheit Appenzell konnte nach langer Geduldsprobe aufatmen. Am 8. März wurde in der Pfarrei St.Mauritius der 43-jährige Sarganserländer Lukas Hidber als Standespfarrer feierlich ins Amt eingesetzt (Abb. 18). Die Vakanz nach dem Rücktritt von Stephan Guggenbühl hatte mehr als ein Jahr gedauert. Entsprechend gross waren die Erwartungen an den neuen Seelsorger. Mit seinem Predigtwort zur Landsgemeinde führte er sich in jeder Hinsicht gut ein. Praktisch gleichzeitig gipfelten die Verhandlungen zur Bildung einer Seelsorgeeinheit über dem Bodensee in einer Vorlage an die ordentlichen Kirchgemeindeversammlungen im Appenzeller Vorderland. Den katholischen Gemeinden Oberegg-Reute, Heiden, Rehetobel, Walzenhausen und Eggersriet-St.Gallen wurde eine Verwaltungsvereinbarung zur Abstimmung vorgelegt. Die allgemeine Zustimmung ermöglichte es Bischof Markus Büchel, die Seelsorgeeinheit am Augstheiligtag (15. August) in Heiden offiziell zu errichten. Nach sieben Jahren als Hauswartehepaar verabschiedeten sich Emil und Maria DörigMösler aus dem verwaisten Frauenkloster «Maria der Engel» in Appenzell. Sie hatten in 370 Führungen rund 6000 Personen durch die altehrwürdige Anlage geführt, den Garten betreut und in der Kirche, die nach wie vor für Gottesdienste genutzt wird, zum Rechten gesehen. Als Nachfolgerin wurde Marie-Theres Ammann-Schilter vorgestellt. Etwas Leben brachte Sr. Agatha, eine gebürtige Salzburgerin mit Medizinstudium, ins Kloster. Sie empfahl sich als Gesprächstherapeutin, aber auch für geführte Gebetsstunden und Exerzitien. Das Kloster Leiden Christi in Jakobsbad erhielt in Petra Rüegg eine Novizin. Sie hört auf den Namen Sr. Maria Petra.

Tourismus

Kurz vor Jahresende 2014 hatte sich Appenzell Ausserrhoden aus der Mitfinanzierung der Appenzeller Regionalmarketing AG (ARMAG) zurückgezogen – aus Spargründen notabene. Der resultierende Fehlbetrag von 100 000 Franken erzwang die Auflösung der Gesellschaft. Doch die Vermarktung regionaler Produkte muss weitergehen. Der Innerrhoder Verein Appenzellerland Tourismus (VATAI) übernahm die Aufgabe ab März in eigener Regie. Der Innerrhoder Tourismus hatte 2015 einen Einbruch bei den Logiernächten um 8,3 Prozent hinzunehmen. In der Tal- und Berghotellerie wurden 154170 (Vorjahr 168058) Übernachtungen gezählt. Die Frankenstärke und eigenwilliges Wetter wirkten sich negativ aus, und positive Effekte einer grossen Raiffeisenaktion im Vorjahr fielen weg. Stark zeigte sich indes der Tagestourismus, wurden doch 1454 Führungen und publikumswirksame Aktivitäten durchgeführt. Der Verkauf von Gastro-Gutscheinen erreichte mit 884000 Franken eine Rekordhöhe. Die Ebenalpbahn feierte ihren 60. Geburtstag mit einem besonderen Geschenk an die Bevölkerung. Sie liess während der Winterpause die Wildkirchlihöhle mit einem Aufwand von einer halben Million Franken sanieren und aufwerten (Abb. 19). Anlässlich der GV Anfang Mai verabschiedete sich Hans Fritsche aus dem Verwaltungsrat; er hatte seit 1998 als Aktuar und Chef Marketing mitgewirkt. Als Neumitglieder wurden Alois Signer und Sepp Schmid ins Gremium aufgenommen, das sich kontinuierlich verjüngen soll. Das Unternehmen erzielte bei einem Gesamtertrag von 2,266 Mio. Franken einen Gewinn von 173 000 Franken. – Die Kronbergbahn baute weiter an ihrer Vorwärtsstrategie. Der erste Kronberg-Buebe-

Landeschronik Appenzell Innerrhoden 193

schwinget wurde ausgetragen. Verzeichnet wurde ein gutes Jahr, aber mit rückläufigen Frequenzen im Sommerhalbjahr. Der Gesamtertrag bezifferte sich auf 4,746 Mio. Franken. Es konnten Rückstellungen von 450 000 Franken gebildet werden. – Die Kastenbahn mit ihrem Drehrestaurant verzeichnete das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte. Der reine Bahnertrag konnte bei tieferen Frequenzen auf 2,079 Mio. Franken gesteigert werden. Nach Abschreibungen in der Höhe von 1,015 Mio. Franken wurde ein Jahresgewinn von 53  000 Franken ausgewiesen. Das Hotel Hof Weissbad verzeichnete mit einem Umsatz von 20,8 Mio. Franken erneut ein Rekordergebnis und ging als Gewinner des «Arbeitgeber-Wettbewerbs» hervor. Die Zimmerauslastung betrug 95,6 Prozent. Nach Abschreibungen von 2,9 Mio. Franken konnte ein Jahresgewinn von 638 000 Franken ausgewiesen werden. Im Ansatz stecken geblieben sind die Bauprojekte. Die Verlegung der Tennisplätze verzögerte sich, die geplante Wellnessanlage war angesichts der zu erwartenden Kosten nicht spruchreif. Auf dem Schäfler wurde gefeiert: Das Berggasthaus, erbaut vom Gatten der «Äscher Nann», feierte sein 100-jähriges Bestehen. Die Skilift Oberegg-St.Anton AG ist halb so alt. Ein schneereicher Winter beflügelte den Überlebenskampf; im Jahreslauf wurde eine beheizte Gaststube bei der Talstation realisiert, teilweise in Fronarbeit mit einem Kostendach von 50 000 Franken. Kultur

Das Wohlfühlprogramm zum Jahresauftakt geriet vielfältig. Da war einerseits eine Neuschneedecke von 70 cm, gemessen in Oberegg, wo die Hanneli-Musig mit Organist Wolfgang Sieber am Neujahrstag vor gewohnt vollem Kirchenschiff konzertierte. Es folgte ein erlesenes Konzert der «Orchester-Werkstatt» im Theatersaal des Gymnasiums Appenzell unter Leitung von Roman Walker. Mitte Januar folgte das beliebte Neujahrskonzert der Appenzeller Kantonalbank. Rund 3500 Besucher liessen sich ent-

führen in die «Vier Jahreszeiten» von Antonio Vivaldi, und die Sopranistin Linda Campanella begeisterte mit beliebten, frühlingshaft anmutenden Arien. Zum Ereignis des Jahres im kulturellen Bereich geriet das 12. Appenzeller Kantonale Musikfest. 1624 Musikantinnen und Musikanten aus 46 Vereinen massen sich im friedlichen Wettstreit in Kurzkonzerten und in Paraden. 200 Musikstücke wurden zu Gehör gebracht. Gastgeber war die MG Harmonie Appenzell; das OK um Thomas Raschle erntete hohes Lob. An die 6000 Besucherinnen und Besucher wurden gezählt. Ein Heer von 550 Freiwilligen sorgte dafür, dass es Musikanten und Gästen an nichts mangelte (Abb. 20). Das A-Cappella-Festival feierte sein zehnjähriges Bestehen. Stellvertretend für rund sechzig Formationen, die inzwischen auf der Aula-Bühne standen, sorgten «Pagare Insieme» aus dem Luzernischen und «Maybebop» für einen furiosen Auftakt. Mit Frauenpower betörten die «Meedle» aus Innerrhoden, das «Duo Edeldicht» und «Voxset» aus der Romandie das Publikum, bevor am Samstag das «Engelchörli» und «Rock4» aus Holland den Hexenkessel sprengten. Am 9. Mai wurde Gonten zum Herzen der Jodlerszene. Das Chrobeg-Chörli hatte zum Naturjodelkonzert der Naturjodlervereinigung Toggenburg-Appenzell geladen. Mehr als dreissig Formationen mit rund 600 Sängerinnen und Sängern boten eindrückliche Auftritte mit Herz und Tiefgang. Nicht minder bejubelt wurde das 19. Appenzeller Ländlerfest, das 47 Musik- und Gesangsformationen präsentierte und trotz Sommerhitze von perfekter Stimmung beseelt war. Gute Noten erhielt auch das Postplatz Festival in seiner neuen Form. Neun Bands, fünf DJs, Jugendmusik, Bigband und 45 Nachwuchskünstlerinnen und -künstler machten mit. Stargast war der Ausnahmegitarrist Al di Meola, der in der Kunsthalle Ziegelhütte konzertierte. Bejubelt wurden ein Auftritt der Slampoetin Lara Stoll und ein Nachwuchskonzert zum Auftakt. Am Freitag heizten «The Nits» und «Triggerfinger» ein, Höhepunkte setzten am Samstag die «Cuban Beats all Stars»

194

Landeschronik Appenzell Innerrhoden

und «The Dire Straits Experience», bevor die Funk-Band «Mother’s Finest» zum rasenden Endspurt ansetzte. Bis in die frühen Morgenstunden wurde lautstark mitgesungen. Bei glühender Sommerhitze ging am letzten Augustwochenende das Clanx Festival über die Bühne. Es war dank günstiger Wetterprognose schon im Vorfeld restlos ausverkauft; 1200 Besucher gaben sich während dreier Tage der Livemusik und einer ausgelassenen Partystimmung hin. «Stiller Has» und «Mother’s Cake» aus Österreich zählten zu den Highlights. Zweimal ausverkauft war auch die 7. Staffel von «Gonten – da isch Musig» mit den «Helvetic Fiddlers», der Formation Tritonus und der Familienkapelle Riesch. Der zweite Abend gehörte ganz dem Volkstanz, meisterhaft zelebriert von den Alderbuebe, der Volkstanzgruppe Appenzell und der Goofetanzgruppe Gonten. Museen: Das Museum Liner änderte mit seinem Namen auch den Schwerpunkt in der Ausrichtung seiner Tätigkeit. Als «Kunstmuseum Appenzell» will es das Erbe der Hauskünstler Carl August und Carl Walter Liner hochhalten, erforschen und in immer neuem Kontext präsentieren. Gleichzeitig soll aber auch ein Kompetenzzentrum für moderne Kunst im ländlichen Raum entstehen. Den Turnus der Ausstellungen eröffnete die Kunsthalle Ziegelhütte mit einer Hommage an das Werk von Haviva Jacobson mit dem Titel «Aussicht». Kernstück war eine 74-teilige Wandinstallation im Oblichtsaal. Im zweiten Quartal wurde die Ausstellung «Die Dada La Dada She Dada» in Zusammenarbeit mit dem Forum Schlossplatz Aarau und Le Manoir de la Ville de Martigny gezeigt. Es folgte «White Collar» von Andrea Ostermeyer. Im Kunstmuseum war von Anfang Juli bis Mitte Oktober der Vorarlberger Künstler Gerold Tagwerker zu Gast mit Skulpturen, die er als «Poesie des Alltäglichen» bezeichnet. Es folgte als Ostschweizer Premiere die Ausstellung «Lied der Stille», eine Retrospektive auf das Schaffen von Théodore Strawinsky (1907–1989), dem Sohn des berühmten Komponisten Igor Strawinsky.

Das Museum Appenzell widmete dem Bauernmaler Johann Hautle die erste Retrospektive seines Schaffens in der eigenen Heimat. Über 100 Werke wurden gezeigt, die während fünf Jahrzehnten auf der Chuterenegg und auf der Meglisalp entstanden sind. Hautle ist dem Ursprung der Bauernmalerei nahe geblieben; er malte in Fensternähe auf dem Stuben- oder Küchentisch, wenn die Zeit es zuliess. Sport

An der Spitze der Leistungssportler tat sich viel; es konnten doppelt so viele Athletinnen und Athleten ausgezeichnet werden wie im langjährigen Durchschnitt. Der Skicrosser Marc Bischofberger aus Oberegg schaffte einen Exploit. Der Schweizermeister holte sich mit seinem ersten Weltcup-Sieg im französischen Val Thorens das Ticket ab für die Teilnahme an der Skicross-WM in Kreischberg (A) (Abb.  21). Der Gontner Cédric Keller errang im Langlauf den JO-Schweizermeistertitel. Auch Leo Manser aus Appenzell fuhr sich den Titel ein im Riesenslalom Masters 1950–1954 und den 2. Rang im Slalom. Der gehörlose Roland Schneider stand in der SM Riesenslalom zuoberst auf dem Podest. Mehrere erste Plätze belegte der Leichtathlet Nicolas Pracht aus Appenzell; er ist Schweizermeister U16 über 600 Meter und gewann die SM über 1000 Meter in der Halle wie auch den Schweizer Final des Mille Gruyère. Unter den Mannschaftssportlern sorgten die Seilzieher erneut für Begeisterung. Die Nationalmannschaft Junioren mit Innerrhoder Beteiligung siegte in den Kategorien 520 kg und 560 kg. Die Damen des Seilziehclub Gonten wurden Schweizermeisterinnen 520 kg und siegten im Schweizercup Mixed 600 kg; den entsprechenden Titel errangen auch die Herren des Seilziehclub Appenzell. Unter den Schützen brillierte der Infanterie Schützenverein Gonten mit dem 1. Rang der Schweizer Gruppenmeisterschaft 300 m Feld A. Clanx brachte den 2. Rang am Eidgenössischen Schützenfest mit dem Standardgewehr 300 Meter liegend nach Hause.

Landeschronik Appenzell Innerrhoden 195

Dies und das

Die Appenzeller Bahnen hatten ein unerwünschtes Déjà-vu: In der Nacht auf den 4. Januar hob der Laseyerwind den leer stehenden «Museumswagen» (Baujahr 1886) aus den Schienen. Er legte sich auf dem angrenzenden Parkplatz beim Bahnhof Wasserauen auf die Seite; Menschen kamen nicht zu Schaden. Wind wurde auch in Oberegg erneut zum Thema: Auf der Alp Oberfeld zwischen Haggen und Landmark sollen zwei Windturbinen gebaut werden. Die IG Appenzeller Naturstrom Genossenschaft stellte das Projekt am 18. März im Vereinssaal vor auf der Suche nach 400 000 Franken Risikokapital, das für den steinigen Weg bis hin zur Baubewilligung ausreichen soll. Auftrieb hatte dem Vorhaben eine Lidar-Messung gebracht, die eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von 6 m/s ergab. Das Ergebnis wird mittels 99 m hohem Messmast und mechanischen Geräten auf mehreren Höhenstufen erhärtet. Der Lebensmitteltechnologe Meinrad Koch aus Gonten machte gemeinsam mit Studienkollegen mit einer bahnbrechenden Idee von sich Reden. Sie entwickelten ein Verfahren, mit dem Proteine aus Mehlwürmern für die Herstellung von Nahrungsmitteln gewonnen werden können. Die Idee, mit Insekten den Welt-

hunger zu stillen, wurde am «Global Entrepreneurship Challenge» an der Virginia Tech im US-amerikanischen Blacksburg mit dem Publikumspreis geehrt (Abb. 22). Im Oktober wurde beim Steinwild im Alpstein die hoch ansteckende Gamsblindheit festgestellt. Sie wurde mit der unkontrollierten Schafhaltung in Zusammenhang gebracht. An die Berggänger erging die Mahnung, die erkrankten Tiere nicht zu stören, um Abstürze zu vermeiden. Der Höhlenforscher Martin Fischer wurde von der Stiftung Pro Innerrhoden mit dem Anerkennungspreis für seine unermüdliche Tätigkeit in den Tiefen des Alpsteins ausgezeichnet. Totentafel

Am 6. September 2015 starb der gebürtige Hasler Salettiner, P. Emanuel Brülisauer, im 84. Altersjahr. Er hatte 1957 die Priesterweihe empfangen und sich zum Gymnasiallehrer weitergebildet. Zeitlebens unterrichtete er Latein und Griechisch, ab 1963 am Gymnasium Untere Weid, wo er 1969 das Rektorat übernahm. 1985 wechselte er als Lyceumspatron ans Gymnasium Friedberg in Gossau. Im April 1997 wurde er zum Provinzial der Salettiner gewählt. 1998 stand er letztmals als Lehrkraft im Einsatz.

196

Statistik

Bevölkerungs- und Finanzstatistik 2015 der Gemeinden Ausserrhodens und der Bezirke Innerrhodens Martin Frei und Susanna Baumberger

AR

Absolute Zahlen

Finanzpolitische Zielgrössen

Anzahl Einwohner 31.12.2015

GemeindeSteuerfuss

Nettoverschuldungsquotient in %

Bühler Gais Grub Heiden Herisau Hundwil Lutzenberg Rehetobel Reute Schönengrund Schwellbrunn Speicher Stein Teufen Trogen Urnäsch Wald Waldstatt Walzenhausen Wolfhalden

1 711 3 091 1 010 4 184 15 822 972 1 259 1 728 697 527 1 539 4 232 1 411 6 182 1 720 2 270 846 1 790 2 066 1 780

4.3 3.7 4.1 3.7 4.1 4.7 3.8 4.3 4.1 3.7 4.2 3.6 3.7 3.0 4.1 4.3 4.1 4.5 3.8 4.0

79.81 –58.14 –9.09 31.61 90.78 44.98 –75.91 118.03 20.51 –167.32 37.00 73.24 10.26 –12.35 112.34 88.15 –1.29 81.63 –7.52 –89.79

143.49 282.16 68.68 75.97 93.75 15.87 50.84 726.03 98.13 833.86 281.40 63.17 7.57 526.24 37.57 70.81 0.59 167.47 54.38 161.59

1.52 0.30 0.29 0.41 1.06 –0.10 0.60 1.08 0.37 –0.17 0.42 0.57 0.17 0.53 1.12 0.46 0.00 1.48 –0.72 –0.02

2 275.74 –1 979.32 –262.37 1 121.75 3 186.10 1 074.31 –2 396.28 4 099.90 611.90 –3 535.98 941.36 2 861.42 306.57 –698.71 3 767.65 2 361.37 –36.66 2 642.84 –262.92 –3 313.00

Summe Durchschnitt Median

54 837 26.1

84.9

0.4

776.6

Finanz- Verwaltungsvermögen vermögen in TFr. in TFr.

Ausgaben in TFr.

Einnahmen in TFr.

Gemeinde

AI Bezirk

Appenzell Schwende Rüte Schlatt/Haslen Gonten Oberegg Summe

SelbstZins- Nettovermögen finanzie- belastungsoder -schuld rungsgrad anteil pro Einwohner in % in % in Fr.

4.0

Anzahl Steuerfuss Einwohner o/Kirchgem. 31.12.2015

5 870 2 160 3 536 1 111 1 439 1 920 16 036

77 95 90 90 78 99

3 812 463 1 022 734 1 214 5 334

1 720 1 486 3 117 71 – 2 352

5 655 1 814 2 595 939 961 2 717

5 876 1 736 2 600 914 1 001 2 730

12 579

8 746

14 681

14 857

Statistik 197

Der Median oder Zentralwert ist ein Mittelwert für Verteilungen in der Statistik.

Finanzpolitische Zielgrössen

Gemeinde

Bühler Gais Grub Heiden Herisau Hundwil Lutzenberg Rehetobel Reute Schönengrund Schwellbrunn Speicher Stein Teufen Trogen Urnäsch Wald Waldstatt Walzenhausen Wolfhalden

Bezirk

Appenzell Schwende Rüte Schlatt-Haslen Gonten Oberegg Summe

Selbstfinanzierungsanteil in %

Kapitaldienstanteil in %

Bruttoverschuldungsanteil in %

Investitionsanteil in %

11.58 16.43 13.13 5.21 8.78 4.17 3.80 13.47 9.70 2.77 8.28 8.49 2.29 21.53 4.97 6.73 0.13 10.09 14.50 21.16

5.51 2.85 3.36 3.32 8.69 1.49 4.68 6.13 2.43 1.31 2.53 2.80 3.62 3.31 4.37 4.48 0.32 8.81 4.44 1.80

94.08 36.25 71.47 79.47 87.47 72.36 22.05 119.35 65.66 21.51 86.75 93.25 56.58 33.90 103.27 87.92 39.39 133.16 13.60 8.83

9.12 6.55 18.49 7.61 11.41 26.86 7.91 2.08 11.97 0.34 3.11 13.35 23.85 5.88 15.66 9.32 17.94 6.29 24.18 15.11

8.6

3.3

71.9

10.4

Aufwandüberschuss in TFr.

Ertragsüberschuss in TFr.

Abzuschr. Investitionen in TFr.

Pro-KopfVerschuldung in Fr.

221

40 13

1 720 1 486 3 117 71 – 2 352

– 610 609 – – 154

279

8 746

78 5 25

103

Der Bericht über die Finanzlage der Gemeinden ist unter https:// www.ar.ch/verwaltung/ departement-finanzen/ amt-fuer-finanzen/ abteilung-controllingund-gemeindefinanzen/ finanzaufsicht-ueberdie-gemeinden/ abrufbar.

198

Nekrologe

Andreas Bänziger (Bühler, 1944–2016) Hanspeter Spörri, Teufen

Manche kannten nur seine sonore Stimme, seinen markanten Appenzeller Dialekt: Immer wieder war Andreas Bänziger, Korrespondent des «Tages-Anzeigers», im Radio DRS zu hören. Ab 1978 berichtete er in bildhafter, präziser Sprache aus Nairobi, der Hauptstadt Kenias. Von 1990 bis 1995 war er in der indischen Hauptstadt New Delhi stationiert und zwischen 1998 und 2002 in Singapur. Die meiste Zeit verbrachte er allerdings nicht im Korrespondentenbüro, sondern auf Reportage-Reisen durch die Länder Afrikas, durch Indien, Pakistan, Afghanistan, häufig zusammen mit seiner Frau Anne Bänziger-Reeh, die fotografierte. So weltgewandt und reiselustig der 1944 in Herisau auf die Welt gekommene Andreas Bänziger war, so heimatverbunden blieb er. Gerne schrieb er auch über appenzellische Themen und amtierte während vier Jahren, von 1986 bis 1990, als Ostschweiz-Korrespondent seiner Zeitung. Ins Appenzellerland kehrte er immer wieder zurück. Im Bühler erwarben seine Frau und er 1987 das Bauernhaus am Oberen Roggenhalm. Zusammen mit fachlicher und tatkräftiger Hilfe von Nachbarn und einheimischen Handwerkern baute er es selbst um. Nach seiner Pensionierung 2002 liess er sich auch noch in die Kunst des Schindelmachens einführen und versah das Haus mit einem Schirm aus selbstgeschlagenen Lärchenschindeln. Andreas Bänziger arbeitete stets nach dem gleichen Prinzip – ob als Journalist oder als Heimwerker: Er liess sich die Dinge genau erklären, fragte nach, bis er auch scheinbar nebensächliche Details kannte und verstand. Am liebsten sprach er nicht mit jenen, welche die Entscheide fällen, mit Politikern und Experten, sondern mit Leuten, welche die Folgen dieser Entscheide zu tragen haben. Er verliess sich nie nur auf das Hörensagen und auf Nachrichtenagenturen und Zeitungen, sondern reiste selbst in die ländlichen Gegenden, die unter Dürren

(Bild: zVg.)

litten oder von Konflikten drangsaliert wurden, sprach mit Handwerkern, Händlern und Tagelöhnern und immer wieder mit Bauern und Viehzüchtern. So gelangen ihm präzise, ergreifende Schilderungen, die zeigten, wie die Menschen sich mit bescheidenen Mitteln und trotz widriger Umstände ihr Überleben sicherten. 1984 wurde er dafür mit dem deutschen Journalistenpreis für Entwicklungspolitik ausgezeichnet, denn seine Texte waren zu jener Zeit auch in der «Frankfurter Rundschau» zu lesen. «Haben wir wirklich geglaubt, zu uns kämen aus den armen Ländern dieser Welt nur die Reichsten, um unsere Tresore mit ihren Schätzen zu füllen?», schrieb er am 6. Oktober 1989: «Ha! Jetzt kommen die Armen, die auch gehört haben, wo Milch und Honig fliessen, zu Hunderten und zu Tausenden kommen sie. Während wir laut die DDR-Bürger beklatschen, die die Bundesrepublik und die Freiheit wählen – sie nennen wir ohne Zögern Flüchtlinge –, kommen bei uns still durch die Hintertür die Armen dieser Welt. [...] Geben wir es doch zu: Uns fällt zur Abwehr der Menschen aus den Armenhäusern der Welt nichts mehr ein. [...] Unser Problem ist so unlösbar wie das Problem der Armut in dieser Welt.» Laut Silvia Höner, seiner Redaktionskollegin vom «Tages-Anzeiger», prägten «seine grossen Reportagen und klugen Analysen» das Profil der Zeitung, «und verblüffend ist, wie viele seiner Texte in Erinnerung geblieben sind und [...] weit über ihr Erscheinungsdatum hinaus Gültigkeit bewahrt haben.» Silvia Höner hob in ihrer Rede an der Abschiedsfeier im Zeughaus Teufen auch Andreas Bänzigers Verwandlungsfähigkeit hervor. Seinem jeweiligen Berichtsge-

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biet scheine er sich wie ein Chamäleon angepasst zu haben: «Ob dieser Bänziger mit seiner schwarzen Lockenpracht vielleicht irgendwelche afrikanischen Wurzeln habe, fragte man sich, wenn er aus Nairobi an der Zürcher Werdstrasse auftauchte. Kam er Jahre später jeweils aus Delhi vorbei, hätte er auch als indischer Guru durchgehen können, und als er aus der Ostschweiz berichtete, erschien er, zumindest uns Zürchern, als geradezu idealtypischer Appenzeller.» Die Landsgemeinde, gegen deren Abschaffung und für deren Wiedereinführung er sich

eingesetzt hatte, war für ihn mehr als nur ein politischer Anlass. So schrieb er 1989: «An der Landsgemeinde zu Hundwil kann nur teilnehmen, wer gewillt ist, wenigstens das letzte Stück zu Fuss zu gehen. Die Art und Weise, wie hier aus einzelnen, die aus ihren Höfen und Häusern zusammenkommen, eine grosse, den ganzen Stamm umfassende Gemeinschaft wird, ist eindrücklich wie die Landsgemeinde selbst. Sie steht bildlich – der Leser möge meine Rührseligkeit verzeihen – für die Beziehung zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft.»

Bruno Burtscher (Speicher, 1934–2015) Willi Moesch, Trogen

Die Krankheit war letztlich stärker als sein Lebenswille, so dass Bruno Burtscher am 18. Dezember 2015 in seinem geliebten Heim im «Tannenbaum» in Speicher das irdische Leben verlassen musste. Bruno Burtscher widmete sich einer Vielzahl von Lebensaufgaben. Im Rahmen seiner jagdlichen Aktivitäten durfte ich ihn im Jahre 1988 kennen und schätzen lernen. Im selben Jahr nahm Bruno Burtscher als engagierter Jäger Einsitz in der Jagdprüfungskommission Appenzell Ausserrhoden. Zudem übernahm er die Leitung der Jägerausbildung und als Fachlehrer den Ausbildungsteil Wild- und Vogelkunde, wo er sein grosses Wissen einsetzen und weitergeben konnte. Damit leistete Bruno Burtscher einen wesentlichen Beitrag, um viele Jägerinnen und Jäger auf die anspruchsvolle Jagdprüfung vorzubereiten. Der Jagderfolg mit einem erlegten Stück Wild stand für Bruno Burtscher nie im Vordergrund. Viel mehr zählten für ihn die Erhaltung der Lebensräume und der respektvolle Umgang mit den Wildtieren und der Vogelwelt. Viel Freude bereitete ihm auch das langjährige Mitwirken in der Jagd-

(Bild: zVg.)

hornbläsergruppe Waldkauz. Politisch engagierte sich Bruno Burtscher mit freisinnigem Gedankengut mehrere Jahre als Gemeinderat und Vizehauptmann von Speicher und als Kantonsrat. Zudem war er Mitglied einer Freimaurerloge. 2005 trat er nach 17-jähriger Tätigkeit als Mitglied der Jagdprüfungskommission zurück und beendete damit auch seine jagdliche Laufbahn. Bruno Burtscher hatte sich mit Lesen ein grosses Allgemeinwissen angeeignet. Besonders interessierte er sich für Militärgeschichte und für das politische Geschehen auf nationaler und regionaler Ebene. Ebenso sehr widmete er sich der Fachlektüre im breiten Spektrum von Flora und Fauna. Mit seinem voll bepackten Wissensrucksack musste sich Bruno Burtscher nie scheuen, sich an verschiedensten Diskussionsrunden aktiv zu beteiligen. Bei Besuchen lenkte er das Gespräch jeweils rasch auf

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innenpolitische Themen; häufig hielt er ausgeschnittene Zeitungsartikel als Diskussionsanregung bereit. Eine sehr enge Beziehung pflegte Bruno Burtscher seit Jahrzehnten zum Haus Tannenbaum und damit zur Familie Schefer in Speicher. Die Familie Schefer erfüllte ihm den Herzenswunsch, seinen letzten Lebensabschnitt im «Tannenbaum» im Ortsteil Vögelinsegg ver-

bringen zu dürfen. Obwohl Bruno Burtscher nach der Beendigung seiner jagdlichen Tätigkeit seine Mitgliedschaft im Patentjägerverein Appenzell Ausserrhoden aufgelöst hatte, besuchten ihn bis zuletzt ehemalige Jagdkollegen und Mitglieder der Jagdhornbläsergruppe. Lieber Bruno, danke für die Zeit und Aufmerksamkeit, die Du vielen Menschen geschenkt hast, und ruhe in Frieden.

Jürg Frischknecht (Zürich, 1947–2016) René Hornung, St. Gallen

Der aus Herisau stammende Journalist Jürg Frischknecht war ein ruhiger Mensch, der mit akribischen Recherchen schweizweit Bekanntheit erlangte. Seinen Appenzeller Dialekt hatte er auch nach Jahrzehnten in Zürich nicht verloren. Das Thema konnte noch so weltläufig sein, immer spürte man seine Wurzeln, nicht nur in der Sprache, auch in seiner Art. Selbst über seine brisantesten Erkenntnisse berichtete er ganz ruhig. Nach der Matura in St. Gallen studierte Jürg Frischknecht in Zürich Publizistik und Soziologie und blieb dann seine ganze Berufskarriere lang freier Journalist, Buchautor und Journalisten-Ausbildner. Bekannt wurde er, als er in den späten 1970er Jahren als Mitglied des «Demokratischen Manifests» einen Spitzel in den eigenen Reihen enttarnte und danach aufdeckte, dass der Zürcher Grafiker und «Kommunistenfresser» Ernst Cincera eine Kartei mit mehr als 3000 «Linken» führte. Im Buch «Die unheimlichen Patrioten» befasste er sich zusammen mit Peter Haffner, Ueli Haldimann und Peter Niggli mit den Seilschaften der politischen Rechten. Frischknecht war zudem ein engagierter Medienjournalist und publizierte mit «Kommerz auf Megahertz?» 1980 ein Dossier über die Privatradioszene. Jürg Frischknechts akribische Recherchen fanden auch bei jenen Redaktionen Beachtung,

(Bild: zVg.)

die für sein politisches Engagement eigentlich kein Verständnis hatten. So konnte er nicht nur in der damals linksliberalen «Basler Zeitung» oder im «Aargauer Tagblatt» publizieren, sondern unter anderem auch im «St.  Galler Tagblatt». Später bildete er – der aus einer Lehrerfamilie stammte und in einem Schulhaus aufwuchs – selber Journalistinnen und Journalisten aus, am Medienausbildungszentrum in Luzern und für die SRG. Jürg Frischknecht schrieb von Anfang an für die linke «Wochenzeitung» (WOZ) und enthüllte dort gleich in der ersten Ausgabe 1981 geheime Bohrpläne der Nuklearindustrie. Später enttarnte er V-Männer und Agents Provocateurs, welche die Zürcher Politische Polizei in die Jugendbewegung eingeschleust hatte. Er suchte hartnäckig nach Fakten und Zusammenhängen und war ein genauer Beobachter und Kenner der rechtsextremen und gewalttätigen Jugendszene in der Schweiz. 1994 erhielt er für sein journalistisches Engagement den «Nanny und Erich Fischhof»-Preis der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus in Zürich.

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Nebst diesen Arbeiten engagierte sich Jürg Frischknecht im Bildungszentrum Salecina in Maloja und befasste sich mit verschiedensten Aspekten der Kultur und Entwicklung der Bergregionen. Er publizierte nicht nur ein Buch über die Filmlandschaft Südbünden, sondern spürte auch vergessenen Widerstandskämpfern nach oder einem in Samedan aufgewachsenen Eishockeyspieler und -trainer, der später als Kommunist in La Chaux-de-Fonds arg verfolgt wurde. Viele dieser spannenden Texte publizierte er im Magazin «piz». Im Bündnerland, namentlich im Bergell, war er ein wichtiger Förderer des Kulturtourismus. Jürg Frischknecht und seine Partnerin und Mitautorin Ursula Bauer befassten sich auch mit dem russischen Grafen, Bergsteiger und Fotografen Anton von Rydzewski, dessen Fotos aus dem Bergell sie aus verschiedenen Quellen zusammensuchten und vor zehn Jahren neu herausgaben.

Dem Autorenpaar verdanken wir die wohl spannendsten Wanderbücher, die in den vergangenen Jahren in der Schweiz erschienen sind. Das vergriffene «Grenzschlängeln» machte den Anfang einer inzwischen stattlichen Reihe im Rotpunktverlag. Die Autoren zeigen, dass zu einem modernen Wanderbuch weit mehr gehört als Routenbeschriebe. In ihren Werken erfährt man Dutzende Detailgeschichten vom Wegrand, Hinweise auf gute Restaurants und deren Geschichte, auf Hotels und soziale Ereignisse in den durchwanderten Orten. Dabei waren die beiden nicht nur in den Alpen unterwegs, sondern auch im Mittelland, und sie führen auf Wanderungen quer durch die Stadt Zürich zu Schauplätzen, deren Geschichte den meisten unbekannt war. Für ihre Wanderbücher erhielten die beiden mehrere Preise. Jürg Frischknecht ist am 18. Juli 2016 im Alter von 69 Jahren an einem Krebsleiden gestorben.

Beat Graf-Vils (Appenzell, 1933–2015) Rolf Rechsteiner, Oberegg

Am 27.  Oktober 2015 starb in Appenzell alt Landammann Beat Graf-Vils im Alter von 82 Jahren. Er hatte sich in seiner aktiven Zeit um die Innerrhoder Wirtschaft und namentlich um den Aufschwung der heutigen Appenzeller Versicherungen verdient gemacht. Beat Graf wuchs in bescheidenen Verhältnissen in Sonnenhalb auf. Als junger Mann war er ein begeisterter Kletterer und Alpinist. Er war zeitlebens ein geselliger Mensch, sang im Männerchor Harmonie Appenzell und engagierte sich im Schützenwesen, zunächst im Vorstand der Infanterie Schwende, später im Kantonalschützenverband AI als Aktuar. Viele schöne Stunden genoss er mit Jägerkollegen auf seinem «Höckli» im Alpstein.

(Bild: zVg.)

Beat Graf absolvierte bei einer grossen Versicherung in St. Gallen die Ausbildung und sammelte erste berufliche Erfahrungen. In der Direktion der «Helvetia» war er mehrere Jahre schweizweit für die Schadensregulierung grosser Ereignisse zuständig. 1960 führte er Claire Vils zum Traualtar. Dem Paar wurden fünf Kinder geschenkt. Auch beruflich schrieb Beat Graf kontinuierlich an einer Erfolgsgeschichte. Die 1872 mit genossenschaftlichen Strukturen gegründete Ländliche Feuerversicherungsgesell-

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schaft wählte ihn 1969 zum ersten vollamtlichen Geschäftsführer. Als Heimweh-Appenzeller und junger Familienvater kehrte er gern in seine Heimat zurück. Bis 1997 prägte er die sehr erfolgreiche Entwicklung des später in «Appenzeller Versicherungen» umbenannten Unternehmens. Bis 2005 beeinflusste er deren Geschicke als Verwaltungsratspräsident. Unter seiner Ägide wurden Geschäftsfelder, Kundensegmente und das Einzugsgebiet beträchtlich erweitert. Die Landsgemeinde 1985 wählte den damaligen Kantonsrichter Beat Graf zum Landammann. Er übernahm das Volkswirtschaftsdepartement. Mit Bundesrat Arnold Koller, mit dem er im Gymnasium St. Antonius in Appenzell 1954 die Matura abgelegt hatte, verband ihn eine treue Freundschaft; die beiden waren nicht zufällig CVP-Parteikollegen. Politische Erfahrung hatte Beat Graf als Mitglied der Feuerschaukommission (1971–1986) und als Bezirksrichter in den Jahren 1971–1980 gesammelt. Ab 1976 war er Vizepräsident des Bezirksgerichts; 1980 wurde er ins Kantonsgericht be-

rufen. Diesem Gremium hielt er die Treue bis zu seiner Wahl in die Standeskommission. Als Regierungsmitglied bemühte sich Beat Graf mit Erfolg um die Schaffung qualitativ hochstehender Arbeitsplätze und um die Verbesserung der Situation in der Landwirtschaft. In seine Amtszeit fielen denkwürdige Landsgemeinden: 1990 die letzte von Männern dominierte und im Folgejahr die erste mit Beteiligung der Innerrhoder Frauen. Im Vorfeld der Landsgemeinde 1992 setzte er sich auf politischer Ebene dafür ein, dass der Kanton für den Bau des Hotel Hof Weissbad einen zinslosen Kredit sprechen konnte. Auch für den Umbau des Hauses «Buherre Hanisefs» profilierte er sich als Wegbereiter. Seine Demission erfolgte 1993. Von Amtes wegen nahm er Einsitz und Einfluss in etlichen Delegationen und Verwaltungsräten, beispielsweise im Bankrat der Appenzeller Kantonalbank oder bei den St.  Gallisch-Appenzellischen Kraftwerken AG (SAK). In den Verwaltungsrat der Genossenschaft Druckerei Appenzeller Volksfreund wurde er Mitte der 1980er Jahre gewählt; er präsidierte ihn bis 1998.

Jörg Kuhn (Herisau, 1914–2016) Kurt Meier, Herisau

Am Sonntag, 10. April, ist der Herisauer Unternehmer Jörg Kuhn, Gründer der Kuhn Champignons AG, in seinem 103.  Lebensjahr gestorben. Wir gedenken einer beeindruckenden Persönlichkeit, welche sich für die Öffentlichkeit im Appenzellerland und darüber hinaus in unternehmerischer, politischer und sozialer Hinsicht grosse Verdienste erworben hat. «Lesen wurde bereits in der Schule meine grosse Leidenschaft», so umschrieb Jörg Kuhn jeweils seinen früh erwachten und lebenslang nie erlahmten, immensen Wissensdurst. Schon mit 18 Jahren trat der Verstorbene an seinem Geburtsort Degersheim der Freisinnig-Demo-

(Bild: zVg.)

kratischen Partei bei. Wenig später war er bereits deren Präsident. Jörg hat sich früh den Werten «Freiheit» und «Verantwortung» verpflichtet, er blieb ihnen treu bis an sein Lebensende. Zum Beispiel im Militär: Der Rekrutenschule im Jahr 1934 folgte die Weiterausbildung zum Offizier. Später leistete er – inzwischen Familienvater – rund 1000 Tage Aktivdienst, hauptsächlich auf der Luziensteig, wo er

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als Oberleutnant eine Grenzschutzkompanie kommandierte. Und als Hauptmann Jörg Kuhn mit 55 Jahren aus der Armee entlassen wurde, verzeichnete sein Dienstbüchlein eindrückliche 1700 geleistete Diensttage. Diese langen Abwesenheiten, zusammen mit der frühen Familiengründung und mit weiterbildungsbedingten Wohnortswechseln, später der Aufbau seines eigenen Unternehmens, liessen Jörg für etliche Jahre keinen Raum für Aufgaben in der Öffentlichkeit. Aber im Jahr 1956, als die Familie nach Waldstatt zügelte, änderte sich dies. Vorerst im Ortsbürgerverein, dann im Schul- und Gemeinderat und später als Kantonsrat der FDP trug Jörg Kuhn während 13 Jahren Substanzielles zum politischen Leben der Gemeinde bei. Danach bezogen Kuhns an der Bergstrasse in Herisau ein neu erbautes Einfamilienhaus. Und bereits rund ein Jahr später wurde Jörg von den Herisauer Stimmbürgern erneut in den Kantonsrat von Appenzell Ausserrhoden gewählt. Die nachhaltigsten Spuren in seinem Einsatz für die Lebensgemeinschaft in unserer Region legte der Verstorbene ohne Zweifel als erster und langjähriger Präsident der im Jahre 1969 gegründeten Industriegemeinschaft Appenzell Hinterland (IGH) und später im kantonalen Industrieverein. Gemeinsam mit einer Handvoll jüngerer Gleichgesinnter brachte er es in kurzer Zeit fertig, die Arbeitgeber der hinterländischen Industrie für eine substanzielle Kulturveränderung zu gewinnen. So wandelte sich damals die regionale, eher konservativ geprägte Wirtschafts-Szenerie in eine erfrischende Periode des Aufbruchs, der Offenheit für regionale Entwicklungsprojekte sowie der verbesserten Verständigung und des Dialogs mit der Arbeitnehmerschaft und der Öffentlichkeit. Während Jörg Kuhns IGH-Präsidialzeit wurden in Herisau das Sportzentrum, ein Jugendhaus, eine von den Arbeitgebern getragene Sozialberatungsstelle für die Mitarbeitenden, eine Kinderkrippe und die Wohnbau AG Herisau ins Leben gerufen. Der Verstorbene war in allen diesen Projekten ideell und materiell persönlich engagiert. Im Weiteren lancierte die In-

dustriegemeinschaft in dieser Zeit erstmals Kaderschulungen zur Qualitätsverbesserung in der Lehrlingsausbildung und in der Führungsarbeit betrieblicher Vorgesetzter. Jörg Kuhn identifizierte sich als Unternehmer mit diesen Anliegen und kämpfte an vorderster Front für deren zügige Verwirklichung. Er folgte damit seinem lebenslang hochgehaltenen Credo, dass ein Unternehmer seine Verantwortung nicht wahrnehme, wenn er sich nur auf das Geldverdienen beschränke. So galt also Jörg Kuhns engagiertes Streben vor allem der Implementierung eines neuen, Mensch und Natur wesentlich stärker verpflichteten Unternehmerverständnisses. Damit aber nicht genug: Jörg setzte sich auch über Jahrzehnte persönlich für Anliegen in der Behindertenpflege und -betreuung ein. Als anfangs der 1960er Jahre der Leiter eines stark wachsenden Urnäscher Heims für Schwerstbehinderte an seine Grenzen in der betriebswirtschaftlichen Führung stiess, kam ihm Jörg Kuhn persönlich zu Hilfe. Aus diesem Notfalleinsatz gedieh schliesslich eine segensreiche Ära, in welcher Jörg Kuhn zuerst an vorderster Front bei der Gründung der Stiftung Heim Columban mitwirkte und diese danach ein Vierteljahrhundert lang präsidierte. Zusammen mit Max Fuchsmann und vielen weiteren Helfern liess der Verstorbene in Etappen die vorbildlich konzipierte Heimstätte Columban Urnäsch mit mehreren Schwerstbehinderten-Wohn- und Therapiehäusern bauen. Deren Finanzierung war damals eine eigentliche Herkulesaufgabe. Die geistige Nahrung und die enorme Kraft für seinen unermüdlichen Einsatz schöpfte Jörg schon in jungen Jahren aus der ihn faszinierenden Literatur von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie. Später lernte Jörg Kuhn mit Carl Oechslin und Ernst Jucker zwei Persönlichkeiten kennen, die gemeinsam mit zwei weiteren Freunden die Schweizerische Vereinigung für freies Unternehmertum (VfU) gegründet hatten. Mit und in dieser VfU fand Jörg Kuhn die Institution, die ihm und seinen Idealen als Unternehmer eine geistige Hei-

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mat bot. Hier begegnete er den Gesprächspartnern und Mentoren, die mit ihm zusammen Wege erarbeiteten, wie er seine persönliche Vorstellung von ethisch ausgerichteter Führung im Unternehmensalltag unbeirrt umsetzen konnte. Nur kurz nach seinem VfU-Beitritt übernahm Jörg Kuhn die Funktion des ehrenamtlichen Geschäftsführers, organisierte die jährliche VfU-Tagung und die periodischen, jeweils eine ganze Woche dauernden Unternehmergespräche mit hochkarätigen Gastreferenten aus Politik und Wirtschaft. Während vieler Jahre leitete er auch die Regionalgruppe Wil SG der VfU. Hier traf er sich monatlich mit Gleichgesinnten aus der Ostschweiz, etliche von ihnen hatte der Verstorbene durch seine Überzeugungsarbeit als VfU-Mitglieder gewinnen können.

So sehr sich Jörg Kuhn zusammen mit den übrigen Protagonisten einsetzte, um auch die jüngere Unternehmergeneration für das VfU-Gedankengut und deren Leitsätze zu gewinnen: Diese Zielerreichung blieb ihnen verwehrt. Es schmerzte Jörg beträchtlich, als die Vereinigung im Jahr 2012 wegen fehlendem Nachwuchs aufgelöst werden musste. Er trauerte bis an sein Lebensende um die VfU als Institution und um deren Gedankengut, das den Samen in sich getragen hätte, um die Wirtschaftswelt in der Schweiz eine deutliche Spur menschlicher und sozialer zu gestalten. Für sich persönlich behielt Jörg Kuhn die VfU-Leitsätze als bleibende Richtschnur für sein unternehmerisches und persönliches Handeln. «Ich konnte einfach nicht anders», sagte er noch vor kurzem zu einem guten Freund.

