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Nov 5, 2016 - den Hessen gewechselt. "Meine Familie und ich fühlen uns sehr wohl. Ich werde mein ...... unter diesen gÃ

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Articles DC5m Deutschland mix in german 233 articles, created at 2016-11-05 21:02

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Donald Trump vergleicht sich mit (5.22/6) Rapper Jay-Z

Der Republikaner setzte bei einem Auftritt in Tampa wie gewohnt auf Kritik an seiner demokratischen

Gegnerin und mokierte sich über ein Konzert des Rappers Jay-Z und seiner Frau Beyoncé, mit dem am Freitag ein Auftritt Clintons in Cleveland im Staat Ohio eingeleitet wurde. "Ich mag sie beide, aber er hat gestern Abend eine so schlechte Sprache benutzt", sagte Trump über Jay-Z. "Und dann sagt Hillary 'Ich mag Donald Trumps obszöne Sprache nicht'", fuhr er fort. Dabei habe er selbst noch nie solche Worte verwendet wie der Musiker. Trump wollte anschließend in die Bundesstaaten Colorado, North Carolina und Nevada reisen. Auch Clinton hielt sich am Samstag in Florida auf. Sie wandte sich zunächst in Miami an ihre Unterstützer, später war ein Wahlkampfauftritt in Pembroke Pines im Süden von Florida geplant. Der US-Bundesstaat steht in Umfragen auf der Kippe zwischen beiden Kandidaten, er ist ein sogenannter swing state. Insgesamt liegt Clinton nach Umfragen wenige Tage vor der Wahl am Dienstag mit durchschnittlich 2,3 Prozentpunkten vor Trump.

Beyoncé und Jay-Z singen für Hillary Clinton augsburger-allgemeine.de

Donald Trump und die Schwarzen Schwäne stern.de

Donald Trump auf Wahlkampftour: Donald Trump: Der Schrecken vieler Ochsentour im Silicon Valley Amerikaner nzz.ch tt.com

Apple bietet Stimmen-Handel an, um Donald Trump zu verhindern deutsche-wirtschaftsnachrichten.de 2016-11-05 19:08 RP ONLINE www.rp-online.de

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Dobrindt und die Autoabgabe: Wenn sie so kommt, ist die Pkw(3.12/6) Maut absurd

Wenn es um die Umwelt geht, dann dürfen Ausländer in Deutschland diskriminiert werden. Auf diese absurde Formel lässt sich bringen, was gerade bei der Pkw-Maut passiert. Es ist schon ein schräges Geschäft, auf das sich EUKommissionschef Jean-Claude Juncker und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) nun offenbar verständigt haben. Dobrindt wollte unbedingt den Auftrag seines Parteivorsitzenden Horst Seehofer erfüllen und die Maut einführen. Die soll ausländische Fahrer treffen, deutsche

Autobesitzer aber verschonen, so das Versprechen des Koalitionsvertrags. Die EU-Kommission wiederum wollte keine Ungleichbehandlung von Inund Ausländern. Was der Fall wäre, wenn deutsche Fahrer den Mautbeitrag via Kfz-Steuer eins zu eins erstattet bekämen. Der Kompromiss sieht nun vor, dass deutsche Besitzer von besonders umweltfreundlichen Autos ein kleines bisschen stärker entlastet werden als die Eigentümer schmutzigerer Fahrzeuge. Es geht dabei allenfalls um ein paar Euro pro Jahr. Mit Umweltschutz aber hat das nichts zu tun. Dobrindts vermeintlicher Öko-Gedanke dient bloß dem Zweck, eine Klage aus Brüssel zu verhindern. Beklagenswert ist die Sache auch deshalb, weil das Ziel, Autofahrer für den Betrieb von Autobahnen nach Benutzung zahlen zu lassen, nicht grundsätzlich falsch ist. Diese Idee steht hinter der Lkw-Maut. Bei ihr wird elektronisch erfasst, welcher Lastwagen wie weit gefahren ist. Eigentlich ein Vorbild für eine Pkw-Abgabe. Durchsetzbar ist eine solch genaue Erfassung im Datenschutzland Deutschland aber wohl kaum – einen zu großen

Aufschrei gäbe es. So bleibt die Kritik richtig, die es seit Beginn an Dobrindts Maut gibt: Sie erfordert zu viel Bürokratie und bringt am Ende für den Straßenbau zu wenig ein. Womöglich wird sie sogar zum Minusgeschäft. Dann nämlich, wenn die Steuerrabatte an deutsche Autofahrer größer sein sollten, als die Gebühren, die durch ausländische Fahrer eingespielt werden. Politisch allerdings, das muss man Dobrindt schon lassen, hat er seine Sache nicht schlecht gemacht. Die CSU kann sich beim Parteitag stolz auf die Brust klopfen, dass sie ihr zentrales Wahlversprechen erfüllt. So absurd es auch sein mag.

Dobrindt erwartet die Einigung zur PKW-Maut schon bald heise.de

Pkw-Maut: Oettinger will Dobrindt für Klagen wappnen diepresse.com

Oettinger will Dobrindt vor Klagen gegen Pkw-Maut schützen tt.com 2016-11-05 17:57 Fabian Leber www.tagesspiegel.de

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Fußball: FC Bayern spielt 1:1 (3.12/6) gegen Hoffenheim

Der FC Bayern hat sich ohne eigenen Treffer zu einem mageren Punkt gegen 1899 Hoffenheim

gemüht. Ein Eigentor von Steven Zuber (34. Minute) rettete den Münchnern am Samstag beim 1:1 (1:1) wenigstens das Unentschieden und verhinderte die erste Niederlage des deutschen Fußball-Rekordmeisters in der Bundesliga nach 19 Partien. Kerem Demirbay (16.) hatte die mutigen Gäste in einem erst gegen Ende packenden Spitzenspiel durch einen sehenswerten Schuss früh in Führung gebracht. Bei zwei Pfostenschüssen in der Schlussphase hatten Mats Hummels (87.) und Thomas Müller (90.+2) den Münchner Sieg auf dem Fuß. Hoffenheim bleibt wie die Münchner in dieser Liga-Saison ungeschlagen. Bei einem Sieg am Sonntag gegen den FSV Mainz könnte RB Leipzig punktemäßig mit Spitzenreiter FC Bayern gleichziehen. Nachdem die Münchner Miniflaute aus den ersten Oktoberwochen eigentlich beendet war, enttäuschten die Gastgeber nach zuletzt wieder dominanten Auftritten diesmal gegen Hoffenheim. Wiederholt leistete sich der Meister Nachlässigkeiten, nach vorne fehlten Tempo,

Präzision und Kreativität. Die Strapazen der Englischen Wochen waren den Bayern anzumerken. Chancen gab es für die 75 000 Zuschauer in der ausverkauften Arena gegen das defensiv sehr gut und entschlossen auftretende Team aus dem Kraichgau kaum zu bestaunen. Erst in der Schlussphase gaben die Münchner richtig Gas. Der 29 Jahre alte Trainer-Junior Julian Nagelsmann bejubelte so bei seinem ersten Spiel gegen den großen FC Bayern und gegen den fast doppelt so alten Trainerfuchs Carlo Ancelotti (57) gleich einen Punktgewinn. Die furchtlosen Gäste nutzten dabei ihre erste Möglichkeit. Nach einem langen Pass von Abwehrchef Kevin Vogt legte Nadiem Amiri mit viel Übersicht für Demirbay auf. Der Mittelfeldakteur traf von der Strafraumgrenze unhaltbar für Manuel Neuer und zum dritten Saisontor. Bezeichnend für die harmlosen Angriffsbemühungen der Bayern war der Ausgleichstreffer. Nachdem Rafinha (14.) mit der lange Zeit besten Möglichkeit noch an 1899Schlussmann Oliver Baumann gescheitert war, traf

Zuber ins eigene Tor. Arjen Robben bediente den engagierten Douglas Costa - und dessen Flanke lenkte der Hoffenheimer bei seinem Klärungsversuch vor Robert Lewandowski ins eigene Tor. In ihren Trikots aus Ozean-Müll, mit denen der Bayern-Ausrüster auf die Verschmutzung der Weltmeere aufmerksam machen will, gingen die Münchner auch nach dem Seitenwechsel nicht zwingend und zielstrebig genug zur Sache. Hoffenheim wich nicht von seiner disziplinierten Ausrichtung ab, ohne dabei selbst richtig gefährlich zu werden. Ein abgeblockter Schuss von Demirbay (70.) war noch die beste Chance. Trotzdem hatten die Bayern mit ihrer individuellen Extraklasse natürlich ihre Möglichkeiten. Nach einem Hackentrick von Lewandowski (66.) war Thiago überrascht und brachte den Ball nicht auf das Tor. Mit der Hereinnahme von Thomas Müller (69. für Vidal) und Kingsley Coman (78. für Robben) setzte Ancelotti offensive Akzente. Nach Flanke von Costa konnte Müller per Kopf Baumann nicht überwinden. Hummels scheiterte gleich zweimal und auch

Müller konnte den Sieg nicht mehr herbeiführen.

FC Bayern Einzelkritik - Hummels soll alles erledigen sueddeutsche.de

FC Bayern München patzt in MüllTrikots gegen TSG Hoffenheim rp-online.de

Lascher FC Bayern lässt auch gegen Hoffenheim Punkte liegen haz.de

Bayern stolpert gegen Hoffenheim, Dortmund fertigt den HSV ab tt.com

2016-11-05 17:46 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de

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Festnahmen in der Türkei: Özdemir warnt vor Ende des (3.10/6) Dialogs

Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir hat vor einem vollständigen Abbruch der EUBeitrittsverhandlungen mit der Türkei gewarnt. „Für

Erdogan wäre das ein gefundenes Fressen. Wir müssen aufpassen, dass wir mögliche Strafen nicht so auswählen, dass sie die falschen Leute treffen“, sagte Özdemir im Interview mit dem Tagesspiegel. „Mit einer demokratischen türkischen Regierung sollte man auch weiter über einen EU-Beitritt verhandeln“, forderte er. Er sehe allerdings nicht, wie man mit Erdogan bei dem Thema weiter kommen solle. Özdemir bezeichnete es als „einen der größten Fehler“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass sie 2005 die Beitrittsverhandlungen abrupt beendet habe und mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy die privilegierte Partnerschaft aus dem Hut gezaubert habe. „Das

war zu einem Zeitpunkt, als die Türkei auf dem richtigen Weg war“, sagte Özdemir. Der Grünen-Chef räumte zugleich ein, dass SPD und Grüne damals, wie viele andere, lange ein zu optimistisches Bild gehabt hätten, dass aus der AKP "eine Art CDU der Türkei" werde. Angesichts der Spannungen in der Türkei warnte die türkische Gemeinde in Deutschland vor offenen Konflikten zwischen hier lebenden Deutschtürken. „Es droht ein innertürkischer Konflikt. Erdogan versucht mit aller Gewalt die Situation in der Türkei zu eskalieren, was verschärfte Auswirkungen auch auf das Leben in Deutschland haben wird“, sagte der Vorsitzende Gökay Sofuoglu, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. Mit Blick auf zahlreiche Kundgebungen im ganzen Bundesgebiet am Samstag rief er die Teilnehmer zu Besonnenheit auf. „Niemand sollte sich auf Provokationen einlassen“, betonte Sofuoglu. Mehrere tausend Kurden versammelten sich am Sonnabend in Köln zu einer Demonstration gegen die Politik Erdogans. Die Kundgebung richtete sich

insbesondere gegen die Festnahme führender kurdischer Politiker in der Nacht zum Freitag. Nach Polizeiangaben versammelten sich etwa 6500 Demonstranten auf einem Platz in der Kölner Innenstadt. Die Veranstalter erwarteten bis zu 15000 Teilnehmer. Einige hundert Polizisten schirmten die Kundgebung ab. Viele Demonstranten schwenkten Fahnen mit dem Bild des inhaftierten Führers der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan. In Sprechchören riefen Teilnehmer zum „Widerstand“ gegen den türkischen Präsidenten Erdogan auf. Die Demonstration wurde von der Nav-Dem, dem größten kurdischen Dachverband in Deutschland, mitorganisiert. Die darin vertretenen Gruppen stehen nach Angaben des Verfassungsschutzes der PKK nahe. Bei der Kundgebung sollte später auch der Linke-Vorsitzende Bernd Riexinger reden. In der Nacht zum Freitag hatte die türkische Polizei bei Razzien elf Abgeordnete der pro-kurdischen Partei HDP festgenommen, darunter die Parteichefs Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag. Außer den Abgeordneten der pro-

kurdischen Oppositionspartei HDP sitzen auch zahlreiche Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“ in der Türkei im Gefängnis. Ein Gericht in Istanbul verhängte am Samstag Untersuchungshaft gegen den „Cumhuriyet“Chefredakteur Murat Sabuncu und acht seiner Mitarbeiter, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Sie waren am Montag unter Terrorverdacht festgenommen worden. (ce/AFP/epd/dpa) Das vollständige Interview mit Cem Özdemir lesen Sie in der Printausgabe des "Tagesspiegel am Sonntag", ab 19.30 Uhr am Sonnabend auch schon als E-Paper verfügbar - oder im digitalen Kiosk digitalen Kiosk Blendle. Mehr über Blendle lesen Sie hier.

Kurden-Proteste: „Erdogan, ein Kurden demonstrierten in Köln gegen Faschist“ – rufen Demonstranten in Verhaftungswelle in der Türkei Köln www1.wdr.de welt.de

Tausende demonstrieren gegen Festnahmen kurdischer Politiker in der Türkei stern.de 2016-11-05 17:36 Cordula Eubel www.tagesspiegel.de

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Vor Heimspiel gegen Köln: Frankfurter Polizei nimmt vier (3.08/6) Personen fest

Frankfurt/Main. Sie brachten sich in einem Streifenwagen in Sicherheit, woraufhin die Rowdies das Fahrzeug mit Schlägen und Tritten traktierten und das Auto beschädigten. Die Polizei konnte allerdings anschließend vier Männer im Alter von 23, 24, 27 und 32 Jahren festnehmen. Gegen das Quartett wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch und Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz

eingeleitet. Drohende Auseinandersetzungen zwischen Frankfurter und Kölner Anhängern konnten außerdem in zwei Gaststätten in AltSachsenhausen von der Polizei verhindert werden. Ordnungskräfte sperrten zeitweise einzelne Straßen, um die Fangruppen zu trennen. Rund 300 Kölner Anhänger waren in den Kneipen anwesend, 150 Eintracht-Fans hatten versucht, in die Straße zu gelangen.

© 2016 SID

1. FC Köln live (10. Spieltag) liveticker.sueddeutsche.de

Polizei nimmt zwei Tatverdächtige fest - Ruhrgebiet - Bild.de bild.de

Angriff auf türkisches Café in Essen: Polizei nimmt Tatverdächtige nach Brand-Anschlag fest rp-online.de 2016-11-05 18:38 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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South Carolina: Erst angekettete Frau, dann Leiche entdeckt (2.12/6)

Nach der Befreiung einer in einem Container gefangenen Frau hat die Polizei im US-Staat South

Carolina auf demselben Grundstück eine Leiche gefunden. Ob es sich bei dem Toten um den vermissten Freund der 30-Jährigen handelt, ist noch unklar. Mehr zum Thema Die Polizei setzte am Samstag die Suche nach weiteren möglichen Opfern auf dem Gelände in Spartanburg fort. Sie hatte am Donnerstag einen Mann festgenommen, der die Frau offenbar rund zwei Monate lang in dem Metallbehälter festgehalten

hatte. Es sei möglich, dass er ein Serienmörder sei, zitierten US-Medien einen Polizeivertreter. Die Frau und ihr 32-jähriger Freund waren Ende August verschwunden. Ein Tipp führte die Polizei diese Woche auf das weitläufige Farmgelände bei Woodruff, wo die junge Frau - der Polizei zufolge "angekettet wie ein Hund" - in dem Container entdeckt wurde. Der Besitzer des Geländes soll ein vorbestrafter Sexualstraftäter sein. Medienberichten zufolge gab die 30-Jährige nach ihrer Befreiung an, der Mann habe ihren Freund vor ihren Augen erschossen. Sie habe die Vermutung geäußert, dass auf dem Gelände vier Leichen verscharrt seien.

Nach Fund von angeketteter Frau: Polizei entdeckt Leiche auf demselben Grundstück stern.de

Nach der angeketteten Frau nun Leiche auf dem Grundstück entdeckt t-online.de

USA: Erst angekettete Frau, dann Kofferleiche entdeckt diepresse.com 2016-11-05 19:07 www.t-online.de

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HSV geht an Seelers 80. unter, Viererpack von Aubameyang Bayern nur Remis gegen TSG (2.09/6)

Köln. Nationalmannschafts-Ehrenspielführer Seeler erlebte einen traurigen Ehrentag im Volksparkstadion. Im Spitzenspiel kam Rekordmeister Bayern München nach Rückstand gegen Verfolger 1899 Hoffenheim über ein 1:1 (1:1) nicht hinaus und ließ wiederum zu Hause Punkte liegen. ChampionsLeague-Starter Bayer Leverkusen setzte seinen Aufwärtstrend durch das 3:2 (1:0) gegen Darmstadt

98 fort. Aubameyang traf in der 4., 23., 27. und 48. Minute für den BVB an der Elbe. Der Gabuner war im vergangenen Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon von Trainer Thomas Tuchel vereinsintern gesperrt worden, nachdem er Anfang der Woche ohne Erlaubnis in Mailand an einer Feier teilgenommen hatte. Im Volksparkstadion erhöhte der Borussia-Torjäger sein Saisontrefferkonto auf elf und zog mit dem Kölner Anthony Modeste gleich.

Die Ehrentore für die Hanseaten gingen auf das Konto von Nicolai Müller (55./81.). Ousmane Dembelé (76.) zeichnete für den fünften Dortmunder Treffer verantwortlich. In München gingen die Hoffenheimer durch eine herrliche Direktabnahme von Kerem Demirbay (16.) in Führung. Steven Zuber (34.) erzielte per Eigentor den Ausgleich für den FC Bayern. Mittelfeldspieler Hakan Calhanoglu (32.) war in der Leverkusener BayArena zum 1:0-Führungstor für die Rheinländer gegen Darmstadt erfolgreich. Antonio-Mirko Colak (47.) erzielte den Ausgleich für die Lilien. Julian Brandt (57.) und Charles Aránguiz (69.) schossen Bayer wieder auf die Siegerstraße. Den Endstand stellte Mario Vran?i? (85.) her. Derweil sendete der zuletzt krisengeschüttelte VfL Wolfsburg durch ein 3:0 (1:0) beim SC Freiburg ein Lebenszeichen. Nationalstürmer Mario Gomez (41./53.) traf doppelt für die Wölfe. Ricardo Rodriguez (86., Foulelfmeter) traf zum dritten VfLTor. Freiburgs Christian Günter (85.) sah nach einer Notbremse die Rote Karte.

Im bayerischen Duell unterlag der Tabellenvorletzte FC Ingolstadt 0:2 (0:0) gegen den FC Augsburg und ist seit zehn Spielen sieglos. FCITrainer Markus Kauczinski muss um seinen Job bangen. Raul Bobadilla (86.) und Halil Altintop (90.) trafen für den FCA. Ingolstadts Tobias Levels (89.) sah nach einer Tätlichkeit die Rote Karte. Am Freitagabend hatte Hertha BSC seine Position im Vorderfeld der Tabelle durch ein 3:0 (2:0) gegen Borussia Mönchengladbach erfolgreich behauptet. Salomon Kalou war mit einem Dreierpack (18./33./83.) der Matchwinner. "Manche träumen vielleicht noch vom Anschluss nach oben, aber jetzt geht es erstmal darum, nicht noch weiter nach unten zu rutschen", sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. Die Fohlen sind seit fünf Spielen in der Liga ohne Sieg und Tor. Komplettiert wird die 10. Runde am Samstagabend mit dem Duell zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln (18.30 Uhr). © 2016 SID

Borussia Dortmund: Pierre-Emerick Bundesliga - Vier Tore: Aubameyang Aubameyang demütigt Hamburger hat kein Mitleid mit HSV und Seeler SV sueddeutsche.de rp-online.de

Viererpack von "Partyschreck" Aubameyang - Seelers Geburtstagsfeier endet im HSVDebakel haz.de 2016-11-05 17:33 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Bundesliga: Dortmund deklassiert (2.08/6) den HSV

(sda) Die Sorgen beim Hamburger SV werden von Runde zu Runde grösser. Nach zehn Partien steht der sechsfache Meister mit zwei Punkten und 4:23

Toren da. Dass Nicolai Müller mit seinen beiden Treffern die Torlosigkeit der Hamburger nach fast zwölf Stunden beendete, war ein schwacher Trost. Die Partystimmung im HSV-Stadion hatte ihren Höhepunkt schon vor dem Match erreicht, als die 57'000 Fans der Klub-Ikone Uwe Seeler mit einem Ständchen zum 80. Geburtstag gratulierten. Die Geschenke gingen danach an den Dortmunder Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang, der zwischen der 4. und 27. Minute dreimal traf, und kurz nach der Pause auch das 4:0 erzielte. Der Gabuner avancierte damit drei Tage nach seiner Suspendierung für das Champions-League-Spiel

gegen Sporting Lissabon wegen eines Fehlverhaltens – offenbar ein nicht bewilligter Kurztrip nach Mailand – zum Matchwinner. Die Dortmunder waren nach vier Partien ohne Sieg keineswegs mit breiter Brust zum Tabellenletzten gereist. Doch ihnen wurde die Aufgabe leicht gemacht. Die Verunsicherung beim HSV zeigte sich auch bei Johan Djourou. Der Schweizer Nationalspieler leistete sich in seinem 100. Bundesliga-Spiel (14 für Hannover, 86 für Hamburg) einen katastrophalen Fehlpass, der zur Vorlage für das 0:2 wurde, und sah auch beim 0:4 schlecht aus. Deutlich besser lief es dem in den letzten Wochen zum Innenverteidiger umfunktionierten Ricardo Rodriguez. Der Zürcher kam mit Wolfsburg beim 3:0 in Freiburg zum ersten Sieg nach zuletzt drei Unentschieden und vier Niederlagen. Sein Anteil daran war neben der souveränen Abwehrleistung eine Vorlage zum 1:0 des Doppeltorschützen Mario Gomez und der Penalty-Treffer zum 3:0. Für Rodriguez war es das 15. Tor und der 24. Assist in der Bundesliga. Der unter dem Interimscoach

Valerien Ismaël wieder zum Stammtorhüter aufgestiegene Diego Benaglio war zum ersten Mal seit fast einem Jahr aktiv an einem Wolfsburger Bundesliga-Sieg beteiligt. Im Spitzenspiel der Runde verteidigten Bayern München und Hoffenheim ihre Ungeschlagenheit im Direktduell. Der Meister verdankte das 1:1 einem Eigentor von Steven Zuber. Der frühere Grasshopper lenkte den Ball bedrängt von Robert Lewandowski in der 34. Minute unglücklich zum 1:1 ins eigene Tor, nachdem Kerem Demirbay die Gäste nach rund einer Viertelstunde in Führung gebracht hatte. Bayern München, das mit Trikots aus Ozean-Abfall auf die Verschmutzung der Weltmeere aufmerksam machen wollte, kam erst in der Schlussphase gut in Fahrt. Mats Hummels und Thomas Müller trafen in den letzten Minuten der Partie nur den Pfosten.

Bundesliga - Vier Tore: Aubameyang hat kein Mitleid mit HSV und Seeler sueddeutsche.de

Bayern stolpert gegen Hoffenheim, Dortmund fertigt den HSV ab tt.com

2016-11-05 19:23 Markus Wanderl www.nzz.ch

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Fußball-Bundesliga: Dortmund mit (2.08/6) Glanz, Bayern grau

Borussia Dortmund hat Uwe Seeler den 80. Geburtstag gründlich verdorben. Dank ihres vierfachen Torschützen Pierre-Emerick Aubameyang (3., 23., 27., 48. Minute) gewannen die Westfalen auch in dieser Höhe verdient mit 5:2 (3:0) beim völlig indisponierten Hamburger SV. Ousmane Dembelé (77.) steuerte den letzten Treffer bei. Die Norddeutschen, bei denen Nicolai

Müller (55./81.) traf, warten weiter auf den ersten Saisonsieg und festigten den letzten Tabellenplatz. Der BVB hingegen findet nach zuletzt vier Partien ohne Sieg mit nun 18 Punkten wieder Anschluss an die Bundesliga-Spitze. Vor der Partie war die Stimmung im mit 57 000 Zuschauern ausverkauften Volksparkstadion noch gut. Seeler wurde mit „Happy Birthday“-Gesängen empfangen und von Clubchef Dietmar Beiersdorfer gemeinsam mit DFB-Präsident Reinhard Grindel und DFL-Chef Reinhard Rauball geehrt. „Wir sind ganz stolz auf diesen Ehrenbürger unserer Stadt und gratulieren ihm herzlich“, sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz über „Uns Uwe“. Vom Deutschen FußballBund und der Deutschen Fußball Liga erhielt der DFB-Ehrenspielführer 100 000 Euro für die UweSeeler-Stiftung. Der HSV spendete 80 000 Euro. Trainer Markus Gisdol überraschte in der defensiven Startaufstellung mit drei Innenverteidigern und der Herausnahme von Filip Kostic. Nach Rückenschmerzen wurde Torhüter René Adler rechtzeitig fit, Dennis Diekmeier und Cleber kehrten nach ihren Sperren zurück. Drei Veränderungen gab es beim offensiv ausgerichteten BVB im Vergleich zum 1:0 in der

Champions League gegen Sporting Lissabon. Aubameyang durfte nach seiner Suspendierung wieder stürmen, zudem waren Sebastian Rode und der starke Emre Mor dabei. Julian Weigl, Mario Götze und Dembelé mussten zunächst auf die Bank. Nach nur 185 Sekunden schockten die GelbSchwarzen die Gastgeber mit dem schnellen 1:0. Die neue Dreierkette sah schlecht aus, Adler konnte einen Zwölf-Meter-Schuss von Emre Mor nur abklatschen, Aubameyang schob aus kurzer Distanz mit dem linken Fuß ein. Artig bedankte er sich bei Thomas Tuchel, der die Suspendierung wegen eines Mailand-Trips aufgehoben hatte. Der Coach und sein Star umarmten sich und lachten. Technisch sicher trugen die Gäste ihr Angriffsspiel vor und hätten durch Aubameyang (18.) noch früher die Führung ausbauen können. Der Gabuner legte sich den Ball zu weit vor, Adler war zur Stelle. Leicht und locker folgten die Saisontore neun und zehn des Ausnahmestürmers. Beim 2:0 wollte HSVKapitän Johan Djourou den Ball auf Adler zurückspielen, der aufmerksame Mor fing den viel zu kurzen Rückpass ab und legte ihn Aubameyang

in den Lauf. Im 100. Bundesliga-Spiel leistete sich Djourou erneut einen groben Patzer. Beim dritten Treffer verteidigte Cléber wie ein Anfänger und ließ den pfeilschnellen Stürmer sträflich allein. Gisdol reagierte sofort und nahm den Brasilianer vom Feld. Auch offensiv ließen die Hamburger erneut Qualität vermissen. Müller (41., 45.) verzeichnete in den ersten 45 Minuten per Kopf die einzigen Chancen für die Gastgeber. Die HSV-Anhänger pfiffen nicht nur zur Pause, sondern auch, als die Mannschaft wieder auf das Feld kam. Nach 737 torlosen Minuten beendete Müller dann die Flaute. Kurz vor Schluss nahm sich der beste Hamburger noch einmal ein Herz und traf aus 20 Metern. Bayern München kam derweil nicht über ein 1:1 gegen Hoffenheim hinaus, am Sonntag kann RB Leipzig mit einem Heimsieg gegen Mainz nach Punkten (24) gleichziehen mit den Bayern. Wolfsburg gewann 3:0 in Freiburg, Augsburg 2:0 in Ingolstadt und Leverkusen 3:2 gegen Darmstadt am 10. Spieltag der Bundesliga. Hertha BSC hatte bereits am Freitag 3:0 gegen Gladbach gewonnen. (dpa)

- Update folgt

Borussia Dortmund: Pierre-Emerick Aubameyang demütigt Hamburger SV rp-online.de

Bayern stolpert gegen Hoffenheim, Dortmund fertigt den HSV ab tt.com

2016-11-05 17:27 www.tagesspiegel.de

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Raul Bobadilla: "Ich bin froh, wieder dabei zu sein" (2.07/6)

Nach der achten Niederlage im zehnten Spiel der Fußball-Bundesliga will der FC Ingolstadt in einer Sitzung am Sonntag über die Zukunft von Trainer Markus Kauczinski entscheiden. Das kündigte Geschäftsführer Harald Gärtner nach dem 0:2 (0:0) im Derby gegen den FC Augsburg an. Mit nur zwei Punkten sind die Oberbayern Tabellenvorletzter.

Ingolstadts Talfahrt geht weiter: Niederlage gegen Augsburg t-online.de

FCI 0:2 gegen Augsburg: Für Kauczinski wird es eng haz.de

2016-11-05 19:10 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de

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Islamisten im Heer enttarnt (2.07/6)

Bei der deutschen Bundeswehr bewerben sich Extremisten gezielt – um eine kurze, fundierte

militärische Ausbildung zu erhalten. 05.11.2016 | 18:19 | ( Die Presse ) Berlin. Der deutsche Militärgeheimdienst MAD hat 20 Islamisten bei der Bundeswehr enttarnt und geht 60 weiteren Verdachtsfällen nach. Aus den Rekrutierungsbüros seien „einzelne Anfragen von Bewerbern bekannt, die sich in auffälliger Weise für den Dienst in der Bundeswehr interessieren, einen Verpflichtungswunsch von nur wenigen Monaten äußern und sich ausdrücklich für eine intensive Waffen- und Geräteausbildung interessieren“, teilt

der MAD mit. Im Juli 2014 hatte die Terrormiliz IS via Internet gezielt Menschen mit militärischen Kenntnissen aufgefordert, sich ihr anzuschließen. In der islamistischen Propaganda wurde mehrfach dazu aufgerufen, schießen zu lernen und sich mit Waffen vertraut zu machen. Der Dienst in der Bundeswehr werde befürwortet, wenn er der Ausbildung für die eigene Sache diene, hieß es. Die deutsche Regierung hatte Ende August beschlossen, dass der MAD als Maßnahme gegen Islamisten und andere Extremisten künftig alle Bewerber auf eine Stelle bei der Bundeswehr überprüfen soll. Dafür erfolgt auch eine Gesetzesänderung, die 2017 in Kraft treten soll. Das Soldatengesetz erlaubt bisher eine Sicherheitsüberprüfung erst nach einer Anstellung. ("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2016)

Deutscher Militärnachrichtendienst: Geheimdienst enttarnte 20 Islamisten 20 Islamisten in der Bundeswehr in deutscher Armee enttarnt tt.com nzz.ch 2016-11-05 18:19 diepresse.com

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Starker Gomez beendet Wolfsburger Talfahrt: 3:0 in (2.05/6) Freiburg

Angeführt von Nationalstürmer Mario Gomez hat der VfL Wolfsburg seine sportliche Talfahrt gestoppt und den ersten Sieg in der Fußball-Bundesliga unter Interimstrainer Valérien Ismaël gefeiert. Dank des verdienten 3:0 (1:0) am Samstag in einer sehenswerten Partie beim Aufsteiger SC Freiburg verließen die zuvor achtmal in Serie sieglosen Niedersachsen den Relegationsplatz und können in der Länderspielpause wieder etwas optimistischer in die Zukunft sehen.

Mit dem zweiten Auswärtssieg der Saison beendete der VfL vor 23 500 Zuschauern die Heimserie von Gastgeber Freiburg, der zuvor alle vier Saisonspiele und saisonübergreifend zehn Partien nacheinander im Schwarzwaldstadion gewonnen hatte. Die Südbadener blieben trotzdem im sicheren Mittelfeld der Tabelle, verloren aber Verteidiger Christian Günter mit Rot (Notbremse/85.).

Freiburg verliert 0:3 gegen Wolfsburg t-online.de

10. Spieltag: Mario Gomez beschert dem VfL Wolfsburg gegen Freiburg den zweiten Saisonsieg sportschau.de

Gomez schießt Wolfsburg mit Doppelpack aus der Krise haz.de 2016-11-05 17:49 www.t-online.de

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CSU-Parteitag: Seehofers Kehrtwende geht zu schnell (1.10/6)

Parteichef Seehofer hat die CSU auf das Miteinander mit der CDU eingeschworen. Der wahre Gegner sei nicht die Merkel-CDU, sondern Rot-Rot-Grün. Doch sein Kurswechsel nach

monatelanger Konfrontation geht der Basis zu schnell. Das schürt auch den Kampf um sein Erbe. Für Horst Seehofer war dieser Parteitag ein Kampf. Ein Kampf um die Deutungshoheit in seiner Partei. Die hat er zwar noch, aber das ist längst nicht mehr so selbstverständlich, wie es mal war. Denn die CSU ist nervös, muss mit Blick auf die Umfragewerte um die Regierungsführung der Union im Bund und sogar um ihre absolute Mehrheit in Bayern bangen. An der CSU-Basis sind nicht Wenige davon überzeugt, dass Angela Merkel ihnen diese ungemütliche Situation eingebrockt hat. Und daran

hat der Parteichef wesentlichen Anteil. Monatelang hetzte er seine Leute auf gegen die in Berlin. Die Kanzlerin wurde persönlich und öffentlich angefeindet. Doch weil letztlich auch zu Seehofer durchgedrungen ist, dass die CSU ohne die Union mit der CDU im Bund in der Bedeutungslosigkeit verschwinden würde, macht er sich jetzt wieder auf den Weg zum Miteinander. Er versucht, seine Partei darauf einzuschwören. Er erinnert an die Erfolgsbilanz der CSU in der Großen Koalition: Erbschaftssteuer, Asylgesetze, Bund-Länder-Finanzen, am Ende womöglich sogar die Pkw-Maut - mit allem habe die CSU sich in Berlin durchgesetzt. Er führt ihnen den alten, neuen Klassenfeind vor Augen und macht klar: Nicht Angela Merkel ist unsere politische Gegnerin, sondern ein mögliches Bündnis aus SPD, Grünen und Linkspartei, das die Union nach der Bundestagswahl auf die Oppositionsbank drängen könnte. Anstatt der geschundenen CSU-Seele aber zu versichern, dass er ein gemeinsames Wahlprogramm mit der CDU nur dann mitträgt,

wenn dort die Obergrenze drin steht, sagt er zwar, er werde in dieser Frage die Seele seiner Partei nicht verkaufen. Er sagt aber ebenso, dass es nun auch kein Weltuntergang wäre, wenn die Obergrenze eben nicht drin stünde. Die rund 200.000 Flüchtlinge pro Jahr, die nach dem Willen der Christsozialen maximal nach Deutschland kommen dürfen, kann die CSU ja schließlich immer noch in ihren Bayernplan schreiben. Seehofer lässt sich sogar zu so etwas wie einer Entschuldigung an Merkel hinreißen, für den Affront auf offener Bühne im vergangenen Jahr. Das ist politisch klug und richtig, für seine Partei geht diese Kehrtwende aber zu schnell. Seehofer sitzt im Abklingbecken, doch seine Partei ist noch nicht so weit. Sie fühlt sich besser abgeholt von einem, der König Horst lieber heute als Morgen beerben würde. Markus Söder hat auf diesem Parteitag kein einziges Mal die offizielle Bühne betreten. Und Seehofer erwähnte ihn auch mit keinem Wort. Trotzdem war "der Söder" allgegenwärtig, nicht zuletzt wegen seines beachtlichen Fanclubs. Jetzt

wäre Seehofer nicht Seehofer, wenn er sich so einfach den Thron unterm Hintern wegreißen ließe. Sein Selbstverständnis wackelt nicht, dass immer noch er entscheidet, was wann und wie mit der DNA und den Posten in der CSU passiert. Aber den Kampf darum ist eröffnet - und den hat er längst noch nicht gewonnen.

CSU-Parteitag: Einmal hält Seehofer inne und dreht sich zur imaginären Merkel welt.de

CSU-Parteitag: Horst Seehofer fordert bedingungslosen Gehorsam welt.de

CSU-Parteitag beschließt Grundsatzprogramm: Was die CSU unter Ordnung versteht tagesschau.de 2016-11-05 18:17 tagesschau.de www.tagesschau.de

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Ingolstadts Trainer Kauczinski (1.07/6) vor dem Aus

Markus Kauczinski klang nicht so, als würde er noch an einen Verbleib als Trainer beim FC Ingolstadt glauben. «Ich habe keine Argumente, wenn die Ergebnisse nicht stimmen», räumte er nach dem 0:2 (0:0) gegen den FC Augsburg ein, das die Talfahrt der Oberbayern in der FußballBundesliga beschleunigte und ihn als SieglosCoach endgültig den Job kosten könnte. Geschäftsführer Harald Gärtner kündigte eine Krisensitzung für Sonntag an und betonte: «Wir müssen jetzt einfach sehen: Das hat nicht funktioniert und jenes hat nicht funktioniert. Wir

müssen das selbst in die Hand nehmen und die Entscheidung treffen, wie wir das wieder umdrehen können.» Dass der im Sommer als Nachfolger für Ralph Hasenhüttl verpflichtete Kauczinski weiter in der Verantwortung bleiben darf, um die verunsicherte Mannschaft aus dem Tabellenkeller zu führen, ist unwahrscheinlich. Durch die achte Niederlage im zehnten Saisonspiel zementierten die Schanzer ihren Platz in der Abstiegszone, nur der noch schlechtere HSV rangiert wegen der schlechteren Tordifferenz hinter dem FCI. Der Abstand zum ersten Nicht-Abstiegsrang beträgt nun schon sechs Zähler. In einem höhepunktarmen Oberbayern-SchwabenDerby hatten die besseren Spieler von der Bank den Ausschlag gegeben für Augsburg: Die eingewechselten Raul Bobadilla (86. Minute) und Halil Altintop (90.) schossen die Gäste zum verdienten Erfolg und verlängerten die saisonübergreifende Sieglos-Serie der Ingolstädter auf nun schon 15 Partien. Zu allem Überfluss sah Tobias Levels wegen eines Frust-Fouls Rot (89.).

Die Augsburger beendeten dagegen nach vier Bundesliga-Spielen ihre Ergebniskrise und vergrößerten in der Tabelle den Vorsprung auf die Ingolstädter auf jetzt neun Punkte. «Wir haben gut dagegengehalten, ein gutes Auswärtsspiel gemacht und verdient gewonnen», meinte Kapitän Paul Verhaegh. «Der Sieg ging über 90 Minuten in Ordnung.» Für dieses Schlüsselmatch hatte Kauczinski seine Startelf radikal umgebaut und im Vergleich zum 0:2 in Mainz fünf neue Spieler gebracht. Aber auch diese Maßnahme fruchtete nicht. Unter anderem durfte Martin Hansen erstmals ins Tor, der dann aber beim Freistoß von Bobadilla zum 0:1 nicht gut aussah. Der Ball schlug eher mittig zwischen Hansen und dem am Pfosten postierten Marvin Matip ein. «Du kriegst so ein dummes Tor, und dann ist alles vorbei», haderte Hansen, der sonst gut parierte und einige Chancen vereitelte, etwa gegen Dong-Won Ji (8.) und Konstantinos Stafylidis (25.). Bei einem Lattentreffer von Dominik Kohr (19.) hatte er ebenso Glück wie in der 33. Minute, als Philipp Max

einen Kopfball völlig ungestört vergab. Die Ingolstädter taten sich bei der Spielgestaltung extrem schwer, auch die Systemumstellung hin zu einem 4-2-3-1 mit Pascal Groß im offensiven Mittelfeld und Lukas Hinterseer als Stoßstürmer fruchtete zunächst nicht. Gegen eine disziplinierte FCA-Abwehr rieben sich die Schanzer zwar auf und fanden kaum Lücken. Almog Cohen mit einer Direktabnahme (27.) und Leckie eher zufällig (35.) hatten vor der Pause die einzigen Chancen - beide Schüsse parierte Marwin Hitz. Raul Bobadilla: "Ich bin froh, wieder dabei zu sein" Raul Bobadilla: "Ich bin froh, wieder dabei zu sein" Raul Bobadilla: "Ich bin froh, wieder dabei zu sein"

FCI 0:2 gegen Augsburg: Für Kauczinski wird es eng haz.de

Kauczinski droht in Ingolstadt die Ablösung haz.de

2016-11-05 19:21 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de

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Derby in Ingolstadt: FC Augsburg (1.06/6) gewinnt 2:0

Als Raul Bobadilla bei seinem Comeback in der 80. Minute in Ingolstadt zur Einwechslung bereit stand, begrüßten ihn die Fans des FC Augsburg bereits mit Sprechchören. Diese sollten noch umso lauter werden, als der Stürmer sechs Minuten später seine Mannschaft mit einem herrlichen Freistoßtreffer in Führung schoss. Halil Altintop legte in der 89. Minute noch das entscheidende 2:0 nach. Somit feierte der FCA letztlich einem eminent

wichtigen wie verdienten Sieg im bayerischen Derby beim FCI. Damit haben die Augsburger nun neun Zähler Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz, der vom FC Ingolstadt belegt wird. Dirk Schuster wechselte nach der 1:3-Niederlage gegen die Bayern zweimal. Dominik Kohr und Philipp Max, der links offensiv zum Einsatz kam, spielten anstelle von Gojko Kacar und Halil Altintop. Raul Bobadilla nahm nach seiner Schulterverletzung erstmals wieder auf der Bank Platz. FCI-Trainer Markus Kauczinski wechselte nach dem jüngsten 0:2 in Mainz gleich auf fünf Positionen. Vor allem der Wechsel auf der Torhüterposition überraschte. Martin Hansen gab sein Bundesligadebüt und kam anstelle von Örjan Nyland zum Einsatz. Wie erwartet und von beiden Trainern angekündigt, entwickelte sich ein intensives, hart umkämpftes Spiel, wobei der FCA in der der ersten Halbzeit strukturierter wirkte, die zielstrebiger Mannschaft war und durchaus in Führung hätte gehen können. Sturmspitze Dong Won Ji bot sich eine erste Gelegenheit (8.). Nachdem er Tobias Levels und

Marvin Matip hatte aussteigen lassen, scheiterte er an Hansen. In Strafraumnähe war insgesamt jedoch beiden Teams anzumerken, dass sie nicht mit einer großen Portion Selbstvertrauen ausgestattet sind. Augsburg hatte die jüngsten vier Bundesligaspiele nicht gewinnen können, Ingolstadt die gesamte Saison den Rasen noch nicht als Sieger verlassen. Gerade der Tabellenvorletzte aus Ingolstadt erlaubte sich einige kapitale Abspielfehler und trat stark verunsichert auf. Somit kamen beide Mannschaften mit Weitschüssen einem Treffer am nächsten. Dominik Kohr visierte aus 17 Metern die Latte an. Konstantinos Stafylidis wollte wie in der vergangenen Saison in Ingolstadt ein Traumtor erzielen und hielt aus 25 Metern einfach mal drauf. Hansen machte sich lang und fischte das Leder aus dem Winkel. Bei Ingolstadt versuchten es Stefan Lex (10.) und Almog Cohen (27.), beide Male hielt FCA-Keeper Marwin Hitz den Ball sicher fest. Nachdem auch Augsburg Philipp Max (33.) und Ingolstadts Mathew Leckie (35.) Chancen vergaben, ging es torlos in die Pause.

Auch nach dem Seitenwechsel startete der FCA stärker. Ein Schuss von Ja-Cheol Koo wurde noch abgefälscht und rauschte knapp am FCI-Tor vorbei (49.). Bis zur 68. Minute, als Ji mit einem Linksschuss erneut an Hansen scheiterte, plätscherte die Partie niveaulos vor sich hin. Dann brachte Schuster den Hoffnungsträger der FCAFans und verhalf Raul Bobadilla zu seinem Comeback. Er kam von Sprechchören begleitet in der 80. Minute für Philipp Max und entschied die Partie. Für Ingolstadt hatte Pascal Groß noch zwei Gelegenheiten, verfehlte jeweils knapp (83., 87.). Tobias Levels wurde noch wegen eines Frustfouls an Donminik Kohr mit der Roten Karte des Feldes verwiesen. Während Ingolstadt schwierigen Zeiten entgegengeht, landete der FCA einen Befreiungsschlag. Derby in Ingolstadt: FC Augsburg gewinnt 2:0

Ingolstadts Talfahrt geht weiter: Niederlage gegen Augsburg t-online.de

Spannendes Derby: FC Augsburg gewinnt 2:0 gegen Ingolstadt augsburger-allgemeine.de

2016-11-05 17:17 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de

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FC Bayern München: Hier verzweifelt Thomas Müller (1.04/6) endgültig

Gleich zweimal verpasste der FC Bayern durch den neunten und zehnten Alutreffer dieser Saison den späten Sieg gegen die äußerst fleißige TSG Hoffenheim. Am Ende stand es 1:1 (1:1). Und so wurde Müller erneut zur tragischen Figur beim FC Bayern. Wieder einmal fand sich der Weltmeister auf der Bank wieder, erneut konnte er

als Joker nicht stechen. Hatte er den Pfostentreffer von Hummels noch herrlich aufgelegt, traf er selbigen kurz vor Abpfiff selbst noch einmal. Freistehend vom Fünfmeterraum - eine Chance, die Müller normalerweise mit verbundenen Augen verwertet. Doch bei Müller ist derzeit nichts normal. Über ein halbes Jahr wartet der Angreifer nun schon auf ein Tor in der Bundesliga. Zuletzt traf er am 30. April beim 1:1 in Mönchengladbach. Und so verließ er die Münchner Arena äußerst angesäuert. „Wir haben nicht gewonnen, entsprechend ist die Stimmung“, sagte der Nationalspieler, der als einer von wenigen BayernSpielern überhaupt Stellung bezog. Und wie es Müllers Art ist, redete er nichts schön. Im Gegenteil. Offen sprach er über seine Gefühlslage. Er habe eine „Riesengelegenheit“ nicht genutzt: „Entsprechend groß ist meine Krawatte.“ Woran es liege? Auch da wurde Müller deutlich: „Ich habe im Moment ein bisschen die Scheiße am Stiefel kleben.“

Was an diesem Tag für die ganze Mannschaft galt. Bezeichnend war es, dass es nach der herrlichen Hoffenheimer Führung durch Kerem Demirbay (16.) eines Eigentors von Steven Zuber (34.) bedurfte, um überhaupt einen Punkt zu gewinnen. Nun ist die Tür auf für den Tabellenzweiten. Mit einem Sieg am Sonntag gegen Mainz 05 kann RB Leipzig mit dem Rekordmeister in der Tabelle gleichziehen. Auch wegen der Krise von Thomas Müller.

FC Bayern München patzt in MüllTrikots gegen TSG Hoffenheim rp-online.de 2016-11-05 19:06 www.welt.de

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HSV vs. BVB: Jetzt haben schon die Gegner Mitleid mit dem (1.04/6) Hamburger SV

Es war Pierre-Emerick Aubameyang , der den HSV abschoss – ausgerechnet er, der wegen eines Kurztrips nach Mailand unter der Woche aus dem Champions-League-Kader gestrichen wurde. Wobei er von den Gastgebern auch herzlich eingeladen wurde. Viermal traf er, teils nach lächerlichen Abwehrfehlern der Hamburger. Es war ein abstraktes Trauerspiel zu Seelers Ehrentag. „Außer Uwe könnt ihr alle gehen“, skandierten die Fans, die schon vor dem Anpfiff ein großes Transparent in der Kurve gezeigt hatten: „Erste Liga, keiner weiß warum.“ Auf den Rängen machten sie später auch noch eine hämische La Ola.

„Ich habe Verständnis für den Unmut“, sagte Trainer Markus Gisdol: „Uns muss aber allen klar sein, dass die Mannschaft in einer unheimlich schwieriger Situation steckt. Da hilft es nicht, das die Mannschaft ausgepfiffen wird. Wir müssen annehmen, dass wir einen reinen Existenzkampf führen, wahrscheinlich bis Saisonende.“ Häme und Spott vom eigenen Anhang, Mitleid vom Gegner. „Das wünscht man keinem“, sagte Dortmunds André Schürrle: „Der HSV steckt tief in der Krise, das ist ganz bitter, das will man nicht erleben. Da tun einem die Spieler schon leid.“ Und jetzt? Zehn sieglose Spiele seit Saisonstart bedeuten Vereinsrekord, noch nie ist ein HSVTrainer schlechter gestartet als der nach fünf Spieltagen für Bruno Labbadia gekommene Gisdol. Da wundert es kaum, dass dieser nach Abpfiff ratlos wirkte. „Ich kann den Spielern ja nicht den Kopf runterreißen, sie machen die Fehler ja nicht mit Absicht“, sagte Gisdol und versuchte aus der immerhin ordentlichen zweite Halbzeit einen

Funken Hoffnung zu schöpfen: „Wir werden kämpferisch weiter arbeiten. Es werden Gegner kommen, die mehr auf Augenhöhe sind.“ Aber nicht sofort. Im kommenden Spiel geht es zum Tabellendritten Hoffenheim. Die TSG hat dem großen FC Bayern am Samstag einen Punkt in dessen Stadion abgeknöpft. Für den HSV derzeit ein undenkbarer Erfolg.

Bundesliga - Vier Tore: Aubameyang hat kein Mitleid mit HSV und Seeler sueddeutsche.de 2016-11-05 18:19 www.welt.de

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HSV-Demontage: "Außer Uwe (1.04/6) könnt ihr alle gehen"

Der HSV verliert 2:5 gegen Dortmund, Patrick Aubameyang schießt vier Tore und auf der Tribüne leidet Klubidol Uwe Seeler, der seinen 80.

Geburtstag partout im Stadion feiern wollte. 05.11.2016 | 17:31 | ( DiePresse.com ) Dortmund hat Uwe Seeler den 80. Geburtstag gründlich verdorben. Dank ihres vierfachen Torschützen Pierre-Emerick Aubameyang (3., 23., 27., 48. Minute) gewannen die Westfalen auch in dieser Höhe verdient mit 5:2 (3:0) beim völlig indisponierten Hamburger SV. Ousmane Dembelé (77.) steuerte den letzten Treffer bei. Die Norddeutschen, bei denen Nicolai

Müller (55./81.) traf, warten weiter auf den ersten Saisonsieg und festigten den letzten Tabellenplatz. Der BVB hingegen findet nach zuletzt vier Partien ohne Sieg mit nun 18 Punkten wieder Anschluss an die Bundesliga-Spitze. Vor der Partie war die Stimmung im mit 57000 Zuschauern ausverkauften Volksparkstadion noch gut. Seeler wurde mit "Happy Birthday"-Gesängen empfangen und von Clubchef Dietmar Beiersdorfer gemeinsam mit DFB-Präsident Reinhard Grindel und DFL-Chef Reinhard Rauball geehrt. Wenig später erwiesen ihm nur noch die Fans die Ehre. sie skandierten: "Außer Uwe könnt ihr alle gehen... " Bayern nur 1:1 Lange nur auf der Bank fand sich Bayern-Spieler David Alaba (ab 82.) wieder, gegen Hoffenheim sah er den frühen Rückstand, den Ausgleich zum 1:1. Mehr wollte nicht gelingen. Ob das schwache Spiel mit den Trikots zu tun hatte? Die Bayern trugen Ozeanmüll, die weinroten Dressen bestanden zu 100 Prozent aus recycelten

Plastikabfällen, die vor den Malediven aus dem Wasser gefischt wurden. Gegen Darmstadt erlebte Julian Baumgartlinger alle Höhen und Tiefen. Er verschuldete mit schwachem Stellungsspiel das 1:1 und bereitete mit seiner Flanke das 2:1 vor. Leverkusen (Dragović auf der Bank) gewann mit 3:2. Und Leipzig? Ein Remis würde dem Klub von Ralph Hasenhüttl heute gegen Mainz bereits reichen, um einen weiteren Ligarekord einzustellen. Wie seine Spieler auch im zehnten Spiel ungeschlagen bleiben und den Aufsteigerrekord des MSV Duisburg (1993/1994) knacken, sei bekannt. Der Steirer sagt: „Wir müssen es schaffen, die gefährlichen Akteure auszuschalten, und unser Spiel aufziehen.“ Auch hatte er eine Antwort auf die Kritik von Uli Hoeneß. „Er nimmt uns wahr? Das zeigt, dass München Respekt vor uns hat.“?

Borussia Dortmund: Pierre-Emerick Aubameyang demütigt Hamburger SV rp-online.de 2016-11-05 17:31 diepresse.com

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Wie sollte EU und Türkei politisch (1.04/6) zusammenarbeiten?

Die aktuellen politischen Zustände in der Türkei werden von Europas Politikern kritisiert. Die EUMitgliedschaft scheint nicht absehbar. Dennoch ist Europa auf Kooperation, wie im Fall des Flüchtlingsabkommens, angewiesen. Wie Sie sich zur Diskussion anmelden können und welche Regeln gelten, erfahren Sie hier . Haben Sie Themenanregungen oder Feedback? Mailen Sie an [email protected] oder twittern Sie an

@SZ. Alle Kontaktmöglichkeiten finden Sie hier.

Tausende demonstrieren gegen Festnahmen kurdischer Politiker in der Türkei stern.de 2016-11-05 16:37 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de

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Zwei Autofahrer bei Unfall in der (1.02/6) Eifel schwer verletzt

Bei einem Zusammenstoß zweier Kleinwagen auf einer Landstraße in der Eifel sind beide Fahrer schwer verletzt worden. Eine 22-Jährige wollte am Samstag in Welling (Kreis Mayen-Koblenz) nach Polizeiangaben die L 98 überqueren, um auf einem Feldweg weiterzufahren. Dabei übersah sie offenbar ein Auto, das aus Richtung Ochtendung kam. Dessen 50-jähriger Fahrer prallte frontal gegen die Beifahrerseite des querenden Autos. Ein Rettungshubschrauber brachte die junge Frau mit

lebensgefährlichen Verletzungen in ein Koblenzer Krankenhaus. Auch der 50-Jährige wurde mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus nach Koblenz gebracht. An beiden Autos entstand Totalschaden.

Auto im Gegenverkehr gestreift: Zwei Kinder in Ehenbichl verletzt tt.com 2016-11-05 19:29 www.t-online.de

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Kern: "Kein Flüchtlingsabkommen, kein Geld" (1.02/6)

Die türkische Regierung in suche "bewusst die Zuspitzung" in ihrem Vorgehen, sagt Bundeskanzler Christian Kern. 05.11.2016 | 19:21 |

( DiePresse.com ) Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) spricht sich im Fall des Scheiterns des Flüchtlingspaktes der EU mit der Türkei dafür aus, dem Land "den Geldhahn zuzudrehen". Die Regierung in Ankara suche "bewusst die Zuspitzung" in ihrem Vorgehen, sagte Kern in einem Interview mit der "Kronen Zeitung". Es müsse die Formel gelten: "Kein Flüchtlingsabkommen, kein Geld". Gegenüber der APA sagte eine Sprecherin des Bundeskanzlers am Samstag, Kerns Forderung beziehe sich auf die im Zuge des Abkommens zugesagten drei Milliarden der EU für die

Unterstützung von Flüchtlingen in der Türkei. Im Zuge des Flüchtlingsabkommens hatte die EU der Türkei im Frühjahr finanzielle Hilfe für die rund drei Millionen Syrer in der Türkei versprochen. Von dem Geld sind nach Angaben der EU-Kommission von Anfang Oktober bereits etwa 500 Millionen ausgezahlt worden, weitere 1,25 Milliarden wurden vertraglich zugesichert. Ein Teil des Geldes wird etwa für ein im September gestartetes Programm genützt, durch das einer Million Flüchtlinge in der Türkei in elektronischer Form Geld überwiesen wird. Die Türkei hatte zuletzt aber mit einem Aufkündigung des Flüchtlingsabkommens mit Jahresende gedroht. Auf die Frage, was die Streichung der rund 2,5 Milliarden Euro an bisher nicht ausgezahlten Geldern für die Flüchtlinge vor Ort bedeute, betonte die Sprecherin Kerns: "Diese Frage muss sich zuallererst die Türkei stellen. " >>> Bericht auf "Krone.at"

(APA)

Kern: „Scheitert Flüchtlingspakt, dann Türkei Geldhahn zudrehen“ tt.com 2016-11-05 19:21 diepresse.com

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US-Wahl: Trumps Truppen (1.02/6) rücken aus

Wenige Tage vor der US-Wahl wird immer

deutlicher, dass Donalds Trumps Gerede von den verschobenen Wahlen unter seinen Anhängern bedenklichen Aktionismus ausgelöst hat. Die ultrarechte Website The Right Stuff hat angekündigt, Wahllokale heimlich mit Kameras ausstatten zu wollen, um sicherzugehen, dass Unterstützer von Hillary Clinton nicht mehrmals auftauchen. Die Organisation Stop the Steal plant eigene Umfragen direkt vor den Wahllokalen, um Manipulationen aufzuspüren. Und Neonazi-Führer Andrew Anglin kündigte an, am Dienstag eine ganze "Armee an Wahlbeobachtern" aussenden zu wollen und in mehrheitlich schwarzen Bezirken hochprozentigen Alkohol und Marihuana auszugeben – um so die Chancen zu erhöhen, dass die überwiegend demokratischen Wähler zu Hause bleiben. Trumps warnt bei seinen Auftritten immer wieder vor Manipulationen am Wahltag und einem politischen System, das seine Anhänger ihrer Stimme beraubt. Erst vor wenigen Wochen rief er seine Unterstützer offen dazu auf, am Tag der Wahl in demokratische Hochburgen wie Philadelphia und Chicago zu fahren, um groß angelegten

Wahlbetrug zu verhindern. "Guckt euch diese Städte an! Was ihr dort seht, ist schrecklich", wetterte Trump bei einem Auftritt in Colorado Springs. Auf seiner Webseite ruft Trump dazu auf, sich als Wahlbeobachter zu registrieren, um "die unehrliche Hillary davon abzuhalten, die Wahl zu manipulieren". Dabei ist groß angelegter Wahlbetrug im dezentralen System der USA nahezu unmöglich. Zwischen 2000 und 2014 gab es gerade mal 31 registrierte Fälle – bei mehr als einer Milliarde abgegebenen Stimmen. "Wahlbetrug entscheidet keine Wahl", sagt Steffen Schmidt, Wahlexperte an der Iowa State University. Experten wie er verweisen vielmehr auf andere Probleme, etwa strenge Anforderungen bei der Wählerregistrierung vor allem in konservativen Staaten, die ganz bewusst Minderheiten benachteiligten; oder die Tatsache, dass häufig die Mehrheitspartei die Grenzen zwischen den Wahlbezirken zieht – und sich so bei der Abstimmung einen Vorteil verschaffen kann. Das, so Schmidt, sei die eigentliche "Verschmutzung des demokratischen Prozesses".

Die Demokraten fürchten, dass die Aufrufe von Trump und die geplanten Aktionen viele ihrer Unterstützer einschüchtern und davon abhalten könnten, am kommenden Dienstag wählen zu gehen. Gleich mit mehreren Klagen gegen Trump und die Republikaner versuchen sie, die Einschüchterungsversuche auf den letzten Metern zu unterbinden. Die Republikaner würden Wahlbeobachter ermutigen, verdächtigen Personen bis auf den Parkplatz zu folgen und sie auszufragen, heißt es in einer Klageschrift. TrumpUnterstützer hätten Wähler in den vergangenen Tagen bereits belästigt und eingeschüchtert und versucht, sie an der Abgabe ihrer Stimme zu hindern. Man fürchte "Unruhen am Wahltag", heißt in dem Schreiben. Inzwischen gehen die Bedenken noch weiter. In vielen Bezirken fürchten die Wahlverantwortlichen, dass Trump-Anhänger rechtliche Grauzonen ausnutzen und ihre Waffen mit in die Wahllokale nehmen könnten. Wahlhelfer würden im Vorfeld eigens dafür geschult, auf Schießereien zu reagieren, heißt es von der Organisation Everytown for Gun Safety. In Virginia setzen sich die

Organisatoren für einen eintätigen Waffenbann ein; in New Hampshire werden die Wähler im Wahllokal darauf hingewiesen, dass einzelne Personen Waffen mit sich tragen könnten. Weit hergeholt scheinen die Sorgen nicht: Die rechtsextreme Gruppe Oath Keepers kündigte für kommenden Dienstag die "Operation Sabot 2016" an, bei der Mitglieder Ausschau halten sollen nach möglichen Wahlbetrügern und Registrierungen im Zweifel anfechten sollen. Der Name ist nicht zufällig gewählt: Sabot ist ein Munitionsbestandteil, der die Wirkungsfläche eines Projektils erhöht. Die Republikanische Partei bemüht sich unterdessen, sich von den Aktionen der aufgebrachten Basis zu distanzieren. Denn die Konservativen bewegen sich auf dünnem Eis: Seit der langjährige Trump-Gefährte Roger Stone 1981 im Namen der Partei in New Jersey mit Einschüchterungstaktiken an den Wahllokalen demokratische Wähler davon abhalten wollte, ihre Stimme abzugeben, sind die Republikaner per Dekret gezwungen, ihre Wahlbeobachtungen eng von den Behörden überwachen zu lassen. Im kommenden Jahr sollte diese Regelung auslaufen,

doch Demokraten fordern jetzt eine Verlängerung. Sie verweisen auf die Rolle von Stone, der heute einer der führenden Köpfe hinter der Aktion Stop the Steal ist. Anfang der Woche forderte ein Bundesrichter die Republikaner auf, sämtliche gemeinsame Anstrengungen mit dem Trump-Team für den Wahltag offenzulegen. Trotz der aufsehenerregenden Meldungen glaubt Steffen Schmidt nicht, dass die Einschüchterung gelingen wird. "Dafür bedürfte es eines groß angelegten landesweiten Aufmarsches. " Zudem würden auch die Demokraten ihre Wahlbeobachter schicken und bei Unregelmäßigkeiten sofort die Behörden informieren. Mehr Sorgen macht sich der Wahlexperte über die Zeit nach der Abstimmung, vor allem bei einem möglichen Wahlsieg von Hillary Clinton. Wenn ein Großteil der Unterstützer der Überzeugung seien, dass ihnen die Wahl weggenommen worden sei, "dann besteht die realistische Chance, dass sie ihre Waffen ziehen".