Werner Lutz (Basel, 1930–2016) Rainer Stöckli, Schachen bei Reute

Mitte April haben die Herausgeber der Appenzeller Anthologie Werner Lutz gefragt, ob er den Abdruck einiger Gedichte gestatte – und es auch erlaube, dass die geplante Sammlung literarischer Texte seit 1900 eine seiner Verszeilen als Buchtitel trage. Datiert auf den 24.4.2016, hat der Autor im vorfrankierten Briefumschlag geantwortet und alle nötigen Abdruckrechte zugesagt. Mit handschriftlichem Gruss und der Andeutung von Vorfreude. – Kein Vierteljahr später, am 17. Juli, ist der Lyriker und Maler in Basel verstorben, 85-jährig. Mit 18 Jahren hat Lutz das Appenzellerland verlassen. Kind gewesen in einer Seidenweberfamilie, Schüler gewesen in Wolfhalden, Student gewesen an der St. Galler Kunstgewerbeschule. In Basel dann langhin Berufsgrafiker, hernach sogenannter Freier Schriftsteller. Wohnlage und Briefkasten all die Zeit, die wir

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einander gekannt haben, im St. Alban-Tal / im Dalbe-Quartier. Vom Herkommen aus dem Appenzeller Vorderland die vielen poetischen Bilder für landschaftliche Höhen und Hügel; vom Basler Lebtag am Fluss der wachste Sinn für Lauf und Zug des Wassers (einen Kilometer bevor es – ‹Rheinknie› sagt man – nach Norden abbiegt). In die Ostschweiz ist Werner Lutz nie zurückgekehrt, hat aber die Landschaft, aus der er stammte, öfter und stets bestlaunig besucht. Vor fünf Jahren hat Appenzell Ausserrhoden dem Lyriker mit Heft 11 von ‹Obacht Kultur› die Ehre angetan: Der Umschlag des Kulturblatts hat auf den Aussen- und Innenseiten Gedichte

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vorgelegt, welche – alle vier – vom Aufwachsen und Altwerden Zeugnis geben. In einem derselben fragt der Verfasser, ob es ein leichtes Land gebe mit leichtem Himmel. Nach wie vor höre er die Brunnenworte einer Brunnenröhre, das Winseln des Föhns, ein Bellen / Maunzen / Grunzen / das Klirren der Kuhkette. Indes sei er ein alter Mann geworden, einer, der «den Faden verloren» habe und dem «dichtdunkles Nachtgras» über den Arbeitstisch wachse. Schwermütige Bilanz des Achtzigjährigen. Ein Glücksfall jedoch – füge ich an –, dass es die Bücher gebe und die Bilder, je seine eigenen! Sie dürften Lutz geholfen haben, sich gegen das jahrgangsgemässe Einnachten zu stemmen. Auch dagegen, am Frieden auf Erden, an der Güte des Mitmenschen zu verzweifeln. Bücher im Übrigen (mehr als zehn) und Bilder (Hunderte), die uns Nachlebende über des Autors Tod hinwegtrösten. Lutz hat seit Längerem gegen die Verdunkelung gerungen. Allbereits im Erstling von 1979. Auch nachher im literarischen Schaffen, im malerischen Œuvre, selbst im Briefwerk. Keine drei Jahre her, dass ich in Form einer herzlichen Widmung habe lesen dürfen: «Du siehst, ich habe mir Mühe gegeben!» So wörtlich im kulturgeförderten Heft unter der lutztypischen Überschrift «Zuckersalzwind» (Lugano 2013). Der Grafiker und Maler Lutz hat öfters und manchenorts ausgestellt. Noch liegt sein Bildschaffen nicht monografisch verzeichnet vor, demgegenüber in kleinen Katalogen. Der Lyriker Lutz hingegen ist dank Förderern wie Hans

Bender und den Verlegern Egon Ammann sowie Beat Brechbühl mustergültig erreichbar – und wer will, findet leichtlich immer wieder erstauntes, lobendes Echo im Feuilleton und in der Korrespondenz von Freunden (seit mittlerweile sechzig Jahren). Zu des Autors achtzigstem Geburtstag ist ein Hommage-Band erschienen, herausgegeben von Markus Bundi (bei Isele Eggingen); auf einen Quer- oder Längsschnitt mit Blick aufs gesamte dichterische Werk darf man warten. Darin dann gewiss auch frühe, vor dem Erstling verfasste Texte, wie etwa das keck-kostbare Selbstbildnis, spartanisch überschrieben mit «Er». Dieser Mann die Fingerspitzen voll Teer hat weite Tabakfelder abgeraucht halb Maryland und weiss doch nichts von Maryland er an seinem Tisch Ein Porträt seiner selbst, 1970 veröffentlicht. Konsequent, dass Lutz danach, im Erstling, nicht mit Grafik oder Malerei auftritt, sondern mit Fotografie: am Tisch sitzend, eine Zigarette in der Rechten. «Ich brauche dieses Leben» hat der Buchtitel gelautet. Man muss das nunmehr in die Vergangenheit setzen – vollkommen eins mit der Aussage: Da hat Einer sein Leben gebraucht. Hat – in denkbar gutem Sinn – von seinem Leben Gebrauch gemacht.

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Dölf Mettler (Appenzell, 1934–2015) Rolf Rechsteiner, Oberegg

Am 15.  Oktober 2015 schloss sich der Lebenskreis des Bauernmalers, Sängers und Chormusikers Dölf Mettler im 81. Altersjahr. Sein kulturelles Schaffen wirkt nach in einer grossen Zahl von Bildern, Tonträgern und Kompositionen, die ihm 1982 den Goldenen Tell, 1998 den Goldenen Violinschlüssel und 2009 den Innerrhoder Kulturpreis eingetragen hatten. Dölf Mettler war ein Wahl-Appenzeller. Geboren 1934, wuchs er in einem Kinderheim im Toggenburg und bei Pflegeeltern auf. Sein erstes eigenes Geld verdiente er sich als Knecht in Waldstatt; er finanzierte sich aus eigener Kraft die Ausbildung zum Textilzeichner. Seine künstlerische Ader, seine ruhige Hand und sein Auge für das Schöne waren das Rüstzeug für sein bildnerisches Schaffen, das er ab den 1970er Jahren hauptberuflich betrieb. Wenn er in seinen Jodelliedern und in den Motiven seiner Bauernmalerei Modernes und wenig Erfreuliches ausklammerte, dann nicht, weil er die Wirklichkeit verdrängte, sondern weil er die für ihn wichtigen Werte hochhalten wollte. Dölf Mettler war durchaus ein moderner Mensch, und er war bis ins hohe Alter aktiv. Noch zu seinem 80. Geburtstag richtete er eine viel beachtete Ausstellung im Spital Appenzell aus. Dann zwang ihn die angeschlagene Gesundheit in den Ruhestand. Berühmt wurde Dölf Mettler weit über die Ostschweiz hinaus als Dirigent und Sänger. Wie das Zeichnen faszinierte ihn früh auch die Musik. Als junger Mann spielte er die Klarinette und später zusätzlich andere Instrumente in Tanzkapellen. Sein liebstes Instrument war ihm aber die Stimme. Zunächst als Mitglied in Jodelformationen, dann als Chorleiter, Komponist und Arrangeur pflegte er das schöne Lied. Seine Melodien berühren bis heute. Gegen 190 Lieder hat er komponiert, und rund 140 Tonträger entstanden unter seiner Mitwirkung. Chorwerke aller Stilrichtungen hat er für Frauen-,

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Männer- und Kinderstimmen sowie für gemischte Chöre bearbeitet – es sollen gegen 400 sein. Er war ein begnadeter Jodler, hat Formationen wie die Hobbysänger (1974) und die «Singmeedle» (1984) gegründet und etliche weitere geleitet, etwa den Männerchor «Alpstee Brülisau» und das «Schötzechörli Stein». Er rief die Jagdhornbläsergruppe Appenzell ins Leben und war Mitglied der Musikkommission des Appenzellischen Sängerverbandes. Dölf Mettler hat viel Anerkennung und Dankbarkeit erfahren – nicht nur rund um den Säntis, auch in grossen Teilen der Schweiz – vor allem für sein musikalisches Wirken. Anlässlich seines 75.  Geburtstags schenkte er der Bevölkerung in einem Galakonzert noch einmal einen vielfarbigen Strauss schöner Gesänge. Der damalige Landammann Carlo Schmid fasste in seiner Laudatio zusammen, was Dölf Mettler ausmachte: «weit überdurchschnittliche Kreativität, zähe Schaffenskraft, Lebenserfahrung und Lebensweisheit und ein gerüttelt Mass an Gemeinsinn.» Landammann Roland Inauen nannte ihn 2012 anlässlich einer umfassenden Sonderausstellung im Museum Appenzell eine «kulturelle Instanz». Im gleichen Jahr wurde er im Heft 139 der Appenzellischen Jahrbücher porträtiert (www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=ajb001:2012:139#48, S. 43f.).

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Marlies Schoch (Hundwilerhöhe, 1940–2016) Jürg Bühler, Herisau

Im April 2016 ist Hundwilerhöhe-Wirtin Marlies Schoch im Alter von 75 Jahren gestorben. Sie hat das Berggasthaus auf 1309 Metern während 45 Jahren geführt und mit ihrem Wesen geprägt. Marlies Schoch, am 18.  November 1940 geboren, ist als Älteste zusammen mit einer Schwester und drei Brüdern in Herisau aufgewachsen. Nach der Ausbildung zur Primarlehrerin verbrachte sie einige Monate als Aufbauhelferin in Marokko. Zehn Jahre war sie Lehrerin in Vasön im Taminatal, bevor sie nach dem Tod ihres Vaters 1971 das der Familie gehörende Berggasthaus auf der Hundwilerhöhe übernahm. Aus dem ursprünglich geplanten einen Jahr sind 45 Jahre geworden. In dieser langen Zeit hat Marlies Schoch das gemütliche, während 365 Tagen geöffnete Gasthaus mit ihrer unnachahmlichen Art, ihrem wachen Interesse und vor allem ihrer Liebe zu den Menschen geprägt. Ihr Platz war am hinteren Tisch in der Gaststube, in der Nähe des Kachelofens und der Türe zur Küche. Dort sass Marlies Schoch Tag für Tag, begrüsste ihre Gäste und dirigierte die Mitarbeitenden in der Küche und im Service. Vor sich eine Beige Papier mit Zeitungen, Korrespondenz und Prospekten. Daneben die dicke Papieragenda und das Telefon. So sass sie da, meistens nicht lange allein. Immer wieder setzten sich Gäste dazu, plauderten, diskutierten mit ihr über Alltägliches und Aussergewöhnliches. Marlies Schoch hatte für alle und alles immer ein offenes Ohr. Für sie war Zuhören meistens wichtiger als Reden. Viele Menschen kamen in einer schwierigen Lebenssituation zu ihr auf die Hundwilerhöhe. Sie fanden bei Marlies Schoch ein offenes Ohr, Verständnis, Trost oder erhielten Rat. Ihre Zuneigung galt allen Menschen, «de efache Lüüt» ebenso wie Aussenseitern und Intellektuellen, aber auch hohen und höchsten Politikern und Wirtschaftsführern.

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Das Berggasthaus Hundwilerhöhe, auf dem Hügel zwischen Hundwil und Gonten auf Ausserrhoder Kantonsgebiet nahe der Grenze zu Innerrhoden gelegen, war dank Marlies Schoch eine besondere Wirtschaft, eine Wirtschaft wie man sie immer seltener antrifft. Hier oben trafen sich Welten, und mittendrin sass die Wirtin und brachte die unterschiedlichsten Gäste miteinander ins Gespräch. Solange es ihre Gesundheit noch zuliess, stand oder sass Marlies Schoch oft stundenlang in der Küche, rüstete Kartoffeln, schälte Cervelats für den Wurstsalat oder raffelte Käse für die würzigen Chäshörnli. Selten traf man die Wirtin auf der sonnigen Terrasse mit Blick in den Alpstein. Sie sass lieber drinnen an ihrem Platz, der hektische Betrieb draussen war ihre Sache nicht. Erreichbar ist die Hundwilerhöhe nur zu Fuss. Eine Transportbahn auf der Nordseite dient der Warenanlieferung. Die Wirtin fuhr vor Jahren jeweils noch mit dem Haflinger, einem leichten Geländewagen, hinauf in ihr Zuhause. In den letzten Jahren brachte die Transportbahn Marlies Schoch hinunter ins Tal und wieder hinauf. «Zwüschet ere Chischte Bier ond ere Chischte Saft», wie sie einmal lachend sagte. Marlies Schoch war eine vielseitig interessierte Frau, die sich politisch und sozial engagierte. Sie sass von 1991–2011 im Hundwiler Gemeinderat und gehörte zwischen 1999 und 2011 als Parteiunabhängige dem Ausserrhoder Kantonsparlament an. Während vier Jahrzehnten prägte sie den Hundwiler Verkehrsverein. Die Höhi-Wirtin erlangte auch schweizweit Berühmtheit. Sie wurde in den Medien porträtiert, war Gast bei Kurt Aeschbacher und auch bei Victor Giacobbo und Mike Müller. Marlies

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Schoch, ihr gütiges Wesen und ihre Geschichte, berührte die Menschen. Im Jahre 2013 war sie Protagonistin im Film «Service inbegriffe» des Schweizer Filmemachers Eric Bergkraut. Ihr Interesse galt auch der Kultur in den verschiedensten Ausprägungen. Bei ihrem alljährlichen Besuch am Filmfestival Locarno pilgerte sie mit dem dicken Programmbuch unter dem Arm von Film zu Film. «Wenn ich in Locarno bin, bin ich immer überglücklich», hat Marlies Schoch einmal einem Journalisten erzählt. Im Frühjahr 2016 haben Marlies Schoch die körperlichen Kräfte immer mehr verlassen. Sie

wünsche sich, hier oben zu sterben, hat die Frau mit den roten Backen und den listigen Äuglein noch wenige Tage vor ihrem Tod einem Stammgast anvertraut. Am Heiligabend 2015 war ihr jahrzehntelanger Begleiter, Martin Scherrer, auch auf der «Höhi» verstorben. Dank der grossen und liebevollen Unterstützung durch ihre treuen Mitarbeitenden Mirlinda und Philipp ging Marlies Schochs Wunsch in Erfüllung. Am Morgen des 23. April ist sie auf der Hundwilerhöhe im Alter von 75 Jahren friedlich eingeschlafen. Das Appenzellerland hat eine Persönlichkeit verloren. Sie wird fehlen.

Helen Spörri-Sigrist (Teufen, 1929–2015) Helen Höhener-Zingg, Teufen

Helen Spörri-Sigrist war eine starke Persönlichkeit. Sie prägte das Café Spörri während Jahrzehnten und machte es zu einem Ort mit ganz besonderer Ausstrahlung – weit über Teufen und die Region hinaus! «Selber denken! Nicht das machen, was alle machen!» – Diese Worte stellte Hanspeter Spörri an den Anfang der Erinnerungen an seine Mutter im Abschiedsgottesdienst vom 18. Dezember 2015 in der reformierten Kirche Teufen. «Selber denken», ein Grundsatz, eine Lebenseinstellung, die Helen Spörri ihrem Sohn dereinst mitgegeben hatte und der sie sich selber bis zum Schluss verpflichtet fühlte. «Selber denken!» – Helen Sigrist, aufgewachsen in Teufen, liess sich gegen inner- und ausserfamiliäre Widerstände nicht konfirmieren. Ihr schien die Rolle der Kirche in der Kriegszeit zu wenig friedensfördernd. Oder wie ihr Sohn ergänzte: «Nicht weil sie ungläubig war. Aber Äusserlichkeiten hielt sie für unbedeutend; frommes Getue war ihr ein Gräuel, wenn es im Widerspruch stand zum täglichen Handeln.» Beeindruckend, die klare Haltung und Stärke dieser jungen, heranwachsenden Frau. In der

(Bild: zVg.)

Familie und später als Vorgesetzte und im Freundeskreis war Helen Spörri eine überaus verantwortungsbewusste Person. Sie lebte ihre ethischen Grundsätze den Mitmenschen wie der Natur gegenüber. Geprägt durch ihr Elternhaus – ihre Mutter Karolina Sigrist-Schefer war eine bekannte Naturheilpraktikerin, ihr Bruder Alfred Sigrist ebenso – war ihr ein bewusster Umgang mit Körper, Geist und Seele ein Anliegen. Kräuterkundig, wie sie war, konnte von ihr gelernt werden, «gschpürig», wie sie war, konnte man ihr nichts vormachen. Sie hörte hin, wollte verstehen, konnte heilen. Sie heilte Brandwunden, aber auch Seelenschmerz. Eine geschätzte Gabe für Gäste, Familie und Mitarbeitende – unaufdringlich, zurückhaltend. «Selber denken! Nicht das machen, was alle machen!» – Dieser starke Charakterzug war Helen Spörri hilfreich, als sie mit ihrem Mann Peter, dem exzellenten Confiseur und Geschäfts-

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mann, die geplante Übernahme und den weiteren Auf- und Ausbau des Café Spörri in Angriff nahm. Im Jahr 1959 hatten die jungen Eheleute das elterliche Geschäft von Jakob Spörri übernommen. «Nicht das machen, was alle machen!» Das «Spörri» war ein Ort der aussergewöhnlichen Vielfalt, aber nicht beliebig. Ein Wienercafé im Appenzellerland, aber nicht aufgesetzt. Helen Spörri holte sich auf Reisen Inspirationen von aussen und setzte sie mit eigenem Flair um. Das «Spörri» war ein Ort der Qualität, des Geniessens und der Schönheit. Wer erinnert sich nicht an die wunderbaren und geschmackvollen Auslagen im Laden, an die mit Leidenschaft gepflegten Blumen im Café, an die Kaffeemühlen, an die Bilder, die das Ehepaar Spörri aus den Beständen der Familie Zellweger in Trogen erworben hatte, und an die Hans-Zeller-Ecke. Das Café war ein Ort der Begegnung und des

Gesprächs, ein Ort, an dem man gerne verweilte. Man traf sich mit Respekt. Respekt und Toleranz dem Gast – ob von nah oder fern, gleich welcher Herkunft –, aber auch den Mitarbeitenden gegenüber waren Helen Spörri wichtig, waren Teil der besonderen Spörri-Atmosphäre, jener anmutigen Gastlichkeit. Helen Spörri hielt in diesem Haus die Fäden zusammen. Eine grosse Aufgabe, die sie nie laut, aber klar und bestimmt, mit grosser Kompetenz, Umsicht und Menschlichkeit leistete. Und «am Ende, ganz am Ende, zählt die Liebe, nur die Liebe». – Helen Spörri schrieb diesen Satz einen Tag vor ihrem Tod. Es war dieses Einssein mit ihren Liebsten und darüber hinaus ihr Hingabevermögen, das bei ihr zeitlebens in allen Facetten und Aufgaben zu spüren war – und das weiterträgt! Grossen Dank – dir, liebe Helen Spörri, für dieses Stück gelebte Teufner Kultur.

Peter Wegelin (Teufen, 1928–2016) Hanspeter Spörri, Teufen

Peter Wegelin war immer etwas in Eile, auch schon morgens, wenn er mit weiten Schritten dem Bahnhof Teufen zustrebte, keine Minute zu früh, in leicht vornübergebeugter Haltung, ein grosser Mann im Anzug, an der Hand eine meistens prall gefüllte braune Mappe mit Pflichtlektüre und Akten. Wundern mochte sich über sein Tempo nur, wer das berufliche und nebenamtliche Pensum des Leiters der ehemaligen St. Galler Stadt- und heutigen Kantonsbibliothek Vadiana nicht kannte. Dieses Amt – seine Lebensstelle – trat der 1928 geborene Historiker und Germanist 1965 an, nachdem er zehn Jahre am Gymnasium Kirchenfeld in Bern Deutsch und Geschichte unterrichtet hatte, und er übte es aus bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1993.

(Bild: zVg.)

An seinem ersten offiziellen Arbeitstag als Stadtbibliothekar besuchte ihn «Ostschweiz»Redaktor Hermann Bauer an seinem neuen Arbeitsplatz in der Vadiana. Er stellte amüsiert fest, dass der in Bern Aufgewachsene seine Fragen in «tadellosem Sanggallertütsch» beantwortete, ein Telefongespräch aber in «ebenso untadeligem Stadtbärnertütsch» führen konnte. «Ohne jede wissenschaftliche Tröckne und Bücherstaubigkeit», mit «sympathischer, jugendlicher Frische» habe Peter Wegelin eine Auslegeordnung dessen gemacht, was ihn in seinem

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Nekrologe

neuen Amt beschäftigen werde, vorab die Verwirklichung einer sanktgallischen Zentralbibliothek. Dabei fehle es ihm keineswegs an bibliothekswissenschaftlichem feu sacré. Haupt- und Nebenberuflich setzte Peter Wegelin sich zeit seines Lebens vor allem für eines ein: Für das Lesen, die Bildung, die Kultur im engen und im weiten Sinn, für das gesellschaftliche Miteinander, den zu gestaltenden Staat – und darum stets auch für das Buch. «Lesen ist Bürgerpflicht» – dies war der von ihm formulierte Slogan, mit dem die Idee einer Freihandbibliothek in St.  Gallen vorangetrieben und schliesslich umgesetzt wurde. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Aufsätze, Vorund Nachworte, die vor allem zeigen, dass er stets sich in den Dienst einer Sache stellte, als Vermittler, Herausgeber, Bewahrer und kritischer Patriot. Im Nachruf auf seinen im Jahr 2000 verstorbenen Freund, den engagierten Staatsbürger, Historiker und Dichter Georg Thürer, stellte er dessen nie erlahmende Bereitschaft zu Entgegenkommen und Brückenschlag in den Vordergrund. Dialogbereitschaft und Verträglichkeit zeichneten auch Peter Wegelin aus. Als Gemeinderat seiner Wohngemeinde Teufen, als Kantonsrat und als Präsident des Ausserrhoder Verfassungsrats beteiligte er sich am politischen Modernisierungsprozess und warb für die Bewahrung der Tradtionen. Auch nach Beendigung seiner politischen Ämter setzte er sich auf verschiedenen Ebenen – und letztlich erfolglos – für die Beibehaltung der Ausserrhoder Landsgemeinde ein. Er dachte durch und durch bürgerlich. Im Zentrum standen für ihn aber nicht nur Rechte und Freiheiten, sondern ebenso die Pflichten gegenüber dem Gemeinwesen. Im Gespräch fiel sein leicht militärischer Tonfall auf. Den Oberst i Gst verleugnete er auch im Zivilleben nicht. Aber schnell merkte man, dass man es mit jemandem zu tun hatte, der einem vorurteilsfrei und interessiert begegnete, der sich für einen ganz persönlich interessierte und ein guter Zuhörer war. Neu ent-

deckte gemeinsame Interessen stimmten ihn glücklich. Seine zahlreichen Nebenämter – Lehrbeauftragter an der Hochschule St. Gallen, Präsident des Stapferhauses Lenzburg, Vorstandsmitglied beim Schweizer Bibliotheksdienst, Stiftungsrat der Pro Helvetia, Verwaltungsrat der Verlagsgemeinschaft St. Gallen usw. – schienen ihm keine Last zu sein, sondern eine Inspirationsquelle und Gelegenheiten, den intellektuellen Austausch zu pflegen. In seinen Fachgebieten und den von ihm bearbeiteten Dossiers schien er alles zu wissen, was man wissen konnte. Sein vielleicht wichtigstes Anliegen war es, die Fähigkeit des Verstehens zu fördern, aus dem Weg zu räumen, was den Dialog und damit die Lösung von Problemen behindert. Als Offizier war er zeitweise zuständig für die pädagogische Rekrutenprüfung. Seine Hauptsorge galt dabei dem funktionalen Analphabetismus, der manchmal schwach ausgebildeten Fähigkeit, Bedeutung und Sinn des Gelesenen oder Gehörten zu erfassen und daraus Schlüsse zu ziehen. Als Pädagoge und Dozent versuchte er alles, um Ignoranz und Dumpfheit zu überwinden. Dies gelinge, wenn man in der Lage sei, Begeisterung zu wecken, vermutete er – für die Literatur, für alle Ausdrucksformen der Kultur. So geht die Gründung der Appenzeller Bibliobahn auf ihn zurück, die während 20 Jahren als rollende Bibliothek mehrere Appenzeller Dörfer bediente und dem Bibliothekswesen im Appenzellerland Dampf machte. Doris Ueberschlag, seine langjährige Mitarbeiterin, zitierte in ihren Abschiedsworten in der evangelischen Kirche Teufen Ulrich Bräkers Motto «Vom Glück des Lesens». Der weitgereiste Arme Mann aus dem Toggenburg, dessen Tagebücher in der Vadiana liegen, war in manchem Wegweiser für Peter Wegelin, der sich wohl auch in Georg Thürers Aphorismus wiederfand: «Heimat darf uns nicht in engen Horizonten befangen bleiben. Der hohe Himmel gehört auch zu ihr.»

3. Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft (AGG)

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Protokoll

Protokoll der 183. Jahresversammlung der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft

Samstag, 28. November 2015, 10.00 Uhr Restaurant Golf Gonten, Gontenbad

AGG massgeblich finanziell und ideell unterstützt hat.

Vorsitz: Vreni Kölbener-Zuberbühler Protokoll: Ruedi Eberle

Landwirtschaft und die AGG Aber für die AGG ist das nichts Neues: Sie hat sich schon im 19. Jahrhundert mit den tiefgreifenden Veränderungsprozessen beschäftigt, denen die Landwirtschaft damals ausgesetzt war. Das zeigen zahlreiche Dokumente und Veröffentlichungen unserer 1832 gegründeten Gesellschaft. Sie widmete sich in ihren ersten Jahren sogar vorwiegend der «Beförderung der Landwirtschaft» und der Volksaufklärung. Mit grosser Besorgnis sah man damals der Zukunft und der Überbevölkerung entgegen. In einer funktionierenden, effizienten Landwirtschaft sah man das wirksame Mittel gegen die Not – vor allem natürlich gegen die Hungersnot. Die Erkenntnis der verbreiteten Not und das Bemühen um Hilfe zur Selbsthilfe mobilisierten «edelgesinnte Freunde und Beförderer des Nützlichen und Guten in unserem Volke», schreibt AGG-Mitgründer Hans Jakob Rohner. Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen Frauenvereine die Förderung von Arbeitsschulen an die Hand. Gleichzeitig wurden verschiedene Hilfsvereine und Hilfsgesellschaften aktiv – häufig unter der Schirmherrschaft der AGG. Mit der Handmaschinenstickerei war in Ergänzung zur Weberei ein wichtiger Zusatzoder neuer Hauptverdienst entstanden. Traditionelle Heimindustrie und kleinbäuerliche Besitzstruktur sicherten eine mehr oder weniger kümmerliche Existenz in der ländlich-industriellen Umgebung Ausserrhodens. In Appenzell Innerrhoden liess sich der kunsthandwerkliche Zweig des Handstickens gut mit der Landwirtschaft verbinden. Die Innerrhoderinnen waren mit ihren Stickereien auch in den mondänen Zentren des In- und Auslands präsent.

Die Versammlung wird durch die Jungformation Gätzi musikalisch eingestimmt. 1. Eröffnung und Jahresbericht der Präsidentin

Um 10.15 Uhr begrüsst die Präsidentin Vreni Kölbener-Zuberbühler die Mitglieder und Gäste sowie im Speziellen die politischen Funktionsträgerinnen und -träger. Entschuldigungen politischer Persönlichkeiten werden namentlich erwähnt. Sämtliche Entschuldigungen finden sich im Anhang zum Protokoll; ohne Publikation im Jahrbuch. Ruedi Eberle, Vorstandsmitglied der AGG und Regierender Bezirkshauptmann von Gonten, stellt Gonten mit seinen vielfältigen Möglichkeiten, die der Bezirk Einheimischen und Touristen bietet, den Anwesenden vor. Das Offerieren von Kaffee und Gipfeli sowie die Grussworte werden mit Applaus verdankt. Die Familie Karin und Ruedi Ulmann vom Hotel Restaurant Golf Gonten spendiert den Apéro. Die Versammlung bedankt sich mit einem kräftigen Applaus. Es folgt im Wortlaut der Jahresbericht der Präsidentin: 2015 – Das Jahr der Landwirtschaft? Land- und Alpwirtschaft – fast könnte man meinen, die AGG habe sich einer neuen Aufgabe, einem neuen Themenfeld zugewandt. Einerseits ist unser Jahrbuch 2015 der Landwirtschaft gewidmet, anderseits sind mit dem Innerrhoder und dem Ausserrhoder Alpkataster kürzlich zwei Werke entstanden, welche die

Protokoll 213

Das neue Jahrbuch mit dem Schwerpunktthema «Landwirtschaft» widmet sich deren historischer Entwicklung, den Herausforderungen der Gegenwart und der vielfältigen Art, wie hierzulande Bauernfamilien diesen begegnen. Alt Landammann Hans Diem stellt dazu fest, dass die Landwirtschaft und damit die Ernährungssicherheit nur eine Zukunft habe, wenn sie den Boden «enkeltauglich», also ressourcenschonend, bewirtschafte. Das gilt in einem erweiterten Sinn natürlich für die ganze Gesellschaft, für uns alle. Die Betriebe stehen vor ökonomischen und ökologischen Herausforderungen. Zugleich hat die Landwirtschaft aber eine gesellschaftliche Bedeutung, die weit über ihren eigentlichen Bereich hinausgeht: Der Landwirtschaft entstammen viele Traditionen, Werte und Bräuche, die trotz – oder vielleicht sogar wegen – Modernisierung und Globalisierung wichtig geblieben sind. Alpkataster Seit über hundert Jahren werden für Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden regelmässig Alpkataster erstellt. Früher waren dies amtliche Dokumente. In ihnen wurden die Besitzverhältnisse dargelegt und die Eigenheiten der einzelnen Alpen beschrieben. Die heutigen Werke beschreiben noch immer die Flurstücke und die baulichen Anlagen. Aber sie sind modern und lesefreundlich gestaltet, enthalten auch kartographische Darstellungen und liefern eine Fülle von Hintergrundinformationen zum bäuerlichen Alltag früher und heute und zum sennischen Brauchtum. Sie beschreiben die Alpen als Natur- und als Kulturraum. Alt Landeshauptmann Josef Inauen hat alle 188 Innerrhoder Alpen und Alprechte, Hans Eugster-Kündig die 130 Ausserrhoder Alpen besucht und neu fotografiert. Die Bedeutung der Alpwirtschaft hat sich in den letzten Jahren allerdings verändert. Jahrhundertelang waren die Alpen darauf ausgerichtet, die Futtersituation der Heimbetriebe zu verbessern. Heute erfüllen sie zusätzlich Aufgaben im Bereich von Natur- und Landschaftsschutz, tragen zur Erhaltung der Artenvielfalt bei und sind wichtige

Pfeiler des Tourismus. Die neuen Alpkataster sind auch eine Art Reise- oder Wanderführer für interessierte Berggängerinnen und Berggänger. Sie sind, zusammen mit dem Appenzeller Namenbuch, Bestandteil einer Reihe umfassender Appenzeller Nachschlagewerke. Mit ihnen ist ein weiterer Schritt gegen die «kulturelle Demenz» getan, wie es Landammann Roland Inauen einmal formuliert hat. Heime – eine dunkle Geschichte? In den letzten Jahren sind in der Öffentlichkeit Diskussionen über die schwierige Vergangenheit der verdingten oder in Heimen «versorgten» Kinder entbrannt. Es sind zahlreiche Vorkommnisse bekannt geworden, die einen wirklich nicht mit Stolz erfüllen können. Doch sie sind passiert. Da lässt sich nichts schönreden. Die AGG hat sich in der Gründungszeit um die Waisen und «Verwahrlosten» unserer Gesellschaft – also um Randständige – gekümmert. Auf Initiative der AGG wurden verschiedene Heime gegründet, und noch heute stehen einige unter unserem Patronat. Sicher wurde schon damals gute – und jedenfalls wohlmeinende – Arbeit geleistet. Aber manches, was damals geschehen ist, war Unrecht. Es kam zu Missbrauchsfällen. Und die körperliche Züchtigung gehörte leider zum gängigen Erziehungsstil. Die Aufsicht hatte versagt oder war mit den angewandten Methoden einverstanden. Es scheint mir wichtig, dass die Geschichte aufgearbeitet wird. Bei den noch lebenden Betroffenen müssen sich die Verantwortlichen – oder deren Nachfolger – in aller Form entschuldigen. Doch allen Wiedergutmachungsbemühungen zum Trotz – das Geschehene kann nicht ungeschehen gemacht werden. Es gilt, aus der Vergangenheit die Lehren zu ziehen und es in Zukunft besser zu machen. Die aktuelle Flüchtlingssituation wird für die Staaten und die Gesellschaft weltweit zu einer Herausforderung. Wir haben erst dann aus der Geschichte gelernt, wenn sich unsere Nachkommen nicht für unser heutiges Verhalten oder für unsere Unterlassungen entschuldigen müssen.

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Protokoll

Über die Vorstandsarbeit Wenden wir uns der Gegenwart zu: Die AGG ist bestrebt, in Notsituationen unbürokratisch und wirkungsvoll zu helfen. Psychische Belastungen und damit verbunden Schwierigkeiten im Arbeitsprozess sind leider «moderne» Gesellschaftserscheinungen – existentielle Herausforderungen für die Betroffenen und ihre Angehörigen. In diesen schwierigen Lebenssituationen leistet die AGG einen Beitrag zur Linderung der oftmals auch finanziellen Not. Der Vorstand hat sich zu vier Sitzungen getroffen. Für ausserordentliche Projekte im kulturellen und sozialen Bereich sind bis heute 20 Gesuche eingegangen. Für 14 haben wir Unterstützungsbeiträge zugesichert, vier mussten abgelehnt werden, weil sie nicht unserem Gesellschaftszweck entsprechen. Wir stellen fest, dass soziale Institutionen besonders bei Neuoder Rennovationsbauten vor grossen finanziellen Herausforderungen stehen. Oft können wir nur einen Beitrag zur Finanzierung besonderer Einrichtungen leisten, die ohne AGGHilfe vielleicht nicht angeschafft würden, die aber für den Alltag in den Institutionen wichtig sind. In der Regel sprechen wir keine Baubeiträge, da sie unseren finanziellen Rahmen sprengen. Mitgliederwerbung Unsere Grossoffensive im Bereich der Mitgliederwerbung bei Industrie und Gewerbe hat Früchte getragen. Erfreulicherweise konnten wir auch viele juristische Personen als Mitglieder gewinnen und verzeichnen einen kleinen Mitgliederzuwachs. Mitgliederwerbung ist aber weiterhin ein ständiger Auftrag, da sich unsere Gesellschaft immer wieder verjüngen muss. Wie wäre es, wenn jeder und jede von Ihnen, wenn Sie, geschätzte Anwesende, je ein Mitglied werben würden?

Dank Zum Schluss bleibt mir noch zu danken: meinen Vorstandkolleginnen und -kollegen für die stets gute und kollegiale Zusammenarbeit. Ein Dank geht an das Redaktionsteam des 142. Appenzellischen Jahrbuchs, insbesondere an die beiden Verantwortlichen, Heidi Eisenhut und Hanspeter Spörri. Einmal mehr haben wir auf das spannende Jahrbuch viele positive Rückmeldungen erhalten. In den Dank eingeschlossen sind die Chronisten, die mit Sorgfalt die «geschichtsträchtigen» Ereignisse der beiden Kantone und der Gemeinden und Bezirke sammeln und aufbereiten. Auch Ihnen, geschätzte Damen und Herren, gebührt mein aufrichtiger Dank für Ihre treue Mitgliedschaft, für die Entrichtung des Mitgliederbeitrags und für alle Spenden, die Sie uns grosszügig zukommen lassen – und natürlich für Ihre Anwesenheit an unserer Jahresversammlung. Ein weiterer Dank geht an die Verantwortlichen und Mitarbeitenden in unseren Patronatsorganisationen für ihre wichtige und nachhaltige Arbeit. Mit unserer Unterstützung bei sozialen und kulturellen Projekten sollen im weitesten Sinn das Zusammenleben und der gesellschaftliche Zusammenhalt gefördert werden. Diesem Ziel dient auch unsere Versammlung. In diesem Sinne erkläre ich die Jahresversammlung 2015 als eröffnet.

Vizepräsidentin Gaby Bucher stellt den Jahresbericht zur Diskussion. Ohne Änderungen wird er mit Applaus zur Kenntnis genommen. Die Einladung zur Jahresversammlung 2015 wurde den Mitgliedern zusammen mit dem Jahrbuch fristgerecht zugestellt. Änderungen oder Ergänzungen der Traktandenliste wurden nicht beantragt. Anwesend sind 108 Stimmberechtigte, das absolute Mehr beträgt somit 55. Drei Stimmenzähler werden in stiller Wahl gewählt.

Protokoll 215

2. Protokoll der Jahresversammlung 2014

Das Protokoll der 182.  Jahresversammlung vom 29.  November 2014, verfasst von Ruedi Eberle, im Jahrbuch publiziert auf den Seiten 216–220, wird ohne Wortmeldungen einstimmig genehmigt und verdankt.

7. Wahlen

Die Präsidentin Vreni Kölbener-Zuberbühler und der Kassier Michel Peter werden je einzeln einstimmig wiedergewählt. Die geleistete Arbeit wird mit Applaus verdankt. Der verbleibende Vorstand – Gaby Bucher-Germann, Ueli Widmer, Hanspeter Spörri, Max Frischknecht, 3. Rechnungsablage Ruedi Eberle, Katrin Alder-Preisig – wie auch Die Jahresrechnung und der Revisorenbericht die Revisoren Emil Bischofberger und Heinz sind im Jahrbuch auf den Seiten 222–227 veröf- Alder werden in ihrem Amt bestätigt. fentlicht. A) Abnahme der Gesellschaftsrechnung: 8. Wünsche und Anträge Kassier Michel Peter weist auf einige Punkte Es sind keine Anträge eingegangen; auch Worthin, die das Ergebnis beeinflussen: Mitglieder- meldungen gibt es keine. Die Präsidentin ruft gewinnung im letzten Jahr; Verkauf von Anti- nochmals zur aktiven Mitgliederwerbung im quitäten, deren Bewertung zu hoch war, wo- eigenen Umfeld auf. Es wäre ein schönes Ziel, durch ein Wertverlust hingenommen werden wenn jedes Mitglied ein weiteres Mitglied gemusste; Schlussabrechnung der Videodoku- winnen würde. mentation von AR°AI 500 etc. B) Revisorenbericht: Emil Bischofberger Im zweiten Teil der Versammlung folgt eine öfverliest den Revisorenbericht und stimmt über fentliche Gesprächsrunde zu den Brüdern Sonfolgende Punkte ab: 1.  Genehmigung der Jah- deregger von Heiden. Hans Konrad Sonderegresrechnung, 2. Entlastung des Kassiers, 3. Ent- ger (1891–1944) war Pfarrer, Jurist, Redaktor, lastung des Vorstandes. Ohne Wortmeldungen Ständerat von Appenzell Ausserrhoden in den werden alle drei Punkte einstimmig genehmigt Jahren 1934 und 1935, Nationalrat für Baselund verdankt. Landschaft von 1939–1943 und wortgewaltiger Vertreter der Freiwirtschaftslehre. Während er 4. Bestimmung des Mitgliederbeitrags mit seinen Leitartikeln im «Säntis» und in dem Dem Antrag des Vorstandes zur Beibehaltung von ihm gegründeten «Demokrat» kommunisfolgender Mitgliederbeiträge wird einstimmig tische, faschistische und nationalsozialistische zugestimmt: Mindestjahresbeitrag 40, Partner- Regime und deren totalitäre Ideen bekämpfte, beitrag 65, Juristische Personen 200 und Mit- näherte sich sein Bruder René Sonderegger als Publizist der Frontenbewegung an. Im Gegliedschaft auf Lebzeiten 2000 Franken. spräch wird ein Bild der unruhigen 1930er 5. Finanzkompetenz Jahre gezeichnet und das Leben der beiden Dem Vorstand wird weiterhin die Finanzkom- Brüder beschrieben. Alle am Gespräch Teilnehmenden haben sich vorgängig eingehend petenz von 50 000 Franken übertragen. mit den Brüdern Sonderegger befasst. Dies 6. Subventionen sind Heidi Eisenhut, Leiterin KantonsbiblioDer Vorstand beantragt, wie auf der Rückseite thek Appenzell Ausserrhoden, Yves Demuth, der Einladung aufgelistet, Subventionen an Journalist, Zürich, und Christof Wamister, Ausechs Institutionen von insgesamt 31 000 Fran- tor und Journalist, Basel. Moderator der Geken (2014: 31  000) zu leisten. Ohne Wortmel- sprächsrunde ist Vorstandsmitglied Hanspeter dungen werden die beantragten Subventionen Spörri, Teufen. Die Ausführungen stossen auf grosses Echo und werden im Thementeil des einstimmig gutgeheissen. Jahrbuchs 2016 vertieft.

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Jahresrechnungen

Jahresrechnungen 2015 der AGG

Einnahmen

CHF

Kapitalzinsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

22 506.97

Spenden, Vergabungen, Vermächtnisse Vergabungen 2015 im Gedenken an: Erich Walser, Hans Wüst, Lilly Karolin Bischofberger, Margrith Preisig, Esther Müller-Wenk, Ivo Buschauer, Albert «Hambisch» Dörig-Fritsche, Elsbeth Sturzenegger-Zürcher, Elisabeth Geisser, Dinette Schläpfer, Franz Betschon, Edwin Büchler, Hansruedi Kürsteiner, Edwin Büchler, Albert Koller-Brülisauer, Helen Spoerri und Ungenannte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unterstützungsbeiträge ab Fr. 200.— Patria Genossenschaft, Basel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . HUWA Finanz & Beteiligungs AG, Heerbrugg . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brauerei Schützengarten, St. Gallen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Schlagenhauf, Meilen / Henry Wenk, Appenzell . . . . . . . . . . Boehli AG, Appenzell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tisca Tiara Stiftung, Bühler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Just Schweiz AG, Walzenhausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Musical Piratical, Chor Gais . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rudolf Gamp, Weissbad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maria Breu, Heiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Direkthilfefonds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3 370.50

10 000.— 5 000.— 300.— 5 500.— 2 300.— 1 000.— 500.— 1 000.— 300.— 500.— 26 400.— – 12 300.—

Mitgliederbeiträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Druckkostenbeiträge Appenzell Ausserrhoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Appenzell Innerrhoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

CHF

14 100.— 72 877.—

3 000.— 1 500.—

4 500.—

Sozialverzeichnis Einnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

0.—

Diverse Erträge Ausserordentlicher Erfolg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

7 361.32

Total Einnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

124 715.79

Jahresrechnungen 217

Ausgaben

CHF

Subventionen Gemäss Beschluss der Jahresversammlung 2015 . . . . . . . . . . . . . . . Ausserordentliche Beiträge Alpkataster, Kanton Appenzell Innerrhoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fonds Mediation AR, Beratungsstelle für Familien St. Gallen . . . . Spielgeräte, Kinderhort Pinocchio Speicher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jugend-Spielfilm «AndersCHt» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neubau Werkstätte Landscheide Schönengrund, Einrichtung Mal-Atelier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Druckkosten «Auftritt Appenzell» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . «Schwägalp retour», theaterVARAIN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Präludium zur Sonnenwende, Chorkreis St. Gallen . . . . . . . . . . . . . Projekt «Kleiner Frühling», Appenzell. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beitrag 2015, Forum Palliative Care Teufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausstellung «ricordi e stima», Associazione Ricordi e Stima . . . . . Beitrag Jugend-Spielfilm «DRUFF» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sondernummer «Obacht Kultur», Kulturlandsgemeinde Heiden Musik und Migration, Jugendmusik Rehetobel. . . . . . . . . . . . . . . . . Dance Theater am Fälensee, «Panorama Dance Theater» . . . . . . .

CHF

31 000.—

15 000.— 1 200.— 2 000.— 1 500.— 8 000.— 2 000.— 3 000.— 1 000.— 1 200.— 1 000.— 2 000.— 2 000.— 3 000.— 2 000.— 2 000.—

46 900.—

Jahrbuch Druck / Versand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Honorare. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

42 976.80 24 012.80

66 989.60

Sozialverzeichnis Ausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

0.—

0.—

Verwaltung Diverse Aufwendungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jahresversammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Depotgebühren, Bankspesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Homepage AGG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sachversicherung Mineralien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

12 655.83 1 344.— 20 024.60 736.40 123.70

34 884.53

Total Ausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

179 774.13

218

Jahresrechnungen

Vermögen am 31.12.2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einnahmen 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1 286 604.67 124 715.79

Ausgaben 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1 411 320.46 –179 774.13

Vermögen am 31.12.2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1 231 546.33

Vermögensausweis Aktiven Wertschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geldmarkt/Liquidität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Obligationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aktien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fonds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Immobilien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . übrige Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konten Kasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Postcheck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . UBS AG, Herisau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Appenzeller Kantonalbank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Appenzeller Kantonalbank, Service-Konto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Appenzeller Kantonalbank, Euro-Konto. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

CHF

CHF 1 297 548.76

701 183.78 735 619.— 219 568.— 0.— 112 500.— 5 272.— 1 774 142.78 1 650.— 6 706.62 16 343.79 112 146.92 10 747.25 14 087.04

161 681.62

Verrechnungssteuern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aktive Rechnungsabgrenzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

34 286.60 68 622.—

Antiquitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mineralien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Total Aktiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

0.— 1.— 1 562 139.98

Passiven Kreditoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Behindertenhilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Passive Rechnungsabgrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

7 965.25 3 941.55 5 174.—

Fondsgelder Direkthilfefonds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Besondere Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

71 686.10 241 826.75

Total Passiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

330 593.65

Vermögen am 31.12.2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1 231 546.33

Jahresrechnungen 219

Rechnung Fondsgelder

CHF

Direkthilfefonds Bestand 31.12.2014. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übertrag Unterstützungsbeiträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

60 054.10 12 300.— 72 354.10 –668.— 71 686.10

Unterstützungen (1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bestand 31.12.2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Besondere Aufwendungen Bestand 31.12.2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

241 826.75 241 826.75

Unterstützungen (0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bestand 31.12.2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

0.— 241 826.75

Fonds Behindertenhilfe Bestand 31.12.2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zinsertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kursgewinn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Verwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unterstützungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Bestand 31.12.2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

CHF

257 304.56 3 085.25 0.— 2 292.75 262 682.56 –879.20 –1 550.—

–2 429.20

260 253.36

220

Jahresrechnungen

Vermögensausweis

CHF

Aktiven UBS AG, Herisau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Guthaben AGG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wertschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Darlehen Verein VHPG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verrechnungssteuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

55 868.21 3 941.55 175 207.65 20 000.— 5 235.95

Total Aktiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

260 253.36

Passiven Kreditoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

0.—

Total Passiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

0.—

Vermögen am 31.12.2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

260 253.36

Bestand am 31.12.2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bestand am 31.12.2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

257 304.56 260 253.36

Gewinn 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2 948.80

Revisorenbericht 221

Revisorenbericht

Sehr geehrte Damen und Herren Gemäss Art. 21 der Statuten haben wir die Jahresrechnung (Bilanz, Erfolgsrechnung, Behindertenhilfe-Fonds) der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft (AGG) für das am 31. Dezember 2015 abgeschlossene Geschäftsjahr geprüft. Die Jahresrechnung stimmt mit der Buchhaltung überein, die Buchführung erfolgte ordnungsgemäss und die Vermögenswerte sind korrekt ausgewiesen. Die ordentliche Gesellschaftsrechnung schliesst mit einem Ausgabenüberschuss von 55 058.34 Franken ab, wodurch sich das Vermögen auf 1231546.33 Franken vermindert. Der Behindertenhilfe-Fonds weist einen Ertragsüberschuss von 2948.80 Franken aus, wodurch sich das Fondsvermögen auf 260 253.36 Franken erhöht.