US-Wahl: Obama wirbt in North Carolina für Clinton sueddeutsche.de 2016-11-05 19:06 ZEIT ONLINE www.zeit.de

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Sturms nächster Rückschlag (1.02/6) 1:2 gegen St Pölten

Tabellenführer unterlag Aufsteiger nach Führung,

nach dem Cup folgt die nächste Ernüchterung in der Liga. Holt St. Pölten Stefan Maierhofer? 05.11.2016 | 19:03 | ( DiePresse.com ) Tabellenführer Sturm Graz hat zum Auftakt der 14. Fußball-Bundesligarunde den nächsten herben Rückschlag hinnehmen müssen. Die Steirer kassierten am Samstag gegen Aufsteiger St. Pölten mit dem 1:2 (1:2) die ersten Saisonheimniederlage. Der Spitzenreiter ist nun schon seit vier Pflichtspielen sieglos, zudem könnte Altach am Sonntag mit einem Sieg gegen die Austria mit Sturm gleichziehen. Die Grazer gingen durch Fabian Koch (15.) in Führung. Ein Doppelschlag von Marcel Holzmann (18.) und Michael Ambichl (22.) bescherte dem Tabellenneunten aus Niederösterreich die Führung, die Sturm nicht mehr aufholen konnte. Die Gastgeber hatten bei zwei Lattentreffern auch Pech, präsentierten sich insgesamt aber vor allem nach dem Rückstand sehr verunsichert.

Dabei begann Sturm vor 9.100 Zuschauern durchaus ambitioniert und hätte in der 6. Minute einen Elfmeter zugesprochen bekommen müssen. Schiedsrichter Christopher Jäger pfiff ein Foul von Martin Grasegger an Torjäger Deni Alar im Strafraum jedoch nicht. Rund zehn Minuten später hieß es dann aber dennoch 1:0 für den Spitzenreiter. Alar bediente den heranstürmenden Koch ideal, der unbedrängt aus vollem Lauf mit einem Volleyschuss ins lange Eck sein erstes Bundesligator im Sturm-Dress erzielte. In den folgenden vier Minuten stellten sich Koch und seine Abwehrkollegen zweimal sehr ungeschickt an, was die Gäste mit einem Doppelschlag zum 2:1 kaltschnäuzig ausnützten. Zunächst kam der für den erkrankten Jeroen Lumu aufgebotene Holzmann nach einem ThürauerStanglpass aus kurzer Distanz gleich bei seinem Bundesligadebüt zum ersten Tor. Wenig später war es Ambichl, der in einer unübersichtlichen Situation am besten reagierte und im Fallen an Sturm-Goalie Christian Gratzei seinen Premierentreffer erzielte. Und jetzt ein neuer Stürmer?

St. Pölten Interimstrainer Jochen Fallmann bestätigte auf Sky, dass man mit Ex-Rapid-Stürmer Stefan Maierhofer, 34, tatsächlich in Gesprächen sei. Ob der "Major" beim Aufsteiger einsteigt? "Wir hatten letzte Woche ein tolles Gespräch. " Vor der Winterpause werde es aber keine personelle Veränderung geben...

Tabellenführer Sturm Graz kassiert Heim-Pleite gegen St. Pölten tt.com 2016-11-05 19:03 diepresse.com

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Büchner-Preis an Marcel Beyer (1.02/6) verliehen

Darmstadt. Der Schriftsteller Marcel Beyer hat den renommierten Georg-Büchner-Preis verliehen bekommen. Dem 50 Jahre alten Lyriker und Romancier wurde die mit 50.000 Euro dotierte

Auszeichnung am Sonnabend in Darmstadt überreicht. „Sprache ist alles“, sagte Beyer in seiner Dankesrede. Der in Dresden lebende Autor beherrsche „das epische Panorama ebenso wie die lyrische Mikroskopie und den zeitdiagnostischen Essay“, begründete die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung bei ihrer Feier im Staatstheater. Der Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. Er wurde zum 65. Mal verliehen. 2015 erhielt der Schriftsteller Rainald Goetz die Auszeichnung. Zur langen Reihe der Geehrten zählen bekannte Autoren wie Erich Kästner (1957),

Günter Grass (1965), Heinrich Böll (1967), Friedrich Dürrenmatt (1986), Felicitas Hoppe (2012) und Sibylle Lewitscharoff (2013) sowie Jürgen Becker (2014). Beyer war einer auch internationalen Öffentlichkeit 1995 mit seinem Roman „Flughunde“ bekannt geworden. Darin geht es um die Instrumentalisierung von Sprache durch die Propaganda am Beispiel des Zweiten Weltkriegs. Es folgten die Lyrikbände „Falsches Futter“ (1997) und „Erdkunde“ (2002) sowie die Romane „Spione“ (2000) und „Kaltenburg“ (2008). Ebenso veröffentlichte er Erzählungen und Essays wie „Nonfiction“ (2003) und „Putins Briefkasten. Acht Recherchen“ (2012). Die Texte Beyers „widmen sich der Vergegenwärtigung deutscher Vergangenheit mit derselben präzisen Hingabe, mit der sie dem Sound der Jetztzeit nachspüren“, bescheinigte die Akademie dem Autor weiter. „Sie betreiben eine poetische Erdkunde, die immer auch Spracherkundung ist; kühn und zart, erkenntnisreich und unbestechlich, lassen sie die Welt zugleich wundersam bekannt und irisierend neu erscheinen.“ Der Namensgeber der

Auszeichnung, Georg Büchner, war deutscher Revolutionär und Dramatiker („Dantons Tod“, „Woyzeck“). Er gilt als wegweisender Autor des 19. Jahrhunderts. Mit nur 23 Jahren starb er am 19. Februar 1837 im Exil in Zürich an Typhus. Neben dem Büchner-Preis wurden noch zwei andere Auszeichnungen verliehen, jeweils mit 20.000 Euro dotiert. Die in Niederbayern geborene Sachbuchautorin Kathrin Passig erhielt den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2016. Sie lebt heute in Berlin und ist Autorin zahlreicher Sachbücher. Den SigmundFreud-Preis für wissenschaftliche Prosa 2016 bekam der im Harz geborene Kulturtheoretiker und Ägyptologe Jan Assmann (78) überreicht. Er lebt heute in Konstanz. „Mit ihrem beeindruckenden Werk, ihren stilistisch herausragenden Texten sind Jan Assmann, Kathrin Passig und Marcel Beyer Kronzeugen für die Macht der Worte, die eine Demokratie zum Überleben braucht“, wurde Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) in einer Mitteilung zur Preisverleihung zitiert. Von RND/dpa

Büchner-Preis an Autor Marcel Beyer verliehen diepresse.com 2016-11-05 19:00 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Irakische Armee nimmt Stadt (1.02/6) südlich Mossuls ein

Mossul (dpa) - Nach dem Vorstoß in die Ostteile Mossuls machen die irakischen Streitkräfte auch an der Front im Süden der IS-Hochburg Fortschritte. Die Truppen nahmen die Stadt Hammam al-Alil etwa 15 Kilometer südlich von Mossul von der Terrormiliz Islamischer Staat ein, berichtete die irakische Bundespolizei. Derweil steigt die Zahl an Flüchtlingen aus den bereits befreiten Teilen Mossuls. Bei einem Anschlag auf einen Flüchtlingskonvoi im Nordirak wurden Polizeiangaben zufolge 26 Menschen getötet.

Irakis nehmen Stadt südlich von Mossul ein haz.de 2016-11-05 18:54 www.t-online.de

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Protest gegen italienische Regierung: Ausschreitungen in (1.02/6) Florenz

(ap) Mit Pflastersteinen, Stöcken und anderen Gegenständen haben vermummte Jugendliche bei

Protesten gegen die italienische Regierung in Florenz die Polizei angegriffen. Die Beamten reagierten am Samstag mit Tränengas auf die Gewalt und hielten die jungen Männer mit Schildern auf Distanz, damit diese nicht zu einem Gebäude gelangen konnten, in dem Ministerpräsident Matteo Renzi politische Gespräche abhielt. Nach Angaben von Bürgermeister Dario Nardella wurden mehrere Polizisten bei den Auseinandersetzungen verletzt. Wie viele genau, sagte er nicht. Der Grossteil der Protestteilnehmer hatte friedlich gegen ein Verfassungsreferendum demonstriert, das Renzi für den 4. Dezember ausgerufen hat.

Ausschreitungen bei Protesten gegen Pensionssystem in Chile tt.com 2016-11-05 18:36 Marie-astrid www.nzz.ch

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Brandsatz auf türkisches Café geschleudert - zwei Festnahmen (1.02/6)

Essen (dpa) - Nach einem Brandanschlag auf ein türkisches Café in Essen hat die Polizei zwei Tatverdächtige festgenommen. Die beiden Männer sollten dem Haftrichter vorgeführt werden. Ihnen werden schwere Brandstiftung und versuchter Totschlag vorgeworfen. In die Ermittlungen wurde auch der Staatsschutz eingebunden. Ein politischer Hintergrund der Tat wird nicht ausgechlossen. Die

Männer sollen gestern Abend mindestens einen Brandsatz durch das Fenster des Ladenlokals geworfen haben. Beim Versuch, die Flammen zu löschen, verletzte sich ein Gast leicht.

Brandsätze auf türkisches Café geschleudert haz.de 2016-11-05 17:58 www.t-online.de

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Obama kontert cool Trump(1.02/6) Anhänger aus

Fayetteville. Das war präsidiale Autorität: Bei einem Wahlkampfauftritt von Barack Obama in Fayetteville (North Carolina) störte ein offensichtlicher ArmeeVeteran mit Trump-Plakat und Zwischenrufen die Rede des US-Präsidenten. Und was tat Obama? Zunächst einmal rief er die eigenen Anhänger zur Ordnung: „Hört jetzt doch mal zu, ihr seid nicht

konzentriert.“ Und machte dann weiter, indem er die empörten Clinton-Anhänger daran erinnerte, welch hohes Gut die freie Meinungsäußerung sei. „Da ist ein älterer Gentleman, der seinen Kandidaten unterstützt. Der tut Euch nichts! Vor dem braucht Ihr keine Angst zu haben!“ Und weiter: „Erstens leben wir in einem Land, das die freie Meinungsäußerung hoch schätzt. Zweitens scheint er beim Militär gedient zu haben. Das sollten wir respektieren. Drittens sieht er schon älter aus. Und Ältere Herrschaften gilt es Respekt zu erweisen!“ Und schließlich sagte Obama noch: „Buht nicht, geht wählen!“

Von RND/dk

Obamas Reaktion auf TrumpAnhänger: "Don't boo - vote!" tagesschau.de 2016-11-05 17:54 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Flüchtlinge sollten schneller (1.02/6) arbeiten können

Werden die Flüchtlinge unsere Renten retten oder das Sozialsystem sprengen? Diese polemische Frage stellt der Deutschlandfunk in diesen Tagen seinen Hörern zum Thema, ob und wie Flüchtlinge tatsächlich im deutschen Arbeitsmarkt ankommen. Ausgangspunkt ist der vor einem Jahr geäußerte Kanzlerinsatz „Wir schaffen das“. Nun wird genauer hingeschaut – und die Reaktionen auf die Radiofrage sind absehbar. Was für eine Krämerseelenfrage, wir retten doch Menschen, nicht die Altersversorgung , sagen die Willkommensenthusiasten. Die Schwarzmaler dagegen sehen ihre Befürchtung bestätigt, dass viele Aufgenommene den Versorgungsstaat

lebenslang ausnutzen werden, ohne Beiträge zu leisten. Es hat schon etwas, wenn die größte öffentlich-rechtliche Rundfunkstimme die Stabilität des Sozialstaats in einem Atemzug nennt mit der Aufnahme von Flüchtlingen. Noch herrscht Zuversicht, die neue Integrationsstrategie werde greifen, weil diesmal, anders als in der Gastarbeiterzeit, die Neuen sich erst einmal in aller Ruhe vertraut machen können mit der Sprache, mit Land und Leuten. In der Regel müssen sie dem Arbeitsmarkt erst nach etwa zwei Jahren zur Verfügung stehen – dann aber qualifiziert. Hört sich gut an, aber passt dieses Konzept für die vielen jungen Männer, die in Syrien, in Afghanistan, im Sudan oder in Nigeria vor der Flucht kaum je in der Schule waren, sondern sich mit Hilfsjobs über Wasser gehalten haben? Was machen die zwei Jahre lang? Sie haben nur wenig zu tun: 600 bis 800 Stunden Deutschunterricht und ab und zu vielleicht ein Praktikum. Was fangen sie an mit den Pausen dazwischen, die sie meistens im Wohnheim verbringen in Gesellschaft der eigenen

Sprachgruppe? Qualifiziert sie diese Untätigkeit für irgendetwas? Oder lernen sie stattdessen nicht vielmehr, dass hierzulande andere Menschen für ihren Lebensunterhalt arbeiten? Daran kann man sich schnell gewöhnen. Man sollte also früher anfangen mit der Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt, gekoppelt mit Weiterbildungsangeboten, wie es etwa in Kanada schon nach wenigen Monaten Aufenthalt geschieht. Das wünschen sich auch viele Asylberechtigte. Außerdem gilt: Je höher die Arbeitsbeteiligung der Flüchtlinge ist, desto großzügiger die Aufnahmepolitik.

Wie lernen Flüchtlinge am besten Deutsch? haz.de 2016-11-05 17:39 Barbara John www.tagesspiegel.de

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Gladbachs Herrmann fällt mit Bänderriss bis auf Weiteres aus (1.02/6)

Mönchengladbach. Das zeigten die Ergebnisse der MRT-Untersuchung am Samstag. Nach Angaben des Champions-LeagueTeilnehmers fällt Herrmann, der die Verletzung am rechten Sprunggelenk nach einem Zweikampf mit Berlins Vedad Ibisevic erlitt, "bis auf Weiteres" aus.

Borussias Trainer André Schubert äußerte sich auf der Internetseite der Gladbacher zur Verletzung des Offensivspielers: "Das ist für uns alle ein schwerer Schlag. Er hatte sich zuletzt nach zwei langwierigen Verletzungen wieder zurück gekämpft, wollte endlich wieder durchstarten und kam gegen Berlin so gut ins Spiel. Es tut mir in der Seele weh. " Herrmann sei ein "wichtiger Spieler, ein so positiver Mensch und in Topform ein Thema für die Nationalmannschaft". Schubert: "Ich wünsche ihm alles Gute. Wir alle werden versuchen, ihm zu helfen, den Schlag zu verdauen und wieder stark zurückzukommen. " Der 25-jährige Herrmann hatte bereits in der Saisonvorbereitung mit einer Schambeinverletzung zu kämpfen. Im September fiel er mit einem Muskelfaserriss aus. © 2016 SID

Borussia Mönchengladbach hat den Blues – Patrick Herrmann fällt lange aus rp-online.de 2016-11-05 17:35 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Parteitag in München: Keine Freiheit ohne Leitkultur für die (1.02/6) CSU

Die angebliche Ordnungsliebe der Deutschen hat schon manche Klischees bedient, nicht immer zum Guten. Das neu erarbeitete Grundsatzprogramm der Christlichsozialen Union (CSU) unter den Titel «Die Ordnung» zu stellen, ist deshalb gewagt. Der Begriff hat seine Schattenseiten, und so absolut formuliert klingt er für ein Parteiprogramm wie eine Anmassung. Zu einem Parteitag, der mehr als in anderen Jahren

wegen der äusseren politischen Umstände – dem Druck von der Alternative für Deutschland (AfD) und dem Streit mit Bundeskanzlerin Merkel und der CDU – der Selbstvergewisserung diente, passte die einstimmige Verabschiedung eines so benannten Programms durch die rund tausend Delegierten allerdings ganz gut. Das Grundsatzprogramm solle in Zeiten der Verunsicherung und Beliebigkeit Orientierung geben, sagte der Verantwortliche für die Erarbeitung des Papiers, der 41-jährige Landtagsabgeordnete Markus Blume. Ordnung sei nötig, um die Freiheit und Offenheit der

Gesellschaft zu verteidigen. Deren Feinde müssten klar benannt werden; es bestehe Sorge um den Verlust der Pluralität und auch der kulturellen Grundfesten Deutschlands. Deshalb will die CSU gegen die politischen Ideen des Islam, die sie für inkompatibel mit der westlichen Gesellschaftsordnung hält, vorgehen und betont das christliche Menschenbild und die christlichjüdisch-abendländische Kultur als Grundlage des deutschen Gemeinwesens. Blume bettete auch die Diskussion um das Reizwort der Obergrenze für Flüchtlinge in diese Debatte ein: Nur die Kenntnis der eigenen Belastungsgrenzen sicherten die Integration und verhinderten Parallelgesellschaften. Er geisselte die falschen Freunde der offenen Gesellschaft – gemeint waren wohl vor allem linke und grüne Kreise –, die die Unterschiede relativierten. Eine Leitkultur sei zwingend gegen die Beliebigkeit. Blume ging so weit zu sagen, wer auf der Seite der Freiheit stehe, müsse auch zur Leitkultur Ja sagen. Das Grundsatzprogramm ist, obwohl so ursprünglich nicht vorgesehen, auch eine Antwort

an die AfD. Von dieser fühlt sich die CSU in Bayern bedroht. Ohne die durch die Flüchtlingskrise angeheizten gesellschaftspolitischen Diskussionen hätte der Begriff der Leitkultur vielleicht nicht ganz so oft in das Programm Aufnahme gefunden. Auch die Auseinandersetzung mit dem Islamismus, der Burka und dem Nikab hätte weniger prominent und scharf stattgefunden. Das Einschwören auf die soziale Marktwirtschaft samt Freihandel, auf die Westbindung in der Aussenpolitik und auf das Bekenntnis zu Europa und zur Europäischen Union, eine für Konservative weitgehende Zustimmung zu unterschiedlichen familiären und partnerschaftlichen Lebensmodellen und die eindeutige Ablehnung von Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus zeigen mehr als deutlich, wie weit die CSU von der AfD entfernt ist. Blume rief in den rund tausend Delegierten zu, der Nationalismus der «PseudoAlternative» sei ein Verrat an der Zukunft Deutschlands. Der Anspruch der CSU, den Seehofer schon vor einem Jahr genannt hatte, ist es, in der

gesellschaftlichen Mitte eine bürgerliche Partei zu sein, die auch rechtskonservativen und rechtsnationalen, nicht aber rechtsradikalen Strömungen einen politischen Hafen bietet. Sozialpolitisch liegt der Arbeitnehmerflügel der Partei zugleich eher links der Mitte. Seehofer gefiel sich darin, die CSU als letzte Volkspartei zu bezeichnen. Markus Blume begeisterte den Parteivorsitzenden so sehr, dass dieser selbst auf eine zweite längere Rede verzichtete. Das Risiko, einen jungen, wenig erfahrenen Landtagsabgeordneten mit der Leitung der Programmkommission zu betrauen, habe sich gelohnt. So konnte Seehofer auch sich selbst loben, etwas, was er oft und gerne tut. Blume ist auch in der Schweiz kein Unbekannter. Bis zu seinem Wechsel in die bayrische Politik arbeitete er einige Jahre als Sprecher der RenovaGruppe in Zürich , der Schweizer Holding des russischen Magnaten Viktor Vekselberg. Seehofer dachte sogar laut darüber nach, welchen Posten er dem aufstrebenden jungen Politiker geben könnte – ein Spiel, das er auch mit Blick auf seine eigene

Nachfolge seit Monaten auf eine zuweilen wenig erspriessliche Weise spielt. Neben der inhaltlichen Konzentration auf die kommenden Wahlkämpfe – 2017 auf Bundesebene, 2018 in Bayern – treibt diese Frage die Partei wie nichts anderes um. Seehofer hatte ursprünglich seinen Rückzug 2018 angekündigt. Verschiedene Nachfolgekandidaten liefen sich warm: Ilse Aigner kehrte aus Berlin in die bayrische Landespolitik zurück; Markus Söder wurde mit dem Finanzministerium betraut. Alexander Dobrindt, der frühere Generalsekretär, ist der wichtigste CSUMinister in Berlin. Doch während Seehofer, auch mit Blick auf Merkel, betonte, Programmatisches gehe vor Personelles, liess er nicht nur selbst Namen fallen, sondern verwirrte die Partei mit einer möglichen Trennung der Ämter von Parteivorsitzendem und Ministerpräsident. Demnach könnte Seehofer selbst sogar über 2018 in München bleiben, während der neue Parteichef in Berlin tätig wäre. Söder, der lieber heute als morgen Seehofers Nachfolge anträte, aber taktisch ungeschickt einen

Wechsel nach Berlin kategorisch ausschliesst, sah sich getäuscht. Am Parteitag spielte das alles nur im Klatsch der Delegierten eine Rolle. Wer aber die Partei in den Bundestagswahlkampf führt, muss auch in der Lage sein, die Basis vom Wahlkampf für die wahrscheinliche CDU-Kanzlerkandidatin Merkel zu überzeugen. Bei einer Fortsetzung der Regierungsbeteiligung dürfte die CSU in Berlin noch macht- und selbstbewusster auftreten.

CSU beschließt neues Grundsatzprogramm augsburger-allgemeine.de 2016-11-05 17:31 Markus Ackeret www.nzz.ch

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"Erdbeben ist Strafe Gottes": Priester sorgt in Italien für Eklat (1.02/6)

"Sünden wie Homosexualität verdienen eine Gottesstrafe", sagte der Theologe Giovanni Cavalcoli in seiner Sendung auf "Radio Maria". 05.11.2016 | 14:45 | ( DiePresse.com ) Der Vatikan reagiert hart auf Aussagen eines Priesters, der im Rahmen einer Sendung des erzkatholischen Radiosenders "Radio Maria" das Erdbeben in Mittelitalien als "Strafe Gottes" bezeichnet hatte. Gott habe die Italiener mit dem Erdbeben für die jüngst beschlossene gesetzliche Anerkennung von homosexuellen

Lebensgemeinschaften strafen wollen, so Pater Giovanni Cavalcoli in seiner monatlichen Sendung. Der vatikanische Innenminister Erzbischof Angelo Becciu bezeichnete die Worte des Priesters als "beleidigend für Gläubige und skandalös für NichtGläubige". Becciu entschuldigte sich bei den durch die schweren Erdbeben der vergangenen Woche obdachlos gewordenen Menschen. Der Papst sei ihnen nahe, versicherte der Erzbischof. "Wer von 'Radio Maria' aus von einer göttlichen Strafe spricht, beleidigt den Namen der Muttergottes, die Gläubige als barmherzige Mutter betrachten", sagte Becciu. Kritik kam auch von der italienischen Bischofskonferenz CEI. Nach empörten Reaktionen auf Cavalcolis Aussagen ging der Radiosender "Radio Maria" auf Distanz und trennte sich vom umstrittenen Theologen. Die monatliche Sendung wurde eingestellt. Cavalcoli ließ sich nicht beeindrucken. "Ich bin seit 30 Jahren Doktor der Theologie und habe im Vatikan mit Johannes Paul II. gearbeitet. Sünden wie Homosexualität verdienen eine Gottesstrafe,

die sich auch in Form von Erdbeben manifestieren kann", sagte Cavalcoli. Er bekräftigte, dass nach den Prinzipien christlicher Ethik Homosexualität "wider die Natur" sei. "Radio Maria" entstand 1982 als kleiner Pfarrsender im Städtchen Erba nahe Mailand. Der Sender will durch die tägliche Ausstrahlung der Messe und des Rosenkranzes spirituelle Hilfe leisten. Bereits 1990 galt "Radio Maria" als ein Sender mit Italien-weiter Ausstrahlung. Daraufhin verbreitete sich das Konzept von "Radio Maria" weltweit. Die einzelnen nationalen "Radio Maria"Organisationen sind verwaltungsmäßig unabhängig. Immer mehr Paare machen in Italien von dem Gesetz zur Anerkennung homosexueller Partnerschaften Gebrauch, das Ende Juli in Kraft getreten ist. Um die Regelung war im katholisch geprägten Italien jahrelang gerungen worden. Italien war das letzte westeuropäische Land, in dem homosexuelle Partnerschaften bis vor kurzem keine rechtliche Grundlage hatten. Auch der Europäische Menschenrechtsgerichtshof hatte dies

kritisiert. (APA)

„Erdbeben ist Strafe Gottes“: Priester in Italien sorgt für Eklat tt.com 2016-11-05 14:45 diepresse.com

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Gewalt in der Türkei: IS bekennt sich zu Anschlag in Diyarbakir (1.02/6)

Nach der Verhaftung von Politikern der prokurdischen Partei HDP gab es in der Türkei bislabg nur vereinzelt Proteste - wohl auch aus Angst vor Repressionen. Zu dem Anschlag in Diyarbakir bekannte sich der IS. In Ankara und anderen Städten hat es nur vereinzelt Proteste gegen die Festnahme der HDP-

Parteichefs Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag gegeben. Aus Istanbul berichten Augenzeugen von einzelnen Molotowcocktails im Stadteil Tarlabasi, wo viele vor allem ärmere Kurden leben. Dass es nicht zu größeren Protesten kam, dürfte zwei Gründe haben: Zum einen sind viele Menschen eingeschüchtert. Sie befürchten persönliche Nachteile, wenn sie den Staat kritisieren. Zum anderen waren die sozialen Netzwerke im Internet gestern so gut wie gar nicht zu erreichen. Es war also nicht möglich, sich beispielsweise über Twitter oder Facebook zu einer Demonstration zu verabreden. Zu dem Anschlag auf ein Polizeigebäude in

Diyarbakir bekannte sich inzwischen die Terrormiliz "Islamischer Staat". Wenige Stunden zuvor waren die HDP-Abgeordneten festgenommen worden. Die türkische Regierung hatte zunächst die PKK bezichtigt. Bei dem Anschlag waren neun Menschen ums Leben gekommen und rund 100 verletzt worden. Während gegen HDP-Parteichef Demirtas und seine Co-Vorsitzende Yüksekdag Haftbefehl erlassen wurde, kamen andere Abgeordnete wieder frei. Unter ihnen Sirri Süreyya Önder, der eine Botschaft des inhaftierten Parteichefs verlas: "Wir erleben eine neue Phase eines Putsches, ein Putsch, der von der Regierung und dem Staatspräsidenten angezettelt wurde. Ich und meine Mitstreiter werden weiterhin gegen diesen illegalen Putsch angehen. Wir möchten die Menschen wissen lassen, dass wir den Kampf der Menschen für Freiheit, Frieden und Demokratie weiterhin unterstützen werden. " Den festgenommenen HDP-Politikern wird vorgeworfen, die Kurdische Arbeiterpartei PKK unterstützt zu haben. Sie gilt als Terrororganisation

und ist deshalb in der Türkei, aber auch in Deutschland verboten. Politiker aus Europa und den USA hatten gegen die Festnahme protestiert. Der deutsche Außenminister Steinmeier bestellt den türkischen Gesandten ein. Nach der Razzia und den Verhaftungen bei der traditionsreichen Zeitung "Cumhuriyet" am Montag wurde laut Medienberichten Untersuchungshaft gegen Chefredakteur Murat Sabuncu sowie acht führende Mitarbeiter erlassen. Ein Gericht in Istanbul ordnete demnach an, dass sie bis zu ihrem Prozess inhaftiert bleiben. Den Journalisten wird die Unterstützung des Gülen-Netzwerks sowie militanter kurdischer Gruppen vorgeworfen. "Cumhuriyet" weist das zurück. Die Festnahmen der vergangenen Tage waren international scharf kritisiert worden. Can Dündar, der frühere Chefredakteur der "Cumhuriyet", hält die derzeitigen Entwicklungen für genauso gefährlich wie den Umsturzversuch am 15. Juli: "Am 15. Juli wurde das Parlament bombardiert. Staatspräsident Erdogan hat das Parlament nun erneut angegriffen. Letztendlich ist es in etwa das

Gleiche. Parlamentarier einzusperren ist im Grunde nichts anderes, als das Parlament zu bombardieren. Ohne Parlament, ohne funktionierende Justiz, ohne freie Presse. Was bleibt das noch in diesem Land? Nur die Faschisten. " Dündar war selbst wegen Geheimnisverrats ins Gefängnis gesteckt worden. Er hatte in der "Cumhuriyet" darüber berichtet, dass der türkische Geheimdienst Waffen an islamistische Milizen in Syrien lieferte. Inzwischen hat er sich nach Deutschland abgesetzt. Der Bundesregierung wirft er vor, zu spät auf die Entwicklungen in der Türkei reagiert zu haben: "Ich habe die deutsche Regierung bereits vor einem Jahr gewarnt und gesagt, die Situation in der Türkei ist sehr alarmierend. Wenn die Bundesregierung jetzt Ankara kritisiert, ist das ja gut und schön. Aber befinden wir uns nicht mehr nur in einer alarmierenden Situation, jetzt brennt es richtig. "

IS bekannte sich zu Anschlag in Kurdenmetropole Diyarbakir tt.com 2016-11-05 13:59 tagesschau.de www.tagesschau.de

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Multimillionär unter Mordverdacht: Robert Durst nach Los Angeles verlegt (1.02/6)

Das Geständnis kam überraschend in einer Fernsehshow: Dort soll Robert Durst vom Mord an einer Freundin gesprochen haben. Ob die Aussage verwertbar ist, entscheidet ein Gericht in Los Angeles. Der US-Immobilienerbe Robert Durst ist für einen Mordprozess verlegt worden. Er wurde am Freitag (Ortszeit) von Louisiana nach Los Angeles gebracht. Durst muss sich dort ab Montag wegen Mordvorwürfen vor Gericht verantworten. Der 73jährige Multimillionär soll vor knapp 16 Jahren eine Freundin ermordet haben. Er will auf nicht schuldig plädieren.

Die Staatsanwaltschaft wirft Durst vor, seine enge Freundin Susan Berman im Dezember 2000 in Los Angeles erschossen zu haben. Im März 2015 hatte Durst bei Dreharbeiten zu einer Fernsehdokumentation über sein Leben wohl unbeabsichtigt ein Mordgeständnis abgelegt. Der Multimillionär war sich offenbar nicht bewusst, dass das Mikrofon angeschaltet war, als er die Waschräume aufsuchte. Dabei murmelte er vor sich hin: "Was habe ich nur getan? Ich habe sie natürlich alle getötet. " Berman war einen Tag, bevor sie bei der Polizei wegen des Verschwindens von Dursts Ehefrau Kathie in New York im Jahr 1982 aussagen sollte, erschossen in ihrem Haus aufgefunden worden. Auch bei dem Verschwinden seiner Frau steht Durst unter Verdacht. Im Jahr 2001 versteckte sich Durst in der texanischen Küstenstadt Galveston vor den Ermittlern. Dort erschoss er seinen Nachbarn in einer Auseinandersetzung und zerstückelte dessen Leiche. Zwei Jahre später wurde er aber überraschend wegen Notwehr freigesprochen.

Durst hatte ausgesagt, seinen Nachbarn versehentlich beim Gerangel um die Waffe erschossen zu haben. Offen ist bislang, ob Dursts gemurmelte Worte als Geständnis gewertet werden können. Die Dokumentation "The Jinx: The Life and Deaths of Robert Durst" ("Der Unglücksbringer: Das Leben und die Tode des Robert Durst") habe bei Erhebung der Anklage jedoch eine Rolle gespielt, hieß es seitens der Behörden in Los Angeles. Im April dieses Jahres wurde Durst bereits zu sieben Jahren Haft wegen unerlaubten Waffenbesitzes verurteilt. Die Polizei hatte in seinem Hotelzimmer in New Orleans einen Revolver vom Kaliber 38 sowie Marihuana gefunden, Durst bekannte sich schuldig. Quelle: n-tv.de

Mordanklage: US-Millionär Durst in Los Angeles vor Gericht tt.com 2016-11-05 13:45 n-tv www.n-tv.de

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Plaza der Elbphilharmonie für (1.02/6) Besucher geöffnet

Hamburg. Schon der Weg auf die Plaza ist atemberaubend: Beim Start der Rolltreppe im Eingangsbereich der Elbphilharmonie weiß man noch nicht, wohin sie führt. Vorbei an Wänden mit funkelnden Pailletten öffnet sich erst am Ende der 82 Meter langen „Tube“ ein riesiges Panoramafenster mit Blick auf den Hamburger Hafen: Schiffe, Werften und Kräne prägen das Bild der Elbe. Über eine weitere, kleinere Rolltreppe und wenige Stufen erreichen die Besucher die öffentliche Plaza in 37 Metern Höhe: Von hier gelangen sie über

geschwungene Treppen zum Großen und zum Kleinen Konzertsaal, zur Gastronomie und zur Lobby des Hotels. Durch zwei riesige Windschotts gelangt man auf den Balkon, der rund um die Elbphilharmonie führt. Zwei Monate vor der Eröffnung des großen Konzertsaals wurde am Samstag die öffentliche Aussichtsplattform für Besucher geöffnet. Die rund 4000 Quadratmeter große Aussichtsplattform in 37 Metern Höhe hatte das Bauunternehmen Hochtief am Vortag bei einem Festakt mit Oberbürgermeister Olaf Scholz (SPD) an die Stadt Hamburg übergeben. Bei der ersten öffentlichen Begehung trübten Regen und starker Nebel die Rundumsicht auf den Hamburger Hafen. Bis zu 1200 Menschen dürfen sich gleichzeitig auf der Plaza aufhalten. Der Zutritt wird über Tickets geregelt. Konzertbesucher brauchen später kein ExtraTicket. Der Konzertsaal soll am 11. Januar 2017 durch das NDR Elbphilharmonie Orchester eingeweiht werden.

. Von RND/dpa

Die Elbphilharmonie in Hamburg: Mit geblähten Segeln nzz.ch 2016-11-05 13:20 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Vierte Detroit-Niederlage in der NHL in Serie ohne Vanek (1.02/6)

Detroit – Weiterhin ohne den an einer Leistenverletzung laborierenden Thomas Vanek haben die Detroit Red Wings am Freitag in der NHL die vierte Niederlage in Serie kassiert. Die Red Wings mussten sich den Winnipeg Jets trotz dreimaliger Führung mit 3:5 geschlagen geben. Vanek hat wegen der Blessur bereits fünf Matches seines neuen Teams verpasst.

Schlimm erwischte es den Liga-Spitzenreiter Montreal. Die Canadiens wurden auswärts von den Columbus Blue Jackets mit 10:0 abgefertigt. Montreal hatte in den ersten zehn Saisonspielen neun Siege gefeiert und einmal nach Verlängerung verloren. Am Freitag mussten die Kanadier die erst fünfte zweistellige Niederlage in ihrer Geschichte hinnehmen. Nicht weniger als 16 ColumbusSpieler verbuchten zumindest einen Scorerpunkt. (APA) Ergebnisse der National Hockey League (NHL) vom Donnerstag: Detroit Red Wings (ohne Vanek/verletzt) - Winnipeg Jets 3:5, Columbus Blue

Jackets - Montreal Canadiens 10:0, Anaheim Ducks - Arizona Coyotes 5:1.

NHL: Montreal Canadiens verlieren zweistellig nzz.ch 2016-11-05 12:43 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Pentagon: Al-Qaida-Anführer in (1.02/6) Afghanistan getötet

Möglicherweise haben die USA ein zweites ranghohes Mitglied des islamistischen Terrornetzwerks bei einem Angriff Ende Oktober ausgeschaltet. 05.11.2016 | 09:28 | ( DiePresse.com ) Die USA haben den Tod eines einflussreichen

Anführers des Terrornetzwerks al-Qaida in Afghanistan bestätigt. Man habe Gewissheit darüber, dass Faruq al-Qatani bei einem Angriff am 23. Oktober ums Leben gekommen sei, teilte Pentagon-Sprecher Peter Cook am Freitagabend mit. Qatani war ein langjähriger Anführer des Terrornetzwerkes für den Nordosten von Afghanistan. Der Angriff richtete sich auch gegen ein weiteres hochrangiges Mitglied: Bilal al-Utabi. Es werde noch geprüft, ob er tot sei, erklärte Cook. Utabi war nach US-Angaben unter anderem an der Rekrutierung und am Training ausländischer Kämpfer beteiligt. Bei ihm und Qatani handelt es

sich um die beiden einflussreichsten al-QaidaAnführer in Afghanistan. (APA/dpa)

Wichtiger Al-Kaida-Anführer in Afghanistan getötet tt.com 2016-11-05 09:28 diepresse.com

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Vergewaltiger entkam: Anklage (1.02/6) gegen JVA-Beamte

Köln. Im Januar war der Straftäter während eines bewachten Ausgangs in einem Kölner Brauhaus beim Toilettengang entwischt und erst drei Tage später wieder gefasst worden. Laut Anklage hatten die Beamten den Mann allein zum stillen Örtchen gehen lassen. Dadurch hätten sie seine Flucht billigend in Kauf genommen.

Den 52 und 40 Jahre alten Beamten werde Gefangenenbefreiung vorgeworfen, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts. Mehrere Medien hatten über die Anklage berichtet. „Im Wesentlichen geht es um die Verletzung von Dienstpflichten“, erläuterte der Sprecher. Ein Prozesstermin stehe noch nicht fest. Die Beamten sollen mit der Suche nach dem 58Jährigen erst begonnen haben, als er nach einer knappen halben Stunde immer noch nicht von der Toilette zurückgekehrt war. Der Straftäter war 1991 wegen mehrerer Vergewaltigungen zu neun Jahren Haft verurteilt worden.

Anschließend wurde er in der JVA Aachen in Sicherungsverwahrung genommen. Die beiden angeklagten Justizvollzugsbeamten begleiteten den Verurteilen bei einem Ausgang in die Domstadt, bei dem das Brauhaus besucht wurde. Von RND/dpa

Anklage gegen JVA-Beamte nach der Flucht eines Vergewaltigers tt.com 2016-11-05 08:24 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Münchner erstreiten vier Meter hohe Mauer vor Flüchtlingsheim (1.00/6)

Eine Lösung, die dem Stadtteilpolitiker Guido Bucholtz überhaupt nicht gefällt. Der stellvertretende Vorsitzende im Bezirksausschuss

Ramersdorf-Perlach stellte ein Video des Baufortschritts der neuen Lärmschutzwand ins Internet. Darin zieht der parteilose Politiker Vergleiche zur Berliner Mauer. Diese war mit einer Höhe von 3,60 Metern sogar 40 Zentimeter niedriger als die Lärmschutzwand in Neuperlach. „Steht man davor, dann realisiert man erst, was für ein Ausmaß dieser Klotz hat“, sagt Bucholtz der „Welt“. Weil das Grundstück, auf dem die Flüchtlingsunterkunft gebaut wird, tiefer liege, wirke sie für die Asylbewerber sogar noch monströser. „Die Mauer ist das Gegenteil von Integration“, sagt Bucholtz. Man habe damit Menschen recht gegeben, die andere ausgrenzen wollen.

In der Flüchtlingsunterkunft an der Nailastraße sollen bald 160 junge Asylbewerber, darunter auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, untergebracht werden. Über das Wohnheim gab es einen jahrelangen Streit, wie der „Münchner Merkur“ berichtet. Zuletzt hatten sieben Anwohner gegen die Baugenehmigung geklagt. Blick auf die Lärmschutzwand in Neuperlach Quelle: Guido Bucholtz Dem Bericht zufolge liegen ihre Häuser rund 25 Meter hinter der Grundstücksgrenze der Unterkunft. Zudem trennten ein Grünstreifen mit Bäumen und Büschen sowie ein Fuß- und Radweg ihre Grundstücke von dem Wohnheim. Doch die Anwohner argumentierten, der Lärmschutz sei nicht ausreichend. Im Juni schlossen sie mit der Stadt vor dem Verwaltungsgericht München einen Vergleich. Darin festgehalten sind neben der Wandhöhe von vier Metern, die ein Schallschutzgutachten ergab, noch weitere Punkte. So soll die Mauer dem Bericht

zufolge so gebaut werden, dass an ihr nicht geklettert werden kann und sie sich nicht für Ballspiele eignet. Auf Streetball-Plätze an der Mauerseite hatte die Stadt demnach bereits verzichtet. Die Lärmschutzwand besteht aus Drahtgefäßen, die mit Steinen gefüllt sind. Sie soll noch begrünt werden. Die so entstandene Mauer zäunt die Unterkunft allerdings nicht komplett ein, sondern erstreckt sich lediglich an der Seite der Grundstücke der Anwohner. An ihren Enden knickt sie wie bei einem U nach innen ab. Die erforderliche Höhe von vier Metern kann Stadtteilpolitiker Bucholtz jedoch nicht nachvollziehen. Bei einer Flüchtlingsunterkunft im nahen Ramersdorf, die an der A8 liegt, habe man eine vergleichbare Lärmschutzwand gebaut. „Trotz achtspuriger Autobahn ist die Mauer dort nur drei Meter hoch“, sagt Bucholtz. Voraussichtlich im Frühjahr 2017 soll die Flüchtlingsunterkunft nach einigen Verzögerungen in Neuperlach fertiggestellt werden. Mit dem Bau

der Lärmschutzwand habe man nun „den Kontrast zur Willkommenskultur zementiert“, sagt der Stadtteilpolitiker. Er fürchtet, dass solche Mauern Schule machen könnten: „Das darf nicht Vorbild für andere Flüchtlingsunterkünfte werden.“ Erst vor Kurzem hatte ein Unternehmen im nordrhein-westfälischen Schwerte für Empörung gesorgt. Der Geschäftsführer schottete seinen Betrieb mit Nato-Draht und Stahlträgern gegen eine benachbarte Flüchtlingsunterkunft ab. Die Stadt stellte daraufhin zum Schutz einen Bauzaun auf und prüfte rechtliche Schritte. Ende Oktober einigten sich beide Seiten auf einen gewöhnlichen Stahlzaun.

Neuperlach: München baut riesige Mauer zum Schutz vor Flüchtlingen welt.de 2016-11-05 18:10 Von Claudia www.welt.de

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Özil kann bei Arsenal eine Legende werden - Fussball (0.09/6) Bild.de

Sein Tor zum 3:2-Sieg in der Champions League in Ludogorez ist jetzt schon legendär. Als Trainer sind sie grundverschieden, doch beide sind extrem erfolgreich! Ilkay Gündogan vergleicht Pep Guardiola (45) und Jürgen Klopp (49). Bastian Schweinsteiger (32) ist zurück im ManUnited-Training. Über die Rückhol-Aktion spricht jetzt sein Trainer Jose Mourinho (53).

Arsenal-Ikone Bergkamp machte zwischen 1995 und 2006 in 315 Spielen 87 Tore für Arsenal, traf gerne ähnlich schön wie Özil. Unvergessen sein Pirouetten-Tor 2002 in Newcastle , das bis heute als eines der besten Tore der Premier League gilt. Was der Coach mit den Aussagen bezweckt, ist aber natürlich auch klar: Özils Vertrag läuft 2018 aus, Gespräche über eine Verlängerung laufen, aber noch gibt es keine Einigung. Problem: Die Londoner wollen auch mit Stürmer Alexis Sanchez verlängern, der ähnlich teuer wird. Im Moment sieht es ganz danach aus, als ob Özil sich wohl fühle. In der Premier League kommt er bislang auf drei Saisontore, in der Champions League knipste er sogar schon viermal. Bei BILD.de bekommen Sie alle Highlights der englischen Premier League im Video! Auch die Spiele aus der spanischen La Liga , der Ligue 1 und der italienischen Serie A sind hier abrufbar.

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Rechter Mob geht auf Flüchtlinge los - Dresden - Bild.de bild.de

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2016-11-05 18:37 www.bild.de

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Was passiert, wenn der Flüchtlings-Deal platzt? - Politik (0.08/6) Ausland - Bild.de

Die Meldungen aus der Türkei überschlagen sich:

Polizeieinsätze gegen Journalisten, Verhaftungen oppositioneller Politiker, die mögliche Wiedereinführung der Todesstrafe, dazu immer wieder Bombenattentate. Das Land droht, in Chaos und Gewalt zu versinken. Der Flüchtlingsdeal steht schon von Anfang an heftig in der Kritik: In dem Abkommen hat sich die Türkei verpflichtet, von ihrem Territorium aus in die EU eingereiste Flüchtlinge zurückzunehmen. Befürworter feierten die Vereinbarung als Wendepunkt in der Flüchtlingskrise. So auch Türkei-Experte Aykan Erdemir: „Die Politik der Besänftigung der EU gegenüber Erdogan hat ganz klar desaströse Ergebnisse und kann in der Zukunft größere Probleme verursachen als die syrische Flüchtlingskrise“, sagt Erdemir zu BILD. Europäische Politiker hätten sich verschätzt, als sie dachten, dass sie in der Flüchtlingskrise auf Erdogans Hilfe setzen und dafür über seine autoritären Exzesse hinwegsehen, sagt Erdemir. Indem sie eine schnelle Lösung für die syrische Flüchtlingskrise finden wollten, hätten sie

möglicherweise einen Bürgerkrieg und eine noch größere humanitäre Krise auf den Weg gebracht. Erdemir: „Sie haben nicht verstanden, dass sie damit die Türkei, ein Land mit 78 Millionen Menschen, auf den Weg von Syrien bringen.“ Wenn die demokratischen Institutionen und Traditionen der Türkei weiter „unter Erdogans eiserner Faust zerbrechen“, werden die türkischen und kurdischen Flüchtlinge die Flüchtlinge aus Syrien quantitativ überholen, warnt der Experte. Statt an Europa oder den USA orientiere sich die türkische Führung an autoritären Staaten. Genauso wenig wie für die Werte interessiere sich Erdogan für den Erhalt des Flüchtlingsdeals, so Erdemir weiter. In BILD sprechen Redakteure der mutigsten Zeitung der Türkei über den Tag der Verhaftungen und wie es mit ihrer Zeitung jetzt weitergeht. Aaron Stein, Türkei-Experte vom Nahost-Zentrum des Atlantic Council, sieht die Entwicklung der Beziehungen zur EU ähnlich düster.

Der EU-Beitrittsprozess sei nur noch ein „Zombie“, sagt Stein zu BILD. „Er ist komplett und total tot, aber wenn man die Augen zusammenkneift, kann man so tun, als wäre es noch am Leben.“ Der Flüchtlingsdeal sei eine „Abscheulichkeit“ und ein „großartiges Beispiel dafür, wie kurzfristige politische Entscheidungen gegenüber jedem Anflug von langfristiger Strategie und Vision überwiegen“, so Stein weiter. Die EU solle sich auf einen Zustrom von Menschen einstellen, aber trotzdem nicht gegenüber der Türkei einknicken. Die Regierung Erdogan nutze Menschen als „politisches Futter für ihre politische Kampagne, um eine Verfassung zu verabschieden, die den Autoritarismus verankert und die letzten schwachen Säulen einer republikanischen Demokratie umstößt.“ Seit dem gescheiterten Putsch sind die Zahlen schon gestiegen – wenn auch auf niedrigem Niveau. Österreich und die Balkanstaaten stellen sich

mittlerweile darauf ein, dass der Flüchtlingsdeal platzt. Am Montag beginnt im Burgenland eine ranghohe Konferenz der zentraleuropäischen Staaten zur Flüchtlingskrise. „Wir wollen ein klares Signal setzen, dass wir uns darauf vorbereiten, dass die Türkei, den Deal komplett aufkündigt. Es muss unser vordringliches Ziel sein, die Anzahl der Flüchtlinge zu reduzieren", sagte der österreichische Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil zu BILD. „Die Türkei, die sich gerade am direkten Weg in eine Diktatur befindet, Journalisten willkürlich verhaftet und die Todesstrafe einführen will, sollte endlich vor ihrer eigenen Haustüre kehren. Wir lassen uns nicht mehr länger drohen“, so Doskozil weiter. Aus Regierungskreisen und Grenzschutzeinheiten in Slowenien, Mazedonien und Kroatien hieß es gegenüber BILD, man werde die Maßnahmen an den Grenzen zu Griechenland in Bulgarien und Mazedonien deutlich erhöhen. Nachholbedarf gebe es auch in Albanien.

Zuletzt hatte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen die griechische Regierung ungewöhnlich scharf angegriffen: Noch immer lebten dort 50 000 Migranten und Flüchtlinge unter unzumutbaren Bedingungen und erhalten keine ausreichende medizinische Versorgung. Ärzte ohne Grenzen fordert die griechischen Behörden dazu auf, „ihre Verantwortung für diese Menschen in ihrem Hoheitsgebiet ernstzunehmen.“ Auch Karl Kopp, Europareferent von Pro Asyl, ist alarmiert über die Zustände in den griechischen Flüchtlingslagern. Auf den griechischen Inseln würden tausende Schutzsuchende festsitzen, der Deal sei ein „menschenunwürdiges Großexperiment“. Die europäische Politik gegenüber der Türkei hält er für „irrsinnig“: Wenn Europa zu den eklatanten Menschenrechtsverletzungen schweigt und die Türkei als sicheres Drittland qualifiziert, müsse man mit zusätzlichen Flüchtlingen rechnen, so Kopp. „Und zwar mit türkischen.“

Mit Hillary Clinton in die LiveSendung - Politik Ausland - Bild.de bild.de

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Diesem Playboy-Bunny droht jetzt Knast! - News Ausland - Bild.de bild.de

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24 Islamisten in der Bundeswehr enttarnt - Politik Inland - Bild.de bild.de

Tsipras baut Griechen-Regierung um - Politik Ausland - Bild.de bild.de

2016-11-05 18:47 Antje Schippmann www.bild.de

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Kleiner Sauger, große Klappe *** BILDplus Inhalt *** - Auto-News (0.08/6) Bild.de

Einstiegsmodell – das klingt nach Schnäppchen. Aber nicht bei Mercedes. Den Einstieg in die Welt des E-Klasse T-Modells lassen sich die Schwaben gut bezahlen. Ob sich der Preis lohnt? Unser erster Test mit dem 184 PS starken E 200 T-Modell verrät es. Weiterlesen mit -Abo

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Wann dürfen Lehrer gefeuert werden? *** BILDplus Inhalt *** News Inland - Bild.de bild.de

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Tod von drei Arbeitern bleibt ungesühnt *** BILDplus Inhalt *** Leipzig - Bild.de bild.de

„Ich bin vor Gericht zum zweiten Mal Ich verkaufe mein Känguru bei Ebay Opfer geworden“ *** BILDplus Inhalt *** BILDplus Inhalt *** - Dresden *** - Hamburg - Bild.de Bild.de bild.de bild.de 2016-11-05 17:38 www.bild.de

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10 Dinge, die Kleinstädter an der Großstadt fertig machen - News (0.06/6) Inland - Bild.de

Unsere Autorin kommt aus einer Stadt mit 20 000

Unsere Autorin kommt aus einer Stadt mit 20 000 Einwohnern in Rheinland-Pfalz. Momentan verbringt sie drei Monate in Berlin. Tausend Möglichkeiten, Big City Life. Damit muss man erst mal klarkommen! Und aus der Entfernung fällt einem plötzlich auf, dass in der Provinz eben doch nicht alles SO schlecht ist.

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Wann dürfen Lehrer gefeuert werden? *** BILDplus Inhalt *** News Inland - Bild.de bild.de

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2016-11-05 09:39 Patricia Prechtel www.bild.de

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Papst empfängt Obdachlose aus dem Ruhrgebiet - Ruhrgebiet (0.04/6) Bild.de

Der Pontifex empfängt vom 11. bis 13. November 6000 Wohnungslose (egal welcher Konfession) aus ganz Europa im Vatikan, beschließt mit ihnen das Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Im Christophorushaus der Caritas leben 30 Wohnungslose auf Zeit. Ihnen soll der Weg in ein eigenständiges Leben mit Dach über dem Kopf und Arbeit ermöglicht werden. Im Schnitt bleiben die Männer 18 Monate in der therapeutischen Einrichtung.

Ohne Hab und Gut fand Meik Hölter Zuflucht im Christophorushaus. Aus der Kleiderkammer konnte er sich Wäsche aussuchen. Ein kurzärmeliges, orange-blaukariertes Hemd will er anziehen, wenn der Papst mit ihm und 5999 anderen Obdachlosen eine Messe feiert. Wichtigstes Gepäckstück für Sebastian: ein Foto seiner Oma Helga und seiner Mutter Bettina. „Sie sind beide tot“, sagt der gelernte Altenpflegerhelfer, „mehr ist mir von ihnen leider nicht geblieben.“ Diese besondere Geste von Franziskus, den Abschluss des Heiligen Jahres mit Obdachlosen zu begehen, begeistert auch Thomas Quinting (54). Er ist Leiter des Christophorushauses und begleitet die Bewohner nach Rom. „Es ist mehr als nur ein Städtetrip mit Sightseeing. Es ist eine Pilgererise, auf die wir uns auch mit Andachten vorbereitet haben.“ Am 9. November geht es per Bus ab Oberhausen los. Erst nach Köln und dann mit 150 anderen Reisenden aus NRW nach Rom.

Polizei nimmt zwei Tatverdächtige fest - Ruhrgebiet - Bild.de bild.de 2016-11-05 00:02 CHRISTOPH WITTE www.bild.de

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Brad Pitt beantragt gemeinsames Sorgerecht - Leute (0.03/6) - Bild.de

Das Sorgerecht für die sechs Kinder Maddox (15),

Pax (12), Zahara (11), Shiloh (10) und die Zwillinge Knox and Vivienne (8) ist der Hauptstreitpunkt des einstigen Hollywood-Traumpaares. Sollte ein Gericht, wie in Kalifornien üblich, dem gemeinsamen Sorgerecht zustimmen, könnte dies deutlich schwieriger werden, denn dann müsste die Familie zwischen Ost- und Westküste pendeln. Jetzt soll Ruhe sein! Angelina Jolie (41) hat ein neues Zuhause gefunden – und es ist ein Geheimversteck für sich und vor allem für ihre Kids. Nächster Schritt bei der Promi-Trennung des Jahres: Das Luxus-Weingut Château Miraval von Angelina Jolie und Brad Pitt steht zum Verkauf. Folgen Sie BILD_LA auf Twitter

Luder-Zoff bei den „Topmodels“! Leute - Bild.de bild.de

Wenn ich Babys sehe, flippe ich aus! *** BILDplus Inhalt *** - Leute Bild.de bild.de

Der Mann hinter ihren sexy Fotos Leute - Bild.de bild.de 2016-11-05 02:53 www.bild.de

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Koalitionsverhandlungen in Berlin: Rot-Rot-Grün einigen sich auf mehr Parks und (0.01/6) Kohleausstieg

Bis zu 18 Stunden lang haben die Politiker der großen Koalitionsrunden in den unterschiedlichsten Fachund Hauptverhandlungsgruppen getagt, in der Nacht von Freitag auf Sonnabend bis 2 Uhr morgens. Nach den Beschlüssen, das Radverkehrsgesetz weitgehend zu übernehmen und eine Mobilitätswende in Berlin zu starten, kamen die Themen Umwelt, Energie, Klima und Stadtentwicklung dran. Beschlossen sind unter anderem der Ausstieg aus der Braunkohle ab 2017 und aus der Steinkohle 2030 sowie eine Stärkung des Stadtwerks. Ein Ergebnis dürfte besonders die Kleingärtner

freuen: Rot-Rot-Grün will alle 73 600 bestehenden Kleingärten in Berlin erhalten. „An den Stellen, wo Infrastrukturbedarf besteht, werden wir gemeinsam darüber entscheiden und Ersatzstandorte in der Nähe der bestehenden Kleingärten anbieten“, sagte SPD-Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel am Sonnabend. „Berlin wird grüner“, sagte Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek. Die künftige Koalition will Grünverbindungen wie Parkanlagen schaffen und gegebenenfalls dafür auch Flächen ankaufen. Konkreter wurde Kapek nicht. Künftig soll ein Stadtentwicklungsplan Grüne Infrastruktur und Soziale Infrastruktur aufgelegt werden. Der Stadtentwicklungsplan Wohnen soll weiterentwickelt werden. Die Koalition hat sich auch darauf verständigt, dass die BSR das Modellprojekt der Parkreinigung ausweiten soll. Bis Ende 2017 werden zwölf Parks und einzelne touristische Knotenpunkte, von der Greenwichpromenade in Reinickendorf bis zum Grünzug Britz in Neukölln, von der BSR bearbeitet. Ziel: Die überbordenden Müllmassen in den Parks,

gerade nach den Wochenenden, endlich in den Griff zu bekommen. Kostenpunkt: 7,3 Millionen Euro pro Jahr. Das Spreeufer soll den Berlinern wieder zugänglich gemacht werden, zum Beispiel über die Initiative „Flussbad“ , die den Schifffahrtskanal zwischen Spree-Insel und Bode-Museum zu Berlins mittigster Badestelle umwandeln wollen. Auch 10 000 Straßenbäume sollen gepflanzt sowie der Luftreinhalteplan umgesetzt werden. „Der öffentliche Fuhrpark soll emissionsärmer werden“, sagte Kapek und meinte damit das konsequente Einsetzen von E- und Hybridautos. Die künftige Koalition bekennt sich zu den UNKlimaschutzzielen. Berlin soll überdies bis 2050 klimaneutral sein und hat sich schon unter RotSchwarz auf die Fahnen geschrieben, die energetische Sanierung der öffentlichen Gebäude bis 2030 durchzuführen. Das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm, das bisher nicht verabschiedet wurde, soll nun dem Abgeordnetenhaus zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Darin sind umfängliche Maßnahmen zum Klimaschutz beschrieben. Rot-

Rot-Grün möchte auch die Berliner Energieagentur übernehmen, um Energieberatungen in Landesregie durchzuführen. Ein Landesförderprogramm „Heizkostenbremse“ für energetische Maßnahmen soll auf Vorschlag der Grünen aufgelegt werden. Das Stadtwerk, das bisher von den Grünen wegen seiner Ausstattung als „Bonsai-Stadtwerk“ beschrieben worden war, wird künftig mit der Planung der energetischen Sanierung der öffentlichen Gebäude beauftragt. Das bei den Wasserbetrieben angesiedelte Stadtwerk wird mit 100 bis 150 Millionen Euro Eigenkapital ausgestattet, um zu einem „kraftvollen Akteur“ in der Energiepolitik zu werden, sagte Michael Efler (Linke). Efler war Mitinitiator des Volksentscheids zur Rekommunalisierung der Energieversorgung und Mitglied des Energietischs. Das Stadtwerk soll künftig Stromhandel betreiben dürfen und möglicherweise auch Eigentum an den Energienetzen erhalten. Das ist jedoch Theorie. Auch wenn sich Rot-Rot-Grün zur Rekommunalisierung der Energienetze bekennt,

läuft das Konzessionsverfahren zum Stromnetz. Und die Vergabe des Gasnetzes an die landeseigene Gesellschaft Berlin Energie wurde vor Gericht kassiert, eine Klage der Gasag ist anhängig. „Wenn es sich wirtschaftlich rechnet, wollen wir auch die Gasag übernehmen“, sagte Efler. Auf Nachfrage, wie das konkret aussehen solle, sagte Efler: „Wir werden Mittel und Wege finden.“ Frühere Gespräche des Finanzsenators Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) waren jedoch gescheitert an der Weigerung der drei Anteilseigner Vattenfall, Eon und Engie.

Rot-Rot-Grün will härter gegen Raser vorgehen: Berlin bekommt mehr Tempo- und Rotlicht-Blitzer tagesspiegel.de 2016-11-05 19:27 Sabine Beikler www.tagesspiegel.de

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NDR.de - Nachrichten Niedersachsen Braunschweig/Harz/Göttingen (0.01/6)

An der Bundesstraße 494 zwischen Peine und Hildesheim ist am Freitagabend eine Prostituierte tot in einem sogenannten "Love-Mobil" aufgefunden worden. Ein Notarzt habe nur noch den Tod der 40-Jährigen feststellen können, sagte ein Sprecher der Polizei Salzgitter zu NDR.de. Man habe Spuren gesichert und sei nun dabei, eine Mordkommission zu gründen. Allerdings stehe man noch ganz am Anfang der Ermittlungen. Eine Obduktion soll nun die Todesumstände klären. Um

den Fundort der Leiche auf dem nicht beleuchteten Parkplatz in der Nähe von Hofschwicheldt zu untersuchen, musste die Feuerwehr anrücken und diesen ausleuchten.