Wir beantragen der Jahresversammlung 2016: 1. Die Jahresrechnung (Bilanz, Erfolgsrechnung, Behindertenhilfe-Fonds) 2015 der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft (AGG) sei zu genehmigen. 2. Dem Kassier, Herrn Michel Peter, sei Entlastung zu erteilen. 3. Dem ganzen Vorstand sei für die geleistete Arbeit herzlich zu danken. Appenzell, 2. Juni 2016

Die Revisoren: Emil Bischofberger Heinz Alder

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Institutionen

Jahresberichte der dem Patronat der AGG unterstehenden Institutionen

Appenzellischer Hilfsverein für Psychischkranke www.hilfsverein-appenzellerland.ch Das vergangene Jahr war sehr lebhaft und hat uns Neuerungen gebracht, von denen wir nicht zu träumen gewagt hätten. Neue Räume Ohne dem Bericht des Ateliers vorgreifen zu wollen, war das wichtigste Ereignis die Suche und mehr noch das erfolgreiche Finden unserer neuen Räume, die uns den lang gehegten Wunsch nach einer Zusammenlegung der Standorte für das Atelier mit den Büroräumen für das Begleitete Wohnen erfüllen. Die neuen Räume sind bei praktisch gleichen Kosten so grosszügig, dass wir auch Platz finden für einen Laden zum Verkauf der selbst hergestellten Produkte und ebenfalls Raum für unser neuestes Pilotprojekt, der Begleitung von Kindern psychisch kranker Eltern. Die neuen Räume befinden sich an der Oberdorfstrasse 53b, zwischen Gutenberg Zentrum und Migros; sie sind sowohl von der Kasernen- als auch von der Oberdorfstrasse her zugänglich. Sie liegen einerseits also sehr zentral und andererseits doch etwas versteckt, was einfach perfekt ist für uns. Wir sind sehr glücklich darüber. Dass wir bald in so idealen Verhältnissen leben dürfen, verdanken wir einem Artikel von Monika Egli in der Appenzeller Zeitung, in dem sie einen Aufruf lancierte, und ebenso den fairen Vermietern der Erbengemeinschaft Huber. Rücktritte und neue Mitglieder im Vorstand Im Vorstand sowie im Leitungsausschuss müssen wir Rücktritte hinnehmen. Die langjährige Vizepräsidentin und Juristin Pia Trutmann Rüesch, unsere ebenso langjährige Aktuarin Rita Paolucci sowie Isabel Germann, alle aus Herisau, werden wir schmerzlich vermissen. Sie haben im Vorstand hervorragend gewirkt und unzählige Stunden gemeinnütziger Arbeit geleistet. Pia Trutmann Rüesch war seit 2000, also über 15 Jahre, das juristische Gewissen unseres Vereins und hat in der Arbeitsgruppe mit Albert Wassmer, welche vor ein paar Jahren die Organisation und die Strukturen der Sozialbegleitung untersuchte, engagiert und mit grossem zeitlichem Auf-

wand mitgewirkt. Wann immer eine juristische Frage anstand, hat sie uns mit Sachkunde weitergeholfen. Als ihren Nachfolger dürfen wir mit grosser Freude Fidel Cavelti, Rechtsanwalt und Kantonsrat, in unserem Vorstand begrüssen. Er wird die Funktion des juristischen Gewissens von Pia übernehmen. Gleichzeitig wird er als Kantonsrat die Verbindung zur Politik wieder sicherstellen können, welche seit dem vom Regierungsrat aus «good governance»-Gründen geforderten Rücktritt des Direktors des Departementes Gesundheit und Soziales fehlte. Rita Paolucci, Aktuarin seit 2004, hat die Verbindung zum Psychiatrischen Zentrum Appenzell Ausserrhoden gepflegt, die Arbeiten zum Versand der Unterlagen für die Mitgliederversammlungen geleistet und nicht zuletzt unzählige informative Protokolle geschrieben, die unerlässliche Gedächtnisstützen darstellen. Auch sie hat mit ihrer Hilfsbereitschaft dem Verein viel gegeben. Isabel Germann hat den Leitungsausschuss bereits Ende Jahr verlassen. Eine berufliche Veränderung und das Ausmass der Arbeit und Sitzungen im Führungsausschuss haben sie dazu veranlasst. Auch sie hat seit 2010 engagiert und mit Herzblut mitgearbeitet. Wir sind ihr dankbar, dass sie gleich selber einen hervorragenden Ersatz organisiert hat: Sie wird durch Bruno Schnellmann, Heiden, ersetzt, der unseren Verein durch einen früheren Einsitz in unserm Vorstand bereits kennt. Die Zurücktretenden werden wir an unserer Mitgliederversammlung gebührend würdigen, ihre Arbeit verdanken und sie, wenn auch ungern, verabschieden. Ein neuer Präsident, oder: das Bessere ist der Freund des Guten Im letztjährigen Jahresbericht habe ich geschrieben, dass es mir wohl nie möglich sein werde, die Menschen, für die wir arbeiten, so gut kennen zu lernen, wie das dem früheren Präsidenten Norbert Hochreutener möglich war. Dieser Eindruck der mangelnden Nähe hat sich im zurückliegenden Jahr nicht verflüchtigt. Als ich erfuhr, dass Axel Weiss, der Chefarzt des PZA, zurücktreten würde, war mir sofort klar, dass er der ideale Präsident des Appenzellischen Hilfsvereins für Psychischkranke sein würde. Nach

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einer Bedenkzeit stimmte er diesem Ansinnen zu, Erkrankungen entstigmatisieren zu wollen. was meines Erachtens für unseren Hilfsverein und Und nun danke ich allen Menschen, Stiftungen unseren Kanton wie ein Sechser im Lotto ist. Er kennt und Organisatoren, die mich in meiner kurzen, aber die Bedingungen und die Strukturen der stationären hoffentlich dennoch fruchtbaren Präsidentenzeit und der ambulanten Psychiatrie à fonds, verfügt unterstützt haben und hoffe, dass ihr Wohlwollen im über ein immenses Fachwissen auf diesen Gebieten, selben reichen Ausmass an meinen Nachfolger überkennt die zu Begleitenden, hat ein grosses Bezie- tragen werde. hungsnetz und ist bereits seit längerer Zeit im VorMarianne Kleiner-Schläpfer, Präsidentin stand. Er kennt also auch den Hilfsverein. Für ihn als praktizierenden Psychiater ist es wertvoll, dass er an Jahresberichte Sozialbegleitung Appenzellerland der notwendigen Weiterentwicklung der psychiatri- Arbeits- und Kreativatelier schen Versorgung in unserem Kanton an vorderster Seit der Eröffnung des Ateliers war das abgelaufene Front mitarbeiten kann. Somit gebe ich meinen Jahr eines der unruhigsten. Einen beachtlichen Teil Rücktritt vom Präsidium, kandidiere als Vizepräsi- dazu beigetragen hat die Ankündigung der Gedentin und werde in enger Zusammenarbeit mit meinde, uns den Mietvertrag wegen Eigenbedarfs dem Präsidenten als engagiertes Vorstandsmitglied auf das Frühjahr 2016 zu kündigen. Umso grösser weiterarbeiten für diese faszinierende Aufgabe. Der war die Erleichterung, als wir vor den WeihnachtstaMitgliederversammlung schlagen wir die Wahl von gen einen neuen Standort gefunden hatten! Danke Axel Weiss, Gais, zum neuen Präsidenten des Appen- an dieser Stelle an Monika Egli von der Appenzeller zellischen Hilfsvereins für Psychischkranke vor. Zeitung für ihre hilfreichen Artikel zu unserem Problem. Pilotprojekt: Die Zusammenarbeit mit der neuen Leitung im Begleitung für Kinder psychisch kranker Eltern Trägerverein musste sich erst richtig einpendeln, Das Podium der letzten Mitgliederversammlung war was so manche Zusatzsitzung erforderte. Dies und dem Thema «Was tun wir für die Kinder von psy- die immer aufwändigeren, administrativen Anliegen chisch kranken Eltern?» gewidmet, einem Thema, des Kantons forderten etliche Stunden mehr Büroardas den Hilfsverein seit längerer Zeit beschäftigt. Im beit. Oberstes Gebot aber war: Die tägliche Arbeit laufenden Jahr sind wir der Realisation eines mögli- mit den Klienten im Atelier durfte nie darunter leichen Angebots nähergekommen. Wir wollen schon den. Dies ist dem ganzen Team in bemerkenswerter bald ein sehr niederschwelliges Pilotprojekt starten, Weise gelungen! dessen Besonderheit sein wird, dass sowohl Eltern Im Herbst hat uns Simone Lendenmann verlaswie auch Kinder darauf vertrauen dürfen, dass sie sen. Für diese wichtige Springerstelle konnten wir nirgends in einer Kartei oder Liste auftauchen. Die mit Brigitte Fischer aus Herisau die perfekte ErgänHemmung, die bereits vielerorts bestehenden Hilfs- zung für unser Team gewinnen. Weitere Unruhe und angebote in Anspruch zu nehmen, kommt von der Unsicherheit brachte die Auflösung der ZusammenAngst der Eltern, dass ihnen die Kinder weggenom- arbeit mit den Heimstätten Wil. In der Vergangenheit men werden könnten und der Angst der Kinder vor konnten wir bis zu sechs Tät-Tat-Produkte für die einer Heimplatzierung. Wir möchten ein Angebot Heimstätten produzieren, die uns natürlich schmerzgestalten, das sowohl Kindern als auch deren Eltern lich fehlten. Glücklicherweise führten die direkten Hilfe leisten kann, das Wesen einer psychischen Er- Verhandlungen mit Tät Tat (ein Designer-Team für krankung zu verstehen und damit umgehen zu ler- neue Produkte) zu einem guten Ergebnis, und wir nen. Ein solches Projekt kann nur von einer nicht konnten ab Frühsommer nun direkt für sie das Prostaatlichen Institution kommen, da der Staat richti- dukt «Zunder» fertigen. Um die Arbeitslücke zu gerweise offenlegen muss, wofür er seine Steuergel- schliessen, setzten wir vermehrt auf die Herstellung der ausgibt. Wir hingegen besitzen mehr Freiheit, wir von Eigenprodukten. Dank der Kreativität der ganarbeiten mit Spendengeldern von grosszügigen Un- zen Atelier-Crew konnten wir so einige originelle terstützenden. Mit Freude dürfen wir auch vermel- Produkte lancieren: das «Wanderlust Set» aus alten den, dass wir bereits eine ausgewiesene Psychologin Regenschirmen, die Outdoor Sitzunterlage «Födleauf diesem Gebiet für dieses Projekt vorgesehen ha- schoner», das «Spielbuch» aus alten Büchern mit etben. Mit diesem Vorhaben entsprechen wir auch lichen Miniaturspielen, die Serie der «Guerilla Sets» dem Kerngedanken unseres Hilfsvereins, psychische wurde einem Facelifting unterzogen, unsere speziel-

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Institutionen

len handgefertigten Karten und nicht zu vergessen die Weihnachtsrenner «Brennbaum», «Adventsli» und «Sternenstaub». Besondere Freude machte uns ein Auftrag über 200 Taschen aus alten Malzsäcken für ein Geschäft in Zürich. Für den Verein Slow Mobil dürfen wir, als Dauerauftrag, spezielle Kinderkochschürzen herstellen, rund 600 Schürzen wurden bei uns gefertigt. Erfreulich hat sich auch der Absatz unseres Snacks «Nebis zom Schnabuliere» entwickelt. In Zusammenarbeit mit dem Hof Baldenwil der Stiftung Tosam lancierten wir ihn im Frühling und konnten einige Läden für den Verkauf gewinnen. Die sympathische Aufmachung sowie die ausgewogenen Dörrfrüchtemischungen in Bio-Qualität überzeugen. Wir sehen für dieses Produkt noch erhebliches Steigerungspotential. Dank den engagierten Personen in unseren Partnerläden von Rorschach bis an den Zürichsee gelingt es, dass unsere sehr eigenständigen Kreationen immer neue Freunde finden. Besonders gefreut haben uns die Verkaufserfolge bei unseren Marktauftritten. Absoluter Spitzenreiter ist natürlich der Trogener Adventsmarkt, aber auch an kleineren Märkten wie dem Widdermarkt beim Schloss Wartegg im Rorschacherberg durften wir vielen Interessierten unser Angebot präsentieren, und so bauen wir uns langsam aber sicher eine Stammkundschaft auf. Allen Unsicherheiten zum Trotz: Das Atelier Grillfest, das gemütliche Weihnachtsessen im Fonduestübli und die unzähligen inspirierenden Kontakte trugen dazu bei, dass wir uns nicht aus der Ruhe bringen liessen. Michael Higi, Leitung Arbeits- und Kreativatelier Begleitetes Wohnen Wir durften das Jahr 2015 mit einer spannenden Weiterbildung über das Zürcher Ressourcen Modell mit Urs Eisenbart beginnen. Zusammen mit dem Team des Ateliers verbrachten wir einen Tag in der Mühle in Bischofszell. Dieser Tag erweiterte unsere Horizonte, gab jedem Einzelnen von uns ein Motto und Ziel in Bezug auf die Arbeit im neuen Jahr und gab den beiden Teams die Möglichkeit, etwas Zeit miteinander zu verbringen. Frisch gestärkt konnten wir so das Jahr und die Arbeit in Angriff nehmen. Die Schwierigkeiten, die es zu bewältigen gab, lagen vor allem in der Organisation. Eine Psychiaterin machte in Herisau ihre Praxis zu. Damit wurde einmal mehr klar, dass es zu wenig psychiatrisch-therapeutische Versorgung in unserer Nähe gibt. Wir begleiteten so über längere Zeit einige unserer Klienten ohne fachärztliche Begleitung. Die Zusammenarbeit

mit der Praxis Wetterhaus wurde in dieser Zeit intensiviert. Auch wenn nicht in allen Fällen regelmässige Begleitungen möglich waren, wurden unsere Klienten doch immer wieder notfallmässig betreut. Ende September hat uns Simone Lendenmann verlassen. Dafür hat sich Jeannine Hilber nach ihrer Familienpause bei uns zurückgemeldet und ihre Arbeit am 1. August 2015 wieder aufgenommen. Monique Roovers hat ihr Betreuungspensum aufgestockt, und das Team hat dieses Jahr im Durchschnitt mit rund 20 Stellenprozenten weniger den Klienten eine professionelle und stabile Begleitung gewährleistet. Mit grosser Freude konnten wir mit Astrid Graf und Jörg Eisele ihr 10-Jahr-Jubiläum feiern. Die Büroarbeiten im Haus Windegg wurden in der zweiten Jahreshälfte durch Umbauarbeiten leicht erschwert. Neu bezog die Gemeinde mehrere Büros im Haus. Gleichzeitig waren wir zusammen mit dem Atelier dringend auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten für die Sozialbegleitung. Diese verlief erfolgreich, und es hat uns sehr gefreut, dass der Vertrag für die neuen Räume an der Oberdorfstrasse 53b noch im Jahr 2015 unterschrieben werden konnte. Wir sind überzeugt, dass einige administrative Abläufe und auch die Kommunikationswege zwischen den beiden Betrieben enorm erleichtert werden, wenn wir zusammen unter einem Dach arbeiten. Die Klienten haben sich über unsere gemeinsamen Anlässe gefreut; in Herisau fand im März ein Spagetti-Essen statt, in Heiden gab es die monatlichen Kochtreffs. Den Sommerausflug an den Bodensee mit einer gemütlichen Schifffahrt wussten die Klienten an einem warmen Tag sehr zu schätzen. Da das Team sehr beschäftigt war mit den individuellen Begleitungen, haben wir dieses Jahr das erste Mal seit der Entstehung des Begleiteten Wohnens das Weihnachtsessen der Klienten nicht selber gekocht. Dank einem Beitrag vom Hilfsverein konnten wir S. Nigg engagieren. Sie hat uns ein sehr feines Weihnachtsessen zubereitet und uns blieb während der Mahlzeit mehr Gelegenheit, uns mit den Klienten zu unterhalten. So möchte ich allen für ihren Beitrag und ihre Unterstützung herzlich danken! Dank eurem Einsatz konnten wir den Menschen auch in diesem Jahr eine professionelle Begleitung mit einigen erfreulichen Momenten bieten. Monique Roovers, Leitung Begleitetes Wohnen

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Fachkommission Mineraliensammlung Für das Jahr 2015 sind keine Neuigkeiten zu vermelden. Peter Kürsteiner, Präsident

Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden www.ar.pro-senectute.ch Vorwort der Präsidentin «Die Jugend ist die Zeit, Weisheit zu lernen. Das Alter ist die Zeit, sie auszuüben.» (J. J. Rousseau). In einer Zeit der Umbrüche und Unsicherheiten in Politik und Gesellschaft ist es auch für eine alte Dame wie die Pro Senectute Organisation (2017 feiern wir das 100-Jahr-Jubiläum) von grosser Bedeutung, Neues anzudenken und mit Umsicht und Voraussicht – eben Weisheit – anzupacken. So hat der Stiftungsrat die von der Geschäftsleitung und dem Team erarbeiteten neuen Ziele intensiv diskutiert, gewichtet und genehmigt. Diese sollen nun ausgearbeitet und von unserem motivierten und fachlich versierten Team umgesetzt werden. DIE Anlaufstelle für alle Fragen und Sorgen im Alter zu sein, ist und bleibt auch in Zukunft die Hauptaufgabe der PS! Um all diese vielfältigen Anforderungen kompetent ausführen zu können, sind wir auf die finanziellen Beiträge von Bund, Kanton und Gemeinden, Pro Senectute Schweiz und den vielen privaten Spenderinnen und Spendern angewiesen – dafür danke ich allen ganz herzlich! Ich danke auch dem Team und allen Freiwilligen mit Markus Gmür als Geschäftsleiter für ihren grossen Einsatz während des Jahres, wie auch meinen Kolleginnen und Kollegen im Stiftungsrat, die mich mit viel Engagement und zusätzlichen Sitzungen mit Rat und Tat unterstützt haben. Regula Eugster, Präsidentin des Stiftungsrates Beratungen Informationsvermittlung: Neben der persönlichen Informationsvermittlung am Telefon wird unsere Homepage immer wichtiger. Wir verzeichneten 35065 Seitenzugriffe (Vorjahr 34224) auf die Homepage. Bereits jeder fünfte Zugriff erfolgt ab einem Smartphone. Sozialberatung: Die Nachfrage nach Sozialarbeit ist mit 539 Beratungen gleich hoch wie im Vorjahr. Wir stellen fest, dass die Komplexität der Fragestellungen zunimmt. Ältere Menschen sind zunehmend

von den immer komplizierteren bürokratischen Abläufen überfordert. An finanzieller Nothilfe haben wir 79 171.00 Franken (Vorjahr 79 349.65 Franken) ausbezahlt. Von dieser Nothilfe für z. B. Brillen, Hörgeräte, ungedeckte Wohnkosten, ungeplante Ersatzbeschaffungen usw. profitieren vor allem Bezügerinnen und Bezüger von Ergänzungsleistungen. Die Zahl der Beistandschaften hat als Folge von Todesfällen auf sieben abgenommen (Vorjahr 15). Neue Beistandschaften werden meist von den Berufsbeistandschaften übernommen. Die Informations- und Beratungsstelle für Altersfragen, welche wir im Auftrag der Gemeinde Teufen führen, wurde im bisherigen Rahmen für die Bevölkerung von Teufen weitergeführt. Im Herbst 2015 haben wir in enger Zusammenarbeit mit der Alzheimervereinigung SGAR-AI die Informationsstelle Demenz in Trogen eröffnet. Ratsuchende erhalten bei unserer Fachfrau Informationen über die Krankheit, über Entlastungsmöglichkeiten, Adressen usw. Zwäg is Alter Auch im fünften Jahr des Gesundheitsförderungsprojekts, welches vom Kanton im Rahmen eines Leistungsvertrags finanziert wird, konnten über mehrere Kanäle verschiedene Gesundheitsthemen aufgegriffen und einem grösseren Publikum zugänglich gemacht werden, sei es durch öffentliche Vorträge, Anlässe in bestehenden Netzwerken oder Artikel in der lokalen Presse. Das Interesse lag 2015 ganz klar bei den Themen Demenz/Alzheimer und deren Prävention. Vorträge, Podiumsdiskussionen und Informationsveranstaltungen fanden grossen Anklang und auch die Kurse «Spielen fürs Gedächtnis» waren wiederum sehr gut besucht. Ein weiteres Bedürfnis bildeten Angebote im Kontext von sozialer Teilhabe. Seniorinnen in Herisau kochten mit viel Engagement und Herzblut für Gäste und auch in Heiden trafen sich pensionierte Frauen und Männer zum gemeinsamen Kochen und Geniessen. Das 2015 erstmals angebotene Trauercafé Hinterland ist gut gestartet und wird regelmässig besucht. Rund 1200 Personen (Vorjahr 850) wurden durch ZiA direkt erreicht. Hilfen zu Hause Die verschiedenen Angebote unserer «Hilfe zu Hause» werden von Freiwilligen durchgeführt. Administrative Begleitung: Die monatlichen Besuche der Helferinnen und Helfer und deren Unter-

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stützung für ältere Menschen bei administrativen Belangen haben wieder leicht auf 638 (Vorjahr 547) zugenommen. Steuererklärungsdienst: Unser Steuererklärungsdienst hat wiederum die 500er Grenze überschritten. Die älteren Menschen schätzen es, dass unsere Freiwilligen nach Hause kommen und mit ihnen zusammen vor Ort die Steuererklärung ausfüllen. Gratulations- und Informationsdienst: Unsere Ortsvertretungen gratulieren bei runden Geburtstagen ab 80 Jahren und informieren bei dieser Gelegenheit über Angebote von Pro Senectute. Alltagshilfe: Die Alltagshilfe soll, in Ergänzung zur Spitex, dort einspringen, wo es sonst keine passende Dienstleistung gibt. Diese flexible Hilfsmöglichkeit wollen wir beibehalten. Jedoch möchten wir in Zukunft der vermehrten Nachfrage nach Reinigungsdiensten und regelmässigen Einsätzen entsprechen. Freiwilligenarbeit: Unsere 170 freiwilligen Helferinnen und Helfer haben im Berichtsjahr total 10 687 (Vorjahr 11  882) Stunden geleistet, dies entspricht knapp sechs Vollzeitstellen. Wir möchten unseren Freiwilligen für den grossen Einsatz herzlich danken. Ohne sie wäre es nicht möglich, unsere vielfältigen Dienste anzubieten. Impuls Unter dem Titel «Impuls» fassen wir alle Angebote aus den Bereichen Sport, Bildung, Gruppen und Veranstaltungen zusammen. Neu veröffentlichen wir unsere Semesterprogramme im Frühling und Herbst, so dass wir unsere Angebote besser den Jahreszeiten anpassen können. Sportangebote: Die rückläufige Tendenz beim Seniorensport setzte sich im Berichtsjahr klar fort. So wurden 2015 total 1930 Sportlektionen durchgeführt (Vorjahr 2114). Einen Grund sehen wir in den veränderten Konsumgewohnheiten jüngerer Seniorinnen und Senioren, welche sich nicht gerne in Sportgruppen verpflichten, im angestammten Verein bleiben oder lieber individuell im Fitness-Center trainieren. Massnahmen zur Anpassung des Sportangebots sollen ab 2017 umgesetzt werden. Dabei soll das Schwergewicht vermehrt bei älteren Menschen ab ca. 75 Jahren gelegt werden. Bildungsangebote, Gruppen: Die Nachfrage nach Bildungsangeboten hat leicht abgenommen. Es wurden 743 Lektionen durchgeführt (Vorjahr 837). Dies ist eine Tendenz, welche auch andere Anbieter von Erwachsenenbildungsangeboten feststellen. Zur Vorbereitung auf die Pensionierung führten wir vier

Kurse durch. Das Tanzcafé in Herisau hat vom Treffpunkt in die Kulturwerkstatt Appenzellerland gezügelt. Unser Reprisenkino im Kino Rosental in Heiden zeigte 15 Filme. In Herisau trifft sich unsere Singgruppe alle 14 Tage. Wöchentlich treffen sich Interessierte in unseren Yogagruppen, Englischkursen, Volks- und Linedancegruppen. In eigener Sache Aus dem Stiftungsrat: Der Stiftungsrat hat sich 2015 zu sieben Sitzungen getroffen. Insbesondere hat er sich, nebst den ordentlichen Geschäften, mit einer Organisationsanalyse und Strategiefragen beschäftigt. - Unsere Sekretärin, Silvana Cioce, ist Mitte des Jahres ausgetreten. Ihre Tätigkeit wurde von Karin Bruderer übernommen. Ebenfalls ausgetreten ist unsere Buchhalterin, Vita Boppart. Bis zur Stellenneubesetzung per 1. Januar 2016 durch Myrta Hollenstein wurde die Buchhaltung vorübergehend durch ein Treuhandbüro geführt. Unterstützung durch Kanton, Gemeinden: Weiterhin dürfen wir auf die ideelle und finanzielle Unterstützung von Kanton (inkl. Lotteriefonds) und fast allen Gemeinden zählen. Ohne diese Mittel müssten wir unsere Dienstleistungen drastisch zusammenstreichen. So mussten wir per Ende 2015 die Sozialberatung in Schwellbrunn einstellen, da die Gemeinde die Leistungsvereinbarung mit uns gekündigt hat. Strategische Ausrichtung: In einem intensiven Prozess wurde von Mitarbeitenden und Stiftungsrat eine neue Strategie erarbeitet, welche ab 2016 umgesetzt werden soll. Die Sozialberatung soll verstärkt werden, einerseits mit zusätzlichen Stellenprozenten, anderseits durch die Schaffung einer Anlaufstelle für Altersfragen, bei der alle Angebote für ältere Menschen gesammelt und im Internet der Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Ebenfalls verstärkt werden die «Hilfen zu Hause». Dort soll die Alltagshilfe mit zusätzlichen Tätigkeiten wie z. B. Reinigungsdiensten ausgebaut werden. Neu wird ein Treuhanddienst geschaffen, der ältere Menschen umfassend administrativ betreut, ohne dass eine Beistandschaft errichtet werden muss. Die Angebote im Sportbereich sollen noch mehr den Bedürfnissen der älteren Menschen ab gut 70 Jahren angepasst werden. Der Bildungsbereich soll im bisherigen Rahmen weitergeführt werden. Dazu ist geplant, mit geeigneten Projekten wichtige Altersthemen aufzugreifen. Grosse Projekte, Selewie65plus: Mit diesem Projekt versuchen wir, zusammen mit dem Quartiertreff-

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punkt Selewie, auch mit älteren Menschen in Kontakt zu kommen, welche mit üblichen Angeboten nicht erreicht werden. Einerseits wollen wir deren Bedürfnisse besser kennen lernen, anderseits möchten wir Gelegenheiten schaffen, dass sich diese Menschen begegnen, dass sie mitreden und sich auch engagieren können. Dieses Projekt wird durch die Walder-Stiftung aus Zürich finanziert. Finanzen, Organisation: Die Jahresrechnung schliesst mit einem Ausgabenüberschuss von 32 555.37 Franken ab (Vorjahr 6365.93). Das Organisationskapital beträgt Ende 2015 1 740 228.63 Franken (Vorjahr 1 610 514.56). Der Betriebsaufwand betrug 1 290 668.76 Franken (Vorjahr 1 311 085.79). Markus Gmür, Geschäftsleiter

Pro Senectute Appenzell Innerrhoden www.ai.pro-senectute.ch Die Menschen werden bei bemerkenswerter Gesundheit immer älter. Dies ist eine erfreuliche Entwicklung. Das eigene Leben möglichst lange selbstbestimmt, ohne Unterstützung gestalten und niemandem zur Last fallen, hat im fortgeschrittenen Alter einen hohen Stellenwert. Wer auf die Familie zählen darf, Freundschaften und Hobbys pflegt sowie aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann, fühlt sich lange fit. Mit beginnenden Einschränkungen und zunehmender Hochaltrigkeit wächst der Anteil der Menschen, welche auf Beratung und Begleitung angewiesen sind. Kommen dann noch gesundheitliche Probleme dazu, steigt die Belastung im persönlichen und familiären Umfeld rasch, und die Betroffenen nehmen sich allzu oft als Belastung für die Gesellschaft wahr. Dieser Tendenz wollen wir gemeinsam mit den freiwilligen Mitarbeitenden entgegentreten. Der tatkräftige Einsatz von Freiwilligen, dazu zählen auch viele ältere Menschen, ist für unser Gemeinwesen auf allen Ebenen und in allen Bereichen von grosser Bedeutung. Viele unserer Angebote wären ohne die Unterstützung der engagierten freiwilligen Mitarbeitenden nicht möglich. Es war auch im letzten Jahr unser Ziel, die unterschiedlichen Bedürfnisse der älteren Bevölkerung mit verschiedenen Dienstleistungen abzudecken. In den Bereichen Sport, Bildung und gesellschaftliche Aktivitäten legten wir grossen Wert auf die Möglichkeit zur Kontaktpflege und Geselligkeit. Wir wissen, dass die Gemeinschaft hilft, viele persönliche und gesundheitliche Belastungen leichter zu ertragen. In

den Bereichen Beratung und soziale Unterstützung stand die alltagsnahe Hilfe im Zentrum unseres Engagements. Dazu konnten den Betroffenen diverse Hilfen angeboten werden. Übergeordnetes Ziel von Pro Senectute bleibt es, im Bedarfsfall ein Netzwerk bereit zu halten, welches das Leben zu Hause erleichtert und auch bei Einschränkungen die Teilhabe am sozialen und öffentlichen Leben ermöglicht. Bildung Lernen, was einen interessiert, in einem stressfreien Klima, zusammen mit Gleichgesinnten, ist der Wunsch vieler Seniorinnen und Senioren. Wichtig war stets, dass unsere Kurse in überschaubaren Gruppengrössen, in angepasstem Tempo und ohne Leistungsdruck angeboten wurden. Bei den elektronischen Medien waren iPhone und iPad weiterhin hoch im Kurs. Diese Angebote in Appenzell und Oberegg waren sehr gut besucht. Im Autofahrkurs wurde aktuelle Verkehrstheorie vermittelt; in der anschliessenden Fahrstunde mit dem Fahrlehrer konnten diese dann angewendet werden. Einfache und schmackhafte Menüs wurden in den Kochkursen für Männer gekocht. Diese stiessen in Appenzell und Oberegg auf grosses Interesse. Erfreulich ist, dass Kurse wie Conversations en français in Appenzell und Gespräche über Kunst in Oberegg weiterhin auf ein Stammpublikum zählen durften. Die körpereigene Abwehr in der Winterzeit stärken war das vielbeachtete Thema der Veranstaltung «Fit in den Winter». Der Anlass zur Bedienung der Billettautomaten und zum Zonentarif OSTWIND klärte Fragen und motivierte im Umgang mit den modernisierten Automaten der Appenzeller Bahnen. Eine Gruppe Interessierter besuchte das Regionaljournal SRF. Sport Für sportliche Betätigung ist es nie zu spät. Auch wer erst im hohen Alter beginnt, regelmässig und moderat Sport zu treiben, kann kräftiger werden und seine Beweglichkeit verbessern. Viele unserer Lektionen eignen sich sehr gut für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. In allen Bezirken, in den Altersheimen und im Pflegeheim wurden regelmässig Turn- und Gymnastikstunden angeboten. So kamen 15 Gruppen zu den allseits geschätzten wöchentlichen Lektionen zusammen. In Oberegg traf sich die einzige Männergruppe regelmässig zu Bewegung und Spiel. Die Yogakurse waren weiterhin sehr beliebt. Viel Beachtung fand ein neues Angebot: Everdance®. In diesen vielbesuchten Kursen wurden

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Paartanzschritte ohne Partner erlernt und zu bekannten Musikhits das Tanzbein geschwungen. Aqua-Fitness hat eine grosse Anhängerschaft. Deshalb ist es erfreulich, dass wir nach der Hallenbadschliessung das Angebot im Hallenbad der Klinik Gais weiter anbieten konnten. Die beiden Wandergruppen in Appenzell und Oberegg unternahmen viele Ausflüge in der Region. Die Gemeinschaft in den Sportgruppen wurde mit zusätzlichen Aktivitäten und Anlässen rege gepflegt. – Es konnten 727 Sportlektionen durchgeführt werden, an welchen durchschnittlich zehn Personen teilnahmen. Die Kurse finden ab fünf Teilnehmenden statt. Für Pro Senectute waren 28 Leiterinnen und Leiter im Einsatz. Diese bildeten sich regelmässig in Fortbildungskursen weiter. Soziale Unterstützung Verständnis und Entlastung erfahren: Die Sozialberatungsstelle führte im vergangenen Jahr 144 Beratungsdossiers. Der Frauenanteil der Ratsuchenden lag bei 65 Prozent. Im eigenen Haushalt lebten 54 Prozent, in einer Partnerschaft oder mit Angehörigen 32 Prozent. Der Beratungsanteil von im Heim lebenden Personen lag bei 14 Prozent. Der Anteil ausländischer Staatsangehöriger betrug fünf Prozent. Im Alter zwischen 70 und 89 Jahren waren 70 Prozent der Ratsuchenden. In der Mehrheit meldeten sich die Betroffenen selber bei der Beratungsstelle. Bei knapp 30 Prozent waren Angehörige und weitere Bezugspersonen für den Erstkontakt verantwortlich. Weitere Anmeldungen erfolgten via Ärzte, Spitex und weitere Institutionen. In den Beratungen beschäftigten viele Themen: Finanzielle Sorgen und Anliegen zu den Sozialversicherungen, Unterstützung beim Erledigen von administrativen Aufgaben und beim Ausfüllen der Steuererklärung. Weitere Probleme zeigten sich dort, wo gesundheitliche Sorgen drückten. Auch das Erstellen von Patientenverfügung und Vorsorgeauftrag hat beschäftigt. Für Andere war die Angst vor drohender Einsamkeit sehr belastend. Seit Sommer 2015 ist eine enge Zusammenarbeit mit der Alzheimervereinigung St. Gallen/Appenzell vereinbart. Zum Thema Demenz wird ein Beratungsangebot mit umfassenden Informationen und weiterführenden Leistungen angeboten. Angehörige von demenzkranken Menschen konnten sich einmal im Monat zum Erfahrungsaustausch auf der Beratungsstelle treffen. Die Sozialberatungsstelle bietet ein kostenloses Angebot für Menschen ab dem 60. Altersjahr und für

deren Bezugspersonen. Die Gespräche finden in der Geschäfts- und Beratungsstelle in Appenzell und im Lindensaal am Kirchplatz 4 in Oberegg statt. Bei Bedarf wurden Gespräche zu Hause oder im Heim geführt. Hilfen zu Hause: Das Tageszentrum durfte im letzten Jahr mit verschiedenen Aktivitäten sein 15-JahrJubiläum feiern. Am Tag der offenen Tür nutzten erfreulich viele Interessierte die Möglichkeit zu einem Einblick in die vielfältige Arbeit. Unsere Gäste sind Personen mit altersbedingten Krankheiten, mit Erkrankungen wie Demenz, Parkinson oder mit leichten psychischen und/oder körperlichen Einschränkungen. Ihnen werden einzelne oder mehrere Tagesaufenthalte angeboten. Das Zentrum ist von Dienstag bis Freitag geöffnet. Die Anzahl Besuchstage (881) hat deutlich zugenommen (im Vorjahr 811). Diese verteilten sich auf 21 Gäste (15 Frauen und sechs Männer). Unser Mahlzeitendienst erleichtert den Alltag vieler Menschen. Die frisch zubereitete, gesunde und schmackhafte Mahlzeit wird für das Innere Land in der Küche des Altersheims Gontenbad und für den Bezirk Oberegg im Altersheim Watt gekocht. Die Mitarbeitenden sind für viele ältere Menschen wichtige Kontaktpersonen und erkennen Überforderung und soziale Isolation frühzeitig. Im Kanton wurden 9962 Mahlzeiten ausgeliefert. Im Bezirk Oberegg wurden 2020 Mahlzeiten abgegeben. Regelmässige Besuche sind für viele alleinstehende und gesundheitlich beeinträchtigte Menschen nicht selbstverständlich, jedoch eine willkommene Abwechslung. Unsere Freiwilligen besuchen ältere Menschen zu Hause im vertrauten Umfeld. Im Betriebsjahr haben sie 28 Personen insgesamt 218 Mal besucht. In Oberegg wurden die 80-jährigen und mehr als 90-jährigen Jubilare und Jubilarinnen am Geburtstag von unserer Ortsvertreterin mit einem Besuch überrascht. Freiwillige Renten- und Finanzverwaltung: Die finanziellen Angelegenheiten regeln, das Einfordern von Rückerstattungsansprüchen bei Krankenkassen, Versicherungsfragen klären und die Erledigung von Korrespondenz ist oft eine grosse Belastung. In diesen Situationen hilft die freiwillige Renten- und Finanzverwaltung und bietet eine diskrete und kompetente Unterstützung an. Im abgelaufenen Betriebsjahr haben 17 Personen Pro Senectute mit der Renten- und Finanzverwaltung betraut. Zusätzlich wurden fünf Beistandschaften mit Finanzverwaltung geführt. Es wurden 50 Steuererklärungen von Personen in überschaubaren finanziellen Verhältnissen

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ausgefüllt. Viele Kundinnen und Kunden wurden zusätzlich von der Sozialberatung in persönlichen und sozialen Angelegenheiten begleitet. Finanzielle Unterstützung: Wenn die Rente allein nicht ausreicht, unterstützt Pro Senectute die Betroffenen mit der Individuellen Finanzhilfe des Bundes, mit Geldern aus Stiftungsmitteln und aus weiteren Fonds. Dies auch mit dem Ziel, eine Isolation und Vereinsamung zu verhindern. Aufgrund eines Beschlusses des Bundesamts für Sozialversicherung sind die Voraussetzungen für die Unterstützung mit Bundesmitteln schwieriger geworden. Zusätzlich unterstützten wir deshalb mit finanziellen Mitteln aus Fonds und mit grosszügiger Unterstützung der Hatt-Bucher-Stiftung. Die Gesuche wurden entsprechend geltender Reglemente beurteilt und bewilligt. Interessen pflegen und Gemeinschaft leben: Die regelmässig stattfindenden Mittagstische in Appenzell und Oberegg, verschiedene Spielnachmittage und der Freitagsjass waren gerne genutzte Möglichkeiten zum geselligen Zusammensein. «Jass mit Spass» hat eine grosse Anhängerschaft, gleiches gilt auch für das Erzählcafé. Erinnern und Erzählen in anregender Atmosphäre war für viele eine willkommene Gelegenheit, um Lebenserfahrungen aufleben zu lassen. Die Besucher von «Kino ab 60» erwartete wieder ein spannendes Programm. An den vier Filmnachmittagen nahmen auch Pensionäre aus den Heimen teil. Im Seniorenchor Appenzell trafen sich wöchentlich bis zu 80 Personen zu den Gesangsproben. Mit seinen Auftritten konnte er viel Freude bereiten. Der Chor pflegte das Zusammensein mit vielen zusätzlichen Vereinsaktivitäten. Der Chorausflug führte dieses Mal nach Davos. Neu durften wir im Frühjahr viele Gesangsbegeisterte zum SeniorenSingen Oberegg begrüssen. Seither trifft sich der Chor regelmässig zu Proben und zum geselligen Beisammensein. Wer Lust auf Tanz und Gemütlichkeit hatte, der war an den Stobeden in Appenzell und Oberegg herzlich willkommen. Der täglich geöffnete Seniorentreff im Bürgerheim Appenzell und im Altersheim Gontenbad wird von Bewohnerinnen und Bewohnern sowie von Gästen geschätzt. Der Cafébetrieb ermöglicht zwanglose, persönliche Begegnungen. Im Dezember genossen Grosseltern und Enkel das Kerzenziehen. Finanzierung Die Angebote von Pro Senectute Appenzell Innerrhoden orientieren sich auf nationaler Ebene an

der Beitragsvereinbarung zwischen Pro Senectute Schweiz und dem Bundesamt für Sozialversicherung BSV sowie auf kantonaler Ebene an der Leistungsvereinbarung mit dem Gesundheits- und Sozialdepartement des Kantons Appenzell Innerrhoden. Nicht alle Leistungen können kostendeckend umgesetzt werden. Deshalb ist Pro Senectute auf Spenden, Legate und Vermächtnisse angewiesen. Dank einem unerwarteten und grosszügigen Vermächtnis schliesst die Jahresrechnung mit einem erfreulich Einnahmenüberschuss von 100740.64 Franken. Ende 2015 beträgt das Organisationskapital 1 671 955.55 Franken. Die Jahresrechnung (Bilanz und Betriebsrechnung) 2015 wurde von der Revisionsgesellschaft KPMG AG, St.  Gallen, geprüft und am 15. Februar 2016 für richtig befunden. Der Bericht bestätigt die Übereinstimmung mit Swiss GAAP FEER 21 und die Einhaltung der Bestimmungen der Stiftung ZEWO. Zusammenarbeit und Vernetzung Pro Senectute hat Einsitz in den Kommissionen des Bürgerheims Appenzell und des Altersheims Torfnest in Oberegg. Verschiedene soziokulturelle Angebote zugunsten der älteren Bevölkerung im Heim sind dank guter Zusammenarbeit möglich. Mahlzeitendienst und Tageszentrum werden vom Altersheim Gontenbad unterstützt. Von der Mitarbeit im Spitex-Vorstand und von der Zusammenarbeit im Alltag profitierten verschiedene Klientinnen und Klienten. In der Fachgruppe Palliative Care Appenzell arbeiteten wir aktiv mit weiteren Organisationen zusammen. Gemeinsames Ziel ist die Förderung der palliativen Grundversorgung im Kanton. Die unkomplizierten Kontakte zu kantonalen Fachstellen im Gesundheitsdepartement und zur Erwachsenenschutzbehörde ermöglichten es, in anspruchsvollen Situationen positive Lösungen zu finden. Als Trägerorganisation unterstützt Pro Senectute Appenzell Innerrhoden die Alzheimervereinigung St. Gallen-Appenzell. Die Treffen mit Mitarbeitenden beider Landeskirchen sicherten den gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Die Aktivitäten in Oberegg wurden in Zusammenarbeit mit unserer Ortsvertreterin organisiert. Regional arbeiteten wir im Vorstand des Schweizerischen Roten Kreuzes beider Appenzell mit. An den ostschweizerischen und schweizerischen Konferenzen von Pro Senectute Schweiz wurden die Anliegen der älteren Bevölkerung aus Appenzell Innerrhoden vertreten.

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Organisation Geschäftsstelle Pro Senectute Appenzell Innerrhoden: Die Geschäftsstelle wird von Edi Ritter-Rufer, dipl. Sozialarbeiter FH, geleitet. Gemeinsam mit Ingrid Albisser, Sozialarbeiterin FHS und Esther Wyss-Dörig, Kauffrau und Sachbearbeiterin teilt sich das Team 200 Stellenprozente. Zahlreiche weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich freiwillig oder mit bezahlten Stundenpensen in unterschiedlichen Bereichen der Organisation. Wir bedanken uns bei allen Mitarbeitenden für die wertvollen Dienste zugunsten der älteren Bevölkerung. Stiftungsrat: Der Stiftungsrat traf sich zu vier offiziellen Sitzungen. Die wichtigsten Geschäfte betrafen: Genehmigung von Jahresrechnung, Risikobeurteilung und Budget, neuer Leistungsvertrag mit dem Gesundheits- und Sozialdepartement, Entwicklungen im Tageszentrum und in den Fachbereichen, inhaltliche Zusammenarbeit mit Pro Senectute Schweiz und in der Region Ostschweiz. Vertreter des Stiftungsrates nahmen teil an Tagungen und Sitzungen der Regionalkonferenz Ostschweiz und von Pro Senectute Schweiz. Albert Fässler ist Ende März 2015 aus dem Stiftungsrat zurückgetreten. Wir danken ihm für seine kompetente und engagierte Arbeit zu Gunsten der Pro Senectute und wünschen ihm auf dem weiteren Lebensweg alles Gute. Seinen Nachfolger Albert Streule heissen wir herzlich willkommen. Edi Ritter-Rufer, Geschäftsleiter

Schule Roth-Haus, Teufen www.roth-haus.ch Gute Schwingungen für gute Gedanken. Solche gehen jeweils durch meinen Kopf, wenn ich an den verschiedenen Klanginstallationen am Spielplatzrand entlang spaziere. Eine Serie von Musikinstrumenten in freier Natur – geschaffen von unseren Fachlehrpersonen mit den Jugendlichen – erzeugen unterschiedliche Klänge und Schwingungen. Ihr Klang ergibt eine schöne Harmonie, weil sie aus einer Vielfalt von Materialien bestehen. Ebenso verschieden sind auch die Mädchen und Buben, die im Roth-Haus zur Schule gehen. In jedem Kind dessen eigene Harmonie zu finden und zu fördern ist wohl eine der wichtigen Herausforderungen für unser Team. Als Stiftungsrat und Schulträger wollen wir für gute Rahmenbedingungen sorgen, damit dies geschehen kann.

Schulentwicklung Ein wichtiges Anliegen im pädagogischen Bereich ist uns eine einheitliche und optimale Förderplanung nach Massgabe der internationalen Klassifikation von Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit IFC (International Classification of Functioning). Seit gut einem Jahr arbeitet die Schulleitung zusammen mit den Mitarbeitenden an der Weiterentwicklung des Systems für die individuelle Förderplanung mit den begleitenden Gesprächs-Gefässen. Dabei gilt es, einen guten Mittelweg zu finden zwischen dem «Bewahren von Gutem» und dem «Mut zur Veränderung». Mit einer neuen IT-basierten Lösung sollen die individuellen Förderziele unserer Lernenden und die daraus abgeleiteten Massnahmen einheitlich geplant und erfasst werden. Der Einbezug der Eltern sowie der Kinder selbst ist dabei ein wichtiges Element. Der Stiftungsrat verspricht sich mit der auf 2016 geplanten Einführung dieses Systems eine noch bessere Grundlage für die stetige Weiterentwicklung unserer Schulqualität. Tätigkeiten Stiftungsrat Im Jahr 2015 beschäftigte sich der Stiftungsrat vorwiegend mit der Umsetzung von Konzepten, die in früheren Jahren entwickelt wurden. Die Leistungsvereinbarung mit dem Trägerkanton Appenzell Ausserrhoden hat sich bewährt, und dank Umsicht und Kostenbewusstsein konnte die Schule im Rahmen der Budgets geführt werden. Ein wichtiges Thema war auch der Gebäudeunterhalt, wo wir 2013 ein grosses Programm in Angriff nahmen. In den Herbstferien wurden die Fenster im Schulhaus ersetzt und Verbesserungen bei der Isolation vorgenommen. Diese letzte Etappe wurde in den Frühlingsferien 2016 beendet. Insgesamt wurde eine gute Million Franken in die Werterhaltung unserer Infrastruktur investiert. Der grösste Posten war der Ersatz unserer alten Ölheizungen durch moderne Wärmepumpen mit Tiefenbohrungen. Damit können wir auch einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und senken zudem die Energiekosten. Dölf Biasotto hat den Bauausschuss des Stiftungsrates geleitet und mit seinem breiten Wissen und seiner grossen Erfahrung wesentlich zum guten Gelingen dieser Arbeiten beigetragen, wofür wir herzlich danken. Die Arbeiten konnten alle in der Region vergeben werden, was uns bei den sehr engen Terminplänen zum Vorteil gereichte. Ein grosser Dank geht auch an die beteiligten Handwerker, unseren Hauswart und das Planungsteam.