NDR.de - Nachrichten - SchleswigHolstein ndr.de 2016-11-05 18:01 NDR www.ndr.de

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Mehrkampf-Meistertitel an Tiroler (0.01/6) Mader und Mairoser

Wien – Erstmals Mehrkampf-Staatsmeister im Turnen sind die Innsbrucker Jasmin Mader und Johannes Mairoser geworden. Die 24-jährige Mader setzte sich in Wien vor Bianca Frysak und Tamara Stadelmann durch, der 18-jährige Mairoser ließ bei seinem Staatsmeisterschafts-Elite-Debüt Severin Kranzlmüller und Alexander Benda hinter

sich. Jasmin Mader war nach dem Sieg „überglücklich. Ich habe in meiner Karriere schon alle Einzelgeräte-Staatsmeistertitel gewonnen. Der Mehrkampftitel war mein großes Ziel, das ich auch unbedingt irgendwann einmal erreichen wollte. Das hat jetzt geklappt, weil mir an allen vier Geräten erstklassige Auftritte gelungen sind.“ Johannes Mairoser betonte nach der Siegerehrung, „dass ich meine Chance gesehen, aber gewusst habe, dass es ein hartes Battle wird. Am Ende war ich ganz vorne, weil mir wirklich alles

aufgegangen ist.“ (APA/tt.com) Ergebnisse der Kunstturn-Staatsmeisterschaften in der Wiener Sporthalle Brigittenau vom Samstag Mehrkampf, Elite: Damen: 1. Jasmin Mader (Innsbrucker Turnverein) 51.133 Punkte - 2. Bianca Frysak (ÖTB Langenzersdorf) 49,283 - 3. Tamara Stadelmann (TS Jahn Lustenau) 47,317; Männer: 1. Johannes Mairoser (Innsbrucker Turnverein) 81,383 - 2. Severin Kranzlmüller (TGM Jahn Linz Lustenau) 79,468 - 3. Alexander Benda (Allg. Turnverein Graz) 77,384

Jasmin Maders Kampf um den Mehrkampf tt.com 2016-11-05 17:53 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Kabinettsumbildung in Athen: Tsipras verspricht Neustart

Neue Gesichter in der Regierung sollen dem griechischen Ministerpräsidenten Tsipras aus dem Umfragetief helfen. Bei der Kabinettsumbildung strafte er mehrere Minister ab, die sich gegen Reformen gestellt hatten. "Wir haben die Möglichkeit für einen Neustart", sagte Tsipras. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat nach der Umbildung seines Kabinetts Kurskorrekturen angekündigt. Er machte dabei deutlich, dass er mit der veränderten Regierungsmannschaft nicht nur die schlechten

Umfragewerte aufpolieren will, sondern auch die von den internationalen Gläubigern geforderten Reformen vorantreiben möchte. "Wir haben die Möglichkeit für einen Neustart, der uns den notwendigen Schwung für die letzten kritischen Schritte beim Marathon gibt, der uns zu besseren Tagen führt", sagte Tsipras nach der Vereidigung der neuen Minister. Tsipras steht an der Spitze einer Koalition aus dem Linksbündnis Syriza und der rechtspopulistischen Anel, die gegen deutliche Popularitätsverluste kämpft. Dass der Ministerpräsident an Finanzminister Euklid Tsakalotos festhält, wird als Zeichen gewertet, dass er am Sparkurs festhalten will, deren Folgen weite Teile der Bevölkerung schmerzlich zu spüren bekommen haben. Dagegen wurden Minister ausgewechselt, die sich gegen Reformen gestellt hatten. Energieminister Panos Skourletis, der sich offen Privatisierungsvorhaben widersetzt hatte, wurde durch Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis abgelöst und ins Innenministerium versetzt. Der bisherige Innenminister Panagiotis Kouroublis trat

an die Stelle von Schifffahrtsminister Thodoris Dritsas, der für den Verkauf der griechischen Häfen zuständig war. Tsipras' Wirtschaftsberater Dimitris Liakos wird im neuen Kabinett für die Umsetzung des Reformprogramms zuständig sein. Zum Wirtschaftsminister wurde der Ökonom Dimitris Papadimitrou ernannt. An seine Seite rückte der Chef der Privatisierungsagentur, Stergios Pitsiorlas. Die 31-jährige Effie Achtsioglou, die ebenfalls am Verhandlungstisch mit den Kreditgebern saß, wurde zur Arbeitsministerin befördert. Zur Bewältigung der Flüchtlingskrise wurde ein eigenständiges Migrationsministerium geschaffen. An mehreren zentralen Mitgliedern der Regierung hielt Tsipras fest, Außenminister Nikos Kozias darf seinen Posten ebenso behalten wie Verteidigungsminister Panos Kammenos. Die konservative Oppositionspartei Nea Dimokratia kritisierte die Umbildung als "Wiederverwertung der gleichen korrupten Gesichter". Tsipras war im September 2015 wiedergewählt

worden. Die Euro-Länder genehmigten nach langen Verhandlungen ein drittes Hilfspaket für das Land, das sich auf bis zu 86 Milliarden Euro summiert und bis zum Jahr 2018 läuft. Im Gegenzug muss die Regierung in Athen einschneidende Reformen umsetzen. Die griechische Regierung hofft auf eine baldige Auszahlung der im vergangenen Monat zugesagten Tranche über 2,6 Milliarden Euro aus dem laufenden Hilfspaket. Bis zum Jahresende soll zudem eine zweite Überprüfung des Reformfortschritts abgeschlossen werden. Sollte Griechenland alle Bedingungen erfüllt haben, hatten die EU-Länder einen Schuldenerlass in Aussicht gestellt. 2016-11-05 19:28 tagesschau.de www.tagesschau.de

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Handball: Deutsche Handballer feiern knappen Sieg in der Schweiz

Zürich (dpa) - Auf dem Weg zur EM 2018 hat

Titelverteidiger Deutschland im Hexenkessel von Zürich nur mit Mühe eine böse Überraschung abgewendet. Der Europameister feierte in einem Handball-Krimi gegen die Schweiz einen knappen 23:22 (12:11)-Sieg und hat nun 4:0 Punkte auf dem Konto. Vor der Rekord-Kulisse von 10 040 Zuschauern war Steffen Weinhold mit vier Toren bester Werfer für die DHB-Auswahl. Bundestrainer Dagur Sigurdsson hatte vor der Stärke der jungen Schweizer Mannschaft, die wieder auf ihren zuletzt kranken Regisseur Andy Schmid bauen konnte, gewarnt und sah sich darin bestätigt. Die

Gastgeber zeigten keinen Respekt vor dem Europameister. Dennoch schien der Titelverteidiger in die Erfolgsspur zu finden. Dank einiger Glanzparaden von Torwart Andreas Wolff zog die DHB-Auswahl in der Anfangsphase schnell auf 8:4 (12.) davon. Die Eidgenossen ließen sich davon aber nicht beeindrucken. Als Kreisläufer Patrick Wiencek eine doppelte Zeitstrafe aufgebrummt bekam und auch Aufbauspieler Simon Ernst für zwei Minuten vom Parkett musste, geriet die DHB-Auswahl aus dem Tritt. Wolff sorgte mit starken Reflexen dafür, dass die Führung zunächst hielt. Näher als auf ein Tor (9:10/24.) kamen die Schweizer in dieser kritischen Phase nicht heran. Kurz vor der Pause war es dann aber doch soweit: Unter dem Jubel der Fans traf Schmid, der mit insgesamt fünf Toren bester Schweizer Schütze war, zum 11:11-Ausgleich. Mittelmann Ernst, der wie schon beim 35:24-Auftaktsieg gegen Portugal eine ordentliche Vorstellung bot, sorgte wenigstens noch für die knappe Pausenführung.

Auch in der zweiten Halbzeit hatte die deutsche Mannschaft Schwerstarbeit zu verrichten. Zwar legte die Sigurdsson-Truppe immer wieder vor, doch die Schweizer zogen stets nach. Aus dem Rückraum kam zu wenig Druck. Auch die Außen Uwe Gensheimer und Tobias Reichmann konnten sich kaum einmal erfolgreich in Szene setzen und scheiterten beide sogar vom Siebenmeterpunkt. So witterten die Eidgenossen, die zum Auftakt in Slowenien mit 27:32 verloren hatten, immer wieder ihre Chance. Beim 18:18 (45.) strebte die Stimmung auf den Rängen, die bei einem Handballspiel in der Schweiz noch nie so voll besetzt waren, ihrem Höhepunkt entgegen. Angetrieben von der Kulisse und Routinier Schmid gingen die Hausherren kurz darauf sogar in Führung (20:19). Jetzt war es ein dramatischer Schlagabtausch, in dem die DHB-Auswahl das bessere Ende für sich hatte. 2016-11-05 19:27 www.t-online.de

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Die Eisbären Berlin in der Eishockey-Saison 2016/2017: Nun kommt die Schweiz für Müller & Co.

+++ DEB-Auswahl nach 1:3 gegen Slowakei am Sonnabend gegen die Schweiz +++ Jonas Müller beim Deutschland-Cup +++ CHL-Ende naht für Berlin +++ Nur 4552 Zuschauer gegen Frölunda +++ 1:0-Sieg gegen Schwenningen im letzten DELSpiel vor der Länderspielpause +++ Gebrochener Knöchel bei Frank Hördler - mindestens vier Wochen Pause +++ 2016-11-05 19:21 Claus Vetter www.tagesspiegel.de

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Protest gegen Erdogan-Kurs: Türkische Polizei geht gegen Demonstranten vor

Hunderte Demonstranten sind in Istanbul wegen der Festnahme von HDP-Politikern auf die Straße gegangen. Dabei wetterten sie lauthals gegen den Kurs von Präsident Erdogan. Das schaute sich die Polizei nicht lange an: Sie ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Menge vor. Die Polizei in Istanbul ist mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Hunderte Demonstranten

vorgegangen, die in der türkischen Metropole gegen den Kurs von Präsident Recep Tayyip Erdogan demonstrierten. Viele Demonstranten sollen den Staat zuvor in Sprechchören als "faschistisch" betitelt und "Wir werden nicht schweigen" gerufen haben. Die Polizei griff daraufhin ein und trieb die Menge auseinander. Neben Tränengas und Wasserwerfern setzte sie auch Gummigeschosse ein. Der Protest der Menge richtete sich gegen die Festnahme von mehreren Abgeordneten der prokurdischen Oppositionspartei HDP. Bei Polizeirazzien waren in der Nacht zum Freitag zwölf HDP-Abgeordnete festgenommen worden darunter auch die die beiden Parteichefs Selahattin Demirtas und Figen Yüksedag. Sie müssen nun ins Gefängnis: Ein Gericht in der Kurdenmetropole Diyarbakir verhängte im Rahmen von Terrorermittlungen Untersuchungshaft gegen die beiden. Die Festnahmen rufen international Kritik und Sorge hervor. Außenminister Frank-Walter Steinmeier bestellte am Freitag den türkischen

Gesandten ins Auswärtige Amt ein. Der SPDPolitiker sagte, die Opposition in der Türkei dürfe nicht "zum Schweigen oder gar hinter Gitter" gebracht werden. In Ankara demonstrierten Menschen gegen die Festnahme von Mitarbeitern der türkischen Oppositionszeitung "Cumhuriyet" - das Blatt hat ihren Hauptsitz dort. Ungeachtet dessen ordnete ein Gericht in Istanbul an, dass neun Mitarbeiter der Zeitung weiter in Haft bleiben. Unter ihnen ist auch Chefredakteur Murat Sabuncu. "Cumhuriyet" ist die letzte große regierungskritische Zeitung in der Türkei. Am Montag hatten die türkischen Behörden die Mitarbeiter wegen angeblicher Unterstützung einer terroristischen Organisation festgenommen. Die Staatsanwaltschaft wirft der Zeitung vor, die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und die Bewegung des Predigers Fethullah Gülen unterstützt zu haben. Die Redaktion wies die Vorwürfe entschieden zurück und kritisierte die Festnahmen als rechtswidrig. 2016-11-05 19:19 tagesschau.de www.tagesschau.de

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Brite überholt Novak Djokovic: Andy Murray: Endlich nicht mehr die Nummer zwei

Für den letzten Schritt zur Nummer eins musste Wimbledonsieger Andy Murray gar nicht erst auf den Platz. Ohne Spiel zog der 29-Jährige am Samstag in das Endspiel des Masters-Turnier in Paris ein. Am Montag wird der Schotte den lange Zeit dominierenden Novak Djokovic an der Spitze der Weltrangliste ablösen und damit seine großartige Saison krönen. „Ich denke, ich verdiene es, dort zu stehen. Die letzten vier, fünf Monate

habe ich das beste Tennis meiner Karriere gespielt“, sagte Murray schon bevor ihn Milos Raonic mit seiner Absage auf einfachste Weise zum Besten der Branche beförderte. So musste der Brite gegen den Kanadier gar nicht erst zittern. Im Finale in Paris trifft Murray auf John Isner. Der Amerikaner setzte sich gegen den Kroaten Marin Cilic mit 6:4, 6:3 durch. Nach dem Aufstieg von Angelique Kerber zur ersten deutschen Nummer eins seit Steffi Graf Mitte September erfolgte damit keine zwei Monate später auch bei den Männern der Führungswechsel. Murray ist nach Angaben der Spielerorganisation ATP der erste Brite auf der Spitzenposition, seitdem die ATP-Rangliste 1973 eingeführt wurde. Als 26. Spieler insgesamt und zweitältester Debütant nach dem Australier John Newcombe übernimmt er den Tennis-Thron. 76 Wochen hatte sich der zweimalige Wimbledonsieger als Nummer zwei gedulden müssen. In den letzten Monaten war er aber der Beste und Konstanteste – vor allem seit er Mitte Juni wieder zu seinem Coach Ivan Lendl

zurückgefunden hat. In der Tat tritt der zweimalige Olympiasieger derzeit als großer Dominator im Männer-Tennis auf. Der Schotte holte die Titel in Peking, in Schanghai, in Wien – und kämpft nun am Sonntag gegen den USProfi John Isner um den Titel in Paris. Seine beeindruckende Erfolgsserie der vergangenen Wochen hatte ihn nah an Djokovic herangebracht. Der Serbe schien eigentlich unantastbar, nachdem er in Paris auch bei den French Open triumphiert hatte und damit alle vier Grand-Slam-Turniere in Serie gewonnen hatte. Doch nach den French Open fiel der von Boris Becker betreute Spieler in eine Sinn- und Motivationskrise. Beim MastersTurnier in Paris scheiterte er am Freitag im Viertelfinale an Marin Cilic. So eröffnete Djokovic seinem britischen Konkurrenten die schnelle Chance auf Platz eins. Murray verdiene die Spitzenposition, sagte der Serbe. „Ich habe zweifellos viel Respekt für das, was er erreicht hat.“ Erstmals nach 122 Wochen in Serie als Weltranglisten-Erster rutscht Djokovic ab. Insgesamt stand der Perfektionist 223 Wochen

ganz oben. „Am Ende des Tages ist so der Sport. Du kannst nicht immer damit rechnen zu gewinnen“, sagte der US-Open-Finalist, der vier der vergangenen fünf Jahre als Nummer eins beendete. (dpa) 2016-11-05 19:11 www.tagesspiegel.de

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Fußball - Monaco feiert klaren Heimerfolg: 6:0 gegen AS Nancy

Monaco (dpa) - Der AS Monaco hat mit seinem achten Saisonsieg in der französischen Ligue 1

seinen Platz in der Spitzengruppe gefestigt. Der Champions-League-Gegner von Bayer Leverkusen gewann deutlich mit 6:0 (2:0) gegen Abstiegskandidat AS Nancy und bleibt vorerst Zweiter. Der Kolumbianer Radamel Falcao mit einem Doppelpack (25./30. Minute/Elfmeter), Kylian Mbappe Lottin (65.), Guido Carrillo (87./90.+2) und Fabinho (90./Elfmeter) sorgten für den klaren Heimerfolg. Spitzenreiter OGC Nizza hat drei Punkte Vorsprung auf Monaco und tritt am Sonntag bei SM Caen an. Der Dritte Paris Saint-Germain liegt drei Zähler hinter Monaco und empfängt am Sonntag Stade Rennes. 2016-11-05 19:07 www.t-online.de

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Eishockey: Slowakei holt zweiten Sieg beim Deutschland Cup

Augsburg (dpa) - Die slowakische Eishockey-

Auswahl hat beim Deutschland Cup in Augsburg auch ihr zweites Spiel für sich entschieden und damit gute Chancen auf den Turniersieg. Nach dem 3:1 gegen den Gastgeber setzte sich die Slowakei 4:3 (1:1, 2:1, 0:1) nach Penaltyschießen gegen Kanada durch. Kapitän Vladimir Dravecky erzielte im Shootout den entscheidenden Treffer, nachdem die Verlängerung torlos geblieben war. Der dreimalige Turniersieger hat damit fünf Punkte verbucht. Die Europa-Auswahl von Weltmeister Kanada hatte zum Auftakt die Schweiz 3:0 besiegt und kommt auf vier Zähler.

2016-11-05 19:03 www.t-online.de

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Eiskunstlauf: Paarläufer Savchenko/Massot siegen beim Grand-Prix-Debüt

Moskau (dpa) – Das Eiskunstlauf-Paar Aljona Savchenko/Bruno Massot hat seinen ersten gemeinsamen Grand-Prix-Wettbewerb gewonnen. Trotz eines Sturzes beim erstmals im Wettkampf riskierten vierfachen Wurfsalchow überholten die

Wahl-Oberstdorfer in Moskau die nach dem Kurzprogramm vor ihnen liegenden Russen Natalja Zabijako/Alexander Enbert. "Insgesamt war es heute ein Fortschritt im Vergleich zum Kurzprogramm. Es ist noch nicht alles bei hundert Prozent, aber wir verbessern uns Schritt für Schritt", sagte die fünfmalige Weltmeisterin Savchenko. "Ich bin froh, dass wir nach dem dummen Sturz im Kurzprogramm heute eine schöne Kür gelaufen sind", meinte Massot. "Wir haben jetzt noch etwas Zeit und sind in einer guten Position für unseren zweiten Grand Prix in Paris nächste Woche. " Doppel-Weltmeister Javier Fernandez aus Spanien gewann den Herren-Wettbewerb deutlich und zeigte drei Vierfachsprünge. Im Eistanzen lagen die russischen Ex-Europameister Jekaterina Bobrowa/Dmitri Solowjew vorn. Der Rostelecom Cup ist der dritte von sechs Wettbewerben der Grand Prix Serie. 2016-11-05 18:59 www.t-online.de

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Fußball - RB Leipzig vor nächstem Rekord - Ziel: Sieg gegen Mainz

Leipzig (dpa) - Ein Remis würde RB Leipzig zur Einstellung eines weiteren Bundesliga-Rekords schon reichen, die Profis des Aufsteigers wollen aber mehr. Mit einem Sieg können sie mit Tabellenführer FC Bayern gleichziehen, nachdem die Münchner nur zu einem 1:1 gegen 1899 Hoffenheim kamen und mit 24 Punkten nur drei Zähler vor Leipzig sind.

"Das Ziel für Sonntag ist ganz klar: Wir wollen die drei Punkte in Leipzig behalten", betonte Torwart Péter Gulácsi vor der Partie in der Red-Bull-Arena (15.30 Uhr) gegen den FSV Mainz 05. Von der üblen 1:6-Pleite der Rheinhessen in der Europa League wollen sich die Leipziger aber nicht in die Irre führen lassen. "Es gibt oft genug Situationen, in denen man gerade aus einer Niederlage gestärkt hervorgeht", sagte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl. Entsprechende Töne kommen auch aus Mainz. "Die heutige Spielergeneration ist glücklicherweise in der Lage, den Schalter schnell wieder umzulegen und sich auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren", sagte Sportdirektor Rouven Schröder. Beide Trainer dürften ihre Anfangsformationen wieder ändern, Hasenhüttl ist dazu gezwungen. Ihm fehlt nun voraussichtlich auch noch Marvin Compper in der Viererabwehrkette, nachdem sich zuerst Lukas Klostermann und dann Bernardo Knieverletzungen zugezogen hatten. Compper hingegen macht eine Erkältung zu schaffen. Bei den Mainzern könnte Trainer Martin Schmidt Andre

Ramalho zu seinem Punktspieldebüt für den FSV verhelfen. Wie die Leipziger auch im zehnten Spiel ungeschlagen bleiben und damit den AufsteigerRekord des MSV Duisburg aus der Saison 1993/1994 einstellen können, wissen sie. "Wir müssen es schaffen, die gefährlichen Akteure auszuschalten und unser Spiel durchzusetzen", meinte Keeper Gulácsi. 2016-11-05 18:53 www.t-online.de

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Flucht aus der DDR: Die Mauer der Anderen

Auf den Fotos ist die Kreuzung nicht wiederzuerkennen. Nur die Lichtmasten des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks lassen erahnen, an welchem Ort in Berlin die Bilder entstanden sind. Als Detlef Hubert Peuker im Jahr 1969 an der Schwedter Straße Ecke Oderberger Straße fotografiert, begibt er sich in große Gefahr. Denn Fotografieren ist im Grenzgebiet der DDR

strengstens verboten. Peuker drückt trotzdem auf den Auslöser und hält damit einen besonderen Anblick für die Nachwelt fest – den Blick auf die Mauer vom Osten her. Viele Fotografien zeigen die Berliner Mauer aus der Perspektive des Westens: Hinter der Grenzmauer, welche die DDR-Regierung als „vorderes Sperrelement“ bezeichnete, befanden sich in Richtung Osten die Grenzanlagen mit Wachtürmen und Dornenmatten. In Ostberlin blickten die Menschen auf das „hintere Sperrelement“ – eine zweite Mauer, an der ihre Welt endete. Wollten sie über die Mauer in den Westen fliehen , wussten sie nicht, welche weiteren

Hindernisse noch vor ihnen lagen. Detlef Hubert Peuker aber wusste, was auf ihn zukam, als er in der Nacht vom 5. auf den 6. November 1969 Republikflucht beging. Seine heimlich gemachten Aufnahmen halfen ihm bei den Vorbereitungen, die Grenze zu überwinden. „Ich war 16 Jahre alt und blauäugig“, sagt Peuker heute, wenn er daran denkt, wie gefährlich es war, diese Fotografien zu machen. „Aber dank ihnen konnte ich mich orientieren.“ Eigentlich wollte der gebürtige Braunschweiger, der in den 1950er Jahren mit seinen Eltern in die DDR zog, über die grüne Grenze fliehen. Doch das schien noch komplizierter. So reist er im Sommer mit Freunden aus Jena nach Berlin, um seine Flucht vorzubereiten. Als er Aufnahmen im Grenzgebiet der Bernauer Straße macht, erwischt ihn die Polizei. In stundenlangen Verhören versicherte er, auf seiner Kamera seien nur „Stadtmotive“ zu finden. Die Beamten glauben ihm und geben ihm das Gerät samt Film zurück. Rund vierzig Fotos hat Detlef Hubert Peuker im

Grenzgebiet geschossen. „Erst nach der Wende ist mir bewusst geworden, wie besonders die Bilder sind“, erzählt er. Die Gedenkstätte Berliner Mauer weiß nur noch von zwei weiteren Privatleuten, die Aufnahmen von der Ostseite der Mauer machten. Peuker ist der Einzige, der die Bilder gezielt zur Flucht nutze. Auf der Homepage der Gedenkstätte werden einige Fotos gezeigt. Oft hat sich der heute 63-Jährige gefragt, ob er es noch einmal genauso machen würde. „Wenn ich das Risiko und die Gefahr gekannt hätte...“, zögert er. „Im Nachhinein habe ich erfahren, dass an dem Tag, als ich die Bilder gemacht habe, jemand dort erschossen wurde. Die hatten keine Hemmungen, das ist mir erst später bewusst geworden.“ Einige Wochen vor der geplanten Flucht bringen in die Bilder erneut in Gefahr. Die Stasi holt Detlef Hubert Peuker zu Hause in Jena ab. Er hatte einige der Bilder an einen Mann verkauft, der ihm Fluchtpläne vorgespielt hatte und Westgeld für die Aufnahmen bot. Der war aber ein Spitzel und gab die Bilder weiter. Die Stasi wirft Hubert Peuker Spionage vor, doch der Jugendliche antwortet

geistesgegenwärtig. Die Aufnahmen sollen nur beweisen, wie gut die DDR gesichert ist. Wieder hat er Glück, lügt überzeugend. Sie lassen ihn gehen mit den Worten: „Seien Sie froh, dass ihr Vater ein guter Genosse ist.“ „Ich hatte keine Ahnung, dass die die Fotos hatten“, sagt der Braunschweiger heute. Der Käufer der Fotos hätte nicht verdächtig gewirkt. „Ich dachte, der wäre ein Gleichgesinnter, der auch fliehen wollte.“ Im November 1969 gelingt Detlef Hubert Peuker die Flucht über die Mauer an der Bernauer Straße – genau von der Stelle aus, wo die Beamten ihn im Sommer beim Fotografieren aufgegriffen hatten. Jahre später schmuggelt er seinen Bruder in einem umgebauten VW-Bus in den Westen. Als er auch die Freundin des Bruders holen will, wird er verhaftet. Mehr als zwei Jahre sitzt er in Rummelsburg im Gefängnis, bis die Bundesrepublik ihn freikauft. An den Ort seiner Flucht, Schwedter Straße Ecke Oderberger Straße, kehrt oft zurück, wenn er die Hauptstadt besucht.

Anlässlich des Jahrestags des Mauerfalls findet am 9. November um 10 Uhr eine Gedenkveranstaltung in der Kapelle der Versöhnung (Bernauer Straße 4, Mitte) statt. 2016-11-05 18:37 Helena Wittlich www.tagesspiegel.de

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Ehegattensplitting: Lohnt sich die Arbeit nach der Babypause?

Doch noch ein bisschen länger zu Hause spielen? Könnte sich finanziell lohnen!

Nach der Geburt eines Kindes stellt sich für viele Paare schnell die Frage, ob künftig wieder beide arbeiten sollen oder ein Partner zur Betreuung des Nachwuchses länger zuhause bleibt. Doch das deutsche Steuer- und Sozialsystem erschwert es den Müttern, wieder in den Beruf zurückzukehren. Das haben Berechnungen des renommierten Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung ergeben. Studien hatten zuvor nachgewiesen, dass in Deutschland mehr Alleinverdiener-Haushalte existieren als in anderen Ländern mit anderen Steuersystemen. Vor allem für Ehepaare ist es zumindest aus finanziellen Gründen nicht immer attraktiv, wenn beide Partner arbeiten. Denn dann verlieren sie einen Teil des steuerlichen Vorteils durch das Ehegattensplitting. Sie müssen zudem zusätzlich für die gesetzliche Krankenversicherung bezahlen. Arbeitet ein Partner hingegen nicht, ist er beim anderen kostenlos mitversichert. Hinzu kommen die Kosten für eine mögliche Kinderbetreuung, um die Berufstätigkeit beider Eltern erst zu ermöglichen. Viele Mütter arbeiten trotzdem, um

ihre beruflichen Kenntnisse nicht zu verlieren und sich Karrierechancen zu erhalten. Die Rechnungen des IZA ergaben, dass die größten Hürden bestehen, wenn ein Partner ein hohes Gehalt hat. Dann ist der Splittingvorteil sehr hoch. Verdient der Mann zum Beispiel 100.000 Euro und die Frau könnte für 20.000 Euro eine Teilzeitstelle finden, bekommt das Ehepaar bei zu betreuenden zwei Kindern nur etwa ein Viertel davon als zusätzliches Netto ausbezahlt. Für unverheiratete Paare wäre es noch etwa die Hälfte. Besonders unattraktiv ist es für Ehepaare, wenn ein Partner zugunsten des anderen von einer Vollzeitauf eine Teilzeitstelle wechselt und sich beide dann die Kinderbetreuung teilen, wie es immer mehr Paare gerne machen würden. Das IZA hat das ausgerechnet für den Fall eines Mann, der bisher 80.000 Euro verdiente und jetzt in Teilzeit nur noch 40.000 Euro. Seine Frau arbeitet für das gleiche Gehalt. Das Paar hat also kein höheres Bruttoeinkommen als vorher. Durch diese Konstruktion verliert das Paar 2000 Euro im Jahr an Nettoeinkommen. Muss trotzdem noch eine Kinderbetreuung organsiert werden, sinkt das Netto

noch weiter. Schuld ist daran aber nicht Ehegattensplitting, sondern der Verlust kostenlosen Mitversicherung der Ehefrau in gesetzlichen Krankenversicherung, für die sie extra bezahlen muss.

das der der nun

Am attraktivsten sind für Ehepaare Mini-Jobs. Sie sind steuer- und sozialabgabenfrei und mindern den Splittingvorteil des Hauptverdieners nicht. Dabei darf aber nicht mehr als 450 Euro im Monat verdient werden. Niedriger sind die Hürden auch, wenn das Gehalt beider Ehepartner nicht sehr hoch ist. Dann ist der Steuersatz niedriger und der Splittingvorteil wirkt weniger. Mehr zum Thema Beim Splittingverfahren teilt das Finanzamt das gemeinsame Einkommen des Paares durch zwei und ermittelt den für diese Hälfte üblichen Steuersatz. Der ist niedriger als für die gesamte Summe, denn in Deutschland sinkt der Steuersatz mit dem Einkommen. Diesen niedrigen Steuersatz wendet der Fiskus dann für das gesamte Einkommen des Paares an. Es spart dadurch

Steuern. Nicht-verheiratete Paare werden getrennt besteuert. Seit Jahrzehnten werden daher immer wieder Versuche unternommen, das Splitting abzuschaffen. Sie sind bisher alle gescheitert. 2016-11-05 18:30 Frankfurter Allgemeine www.faz.net

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Abwehrchef Abraham bis 2019 in Frankfurt

Frankfurt/Main.

Das

teilte

der

30

Jahre

Innenverteidiger aus Argentinien am Samstag vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln über den Videowürfel in der Arena mit. Abraham war im Sommer 2015 vom Ligarivalen 1899 Hoffenheim zu den Hessen gewechselt. "Meine Familie und ich fühlen uns sehr wohl. Ich werde mein Bestes geben, damit der Klub seine Ziele erreicht", sagte Abraham. © 2016 SID 2016-11-05 18:27 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Bundesliga: Der Meister schwächelt: Die Bayern eiern sich zum Punkt

Der FC Bayern hat sich ohne eigenen Treffer zu einem mageren Punkt gegen die TSG Hoffenheim gemüht. Ein Eigentor von Steven Zuber rettete den Münchnern am Samstag beim 1:1 (1:1) wenigstens das Unentschieden und verhinderte die erste Niederlage des deutschen Fußballrekordmeisters

in der Bundesliga nach 19 Spielen. Kerem Demirbay hatte die mutigen Gäste in einem erst gegen Ende packenden Spitzenspiel durch einen sehenswerten Schuss früh in Führung gebracht. Bei zwei Pfostenschüssen in der Schlussphase hatten Mats Hummels und Thomas Müller den Münchner Sieg auf dem Fuß. Hoffenheim bleibt wie die Münchner in dieser Liga-Saison ungeschlagen. Bei einem Sieg am Sonntag gegen den FSV Mainz könnte RB Leipzig punktemäßig mit Spitzenreiter FC Bayern gleichziehen. Nachdem die Münchner Miniflaute aus den ersten Oktoberwochen eigentlich beendet war , enttäuschten die Gastgeber nach zuletzt wieder

dominanten Auftritten diesmal gegen Hoffenheim. Wiederholt leistete sich der Meister Nachlässigkeiten, nach vorne fehlten Tempo, Präzision und Kreativität. Die Strapazen der Englischen Wochen waren den Bayern anzumerken. Chancen gab es für die 75.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena gegen das defensiv sehr gut und entschlossen auftretende Team aus dem Kraichgau kaum zu bestaunen. Erst in der Schlussphase gaben die Münchner richtig Gas. Der 29 Jahre alte Trainer Julian Nagelsmann bejubelte so bei seinem ersten Spiel gegen den großen FC Bayern und gegen den fast doppelt so alten Starcoach Carlo Ancelotti (57) gleich einen Punktgewinn. Die furchtlosen Gäste nutzten dabei ihre erste Möglichkeit. Nach einem langen Pass von Abwehrchef Kevin Vogt legte Nadiem Amiri mit viel Übersicht für Demirbay auf. Der Mittelfeldakteur traf von der Strafraumgrenze unhaltbar für Manuel Neuer und zum dritten Saisontor. Bezeichnend für Angriffsbemühungen der

die Bayern

harmlosen war der

Ausgleichstreffer. Nachdem Rafinha mit der lange Zeit besten Möglichkeit noch an 1899Schlussmann Oliver Baumann gescheitert war, traf Zuber ins eigene Tor. Arjen Robben bediente den engagierten Douglas Costa – und dessen Flanke lenkte der Hoffenheimer bei seinem Klärungsversuch vor Robert Lewandowski ins eigene Tor. In ihren Trikots aus Ozean-Müll, mit denen der Bayern-Ausrüster auf die Verschmutzung der Weltmeere aufmerksam machen will, gingen die Münchner auch nach dem Seitenwechsel nicht zwingend und zielstrebig genug zur Sache. Hoffenheim wich nicht von seiner disziplinierten Ausrichtung ab, ohne dabei selbst richtig gefährlich zu werden. Ein abgeblockter Schuss von Demirbay war noch die beste Chance. Trotzdem hatten die Bayern mit ihrer individuellen Extraklasse natürlich ihre Möglichkeiten. Nach einem Hackentrick von Lewandowski war Thiago überrascht und brachte den Ball nicht auf das Tor. Mit der Hereinnahme von Thomas Müller (er kam 21 Minuten vor Schluss für Vidal) und Kingsley

Coman (78. Minute für Robben) erhoffte sich Ancelotti offensive Aktionen. Die kamen dann auch: Nach Flanke von Costa konnte Müller per Kopf Baumann nicht überwinden. Hummels scheiterte gleich zweimal und erneut Müller konnte den Sieg nicht mehr herbeiführen. dpa 2016-11-05 18:25 www.tagesspiegel.de

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Kieler "Tatort": Gewagter Krimi über 17-jährige Islamkonvertitin

Julia stört. Irgendwie gehört die 17-Jährige nicht in diese bürgerliche Welt, in die Schule, zu ihren

Freundinnen, zu ihrer alleinerziehenden Mutter, zu ihrem Bruder. In der City treffen sie feindselige Blicke. Ein Passant spuckt vor der schwarz verhüllten Muslimin auf den Boden. Nur eines zieht sie an, scheint ihr Sicherheit zu geben, Bindung: eine Moschee in Kiel. „Liebe Mama, wenn du das hier liest, werde ich nicht mehr da sein“, schreibt sie. Die Kieler Schülerin (Mala Emde) ist zum Islam konvertiert, sie will nur noch nach Syrien und dort einen IS-Kämpfer heiraten. Da einen „Tatort“-Krimi drauf zu setzen, das ist gewagt. Es braucht den Mord an Julias Mitschülerin Maria, die tot aus der Kieler Förde gezogen wird. Julia beschuldigt ihren Bruder. Schnell wird klar, Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) und Kollegin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) hatten schon einfachere Ermittlungen. Nicht nur Julias immer offenbarer werdende Verstrickungen in die nach außen verschlossene Welt der Moschee, auch der Staatsschutz in Person von Kesting alias Gaststar Jürgen Prochnow behindern ihre Arbeit. Eine raffinierte Idee der Autorin Charlotte I. Pehlivani, hier den Ermittler-Fokus auf Sarah

Brandt zu legen. Während der routiniert agierende Axel Milberg in diesem 999. „Tatort“ in Gedanken wohl schon bei der Jubiläums-Ausgabe am kommenden Sonntag ist (die er zusammen mit Maria Furtwängler bestreiten darf), scheint sich Sarah Brandt besser in die Identitätsfindung einer Jugendlichen hineinfühlen zu können, die in einem religiösen Irrweg zu scheitern droht. Seit sechs Jahren bereits dreht Sibel Kekilli für den „Tatort“ aus Kiel, neben Borowski. Anfangs sprach man oft über den Ermittler, der sich am Telefon grummelnd mit den Worten meldet: „Ich höre!?“ Sarah Brandt, die IT- und SelbstverteidigungsSpezialistin, brachte in die Serie Fläche, Erde, Wärme. Ein Team auf Augenhöhe. Zuletzt gab es Gerüchte über einen Ausstieg der Schauspielerin aus dem Krimi. Kekilli hat sich auch inÜbersee einen Namen gemacht, als Darstellerin in der HBO-Fantasy-Serie „Game of Thrones“. Laut „Bild“-Zeitung gebe es derzeit gar keinen Vertrag mehr zwischen Kekilli und dem Norddeutschen Rundfunk. Diese Informationen könne der NDR nicht bestätigen, sagt Thomas Schreiber, Leiter des

Programmbereichs Fiktion & Unterhaltung. „Frau Kekilli hat ausdrücklich gesagt, dass sie nicht nach Hollywood geht, und über ihre nächsten ,Tatort’-Auftritte sind wir im Gespräch.“ Der nächste Kieler „Tatort“ werde frühestens in einem halben Jahr gedreht, es liege noch kein abgenommenes Drehbuch vor. Wie auch immer, Klaus Borowski, der Mürrische, der Kantige, und Sarah Brandt, die Widersprüchliche, Fragile, die an Epilepsie leidet, sind beides Eigenbrötler, Moralisten auf ihre Weise. Eines der interessantesten „Tatort“-Teams. Wann sind TV-Kommissare zuletzt in die Welt einer Salafisten-Gemeinde und in die Psyche einer „Kriegerin Gottes“ eingetaucht? Stark die Szene, als Sarah Brandt Julia vorhält, um welchen Preis der Selbstaufgabe die junge Frau ihr Leben dem IS in die Hände legen will, eine Welt, in der Frauen nichts zu sagen haben. Da wird die Tätersuche zur Nebensache und der Hintergrund der Story noch realer. „In Deutschland sind 9000 Salafisten aktiv“, sagt

Marwam Abou Taam, Islamwissenschaftler und Terrorismusexperte beim LKA Rheinland-Pfalz. Knapp 900 Personen seien aus Deutschland ausgereist, davon um die 180 Frauen. Ein Krimi also als Versuchsanordnung, über die Bedrohungen des radikalen Islamismus, die mörderische Ideologie des Islamischen Staates, die Psyche einer jungen Islamkonvertitin. In Szene gesetzt vom Doku-Drama-Spezialisten Raymond Ley, der den TV-Krimi eine dokumentarische Farbe spüren lässt. Inklusive Aufnahmen von IS-Kämpfern und Hunderte von Flüchtlingen, die im Kieler Kommissariat untergebracht werden. Und Julia? Die Kamera folgt der jungen Frau und ihrer bürgerlichen Welt, hier die zunehmende Distanz, dort die Nähe zu den Ritualen in der Moschee, wohinter Gutes oder Böses stecken mag. Oder schon bald wieder Distanz. Der NDR hat sich mit diesem unklassischen, beklemmenden „Tatort“ weit aus dem Fenster gelehnt. Er sollte mit einer guten Quote belohnt werden, auch wegen der grandiosen Hauptdarstellerin Mala Emde.

„Tatort - Borowski und das verlorene Mädchen“, Sonntag, ARD, 20 Uhr 15 2016-11-05 18:24 Markus Ehrenberg www.tagesspiegel.de

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Heidenau: Drei Afghanen bei fremdenfeindlichem Angriff verletzt

Bei einer fremdenfeindlichen Attacke sind in Heidenau drei Flüchtlinge leicht verletzt worden. Die Afghanen im Alter von 17 und 18 Jahren seien aus einer Gruppe von etwa 30 Leuten zunächst beleidigt und dann angegriffen worden, teilte die

Polizei mit. Die Angreifer hätten Parolen wie "Macht euch wieder nach Hause" und "Was wollt ihr hier? " gerufen wurden. Die Polizei geht daher von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus, die Ermittlungen übernahm das Dresdner Staatsschutzdezernat. Polizei nahm zwei Männer (18 und 20 Jahre) als Tatverdächtige fest. Gegen sie wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. In Heidenau hatte es im August 2015 tagelang massive Ausschreitungen von Rechtsextremen vor einer Flüchtlingsunterkunft gegeben. Kanzlerin Angela Merkel wurde damals bei einem Besuch in Heidenau von Demonstranten massiv angepöbelt. Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) äußerte sich generell zu der ausländerfeindlichen Stimmung ein seinem Bundesland. In Sachsen seien Hass und Hetze sowie Extremismus im öffentlichen Raum in besonderem Maße zu Tage getreten, sagte er auf einem CDU-Parteitag in Glauchau. "Das hat nicht

nur das Image des Landes beschädigt. Das hat auch Sachsen und seine Gesellschaft selbst beschädigt. " Sehr viele Bürger ärgere es aber zu Recht, dass der Freistaat oft einseitig dargestellt wird. Sachsen fühle sich nicht nur wegen der Ereignisse am 3. Oktober in Dresden einem regelrechten Bashing ausgesetzt. 450 Pöbler und Hetzer hätten die öffentliche Meinung über die Einheitsfeier bestimmt, obwohl 450.000 friedliche Bürger zu den Feierlichkeiten kamen. 2016-11-05 18:22 ZEIT ONLINE www.zeit.de

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Reichsbürger zeigt sich vor Gericht reumütig

Die Kontrollen am Eingang des Strafjustizzentrums und waren noch strenger als sonst. Wachtmeister waren vor und im Gerichtssaal postiert. Ein sogenannter „Reichsbürger“, vorgeführt aus der UHaft, saß auf der Anklagebank. Die zunehmende Gewaltbereitschaft in Teilen der Szene mahnen zur

Vorsicht. Doch dann war der Prozess, kaum dass er begonnen hatte, auch schon wieder beendet. Mit einem überraschend einsichtigen Angeklagten. Amtsrichterin Kathrin Steinhauser verurteilte den 69 Jahre alte Rentner, der sich im Juni massiv gegen seine Festnahme gewehrt hatte, zu einer Haftstrafe von sieben Monaten, die auf Bewährung ausgesetzt ist. Er muss außerdem als Geldbuße dem Bunten Kreis, der sich für schwerst und chronisch kranke Kinder engagiert, 700 Euro spenden. Der Angeklagte äußerte sich im Prozess nicht selbst zu dem Vorfall. In einer von seinem

Verteidiger Moritz Bode vorgetragenen Erklärung räumte er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe ein. „Es tut mir leid“, fügte der Angeklagte selbst hinzu. Der verheiratete 69-Jährige war Anfang des Jahres wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 4800 Euro verurteilt worden. Doch weigerte er sich zu zahlen, weswegen das Gericht Vollstreckungshaft angeordnete hatte. Als vier Polizisten den Rentner eines Morgens in Haunstetten festnehmen wollten, kam es im Beisein seiner Frau zu den jetzt angeklagten Taten. Der 69Jährige ließ die Polizisten erst nach wiederholtem Klingeln und Klopfen in die Wohnung. Erregt erklärte er den von ihm als „Verbrecher“ und „Drecksvolk“ beschimpften Beamten, diesen Staat nicht anzuerkennen. Bei seiner Festnahme, gegen die er sich mit aller Gewalt wehrte, wurde ein Beamter leicht verletzt. Der Rentner hatte vor einer Woche reichlich naiv versucht, die Justiz zu provozieren. Anders als einige Gleichgesinnte war er nicht zu seiner Verhandlung erschienen. Das Gericht erließ daraufhin einen Haftbefehl. Fünf Minuten später

klickten die Handschellen. Der Angeklagte hatte vor dem Gerichtsgebäude auf Zuschauer im Prozess gewartet. Bereits am Montag verhandelt das Amtsgericht erneut gegen einen Augsburger „Reichsbürger“. Der 79-Jahre wird beschuldigt, eine Gerichtsvollzieherin, die bei ihm vollstrecken, wollte mit Gegenmaßnahmen gedroht zu haben. 2016-11-05 18:20 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de

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Wie eng kann Freundschaft sein?

Würde man zehn Jahre ins Gefängnis gehen, um das Leben eines Freundes zu retten? Autor

Andreas Salcher hat sich auf Spurensuche nach Wesen und Grenzen der Freundschaft begeben. 05.11.2016 | 18:20 | von Erich Kocina ( Die Presse ) Drei Freunde sind in Singapur. Sie alle konsumieren dort Cannabis. Zwei fahren weiter, einer bleibt – und wird von der Polizei mit einer Menge der Droge entdeckt, die nach den Gesetzen des Landes mit der Todesstrafe geahndet wird. Würden die anderen Freunde zurückkehren und sich stellen, würde die gefundene Drogenmenge durch drei geteilt – das hieße keine Todesstrafe für einen, dafür zehn Jahre Haft für jeden der drei. Also, ist die Freundschaft so groß, dass zwei die zehn Jahre im Gefängnis auf sich nehmen würden, um das Leben des dritten zu retten? Es ist ein recht weit hergeholtes Szenario – ähnlich dem aus dem US–Film „Für das Leben eines Freundes“ aus dem Jahr 1998 –, das Andreas Salcher in seinem Buch „Ich bin für dich da“ anbringt, um die Intensität von Freundschaft zu beschreiben. Und um die Leser herausfinden zu lassen, wer ihre wahren Freunde

sind. Ganz neu ist die fiktive Situation nicht – schon Friedrich Schiller hat ein ähnliches moralisches Dilemma beschrieben: „Es ist die Übertragung des Bürgschaftsdilemmas in die neue Zeit“, sagt Salcher. „Das soll zeigen, wo die Grenzen sind.“ Und die liegen in der Realität doch weit entfernt vom idealistischen Bild, das Schiller in der Bürgschaft entworfen hat. „Für die eigenen Kinder wären Leute sofort bereit, ihr Leben zu geben“, meint Salcher. „Beim Partner und erst recht bei Freunden ist das schon differenzierter.“ Das Marktforschungsinstitut GFK SE hat in einer Studie herausgefunden, dass 93,5 Prozent der Deutschen sich Zeit für ihre Freunde nehmen würden, auch wenn sie selbst gerade keine hätten. Und, ein überraschendes Ergebnis, 86,1 Prozent der Befragten gaben an, sie wären bereit, ihre wahren Freunde in den letzten Monaten vor ihrem Tod intensiv zu begleiten. Klingt gut, doch die Antwort auf eine Frage ist in der Regel nur Theorie. „In der Realität verlieren wir 80 Prozent unserer Freunde, wenn wir eine todbringende Krankheit

haben.“ So wie mancher Freund auch schon bei weitaus geringeren Anlässen plötzlich nicht mehr da ist. Schon Aristoteles machte eine Trennung zwischen Nutzenfreundschaften, Lustfreundschaften und Tugendfreundschaften. Letztere ist die, die wir heute als „wahre Freundschaft“ definieren würden, also eine, die auf absolutem Vertrauen aufgebaut ist. Von denen hat man nicht allzu viele. 50 lose, 15 gute und drei echte Freunde hat man im Leben, sage die Statistik. Salcher macht in seinem Buch gar ein Gebot daraus, dass man nicht mehr als drei wahre Freunde haben soll. Wer mehr habe, möge sich reich beschenkt fühlen – oder aber überlegen, ob seine Definition von Freundschaft stimmt. Die anderen Arten von Freundschaft sind natürlich nicht weniger wert – Menschen, mit denen man eine Leidenschaft teilt, oder Kollegen, mit denen man neben dem beruflichen Kontakt auch privat ein gutes Verhältnis hat, gehören genauso zum Leben. Nur muss man sich bewusst sein, dass ein anderes Motiv dahintersteckt, das bald wieder verschwinden kann, wenn sich die Ausgangslage ändert. Eine

Verletzung – und man ist für den Tennispartner nicht mehr interessant. Man verliert den Job – und viele, mit denen man öfter auf ein Bier ging, melden sich auf einmal nicht mehr. Generell, meint Salcher, sollte man sich von der Vorstellung verabschieden, dass eine Freundschaft für ein ganzes Leben lang Bestand hat. Selbst ohne schwere Krankheiten halte die beste Freundschaft im Schnitt nur 24 Jahre. Weil sich die Lebenssituation ändert, weil andere Interessen dazukommen, weil sich Konflikte aufstauen. Gründe gibt es viele. Und manchmal liegt der Grund gar nicht beim anderen, sondern bei einem selbst. Salcher spricht von inneren Verletzungen, bezeichnet sie als „den eigenen Schatten“, mit dem man umgehen und den man vor allem auch annehmen müsse. Das könne unter anderem das an sich edle Verhalten sein, immer auf die Wünsche und Gefühle der anderen einzugehen. Nur, dass das eben auf Kosten der eigenen Bedürfnisse gehe. Dadurch könne sich Ärger aufstauen, an dem eine Freundschaft scheitern kann. Genauso gut kann es

daran scheitern, dass man nicht auf der gleichen Augenhöhe wie der Freund ist – Dominanz in Freundschaften kann sich mit der Zeit rächen, so dass derjenige, auf den der andere herabsieht, irgendwann genug hat. Und auch soziale Klüfte können ein Hindernis für eine Freundschaft sein. Es gehe jedenfalls selten so gut aus wie im französischen Film „Ziemlich beste Freunde“, in dem ein schwarzer Kleinkrimineller Pfleger eines reichen launischen Rollstuhlfahrers wird – und sich zwischen den beiden über sämtliche sozialen und persönlichen Grenzen hinweg eine intensive Freundschaft entwickelt. Im Endeffekt müsse man sich jedenfalls etwas eingestehen – dass nämlich ein Freund keine Lösung für die eigenen Probleme habe. „Es gibt in jeder intimeren menschlichen Beziehung diesen Augenblick der ersten großen Enttäuschung“, meint Salcher. „Auch dieser Freund, diese Liebe, wird meine innere Verletzung nicht heilen.“ Man müsse erkennen, dass das eine Erwartungshaltung sei, die kein Mensch erfüllen könne. „Das ist mein Problem. Das muss ich lösen.“ Letztlich sei das so wie bei einer Beziehung. Wenn man nicht mit sich

selbst im Reinen ist, wird es auch für den Freund schwierig. ("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2016) 2016-11-05 18:20 Von Erich diepresse.com

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Der Poker um 81 Milliarden Euro

Im Finanzausgleich wird die Verteilung der Steuereinnahmen neu geregelt. Der große Wurf wird es nicht, die Vereinbarung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden bleibt kompliziert wie bisher.

05.11.2016 | 18:20 | von Martin Fritzl ( Die Presse ) Am Sonntag ist es so weit: In Wien tagen die Chefverhandler zum Finanzausgleich. Falls sie sich einig werden, legen sie fest, wie die Steuereinnahmen des Landes in den kommenden Jahren auf die Gebietskörperschaften Bund, Länder und Gemeinden aufgeteilt werden. Es ist also eine weitreichende Entscheidung, die Finanzminister Hans Jörg Schelling und Kanzleramtsminister Thomas Drozda mit den Finanzreferenten der Länder sowie mit den Vertretern von Städte- und Gemeindebund ausmachen. Was genau ist aber der Finanzausgleich? Hans Jörg Schelling wollte sich Zeit lassen: Der Finanzausgleich sollte diesmal nicht einfach fortgeschrieben, sondern mehr als ein Jahr lang von Grund auf neu verhandelt werden, so der Plan des Finanzministers. Sein Ziel: einen aufgabenorientierten Finanzausgleich zu schaffen. Die Steuereinnahmen sollten also nicht einfach pro

Kopf verteilt werden, sondern entsprechend den Aufgaben, die Länder und Gemeinden zu erfüllen haben. Doch daraus wird wohl nichts: Zu groß waren die Widerstände in den Ländern, zu komplex ist wohl auch die Materie, um einfache Kriterien für eine aufgabenorientierte Verteilung der Mittel zu finden. So dürfte diese Umstellung nur in einigen Randbereichen wie der Kindergarten-Finanzierung stattfinden – bestenfalls gibt es also einen Einstieg in die Umstellung. Der Bund hebt die Steuern ein, die Länder geben sie aus – diese weit verbreitete Meinung lässt sich mit Zahlen untermauern: 29,48 Milliarden Euro standen den Bundesländern im Vorjahr zur Verfügung, nur 390 Millionen oder 1,3 Prozent stammen aus landeseigenen Abgaben. Und auch das wird sich mit dem kommenden Finanzausgleich nicht ändern. Denn auch der Plan, den Ländern bis zu einem gewissen Grad Steuerhoheit zu gewähren und sie beispielsweise einen Teil der Lohnsteuer selbstständig festsetzen zu lassen, war nicht umsetzbar. Und zwar auch deshalb, weil die Bundesländer selbst sich nicht einig waren, ob sie das auch wollen. Lediglich die

Gemeinden dürften etwas mehr Spielraum erhalten und die Höhe der Grundsteuer flexibel festsetzen können. Die Kommunen haben aber auch bisher schon viel mehr mit eigenen Abgaben gearbeitet: Rund zwei Drittel des Gemeindebudgets stammen aus Einnahmequellen wie Kommunalsteuer, Grundsteuer, Gebühren und Dienstleistungen. Wie lange ein Finanzausgleich gilt, ist nicht abschätzbar. Meist für vier Jahre abgeschlossen, gilt er oft noch darüber hinaus. Den letzten Finanzausgleich hat Wilhelm Molterer 2008 abgeschlossen, danach wurde er zweimal verlängert. Der Finanzausgleich ist und bleibt wohl auch in der neuen Fassung eine hochkomplexe Materie, die nur wenige durchschauen. Der Kern der Vereinbarung: Es gibt einen Schlüssel, nach dem die Steuereinnahmen des Bundes aufgeteilt werden. 11,9 Prozent gehen an die Gemeinden, 20,7 Prozent an die Länder, und 67,4 Prozent behält sich der Bund. Doch schon da gibt es zahlreiche Ausnahmen. So bleibt etwa die Grunderwerbsteuer zu 96 Prozent bei den

Gemeinden und der Wohnbauförderungsbeitrag zu 80 Prozent bei den Ländern. In Summe ergibt das eine Aufteilung von 12,3 Prozent für die Gemeinden, 20,1 Prozent für die Länder und 63,7 Prozent für den Bund. Rechnet man nun die vielfältigen Transfers ein, verändert sich das Bild. So werden den Ländern bestimmte Aufgaben, etwa die Gehälter der Landeslehrer, zusätzlich abgegolten. Die Gemeinden tragen zur Finanzierung der Gesundheitsaufgaben der Länder bei, umgekehrt gibt es Sonderfinanzierungen der Länder für die Gemeinden. Rechnet man das mit ein, lautet der Verteilungsschlüssel 9,3 Prozent für die Gemeinden, 35,8 Prozent für die Länder und 54 Prozent für den Bund. Berücksichtigt man auch noch die Abgaben der Länder und Gemeinden und die nicht gemeinschaftlichen Bundesabgaben, verändert sich der Schlüssel abermals: 15,1 Prozent Gemeinden, 30,6 Prozent Länder und 53,6 Prozent Bund. Der Finanzausgleich verteilt auch Steuereinnahmen, die es gar nicht mehr gibt: Als die Gewerbesteuer (51 Millionen Euro) und die Getränkesteuer (85 Millionen Euro) abgeschafft

wurden, geschah dies unter der Bedingung, dass die Gemeinden ihre Einnahmen weiterhin vom Bund erhalten. Diese nicht existenten Steuereinnahmen werden nach einem Fixschlüssel verteilt. Von der Gewerbesteuer profitiert vor allem Wien (28 Mio. Euro), von der Getränkesteuer profitieren Tirol (23 Mio.) und Salzburg (12 Mio.). Eine Einigung ist bereits bekannt geworden: Für die Primärversorgung im Gesundheitsbereich werden 200 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Primärversorgung bedeutet: Es sollen Gruppenpraxen und Ambulatorien eingerichtet werden, die mit langen Öffnungszeiten und einem breiten medizinischen Spektrum für die Patienten attraktiv sind. Damit sollen die Spitäler und Spitalsambulanzen entlastet werden. 41 Millionen Euro gibt es für den Ausbau der elektronischen Gesundheitsakte Elga. Das wird wohl das große Streitthema bei den heutigen Verhandlungen: Die Länder wollen höhere Aufwendungen finanziell abgegolten haben und fordern 500 Millionen Euro zusätzlich. Finanzminister Schelling kann dem nichts

abgewinnen, er verweist darauf, dass durch das höhere Steueraufkommen ohnehin schon 1,5 Milliarden Euro zusätzlich verteilt werden. Allerdings haben die Länder gute Argumente für ihre Forderung: Sie sind für jene Bereiche zuständig, in denen es besonders hohe Kostensteigerungen gibt. Dazu gehören beispielsweise die Spitäler, die Pflege oder die Flüchtlings- und Sozialhilfe. Der Verteilungskampf findet nicht nur zwischen Bund, Ländern und Gemeinden statt, sondern auch unter den Gemeinden. Derzeit werden die Ertragsanteile nicht nach einem reinen Pro-KopfSchlüssel verteilt, sondern nach einem abgestuften Bevölkerungsschlüssel. Größere Gemeinden bekommen deutlich mehr. Das wird damit begründet, dass diese auch viele überregionale Aufgaben übernähmen und höhere Kosten für die Infrastruktur hätten. Dieses Prinzip ist aber nicht unumstritten, Vertreter kleinerer Gemeinden argumentieren, dass ländliche Gemeinden ebenfalls höhere Kosten hätten, etwa beim Wegenetz oder bei Versorgungsleitungen für Wasser und Kanal. Würde man vom Prinzip des

abgestuften Bevölkerungsschlüssels abgehen, wären 790 Millionen Euro neu zu verteilen. Den größten Teil davon, nämlich 720 Millionen, würden Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern verlieren. Allein Wien bekommt 490 Millionen Euro aus diesem Titel. Auf 81 Milliarden Euro beliefen sich im Vorjahr die Steuereinnahmen. Es gibt also viel zu verteilen. Spätestens am Montag soll der Finanzausgleich fixiert sein, am 15. November könnte er in den Ministerrat kommen, im Dezember soll er im Parlament beschlossen werden. Mit 1. Jänner 2017 würde der neue Finanzausgleich in Kraft treten. ("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2016) 2016-11-05 18:20 Von Martin diepresse.com

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„Die Alten im Dorf wissen noch alles!“

Wann ungarische Journalisten das Aufnahmegerät ausschalten, und warum Terézia Moras Oma nie an

ihrem alten Haus vorbeigeht: Die Eröffnungsrednerin der Wiener Buchmesse erzählt über Ungarn, Jandl und Rittersport-Literatur. 05.11.2016 | 18:20 | von Anne-Catherine Simon ( Die Presse ) Sie werden immer wieder gefragt, wann es mit Darius Kopp weitergeht, dem Helden aus ihren Romanen „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ und „Das Ungeheuer“. Ich finde ja Ihre großartigen neuen Erzählungen mindestens ebenso spannend...

Terézia Mora: Schön, denn wenn ich erzähle, dass ich einen Erzählband geschrieben haben, fragen viele: Und wann kommt der Roman? Rittersport, quadratisch, praktisch, gut – so läuft's halt beim Schreiben nicht immer. Als Alice Munro den Nobelpreis bekommen hat, hab ich mir gedacht: Yeah! Nicht weil ich ihre Texte mag, aber endlich wurde es eine, die nur Erzählungen veröffentlicht hat. Wir Schriftsteller sollten jetzt alle eine Zeitlang nur Erzählungen schreiben. Sie halten kommenden Mittwoch die Eröffnungsrede der Buch Wien und äußern sich, hört man, darin auch ein bisschen politisch. Tun Sie das, weil es Ihnen ein Anliegen ist, oder auch weil Sie wissen, dass man das von Autoren bei derlei Anlässen erwartet? Es gibt schon diese Erwartung, dass man sich äußert, diese Gleichsetzung von Schriftstellern und Intellektuellen. Aber nicht jeder, der Schriftsteller ist, ist automatisch ein Intellektueller. Ich mache es so, ich sage etwas, wenn ich es gar nicht mehr aushalte, nichts zu sagen. In den vergangenen Jahren gibt es allerdings ziemlich viel, bei dem ich

das Gefühl habe, das geht nun überhaupt nicht mehr! Bei dem es, finde ich, ausgleichende Worte von uns braucht. Ich werde zum Beispiel oft zu Ungarn befragt, und es ist nun wirklich eine traurige Tatsache, dass zwei Drittel der Ungarn rechtsgerichtet sind. Wie erleben Sie das in dem Dorf, aus dem Sie kommen, wenn Sie mit den Leuten reden, oder an anderen Orten? Das ist so, ich komme in mein Dorf, und da fragen mich die Leute, wie ist das denn mit den Flüchtlingen bei euch? Dann sage ich, also ich wohne zwischen drei Flüchtlingsheimen, in unserer Schule gibt es eine Willkommensklasse. Und es ist alles okay. Dann muss ich natürlich auch erwähnen, dass ich in einem Umfeld wohne, in dem die Menschen, als es hieß, es kommen Flüchtlinge, als Erstes gefragt haben: „Was kann ich tun?“ Wenn ich das alles erzähle, ernte ich verständnislose Blicke und den Satz: „Also mir fehlen die hier nicht!“ Man kommt nicht wirklich von der Stelle. Die Ungarn, die sich nur durch das staatliche Fernsehen und das Radio informieren,

glaubten ernsthaft, dass gerade zwei Millionen Flüchtlinge zu ihnen unterwegs sind, und dass sie schon fast da sind. Als ich die Leute im Sommer gefragt habe, ob die nun angekommen sind, haben sie gesagt, kein Einziger! Aber sie kommen immer noch... Im Oktober ist die größte Tageszeitung des Landes von einem Tag auf den anderen zugemacht und verkauft worden, an einen Freund der Regierung. Was bleibt noch an kritischen Medien? Mir ist jetzt erst klar geworden, dass es nun keine lesbare Tageszeitung mehr gibt. Meine Oma ist verzweifelt, sie hat ihr Leben mit dem Lesen einer Tageszeitung auf Papier verbracht. Also hat sie mich gefragt, was könnte ich stattdessen lesen? Da musste ich leider feststellen, dass es im Moment gar keine Tageszeitung gibt, die ich ihr empfehlen könnte. Sie will jetzt erst mal abwarten. Sie ist 84, nutzt kein Internet. Noch gibt es zwei ungarische liberale Wochenzeitungen, online sind die auch ständig aktuell. Das Internet benutzen aber viele ab einem gewissen Alter nicht.