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Danken möchte ich auch meinen Kolleginnen und Jahr müssen zahlreiche Unruhen, Terrorakte und Kollegen vom Stiftungsrat sowie unseren Partnern Kriege in Verbindung gebracht werden, aber auch im Departement Bildung, die alle zum Wohle unse- wirtschaftliche Missstände in den verschiedensten rer Kinder im Roth-Haus wirken. Per Ende 2015 hat Gegenden dieser Welt bereiten Sorgen. Wie immer in Dölf Biasotto aus Urnäsch den Austritt aus dem Stif- Problemsituationen sind die Ursachen sehr vieltungsrat erklärt. Als Vertreter der Appenzellischen schichtig. In der Folge sind auch Vorschläge für LöGemeinnützigen Gesellschaft AGG war er seit 2003 sungsansätze und Hilfeleistungen sehr kontrovers, im Stiftungsrat tätig und von 2012 bis 2015 als dessen bis hin zu lethargischer Hilflosigkeit. Lange konnten Vizepräsident. Dölf Biasotto hat nicht nur seine wir uns in der Schweiz glücklich schätzen, dass die Kompetenz als Baufachmann eingebracht, sondern Unruheherde weit von uns weg waren. Vor allem in auch als politisch und sozial engagierter Mensch viel der zweiten Jahreshälfte kam es jedoch zu Flüchtzur guten Entwicklung der Schule Roth-Haus beige- lingsströmen von riesigen Ausmassen. Plötzlich watragen. Wir werden wohl seine Argumente als kriti- ren auch wir mittendrin im unguten Geschehen. scher Querdenker vermissen und danken ihm ganz Dem haus vorderdorf war es ein Anliegen, für alle herzlich für sein ehrenamtliches Engagement. Als Bewohner eine Atmosphäre der Sicherheit und GeNachfolger konnten wir in der Person von Hannes borgenheit zu gewähren. Göldi aus Teufen einen Stiftungsrat finden, der eine neue Aussensicht einbringt, gepaart mit breitem Kantonale Vorschriften: Der Kanton hat für seine Wohnbevölkerung eine hinreichende Versorgung Wissen und viel Lebenserfahrung. Im August feierte unsere Schulleiterin Elisabeth mit Pflegeheimen zu gewährleisten. Menschen, die Zecchinel ihr 5-Jahr-Dienstjubiläum. Dazu darf ich auf länger dauernde Pflege und Betreuung angewieherzlich gratulieren, verbunden mit einem speziellen sen sind, befinden sich in einem erheblichen AbhänDank für das grosse Engagement für unsere Schule gigkeitsverhältnis. Damit wird eine staatliche Bewilund deren Kinder. Es ist eine grosse Herausforde- ligung und Aufsicht notwendig. Vom Amt für Soziale rung, ein Team von über 45 Leuten zu führen, die Einrichtungen wurden Richtlinien für die Basisquasich in unterschiedlichen Funktionen um das Wohl lität in Alters- und Pflegeheimen erarbeitet und an unserer 56 Lernenden kümmern. Die Organisation einer Informationsveranstaltung im Sommer vorgevon Unterricht, Betreuung, Therapien, Verpflegung, stellt. Die sukzessive Umsetzung wird in den nächsTransport etc. erfordert grosse Umsicht nebst der Lö- ten drei Jahren erfolgen. Diese Richtlinien sind wichsung von alltäglichen kleineren oder grösseren Prob- tig! Auch der Stiftungsrat wird weiterhin bestrebt lemen bei Schülern und Eltern. Eine wichtige Unter- sein, eine hohe Zufriedenheit und Lebensqualität stützung wird dabei von der Administration in der sowie die Unversehrtheit der pflegebedürftigen Person von Sabrina Hämmerle geleistet. Aber ganz Menschen zu gewährleisten. Ein erster Aufsichtsbeentscheidend für das gute Funktionieren der Schule such durch das Amt für Soziale Einrichtungen im Roth-Haus sind der Einsatz und das liebevolle Enga- September ergab einen aufschlussreichen und ergement unserer Lehrkräfte, der Fachpersonen The- freulichen Bericht. rapie und Betreuung, aber auch der jungen Leute in Ausbildung oder aus dem Zivildienst. Nicht zu ver- Aus dem Stiftungsrat: Der Stiftungsrat traf sich im vergessen die guten Geister in Hausdienst und Küche. gangenen Jahr zu vier ordentlichen Sitzungen. WichIhnen allen möchte ich im Namen des Stiftungsrates tige Traktanden waren wie immer die Belegung, herzlich danken für ihre gute Arbeit verbunden mit Rückmeldungen von Bewohnern, Stimmung unter stets guten Schwingungen und Empathie. den Mitarbeitenden und die Finanzen; alle ThemenRoland Bieri, Präsident Stiftungsrat kreise bereiten Freude. Im Frühjahr hat uns Emil Hersche seinen Rücktritt aus dem Stiftungsrat bekanntgegeben. Er war seit 1981 Stiftungsrat des hauStiftung Ostschweizerisches Wohn-, Altersses vorderdorf. Zusätzlich war er auch lange Zeit Präund Pflegeheim für Gehörlose, Trogen sident der Heimkommission und hat diese schöne Institution mit seinem Fachwissen, Engagement und www.hausvorderdorf.ch Einfühlungsvermögen massgeblich und nachhaltig geprägt. Nach seinem langjährigen erfolgreichen Bericht des Stiftungsrates Ein Blick hinaus in die Welt: Mit dem vergangenen Wirken hat er es verdient, etwas kürzer zu treten. Der

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Stiftungsrat möchte aber nicht ganz auf seine Erfah- Bericht der Geschäftsleitung rung verzichten. Emil Hersche wird deshalb für seine Das Jahr 2015 im Zeichen der Werte: «Wir gestalten ausserordentlichen Verdienste zum Ehrenmitglied ein vertrauensvolles Umfeld, begegnen den Bewohdes Stiftungsrates gewählt. Er ist weiterhin jederzeit nerinnen und Bewohnern mit Respekt und pflegen herzlich willkommen im haus vorderdorf. So lange er eine ehrliche Kommunikation.» Seit Beginn dieses dies wünscht, erhält er Einladungen zu Sitzungen Jahres begleitet uns dieser Leitsatz. Dies sind unsere und Veranstaltungen und kann mit beratender «Werte», denen wir bei all unserem Handeln und ArStimme teilnehmen. Leider musste an der letzten beiten im haus vorderdorf besondere AufmerksamSitzung Kenntnis genommen werden von einer keit schenken. «Werte», nicht in Franken und Rapplötzlichen und schweren Erkrankung eines Stif- pen, sondern menschliche Werte. Und alle, die in irtungsrates. Einmal mehr wurde uns allen bewusst, gendeiner Art und Weise im haus vorderdorf arbeiten und mit dem haus vorderdorf verbunden sind, welch kostbares Gut unsere Gesundheit ist. haben ihren Teil dazu beigetragen, dass diese Werte Wohnen mit Dienstleistungen: Die Zahl der Altersbe- auch gelebt werden. Herzlichen Dank für Ihren Einvölkerung steigt. Diese Mitmenschen haben mehr- satz und Ihr mitmenschliches Handeln – auch im heitlich den Wunsch, möglichst lange selbständig Sinne unserer Werte. Dieser Jahresbericht soll anwohnen zu können. Die Einbussen des Alters verlan- hand einzelner Beispiele zeigen, wie wir diese Werte gen aber ein rücksichtsvolles Wohnumfeld, das Be- leben und so auch einen Rückblick auf die Highlights haglichkeit mit Sicherheit kombiniert. Stiftungsrat des Jahres 2015 bieten. und Geschäftsleitung waren deshalb auch im vergangenen Jahr intensiv beschäftigt mit der Planung Neubau – für neue Anliegen: Respekt: Das ist einer eines Neubaus. Gemäss aktuellem Projekt sind 14 der Werte. Darunter verstehen wir auch, «Anliegen Wohnungen mit Dienstleistungen vorgesehen. Zu- und Wünsche ernst zu nehmen», «Persönlichkeiten sätzlich wird ein doppelgeschossiger Anbau erstellt anzunehmen». Dies basiert vornehmlich auf persönfür je einen Gemeinschafts- und einen unterteilba- licher Ebene, aber als haus vorderdorf sind wir verren Seminarraum. Die Arbeit mit dem Architekten pflichtet, alles zu unternehmen, damit diese Werte Alex Buob gestaltete sich sehr angenehm und ziel- auch in einem baulich und räumlich angenehmen führend, die Unterstützung durch die Gemeindever- Umfeld gelebt werden können. Damit Gäste mögwaltung und die kantonalen Behörden war hilfreich. lichst lange selbstständig bleiben, haben wir vor zwei Im September konnte das Baugesuch eingereicht Jahren ein Ausbauprojekt lanciert. 14 neue, altersgewerden. Leider mussten wir von zwei Einsprachen rechte Wohnungen, welche dem Bedürfnis der heuKenntnis nehmen, die Ende Jahr immer noch hängig tigen Zeit entsprechen, sollen entstehen. Wichtig dabei sind auch die Gemeinschaftsräume, welche Bewaren. gegnungen ermöglichen zwischen allen Menschen, Dank: Nach diesem wiederum intensiven und er- die im haus vorderdorf leben und arbeiten. In diefolgreichen Jahr möchte ich im Namen des Stiftungs- sem Berichtsjahr wurde hinter den Kulissen viel an rates einen herzlichen Dank an alle Mitarbeitenden der Verwirklichung des Projektes gearbeitet. Wir richten. Die hohen Anforderungen konnten mit freuen uns, dass wir bald auch in Realität den Hausgrossem Engagement und fachlicher Qualifikation neubau erleben dürfen. erfüllt werden. Daraus ergibt sich eine starke Ausstrahlung und ein tragfähiges Fundament. Beides Kleine Sprechstunde – grosse Wirkung: Auch den besind wichtige Stützpfeiler für die künftigen Aufgaben stehenden Gebäuden widmen wir unsere Aufmerkin den nächsten Jahren. Unser Dank geht auch an die samkeit und renovieren und sanieren, um den Wert Geschäftsleitung für die gezielte Führungsarbeit und zu erhalten. So in diesem Jahr die Waschküche. Und die guten Gespräche. Last but not least danke ich al- hier möchte ich auf ein kleines Detail mit grosser len mit uns verbundenen Behörden, den Bewohnern Wirkung aufmerksam machen: Dank der neu eingeund ihren Angehörigen für ihr Vertrauen in unsere führten «Sprechstunde» können die Bewohnerinnen und Bewohner jetzt direkt mit den Mitarbeitenden Institution. Bruno Schlegel, Präsident des Stiftungsrates der Wäscherei in Kontakt treten. Dieses kleine Detail zeigt einen weiteren Wert, den wir leben: Mit den Bewohnerinnen und Bewohnern so oft es geht und im-

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mer und überall direkt kommunizieren, ihre Bedürfnisse ernst nehmen und Eigenständigkeit fördern. Nebst diesem – sehr wichtigen! – Detail können wir mit der Sanierung nun auch unseren Wäscherei-Mitarbeitenden zeitgemässe Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Begegnungen – von Mensch zu Mensch: Zentraler Wert unseres Hauses ist und bleibt der direkte Kontakt von Mensch zu Mensch. Hier schauen wir seit Projektbeginn besonders auf das «aktive Zuhören», das «respektvolle Begegnen», die «Verlässlichkeit» und auch auf den «Blickkontakt». Dazu gaben nebst den Alltagsbegegnungen die vielen Veranstaltungen und Aktivitäten in unserem Haus beste Gelegenheit. Auch 2015 führten wir das Projekt «Brückenschlag Jung und Alt» weiter. «Kochen kennt keine Altersgrenze» oder «im haus vorderdorf sind die Tiere los», sind zwei weitere Anlässe, welche deutlich machen, wie wichtig der Dialog und Austausch zwischen den Generationen ist. Die erfreulich hohe Anzahl an Anmeldungen zeigt, dass Kinder es schätzen, vom Wissen der Älteren zu profitieren. Das bewies auch die Sozialwoche mit der dritten Sekundarklasse Heiden. Dabei hatten Schülerinnen und Schüler Einblick in die Pflege und in die Aktivierung unseres Hauses und konnten so Kontakte zwischen Generationen pflegen. Interne Veranstaltungen – aktiv bleiben: Das Jahr 2015 war ebenso geprägt von vielen internen Veranstaltungen und regelmässigen Trainings, welche die Abteilung Aktivierung organisiert. Diese Aktivitäten tragen viel zur Selbständigkeit unserer Hausgäste bei. Und als willkommener Nebeneffekt dienen sie auch als Vermittler unserer Werte. Bei diversen Begegnungen zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern werden immer wieder positive – aber auch negative – Punkte ausgetauscht. Darauf versuchen wir einzugehen und, wo nötig, laufend zu verbessern. Wichtig für ein aktives Leben im haus vorderdorf sind Exkursionen und Ausflüge. Diese standen auch 2015 auf dem Programm: Aktivitäten, welche weder wir noch die Hausbewohner missen möchten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – unersetzliche Werte: 2015 durften wir erfreut feststellen, dass Ausund Weiterbildungen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hoch im Kurs stehen. So konnten Jennifer Spengler und Simona Moratto ihre Lehrabschlüsse als Fachfrau Hauswirtschaft feiern. Dragana

Golubovic schloss ihr Hauswirtschaftspraktikum ab, Rolando Mena Macias ist jetzt Assistent Gesundheit und Soziales (AGS) und bildet sich zum Fachmann Gesundheit weiter. Sowie Fabiola Schmid, welche auch ihre Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit (FaGe) abgeschlossen hat. Herzliche Gratulation! Und natürlich gratulieren wir auch den folgenden Mitarbeitern, welche erfolgreich eine Weiterbildung abgeschlossen haben: Monika Deng und Sarah Hörler im Bereich «Pflegetechnische Verrichtungen»; Suzana Rexhepi erarbeitete sich ein Bürofachdiplom; Sabine Selmanaj schloss ihre Weiterbildung zur Audioagogin und als Erwachsenenbildnerin SEVB 1 ab. Berat Isufi absolvierte bei uns ein erfolgreiches Praktikum. All diese Abschlüsse zeigen, wie vielfältig die Berufe sind, welche unter dem Dach des hauses vorderdorf vereint sind. Kommunikation – auf modernen Wegen: Gegen innen und aussen ehrlich kommunizieren: Dies ist ein weiterer Wert, den wir aktiv leben. Anfangs 2015 haben wir eine neue Webseite aufgeschaltet. Unter www.hausvorderdorf.ch können wir nun interaktiv mit Interessenten kommunizieren und unsere Angebote nach aussen tragen. Die neue Plattform dient als Informationsdrehscheibe für unsere Hausgäste und deren Angehörige. Die internen Angebote der Aktivierung, das tägliche Menu in unserer Cafeteria oder die neusten Berichte und Fotos zu den Ausflügen und Veranstaltungen bis hin zu den Menschen, welche im haus vorderdorf arbeiten: Auf der Webseite gibt es vieles zu entdecken. Wir laden Sie herzlich ein, uns auch online zu besuchen. Wir freuen uns über Kritik, denn diese bringt uns weiter. Noch mehr freuen wir uns über ein Lob, denn dies ist die Energie, welche uns zu noch besseren Leistungen animiert. Besuchen Sie uns also im haus vorderdorf oder online auf www.hausvorderhof.ch. Ich danke allen, die im Jahr 2015 zu einem erfolgreichen, interessanten und inspirierenden Jahr im haus vorderdorf beigetragen haben. Allen, die unseren Werten besonderes Augenmerk geschenkt haben. Wir wollen diese Werte auch in den kommenden Jahren leben und freuen uns darauf. Wir sind stolz auf das ganze Team vom haus vorderdorf! Sabine und Ilir Selmanaj-Kreis, Geschäftsleitung

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Säntisblick – Sozialpsychiatrische Angebote, Herisau www.saentisblick.org Bericht der Vereinspräsidentin Aussichten ist das diesjährige Motto unseres Jahresberichtes. Schöne, trübe, hoffnungsvolle, dunkle, aussichtsreiche, aussichtslose … beliebig fortzusetzen. Aussicht im Sinne von Sicht auf etwas oder Aussicht im Sinne von Zukunft. Mein Bericht schaut zwar zurück in die Vergangenheit, aber meine Zuversicht in die Zukunft für das weiterhin gefragte und gebrauchte Angebot des Säntisblicks bleibt meine Motivation. «Die Zukunft gehört denen, die an die Schönheit ihrer Träume glauben.» (Eleanor Roosevelt)

Reserven in unseren Immobilien ausgewiesen, mit der Frage von zusätzlichen Reserven bei der Liquidität muss sich der Vorstand jedoch auseinandersetzen. Spenden, Beiträge von Privaten und Institutionen sind deshalb für uns wichtig und werden zunehmend noch wichtiger. Auch wenn ich persönlich der Auffassung bin, dass die laufenden Kosten – Qualitätssicherung und effiziente Geschäftsführung vorausgesetzt – durch die Gesellschaftssolidarität gedeckt werden müssen, braucht es finanzielle Mittel für z. B. den Bewohner(-Härte)-Fonds, zusätzlichen Gebäudeunterhalt oder konzeptionelle Innovationen. «Solidarität ist ein Zeichen von Souveränität und Stärke.» (Hans Ludwig Herder)

An dieser Stelle mein herzlicher Dank an folgende Am 1. Januar 2015 übernahm unsere langjährige Mit- Spender (ab 300 Franken): Huber + Suhner Stiftung; arbeiterin Doris Bloch die Co-Geschäftsleitung Tanner Informatik AG; App. Gemeinnützige Gesell«Wohnen», unser neu für die Leitung gesuchte Mitar- schaft; Angehrn Elektro + Telecom; Evang. Kirchgebeiter Josef Tömböly die neue Funktion Co-Ge- meinde; die Treuhandexperten ag. Mein Dank geht schäftsleiter «Arbeit und Zentrale Dienste». Josef auch an Sie, liebe Vereinsmitglieder, und an alle, die Tömböly arbeitete sich sehr schnell in die Komplexi- sich 2015 in irgendeiner Form für die Anliegen unsetät der Geschäftsführung ein. Herausfordernd dabei res Vereins eingesetzt haben. waren vor allem die finanziellen Aspekte. Durch Der Vorstand traf sich zu fünf Sitzungen. Im Juni staatlich vorgegebene Systemänderungen waren ei- fand unsere 22. Vereinsversammlung statt. Anlässnerseits die rein technischen Anpassungen zu be- lich dieser mussten wir zwei Vorstandsmitglieder wältigen, andererseits aber auch Konzeptanpassun- verabschieden: Mirjam Kramer, welche 1998 in den gen notwendig. Unser Angebot ist kostenintensiv, Vorstand gewählt wurde und sich somit 17 Jahre lang beinhaltet teilweise klinische Betreuung und erfor- unentgeltlich für unseren Verein eingesetzt hat, und dert deshalb eine hohe berufliche Professionalität. Urs Bösch, welcher sich sechs Jahre lang für den SänDies im Benchmark mit anderen Institutionen zu er- tisblick engagiert hat. Die Arbeit von beiden war klären und zu begründen war letztes Jahr notwendig dank ihrer fachlichen und sozialen Kompetenzen für wie nie seit dem Bestehen unserer Institution. den Vorstand sehr wertvoll. Vielen Dank! Wir wünAus finanziellen Gründen sah sich der Vorstand schen beiden alles Gute. Neu in den Vorstand gegezwungen, unser Projekt «Restaurant mit Ausbil- wählt wurden Cornelia Cantieni, Andreas Maeder dungsplätzen Öchsli» abzubrechen und das Lokal (beide St. Gallen) und Guido Mazenauer, Appenzell. per Ende Mai 2015 zu schliessen. Der ganze Prozess Ich wünsche ihnen viel Befriedigung in dieser ehrendieses Abbruchs war für unseren neuen Co-Ge- amtlichen Tätigkeit und danke ihnen herzlich für schäftsleiter «Arbeit und Zentrale Dienste» heraus- ihre Zusage zu diesem Engagement. Danken möchte fordernd, da er in das Projekt nur noch am Schluss ich auch dem gesamten Team unserer Mitarbeiterininvolviert war. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nen und Mitarbeiter für den Einsatz in der alltäglikonnten Anschlusslösungen finden. Der Vorstand chen Arbeit bei der Begleitung und Unterstützung bedauert diesen Entscheid; das Projekt war wohl unserer Klientinnen und Klienten. «zur falschen Zeit am falschen Ort» geplant. Die finanziellen Perspektiven (Aussichten) für das «Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut laufende Geschäftsjahr sind einigermassen positiv, ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, sehr gute Belegung und stabile Tarife vorausgesetzt. egal wie es ausgeht.» (Vaclav Havel) Was uns mittelfristig beschäftigt, sind unsere nicht vorhandenen flüssigen Reserven. Zwar werden stille Rosmarie Kühnis, Vereinspräsidentin

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Bericht der Geschäftsleitung «Wer Aussicht geniessen will, muss auch die Mühen des Aufstiegs auf sich nehmen.» (Hermann Lahm)

und ihrem Team die Entschleunigung erschwerte. Die Rezertifizierung ISO 9001:2008 fand erfolgreich im Frühjahr statt. Aktualität und Aussichten sind vergleichbar mit denjenigen eines Gastes im Drehrestaurant: manchmal neblig, wolkig verhangen, dann wieder sonnig klar über der Nebeldecke, Blick abwechselnd in alle Himmelsrichtungen; hochgekommen mit der Seilbahn, zu Fuss oder dem Bike. Was sicher noch vor einem steht, ist der Abstieg, oft beschwerlicher als der Aufstieg. Dazu erwähnt seien regulatorische Vorgaben (wie Einführung Kostenrechnung) und deren Auswirkungen auf die einzelnen Betriebe, Schwankungsfonds, IBB-Rating, Basisqualität und der permanente Kostendruck.

2015 stand unter dem verheissungsvollen und aussichtsreichen Motto «Entschleunigung». Dabei erhofften wir uns Zeit und Ruhe zur Konsolidierung der Co-Geschäftsleitung, zur Klärung der Zuständigkeiten, zum Aufbau der Kompetenzen, zu Kooperationen innerhalb der Co-Geschäftsleitung und des gesamten Säntisblicks. Die Entschleunigung fand nicht statt, sie ignorierte den Säntisblick und raste mit dem Jahr 2015 an uns vorbei. Trotz der durch Abwesenheit glänzenden Entschleunigung konsolidierte sich die neue Co-Geschäftsleitung, fand zu einer konstruktiven und wertschätzenden Zusam- «Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt; Tor, wer menarbeit und Arbeitsteilung, definierte gemein- dorthin die Augen blinzelnd richtet, sich über Wolken sam mit den Teamleitungen Werte und erarbeitete seinesgleichen dichtet! Er stehe fest und sehe hier sich sich mit der Unterstützung der Mitarbeitenden und um!» (Johann Wolfgang von Goethe) des Vorstands die erforderlichen Kompetenzen zur Bewältigung des Alltagsgeschäftes. Heute sind wir 2015 haben drei Mitarbeitende ihre Stelle gekündigt, davon überzeugt, dass die Aussicht oder Verheissung wie erwähnt musste weiteren zwei Personen gekünauf Entschleunigung das Reizvolle und Motivie- digt werden. Dies zeugt von einer guten Stabilität im rende war, um auch etwas blauäugig, die Lern- und Personalbereich. Drei Personen sind über 15 Jahre, Reorganisationsprozesse erfolgreich zu meistern. drei weitere über sechs Jahre, zehn seit vier bis fünf Denn kaum war der Jahresabschluss 2014 inklusive Jahren im Säntisblick tätig. Die durchschnittliche erstmaliger Kostenrechnung abgeschlossen, be- Anstellungsdauer beträgt 3,6 Jahre. Die Nachfrage schloss der Vorstand im April 2015 die Schliessung nach den Angeboten des Säntisblicks ist nach wie vor des Restaurants Öchsli. Zwei geschätzten Mitarbei- hoch. Dies zeigt sich an der Anzahl Informationsgetenden musste gekündigt und der verbleibende Be- spräche, es waren im Berichtsjahr stattliche 61 Beratrieb abgewickelt werden. Diese Abwicklung ist bis tungsgespräche, ohne die telefonischen Anfragen heute noch nicht vollständig abgeschlossen. Gleich- eingerechnet. ¾ der austretenden Klientel trat in zeitig setzten die Teams das Konzept der Funktiona- eine selbständige Wohnform über. Diese Angaben len Gesundheit um, erarbeiteten Raumkonzepte, be- zeugen davon, dass der Säntisblick nach wie vor fest gannen mit deren Umsetzung und Auseinanderset- auf dem Boden steht und die zentralen Herausfordezung mit Inklusions- und Teilhabeprozessen in be- rungen in einem sich drehenden Gipfelrestaurant stehenden Strukturen. Funktionale Gesundheit als auch weiterhin umsichtig meistern wird. Deshalb neuer, herausfordernder Denkansatz und Paradig- geht unser Dank an die Mitarbeitenden und den Vormenwechsel in der Gestaltung und Wahrnehmung stand, welche die Co-Geschäftsleitung tatkräftig undes Auftrags des Säntisblicks fordert Teilhabe, Inklu- terstützten und mit ihren konstruktiven Beiträgen sion und Partizipation, bedeutet Kommunikation zur Stabilisierung und Gewährleistung der Kontinuiund deklarierte Mündigkeit der Klientel. Birgitta tät einen erheblichen Beitrag geleistet haben. Schermbach, die neue Teamleitung des TageszentDoris Bloch, Geschäftsleitung Wohnen rums, eroberte im Eilzugtempo die Räume, das Team Josef Tömböly, Geschäftsleitung und die Klientel, renovierte die Räumlichkeiten und Zentrale Dienste & Arbeit setzte neue Schwerpunkte hinsichtlich der Förderung der Teilnehmenden. Diana Studer, designierte Teamleitung der Harfenbergstrasse, übernahm Anfang Februar zusätzlich die Aufgabe der Qualitätsleitung, was auch ihr

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Verein dreischiibe. Betriebe für berufliche Rehabilitation von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen www.dreischiibe.ch Bericht der Vereinspräsidentin Rückblick Im Jahr 2015 wurde die Strategie weiter umgesetzt und auch immer wieder überprüft, ob sie richtig ist. Die Frage, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist, erfordert Reflexionsfähigkeit und die Bereitschaft, zu lernen. Der dreischiibe ist es dank dieser Fähigkeit gelungen, sich positiv weiterzuentwickeln. Dies zeigt sich insbesondere an einer motivierten und mutigen Geschäftsleitung, an zufriedenen und engagierten Teammitgliedern sowie einer hohen Zufriedenheit der Tageszentrumbesucher und Mitarbeitenden in den geschützten Arbeitsplätzen. Vorstandsmitglieder erhalten im Rahmen ihrer Ressortsaufgabe einen direkten Einblick in die tägliche Arbeit. Dabei haben wir eine positive Unternehmenskultur angetroffen, die von Wertschätzung und Offenheit geprägt ist. Auch erfolgreiche Lehrabschlüsse zeigen, dass es sich lohnt, jungen Menschen mit einem Handicap eine Ausbildung zu ermöglichen. Der Vorstand ist beruhigt und erfreut, dass sich die dreischiibe nach stürmischen Jahren wieder in sicheren Gewässern befindet. Die Mannschaft ist mit vollem Einsatz im Boot. Wäre die dreischiibe keine lernende Organisation, so würde sie sich nicht dort befinden, wo sie heute ist. Hierfür verdienen sowohl die Geschäftsleitung wie auch das Fachteam eine grosse Anerkennung für die geleistete Arbeit. Die dreischiibe kann viele ihrer Ziele nur mit Unterstützung der Kantone St. Gallen und Appenzell AR sowie der Invalidenversicherung als Auftraggeber erreichen. Das neue Betriebskonzept wurde von beiden Standortkantonen bewilligt. Wir schätzen das entgegengebrachte Vertrauen der Auftraggeber ausserordentlich. Ausblick Nachdem die dreischiibe auch wieder einen positiven Jahresabschluss erreicht, ist der Vorstand davon überzeugt, dass sie sich in die richtige Richtung entwickelt und die Strategie gut umgesetzt wird. Dabei bleiben wir innovativ, damit wir uns weiter positionieren und zukünftige Herausforderungen meistern können. Hierfür ist eine gute Zusammenarbeit mit allen Akteuren wichtig. Wir danken dafür. Yvonne Varan-Koopmann, Präsidentin

Bericht des Geschäftsleiters Lernende – so nennen wir heute junge Menschen in ihrer beruflichen Erstausbildung. An sie denken wir wohl zuerst, wenn wir «Lernen» im Zusammenhang mit dem Beruf, der Firma, in unserem Fall der dreischiibe nennen. Denn schon die Bezeichnung zeigt, was ihre Hauptaufgabe ist: das Lernen. Unsere Berufsbildenden bieten dafür eine zielführende Lernbegleitung, im Jahr 2015 für rund 50 junge Menschen. Lernen in der dreischiibe Erwachsene Menschen stehen bei uns ebenfalls in einem stetigen Lernprozess, sei es im Rahmen einer Eingliederungsmassnahme, wo die Kompetenzen wiedergewonnen werden, um in den ersten Arbeitsmarkt zurückzukehren, sei es am Dauerarbeitsplatz, wo es häufig zunächst eine Grundarbeitsfähigkeit (wieder) zu erlernen gilt. Im Tageszentrum wird gezielt nach verschütteten Ressourcen gesucht. Das Fachteam entwickelt sich ebenfalls weiter. Weiterbildungen und Reflexionsgefässe unterstützen den Lernprozess für die agogische Praxis. Lernende Organisation dreischiibe Die Organisation, das Unternehmen dreischiibe lebt von den Menschen, die darin arbeiten. Wie die Mitarbeitenden, steht auch das Unternehmen in einem dauernden Lernprozess. Im Berichtsjahr haben wir viel verändert und unser Profil als Gewerbezentrum geschärft. Arbeitsbereiche wurden neu gegliedert, Arbeitsräume umgestaltet, ein Personalrestaurant eingebaut und fast zwanzig neue Arbeitsplätze aufgebaut. Diese Vorhaben erforderten Lern- und Veränderungsbereitschaft. Wir haben in eine gute Führungsarbeit und Betriebskultur investiert, um nachhaltig gute Entwicklungen zu sichern. Die Aussenkontakte zu Kunden, Partnern und Zuweisern wurden intensiviert. Wir profitieren viel von der Zusammenarbeit mit unserem Umfeld. Der Jahresbericht gibt einige beispielhafte Einblicke in unsere Arbeit und unser Lernen. Dank Allen, die zum erfolgreichen Jahr 2015 beigetragen haben, danken wir von Herzen: den Mitarbeitenden und Besuchern, dem Fachteam und Vorstand, unseren Partnern, Kundinnen, Mitgliedern und Spendern. Wir bleiben dran – lernbereit. Christoph Härter, Geschäftsleiter

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Verein Werkstätte und Wohnheim für Behinderte Steig, Appenzell www.steig.ch Bericht des Präsidenten Die wirtschaftlich grösste Herausforderung des Jahres 2015 – der Wegfall der Euro-Untergrenze – ging auch an der «stääg» nicht spurlos vorüber: Einige Kunden unserer Werkstätte mussten als Exporteure erleben, dass sie gegenüber europäischen Konkurrenten nochmals teurer wurden. Unsere Arbeitsauslastung war denn auch vorübergehend knapp, hat sich aber bereits im zweiten Halbjahr wieder auf gutem Niveau stabilisiert. Eine zweite Entwicklung macht ebenfalls vor der «stääg» nicht Halt: Die Anforderungen an die Dokumentation unserer täglichen Arbeit und an unsere Administration steigen stetig. Die gesunde Balance zwischen fürsorglicher Betreuung und möglichst wenig Schreibarbeit muss täglich wieder bewusst gefunden werden. Auf der «stääg» haben wir in den letzten Monaten und Jahren vieles hinterfragt, überprüft und verändert. Neue Impulse fliessen in die Betreuungsarbeit ein. Kosten werden hinterfragt, wo sie die Betreuung nicht beeinflussen. Neue Kunden und Aufträge werden akquiriert. Zusätzliche Kooperationen werden angestrebt. Letztlich sind es unternehmerisches Denken und Innovationsbereitschaft, welche einen Betrieb jung und frisch erhalten. Nutzen wir Chancen, wo sie sich uns öffnen! Das 2015 eingeführte neue Finanzierungsmodell beschäftigte Vorstand und insbesondere Geschäftsausschuss auch nach der letztjährigen Generalversammlung stark. Per Mitte Mai 2016 ist ein Rekurs der «stääg» gegen die Leistungspauschalen 2015 bei der Standeskommission Appenzell Innerrhoden noch hängig. Allerdings konnten wir inzwischen einen grossen Teil der individuellen Betreuungsgrade (IBB) unserer Betreuten erneut überprüfen lassen; hieraus ergaben sich etliche Anpassungen zu unseren Gunsten. Zusammen mit einer wiederholten Berechnung der Kennzahlen unserer Kostenstruktur führte dies dazu, dass die anfangs dieses Jahres verfügten Leistungspauschalen 2016 heuer zu einem positiven Budget führen. Zwar schloss die Betriebsrechnung 2015 bei einem budgetierten Aufwandüberschuss von 311  000 Franken noch mit einem Verlust von 158  280 Franken ab, nachdem einige Sparmassnahmen (auch im Bereich der Personalkosten) umgesetzt werden konnten. Das Budget für

2016 prognostiziert hingegen einen Betriebsgewinn von 139 000 Franken. Dass damit der Betriebsverlust des Vorjahres weitgehend kompensiert wird, stimmt uns versöhnlich und zeigt auf, dass wir die Nachhaltigkeit der letztjährigen Leistungspauschalen – unabhängig vom offenen Rekursentscheid – wohl richtigerweise angezweifelt haben. Hinsichtlich der Konzeption für eine Erweiterung des Leistungsangebots der «stääg» hat sich der Vorstand entschieden, eine Umfeldanalyse in Auftrag zu geben. Entwicklungen und Trends sollen aufgegriffen und beurteilt werden; Fachleute aus Forschung und Lehre sowie Pioniere aus der Praxis mit Wissensschatz und Innovationskraft sollen dazu angehört werden. Unsere Strategie der Zukunft soll den Herausforderungen der Zukunft Rechnung tragen! Zusammen mit dem gesamten Vorstand des Vereins Werkstätte und Wohnheim für Behinderte Steig danke ich allen Vereinsmitgliedern, Spendern und Kundinnen für die Treue und für jede wertvolle Unterstützung. Jakob Signer, Präsident Bericht des Geschäftsführers Das Jahr 2015 zeigte sich auf verschiedenen Ebenen wieder sehr anforderungsreich. Die im Vorjahr lancierten Massnahmen und Veränderungen fügten sich jedoch stetig zu einem Ganzen zusammen. Moderate Weiterentwicklungen erfolgten in betreuerischer, personeller, administrativer und finanzieller Hinsicht. Aufgrund der markant tiefer ausgefallenen Kantonsbeiträge hatte die «stääg» 2015 mit einem Defizit zu kämpfen. Diese Ausgangslage wurde zwangsläufig genutzt, um Einsparungen vorzunehmen. Wir haben stark darauf geachtet, dass die Betreuungsqualität nicht darunter leidet. Wie in allen Dienstleistungsunternehmen sind relevante Einsparungen jedoch praktisch nur bei den Personalkosten möglich. So sahen wir uns gezwungen, im Wohnheim die Betreuungsleistung um 60 Stellenprozente (von 1350 Prozent auf 1290 Prozent), verteilt auf zwei Jahre, zu reduzieren. Mit vermehrtem Einsatz von Praktikanten und Zivildienstleistenden ist es uns gelungen, diese Pensum-Reduktion grösstenteils aufzufangen. Gestiegen sind die Anforderungen für das Betreuungspersonal im administrativen Bereich. Infolge Umstellung von der Defizit- auf die Pauschalfinanzierung sind die Betreuerinnen und Betreuer verpflichtet, einen ausführlichen, schriftlichen Leistungsnachweis zu erbringen. Dieser wird vom Kan-

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ton verlangt, damit der Individuelle Betreuungsbedarf IBB überprüft werden kann. Der IBB ist ein Punkte-System, bei dem sämtliche Leistungen, die wir auf der Betreuungsebene erbringen, individuell und detailliert erfasst werden müssen. Die Höhe des Kantonsbeitrages für den einzelnen Klienten ist dann abhängig von dieser IBB-Punktzahl. Obwohl wir bei den Personalkosten gespart haben und der Anteil an administrativer Arbeit für die Angestellten gestiegen ist, haben wir das Betreuungsangebot inhaltlich weiterentwickelt. Ich bin der Ansicht, dass es uns trotzdem gelungen ist, die Betreuungsqualität auf einem hohen Niveau zu festigen und damit die Zufriedenheit der Betreuten, Angehörigen und des Personals sicherzustellen. Im Rahmen der Umsetzung der UNO-Behindertenrechtskonvention nehmen wir kleine Schritte vor, um die Selbst- und Mitbestimmungsrechte unserer Betreuten zu verbessern; sei es mit einem Briefkasten für Reklamationen oder mit der Delegation eines unserer Betreuten in den Rat behinderter Menschen nach St. Gallen. Neue, therapeutisch sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten ergaben sich vor allem für die schwerer beeinträchtigten Betreuten des Ateliers; so geht ein Grüppchen sporadisch zum Lama-Trekking nach Teufen oder verbringt einen Nachmittag pro Woche im neuen, behindertengerecht gestalteten Garten der Appenzeller Bio Kräuter GmbH in Eggerstanden. Den Vereinsmitgliedern und Spendern, die unseren Betreuten solche zusätzlichen Aktivitäten, die über das Alltägliche hinausgehen, ermöglichen, danken wir herzlich. In der Werkstätte durften wir wieder auf eine gute Auslastung zurückblicken. Dafür sind wir unseren Kunden sehr dankbar. 2015 waren 23 der 24 Wohnplätze und alle 50 Plätze der Werkstätte belegt, was erfreulich ist. Mit Fachkompetenz, einer gesunden Portion Menschenverstand und viel Herzblut haben sich die Mitarbeitenden eingesetzt und damit die «stääg» auf ihrem Weg wieder einen Schritt vorwärtsgebracht. Ich danke allen herzlich, die einen Beitrag zum Wohle unserer Betreuten geleistet haben. Heinz Brander, Geschäftsführer

Wohnheim Kreuzstrasse Herisau www.wohnheim-kreuzstrasse.ch Als wir uns vor einem Jahr hier versammelten, stand die Retraite von Team, Heimleitung, Aufsichtsrat und Vorstand unmittelbar bevor. Wir haben alle zusammen einen intensiven und ertragreichen Tag im Sonneblick in Walzenhausen erlebt. Unter der umsichtigen und kompetenten Leitung von Christoph Härter haben wir gemeinsam eine Zukunftsvision entwickelt. Uns mit der Zukunft vertieft auseinanderzusetzen, ist vor allem angesichts der Tatsache angezeigt, dass ein Wechsel der Heimleitung und ein Generationenwechsel im Team anstehen. Sechs unserer langjährigen Mitarbeitenden gehen bis in sieben Jahren in Pension. Das scheint eine lange Zeit zu sein. Und das ist auch gut so: Wir haben nun die Möglichkeit, uns sorgfältig und behutsam und immer in Rücksicht auf unsere Wohnenden zu überlegen, wie die Wohnenden und die Mitarbeitenden in zehn Jahren hier leben und arbeiten können. Eine klare Vorstellung gemeinsam zu entwickeln und diese gemeinsam zu vertreten und umzusetzen, ist für den Betrieb schon heute wichtig, sei es im Blick auf die Infrastruktur oder sei es im Blick auf allfällige neue Mitarbeitende und neue Bewohnerinnen und Bewohner. Dabei ist es uns allen ein grosses Anliegen, die Einzigartigkeit unseres Wohnheims zu bewahren. Es ist ein Zuhause für die hier Wohnenden. Die einzelnen Wohnenden machen die ihnen möglichen Schritte. Das Team begleitet sie dabei und bietet die Unterstützung, die sie brauchen. Der Aufsichtsrat steht dem Team mit seinem fachlichen Wissen bei. Der Vorstand setzt sich für die Rahmenbedingungen ein, damit das möglich ist. So sehen wir unsere Aufgaben. Am Ende der Retraite haben wir einen Terminplan festgelegt. Gemäss diesem Plan wurden bereits erste Abklärungen betreffend Infrastruktur gemacht: Dabei arbeiten die Heimleitung und die Liegenschaftenverwaltung der Gemeinde Herisau eng zusammen. In einem ersten Schritt geht es darum, die Zugänge zu den Duschen zu vereinfachen. Als Zweites steht auf dem Programm, an der Mitgliederversammlung 2016 das jetzt gültige Leitbild vorzustellen. Das Leitbild wurde von der Heimleitung und vom Team formuliert und mit dem Vorstand diskutiert. Weitere Schritte betreffen auch unseren Trägerverein. Gerne möchten wir wieder einmal eine Mitgliederwerbeaktion durchführen und versuchen, auch junge Leute

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anzusprechen, damit die Lebendigkeit im Verein erhalten bleibt. Ob der Zukunft haben wir die Gegenwart nicht vergessen. Es hat uns alle sehr beschäftigt, dass wir zwei leerstehende Zimmer lange nicht besetzen konnten. Aufgrund der neuen Berechnungsart durch den Kanton hat uns das auch finanziell Sorgen bereitet. Glücklicherweise haben wir im Amt für Soziale Einrichtungen bei dessen Leiter Andreas Tinner und seinen Mitarbeitenden ein offenes Ohr gefunden. Andreas Tinner hat an der letzten Mitgliederversammlung referiert. Wir durften nun seine damals angekündigte Gesprächsbereitschaft schon mehrmals sehr positiv erleben. Ein anderes Thema, das uns sehr beschäftigt, ist die seit 2015 eingeführte Leistungsabgeltung. Sie wird aufgrund des individuellen Betreuungsbedarfs (IBB) festgelegt. Heimleiterin Barbara Auer hat den Vorstand darauf aufmerksam gemacht, dass diese Art der Einstufung der Wohnenden für eine Institution wie die unsrige ungeeignet ist. Die Einstufung nach IBB belohnt Heime, die viele konkrete Handreichungen für die Bewohnerinnen und Bewohner übernehmen, von Körperpflege bis zum Essen-Eingeben. In unserem Wohnheim aber geben wir den Menschen Zeit, ihre Dinge selber zu machen, so, wie es für sie geht, und dort zu unterstützen, wo es nötig ist. Diese Arbeitsweise lässt sich aber in IBB-Punkten nur unzureichend abbilden. Der Vorstand erachtet es als seine Aufgabe, auf die Rahmenbedingungen Einfluss zu nehmen, damit das Team seine therapeutisch wertvolle Arbeit weiterführen kann. Dass diese Methode bei unseren Wohnenden wirksam ist, zeigt sich unter anderem darin, dass manche weniger Medikamente nehmen müssen und die Anzahl der Klinikeinweisungen zurückgeht. Das ist wahrhaft nachhaltige Entwicklung und erst noch kostensparend. Der Vorstand hat sich 2015 zu vier Vorstandssitzungen getroffen. Im Februar fand der alljährliche Austausch mit dem Aufsichtsrat statt und im September das Jahrestreffen mit den Mitarbeitenden. Diese beiden Veranstaltungen tragen dazu bei, dass wir uns in den drei Gremien immer besser kennenlernen und Verbindlichkeit und Verbundenheit wachsen können. So lassen sich auch schwierige Situationen gemeinsam tragen und bewältigen. Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Bewohnerinnen und Bewohnern für ihr Hiersein und für ihr Engagement zugunsten der Gemeinschaft.