Wie lesen Sie selbst denn Zeitung? Ich habe wieder Print zu lesen begonnen. Eine schöne Sache daran ist, dass es keine Kommentarfunktion gibt, du musst dich nicht belästigen lassen von Leuten, die dümmer und gemeiner sind als du. Das Buch ist halt doch ein ziemlich souveränes und unabhängiges Stück Text. Keine Werbung, keine dümmlichen Kommentare rundherum. Das kann sehr wertvoll sein. Schreiben Sie in ungarischen Medien? Nein, aber in Deutschland auch nicht. Warum nicht in Ungarn, wenn die Zustände Sie so zornig machen? Erstens gibt es da Leute, die das besser können, die auch besser Ungarisch können, und deren Wort etwas gilt. Ich komme von außen, was ich sage, wird nicht einmal von denen angenommen, die guten Willens sind. Sobald ich ein paar Tage in Ungarn verbringe, fühle ich mich allerdings auch bemüßigt, mich ungefragt zu Dingen zu äußern. Da ist mir auch schon passiert, dass die Mitarbeiterin

einer Frauenzeitschrift sofort das Aufnahmegerät abgeschaltet und gesagt hat, das hat bei uns keinen Platz. Ich war schockiert, dass sie sich sogar die Blöße gab, das so zu zeigen. Sie haben ja viel mit Menschen in den Dörfern geredet. Wenn Sie schon nicht Artikel darüber schreiben, haben Sie daran gedacht, daraus ein Buch zu machen, zu erklären, wie die Menschen da denken, fühlen? Ich hab tatsächlich etwas angefangen, weil ich glaube, dass das Fehlen einer kollektiven Geschichte, auf die sich alle einigen können, in Ungarn eine große Rolle spielt. Auch der heutige Umgang mit den Roma hat viel damit zu tun. Ich komme ja aus dem Dort Fertörákos an der Grenze zu Österreich, auf Deutsch heißt es Kroisbach. In diesem Dorf war zwischen November 1944 und März 1945 ein jüdisches Zwangsarbeiterlager, die Insassen mussten hier helfen, den Ostwall zu graben. Die Scheunen, in denen sie gearbeitet haben, sind 100 Meter Luftlinie von dem Haus entfernt, in dem ich immer meine Ferien verbracht habe. Und es gibt keine offizielle Erinnerung an

diese Zeit. Noch dazu wurden 90 Prozent der Einwohner nach dem Krieg ausgesiedelt, bis auf die wenigen, die bleiben durften, meine Großeltern und noch ein paar andere. Die sind jetzt alle über 80 Jahre alt, und ich habe im Sommer mit ihnen Gespräche geführt. Haben diese Menschen bereitwillig erzählt? Also, das war so, ich gehe hin zur Frau Soundso, 87 Jahre alt, und sie sagt sofort, natürlich, ich weiß noch alles! Die kamen an, in der ersten Adventwoche, in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, und die Deutschen hämmerten an unsere Tür. In die Scheune kamen 36 und in die Nachbarscheune 38. Sie erinnerte sich auf den Tag genau an Ereignisse, an Namen, an Tote und Überlebende. Es hatte sie bloß niemand gefragt! Dabei hat sie zwei Kinder. Eine andere alte Dame habe ich auch gefragt, ob sie selbst die Zwangsarbeiter gesehen hat. Jeden Tag durch dieses Fenster, hat sie gesagt: Sie sind an uns vorbeigegangen, wer nicht schnell genug ging, den haben die Wachen getreten, und ich hab auch noch vor mir, wie die gefrorenen Leichen jeden

Morgen auf dem Wagen lagen. Alles ist da, man müsste die Leute nur fragen! Und was mich auch sehr gewundert hat, ist, dass keiner meiner Zeugen versucht hat, etwas zu beschönigen. Und die Geschichte der Vertreibungen? Die betrifft ja Ihre Familie, die zur deutschsprachigen Minderheit gehörte, direkt. Davor hab ich am meisten Angst. Meine Großmutter war zwölf, für sie ist das bis heute wahnsinnig schmerzlich. Wenn sie den Leuten begegnet, die in ihr Haus reingesetzt wurden, erträgt sie ihren Anblick bis zum heutigen Tag nicht. Dabei ist das siebzig Jahre her. Was genau geschah damals in Fertörákos? Fast das ganze Dorf ist vertrieben worden. Irgendwann war aber das Kontingent voll, und die, die unten auf der Liste standen, wurden nicht mehr nach Deutschland gebracht. Aber sie wurden aus ihrem Haus vertrieben, und ihr Land wurde ihnen genommen. Man hat zu ihnen gesagt, es heißt, dass ihr weggeht, und deswegen haben wir jetzt neue Siedler aus der Slowakei, und die wollen

euer Haus. Und wo ist die hingezogen?

Familie

Ihrer

Mutter

dann

In ein schon geplündertes verlassenes Haus ohne Türen und Fenster. Meine Oma wechselt die Straßenseite, wenn sie an ihrem alten Haus vorbeigeht. Sie hätte noch verstanden, wenn diese Leute in verlassene Häuser eingezogen wären, aber nicht, dass man hergeht und sagt, ich will dein Haus und dein Fahrrad und deine Kuh und alles, was ich hier sehe. Es war auch kein Gedanke daran, dass die Menschen die nächsten Jahrzehnte zusammen in einem Dorf leben werden. In Ihren neuen Erzählungen spürt man den Wunsch, den Figuren Gutes zu tun, trotzdem enden sie eher dunkel. Erstaunlicherweise strahlen sie dennoch etwas sehr Ermutigendes aus – vielleicht die Entschlossenheit, sich nicht ganz unterkriegen zu lassen, dem Leben was Schönes abzutrotzen? Ich bin ganz schockiert, wenn die Leute über meine Figuren sagen, oh, die haben's so schwer, die

Armen! Sie sind ja alle auf der Suche nach einer Strategie, wie komme ich da durch in den nächsten Tagen, wie komme ich auf ein anderes Level, wie geht's weiter... Und was macht Darius Kopp? Ich bin wieder im Romanmodus. Aber ich bin auch viel unterwegs, und deswegen dauert so etwas dann auch vier Jahre – das Leben hört nicht auf, nur weil ich einen Roman schreibe. Das ist auch gar nicht so schlecht. Wenn ich nämlich aus der Entfernung wieder auf das schon Geschriebene gucke, sehe ich, was noch gültig ist und was nicht. Manches ist zum Beispiel zu viel von der Tagesaktualität beeinflusst. Diesen Blick habe ich nicht, wenn ich den Roman innerhalb eines Jahres raushaue. Sie haben Jandl einmal als Vorbild für Ihre Frankfurter Poetik-Vorlesungen genannt, was mögen Sie so an ihm? Es gibt eine mir sehr unsympathische schwurbelige Art, Poetik-Vorlesungen zu halten. Jandl hat das Gegenteil gemacht, hat ein Gedicht hergenommen

und erzählt, wie es entstanden ist: Zuerst hab ich das gemacht und dann das, und dann ist eine Fliege gelandet, und dann hab ich zuerst eine Notiz gemacht, und daraus wurde dann ein Gedicht, und später hab ich diese Fliege noch einmal in einem anderen Gedicht benutzt... Da dachte ich mir: Damit können wir etwas anfangen! Eure Rede sei ja, ja, nein, nein, und was darüber ist, ist vom Teufel. ("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2016) 2016-11-05 18:20 Von Anne diepresse.com

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Türkei: Staatsumbau mit Bürgerkriegsrisiko

Setzt der türkische Präsident Erdoğan sein Ziel eines islamistisch geprägten Präsidialstaates um, drohen Folgen. 05.11.2016 | 18:20 | Von Susanne Güsten ( Die Presse ) Die Inhaftierung kurdischer Abgeordneter und

oppositioneller Journalisten in der Türkei diese Woche entspricht einem Eskalationsmuster, das seit dem Putschversuch vom Juli die politische Linie von Präsident Recep Tayyip Erdoğan bestimmt. Der 62-Jährige nutzt das Entsetzen der Öffentlichkeit über den Umsturzversuch sowie den Ausnahmezustand zur Vorbereitung eines Präsidialsystems mit ihm an der Spitze. Kritiker fürchten, dass er das Land in einen Bürgerkrieg treibt. Offiziell werden die Haftbefehle gegen die Chefs der legalen Kurdenpartei HDP, Selahattin Demirtaş und Figen Yüksekdag, sowie sieben weitere HDPParlamentarier mit deren Aussageverweigerung in

Terrorverfahren begründet; am Samstag wurden weitere neun Politiker der HDP festgenommen, darunter die Provinz- und Bezirksvorsitzenden der Provinz Adana. Dennoch weiß jeder Türke, dass es sich in Wirklichkeit um eine offene Kampfansage an die Kurden handelt. Die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) rief bereits zum Aufstand auf. Der „blutige Höllenschlund“ geht auf. Ankara weiß, welche Folgen es haben kann, wenn die legalen Vertreter der Kurden neutralisiert werden. Das Land werde in einen „blutigen Höllenschlund“ gezogen, schrieb Journalist Hasan Çemal, einer der letzten prominenten Erdoğan-Kritiker, die noch in Freiheit sind. In einem Beitrag für das Nachrichtenportal T24 warf er dem Präsidenten vor, eine Diktatur errichten zu wollen. Weitgehend unumstritten ist, dass Erdoğan sich den mehrheitlich konservativen Türken als Garant der Stabilität zeigen will, um die laut Umfragen verbreitete Skepsis gegen ein Präsidialsystem abzubauen. Die Gewaltwelle der PKK seit 2015 und der Putschversuch bieten ihm Gelegenheiten, das in die Tat umzusetzen.

Im Frühjahr will Erdoğan das Volk über den Übergang vom Parlaments- zum Präsidialsystem abstimmen lassen. Dabei soll auch die von vielen befürwortete Wiedereinführung der Todesstrafe beschlossen werden. Eine weitere politische Polarisierung könnte Erdoğan helfen, die nötigen Mehrheiten zu bekommen. Schon bei der Parlamentswahl vor einem Jahr profitierte seine Regierungspartei AKP von den neuen Spannungen im Kurdenkonflikt Seit dem Putschversuch sind zudem mehr als 100.000 Beamte und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes entlassen worden; fast 40.000 angebliche Putschhelfer sitzen in U-Haft. Weil es in den Gefängnissen eng wird, kommen gewöhnliche Kriminelle frei. Die Hexenjagd wird benutzt, um die Dominanz der AKP-Anhänger im Staatsapparat zu zementieren. Gleichzeitig soll die mit der AKP rivalisierende Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen zerschlagen werden. Der Druck auf die Medien entspricht ebenfalls Erdoğans Interessen. Die Haftbefehle gegen neun Journalisten des Oppositionsblattes „Cumhuriyet“ vom Samstag können dazu beitragen, die Presse

vor den Referenden auf Linie zu bringen. Die Polizei löste am Samstag in Istanbul eine Solidaritätsdemo zugunsten von „Cumhuriyet“ mit Gewalt auf. Mohammed als Maßstab. Der Charakter der Türkei dürfte sich grundlegend wandeln: allmächtiger Präsident, wichtige Institutionen wie Justiz, Polizei und Armee auf Linie, begrenzte Rechte der Opposition. Es heißt, Erdoğan wolle eine „auf dem Islam und konservativ-religiösen Werten“ basierende Ideologie verankern. Zum TV-Sender al-Jazeera sagte er, der Prophet Mohammed sei für ihn die oberste Richtschnur. Geordneten Widerstand gibt es nicht. Nur vereinzelt wird Kritik in den Reihen der AKP laut. ErdoğanSkeptiker wie Ex-Präsident Abdullah Gül haben sich in die innere Emigration zurückgezogen. Zumindest in der nächsten Zeit sind deshalb weitere Spannungen und möglicherweise auch blutige Auseinandersetzungen zu erwarten. ("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2016) 2016-11-05 18:20 Von Susanne diepresse.com

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„Wir wollen Wohlstand verlieren“

Wo Glaubensbekenntnisse statt Fakten gelten, wächst der Populismus und sinkt der Wohlstand, sagt Nestlé-Verwaltungsratschef Peter BrabeckLetmathe. Er ist davon überzeugt, dass die Briten wieder für den Brexit stimmen würden, obwohl ihr Vermögen dramatisch gesunken ist. 05.11.2016 | 18:19 | von Gerhard Hofer ( Die Presse )

Es gibt viele Menschen, die der Meinung sind, dass Nestlé zu viel Macht besitzt. Stimmt das? Peter Brabeck-Letmathe: Man kann auf dieser Welt keine große Firma sein, die von niemandem kritisiert wird. Das wäre auch falsch und undenkbar. Das wäre, als würde ein Politiker immer 100 Prozent der Stimmen erhalten. Wir würden das dann Diktatur nennen. Wir sind als Lebensmittelfirma jedoch keine Diktatur. Wir haben 1,5 Prozent Marktanteil bei Nahrungsmitteln. Wir sind ein kleiner Spieler im großen Spiel. Und da sind wir natürlich verschiedenen Meinungen ausgesetzt. Wäre dem nicht so, dann wäre ich beunruhigt. Ein kleiner Spieler mit immerhin knapp 90 Milliarden Euro Umsatz und 340.000 Mitarbeitern. Sie gelten als größter Konsumgüterhersteller, sind der größte Kaffeehändler der Welt... Aber es gibt doch viel größere, nehmen sie nur Cargill in den USA oder den Händler Walmart, wir sind lediglich auf der Produktionsseite das größte Unternehmen.

Als Großkonzern gehört man offenbar der dunklen Seite der Macht an. Welcher Macht? Was bedeutet Macht? Wenn der Herr Chávez früher in Venezuela sagte: Ich will, dass ihr nicht mehr hier seid. Wer hat dann die Macht? Wenn Castro in Kuba sagte: Ihr müsst aus dem Land verschwinden. Das ist Macht! Sie waren einige Jahre als Nestlé-Manager in Venezuela. Was empfinden Sie, wenn Sie den Zustand des Landes heute sehen? Ich habe vier Jahre in Venezuela gelebt und habe immer noch Kontakt zu meinen Freunden dort. Venezuela ist heute ein sehr gefährliches und extrem armes Land. Verdankt Venezuela das alles dem einst von der Linken gepriesenen Hugo Chávez? Mann kann Chávez vieles vorwerfen, aber er wurde demokratisch gewählt. Er hat seine Macht ausgenützt, aber er wurde demokratisch wieder bestätigt. Er war offen, ehrlich und transparent. Er hat nie etwas versprochen, was er danach nicht

eingehalten hat. Er hat angekündigt, einen bolivarischen Sozialismus einzuführen – und das hat er getan. Ich verteidige Hugo Chávez nicht, aber er war transparent und konsequent – was nicht bei allen Politikern der Fall ist. Man könnte aber auch sagen, er hat konsequent sein Land zerstört. Ja, aber das war vom Volk gewollt. Das Volk hat ihn gewählt. Aber das Volk wollte doch nicht, dass das Land am Rand einer Hungersnot steht. Wenn die Menschen das alles gewusst hätten, hätten sie Hugo Chávez wohl nicht gewählt. Das stimmt nicht. Ich bin davon überzeugt, dass es auch heute noch viele Menschen in Venezuela gibt, ich schätze etwa 40 Prozent der Bevölkerung, die nach all dem Trauma immer noch für die jetzige Regierung stimmen würden. Weil es ihnen vorher auch nicht besser ging? Es geht nicht ums Bessergehen. Es geht darum,

gegen die anderen zu sein. Das genügt. Das genügt offenbar nicht nur in Venezuela Stichwort: Brexit. Stichwort: US-Wahlkampf. Sie können Venezuela nicht mit Europa vergleichen. Die USA sind ein gutes Beispiel. Aber diese Irrationalität in Diskussion gibt es auch bei uns.

der

politischen

Weil es heute mehr um Emotionen geht und nicht um Fakten. Diese Emotionen führen zu einem Glaubensbekenntnis, das wir als Populismus bezeichnen. Chávez war einer dieser Populisten. Davon haben wir jetzt einige. Und Populisten wollen – ganz gleich, wo sie stehen – eine Zukunft bauen, indem sie in die Vergangenheit zurückkehren. Egal, ob wir nach Osten oder nach Westen schauen: Jeder Vorschlag von Populisten geht zurück in die Vergangenheit. Weil Populisten mit den Zukunftsängsten spielen? Chávez hat von der Bolivarischen Republik gesprochen. Weiter zurück als in die Zeit des

Simon Bolivar geht in Lateinamerika ja wohl kaum. Und Donald Trump will „back to America“. Das hieße aber, dass die Menschen nicht besser werden, wenn es ihnen besser geht. Wohlstand bedeutet demnach nicht, dass die Menschen besser miteinander umgehen – besonnener agieren, um den eigenen Wohlstand nicht zu gefährden. Absolut! Schauen Sie doch, wie viel ein Venezolaner zu verlieren hat, wie viel ein Engländer zu verlieren hat. Und dennoch treffen sie solche Entscheidungen. In nur einem halben Jahr wurde das Geld eines Engländers um 20 Prozent weniger wert. Er merkt es, wenn er wieder seinen Spanien-Urlaub bucht, wenn er importierte Produkte kauft. Sein Vermögen ist dramatisch gesunken. Und er würde dennoch wieder für den Brexit stimmen. Was passiert da gerade? Wenn's dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis tanzen. Und derzeit gehen viele aufs Eis tanzen. Viele spielen mit dem Wohlstand.

Spielen wir auch hier in Österreich gerade mit unserem Wohlstand? Ich erlaube mir nun etwas zu sagen: Ich bin als Österreicher beunruhigt, dass wir heute in Österreich unsere ganzen Kräfte und Ängste wie in einem Kessel beobachten und uns vor allem damit beschäftigen. Dabei verlieren wir mehr und mehr den Blick nach außen. Hier geht es ja immer nur darum, welche Partei dort und welche Partei hier. Dass sich die Welt da draußen unheimlich schnell verändert, wird kaum wahrgenommen. Gerade im vergangenen Jahr ist sehr viel von der Welt da draußen nach Österreich gekommen. Da werden noch mehr kommen. Aber das Flüchtlingsthema ist für mich nicht der kritische Teil. Viel dramatischer ist, dass die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs durch diesen absoluten Stillstand, durch das gegenseitige Blockieren gebremst worden ist. Aber viele österreichische Unternehmen international nach wie vor sehr erfolgreich.

sind

Natürlich gibt es fantastisch gute Unternehmen, die immer noch erfolgreich sind. Dennoch sind wir eine Exportnation, die gegen den freien Handel ist. Wir verlieren also Wohlstand – und wir wollen ihn verlieren! ("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2016) 2016-11-05 18:19 Von Gerhard diepresse.com

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"Smolensk"-Blamage in Berlin: Kein Kino für die Grusel-Gala

Wahrscheinlich hatte sich der neue polnische

Botschafter Andrzej Przyłębski den Berliner Galaabend so ähnlich vorgestellt wie die Veranstaltung im September in der Warschauer Oper: Hunderte geladener Würdenträger aus regierungsnaher Politik und Kultur, dazu eine Phalanx berichterstattungsbereiter und ideologisch verlässlicher Journalisten. Und Vorhang auf für „Smolensk“ von Antoni Krauze, den ersten lupenreinen Propagandafilm des von der Partei PiS (Recht und Gerechtigkeit) dirigierten neurechten Polen. Daraus wird nun nichts. Nachdem das Delphi-Kino vor einer Woche seine ursprüngliche Vermietungszusage für Montag, den 7. November, zurückgezogen hatte und das vor wenigen Tagen als Ausweichort proklamierte Cubix am Alexanderplatz ebenfalls nicht zur Verfügung stand, fand sich für „Smolensk“ kein weiteres Haus in der keineswegs kinoarmen Stadt. Abgesagt hatten sowohl das Delphi als auch das Cubix den Termin wegen „Sicherheitsbedenken“. Tatsächlich vertritt der kontroverse Film gegen alle Fakten nahezu unverblümt die polnische Regierungsthese, die im April 2010 bei Smolensk abgestürzte

Präsidentenmaschine mit 96 Insassen an Bord sei Ziel eines von Wladimir Putin gesteuerten Anschlags gewesen – und nicht, wie durch die Auswertung des Flugschreibers belegt, Folge massiven Drucks im Cockpit anwesender Militärs und Regierungsvertreter, das Flugzeug trotz dichtesten Nebels zu landen. Die Trauer des heutigen PiS-Chefs Jaros ław Kaczynski über den Tod seines Zwillingsbruders Lech, damals Präsident Polens, gilt mittlerweile als höchst sonderbare Staatsräson. Nicht die bewiesene Fahrlässigkeit mächtiger Passagiere habe die Katastrophe verursacht; stattdessen wird eine regelrechte Verschwörungstheorie in die Hirne polnischer Mediennutzer und, seit dem September-Start von „Smolensk“, auch der Kinogänger eingeschrieben. Dass deutsche Kinomacher sich als Gastgeber solcher GruselGalas kategorisch verweigern, ist da nur zu verständlich. Große Kinoketten wie die bundesweit operierenden Cinestar und Cinemaxx, aber auch repräsentative Einzelhäuser wie die Berliner Urania haben, so äußerten sie gegenüber dem Tagesspiegel , unterdessen definitiv

ausgeschlossen, diesen Film zu zeigen - wann auch immer. Die polnische Botschaft gibt ihrerseits nicht auf. Sie avisiert offenbar einen neuen Berliner Anlauf in einigen Wochen und will nun, im Blick auf die angeführten Sicherheitsbedenken der Kinos, „hinsichtlich der Ernsthaftigkeit der empfangenen Signale geeignete Schritte in die Wege leiten“, heißt es in einer kryptischen, am Freitagabend verbreiteten Erklärung. Was könnte damit gemeint sein? Womöglich vor allem die Forderung nach massiver Polizeipräsenz, sollten sich nicht nur geladene "Smolensk"-Gäste - rund 300 hatten zu dem ursprünglichen Termin zugesagt -, sondern auch protestierende Demonstranten am roten Teppich einfinden. Derlei martialische Verteidigungsstrategien würden zum Bild passen, das der vom PiS-gesteuerten Außenministerium bestellte Botschafter, als Philosophieprofessor ein Neuling in der Branche, seit seinem Dienstantritt im Juli abgibt. Unlängst fuhr Przyłębski dem deutschen Verfassungsgerichtspräsidenten Andreas Voßkuhle

in die Parade , der die europaweit kritisierte, weitgehende Entmachtung des polnischen Verfassungsgerichts durch die PiS-Regierung vergleichsweise diplomatisch als „Irrweg für Europa und damit auch für Polen“ bezeichnet hatte. Und anlässlich der zur „Smolensk“-Absage genannten Bedenken bemerkte er, für die Usancen seines Jobs verblüffend grob formulierend, es werde sich an so einem Abend doch nicht gleich jemand im Kino „in die Luft sprengen“. So ist das in den polnischen Medien höchst aufmerksam verfolgte Berliner „Smolensk“-Debakel zu einer veritablen Blamage für den polnischen Botschafter geworden – und angesichts des programmatisch propagandistischen Themas folglich auch für die derzeitigen polnischen Machthaber. Wie prophetisch und weise hatte sich dagegen Paweł Potoroczyn geäußert, der unlängst ohne Angabe von Gründen gefeuerte renommierte Direktor des Adam-Mickiewicz-Instituts, der Zentralstelle für die auswärtige Kulturpolitik Polens? „Jeder, der sich auf internationaler Ebene mit einem Kampfwagen bewegt, wird vor einer geschlossenen Tür stehen.“

2016-11-05 18:18 Jan Schulz www.tagesspiegel.de

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Einwanderin Melania Trump jobbte illegal in den USA

Washington. Melania Trump stammt aus Slowenien. Und bevor die heutige KandidatenGattin ihre Greencard bekam, arbeitete sie illegal als Model. Das berichtet AP. So soll Melania Trump zwischen dem 10. September und dem 15. Oktober 1996 für zehn Modeljobs 20.056 Dollar (heute rund 18.000 Euro) erhalten haben. Eine Arbeitserlaubnis

folgte aber erst am 18. Oktober 1996. 2006 erst wurde Melania Trump US-Bürgerin. Theoretisch könnte ihr jetzt nachträglich die Staatsbürgerschaft aberkannt werden. Damit ist aber nicht zu rechnen, weil diese Maßnahme nur nach Kapitalverbrechen und Terrorakten angewendet wird. Für Trump, der sich zu den Vorwürfen nicht äußern wollte, kommt die Angelegenheit trotzdem höchst ungelegen. Redet er doch bei jeder Gelegenheit von den gnadenlosen Maßnahmen wie Deportation, die er gegen illegal arbeitende Einwanderer anwenden möchte. Von RND/dk 2016-11-05 18:18 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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0:1 in Kaiserslautern: 1. FC Union auf dem Weg nach unten?

Es läuft einfach nicht rund im Herbst für den 1. FC Union. Nach einem starken Saisonstart kassierte der Berliner Fußball-Zweitligist am Sonnabend

wettbewerbsübergreifend die dritte Niederlage in Serie – wobei da die Pokal-Niederlage bei Borussia Dortmund mitgezählt ist. Schlimm ist allerdings, dass den Berlinern in der Liga nun einfach kein Tor mehr gelingen will. Vor einer Woche verlor Union 0:1 bei Fortuna Düsseldorf, am Sonnabend nun gab es am 12. Spieltag der Zweiten Liga ein 0:1 (0:0) beim 1. FC Kaiserslautern. Union rutschte in der Tabelle nun auf Rang fünf ab. Dabei hatten sich die Berliner auf das Spiel in Kaiserslautern gefreut, schließlich schien da auch etwas möglich, denn der Gegner war mit nur drei Siegen in den ersten elf Spieltagen nicht gerade glänzend in die Saison gestartet. „Das wird ein schönes Spiel für uns und wir wollen dort

den nächsten Sieg holen“, hatte Unions Trainer Jens Keller vor dem Spiel gesagt. Keller hatte allerdings auch vor dem „enormen läuferischen Potenzial“ beim Gegner gewarnt. „Darauf müssen wir uns am Samstag einstellen.“ Im Spiel wurde dann auch offensichtlich, dass die Berliner gute Chancen hatten, drei Punkte zu holen. „Die erste Halbzeit ging klar an uns. Wir haben aber nicht die klaren Torchancen herausgespielt“, sagte Unions Verteidiger Toni Leistner später. Die Berliner erarbeiteten sich vor 21.446 Zuschauern in der ersten Halbzeit zwar einige Vorteile, konnten diese aber nicht in Tore umsetzen. Kapitän Felix Kroos hätte fast zur Führung getroffen, doch sein Freistoß ging nur an die Oberkante der Latte. Im zweiten Durchgang waren die Berliner nicht mehr so präsent, gaben die Regie auf dem Rasen an die Gastgeber ab. In den wichtigen Zweikämpfen fehlte die Entschlossenheit. Auch Torjäger Collin Quaner, der nach auskurierter Oberschenkelverletzung wie Kroos und Kenny Prince Redondo wieder in die Startelf gerückt war, konnte nichts Entscheidendes bewegen. Lauterns Mittelfeldspieler Marcel Gaus

erzielte schließlich nach einem schönen Zuspiel von Zoltan Stieber 20 Minuten vor Spielschluss das Tor des Tages. Die nach der Schulterverletzung von Christopher Trimmel umgestellte UnionAbwehr gestattete dem immer stärker werdenden Gastgeber noch weitere gute Chancen. Der Berliner Trainer gratulierte schließlich seinem Kollegen Tayfun Korkut vom 1. FC Kaiserslautern zum Sieg, „der aufgrund der zweiten Halbzeit verdient war“. Keller sagte zudem: „Wir haben den Ball zu oft quer gespielt und uns zu wenige Torchancen erarbeitet und hatten nicht den Mut zum aggressiven Gegenpressing. Nach der Niederlage gegen Düsseldorf wollten wir es heute wiedergutmachen, das hat leider nicht geklappt.“ Nun bleibt für Keller und seine Spieler Zeit zur Aufarbeitung. Am kommenden Wochenende ist Länderspielpause. Erst am 20. November geht es weiter für Union, mit dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. dpa/Tsp 2016-11-05 18:15 www.tagesspiegel.de

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Verschwundenes Maueropfer in Berlin: Eine Mutter sucht die Asche ihres Sohnes

Sogar ans Auswandern hat Irmgard Bittner einmal gedacht. Das war im Spanien-Urlaub vor ein paar Jahren. „Aber wie viele Gärten kann man denn haben im Leben?“, fragt sie, ohne eine Antwort zu erwarten. Stattdessen schaut sie aus dem Verandafenster, raus zu den beiden Tannen links und rechts der Pforte. Nein, diesen hier in Berlin-Rosenthal hätte sie nie aufgegeben. Schon wegen der Blautanne rechts vom Eingang nicht. Die hat ihr Michael vor 30

Jahren im Topf mit nach Hause gebracht. „So klein war die“, sagt Irmgard Bittner, sie hält ihre flache Hand neben den Tisch mit der geblümten Plastikdecke. Ein halbes Jahr, nachdem er die Tanne eingepflanzt hatte, war ihr Sohn tot. Heute überragt der Baum das Haus bei Weitem, und Irmgard Bittner denkt erst recht nicht mehr ans Wegziehen. Sie ist auch nicht gut zu Fuß, ein Nerv im Knie macht ihr zu schaffen. Doch ihr Gang ist trotz ihrer inzwischen 80 Jahre so aufrecht wie einst. Und eine gewisse Weltläufigkeit ist ihr geblieben, die Fähigkeit zur Anteilnahme am Schicksal anderer, ein Interesse an den Dingen, die da draußen geschehen. Im Mittelmeer zum Beispiel: „Da sterben tausende Flüchtlinge, und irgendwo gibt es auch Mütter, die sie beweinen, die nie erfahren werden, wo ihr Grab ist.“ So wie sie selbst weint, weil sie fürchten muss, in ihrem Leben nicht mehr zu erfahren, wo ihr Sohn begraben ist. Michael Bittner war ein Flüchtling, und er starb mit 25 Jahren. Nur wenige Kilometer vom Haus seiner Mutter entfernt, jenem Haus, das der gelernte Maurer selbst ausgebaut hatte. Nach so vielen

Jahren des Schweigens stehen die Chancen schlecht, dass sich noch einer erbarmt. Einer, der Bescheid weiß und Irmgard Bittner die Wahrheit sagt. Der ihr erzählt, was sie an jenem 24. November 1986 mit dem Sohn gemacht haben – und wo sie ihn verscharrten. Zumindest Klaus Rocke erinnert sich genau. An das trockene Knallen einzelner Schüsse und das Rattern eines Feuerstoßes aus einer Maschinenpistole, „das vergessen Sie nicht“, sagt er. Schon gar nicht, wenn das alles in dunkler Nacht vor der eigenen Haustür passiert. Rocke ist heute 73 und in Rente. Am 24. November 1986 um 1.30 Uhr war er 43 und stand als Ingenieur mitten im Berufsleben. Schon damals wohnte er in dem spitzgiebligen Siedlerhaus an der Oranienburger Chaussee, am Rande Frohnaus, im damaligen West-Berlin. Die Chaussee war in jenen Jahren unpassierbar, denn dort, wo heute der Bordstein des westlichen Straßenrands liegt, ragte damals die Mauer drei Meter empor. Die Straße dahinter war mit weißem Sand bedeckt, damit sich Spuren besser

abzeichneten, falls es doch einmal jemand hierhin schaffen sollte. Drüben, wo sich heute eine Filiale von McDonald’s befindet, stand eine weitere, die sogenannte Hinterlandmauer. Mit dem Zaun auf ihrer oberen Krone war auch sie drei Meter hoch. Für Rocke und seine Frau endete an diesem Tag ihr Ägypten-Urlaub, spätabends waren sie in Schönefeld gelandet. Der Flughafen lag auf dem Territorium der DDR, d och für West-Berliner Passagiere war das Passieren der Grenze zwischen Ost und West möglich , wenn auch mit bürokratischen Hürden verbunden. Das Taxi brachte die Rockes zu ihrem Haus und wendete. Dahinter ging die Zufahrt in einen schmalen Postenweg über, zugänglich für die Jeeps der französischen Feldgendarmerie. Frohnau gehörte 1986 zum französischen Sektor West-Berlins, die Soldaten kamen gelegentlich, um mal einen Blick über die Sperranlagen zu werfen, hinüber nach Glienicke/Nordbahn. Nach Ägypten wäre Michael Bittner vielleicht auch gerne mal gereist. Aber nachdem er am 2. April

1984 einen Antrag auf Ausbürgerung aus der DDR gestellt hatte, ließen sie ihn nicht einmal mehr ins befreundete Bulgarien, wie er am 14. Mai 1986 beim Besuch des Amts für Genehmigungsangelegenheiten im Stadtbezirk Pankow beklagte. Alle halbe Jahre bestellten sie ihn dorthin, um zu fragen, ob er immer noch ausreisen wolle. „Ist unzufrieden mit den polit. Verhältnissen in der DDR, ist gegen die Raketenstationierung in der DDR, will Reisefreiheit“, protokollierte der Beamte im Dienst der Stasi. Der Antrag wurde erneut abgelehnt. Kurz wurde der Ton scharf, als Bittner sagte, dann müsse er sich etwas anderes überlegen. „Wie meinen Sie das?“, fragte der Beamte. Und bestellte ihn für den 26. November 1986 erneut ein. Ein Tag, den Bittner nicht mehr erlebte. Als die Rockes an jenem Abend aus ihrem Taxi stiegen, hörten sie drüben Rufe, dann Schüsse. Frau Rocke glaubte sogar, Hände auf der Mauerkrone gesehen zu haben, sie schrie. Anwohner aus dem benachbarten Mehrfamilienhaus kamen auf die Straße, die WestBerliner Polizei wurde alarmiert, sie traf gegen 1.45

Uhr ein, ebenso die französische Feldgendarmerie. Die Hände, falls sie denn wirklich zu sehen waren, müssen Michael Bittner gehört haben. Denn dass er es war, der hier die Flucht versuchte, wenigstens in diesem Punkt darf man der Akte, die die Hauptabteilung I des Ministeriums für Staatssicherheit noch in derselben Nacht anlegte, wohl trauen. In vielen anderen Punkten jedoch wurde gelogen und betrogen, vertuscht und verschleiert. Standhaft behaupteten sie später im Ost-Berliner Polizeipräsidium, Bittner sei tatsächlich in den Westen gelangt. „Er wird beschuldigt, landesverräterische Agententätigkeit und einen ungesetzlichen Grenzübertritt begangen zu haben“, heißt es im Haftbefehl, den das Stadtbezirksgericht Berlin-Mitte am 4. Dezember 1986 erließ: Bittner habe sich ausschleusen lassen, von einer kriminellen Menschenhändlerbande aus dem Westen. Tatsächlich hatte sich der 25-Jährige eine Holzleiter aus zwei Teilen zusammengenagelt. Mit der näherte er sich im Dunkel der Nacht an jenem für ihn fatalen 24. November der Hinterlandmauer. Um 1.19 Uhr nahm er diese Hürde. Die Stelle war

gut gewählt, der Streifen zwischen beiden Grenzbefestigungen war hier ungewöhnlich schmal. Den kompletten Artikel lesen Sie am Sonnabend, 5. November, auf den Mehr Berlin -Seiten des gedruckten Tagesspiegels - oder hier für nur 45 Cent im Online-Kiosk Blendle. 2016-11-05 18:14 Andreas Austilat www.tagesspiegel.de

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Kein Unheil, im Gegenteil!

Wenn es keine einheitliche Lösung gibt, sondern

neun verschiedene, sei das „überhaupt kein Unheil, im Gegenteil“. 05.11.2016 | 18:06 | Philipp Aichinger ( Die Presse ) Erklärte Innenminister Wolfgang Sobotka im ORFRadio zur Mindestsicherung. Klingt nur konsequent, zumal die Auszahlung der Mindestsicherung schon Ländersache ist. Bei den Verhandlungen um den Finanzausgleich wird indes momentan darum gefeilscht, wie das Geld verteilt wird. Also, wie viel Länder und Gemeinden vom Bund bekommen. Auch das ist nur konsequent in einem Staat, in dem der Bund die wichtigen Steuern einhebt. Deswegen ist das alles aber noch lang nicht gut. Zumal die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern historische statt logischer Gründe hat. Besser wäre eine Neuordnung. Entweder die Länder bekommen die Steuerhoheit und befinden selbst über Einnahmen und Ausgaben. Dann wäre es auch richtig, wenn es bei der Mindestsicherung

neun verschiedene Systeme gäbe. Oder man lässt den Bund alle Ein- und Ausgaben regeln, dann benötigt man aber keinerlei Regeln der Länder mehr. Eine klare Aufteilung wäre, um es mit Sobotkas Worten zu sagen, kein Unheil. Im Gegenteil. [MXN8H] (Print-Ausgabe, 06.11.2016) 2016-11-05 18:06 Philipp Aichinger diepresse.com

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Obama verteidigt Trump-Fan gegen aufgebrachte ClintonMenge

Die Amerikaner hören nicht mehr auf ihren Präsidenten: Barack Obama brauchte am Freitag mehrere Minuten, um sich bei bei den Clinton-Fans Gehör zu verschaffen (Video am Anfang des Artikels). Bei einer Veranstaltung für die demokratische Kandidaten Hillary Clinton in North Carolina heizte

sich am Freitag die Stimmung auf, als ein Zwischenrufer versuchte, Obama zu unterbrechen. Er trug ein Schild mit dem Namen des republikanischen Bewerbers Donald Trump. Obama gelang es schließlich, die aufgebrachten Clinton-Anhänger zu beruhigen. „Buht nicht, geht wählen“, rief er ihnen zu. Trump stellte den Vorfall indes anders da. Obama habe den Trump-

Anhänger angeschrien, erklärte er in einer Wahlkampfrede in Pennsylvania. Jüngste Umfragen deuten auf ein knappes Rennen bei der Wahl am Dienstag hin. In einer Erhebung für die Nachrichtenagentur Reuters liegt Clinton fünf Prozentpunkte vor ihrem Rivalen. In Fayetteville in North Carolina hatten sich zumeist afroamerikanische Anhänger Clintons in einer Turnhalle versammelt, um die Obama-Rede zu hören. Plötzlich erhob sich ein älterer weißer Mann in Uniform, schwenkte ein Trump-Plakat und versuchte, Obamas-Rede zu stören. Die Menge reagierte mit Buh-Rufen. „Jeder von Euch setzt sich jetzt hin und ist einen Moment ruhig“, erklärte Obama, während der Protestierende weggeführt wurde. „Ich meine das ernst“, sagte Obama, als die Zuhörer weiter buhten. „Das ist ein älterer Herr, der seinen Kandidaten unterstützt. Wir leben in einem Land, in dem die Redefreiheit respektiert wird“, erinnerte Obama an die Grundwerte der Demokratie. „Es sieht so aus, als ob er in unserer Armee gedient hat. Das müssen wir respektieren.“ Mit der Aufforderung: „Buht nicht, geht wählen!“ brachte er wieder Ruhe in den Saal.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum GratisNewsletter hier. *** 2016-11-05 18:05 Http Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de

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Atlético Madrid patzt in San Sebastian

Donostia-San Sebastián. Carlos Vela (54.) und Willian José (75.) erzielten jeweils per Foulelfmeter die Tore für den Ex-Klub von Atlético-Superstar Antoine Griezmann. Durch die zweite Niederlage im elften Saisonspiel verpassten die Madrilenen (21 Punkte) nicht nur den vorläufigen Sprung an die Tabellenspitze, sondern drohen auf die am Sonntag spielenden Rivalen Real Madrid (24/gegen Aufsteiger CD Leganes) und FC Barcelona (22/bei EuropaLeague-Sieger FC Sevilla) wertvollen Boden zu

verlieren. © 2016 SID 2016-11-05 18:04 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Boateng sagt für Länderspiele ab

München. Boateng laboriere an Kniebeschwerden sowie an Problemen an den Adduktoren, sagte ein Sprecher des FC Bayern nach dem 1:1 (1:1) der

Münchner gegen 1899 Abwehrspieler war in ausgewechselt worden.

Hoffenheim. Der der 82. Minute

Die deutsche Nationalmannschaft spielt am Freitag ein WM-Qualifikationsspiel in San Marino, am darauffolgenden Dienstag in Mailand dann gegen Italien. © 2016 SID 2016-11-05 18:00 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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87 Fußball-Chaoten bis Sonntagabend in Gewahrsam

Am Tag nach der geplanten Massenschlägerei von Fußball-Chaoten von Hannover 96 und Eintracht Braunschweig in Hildesheim hält die Polizei derzeit 116 Hannover-Anhänger fest. Die Polizei hat für sie Langzeitgewahrsam bis Sonntagabend beantragt also bis weit nach Ende des NiedersachsenDerbys. In 87 Fällen hat das Amtsgericht Hannover dem Antrag auf Langzeitgewahrsam stattgegeben, sagte Jens Buck, Sprecher am Amtsgericht Hannover NDR.de. Über die anderen 29 Fälle

entscheidet das Amtsgericht Braunschweig, wo allerdings am Sonnabend niemand erreichbar war. Dass auch in Braunschweig Verfahren bearbeitet werden, erklärt Polizeisprecher Hilgenberg damit, dass ein Teil des Festgesetzten aus Kapazitätsgründen dorthin gebracht worden seien. Deshalb würden sie auch dort den Richtern vorgeführt. Bei dem Großeinsatz der Polizei vor der Auseinandersetzung konnten am Freitagabend alle Braunschweig-Anhänger flüchten, wie Holger Hilgenberg, Sprecher der federführenden Polizei Hannover, NDR.de sagte. "Es waren aber definitiv welche unterwegs", so Hilgenberg. Möglicherweise hatten die Chaoten aus Braunschweig vom Anrücken der Einsatzkräfte Wind bekommen und daraufhin die Flucht ergriffen. Die federführende Polizei Hannover hatte im Vorfeld "dank intensiver Aufklärungsmaßnahmen" von der geplanten Massenschlägerei erfahren. Hilgenberg zufolge hatten sich jeweils rund 200 Anhänger der verfeindeten Lager zu der Auseinandersetzung verabredet. "Das hat es in der Vergangenheit noch nicht gegeben", sagte

Hilgenberg. Noch bevor es dazu kommen konnte, stürmten Hunderte Polizisten aus ganz Niedersachsen gegen 21 Uhr das Areal am Stadtrand von Hildesheim. "Wir haben den Überraschungsmoment ausnutzen können", sagte Petra Holzhausen von der Polizei Hannover. "Die Personen, die sich hier aufgehalten haben, haben offensichtlich nicht mit dem Eintreffen der Polizei gerechnet. " Zunächst wurden 170 Chaoten darunter auch drei Frauen - zeitweise festgesetzt. Da es sich bei einigen um Jugendliche handele, käme für sie ein Langzeitgewahrsam nicht infrage, sagte Hilgenberg. Deshalb seien sie noch in der Nacht freigelassen und an ihre Erziehungsberechtigten übergeben worden. Bei den Festgenommenen stellten die Einsatzkräfte Vermummungsgegenstände und Schlagwerkzeuge sicher. Darunter sind nach Angaben von Hilgenberg Schutzbewaffnungen wie Handschuhe und Bandagen, wie sie im Kampfsport genutzt werden, metallummantelte Schlagstöcke und Gegenstände, "mit denen unter Umständen schwerste Verletzungen zugefügt werden können". Daran werde deutlich, was für ein Gewaltpotenzial

hinter der geplanten Massenschlägerei stecke. Deshalb sei es aus Sicht der Polizei wünschenswert, wenn die Festgesetzten bis Sonntagabend in Langzeitgewahrsam blieben, so Hilgenberg. "Dadurch wären beim Fußballspiel morgen 117 potenzielle Gewalttäter weniger unterwegs. " Dadurch würde das Gefahrenpotenzial im Rahmen des Derbys reduziert. Die 117 Personen sind laut Hilgenberg "in unterschiedlichen Institutionen untergebracht". Wo genau wollte er nicht sagen, um dort einen möglichen Ansturm von weiteren Fußball-Chaoten zu unterbinden. Um welche Gruppierung es sich bei den gewaltbereiten Fußball-Chaoten handelt, konnte Hilgenberg nicht sagen. Es sei für die Polizei nicht relevant, ob es Ultras, Hooligans oder sonstige Chaoten seien. Fakt sei, dass sie an der Massenschlägerei teilnehmen wollten. Derzeit hat die Polizei keine Erkenntnisse darüber, dass vor dem Derby weitere Auseinandersetzungen geplant sind. Bei dem Einsatz gestern wurde ein Polizist leicht verletzt, als er von einem flüchtenden Fußball-Chaoten mit dem Auto angefahren wurde.

Bereits am Freitagmorgen war es zu Provokationen der Fußball-Chaoten gekommen. Gleich an drei Orten in Hannover haben vermutlich Braunschweiger Anhänger Puppen mit 96-Schals an Brücken aufgehängt. Eine Puppe hing an einer Fußgängerbrücke am Messeschnellweg am Pferdeturm. Unweit davon wurde Hilgenberg zufolge eine zweite Puppe gefunden, direkt am alten Vereinsheim der "Roten" an der Clausewitzstraße. Am Gebäude selbst seien 96Logos mit schwarzer Farbe übersprüht worden. Die dritte Puppe wurde an einer Brücke im Stadtteil Ricklingen gefunden. Während das Aufhängen von Puppen laut Polizei keinen Straftatbestand erfüllt, "ist das Beschmieren natürlich eine Sachbeschädigung". Wer hinter den Aktionen im Vorfeld der Derbys steckt, ist noch nicht klar. Die Ermittlungen zu den Fällen laufen. "Leider steht auch vor dem Derby am Sonntag nicht das Fußballspiel im Vordergrund der öffentlichen Diskussion", sagte Innenminister Boris Pistorius (SPD). Wieder müsse die Polizei mit einem Großaufgebot an Kräften für Sicherheit sorgen. "Sollte es im Umfeld des Spiels zu größeren,

gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen, weise ich schon heute darauf hin, dass dies weitreichende Konsequenzen für das Rückspiel haben wird. " Das Derby am Sonntag "findet quasi unter Bewährung statt". 2016-11-05 17:58 NDR www.ndr.de

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Dänemark: Wo Badminton zur Prime Time läuft

Wenn am Wochenende in Saarbrücken die Bitburger Open zu Ende gehen, steht dem deutschen Badminton ein tiefer Einschnitt bevor.

Einige der wichtigsten deutschen Spieler werden zum letzten Mal am Netz stehen. Spieler, die im von Asiaten dominierten Badminton Erfolge feierten, wie Birgit Michels und Michael Fuchs, die bei den Olympischen Spielen 2012 den fünften Rang im Mixed-Doppel holten. Auch Johannes Schöttler und Karin Schnaase werden aufhören. Es geht eine ganze Generation, deren Ära mit dem U19-Europameistertitel im Mixed-Doppel für Birgit Michels und Marc Zwiebler 2003 begann. Das deutsche Badminton steht nun an einem Wendepunkt: Was passiert, wenn diese Generation zurücktritt? Die meisten Spieler, die in der Nationalmannschaft bleiben, sind gerade mal Anfang 20 und haben nicht die Erfahrung der Zwiebler-Generation. Zwiebler ist der Einzige, der bleiben wird. Seit elf Jahren ist er unangefochtener deutscher Meister. "Dass ich mich so lange auf dieser Position halten kann, ist leider kein gutes Zeichen, was den Nachwuchs angeht", sagt der 32-Jährige. Er ist seit Jahren das Aushängeschild des deutschen Badmintons. "Als wir uns für den Profisport

entschieden, gab es noch keine Spieler in Deutschland, die uns Selbstvertrauen vermitteln konnten. Wir wussten gar nicht, dass es möglich ist, sich international zu behaupten", sagt Zwiebler über die Anfänge seiner Karriere. Unter anderem durch den EM-Titel 2010 ebnete er den Weg für eine kommende Generation. Die jetzt abtretenden Spieler nutzen ihren letzten Auftritt in Saarbrücken diese Woche zum Wissenstransfer. Sie spielen bei dem hoch dotierten Bitburger Open Grand Prix mit Nachwuchsspielern in neuen Paarungen zusammen. Michels spielt mit dem 20-jährigen Marvin Seidel. "Sie hat die Qualität, kleine Fehler des Partners auszugleichen. Das gibt Selbstvertrauen", sagt der. Michels langjähriger Doppelpartner Fuchs geht mit Linda Efler (21) an den Start. Das ist immerhin ein Anfang. Badminton gilt in Deutschland noch immer als Freizeitsport. Federball im Garten hat mit den bis zu 500 Kilometer pro Stunde schnellen Ballwechseln der Profis jedoch nicht viel zu tun. Der Sport kämpft um

den Nachwuchs. Neidisch blicken die Deutschen nach China und Dänemark, zu zwei der führenden Nationen im Badminton. Während in China jede der 23 Provinzen 40 Profispieler hat, spielen in Deutschland insgesamt etwa 40 Profis. Das Reservoir an Talenten ist deutlich geringer. Hinzu kommt, dass der Sport in China einen ganz anderen ideellen Stellenwert genießt. "Die Menschen gehen dort morgens um sechs auf den Sportplatz. Sport und Bewegung ist ein Teil ihrer Kultur", erzählt der Damen-Doppel-Bundestrainer Diemo Rhunow. Mehrfach hielt er sich zum Training in China auf. Die chinesischen Spieler beginnen das intensive Training mit etwa neun Jahren. In Deutschland fängt das Training durchschnittlich erst sieben Jahre später an. Alles ist auf Sport getrimmt. Ein typischer Stundenplan eines chinesischen Talents enthält drei Schulstunden und vierzig Sportstunden pro Woche. Trotzdem erwirbt man mit dieser Schulausbildung eine Hochschulberechtigung. "So kann man viel früher ein Weltklasseniveau

erreichen, und 19-jährige Athleten haben bereits das Potenzial, die großen Turniere zu gewinnen", sagt Rhunow. Klar ist, dass für Deutschland ein Wochenplan mit drei Schulstunden ein nicht umsetzbares Konzept ist. Schon eher infrage kommt das dänische Modell. Regelmäßig landen dänische Spieler an der Weltspitze, und das trotz der geringen Einwohnerzahl von nur 5,5 Millionen Dänen. Dänemark gilt auch in der Jugendausbildung als führende Nation in Europa. Badminton ist Volkssport. Nahezu in jedem Dorf steht eine Badmintonhalle. Die Spiele laufen zur Primetime im Fernsehen, die Trainer sind in örtlichen Vereinen fest angestellt. So hält das Land gute Trainer bei sich. Wagt doch ein Däne den Sprung ins Ausland, wie Jacob Øhlenschlæger, kann er eine lukrative Stelle wie die des deutschen Bundestrainers im Herren-Einzel annehmen. Ist das dänische Modell ein Vorbild für Deutschland? 2016-11-05 17:55 ZEIT ONLINE www.zeit.de

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Großbritannien: Erbitterte Debatte über Brexit-Richter

Mittendrin: Die drei Richter des High Courts in London, Baron Thomas of Cwmgiedd, Sir Terence Etherton und Lord Justice Sales. Das „ungewählte Trio“, wie die „Daily Mail“ schreibt, wird beschuldigt „den Willen der Menschen niederzuschlagen, die die EU verlassen wollen“. „Feinde des Volkes“, titelte die Zeitung am Tag nach dem Urteil. Und das Netz lief Sturm. Auf Twitter überschlugen sich die Reaktionen. „Diese Sache ist total aus dem Ruder gelaufen. Wenn die ‚Daily Mail‘ von Richtern als Feinden des Volkes spricht, ist die Demokratie

dahin. Eine Schande!“, schrieb ein User. Ein anderer Artikel der Zeitung mit dem Titel „Die Richter, die den Brexit blockierten“ sorgte ebenfalls für Ärger. Hier wurde einer der Richter als „offenschwuler Ex-Olympia-Fechter“ tituliert, während man dem zweiten Europa-Nähe und dem dritten Millionenhonorare für Beratungstätigkeiten auf Kosten der Steuerzahler vorwarf. Harry-PotterAutorin J. K. Rowling dazu: „Wenn das schlimmste, was sie über Dich sagen können ist, dass Du ein schwuler Ex-Olympia-Fechter bist, dann hast Du offenkundig im Leben gewonnen.“ Und auch der „Telegraph“ übte sich nicht in Zurückhaltung. Hier stand auf dem Titelblatt: „Die Richter gegen das Volk“. Darunter blau bearbeitete Fotos der drei Vertreter. Die Boulevard-Zeitung „Daily Express“ liefert unterdessen die Schlagzeile: „Wir müssen raus aus der EU. Drei Richter haben den Brexit blockiert. Jetzt braucht das Land Euch“. Und im ersten Absatz: „Der 3. November wird als Tag, an dem die Demokratie starb, in die

Geschichte eingehen.“ Die „Sun“ griff die Anführerin der Klagegemeinschaft, Investmentmanagerin Gina Miller, mit einem Wortspiel frontal an: „Who do EU think you are?“ („Wer glaubst Du eigentlich, wer Du bist?“) Der „Guardian“ schaltete sich mit einem berühmten Napoleon-Zitat in die Debatte ein: „Vier feindliche Zeitungen muss man mehr fürchten als 1000 Messer.“ Das Blatt schrieb: „Napoleon wird wohl kaum die ‚Daily Mail‘, den ‚Daily Telegraph‘, den ‚Daily Express‘ und die ‚Sun‘ gemeint haben - doch die Richter werden Bonapartes Meinung dieser Tage wohl teilen.“ Die umstrittenen Schlagzeilen haben im Land eine Debatte über die Verrohung der politischen Auseinandersetzung ausgelöst. Justizministerin Liz Truss rief zur Achtung der Judikative auf: „Die Unabhängigkeit der Justiz ist das Fundament, auf dem die Rechtsstaatlichkeit ruht, und unsere Justiz wird zu Recht in der ganzen Welt für ihre Unabhängigkeit und Neutralität

geachtet“, hieß es in einer Mitteilung. Das Statement kam, nachdem die einflussreiche Juristenvereinigung „Bar Council“ von Truss gefordert hatte, die „ernsten und unberechtigten Angriffe auf die Justiz“ nicht unkommentiert zu lassen. Auch zahlreiche Politiker beider großen Parteien in Großbritannien zeigten sich schockiert. Der LabourAbgeordnete und Vorsitzende des BrexitAusschusses im Unterhaus, Hilary Benn, rief die Regierung dazu auf, die Achtung der Gerichtsentscheidung einzufordern. Politiker und Medien stünden in der Verantwortung, die Richter nicht wegen ihrer Entscheidung anzugreifen, sagte Benn dem Radiosender BBC 4 am Samstag. Der konservative Abgeordnete und ehemalige Generalstaatsanwalt Dominic Grieve warnte ebenfalls vor einer Missachtung der Gewaltenteilung. „Ich war schockiert von der Berichterstattung, sie erinnert an das Simbabwe Robert Mugabes“, sagte er in der BBC-Show „Newsnight“. Er sprach zudem von einer „Mob-

Mentalität“, die gereifte Demokratien verhindern müssten. 2016-11-05 17:55 Von Marie www.welt.de

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Britisches Königshaus: Der Prinz und die Schauspielerin aus „Suits“

„Harry ist total vernarrt in Meghan“, schreibt die „Daily Mail“. „Der Prinz ist über beide Ohren verliebt. Und ihr geht es genauso.“ Das scheint auch der „ Mirror“ zu wissen. „Er hat sie im Sturm erobert“, heißt es dort. „Die totale Liebe.“ Und die

Konkurrenz vom „Express“ will erfahren haben, dass „die beiden schon seit Mai ein Paar sind und jetzt alles ganz schnell gehe“. Vorsichtig werden in den Boulevardblättern der Insel auch schon mal die Hochzeitsglocken geläutet. „Das ist das ganze Paket. Alles ist möglich.“ Eine Bestätigung für die neue Liebe von Prinz Harry zu der in Kanada lebenden amerikanischen Schauspielerin Meghan Markle gibt es nicht. Man äußere sich nicht zu privaten Angelegenheiten, lässt der Kensington Palace verlauten. Auch die mögliche zukünftige Prinzessin, die in den USA durch die TV-Anwaltsserie „Suits“ bekannt wurde, gibt sich zurückhaltend vieldeutig. „Mein Glas ist randvoll. Ich bin das glücklichste Mädchen der Welt“, sagte Markle in dieser Woche gegenüber der „Toronto Sun“. Es ist das erste Interview seit Bekanntwerden der angeblichen Liebesbeziehung zu einem der begehrtesten Junggesellen der Welt. Ob Prinz Harry der Auslöser ihres Glücks ist, ließ Markle allerdings offen und heizte die Gerüchteküche damit weiter an. Was es heißt, das

„Girlfriend“ eines Prinzen zu sein, erlebte sie dann am Donnerstag. Als sie ihr Haus verlassen wollte, musste die Polizei sie vor der Meute an Reportern und Fotografen schützen. Doch wer ist die Auserwählte, die, ginge es nach den britischen Zeitungen, so gut wie verheiratet ist mit der Nummer fünf der britischen Thronfolge? Und vor allem: Seit wann kennen sie sich, und wie konnte das vor der Öffentlichkeit offenbar über Monate geheim gehalten werden? Ihre erste Begegnung hatten Harry und Meghan offenbar im Mai dieses Jahres in Toronto. Dort hatte der 32-jährige Prinz die Invictus Games, ein Wettkampf unter Kriegsverletzten, eröffnet. Markle, die in Los Angeles aufgewachsen ist, lebt seit einiger Zeit in der kanadischen Metropole. Die TVSerie „Suits“ wird dort gedreht. Zu Halloween, Ende Oktober, soll Harry still und heimlich Meghan noch einmal in Toronto besucht haben. Wann es zwischen den beiden endgültig „gefunkt“ hat, ist allerdings unklar. Tatsache ist, dass Harry seit Mai bereits ein Follower von Meghan auf

Instagram ist, einer unter 1,1 Millionen Fans. Auf ihrer Social-Media-Seite soll die 35-jährige Markle auch die ersten Hinweise auf eine Liebesbeziehung gegeben haben. Eine Tasse englischen Tee umgeben von Puzzleteilen und einem Porzellanelefanten interpretierten die RoyalExperten in London als ein Liebeszeichen. Harry hatte sich im Sommer in Afrika für den Schutz von Elefanten engagiert, Markle unterstützt diese Initiative und war selbst in Ruanda, um sich für sauberes Wasser einzusetzen. Eindeutig schien für die Königs-Interpreten auch ein Bild zweier Bananen in Löffelstellung und aufgemalten Gesichtern. Als dann Meghan auch noch ein Foto postete, das sie mit Armbändern zeigte, wie sie Prinz Harry bevorzugt, war der Fall eindeutig, und die Spekulationen fanden kein Halten mehr. „Harry ist es sehr ernst mit ihr“, wollte das stets gut unterrichtete „ People“-Magazin erfahren haben. „Er hat sie schon Prinz Charles, seinem Vater, vorgestellt.“ Das war offenbar im Sommer dieses Jahres, als Markle nach London gereist sein soll.

Dabei habe die Schauspielerin im Kensington Palace gewohnt. Sie habe Prinz Charles getroffen und Harrys Bruder und dessen Frau. Dass die Verwandtschaft die Neue toll fand, passte ins perfekte Bild einer beginnenden Romanze. „William und Kate haben Meghan wirklich gemocht“, schrieb daraufhin freudig der „Express“. Sie habe einfach gepasst. Dabei soll den beiden vor allem das Selbstbewusstsein und die Intelligenz von Harrys Auserwählten aufgefallen sein. Meghan Markle ist in Los Angeles auf eine katholische Privatschule gegangen und hat später mit Auszeichnung einen Abschluss in den Studienfächern Theater und Internationale Beziehungen an der Northwestern University in Illinois gemacht. Ihr Vater, ein Lichttechniker bei der Erfolgsserie „Eine schrecklich nette Familie“, hatte sie aber für die Schauspielerei begeistert. Markle durfte oft beim Set mit dabei sein. „Sie lässt sich nicht so schnell einschüchtern“, wollte der „Express“ wissen. „Noch nicht einmal von den Königlichen.“ Dass Meghan ihren eigenen Kopf hat, soll Harry an ihr ganz besonders mögen.

Dazu zählt auch ihr soziales Engagement. Etwas, was für Harry nach dem Ende seiner Militärkarriere als Hubschrauberpilot eine immer größere Rolle spielt. Markle ist seit diesem Jahr Botschafterin für World Vision Canada und setzt sich weltweit für den Zugang zu sauberem Wasser ein. Sie kämpft als Advocate for Women’s Leadership der Vereinten Nationen für gleiche Rechte von Frauen und Männern und ist Mitglied der gemeinnützigen Organisation One Young World, die sich für die Förderung junger Talente einsetzt. Auf ihrem Blog „The Tig“ schreibt sie, dass sie nie „eine Frau nur fürs Mittagessen“ sein wollte. Sie wolle „eine Frau sein, die arbeitet“. Eine Einstellung, die auch Prinz Harry unterstützen würde. Kein Wunder also, dass Harry von seinen Freunden als „total glücklich“ beschrieben wird. „So wie sie ihn seit Jahren nicht mehr gesehen hätten.“ Die gescheiterten Beziehungen zu Ex-Freundinnen wie Chelsy Davy, mit der er fünf Jahre zusammen war, und Cressida Bonas, von der er sich nach weniger als zwei Jahren getrennt hatte, scheinen

vergessen. Doch Meghan Markle kommt, wie die Amerikaner es nennen, nicht ohne „Ballast“ in die Beziehung. Der TV-Star sorgte in der Anwaltsserie „Suits“ nicht nur mit Sexszenen für Schlagzeilen. Einige dieser Filmausschnitte sollen mittlerweile sogar auf einschlägigen Pornoseiten aufgetaucht sein. Auch ihr Privatleben könnte im konservativen Buckingham Palace zumindest für Diskussionsstoff sorgen. Selbst ihr amerikanischer Akzent und ihre dunklere Hautfarbe werden zum Entsetzen der USMedien in der britischen Boulevardpresse diskutiert. Ihre Mutter Doria, eine Sozialarbeiterin in den Gettos von Los Angeles und YogaTherapeutin, ist schwarz, ihr Vater Thomas ist weiß. Die größten Bedenken allerdings löste die Tatsache aus, dass Meghan Markle schon einmal verheiratet war. Sie hatte ihrer ersten großen Liebe, dem Filmproduzenten Trevor Engelson, nach sieben Jahren Beziehung im September 2011 auf Jamaika das Jawort gegeben. Zwei Jahre später ließen sie sich wieder scheiden. Ganz klar scheint das allerdings nicht zu sein. Es gibt Medienberichte, nach denen die beiden nur

getrennt, aber noch nicht geschieden sind. Auch von einem neuen Freund, einem bekannten Koch in Toronto, ist die Rede. Hat sie den für Harry verlassen? Doch Meghan Markle hat auch Vorzüge, mit denen sie die Presse bereits überzeugen konnte. Die „Daily Mail“ will verblüffende Ähnlichkeiten mit Pippa Middleton, der Schwester von Herzogin Kate, entdeckt haben. Dass Harry und Pippa bei allen Spekulationen über eine perfekte Verbindung nie ein Paar wurden, haben die Boulevardmedien den beiden wohl nie verziehen. Meghan Markle muss jetzt als Ersatz für einen unerfüllten Wunsch herhalten. „Sie ist wie Pippa“, schreibt die „Mail“, „aber mit schöneren Augenbrauen.“ 2016-11-05 17:54 Michael Remke www.welt.de

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Medien

Die Umstellung des Antennenfernsehens auf DVBT2 bringt manchen TV-Konsumenten ins Grübeln: Wofür zahlen wir gern?

05.11.2016 | 17:53 | Walter Gröbchen ( Die Presse ) Sehen Sie schwarz? Ende Oktober wurde nun auch in Ostösterreich das Digitalsignal für terrestrischen TV-Empfang (Antennenfernsehen) zwar nicht abgeschaltet, aber umgestellt. Und zwar vom bis dato gültigen Standard DVB-T auf die nächste Generation, folglich DVB-T2. Zwar schaut der überwiegende Teil des Publikums die „Zeit im Bild“ oder die Angebote von ATV, Puls 4 und Servus TV per Kabel oder Satellit, aber rund fünf Prozent setzen ungebrochen auf die ursprünglichste Form des Fernsehempfangs. Sei es aus Kostengründen, sei es aus Bequemlichkeit – die für die entsprechende Infrastruktur zuständige Firma ORS (im Besitz von

ORF und Raiffeisen) hat jedenfalls unter der Marke simpliTV ein entsprechendes Paketangebot geschaffen. DVB-T2 bringt, rein technisch betrachtet, einige Vorteile. Das Bouquet der bis dato frei empfangbaren Programme ist nun in HDBildqualität zu erleben, theoretisch wären auch mehr Sender in das – bis auf die GIS-Gebühren – kostenfreie Basispaket inkludierbar. Aber hier endet die alte Medienwelt und die Geschäftsinteressen der neuen werden spürbar. Damit man nicht weiter ins bildlose Narrenkastl schaut, benötigt man, je nach Alter und Ausstattung des TV-Geräts, eventuell frische CI-SteckkartenModule oder Receiver. Ein weiteres Kastl im Fernsehschrank? Man zuckt, Kummer gewohnt, mit den Achseln. Und eilt zum Fachhändler. Dort ist man erfreut, weil dem Kunden eventuell gleich ein Patschenkino der aktuellen Generation angedient werden kann, das ohne Zusatzinstallationen auskommt. Auch die simpliTVBerater, die eilfertig mit Formularen winken, weisen nachdrücklich auf die Vorteile eines freiwilligen Abo-Abschlusses hin. Mehr Sender! Mehr Angebot! Freilich auch: Mehrkosten.

Nun ist mir klar, dass die Bereitstellung und der Ausbau der Infrastruktur sowie Service und Rundum-Information einen Batzen Geld verschlingen. All die schlaumeierischen AboOffensiven, die Einhebung von Freischaltentgelten und die zunehmende Lückenlosigkeit des GISFangnetzes dürften im Gegenzug doch einiges einbringen. Genug ist aber bekanntlich nie genug. Mit welchen Argumenten man TV-Konsumenten – DVB-T2 kann theoretisch von rund 90 Prozent der österreichischen Haushalte genutzt werden, in Städten reicht eine simple Zimmerantenne – nachhaltig von der Pflicht zur Kür bewegen will (und kann), bleibt offen. Mehr unter www.groebchen.wordpress.com [MXN6N] (Print-Ausgabe, 06.11.2016) 2016-11-05 17:53 Walter Gr diepresse.com

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Staatsmeister im "Hacklweitwurf, Dampfplaudern und Schulterklopfen"

Man wird in Österreich also doch noch Präsident, Rudolf Hundstorfer steht nun der Bundessportorganisation (BSO) vor. Seine neuen Gegner sind Staatsmeister im "Hacklweitwurf, Dampfplaudern und Schulterklopfen". 05.11.2016 | 17:51 | Markku Datler ( Die Presse ) Rudolf Hundstorfer ist neuer Präsident der Bundessportorganisation. Sie ist die höchste Institution im rot-weiß-roten Sport, soll als gemeinnützige Institution landesweite Sportinteressen bedienen – und keineswegs als

politisches Postenbesetzungsinstrument oder rein sportpolitisches Sparschwein missverstanden sein. Dass mit dem ehemaligen Sozialminister und Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl ein Politiker diesen Posten übernimmt, mag freilich ehrenamtlich untermauert sein. Es mutet jedoch ob seiner durch die Bank SPÖ-nahen Vorgänger und des weiterhin verwirklichten Fortbestandes des von der Großen Koalition gepflegten Proporzsystems auch etwas irritierend an. Politik sollte im Sport nichts verloren haben, diesen frommen Wunsch hört man in Österreich so oft. Zuletzt bemühte Sportminister Hans Peter Doskozil dieses Klagelied. Doch ob es ihm gelingen wird, seine Parteifreunde, denen der österreichische Sport ja so am Herzen liegt, auf diesen Kurs einzuschwören mit der Abgabe aller Fördermittel über 120 Millionen Euro an eine vermeintlich unabhängige Sport-GesmbH oder -Stiftung, bleibt vorerst nur ein Vorhaben. Es werden sich schon noch Proteste und Interventionen derer mehren, die um Pfründe, Fördertöpfe und Verwaltungsposten bangen. Was in diesem Fall so besonders ist? Da sind dann gewiss alle Couleurs tunlichst flott darum

bemüht, ja nichts zu verlieren. Was kann Hundstorfer tun respektive was muss er besser machen als seine Vorgänger, um dem Sport mehr Stellenwert in der Gesellschaft oder gar mehr Geld zu bescheren? Er muss die Trägheit des Systems aufbrechen, dafür sorgen, dass 60 Fachverbände samt dreier Dachverbände (Askö, Asvö, Union) – auch wenn es manch Funktionär partout nicht wahrhaben will – effizienter arbeiten; im Sinn des Sports. Hundstorfer könnte Geschichte schreiben als derjenige, dessen Anrufe beim Kanzler fürwahr Gewicht haben bei der Weichenstellung für neue Gesetze. Dessen Vorstöße nicht abgewürgt werden mit dem Versprechen eines nie erfolgenden Rückrufes. Punkto Infrastruktur ist Österreich noch ein weites, unbestelltes Land. Wunderbar wäre ein geschlossener Auftritt gegenüber der Bildungsministerin, damit sie Sport endlich in das landesweite Programm aufnimmt. Im österreichischen Sport wird man also schneller Präsident, als man glauben mag. Der Job ist

keineswegs leicht, wenn man ihn ernst nehmen will. Man muss die Staatsmeister im „Hacklweitwurf, Dampfplaudern und Schulterklopfen“ kennen, die Herrschaften durchschauen. Hundstorfer hat da gewiss Übung, ÖGB und Sozialministerium könnten hervorragende Trainingsanlagen gewesen sein. Ob aber genau das für den österreichischen Sport hilfreich ist? [email protected] [MXS2S] (Print-Ausgabe, 06.11.2016) 2016-11-05 17:51 Markku Datler diepresse.com

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Berliner Musikgeschichte: Ein Leben im Hier und Jazz

Als Jazz exotisch und es abends in Berlin kalt ist, sitzt Horst Henschel auf einer Heizung im Amerikahaus. Seine Freunde und er blättern in Jazzbüchern. Den Winter 1947 verbringen sie damit, die Namen der Musiker abzuschreiben.

Benny Goodman , Louis Armstrong, King Oliver. Heute sind sie tot und Henschel spielt noch immer. Bevor er das erste Instrument in die Hand nimmt, legt Henschel samstags Ziegelsteine auf den Herd. Um ein Uhr klingelt sein Wecker, er nimmt die heißen Steine, stellt seine Füße drauf, rollt sich in eine Decke und schaltet das Radio ein. JazzAlmanach. „Ich saugte die Materie auf.“ Eine Stunde, ein Künstler. Henschel, geboren 1930, beendet die Schule und beginnt, sich zum Elektromaschinenbauer ausbilden zu lassen. Am Hackeschen Markt kauft er ein Kornett. 450 Mark. Und lernt, zu trompeten.

In einer Kreuzberger Eckkneipe, Solmsstraße Ecke Riemannstraße, üben Henschel und seine Freunde. Kornett, Trompete, Posaune, Klarinette, Banjo, Bass und Piano. Fragt jemand, wie sie heißen, antworten sie erst New Berlin Rythm Kings, dann New Orleans Jazz Band. Im Oktober 1952 kommt ein Mann nach Berlin, den Henschel nur aus den Büchern kennt. Louis Armstrong spielt erst im Steglitzer Titania-Palast und sitzt später in einem Kellerlokal bei einer Jamsession. Sein Manager verbietet ihm, mitzuspielen. Also steht Henschel auf der Bühne. „Ein wahnsinniges Gefühl“. In seiner Tasche hat er eine Karte, ein Foto von Armstrongs Band. Sein Held signiert. Andere Amerikaner kommen selten in die Clubs, in denen Henschel spielt. Dafür kommt er zu den Amerikanern. Im Officer’s Club neben dem Tempelhofer Flugfeld trinkt er seinen ersten Whiskey. Tagsüber sitzt Henschel in Vorlesungen und Seminaren. Er liest Texte über Gleichstrom und Wechselstrom. Abends ist er in der Kajüte, einem Kellerlokal. Donnerstag für Donnerstag spielt die

New Orleans Jazz Band, 20 Uhr bis Mitternacht. Draußen stehen Jugendliche an. Das Jahr 1954 ist keinen Tag alt, als ein Konzertankündigung Henschels Leben ändert. Ohne das jemand fragt, wird er darauf als „Papa“ gelistet. Der Spitzname vieler berühmter Trompeter. „Das macht mich unglücklich.“ Warum? „Ich war Anfang 20. Wenn ich mit einem Mädchen sprach, kamen Freunde und riefen, ’Papa, wir müssen spielen.’“ Das Mädchen ging, der Name blieb. Dann, im Herbst 1955, trifft Henschel einen Mann. Der fragt, kommt ihr nach München? Vier Wochen, 750 Mark. Sechs Abende spielen, einen frei. Henschel sagt ja. Er und vier Musiker steigen ins Auto. In dem Schwabinger Jazzklub hängt eine Spiegelkugel über der Bühne, davor schwitzen die Menschen. Die Besitzer fragen, wollt ihr bleiben? Erst nach fünf Monaten fährt Henschel zurück an die Spree. Aus der New Orleans Jazz Band werden im Mai 1956 die Stray Dogs. Und die rücken wie der Jazz vom Rand in die Mitte der West-Berliner

Gesellschaft. Sie spielen auf Schulbällen und in der Freien Universität. Henschel und die Musiker verkleiden sich als Damenkapelle, tragen Perücken und Strumpfhosen. Zwischen damals und heute liegen 60 Jahre. Der 86-jährige Henschel sitzt am Tisch seiner Tempelhofer Wohnung, schiebt Fotos in das Album, das vor ihm liegt. Drei der sieben Stray-DogsGründer sind tot. „Wenn ich heute einmal pro Woche auftrete, muss ich Ansatzübungen machen.“ Das Alter eben. Später will er noch üben, denn vor ihm liegt ein wichtiges Wochenende. Samstag feiert die Band Geburtstag (Die Eins, Wilhelmstraße 67a, ab 19 Uhr). Danach? Henschel will spielen – weiter und weiter. 2016-11-05 17:49 Nico Schmidt www.tagesspiegel.de

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Volleyball-Meister Dresdner SC unterliegt Schweriner SC

Volleyball-Meister und Pokalsieger Dresdner SC

Volleyball-Meister und Pokalsieger Dresdner SC

hat das Bundesliga-Gipfeltreffen gegen den Schweriner SC am Samstag vor 3000 Zuschauern in der heimischen Arena mit 1:3 (25:23, 15:25, 10:25, 22:25) verloren. Damit kassierten die Dresdnerinnen ihre erste Niederlage. Für die Mecklenburgerinnen war es der vierte Sieg im vierten Spiel. "Das war für uns die erste richtige Bewährungsprobe und ich freue mich natürlich, dass wir sie so gemeistert haben", sagte SSCTrainer Felix Koslowski. DSC-Coach Alexander Waibl meinte: "Ich bin nicht unzufrieden, es war wieder eine Steigerung im Vergleich zur Vorwoche.

Der größte Unterschied lag sicher im Block, da haben wir noch große Reserven. " Als wertvollste Spielerinnen wurden DSCRegisseurin Mareen Apitz und SSC-Libera Lenka Dürr geehrt. Erfolgreichste Scorerinnen waren für die Gastgeberinnen Liz McMahon mit 26 Punkten und auf Seiten der Schwerinerinnen die ehemalige DSC-Diagonalangreiferin Louisa Lippmann mit 27 Zählern. 2016-11-05 17:49 www.t-online.de

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Steiniger an Spitze der Jungen Union bestätigt

Die Junge Union (JU) in Rheinland-Pfalz hat ihren Vorsitzenden Johannes Steiniger für eine vierte Amtszeit wiedergewählt. Der 29-jährige Bundestagsabgeordnete aus Bad Dürkheim erhielt am Samstag in Bad Neuenahr-Ahrweiler 91,5 Prozent der Delegiertenstimmen, wie der Jugendverband der CDU mitteilte.

Die Versammlung begann nach der Wahl mit der Beratung von Anträgen. Die Behandlung eines Antrags zur Spendenaffäre der rheinlandpfälzischen CDU wurde nach Angaben Steinigers auf Sonntag vertagt. Neun Kreisverbände forderten darin eine "lückenlose Aufklärung" des "Spendenskandals" um Zahlungen des ExGeheimagenten Werner Mauss. Die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner verteidigte vor dem JU-Landestag den Umgang ihrer Partei mit der Spendenaffäre. "Es geht um Gründlichkeit, das braucht Zeit", sagte Klöckner nach einem Bericht der "Rhein-Zeitung". Sie

persönlich habe "definitiv nichts gewusst von weitergeleiteten Spenden". "Sie ist auf die kritischen Punkte eingegangen und hat ihre Haltung zu den Spenden und auch zur Aufarbeitung der Landtagswahl dargelegt", sagte Steiniger der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist klar, dass man auch einmal uneins ist. " 2016-11-05 17:49 www.t-online.de

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Spandau gewinnt zum 15. Mal Wasserball-Supercup

Die Wasserfreude Spandau haben bei der 17. Auflage zum 15. Mal den deutschen WasserballSupercup gewonnen. Gegen Bayer Uerdingen 08 gewann der Serienmeister am Samstag in der Schwimmhalle Schöneberg erwartungsgemäß deutlich mit 16:7 (3:1,4:3,3:1,6:2). Uerdingen hatte zwar Pfingsten das Pokalfinale gegen Spandau 9:18 verloren, wurde aber nach Disqualifikation der Berliner nachträglich zum

Gewinner erklärt. Spandau legte Protest gegen diese Entscheidung ein, dieser muss nun vom Norddeutschen Schiedsgericht des Verbandes entschieden werden. Das kann bis zu drei Jahren dauern. Die ohne drei Stammakteure angereisten Uerdinger leisteten dem Favoriten lange Gegenwehr, bauten aber im Schlussviertel kräftemäßig stark ab. Beste von sechs Spandauer Torschützen waren Marko Stamm (vier Treffer), der niederländische Neuzugang Lucas Gielen und Tobias Preuss (je drei). Für Uerdingen waren Sven Roeßing und Julian Fleck je zweimal erfolgreich.

2016-11-05 17:49 www.t-online.de

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Die Digitalisierung der Landwirtschaft

Es ist erstaunlich, wie rasch die Digitalisierung unseres Lebens voranschreitet. Sogar die als sehr traditionell erachtete Landwirtschaft wird nun voll erfasst. 05.11.2016 | 17:44 | Martin Kugler ( Die Presse )

Wie rasch sich Technologien durchsetzen können, ist verblüffend. Diese Woche war z. B. zu erfahren, dass bereits 73 Prozent der Österreicher ihre Rechnungen auch mit Smartphone, Tablet und Co. bezahlen. Laut einer Umfrage der Kreditkartenfirma Visa hat sich die Anzahl der Nutzer, die ihr Geld mit mobilen Geräten verwalten, binnen eines Jahres verdreifacht! Mobile Banking ist zwar bei jüngeren Menschen beliebter (65 Prozent der unter 24Jährigen gegenüber 45 Prozent der über 55Jährigen), doch die Technologie ist in breiten Bevölkerungsschichten fest verankert. Die Digitalisierung erfasst alle Bereiche – auch jene, die als sehr traditionell gelten. Etwa die Landwirtschaft. Der Deutsche Bauernverband ließ mehr als 500 Landwirte von Bitkom Research befragen, inwieweit Landwirtschaft 4.0 schon Praxis sei: 53 Prozent gaben an, dass sie digitale Anwendungen nutzen, nur für 16 Prozent ist das kein Thema. Die Restlichen überlegen gerade, wie sie weiter vorgehen. Ein wesentlicher Punkt ist die direkte Kommunikation mit Konsumenten: Die Hälfte der

befragten Bauern glaubt, dass die Verbraucher in 15 Jahren per Webcam in jeden Stall schauen können, fast 90 Prozent erwarten eine durchgängige Rückverfolgbarkeit der Produkte. 80 Prozent der Landwirte stimmen der Aussage zu, dass die Agrarproduktion durch die Digitalisierung in all ihren Facetten gläsern wird. Aber auch in der Produktionstechnik passiert viel. Melkroboter oder tierindividuelle Fütterungsautomaten sind schon heute im Einsatz, künftig geht es v. a. um Präzisionslandwirtschaft: etwa um Feldroboter, die sich GPS- und sensorgesteuert automatisch dem Boden, der Witterung und den Wachstumsbedingungen anpassen, oder um Drohnen, die Schädlingsbefall frühzeitig erkennen. Ob wir all das wirklich brauchen, ist natürlich eine gute Frage. Fans einer naturnahen Landwirtschaft sehen die Technologien kritisch und als bloßes Mittel, die Industrialisierung der Nahrungsproduktion voranzutreiben. Befürworter betonen hingegen die Chancen, dass die Bewirtschaftung künftig zielgerichteter und mit weniger Umweltschäden erfolgen kann. Hier gilt wohl ein Satz, den Karl Jaspers 1949 formuliert hat

– und zwar in seiner vollen Länge: Technik sei „nur ein Mittel, an sich weder gut noch böse. Es kommt darauf an, was der Mensch daraus macht, zu was sie ihm dient, unter welche Bedingungen er sie stellt.“ Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“. [email protected] diepresse.com/wortderwoche [MV4B7] (Print-Ausgabe, 06.11.2016) 2016-11-05 17:44 Martin Kugler diepresse.com

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Unfall in Tirol: Reisebus stürzte zehn Meter in die Tiefe

(dpa) Der Doppeldeckerbus war nach Angaben der österreichischen Polizei in Zirl bei Innsbruck auf

einer Bergstrasse mit einem Auto zusammengestossen. Dessen 18 Jahre alte Fahrerin und ihre Mutter kamen mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser. Sie konnten auch am Samstagnachmittag noch nicht zum Unfallhergang befragt werden. Fest steht aber: Nach dem Zusammenstoss rollte der Bus auf der stark abschüssigen Strasse rückwärts, stiess gegen drei Autos und rollte über den Fahrbahnrand hinaus über eine Böschung. «Da kann man sehen, welche Kräfte wirken», sagte der Notfallbeauftragte des RDA-Busverbands, Johannes Hübner, am Samstag. Dem 49 Jahre

alten Busfahrer gelang es, sein Fahrzeug so an Bäume anzulegen, dass es weder umstürzte noch die Böschung komplett hinunterrutschte. Er habe so wohl einen schlimmeren Unfall verhindert, so Hübner. Der Geschäftsführer des Busreiseunternehmens, Philipp Hörmann , sagte, dass der Busfahrer seit mehr als zehn Jahren in seinem Unternehmen arbeite. «Er ist ein Routinier auf der Strasse.» Nach dem Unfall habe er sich als erstes um die Gäste gekümmert. «Er hat mir gesagt: ‹Ich wollte nicht wie Kapitän Schettino als erster das Schiff verlassen.›» Dank des Einsatzes des Busfahrers hätten die Menschen das Fahrzeug weitgehend schon verlassen gehabt, als die Polizei anrückte, sagte Hörmann. Er selbst machte sich am Abend noch auf zum Unfallort. Einige Reisende seien in einer Gaststätte versorgt worden, andere ins Krankenhaus gekommen. Das hätten sie aber noch am Abend verlassen können, so dass ein Ersatzbus alle in der Nacht zurückbrachte. Die Reisenden im Alter von 40 bis 75 Jahren aus

der Region Augsburg waren auf dem Rückweg aus dem italienischen Ort Abano Terme, wie Hörmann sagte. Die Tour werde jede Woche gefahren, die Gäste buchten ihre Reisen aber einzeln und seien in unterschiedlichen Hotels untergebracht. Änderungen am Fahrplan werde es nicht geben, sagte Hörmann. «Ich denke auch, der Busfahrer wird eine neue Tour diese Woche fahren, wenn er das möchte.» Für Samstag sei er aber für eine geplante Fahrt ersetzt worden, um sich von dem Unfall zu erholen. Für den finanziellen Schaden sei das Unternehmen versichert, sagte Geschäftsführer Hörmann. Inwiefern die Versicherung der Autofahrerin belangt werde, sei noch zu klären. «Wir werden unsere Kunden aber natürlich nicht im Regen stehen lassen.» 2016-11-05 17:41 Kathrin Klette www.nzz.ch

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Gaslighting – subtiler psychischer Missbrauch

„Mein Leben kommt mir vor wie eine Lüge, die ein

„Mein Leben kommt mir vor wie eine Lüge, die ein

anderer ersonnen hat, zu einem mir unbekannten Zweck oder um mich zu quälen. Ich gebe mir alle erdenkliche Mühe, aus dieser Lüge ein Stück Wahrheit zu formen, doch gleich wie viel Kraft ich aufwende, wie sehr ich mich anstrenge und es versuche, stets verwandelt sich alles in das Gegenteil dessen, was es hatte sein sollen, wird aus jeder Wahrheit eine Lüge, aus jeder Antwort

eine Frage. Ich steige aus dem Bus und erkenne die Häuser, weiß, dass ich sie schon einmal gesehen habe, aber es ist, als hätte sie jemand neu angeordnet, durcheinandergewürfelt, diese Leuchtreklame vom Schlüsseldienst und das meterhohe Schild des Ärztehauses, die Straßenbahnhaltestelle, der Zebrastreifen, das Baustellenschild, als hätte all das ein Eigenleben entwickelt, und sei dann, als ich aus dem Bus stieg, an der Stelle erstarrt, an der es sich eben gerade befand, so wie früher, als wir als Kinder „Ochs, Esel, hinterm Berg“ gespielt haben, dieses Spiel, bei dem sich ein Kind mit dem Rücken zu den anderen stellt und das Sprüchlein aufsagt und sich dann umdreht und die anderen versuchen müssen, so weit wie möglich vorwärts zu kommen, aber sobald sich der, der ganz vorne steht, umdreht, müssen alle verharren, sonst fliegt man raus. Ich bin diejenige, die vorne steht, und hinter deren Rücken sich die Welt ständig neu anordnet, verändert, wie es ihr gefällt, wo alle bemüht sind, vorwärts zu kommen, schnell, schnell, schnell, voran, und wann immer ich es wage, mich umzudrehen, einen Blick auf die Welt zu werfen,

die mir doch ohnehin so fremd ist, da sieht schon wieder alles anders aus und nie, nie, nie weiß ich, wo ich bin oder wer.“ Das habe ich einmal, als es mir nicht besonders gut ging, in mein Tagebuch geschrieben. Ich finde, es verdeutlicht ganz gut, wie es sich anfühlen kann, wenn man dem eigenen Verstand nicht mehr traut beziehungsweise das Gefühl hat, keinen Anspruch auf eine eigene Realität zu haben – denn genau das sind die Folgen von Gaslighting. Es ist gar nicht lange her, dass ich selbst mit diesem Begriff zum ersten Mal in Berührung kam. Zu diesem Zeitpunkt war ich Mitte 30 und hatte schon ein Jahrzehnt lang nach einer Bezeichnung gesucht für das, was mir passiert ist. Gaslighting geschieht so oft und häufig geradezu beiläufig, dass viele es gar nicht richtig wahr- oder ernstnehmen. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen verstehen, worum es hierbei geht. Was ist Gaslighting und warum heißt es so? Gaslighting ist eine Form von psychischem Missbrauch. Der Begriff wurde geprägt durch den

40er-Jahre-Film “Das Haus der Lady Alquist”, im Original “Gaslight”. In diesem Film manipuliert ein Ehemann gezielt Gegenstände, um seine Frau in den Wahnsinn zu treiben. Er streitet ihr gegenüber ab, etwas von den merkwürdigen Vorgängen (beispielsweise flackernde Gaslampen) zu bemerken oder schiebt ihr die Schuld für verschwundene Gegenstände (die er zuvor entwendet hat) in die Schuhe – er macht das so lange, bis seine Frau tatsächlich an ihrem Verstand zweifelt. Da der Film halt irgendeinen Plot haben muss, geht es letztlich (Achtung, Spoiler!) darum, dass der Mann seine Frau deshalb in den Wahnsinn treiben möchte, damit er sich ungestört mit ihren Juwelen aus dem Staub machen kann. Das ist natürlich alles sehr plakativ, verdeutlicht aber ganz gut, worum es sich beim Gaslighting handelt – auch wenn die Motive in echt wohl eher selten so offensichtlich, sondern im Gegenteil nur schwer zu ergründen sind. Es geht dem*der Täter*in darum – warum auch immer –, den Glauben des Opfers an die eigene Wahrnehmung zu zerstören. Wie oft es nun in der Realität vorkommt, dass jemand tatsächlich wie im

erwähnten Film gezielt Gegenstände manipuliert oder Ähnliches, weiß ich nicht. Ich glaube, dass Gaslighting oft wesentlich subtiler ausgeführt wird und es kann lange dauern, bis Betroffene dahinterkommen, was ihnen passiert (ist). Gaslighting kann zum Beispiel so aussehen: Der*die Täter*in spricht den Gefühlen der*des Betroffenen ihre Berechtigung ab behauptet, man hätte etwas getan, woran man sich nicht erinnern kann leugnet, selbst etwas getan oder gesagt zu haben bestreitet, dass ein bestimmtes Ereignis wirklich stattgefunden hat gibt betroffener Person die Schuld, zum Beispiel für Streit, Schwierigkeiten in der Beziehung, das Scheitern von Freundschaften oder Probleme am Arbeitsplatz dreht einem*einer die Worte im Mund um und/oder legt einem*einer Worte in den Mund wirft unangemessene(s) Verhalten / Körpersprache / Bekleidung vor redet betroffener Person ein, dass diese etwas nicht kann, nicht gut genug ist, unqualifiziert ist "Na ja", denkt sich jetzt vielleicht jemand, "kann das

wirklich so schlimm sein? Hat doch jede*r schon mal erlebt. " Erstens: Ja, das haben viele schon erlebt und das macht es nicht besser. Zweitens: Doch, es ist schlimm. Es ist schlimm, wenn es permanent geschieht. Es ist schlimm, wenn es durch jemanden geschieht, der*dem man vertraut. Es kann gravierende Folgen haben. Gaslighting ist real, auch wenn es durch Außenstehende nur schwer zu erkennen ist. Die für Unwissende oft überzogen wirkende Reaktion Betroffener auf scheinbar harmlose Handlungen oder Aussagen von Täter*innen können dazu führen, dass genau das geschieht, worauf es die Täter*innen abgesehen haben: Betroffene werden als „überempfindlich“ oder sogar als „verrückt“ abgestempelt. (Auch wenn man vielleicht über jemanden im ersten Moment denkt, „Was für ein Sensibelchen!“, ist es gut, innezuhalten und den Gedanken zu korrigieren: „Wenn sie*er auf eine bestimmte Art und Weise reagiert, dann hat das eine Berechtigung und es wäre anmaßend von mir, darüber zu urteilen.“) Gaslighting ist wie das Eindringen in das Gehirn

eines anderen Menschen Wenn ein Mensch einem anderen über einen längeren Zeitraum immer wieder weismacht, dass das, was er*sie für wahr hält, nicht stimmt, dann setzt sich das irgendwann im Gehirn fest und man beginnt, die eigene Wahrnehmung infrage zu stellen. Ich stelle es mir so vor, dass sich die Botschaft langsam ins Unterbewusstsein frisst. Täter*innen dringen regelrecht in die Gedankenwelt der Betroffenen ein. Das Perfide ist, dass Gaslighting oft durch eine Person zugefügt wird, der man vertraut, die man liebt und/oder von der man in irgendeiner Weise abhängig ist. Daher ist es nicht leicht, sich dem zu entziehen oder überhaupt festzustellen, dass ein Missbrauch geschieht. Schon gar nicht, wenn man noch ein Kind und existenziell von dem*der Täter*in abhängig ist. Aber auch später, in Partnerschaften, Freundschaften oder am Arbeitsplatz, erlebt man den Missbrauch oft lange Zeit nicht bewusst. Man geht ja zunächst einmal nicht davon aus, dass ein geliebter/geschätzter Mensch einem so etwas antut. Eher sucht man den

Fehler bei sich selbst. Die Folgen dieses psychischen Missbrauchs machen sich aber durchaus bemerkbar und als Betroffene*r hat man oft erst mal überhaupt keine Ahnung, was da eigentlich geschieht oder warum. Betroffene vertrauen ihrer eigenen Wahrnehmung nicht mehr. Nicht den eigenen Gefühlen, den eigenen Sinnen, dem eigenen Verstand, der eigenen Erinnerung. Man beginnt, sich selbst permanent zu hinterfragen, entwickelt Selbstzweifel und ist allgemein stark verunsichert. In schlimmen Fällen kann Gaslighting zu diversen psychischen Erkrankungen führen, von Angststörungen und Panikattacken über Depressionen und dissoziativen Zuständen bis hin zu psychotischen Phasen. Als ich mich näher über das Thema Gaslighting informierte, stieß ich auf so einige Berichte von Frauen, die erzählen, dass ihr (Ex-)Partner Gaslighting angewandt hat. Dabei wird, wie man auch an den genannten Beispielsätzen erkennt, gern mit dem ohnehin leider noch in vielen Köpfen

verankerten Bild der “hysterischen Frau“ gearbeitet. Ein bequemes Mittel, um jemanden mundtot zu machen, die*der unbequeme Themen anspricht und ihr*ihm die Glaubwürdigkeit abzusprechen. Gerade wenn man versucht, sich mit feministischen Themen Gehör zu verschaffen, dürfte diese Taktik nur allzu vertraut sein. Weibliche Meinungen als “Hysterie” abzutun führt dazu, dass sich viele nicht mehr trauen, entsprechende Ansichten zu äußern beziehungsweise “gibt es das Recht”, sich mit diesen Ansichten nicht auseinandersetzen und die eigene Haltung nicht hinterfragen zu müssen. Auch in Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt ist Gaslighting oft anzutreffen: Mit Sätzen wie “Ein kleiner Klaps auf den Po wird ja wohl noch erlaubt sein, sieh es doch als Kompliment!” versuchen Täter, ihre Handlungen zu verharmlosen und der betroffenen Person eine Sichtweise und Interpretation der Situation aufzunötigen: “Du kannst einfach nicht richtig beurteilen, ob das, was ich mit dir mache, gut oder schlecht ist, deshalb sage ich dir, wie es sich verhält.” Gaslighting ist also ebenso die Basis für die Aufrechterhaltung einer patriarchalen, auf Sexismus basierenden

Gesellschaftsordnung. Meine persönliche Geschichte – oder zumindest ein Teil davon Ich möchte anhand meiner persönlichen Erfahrungen veranschaulichen, wie Gaslighting in einem extremen Fall aussehen kann – und hoffentlich damit anderen Betroffenen helfen zu verstehen, dass sie nicht allein sind. Die Täterin ist meine Mutter. Auf ihre Gründe (oder das, was ich darüber weiß beziehungsweise erahnen kann) möchte ich nicht im Detail eingehen. Nur so viel: Sie wuchs selbst unter sehr schwierigen Bedingungen auf und hat in ihrer Kindheit und Jugend nie Liebe oder eine enge Bindung an eine Vertrauensperson erfahren. So, wie ich sie erlebt habe, ist sie auch selbst kaum in der Lage, Gefühle und Liebe für andere Menschen zu empfinden, auch nicht für ihre eigenen Kinder. Da sie sich deshalb vermutlich (bewusst oder unbewusst) für eine schlechte Mutter hielt, musste sie eine Welt erschaffen, in der ihre Lieblosigkeit eine Berechtigung hatte. Das ist zumindest meine

persönliche Interpretation der Ereignisse. Meine Mutter konstruierte das Märchen vom „schrecklichen Kind“: Es fing schon an, als ich noch klein war. Sie behauptete mir gegenüber immer wieder, die Erzieher*innen im Kindergarten hätten ihr erzählt, wie merkwürdig ich sei und dass niemand mit mir spielen wolle. (Später fand ich heraus, dass das nicht so war.) Daraufhin begann ich, mich im Kindergarten unwohl zu fühlen und entwickelte Angst vor den anderen Kindern. Schon damals brachte mich meine Mutter das erste Mal zu einer Therapeutin, da mit mir ja „etwas nicht stimmte“. Die Therapeutin fand zwar nichts heraus, aber die Verunsicherung bei mir saß tief. Die Angst wurde zu meinem ständigen Begleiter, auch als ich schon längst in der Schule war. Wenn ich so eigenartig war (und das musste ich ja wohl sein, warum sonst sollte meine Mutter es behaupten?), war es doch wohl mehr als wahrscheinlich, dass sich andere Kinder über mich lustig machen würden. Ich achtete peinlich genau darauf, immer „korrekt“ gekleidet zu sein, alles musste zusammenpassen, ich erlaubte mir

keinerlei „Auffälligkeiten“ – trotz der perfekten Fassade war ich, wann immer mich jemand ansah, überzeugt davon, dass diese Person direkt sehen würde, dass mit mir „etwas nicht stimmte“. Es kam auch vor, dass Gegenstände in unserem Haus kaputt gingen, Gläser zerbrachen, und meine Mutter steif und fest behauptete, sie habe gesehen, wie ich das Glas heruntergeworfen hatte – obwohl ich mich daran überhaupt nicht erinnern konnte. Bis heute bin ich immer in Sorge, wenn irgendwo etwas kaputt geht, dass ich in irgendeiner Weise daran schuld sein könnte. Als ich älter war, sah die Verdrehung der Wahrheit zum Beispiel so aus: Einmal kam ich nachts nach einer Party zur vereinbarten Zeit nach Hause – meine Mutter war noch wach und begann sofort zu schreien, als ich zur Tür hereinkam. Sie behauptete steif und fest, wir hätten eine andere Uhrzeit vereinbart gehabt und machte mir schlimme Vorwürfe, da sie aufgrund meines unverantwortlichen Verhaltens schlimme Ängste habe ausstehen müssen.

Dabei war ich ein fürchterlich angepasster, unrebellischer (und tatsächlich immer pünktlicher) Teenager – um Zusammenstöße dieser Art möglichst zu vermeiden. Aber es war einfach nicht möglich. Egal, wie sehr ich mich bemühte, es „richtig“ zu machen, meine Mutter verdrehte die Wahrheit stets so lange, bis sich herausstellte, dass ich etwas falsch gemacht hatte, dass ich „schuld“ war. Da mir stets die Rolle des Sündenbocks zugeschrieben wurde, glaubte ich auch selbst, an allem schuld zu sein. Ich kann mich gut erinnern, dass ich, wenn meine Eltern stritten, reflexartig zu überlegen begann, was ich falsch gemacht haben könnte. Meine Mutter redete mir zudem ein, man könne mir nicht über den Weg trauen („Ich konnte dich nie allein lassen mit deinen Geschwistern, ich hatte Angst, du tust ihnen was an.“) oder ich sei schuld an diversen psychischen Störungen meiner Geschwister („Kein Wunder, dass es deinen Geschwistern schlecht geht, du treibst ja alle in den Wahnsinn.“). Im

familiären

Umfeld

und

im

Freundeskreis

verbreitete meine Mutter falsche Geschichten über mich – wie schwierig ich sei, wie anstrengend und sie wurde nicht müde, mir zu sagen, wie sehr andere Menschen sie dafür bewunderten, dass sie mit mir „schrecklichem Kind“ überhaupt fertig würde. Durch ein solch fein gesponnenes Lügenkonstrukt, das beim Gaslighting häufig zu finden ist, wird es für Betroffene schwierig bis unmöglich, sich Gehör zu verschaffen (falls man es überhaupt versucht) – die Glaubwürdigkeit wurde ja bereits weitgehend untergraben. Die Verwandten, Freund*innen oder Kolleg*innen „wissen“ bereits, dass die*der Betroffene „schwierig“ ist oder eine psychische Störung hat. (In Therapien werden ja oft Angehörige zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen, wenn das sinnvoll erscheint. Bei der Frage, ob es okay wäre, wenn meine Mutter mal dazukommt, wurde mir jedes Mal schlecht. „Nein, bitte nicht!“ Ich war überzeugt davon, dass meine Mutter selbst entsprechend qualifizierten Personen ohne mit der Wimper zu zucken weisgemacht hätte, dass ich alles nur erfunden habe und ohnehin ein schreckliches Kind sei.)

Die Folgen: Todesangst

Unsicherheit,

Panikattacken,

Irgendwann war ich völlig außerstande, noch einzuschätzen, ob ich etwas falsch gemacht hatte – dadurch wurde jedes Treffen mit anderen Menschen zu einer Qual, und ich war mir anschließend stets sicher, man würde mir die Freundschaft kündigen – aufgrund irgendeines unmöglichen Verhaltens, von dem ich selbst noch nicht mal etwas wusste. Ich hatte auch Angst, man würde mich eines Tages verhaften und eines Verbrechens bezichtigen und ich müsste dann wohl oder übel sagen, „Ja, also, ich weiß davon zwar nichts, aber wenn Sie es sagen, dann wird es sicher so gewesen sein.“ An meinem 18. Geburtstag hatte ich die erste Panikattacke: Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Zittern, trockener Mund, Übelkeit, Atemnot, das volle Programm. Es folgten Jahre – meine gesamte Studienzeit –, die geprägt waren von täglicher Todesangst (aufgrund der mit den Panikattacken einhergehenden schweren körperlichen Symptome), unzähligen Arztbesuchen, dem Gefühl

„verrückt“ zu werden, Flucht aus Seminarräumen, Verkriechen in meinem Zimmer im Wohnheim, Therapieversuchen – also nicht gerade ein unbeschwertes Studentinnenleben. Ich befürchtete sogar, meine Mitbewohner*innen würden Drogen in meinem Zimmer verstecken, dann die Polizei rufen und ich wüsste nicht mal, ob ich nicht vielleicht tatsächlich selbst die Substanzen in meinem Zimmer gelagert hatte. Auf dem Höhepunkt dieser Krisenjahre konnte ich oft nicht mehr unterscheiden, was „innen“ und was „außen“ ist. Ich hörte beispielsweise Bremsen eines Autos quietschen und dachte, es sei meine Lunge, die pfeift, und dass ich gleich sterben würde. Einmal hatte ich rote, warme Flecken auf beiden Knien und dachte, ich hätte eine fürchterliche allergische Reaktion auf irgendetwas – weil ich vergessen hatte, dass ich mich kurz zuvor mit beiden Beinen gegen eine warme Heizung gelehnt hatte. Ich spürte das Haus wackeln und wanken, ich rechnete jederzeit mit Erdrutschen (ich lebte nicht mal in der Nähe eines Hügels), Monsterwellen (nein, ich wohnte nicht am Meer), dem Einschlag eines gigantischen Meteoriten oder

der Entwicklung eines schwarzen Lochs.

alles

verschlingenden

Die Orientierung wiederfinden Aufgrund dieser Symptome und Zustände unternahm ich mehrere Therapieversuche (ambulant, Tagesklinik, einzeln, in Gruppen). Aber da ich bis etwa Mitte 20 überhaupt nicht offen für den Gedanken war, dass meine Eltern irgendetwas damit zu tun haben könnten, brach ich jede Therapie ab, sobald das Gespräch in diese Richtung gelenkt wurde. Es dauerte lange, bis ich ahnte, dass ich von meiner Mutter psychisch missbraucht worden war. Ehrlich gesagt machte es das aber zunächst mal nicht besser. Gaslighting ist so schwer greifbar, dass ich mich überhaupt nicht traute, meine Vermutung irgendjemandem gegenüber auszusprechen – es würde ja ohnehin niemand glauben. Im bereits erwähnten Film “Gaslight” taucht am Ende ein Scotland-Yard-Detective auf, der die flackernden Lichter, welche die Ehefrau sieht,

ebenfalls wahrnimmt – und sie dadurch davon überzeugen kann, dass sie nicht „verrückt“ ist. In meinem Fall waren das meine Geschwister. Lange Zeit hatte ich nicht gewagt, mit ihnen über meine Vermutungen zu sprechen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass sie mir glauben würden. Eines Tages ergab sich dann doch ein solches Gespräch und ich erfuhr, dass sie Ähnliches mit meiner Mutter erlebt hatten. Das war extrem hilfreich und ich war unglaublich erleichtert zu wissen, dass eben nicht alles nur meiner Einbildung entsprungen war. Als ich der Wahrheit somit ein Stück näher gekommen war, dachte ich, es sei eine gute Idee, mit meiner Mutter darüber zu reden. Sie hatte mir sogar von sich aus ein solches Gespräch angeboten und mir versichert, was immer ich zu sagen hätte, würde sie sich gern anhören. Anschließend hatte ich das dumpfe Gefühl, ihr in die Falle gegangen zu sein. Ich erhoffte mir ein vernünftiges, konstruktives Gespräch und bekam stattdessen Vorwürfe und Anschuldigungen zu hören, ich sei selbst schuld an meinem Zustand, sie drehte mir die Worte im Mund um, lachte mich aus

und beschimpfte mich, bis ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste, als zu heulen und zu schreien. Und bestätigte so letztlich das, was sie bestätigt haben wollte: dass mit mir etwas nicht stimmte. Das kam nicht nur einmal vor. Mag von außen betrachtet seltsam erscheinen, dass man es wieder und wieder versucht, aber da ist so eine komische Hoffnung, der*die andere möge zugeben, was geschehen ist, möge sagen, dass man nicht „verrückt“ ist. In den meisten Fällen wird das aber vermutlich nicht geschehen. Gaslighting erkennen – und dann an sich selbst glauben Gaslighting zu erkennen und anderen glaubhaft zu machen, was passiert ist, ist verdammt schwierig. Ich habe oft erlebt, dass mir selbst Menschen, die mir nahestanden, nicht geglaubt haben – was für mich sehr verletzend war. Heute gehe ich anders damit um: Ich muss niemandem beweisen, was passiert ist. Ich weiß es und das genügt mir. Lass dich nicht in die Ecke drängen und dir einreden, es

sei nicht passiert, nur weil dir die Worte fehlen, um es „glaubwürdig genug“ zu beschreiben. Das Wichtigste ist, dass du dir selbst glaubst – und das ist oft schon schwierig genug. Werde hellhörig, wenn jemand dir gegenüber häufig folgende (oder ähnliche) Sätze verwendet (vor allem wenn du ihnen gegenüber Kritik äußerst, sie zur Rede stellen möchtest oder ähnliches): „Du hast so eine lebhafte Fantasie!“ „Mit dir stimmt was nicht.“ „Du warst schon immer sehr schwierig.“ „Musst du immer so empfindlich sein?“ beziehungsweise „Ach, nun sei doch nicht so empfindlich.“ „Reg dich ab, das ist doch nicht so schlimm.“ „Darüber muss man sich nun wirklich nicht aufregen.“ „Du bist so eine Drama Queen.“ „Du bist schuld daran, dass wir immer streiten.“ „Immer machst du aus einer Mücke einen Elefanten.“ „Was sollen meine Freunde denken, wenn du dich so aufführst?“ „Du verhältst dich kindisch.“ „Du übertreibst schon wieder maßlos.“ „Stell dich nicht so an!“ „Du siehst Gespenster.“ „Du bist doch paranoid.“

Vertraue deiner eigenen Wahrnehmung! Wenn du etwas fühlst, dann hat dieses Gefühl seine Berechtigung und niemand hat das Recht, dir etwas anderes einzureden. Erlaube niemandem, ein Urteil über deine Gefühle zu fällen, gestatte keinem Menschen, deine Gefühle abzuwerten oder für falsch zu erklären. Lass dir von niemandem weismachen, es sei deine Schuld, wenn etwas schiefläuft. Lass dir nicht einreden, etwas getan/nicht getan zu haben, wenn du es besser weißt. Deine Realität ist deine Realität und damit hat sie ihre Berechtigung. Erst als ich mich von der Idee befreit hatte, als ich nicht mehr darauf hoffte, von meiner Mutter etwas zu bekommen, was sie mir nie geben würde, geriet mein Leben langsam in geordnetere Bahnen. Was mir dabei auch half, ist Verhaltenstherapie: lernen, der eigenen Wahrnehmung (wieder) zu vertrauen, triggernde Situationen zu identifizieren und mit ihnen besser umzugehen. Mein Fall ist möglicherweise besonders schwerwiegend, da das Gaslighting schon so früh begann, in einer Phase, in der ich noch keinerlei

Eigenständigkeit entwickelt hatte – meine Geschichte stellt eben ein Extrem des Spektrums dar. Gaslighting findet aber auch in vielen Alltagssituationen statt und muss nicht immer so gravierende Folgen haben. Nichtsdestotrotz ist es nie in Ordnung, wenn ein Mensch versucht, einem anderen Menschen dessen Realität abzusprechen oder sie zu verzerren. Dieser Text erschien zuerst auf kleinerdrei.org . Das ist ein Gemeinschaftsblog, das 2013 von Anne Wizorek gegründet wurde. Zehn feste Autor_innen und sieben Kolumnist_innen schreiben hier regelmäßig über alles, was ihnen am Herzen liegt. Daher auch der Name kleinerdrei, der im Netzjargon für ein Herz steht: eben ein 2016-11-05 17:40 Von Nadja www.jetzt.de

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Deutlicher Anstieg seit Jahresbeginn: Asylanträge von Türken mehr als verdoppelt

Fast 4000 Türken haben seit Jahresbeginn in

Fast 4000 Türken haben seit Jahresbeginn in

Deutschland Asyl beantragt. Das sind mehr als doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2015. Doch die Entwicklungen seit dem Putschversuch im Juli seien dafür nicht verantwortlich, betonte das Bundesinnenministerium. Seit Jahresbeginn ist die Zahl von Asylanträgen türkischer Staatsbürger deutlich gestiegen. Zwischen Januar und September seien 3973 Anträge bei den deutschen Behörden gestellt worden, erklärte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Das seien mehr als doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2015. Kein signifikanter Anstieg seit dem Putschversuch

Das Innenministerium bestätigte damit zwar die Zahlen, über die zuerst die "Bild"-Zeitung berichtet hatte. Der Ministeriumssprecher widersprach aber ausdrücklich der Darstellung der Zeitung, wonach vor allem die Folgen des Putschversuchs in der Türkei für den Anstieg verantwortlich seien. Die deutlichen Zuwächse bei den Asylanträgen türkischer Bürger haben demnach nichts mit dem Vorgängen in der Türkei nach dem gescheiterten Putsch im Juli zu tun. Seither habe es keine signifikante Steigerung der Zahlen gegeben, sagte der Sprecher. In der Türkei herrscht seit dem Putschversuch der Ausnahmezustand. Präsident Recep Tayyip Erdogan geht massiv gegen mutmaßliche Unterstützer des Putschversuchs vor. Zehntausende Menschen wurden festgenommen oder aus dem Staatsdienst entlassen. Kritiker werfen ihm vor, unter dem Deckmantel des Vorgehens gegen Putschisten und Terroristen massiv auch gegen alle seine politischen Gegner vorzugehen und dabei die besonderen Machtbefugnisse zu nutzen, die er im Zuge des Ausnahmezustands besitzt.

2016-11-05 17:38 tagesschau.de www.tagesschau.de

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Kunstquartier Oberschöneweide: Angst vor Adam

Im Café Schöneweile sitzt Bryan Adams gerne mal und trinkt entspannt seinen Tee. „Ein ganz ruhiger Typ“, sagt die Frau am Tresen. Oberschöneweide ist weit weg vom Startrubel. Deswegen lud der kanadische Rocksänger auch nur enge Vertraute sowie die beteiligten Baufirmen und Behörden zum Richtfest seiner Atelierhalle am Spreeufer. Nicht mal Bezirksbürgermeister Oliver Igel war dabei.

Der Bau kommt – nach Jahren des Stillstands – jetzt schnell voran. Das neue Gebäude wird ein Mischmasch aus Originalsubstanz von 1910, DDRAnbauten und modernen Ergänzungen sein. Im nächsten Jahr dürften die 14 Ateliers in der ehemaligen Halle des Transformatorenwerks so weit fertiggestellt sein, dass sie an neue Eigentümer übergeben werden können. Den weiteren Innenausbau sollen sie selbst übernehmen. Zwölf von 14 Ateliers stehen zum Verkauf, unter gibt es www.spreehalle.com seit Kurzem ein Exposé. Als Käufer kommen Architekten, Bildhauer, Verleger, Fotografen, Kunsthandwerker und Sammler in Frage. Arrivierte Leute sollten es sein, denn für solche Flächen werden 3000 bis 5000 Euro pro Quadratmeter fällig, selbst in Oberschöneweide, das lange Zeit als „janz weit draußen“ galt, für den internationale Jetset also völlig uninteressant. Junge Künstler haben das ehemalige Industriezentrum von Oberschöneweide schon in den Nuller Jahren für sich entdeckt, die alten Produktionshallen des Elektrokonzerns AEG aus ockergelbem Backstein sind ein wichtiger Arbeits-

und Inspirationsort geworden. Rund 400 Maler, Fotografen, Designer und Bildhauer soll es hierher verschlagen haben. Verdrängt aus der Innenstadt, haben sie sich häuslich eingerichtet, in einer eher tristen Gegend, in der viele arbeitslos sind oder in prekären Verhältnissen leben. Jetzt befürchten sie, wegen steigender Gewerbemieten bald erneut vertrieben zu werden, weiter an den Stadtrand oder raus nach Brandenburg. „Die Künstler in den Spreehöfen wurden komplett gekündigt“, sagt Steffen Blunk vom benachbarten Atelierhaus XTRO. Der Vermieter habe die Kaltmieten von vier auf rund acht Euro erhöht – für die Betroffenen nicht bezahlbar. Die Spreehöfe an der Edisonstraße werden jetzt unter dem Namen „Leuchtenfabrik“ neu vermarktet. Auch spreeabwärts, im alten Funkhaus Nalepastraße, wird aufwendig saniert, für eine zahlungskräftige Klientel. Vielen selbständigen Musikern und Kreativen wurde gekündigt. Der Name Bryan Adams löst bei Steffen Blunk deshalb wenig Begeisterung aus. „Wir halten nichts von dem Hype um große Namen.“ Eigentlich

schade es den ansässigen Künstlern, wenn Stars wie Adams oder Ai Weiwei mit Schöneweide in Verbindung gebracht werden. Das treibe die Mieten weiter nach oben. Im Prinzip hilft gegen Verdrängung nur, die eigenen Mietflächen zu kaufen. Aber dazu fehlt Blunks Künstlerfreunden das Geld. Oft wollen die Eigentümer auch gar nicht verkaufen. Die Hoffnung, Adams würde sich als Mäzen entpuppen und einige Ateliers günstig vermieten, entpuppt sich jetzt als Illusion. Der sauerländische Finanzdienstleister Hoppe ist mit der Vermarktung der Ateliers beauftragt, „zum marktüblichen Preis“, sagt Peter Hoppe. Man verhandele mit Interessenten, darunter auch Bekannten von Adams. Ein größeres Fotostudio plus Atelier werde Adams selbst nutzen. Ursprünglich sollten auch Wohnungen in die Hallen gebaut werden, aber das genehmigte der Bezirk nicht. „Es war zu erwarten, dass es nicht die BryanAdams-Ateliers werden“, sagt Bürgermeister Oliver Igel. Das Künstlerquartier Oberschöneweide könne aber ein Dutzend Hochpreisflächen leicht

verkraften. Für Künster „mit kleinem Geldbeutel“ möchte Igel über das Atelierprogramm des Senats subventionierte Räume anbieten. Das müsse aber von der neuen Koalition noch „politisch vereinbart“ werden. Konkrete Projekte gebe es: Ein ehemaliges Oberstufenzentrum in der Wilhelminenhofstraße sei schon als Atelierfläche eingeplant, „das muss nur noch umgesetzt werden.“ Gespräche gebe es auch mit der Leuchtenfabrik. Die Debatte um Nutzungskonflikte zwischen Gewerbe und Wohnen auf dem ehemaligen Industrieareal betrifft die Künstler nur indirekt. Auf einer Teilfläche sollen neue Wohnungen am Wasser entstehen, wahrscheinlich eher teure. Arme Künstler als Nachbarn dürfte die künftigen Bewohner kaum stören. Anders sieht es mit Clubs aus. Nach dem „Kiki Blofeld“-Intermezzo in der Halle neben Adams’ Besitz ist im Juli auch das zweite Clubprojekt gescheitert. Die Räume des „Weyde3“ auf dem Areal der Spreehöfe werden bereits umgebaut. „Hier wird kein Club mehr einziehen“, sagt ein Mitarbeiter der Hausverwaltung. Viele Anwohner sollen sich über

Lärms beschwert haben. Eine Bestätigung dafür gibt es bislang nicht – der Weyde3-Geschäftsführer Martin Koch hüllt sich in Schweigen. 2016-11-05 17:34 Thomas Loy www.tagesspiegel.de

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Mahnwache mit 650 toten Tieren in der Wiener Innenstadt

Wien - Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat am Samstag in der Wiener Innenstadt eine Mahnwache mit 650 toten Tieren abgehalten.

Hunderte Menschen hielten nach Angaben des VGT eine Stunde lang die tierischen Opfer darunter Katzen und Vögel am Schwarzenbergplatz in den Händen. Mit der Aktion forderte der VGT Tierrechte, hieß es in einer Aussendung. Die Tiere seien aus hygienischen Gründen gekühlt und chemisch behandelt worden. Laut VGT war diese Mahnwache mit 650 Teilnehmern weltweit die größte dieser Art. „Tiere haben einen genauso großen Wunsch nach Leben, wie Menschen, sie haben Gefühle und sind individuelle Persönlichkeiten. Doch nach dem Gesetz werden sie in Österreich als Sachen behandelt, genutzt und, wenn nicht mehr profitabel, einfach weggeschmissen und entsorgt. Wenn Legehühner nicht mehr genügend Eier legen, auch in der Freilandhaltung, tötet man sie und ersetzt sie durch jüngere Tiere“, so der VGT in der Aussendung. Gegen diese „Herabwürdigung der Tiere, gegen diese Respektlosigkeit, ja gegen die gesamte Tierindustrie“ habe sich die Mahnwache gerichtet. „Wir brauchen eine grundlegende Änderung im

Verhältnis zu Tieren. Sie sind keine Sachen und dürfen keinesfalls wie Sachen behandelt werden“, forderte VGT-Obmann Martin Balluch in der Aussendung. (APA) 2016-11-05 17:30 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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0:2 bei Real Sociedad: Atletico verpasste Sprung an Spitze

San Sebastian – Atletico Madrid hat am Samstag den zumindest vorläufigen Sprung an die Tabellenspitze der spanischen FußballMeisterschaft verpasst. Der Champions-LeagueFinalist verlor auswärts gegen Real Sociedad mit 0:2 und liegt damit weiterhin drei Punkte hinter Spitzenreiter Real Madrid, der am Sonntag Nachzügler Leganes empfängt. (APA) 2016-11-05 17:26 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Auto am E-Damm gerät in Brand

Hannover. Der Brand ereignete sich etwa gegen

Hannover. Der Brand ereignete sich etwa gegen

3.30 Uhr. Wie die Polizei am Sonnabend mitteilte, hatte ein Taxifahrer, der stadteinwärts auf dem Engelbosteler Damm unterwegs war, die Flammen an dem geparkten VW bemerkt und die Beamten informiert. Die Polizei hat bislang keine Angaben zur Schadenshöhe gemacht. Brandermittler werden

den Wagen Anfang kommender Woche untersuchen, um die Ursache für das Feuer festzustellen. Zeugen werden gebeten, sich unter der Telfonnummer (05 11) 1 09 55 55 beim Kriminaldauerdienst zu melden. r. 2016-11-05 17:23 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Zu meinem ÄRGER: Probleme mit dem Senderwechsel

Herr Weis, worüber haben Sie sich in den Medien in dieser Woche denn am meisten geärgert? Eigentlich schaue ich mich ja gerne in den sozialen Netzwerken um. Besonders in dieser Woche ist mir Facebook übel aufgestoßen. Frank Buschmann wagt ja bekanntlich etwas Neues, indem er sich in der Unterhaltung RTL verschreibt und nun im Sport zu Sky wechseln wird. Senderwechsel sind völlig legitim, jeder verändert sich beruflich. Trotzdem muss man Worte wie „Verrat“ und Ähnliches lesen. Andererseits wird Buschmann komplette Sport-

Kompetenz abgesprochen, ohne dass dieser seine Arbeit bei Sky begonnen hätte. Nicht nur schade, sondern irgendwo auch ärgerlich. Gab es auch etwas in den Medien in dieser Woche, worüber Sie sich freuen konnten? Grundsätzlich freue ich mich aber jetzt auf die Entwicklungen beim Pay-TV-Sender Sky. Ich bin überzeugt, dass eine starke Pay-TV-Marke der gesamten Fernsehbranche helfen wird. Deshalb begrüße ich auch, dass der Sport-Moderator Jörg Wontorra seine TV-Rente beendet und ab kommenden Sommer zu Sky Sport News HD zurückkehrt, um (vermutlich) einen sonntäglichen Talk zu machen. Klar, der „Doppelpass“ muss sich dann warm anziehen, aber Konkurrenz ist es, die nicht nur belebt, sondern auch wachrüttelt. Ihre Lieblings-Website oder Ihr Lieblings-InternetVideo? Ein Internet-Clip, der sogar in Übersee raufund runtergespielt wird, zu finden via Twitter, mit dem Hashtag #rannfl. Vergangenen Sonntag wollte ein junger „ran“-Reporter ein Interview mit einem NFL-Star führen, das passte einem PR-Manager so gar nicht. Amerikanische Reporter feierten die

Szenen, nicht zuletzt übrigens auch den „ran“Internet-Mann „Icke“. Für den wurde sogar eine Gehaltserhöhung gefordert. Manuel Weis, Chefredakteur Fernsehmagazin quotenmeter.de.

vom

Online-

2016-11-05 17:20 www.tagesspiegel.de

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Leverkusen siegt in Woche der Wahrheit auch gegen Darmstadt

Leverkusen. Mit dem Rückenwind vom 1:0-Coup in der Champions League bei Tottenham Hotspur drei Tage zuvor in London setzten die Rheinländer beim verdienten und letztlich zu knappen 3:2 (1:0) gegen den SV Darmstadt ihre Aufholjagd in der Liga fort. Hakan Calhanoglu (32.), Julian Brandt (57.) und Charles Aranguiz (69.) sorgten bei Gegentreffern von Mirko-Antonio Colak (47.) und Mario Vrancic (85.) dafür, dass Bayer wieder dicht an die Europapokalplätze heranrückte. Darmstadt, das in

dieser Saison auswärts weiter ohne Punkt ist, rutschte dagegen nach der dritten Pflichtspielpleite in Folge auf Rang 15 ab. Die Gäste kassierten zudem ihre fünfte Auswärtsniederlage in Folge und stellten damit einen negativen Vereinsrekord ein. Vor 28.941 Zuschauern in der ausverkauften BayArena biss sich Bayer an der gut gestaffelten Gästeabwehr eine gute halbe Stunde lang die Zähne aus. Ob über außen oder durch die Mitte, die Kombinationen der Gastgeber waren zunächst nicht zielführend. In der 26. Minute war dann 98-

Torwart Michael Esser zur Stelle, nachdem BayerTorjäger Javier "Chicharito" Hernandez von Brandt glänzend in Szene gesetzt worden war. Sechs Minuten später fasste sich Calhanoglu ein Herz und ließ Esser mit einem strammen Schuss vom Strafraumeck in den Winkel keine Chance. In der Folgezeit schnürte Bayer die Gäste an deren Sechszehner förmlich ein, verpasste aber durch Chicharito und den erst 17 Jahre alten Kai Havertz weitere Treffer. Darmstadt tauchte höchstens mal sporadisch vor dem Leverkusener Tor auf, gefährlich wurde es für Nationaltorwart Bernd Leno aber zu keinem Zeitpunkt. Im zweiten Durchgang gab es für das Team von Trainer Roger Schmidt, der nach Ablauf seiner Sperre wieder auf der Bank saß, zunächst mal einen kalte Dusche, als Colak zwei Minuten nach seiner Auswechslung der Ausgleich für Darmstadt glückte. Anschließend nahm Bayer aber wieder die Zügel in die Hand und ging durch den ersten Saisontreffer von Nationalspieler Brandt, der nach Vorarbeit von Julian Baumgartlinger per Kopf zur Stelle war, wieder in Front.

Auch ohne den angeschlagenen Wembley-Helden Kevin Kampl und den gesperrten Kevin Volland sowie einige weitere verletzten Stammkräfte hatte Bayer dann die biederen Darmstädter gut im Griff. Nachdem Chicharito in der 63. Minute ein Treffer wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung verwehrt wurde, sorgte Aranguiz wenig später mit seinem ersten Saisontor für die endgültige Entscheidung. Beste Leverkusener waren die Torschützen Calhanoglu und Brandt, bei den Lilien gefiel mit Abstrichen lediglich Jerome Gondorf. © 2016 SID 2016-11-05 17:19 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Pistenrowdy verletzte Skifahrer in Hintertux und flüchtete

Hintertux - Am Hintertuxer Gletscher auf der roten Piste Nr. 3 kam es am Samstag gegen 11 Uhr zu einer heftigen Kollision zwischen zwei Skifahrern.

Dabei erlitt ein 34-jähriger Deutscher einen Schlüsselbeinbruch. Der andere Wintersportler, der ihn laut dem Unfallopfer seitlich gerammt hatte, flüchtete ohne anzuhalten. (TT.com) 2016-11-05 17:19 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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US-Präsidentschaftswahl: Die Wählerschaft in den USA wird bunter

„Das weiße christliche Amerika stirbt“, lautete im Sommer die Überschrift eines Berichts der

„Washington Post“. Tatsächlich lässt die demografische Diversifizierung Minderheiten wichtiger werden und relativiert die lange unangefochtene Vormachtstellung der weißen Christen. Nach einer Schätzung des USStatistikamtes werden die Weißen in weniger als 30 Jahren nicht mehr die ethnische Mehrheit in den USA stellen. Das hat schon jetzt Folgen. Vor allem bei Wahlen. In den Jahren 2008 und 2012 siegte Barack Obama nicht zuletzt deshalb, weil er eine Koalition aus afro-amerikanischen und hispanischen Wählern, aus jungen Leuten und Wählern mit Hochschulbildung schmieden konnte.