Statistisches Im Jahr 2015 haben 18 Menschen vorübergehend oder auf Dauer im Wohnheim Kreuzstrasse gewohnt. Zwölf Wohnende aus dem Kanton St. Gallen, fünf aus dem Kanton Appenzell Ausserrhoden, und ein Bewohner kommt aus dem Kanton Zürich. Wir gingen mit einem leeren Platz ins Jahr 2015, und es stand auch niemand auf der Warteliste. Eine aussergewöhnliche Situation in der Geschichte des Wohnheims Kreuzstrasse. Mitte des Jahres erfolgte ein Austritt, aber während des ganzen Jahres – trotz angestrengter Bemühungen – kein Eintritt. Das führte zu einer relativ niedrigen Belegung des Wohnheims im vergangenen Jahr. Mit 6364 Belegungstagen lag die Auslastung bei 91.76 Prozent. Im Vorjahr lag die Auslastung mit 6815 Tagen bei 98.26 Prozent. Finanzen Als Folge der erstmals in der Geschichte unseres Wohnheims sehr tiefen Auslastung blicken wir auf ein in finanzieller Hinsicht unerfreuliches Geschäftsjahr zurück. Obwohl die Ausgaben leicht unter Budget und unter den Vorjahreswerten lagen, resultiert ein Jahresverlust von 147 232 Franken. Dieser Verlust ist auf den massiven Rückgang der Betriebserträge aufgrund der tieferen Belegung zurückzuführen. Dieser Jahresverlust wurde unter Berücksichtigung des positiven Ergebnisses der Vereinsrechnung von 24 130 Franken den beiden Schwankungsfondskonti belastet. Dadurch hat sich das Eigenkapital auf 209 030.15 Franken reduziert, da die Saldi der beiden Schwankungsfondskonti durch die Belastung des Jahresverlustes 2015 auf 232  872.90 Franken angewachsen sind. Diese sich bereits im Sommer abzeichnende Tendenz haben wir zum Anlass genommen, zusammen mit den Verantwortlichen des Amts für Soziales unseres Kantons nach Möglichkeiten von Korrekturen zu suchen. Mit Freude können wir an dieser Stelle mitteilen, dass wir eine angepasste Leistungsvereinbarung abschliessen konnten, welche inskünftig den speziellen Gegebenheiten unseres Wohnheims besser Rechnung trägt. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich. Unser Ziel ist es nun, die negativen Saldi der beiden Schwankungsfondskonti durch positive Jahresabschlüsse in den kommenden Jahren zu reduzieren und so das Eigenkapital wieder in Richtung des Vereinskapitals von über 400  000 Franken zu bringen. Aus heutiger Sicht ist dies realistisch. Liebe Vereinsmitglieder, Sie unterstützen das Wohnheim finanziell und ideell. Dafür und für Ihre

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Treue und Verbundenheit mit dem Wohnheim Kreuzstrasse danke ich Ihnen im Namen des Vorstands herzlich. Ich danke meinen Kolleginnen und Kollegen im Vorstand und im Aufsichtsrat für die gute Zusammenarbeit und für ihr Engagement für das Wohnheim, seine Bewohnerinnen und Bewohner sowie das Mitarbeitendenteam. Yvonne Steiner, Präsidentin

Stiftung ROOTHUUS GONTEN, Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik www.roothuus-gonten.ch Stiftung und Stiftungsrat Namensänderung: Ab 1. Januar 2015 trägt die Stiftung folgenden neuen Namen «Stiftung ROOTHUUS GONTEN – Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik». Die Gegend rund um den Alpstein ist historisch gesehen ein identischer (Volks-) Kulturraum. Trotz aller Gemeinsamkeiten weist die Toggenburger Volksmusik jedoch verschiedene Eigenheiten auf, die sie als regionale Volksmusik unverwechselbar machen. Mit der Erweiterung des Titels in «Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik» wird diesem Umstand gebührend Rechnung getragen. Gleichzeitig widerspiegelt die Namensänderung aber auch die umgangssprachliche Praxis der vergangenen Jahre (Roothuus Gonten). St. Gallen ist neben den Kantonen Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, dem Bezirk Gonten und der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft (AGG) seit 2009 Mitträger der Stiftung. Der Stiftungsrat hat sich 2015 zu vier Sitzungen getroffen. Hauptthemen der Sitzungen waren: neuer Flyer, Änderung der Stiftungsurkunde, Neubesetzung der Administrationsstelle, Archiv, Vernetzung IT, Pflichtenhefte, Spesenreglement, Einführung des Ressortmodells, Vernehmlassung Kulturbotschaft, Zusammenarbeit schweizweit, Projekt Jodel-Solo, Projekt Naturjodel-Datenbank. Betrieb allgemein und Personelles Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 9.00 bis 11.30 Uhr. Im Berichtsjahr konnten wiederum zahlreiche Besucherinnen und Besucher willkommen geheissen werden, sei es an den diversen Veranstaltungen oder an verschiedenen Kursen. Insgesamt über 20 Gruppen (Erwachsene und Kinder) liessen sich

durch das Haus führen. Ab dem 1. April verteilen sich unsere 112 Stellenprozente wie folgt: Barbara Betschart, Geschäftsführerin 60 Prozent, Matthias Weidmann, Fachmitarbeiter 12 Prozent und Bernadette Koller, Administration 40 Prozent. Maya Stieger arbeitet seit dem 1. Juli als freie Mitarbeiterin für das Roothuus Gonten und ist zuständig für das historische Bildarchiv. Archivierung (Sammeln, Sichern, Erschliessen) Der Stiftungsrat hat sich bereits Ende 2014 in Rücksprache mit den Staatsarchiven AI/AR/SG entschieden, die freischaffende Historikerin Iris Blum, Zürich, mit der Neuorganisation des Archivs zu beauftragen. Dieses Projekt wurde im Januar gestartet. Seit Ende März arbeiten wir mit einer Archivtektonik, bzw. einem Archivplan, der folgende Abteilungen enthält: Pa.=Privatbestände, R.=Roothuus, S.=Sammlungen, T.=Tonträger, D.=Dokumentationen. Die Privatbestände-Abteilung (Pa.) umfasst zur Zeit 43 Nachlässe und ist das Herz des Archivs. Diese Privatbestände (in der Regel Schenkungen) wurden neu alle mit einer Signatur versehen und grösstenteils konservatorisch umgepackt (säurefreie Schachteln und Mappen, Entfernung der Büroklammern, Plastikmappen etc.). Zudem stehen sie nun in der richtigen Reihenfolge (Numerus Currens) in der Kompaktusanlage. Einzelne Bestände sind vom Roothuus bereits voll oder teilweise verzeichnet worden. Art und Tiefe der Verzeichnung sind sehr unterschiedlich. Ab April war Matthias Weidmann für das Archiv zuständig. Er hat folgende Nachlässe bearbeitet: Groberfassung Sammlung Fürstenauer, Verzeichnis Ordner «Forschungsmaterial», Verzeichnis und Erschliessung Sammlung Meistersrüte, Verzeichnis und Groberfassung Nachlass Karl Fuchs, Groberfassung Hans Rohner, Groberfassung Hermann Gähler, Groberfassung Josef Peterer (Gehrseff ), Groberfassung Hans Kegel, Groberfassung Dölf Mettler. Weitere Groberschliessungen und Feinerfassungen sind geplant und werden laufend ergänzt. Forschung Naturjodel: Die Naturjodel der Region rund um den Säntis sind zwar miteinander verwandt, unterscheiden sich jedoch durch bestimmte Merkmale klar voneinander. Sie werden hauptsächlich vokal, aber durchaus auch instrumental dargeboten. Die Arbeitsgruppe von Nadja Räss (Vorsitz), Erwin Sager und Willi Valotti hat die nun vorliegende Auswahl zusammengestellt und darauf geachtet, dass min-

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destens ein Teil folgender Auswahlkriterien erfüllt Projekte ist: Der Naturjodel ist frei von Urheberrechten; der Das im Mai 2014 gestartete Projekt Jodel-Solo fand Naturjodel wird heute nicht mehr in dieser Form ge- mit dem Schlussabend am 10. Juni 2015 seinen Hösungen; der Naturjodel weist eine originelle Vokali- hepunkt und Abschluss. Über 50 Jodlerinnen und sation auf; der Naturjodel wird in einer klangvielfäl- Jodler fanden zusammen mit ihren Partnerinnen tigen Stimmgebung gesungen. und Partnern den Weg ins Casino Herisau. Dort Die ab Dezember 2015 veröffentlichten 22 Natur- wurde den Anwesenden ein wunderbar bereichernjodel auf der Roothuus Gonten-Homepage (Archiv/ der Abschluss beschert. Die Jodlerinnen und Jodler Kataloge, Naturjodel rund um den Säntis) sind ledig- nahmen im verdunkelten Saal je ca. eine Minute ihlich ein kleiner Teil einer umfangreichen Sammlung, ren Jodel. Was hier an Stimmen- und Zäuerli/Ruggdie in jahrelanger Arbeit vor allem durch Erwin Sager, uusseli-Reichtum zusammenkam, war ein beeinWilli Valotti, Joe Manser und Noldi Alder zusammen- druckender Beweis für die Vielfältigkeit des Naturgetragen worden war. Diese Arbeit (Noten-PDF inkl. jodels rund um den Säntis. Vokalisation und Zusatzinformationen, Audio-Dateien) soll dazu dienen, dass vermehrt wieder alte Veranstaltungen Naturjodel gesungen werden und man sich beim Wie jedes Jahr organisierte Matthias Weidmann am 2. Einstudieren dieser Jodel intensiv mit der Interpreta- Januar das Musikantentreffen zum Berchtoldstag. tion unserer Vorfahren, die oftmals sehr viel farbiger Am 6. März führten wir in Zusammenarbeit mit der und vielfältiger war, auseinandersetzen kann. Diese KlangWelt Toggenburg einen Singabend mit Nadja erste Auswahl soll laufend durch weitere Naturjodel Räss durch. Ob Jodellied, Naturjodel oder Ratzliedli, rund um den Säntis ergänzt werden. Die komplette die rund 25 Sängerinnen und Sänger waren erfreut Sammlung aller zusammengetragenen Naturjodel über die Vielfalt der mitgebrachten Stücke und gekann auf Anmeldung im Roothuus Gonten eingese- nossen eine freudige Singrunde. hen werden. Guido Neff, der bekannte Hackbrett- und Klavierspieler, war der Leiter unserer Sommerstobede vom Vermittlung 19. Juni. Der ausserordentlich vielseitige/vielsaitige Kurse: Wochenkurs Appenzellermusik vom 11. bis 15. Abend war herrlich gemütlich und beglückend. April. 25 Jugendliche und Erwachsene haben dieses Am 18. September kam es zum Gegenbesuch bei Jahr wiederum unsere beliebte Kurswoche besucht. der KlangWelt Toggenburg. In der Klangschmiede Interpretation, Improvisation, Ensemblespiel, Bear- fand unter der Leitung von Barbara Betschart eine beiten von traditionellen Stücken, Jodeln, Tanzen bunte Instrumental-Stobede statt. und Rappen im Appenzeller Dialekt sind nur einige Das Akkordeon-Fest vom 2. Oktober bildete eiStichworte aus dem Themenkatalog. Das Schluss- nen Höhepunkt im Veranstaltungsjahr. Das Akkorkonzert im Restaurant Krone Gonten war ein wun- deon ist aus der Appenzeller und Toggenburger derbarer Beweis dafür, dass in den fünf Tagen hart Volksmusik nicht mehr wegzudenken. Einst wurden aber auch lustvoll gearbeitet wurde und viel profi- ganze Tanzabende von einem Akkordeonisten altiert werden konnte. leine oder allenfalls mit einem Begleitinstrument beÜber das ganze Jahr verteilt fanden sieben Kurse stritten. Diese schöne Tradition liessen wir an diefür Akkordzither in verschiedenen Niveaus statt. sem Abend in den Gaststätten von Gonten von 13 Diese wurden von Erika Koller, Lorenz Mühlemann Vollblutakkordeonistinnen und -akkordeonisten und Paolo Imola geleitet. Vom Schnupperkurs, über wieder aufleben. das Tagesseminar und die Fortgeschrittenenkurse I und II, allesamt waren sie zu unserer Freude ausge- Besuche und Führungen bucht. Ebenso fanden fünf Tanzkurse («rond tanze», Am 11. Februar übergab uns eine grosse MitgliederCrashkurs und Bödele) im Roothuus Gonten statt. gruppe des Appenzellervereins Gossau ihre drei Erika Koller organisierte und leitete die Kurse in ge- wertvollen Senntumsschellen als Dauerleihgabe. wohnt souveräner Manier. Unter dem Motto «e Seither gab es schon einige Anlässe, an denen die Tenzli, e Ratzliedli ond Zaure» und mit zwei Zither- Schellen aus dem Jahre 1947 zur Freude der AnweSchnupperkursen brachte Erika Koller mit ihren Fe- senden fachmännisch geschüttet wurden. Im Febrienpassangeboten wiederum zahlreiche Kinderau- ruar realisierte das Schweizer Fernsehen (SRF) einen gen zum Strahlen. Swisslos-Werbe-Spot. Gesendet wurde dieser im

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Institutionen

März. Den knapp zweiminütigen Beitrag über das Roothuus Gonten kann man anschauen unter: https://www.youtube.com/watch?v=Efc-PJby4No. Am 9. Mai fand in Gonten das Naturjodelkonzert der Naturjodelvereinigung St. Gallen-Appenzell statt. Weil die Plätze in den Gaststuben von Gonten knapp waren, entstand im Roothuus Gonten kurzerhand eine Jodlerfestbeiz. Wunderbar, dass zeitweise Jodler aus Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden und dem Toggenburg zusammen sangen. Gelebte Verbindung von Menschen und Musik rund um den Säntis! Die Forschungsabteilung der Musikhochschule Luzern unter Raymond Ammann war Anfang Dezember bei uns zu Gast. Damit wurde der Grundstein für eine weitere befruchtende Zusammenarbeit gelegt. Zur grossen Freude zählt das Roothuus Gonten nicht nur in unseren Augen, sondern auch in denen des Schweizer Heimatschutzes zu den 50 schönsten

Museen in der Schweiz. Obwohl wir kein Museum im klassischen Sinne sind, fanden wir Eingang in die im November in Postkartenformat erschienene Publikation. Publikationen Zeitgleich mit dem Akkordeon-Fest vom 2. Oktober erschien eine neue Publikation im Eigenverlag: Notenheft: Franz Manser «Baazlis Franz», Kompositionen für Akkordeon, notiert von Daniel Bösch. Netzwerkpflege Das Roothuus Gonten pflegt eine rege Zusammenarbeit mit dem Haus der Volksmusik in Altdorf, der KlangWelt Toggenburg und der Hochschule Luzern, Musik. Auch mit weiteren Kulturinstitutionen erfolgt ein regelmässiger Austausch. Das Roothuus Gonten war an vielfältigen Veranstaltungen sowohl rund um den Säntis als auch in der restlichen Schweiz präsent. Barbara Betschart, Geschäftsführerin

Kommissionen und Revisoren 243

Verzeichnis der Mitglieder der verschiedenen Kommissionen und der Rechnungsrevisoren

1. Mitglieder der Kommissionen Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft

Fachkommission Mineraliensammlung

Gesellschaftsvorstand: Vreni Kölbener-Zuberbühler, Appenzell, Präsidentin; Gaby Bucher-Germann, Lustmühle, Vizepräsidentin; Ruedi Eberle, Gontenbad, Aktuar; Michel Peter, Herisau, Kassier; Ueli Widmer, Trogen; Hanspeter Spörri, Teufen; Max Frischknecht, Heiden; Katrin Alder-Preisig, Herisau

Dr. Peter Kürsteiner, Uzwil, Präsident; Dr. Hans Aeschlimann, Trogen, Vizepräsident und Protokollführer; Hans A. Bischof-Egger, Grub AR, Kassier/Delegierter AGG; Dölf Biasotto-Keller, Urnäsch, Delegierter AGG; Heinz Buchhold, Bernhardzell; Hans Künzle, Herisau; Ernst Lehmann, Herisau; Mario Piredda, Herisau

Redaktionskommission: Dr. phil. Heidi Eisenhut, Rehetobel, Leiterin Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden; Hanspeter Spörri, Teufen Appenzellischer Hilfsverein für Psychischkranke Vorstand: Marianne Kleiner-Schläpfer, Herisau, alt Landammann, Präsidentin (bis 31.05.2016), Vizepräsidentin (ab 01.06.2016); Dr. med. Axel Weiss, Gais, Präsident (ab 01.06.2016); Pia Trutmann Rüesch, Herisau, Vizepräsidentin (bis 31.05.2016); Rita Paolucci, Herisau, Aktuarin (bis 31.05.2016); Heinz Frischknecht, Herisau, Fachausschuss, Aktuar (ab 01.06.2016); Marcel Manser, Kassier, Herisau; Dr. med. Hansueli Schläpfer, Herisau, Führungsausschuss Sozialbegleitung; Ursula Weibel, Waldstatt, Führungsausschuss Sozialbegleitung; Isabel Germann, Herisau, Führungsausschuss Sozialbegleitung (bis 31.05.2016); Martin Weidmann, Appenzell, Sozialberatung Appenzell Innerrhoden, Führungsausschuss Sozialbegleitung (ab 01.06.2016); Monika Manser, Herisau; Dr. med. Torsten Berghändler, Psychiater und Psychotherapeut, Herisau/Gais; Dr. med. Uwe Herwig, Chefarzt PZA, Herisau; lic. iur. Fidel Cavelti, Kantonsrat AR, Herisau; Bruno Schnellmann, Heiden. Leitung Sozialbegleitung Appenzellerland: Michael Higi, Grub; Monique Roovers Deriks, Herisau Kantonalkommission Pro lnfirmis St. Gallen/Appenzell lic. iur. Manfred Dähler, St.Gallen, Präsident; Leo Coray, Bad Ragaz, Vizepräsident; Dr. Thomas Bodenmann, Urnäsch; Monika Eugster-Sutter, Appenzell; Emil Zeller, Oberriet

Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden Stiftungsrat: Regula Eugster, Trogen, Präsidentin; Hanspeter Müller, Trogen, Vizepräsident; Rodolphe Dettwiler, Teufen; Annette Joos-Baumberger, Herisau; Susanne Looser, Herisau; Barbara Schittli, Speicher; Birgit Schwenk, Gais; Elvira Tischhauser, Teufen Geschäftsleitung: Markus Gmür, Rehetobel Pro Senectute Appenzell Innerrhoden Stiftungsrat: lic. iur. Emil Nisple, Appenzell, Präsident; Melchior Looser, Oberegg; Maria Dörig, Appenzell; Albert Streule, Appenzell; Dr. med. Kurt Ebneter, Appenzell Leitung Geschäfts- und Beratungsstelle: Edi Ritter, Gais Schule Roth-Haus, Teufen Stiftungsrat: Roland Bieri, Teufen, Präsident; Dölf Biasotto-Keller, Urnäsch, Delegierter AGG, Vizepräsident (bis 31.12.2015); Ottilia Dörig-Heim, Appenzell, Delegierte Appenzell Innerrhoden, Vizepräsidentin (ab 1.1.2016); Gaby Bucher-Germann, Lustmühle, Delegierte AGG; Ursula von Burg, Niederteufen, Delegierte Gemeinde Teufen; Hannes Göldi, Teufen (ab 17.11.2015); Roman Reuteler, Appenzell, Delegierter Insieme; Dr. Alexandra Schubert, Herisau, Delegierte Appenzell Ausserrhoden; Katharina Sturzenegger-Nänny, Trogen, Delegierte AGG; Elisabeth Zecchinel, Amriswil, Schulleiterin (mit beratender Stimme)

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Kommissionen und Revisoren

Stiftung Ostschweizerisches Wohn-, Altersund Pflegeheim für Gehörlose, Trogen (haus vorderdorf)

Verein Werkstätte und Wohnheim für Behinderte Steig, Appenzell

Geschäftsleitung Wohnen: Doris Bloch, Urnäsch Geschäftsleitung Arbeit & Zentrale Dienste: Josef Tömböly, Teufen

Stiftung ROOTHUUS GONTEN, Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik

Vorstand: Jakob Signer, Appenzell, Präsident; Lukas Stiftungsrat: Bruno Schlegel, Degersheim SG, Präsi- Enzler, Appenzell, Vizepräsident/Kassier; Barbara dent; lic. oec. Alexander Rohner, Heiden, Vizepräsi- Wettmer, Appenzell, Aktuarin; Barbara Fässler, Apdent; Christian Rohrer, Acrevis AG, St. Gallen, Kas- penzell; Peter Fässler, Appenzell; Max Frischknecht, sier; lic. iur. Annette Joos-Baumberger, Herisau; Emil Heiden, Delegierter AGG; Maria Harksen-Hörler, Hersche, Appenzell; Werner Ebneter, Appenzell; Steinhausen Alice Scherrer-Baumann, Grub AR; Ruth Scherrer, Aufsichtsrat: Dr. med. Andreas King, Gonten, PräsiNiederurnen GL; Dr. med. Jakob Brunner, Mitlödi dent; Fridolin Hungerbühler, Bad Ragaz; Lucia LeGL; Dr. theol. Heinz Külling, Amlikon-Bissegg TG; dergerber, Gonten; Christoph Schuler, Degersheim; Susanne Spring, Steckborn TG; lic. theol. Lukas Katja Todt, Davos Dorf Weinhold, Wängi TG Geschäftsführer: Heinz Brander, Herisau Stiftungsausschuss: Bruno Schlegel, Degersheim SG; Alexander Rohner, Heiden; Christian Rohrer, St. Gal- Wohnheim Kreuzstrasse, Herisau len; Emil Hersche, Appenzell Vorstand: Yvonne Steiner, Schwellbrunn, PräsidenGeschäftsleitung: Ilir und Sabine Selmanaj-Kreis, tin; Patricia Stöppler-Cadonau, Trogen, VizepräsiTrogen dentin; Fidel Cavelti, Herisau, Aktuar; Fredi Züst, Herisau, Kassier; Helmut Rottach, Herisau; Max Eugster, Säntisblick – Sozialpsychiatrische Angebote, Herisau; Hans-Ulrich Sturzenegger, Herisau; Silvia Herisau Taisch Dudli, Herisau Vereinsvorstand: Rosmarie Kühnis, Präsidentin, He- Aufsichtsrat: Marie Luisio, Herisau; Albert Heule, Herisau; Cornelia Cantieni, St. Gallen; Richard Hart- risau; Dr. med. Andreas Quarella, St.Gallen; Momann, Kassier, Herisau (bis 08.06.2016); Dr. med. nique Roovers, Herisau; Monika Schiess, St. Gallen; Axel Weiss, Appenzell Meistersrüte (ab 08.06.2016); Pascal Heuberger, Herisau Andreas Maeder, St.Gallen; Ruth Rindisbacher, GunHeimleiterin: Barbara Auer, Herisau tershausen; Guido Mazenauer, Appenzell

Verein dreischiibe. Betriebe für berufliche Rehabilitation von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen Vorstand: Yvonne Varan-Koopmann, St. Gallen, Präsidentin; Barbara Auer, Herisau; Urs Huber, St. Gallen (bis 05.2016); lic. iur. Josef Jacober, St. Gallen; Flurina Meisen Zannol, Degersheim; Dr. med. Thorsten Schaffer, Kreuzlingen; Urs Schneider, Diepoldsau Geschäftsleiter: Christoph Härter, Herisau Geschäftsprüfungskommission: Benno Giger, St.Gallen; Martina Signer, St.Gallen; Andreas Wagner, Oberflachs

Stiftungsrat: Roland Inauen, Landammann, Appenzell, Präsident; Niklaus Ledergerber, Denkmalpfleger der Stadt St.Gallen, Gonten, Vizepräsident; Margrit Bürer, Amt für Kultur AR, Trogen; Prof. Dr. MarcAntoine Camp, Hochschule Luzern, Luzern; Georg Kegel, Musiker, Hundwil; Vreni Kölbener, Präsidentin AGG, Appenzell; Martin Manser, Delegierter Bezirk Gonten, Gonten; Katrin Meier, Amt für Kultur SG, St.Gallen Geschäftsführerin: Schwyz

Barbara

Betschart,

Gonten/

Appenzellische Volksschriftenkommission Walter Klauser, Trogen; Kurt Sallmann, Gais

Kommissionen und Revisoren 245

2. Rechnungsrevisoren Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft Revisoren der Gesellschaftsrechnung: Emil Bischofberger, Oberegg; Heinz Alder, Heiden Appenzellischer Hilfsverein für Psychischkranke

Säntisblick – Sozialpsychiatrische Angebote, Herisau Die TreuhandExperten AG, Herisau

Helmut Rottach, Herisau; Othmar Ammann, Herisau

Verein dreischiibe. Betriebe für berufliche Rehabilitation von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen

Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden

Die TreuhandExperten AG, Herisau

Ostschweizerische Treuhandgesellschaft Herisau AG Pro Senectute Appenzell Innerrhoden KPMG AG, St.Gallen

Verein Werkstätte und Wohnheim für Behinderte Steig, Appenzell Dr. Heinrich Schwägler, St. Gallen; Urs Büchel, Appenzell; Hans Heierli, Teufen

Schule Roth-Haus, Teufen Altrimo AG, Appenzell

Wohnheim Kreuzstrasse, Herisau Die TreuhandExperten AG, Herisau

Stiftung Ostschweizerisches Wohn-, Alters- und Pflegeheim für Gehörlose, Trogen (haus vorderdorf)

Stiftung ROOTHUUS GONTEN, Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik

OBT AG, St.Gallen

BBT Guido Koller AG, Gais

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Mitgliederverzeichnis

Mitgliederverzeichnis der AGG Jahreszahlen = Eintrittsdatum

APPENZELL AUSSERRHODEN Gais

Bühler Bänziger Anne, Oberer Roggenhalm 351 Bänziger-Ulmann Marie-Theres, Rähn 2 Bänziger-Ulmann Ueli, Rähn 2 Eisenhut-Anderes Johannes, Steinleuten 868 Eisenhut-Anderes Martina, Steinleuten 868 Freund Hansjürg, Steigwaldstrasse 21 Freund Jakob, Dorfstrasse 93 Früh-Bösch Hans-Rudolf, Trogenerstrasse 23 Furter-Berner Ulrich, Böhlstrasse 23 Gamp Syring Regula, Oberdorf 32 Guyer-Hunger René, Rosenberg 2 Hunziker Hilde, Mempfel 25 Hunziker Walter, Mempfel 25 Klauser-Grieder Urs, Oberdorf 29 Kriemler-Hofstetter Edi, Eggstrasse 31 Lesegesellschaft Bühler, Miryam Leuzinger, Oberes Grüt 13 Leuzinger-Maissen Gilgian und Miryam, Oberes Grüt 13 Longatti-Rhyner Ernst, Mempfel 29 Meier Alfred, Weid 321 Müller Emil, Mempfel 43 Naef Hans, Wissegg 15 Nänny-Eisenhut Annemarie, Scheienhaus, Steigstrasse 2 Nänny-Eisenhut Christian, Scheienhaus, Steigstrasse 2 Sager-Lauchenauer Erwin, Trogenerstrasse 43 Schmid Ingeborg, Hohe Buche Schöpfer-Roth Josef, Felsen 2 Schreinerei J. Widmer AG Syring-Gamp Lars, Oberdorf 32 Tisca-Tiara-Stiftung, Sonnenbergstrasse 1 Tischhauser-Linder Simone, Sonnenberg 685 Tischhauser-Linder Urs, Sonnenberg 685 Vogel-Kürsteiner Käthi, Dorfstrasse 50 Vogel-Kürsteiner Toni, Dorfstrasse 50 Waldburger-Meier Max, Krummbach 16 Walser-Jaeggy Dora, Dorf 49

2004 1991 1991 2000 2000 2008 1980 1976 1976 2003 1974 2013 1974 1996 1974 1916 2008 1976 1993 1976 1974 1991 1989 1974 2008 1987 1955 2003 1969 2008 1981 2012 2012 2004 1993

Altherr Hans, Hebrig Bodenmann-Müller Hans J., Stein Rietli Bosshard Urs Hans, Hintere Schwendi 678 Brugger-Glinz Jacques, Zung 9 Dätwyler Christian, Schwantlernegg 12 Dätwyler Simone, Schwantlernegg 12 Eisenhut Urs Walter, Mühlweg 11 Eisenhut-Knöpfel Mathias, Dorfplatz 4 Enz-Eisenhut Margaretha, Gäbrisstrasse 33 Fitzi-Schläpfer Frieda, Kehr 11 Fitzi-Schläpfer Johannes, Kehr 11 Fuchs Erny Hansueli, Brunnenau 416 Fuchs Mäddel, Sommersberg Fuchs Marisa, Sommersberg Germann-Rüsch Katharina, Langgasse 41 Gloor-Buchegger Peter, Rotbach 13 Hermann Koller AG, Lochmühlestrasse 5 Hilfiker Hansueli, Obere Rotenwies 17 Hochuli Jürg, Schwantlern 10 Hofstetter-Zeller Daniel, Gaiserau 10 Höhener-Marx Rudolf, Gäbrisstrasse 4 Klauser-Gubler Hans-Peter, Rösslistrasse 25 Klauser-Gubler Marianne, Rösslistrasse 25 Knecht GmbH, Teppichpflege, Lochmühlestr. 5 Knechtli Rosa, Gäbrisstrasse 15 Koller Edith, Riesern 7 Koller Guido, Zwislenstrasse 15 Koller Hedy, Riesern 7 Koller Willy, c/o Willy Koller & Co., Strahlholz Künzle-Brander Hanspeter, Rotenwies 60 Landolt-Weibel Andrea, Schwantlern 41 Landolt-Weibel Beat, Schwantlern 41 Manser Thomas, Restaurant Traube GmbH, Rotenwies 9 Mösli-Bösch Martin, Obere Rotenwies 18 Nüssli Kurt, Zwislenstrasse 44 Rohner-Bösch Hans, Langgasse 40 Sallmann-Beck Gabi, Rietli Sallmann-Beck Kurt, Rietli Scheuss Erich, Zweibrücken

1989 1960 2016 1980 1964 1964 1989 1976 2000 2016 2016 2006 2003 2003 1989 1984 1950 1969 2001 1960 1988 2005 2005 1970 1979 1973 2012 1972 1969 1980 2010 2010 2014 1989 1987 1959 2003 2003 1993

Mitgliederverzeichnis 247

Schläpfer Peter, Schwantlern 49 Schmid-Moser Hanswalter, Obere Rotenwies 11 Toggweiler Peter, Rotenstein 7 van Dam Jaap, Gäbrisstrasse 45 Waldmeier-Willi Max, Gaiserau 63 Walser Beatrice, Schwantlern 43

2014 1972 1999 2008 1960 1997

Grub Bischof Anny, Hord 445 Bischof Hans, Hord 445 Eugster Hans, Dicken 436 Gübeli-Müller Franziska, Frauenrüti 321 Hugener Jakob, Frauenrüti 1 Imholz Erika, Riemen Imholz Peter, Riemen Jucker Peter, Ochsenwiese Kehl-Lauff Jessika, Salen Kehl-Lauff Othmar, Salen Keller-Breu Heinz, Krähtobel 94 Lutz-Peter Bernhard, Hord 361 Lutz-Peter Susanne, Hord 361 Mösli Hans, Rüti Rohner René, Rüti 184 Rohner-Locher Jakob, Schwarzenegg 236 Scherrer Alice, Vorderdorf 377 Scherrer Erich, Vorderdorf 377 Schuwey Rudolf, Ebni 16 Streuli Erika, Frauenrüti Waidelich Ernst, Salen 249 Walser-Kaufmann Anita, Rössliboden 483 Walser-Kaufmann Kurt, Rössliboden 483 Züst Walter, Hord 330

2001 1997 1989 1988 1957 1999 1999 2003 1987 1987 1988 1988 2008 1991 2014 1989 1996 1976 1965 2004 1997 2008 2001 1972

Heiden Abderhalden-Färber Doris, Im Grund 4 Abderhalden-Färber Eduard, Im Grund 4 Abderhalden-Hofstetter Monika, Hinteres Nord 2 Abderhalden-Hofstetter Simon, Hinteres Nord 2 Alder Jürg, Schützengasse 19 Alder Treuhand AG, Weidstrasse 4a Bachmann Christian, Täschenstrasse 12 Bannwart Harb Franziska, Blumenfeldstr. 11 Bänziger Arthur, Thalerstrasse 6 Bänziger-Rudolf Elisabeth, Langmoosstrasse 9 Bär Susi, Weidstrasse 23 Bär Ulrich, Weidstrasse 23 Bendz Henrik, Poststrasse 9

1997 1972 2016 2016 2014 1950 1987 2006 1962 1987 2002 2002 2014

Bendz Susanne, Poststrasse 9 Berweger-Hecek Willi, Gasthaus Hirschen, Werdstrasse 36 Bötschi-Brägger Josua, Nelkenweg Brosch Oliver, Langmoosstrasse 3 Bruderer-Abderhalden Edwin, Hasenbühlweg 11 Brunner-Sprenger Heinz, Thalerstrasse 27 Calderara Peter, Im Stöckli 3 Casserini Bruno, Brunnenstrasse 8 Dietz Robert, Schützengasse 9 Ebneter Adrian, Asylstrasse 22 Ebneter Bernadette, Asylstrasse 22 Eggenberger Elsbet, Schwendistrasse 19 Eggenberger-Kühne Heinrich, Paradiesweg 2 Eggenberger-Kühne Monique, Paradiesweg 2 Egli Graf Josette, Gmeindweg 6 Engler-Seiler Martin, Poststrasse 1 Ennulat Andreas, Paradiesweg 2 Enzler-Schürch Fritz, Badstrasse 13 Etter-Meier Peter, Rosentalweg 7 Feurer Walter, Oberes Werd Fischer Erich, Weidstrasse 19c Frehner Robert, Hasenbühlweg 13 Frei Köbi, Oberer Werdbüchel 4 Frey Theo, Apotheke Friedli Hannes, Badstrasse 27 Frischknecht Hans, Kohlplatz 1 Frischknecht Luise, Kohlplatz 1 Frischknecht Max, Köhlerweg 1 Frischknecht-Egli Jacqueline, Köhlerweg 1 Früh Verena, Weidstrasse 10 Furrer-Spirig Edi, Vordermatten 43 Gemeindekanzlei Graf Ernst, Gmeind 110 Graf Kurt, Brunnenstrasse 21 Graf Ruedi, Gmeindweg 6 Graf Urs, Mattenweid 41 Graf-Beutler Ernst, Altenstein Graf-Niederer Walter, Asylstrasse 9 Graf-Zbinden Albert, Seeblickstrasse 2 Hafner Gaby, Schwendistrasse 15 Heller-Zwing Heiri, Bärlochen 1723 Hilty-Bischof Hansjörg, Rosentalstrasse 12B Historisch-Antiquarischer Verein, Stefan Sonderegger, Nordweg 9 Hohl-Breu Ernst, Thalerstrasse 33 Holenstein Oscar, Mittlere Täschenstrasse 5 Kellenberger Willi, Sonnentalstrasse 10 Kern-Keller Erich, Austrasse 1 Kern-Keller Susanne, Austrasse 1

2014 1947 1972 2005 1968 1987 1987 1987 1950 1990 2014 1962 1982 1982 2001 1976 2010 1972 1969 1987 2001 1989 2008 1917 2014 2014 2014 1987 2016 1981 1987 1981 1966 1979 2001 1987 1992 1964 2001 2014 2005 2001 1987 1972 1987 1974 1972 1972

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Mitgliederverzeichnis

Koller-Sonderegger Alfred, Sonnenbergstr. 2 Krüsi Max, Thalerstrasse 17 Kubli-Langenegger Hans, Poststrasse 25 Langenauer-Peterhans Walter, Brunnenstr. 13 Lendenmann Walter, Zelg 88 Locher-Rohner Anton, Hasenbühlstrasse 13 Locher-Rohner Ursula, Hasenbühlstrasse 13 Mächler Christine, Haus zur Palme, Poststrasse 13 Merkl-Hersche Ursula, Poststrasse 24 Merz Christian, Paradiesstrasse 18 Meschenmoser-Erdin Conradin, Badstrasse 6 Messmer Elsbeth, Mittelbissauweg 5 Messmer Max, Mittelbissauweg 5 Müller Pathle-Bochmann Horst A., Mittlere Täschenstrasse 7 Näf Kurt, Weidstrasse 22 Näf Norbert, Schwendistrasse 3 Nef Jakob, Weidstrasse 14 Niederer-Meisser Heinz, Vordorf 3 Peter-Schläpfer Silvia, Paradiesweg 3 Rechsteiner Kurt, Kirchplatz 7 Rentsch Peter, Brunnenstrasse 19 Rohner Alexander, Brunnenstrasse 17 Rohner Peter, Poststrasse 10 Rohner Ueli, Am Rosenberg 1 Rohrer Markus, Haus zur Palme, Poststr. 13 Schär-Fasnacht Hans Jürg, Oberer Werdbüchel 10 Schiess Alexa, Poststrasse 13 Schmid Markus, Rosentalstrasse 10 Schmidheini Andreas, Varioprint AG, Mittelbissaustrasse 9 Schoch-Witschnig Gisela, Schwendistrasse 31 Sefar AG, Hinterbissaustrasse 25 Signer Stefan, Oberbrunnen 330 Signer-Schmidt Ruth, Obere Täschenstr. 12 Signer-Schmidt Walter, Obere Täschenstr. 12 Sonderegger Konrad, Obereggerstrasse 3 Sonderegger Max, Poststrasse 9 Sonderegger Stefan, Nordweg 9 Sonderegger Ueli, Wiesstrasse 25 Sonderegger Weine AG, Poststrasse 9 Städler Heidi, Vordorf 11 Stehli-Hebrock Andres, Weidstrasse 32 Sturzenegger Hedi, Schützengasse 10 Tisato-Sulzer Fausto, Brunnenstrasse 32 Tisato-Sulzer Susanna, Brunnenstrasse 32 Verein Dunant 2010 plus, Hansjörg Ritter, Obere Täschenstrasse 13 Weishaupt-Spiele Arenda, Rosentalstrasse 12B

1969 2016 1972 1987 1972 1989 1996 2013 2010 1992 1987 1998 1998 1979 1972 2006 1987 2000 1961 1972 1962 1996 2011 2004 2013 1968 1993 2009 2014 1987 1969 2011 1981 1981 1958 1961 1987 2001 1972 2004 1976 1979 2001 2001 2007 2002

Weishaupt-Spiele Hans, Rosentalstrasse 12B Werner-Eisenhut Paul, Rosentalstrasse 12A Wüthrich-Früh Elisabeth, Weidstrasse 10 Wüthrich-Früh Peter, Weidstrasse 10 Zigerlig-Zogg Alexander, Sonnhalde 13 Züst Hansjörg, Weidstrasse 37

2002 1966 1983 2002 1972 1966

Herisau Aerni-Rietmann Werner, Obere Huebstrasse 8 Aktiengesellschaft Cilander Alder-Frehner Maya, Degersheimerstrasse 35 Alder-Preisig Katrin, Steinrieselnstrasse 40 Alder-Preisig Markus, Steinrieselnstrasse 40 Allenspach-Wärtli Doris, Eggstrasse 4 Ammann Othmar, Torackerstrasse 5 Amstutz Georg, Sonneggstrasse 7 Andreani-Varouier Danielle, Schwellbrunnerstrasse 4 Andreani-Varouier Renzo, Schwellbrunnerstrasse 4 Appenzeller Bahnen, Marketing und Verkauf, St. Gallerstrasse 53 Appenzeller Druckerei AG, Kasernenstrasse 64 Appenzeller-Buff Paul-Ruedi, Höhenweg 21 Assekuranz AR, Poststrasse 10 Auer Barbara, Burghalden 10 Bänziger Ernst, Sedelstrasse 2 Bänziger Walter, Rohrenstrasse 20 Bänziger-Scherrer Willi, Kasernenstrasse 92 Barbey-Sahli Gabriele, Kasernenstrasse 39a Barbey-Sahli Jean-Pierre, Kasernenstrasse 39a Bär-Ohmayer Heinrich, Kasernenstrasse 48 Baumberger Hans-Ulrich, Sonneggstrasse 14 Berger-Kohnle Christa, Scheffelstrasse 8 Berger-Kohnle Hanspeter, Scheffelstrasse 8 Berger-Krebser Daniel, Schwellbrunnerstrasse 72 Bezirksvereinigung Mühle, c/o Monika Huber, Bruggereggstrasse 34 Bieri-Bosshardt René, Triangelstrasse 3 Binder Markus, Binderlaw, Kreuzstrasse 24 Binder-Liechti Elisabeth, Brugg 1920 Birchler-Tschanz Alexandra, Kasernenstr. 21 Birchler-Tschanz Martin, Kasernenstrasse 21 Blaser-Nobel Hanspeter, Waldeggstrasse 33 Blaser-Nobel Judith, Waldeggstrasse 33 Bodenmann Hans Jörg, Schmiedgasse 33 Boller-Bucher Walter, Birkenstrasse 11 Bösch-Gasser Christian, Schwellbrunnerstrasse 2499

1983 1981 1950 2006 2006 2016 2005 2007 2014 2014 2014 2015 1969 2014 1991 1961 1965 1957 1993 1984 1983 1962 1996 1965 1987 1944 1976 2014 1960 2012 2012 2008 2008 1984 1962 2008

Mitgliederverzeichnis 249

Bösch-Gasser Erika, Schwellbrunnerstr. 2499 Bosshard-Bischof Andreas, Föhrenstrasse 20 Brander Heinz, Oberdorfstrasse 114 Breuss Walter, Bachstrasse 20 Brönnimann-Zellweger Esther, Bachstr. 37 Brönnimann-Zellweger Markus, Bachstr. 37 Bruderer-Stucki Kurt, Obere Wilenhalde 18 Brugger Max, Waldeggstrasse 18 Brülisauer Johannes K., Poststrasse 1 Brunner Marlies, Kreuzstrasse 15 Bruppacher Thomas, Höhenweg 25 Büchler-Manser Kurt, Bergstrasse 40 Büchler-Manser Rita, Bergstrasse 40 Buchmann Christoph, Bergstrasse 17 Bühler Edi, Eggweg 3a Bühler Jürg, Sonnenbergweg 9 Bühler Veronika, Eggweg 3a Caroni Andrea, Schützenstrasse 25 Cremer Roman, Waldeggstrasse 31 Danuser Marianne, Bergstrasse 35 Departement Inneres und Sicherheit AR, Bewährungshilfe, Schützenstrasse 1 Diem-Knupp Hans, Ramsenburgweg 2 Eckert Christian, Ahornstrasse 3 Ehrbar-Wittmer Hans-Rudolf, Gossauerstr. 121 Eichenberger-Läuffer Fred, Scheibe 9 Elmer-Bühler Hansruedi, Moosmühlestr. 18 Elmer-Bühler Trudi, Moosmühlestrasse 18 Erny Peter, Mühlebühl 5 Eugster Max, Moosmühlestrasse 22 Eugster-Troller Bruno, Eggstrasse 4 Forster-Walter Jakob, Höhenweg 18 Frey Dora, Burghalden 6 Frischknecht Konrad, Schachen 2746 Frischknecht Stephan, Oberdorfstrasse 120 Frischknecht-Mayer Elisabeth, Sonnenhof 5 Fuchs Thomas, Eggstrasse 32 Germann Solveig, Kasernenstrasse 5 Geser Kurt, Höhenweg 2 Giezendanner-Zitt Heinrich, Rütistrasse 40 Gilgen-Sulzberger Paul, Kasernenstrasse 40 Gonzenbach Nina, Witenschwendi 17 Graf Jasmin, Schützenstrasse 25 Gregorin Heinz, Kasernenstrasse 40 Grob Martin, Huebstrasse 40 Grolimund Margrit, Ebnetstrasse 15 Häberli-Nef Albert, Rondellestrasse 8 Hartmann Dieter, Bruggereggstrasse 29 Hartmann Marcel, Langelenstrasse 30 Hauser Daniela, Torackerpark 3 Hersche-Toggweiler Walter, Huebstrasse 20

2008 1984 2016 1974 2009 2009 1960 2001 2002 1974 1968 1998 1998 2000 2014 1984 2014 2008 1989 2011 2000 2005 2012 1983 1971 1991 1991 2016 1950 1990 1972 1978 1988 2015 1999 2001 1984 2004 1989 1989 2010 2016 1966 2002 1992 1971 1984 2016 2013 1984

Hochreutener Norbert, Eggweg 5 Hochuli Heinz, Schmidhusen 32 Hohl Judith, Kreuzstrasse 23 Holderegger Hans, Steinrieselnstrasse 76 Holenstein-Roggwiller Bruno, Sonnenfeldstrasse 4 Holenstein-Roggwiller Renata, Sonnenfeldstrasse 4 Honsell Rolf, Bahnhofstrasse 10 Huber & Suhner-Stiftung Huber Martin, St. Gallerstrasse 57 Huber Stefan, Kulturzentrum Casino, Poststrasse 9 Inhelder Beat, Schützenstrasse 42 Isaac Rolf, Gossauerstrasse 29 Joos-Baumberger Annette, Höhenweg 23 Joos-Baumberger Markus, Höhenweg 23 Jösler-Büchi Räto, Buchenstrasse 23 Jung Karin, Ahornstrasse 3 Kägi Kurt, Sonnenfeldstrasse 4 Keller-Ernst Edwin, Egg 3237 Keller-Roth Hans, Rohrenstrasse 16 Kempf-Marini Gabriella, Gossauerstrasse 93 Kempf-Marini Hans-Heini, Gossauerstrasse 93 Klaus Herbert, Witenschwendi 1a Kleiner-Schläpfer Marianne, Sonnenböhl 3756 Kleiner-Schläpfer Peter, Sonnenböhl 3756 Knaus-Hotz Christine, Schmiedgasse 40a Knaus-Hotz Urs, Schmiedgasse 40a Knaus-Spielmann Hansjürg, Toracker Park 11 Knecht-Weiss Alice, Schmidhusen 27 Kobler Patrik, Steinrieselnstrasse 31 Koller Fridolin, Saumstrasse 8 Koller-Kuratli Kurt, Hölzli 2783 Kramer-van der Saag Mirjam, Bruggereggstr. 5 Kramer-van der Saag Jon Erik, Bruggereggstr. 5 Kreienbühl-Kast Alfred, Ebnetstrasse 27 Kreienbühl-Kast Liny, Ebnetstrasse 27 Küng Toni, Buchenstrasse 23 Kunz Peter, Bergstrasse 15 Kunz-Langenauer Elisabeth, Burghalden 2894 Kunz-Langenauer Richard, Burghalden 2894 Künzle-Epper Anna, Platz 1 Künzle-Epper Hans, Platz 1 Landesbuchhaltung des Kantons Appenzell Ausserrhoden Lechthaler Helmut, Alte Bahnhofstrasse 3 Lesegesellschaft Moos, Samuel Signer, Ergeten 2730 Leuthold Matthias, Bahnhofstrasse 10 Locher-Wehrlin Jeanette, Oberer Toracker 20

2003 1996 2012 1960 2012 2012 1954 1985 1980 2014 2014 2001 1995 1995 1962 2012 1950 1960 1992 1975 1975 2001 1994 1994 1987 1987 1973 1989 2014 2001 1986 2008 2008 1969 1996 2013 1982 1978 1978 1977 1958 1979 1987 1944 2008 2016

250

Mitgliederverzeichnis

Locher-Wehrlin Thomas, Oberer Toracker 20 2016 Lutz Paul Otto, Oberdorfstrasse 124/I 1992 Meier Bernhard, Gibelhalde 3 2003 Meier-Küng Kurt, Schmidhusen 17 1976 Meier-Küng Renate, Schmidhusen 17 2000 Meier-Spiess Hugo, Eggstrasse 47 1973 Meli Markus, BDO AG, Bahnhofstrasse 2 2014 Menet Ralf, Gossauerstrasse 120 2011 Menet-Studer Ernst, Gossauerstrasse 120 1990 Merz-Schüller Hans-Rudolf, Witenschwendi 14 1971 Merz-Vetsch Kathrin, Föhrenstrasse 14 1987 Metrohm AG, Ionenstrasse 1969 Mettler Erwin, Haldenweg 5 2005 Mettler Jürg, Dreilindenweg 7 2001 Mettler Lilian, Haldenweg 5 2005 Mettler Willi, Kasernenstrasse 29 1989 Mock-Zeller Stephan, Krombach 2 2007 Möhrle Peter, Witenschwendi 19 1972 Müller Beat, Spittel 3 2004 Müller Joan, Gossauerstrasse 63 2004 Müller Vinzenz, Gossauerstrasse 63 2004 Müller-Hochstrasser Hermann, Gossauerstrasse 63 1953 Müller-Lauterwasser Mädi, Haldenweg 30 1971 Naef-van Beek Jacqueline, Robert Walser-Strasse 5a 2001 Naef-van Beek Matthias, Robert Walser-Strasse 5a 2001 Nägele Willi, Ebnetstrasse 15 1960 Nef Annemarie, Buchenstrasse 19 1959 Nef Elsbeth, Oberdorfstrasse 56 1980 Niederer-Bürki Werner, Triangelstrasse 3 1981 NIGG Energietechnik AG, Gossauerstrasse 93 1975 Nigg Heinz, Oberforstamt AR, Schützenstr. 1 2013 Peter Michel, Torackerpark 3 2013 Popp Paul, Witenschwendi 13 Pythoud-Lugrin Janine, Kasernenstrasse 58a 2004 Pythoud-Lugrin Jean-Bernard, Kasernenstrasse 58a 2004 Ramsauer-Honegger Emil, Bahnhofstrasse 2 1983 Rast-Steiger Adolf, Sonneggstrasse 9 1956 Rast-Steiger Ursula, Sonneggstrasse 9 1996 Rechsteiner Walter, Langelenstrasse 10A 1990 Reimann Inge, Rütiwaldstrasse 10 1987 Rietmann-Gujer Peter, Bergstrasse 26 1978 Roduner-Künzler Eduard, Steinrieselnstr. 69 1974 Rothe-Herzig Adolf, Mühlestrasse 2b 1972 Rottach-Gross Helmut, Waldeggstrasse 12 1989 Rüesch Tobias, Bertold Suhner-Strasse 12a 2011 Rüesch-Streiff Manfred, Eggstrasse 3382 1966 Rüesch-Streiff Margrit, Eggstrasse 3382 1998