Das reichte, um als erster Schwarzer zum USPräsidenten gewählt zu werden. Trotz der mehrheitlichen Unterstützung weißer Wähler für die Republikaner. Vor vier Jahren vereinigte Obamas Herausforderer Mitt Romney die Stimmen von knapp 55 Millionen weißen Wählern auf sich – Obama kam hingegen lediglich auf 36 Millionen weiße Wählerstimmen und gewann am Ende trotzdem mit einem landesweiten Vorsprung von fünf Millionen Stimmen. Bei der Wahl am kommenden Dienstag steht Hillary Clinton vor der Aufgabe, die sogenannte ObamaKoalition für sich zu nutzen, während Donald Trump das weiße Amerika zum Sieg führen will. Fast 90 Prozent der Afro-Amerikaner und 75 Prozent der Hispanier wollen laut Umfragen für Clinton stimmen. Das garantiert der ehemaligen Außenministerin allerdings keineswegs den Sieg, denn die jüngsten Erhebungen legen nahe: Viele Mitglieder dieser Wählergruppen könnten am Wahltag frustriert zu Hause bleiben. Der generelle Trend ist klar: Der Einfluss der weißen Amerikaner auf die

Wahlergebnisse lässt nach. Robert Jones, Gründer des überparteilichen Instituts PRRI in Washington, rechnete in der „Washington Post“ vor, wie schnell diese Entwicklung voranschreitet. Nach seinen Angaben stellen weiße Christen heute 67 Prozent aller Amerikaner im Alter von 65 Jahren und darüber – doch bei den 18- bis 29-Jährigen ist ihr Anteil auf ein Drittel zurückgegangen: Immer mehr junge Amerikaner lehnen die Zuordnung zu einer organisierten Religion ab. Gleichzeitig sinkt der Bevölkerungsanteil der Weißen insgesamt. In der Gruppe der Unter-18Jährigen werden sie schon innerhalb der Amtszeit des neuen Präsidenten in den kommenden Jahren unter die 50-Prozent-Marke rutschen. Das liegt vor allem an den hohen Einwanderungs- und Geburtenraten der Hispanier. Die insgesamt 57 Millionen Hispanier stellen in einigen wahlentscheidenden Bundesstaaten inzwischen große Bevölkerungsblöcke, die von der Politik nicht ignoriert werden können: In New

Mexico ist fast jeder zweite Bewohner hispanisch, in Kalifornien liegt der Anteil inzwischen bei rund 39 Prozent. Viele konservative weiße Christen – die Hauptanhängerschaft von Kandidat Trump – haben Angst, sozial abgehängt zu werden. PRRIForschungsdirektor Daniel Cox sagte dem Tagesspiegel, Entwicklungen wie die breite gesellschaftliche Unterstützung für die Homo-Ehe und die rückläufige Zahl der Kirchenbesucher weckten bei konservativen Christen die Angst, „kulturell vertrieben“ zu werden. Diese Menschen sorgten sich, „dass die Werte, die ihnen am Herzen liegen, nicht mehr die Werte der meisten Amerikaner sind“. Nicht nur die Weißen sind auf dem Rückzug, auch die weniger Gebildeten, ein wichtiger Teil der Trump-Anhängerschaft. Anfang der 1990er hatte nur jeder zweite US-Wähler einen Hochschulabschluss – heute sind es zwei Drittel. Dennoch hat Trump durchaus realistische Chancen auf einen Wahlsieg – trotz all der demografischen

Faktoren und trotz seiner Unfähigkeit, seine Wählerbasis zu verbreitern und mehr Menschen anzusprechen als nur die weiße Mittelschicht. Das liegt vor allem an etwas, das in US-Medien als das Phänomen der fehlenden Wähler bezeichnet wird. So basierte Obamas Sieg vor vier Jahren auch auf der Wahlenthaltung vieler Weißer: Rund 47 Millionen von ihnen blieben damals zu Hause. Sollte es Trump gelingen, auch nur zehn Prozent der weißen Wahlverweigerer an die Urnen zu bringen, hätte er die Wirkung der „ObamaKoalition“ außer Kraft gesetzt. Das weiße christliche Amerika mag vor einem langen Siechtum stehen – aber politisch tot ist es noch lange nicht. 2016-11-05 17:17 Thomas Seibert www.tagesspiegel.de

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Pedelec: Radeln und dabei den Akku laden

Ein Wiener Start-up namens Vello sammelt derzeit auf der

Crowdfunding-Plattform Kickstarter erfolgreich Geld für das erste selbstladende elektrisch betriebene Faltrad der Welt. Mehr als eine Viertelmillion Euro haben die Österreicher zusammengetragen ursprünglich angestrebte Summe von



die

80.000 Euro ist somit bereits verdreifacht. Die Technik des als sehr kompakt und sehr leicht beschriebenen Faltrades scheint also zu überzeugen. Selbstladend klingt nach Perpetuum Mobile. Doch

ganz so hochtrabend ist die Technik dann doch nicht. Das Bike+ genannte Fahrrad verfügt über ein Energierückgewinnungssystem (Kinetic Energy Recovery System, kurz Kers), das in der Autoindustrie schon in einigen Varianten eingesetzt wird. Hier wird Bewegungsund Bremsenergie elektrischen Strom umgewandelt, der dann,

in

gespeichert in einer Batterie, zum Vortrieb genutzt werden kann. Die Vello-Entwickler elektrischen

haben

alles

für

den

Antrieb Notwendige in eine Radnabeneinheit im Hinterrad komprimiert. Neben dem 250 Watt starken Elektromotor stecken außerdem die 160-Wh-Batterie sowie

hier

die Regelelektronik. Dieser von der italienischen Firma Zehus entwickelte und vor zwei Jahren zur Serienreife gebrachte Antrieb ist nicht nur besonders kompakt, sondern wiegt mit knapp über drei Kilogramm auch besonders wenig. Während klassische Pedelecs meist mehr als 20 Kilogramm schwer sind, soll das Bike+ in der leichtesten Variante lediglich elf Kilogramm auf die Waage bringen. Allerdings sind angesichts der sehr kompakten Technik keine Reichweitenrekorde zu brechen. Im sogenannten Turbo-Modus, der eine maximale Unterstützung bis 25 km/h durch den E-Antrieb gewährleistet, soll das Bike+ Reichweiten von 30 bis 50 Kilometer ermöglichen. Das reicht für den Einsatz als

Klapprad, das vor allem als Ergänzung fürs multimodale Pendeln gedacht ist, aber sicherlich aus. Wer auf elektrische Unterstützung verzichtet, soll das Fahrrad aber auch ganz normal und dabei deutlich müheloser als herkömmliche Pedelecs fahren können. Zudem gibt es einen Auflade-Fahrmodus, der laut Vello sogar ein vollständiges Laden der Batterie allein während der Fahrt ermöglichen könnte. In der Praxis wird das selten der Fall sein, denn eigentlich kann man die Rekuperation nur bei Bergabfahrten sinnvoll nutzen. Dennoch wird man dank der Kers-Technik im Alltag die Batterie des Vello Bike+ letztlich seltener ans

Ladegerät anschließen müssen, während der Fahrt geladen wird.

weil

auch

Zu den weiteren gehören kleine, im

des

Bike+

Besonderheiten

Rahmen integrierte LED-Leuchten, mit denen das Klapprad über eine entsprechend festinstallierte und zugleich sehr Lichtanlage verfügt. Zudem kann man ein Smartphone per Bluetooth Antriebseinheit verbinden und mithilfe

dezente

mit

der

einer App das Handy als Bordcomputeranzeige nutzen, um sich über die jeweils aktuelle Geschwindigkeit oder die elektrische Reichweite zu informieren. Noch bis zum Montag kann man auf Kickstarter das Projekt finanziell unterstützen und sich damit ein Bike+ zum Vorzugspreis sichern. 2.600

Euro soll zum offiziellen Marktstart im Frühjahr 2017 die Basisversion kosten, auf Kickstarter kann man sich dieses derzeit noch für 1.600 Euro reservieren. Es gibt auch eine Highend-Version Titaniumrahmen, Scheibenbremse und

mit

Carbon-Riemenantrieb. Sie ist derzeit für rund 3.000 Euro zu haben und soll später dann fast 4.000 Euro kosten. 2016-11-05 17:16 ZEIT ONLINE www.zeit.de

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WWF- und Lichtblick-Sprecher fahren mit dem E-Motorrad nach Marrakesch

Morgens um 8.30 Uhr vor dem Kanzleramt. Das Gefährt sieht aus wie ein Motorrad. Aber es hat ein paar Besonderheiten, zum Beispiel hat es keinen Tank und keinen Auspuff und auch keine

Kupplung. Dafür soll das Zweirad in 3,5 Sekunden von Null auf 100 Stundenkilometer beschleunigen können. Am zweiten Tag schreibt Jörn Ehlers , Pressesprecher der Umweltstiftung WWF , dazu: "So richtig getraut habe ich mich noch nicht. " Er habe "20 Jahre nicht mehr auf dem Bock gesessen", hatte er am Donnerstagmorgen berichtet. Vor dem Kanzleramt sollte die Reise von Ehlers und seinem Sprecherkollegen des Ökostromanbieters Lichtblick , Frank Krippner, beginnen. Für die Kameras sind sie noch ein paar Runden um den Block gekurvt - und dann sind sie Richtung Süden abgebogen. 4000 Kilometer wollen Ehlers und Krippner in etwa

zwei Wochen zurücklegen. Das Ziel ist der Weltklimagipfel in Marrakesch. Vor fünf Wochen hatten sie die Idee, berichten sie vor der Abreise. Ehlers fährt, Krippner fährt mit. Sie haben zwei Elektro-Motorräder zur Verfügung, denn die Reichweite einer Batteriefüllung bringt sie - je nach Gelände - etwa 200 Kilometer weit. "Unterwegs wollen wir so oft wie möglich Ökostrom tanken", sagte Krippner vor der Abfahrt. Und zumindest an den ersten beiden Tagen hat das auch geklappt. In Feldheim, ihrer zweiten Station nach einem kleinen Gruselausflug ins Braunkohlenrevier Jänschwalde, haben sie ihre Maschine aufgetankt, während sie mit dem Bürgermeister und anderen Akteuren der energieautarken Gemeinde in Brandenburg gesprochen haben. Feldheim hat sich komplett selbstständig gemacht. Das Dort, ein Ortsteil von Treuenbrietzen im Süden Brandenburgs, hat sein Strom- und sein Gasnetz gekauft, um von Eon unabhängig zu werden. Die Energie liefern ein Windpark, eine Solaranlage, eine Biogasanlage und die Systemstabilität garantieren ein Batteriespeicher und eine Holzhackschnitzelanlage zur Wärmeversorgung.

Feldheims Energieautarkie ist ein Mitmachprojekt der ganzen Gemeinde, berichtet Krippner aus dem Gespräch mit den Akteuren. Und deshalb sind die meisten damit auch sehr zufrieden. Übernachtet haben die Marakesch-Fahrer dann in Erfurt. Am Folgetag ging die Reise nach Ludwigsburg. Und da trauten Ehlers und Krippner zum Aufladen des E-Motorrads den öffentlichen Ladesäulen nicht so recht. Sie gehören den Stadtwerken Ludwigsburg - "Das ist ja erst mal gut", sagt Krippner - aber ob da nur Ökostrom rausfließt, darüber waren sie sich nicht so ganz im Klaren. Also haben sie "einen Lichtblick-Kunden um Hilfe gebeten". Die Besitzer eines Tonstudios in Ludwigsburg, die gerade eine Musikaufnahme mit zwei Konzertflügeln abgeschlossen hatten, luden die beiden Marrakesch-Fahrer zu sich ein - und zwar direkt ins Tonstudio. "Dort haben wir dann getankt. Das war großartig", schwärmt Krippner. Die Ladeinfrastruktur immer noch ein Problem, sagt Krippner. Bundesweg gebe es etwa 5600 Ladesäulen, in Ludwigsburg seien es etwa 20. Aber selbst wenn sie gewollt hätten, ihr Elektro-

Motorrad hätten sie dort nicht aufladen können. "Wir hätten einen Adapter gebraucht. Es gab nur die Stecker für Elektroautos", berichtet Krippner. Weniger großartig findet Ehlers die Kälte. Sie sind in Berlin bei zwei Grad gestartet. In den Mittelgebirgen war es nicht wärmer. Und richtig Sorgen macht sich Ehlers, wenn er an die Pyrenäen denkt. Zur Not fahren sie dann eben eine Etappe mit dem Begleitfahrzeug, in dem auch das zweite Motorrad transportiert wird. "Aber wir hoffen, dass es weiter im Süden sonniger und wärmer wird", sagte er hoffnungsfroh, bevor er auf das Motorrad stieg. Am Samstag wollten sie einen weiteren EnergieDinosaurier besuchen, nämlich das uralte Atomkraftwerk Fessenheim im Elsass an der deutsch-französischen Grenze. Der Tagesspiegel begleitet die beiden MarrakeschFahrer in seiner Online-Ausgabe und fragt regelmäßig nach, was Jörn Ehlers und Frank Krippner unterwegs gesehen haben - und wie die Reise auf dem Elektro-Motorrad voran geht. Sie

finden die Texte auf den Themenseiten: E-Mobilität und Klimagipfel. 2016-11-05 17:16 Dagmar Dehmer www.tagesspiegel.de

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Schule des Kriegs: Für die Kinder Mossuls ist der IS-Terror Alltag

Von Michael Georgy/Reuters Mossul – Während die irakischen Truppen sich ein paar Straßen weiter langsam vorkämpfen, wickeln andere Soldaten im Mossuler Viertel Intisar einen

verletzten, blutenden Kameraden in eine Decke, heben ihn aus seinem Humvee und rasen mit ihm weg ins Lazarett. Heftige Schusswechsel und Mörsereinschläge erschüttern den Bezirk, den die Truppen von der Extremistenmiliz IS (Daesh) zurückerobern wollen. Seit einigen Tagen rücken die Soldaten in der Großstadt vor, inzwischen haben sie einige Viertel im Osten eingenommen. Es ist nur ein Bruchteil des Stadtgebiets, doch die zurückeroberten Gebiete dienen dem Militär als Sprungbrett für weitere Vorstöße. Bei einem der ersten Besuche in der Stadt, die der IS seit über zwei Jahren unter seiner Kontrolle hatte, verschaffen sich ReutersJournalisten ein Bild vom Ausmaß der Schlacht um Mossul. Größte Bodenoffenisve seit 2003 In den Straßen von Intisar ist der Donner der Explosionen zu hören. Ein Stück weiter steigt schwarzer Rauch auf. Viele Gebäude sind mit Ruß bedeckt. In ein Haus hat ein Geschoß ein großes Loch gerissen. „Die größte Gefahr für uns sind die

Fahrzeuge mit Bomben darin - Lastwagen und Autos“, sagt General Mustafa Sabah Junis. „Sie verstecken sich damit in Gassen und greifen uns dann an.“ Drei Viertel von Intisar seien inzwischen in der Hand irakischer Truppen. „Wir kommen voran und finden Leichen von IS-Kämpfern“, sagt ein anderer Soldat, der über Funk mit seinen Kameraden Kontakt hält. Ein wenig entfernt liegt ein umgestürztes weißes Auto. Es sei von einem verhinderten Selbstmordattentäter gefahren worden, berichten die Soldaten. Daneben liegen eine Leiche und zwei mutmaßlich selbstgebaute Sprengsätze, aus denen Drähte ragen. Über einigen der Armee-Fahrzeuge weht die irakische Nationalflagge, über anderen flattert das grüne Banner der Schiitenmilizen und Bilder des verehrten schiitischen Imams Ali - religiöse Symbole, die die weitgehend sunnitische Bevölkerung Mossuls provozieren könnten. Die Schlacht um die Stadt ist die größte Bodenoffensive im Irak seit der US-geführten Invasion 2003. Mit ihr dürfte sich auch das Schicksal des sogenannten Islamischen Kalifates entscheiden, das IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi 2014 hier ausgerufen hatte.

„Eine Kugel und noch eine Kugel ergibt zwei Kugeln“ In den menschenleeren, mit Abfällen übersäten Straßen stehen schmutzige Wasserlacken. In einem Haus sind noch die Überreste einer Mahlzeit verstreut in Styroporschalen zu sehen. Matratzen liegen auf dem Boden, als ob der feuchte und übel riechende Raum erst kürzlich von jemandem in Beschlag genommen wurde. Ein Soldat schwenkt ein langes, gerades Schwert, das er nach eigenen Worten in einem der Häuser gefunden hat. Ein Stück weiter vollführen Kameraden von ihm neben der Leiche eines IS-Kämpfers einen Freudentanz. Nicht weit entfernt im Dorf Shehrezad am Rande Mossuls reagieren die Kinder kaum noch auf die Kämpfe und die ohrenbetäubenden Explosionen. Nach zwei Jahren unter der Herrschaft des IS sind sie abgestumpft. Ein sechs Jahre altes Mädchen sitzt auf einer irakischen Waffenkiste und erzählt, wie der Konflikt und die radikale Ideologie der sunnitischen Extremisten ihr Leben prägten. Weil die Jihadisten die Schulen geschlossen hatten, musste sie sich einer Schulbildung unterwerfen,

wie sie sich der IS vorstellt. „Sie haben mir in ihren Schulen beigebracht, dass eine Kugel plus noch eine Kugel zwei Kugeln ergibt“, sagt Anwar ohne auch nur zu zucken, als kurz vor ihren Worten eine Autobombe detoniert. „Sie haben mir auch beigebracht, dass ein Gewehr plus ein Gewehr zwei Gewehre ergibt.“ „Wir sind Explosionen in Mossul gewohnt“ Etwas entfernt tanzt eine Gruppe von Soldaten und feiert mit Musik ihre militärischen Erfolge. Etliche Humvees, amerikanische Militärgeländewagen, stehen auf der Straße. In der Nähe feuert ein Panzer auf IS-Stellungen in einem etwa gut einen Kilometer entfernten Dorf. Als die Armee Shehrezad diese Woche erreichte, seien ISKämpfer in die Häuser eingedrungen und hätten aus den Gärten Mörsergranaten auf die vorrückenden Truppen abgeschossen, berichten mehrere Bewohner. So hätten sie versucht, die Soldaten zum Beschuss der Zivilisten zu verleiten. Saleh Jassin wohnt in Shehrezad und erklärt, wie schwierig es war, Kinder im Schatten des IS

aufzuziehen. Eines der größten Probleme sei es gewesen, seine Kinder zu überreden, das Wort „Daesh“ nicht auszusprechen. Es ist die abfällige arabische Abkürzung der offiziellen Bezeichnung des IS. „Wir haben ein Jahr lang versucht, sie zu überzeugen, das Wort Daesh nicht in den Mund zu nehmen“, berichtet Jassin. „Wir wussten, dass wir weggebracht würden, ins Gefängnis geworfen und ausgepeitscht.“ Nur wenige Momente später ist eine weitere Detonation in der Nachbarschaft zu hören. Auch Jassins Kinder zeigen keine Reaktion. „Wir sind Explosionen in Mossul gewohnt“, sagt sein Sohn Karim, der etwa elf Jahre zu sein scheint. Jassin selbst kann sich nur an einen positiven Aspekt des Lebens unter dem IS erinnern. „Es gab absolut kein Verbrechen“, sagt er. „Man konnte das Auto mit angeschaltetem Motor in jeder beliebigen Straße stehen lassen: Jeder weiß, dass Daesh Dieben die Hand abhackt.“ 2016-11-05 17:16 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Urteil: Kanadischer Geheimdienst hat illegal Metadaten analysiert

Mit seiner umfangreichen, heimlich eingeführten Vorratsdatenspeicherung hat der kanadische Geheimdienst CSIS zehn Jahre lang seine gesetzlichen Befugnisse deutlich überzogen, hat das zuständige Gericht in Ottawa entschieden. Ein neues Urteil verschärft die Frage, inwieweit sich Geheimdienste in westlichen Demokratien zeitnah und angemessen rechtsstaatlich kontrollieren lassen. Der kanadische Federal Court, der in etwa mit dem Bundesgerichtshof vergleichbar ist, hat

dem Canadian Security Intelligence Service (CSIS) bescheinigt, zehn Jahre lang rechtswidrig ein umfassendes Programm zur Vorratsdatenspeicherung betrieben zu haben. Dabei habe der Inlandsgeheimdienst nicht nur der Öffentlichkeit das Ausmaß der Überwachung verschwiegen, sondern auch die Richter hinters Licht geführt. Der CSIS habe erneut "gegen die Aufrichtigkeitspflicht verstoßen", die er dem Gericht schulde, umschreibt Simon Noël, Vorsitzender Richter des Federal Courts, in seiner Schlussfolgerung das Vergehen der Agenten noch halbwegs diplomatisch. In den vorherigen Ausführungen beklagt er , das Tribunal habe an vier Tagen mit der kompletten Richterbank Zeugen befragt und fünf eidesstattliche Erklärungen verlangen müssen, bis die Wahrheit über die Maßnahme ans Licht gekommen sei. Noël betont weiter, dass die Spionagebehörde "ihre einzigartige Position nicht missbrauchen darf". Im Kern der am Donnerstag teils geschwärzt veröffentlichten Entscheidung vom Oktober geht es

um das Operational Data Analysis Centre (ODAC) des CSIS, das die begehrten Verbindungs- und Standortdaten kanadischer Telekommunikationsnutzer unbegrenzt gesammelt und durchforstet haben soll. Dadurch "sind spezifische intime Details über das Leben und die Umgebung der Personen offenbar geworden", die ins Visier des Geheimdienstes geraten seien, schreibt das Gericht. "Das Programm eignet sich dazu, Verbindungen zwischen verschiedenen Quellen und enormen Datenmengen zu ziehen, was ein Mensch niemals schaffen würde". Dazu kam laut dem Urteil, dass der CSIS auch damit "verknüpfte Daten" sammelte, also Informationen etwa über Kontaktpersonen und andere Dritte, die nicht direkt beschattet werden sollten. Laut den einschlägigen kanadischen gesetzlichen Bestimmungen darf die Behörde aber Daten nur "in dem strikt erforderlichen Ausmaß sammeln". Selbst mit gutem Willen konnte das Gericht die erfolgte Vorratsdatenspeicherung nicht für vereinbar mit dieser Vorgabe erklären, sodass es den offenen Rechtsbruch des gesamten Programms konstatierte.

CSIS-Direktor Michel Coulombe Bild: CSIS Zutage kam auch, dass der Dienst ohne gerichtliche Anordnung Steuerbescheide kanadischer Bürger erhält und durchleuchtet. Die Richter konnten sich trotzdem nicht dazu durchringen, den CSIS anzuweisen, die rechtswidrig gehorteten Datenhalden umgehend zu löschen. Die ODAC-Aktivitäten hätten zumindest einige "nützliche Aufklärungsinformationen" geliefert, heißt es in dem Beschluss. Der Federal Court sieht daher nun den Gesetzgeber gefordert, nach einer gründlichen öffentlichen Debatte über das weitere Vorgehen und eine eventuell nötige weitere Reform der Geheimdienstbefugnisse zu entscheiden. Diese waren erst im vorigen Jahr im Rahmen neuer Anti-Terror-Gesetze deutlich ausgeweitet worden. CSIS-Chef Michel Coulombe teilte mit , dass die Behörde den Zugang zu den Analysemöglichkeiten für die elektronischen Nutzerspuren gesperrt habe und das System "gründlich prüfe". Dabei betonte er,

dass es nicht illegal sei, die Daten zu sammeln, sondern nur, sie aufzubewahren und weiter zu verarbeiten. Weiter ließ Coulombe durchblicken, dass zumindest alle vier für die "öffentliche Sicherheit" zuständigen Minister seit 2006 über das Programm aufgeklärt worden seien. Der Datenschutzexperte David Fraser kritisierte , dass die eigenen Rechtsberater des CSIS offenbar "den bestmöglichen Spin" aus dem Gesetz herausgedreht und dieses sehr weit interpretiert hätten. Dabei sei die Rechtsbasis "bis zu einem Punkt gedehnt worden, an dem sie fast zerbrach". Mitglieder des hiesigen NSAUntersuchungsauschusses haben den Bundesnachrichtendienst (BND) mehrfach ebenfalls beschuldigt, den gesetzlichen Rahmen mit fadenscheinigen Theorien überzogen zu haben. Mittlerweile hat der Gesetzgeber die umstrittenen Praktiken weitgehend legalisiert. Jüngst hatte auch ein britisches Gericht die heimliche Vorratsdatenspeicherung von MI5, MI6 und GCHQ für illegal erklärt. ( acb ) 2016-11-05 17:16 Stefan Krempl www.heise.de

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Yelp-Hit: Wer ist der Texaner hinter der Berghain-Kritik?

Es war einmal ein Berlin-Urlauber aus Texas, der zufällig im Club Berghain landete und die schlimmste Nacht seines Lebens erlebte. Trommelfellzerfetzende Musik, Drogen, nackte Männer und vor allem viel Sex - und zwar von der Sorte, die wohl eher nicht im texanischen Aufklärungsunterricht erläutert wird. "Ich kann ja viel ab, aber dieser Laden war echt übertrieben. Dort werde ich nie wieder hingehen. Nie wieder", schreibt er auf dem Bewertungsportal Yelp (der

Beitrag ist mittlerweile gelöscht). Über seine detailreichen, etwas naiv formulierten Beobachtungen lacht derzeit das halbe Internet. Klingt nach dem perfekten viralen Märchen? Ist es vielleicht auch. Denn die Online-Rezension versammelt so ziemlich alles, was an BerghainKlischees außerhalb der dicken Mauern kursiert. Dresscode: Schwarz. Handy: Bloß in die Tasche damit. Türsteher: Furchteinflößend. Stimmung: Wie in einem psychedelischen (Alp-)Traum. "Und ich sage mir selbst, vielleicht bin ich im falschen Teil des Clubs? Vielleicht ist das der schwule Teil? Nein. Der ganze Club ist der schwule Teil! ", schreibt Kyle W., der laut seinem Yelp-Profil aus San Antonio stammt. Der Bericht aus dem Friedrichshainer Club endet mit einer Beschreibung seiner panikartigen Flucht. Queeres Party-Berlin vergrault scheinbar stockkonservativen, homophoben Touristen. Technotempel versus Texas, eins zu null. Vielleicht ist Kyle W., der auf Yelp sonst vor allem schmierige Stripclub-Rezensionen verfasst, wirklich

ungewollt in seine "15 Minutes of Fame" gestolpert. Wenn da nicht die Klischees wären. Und vor allem: Wenn da nicht das Profilbild wäre, das Adam Barker zeigt - den wegen Besitzes von Kinderpornografie verurteilten Sohn des britischen Schauspielers Ronnie Barker. Ganz schön merkwürdig. Oder einfach nur gefaked. Und vielleicht sowieso zu traurig-lustig, um wahr zu sein. 2016-11-05 17:12 Angie Pohlers www.tagesspiegel.de

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ManCity im Heimspiel gegen Middlesbrough nur 1:1

Manchester – Manchester City hat am Samstag in

Manchester – Manchester City hat am Samstag in der englischen Fußball-Premier-League im Heimspiel gegen Middlesbrough nur ein 1:1 erreicht. Stürmerstar Sergio Aguero brachte die Gastgeber in der 43. Minute in Führung, Marten de Roon glückte in der 91. Minute der Ausgleich für den Aufsteiger. Davor hatte sich „Boro“-Goalie Victor Valdes, der mit City-Coach Josep Guardiola einst große Erfolge beim FC Barcelona gefeiert hatte, bei einigen Chancen der Hausherren ausgezeichnet. Durch den überraschenden Punkteverlust könnten die in der Tabelle noch führenden „Citizens“ noch am Samstag von Chelsea beziehungsweise am Sonntag von Arsenal und Liverpool überholt werden. (APA) 2016-11-05 17:06 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Mensch und Hund: Kind oder Hund? Für die Erziehung fast egal

Die Idee, unseren Redaktionshund Tico mit zum

Interview zu bringen, findet Deutschlands populärster Hundetrainer Martin Rütter längst nicht so toll wie die Kollegen. Und als das Tier dann auch noch zum Fotomotiv werden soll, aber immer in die falsche Richtung schaut, zeigt sich Deutschlands Hundeerzieher Nr. 1 genervt. „Wissen Sie, warum?“, fragt er später. „Weil der Hund gar nicht wusste, was los ist und was man von ihm will.“ Dass Tico die Fotosession ohne Gebell ertragen hat, nahm ihn für den Hund ein. Für Pudel habe er ohnehin eine Schwäche. Und nun zu den Fragen: Hunde in der Stadt, Herr Rütter, ist das nicht an sich schon falsch? Gar nicht. Hunde sind die

anpassungsfähigsten Tiere überhaupt, die kommen überall klar. Es ist auch Quatsch zu sagen, einen Hund kaufe ich erst, wenn ich ein Haus und einen Garten habe. Inuit haben Hunde, Großstädter haben Hunde. Das geht alles – wenn der Hund es so kennen gelernt hat. Am wichtigsten ist ihm ohnehin die Nähe zur Familie. Aber: einen Hund, der acht Jahre auf dem Bauernhof gelebt hat, plötzlich in die Stadt zu verfrachten, ist nicht in Ordnung. Aber in der Stadt ist wenig Platz zum Herumrennen. Jeder Hundehalter kennt Grünflächen, auf denen sich der Hund austoben kann. In Berlin werden Hundehalter oft schon schief angeguckt, wenn sie mit ihrem angeleinten Tier auf dem Bürgersteig laufen. Es ist immer und überall eine Frage der gegenseitigen Toleranz. Wenn ich einen Hund in der Stadt halte, habe ich als Halter die Verantwortung dafür, dass der Hund gesellschaftsfähig ist. Außerdem muss ich tolerant sein gegenüber denjenigen, die keine Hunde mögen. Umgekehrt erwarte ich aber von Menschen ohne vierbeinigen Begleiter, dass sie die Hunde

anderer Menschen tolerieren. Das funktioniert hier aber oft nicht. Ja, ich habe schon mitgekriegt, dass sich in Berlin in der Hundefrage eine Eigendynamik entwickelt hat. In Köln, wo ich lebe, aber auch in anderen Städten regt sich niemand so über Hunde auf wie in Berlin. Keine Ahnung, woher diese Aggression kommt. Vielleicht sind die Berliner Hunde schlechter erzogen als anderswo. Ach Unsinn. Warum sollte das so sein? Vielleicht, weil in Berlin alles ein bisschen egaler ist als anderswo. Aber es ist ja gerade nicht egal hier. Dabei wäre es ganz einfach. Zum Beispiel Hundehaufen. In Wien gab es vor Jahren eine Aktion, da wurden auf Plakaten ein Mensch und sein Hund gezeigt und ein kleines Tütchen, drüber stand „Sackerl fürs Kackerl“. Es wurden Tütenspender aufgestellt, aus denen man gratis Sackerl ziehen kann. Und es gibt viele Abfallbehälter. Wer sich nicht an die Regeln hält, der muss höhere Strafen zahlen als in Berlin. Seither hat das Ärgernis ein Ende.

Bellerei, Anspringen – auch das regt viele auf. Haben Sie ein Rezept dagegen? Das Problem sind weniger die Hunde, sondern die Halter am oberen Ende der Leine. Mancher weiß zu wenig über sein Tier und kann es nicht auf eine hundegerechte Art dirigieren. Aber gerade in einer Großstadt müssen Hund und Halter ein gut eingespieltes Team sein. Deshalb führt Berlin jetzt den Hundeführerschein ein. Wer sich einen Hund anschafft, muss mit ihm trainieren und gemeinsam eine Prüfung bestehen. Andernfalls darf er sein Tier nicht von der Leine lassen. Ist das okay? Die Grundidee ist gut. Das Interesse am eigenen Hund und dessen Verhalten wird so gefördert. Aber das Training und die Prüfungsanforderungen müssten bundesweit von kompetenten Leuten einheitlich durchgeführt und abgenommen werden. Derzeit herrscht da noch Kuddelmuddel, es gibt keine Standardisierung. Auf jeden Fall sind Sie mit Ihren kabarettistischen Hunde-Tipps in Berlin am richtigen Ort. Naja, wir reden hier von Negativszenarien. Ich möchte mal betonen, dass aus meiner Sicht 95 Prozent der Menschen gut mit ihren Hunden klar kommen.

Richten sich Ihre Shows in der Mercedes-BenzArena an die anderen fünf Prozent? Nein, überhaupt nicht, von den 10 000 Menschen, die da kommen, werden einige tausend gar keinen Hund haben, die freuen sich auf einen schönen Abend und haben verstanden, dass das, was ich mache, Erziehung ist, und zur Erziehung gehört Beziehung, ich mache extrem intensive Beziehungsarbeit, und ich verspreche Ihnen, dass die, die keinen Hund haben, den ganzen Abend denken: das ist wie bei meinen Kindern, das ist ähnlich wie beim Ehepartner, beim Chef. Weil die Mechanismen dieselben sind. Führt jemand, der seinen Hund im Griff hat, auch eine glückliche Ehe? Sagen wir es so: Meine Beschäftigung mit Hundeerziehung hat mir auch extrem als Vater geholfen. Kinder- und Hundepädagogik gleichgesetzt: Da werden etliche Eltern und Pädagogen aber vehement widersprechen. Wenn ich das sage, schreien manche empört auf. Aber es ist so. Beispiel: Einer meiner Hunde, Emma, ist ein Temperamentsbündel, die hört zwar auf „Platz“,

aber ruhig liegen würde die hier nur, wenn wir vorher etwas Spannendes erlebt haben. Inzwischen habe ich einen Deal mit Emma, der geht: Emma, wenn du hier ruhig rumgelegen hast, dann kommt das Spannende danach. Und wenn jetzt hier eine Dreijährige mit am Tisch säße und sollte unser Gespräch ertragen, dann muss der Deal sein: Danach machen wir etwas, was für dich interessant ist, und ich red nicht von einem Eis, sondern: Wir machen etwas gemeinsam. Zum Beispiel? Als meine Kinder klein waren, habe ich mit denen gespielt, auch auf dem Spielplatz, bin mit aufs Gerüst, auf die Rutsche, die anderen Erwachsenen dachten schon, ich hätte eine schwierige Kindheit gehabt, aber es geht immer um eine echte Sozialpartnerschaft, ein gemeinsames Erlebnis. Einer meiner Söhne war ein Jahr in England, da stand über der Schule ein Schild „Keep them busy“. Das war’s. Kinder und Hunde müssen beschäftigt sein, sie brauchen Bewegung und Spaß. Die meisten Probleme entstehen, weil der Hund unterfordert ist. Es ist vieles auf Kindererziehung übertragbar.

Aber Kinder müssen irgendwann selbstständig sein, Hunde nicht. Das ist der Punkt. Beim Kind wollen wir alles dafür tun, dass es eigenständig überlebt, guck mal hier: So ist Schuhe zumachen, so Jacke, Schlüssel, Abitur und weg. Beim Hund ist der Plan, dass er unselbstständig und in einer leichten Abhängigkeit zu uns bleibt. Denn wenn der Hund lernt, ich kann alles auch allein, dann ist Schluss mit gesellschaftsfähig. Aber das ist auch der einzige Unterschied. Ansonsten gilt für beide: Es gibt ein klares Rahmenpaket, und innerhalb dessen kann nach bestimmten Spielregeln agiert werden. Die Regeln müssen allerdings an der Umgebung, zum Beispiel der Großstadt, orientiert und individuell angepasst sein. Auch Hunde haben unterschiedliche Persönlichkeiten. Was sollte zur Schulung für den Berliner Hundeführerschein gehören? Es fängt schon bei der Auswahl der Tiere an. Ich hatte mal eine Frau als Kundin, die war alleinerziehend mit drei Kindern und hat sich zwei Jack Russells angeschafft, weil die ihr handlich-knuffig erschienen. Das konnte nichts werden. Diese Rasse ist viel zu reizempfänglich. Und weil sie so

klein ist, halten die Kinder nicht automatisch Abstand. Richtig für die Familie wäre ein eher phlegmatischer, einfältiger und großer Hund gewesen. Was ist das größte Missverständnis im Umgang Mensch-Hund? Vermenschlichung, dass der Hund nicht wie ein Hund behandelt wird, sondern wie ein Mensch. Das ist gesellschaftlich logisch, weil wir in einer anonymisierten Gesellschaft leben und der Hund kein Nutztier mehr ist. Sie schaffen ihn nicht an, weil er Sie zur Jagd begleitet oder den Hof bewacht, sondern weil Sie einen Sozialpartner wollen. Er gehört zur Familie oder ist Familienersatz. Ihn wie einen Menschen zu behandeln, verunsichert ihn. Dem kann er nicht gerecht werden. Unterschätzen viele Hundehalter die Anstrengung des Chefseinmüssens? Ja, auch, aber es geht ja gar nicht nicht um Diktatur und Hierarchie. Früher dachte man so über Wolfsrudel, oben die AlphaTierchen, und die bestimmen, aber man weiß längst, dass das Quatsch ist. Es wird im Rudel situativ entschieden, wer was bestimmt. Das heißt

für die Hundeerziehung: Ich darf zwar nicht demokratisch sein, Demokratie oder gar antiautoritäre Erziehung sind für Hunde asozial. Aber sie brauchen auch keine Gewalt und lautes Schreien, zumal Hunde bestens hören. Wichtig sind nur ruhige, bestimmte Zuwendung und klare Ansagen. Das gibt ihm Sicherheit. Wenn er Sie heute anspringen darf und morgen nicht, macht ihn das wahnsinnig. Es lernt also nicht der Hund, sondern der Mensch? Bei mir lernt nur der Mensch. Was ich mache, ist keine Hundeerziehung, an keiner Stelle. Was fasziniert Sie an Hunden? Hunde sind die einzige Tierart, die in der Lage ist, einen Artfremden als vollwertigen Sozialpartner anzusehen. Der Hund weiß, dass Sie kein Hund sind, aber Sie sind genauso wichtig für ihn. Da ist eine hochkomplexe soziale Leistung. Das Verrückte ist, dass der Hund zwei Kommunikationsebenen beherrscht. Wenn Sie sich über Ihren Hund beugen, dann hat der gelernt, dass das nicht Schlimmes ist. Er weiß aber: Wenn ein anderer Hund sich so über ihn beugt, dann ist

das eine Drohung. Der Hund ist also in der Lage, zwei verschiedene Sprachen zu sprechen. Das kann kein Affe und kein Delfin. Diese unglaubliche emotionale Nähe von Mensch und Hund fasziniert mich. Bei vielen Großstadtkindern steht ein Hund ganz oben auf der Wunschliste. Aber die Eltern lehnen oft ab. Was sagen Sie diesen Familien? Schafft euch keinen Hund an. Wenn die Eltern keine Lust drauf haben, dann läuft das von Anfang an chaotisch. Sie haben ja die Hauptverantwortung für das Tier. Bevor ein Hund kommt, sollten alle begeistert Ja sagen. Für Kinder sind Hunde natürlich das Größte, die bringen ihnen viel fürs Leben bei. Was zum Beispiel? Das Gute am Umgang mit Tieren für Kinder ist, dass sie dabei Empathie lernen und sich auf die Bedürfnisse anderer einzustellen. Meine Kinder zum Beispiel sind gar nicht so tierverrückt, aber irgendwann kam die jüngste Tochter, die ist jetzt acht, und wollte Hasen. Da haben wir ihr gesagt: Bevor du die bekommst, muss dir dein Bruder vorlesen, worauf man bei

Hasen achten muss, damit du weißt, was auf dich zukommt. Ist so passiert, die Hasen kamen, wir bauten einen großen Auslauf für sie, und eines Tages sehe ich die Kinder, wie sie bäuchlings zu dem Auslauf robben. Nanu? Ich bin dahin und wurde angeblafft, runter auf die Knie! Weil sie gelesen hatten, dass die Hasen, wenn etwas von oben kommt, denken, dass Greifvögel sie angreifen. Das fand ich super, wie die sich in die Hasen reinversetzt haben. Ganz ähnlich läuft das bei Kindern auch mit ihrem Hund. Herr Rütter, wenn Sie als Hund wieder geboren würden, welche Rasse wäre Ihr Favorit? Als Hütehund-Terrier-Mischling. Ein Hütehund arbeitet sehr gern und kann Wiederholungen nicht so gut leiden, der möchte immer wieder was Neues. Und Terrier, weil, wenn der eine Idee hat, kann er sich sehr in die Idee verbeißen. Und wo würden Sie dann gerne leben? Ich glaube, ich würde gern bei uns auf dem Hof leben. 2016-11-05 17:05 Ariane Bemmer www.tagesspiegel.de

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"Tödliche Geheimnisse": Ceta und Mordio

Wie sie da aus dem Flughafen eilen, die Magazinrechercheurin Rommy ( Nina Kunzendorf ) und die Unternehmerinnentochter Tessa (Paula Beer, der großartige Star aus Kinofilm Frantz ) und heftig miteinander flirten, keimt Hoffnung auf neue Krimizeiten: mal was anderes sehen als die charmeerloschenen Hetero-Krimikerle. Ob sie noch einen Kaffee trinken wollen, fragt die herbe

Rommy die jüngere Tessa, aber die hat die Situation schon überblickt: "Ich ja, aber du nicht. " Denn da steht als Abholerin die besorgte Karin ( Anke Engelke ), Chefredakteurin des Magazins Puls , und man

die

sieht sogleich, dass die Beziehung zwischen den beiden viel mehr ist als eine bloß berufliche. Karin hat den Flirt bemerkt, nimmt ihn aber spielerisch und packt der geliebten Freundin frische Wäsche in den Koffer. Rommy muss gleich weiter, nach Brüssel zum Interview mit dem Whistleblower Paul Holthaus (Oliver Masucci). Der könnte verraten, wie ein weltweit operierender Chemieriese die deutschamerikanischen TTIP-Vertragsentwürfe durch

Einbau undurchsichtiger Klauseln manipuliert hat, um weiterhin ungestört genmanipuliertes Saatgut in die Welt zu verkaufen. Und wie es gelungen ist, dieses miese Geschäft unter ökologischer Tarnkappe fortzusetzen. Der Politthriller Tödliche Geheimnisse , der am Samstag in der ARD läuft, will noch mehr zeigen als solche Machenschaften. Er will dem Journalismus zu Leibe rücken. Ein immer beliebter werdendes Thema. Die ARD-Serie Die Stadt und die Macht mit Anna Loos zeigte die Instrumentalisierung der Presse Wahlkampf, die Vierte Gewalt mit Benno Fürmann Journalismus: Ein Ministerin in den

für

den

eine Art Eigentor des Pressesprecher treibt eine

Selbstmord, indem er seine Enthüllungskollegen hereinlegt. Tödliche Geheimnisse handelt auch Selbstzerlegung der Medien.

von

der

Die Pflicht ruft – leider. Der Plot (Buch: Florian Oeller) hat eine schier endlose Monsterwelt aufgebaut, durch die Rommy und ihre Chefin hetzen müssen. Viel, viel Stoff, keine Zeit für Kaffee mit Liebesschaum. Der Thriller lärmt los. Die linke Aversion gegen alles, was kapitalistische Wirtschaft ist, steigert sich in dieser Krimifiktion zum Schauermärchen. Handelsverträge wie TTIP kennt der Film nur als mörderischen Überwältigungsversuch

erzkapitalistischer Plutokraten. Fronten: Gut kämpft gegen Böse.

Das

klärt

die

Journalisten verwandeln sich durch das Schwarz-Weiß des Thrillers vom abwägenden Beobachter entweder in einen kämpfenden Engel der Gerechtigkeit oder einen feigen Verräter. An diese schlichte Sicht der Dinge muss man glauben, wenn man Tödliche Geheimnisse , wie es der ARD-Programmdirektor Volker Herres im Vorwort des Programmheftes tut, zur "exemplarischen Auseinandersetzung" erhebt. Aber wie exemplarisch wäre, selbst als Fiktion, jetzt ein Krimi über das unterzeichnete deutsch-kanadische Abkommen , der nur mit Ceta-und-Mordio-Geschrei durchdiskutierte Ängste erneut schüren würde?

Tapfer versucht eine sensible Regisseurin wie Sherry Hormann , ihren Schauspielerinnen bei allem Enthüllungsgetöse des Drehbuchs Platz für Charakterzeichnungen zu eröffnen. Wo hat es das schließlich schon gegeben, dass Frauen in einem Thriller Hauptrollen spielen? Leider aber

sämtliche

breitet sich der Ökoschulfunk über Bodenvergiftung, Dritte-Welt-Elend und Konzerntrickserei in papierenen Monologen allzu sehr aus. 2016-11-05 17:05 ZEIT ONLINE www.zeit.de

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Ein Leben für den Schlager: Ralph Siegels erstes "MuSiegel"l

Gegenüber vom Wintergarten-Varieté, in einem

alten Klinkerbau. „Dsching, Dsching, Dschingis Khan. Auf Brüder, sauft Brüder, rauft Brüder“, singt der Chor, Carsten Gerlitz begleitet am Klavier. „Ihr müsst das F bei ‚Auf‘ deutlich auf die Eins singen“, weist Gerlitz an. Er ist musikalischer Leiter der Musicalproduktion mit Liedern von Schlagerlegende Ralph Siegel. Der Komponist und Produzent, 71 Jahre, ausgezeichnet mit Echo, Bambi und Goldenen Schallplatten, lehnt daneben auf einem Barhocker und beobachtet, mit dem Fuß im Takt wippend, die Arme verschränkt. Am Abend wird er im RBB erzählen, dass er schon immer mal ein „Mu-Siegel“ machen wollte. Drei Tage studieren die Sänger nun seine Hits ein

– am Montagabend stehen sie zum ersten Mal auf der Bühne, bei einer szenischen Lesung im Wintergarten. „Mit verteilten Rollen lesen sie alle Dialoge und singen die Lieder“, erklärt Siegel. Ohne Kostüme, ohne Bühnenbild. Ein öffentlicher Einblick, wie das Musical entsteht. Das Stück heißt „Johnny Blue“, inspiriert vom gleichnamigen Schlager Siegels, mit dem, gesungen von Lena Valaitis , er 1981 den 2. Platz beim Eurovision Song Contest errang. Es erzählt die Geschichte vom blinden Sänger Johnny, der, vom Teufel verführt, zu einem selbstsüchtigen Star wird – dann aber doch wieder zu seiner Jugendliebe Anna zurück kehrt, obwohl sie ein Feuermal im Gesicht trägt. Geschrieben hat die Geschichte Autor Klaus Chatten, der auch schon am Maxim Gorki Theater spielte. Eine andere Version von „Johnny Blue“ ist schon in Tschechien – oder wie Siegel sagt: „Tschechei“ – aufgeführt worden. Wann das Musical in Deutschland startet, ist noch unklar. Vielleicht im kommenden Jahr, vielleicht erst 2018. Ähnlich wie beim Abba-Musical-Hit „Mamma Mia“

greift das „Johnny Blue“ viele alte Lieder auf. „Natürlich konnten wir nicht alle nehmen“, sagt Siegel. 2000 Songs habe er komponiert. Bei einer durchschnittlichen Länge von drei Minuten könnte man mehr als vier Tage ununterbrochen im SiegelMusik hören. „Moskau“ sei natürlich im Musical zu hören und selbstverständlich „Ein bisschen Frieden“, mit dem Nicole als Interpretin 1982 für Deutschland den Grand Prix gewann. Dazu unbekanntere Lieder wie „River of Silence“ und Stücke, die Siegel neu geschrieben hat. „Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude, ein bisschen Wärme, das wünsch' ich mir“, singt die Schweizerin Eveline Suter, eine der Hauptdarstellerinnen, im Proberaum an der Potsdamer Straße. „Sie ist hervorragend“, lobt Siegel begeistert. Bettina Weyers , die das Musical vertreibt, hofft, dass diesen Eindruck auch andere haben werden. Noch sind sie nämlich auf der Suche nach einem „großen Haus“, welches das Stück zeigen will. Szenische Lesung am 7. November um 20 Uhr im Wintergarten, Potsdamer Straße 96. Karten ab 24

Euro telefonisch unter 030 588433 und unter www.wintergarten-berlin.de. 2016-11-05 17:02 www.tagesspiegel.de

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Zusammenbruch live im Fernsehen: Wenn der Körper versagt, die Kamera aber weiter läuft

Im besten Falle kann der Moderator einfach aus dem Bild gehen. Im schlechtesten fällt er einfach vor den Augen der TV-Zuschauer um. Oder ist einfach nicht mehr zu sehen. Wie Jan

Hofer (66) am „Tagesthemen“.

Donnerstagabend

bei

den

Mitten in den „Tagesthemen“ kam es am Donnerstagabend zu einem Zwischenfall: Caren Miosga musste für ihren Kollegen einspringen. Jan Hofer (66) musste gestern Abend plötzlich das Studio verlassen. Caren Miosga (47) übernahm für ihn. Jetzt ist klar, was der Moderator hatte. Nach einem Einspieler war auf einmal seine Kollegin Caren Miosga (47) zu sehen, um den zweiten Nachrichtenblock zu verlesen. Am Freitag kam die Entwarnung vom NDR: Es habe sich lediglich um eine Magenverstimmung gehandelt, teilte der Sende über Twitter mit. Während einer Einschätzung des GriechenlandKorrespondenten wurde der Sprecherin laut Sender „schwarz vor Augen“. Es wurde nicht zurück ins Studio geschaltet, sondern weiter auf den sichtlich ratlosen Korrespondenten gehalten. Dann übernahm Sportmoderator Sascha Ruefer die Moderation und wirkte verständlicherweise

unsicher. Es war bereits ihr dritter Zusammenbruch: 2013 sackte sie bei der Preisverleihung „Die besten Autos 2013“ zusammen. Den ersten Zusammenbruch erlitt sie 2001 in einer LiveSendung von „Drehscheibe“. Den Grund dafür verriet CNN später: Harrigan hatte sich eine Lebensmittelvergiftung zugezogen. In einer Live-Sendung interviewte sie gerade zwei Langläufer, steht selbst auf Langlauf-Skiern. Plötzlich kippt sie völlig unvermittelt um, sackt ohnmächtig zusammen. Sendungsabbruch? Fehlanzeige. Die Moderatorin richtet sich kurz darauf hin auf, als wäre nichts gewesen und moderiert weiter. Die Sendungsverantwortlichen, so erklärte der Sender, dachten, sie sei einfach nur gestolpert. Erst später habe man realisiert, was wirklich passiert ist. Die Moderatorin war zur Zeit der Sendung im dritten Monat schwanger – das soll der Grund für den Blackout gewesen sein. Großes Glück: Passiert

ist ihr nichts. 2016-11-05 17:00 www.bild.de

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Italien ohne Balotelli gegen Deutschland

Mailand. Abwehrspieler Giorgio Chiellini von Rekordmeister Juventus Turin fehlt angeschlagen. Dafür gibt sein Teamkollege Claudio Marchisio nach seinem Kreuzbandriss sein Comeback. Der

Mittelfeldspieler hatte aufgrund der Verletzung die EM in Frankreich verpasst, bei der die Italiener im Viertelfinale in einem Elfmeter-Krimi an der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gescheitert waren. Balotelli hatte zuletzt 2014 für die Squadra Azzurra gespielt. In dieser Saison hat er für Nizza in der Meisterschaft bereits sechs Treffer erzielt und sich daher Hoffnung auf eine Berufung gemacht. Das italienische Aufgebote: Tor: Gianluigi Buffon (Juventus Turin), Gianluigi Donnarumma (AC Mailand), Mattia Perin (FC Genua) Abwehr: Luca Antonelli (AC Mailand), Andrea Barzagli (Juventus Turin), Leonardo Bonucci (Juventus Turin), Matteo Darmian (Manchester United), Mattia De Sciglio (AC Mailand), Alessio Romagnoli (AC Mailand), Daniele Rugani (Juventus Turin), Davide Zappacosta (FC Turin) Mittelfeld: Giacomo Bonaventura (AC Mailand), Antonio Candreva (Inter Mailand), Danilo Cataldi (Lazio Rom), Daniele De Rossi (AS Rom), Lorenzo

Insigne (SSC Neapel), Claudio Marchisio (Juventus Turin), Marco Parolo (Lazio Rom), Matteo Politano (US Sassuolo), Nicola Sansone (FC Villarreal), Marco Verratti (Paris Saint Germain) Angriff: Andrea Belotti (FC Turin), Eder (Inter Mailand), Manolo Gabbiadini (SSC Neapel), Ciro Immobile (Lazio Rom), Leonardo Pavoletti (FC Genua), Simone Zaza (West Ham United) © 2016 SID 2016-11-05 17:00 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Verhandlungen zum Brexit: Corbyn wirft May Planlosigkeit vor

(ap) Der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn hat der Regierung von Premierministerin Theresa May Planlosigkeit beim Brexit-Prozess vorgeworfen. Die britische Führung habe bislang keinerlei Pläne für den Austritt aus der Europäischen Union ausgearbeitet, sagte der

Labour-Chef am Samstag. Er rief May auf, dem Parlament sofort ihre BrexitVerhandlungsbedingungen zu verdeutlichen. Das Hohe Gericht Grossbritanniens hatte am vergangenen Donnerstag entschieden, dass das Parlament seine Zustimmung geben muss, bevor die Gespräche über den EU-Austritt offiziell beginnen. Das Urteil bedeutet, dass May nicht die Befugnis hat, ohne Erlaubnis der Parlaments gemäss Artikel 50 des Lissaboner EU-Vertrags den Austritt aus dem Staatenbund anzumelden. Einige Beobachter der Situation vermuten, dass dies den Prozess verlängern könnte.

2016-11-05 16:55 Marie-astrid www.nzz.ch

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Wie russische Medien Stimmung gegen Clinton machen

Die Amerikaner sollten sich gut überlegen, wem sie am 8. November ihre Stimme geben, erklärte der nationalistische Populist Wladimir Schirinowskij unlängst in einem Interview: "Sie stimmen für den Frieden auf Erden, wenn sie Trump wählen. Aber wenn sie Hillary wählen, bedeutet das Krieg. Es wird Hiroshimas und Nagasakis überall geben. "

Nun sitzt die verbale Atomkeule bei Schirinowskij ziemlich locker, er hat auch schon empfohlen, Istanbul auszulöschen, Berlin zu bombardieren oder eine Bombe "auf irgendein kleineres Land" zu werfen, um der Welt die Macht des russischen Kernwaffenarsenals zu demonstrieren und den Gegnern Russlands "das Maul zu stopfen". Doch im staatlichen Fernsehen erfüllt er seit einem Vierteljahrhundert treu die Rolle des Provokateurs. Das Populisten-Handwerk, Haarsträubendes zu sagen, um dann zu verstehen zu geben: "war doch nicht so gemeint", hat er zu einer eigenen Unterhaltungskunst perfektioniert, ohne die die Talkshows nicht mehr auskommen. Er selbst vergleicht sich gern mit Trump, allerdings konnte er bei keiner der fünf Präsidentschaftswahlen, bei denen er angetreten ist, ein zweistelliges Ergebnis erreichen. Über Monate haben die staatlichen russischen Medien eine regelrechte Rufmord-Kampagne gegen Hillary Clinton gefahren, und zwar sowohl die nationalen als auch die internationalen wie der Propaganda-Kanal Russia Today und die Agentur

Sputnik. Die Behauptung, die Clintons hätten bei der Gründung der Terrormiliz "Islamischer Staat" Pate gestanden, war dabei nur ein Höhepunkt. Zuletzt raunte der TV-Moderator und Chef der Propaganda-Agentur Rossija Segodnja, Dmitrij Kisseljow, das US-Establishment werde Donald Trump eher umbringen, als ihn Präsident werden zu lassen. Die Sender ließen kaum eine Verschwörungstheorie aus. Als das Trump-Lager Zweifel an Hillary Clintons Gesundheit streute, spielte das sonntägliche Nachrichtenmagazin Westi Nedeli (Nachrichten der Woche) Zusammenschnitte von Husten-Anfällen der Kandidatin in Dauerschleife. Videos, auf denen sie den Kopf schüttelt, wurden so montiert, dass es wirkte, als leide Clinton an einer Nervenkrankheit. Die Zuschauer mussten den Eindruck gewinnen, das Rennen um die US-Präsidentschaft werde zwischen einem authentischen Haudrauf mit Sympathien für Russland und einer nervenkranken Todgeweihten ausgetragen. Dass der Kreml so und mit den Hacker-Attacken auf

Computer führender Demokraten tatsächlich hofft, die US-Wahlen zu beeinflussen, halten die meisten Beobachter in Moskau für unwahrscheinlich. Eher gehe darum, "zu zeigen, dass Russland von Bedeutung ist und den USA etwas anhaben kann, genau so, wie es die USA aus Moskauer Sicht mit Russland gemacht haben", schrieb der Außenpolitik-Experte Wladimir Frolow in der Moscow Times. Allerdings wurde dabei außer Acht gelassen, dass Russland mit einer möglichen künftigen Präsidentin Clinton wird auskommen müssen. Die dürfte nun umso entschlossener sein, eine harte Haltung gegenüber der russischen Führung einzunehmen. "Wir mischen uns nie in die inneren Angelegenheiten anderer Länder ein", sagte Wladimir Putin auf dem Petersburger Wirtschaftsforum im Juni. Er habe Trump lediglich eine markante Persönlichkeit genannt, "und ist er das etwas nicht? ". Und außerdem: Wenn die Amerikaner sich gegen jegliche Einmischung in innere Angelegenheiten wehrten, dann dürfe sein Land das wohl auch für sich beanspruchen.

Der Wink ist kaum misszuverstehen. Als Hillary Clinton 2009 frisch im Amt der Außenministerin mit ihrem russischen Kollegen Sergej Lawrow den symbolischen Knopf für einen Neustart in den Beziehungen drückte, folgte sie damit mehr Obamas Wunsch als ihrem eigenen. Als im Dezember 2011 Hunderttausende Russen gegen den Ämtertausch von Wladimir Putin und Dmitrij Medwedew demonstrierten, verteidigte Clinton sie öffentlich: Das russische Volk habe das Recht, gehört zu werden, sagte sie bei einem Besuch in Litauen. Die Menschen verdienten "faire, freie und transparente Wahlen und Politiker, die ihnen verantwortlich sind". Putin und sein Umfeld aus Geheimdienstleuten sahen sich darin bestätigt, dass die Opposition ihren Marschbefehl aus Washington bekam und Moskau das letzte und wichtigste Ziel in einer Reihe von Amerika initiierter Revolutionen sei. Solche Kreise sehen nun mit Genugtuung, dass Moskau das umgekehrt genauso drauf hat. Wie die Beziehungen mit einer möglichen Präsidentin Clinton nach diesen Vorfällen gestaltet werden sollen, steht auf einem anderen Blatt.

2016-11-05 16:51 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de

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Fragen der Auslandsaufklärung sind weiter ungeklärt

Eigentlich darf man nicht darüber schreiben. Denn der Vertreter des Bundesinnenministeriums bat darum, die Diskussion am Ende des " 1. Symposiums zum Recht der Nachrichtendienste " vertraulich zu halten. Leider können wir der Bitte nicht folgen. Was der neue Präsident des Bundesnachrichtendiensts (BND) Bruno Kahl von sich gab, war bemerkenswert und wirft ein Licht darauf, wie es mit der Spionagebehörde

weitergeht. Weltpolitik und Digitalisierung haben den Job der Auslandsaufklärer umgekrempelt. Statt fremde Regierungen geraten nichtstaatliche Akteure ins Visier, etwa Terrorgruppen. Eine Adresse haben sie nicht, schon gar keinen Festnetzanschluss, den man überwachen könnte. Es ist also nur logisch, Fähigkeiten und Befugnisse des BND fortzuentwickeln. Bloß wie? Der BND steckt noch immer in der Snowden-Krise. Jahrelang hat seine Arbeit niemanden interessiert. Seit Snowden gilt sie als Chronik eines Skandals. Am Freitag hat der Bundesrat die bisher wohl einschneidendste Reform beschlossen. Was der Dienst darf und was nicht, wird erstmals genau beschrieben. Die Reform als weiteres Kapitel der Skandalchronik zu schildern, weil sie angebliche Missstände legalisiert, verfehlt ihren Gehalt. Doch die knappen Einlassungen von Präsident Kahl zeigen, dass die Gretchenfrage der Geheimen weiter ohne Antwort bleibt: Ob die deutsche

Verfassung auch die Überwachten im Ausland schützt. Artikel zehn, das Fernmeldegeheimnis, "hat keine Weltgeltung", sagt der Chef, das Grundgesetz sei nur für Deutsche da. Überhaupt: Es wird nach Kahls Ansicht zu viel Wert auf die Verfassung gelegt, zu viel auf verfassungsgerichtliche Urteile geschielt. Kahl war abwesend, als der Verfassungsrichter Johannes Masing dieselbe Frage bei der Tagung als "Elefant im Raum" bezeichnet hatte. Grundrechte sind Menschenrechte. Wenn das Recht auf Privatheit global schützenswert ist, bindet es auch einen Staat, der seine Diener zur Aufklärungsmission ins Ausland schickt oder ausländische Datenströme filtern lässt. Ein BND-Präsident, der jetzt ein Gesetz bekommt, dass sich im Wesentlichen dem Ausbuchstabieren von Grundrechten verdankt, sollte sich solchen Diskussionen gegenüber offener zeigen. Aber Kahl ist weder ein Politiker noch ein Diplomat, sondern ein ausgewiesener Spitzen-Exekutivist. Die Kritik an massenhafter Überwachung hält er für eine von interessierten Medien gesponnene Fantasie. Die

Leute fühlen sich vom Terror bedroht, sagt er. Nicht von den Geheimdiensten. Dass dies zu kurz greift, zeigt sich allein schon darin, dass Innenministerium und Kanzleramt Jahrzehnte nach ihrer Gründung nunmehr ein "1. Symposium zum Recht der Nachrichtendienste" organisiert haben. Wenn beim zweiten irgendwann in der Zukunft keine Beamten mehr auftreten, die Journalisten zum Schweigen über diesbezügliche Ansichten des BND-Präsidenten verpflichten, wären wir noch einen Schritt weiter. 2016-11-05 16:49 Jost Müller www.tagesspiegel.de

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Toter Hirsch entdeckt: Verdacht auf Wilderei in St. Johann

St. Johann i. T. - Bei der Polizei St. Johann wurde am Samstag der Fund eines verendeten Hirsches im Jagdrevier „Sonnenseite“ vom dortigen Aufsichtsorgan angezeigt. Im Bereich „Schmiedalm - Mühlbachgraben“ war das tote Tier am Freitag mit zwei Einschüssen entdeckt worden. Der Hirsch

könnte nach dem Abschuss womöglich noch einige Entfernung zurückgelegt haben. Ein Abschuss durch die eigene oder benachbarte Jägerschaft kann ausgeschlossen werden. Ermittlungen hinsichtlich der Wilderei bzw. des Eingriffs in fremdes Jagd- und Fischereirecht sind im Gange. (TT.com) 2016-11-05 16:48 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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AUA-Maschine bei Enteisung in Stockholm beschädigt

Die 97 Passagiere saßen bereits in der Maschine,

sie mussten diese wieder verlassen und wurden auf andere Flüge umgebucht. 05.11.2016 | 16:42 | ( DiePresse.com ) Ein AUA-Flugzeug ist Samstagfrüh beim Enteisen am Stockholmer Flughafen beschädigt worden. Die 97 Passagiere saßen schon in der EmbraerMaschine, sie mussten diese wieder verlassen und wurden auf andere Flüge umgebucht, bestätigte Airline-Sprecher Wilhelm Baldia am Samstag der APA. Das Flugzeug soll demnächst nach Wien überstellt und von Technikern überprüft werden.