Rütsche-Fässler Markus, Kreckel 6 2016 Rütsche-Fässler Ursula, Kreckel 6 2016 Schällibaum AG, Hansueli Schällibaum, Bahnhofplatz 11 2015 Schefer-Meier Ruth, Langelenstrasse 12 1976 Schefer-Weidenbach Beatrice, Obere Huebstrasse 10 1997 Schefer-Weidenbach Max, Obere Huebstrasse 10 1970 Schenkel-Solenthaler Lotti, Obere Harfenbergstrasse 8 1989 Schenker Peter, Obere Huebstrasse 9 1999 Schiess Dora, Kasernenstrasse 82 2008 Schiess-Stieger Hilda, Bergstrasse 10 1987 Schildknecht Thomas, Obere Sonnenbergstrasse 9 1997 Schildknecht Willi, Schmiedgasse 12 1960 Schindler Anna, Sonneggstrasse 7 2007 Schläpfer Daniel, Obermoosbergstrasse 8a 1986 Schläpfer Roger, Scheibe 8a 2000 Schläpfer Schenker Marianne, Obere Huebstrasse 9 1972 Schläpfer-Reiser Hans Ulrich, Rohrenstr. 11 1980 Schläpfer-Sambuc May, Bergstrasse 30 1958 Schlotterbeck-Schmidt Kurt, Obermoosberg 2Q 1969 Schmuki Robert, R. Schmuki AG, Industriestrasse 19 2014 Schoch Otto, Bergstrasse 16 2008 Schoch-Bolliger René, Steinrieselnstrasse 65 1984 Schoch-Bolliger Ursula, Steinrieselnstrasse 65 1995 Schoch-Hausmann Sylvia, Höhenweg 6 1970 Schorer-Daume Monika, Bleichestrasse 6 2001 Schrepfer-Oertle Marlise, Bruggereggstrasse 16 1991 Schweizer Doris, Sonnenhof 3 2015 Schweizer Ruedi, Sonnenhof 3 2015 Schweizer-Frischknecht Jakob, Huebstrasse 9 1960 Senn Rita, Haldenweg 24 1969 Signer-Füger Paul, Eggstrasse 44 1998 Signer-Preisig Hansjörg, Sonneggstrasse 12 2011 Signer-Preisig Regula, Sonneggstrasse 12 2011 Signer-Rüesch Paul, Scheibe 9 1989 Signer-Schmid Trudi, Platz 11 1973 Slongo AG, Lindenwies 6 2014 Slongo-Rüesch Louis, Steinrieselnstrasse 61 1970 Slongo-Rüesch Ursula, Steinrieselnstrasse 61 1970 Sonderegger Stefan, Buchenstrasse 4 1958 Spengler Jolanda, Sonnenbergweg 9 2015 Sprecher-Cabalzar Christian, Kreuzstrasse 11 1997 Städler-Espin Maria Josepha, Mühlehof 12 2015 Städler-Espin René, Mühlehof 12 2015 Steinegg-Stiftung, Heinz Stamm, Steinegg 3 1997

Mitgliederverzeichnis 251

Stern Peter, Egg 3674 Storz-Gantenbein Margrit, Sonnenberg 10 Sturzenegger Helen, Sonneggstrasse 8 Sturzenegger-Jackson Theo, Steinrieselnstr. 25 Sturzenegger-Signer Hansueli, Scheibe 11 Styger Ueli, Sonnenberg 6a Sutter-Egger Max, Kasernenstrasse 41 Sutter-Egger Verena, Kasernenstrasse 41 Sutter-Schlegel Robert, Steinrieselnstrasse 92 Tanner Heinrich, Steinegg 1 Treichler Peter, Hohberg 2342 Trutmann Rüesch Pia, Bertold Suhner-Str. 12a UBS Switzerland AG, Thomas Häni, Obstmarkt 1 Vetter Heinz, Gutenbergstrasse 3 Vetter-Vetsch Hansruedi, Gutenbergstrasse 3 Vetter-Vetsch Marti, Gutenbergstrasse 3 Vuilleumier Benedict, Steinrieselnstrasse 66 Vuilleumier Corina, Steinrieselnstrasse 66 Waldburger Christian AG, St. Gallerstrasse 21 Waldburger Peter, Sonnenbergweg 20 Waldburger-Fitzi Hans, Gossauerstrasse 130 Weber Heinrich, Sonnenhof 1 Weishaupt Natal, Mühlehof 9 Weishaupt Sabine, Mühlehof 9 Wernli Jürg, Schwänberg 2672 Wirth Bruno, Steinrieselnstrasse 26a Wohnlich René, Hotel Herisau AG, Bahnhofstrasse 14 Würth-Gehrig Christoph, Eggstrasse 28 Würth-Gehrig Vreni, Eggstrasse 28 Zangerl Liselotte, Moos 4896 Zeller Emil, Postfach 54, Bergstrasse 33 Zeller Ueli, Metzgerei, Buchenstrasse 18 Zellweger Papeterie, Inh. Bürodesign AG, Kasernenstrasse 10 Ziegler-Teufel Walter, Platz 10 Zuberbühler David, Dreilindenweg 9 Zuberbühler Karl, K. Zuberbühler AG, Schützenstrasse 38 Züst-Schreiber Alfred, Bleichestrasse 1 Züst-Sonderegger Alma, Gossauerstrasse 47

1996 1971 2001 1988 1980 2004 1971 1997 1958 1954 1983 2011 1974 1998 1975 1996 2014 2014 1976 2001 1951 1981 2003 2003 1985 1987 2014 2001 2001 1987 1972 1992 1922 1984 2016 2014 1989 1957

Hundwil Blaser Margot, Moos 99 Dürst Fritz, Mitledi 122 Eggenberger Niklaus, Urnäscherstrasse Fässler Madeleine, Grünau, Urnäscherstr. 49 Fiechter-Dütschler Heinz, Äckerli 851 Fiechter-Dütschler Verena, Äckerli 851

1996 1984 1990 1984 2001 2001

Fritsche Josef, Ochsen 29 Fritsche Lydia, Ochsen 29 Jenni-Weber Emil, Restaurant Traube Lauchenauer Elsa, Moos Lauchenauer Vreni, Moos 99 Löhrer Andreas, Äckerli 852 Löhrer-Kaufmann Ruth, Äckerli 852 Menet Hans, Böhl 311 Müller Margrit, Egg 303 Rothen Bernhard, Dorf 21 Rothen Susanne, Dorf 21 Schläpfer-Schefer Peter, Halten Tobler Ulrich, Buchberg Zuffellato Andrea, Institution Hölzli AG, Dorf 34

2001 2001 1994 1958 1996 2000 2014 1989 2016 2014 2014 1989 2010 2014

Lutzenberg Benz Ignaz, Rehabilitationszentrum Lutzenberg, Engelgass 417 Berger Antoinette, Fuchsacker 277 Berger Peter, Fuchsacker 277 Bischof Gebi, Hof 653 Bullinger Dieter, Fuchsacker 678 Gähler Elsbeth, Haufen 130 Ganz Erwin, Fuchsacker 276 Ganz Idi, Fuchsacker 276 Niederer Rolf, Haufen 218 Tobler Hanspeter, Oberhof 448

2014 2003 2003 1990 2003 1990 2004 2004 1989 1972

Rehetobel Altherr Daniela, Sonnenbergstrasse 4 Altherr Rolf, Sonnenbergstrasse 4 Anderwert-Tobler Fritz, Sonderstrasse 22 Bänziger Andreas, Sonnenbergstrasse 42 Bänziger Brigitte, Sägholzstrasse 51 Bänziger Mares, Midegg 77 Bauert-Reiner Gisela, Gartenstrasse 12 Bauert-Reiner Martin, Gartenstrasse 12 Baumgartner Jürg, Sägholz Bischofberger-Hörler Judith, Gartenstrasse 11 Bischofberger-Hörler Walter, Gartenstrasse 11 Bissegger-Bello Robert, Gartenstrasse 17 Burgauer Pierre, Alte Landstrasse 29 Caspar Schmid Elisabeth, Sonderstrasse 22 Cauderay François, Holderenstrasse 26 Degen Rolf, Sonnenbergstrasse 36 Devos Ralph, Musterplatz 6 Eisenhut Heidi, Nasen 15

1997 1996 1982 1987 2001 2014 1996 1996 1992 1996 1966 1983 1983 2013 2015 1989 2012 2003

252

Mitgliederverzeichnis

Eisenhut Walter, Sonderstrasse 18 Frei Kathrin, Gartenstrasse 19 Frei Thomas, St. Gallerstrasse 2 Freuler Vreny, Habset 96 Früh Ruedi, Nasen 15 Gmür Markus, Bergstr 38 Graf Simon, Sonnenbergstrasse 23 Graf Ueli, Gartenstrasse 17a Graf-Laich Werner, Dorf 7 Hasler Kohler Roman, Gartenstrasse 8 Heider Rellstab Iris, Sonnenbergstrasse 28 Hörler-Zuberbühler Emanuel, Holderenstr. 33 Hörler-Zuberbühler Katrin, Holderenstr. 33 Hotz Hans-Peter, Alte Landstrasse 180 Jäger Peter, Sägholzstrasse 5 Kast Anita, Midegg 79 Kaufmann Judith, Sonnenbergstrasse 21 Kaufmann Teddy, Sonnenbergstrasse 21 Keller Rudolf, Oberkaien 2 Keller Sophie, Oberkaien 2 Kern-Fuchs Hans, Restaurant Weinburg, St. Gallerstrasse 28 Kern-Nestler Hans, Sonnenbergstrasse 4 Kohler Sarah, Gartenstrasse 8 Kohler-Rohner Hedi, Gartenstrasse 8 Kohler-Rohner Ueli, Gartenstrasse 8 Krucker Remo, Buechschwendistrasse 22 Kunz Michael, Holderenstrasse 7 Lenggenhager Christian, Dorf 3 Lesegesellschaft Dorf Lienert Otto, Fernsicht 1 Maeder Herbert, Unterer Michlenberg 5 Meier Heinz, Oberstrasse 11 Müller-Rohner Maria, Sonnenbergstrasse 14 Nadler-Schöni Elisabeth, Neuschwendi 4 Nadler-Schöni Walter, Neuschwendi 4 Nef-Mühlebach Barbara, Midegg 76 Nef-Mühlebach Walter, Midegg 76 Paganoni Marco, Gartenstrasse 19 Pearson-Mächler Monika, Bergstrasse 53 Rechsteiner-Schläpfer Ernst, Holderenstr. 10 Rechsteiner-Schläpfer Ruth, Holderenstr. 10 Rellstab Urs, Sonnenbergstrasse 28 Rohner Urs, Hofmüli 20 Rohner-Weber Willi, Holderenstrasse 3 Rutz Alfred, Bergstrasse 51 Schmid Hubertus, Sonderstrasse 22 Steiner Pius, Dorf 6 Stieger-Knellwolf Elsbeth, Lobenschwendistrasse 12 Straub Erich, Nasenstrasse 5

1987 2011 2005 2002 2003 1997 2007 2008 1978 2014 2003 1997 1997 2006 2010 2010 1997 1997 1997 1997 1994 1966 2014 1989 1989 2007 1998 1997 1923 1982 1974 1982 1997 2002 2002 2008 2008 2011 2009 1997 1997 1996 1998 1975 1988 2013 2008 2008 1997

Straub Vreni, Nasenstrasse 5 1997 Sträuli-Frei Roger, Sonnenbergstrasse 17 2003 Sträuli-Frei Ursula, Sonnenbergstrasse 17 2003 Sturzenegger Arthur, Gartenstrasse 18 1955 Sturzenegger Elli, Gartenstrasse 18 1996 Sturzenegger Rolf, Sonnenbergstrasse 1 1997 Tachezy Ruedi, Cholenreute 2 1978 Tolle Steffen, Bergstrasse 18b 1998 Traber Hansruedi, Städeli 7 1998 Traber Marianne, Städeli 7 1998 Vogel Christian, Lobenschwendistrasse 17 2005 Vogel Jacqueline, Lobenschwendistrasse 17 2005 Volkart Walter, Gartenstrasse 20 1997 Walser Edith, Musterplatz 2 1979 Weisser-Lendenmann Christian, Sonderstr. 20 1997 Weisser-Lendenmann Rita, Sonderstrasse 20 1997 Zähner Albert, Holderenstrasse 29 1980 Zähner-Züst Marianne, St. Gallerstrasse 7 1997 Zähner-Züst Theo, St. Gallerstrasse 7 1997 Zesiger Hotz Anne, Alte Landstrasse 180 2006 Zingg Heinz, Sonderstrasse 29 2009 Zuberbühler-Fagetti Bernadette, Heidenerstrasse 57 1996 Zuberbühler-Fagetti Fredy, Heidenerstrasse 57 1996 Zuberbühler-Tobler Hansuli, Heidenerstrasse 8 1966 Zuberbühler-Tobler Hedi, Heidenerstrasse 8 2002 Zürcher Martin, St. Gallerstrasse 33 2006 Zürcher Ruth, St. Gallerstrasse 33 2006 Züst Walter, Schulstrasse 15 1990 Reute Bänziger Emil, Schwendi 120 Bruderer Markus, Rohnen Büchel Daniel, Schachen 170 Heierli-Gamper Jakob, Alte Post Rechsteiner-Niederer Esther, Hirschberg 478 Rechsteiner-Niederer Ruedi, Hirschberg 478 Schläpfer Arlette, Rietli Sturzenegger-Schmid Arthur, Schachen Walker Bruno, Mohren

1973 1978 1999 1989 2000 2000 2015 1979 1968

Schönengrund Beck Josef, Rest. Kreuz, Ahornstrasse 6 Blandford Vivien, Unterdorf 14 Brändle Kurt, Hauptstrasse 6 Brunner-Sutter Edith, Kugelmoos 349 Brunner-Sutter Hans, Kugelmoos 349 Eugster Albert, Hinterdorf 72 Eugster Walter, Hinterdorf

1981 2009 1975 2016 2016 1978 1973

Mitgliederverzeichnis 253

Fitze-Alder Hanspeter, Wald Gugolz Walter, Teufenbergstrasse 318 Häfliger Tony, Unterdorf 14 Inauen Josef, Tannenrain Knaus-Grüninger Hedi, Dorf 30c Knaus-Scheu Kurt, Teufenbergstrasse 58 Krüsi Fritz, Dorf Lämmler-Schlegel Alfred, Kugelmoos 337 Nufer Heinrich, Restaurant Ochsen, Unterdorf Sewer Rolf, Kugelmoos Wehrlin Hans, Unterdorf 289 Wehrlin Marcel, Unterdorf 289

1973 1987 2009 1986 2007 1987 1968 1987 1973 1990 1973 2008

Schwellbrunn Aegerter Rainer, Dorf 75 Bolzern Werner, Bubenstieg 824 Büsser-Klauser Werner, Geren Eisenhut Bruno, Sommertal 1206 Frischknecht Hans, Dorf 50 Frischknecht Heidi, Sommertal 1010 Frischknecht Thomas, Sommertal 1010 Gemperle-Berger Max, Heimat 972 Koller Josef, Eisigeli 307 Kupferschmidt Ursula, Löschwendi Nef Myrtha, Geren 720 Nef Ulrich, Geren 720 Schärer Erich, Geren 715 Schoch Hanspeter, Geren Schoch Jakob, Bubenstieg 408 Städler Josef, Schlössli Staub Hansruedi, Dorf 105 Stäubli Johannes, Rothus, Blatten 1168 Stehle Stäubli Barbara, Rothus, Blatten 1168 Steiner-Bollmann Marcel, Im Rank 83 Steiner-Bollmann Yvonne, Im Rank 83 Sturzenegger Peter, Metzgerei Ochsen, Dorf 59 Sturzenegger Werner, Rest. Ochsen, Egg Toggenburger Hans, Wiesenrain Wittau Irene, Dorf 39

1972 2003 1991 2014 1993 2014 2014 1991 2010 2002 2008 2008 1979 1991 2003 1978 1989 1993 2008 1988 1988 2008 1973 1990 2008

Speicher Abegglen-Frehner Annegret, Bruggmoos 17 Abegglen-Frehner Peter, Bruggmoos 17 Arnoffi Paolo, Rickstrasse 14g Auer Kerstin, Steinegg 19 Auer Michael, Steinegg 19 Auer-Ibach Eugen, Unter Bendlehn 22 Auer-Ibach Margrit, Unter Bendlehn 22 Berit-Paracelsus Klinik AG, Vögelinsegg 5

1997 1989 2004 1999 1999 1975 1997 2014

Bezzola Rausch Natalia, Tobelstrasse 4 Bezzola Rausch Stephan, Tobelstrasse 4 Boesch Jürg, Wies 7 Bräuninger-Fässler Karl, Reutenenstrasse 2 Breitenmoser Christian, Obere Kohlhalden 40 Brogle Hanni, Dorf 4 Brunner Andreas, Dorf 4 Brunner-Solothurnmann Margrith, Dorf 42 Cavelti Reto, Kirchrain 24 Deillon Serge, Bahnhofweg 8 Egger Judith, Seeblickstrasse 45 Egger Paul, Kalabinth 47 Egger-Altherr Stephan, Hauptstrasse 7 Eugster Martin, Dorf 16 Evangelisch-reformierte Kirchge, Dorf 44 Frick-Niederer Theodor, Ober Bendlehn 8 Frischknecht Hanspeter, Grünaustrasse 12 Gemeinde Speicher, Dorf 10 Graf Peter, Holderschwendi 7 Hotel Krone Speicher AG, Hauptstrasse 34 Huber-Rohner Ruedi, Röhrenbrugg 11 Hüsler Martin, Kohlhalden 25 Klee Peter, Kohlhalden 38 Klee Suzanne, Kohlhalden 38 Klingele Thomas, Buchenstrasse 55 Krüsi Werner, Sägli 7 Lämmler Emil, Wies 7A Langenauer-Looser Christoph, Hinterwies 42 Langenauer-Looser Silvia, Hinterwies 42 Langenauer-Müller Peter, Flecken 2 Langenauer-Müller Ursula, Flecken 2 Lanker AG, Hauptstrasse 22 Lauper Denise, Obere Kohlhalden 42 Lauper Roland, Obere Kohlhalden 42 Merian Beatrice, Unter Bendlehn 29 Merian Christoph, Unter Bendlehn 29 Merz Alice, Rüschen 25 Merz Werner, Rüschen 25 Möhr Christoph, Hinterwies 41 Möhr-Müller Christina, Hinterwies 41 Naef-Stückelberger Heinz, Ober Bendlehn 20 Naef-Stückelberger Ulrike, Ober Bendlehn 20 Naef-Vogt Franziska, Herbrig 21 Naef-Vogt Heinrich, Herbrig 21 Preisig-Köppel Walter, Oberdorf 12 Rechsteiner Matthias, Herbrig 27 Rekade Margrith, Oberwilen Rutz-Brix Ake, Seeblickstrasse 22 Schefer Hans Walter, Tannenbaum Schindler-Pfister Benjamin, Ober Bendlehn 32 Schindler-Pfister Kathrin, Ober Bendlehn 32

2009 2009 1989 1952 1980 1980 2004 1995 2011 1973 2016 2008 1992 1957 1974 1961 2000 2014 2013 2016 1980 1979 2002 2002 2003 1992 2015 1997 1993 1973 2000 1970 2001 2001 2001 2001 2016 2016 1991 2016 1996 1996 2005 2005 1948 2001 1992 1973 1948 2010 2010

254

Mitgliederverzeichnis

Schönenberger Ernst, Seeblickstrasse 31 Sigrist-Zöllig Gabriela, Hauptstrasse 9 Sigrist-Zöllig Markus, Hauptstrasse 9 Sonderegger Meinrad, Drogerie Sonderegger Peter, Rüschen Sonderegger Susanne, Oberdorf 19 Sonderegger Thomas, Oberdorf 19 Stahlberger Silvia, Steinegg 32 Tanner Eduard, Vorderer Flecken 2 Weber Stefan, Hauptstrasse 72 Weber-Spengler Doris, Reutenenstrasse 6 Weber-Spengler Stephan, Reutenenstrasse 6 Wick Alfons, Seeblickstrasse 7 Widmer Thomas, Herbrig 20 Widmer-Brunner Hermi, Unter Bendlehn 55 Widmer-Brunner Liliane, Unter Bendlehn 55 Witschi Peter, Bahnhofweg 8 Wüthrich-Alder Fritz, Ober Bendlehn 25 Wüthrich-Alder Heidi, Ober Bendlehn 25 Zellweger-Etter Erich, Hauptstrasse 64 Zellweger-Etter Ursula, Hauptstrasse 64 Zünd Fredy, Rickstrasse 36

1992 2003 2003 1994 1973 2013 2013 1976 1987 2006 1999 2003 1989 1991 1991 1991 1986 2007 2007 1984 1996 2006

Stein Baumann Jacqueline, Schnädt Baumann Willi, Schnädt Dörig-Bangerter Siegfried, Rämsen 746 Dörig-Bangerter Sybille, Rämsen 746 Frei-Schenker Heidi, Auf Stein Hugener Werner, Gupf 535 Krüsi Hanspeter, Schachen 807 Kündig-Bleiker Lydia, Hagtobel 298 Kündig-Büchler Claudia, Hagtobel 296 Leirer Fritz, Schachen 654 Leirer Rita, Schachen 654 Mauch-Züger Heinz, Steinweg 715 Meier Karl, Vogelegg 76 Rüdlinger-Graf Heinrich, Schachen 631 Rüdlinger-Graf Trudy, Schachen 631 Rutsch-Carlile Markus, Rämsen Schär Vreni, Langenegg 781 Schiess Jörg, Dorf 5 Stricker Alfred, Reute 77 Stricker Alfred, Schachen Styger Heidi, Haus Florida Walker Karin, Schedlern 564 Walker Marcel, Schedlern 564 Weiersmüller-Renaudin Alfred, Rämsen 748

2009 2009 2012 2012 2004 1999 1996 1964 2001 1973 2008 2011 2007 2001 2001 1993 1989 1993 1993 1966 1926 2014 2014 1993

Teufen Albrecht-Albrecht Ruedi, Untere Grünau 127 1987 Alder-Urben Urs, Hörliweg 281 2004 Altherr-Allenspach Patricia, Speicherstrasse 82 2012 Altherr-Allenspach Reto, Speicherstrasse 82 2012 Andermatt-Fritsche Lucia, Gremmstrasse 24 2003 Andermatt-Fritsche Thomas, Gremmstrasse 24 2003 Auer von Ins Christine, Im Stofel 8 2009 Azimex AG, Speicherstrasse 1969 Bänziger Markus, Spiessenrüti 514 1986 Bergundthal-Lippuner Hermann, Fadenrainstrasse 3 198 Berner Erich, Auf dem Stein 2610 1972 Bieri Lilo, Vorderhausstrasse 2A 2012 Bieri Roland, Vorderhausstrasse 2A 2012 Bischof Edgar, Stofelrain 2012 Blankenhorn-Uehlinger Rolf, Rothenbüelstrasse 10 2001 Bleuler-Bruderer Rudolf, Haagweg 10 2013 Bleuler-Bruderer Ursula, Haagweg 10 2013 Blumer Christian, Gählern 955 2001 Bolliger-Knöri Arthur, Speicherstrasse 76 1984 Bolliger-Knöri Renate, Speicherstrasse 76 1984 Brägger-Schmid Mädi, Schützenbergstrasse 8a 2003 Brägger-Schmid Matthias, Schützenbergstr. 8a 1984 Brunnschweiler-Koch Jakob, Speicherstrasse 3 2001 Brunnschweiler-Koch Margrit, Speicherstr. 3 2002 Bucher Gaby, Lindenstrasse 7 2000 Buff-Frehner Peter, Stofelweid 16 1976 Burch-Schiess Guido, Weiherstrasse 8 1999 Burch-Schiess Ursula, Weiherstrasse 8 1999 Butz Marie Theres, Cholgadenstrasse 7b 2014 Cappis-Bianchi Marc, Steinweg 3b 1995 Cappis-Bianchi Valeria, Steinweg 3b 1996 De Clercq-Lüchinger Cathérine, Lütisweesstrasse 821 1998 Dudli-Sutter Marianne, Grünaustrasse 4 2006 Dudli-Sutter Matthias, Grünaustrasse 4 2006 Eisele Janine, Grünaustrasse 8 1989 Ernst Doris, Bächlistrasse 5 2014 Eschler-Sutter Christian, Im Stofel 8 1983 Eschler-Sutter Elisabeth, Im Stofel 8 1997 Fässler Oskar, Ebni 5 1980 Frauenkloster Wonnenstein 1977 Frey Marion, Steinwichslenstrasse 30 2010 Frey-Hediger Gerhard, Hinterbodenstrasse 3 1994 Fürer Walter, Stofelrain 2008 Geiser-Huber Hanspeter, Steinwichslenstrasse 36 1989 Geiser-Huber Silvia, Steinwichslenstrasse 36 1989

Mitgliederverzeichnis 255

Gemeinde Teufen, Kulturkommission, Gemeindehaus Giuliano Piergiorgio, Blattenstrasse 9 Giuliano Ursula, Blattenstrasse 9 Gmünder Margrit, Steinwichslenstrasse 20 Göldi Hannes, Schönenbüelstrasse 2020 Graf-Leuenberger Peter, Hinterrainstrasse 2a Grob Walter, Ebni 3 Grunder Paul, Bächli 2 Halter Beat, Büelstrasse 11 Hanselmann-Messmer Werner, Stofelweid 1 Hefner-Bicker Walter, Zeughausstrasse 3 Heierli Hans H., Schönenbüel 716 Heller Andreas, Rütibergstrasse 1711 Heller Markus, Rütiberg 1480 Hengartner Gallus, Speicherstrasse 80 Hengartner Ursula, Speicherstrasse 80 Herzog-Fust Gertie, Krankenhausstrasse 7 Herzog-Fust Hansruedi, Krankenhausstrasse 7 Hilsdorf Claus, Gremmstrasse 19 Hochreutener Marianna, Auf dem Stein 1253 Höhener Bruno, Speicherstrasse 47 Höhener-Zingg Hans, Schützenbergstrasse 23 Höhener-Zingg Helen, Schützenbergstrasse 23 Holderegger-Lipp Marcella, Weiherstrasse 3 Holderegger-Lipp Werner, Weiherstrasse 3 Hugelshofer Werner, Vorderhausstrasse 3 Hummler Elisabeth, Speicherstrasse 24 Hummler Konrad, Speicherstrasse 24 Hunziker-Luzi Adele, Im Holz 16 Hunziker-Luzi Hans, Im Holz 16 Isler Rainer, Rothhusstrasse 6 Jäger-Züger Lilli, Krankenhausstrasse 6 Keller Erwin, Gopfweg 5 Keller Willi, Im Stofel 6 Kern-Bösch Alfred, Blattenstrasse 27 Kern-Bösch Esther, Blattenstrasse 27 Koch Peder, Schulhausstrasse 18a Koller Hans, Wellenrüti 585 Koller-Bohl Hans, Im Holz 9 Koller-Bohl Marianne, Im Holz 9 Kuratli Alice, Au 1154 Kuratli Hanspeter, Au 1154 Labhart-Heil Christian, Schützenbergstr. 10 Lanker Julia, Hotel Linde, Bühlerstrasse 87 Leibundgut-Keller Heinrich, Schützenbergstrasse 23a Lendenmann Herta, Speicherstrasse 34 Lüchinger-De Clercq Thomas, Lütisweesstrasse 821 Meier Andreas J., Oberes Schlatt 968

1980 1999 1999 2004 1997 1989 2012 1978 1977 1984 1952 2013 2004 2013 2002 2002 1996 1993 1976 1999 1987 1980 1995 1996 1973 1996 2000 2000 1989 1989 1976 1949 1984 2008 2001 2001 2014 1999 2009 2009 2009 2009 1998 2014 1968 2001 2008 1991

Müller-Luder Fritz, Bächlistrasse 23 Nänny-Preisig Stephan, Rütiholzstrasse 27b Nebe-Fink Hans-Werner, Hauptstrasse 94a Nef Urs, Hauptstrasse 5 Nef-Gassner Alfred, Hauptstrasse 3A Nef-Knöpfel Hanspeter, Feld Nef-Knöpfel Katharina, Feld Notter-Rüdolf Maria, Vorderhausstrasse 3 Nüesch-Gautschi Rosmarie, Steinwichslenstrasse 32 Preisig Paul, Engelgasse 215 Preisig Ruedi, Zeughausstrasse 1b Rau Ina, Obertobel Rau Thomas, Auf dem Stein 463 Renz Beat, Hauptstrasse 93 Riechsteiner Patrick, Steinwichslenstrasse 30 Rohrer-Lindemann Christoph, Sammelbüelstrasse 9 Roth Koch Regula, Schulhausstrasse 18a Schiess-Negele Fritz, Sonnenberg 309 Schläpfer Johannes, Hauptstrasse 15B Schmid Ernst Kaspar, Hauteten 1708 Schmid Oliver, Hauptstrasse 122 Sittaro-Hartmann Monica, Stofelweid 9 Sonderegger Hans-Ulrich, Grünaustrasse 6 Spörri Hanspeter, Stein 988 Spring Christine, Fadenrainstrasse 15 Spring Rolf, Fadenrainstrasse 15 Stäheli Kurt, Hinterrainstrasse 4 Studach-Buff Paul, Bühlerstrasse 698 Studer Helga, Rütiholzstrasse 14 Studer Rudolf, Rütiholzstrasse 14 Styger-Schiess Rudolf, Schönenbüelstrasse 3 Sulzer-Dornbierer Andres, Im Holz 6 Sulzer-Dornbierer Elsbeth, Im Holz 6 Suter Marie-Therese, Steinwichslenstrasse 38 Suter Thomas, Steinwichslenstrasse 38 Sutter Hansueli, Steinwichslenstrasse 38 Tischhauser-Vogt Annemarie, Sonnenbergweg 1299 Tischhauser-Vogt Tony, Sonnenbergweg 1299 Tobler Annemarie, Hauptstrasse 33 Tobler Paul, Hauptstrasse 33 Von Burg Herbert, Hauptstrasse 61 Von Burg-Hess Ursula, Hauptstrasse 61 Waldburger Hansruedi, Stofelweg 3 Walder-Hauser Susanne, Speicherstrasse 65 Walser Adrian, Werdenweg 8 Wegelin-Zbinden Sibylle, Hörliweg 1233 Weiler Bea, Speicherstrasse 54 Weishaupt Matthias, Speicherstrasse 34

1984 1984 1976 1987 1952 2008 2008 2002 1968 1952 1984 1976 1983 1952 2010 1991 2014 1983 1984 1982 2016 2012 1983 1968 2014 2014 2002 1984 1996 1985 1962 1980 1996 2000 2000 2010 2008 1984 2014 2014 2013 2013 2008 2009 1984 1996 2010 1994

256

Mitgliederverzeichnis

Wetzel Silvia, Werdenweg 6 Wetzel Urs, Werdenweg 6 Widmer-Kuhn Barbara, Krankenhausstrasse 7 Wild-Knechtle Tony, Alte Speicherstrasse 2401 Winkelmann Heidi, Sonnenburg Zellweger Gret, Hechtstrasse 8B Zellweger Katharina, Hauptstrasse 55 Zgraggen Karin, Steinerstrasse 1 Zgraggen Leo, Steinerstrasse 1 Zuberbühler-Zürcher Ernst, Rütiholzstrasse 3 Zuberbühler-Zürcher Margrith, Rütiholzstr. 3 Zürcher Emil, Engelgasse 217

2008 1984 1981 1980 1949 2013 2012 2014 2014 2001 2001 2001

Trogen Aeschlimann Hans, Unterbach 32 Altherr Dorothea, Schibenwald Bänziger Thomas, Bleichi 14 Bänziger Ursula, Bleichi 14 Bruderer Heiri, Lindebüel 13 Bruderer-Menden Fritz, Speicherstrasse 25 Bucher Karin, Kantonsschulstrasse 6 Bührer-Engi Susann, Berg 608 Dörig Thomas, Gfeld 41 Egger Urs Karl, Haus Grund, Kinderdorfstrasse Eigenmann Bruno, Bruederwald 3 Eugster Willi, Berg 609 Eugster-Luder Regula, Berg 16 Eugster-Luder Samuel, Berg 16 Eugster-Stransky Hansjakob, Berg 30 Eugster-Stransky Traudl, Berg 30 Fischer-Läuchli Fréderic, Oberdorf 38 Fischer-Weber Hans, Befang 20 Fitze Christian, Unterbach 30 Flury-Rova Moritz, Landsgemeindeplatz 4 Fricker Hans-Ruedi, Hüttschwende 7 Fricker Thea, Hüttschwende 7 Fricker Vreni, Hüttschwende 7 Frischknecht André, Niderenweg 9 Fritsche Erika, Niedern 20 Frohne Renate, Berg 37b Goetz Raymond, Gfeld 154 Hagmann Hubert, Befang 146 Hohl-Lauchenauer Elsa, Stein 5 Hohl-Lauchenauer Hermann, Stein 5 Karrer Thomas, Kantonsschulstrasse 6 Kasper Hans Georg, Bergweg 8 Kuhn Matthias, Hüttschwende 7 Künzle Madeleine, Landsgemeindeplatz 9 Künzle Ueli, Landsgemeindeplatz 9 Kürsteiner-Böhm Christine, Berg 35A

1988 2015 2006 2006 1973 1984 2013 1984 1984 2014 2001 1987 1980 1980 1980 2003 1988 1958 1988 2014 2001 2010 2001 2000 1994 2003 1966 1988 2007 2007 2010 2012 2010 2010 2010 2016

Kürsteiner-Böhm Martin, Berg 35A Kürsteiner-Schiffknecht Barbara, Berg 5 Laich Hansruedi, Unterstadel 19 Langenegger René, Bruederwald 4 Lenz-Kohli Rolf, Speicherstrasse 64 Lenz-Kohli Ruth, Speicherstrasse 64 Lesegesellschaft Bach, Daniel Erdmann, Schurtanne 4 Lesegesellschaft Eugst Meier Helen, Bergweg 1 Meier Rose, Gfeld 19 Meier-Hartmann Susanna, Schurtanne 6 Meier-Hartmann Werner, Schurtanne 6 Meng Christian, Kurvenstrasse 17 Niederer Willy, Gfeld 4 Niederer-Widmer Regula, Bach 4 Niederer-Widmer Urs, Bach 4 Olibet Tschösi, Unterbach 35 Rechsteiner Werner, Unterneuschwende 225 Roderer Rolf, Bergweg 1 Schefer-Frick Erika, Speicherstrasse 56 Schefer-Schels Richard, Oberdorf 2 Schläpfer Rita, Bleichi 17 Schläpfer Ueli, Bleichi 17 Schläpfer Werner, Vordorf 45 Schläpfer-Fässler Alice, Niedern 111 Selmanaj Ilir, Vorderdorf 52 Sieber Monika, Nideren 34 Sieber Otmar, Nideren 34 Sonderegger-Stauss Dora, Hinterdorf 26 Sonderegger-Stauss Hanspeter, Hinterdorf 26 Spychiger Heinz, Niedern 20 Sturzenegger Emanuel, Chrombach 395 Sturzenegger-Nänny Katharina, Schopfacker 1 Sturzenegger-Nänny Niklaus, Schopfacker 1 Surber Peter, Lindenbüel 7 Suter Max, Gfeld 13 Vallender-Clausen Dorle, Unterbach 29 Vallender-Clausen Klaus A., Unterbach 29 Weber Jens, Berg 18 Weishaupt Elsbeth, Berg Widmer Rudolf, Speicherstrasse 61 Wild Rolf, Dorf 7 Zahner-Fritsche Judith, Gfeld 32

2016 2016 1993 2012 1989 1989 1925 1923 1976 1966 2003 2003 2013 1989 2006 2006 2003 1998 1968 2009 1981 2014 2014 1990 1941 2003 2009 2009 1995 1995 1984 1992 1990 1984 2005 1988 1984 1996 2016 2000 1957 1990 2005

Mitgliederverzeichnis 257

Urnäsch Alder Fritz, Herisauerstrasse 50 Alder-Rentsch Werner, Widenbach 5 Alder-von Mentlen Walter, Dorfplatz 16 Bänziger Jean, Unterdorfstrasse 34 Biasotto Margaretha, Gerenstrasse 7 Biasotto-Christen Walter, Bindlistrasse 27 Biasotto-Keller Adolf, Scheidweghalde 10 Biasotto-Keller Marie-Theres, Scheidweghalde 10 Biasotto-Polli Mia, Schwägalpstrasse 1 Blaas-Baumgartner Hanspeter, Bahnhofgarage, Herisauerstrasse 15 Bodenmann-Eugster Thomas, Schwägalpstrasse 17 Bodenmann-Müller Max, Schwägalpstrasse 1 Dörig Urs, Unterdorfstrasse 24 Frischknecht Christian, Dürrhalde 26 Frischknecht René, Herisauerstrasse 5 Frischknecht-Rütschi Elsbeth, Dürrhalde 24 Frischknecht-Rütschi Stefan, Dürrhalde 24 Heuberger-Nef Olgi, Gerenstrasse 7 Heuberger-Nef René, Gerenstrasse 7 Hipp Peter, Gerenstrasse 7 Hohl-Züst Alfred, Bindlistrasse 23 Hürlemann-Halter Hans, Gerenstrasse 5 Irniger Walter, Lärchenegg Jenny-Kürsteiner Alex, Dürrhalde 4 Jenny-Kürsteiner Ursina, Dürrhalde 4 Lampart-Züger Rosemarie, Mühlstatt 1469 Langenegger Philipp, Schwägalpstrasse 81 Manser-Schiegg Corinne, Oberes Moos 12 Manser-Schiegg Hansruedi, Oberes Moos 12 Mathis-Kegele Peter, Gerenstrasse 10 Müller Hansueli, Oberes Moos 39 Müller Marcel, Dürrhalde 16 Müller Sonja, Oberes Moos 39 Müller-Schmid Hermann, Schwägalpstrasse 1 Müller-Schmid Maja, Schwägalpstrasse 1 Nef-Alder Jakob, Dürrhalde 11 Nef-Alder Katrin, Dürrhalde 11 Nef-Jakob Peter, Oberes Moos 14 Nessensohn-Zwicker Esther, Halten 649 Oertle Wilhelm, Kronbach 218 Osterwalder-Nef Jakob, Bindliweg 9 Schmid Katja, Schwägalpstrasse 44 Schmid Roman, Schwägalpstrasse 44 Schmid-Nef Verena, Mühlstatt 1022 Schneider Müller Verena, Dürrhalde 16 Steingruber-Zimmermann Ursula, Widen

1964 2004 2009 1984 2009 1951 1996 2008 1964 1978 1997 1968 1984 1991 2014 1986 1986 2011 2011 2003 1964 1963 1968 2016 2016 1962 2013 2014 2014 1986 1997 2012 2013 1964 1995 1986 2002 1986 1984 1984 1983 2004 2004 1978 2012 1989

Taverna-Würmli Erhard, Oberes Moos 29 Vernier Marlis, Scheidweghalde 4 Walser Gerhild, Mettlenweg 13 Walser Hanspeter, Mettlenweg 13 Walser Leni, Mettlenweg 13 Walser Stefan, Mettlenweg 13 Zellweger-Högger Hans, Steinrüti 497

1983 2011 2008 2003 2003 2008 1978

Wald Beeler Edith, Spitz 851 Egli Jakob, Unterdorf 10 Engler-Lehmann Maja, Nageldach 53 Frehner Christian, Unterdorf 21 Frischknecht Alfred, Rechberg 70 Gloor-Müller Paul, Oberdorf 45 Irniger Hannes, Oberdorf 48 Kast-Schwarz René, Wannen 240 Lüthi Werner, Hofgut 225 Mettler Werner, Hotel Hirschen, Bühl Mosimann-Zumbrunn Beat, Dorf 379 Mosimann-Zumbrunn Ursula, Dorf 379 Müller Gloor Gabriele, Oberdorf 45 Nagel Fredi, Unterdorf 6 Pecnik-Hohl Slavko, Dorf 26 Pecnik-Hohl Therese, Dorf 26 Rittmeyer Marc, Rechberg 292 Schläpfer-Brühlmann Bruno, Girtanne 254 Sprecher-Graf Hans, Schachen 246 Steffen Bernhard, Vordorf 576 Walser & Co. AG Walser Heinrich, Sonnhalde 280

2013 2002 2000 2006 1957 1991 2004 1962 2016 1992 1998 1998 1989 1992 2008 2008 1976 1969 1978 1990 1969 1972

Waldstatt Aepli Helen, Schäfliwis 16 Aepli Patrik, Schäfliwis 16 Amiet Brigitte, Halde 157 Bieg Renate, Alte Landstrasse 4 Blumer Hermann, Oberschwendi 40 Blumer Schreinerei AG, Mooshaldenstrasse 5 Bodenmann-Odermatt Gregor, Säntisstr. 9 Bodenmann-Odermatt Monika, Säntisstr. 9 Bühler Walter, Böhl 685 Eberhard-Bruderer Sylvia, Mittelstrasse 12 Egli-Huber Bruno, Unterer Böhl 13 Egli-Huber Myrta, Unterer Böhl 13 Erismann-Nufer Emanuel, Haldenstrasse 25 Eugster-Kündig Hans, Harschwendistrasse 1 Eugster-Kündig Rosemarie, Harschwendistr. 1 Frauenverein Waldstatt

2016 2016 1973 2010 1990 1997 2014 2014 1995 1965 1987 2014 1973 1957 1997 1953

258

Mitgliederverzeichnis

Frischknecht Priska, Urnäscherstrasse 83 Gantenbein Andreas, Geisshaldenstrasse 60 Gantenbein Hans Ulrich, Alte Landstrasse 22 Gantenbein-Widmer Hansueli, Geisshalde 456 Häne Roman, Alte Landstrasse 4 Huber Hedi, Gschwend 418 Hungerbühler Bruno, Untere Kneuwis 4 Keller Hansruedi, Kernenmühle 1 Koller-Béchaz Andreas, Obere Kneuwis 11 Krüsi-Schläpfer Lina, Dorf 170 Lignatur AG, Herisauerstrasse 30 Meiler Ursula, Untere Kneuwis 16 Müller-Rohner Reto, Harschwendistrasse 30 Müller-Rohner Ursula, Harschwendistrasse 30 Ramsauer-Knechtle Hans-Peter, Alte Landstrasse 48 Ramsauer-Knechtle Irène, Alte Landstrasse 48 Roth Silvia, Oberschwendi 15 Roth Willi, Oberschwendi 15 Scherrer-Tanner Edith, Scheibenböhl 2 Scherrer-Tanner Jakob, Scheibenböhl 2 Weibel-Ehrbar Ursula, Oberer Hof 15 Winiger-Ritschard Marian, obere Kneuwies 9 Winiger-Ritschard Urs, obere Kneuwies 9 Zellweger-Meier Elsbeth, Obere Kneuwis 14 Zellweger-Meier Jürg, Obere Kneuwis 14 Zellweger-Meier Werner, Mooshaldeenstr. 15

2016 2016 1987 1987 2012 2001 2002 2016 1994 1962 2014 2001 2000 2000 2007 2007 2010 1981 2013 2013 2012 2013 1987 1989 1989 1991

2000 2000 1987 1999 1944 1996 1996 1998 1998 2006 1956 1960 2002 2014 1998 1995 2008 2008 2008 2012 1996 1996 1989 1966 2011

Wienacht-Tobel

Walzenhausen Bayard Armin, Platz 244 Bibliothek Walzenhausen, Dorf Boldt Corinna, Kirchplatz 112 Diener Markus, Dorf 54 Friedauer Kevin, Wilen 1077 Friedauer Markus, Platz 1234 Friedauer Sonja, Platz 1234 Gemeindekanzlei, Dorf 84 Gut Peter, Städeli 777 Herrmann AG, Kunststoff-Werk Hohl Peter, Nördli 791 Hohl-Schneider Hans-Ueli, Lachen 733 Jankovics Ivan, Grund 533 Jankovics Susanne, Grund 533 JUST Schweiz AG, Unterdorf 62 Jüstrich Ernst, Klosen 661 Jüstrich Hansueli, Rosenberg 659 Jüstrich Marcel, Klosen 663 Jüstrich-Stopp Ernst, Klosen 661 Kellenberger-Sonderegger Bernard, Dorf 106 Kellenberger-Sonderegger Gaby, Dorf 106

Keller Adrian, Dorf 92 Knöpfli Luzius, Dorf 86 Künzler-Bänziger Edgar, Dorf 91 Künzler-Bänziger Irma, Dorf 91 Lesegesellschaft Lachen, Präsident Peter Gut, Städeli 777 Pfister Erich, Weid 1225 Pfister Sabine, Weid 1225 Schnider-Züst Walter, Ebni 656 Steiger-Jüstrich Toni, Ebni 1304 Stiftung Waldheim, Kronenwies Sturzenegger-Knellwolf Ernst, Post Suhner-Jüstrich Ernst, Grausegg 1110 Tobler Ruth, Grausegg 314 Tobler-Elmer Ruedi, Lachen 769 Tobler-Elmer Verena, Lachen 769 Vetter-Michel Elisabeth, Almendsberg 609 Weber-Zeller Michael, Platz 1235 Weber-Zeller Ruth, Platz 1235 Wick Clemens, Dorf 77 Wickart Jürg, Weid 1391 Wiesendanger Annegret, Heldwis Wiesendanger Hans, Heldwis Ziegler Eva, Wilen 369 Züst Herbert, Höhe 952 Züst Urs, Höchi 1246

2003 2005 2004 1979 2013 2013 2013 2016 2010 1969 1968 1957 2005 2005 1969 1998 1998 1998 1965 2008 2008

Briegel Hans, Dorf 3 Meier Werner, Landeggstrasse 18 Zeller Nussbaum Andrea, Grund 386

2008 1984 2016

Wolfhalden Anderegg Ernst, Bleichestrasse 790 Bruderer Peter, Heitersberg 599 Brunner Christian, Hinterbühle 851 Buff Urs, Luchten 89 Eggenberger Peter, Lehn Etter Kurt, Hinteregg 821 Frey-Lienhard Maggie, Sonder 644 Frey-Lienhard Urs-Peter, Sonder 644 Fuster Josef, Guggenbühel 436 Geiger Edy, Tobelmühle 926 Heil Markus, Scheibe 659 Kern Brigitte, Lehn Knüssi-Menzi Otto, Zelg Kugler-Knupp Roland, Hinterergeten 124 Künzler Fritz, Hasle 306

1974 1981 1983 1996 1972 1997 2002 2002 2002 1989 2014 2000 1989 1988 1972

Mitgliederverzeichnis 259

Langer Thomas, Vorderdorf 59 Lesegesellschaft Tanne, c/o René Bänziger, Schönenbühl Lutz Ernst, Mühltobel 503 Montanes-Weiss Astrid, Hinterergeten 1088 Nagel Hans-Jörg, Hinderbühle 538 Niederer Kurt, Tobelmühle Pauletti Gino, Kronenstrasse 961 Reust Dora, Unterlindenberg 212 Sgarbi-Naef Bruno, Mühltobel 512 Sonderegger-Weiss René, Vorderdorf 693

2000 2003 1993 1988 1981 1997 2000 1981 1984 1970

Sturzenegger Robert, Kronenstrasse 194 Süess Pius, Wüschbach 152 Tobler Hanskonrad, Bodenmühle 340 Ukatz-Fehr Agi, Kronenwiese 1319 Vigniti-Hirsiger Esther, Hinterbühle 936 Vigniti-Hirsiger Toni, Hinterbühle 936 Wild Hans, Mühltobel 487 Willi-Frauenfelder Werner, Dorf 48 Wüthrich Stephan, Hinterbühle 981 Zogg Hans, Oberdorfstrasse 917 Züst Ernst, Unterwolfhalden 899