Die Maschine mit der Flugnummer OS 318 hätte um 6.45 Uhr mit 101 Insassen, darunter vier Besatzungsmitglieder, starten sollen. Zuvor wurde das Flugzeug noch enteist. Dabei beschädigte das Enteisungsfahrzeug ein Winglet einen verlängerten Außenflügel an den Enden der Tragfläche des Flugzeugs. "Der Flug konnte dann nicht durchgeführt werden, wir bedauern, dass die Passagiere umgebucht werden mussten, aber nach der Beschädigung gingen wir kein Risiko ein", sagte Baldia. (APA) 2016-11-05 16:42 diepresse.com

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Autor Pierre Frei erinnert sich an seine Kindheit

Anfang Juni schrieb ich für diese Zeitung einen Artikel über die Krumme Lanke. Und am Tag des Erscheinens erreicht mich per Mail eine ganz besondere Leserzuschrift: „Liebe Nicki Pawlow, mit Freude (und ein bisschen Wehmut) habe ich Ihren

so wunderbar persönlichen Beitrag gelesen. Ich habe da als Dreijähriger ohne Anleitung das Schwimmen gelernt, ohne dass mir das richtig bewusst war. Der Weg zum See führte vom Eschershauser Weg durch ein größeres Stück Wald als heute. Die Siedlung um den Ithweg gab's noch nicht. Es gab auch noch kein Wasserwerk, und nicht weit vom Ausflugslokal "Krumme Lanke" stand auf hölzernen Pfählen die Badeanstalt, von der Sie vermutlich noch nie gehört haben, so lange ist das her. In der Welsbaude gab's Brause, saure Jurken aus Lübben und Langnese-Eis am Stiel. Über einen wackeligen Steg ging's auf die andere Seite. Vom dortigen Ufer ragten Anglerstege in den See, die vom Land aus von den Besitzern versperrt

waren, sodass wir Bengels vom Wasser her raufkletterten. Oberhalb ansteigend war eine bei Liebespaaren beliebte Schonung angelegt. Die Bäumchen sind inzwischen vermutlich etwas größer. Als ich neun wurde, schwamm ich zum ersten Mal die ganze Länge des Sees und zurück (zwei Stunden). Soviel zu meinen Erinnerungen. Übrigens: wissen Sie, dass die Seenkette Schlachtensee-Krumme Lanke-Riemeister-SeeGrunewaldsee usw. in grauer Vorzeit ein Fluss war? Nur so konnte der Kurfürst das Baumaterial für's Jagdschloss Grunewald transportieren.“ Der kann aber gut schreiben, denke ich beim Lesen und freue mich über die bunten Erinnerungsbilder, die vor meinem geistigen Auge das alte Zehlendorf wieder aufleben lassen. Ein Zehlendorf, das längst vergangen ist. „Lesen Sie mal meinen Roman 'Onkel Toms Hütte, Berlin', lese ich weiter, „in dem auch die Krumme Lanke vorkommt und der in ca. 30 Sprachen übersetzt wurde, u.a. ins Chinesische und Japanische. Mit allerherzlichsten Grüßen! Ihr Pierre Frei“

Jetzt erst realisiere ich, wer mir hier schreibt. Pierre Frei! Der Autor mit Zehlendorfer Wurzeln, der mit seinem Bestseller „Onkel Toms Hütte, Berlin“ berühmt wurde. Was für eine schöne Überraschung! Sein Buch hatte ich natürlich längst schon verschlungen. Lebe ich doch seit mehr als 15 Jahren in dem Kiez, in dem die RomanHandlung kurz nach dem zweiten Weltkrieg spielt. Alle Orte und Straßen sind mir bestens bekannt: die U-Bahn-Station Onkel Toms Hütte, die Zinnowwaldschule (damals ein Lazarett), die Riemeisterstraße, Am Hegewinkel, Hochsitzweg, Auerhahnbalz – um nur einige zu nennen. Der eindrucksvolle Roman, in dem die Polizei einen psychopathischen Frauenmörder jagt, der im Onkel-Tom-Kiez sein Unwesen treibt und der in Rückblenden die Leben der blonden, attraktiven Mordopfer erzählt, ist für mich eins der besten Bücher über die Nazidiktatur und die alliierte Besatzungszeit in Berlin. Er ist unterhaltsam, hochspannend, faktenreich und zugleich unaufdringlich erzählt. Wäre mir doch „Onkel Toms Hütte, Berlin“ bereits als junger Mensch begegnet! Ich hätte weiß Gott eine Menge mehr über die zwölf

dunklen Jahre deutscher Geschichte gelernt und kapiert. Weil Pierre Frei es versteht, die Leser über das Gefühl zu packen. Und über das Gefühl kommt bei uns Menschen ja bekanntlich schneller und direkter viel mehr an als über Zahlen, Daten, Listen und Tabellen, die in Lehr- und Geschichtsbüchern emotionslos vermittelt werden. Freudig antworte ich meinem berühmten Kollegen. Ich frage nach, wo genau er in Zehlendorf gelebt habe und ob er sich an unsere Ladenstraße erinnere. „Ach ja, die Ladenstraße“, schreibt Pierre Frei postwendend zurück. „Die bin ich auf meinem Roller runtergepest. War natürlich verboten. Wo sich der Supermarkt meines Schulfreundes Hans Oskar "Hanno" Beck befand, bin ich ins Onkel TomKino gegangen. Das müssten Sie noch kennen... Wir wohnten erst am Eschershauser Weg, später in der Wilskistrasse und schließlich Am Fischtal. Das ist recht lange her; denn, wenn ich nachrechne, habe ich bis heute mehr als die Hälfte meines Daseins in anderen Ländern verbracht. Lange in England, heute in Frankreich. 'Sie sind Deutscher?', werde ich manchmal gefragt. Meine Antwort: 'Nein, Berliner!' "

Als Pierre Frei zwei ist, zieht die Familie von Charlottenburg nach Zehlendorf. Später besucht er das Arndt-Gymnasium. Mit 16 veröffentlicht er seine ersten Geschichten. Das Publizistik-Studium finanziert Frei sich mit Zeitungsund Rundfunkreportagen. Anschließend arbeitet er als Lokalreporter. Einer seiner Clous während der Berliner Filmfestspiele: Obwohl der Manager ihn abwimmelt, kämpft Frei sich mit List und Tücke bis zur Hotel-Suite von Gary Cooper vor, den er in Unterhosen beim Krawattebinden antrifft. Der Hollywoodstar gewährt dem jungen Journalisten ein langes Interview. Vor dem Mauerbau zieht es Pierre Frei raus in die Welt. In New York, London, Rom und Kairo arbeitet er als freier Auslandskorrespondent. Außerdem schreibt er Drehbücher für Film und Fernsehen (z. B. "Kapitäne der Landstraße", "SOS Kinderdorf"). Und natürlich seine Bücher! Von diesen ist nicht nur „Onkel Toms Hütte, Berlin“ sein Lieblingswerk, sondern auch die Berlin-Trilogie „Ein Koffer in Berlin“, „Der Heizer“, „Ich bin ein Berliner“, ebenso der Roman „Endspurt“. Freis Begründung: „Ich glaube, in all diesen Büchern Spannung und

jüngere Geschichte miteinander vereint zu haben.“ Heute bewohnt der Kosmopolit, zu dessen Hobbys Reiten und Jagen zählen, gemeinsam mit seiner französischen Ehefrau Catherine-Hélène ein im 12. Jahrhundert erbautes Château in Südfrankreich mit zwei Meter dicken Mauern. Nach seinem Tagesablauf befragt, erzählt der Autor: „Nach dem Frühstück gehe ich gern eine Stunde spazieren. Bis zum Lunch wird geschrieben. Danach ein Stündchen Mittagsschlaf, seit meinem 30. Lebensjahr bewährt. Zum Dinner beste, aber einfache französische Küche. Keine Hormonhühner mit Gummiknochen aus dem Supermarkt! Hier in Südfrankreich bringen die Landwirte ihre Produkte noch selber zum Markt.“ Und natürlich steckt der produktive Autor Frei mitten in einem neuen Roman-Projekt. Der Inhalt ist noch streng geheim. Nur so viel will er verraten: „Die Handlung spielt im Amerika des 22. Jahrhunderts, ist aber dennoch ein provokanter Spiegel der heutigen USA.“ Bleibt eine letzte Frage: „Pierre Frei, sind Sie

glücklich?“ Die Antwort: „Ich bin glücklich, dass ich das Leben so nehmen darf, wie es ist. Träumereien überlasse ich anderen.“ Nicki Pawlow ist Autorin und Rednerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin-Zehlendorf. Zuletzt erschien ihr Roman „Der bulgarische Arzt“. Sie hofft darauf, dass Pierre Frei bei seinem nächsten BerlinBesuch in ihrem Künstlersalon „SÜ36“ lesen wird. Der Text erscheint auf dem Onlineauftritt von Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf. Folgen Sie der Redaktion Steglitz-Zehlendorf gerne auch auf Twitter und Facebook. 2016-11-05 16:35 Nicki Pawlow www.tagesspiegel.de

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Wer wird neuer Bundespräsident?: Seehofer will Gabriel unter Druck setzen

In drei Monaten soll ein neuer Bundespräsident gewählt werden. Doch ein Kandidat, der Union und SPD gefällt, ist nicht in Sicht. Vor dem morgigen

Gipfeltreffen im Kanzleramt erhöhte CSU-Chef Seehofer den Druck auf den SPD-Vorsitzenden Gabriel. Doch die Zweifel an einem Konsenskandidaten wachsen. Wer wird der Nachfolger von Bundespräsident Joachim Gauck? Die Chancen auf einen gemeinsamen Kandidaten von CDU, CSU und SPD scheinen vor dem morgigen Koalitionsgipfel zur Gauck-Nachfolge zu schwinden. CSU-Chef Horst Seehofer erhöhte den Druck auf den SPDVorsitzenden Sigmar Gabriel, vom Vorschlag einer Kandidatur von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) abzurücken.

Die Union wolle von Gabriel erfahren, "wie ernst es jetzt der SPD mit Steinmeier ist", sagte Seehofer dem ARD-Hauptstadtstudio. "Ist das noch korrigierbar, oder nicht? " Wenn der SPD-Chef deutlich machen sollte, dass dies "das letzte Wort" sei, "dann müssen sich die Kanzlerin und ich unterhalten, wie die Union sich weiter verhält. Aber das werden wir zunächst unter uns machen unter Einbindung der engeren Parteifreunde und dann werden wir morgen oder in den nächsten Tagen wissen, wie es weitergeht. " Der CSU-Vorsitzende machte mit seiner Aussage erneut deutlich, dass eine Unterstützung der Union für eine Kandidatur Steinmeiers praktisch ausgeschlossen ist. Seehofer betonte zugleich, dass er unbedingt einen Konsenskandidaten der drei Parteien durchsetzen wolle. "Nur, wenn das nicht möglich ist, dann ist es auch kein Beinbruch in der Demokratie, wenn mehrere Personen kandidieren. " Auch in der SPD rumort es. Die "Bild"-Zeitung berichtete unter Berufung auf SPD-Parteikreise, dass die Führung der Sozialdemokraten nicht mehr

von einer Einigung auf einen gemeinsamen Kandidaten für die Nachfolge von Gauck ausgehe. Die SPD-Spitze rechnet dem Zeitungsbericht zufolge damit, dass Merkel Gegenvorschläge zu Steinmeier macht - allerdings den Erwartungen der SPD zufolge wohl keine, die für CSU und SPD gleichermaßen wählbar seien. "Das Wichtigste ist, dass jemand zum Bundespräsidenten gewählt wird, der diesem Amt auch gerecht werden kann", sagte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) der "Passauer Neuen Presse". Steinmeier leiste "großartige Arbeit" und erfahre "völlig zu Recht eine riesengroße Unterstützung" in der Bevölkerung. Der neue Bundespräsident wird im Februar gewählt. Gauck tritt aus Altersgründen nicht wieder an. Eigentlich wollten CDU, CSU und SPD möglichst einen gemeinsamen Kandidaten ins Rennen schicken. Sie konnten sich bislang aber auf keinen Namen verständigen. Gabriel hatte Bundesaußenminister Steinmeier als möglichen Nachfolger genannt. Doch den lehnt die Union ab. 2016-11-05 16:28 tagesschau.de www.tagesschau.de

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Kreml: Auf Hackerangriffe aus den USA vorbereitet

Nach Meldungen über angebliche Hackerangriffe aus den USA reagiert die russische Regierung gelassen, fordert das Weiße Haus aber dazu auf, die vermeintlichen Androhungen zu dementieren. Die russische Meldungen in Hacker-Attacken Aufklärung über NBC hatte am

Regierung hat gelassen auf US-Medien über vermeintliche reagiert – verlangt aber die Vorfälle. Der Fernsehsender Freitag berichtet, das US-Militär

könne jederzeit Cyberangriffe beginnen, falls Moskau versuchen sollte, die Präsidentenwahl am kommenden Dienstag zu stören. Die amerikanischen Hacker hätten sich in Russland in Stromversorgung, Telekommunikation und die Führungsstruktur des Kremls eingeschlichen. In dem Bericht zitierte der Sender aber nur Experten und keine Mitglieder der US-Führung. Sieht mögliche Cyber-Attacken gelassen: KremlSprecher Dimitri Peskow Bild: Kreml Der staatlichen Russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti zufolge hat sich Kreml-Sprecher Dimitri Peskow am Vormittag in Moskau dazu geäußert: Natürlich verfügten die USA über die Ressourcen, um Cyber-Attacken auf Russland durchzuführen. Die Gefahr sei da, solle aber auch nicht überschätzt werden. Es würden derzeit alle erforderlichen Maßnahmen zur Abwehr getroffen. Das russische Außenministerium verlangte laut Nachrichtenagentur dpa ein Dementi der USBehörden bis hinauf zum Weißen Haus. "Falls eine

offizielle Reaktion der US-Führung ausbleibt, bedeutet das, dass es in den USA staatlichen Cyberterrorismus gibt", sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa. Die USA werfen der Russischen Föderation vor, an den Veröffentlichungen von E-Mails aus dem Umfeld von Präsidentschaftkandiatin Hillary Clinton beteiligt zu sein. Beweise hätten die USA dafür aber bislang nicht geliefert und derartiges diene auch nicht russischen Interessen, schreibt Ria Nowosti dazu. ( mit Material der dpa ) / ( tig ) 2016-11-05 16:17 heise online www.heise.de

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Szene München - Kartler haben es schwer

Wer karteln will, sollte sich aus der bayerischen Landeshauptstadt fernhalten. Die Wirte sehen Spieler nicht gerne, denn sie bringen zu wenig Umsatz - und verschrecken andere Kunden.

Münchens Lokale waren einmal der Inbegriff der bayerischen Wirtshauskultur. Dazu gehörten deftige Speisen, rustikale Möbel, große Bierkrüge, grantige Bedienungen - und an irgendeinem Tisch saßen immer Kartenspieler. Manchmal ärgerte sich einer, weil das Blatt nicht genehm oder der Kartenstapel gezinkt war. Die Biergläser fielen dann um oder gingen anderweitig zu Bruch. Die Bedienung wurde dann noch grantiger, und niemand drückte auf einem Telefon herum. In München sind diese Zeiten vorbei, Kartenspielen ist zwar per Gesetz wie gehabt erlaubt. Wer karteln will, sollte sich aber möglichst aus der Landeshauptstadt fernhalten. Kartler stehen in

München auf dem Index, und zwar nicht nur in Szene-Bars und Burger-Lokalen, sondern auch in Wirtshäusern, die noch nach Karteln ausschauen. Im Alten Simpl sitzt man zwar vor rustikalen Holzvertäfelungen, wer aber ein Schafkopfspiel wagt, der muss die Karten wieder einpacken - oder gehen. In der Gaststätte Scheidegger gibt es zwar famose Weißwürste, Kartler erhalten aber auch hier den Hinweis, man möge das Solo woanders zu Ende spielen. Etwas gnädiger sind sie in der Gaststätte Atzinger: Dort gibt es einen eigenen Kartenspieler-Tisch, etwas abseits, kurz vor den Klos. Wie man es auch dreht und wendet, Kartenspieler haben es in München schwer. Und wenn man nicht gerade ins Trumpf oder Kritisch geht, dann braucht man die Spielkarten gar nicht erst mitzunehmen. Manche Wirte sagen, dass ihnen Kartler zu oft streiten und Kunden verschrecken würden, andere beklagen, dass Kartler weniger Umsatz machen, weil sie nicht speisen würden. Deshalb sind Handys in Münchens Gasthäusern

erlaubt: Ein Smartphone-Gast muss ein Essen bestellen, sonst kann er seinen Wirtshaus-Besuch nicht mit einem Fotobeweis dokumentieren. 2016-11-05 16:05 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de

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Größtes Naturschutzgebiet in Afrika wird zerstört

Stoßzähne werden zu Potenzmitteln verarbeitet, es entsteht eine Uran-Mine - Stück für Stück wird das Wildreservat in Tansania wirtschaftlichen Interessen geopfert. Mohammed Ali wirkt verlegen. Es kommt nicht oft

vor, dass Fremde ihn besuchen. Fast verloren steht er vor seinem Schuppen: dürr und 1,60 Meter groß, zerschlissene braune Hose und graues Hemd, dem drei Knöpfe fehlen und auf dem längs in großen Lettern "Obama" steht, rote Wollmütze, Flipflops. Mit dem amerikanischen Boxer, nach dem ihn seine Eltern benannt haben, hat er äußerlich wenig gemein, aber stolz ist er auf den Namen natürlich schon. Und auf seinen Acker. Zuckerrohr, Mais, Maniok, Bananen baut Ali an. Zwischen den Ackerfurchen riesige Fußabdrücke, gestern trampelten wieder Elefanten übers Feld, machten sich an Zuckerrohr und Bananen zu schaffen. Mohammed Ali, 51, zwei Ehefrauen, elf Kinder. Die Großfamilie kommt über die Runden, die Erträge reichen zum Sattwerden. Nach guten Ernten bleibt etwas übrig, um es auf dem Markt, ein paar Dutzend Kilometer westlich von Mchomoro, zu verkaufen. Aber wie hinbringen? Es gibt hier nur holprige Staubwege beziehungsweise Schlammpisten in der Regenzeit, einen Lastwagen kann sich Ali nicht leisten. "Hier", das ist der Süden Tansanias , am Rand des

Selous Wildreservats. Der Selous ist riesig, er erstreckt sich über ein Fünftel der Fläche Tansanias. Es ist das größte Schutzgebiet Afrikas, 51 000 Quadratkilometer und damit größer als Niedersachsen, gegründet 1896 von der deutschen Kolonialmacht. Die Vielfalt der Tierwelt ist ebenfalls riesig: Büffel, Elefanten, Gnus, Flusspferde, Löwen, Krokodile, Geparden, Antilopen, die weltgrößte Population an Wildhunden, mehr als 430 Vogelarten. Am Selous leben 1,2 Millionen Menschen. Es gibt keine Zäune in oder um den Park, die Tiere sollen ungehindert wandern können. Noch zieht im Selous eine der größten Elefantenpopulationen Afrikas umher, aber Wilderei setzt ihr zu. Zwischen 1996 und 2014 war die Region die weltgrößte Ressource für geschmuggeltes Elfenbein. Zeitweilig wurden jeden Tag sechs Elefanten im Selous getötet, die Bestände in 40 Jahren um 90 Prozent dezimiert, so die Naturschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF). Im Jahr 2014 zählte man noch 15 000 Tiere. Die Gewinnspanne für einen Stoßzahn zwischen der afrikanischen Savanne und dem

asiatischen Schwarzmarkt liegt laut WWF bei 10 000 Dollar. Noch drastischer steht es um Rhinozerosse: Von einst 3000 Spitzmaulnashörnern leben noch 35 im Selous. Seit 2014 führt die Unesco daher Selous auf der Liste gefährdeter Welterbestätten. Zerriebenes Nashorn gilt in Asien als Allheil- und Potenzmittel, kunstvoll geschnitzte Stoßzähne "schmücken" die Eingänge Pekinger Millionärsvillen, Stäbchen aus Elfenbein gehören zum "guten" Hausstand. Früher waren solche Statussymbole nur für die kleine wohlhabende Elite Asiens erschwinglich, inzwischen kann sich auch die wachsende neureiche Mittelschicht in China oder Vietnam solchen Luxus leisten. Nicht nur Elefanten werden gejagt, selbst Giraffenknochen sind inzwischen gefragt, auch ihnen sagt man Wunder nach. Oder Schuppentiere, oder junge Geparden, die bei arabischen Scheichs als Hauskätzchen beliebt sind, auf dem Schmuggelweg aber oft elendig verrecken. Immerhin - Tansania nimmt Wildern und Schmuggeln ernst. An einem geheimen Ort in

Daressalam bunkert die Regierung mehr als 100 Tonnen beschlagnahmtes Elfenbein als Beweismittel für anstehende Strafverfolgungen. Dort, in Tansanias größter Stadt, steht seit Ende September Yang Fenglan, "Ivory Queen" genannt, vor Gericht. Der 66 Jahre alten chinesischen Geschäftsfrau, die seit den 1970er-Jahren in Tansania lebt, wird vorgeworfen, einen der größten Elfenbeinschmuggelringe im Land zu leiten. Sie soll dafür verantwortlich sein, 700 Stoßzähne im Wert von 2,5 Millionen Dollar von Tansania nach Fernost verschifft zu haben. Um Material in solchen Massen zu bewegen, braucht es viele willige Helfer. Dorfvorsteher, Polizisten, Zöllner, Regierungsbeamte, ja selbst Mitarbeiter der chinesischen Botschaft sollen in den Schmuggel verstrickt sein. Auf dem Korruptionsindex (2013) von Transparency International belegt Tansania Rang 119 von 175. "Die Wilderer sind hochgradig ausgerüstet und bewaffnet", sagt ein Mitarbeiter der Naturschutzorganisation Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF), "das kann nur durch Korruption bis in hohe politische Ämter funktionieren. " Präsident

John Magufuli, seit 2015 im Amt, geht dagegen vor. Als er vergangenen Dezember mal eben die gesamte Leitung der tansanischen Hafenbehörde wegen Korruption entließ, wurde er seinem Beinamen "Bulldozer" gerecht. 2016-11-05 16:01 Süddeutsche.de www.sueddeutsche.de

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Verena Pötzl im Interview: “Ich bereue gar nichts“

Föhnsturm trifft Wirbelwind: Die Herbstblätter tanzen wie verrückt, als Verena Pötzl zur „Klangfabrik" in Mieders hetzt und nach einem rasanten Parkmanöver „Stress! " schreit. Andreas Eccli und Andreas Prochatschek lachen — so und nicht anders kennen sie die Sängerin, mit der sie gerade ein neues Album aufnehmen, in dem neben Jazz und Funk auch jede Menge Herzblut steckt. Aber bevor es ins Tonstudio geht, nimmt sich Pötzl Zeit für ein Gespräch. Und eine Reise in die Vergangenheit.

Es heißt, ein Lied sagt mehr als tausend Worte. Gibt es einen Song, der beschreibt, wie es Ihnen gerade geht? Verena Pötzl: Eigentlich beschreiben alle Lieder, die ich schreibe, wie es mir geht. Das Songschreiben hilft mir dabei, mein Leben zu verarbeiten — ich schaffe mir da eine Art Erinnerungsbuch und kann im Nachhinein in meinen Erfahrungen blättern. Aktuell seh' ich mich am besten in meinem Song „The Journey" beschrieben: Zum ersten Mal in meinem Leben kann ich behaupten, dass ich dort gelandet bin, wo ich immer hinwollte. Ich bin als Mensch, als Frau und als Künstlerin in meiner Mitte angekommen. Reisen wir kurz zurück: Im Jänner 2004 haben Sie die zweite Staffel von „Starmania" gewonnen. Der große Erfolg blieb damals aus. Bereuen Sie die Casting-Erfahrung im Nachhinein? Pötzl: Nein! Ich bereue gar nichts. Und dass sich der große Erfolg nicht einstellen würde, war eigentlich von vornherein klar. Christina Stürmer hatte damals ein Jahr Vorsprung und war schon

ziemlich gut im Geschäft — und es war eigentlich rasch absehbar, dass niemand diesen Erfolg durch eine neue Figur gefährden wollte. Ich persönlich bin aber dankbar für diese Zeit, weil ich einen Einblick in die Pop-Branche bekommen habe und erkannt habe, dass ich mich hier nicht wohl fühle. Ich wollte immer Musikerin sein — und bin wohl zu naiv an die Sache herangegangen. Am Ende ging ich geschlagen heraus: Ich musste mit dem öffentlichen Bild von mir lange kämpfen. Aber jetzt habe ich mit dieser Geschichte Frieden geschlossen. Stichwort Naivität: Was würden Sie jemandem raten, der sich auf ein Casting-Abenteuer einlässt? Pötzl: Eigentlich gar nichts: Wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, dann ist man eh schon mittendrin in einem Wirbelsturm, wo man ums Überleben kämpft. Wer es schafft, da bei sich selbst zu bleiben, hat schon unglaublich viel erreicht. Das größte Kompliment, das ich damals gehört habe, war: „Du bist immer noch die gleiche. " Dabei wäre ein gewisses Verformen wohl gefragt

gewesen? Pötzl: Natürlich! Und auf gewisse Art hab' ich mich streckenweise sicher auch verformt: Weil ich in dieses Business hineinpassen wollte, weil ich wollte, dass mich die Leute gern haben. Schrecklich! Einen Tipp hätte ich aber doch: Wenn jemand den Wunsch hat, zu singen, dann soll er oder sie sich mit guten Musikern umgeben, ein Instrument lernen oder eine Band gründen — es sollte immer um die Musik gehen, nie um etwas anderes. Aktuell stehen Sie in den Kammerspielen in der Wechseljahre-Revue „Heiße Zeiten" auf der Bühne. Nach „Sekretärinnen" ist das Ihr zweites Landestheater-Engagement. Wie kam es dazu? Pötzl: Operndirektorin Angelika Wolff hat mich vor zwei Jahren angerufen und zu einer Audition eingeladen: Und mein Vorteil ist, dass ich mich nix scheiß'. Deshalb hab' ich zugesagt — und bin danach monatelang tausend Tode gestorben, aus Angst, dass ich versagen werde. Bei der Audition hab' ich übrigens Rock 'n' Roll gesungen, ohne

Noten und großartiges Konzept. Aber offenbar hat man etwas in mir gesehen und hat mir vertraut. Das freut mich extrem. Das Stück behandelt die Begleiterscheinungen der Menopause. Sind Sie da mit 38 nicht etwas zu jung? Pötzl: Die Figur, die ich verkörpere, wäre laut Vorlage schon 42, die Rolle ist dann auf mein Alter angepasst worden. Und dass die biologische Uhr tickt, kann man auch mit 38 nicht mehr leugnen. Dieses Thema ist mir nicht fern — und ich spür', dass da auch bei mir ein gewisser Druck lastet. Schließlich können wir Frauen nun einmal nicht ewig Kinder bekommen. Ich bin in der Wechseljahre-Revue also ganz gut aufgehoben. (lacht) Abgesehen davon, empfinde ich es als totale Ehre, dass ich mit Kalibern wie Susanna von der Burg und Dale Albright zusammenarbeiten kann. Sie werden ab 22. April auch im Musical „Everyman" auf der Landestheater-Bühne stehen. Bilden Sie sich dafür auch auf der Schauspiel-

Ebene fort? Pötzl: Mir fehlt dazu leider die Zeit. Ich arbeite natürlich an meinem Bühnendeutsch und würde auch gerne eine Sprechausbildung machen — aber ich komm' gerade zu gar nix. Ich steh' ja nicht nur auf der Theaterbühne, sondern bin auch ständig mit der B. Streetband für Hochzeiten, Firmenfeiern und andere Events unterwegs. Abgesehen davon, arbeite ich an einem neuen Album, das mein Bandkollege Andreas Eccli produziert. Aber bis das fertig ist, wird's noch ein bisserl dauern — es soll gut werden. Wird es da auch deutschsprachige Songs zu hören geben? Pötzl: Nein. Englisch bleibt meine Songsprache: Da kann ich mich am besten ausdrücken. Was mich aber irgendwann einmal reizen würde, wäre ein Mundart-Projekt. Wo wird das Album musikalisch einzuordnen sein? Die Zeiten der Rockröhre Verena Pötzl sind ja vorbei.

Pötzl: Die sind schon lang vorbei! Und ich kann das Wort Rockröhre beim besten Willen nicht mehr hören. Das neue Album geht in die SingerSongwriter-Schiene und wird auch Jazz- und FolkElemente enthalten. Mir sind die Songs unglaublich viel wert — da liegt mein Herz drin, da zeige ich, wer ich wirklich bin. Im Laufe der letzten Jahre wurde da ja so manches G'schichterl verbreitet. Angeblich haben Sie sich nach „Starmania" zur Kindergärnterin umschulen lassen. Pötzl: (lacht) Genau! Nur kann ich mich da blöderweise gar nicht dran erinnern. Ich find's auch lustig, wenn die Leut' mir erklären, dass sie früher ein totaler Fan von mir waren. Das klingt ziemlich morbide. Und ich find's auch schade, weil ich jetzt musikalisch wirklich viel mache und nicht mehr nur im Fernsehen Karaoke singe. Sie haben bei der Aktion „Lieder für Van der Bellen" mitgewirkt. Wie wichtig ist es, politisch Stellung zu nehmen? Pötzl: Ich bin jetzt sicher keine Jeanne d'Arc, aber

ich war sehr froh, Teil dieses Projekts sein zu können. Die Vorstellung, dass Norbert Hofer Präsident wird, macht mir nämlich große Angst. Als Künstlerin arbeite ich mit Menschen aus den verschiedensten Nationen zusammen und treffe auf Leute mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen. Warum? Weil Österreich ein buntes Land ist. Und ich wünsch' mir, dass es auch weiterhin so bunt bleibt. Das Interview führte Christiane Fasching 2016-11-05 16:00 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Probier doch mal: griechischer Traubensirup

Beim Spaziergang durch den Supermarkt scheint das Leben ein immerwährender Garten Eden. Doch die Ernte ist eingefahren, die Herbstfeste sind gefeiert und all das Obst und Gemüse würde in wenigen Wochen verrotten. Ohne ein paar schlaue Ideen um das Kalorienangebot des Herbstes für den Winter zu retten, gäbe es nördlich der Alpen

nur wenige Nomaden in der kurzen sonnigen Zeit. Vielleicht noch ein paar Jäger im Winter, so wie es zu Ötzis Zeiten wohl tatsächlich war. Uns helfen Ultra Low Oxygen Lager und ähnlich aufwändige Technik Äpfel und Gemüse sehr lange möglichst unverändert zu erhalten. Low Tech Lösungen konservieren empfindliche Lebensmittel durch Verwandlung. Dabei entsteht sehr oft zusätzlicher Geschmack. Denken Sie an Champagner und Sauerkraut – oder an Rübensirup, Apfeldicksaft und: Petimezi. In allen drei Fällen wird ein süßlicher Saft so lange eingekocht, bis sich keine schädlichen Bakterien mehr darin ansiedeln

können. Traubensaft ist die Grundlage für den griechischen Petimezi. Seine Farbe ähnelt der von Rübensirup. Im Gegensatz zu Zuckerrüben schmecken aber Weintrauben eben nicht nur süß, sondern sehr fruchtig und auch mehr oder weniger säuerlich. Ein Teil dieser Fruchtaromen steckt auch im fertigen Sirup, dazu kommt ein angenehmer Karamellgeschmack vom Einkochen - Petimezi ist nicht ganz so dick wie Rübensirup, also keine Alternative als Brotaufstrich. Er eignet sich aber sehr gut um damit Salatsaucen und Rotkraut abzuschmecken, oder um Müsli, Früchte oder Pfannkuchen elegant zu süßen. Für meine Blinis habe ich einen Bio-Petimezi aus griechischen Agiorgitiko-Trauben verwendet. Übersetzt kann man die Sorte »Sankt-Georgs-Rebe« nennen, es ist eine sehr alte autochtone Rebsorte, aus der einige der großen griechischen Rotweine gekeltert werden. Den Bio-Petimezi finden Sie z. B. hier. In vielen anderen Weingegenden werden ähnliche Sirups gekocht, sogar an der Mosel habe ich einen eingekochten Riesling gefunden. Der schmeckt mir auch sehr gut, er ist komplexer, allerdings auch deutlich saurer als die griechische Variante. In Italien heißt Petimezi »Saba di mosto cotto« , den

habe ich nicht probiert - doch wir alle kennen ein Produkt, das auf italienischem mosto cotto beruht: Balsamessig. Für 8 Portionen1/2 Hefewürfel120 g Mehl200 ml Milch3 EL Buchweizenmehl3 Eier1 TL Zucker1 TL Salz2 EL Butterschmalz150 g Saure Sahne125 ml Petimezifrische Beeren, Kompott oder gebratene QuittenDie Hefe zerkrümeln und mit Mehl und der Milch verrühren. An einem warmen Ort den Vorteig 20 Minuten gehen lassen, umrühren und weitere 20 Minuten stehen lassen. Buchweizenmehl, Eier, Zucker und Salz unterrühren. Den Teig ungefähr bis zum doppelten Volumen gehen lassen, umrühren, mit Frischhaltefolie abdecken und im Kühlschrank mindestens sechs Stunden ruhen lassen. Eine normale beschichtete Pfanne, oder eine spezielle Blini- oder Liwanzenpfanne erhitzen. Etwas Butter darin schmelzen und mit einem Esslöffel kleine Teigportionen in die Pfanne setzen. Blinis bei mittlerer Hitze nacheinander ausbacken, dabei einmal wenden. Saure Sahne glatt rühren. Auf die fertigen Pfannkuchen jeweils einen Klecks Saure Sahne setzen und mit Petimezi beträufeln, evtl. mit Früchten servieren. Der fertige Teig hält sich 1-2 Tage im Kühlschrank.

2016-11-05 19:08 Von Hans sz-magazin.sueddeutsche.de

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Explosiv: Nach Note 7 nimmt Samsung auch Waschmaschinen zurück

Noch sind viele Tausend Note 7 in Umlauf, die Samsung gerne zurückhaben möchte. Unterdessen muss sich der Konzern in den USA nun auch noch um die Rücknahme von gefährlichen Waschmaschinen kümmern. Samsung hat nach eigenen Angaben bislang knapp 85 Prozent der Note-7-Handys

zurückerhalten. Demnach sind noch etwa 285.000 Geräte in Umlauf. Besitzer können sich bei der Rückgabe den Kaufpreis zurückerstatten lassen oder erhalten im Tausch ein Galaxy S7 samt Wertausgleich. Der Hersteller hat angekündigt, die Besitzer mit einer Einschaltmeldung immer wieder zur Rückgabe aufzufordern. Weltweit werden verschiedene Updates auf die Geräte verteilt, um deren Nutzung zu erschweren, etwa durch verkürzte Laufzeiten. In Neuseeland planen die Provider sogar, dass sich ab 18. November kein Note 7 mehr in ihre Netze einbuchen kann. Für Samsung-Waschmaschinen gibt es noch kein Flugverbot. Doch Samsung steht ein weiteres Problem ins Haus: Nachdem der Konzern 1,9 Millionen Handys einsammeln musste, gab es in den USA Berichte zu explodierenden Waschmaschinen. Betroffen sind in den USA laut Berichten 2,8 Millionen Maschinen. Die Verbraucherschützer der Consumer Product Safety Commission haben 733 Berichte gesammelt, wonach Samsung-Maschinen durch extreme Vibrationen aufgefallen seien. In

neun Fällen soll es zu Verletzungen wie einem gebrochenen Kiefer gekommen sein, als sich offenbar Maschinenteile lösten. Samsung nimmt aber nur betroffene Waschmaschinen zurück, deren Kauf nicht mehr als 30 Tage zurückliegt. Besitzer älterer Maschinen können wählen, ob sie diese auf Samsungs Kosten zuhause reparieren lassen oder ob sie eine Gutschrift für den Kauf einer neuen Maschine vorziehen. Insgesamt sind 34 Modelle betroffen, von denen laut Samsung keines in Deutschland verkauft wurde. Besitzer einer SamsungWaschmaschine können auf einer Website die Seriennummer eingeben , um zu prüfen, ob das Modell betroffen ist. ( ad ) 2016-11-05 15:50 Axel Kossel www.heise.de

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Tennis: Murray kampflos an die Spitze

Andy Murray ist die neue Nummer eins im MännerTennis, die 26. in der Geschichte des Rankings und

mit 29 Jahren der älteste Spieler, der zum ersten Mal dorthin vorgestossen ist. Weil sein designierter Gegner Milos Raonic verletzungshalber nicht zum Halbfinal in Paris-Bercy antreten konnte, fielen dem Schotten die fehlenden Punkte gestern in den Schoss. Im Ranking vom Montag wird Murray mindestens fünf Zähler vor Novak Djokovic liegen. Sollte er den Final heute Sonntag gegen John Isner gewinnen, beträgt sein Vorsprung 405 Punkte. Murrays Sprung auf Platz eins ist das Resultat einer hervorragenden zweiten Saisonhälfte. Seit seiner Finalniederlage gegen Novak Djokovic in RolandGarros hat er sechs von acht Turnieren gewonnen

und nur noch am US Open in New York vor dem Final verloren. Nach dem kampflosen Einzug in den Pariser Final ist Murrays Siegesserie in der Hallensaison 18 Matches lang. Dazu kommt ein Sieg im zweiten Einzel der Davis-Cup-Begegnung gegen Argentinien. Die letzte Niederlage hatte er im September in einem über fünfstündigen Abnützungskampf gegen Juan Martin Del Potro erlitten. Mit der Übernahme der Weltranglisten-Führung hat Andy Murray die letzten Zweifel ausgeräumt, dass er zusammen mit Djokovic, Roger Federer und Rafael Nadal zu den grossen Vier des MännerTennis zählt. Lange hatte der Schotte im Schatten seiner noch erfolgreicheren Konkurrenten gestanden. Seit er im August 2009 erstmals auf Platz 2 vorgestossen war, verbrachte er insgesamt 76 Wochen auf dieser Position. Zum Vorstoss an die Spitze aber fehlte ihm jeweils ein letzter grosser Sieg. Gegen Federer und Djokovic verlor er seine ersten vier Grand-Slam-Finals. Der Durchbruch gelang ihm vor vier Jahren, als er am US Open seinen ersten Major-Titel gewann.

Seither hat Murray auch noch zweimal in Wimbledon gewonnen und dabei 2013 nach 77 Jahren das Warten der Briten auf den ersten Grand-Slam-Sieger nach Fred Perry beendet. Andy Murrays endgültiger Durchbruch hat viel mit seinem Trainer Ivan Lendl zu tun. Mit dem stoischen Tschechen in seiner Box hat der auf dem Platz oft emotionale Schotte offensichtlich die nötige Ruhe gefunden, die ihm zuvor in den entscheidenden Momenten abgegangen war. «Die Kunst ist es, mit Druck umgehen zu können. Ich war immer nervös vor den grossen Matches.» In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung , das vor einer Woche in Wien geführt wurde, sagte Murray, Lendl habe wie er seine ersten vier MajorFinals verloren und vieles durchlebt, mit dem er nun selber konfrontiert gewesen sei. «Die Kunst ist es, mit Druck umgehen zu können. Ich war immer nervös vor den grossen Matches. Darüber haben wir geredet. Er (Lendl) hat erzählt, wie er das erlebt hatte. dadurch wurde für mich die Situation auch normaler.»

Murray ist der Mann der zweiten Saisonhälfte. Noch nach seiner Niederlage im Final von RolandGarros hatte sein Rückstand auf Djokovic 8035 Punkte betragen. Doch dann fiel der Serbe mental in ein Loch, kämpfte mit der Motivation und verlor seinen Vorsprung Punkt um Punkt. Nun wird er am Montag nach 122 Wochen ununterbrochen an der Tabellenspitze abgelöst. Doch Djokovic winkt die schnelle Gelegenheit, sich die Führung zurückzuholen. Weil die Punkte des ATP-Finals bereits am Montag aus der Wertung fallen, können beim Saison-Finale in London alle acht qualifizierten Spieler voll punkten. Auf dem Tisch liegen maximal 1500 Zähler. Murray bleibt deshalb gefordert. 2016-11-05 15:35 Daniel Germann www.nzz.ch

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Drei Alpinisten mussten Nacht auf Dreitausender verbringen

Mayrhofen – Am Samstagmorgen kurz vor acht Uhr ging ein Hilferuf bei der Polizei in Ginzling im Zillertal ein. Ein Südtiroler und zwei Osttiroler

hatten die Nacht auf dem Schrammacher in 3411 Metern Höhe verbringen müssen. Das Trio war am Freitag beim Aufstieg auf den Schrammacher wegen einer vor ihnen befindlichen, langsameren Gruppe von Bergsteigern in die Dunkelheit geraten. Der Rettungshubschrauber Libelle startete daraufhin mit den Bergrettern aus Ginzling an Bord. Doch der Helikopter musste schließlich, nachdem die Retter ausgestiegen waren, aufgrund des Nebels und des Föhns abdrehen und zurück ins Tal fliegen. Die fünf Bergretter stiegen zu den drei Männern

auf. Diese waren unverletzt und konnten sich schließlich unter der Anleitung der Bergretter selbstständig über die Südwand abseilen. Gegen 12:00 waren die drei Bergsteiger aus der Wand und wurden von den Bergrettern ins Tal begleitet. „Glücklicherweise waren die Drei sehr gut ausgerüstet und konnten so die Nacht problemlos überstehen“, erklärte Florian Bauernfeind von der Polizei in Schwaz gegenüber der Tiroler Tageszeitung . (TT.com) 2016-11-05 15:12 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Der Mann, dem das Netz vertraut – ein AmazonRezensent aus Leichlingen

Jeder Morgen beginnt bei Sven Objartel mit einem Klick auf das E-Mail-Programm Weihnachten. Sobald er es öffnet, trudeln die Schreiben ein, in denen Menschen dem Leichlinger etwas schenken wollen – Handyhüllen, Beamer, sogar DuschArmaturen. 30 bis 40 solcher Anfragen gibt es pro Tag, und in Objartels Wohnzimmer türmt sich das

Ergebnis: dutzende Kartons. Als Gegenleistung muss er die Produkte lediglich auf der Seite des Online-Händlers Amazon bewerten. Die Meinung des 42-Jährigen zählt hier etwas, er ist einer der zehn wichtigsten Rezensenten. Zigtausende Kunden haben seine Bewertungen gelesen, haben wegen ihnen ein Produkt gekauft – oder eben nicht. Es gibt viele wie Objartel, die Waren gegen Bewertungen geschenkt bekommen, weil ihre Meinung nicht nur von Kunden, sondern auch von Verkäufern geschätzt wird. Ganz legal. Auch Firmen spezialisieren sich auf das Geschäft

mit den Rezensionen Es ist ein System, das öffentlich kaum bekannt, aber weit verbreitet ist – denn viele Internetportale setzen auf Bewertungen. Drei Viertel aller OnlineShopper lesen solche Rezensionen, ergab zuletzt eine Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom. Bei 41 Prozent haben sie sogar Einfluss auf die Kaufentscheidung. Das Problem für die Händler ist: Viele Privatpersonen lesen Rezensionen, schreiben aber keine eigenen. Amazon belohnt seine fleißigsten Rezensenten daher durch die Aufnahme in den hauseigenen Vine-Club. Bewerben kann man sich dafür nicht, man wird eingeladen. Mitglieder dieses exklusiven Zirkels bekommen kostenlose Produkte zum Testen geschickt. Wie viele Menschen das sind, verrät Amazon nicht. Auch Firmen haben sich auf das Geschäft mit den Rezensionen spezialisiert. Über Seiten wie amzstars.com kann man beispielsweise Bewertungen kaufen – 200 kosten 299 Euro. Produkttester wiederum kommen über die Seite

vergünstigt an Amazon-Artikel. Der Anbieter rühmt sich, auch Top-10-Rezensenten in seinen Reihen zu haben. Einer von ihnen ist Objartel, der jedoch nach eigenen Angaben nur noch selten etwas für den Anbieter macht. Für Amazon sind solche Firmen ein Ärgernis, auch wenn sie betonen, dass die Rezensenten unabhängig bewerten. Trotzdem hat Amazon zuletzt die Richtlinien verschärft – Bewertungen gegen Belohnung sollen nur noch beim VineProgramm erlaubt sein. Ein Ausgleich zum Berufsleben als IT-Berater "Ich bewerte die Sachen so, als hätte ich sie selbst bezahlt", betont Objartel. Einem Badwischer gab er nur zwei Sterne, einer Mini-Drohne einen. Ein Großteil der Produkte hat fünf von fünf Sternen bekommen. Mitglied im Vine-Club ist Objartel nicht. Warum, weiß er nicht. Doch inzwischen sei ihm das egal. Auch um Eitelkeiten gehe es ihm nicht, auch wenn es schön sei, wenn Menschen seine Bewertungen helfen würden. Für ihn seien die Tests ein

Ausgleich zum Berufsleben als IT-Berater – und eine gute Möglichkeit, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen. Da kennt er sich aus. In der Bewertung eines Internet-Routers fachsimpelt er über 2,4 und fünf Gigahertz-Netze. 3570 Kunden fanden den Text hilfreich. Und weil er von der Qualität seines Urteils überzeugt ist, scheut er sich nicht, Bewertungen unter richtigem Namen zu schreiben. Damit ist er ein Exot unter den Top-Rezensenten, die sich hinter Spitznamen wie Bazi, Liene oder Apicula verstecken. Wer sie sind oder was sie antreibt -man weiß es nicht. Und noch etwas unterscheidet ihn vom Rest: Während andere oft mehr als Tausend Bewertungen verfasst haben, sind es bei ihm 130. Warum ist er dann so erfolgreich? "Den Leuten geht es wirklich um Details" Um das zu verstehen, muss man zurückspringen zum 23. Dezember 2013. Objartel hatte damals ein Armband als Weihnachtsgeschenk gekauft und beschloss, die Welt daran teilhaben zu lassen. "Das Armband ist schön und von guter Qualität",

schrieb er bei Amazon. "Damals wollte ich einfach mal gucken, ob es jemanden interessiert, wenn ich eine Rezension schreibe", sagt er. Und was passierte? Nichts. Die Rezension steht noch im Internet, doch Objartel weiß nicht mal, ob sie je gelesen wurde. Heute sagt er: "Rezensionen, die extrem kurz sind, werden nur selten als hilfreich anerkannt. Den Leuten geht es wirklich um Details. " Bewertet er heute Produkte, die er oft auch noch selbst kauft, schreibt er seitenfüllende Texte. Sogar über einen Klostein schreibt er mehr als 570 Wörter. Plötzlich fanden Menschen seine Artikel hilfreich, plötzlich kamen Angebote von Anbietern zum Test. Oft sitzt er dafür bis zu drei Stunden nach der Arbeit oder an den Wochenenden an seinen Texten – hinzu kommt die Zeit, die er mit dem Test der Produkte verbringt. "Die meisten Dinge kann man nicht am Schreibtisch ausprobieren und testen. " Um einen mobilen Luftdruckprüfer zu testen, fährt Objartel auch mal zur Tankstelle, um ein geeichtes Gerät als Vergleichsmaßstab heranzuziehen. "Jedes Produkt braucht ein realistisches Test-

Szenario", sagt er. Diese Leidenschaft, Dinge auszuprobieren und zu bewerten, hat Objartel schon als Kind entwickelt. "Mit 14 Jahren habe ich Computerspiele gesammelt, kategorisiert und abgelegt". Wie funktioniert die Steuerung? Wie sieht die Grafik aus? Er hat alles verglichen, notiert und mit Freunden über die Listen mit den Lieblingsspielen diskutiert. Auch für das Umfeld kann das Hobby zur Belastung werden Heute tauscht er sich auch mit anderen TopRezensenten aus. "Das sind ganz unterschiedliche Charaktere", sagt Objartel, "von der Hausfrau bis zum Hardcore-Gamer. " Als der Leichlinger in die Top 10 aufrückte, bekam er irgendwann eine Einladung für eine geschlossene FacebookGruppe. "Wir tauschen uns dort aus. Ich habe zum Beispiel eine Liste erstellt, in der wir unverschämte Anbieter katalogisieren. " Dass all das ohne Beteiligung von Amazon läuft, ist aus Objartels Sicht kein Wunder: "Amazon kümmert

sich nicht viel um Rezensenten, die viel Arbeit und Herzblut in ihre Bewertungen stecken. " Dabei sei dies ein Hobby. Viele Produkte habe er etwa dem Kindergarten seiner Tochter gespendet oder verschenkt. Hinzu kommt: Auch für das Umfeld kann dieses Hobby zur Belastung werden: "Es gab Zeiten, da musste das Geschäft unter unserer Wohnung so viele Pakete annehmen, dass es mir schon echt unangenehm war", sagt Freundin Daniela Hausstätter. Vor allem bei der Anlieferung eines Crosstrainers staunten die Mitarbeiter im UhrenGeschäft nicht schlecht: Plötzlich stand ein knapp 50 Kilogramm schwerer Paket-Klotz im Laden. Immerhin: Acht von zehn Kunden hat die Rezension geholfen. Es sei einfach typisch deutsch, Dinge zu bewerten Gute Tests erkenne man daran, dass sie die kleinen und großen Probleme im Detail beschreiben, die ein ganz normaler Kunde mit dem Produkt hat, sagt Objartel. Er empfiehlt daher, vor dem Kauf mehrere Rezensionen zu lesen - auch

die negativen. Bleibt nur noch eine Frage: Wird man nach so vielen Rezensionen nicht irgendwann zum permanenten Dauer-Tester? Daniela Hausstätter muss lachen. Und auch der IT-Experte grinst: "Naja, man neigt schon häufiger dazu. Nach Urlauben kommentiere ich auch auf den entsprechenden Plattformen. " Es sei einfach typisch deutsch, Dinge zu bewerten. "Aber damit helfe ich ja auch anderen Menschen weiter. " 2016-11-05 15:10 Florian Rinke www.rp-online.de

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Fünf Jahre Haft und 74 Peitschenhiebe für iranischen Rapper

Ta-Ta-Lu wurde wegen unislamischer Sittenlosigkeit festgenommen. Bestimmte Musikrichtungen wie Rap sind im Iran verboten. 05.11.2016 | 15:06 | ( DiePresse.com )

Der iranischer Rap-Sänger Amir-Hussein Maghsudlu ist zu fünf Jahren Haft und 74 Peitschenhieben verurteilt worden. Das gab Teherans Staatsanwalt Abbas Dolatabadi am Samstag laut Nachrichtenagentur ISNA ohne nähere Begründung bekannt. Der unter dem Künstlernamen "Ta-Ta-Lu" bekannte Sänger ist einer der vielen "Untergrundmusiker" im Land. Da bestimmte Musikrichtungen wie Rap im Iran verboten sind, finden ihre Konzerte immer heimlich vor einem ausgewählten Publikum statt. Ta-Ta-Lu wurde im Sommer wegen Verbreitung westlicher und unislamischer Sittenlosigkeit

festgenommen. Wegen Beleidigung der Richters beim ersten Verhör musste er zunächst für zwei Monate ins Gefängnis. Nach einer Entschuldigung kam er dann gegen Kaution bis zu seinem Gerichtstermin frei. Das erste Urteil gegen ihn lautete eigentlich zehn Jahre, die aber wurde dann halbiert. Musiker im allgemeinen und besonders PopMusiker haben es im islamischen Iran sehr schwer. Musikrichtungen wie Rap, Hip Hop, Heavy und Metal Rock sind de facto tabu. Popmusik ist seit einigen Jahren geduldet, aber unter bestimmten strengen Bedingungen. Sogar Popkonzerte mit offizieller Erlaubnis müssen immer wieder wegen Protesten von Klerikern und Hardlinern abgesagt werden. Das führte letztlich auch zum Rücktritt des liberalen Kultusministers Ali Jannati, der sich für Popkonzerte für Jugendliche eingesetzt hatte. (APA/dpa) 2016-11-05 15:06 diepresse.com

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Clinton hat leichten Vorsprung

Washington. Am Freitag-Abend traten Beyoncé und Jay-Z für sie in Cleveland/Ohio auf, am Sonnabend folgen Katy Perry und Stevie Wonder in Philadelphia (Pennsylvania). Ob der GlamourFaktor etwas nützt? Jedenfalls ist die Demokratin mit einem leichten Vorsprung ins letzte WahlkampfWochenende gegangen. Eine am Sonnabend veröffentlichte Tracking-Umfrage des Senders ABC und der „Washington Post“ zeigte sie mit 47 zu 43 Prozent vor ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump. Nach einer Umfrage von Fox News

lag sie zwei Prozentpunkte vor Trump. Zu den am heißesten umkämpften Bundesstaaten zählt Florida: Hier liegen die Ex-Außenministerin und der Multimilliardär praktisch Kopf an Kopf. Beide Präsidentschaftskandidaten wollten daher ihren Wahlkampf-Tag am Samstag auch in Florida beginnen. Trump sagte bei einem Auftritt vor mehr als 10.000 Menschen in Hershey (Pennsylvania) zu Clintons Staraufgebot: „Übrigens, ich war nicht darauf angewiesen, J. Lo oder Jay-Z aufzubieten – die einzige Möglichkeit für sie, Zuschauer zu bekommen. Ich bin ganz allein gekommen. Nur ich – keine Gitarre, kein Klavier, nichts.“ Von RND/dpa 2016-11-05 14:47 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Schnellstarter für Opera 41

Während Vielsurfer von der verkürzten Startzeit profitieren, spart die Hardware-Beschleunigung bei Video-Chats CPU-Ressourcen und Strom.

Der jüngst erschienene Opera 41 verspricht eine schnellere Startzeit – zumindest für jene Nutzer, die den Browser regelmäßig mit einer großen Anzahl offener Tabs beenden. Opera bewerkstelligt dies durch den simplen Trick, zuerst jene Tabs zu laden, die für den Benutzer relevant sind, also die zuletzt benutzten und die angepinnten. Auf einem Windows-Laptop mit 42 offenen Tabs verzeichnete Opera eine Beschleunigung von 86 Prozent gegenüber Opera 40; bei zehn offenen Tabs soll Opera 41 noch etwa doppelt so schnell wie der Vorgänger hochfahren. Die in Version 40 eingeführten "personalisierten Nachrichten" werden zum vollwertigen RSS-

Reader – ein weiteres Feature, das aus dem früheren Leben Operas zurückkehrt. Wie einst zeigt der Browser ein Feed-Icon in der Adresszeile an, falls die aktuelle Seite dieses Format anbietet. Performance-Gewinne und Stromersparnis verspricht die Hardware-Beschleunigung bei den in Version 37 eingeführten Video-Popouts sowie bei den meisten Video-Konferenzen via WebRTC. Damit setzt sich Opera von der zugrundeliegenden Chromium-Basis ab, welche die Codecs VP8 und VP9 bevorzugt, die im Gegensatz zu H.264 nicht Hardware-beschleunigt laufen. ( kbe ) 2016-11-05 14:45 Herbert Braun www.heise.de

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Kutzenhausens Bürgermeisterin wird bedroht

Bürgermeisterin Silvia Kugelmann ist Zielscheibe von anonymen Anfeindungen und Bedrohungen in der Gemeinde Kutzenhausen. Die Bürgermeisterin hatte lange geschwiegen und vieles ausgehalten. Jetzt geht die 50-Jährige an die Öffentlichkeit und

hat Anzeige erstattet. Die Polizei ermittelt. Es geht dabei um die jüngsten Ereignisse, die zunächst mit einer schweren Sachbeschädigung begannen. Nach einer Gemeinderatssitzung am Montag, verließ Kugelmann das Gebäude und fand ihren Wagen mit Hundekot beschmiert vor. Sie verständigte umgehend die Polizei Zusmarshausen und erstattete Anzeige. Mittlerweile wurde der Vorfall an die Kriminalpolizei weitergegeben. „Bei Frau Kugelmann handelt es sich um eine Amtsträgerin, wonach die Tat auch eine politische Färbung bekommen könnte“, erklärt Manfred Gottschalk, Sprecher des

Polizeipräsidiums. Er bestätigte, dass seit April mehrere Vorfälle gemeldet und zur Anzeige gebracht wurden. Die Rede ist von Sachbeschädigung, Bedrohung und Beleidigung. Anonyme Drohbriefe mit wüsten Beschimpfungen wie „Verrecken sollst du lieber heute als morgen“ oder „Du altes Miststück“ gehören bei der Rathauschefin schon fast zum Alltag. Das beschädigte Auto ist der vorläufige Höhepunkt einer ganzen Serie unterschiedlicher Delikte. Die Tat sei „derart ekelerregend“, dass man von Körperverletzung sprechen könne, meint Polizeisprecher Gottschalk. Schon im Frühjahr hatte es einen Vorfall gegeben, als unbekannte Täter Metallschrott in den Garten der Familie Kugelmann schmissen. Die teilweise bis zu 30 Zentimeter langen Leisten verfingen sich im Geäst eines Obstbaums. „Wären uns die Teile im Baum nicht aufgefallen, hätte das böse enden können“, sagt Kugelmann. Eigentlich war das Fass damals schon übergelaufen, doch Kugelmann hatte sich zunächst dagegen gewehrt, die Taten öffentlich

anzuprangern. Was jetzt aber passiere, betrifft nicht mehr nur die Bürgermeisterin alleine. Nach Informationen unserer Zeitung erhielten nach der Auto-Attacke erstmals auch Mitglieder des Gemeinderats anonyme Briefe. Besonders prekär sei deren Inhalt, denn die Drohungen würden sich auch gegen Frau und Kinder des Empfängers richten. „Das muss ein Ende haben“, sagt Silvia Kugelmann. Die Angriffe hätten eine Dimension erreicht, die mittlerweile in der ganzen Gemeinde zu spüren sei. Selbst das Personal im Rathaus fühle sich nicht mehr sicher, sagt sie. „Welche Stufe des Terrors soll in unserer Gemeinde noch passieren?“ Woher der Hass kommt, ist noch unklar. Die Bürgermeisterin spricht von einer kleinen Minderheit, die sich radikalisiert habe und von einer schweigenden Mehrheit bestärkt fühle. Es sei ihr Führungsstil, der einigen vielleicht nicht gefalle, vermutet sie. „Die wollen mich dazu bringen mein Amt aufzugeben, aber das werde ich auf keinen Fall tun.“ Die Kriminalpolizei ermittelt in alle Richtungen.

Nach Abschluss der Ermittlungen werde man die Vorgänge an die Staatsanwaltschaft weitergeben. Die Beamten appelliert, Hinweise unbedingt der Polizei zu melden. „Es handelt sich hier eindeutig um Straftaten. Das hat mit Meinungsfreiheit nichts mehr zu tun“, betont Manfred Gottschalk. Ähnlich äußert sich Landrat Martin Sailer. Er spricht von „unhaltbaren Zuständen“. „Was hier passiert, ist ein ganz mieser Stil. Wenn jemand anderer Meinung ist, dann lässt sich das im Gemeinderat diskutieren“, sagt er. Dass Kugelmann die Vorfälle nun öffentlich macht, sei der „völlig richtige Weg“. Die Politikerin hatte sich im Sommer auf Kreisebene der CSU-Fraktion angeschlossen. Sie war 2014 für die Freien Wähler in den Kreistag eingezogen, hatte deren Fraktion aber im Herbst 2015 verlassen. In der Kutzenhauser Gemeindepolitik ist sie weiterhin Vertreterin der Liste „Unabhängige Gesamtgemeinde“. Für diese war Kugelmann zur Bürgermeisterin gewählt worden. Sie hofft nun auf die Arbeit der Polizei. Die letzten Tage hätten gezeigt, dass sich die Gemeinde offen

mit dem Problem auseinandersetzen muss. 2016-11-05 14:43 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de

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Novemberpogrom 1938: Überlebte Herschel Grynszpan den Holocaust?

In einem bislang wenig beachteten Bestand entdeckte Christa Prokisch, die Leiterin des Museumsarchivs, ein Bild, das am 3. Juli 1946 in einem Lager für Displaced Persons in Bamberg aufgenommen wurde. Zu sehen ist ein junger Mann mit fülligem Gesicht und einer sorgfältig frisierten

Haartolle, der in die Kamera schaut. Prokisch fühlte sich sofort an einige Fotos erinnert, die zu den bekanntesten Aufnahmen der Vorgeschichte des Holocausts gehören. Sie zeigen den 17-Jährigen Grynszpan am 7. November 1938, wenige Stunden, nachdem er in der deutschen Botschaft in Paris den Legationssekretär Ernst vom Rath niedergeschossen hatte; der Diplomat erlag seinen schweren Verletzung zwei Tage später. Herschel Grynszpan nach seiner Festnahme in Paris Quelle: pa/akg-images Das Attentat und den Tod vom Raths nutzte vor allem Joseph Goebbels, um einen vermeintlich „spontanen“ Volksaufstand in ganz Deutschlands zu inszenieren. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 und in den folgenden Tagen rauschte ein Sturm antisemitischer Gewalt über Deutschland hinweg. Weit über hundert deutsche Juden wurden ermordet, doppelt so viele nahmen sich aus

Verzweiflung das Leben. Rund 30.000 jüdische Männer wurden in KZs gesperrt und grausam misshandelt; der NS-Staat wollte sie und ihre Familien so zur sofortigen Ausreise unter Aufgabe ihres gesamten Eigentums zwingen. Das hatte Herschel Grynszpan sicher nicht gewollt – aber vermutlich war es doch sein Ziel gewesen, ein Zeichen gegen die judenfeindliche Politik Hitlers zu setzen. Ein Ansinnen, das furchtbare Folgen hatte. In seinem Büro in der Deutschen Botschaft in Paris wurde Ernst vom Rath tödlich verwundet Quelle: pa/akg-images Allerdings weniger für ihn selbst. Er wurde zwar wegen Mordes angeklagt, aber durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges fiel kein Urteil mehr. Im Juli 1940 wurde der inzwischen 19-Jährige vom besetzten Frankreich an die Gestapo ausgeliefert. Nach dem „Endsieg“ sollte ihm ein Schauprozess gemacht werden. Dazu kam es nicht; Grynszpan Spur verlor sich bisher im Jahr 1942.