1981 2014 2011 2005 2002 2002 2002 1978 2002 1965 1965

260

Mitgliederverzeichnis

APPENZELL INNERRHODEN

Appenzell Appenzeller Alpenbitter AG, Weissbadstrasse 27 1969 Appenzeller Kantonalbank, Direktion 1938 Appenzeller Volksfreund, Engelgasse 3 1954 Bärlocher Christa, Hostet 5 2013 Bärlocher Lorenz, Gontenstrasse 22 1995 Bärlocher Paul, Gontenstrasse 22 1984 Bärlocher Philipp, Hostet 5 2013 Bärlocher Valentin, Gontenstrasse 22 1997 Baumann Walter, Weissbadstrasse 11 1982 Biegger Lisbeth, St. Antonstrasse 7 2001 Big Dutchman, R. Inauen AG, Rütistrasse 12 2014 Bischofberger Ferdinand, Dorf 1 1973 Bischofberger Jeanette, Bärenhalde 11 2014 Bischofberger Thomas, Bärenhalde 11 2014 Bless-Rüegg Urs, Rinkenbach 16 2012 Böhi Roman, Mooshaldenstrasse 18 1972 Bölsterli-Baumgartner Rudolf, St. Antonstr. 5 1983 Brauerei Locher AG 1932 Breitenmoser Guido, Gaiserstrasse 12a 1974 Breitenmoser Sepp, Blumenrainweg 3 1984 Breitenmoser Silvio, Weissbadstrasse 19 2012 Breitenmoser-Dörig Agnes, Alte Eggerstandenstrasse 5 2016 Breitenmoser-Dörig Andres, Alte Eggerstandenstrasse 5 2016 Breitenmoser-Fuchs Emil, Kreuzhofstrasse 31 1976 Breitenmoser-Sutter Brigitte, Lehnstrasse 30 2013 Breitenmoser-Sutter Martin, Lehnstrasse 30 2013 Breu-Dörig Hans, Schönenbüel 48 2008 Breu-Dörig Rita, Schönenbüel 48 2008 Broger Emil, Sonneli Sonnenhalb 1968 Brogli Herbert, Obere Hirschbergstrasse 34 2010 Büchel Martin, Nollenstrasse 10a 2000 Büchel Peter J., Ziegeleistrasse 8 2016 Buchmann Ferdinand, Weissbadstrasse 21 1972 Bühlmann Kurt, Zistli 10 2014 Cajochen-Forst Josef, Küechlimoosstrasse 3 1996 Cajochen-Forst Roswitha, Küechlimoosstr. 3 1997 Cantele Rino, Rässengüetli 22 2016 Corminboeuf-Schiegg Ruth, Schützenwiesstr. 8 2014 Dähler Roland, Eggerstandenstrasse 35 2007 Dähler Ursi, Alte Sägestrasse 3 2012 Demuth Heidi, Gaiserstrasse 127 2015 Dobler-Schärli Bernadette, Hostetstrasse 3 2008 Dobler-Schärli Guido, Hostetstrasse 3 1984

Doerig Albert, Kreuzhof Domakowski Karin, Hundgalgen 6 Domakowski Klaus, Hundgalgen 6 Dörig Bruno, Hostetstrasse 7 Dörig Marie Louise, Zistli 10 Dörig Markus, Strahlhüttenstrasse 3 Dörig Monica, Gaiserstrasse 16 Dörig Ottilia, Unteres Ziel 26 Dörig Regula, Rest. Linde, Hauptgasse 40 Dörig Roland, Unteres Ziel 26 Dörig Thomas, Wild und Partner AG, Industriestrasse 3 Dörig-Hersche Albert, Steinegg, Zistli 14 Ebneter Bourgeois Maurizia, Untere Blumenrainstrasse 10 Ebneter Kurt, Untere Blumenrainstrasse 17 Ebneter Werner, Nollenstrasse 30 Ebneter-Fischer Christa, Gaiserstrasse 39b Eggimann Hans, Möserwies 12 Eggimann Katharina, Möserwies 12 Ehrbar Barbara, Breitenmoser, App. Fleischspezialitäten AG, Sägehüslistrasse 12 Elmiger-Bänziger Albert, Hundgalgen 20 Elmiger-Bänziger Heidi, Hundgalgen 20 Engler Rolf Peter, Gass Steinegg Enzler Lukas, Blattenheimatstrasse 10 Enzler-Dörig August, Hirschengasse 12 Eugster-Rempfler Josef, Alpsteinstrasse 18 Eugster-Rempfler Rosmarie, Alpsteinstrasse 18 Fässler Adalbert, Falkenburg Fässler Andreas, Appenzellerbau AG, Lehnmattstrasse 9 Fässler Antonia, Kaustrasse 11 Fässler Charly, Wührestrasse 14a Fässler Daniel, Hofersäge Fässler Daniel, Chäsmoos 12 Fässler Erich W., Gansbach 17 Fässler Josef, Schönenbüel 40 Fässler-Räss Franz, Rinkenbach 33 Fässler-Sutter Bruno, Hostetstrasse 4 Fässler-Zeller Barbara, Gansbach 17b Favale Giuseppe, Sälde 1 Fehr Marin, Herrenrütistrasse 5 Fenster Dörig AG, Blattenheimatstrasse 2b Frefel Sandro, Lehmattstrasse 45 Fritsche Johann Baptist, Hofwiesweg 3 Fritsche-Beeler Annelies, Eggerstandenstr. 10

1960 2001 2001 1992 2015 2015 2015 2000 2001 2000 2014 1984 2016 1984 1984 2002 2004 2004 2014 2014 2014 1984 2006 1984 1997 1997 2007 2014 2011 2015 1995 2013 2002 1984 2013 1982 2012 1997 2013 1984 2014 1960 1999

Mitgliederverzeichnis 261

Fritsche-Beeler Hans, Eggerstandenstrasse 10 Fritsche-Peterer Martin, Eggerstandenstr. 2E Geiger Arnold, Meistersrüte Geisser Johann AG, Rohr- und Schachtreinigung, Gontenstrasse 20 Gmünder Hubert, Güetlistrasse 28 Gmünder Kurt, Schützenwiesstrasse 11 Gmünder Leo, Ebnistrasse 2 Gmünder-Koller Josef, Blumenrainstrasse 29 Gmünder-Manser Josef, Chappelihof 10, Gass Steinegg Gnepf-Landolt Hans, Neuhüsli 2 Goldener Emil, Güetlistrasse 18 Grosser Hermann, Sonnhalde 30 Gruber-Bischofberger Luzius, Gadenstatt 14 Gruber-Bischofberger Petra, Gadenstatt 14 Grünewald Wolfgang, Lehnstrasse 49 Guggenbühl Stefan, Forrenböhlstrasse 20 Gymnasium St. Antonius, Schulleitung, Hauptgasse 51 Haas Reto und Isabella, Schriften Haas, Dorfstrasse 35 Heeb Stefan, Landsgemeindeplatz Heim Toni, Galgenhang 16 Hersche Emil jun., Sonnhalde 14 Hinrichs Eveline, Mendlegatter 6 Hinrichs Hansjörg, Mendlegatter 6 Hirn Markus, Gaiserstrasse 147 Hirn Peter, Gaiserstrasse 151 Hohl Erich, Brenden 19 Holdener Johannes, Raiffeisenbank Appenzell, Hauptgasse 41 Hörler-Koller Lydia, Rosenböhleli 10 Huber Hans, Rässengüetli 9 Huber Rudolf, Gaishausstrasse 12 Hübner-Fässler Karin, Nollenstrasse 20 Hunziker Kurt, Rest. Traube, Marktgasse 7 Hunziker Margrit, Rest. Traube, Marktgasse 7 Inauen Alfred, Lehnstrasse 4 Inauen Reto, Gansbach 5 Inauen Roland, Chappelihof 13 Inauen Toni, Weissbadstrasse 7 Inauen Valentin, Gaishausstrasse 23 Inauen-Dörig Luzia, Lauftenstrasse 8 Inauen-Koch Sepp, Grund, Unterrain 140 Karrer Ludwig, Ringstrasse 11 Kaufmann Max, Gaishausstrasse 39 Keller Christoph, Lehnstrasse 36 Keller Cyrill, moser und hörler AG, Weissbadstrasse 26 Keller Rudolf, Gaishausstrasse 6

1999 1968 1981 2014 1984 2008 1983 1972 1972 1983 1948 2002 2008 2008 2011 2001 1988 2014 1994 2001 1971 2013 2013 1996 2011 2014 2014 2011 2006 1988 2014 2015 2015 2011 2012 1997 2004 2012 2014 2015 1988 1984 2015 2014 1989

Keller-Stadler Daniel, Nollenstrasse 28a Keller-Stadler Hildegard, Nollenstrasse 28a Knechtle Beat, Blattenrain Kölbener Beat, Unterrainstrasse 25 Kölbener Franz Josef, Gontenstrasse 13 Kölbener Heidi, Gaishausstrasse 45 Kölbener Ursulina, Fleckenmoos 2 Kölbener Vreni, Mosersweid 55 Kolb-Lutz Georges, Güetlistrasse 23 Kolb-Lutz Rosemarie, Güetlistrasse 23 Koller Albert, Zistli 12 Koller Angela, Chappelihof 3 Koller Arnold, Gschwendes 8 Koller Emil, Schlepfen 6 Koller Lorenz, Immstrasse 17 Koller Walter, Eggerstandenstrasse 2F Koller-Sutter Stefan, Brülisauerstrasse 11 Köppel-Fritsche Antonia, Gaishausstrasse 41 Köppel-Fritsche Markus, Gaishausstrasse 41 Küng-Inauen Josef, Schönenbüel 34 Künzle Andreas, Küechlimoosstrasse 9 KyBoot Shop Appenzell, Hilderstone Consulting, Hirschengasse 12 Laimbacher Josef, Eggerstandenstrasse 2h Lämmler Felix, Bäbelers 32 Lämmler Priska, Bäbelers 32 Langhans Arthur, Blumenrainweg 1 Locher Raphael, Zielstrasse 36a Locher Thomas, Sälde 1 Loepfe-Kölbener Arthur, Gass Steinegg Loepfe-Kölbener Ingrid, Gass Steinegg Lutz René, Ringstrasse 22 Manser Michael, Ziegeleistrasse 36 Manser Ueli, Nollenstrasse 5B Manser-Sutter Joe, Brestenburg 6 Margreiter-Sutter Doris, Eggerstandenstr. 13 Mazenauer Rahel, Nollisweid 24 Metzler-Arnold Ruth, Egglistrasse 1 MFW Architekten AG, Peter Fässler, Gaiserstrasse 11 Mittelholzer Beatrice, Lehnstrasse 102 Mock-Kölbener Franz, Herrenrüti 3 Moser Andreas, Schönenbüel 17 Moser Silvia, Schönenbüel 17 Mösli Hansjörg, Nollisweid 53 Müller Barbara, Rosengärtliweg 3 Müller Ruedi, Rosengärtliweg 3 Neff Tamara, Lehnstrasse 42 Neff Thomas, Lehnstrasse 42 Nisple-Gassner Agathe, Jakob Signer-Strasse 5 Nisple-Gassner Emil, Jakob Signer-Strasse 5

2004 2004 1965 1986 1960 2014 2014 2003 2004 2004 1984 2013 1972 2013 1992 1981 2012 2013 2013 1988 2009 2014 1962 2013 2013 2016 1998 2014 1996 1996 2015 2007 2011 1984 2004 2011 2003 2013 1956 1984 2013 2013 2016 2013 2013 2014 2014 2005 2005

262

Mitgliederverzeichnis

Pérez Dominik, Hohe Hirschbergstrasse 55 Raess-Manser Herbert, Hostet 13 Raess-Manser Priska, Hostet 13 Ramussen Helle, Simex Trading AG, Rütistrasse 55 Raschle Peter, Oberer Gansbach 10 Rechsteiner Josef, Sammelplatz 12 Rechsteiner Thomas, Immstrasse 5 Regli-Kölbener Walter, Mosersweid 52 Reichmuth Sepp, Hauptgasse 31 Rempfler Bernhard, Untere Blumenrainstr. 4 Rempfler-Scherrer Josef, Bödeli 6 Rogalla Beate, Oberbad 22 Rüegg Bless Monika, Rinkenbach 16 Rüesch Ernst, Appenzeller Versicherung, Eggerstandenstrasse 2a Rusch Franz, Lehnstrasse 53 Rusch Ines, Lehnstrasse 53 Rusch Markus, Unterer Schöttler 1 Savary-Tekenbroek Caius, Alpsteinstrasse 22 Savary-Tekenbroek Charlotte, Alpsteinstr. 22 Saxer-Fröhlich Renzo, Lehnstrasse 42 Schälli Marcel, Gaiserstrasse 127 Schlatter-Brülisauer Annemarie, Kaustr. 17a Schneider Henrique, Galgenhang 4 Schönenberger Karl, Bödeli 7 Schönenberger Rosmarie, Bödeli 7 Signer Jakob, Nollisweid 65 Signer-Heim Daniela, Schützenwiesstrasse 10 Signer-Heim Johann, Schützenwiesstrasse 10 Sonderegger Mario, Kronengarten 5 Stadler-Mock Regina, Hauptgasse 22a Stark Monika, Hauptgasse 20 Stark Peter, Hauptgasse 20 Steuble Adolf, Hirschbergstrasse Streule Albert, Hauptgasse 35 Streule-Mazenauer Emil, Steinegg, Brülisauerstrasse Sutter AG, Baugeschäft, Bahnhofstrasse 8 Sutter Leo, Eggerstandenstrasse 14 Sutter Margrit, Eggerstandenstrasse 14 Sutter Stefan, Brülisauerstrasse 13 Sutter-Weishaupt Fefi, Nollenstrasse 3 Sutter-Weishaupt Priska, Nollenstrasse 3 Tenchio Henrik, Gaiserstrasse 6 Thür Franz, Haus zum Wohnen, Marktgasse 11 Thür Madlen, Haus zum Wohnen, Marktgasse 11 Ulmann Peter, Brüggliweg 2 Ulmann-Brander Manuela, Nollisweid 27 Ulmann-Brander Stefan, Nollisweid 27 Ulmann-Ebneter Roswitha, Blumenrainweg 2

2009 2012 2012 2014 2008 2001 2011 2000 2000 2005 1975 2005 2012 2014 2014 2014 2014 1997 1997 1984 2015 2008 2014 2015 2015 2008 2012 2012 2005 2014 2005 2005 1981 1994 1988 1973 2014 2014 2006 2008 2008 2014 2013 2013 1984 2008 2008 2001

Vicini Werner, Vicini Bau, Gontenstrasse 17 Wagner Erich, Riedstrasse 94 Walt Markus, Gaiserstrasse 127 Weishaupt Achilles, Schönenbüel 56 Weishaupt Gabi, Herrenrütistrasse 5 Wellauer Marjolaine, Schönenbüel 62 Wellauer Martin, Schönenbüel 62 Wenk Henry, Lehnstrasse 43 Wetter Margrit, Hirschengasse 4 Wetter Markus, Hirschengasse 4 Wetzel Carola, Chäsmoos 12 Wild Alfred, Sonnhalde 4 Wild Christa, Sonnhalde 10 Wyser Paul Julian, Obere Webern Wyss Brigitta, Gaishausstrasse 8 Wyss Herbert, Bäbelers 26 Wyss Josef, Steig Zeller Anna, Rütistrasse 41 Zeller-Rauscher Albert, Nollisweid 21 Zimmermann Josef, Bahnhofstrasse 44 Zimmermann Raphaela, Bahnhofstrasse 44 Zimmermann Stephan, Egglistrasse 1

2014 2016 2014 1998 2013 2016 2016 2009 2013 2013 2013 1984 2012 2000 2006 2002 1984 2010 2004 2001 2001 2012

Brülisau Bischofberger-Koller Reto, Chapfbachers 17

2008

Gonten Dünner-Neff Laila, Lorettoweidli 27 Eberle Ruedi, Bühl Fässler Urban, Hüttenstrasse 2 Holderegger-Neff Josef, Sonneli, Loretto 15 King-Notter Andreas, Sonnhaldenstrasse 22 Manser Albert, Sulzbach Manser Josef, Rüeggerstrasse 18 Mineralquelle Gontenbad AG, Gabriela Manser Neff-Dünner Matthias, Lorettoweidli 27 Notter King Cordula, Sonnhaldenstrasse 22 Rütsche Johannes, Klosterstrasse 1 Tschan Bernhard, Sonnhaldenstrasse 12 Ulmann Ruedi, Rössli

2016 2000 2014 1984 2014 1984 1993 1965 2016 2014 2016 2014 2013

Haslen Brülisauer Hans, Oberbüel 18 Brülisauer-Näf Bernadette, Ebnet 8 Brülisauer-Näf Guido, Ebnet 8 Büchler Marie-Louise, Föschern Gmünder Beni, Dorfstrasse 10

2012 1984 1984 2001 2015

Mitgliederverzeichnis 263

Gmünder Mäggi, Dorfstrasse 10 Hörler Johann, Rothüsli John-Sutter Irene, Dorfstrasse 32 John-Sutter Roman, Dorfstrasse 32 Koster Walter, Hensle Rechsteiner Alois, Sonnmatt

2015 1982 2013 2013 1984 1984

Oberegg Aragai David, Frohburgweg 5 Bischofberger Emil, Vorderdorfstrasse 6a Bischofberger-Breu Ivo, Ackerweg 4 Bischofberger-Breu Margrith, Ackerweg 4 Breu Karl, Wiesstrasse 10 Breu-Oertle Arnold, Fahlstrasse 2 Breu-Oertle Ruth, Fahlstrasse 2 Bruderer Hans, Dorfstrasse 26b Bürki Martin, Ebenaustrasse 22 Bürki-Schärli Felix, Unterdorfstrasse 19 Eisenhut-Geiger Felix, Rank 727 Federer-Sutter Pius, Unterdorfstrasse 6 Gemeindeverwaltung Oberegg, Bezirkskassieramt Hospenthal Matthias, Unterdorfstrasse 23 Locher Kurt, Rutlenstrasse 17 Looser Melchior, Frohe Aussicht Manser Renate, Restaurant St. Anton Manser Thomas, Restaurant St. Anton Niedermayer-Schmid Franz, Dorfstrasse 2 Niedermayer-Schmid Patrizia, Dorfstrasse 2 Rechsteiner Rita, Schitterstrasse 6 Rechsteiner Rolf, Schitterstrasse 6 Rhiner Matthias, Rutlenstrasse 8A Schmid Jakob, Feldlistrasse 13

2015 1995 1989 1999 1998 2008 2008 1971 2011 2001 2004 2012 1984 2004 1965 1999 2014 2014 2001 2001 2003 2003 2012 1992

Schmid Moritz, Schwellmühle Schmid-Eugster Ruth, Wiesstrasse 26 Schmid-Sutter Carlo, Wiesstrasse 32 Sonderegger André, Vorderdorfstrasse 9 Sonderegger Erwin, St. Antonstrasse 9c Sonderegger-Eugster Hans, Sonnenstrasse 10 Sonderegger-Eugster Monika, Sonnenstrasse 10 Stark Josef, Unterdorfstrasse 2 Tobler Jürg, Wiesstrasse 23 Tobler Silvia, Wiesstrasse 23

1971 2001 1983 1971 1990 1982 1999 2003 2016 2016

Weissbad Baumberger Jeanette, Schwendetalstrasse 6 Baumberger Max, Schwendetalstrasse 6 Bernhardsgrütter Christina, Böhlisjockes 29 Bernhardsgrütter René, Böhlisjockes 29 Bischofberger AG, Biber-Spezialhaus Dörig-Räss Johann Baptist, Böhlisjockes Franke Rolf, Unterau 66 Franke Sylvia, Unterau 66 Fritsche Rony, Leugangenstrasse 8 Gamp Rudolf, Dorf 8b Hehli-Bischofberger Maria, Zidler 15 Hehli-Bischofberger Migg, Zidler 15 Hurni Marcel, Loosböhl Koller Hanspeter, Zidler 21 Kradolfer Martin, Sonnehüsli Mainberger Simon, Zidler 19 Mainberger Thomas, Zidler 19 Manser Sepp, Scheregg 28 Müller Stefan, Triebernstrasse 74 Schmid Josef, Triebernstrasse 16 Sutter Markus, Böhlisjockes 48

2001 2001 2005 2005 1972 1973 1984 2009 2014 2007 2012 2012 2000 2013 1987 2014 2011 2013 2015 2011 2014

264

Mitgliederverzeichnis

IN ANDEREN KANTONEN

Alder Andreas Pancalt 118A, 6540 Castaneda

1994

Baumgartner Esther Am Oeschbrig 37, 8053 Zürich

2016

Alder Hanspeter Gründenstrasse 65, 8247 Flurlingen

1987

Betschard Barbara Oberfeld 23, 6430 Schwyz

2015

Altherr Fredi Cunzstrasse 28, 9016 St. Gallen

2001

Biedermann Roger Hintergasse 19, 8213 Neunkirch

2009

Altherr Hans Bahnhof 1, 9465 Salez

1975

Birchler Christoph Rotachstrasse 11, 9000 St. Gallen

1992

Ammann Beda Untere Briggasse 26, 3902 Glis

2001

Bischofberger Bruno Langjoch, Toggwilerstrasse 177, 8706 Meilen

1970

appenzellbern Albert Koller, Galgenzelg 11, 3150 Schwarzenburg

1931

Bischofberger Kurt Brühlweg 4, 5432 Neuenhof

2001

Appenzeller Hans Zürcherstrasse 67, 8640 Rapperswil SG

1998

Bisig Alfred Hardungstrasse 10, 9011 St. Gallen

1987

Appenzellerverein Chur Frau Maegi Landolt-Hohl, Giacomettistrasse 115, 7000 Chur

1984

Blankenhorn Max Im Unterzelg 57, 8965 Berikon

2013

1944

Blum Iris Albisriederstrasse 114, 8003 Zürich

2003

Appenzellerverein Luzern Karl Fuster, Ruopigenring 37, 6015 Luzern

1984

Blumer Eliane Rue du Tunnel 5, 1005 Lausanne

2012

Appenzellerverein Toggenburg Regina Roth, Schmittlistrasse 11, 9642 Ebnat-Kappel

1981

Appenzellerverein Winterthur Jakob Altherr, Rebrainstrasse 19a, 8624 Grüt (Gossau ZH)

1984

Bosshard Hans Gerbereiweg 24, 3145 Niederscherli Bötschi Margrit Tschudistrasse 43, 9000 St. Gallen

2006

Appenzellerverein Zürichsee Käthi Dietsche, Mockenwiesstrasse 14, 8713 Uerikon

1984

Brauerei Schützengarten AG St. Jakob-Strasse 37, 9000 St. Gallen

1934

Baer Christian Vordergasse 61, 8200 Schaffhausen

2009

Breitenmoser-Keller Franz Gerhaldenstrasse 34, 9008 St. Gallen

1978

Bänziger Felix Burgstrasse 18, 9000 St. Gallen

2012

Breu Armin Iverturststrasse 2, 9472 Grabs

1992

Bänziger Jean Schönbüelstrasse 3, 9032 Engelburg

2013

Breu Raymund Im Roggenacker 11, 4102 Binningen

2013

Mitgliederverzeichnis 265

Broger Urban Eichgutstrasse 4, 8400 Winterthur

2004

Dörig Klaus Peter-und-Paul-Strasse 5, 9010 St. Gallen

1966

Brönnimann-Winzenried Fritz Muristrasse 23, 3123 Belp

1973

Dörler Anita Wildeggstrasse 40, 9000 St. Gallen

1981

Brown-Hohl Rosmarie Rue du Chapeau-Râblé 1, 2300 La Chaux-de-Fonds

2015

Eberle Beat Eberle Architektur GmbH, Schillerstrasse 9, 9000 St. Gallen

2000

Bruggisser-Böni Max Kirchlistrasse 32, 9010 St. Gallen

1997

Egli Christoph Berneckstrasse 26, 9435 Heerbrugg

2000

Bruggisser-Böni Myrthi Kirchlistrasse 32, 9010 St. Gallen

1997

Eichenberger Walter Haltenrebenstrasse 134, 8408 Winterthur

1955

Brunner Roland Schönaustrasse 35, 9000 St. Gallen

2004

Eisenhut Hanspeter Rebhaldenstrasse 18, 8596 Scherzingen

1980

Buff Christoph Chlini Schanz 31, 8260 Stein am Rhein

1962

Engeler Erwin Zum Sillerblick, 8053 Zürich

2011

Buff Elsbeth Dorfstrasse 11, 8803 Rüschlikon

1981

Engler Ueli Langmoosweg 4a, 9400 Rorschach

2003

Buff-Schweizer Heidi Obere Gähwiesstrasse 3, 9652 Neu St. Johann

1978

Ernst Hohl-Kulturstiftung Appen Bahnhofstrasse 43, 8001 Zürich

1956

Bühler Sina Villa Waldbüel, 9240 Uzwil

1972

Eugster Andreas Wartenbergstrasse 23, 4104 Oberwil BL

2003

Bürge-Gähwiler Peter Via ai Monti 85, 6600 Locarno

1978

Eugster Hansruedi Chörenmattstrasse 47, 8965 Berikon

1991

Cerny Wenzel Bodenacherring 56, 8303 Bassersdorf

1981

Eugster Reini Lilienweg 4, 5200 Brugg AG

1991

Conrad Bettina Zürichstrasse 61b, 8413 Neftenbach

2015

Eugster-Wieland Urs Wismetstrasse 6, 8872 Weesen

1984

Dobler Karl Sentier du Ministre 28, 2014 Bôle

1986

Expo Norm AG Schachenstrasse 7, 9016 St. Gallen

1989

Donati Rolf-Mario Hagenwiesenstrasse 15, 8108 Dällikon

1989

Fässler Benjamin Hofweg 16, 4512 Bellach

2009

Dörig Bernice Chemin des Côtes 32, 1297 Founex

1998

Fässler Katrin Sonnenrain 25, 3063 Ittigen

2011

Dörig Johann Chemin des Côtes 32, 1297 Founex

1998

Fässler Martin Hintergasse 10, 9620 Lichtensteig

1998

266

Mitgliederverzeichnis

Fischli Isabella Glärnischstrasse 8, 8118 Pfaffhausen

2007

Flory-Bischofberger Maria Tössriederenstrasse 23, 8193 Eglisau

Haas Elsa Gladbachstrasse 108, 8044 Zürich

1996

Hafner Thomas Aegetholzstrasse 28, 9443 Widnau

2006

Frehner Albert Poststrasse 54, 9478 Azmoos

1979

Hein Jürgen Buolterlistrasse 20, 6052 Hergiswil NW

2014

Frei Paul Hirzelweg 3, 5610 Wohlen AG

2002

Helg Felix Rebwiesenstrasse 14, 8406 Winterthur

1985

Frei Walter Metallstrasse 8, 9000 St. Gallen

2006

Helvetia Versicherungen Dufourstrasse 40, 9001 St. Gallen

1926

Frischknecht-Bichsel Fritz Halden, 9657 Unterwasser

1969

Hilb Rolf Sonnenstrasse 37a, 8280 Kreuzlingen

1987

Frischknecht-Bichsel Maja Halden, 9657 Unterwasser

2000

Hintsch Gustav Zieglerweg 32, 8240 Thayngen

1968

Gähler-Christen Maggie Via ai Monti 67B, 6600 Locarno

1998

Historisches Lexikon der Schweiz Hirschengraben 11, 3011 Bern

1994

Gähler-Christen Peter-Rolf Via ai Monti 67B, 6600 Locarno

2003

Höhener Max Scheideggstrasse 12, 6038 Gisikon

1970

Gantenbein René Egelsee 350, 9535 Wilen b. Wil

1987

Hohl Alfred Zilstrasse 8, 9016 St. Gallen

1999

Geiser Schefer Barbara Gerechtigkeitsgasse 71, 3011 Bern

2014

Hohl Andreas Kirchbodenstrasse 71b, 8800 Thalwil

1998

Genova Michael Glaserstrasse 3a, 9000 St. Gallen

2016

Hohl Heinz Schöneggweg 38, 6410 Goldau

1971

Giger Hans Bahnhofstrasse 29, 9320 Arbon

1982

Hohl Theodor Riedernrain 101, 3027 Bern

2003

Graf-Eisenhut Max Hauptstrasse 57, 9436 Balgach

1962

Hohmann-Preisig Doris Sonnsyterain 26, 6048 Horw

2011

Graf-Eisenhut Trudy Hauptstrasse 57, 9436 Balgach

2000

Hugentobler Otto Biserhofstrasse 10, 9011 St. Gallen

2001

Grob Daniel Poststrasse 69, 8462 Rheinau

2016

Imholz Claudine Hofstettweg 5, 8405 Winterthur

2015

Haag Rolf Alpsteinstrasse 4, 9240 Uzwil

1984

Imholz Hanspeter Hofstettweg 5, 8405 Winterthur

2015

Mitgliederverzeichnis 267

Isoz Emil Bruggwaldpark 35, 9008 St. Gallen

1978

Lämmler Walter Spiegelgasse 12, 8001 Zürich

1987

Kaiser Peter Domino 366, 9320 Frasnacht

2000

Langenauer Jakob Wilfried-Heusser-Strasse 96, 8632 Tann

2000

Langenegger Hans Sihlwaldstrasse 2, 8135 Langnau am Albis

1958

Kanton Luzern Denkmalpflege und Archäologie, Libellenrain 15, 6004 Luzern 1972

Lauffer Felix Am Schützenweiher 20, 8400 Winterthur

1983

Kast Walter Seehaldenstrasse 23b, 9404 Rorschacherberg

1981

Lechleitner Anna Bachstrasse 5, 9327 Tübach

1964

Kellenberger Otto Stockerenstrasse 24, 3065 Bolligen Kempf Rolf Begonienstrasse 12, 8472 Seuzach

1968

Locher Erich Prasserieweg 7, 7000 Chur

2004

Klauser-Nievergelt Heidi Forrenbergstrasse 32, 8472 Seuzach

1947

Locher Hansueli Büelhofstrasse 33, 8405 Winterthur

2013

Knöpfel Paul Sonnrain 5, 3110 Münsingen

1981

Locher-Kormann Brigitte Schoretshuebweg 15, 9015 St. Gallen

1993

Koller Josef Schwendistrasse 6, 9032 Engelburg

1956

Locher-Kormann Walter Schoretshuebweg 15, 9015 St. Gallen

1993

Koller-Hautle Albert Galgenzelg 11, 3150 Schwarzenburg

2001

Lötscher-Jakob Dorothea Terrassenweg 33, 3360 Herzogenbuchsee

2003

Kreienbühl Lukas Promenade 52, 7270 Davos Platz

1995

Lutz Max Seeheimstrasse 7, 9403 Goldach

2000

Kuhn-Vonmont Annemarie Salisstrasse 5, 9000 St. Gallen

1997

Lutz Myrtha Am Sternenplatz 536, 5325 Leibstadt

2013

Kuhn-Vonmont Heinrich Salisstrasse 5, 9000 St. Gallen

1980

Maeder Andreas Imbodenstrasse 28, 9016 St. Gallen

1997

Kunz Kurt Dietlistrasse 27, 9001 St. Gallen

2001

Manser Chläus Chemin de la Forêt 12, 1784 Courtepin

2002

Künzle Thomas Dufourstrasse 59, 9000 St. Gallen

2009

Meddeb-Bauer Barbara Austrasse 17, 4106 Therwil

1997

Kürsteiner Peter Alpsteinstrasse 28, 9240 Uzwil

1989

Meier-Abderhalden Ruth Weissenrainstrasse 55, 8707 Uetikon am See

1989

Lämmler Rahel Badenerstrasse 123a, 8004 Zürich

2009

Meier-Keller Oskar Weingartenstrasse 16, 8708 Männedorf

1978

268

Mitgliederverzeichnis

Menet-Hofmann Hedi Oberdorfstrasse 8, 9122 Mogelsberg

1984

Oberkircher Walter Frohsinnstrasse 2, 8374 Dussnang

1987

Menet-Hofmann Konrad Oberdorfstrasse 8, 9122 Mogelsberg

1996

Oehler Arthur Loosstrasse 17, 9435 Heerbrugg

1972

Messmer Roland Dorfstrasse 34, 8309 Nürensdorf

1964

Oertle-Roth Arnold Casa Fontana, 6838 Muggio

1986

Moser-Schluep Nelly Mülibach 6, 8595 Altnau

2001

Patria Genossenschaft Annette Lohmann, St. Alban-Anlage 26, 4052 Basel

1926

Moser-Schluep Raymond Mülibach 6, 8595 Altnau

2001 Pfändler-Schneiter Marianne Albertstrasse 2, 5432 Neuenhof

1996

Mösle Hansueli Scheitlinstrasse 6, 9000 St. Gallen

1986

Pinardi Lino Schachenstrasse 12, 9450 Lüchingen

2016

Müller Hans-Ulrich Pilatusstrasse 35, 5703 Seon

1992

Preisig Hermann Sandgrubenweg 40, 4105 Biel-Benken BL

1987

Müller Jürg Unterdorfstrasse 2, 9472 Grabs

1991

Räss Bernadette Kastenberg 5, 9312 Häggenschwil

2012

Müller-Zinsli Silvia Kistlerweg 7, 3006 Bern

2007

Räss Bruno Kastenberg 5, 9312 Häggenschwil

2011

Naef Hans-Peter Sittenweg 11, 8872 Weesen

1987

Raster Nellie Bächelackerstrasse 9, 8132 Hinteregg

2009

Neff Albert Grubenstrasse 24, 8404 Winterthur

2001

Raster Peter Bächelackerstrasse 9, 8132 Hinteregg

1998

Nef-Schönenberger Hans Schützenstrasse 5A, 9500 Wil SG

1969

Reich Regula Südstrasse 88, 8008 Zürich

2001

Niederer Roland Staanackerstrasse 21, 8234 Stetten SH

1994

Rhiner Oskar Seeweg 8, 8590 Romanshorn

1966

Nigg Silvia Kubelstrasse 437, 9014 St. Gallen

2011

Rickenbacher Thomas Bachstrasse 4, 9242 Oberuzwil

2012

Nobs Roger Lessingstrasse 43, 9008 St. Gallen

2014

Ringeisen Hein Susanne Buolterlistrasse 20, 6052 Hergiswil NW

2014

Nüesch Christian Brunnenwiesenstrasse 15, 8105 Regensdorf

1992

Ritter Remo Oberdorfstrasse 6, 9445 Rebstein

1996

Oberkircher Brigitte Frohsinnstrasse 2, 8374 Dussnang

1987

Rohner Kaspar Im Gässli 37, 8162 Steinmaur

1989

Mitgliederverzeichnis 269

Rotach Heinrich Bannstrasse 40b, 6312 Steinhausen

2008

Sonderegger Peter Vogelbuckstrasse 40, 8307 Effretikon

2011

Ruf Arthur Höhenweg 6, 9552 Bronschhofen

2005

Sonderer Franz Oberdorfstrasse 5, 8852 Altendorf

1987

Sauter-Schilling Max Wartensteinstrasse 21b, 9008 St. Gallen

1999

Sprecher Jürg Embajada de Suiza Espana, Calle Nunez de Balboa 35A, 28001 Madrid

2010

Schärer Nathalie Weinbergstrasse 71, 8408 Winterthur

2009 Steingruber Christian Route des Grandseys 67, 1564 Domdidier

2002

Schefer Andreas Gerechtigkeitsgasse 71, 3011 Bern

2014 Strebel Hanspeter Altenwegenstrasse 35, 9015 St. Gallen

1994

Scherrer Hanny Keltenstrasse 12, 8125 Zollikerberg

1983 Stricker-Enggist Hans Staatsstrasse 115B, 3626 Hünibach

1964

Schiess Menga Burg Rufi 20, 8762 Schwanden GL

2004 Tanner Albert Gryphenhübeliweg 3, 3006 Bern

1979

Schlagenauf Fritz Rainstrasse 45, 8706 Meilen

2015 Tanner Walter Im Gjuch 6, 8932 Mettmenstetten

1994

Schmid Moritz Kreuzbleichestrasse 16, 9000 St. Gallen

2010 Thalmann-Schiess Annelies Hofackerstrasse 5, 8372 Wiezikon b. Sirnach

1997

Schneider-Künzler Ursula Waldistrasse 36, 8134 Adliswil

1994 Tobler Bruno Langweg 13, 8370 Sirnach

1991

Schneiter Gustav Stallikonerstrasse 36, 8903 Birmensdorf ZH

1992 Tobler Edgar Fällandenstrasse 9, 8600 Dübendorf

1964

Signer Christian Elisabethenstrasse 41, 4051 Basel

1991 Tobler Theo Erdbühlstrasse 10, 8472 Seuzach

2009

Signer Gerold Oberdorfstrasse 15, 9642 Ebnat-Kappel

1984 Ueberschlag Doris Marktgasse 5, 9000 St. Gallen

2002

Signer Hans Georg Unterer Rheinweg 116, 4057 Basel

1982 Vogt Ueli Tannenstrasse 39, 9010 St. Gallen

2011

Signer Kurt Avenue Léopold-Robert 13, 2300 La Chaux-de-Fonds

2011 Vonwiller Hans-Martin Rossimattstrasse 8, 3074 Muri b. Bern

2011

Somm Markus Fuhrstrasse 39, 8820 Wädenswil

2014

Vuilleumier Paul Schwanenstrasse 22, 9200 Gossau SG

1999

Sonderegger Christian Nussbaumstrasse 50, 3006 Bern

1957

Wagner Eva Brandschenkestrasse 150, 8002 Zürich

2002

270

Mitgliederverzeichnis

Waldburger Hanspeter Alpenstrasse 30, 3066 Stettlen

1977

Zellweger-Tanner Stephanie Sevogelstrasse 69, 4052 Basel

2000

Walser Ulrich Länzweg 16, 8942 Oberrieden

2009

Zimmermann Anita Neumülistrasse 8, 9424 Rheineck

2005

Weigelt Kurt IHK St. Gallen-Appenzell, Gallusstrasse 16, 9001 St. Gallen

2014

Zobrist Hans Werner Packerweg 23, 4852 Rothrist

1970

1989

Zöllig-Lutz Gerda Hard 11, 8408 Winterthur

2001

Werder Elisabeth Seuzachersrtasse 68, 8400 Winterthur

1953

Zünd Marcel Imbodenstrasse 23, 9016 St. Gallen

2001

Werschler-Bänziger Margrit Grünaustrasse 16, 9016 St. Gallen

2014

Zürcher Urs Poststrasse 6, 9500 Wil SG

2014

Widmer Martin Guntibachstrasse 3, 8475 Ossingen

2008

Züst Kurt Untere Bühlenstrasse 115, 8708 Männedorf

1968

Widmer Thomas Langwattstrasse 37, 8125 Zollikerberg Widmer Ueli Niederwiesstrasse 11, 8832 Wollerau

1989

Wilhelm Ulrich Burgstrasse 17, 5012 Schönenwerd

1988

Willi Adolf Breiteackerstrasse 6, 8422 Pfungen

1986

IM AUSLAND

Zellweger Alfred Werkstrasse 6, 9434 Au SG

1973

Schoch Bruno Treburerstrasse 12 DE-64516 Moerfelden-Walldorf

2000

Mitgliederverzeichnis 271

Mitgliederbestand nach Gemeinden

Mitgliederbestand Ende August 2016 Bühler 35 Gais 45 Grub 24 Heiden 113 Herisau 261 Hundwil 20 Lutzenberg 10 Rehetobel 95 Reute 9 Schönengrund 19 Schwellbrunn 25 Speicher 81 Stein 24 Teufen 153 Trogen 79 Urnäsch 53 Wald 22 Waldstatt 42 Walzenhausen 46 Wienacht-Tobel 3 Wolfhalden 36

Appenzell Brülisau Gonten Haslen Oberegg Weissbad

Ehrenmitglieder 250 1 13 11 34 21

Andere Kantone 219 Ausland 1

Total

Ernennung

Fritz Frischknecht, Unterwasser Arthur Sturzenegger, Rehetobel Hans Künzle, Herisau Walter Koller, Haslen Hermann Müller, Urnäsch Ivo Bischofberger, Oberegg Hans Bischof, Grub Annette Joos-Baumberger, Herisau

1745

Bemerkung: Mitglieder, die seit zwei oder mehr Jahren ihren Beitrag nicht bezahlt haben, wurden aus dem Mitgliederverzeichnis gestrichen.

Adressänderungen im Mitgliederverzeichnis sind zu richten an: Max Frischknecht, Köhlerweg 1, 9410 Heiden, infoaggesellschaft.ch

1991 1996 1998 2000 2003 2007 2011 2011

272

Schriftenaustausch

Verzeichnis der mit der AGG im Schriftenaustausch stehenden Institutionen Tauschstelle: Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen

Appenzell Ausserrhoden: Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, Herisau Appenzell Innerrhoden: Innerrhodische Kantonsbibliothek, Appenzell Historischer Verein Appenzell Basel: Historische und Antiquarische Gesellschaft zu Basel (Universitätsbibliothek Basel) Bern: Schweizerische Nationalbibliothek Bodensee: Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung in St. Gallen Freiburg i. Br.: Universitätsbibliothek, Zeitschriftenakzession Fribourg: Deutscher Geschichtsforschender Verein des Kantons Freiburg (Kantonsbibliothek) Glarus: Historischer Verein des Kantons Glarus (Landesbibliothek Glarus) Graubünden: Historische Gesellschaft von Graubünden (Staatsarchiv Graubünden) Verein für Bündner Kulturforschung (VBK) Konstanz: Bibliothek der Universität Konstanz Lausanne: Société d’Histoire de la Suisse Romande (Bibliothèque Cantonale et Universitaire, Lausanne) Leipzig: Die Deutsche Bibliothek / Deutsche Bücherei Liechtenstein: Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein London: The British Museum, State Paper Room

Luzern: Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern Neuenburg: Bibliothèque Publique de la Ville de Neuchâtel St.Gallen: Historischer Verein des Kantons St.Gallen Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen Schaffhausen: Historischer Verein des Kantons Schaffhausen Stadtbibliothek Schaffhausen Schwyz: Historischer Verein des Kantons Schwyz (Kantonsbibliothek Schwyz) Solothurn: Historischer Verein des Kantons Solothurn Strasbourg: Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg Thurgau: Historischer Verein des Kantons Thurgau Thurgauische Kantonsbibliothek, Frauenfeld Vorarlberg: Vorarlberger Landesbibliothek Vorarlberger Landesarchiv Washington: The Library of Congress, Exchange and Gift Division, Washington D.C. Zug: Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Zug Staatsarchiv des Kantons Zug Zürich: Zentralbibliothek Zürich Antiquarische Gesellschaft in Zürich (Staatsarchiv Zürich) Nationalmuseum Zürich Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG)

4. Anhang

274

Appenzeller Publikationen 2014–16

Appenzeller Publikationen 2014–16 Heidi Eisenhut, Lino Pinardi und Hanspeter Spörri

Elektronische Appenzeller Bibliografie

Die in elektronischer Form verfügbare Appenzeller Bibliografie verzeichnet Schriften und audiovisuelle Medien, die das Appenzellerland bzw. die Kantone Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden betreffen; ebenso verzeichnet sie unselbständige Publikationen, Aufsätze in Sammelwerken, Beiträge in Zeitschriften, grössere Artikel in Zeitungen sowie Radio- und Fernsehmitschnitte. Kriterien zur Verzeichnung sind ein thematischer Bezug zum Appenzellerland, eine appenzellische Autorschaft oder eine Erarbeitung oder Veröffentlichung in den beiden Kantonen. Die gesamten Medienbestände der beiden appenzellischen Kantonsbibliotheken sind im Internet recherchierbar, für Innerrhoden unter bibliothek.ai.ch, für Ausserrhoden unter www.ar.ch/kantonsbibliothek > OnlineKatalog. Durch die Eingabe des Kürzels arb + Jahr (z.B. arb2015) in das Hauptsuchfeld des Online-Katalogs von Appenzell Ausserrhoden kann für jedes gewünschte Jahr eine elektronische Appenzeller Bibliografie als alphabetische Liste aufgerufen werden. Die innerrhodischen Medien werden weiterhin zusätzlich im Innerrhoder Geschichtsfreund angezeigt. Anzeige ausgewählter Publikationen

In den letzten Jahren hat die Jahrbuchredaktion zusammen mit den beiden Appenzeller Kantonsbibliotheken angefangen, ausgewählte Publikationen, die in jüngster Zeit zu Diskussionen angeregt haben oder thematisch besonders aktuell waren, zu porträtieren. Im Jahrbuch 2014 wurde der Fokus auf das Sammelgebiet von audiovisuellen Medien gerichtet. 2015 wurde erstmals eine Liste von Websites publiziert, die im Zusammenhang mit der Dokumentation unserer Region von Bedeutung sind und ebenfalls unter den Sammelauftrag der Gedächtnisinstitutionen fallen.

Im vorliegenden Jahrbuch erfolgt eine Rückkehr zum Medium «Buch». Es werden Werke porträtiert, die seit 2014 erschienen sind, sowie drei umfangreichere Publikationen, die im Herbst 2016 erscheinen, namentlich die Appenzeller Anthologie, herausgegeben im Auftrag der Ausserrhodischen Kulturstiftung, Appenzeller Welten von Mäddel Fuchs und Albert Tanner sowie Mächtig geheim von Iris Blum über eine zwischen verschiedenen Weltanschauungen irrlichternde Lebens- und Glaubensgemeinschaft, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Stein AR ihren Lebensmittelpunkt hatte. Die ausgewählten Werke lassen sich den Themenkreisen «Literatur, Eigenart, Kultur», «Sammlungen», «Persönlichkeiten», «Gebirge» und «Musik» zuordnen. Literatur, Eigenart, Kultur

«Die Appenzeller sind, demografisch betrachtet, eine Minderheit. Und doch ist das Appenzellerland in seinem Wesen, seiner Eigenart und Kultur ein Land von Welt. Der Horizont der Bewohnerinnen und Bewohner reicht weit über den Alpstein hinaus», schreibt der Verlag Hier und Jetzt von Baden in der Ankündigung des Buches Appenzeller Welten. 415,4 km2 im Universum Abb. 1. Ein Land von Welt, Bewohnerinnen und Bewohner mit Horizont … Hierzulande schmeicheln solche Zuschreibungen. Die Herausgeber Mäddel Fuchs, Gais, freier Fotograf, und Albert Tanner, Bern, Historiker und Spezialist für die Geschichte der Ostschweizer Textilindustrie, haben sich für ihre erstmalige Zusammenarbeit einiges vorgenommen. Ihr Buch heisst nicht Appenzeller Welt, sondern Appenzeller Welten. Der Plural hat es in sich, wie das Inhaltsverzeichnis zeigt: Die Menschen im Appenzellerland, denen der erste Teil des Buches gewidmet ist, waren tätig

Appenzeller Publikationen 2014–16 275

im Wirkungskreis von Pestalozzi, setzten sich ein für Schwächere, gelten als visionäre Lebensreformer, waren aussergewöhnliche Frauen oder unbezähmbar und randständig, Künstler zwischen Brauchtum und Innovation oder Pioniere, Gelehrte und Genies. 41 Männer und Frauen sind porträtiert – die meisten sind verstorben, die einzigen Lebenden sind Johann Hautle und Roman Signer. Vom Lyriker Werner Lutz ist kein Porträt, sondern ein Gedicht abgedruckt. Über die ehemalige Ausserrhoder Ratschreiberin Berta Flückiger-Brenner wurde bisher noch nie etwas publiziert. Der älteste Kopf, Kalendermacher John Tobler, ist im ausgehenden 17. Jahrhundert geboren. Die meisten Personen kamen zwischen 1850 und 1945 zur Welt. Die Auswahl der Menschen, deren Porträts von 14 Autorinnen und Autoren verfasst wurden, spiegelt den Blick der beiden Herausgeber auf das Appenzellerland mit seinen Eigenarten und Besonderheiten. Auch die Teile II und III des Buches schreiben diesen Ansatz – konsequenterweise – fort. Der umfangreiche Bildteil, knapp 200 von insgesamt 368 Seiten, besteht aus Schwarz-WeissFotografien von Mäddel Fuchs, die in den letzten 40 Jahren entstanden sind und Menschen und Geschichten jenseits von Gemeinplätzen zeigen. Was vorher im einen oder anderen Porträt als Text angedeutet war, wird durch die Linse des Fotografen aus anderer Perspektive ins Licht gerückt und erweitert. Was nachher, in Teil III, mit sieben Übersichtsdarstellungen zur Appenzeller Sprache, Religion, Literatur, Wirtschaft, Gesellschaft und Musik inkl. zwei CDs von sieben Autorinnen und Autoren zu lesen und hören ist, wird ebenfalls durch den Fotografen auf seine ganz eigenwillige Weise im Bild kommentiert und vertieft. 415,4 km2 im Universum ohne Anspruch auf Vollständigkeit, bunt wie der Schwarz-WeissFotograf (*1951) und der ihn ergänzende Historiker (*1950): ein Werk für jede Appenzeller Stube und «über den Alpstein hinaus». (he)

Der Ansatz, neben dem Bläss, einem Sennen oder der Streusiedlung und dem Säntis auch anderes zu zeigen, «Menschen und Geschichten jenseits von appenzellischen Gemeinplätzen», dieser Ansatz könnte als gemeinsamer Nenner der beiden Neuerscheinungen Appenzeller Welten. 415,4 km2 im Universum und «Ich wäre überall und nirgends». Appenzeller Anthologie. Literarische Texte seit 1900 Abb. 2 gelesen werden. Auch die Anthologie ist ein Werk für jede Appenzeller Stube – und hoffentlich weit darüber hinaus! Ihr Grundgedanke, den Blick für weniger bekannte, die tradierten Bilder unterlaufende Appenzeller Eigenheiten zu öffnen, ist, da sie mindestens bezüglich der versammelten Autorinnen und Autoren eine gewisse Vollständigkeit anstrebt, Ergebnis intensiver, unterhaltsamer und kontroverser Diskussionen einer sechsköpfigen Redaktion mit Rainer Stöckli und Peter Surber, beide im Auftrag der Ausserrhodischen Kulturstiftung am Werk, und mit Eva Bachmann, Heidi Eisenhut, Doris Ueberschlag und Peter Weber. Zwei literarisch überraschend vielstimmige Appenzeller Kantone von 1900 bis zur Gegenwart im Auge, versammelt das 600 Seiten starke Buch Texte und Wortbilder von knapp 200 Autorinnen und Autoren, deren Werke einen thematischen Bezug zum Appenzellerland aufweisen oder hierzulande erarbeitet worden sind. Auch ein Appenzeller Bürgerort reichte, um als Schriftstellerin oder Schriftsteller Aufnahme in die Anthologie zu finden; zu denken ist etwa an Ludwig Hohl, der nie im Appenzellerland lebte, oder an Robert Walser, dessen Werk vor seinen Herisauer Jahren entstanden war. Von beiden wird unten noch die Rede sein Abb. 3–5. Die in der Anthologie veröffentlichten Texte «erinnern Kindheiten und Sterbefälle, loben alpine und gesellschaftliche Weitsicht oder kritisieren die dörfliche Enge, schildern Arbeitsalltag, Beziehungen und Persönlichkeiten; sie schreiben von zuinnerst oder kommen von weit aussen, auf Durchreise, auf der Flucht, sie gehen weg, rebellieren, spintisieren. Sie spre-

276

Appenzeller Publikationen 2014–16

chen Schriftdeutsch und diverse Dialekte, erproben konventionelle und riskante Formen, treten in überraschende Dialoge über ein Jahrhundert hinweg». In zehn Kapiteln zeichnen die Texte «das Bild einer so selbstbewussten wie selbstkritischen Region, in der sich Traditionen halten und erneuern, in der sich aber, nicht weniger als in den Metropolen, die Verwerfungen und Modernisierungsschübe des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts nachlesen lassen». Die Appenzeller Anthologie mit literarischen Texten zwischen 1900 und heute bietet als erste ihrer Art einen umfassenden Blick auf das literarische Schaffen des Appenzellerlandes, das «am Rand der Schweiz liegt und mitten in der Welt ist und das neu zu entdecken sich lohnt», wie der hier mehrfach zitierte Klappentext verspricht. Dank Website www.literaturland.ch werden die Texte sukzessive auch fürs Internet aufbereitet und ab Mitte 2017 online verfügbar gemacht sowie parallel dazu mit Neuem ergänzt. (he) Ludwig Hohl (1904–1980) gilt als einer der wichtigsten Schweizer Autoren des 20. Jahrhunderts – und zugleich als einer der rätselhaftesten und schwerstzugänglichen. Rezipiert und gelesen wurde er vor allem von anderen Literaten, von Canetti bis Dürrenmatt. Hohl hat – sein Name verrät es – Ausserrhoder Wurzeln. Wichtiger als die im Zürcher Oberland ansässige, ursprünglich aus dem Appenzeller Vorderland stammende Familie seines Vaters war für ihn allerdings die Glarner Industriellenfamilie Zweifel, die Familie seiner Mutter. Ihr gehörte seit 1764 die Papierfabrik Netstal, und «mit dieser glarnerischen Verwandtschaft blieb Hohl sein Leben lang im Guten, vor allem aber im Bösen verstrickt», wie in der 2014 erschienenen Biographie Ludwig Hohl. Unterwegs zum Werk Abb. 3 von Anna Stüssi nachzulesen ist. Die Berner Literaturkritikerin – prozessorientierte Psychologin im Zweitberuf – legt eine Lebensbeschreibung der Jahre 1904 bis 1937 vor, über Hohls Kindheit in Netstal, seine Jugend im Pfarrhaus in Sirnach, seine Frauenbe-

ziehungen, seine Aufenthalte in Paris, Marseille, Zürich, Wien, Den Haag. Die Biographie wird dem besonderen Charakter Hohls gerecht, weil sich die Autorin dessen Warnung zu Herzen nimmt, nicht «Einzelteile voreilig zu einem Bild, einem Menschen- oder Weltbild zu fixieren»; weil sie sich an seinen Rat hält, «immer wieder die Distanz zu variieren, damit erneut die Unkenntlichkeit des ‹Zusammengesetzten› erscheinen kann, das die Möglichkeit anderer Bilder offenlässt.» Der junge Hohl wird einem in diesem Buch nähergebracht, ohne dass sich sein Bild verfestigt – und gleichwohl als einer, der gebunden ist durch «die Herkunft und ihre Leistungsmoral», den aber eine «gewaltige Sehnsucht ins Unbedingte» zieht, der hin- und hergerissen ist zwischen Masslosigkeit und Mass, zwischen Alltagsrealität und dem zeitlos Realen, der schon als Kind von der «Unendlichkeitsangst» heimgesucht wird. Hohl wird immer wieder «bedrängt von Eindrücken und anschwellenden Gedankenfluten, die zu ordnen fast nicht möglich ist. Ihm fehlt der Filter des Durchschnittsmenschen.» Anna Stüssis leicht lesbare, anrührende, teilweise fast poetische, aber hochkomplexe Biographie ist auch deshalb verdienstvoll, weil sie hilft, Hohls Texte, seine bedeutsamen Sätze «von den hereinbrechenden Rändern» zu lesen. Man unterliegt fortan nicht mehr dem Zwang, sie entschlüsseln zu wollen. «Hohls Denken scheint mir heute besonders aktuell», schreibt Stüssi, «weil es prozesshaft ist, die veränderlichen Bewusstseinszustände erforscht, die Vorgänge des Erkennens, Wachsens und Lernens, die Übergänge zwischen Schlafen und Wachen, Ahnen und Wissen, die Bereiche zwischen Nüchternheit und Rausch, Depression und Allgefühl. Er befreit die Dinge vom vermeintlichen Verstandensein.» (sri) Robert Walser (1978–1956), auch er einer der wichtigsten Schweizer Autoren des 20. Jahrhunderts, auch er einer «an den Rändern» – in vielerlei Hinsicht. «Während ‹all dieser Zeit›, die er hier unter uns zubringt, ist es ihm, zu sei-

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nem Vergnügen, nicht gelungen, sich unter der Herrenwelt Wertschätzungen zu erwerben», schreibt er 1925 in seinem Räuber-Roman, und er spricht dabei wohl von sich selbst. Zu seinem Vergnügen? «Robert Walser schlägt einem von Mal zu Mal die Instrumente kaputt, mit denen man ihn erklären will», wird Martin Walser im Vorwort des Robert Walser Handbuchs Abb. 4 zitiert. Auf 456 Seiten vermittelt dieses 2015 bei Metzler in Stuttgart erschienene Buch Grundlageninformationen zu Leben, Werk und Wirkung des Schriftstellers. Es reflektiert den aktuellen Wissensstand im Dialog mit den Erkenntnissen der Forschung. Hierfür garantieren der Auftraggeber, die Robert Walser-Stiftung Bern, genauso wie Wolfgang Groddeck oder Barbara von Reibnitz, die je in leitender Funktion an der Erarbeitung der Kritischen Robert Walser-Ausgabe (KWA) beteiligt sind und die zusammen mit dem Herausgeber Lucas Marco Gisi und anderen internationalen Fachpersonen das Handbuch konzipiert und die zahlreichen Artikel geschrieben haben. Unter den Kapiteln Leben, Kontexte, Werke, Themen, Wirkung und Anhang ermöglicht Themen am besten und in kompakter und anregender Form, den Eigenheiten Walsers und seines Werkes auf die Spur zu kommen. Vom Themenkomplex Ich, Maske, Autofiktion, über Inszenierungen der Sprache, Gattungen, Mikrographie, bis hin zu Natur, Grossstadt, Büro oder Wissen, Nicht-Wissen, Dummheit zur Ambivalenz spannt sich der Bogen und entmystifiziert das Phänomen Walser genauso wie es den Schriftsteller in seinen Widersprüchen und Paradoxien kenntlich macht. «Es ist nicht der geringste Gewinn einer Handbuch-Lektüre, wenn diese am Ende nicht nur gesicherte Forschungsergebnisse, sondern auch noch offene Fragen erkennen lässt», heisst es in einer Besprechung des Buches. (he)

Print- und elektronischer Ausgabe angelegt, gliedert sich die KWA in acht Abteilungen mit insgesamt ca. 48 Bänden. Ein monumentales Vorhaben in Zeiten, in denen es mehrjährige Editionsprojekte schwer haben! Als Verlage zeichnen Schwabe, Basel, und Stroemfeld, Frankfurt/M, gemeinsam. Die Konzeption der KWA entspringt dem Grundgedanken, Walsers Werk in der strukturierten Bewahrung des Textträgerprinzips und damit in der Weise seines Ersterscheinens zu dokumentieren. In den Abteilungen I–III werden sämtliche Buchpublikationen nach den Erstausgaben herausgegeben. Die publizistisch weit verstreute Kleine Prosa, die den Grossteil des veröffentlichten Werks bildet, wird nach den Publikationszusammenhängen der Erstdrucke in den verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen ediert. In den Abteilungen IV–VI werden sämtliche Handschriften in ihren originalen Niederschriftzusammenhängen faksimiliert und in Umschriften wiedergegeben. Der Editionsplan sieht wie folgt aus: Abt. I Buchpublikationen (12 Bde.): I.1 Fritz Kocher’s Aufsätze (1904) [erschienen]; I.2 Geschwister Tanner (1907) [erschienen]; I.3 Der Gehülfe (1908) [erschienen]; I.4 Jakob von Gunten (1909) [erschienen]; I.5 Aufsätze (1913); I.6 Geschichten (1914); I.7 Kleine Dichtungen (1914); I.8 Prosastücke (1917), Kleine Prosa (1917), Der Spaziergang (1917) [erschienen]; I.9 Poetenleben (1918) [erschienen]; I.10 Gedichte (1909/1919), Komödie (1919); I.11 Seeland (1919); I.12 Die Rose (1925) [in Vorbereitung]. – Abt. II Drucke in Zeitschriften (6 Bde.): II.1: Die Neue Rundschau; II.2: Die Rheinlande/ Deutsche Monatshefte, II.3: Die Schaubühne/ Die Weltbühne [erschienen]; II.4: Drucke in verschiedenen Zeitschriften 1 (Die Ähre – Der Morgen); II.5: Drucke in verschiedenen Zeitschriften 2 (Der Neue Merkur – Schweizerland); II.6: Drucke in verschiedenen ZeitschrifWährend das Handbuch den Zugang eröffnet, ten 3 (Simplicissimus – Die Zukunft). – Abt. III versammelt die Kritische Robert Walser-Aus- Drucke in Zeitungen (7 Bde.): III.1 Berliner Tagabe (KWA) Abb. 5 die Originaltexte in einer geblatt [erschienen]; III.2 Der Bund; III.3 Neue zeitgemässen Edition. Als Verbindung von Zürcher Zeitung [erschienen]; III.4 Prager

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Presse; III.5 Prager Tagblatt; III.6–7 Drucke in verschiedenen Zeitungen (Basler Nachrichten – Wiener Tag). – Abt. IV Werkmanuskripte (3 Bde.): IV.1 Geschwister Tanner [erschienen]; IV.2 Der Gehülfe [erschienen]; IV.3 Seeland. – Abt. V Manuskripte zu kleineren Formen (ca. 6 Bde.): V.1 Berner Manuskripte; V.2 Prager Manuskripte; V.3 Verstreute Bestände. – Abt. VI Mikrogramme (ca. 12 Bde.): VI.1–4 Mikrogramme 1924/25 [VI.1 erschienen]; VI.5–7 Mikrogramme 1926/27, VI.8–12 Mikrogramme 1927–33. – Abt. VII Briefe (ca. 4 Bde.). – Abt. VIII Wirkung (1 Bd.). – Die acht Abteilungen werden ergänzt durch Rezensionen und andere Texte über Robert Walser sowie ein Findbuch, das sämtliche Texte mit Referenzen ihrer Erst- und Nachdrucke, ihrer Manuskripte sowie ihrer Ab-

drucke in bisherigen Gesamtausgaben (u.a. bei Jochen Greven (Hrsg.): Robert Walser. Sämtliche Werke. 20 Bde. Zürich und Frankfurt/M: Suhrkamp, 1985f.) versieht. Von den geplanten 48 Bänden sind bis dato 12 Bände erschienen. Das 2008 begonnene Langzeitprojekt kommt erfreulich zügig voran und präsentiert Robert Walsers Werk in vorbildlicher Edition und Annotation. Der 2015 erschienene Band Drucke in der ‹Schaubühne› / ‹Weltbühne› enthält die elektronische Version in Form eines USB-Sticks. Künftig soll eine internetbasierte KWAe mit allen Faksimiles der edierten Texte inkl. Umschrift und ausgereifter Suchfunktion physische Datenträger ablösen. (http://kritische-walser-ausgabe.ch, he)

1

Fuchs, Mäddel, Albert Tanner (Hrsg.): Appenzeller Welten. 415,4 km2 im Universum. Baden: Hier und Jetzt Verlag, 2016.

2

Surber, Peter, Rainer Stöckli et al. (Hrsg.): «Ich wäre überall und nirgends». Appenzeller Anthologie. Literarische Texte seit 1900. Im Auftrag der Ausserrhodischen Kulturstiftung. Schwellbrunn: Appenzeller Verlag, 2016.

3

Stüssi, Anna: Ludwig Hohl. Unterwegs zum Werk. Eine Biographie der Jahre 1904 bis 1937. Göttingen: Wallstein Verlag, 2014.

4

Gisi, Lucas Marco (Hrsg.): Robert Walser Handbuch. Leben, Werk, Wirkung. Stuttgart: Metzler, 2015.

5

Groddeck, Wolfram et al. (Hrsg.): Robert Walser. Kritische Ausgabe sämtlicher Drucke und Manuskripte. Basel: Schwabe und Stroemfeld, 2008ff.

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Sammlungen

Mann am Spinnrad sitzt. Zahlreich sind auch biblische Motive, denen häufig die Kupferstiche der im 18. Jahrhundert beliebten pietistischen Bilderbibel von Johann Hübner als Vorlage dienten, oder Darstellungen der vier Jahreszeiten, Tageszeiten und Elemente, die einem auch in Stuckaturen oder Wandmalereien begegnen. Indem die Handwerker der ländlichen Gesellschaft die Vorlagen in ihre eigene Welt übertrugen, entwickelten sie eine eigenständige Ikonografie. So bietet das Buch nicht nur eine Motiv- und Stilgeschichte der ländlichen Malerei, sondern gleichzeitig auch eine «Was erzählen bemalte Möbel aus dem Appen- Sozialgeschichte. Ebenfalls zur Sprache komzellerland über ihre Auftraggeber, ihre Maler men die verwendeten Materialien und Bauweiund ihre Zeit?», fragte die Rezensentin von sen. In einem Katalog werden die Möbelmaler Ländliche Bilderfreude. Appenzeller Möbelma- mit Biografien und Werken aufgeführt. (he) lerei 1700–1860 Abb. 6 im St. Galler Tagblatt. «Eine ganze Menge», wissen wir, seit der Kul- Bebilderte Möbel – bebilderte Menschen … Im turwissenschaftler Marcel Zünd unter Mitar- unerwarteten Nacheinander der beiden Publibeit von Thomas Fuchs, Jost Kirchgraber, Mo- kationen über die Möbelmalerei und den ganznika Luzi-Brülisauer, Thomas Rähm und Achil- körpertätowierten Herbert Hoffmann (1919– les Weishaupt 2014 im Hier und Jetzt Verlag in 2010) kommen zwei Themenfelder zusammen, Baden den von TGG Hafen Senn Stieger, St.Gal- denen eines gemeinsam ist: die Bilderfreude. Der bekannte Tätowierer, der die letzten len, gestalteten, gut 300-seitigen Bildband veröffentlicht hat: als «Destillat» eines For- dreissig Jahre seines Lebens in Heiden verschungsprojekts, das von der Stiftung für ap- brachte, war auch passionierter Fotograf und penzellische Volkskunde 2008 in Auftrag gege- Sammler. Das 2015 im Limmat Verlag Zürich ben worden war. Über 700 Objekte hat der Au- erschienene Buch Herbert Hoffmann. Tätotor gesichtet und 350 davon dokumentiert. Mit wiert muss er sein Abb. 7 nimmt ein vom Täto148 ausgesuchten Einzelstücken und mehr als wierer zusammengestelltes Sammelalbum, ein 500 farbigen Abbildungen, die leider manch- Fundstück aus seinem Nachlass in der KBAR, mal etwas klein geraten sind, gibt das Buch ei- zum Ausgangspunkt für eine Entdeckungsreise nen Überblick über die Entwicklung der Ap- in eine andere Welt. Das Album enthält ausgepenzeller Möbelmalerei für den erwähnten schnittene Zeitungsartikel mit einem SchwerZeitraum. punkt in den frühen 1960er Jahren und Bilder Was erstaunt und Freude bereitet, ist der – von tätowierten Männern und Frauen, Tattoovielleicht unerwartete – Formen- und Bilder- Cartoons sowie Geschäftskarten von Tattooreichtum der Appenzeller Möbelmalerei. In ei- Studios. nem Zeitalter, das im Bild nicht überreich doDer authentischen Seitengestaltung Hoffkumentiert ist, erzählen die Malereien Alltags- manns folgend, ist ein Lese- und Bildband mit geschichten von Menschen und ihren Tätigkei- Beiträgen von neun Autorinnen und Autoren ten: Sie zeigen Handwerker bei der Arbeit, unterschiedlicher Herkunft und mit sehr speziHeimarbeiterinnen, das Leben im Haus, das fischen und originellen Verbindungen zum Musizieren, Spielen – und als eine Besonder- Thema entstanden – ein Zeitdokument, das heit Szenen einer «verkehrten Welt», u. a. mit auch von Seiten der Gestaltung eine eigenwileiner Frau mit Landsgemeindesäbel, deren lige Umsetzung und Aktivierung erfuhr: Wie Jedes Jahr ein Buch über eine Sammlung – das könnte schon fast zu einer Tradition werden: 2014 über die Appenzeller Möbelmalerei in Museen und bei Privaten, 2015 über ein besonderes Fundstück aus dem Nachlass des Tätowierers Herbert Hoffmann in der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden (KBAR) und 2016 über die sogenannte Collectio Magica et Occulta, das Archiv der Psychosophischen Gesellschaft der Schweiz mit Sitz in Stein AR, das sich ebenfalls in der KBAR befindet.

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Tinte in die Haut hat sich die Druckerschwärze ins Papier eingeschrieben. Das Buch steht nicht nur für Herbert Hoffmanns Leidenschaft; es ist auch ein Stück Sammlergeschichte, das Einblick gewährt in eine Zeit, in der illustrierte Zeitungen und Zeitschriften genauso wie Comics und Fernsehsendungen Konsumgut der breiten Massen werden. (he)

Orientis», anerkannt zu werden. Der Gründer der PG baute mit seinen Frauen in Stein die Lebens- und Glaubensgemeinschaft «Abtei Thelema» auf. Hier wurden eine Wetterstation und ein alchemistisches Labor betrieben, gnostisch-katholische Messen zelebriert, Vorträge und Symposien organisiert, ein Restaurant geführt sowie ein umfassendes Archiv und eine Bibliothek mit gegen 12 000 Bänden aufgebaut. Auch die dritte hier besprochene Publikation Basierend auf der «Religion» Thelema des engüber eine Sammlung ist im Limmat Verlag in lischen Okkultisten Aleister Crowley arbeiteten Zürich erschienen: Unter dem Titel Mächtig ge- die zwischenzeitlich breit vernetzten PG-Mitheim Abb. 8 bietet Iris Blum, Historikerin und glieder an sich selbst und an Erkenntnis- und Archivarin, Einblicke in die Psychosophische Erlösungsfragen (vgl. AJb 138 (2011), S. 71–81). Das Auseinanderklaffen von Anspruch und Gesellschaft (PG) der Schweiz, die bis 2009 in Stein AR existierte. Zwischen 2010 und 2012 er- Wirklichkeit prägte das Zusammenleben innerschloss die Autorin im Auftrag der KBAR das halb der Gemeinschaft. Der Alltag mit einem narzisstischen Oberhaupt bereitete Mühe und Archiv dieser Gesellschaft. Die 1945 in Zürich gegründete und bald in Arbeit. Gerüchte und Verleumdungen kursierder Schedlern in Stein sesshaft gewordene eso- ten, Eifersucht und Machtgebaren verdrängten terische Gruppierung befasste sich mit antiken Ideale. Das Buch enthält Kurzbiografien und Texte Weisheitslehren und setzte sich dafür ein, als Erbin verschiedener Geheimorden, darunter zu Phänomenen rund um die Psychosophische des Illuminatenordens und des «Ordo Templi Gesellschaft. (Verlagsvorschau, he)

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Zünd, Marcel: Ländliche Bilderfreude. Appenzeller Möbelmalerei 1700–1860. Mit Beiträgen von Thomas Fuchs et al. Hrsg. von der Stiftung für appenzellische Volkskunde. Baden: Hier und Jetzt Verlag, 2014.

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Eisenhut, Heidi, Mirjam Fischer und Altas Studio (Hrsg.): Herbert Hoffmann. Tätowiert muss er sein. Zürich: Limmat Verlag, 2015.

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Blum, Iris: Mächtig geheim. Einblicke in die Psychosophische Gesellschaft 1945–2009. Zürich: Limmat Verlag, 2016.

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Koller, Arnold: Aus der Werkstatt eines Bundesrates. Bern: Stämpfli, 2014.

10 Turrel, Marc (Hrsg.): Carnet des Andes 1938– 1958. Frédéric et Dorly Marmillod: Genève: Slatkine, 2015. – Deutsche Ausgabe: Ders. (Hrsg.): Tagebuch der Anden 1938–1958. Frédéric und Dorly Marmillod. Übersetzt von Verena Tunger. Zürich: AS Verlag, 2016.

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11 Müller, Verena E.: Liebe und Vernunft. Lina und Eugen Huber. Porträt einer Ehe. Baden: Hier und Jetzt Verlag, 2016.

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Persönlichkeiten

Und jedes Jahr ein bemerkenswertes Buch von oder zu Persönlichkeiten, die mit dem Appenzellerland verbunden sind? Auch in diesem Feld lässt sich für die jüngsten drei Jahre eine Art Regel aufstellen: Arnold Koller schrieb über die Freuden und Leiden, die politischen Einsichten und Schlussfolgerungen und über das tägliche Handwerk seiner Zeit als Bundesrat. Die Herisauer Bürgerin Dorly Marmillod-Eisenhut, 1914 geboren und bis 1923 in Trogen wohnhaft, wurde als Bergsteigerpionierin entdeckt und porträtiert, und über Eugen und Lina Huber, die zwischen 1877 und 1881 ebenfalls in Trogen lebten, erschien ein Buch, das Zeugnis ablegt von einer erstaunlichen Liebesgeschichte zwischen einer Kellnerin und dem berühmten Hochschulprofessor und Vater des Schweizerischen Zivilgesetzbuches. Für politisch und zeitgeschichtlich Interessierte ist das 2014 erschienene Buch von Arnold Koller – Aus der Werkstatt eines Bundesrates Abb. 9 – eine kurzweilige Lektüre. Es ist mit leichter Hand geschrieben, basiert auf Erinnerungen, Zeitungstexten und sporadischen Notizen. (Amts-)Geheimnisse verrät es nicht, aber es behandelt aus der Sicht des unmittelbar verantwortlichen Regierungsmitglieds teilweise dramatische Geschehnisse und emotionale Konflikte, die bis heute aktuell sind. Die Kapitelüberschriften und Untertitel machen es fast zu einer Art Nachschlagewerk zur jüngsten Schweizer Geschichte: Rücktritt von Bundesrätin Elisabeth Kopp, Geldwäscherei, Bodenspekulation, Fichenaffäre, Schlacht um den EWR, Flüchtlingspolitik, Gleichstellung von Frau und Mann, Fortpflanzungsmedizingesetz, Totalrevision der Bundesverfassung. Arnold Koller, CVP Appenzell Innerrhoden, 1971 in den Nationalrat gewählt, von Ende 1986 bis 1999 Bundesrat, gestaltete die Politik in einer Zeit des Wertewandels. Deutlich sichtbar wird in den freimütigen Aufzeichnungen seine eigene Werthaltung: Er stemmte sich als Vorsteher des Justiz- und Polizeidepartements nicht gegen Veränderungen, sondern ver-

suchte, diesen einen rechtlichen und ethischen Rahmen zu geben. Der Tendenz zu Polarisierung und Ideologisierung hielt er seine Nüchternheit entgegen. «Wer sich mit dem Zeitgeist vermählt, wird bald Witwer», zitiert er Søren Kierkegaard. Der verbreiteten Kritik an der «Gesetzesflut» begegnet er mit der Feststellung, dass er auch aus zeitlicher Distanz Mühe habe, «Gesetze zu erkennen, auf die das Land ohne Nachteil hätte verzichten können». Recht und Rechtsstaat seien ihm eine grosse, unentbehrliche Hilfe gewesen, notiert er im Kapitel über den Rücktritt von Elisabeth Kopp und seinen dadurch nötig gewordenen fliegenden Wechsel vom Militär- ins Justiz- und Polizeidepartement: «Der Fall Kopp», der ihn an eine griechische Tragödie erinnert, habe «gezeigt, wie unentbehrlich und hilfreich der Rechtsstaat und seine Verfahrensregeln gerade in Krisensituationen sind.» Die darauf folgende Fichenaffäre sei auch für ihn persönlich «der grösste Härtetest in meinen zwölf Jahren im Bundesrat» gewesen. «Ein eisiger Wind der Entrüstung» habe ihm ins Gesicht geblasen; er sei lange «zwischen Hammer und Amboss» gestanden. Für die Empörung der Bürger habe er Verständnis gehabt. Auf der anderen Seite sei es seine Pflicht und Überzeugung gewesen, «dass der notwendige Staatsschutz nicht als solcher auf Jahre hinaus gelähmt werden durfte.» Die EWR-Niederlage (1992), schreibt Arnold Koller, sei während seiner ganzen Bundesratszeit am schwersten zu verdauen gewesen: «Das ganze Land war entzweit und geschockt». Die Ablehnung habe unserem Land offensichtlich geschadet und zu einer verbreiteten Malaise geführt, die über Jahre dauerte. Schuld daran, so vermutet er, sei unter anderem das fatale Beitrittsgesuch zur EG (heute EU) gewesen, das der Bundesrat kurz zuvor beschlossen habe und gegen das er zusammen mit den Bundesräten Stich und Villiger vergebens votiert habe. Das Volk sei damals überhaupt nicht auf eine Beitrittsdiskussion vorbereitet gewesen. «Es fehlte eine sorgfältige und objektive Analyse der wirtschaftlichen Vor- und Nachteile eines Beitritts und seiner Auswirkungen auf unser

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politisches System, geschweige denn eine eingehende öffentliche Diskussion darüber.» Gleichwohl trat Koller engagiert für den EWR ein, im intensivsten, emotionalsten und eindrücklichsten Abstimmungskampf, den er im Bundesrat erlebt habe. Nach einer Fernsehsendung aus Schwyz habe er sich «wie ein Boxer gefühlt, der kassiert, aber auch ausgeteilt hat», verriet er damals seiner Frau. Zwischen Hammer und Amboss bewegte sich Koller auch in der Asylpolitik. Kritik von linken und kirchlichen Kreisen erntete er im Fall der abgewiesenen «Kurden von Obwalden». Mit aller Kraft stemmte er sich aber gegen die Asylinitiative der SVP. Noch am Abstimmungssonntag, am 1. Dezember 1996, ging ihm durch den Kopf: «Wenn du jetzt verlierst, musst du morgen als Bundesrat zurücktreten. Denn dann hätte ich eine Asylpolitik betreiben müssen, die mir innerlich zuwider gewesen wäre und zu der ich eigentlich nicht hätte stehen können.» Die klare Ablehnung des Volksbegehrens mit 53,7 Prozent Nein-Stimmen erlaubte ihm bis zum Rücktritt aus dem Bundesrat «eine Flüchtlingspolitik zu betreiben, die ich vor meinem eigenen Gewissen verantworten konnte und die, wie ich hoffen darf, auch vor dem Urteil der Geschichte bestehen wird.» (sri) Im Juni 1938, als in Europa die Zeichen auf Krieg standen, überquerten Frédéric Marmillod und seine Frau Dorly Eisenhut den Atlantik Richtung Argentinien und Chile. Frédéric Marmillod, Chemie-Ingenieur beim Pharmaunternehmen Sandoz und unterwegs auf Geschäftsreisen in Südamerika, begann mit der Zustimmung von Sandoz Expeditionen zu den höchsten Gipfeln der Cordillera zu unternehmen – ohne Bergführer und ohne moderne Expeditionslogistik. Dorly, eine erfahrene und starke Bergsteigerin, begleitete ihn auf seinen Touren und bestieg oft als erste Frau die Gipfel der Anden: den Pico Bolívar in Venezuela, den Pico Cristóbal Colón in Kolumbien, den Cerro Santa Cruz in Peru, den Aconcagua in Argentinien, den Nevado Juncal und den Cerro Alto de los Leones in Chile.

Dorly Marmillod-Eisenhut wurde zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Frauenbergsteigens der 1940er und 1950er Jahre. Nur war das bisher kaum bekannt. Die gemeinsamen Expeditionen des Ehepaars bestechen nicht nur durch die sportlichen Leistungen. Vielmehr ist es auch der Stil und die Eleganz der beiden sowie ihre Unabhängigkeit, die in so deutlichem Gegensatz zum «Kampfgeist» stand, der die Alpenvereine jener Jahre prägte. Es war vor allem Dorly, die ihre Expeditions-Erlebnisse und -Anekdoten in ihren Reisetagebüchern festhielt. Diese Tagebücher erzählen von den grossen Anforderungen und Anstrengungen, und sie bringen die Gefühle einer Frau zum Ausdruck, die auf den schönsten Routen die Gipfel der Anden bestieg. Das Tagebuch der Anden (Carnet des Andes) Abb. 10, 2015 bei Slatkine in Genf auf Französisch veröffentlicht, erscheint Ende 2016 im AVVerlag in Zürich in einer deutschen Version, übersetzt von Verena Tunger, einer ehemaligen Trognerin. Der Autor Marc Turrel, der 1992 in Chile die Zeitschrift Andes Magazine gegründet hatte, entdeckte vor einigen Jahren bei Töchtern des Ehepaars Marmillod-Eisenhut in der Westschweiz das Fotoarchiv, die Korrespondenz und die Tagebücher der beiden und entwickelte daraus sein Buchprojekt. Für die Appenzeller Geschichte ist vor allem Dorly Eisenhut, Tochter von Bezirksgerichtsschreiber Hans Eisenhut und Ida Reber, von Bedeutung. Die 1914 geborene Appenzellerin lebte bis zu ihrem 9. Lebensjahr am Landsgemeindeplatz 5 in Trogen. Nach dem tragischen Tod des Vaters bei einem Badeunfall erfolgte ein Umzug in die Westschweiz. (Verlagsvorschau, he) Linas unerwarteter Tod 1910 stürzte Eugen Huber in eine Sinnkrise. Über sieben Jahre schrieb der Verfasser des Schweizerischen Zivilgesetzbuchs seiner verstorbenen Frau täglich einen Brief. Er berichtete, was er erlebte und was ihn bewegte. Diese persönlichen Dokumente, ergänzt durch Tagebuchauszüge und Briefe der Zeit ihrer gemeinsamen Ehe, eröffnen eine ein-

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malige Sicht auf den bürgerlichen Alltag um die Jahrhundertwende und auf ein höchst ungewöhnliches Paar. Das biografische Porträt Liebe und Vernunft. Lina und Eugen Huber Abb. 11, 2016 im Hier und Jetzt Verlag in Baden erschienen, zeichnet eine symbiotische Verbindung auf Augenhöhe – zwischen einem der bekanntesten Schweizer Juristen und der ehemaligen Kellnerin Lina Weissert. Die «symbiotische Verbindung auf Augenhöhe», die auch für das Ehepaar MarmillodEisenhut zu beobachten ist, steht somit auch im Zentrum des hier besprochenen Buches. Im Laufe der Jahre wurde Lina Eugen Hubers enge Mitarbeiterin. Sie war massgeblich an seinen Hauptwerken beteiligt und trug den prominenten Juristen und Nationalrat durch manche Phase der Depression und Selbstzweifel. Persönliche Dokumente, die Geschichte schreiben – oder mit den Worten des Winterthurer Landboten: «Das Porträt einer Ehe und das Zeitbild einer Epoche»: die Autorin Verena E. Müller lässt in Liebe und Vernunft die Quellen sprechen und dadurch den Originalton der Protagonisten im Umgang miteinander besonders authentisch nachempfinden. «Es ist atemberaubend, mitzuverfolgen, wie sich die Beziehung der beiden von Lebensabschnitt zu Lebensabschnitt, von Wohnort zu Wohnort und den entsprechenden beruflichen Anforderungen: Genf, Zürich, Basel, Halle, Bern, entwickelte», schreibt eine Rezensentin zu diesem Buch. In Trogen arbeitete Eugen Huber zwischen 1877 und 1881 als Verhörrichter. In der Rückschau auf seine Appenzeller Jahre hielt er fest: «Es ist ein so grosser Abstand von Trogen. Aber gleichwohl steht uns fort und fort der Aufenthalt in dort in liebster Erinnerung.» Trogner Freundschaften begleiteten Huber sein ganzes Leben lang. (Verlagsvorschau, he)

Gebirge

Ziemlich genau 80 Jahre nach der Einweihung der Luftseilbahn Schwägalp-Säntis erschienen im Jahre 2015 zwei Bücher, die den «König der Ostschweiz» auf unterschiedliche Art und Weise thematisieren. Zusätzlich wird die überarbeitete und erweiterte Neuauflage des Standardwerks Der Alpstein (2000/2014) vorgestellt. Adi Kälin lädt mit seinem reich bebilderten, grossformatigen Werk Säntis. Berg mit bewegter Geschichte Abb. 12 auf 255 Seiten dazu ein, die eindrückliche Erhebung bequem und in aller Ruhe zu erkunden. Der NZZ-Redaktor begibt sich in zwölf abwechslungsreichen Kapiteln auf die Spuren früherer Bergsteiger, stellt die Bergwirte der Familie Dörig vor, berichtet über Naturforscher und Alpinisten, schildert die Ermordung des Wetterwartes und seiner Frau im Jahre 1922, erzählt über den Bau der Schwebebahn, zeichnet die Entwicklung «der Stadt auf dem Berg» nach und rundet den Band mit einem Kapitel über das Wandern im Säntisgebiet ab. Dem gelungenen Werk über den höchsten Berg des Alpsteins steuerte der freischaffende Fotograf Alessandro Della Bella drei farbenprächtige Abschnitte mit fotografischen Leckerbissen bei. (lp) Sandra Papachristos Rickenbach und Roland Gerth widmen sich in ihren Buch Wandern rund um den Säntis Abb. 13 den Wander-Highlights der Ostschweiz. Die Autoren beschreiben das Wanderparadies zwischen Bodensee und Walensee, «das spektakuläre Gipfel, karge Felsen, gemütliche Alpbeizli, tiefblaue Seen und kulturell interessante Dörfer und Städte vereint». Der prächtig illustrierte Wanderführer erschliesst in 30 Touren die vielfältige Ostschweizer Landschaft. Ob einfache Wanderung oder anspruchsvolle Bergtour, alle Routen sind genau beschrieben und mit Zeitangaben, Informationen zur Anreise, Einkehrmöglichkeiten sowie Übersichtskarten versehen. Weiterführende Texte, die über den Wegrand hinausblicken, und sechs Kurzporträts von Menschen, die in der Region verankert sind, runden den attraktiven Band ab. (lp)

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Die erste Auflage erschien im Jahr 2000: Der Alpstein – Natur und Kultur im Säntisgebiet ist das Standardwerk zum «schönsten Gebirge der Schweiz». Jetzt ist es in neuer Gestaltung, exzellent illustriert, mit erneuerten und ergänzten Texten erschienen Abb. 14. Ein nützliches Buch. Es ermöglicht den Einstieg in alle für Alpsteininteressierte relevanten natur- und geisteswissenschaftlichen Forschungs- und Wissensgebiete. Es ist Lesebuch, Nachschlagewerk und Bilderbuch in einem. Deshalb ist es auch ein Band, der nicht einfach im Büchergestell verschwindet, sondern den man für Gäste bereithält und mit dem man sich vor oder nach Wanderungen kundig macht. Ermöglicht wurde dieses Werk durch die Mitarbeit ausgewiesener Fachleute: Herausgeber Hans Büchler war früher Gymnasiallehrer für Geschichte und publizierte als langjähriger Leiter des Toggenburger Museums in Lichtensteig zu historischen, volkskundlichen und alpinen Themen. Ihm zur Seite standen: der Zoologe Toni Bürgin, Direktor des Naturmuseums St. Gallen; der Publizist Hans Eugster, Kenner der Alpwirtschaft; der Informatiker und Höhlenforscher Martin Fischer; der frü-

here Ausserrhoder Landammann Hans Höhener, langjähriger Verwaltungsratspräsident der Säntis Schwebebahn AG; der Volkskundler und Musiker Hans Hürlemann; der Innerrhoder Landammann und Volkskundler Roland Inauen; die Geografin und Raumplanerin Esther Johnson-Müller; der Geograf und Glazialgeologe Oskar Keller; der Tierarzt und Mineraliensammler Peter Kürsteiner; der Musiker, Orgelbauer und Alpinist Markus Meier; der Naturwissenschaftler Robert Meier; der ehemalige Kantonsbibliothekar und Prorektor der Kantonsschule Trogen Johannes Matthias Schläpfer-Wochner; der Titularprofessor für Geschichte des Mittelalters an der Universität Zürich und Leiter des Stadtarchivs St. Gallen, Stefan Sonderegger; und der frühere Biologielehrer und Prorektor der Kantonsschule Trogen, Rudolf Widmer. Sie alle breiteten ihr Wissen aus – nicht in belehrendem Tonfall, sondern mit ansteckender Begeisterung für ihr Fachgebiet. Das Werk gibt einen Eindruck von dem, was man über den Alpstein alles wissen könnte – weit mehr, als man sich als Durchschnittswanderer zu träumen wagt. (sri)

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12 Kälin, Adi: Säntis. Berg mit bewegter Geschichte. Bilder von Alessandro Della Bella. Baden: Hier und Jetzt Verlag, 2015. 13 Papachristos Rickenbach, Sandra, Roland Gerth: Wandern rund um den Säntis. Die schönsten Wanderungen zwischen Bodensee und Sarganserland, Rheintal und Thurgau. Aarau: AT Verlag, 2015. 14 Büchler, Hans et al. (Hrsg.): Der Alpstein. Natur und Kultur im Säntisgebiet. Überarbeitete und ergänzte Auflage. Herisau: Appenzeller Verlag, 2014. 15 Schmid-Gugler, Brigitte: Die Fuchsens. Eine Zeit- und Familiengeschichte um den Musiker Johannes Fuchs. Schwellbrunn: Appenzeller Verlag, 2016. 16 Manser, Joe: Innerrhoder Tanzmusik. Tanzmusikanten, Tanzlust, Tanzverbote. Hundert Jahre Appenzell Innerrhoder Tanzmusikantenverband 1916–2016. Appenzell: Druckerei Appenzeller Volksfreund, 2016 (Innerrhoder Schriften 17).

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Musik

Gleich zwei Monografien mit musikalischem Ende Mai 2016 präsentierte Joe Manser, der Thema und Innerrhoder Bezug sind in der ers- ehemalige Geschäftsführer des Zentrums für ten Hälfte des Jahres 2016 erschienen. Appenzellische Volksmusik (heute ROOTHUUS GONTEN, Zentrum für Appenzeller und TogIm März veröffentlichte die Journalistin Brigitte genburger Volksmusik), das 300 Seiten umfasSchmid-Gugler Die Fuchsens. Eine Zeit- und sende Werk mit dem Titel Innerrhoder TanzFamiliengeschichte um den Musiker Johannes musik. Tanzmusikanten, Tanzlust, Tanzverbote. Fuchs Abb. 15. Zwar handelt es sich laut Ein- Hundert Jahre Appenzell Innerrhoder Tanzmuband nicht um eine Künstlerbiographie, aber sikantenverband 1916–2016 Abb. 16. Der 17. der 1903 in Schwende geborene und 1945 zum Band der «Innerrhoder Schriften» ist nicht nur Domkapellmeister in St. Gallen gewählte Musi- eine Festschrift, sondern laut Roland Inauen ker steht dennoch im Zentrum: «Mit seiner auch ein Standardwerk. Nebst dem Blick auf Hingabe an das musikalische Schaffen, seinem die in der Vergangenheit immer wieder ausgeNarzissmus und der uneingeschränkten Liebe sprochenen Tanzverbote und die Geschichte zu seinen Kindern.» Die Autorin schildert nicht der Tanzmusik vor der Verbandsgründung, renur die finanziellen und gesellschaftlichen konstruiert der Autor lückenlos die Chronik Schwierigkeiten, in denen sich der bis 1978 im des Innerrhoder Tanzmusikverbandes bis in Amt wirkende und 1999 verstorbene Johannes die Gegenwart. Mit der Auflistung der aktuelFuchs befand, sondern auch seine Erfolge und len Formationen und der Mitglieder seit 1916 die freudigen Ereignisse. Dabei verarbeitet sie rundet Joe Manser sein äusserst reichhaltiges gekonnt eine grosse Materialfülle und lässt die und sehr gut lesbares Buch ab. (lp) Kinder, einen Enkel sowie einen engen Vertrauten von Johannes Fuchs zu Wort kommen. (lp)

Bildnachweis 291

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Appenzeller Zeitung, 24.04.1931 S. 56 (oben); 24.04.1936 S. 56 (unten) Archiv für Zeitgeschichte, ETH Zürich S. 22 (Photo Hausamann, Heiden), 23, 24 (unten), 26 (unten), 46 Der Demokrat, 21.03.1936 S. 48 Der Sperber, 2/1936 S. 89 (rechts) Fotostiftung Schweiz, Winterthur S. 34 (Hans Peter Klauser, Fotograf ) Gottfried Keller-Stiftung, Bern S. 25 (Paul Senn, Fotograf ) Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen S. 33, 36 (Nachlass Otto Schmid), 37, 38 (Nachlass Otto Schmid), 39 (Edition Guggenheim, Zürich), 40 (Walter Frischknecht, Fotograf ), 41 (Foto Gross, St. Gallen), 55, 88, 89 (links) Meier Werner, Kunstschaffender, Gymnasiallehrer Bildnerisches Gestalten, Trogen Umschlag Nebelspalter, 28/1933 S. 70; 39/1933 S. 71; 42/1933 S. 57 (unten); 32/1934 S. 58 (oben); 35/1934 S. 58 (unten); 36/1934 S. 59 (oben); 53/1937 S. 72*; 8/1938 S. 73; 10/1938 S. 74; Historische Sondernummer Österreich 14/1938 S. 75, 76; 15/1938 S. 77; 23/1938 S. 78*; 36/1938 S. 79; 32/1940 S. 80*; 33/1941 S. 59 (unten); 48/1942 S. 81*; 25/1943 S. 60*, 61 (links); 26/1943 S. 61 (rechts)*; 47/1953 S. 57 (oben) Popular Science, April 1939 S. 35 Privatbesitz René Sonderegger, Wolfhalden S. 24 (oben), 26 (oben links und rechts) Sammlung Hans Widmer, St. Gallen S. 60, 61 (rechts), 70**, 72, 73**, 76**, 78, 80, 81 Säntis, 31.05.1929 S. 47 * Nachweis der «Nebelspalter»-Ausgaben, in denen die im Jahrbuch abgedruckten Originalblätter aus der Sammlung Hans Widmer, St.Gallen, erschienen sind. ** Verweis auf die Existenz von Originalblättern zu den im Jahrbuch abgedruckten «Nebelspalter»Karikaturen in der Sammlung Hans Widmer, St.Gallen. Bildauswahl und Legenden: Christof Wamister (S. 22, 23, 24 (unten), 26 (unten), 34, 46) und Heidi Eisenhut (alle anderen Abbildungen)

Autorin, Autoren und Chronisten 293

Autorin und Autoren, Chronisten sowie Redaktion des Jahrbuchs

René Bieri (1943), Herisau Redaktor bei der Appenzeller Zeitung, Herisau, bis April 2007 E-Mail: [email protected]

Martin Hüsler (1943), Speicher Redaktor der Appenzeller Zeitung bis Mai 2000, danach Redaktor des Appenzeller Magazins bis Mai 2005, Korrektor bis Oktober 2008 E-Mail: [email protected]

Jürg Bühler (1951), Herisau Redaktor bei der Appenzeller Zeitung, Herisau, bis Juli 2007; seither frei schaffend im Bereich Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit E-Mail: [email protected]

Rolf Rechsteiner (1956), Oberegg Leitender Redaktor beim Appenzeller Volksfreund, Appenzell E-Mail: [email protected]

Yves Demuth (1981), Zürich Redaktor beim Konsumentenmagazin Saldo, freier Journalist und Historiker E-Mail: [email protected]

Hanspeter Spörri (1953), Teufen Journalist, Moderator, Coach und Kursleiter, Vorstandsmitglied AGG E-Mail: [email protected]

Heidi Eisenhut (1976), Rehetobel Dr. phil., Historikerin, Leiterin Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen E-Mail: [email protected]

Hanspeter Strebel (1948), St. Gallen Redaktor bei der Appenzeller Zeitung, Herisau, bis 2009; seither frei schaffend E-Mail: [email protected] Christof Wamister (1950), Basel Dr. phil., Autor und Journalist E-Mail: [email protected]

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ISSN 1010-4585

Smile Life

When life gives you a hundred reasons to cry, show life that you have a thousand reasons to smile

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