Die beiden verglichen das Foto von 1946 mit allen anderen bekannten Bildern Herschel Grynszpans – und das sind nicht sehr viele. Prokisch und Fuhrer sind sich dennoch sicher, dass es sich um denselben Menschen handelt. Dafür sprechen tatsächlich unveränderliche Kennzeichen wie Augenstellung, Lage der Brauen, die Nase, das Kinn und die Ohren. Allerdings ist der junge Mann auf dem Foto aus Bamberg deutlich fülliger. Das muss aber nicht gegen eine Identifizierung sprechen, denn in den DP-Lagern wurden die heimatlosen Menschen, die oft KZ oder Zwangsarbeit überlebt hatten, von den Alliierten regelrecht aufgepäppelt. Auf „Focus Online“ berichtete Fuhrer nun erstmals über den Fund und seine mögliche Bedeutung. Auch anderen Medien greifen das Thema bereits auf. Aufgrund eines Fotos kann zwar keine hundertprozentige Sicherheit gewonnen werden. Jedoch passt die Entdeckung zu verschiedenen, seit Langem bekannten Informationssplittern.

Herschel Grynszpan Untersuchungsrichter

auf

dem

Weg

zum

Quelle: pa/akg-images So schrieb 1957 der Historiker Helmut Heiber in den renommierten „Vierteljahresheften für Zeitgeschichte“ unmissverständlich: „Nach dem Krieg hat der Attentäter von 1938 darauf verzichtet, in seine nun risikolos gewordene Rolle zurückzukehren. Während seinen Eltern die Auswanderung nach Palästina gelungen ist, lebt Herschel Feibel Grünspan unter falschem Namen in Paris, obwohl die Ermordung Ernst vom Raths nach französischem Recht bereits verjährt ist.“ Allerdings revidierte Heiber 1981 in einem Brief seine Haltung: „Meiner Erinnerung nach gab es seinerzeit einen Anhaltspunkt (eine InterpolMeldung?), der darauf hindeutete, dass Grünspan den Krieg überlebt hat und untergetaucht ist. Da aber seitdem nichts in dieser Richtung aufgetaucht bzw. bestätigt worden ist, möchte ich heute eher vermuten, dass er vor Kriegsende umgebracht worden ist.“

Erkennungsdienstliche Fotos der Pariser Polizei Quelle: pa/akg-images Nicht zurückgenommen wurde eine weitere Aussage, die ein gewisser Michael Graf Soltikow Anfang der 1960er-Jahre machte – der allerdings in Wirklichkeit Walter Richard Max Bennecke hieß. Seinen Angaben zufolge sei Grynszpan in einem DP-Lager der US-Zone sogar fotografiert worden. Allerdings nannte „Soltikow“ als Ort Bad Homburg, wo es nie ein solches Lager gab – anders als in Bamberg, wo das jetzt aufgetauchte Foto entstand. Der Fund von Christa Prokisch und die Analyse von Armin Fuhrer zeigen, dass auch nach sieben Jahrzehnten noch Entdeckungen in der Zeitgeschichte möglich sind. Theoretisch könnte Herschel Grynszpan sogar noch leben – er wäre heute 95 Jahre alt. Weitere Recherchen dürften folgen. 2016-11-05 14:39 Sven Felix www.welt.de

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US-Regierung präsentiert ihre Open-Source-Software

Die US-Regierung wird in Zukunft alle ihre OpenSource-Projekte gesammelt im Web-Portal Code.gov veröffentlichen. Durch den Schritt sollen die behördenübergreifende Zusammenarbeit verbessert und Steuern gespart werden. Die US-Regierung hat seine Plattform für OpenSource-Software gestartet. Unter Code.gov sollen Behörden staatlich finanzierte Software sammeln und öffentlich zugänglich machen. Momentan finden sich dort rund 50 verschiedene Projekte.

Um den Umgang mit Open-Source-Software zu regeln, hat die US-Regierung bereits vor geraumer Zeit Richtlinien festgelegt und veröffentlicht. Code.gov soll den Behörden dabei helfen, die beschlossenen Richtlinien umzusetzen. Die Regierung verspricht sich vom Portal, dass die Behörden besser zusammenarbeiten und es ihnen leichter fällt, Software gemeinsam zu nutzen und Programme externer Entwickler zu integrieren und zu inventarisieren. ( hcz ) 2016-11-05 14:35 Hannes A www.heise.de

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Verfassungsgerichtshof bestätigt Bettelverbot in Dornbirn

Ein Rechtsanwalt hatte Beschwerde gegen das Bettelverbot in Dorngirn eingelegt. Diese sei "nicht begründbar", so der VfGH. 05.11.2016 | 14:35 | ( DiePresse.com )

Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat das Bettelverbot in Dornbirn in Vorarlberg bestätigt. Rechtsanwalt Anton Schäfer hatte Beschwerde gegen das Verbot eingelegt. Diese wurde nun vom VfGH abgewiesen, berichteten die "Vorarlberger Nachrichten" ("VN") in ihrer Samstagsausgabe. "Die Beschwerden sind nicht begründbar", hieß es in dem VfGH-Erkenntnis. Der Fall beziehe sich auf eine Frau, die zur Zeit des Christkindlmarktes 2015 bestraft wurde, weil sie gegen das kurz zuvor von der Stadt erlassene Bettelverbot gehandelt hatte, berichtete der ORF Vorarlberg. Schäfer zog bis vor den VfGH, um die Strafe zu bekämpfen.

Das Höchstgericht habe mit der Entscheidung zwar das Dornbirner Bettelverbot bestätigt, aber auch keine generelle Erlaubnis für ein Bettelverbot ausgesprochen, meinte der Rechtsanwalt gegenüber dem ORF Vorarlberg. Der VfGH habe ausdrücklich festgehalten, dass seine Entscheidung nur auf den konkreten Fall mit dieser Frau zur Anwendung gelangt sei, so Schäfer. Laut VfGH könne die Stadt Dornbirn den für die Erlassung des Verbots notwendigen Missstand belegen. Die Dornbirner Bettelverbots-Verordnung erweise sich demnach "nicht als unsachlich", zitierten die "VN" aus dem Erkenntnis. Am 12. November 2015 hatte die Dornbirner Stadtvertretung beschlossen, Betteln zur Marktzeit am Marktort zu verbieten. (APA) 2016-11-05 14:35 diepresse.com

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Palmer fordert mehr Toleranz für AfD-Anhänger

Berlin. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) hat seine Partei zu Toleranz auch für Menschen aufgerufen, die der AfD nahestehen. „Wir müssen die Toleranz, die wir früher für uns eingefordert haben, nun selber an den Tag legen“, sagte Palmer der „Welt“. „Es bedarf einer Toleranz gegenüber Menschen, die wir – vielleicht auch zu Recht – für reaktionär und kleingeistig halten. Auch diese Leute haben einen Anspruch darauf, ernstgenommen zu werden.“ Es gebe eine

Minderheit im Land, die sich ausgegrenzt und zurückgelassen fühle, sagte Palmer. Es sei Aufgabe der Grünen, auf derartige Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. „Da empfinde ich meine Partei als eher widerwillig.“ Palmer appellierte an seine Partei, künftig klar zwischen Rassismus und Alltagsrassismus zu unterscheiden. „Ich trete der Theorie entgegen, dass man den Alltagsrassismus so entschieden bekämpfen muss wie den offen ausgelebten.“ Alltagsrassismus sei so diffus, dass man den Großteil der Bevölkerung damit beschuldigen könnte. Eine rot-rot-grüne Koalition nach der nächsten Bundestagswahl 2017 schloss Palmer aus – und damit auch die Einführung der bei den Grünen umstrittenen Vermögensteuer. „Ich sehe nicht, dass die Linkspartei fähig ist, sich an einer Bundesregierung zu beteiligen“, sagte Palmer. Von RND/dpa 2016-11-05 14:31 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Zürcher Wahlkampf: SP nimmt sich Wien zum Vorbild

Seit über einem Vierteljahrhundert regiert in Zürich Rot-Grün. Die SP ist die stärkste politische Kraft und hat die Stadt in diesen Jahren nachhaltig verändert. Sie hat in den öffentlichen Verkehr, die Schulen und die Kultur investiert. Die Lebensqualität in Zürich ist heute unbestritten hoch. In dieser Jubelstimmung Wahlkampf zu betreiben, ist nicht einfach. Für die bürgerlichen Parteien nicht, aber auch nicht für die SP. Hinsichtlich der Wahlen 2018 auf hohem Niveau nochmals

zuzulegen, sei tatsächlich ein schwieriges Unterfangen, sagte Marco Denoth, Co-Präsident der Stadtzürcher SP, an einem Mediengespräch. Bei den letzten Gemeinderatswahlen holten die Sozialdemokraten rund 30 Prozent der Stimmen. Sie stellen heute vier von neun Stadträten. «Mit dem Erfolg steigen auch die Erwartungen», ergänzte Co-Präsidentin Gabriela Rothenfluh. «Und viele Leistungen gehen schnell vergessen.» Um die Zürcherinnen und Zürcher daran zu erinnern, wem sie ihre «farbenfrohe und lebendige Stadt» verdanken, lanciert die SP nun eine neue Kampagne. Im Internet, auf Plakaten und an Veranstaltungen versucht die Partei, den Slogan «Zürich. Offen. Anders.» unter die Leute zu bringen. «Offen», weil Zürich – dank der SP – «solidarisch, mutig und zukunftsorientiert» sei. «Anders», weil sie das nötige Gegenstück zur «konservativen, repressiven» Politik auf Kantonsund Bundesebene bilde. In der Kampagne greift die Stadt-SP damit auf bewährte Wahlkampfmuster der gegnerischen SVP

zurück. Während die SVP das «Erfolgsmodell Schweiz» durch die EU und die Migration in Gefahr sieht, warnen die Zürcher Sozialdemokraten nun vor «den rechten Mehrheiten beim Bund und im Kanton Zürich», die das «Erfolgsmodell des offenen Zürich» bedrohten. Bund und Kanton liessen der Stadt Zürich einen zu engen Spielraum für «echte linke Politik». Als Beispiel erwähnen sie die Unternehmenssteuerreform III, welche der Stadt jährlich Mittel von 200 Millionen Franken «wegnehme». Als Wahlkampfschlager setzt die SP weiter auf das Thema Wohnen. Hierbei lässt sie sich von der österreichischen Hauptstadt inspirieren. «Mehr Wien für Zürich», fordert sie. Wien betreibt seit den 1920er Jahren eine aktive, staatliche Wohnbaupolitik. 60 Prozent der Wiener leben heute in einer geförderten oder einer Gemeindewohnung. SP-Gemeinderat Jean-Daniel Strub findet: «Das sind Ansätze, die wir genau anschauen sollten.» 2016-11-05 14:30 Daniel Fritzsche www.nzz.ch

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Studie zu Schutzmassnahmen: Häusliche Gewalt unter der Lupe

Seit 2004 ist häusliche Gewalt in der Schweiz nicht mehr eine rein private innerfamiliäre Angelegenheit. Einfache Körperverletzung, Drohung, wiederholte Tätlichkeiten, sexuelle Nötigung und Vergewaltigung im häuslichen Bereich gelten als Offizialdelikte. Die Strafverfolgungsbehörde muss deshalb nach einer entsprechenden Meldung der Polizei eine

Untersuchung einleiten, einen Strafantrag des Opfers braucht es nicht. Eine Folge der Enttabuisierung der häuslichen Gewalt ist auch das Zürcher Gewaltschutzgesetz. Seit 2007 ist es in Kraft. Sein Kernstück sind polizeiliche Sofortmassnahmen zum Schutz von gewaltbetroffenen Partnern. So kann die Polizei die Täter – gemäss Bund waren es 2015 in 74 Prozent der 17 297 Fälle Männer – aus der Wohnung weisen. Sie kann diesen auch verbieten, klar umgrenzte Gebiete zu betreten oder mit den gefährdeten Personen Kontakt aufzunehmen. Die Schutzmassnahmen dauern mindestens 14 Tage und können bis auf drei Monate verlängert werden. Sie ermöglichen den Opfern und deren Kindern, in der vertrauten Umgebung zu bleiben und sich über weitere Schritte klarzuwerden. Die Polizei ist zudem verpflichtet, spezialisierte Beratungsstellen und – sofern auch Kinder betroffen sind – die Kindesund Erwachsenenschutzbehörden über Vorfälle und Schutzmassnahmen zu informieren. Die zuständigen Beratungsstellen nehmen umgehend

Kontakt zu den Tätern und Opfern auf – gewaltausübende Männer werden vom «mannebüro züri», gewalttätige Frauen vom kantonalen Bewährungs- und Vollzugsdienst telefonisch angesprochen, Opfer von spezialisierten Beratungsstellen. Ziel ist es, die Täter zu motivieren, die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Zudem soll die Bereitschaft gefördert werden, sich freiwillig Lernprogrammen, Therapien oder allenfalls auch Anti-Alkohol-Behandlungen zu unterziehen. Im Auftrag der Kantonspolizei Zürich und der Staatsanwaltschaft hat Christian Schwarzenegger, Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie an der Universität Zürich, zusammen mit Rahel Ott von der polizeilichen Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt 559 Fälle mit Schutzverfügungen erfasst und die Opfer nach vier und zwölf Monaten befragt. In der Mehrheit der Fälle kam es sowohl zu einer Wegweisung als auch zu einem Kontakt- und Betretungsverbot. Aus Sicht der meisten Betroffenen verbesserte sich dadurch die Situation, ein grosser Teil fürchtete sich aber trotzdem vor

weiteren Gewaltakten, wie Schwarzenegger an einer Tagung in Zürich sagte. Zum 45. Geburtstag der Stadtzürcher Ombudsstelle hatten deren Leiterin Claudia Kaufmann und das Schweizerische Kompetenzzentrum für Menschenrechte das hierzulande noch wenig bearbeitete Thema «Zugang zum Recht» zur Diskussion gestellt. «Der Zugang zur Justiz ist ein Menschenrecht, Rechtsschutz ebenso», sagte Kaufmann und plädierte auch aufgrund ihrer praktischen Erfahrungen für eine Stärkung der aussergerichtlichen Schlichtungsund Beratungsstellen. Anhand von vier Praxisfeldern zeigten Fachleute die Hürden zur Wahrnehmung der Rechte auf, namentlich bei Kindern, Menschen mit Behinderung sowie bei Fällen von Diskriminierung und häuslicher Gewalt – wobei gerade das letzte Beispiel eine Forderung der Experten erfüllt: Daten zu beschaffen, um staatlichen Handlungsbedarf beim Vollzug des Rechts überhaupt erkennbar zu machen. Tatsächlich geht es in der Zürcher Studie zur häuslichen Gewalt nicht nur um die subjektive Sicht

der Opfer, sondern auch um eine umfassende Lageanalyse der polizeilichen und strafrechtlichen Intervention. Die beiden Auftraggeber interessiert zudem, wie Strafverfahren in Fällen häuslicher Gewalt abgeschlossen werden. Artikel 55a des Strafgesetzbuchs ermöglicht es den Opfern, auch bei bestimmten Offizialdelikten eine sogenannte Desinteresseerklärung abzugeben. Das Verfahren wird dadurch für sechs Monate sistiert und dann, ohne Widerruf des Opfers oder neue Vorfälle, definitiv eingestellt. Auch deswegen enden gemäss Schätzungen im Kanton Zürich 80 bis 90 Prozent der Strafverfahren wegen häuslicher Gewalt ohne weitere strafrechtliche Sanktionen für die Tatperson. Im Kanton Zürich gab es letztes Jahr 4775 Meldungen wegen häuslicher Gewalt. Rund die Hälfte hatte ein strafrechtliches Verfahren zur Folge. In 1081 Fällen oder in jedem fünften Fall kam es zu Gewaltschutzmassnahmen. 2016-11-05 14:30 Dorothee Vögeli www.nzz.ch

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Polizei findet Maschinengewehr bei 16-Jährigem

Bei Wohnungsdurchsuchungen in Füssen fand die Polizei am Freitag bei vier Jugendlichen beziehungsweise jungen Erwachsenen Drogen und verschiedene Waffen. Das Rauschgift in Form von Marihuana, Opiaten und psychoaktiven Pilzen, und die Waffen wurden von den Beamten sichergestellt. Nach Angaben der Polizei stießen sie beispielsweise bei einem 16-Jährigen auf ein Scharfschützen- und ein Maschinengewehr. In der Nacht auf Samstag ging den Beamten in Schwangau zusätzlich ein 26-jähriger Ostallgäuer ins Netz, der im Besitz von Marihuana war. Auch in

seiner Wohnung wurden anschließend Rauschmittel gefunden. Die fünf Männer müssen nun mit empfindlichen Strafen nach dem Betäubungsmittel- und Waffengesetz rechnen. AZ 2016-11-05 14:14 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de

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Perfekter Indie-Pop von "Die Höchste Eisenbahn"

Hannover. Das ist schon ein kleiner SingerSongwriter-Konfetti-Regen, der sich in der Bandformation „Die Höchste Eisenbahn“

zusammengefunden hat. Und das textsichere Publikum in Hannover wusste vermutlich genau von diesem Kaliber, als es sich im gut gefüllten Musikzentrum versammelte. Die Höchste Eisenbahn, das sind Moritz Krämer, vorher wunderbar Solo unterwegs, und Francesco Wilking, Sänger der grad hoffentlich nur pausierenden Band Tele. Seit 2011 bringen die beiden ihre bis zum Rand gefüllten Liedtexterseelen zusammen. Begleitet werden sie von Max Schröder (Tomte, Olli Schulz und der Hund Marie) und Felix Weigt (Kid Kopphausen, Spaceman Spiff) – das Who is Who der neuen deutschen Liedermacherszene. Nach „Schau in den Lauf, Hase“ folgte dieses Jahr ihr zweites Album „Wer bringt mich jetzt zu den anderen“, das schon bei den ersten Takten Blitzliebe für die Klavierakkorde und den krämeresken Schnuffelton („Dein Tag ist ein Buch / meiner warst Du“) garantiert. Diese markant gebrochene Stimme vermisst man an dem Abend an mancher Stelle, an der man sie bei den Studioaufnahmen ins Herz geschlossen hat. Egal. Liebe.

Musikalisch liefert die Band richtig gut gemachten Indie-Pop, eingängige Riffs, sphärische Synthesizer-Momente mit ein bisschen 70er-Jahre Popreminiszenzen mit Keyboard, hier und da Streichereinsätze für die Emphase. Die jahrelangen Erfahrungen jedes Einzelnen in besten Kreisen sind spürbar. Mit Zugabe spielen sie an dem Abend fast zwanzig Stücke vom neuen und alten Album. Man wünschte, es gäbe mehr. „Wir sind gute, gute Leute“, singen sie selbst. Stimmt. Die Texte zeigen diese feinen Beobachtungen, die einen mit Fragen wie „Vielleicht waren wir ja zu langsam“ mitten in der irrationalsten Empfindung treffen. Texte von naiver Ehrlichkeit („Ist das Deine Antwort? Klar bin ich enttäuscht, ich hab immer gehofft, dass noch irgendwas kommt“), unvorhersehbar und rauh, und dann wieder mit entwaffnenden Liebeserklärungen voller Leichtigkeit: „Ich lieb dich / jetzt werd nicht rot / seit ich zwölf bin / Jetzt tu nicht so / ja solange schon“. In jedem Lied merkt man die Hingabe der Sänger, Geschichten erzählen zu wollen, improvisierend

und grotesk, mit unerwarteten Wendungen, und manchmal einfach verspielt wie bei dem titelgebenden Timmy, der später auf einer Insel auf den britischen Jungfern in einer 18Schlafzimmervilla wohnt. „Und im Speisesaal fliegen Aras, die den ganzen Tag schreien“. Diese Nähe zum Lagerfeuer-Storytelling wird auch auf der Bühne deutlich: Zu einem unterlegten Klangteppich plaudern sie einfach drauf los, verlieren sich fast in ihren Geschichten, bis sie überraschend wieder zurückfinden. Wenn es fernab von der bekannten Kassettennostalgie der Mittdreißiger noch Gutenachtgeschichten gäbe, dann müssten es genau solche sein. Und man könnte nicht schlafen, weil die Texte wach und neugierig auf mehr machen. Katharina Derlin 2016-11-05 14:00 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Diözese Graz-Seckau löst Dekanate auf

Nach der Strukturreform bis 2018 sind acht

Nach der Strukturreform bis 2018 sind acht

Seelsorgeregionen anstelle der Dekanate geplant, plant Bischof Krautwaschl. 05.11.2016 | 13:55 | ( DiePresse.com ) Die bestehenden Dekanate in der Diözese GrazSeckau werden aufgelöst und durch eine neue Regionalebene mit acht Seelsorgeregionen ersetzt. Das gab der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl nach der Diözesanrats-Tagung in einer Aussendung bekannt, berichtete die Kathpress am Samstag. Pfarren sollen aber keine aufgehoben werden.

Die "diözesane Strukturreform" soll in den kommenden zwei Jahren über die Bühne gehen, am Ende steht im Herbst 2018 dann die Auflösung der Dekanate. Krautwaschl erhofft sich von der Maßnahme, dass "das Leben vor Ort gestärkt wird. " Die Regionen sollten nicht größere Verwaltungseinheiten sein, sondern "mit größerer Flexibilität auf die Bedürfnisse der Kirche vor Ort eingehen können". Die Diözese Graz-Seckau umfasst bisher 22 Dekanate mit 388 Pfarren. In den steirischen Pfarren leben etwa 1,232.000 Menschen, 826.543 davon sind Katholiken. Im Dienst der Seelsorge stehen 451 Priester und 77 ständige Diakone sowie 168 Pastoralassistentinnen und -assistenten. (APA) 2016-11-05 13:55 diepresse.com

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Apple gibt Rabatt auf USB- und Thunderbolt-Zubehör

Viele Apple-Nutzer ärgert es, dass am MacBook

Pro nur noch USB-Anschlüsse vom Typ-C vorhanden sind. Der Hersteller reagiert auf die Kritik, indem er die Preise entsprechender Kabel und Adapter reduziert. Von vielen Nutzern hagelt es Kritik seit der Präsentation der neuen MacBooks. Denn außer USB Typ-C und einer Klinkenbuchse verfügen die Geräte über keine Anschlüsse. Das heißt es müssen haufenweise Adapter oder neue Peripherie-Geräte her. Um den Ärger etwas zu dämpfen, hat der Hersteller nun die Preise für passende Kabel und Adapter temporär gesenkt. Bis

zu

50

Prozent

Rabatt

gibt

es

im

herstellereigenen Online-Shop. Je nach Produkt kann der Preisnachlass aber auch kleiner ausfallen. Auch die Preise der Apple-exklusiven 4K- und 5K-Bildschirme von LG sind gefallen: Das LG UltraFine 5K Display kostet momentan 1049 Euro, das UltraFine 4K 561 Euro. Bei Festplatten von LaCie und Speicherkartenlesern von SanDisk kann man ebenfalls etwas sparen. Kunden, die nach dem 27. Oktober entsprechendes Zubehör gekauft haben, sollen Forenbeiträgen zufolge EMails erhalten haben, in denen ihnen ein nachträglicher Rabatt angeboten wird. Ein paar Beispiele: Der "USB-C-auf-USB-Adapter" kostet momentan 9 Euro anstatt regulär 25, der "Thunderbolt-3-auf-Thunderbolt-2-Adapter" 35 Euro statt 59 und "USB-C-Digital-AV-Multiport-Adapter" 59 Euro statt 79 Euro. Bei Produkten anderer Hersteller fällt der Rabatt deutlich geringer aus. Leider ist die Ersparnis nicht ohne Weiteres ersichtlich – Apple gibt momentan nur die neuen Preise an. Die soll auch nicht von Dauer sein, sie gilt maximal bis Ende des Jahres. Außerdem behält sich Apple vor, die Aktion für bestimmte Artikel

vorzeitig zu beenden, falls bestimmte Mengen verkauft wurden. ( hcz ) 2016-11-05 13:47 Hannes A www.heise.de

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Andreas Lambertz hatte keine Gänsehaut

"Gänsehaut hatte ich nicht, als ich auf den Platz kam", sagte der Mittelfeldmann nüchtern. Und das, obwohl sich die Düsseldorfer so ins Zeug legten. Die Stadt war im Vorfeld der Begegnung mit "Lumpi"-Plakaten gepflastert worden, alle fieberten

dem Wiedersehen mit der Vereinsikone entgegen. "Ich warte schon ewig auf dieses Spiel, das hat mir alles viel zu lang gedauert", hatte der Rückkehrer vor der Partie gesagt. Die 31.167 Zuschauer empfingen ihn mit Applaus – und mit einem überdimensionalen Plakat: "Für immer Fortuna! Willkommen zu Hause, 'Lumpi'. " Es gehört sich so, hier nicht zu jubeln Von 2002 bis 2015 trug Lambertz das rot-weiße Trikot. "Er steht in Düsseldorf für sehr, sehr viel Erfolg, für Aggressivität und Leidenschaft. Vor dem Spiel gebührt ihm jedes Lob dafür. Aber auf dem Platz wird er Feuer bekommen", hatte FortunaTrainer Friedhelm Funkel vor der Partie angekündigt. Dann brannte es schon nach 26 Sekunden im eigenen Strafraum. Und ausgerechnet "Lumpi" war Schuld daran. Düsseldorf verteidigte vogelwild, Lambertz spielte den Ball Niklas Hauptmann in den Lauf, der von der Strafraumgrenze das 1:0 für die Gäste erzielte. Es war das schnellste Tor in dieser ZweitligaSaison. Die Dresdner drehten jubelnd ab. Nur

Lambertz blieb bei der großen Party außen vor. Es gehöre sich so, hier nicht zu jubeln, erklärte er nach dem Schlusspfiff vor dem Sky-Mikrofon. Es standen immer noch Düsseldorfer Anhänger auf der Tribüne, die ihn mit Sprechchören feierten. Lambertz beschwert sich beim Schiedsrichter über die harte Gangart "Beim 1:0 hat alles zusammengepasst. Ich habe nur drei Gelbe in den Strafraum starten sehen, den Ball musste ich da reinspielen", sagte "Lumpi", der betonte: "Durch die frühe Führung ließ sich natürlich angenehmer spielen. " Ziemlich unangenehm war die Situation dagegen für die Düsseldorfer. "Ich will mal sagen, dass wir unglücklich ins Spiel gekommen sind", sagte Sechser Adam Bodzek. Innenverteidiger Kevin Akpoguma sprach von einem "Scheißstart". Es kam noch dicker: Dresden stellte bis zur 50. Minute auf 3:0. Und Funkel dürfte aus dem Haareraufen gar nicht mehr herausgekommen sein. Allerdings lief auch für "Lumpi" nicht alles glatt. Der Rückkehrer wurde von den Fortunen

einige Male hart angegangen. Nach einem Pferdekuss von Taylan Duman humpelte er. Özkan Yildirim und Rouwen Hennings attackierten Lambertz ebenfalls, der sich bei Schiedsrichter Robert Schröder beschwerte. In der Halbzeitpause kühlte "Lumpi" den rechten Oberschenkel mit Eis. Die Zuschauer fragten sich, ob er zurückkommen würde. Und Lambertz biss auf die Zähne. Bis zur 74. Minute, da machte er für Aias Aosmann Platz. Das Stadion applaudierte wieder. "Lumpi" bedankte sich, so wie es sich gehört. Mitleid hatte er nicht: "Ich brauche Fortuna keine tröstenden Worte zu spenden, dafür hat sie in den vergangenen Wochen viel zu gut gespielt. " 2016-11-05 13:40 Jan Dobrick www.rp-online.de

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Als Teufel verkleideter Mörder gefasst

Malaga. Die Polizei war seit Mitte Oktober auf der Spur des 47-Jährigen gewesen, der wegen des

Mordes an einem Drogenhändler in einem Pariser Vorort und diverser Drogengeschäfte zu 15 Jahren Haft verurteilt worden war, wie die Zeitung „La Opinión de Malaga“ am Samstag unter Berufung auf das Innenministerium berichtete. Im November 2013 war er nach einem Hafturlaub in Frankreich nicht mehr ins Gefängnis zurückgekehrt und untergetaucht. Bei einer Hausdurchsuchung in Malaga seien Sicherheitskräfte nun auf Schusswaffen, Schalldämpfer, mehrere Mobiltelefone und falsche Dokumente gestoßen.

Die Ermittlungen führten die Polizei schließlich zu der Halloween-Party, wo bereits am vergangenen Montag der Zugriff erfolgte. Der Flüchtige sei zusammen mit zwei mutmaßlichen Komplizen festgenommen worden. Von RND/dpa 2016-11-05 13:33 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Wochenmarkt: Hühnchensalat

Ein Hain mit Apfelbäumen vor dem Haus ist wunderschön, aber zur Erntezeit im Herbst kommt

es vielen Gartenbesitzern so vor, als habe eine Apfelflutkatastrophe sie heimgesucht. Die Bäumchen stehen das ganze Jahr friedlich herum, doch von September an bewerfen sie ihre Besitzer mit ihren Früchten. Bei manchem reicht der Vorrat bis zum darauffolgenden Frühjahr. Es müssen also Apfelrezepte her. Weil Apfelbaumhalter, so nehme ich an, jedes Apfelkuchenrezept schon kennen, das die menschliche Kultur hervorgebracht hat, und auch Apfelgelee nicht mehr sehen können, hier einmal etwas ganz anderes: ein Salat. Zugegebenermaßen werden dafür nicht mehr als zwei Äpfel gebraucht, aber wenn man morgens schon einen Apfel im Müsli und nachmittags vielleicht noch ein oder zwei Stück Tarte Tatin gegessen hat, arbeitet man sich doch langsam und stetig durch den Apfelberg. Hühnerbrust und -keulen in einen Topf geben, mit Wasser bedecken. Piment- und Pfefferkörner und Lorbeerblätter hinzufügen, das Wasser aufkochen, Hitze herunterschalten, die Flüssigkeit ungefähr 15 bis 30 Minuten lang bei mittlerer Hitze köcheln lassen. Dann sollte das Fleisch gar sein.

Herausnehmen, einen Augenblick lang abkühlen lassen. Fleisch in circa 2 cm große Stücke reißen und in eine Salatschüssel geben. Die Äpfel waschen und fein würfeln. Selleriestangen waschen und in dünne Scheibchen schneiden. Beides zum Huhn geben. Der Salat wird mit Mayonnaise, Salz, Pfeffer und Essig angemacht. Gut durchmischen. Am Ende den gehackten Schnittlauch dazugeben. Eine halbe Stunde lang ziehen lassen und schließlich noch mal abschmecken. Hühnchensalat mit Apfel und Sellerie (für 3 bis 4 Personen) Zutaten – 2 Hühnerschenkel, 2 Hühnerbrustfilets, 5 Pimentkörner, 5 Pfefferkörner, 2 Lorbeerblätter, 2 mittelgroße Äpfel, 2 Stangen Staudensellerie, 2 EL Mayonnaise, Salz, Pfeffer, 2 EL Essig (z. B. Weißweinessig), ½ Bund Schnittlauch 2016-11-05 13:32 © Silvio Knezevic www.zeit.de

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Nordische Filmtage in Lübeck ehren Siegerfilme

Heute wird es ernst bei den 58. Nordischen Filmtagen in Lübeck: In insgesamt sieben Kategorien zeichnen Jurys die Filme aus. Der NDR als Medienpartner stiftet den Hauptpreis - und der wartet auf einen der 17 Spielfilme "von besonderer künstlerischer Qualität". Daneben werden der Baltische Filmpreis, der Kinderund Jugendfilmpreis, der Publikumspreis der Lübecker Nachrichten, der Dokumentarfilmpreis, der Preis für den besten Kurzfilm und der Preis der Kinderjury vergeben.

In der Jury für den NDR-Filmpreis sind unter anderem die schwedische Schauspielerin Inger Nilsson, die die meisten noch als lausbübische "Pippi Langstrumpf" kennen, und Schauspielern Helene Grass, Tochter des verstorbenen Literaturnobelpreisträgers Günter Grass. Die Auszeichnung ist mit 12.500 Euro dotiert. Am Abend werden die Auszeichnungen verliehen. Noch bis morgen dauert das Filmfestival in Lübeck - und am Ende werden insgesamt 185 Spiel-, Dokumentar-, Kurz- und Kinderfilme im Cinestar Filmpalast und Kolloseum gelaufen sein. 2016-11-05 13:25 NDR www.ndr.de

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Die CSU will Mitte-rechts sein

Die bayerische Unionspartei verabschiedet am Parteitag ein 42-seitiges Parteiprogramm als "konservative Zukunftspartei". Für CSU-Chef Seehofer eine Sternstunde. 05.11.2016 | 13:14 |

( DiePresse.com ) Knapp ein Jahr vor der deutschen Bundestagswahl hat sich die CSU mit einem neuen Grundsatzprogramm positioniert. Auf einem Parteitag in München stimmten die Delegierten am Samstag einstimmig dem Programm mit dem Titel "Die Ordnung" zu, das unter anderem die "Leitkultur" und den "starken Staat" in den Mittelpunkt stellt. CSU -Chef Horst Seehofer hatte sich zu Beginn des zweitägigen Parteitags im Streit um die Flüchtlingspolitik um eine Annäherung an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bemüht.

Die CSU gab sich erstmals seit 2007 ein neues Grundsatzprogramm. Seehofer nannte das 42 Seiten umfassende Programm eine "Sternstunde". Die CSU sei eine "Partei der gesellschaftlichen Mitte", die auch das "demokratische Spektrum rechts von der Mitte" umfasse, sagte der bayerische Ministerpräsident. Sie sei eine Partei, "die sich Mitte-rechts einordnet". Im Grundsatzprogramm beschreibt sich die CSU als "konservative Zukunftspartei". Mehrfach taucht darin der Begriff der "Leitkultur" auf. So heißt es zum Beispiel an einer Stelle: "Wer bei uns lebt, muss die Leitkultur unseres Landes respektieren. " Die CSU wendet sich in dem Programm auch gegen den "Politischen Islam", der nicht zu Deutschland gehöre. "Es gibt einen Obergrenze" Das Grundsatzprogramm greift zudem konkret die Zuwanderungs- und Flüchtlingspolitik auf, über die es seit Monaten Differenzen mit der Schwesterpartei CDU gibt. "Es gibt eine Obergrenze für die Aufnahme und Integration",

heißt es in dem Programm. Die CSU -Forderung nach einer Obergrenze von jährlich 200.000 Flüchtlingen ist zwischen CSU und CDU weiter umstritten. CSU -Chef Seehofer griff das umstrittene Thema am zweiten Tag des Delegiertentreffens nicht erneut auf. Am Freitag hatte er sich um eine Annäherung an Bundeskanzlerin Merkel bemüht, indem er auf neue Attacken verzichtete und indirekt auch Fehler einräumte. Merkel selbst kam in diesem Jahr nicht für einen Gastauftritt nach München. Im vergangenen Jahr hatte Seehofer die Kanzlerin nach ihrer Gastrede auf dem CSU -Parteitag minutenlang auf offener Bühne wegen ihrer Flüchtlingspolitik kritisiert. Seehofer betonte nun offenbar in Anspielung auf diesen Eklat bei seiner Parteitagsrede am Freitag, einen Dissens auf offener Bühne durchzuführen "wäre ein grober politischer Fehler". Er fügte hinzu: "Ich habe da so meine Erfahrungen. " Am Samstag wurde auf dem Parteitag mit breiter

Mehrheit ein Antrag gegen eine Wiederwahl Merkels abgelehnt. Darüber gab es auf dem Treffen auch keine lange Debatte. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) rief Merkel auf, sich rasch zur Frage einer weiteren Kanzlerkandidatur zu erklären. "Es wäre gut, wenn Angela Merkel die Entscheidung, ob sie für eine vierte Amtszeit zur Verfügung steht, bald treffen würde", sagte Tillich den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben). Tillich forderte CDU und CSU auf, "endlich wieder geschlossen" aufzutreten. "Ein Ende des Streits ist die wichtigste Voraussetzung, um im Wahlkampf bestehen zu können", sagte er. "Mit einer endlosen Obergrenzen-Debatte wird man den Herausforderungen nicht gerecht. " (APA/AFP) 2016-11-05 13:14 diepresse.com

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Warnung aus Wien: EU muss sich für Ende des Türkei-Deals wappnen

Dem Bericht zufolge hat Doskozil für Montag und Dienstag die Verteidigungsminister der zentraleuropäischen Staaten nach Österreich eingeladen, um angesichts der Lage in der Türkei über die Flüchtlingskrise zu beraten. „Wir wollen ein klares Signal setzen, dass wir uns darauf vorbereiten, dass die Türkei den Deal komplett aufkündigt“, sagte der Minister. „Es muss unser vordringliches Ziel sein, die Anzahl der Flüchtlinge zu reduzieren.“

Zur Lage in der Türkei sagte Doskozil: „Die Türkei befindet sich gerade auf direktem Weg in eine Diktatur.“ Er fügte hinzu: „Wir lassen uns nicht mehr länger drohen.“ Die Türkei hat der Europäischen Union in der vergangenen Woche mit der Aufkündigung des Flüchtlingsabkommens noch vor Ende dieses Jahres gedroht, sollte ihre Forderung nach Visumfreiheit für türkische Bürger in der EU nicht bald erfüllt werden. „Unsere Geduld neigt sich dem Ende zu“, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu in einem Interview der „Neuen Zürcher Zeitung“ . „Wir warten auf eine Antwort (der EU) in diesen Tagen. Wenn die nicht kommt, werden wir die Vereinbarung kündigen.“ Die Türkei habe auf Forderungen aus Brüssel reagiert und ihre Anti-Terror-Gesetzgebung geändert, erklärte der Minister. „Wir haben in den letzten 14 Jahren viel geändert auf Empfehlung der EU. Wenn aber einige europäische Länder ihre Terrorgesetze verschärfen und die Türkei gleichzeitig dazu angehalten wird, die ihrigen aufzuweichen, würde das unser Volk als

Schwächung der Terrorbekämpfung verstehen.“ „Wir halten uns an die Abkommen mit der EU und erwarten, dass Europa dasselbe tut. Wenn das nicht geschieht, werden wir die Abkommen mit der EU auf diesem Gebiet aussetzen“, so Cavusoglu. Auf die Frage, bis wann dies geschehen würde, erwiderte er: „Wir warten nicht bis Jahresende. Wir haben eigentlich Ende Oktober gesagt.“ 2016-11-05 13:12 www.welt.de

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Das Aufbegehren der Altacher

Vorarlberger wollen Platz zwei gegen Wiener verteidigen - Canadi will "schnellstmögliche Mannschaft" aufbieten 05.11.2016 | 13:07 | ( DiePresse.com ) Auf den SCR Altach warten in der FußballBundesliga zwei Schlager vor heimischer Kulisse. Am Sonntag (16.30 Uhr/live ORF eins, Sky) empfangen die stark in die Saison gestarteten Vorarlberger mit der Wiener Austria eine Mannschaft, die ihr Platz zwei in der Liga streitig machen will. Nach der zweiwöchigen

Länderspielpause gastiert mit Sturm Graz dann der Tabellenführer im "Ländle". Die Partie gegen die Steirer will Altach zum Spitzenspiel gestalten, sprich als erster Verfolger in die Partie gehen. Dafür muss gegen die nur einen Punkt hinter dem SCR auf Rang vier lauernde Austria ein Sieg her. "Unser Ziel ist es, dass die drei Punkte hier bleiben sollen", sagte Trainer Damir Canadi auch klipp und klar. Die Partie gegen den Europa-League-Teilnehmer sei eine große Herausforderung. "Aber dass wir jeden schlagen können, haben wir schon bewiesen. " Im Schnabelholz ist Altach eine Macht. Dort haben die defensiv stets soliden Rheindörfler seit acht Spielen nicht mehr verloren und in der laufenden Saison erst zwei Gegentore kassiert. Insgesamt ist Altach seit fünf Runden ungeschlagen. Jedoch hat auch die Austria eine Serie zu verteidigen: Die "Veilchen" halten derzeit bei vier Ligasiegen in Folge, wobei Mattersburg, Rapid und Sturm in den jüngsten Spielen jeweils mit 2:0 geschlagen wurden.

Canadi beobachtete die Austria und Sturm zuletzt im direkten Duell in Wien. "Wir sind auf alles vorbereitet", meinte er nun. Die Favoritner erwartete der Wiener in stärkster Formation. "Wir werden gegen die Austria die schnellstmögliche Mannschaft brauchen", sagte Canadi im Hinblick auf deren schnelle Angreifer. Auch bei Standardsituationen sei der Gegner gefährlich. "Das sind die großen Qualitäten, die die Austria zeigt. " Ihrerseits können die Altacher wieder Louis NgwatMahop aufbieten. Der Kameruner kehrte nach Adduktorenproblemen ins Teamtraining zurück. Neben den Langzeitverletzten Hannes Aigner und Jan Zwischenbrugger fehlt nur noch der im Sommer von der Austria nach Altach gewechselte Nikola Zivotic (Knöchel). Die Austria will ihrerseits trotz englischer Wochen ebenfalls die Anwärterschaft auf die Spitzenplätze untermauern. Nach der Europacup-Lektion durch die AS Roma (2:4) soll vor der zweiwöchigen Ligapause noch einmal die Bestformation einlaufen. "Es geht jede Woche um viel, aber klar

ist auch, wir wollen Altach überholen und nach vorne angreifen. Die Spieler wirken frisch und können noch einmal richtig Gas geben", sagte Trainer Thorsten Fink. 3:1 ging das erste Saisonduell an die Wiener, die Altach dabei angesichts einiger Rotationen ungewohnt viel Ballbesitz überließen und erfolgreich auf Konter setzten. Nun wollen spielerisch verbesserter Violette - sie reisen Samstagabend via Flieger über Zürich an - dem Spiel durchaus ihren Stempel aufdrücken. Unterschätzen werde man den Gegner laut Alexander Grünwald nicht. "Das Match gegen Altach ist für uns Spieler genauso wichtig wie die Partien gegen Sturm oder Rapid. Es ist ein direkter Konkurrent und so wollen wir dort auch auftreten", betonte Austrias Kapitän. 2016-11-05 13:07 diepresse.com

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Für Rapid zählen gegen WAC nur drei Punkte

Tormann Strebinger: "Wir sind Rapid, da darf es nur

Tormann Strebinger: "Wir sind Rapid, da darf es nur

einen Sieger geben" - Wolfsberger wollen zum Ärgernis werden - Müller: "Müssen uns jetzt freikämpfen" 05.11.2016 | 13:04 | ( DiePresse.com ) Nach dem im Finish noch erkämpften 2:2 beim Europa-League-Gastspiel gegen US Sassuolo geht es für Rapid in der heimischen Bundesliga am Sonntagnachmittag (14.00 Uhr) mit der Heimpartie gegen den WAC weiter. Gegen die nur vier Zähler zurückliegenden Wolfsberger feierte der Tabellenfünfte zuletzt fünf Heimsiege en suite

(Torverhältnis 15:2). Diese Serie soll nun in der 14. Runde fortgesetzt werden. "Wir sind Rapid, da darf es hier nur einen Sieger geben", stellte Schlussmann Richard Strebinger klar. "Wir werden alles reinhauen, um drei Punkte zu holen. " Die Hütteldorfer sind aber nach dem 1:1 im ersten Saisonduell in Kärnten auch gewarnt. "Der WAC ist ein sehr kampf- und körperbetontes Team, das hier etwas mitnehmen will", meinte Trainer Mike Büskens zu den Stärken des Gegners, der auf eine kompakte Defensive und schnelles Umschaltspiel setzt. WAC-Coach Heimo Pfeifenberger sprach von einer "besonderen Herausforderung" für seine Mannschaft, die erstmals im neuen Rapid-Stadion gastiert und die Wiener "ärgern" will. Der 49-jährige Salzburger war vom Comeback der Hütteldorfer gegen Sassuolo beeindruckt. "Keiner hätte mehr geglaubt, dass sie zurückkommen, noch dazu in Italien. Sie haben Topmoral bewiesen", merkte Pfeifenberger zur Tatsache an, dass Rapid bis zur 85. Minute 0:2 zurückgelegen war.

"Dieses Selbstvertrauen und den Schwung von Sassuolo müssen wir nun in die Liga mitnehmen", forderte Rapid-Sportdirektor Andreas Müller. "Die Bundesliga ist unser wichtigster Bewerb. Wir müssen gegen den WAC die drei Punkte hierbehalten. " Der angepeilte Pflichtsieg ist auch wichtig, um nicht wieder den Zorn der Fans zu erwecken und noch mehr Boden auf den bereits um neun Zähler enteilten Spitzenreiter Sturm Graz zu verlieren. "Das ist der Nachteil von einem Großclub. Wenn du ein 'bissl' hängst, dann steht du sehr schnell in der Kritik von allen Seiten", erinnerte Pfeifenberger an die Schwächephase der Rapidler, die vor dem jüngsten 2:1-Arbeitssieg bei der Admira in der Liga vier Spiele nicht gewonnen hatten. Laut Büskens und Müller lag das auch daran, dass "etablierte Spieler" wie der verletzte Kapitän und Spielmacher Steffen Hofmann fehlten. "Die Jungs sind gut, aber auch noch sehr jung. Viele, viele Spieler sind noch nicht fertig und stehen am Anfang ihrer Entwicklung", betonte der Rapid-Trainer, dass seine "Mannschaft noch nicht

am Limit" sei und "noch Erfahrung sammeln muss". Büskens betonte in diesem Zusammenhang, dass nicht nur positive, sondern "auch negative Phasen für die Entwicklung wichtig" seien. Auch müsse man so wie gegen die Admira "über die Mentalitätsschiene zum Erfolg kommen" können, "nicht nur über spielerische Qualität". "Die Mannschaft steckt nicht auf, das ist gut", lobte Büskens sein Team nochmals für das starke Finish gegen Sassuolo. "Die Mannschaft wurde durch viele Dinge gebeutelt", sagte Müller rückblickend auf die Negativserie von insgesamt sechs sieglosen Pflichtspielen zum Herbstbeginn, der zusätzlich durch die schwere Verletzung von MittelfeldRoutinier Stefan Schwab getrübt wurde. "Wir müssen uns jetzt freikämpfen und möglichst viele Punkte bis zur Winterpause sammeln, um dann mit einer sehr guten Vorbereitung und einer gewissen Ruhe in der zweiten Hälfte einiges aufholen und angreifen zu können. " 2016-11-05 13:04 diepresse.com

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Lokalgast zuckte in Wilten aus und fuhr auf Menschenmenge los

Innsbruck – Weder Alkohol noch Drogen waren im Spiel: Dennoch reagierte ein 44-jähriger Syrer in der Nacht auf Samstag in der Nähe der Mausefalle in Wilten vollkommen über. Als der Mann gegen 2.10 Uhr von den Securitys vor die Tür begleitet wurde, ging er wütend zu seinem Auto. „Er holte ein Messer, dass er dann in eine Menschenmenge warf. Dann ging er erneut zu seinem Auto zurück und fuhr in langsamen Tempo auf die Menge zu“, erzählt der zuständige Sachbearbeiter der Polizei Innere Stadt.

Bei dem Messerwurf traf er einen der Nachtschwärmer am Rücken. Dieser erlitt Schnittoder Stichverletzungen und musste in die Klinik nach Innsbruck eingeliefert werden. Als der Syrer über den Gehsteig auf die Menschen vor dem Lokal zufuhr, teilte sich die Menge rechtzeitig, sodass er mit dem Fahrzeug gegen die Hausmauer prallte. Ein Türsteher rettete sich mit einem Sprung zur Seite. „Danach stieg er aus und lief davon. Eine Polizeistreife konnte ihn dann beim Südring anhalten und festnehmen“, so der Polizist weiter. Warum der Mann so überreagiert hat, bzw. was zuvor in dem Lokal passiert ist, müsse derzeit erst ermittelt werden. Der Syrer, der seit über zehn Jahren in Österreich lebt und der Polizei zuvor noch nicht aufgefallen ist, wird zur Stunde einvernommen. Danach entscheidet die Staatsanwaltschaft, wie weiter mit ihm verfahren wird. Derzeit ermittelt die Polizei wegen absichtlich schwerer Körperverletzung und Sachbeschädigung. (rena) 2016-11-05 13:03 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Dominic Thiem krönt Saison beim ATP-Finale

Als zweiter Österreicher nach Muster - Thiem: "Es wird eine großartige Erfahrung gegen die besten Spieler der Welt" - Auslosung am Montag 05.11.2016 | 13:02 | ( DiePresse.com ) Es wurde noch sehr spannend, doch Dominic Thiem hat es dank Schützenhilfe geschafft: Kurz vor

Freitag Mitternacht komplettierte der Niederösterreicher das Acht-Mann-Feld für die ATP-Finals vom 13. bis 20. November in der Londoner O2-Arena. Mit Tomas Berdych und JoWilfried Tsonga waren in Paris seine letzten Mitstreiter um den noch offenen Platz für das Masters im Viertelfinale ausgeschieden. "Ich bin so glücklich, dass ich es nach London geschafft habe, danke auch an Andy und Milos, die mir geholfen haben", wurde Thiem in einer Aussendung der ATP zitiert. Wien-Sieger Andy Murray hatte Berdych in zwei Sätzen ausgeschaltet, dabei aber im ersten Satz gleich sieben Satzbälle des Tschechen abgewehrt. Milos Raonic wiederum besiegte Wien-Finalist Tsonga in zwei Sätzen. "Es war seit meiner Kindheit ein Traum, mich für die ATP-Finals zu qualifizieren. In den vergangenen zwei Jahren ist es ein Ziel geworden und es in einem so jungen Alter zu erreichen, ist unglaublich, 20 Jahre nach dem bisher einzigen anderen österreichischen Spieler", erklärte Thiem, der der zweite Österreicher nach Thomas Muster (zuletzt 1997) beim Saison-Showdown der ATP im Einzel

ist. "Es wird eine großartige Erfahrung werden, gegen die besten Spieler der Welt anzutreten. Ich freue mich, mit ihnen eine Woche in London zu verbringen", sagte der 23-Jährige. Das Feld könnte internationaler nicht sein, denn mit Thiem sind nun acht verschiedene Nationen vertreten. Angeführt vom Serben und Weltranglisten-Leader Novak Djokovic sind der Brite Murray, der Schweizer Stan Wawrinka, Kei Nishikori aus Japan, der Kanadier Raonic, der ebenfalls in London debütierende Franzose Gael Monfils und der Kroate Marin Cilic mit von der Partie. Gespielt wird im Round-Robin-System in zwei Gruppen, Thiem wird also zumindest drei Gruppenspiele gegen drei Top-Ten-Spieler bekommen. Die jeweiligen Gruppensieger treffen im Halbfinale auf die Zweiten des anderen Pools. Gegen wen Thiem spielen wird, wird er am Montag ab 16.00 Uhr MEZ erfahren, wenn die Auslosung über die Bühne geht. Die Spieler werden via Skype dabei sein, allerdings erst später anreisen, da die

Halle auch erst ab Donnerstag zum Training zur Verfügung steht. Die Gruppe A ist übrigens nach John McEnroe benannt, die Gruppe B nach Ivan Lendl. Vor Thiem war es im Einzel Thomas Muster als einzigem Österreicher gelungen, sich für das gemeinhin auch als Masters bekannte Saisonabschluss-Turnier der ATP zu qualifizieren. Muster war drei Mal (1990, 1995, 1996/Aus jeweils nach den Gruppenspielen) fix dabei und zweimal als Ersatzspieler (1993 und 1997/nur ein Einsatz). Für Thiem bedeutet die Qualifikation die Krönung seiner bisher besten Saison, in der er vor allem in den ersten sechs Monaten für Furore sorgte: Er gewann vier ATP-Turniere auf drei verschiedenen Belägen - in Buenos Aires und Nizza auf Sand, in Acapulco sein erstes Hartplatz-Turnier und in Stuttgart als erster Österreicher überhaupt ein Rasen-Event. Mit dem Einzug ins Halbfinale der French Open als dritter ÖTV-Spieler nach Muster und Jürgen Melzer spielte sich Thiem erstmals in die Top Ten, in denen er nun auch überwintern wird.

Ab Wimbledon wurde Thiem von gesundheitlichen Problemen zurückgeworfen. Dennoch erreichte er bei den US Open noch das Achtelfinale, in dem er wegen durch Blasen hervorgerufene Knieschmerzen aufgeben musste. In der Folge qualifizierte sich Thiem noch in Metz für sein erstes Endspiel in der Halle, verpasste aber den fünften Saisontitel. Den Asientrip musste Thiem verkühlt abbrechen, auch in Wien und Paris-Bercy lief es zuletzt nicht nach Wunsch. Thiem kann aber völlig unbelastet in sein erstes Masters gehen. Vor rund 17.000 Zuschauern in der O2-Arena könnte er wieder an seine alte Form anschließen. 2016-11-05 13:02 diepresse.com

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Korruptionsaffäre in Südkorea: Zehntausende demonstrieren gegen Präsidentin

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Dieter Bohlen lässt Dampf ab TV - Bild.de

Der Shisha-Bar-Besitzer bringt Wasserpfeifen als Geschenk mit. Dann singt er eine A-capellaVersion von „Griechischer Wein”. Beim „Supertalent“ kam es zu einem magischen Wiedersehen zwischen Angel Valentine Flukes (28) aus Mallorca und Dieter Bohlen (62). Mut zur Perücke! In „Das Supertalent“ beweisen Dieter Bohlen und sein Co-Juror Bruce Darnell heute: Zweithaar ist der letzte Bühnenschrei!

Poptitan Dieter Bohlen (62) dampft sich währenddessen einen und auch Victoria Swarovski (23) ist ganz Shisha-high. 2016-11-05 12:49 www.bild.de

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Obama nach Stör-Aktion: "Buht nicht, geht wählen"

Während Obama die Clinton-Fans im BattlegroundState North Carolina zur Ruhe mahnte, interpretierte Donald Trump die Situation auf seine Weise.

05.11.2016 | 12:49 | ( DiePresse.com ) Vier Tage vor der US-Präsidentenwahl hat ein Zwischenfall bei einer Rede von Amtsinhaber Barack Obama für neuen Zündstoff im ohnehin aufgeheizten Wahlkampf gesorgt. Bei einer Veranstaltung für die demokratische Kandidaten Hillary Clinton in North Carolina heizte sich am Freitag die Stimmung auf, als ein Zwischenrufer versuchte, Obama zu unterbrechen. Er trug ein Schild mit dem Namen des republikanischen Bewerbers Donald Trump. Obama gelang es schließlich, die aufgebrachten Clinton-Anhänger zu beruhigen. " Buht nicht, geht wählen", rief er ihnen zu. Trump stellte den Vorfall indes anders da. Obama habe den TrumpAnhänger angeschrien, erklärte er in einer Wahlkampfrede in Pennsylvania. Jüngste Umfragen deuten auf ein knappes Rennen bei der Wahl am Dienstag hin. In einer Erhebung für die Nachrichtenagentur Reuters liegt Clinton fünf Prozentpunkte vor ihrem Rivalen.

In Fayetteville in North Carolina hatten sich zumeist afroamerikanische Anhänger Clintons in einer Turnhalle versammelt, um die Obama-Rede zu hören. Plötzlich erhob sich ein älterer weißer Mann in Uniform, schwenkte ein Trump-Plakat und versuchte, Obamas-Rede zu stören. Die Menge reagierte mit Buh -Rufen. "Jeder von Euch setzt sich jetzt hin und ist einen Moment ruhig", erklärte Obama, während der Protestierende weggeführt wurde. "Ich meine das ernst", sagte Obama, als die Zuhörer weiter buhten. "Das ist ein älterer Herr, der seinen Kandidaten unterstützt. Wir leben in einem Land, in dem die Redefreiheit respektiert wird", erinnerte Obama an die Grundwerte der Demokratie. "Es sieht so aus, als ob er in unserer Armee gedient hat. Das müssen wir respektieren. " Mit der Aufforderung: " Buht nicht, geht wählen! " brachte er wieder Ruhe in den Saal. Trump erklärte hingegen vor seinen Anhängern, Obama habe den Mann und nicht die ClintonAnhänger zurechtgewiesen. "Er hat ihn angebrüllt, regelrecht angebrüllt. " North Carolina und Pennsylvania gehören zu den

Staaten, die wahlentscheidend sein könnten und wo sich beide Kandidaten ein Kopf-an-KopfRennen liefern. In einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des Instituts Ipsos für Reuters kommt Clinton landesweit auf 44 Prozent der Stimmen, Trump auf 39 Prozent. Die Befragung fand zwischen dem 30. Oktober und dem 3. November statt. Entschieden werden dürfte die Wahl in den sogenannten Swing States, die manchmal demokratisch und dann wieder republikanisch wählen. In einigen dieser Staaten schmilzt der Vorsprung Clintons. Eingebüßt hat sie in der Wählergunst auch wegen einer E-Mail-Affäre. Sie hatte als Außenministerin unter Obama einen privaten E-Mail-Server auch für dienstliche Zwecke genutzt. FBI-Chef James Comey erklärte zuletzt, dass neue Mails aufgetaucht seien, die für den Fall möglicherweise relevant seien. Mit der Mitteilung brach die Behörde mit der eigenen Tradition, kurz vor einer Präsidentenwahl keine politisch heiklen Informationen zu veröffentlichen. Obama sagte am Freitag in einem Interview des Senders MSNBC, er gehe nicht davon aus, dass es Comeys Absicht

gewesen sei, Einfluss auf den Wahlausgang zu nehmen. "Er ist ein seriöser Staatsdiener, der das Richtige tun will. " (APA/Reuters) 2016-11-05 12:49 diepresse.com

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Lammert drängt auf neues Wahlrecht: Der Bundestag ist zu voll

Eigentlich sollen nur 598 Abgeordnete im Bundestag sitzen. Doch es sind viel mehr: Derzeit sind es 630 Parlamentarier, bald könnten es mehr

als 700 werden. Grund ist das komplexe Wahlgesetz. Das will Bundestagspräsident Lammert ändern - und die Zeit drängt. Rund um das Reichstagsgebäude wird viel gebaut. Bauherr: "Bundesrepublik Deutschland" steht auf den riesigen Schildern, denn fast jede Baustelle hier ist eine Erweiterung für den Bundestag. 340 neue Büros sollen auf der Spreeseite gegenüber dem Reichstag entstehen. 50 Meter entfernt lässt die Bundestagsverwaltung gerade ein Verwaltungsgebäude verschönern, damit dort noch in diesem Jahr 80 Parlamentarier-Zimmer einzugsfertig sind. Doch ob die Büros tatsächlich für Abgeordnete gebraucht werden, stellt sich erst am Wahltag raus. Der Grund ist das komplizierte Wahlgesetz. Zwar ist darin eine "Normalgröße" von 598 Sitzen vorgesehen, aber gleichzeitig müssen weitere Parameter berücksichtigt werden: der Länderproporz, der Parteienproporz und die Personalisierung durch Direktmandate. Bis alles passt, wird immer nach oben aufgerechnet. So führten bei der vergangenen Wahl vier

Überhangmandate zu 29 Ausgleichsmandaten. Norbert Lammert ist Bundestagspräsident und Chef der gesamten Bundestagsverwaltung. Ihm ist das aktuelle Wahlgesetz ein Dorn im Auge. Schon in der ersten Sitzung des Parlaments in dieser Legislaturperiode forderte er eine Gesetzesänderung. Doch passiert ist wenig. Zwar legte Lammert vor gut einem halben Jahr einen Vorschlag auf den Tisch. Der sieht vor, die Zahl der Abgeordneten auf 630 zu begrenzen Ausgleichsmandate würden dann häufig unter den Tisch fallen. Doch die Rückendeckung für seinen Plan war verschwindend gering. Sein Plan wurde nicht einmal in die Form eines Gesetzesentwurfes gegossen. Vor zwei Wochen ermahnte Lammert in einem Brief erneut die Abgeordneten, das Wahlrecht zu reformieren. "Von dem Lammert-Vorschlag würde einseitig profitieren", fasst Christine Parlamentarische Geschäftsführerin Fraktion, das Grummeln der anderen

die Union Lambrecht, der SPDFraktionen

zusammen. Außerdem führe der Vorschlag dazu, dass der Proporz zwischen den Parteien abgebildet im Zweitstimmen-Ergebnis - nicht gewahrt bleibe, beklagt Britta Hasselmann, die Parlamentarische Geschäftsführerin der GrünenFraktion. Sie hat daher ein Konzept ausgearbeitet, bei dem Überhangmandate nicht zu extra Sitzen führen. Diese sollen stattdessen über die Bundesländer innerhalb einer Partei verrechnet werden. "Es geht hier ja um eine Bundestagswahl. Deshalb halten wir es für vertretbar, dass der Länderproporz nicht eine so große Rolle spielt. Am Ende ist doch wichtiger, dass das Zweitstimmenergebnis widergespiegelt wird, als dass ein bestimmter Länderproporz von Parteien Gültigkeit hat. " Vertreter aller Fraktionen beteuern, dass sie den Bundestag klein halten wollen. Trotzdem fehle die Verve, beklagt etwa Dietmar Bartsch, Fraktionsvorsitzender der Linkspartei. "Ich finde es höchst verwerflich, dass es nun ein Jahr vor der Wahl diese Hektik gibt. " Seine Partei war die einzige, die gegen das jetzige Wahlrecht gestimmt

und vor einer Aufblähung gewarnt hatte.

des Bundestages

Doch Sitze im Parlament sind eben auch Macht. Konkret bedeuten mehr Mandate auch mehr Ressourcen, mehr Mitarbeiter, mehr Redezeit. Allerdings auch mehr Steuergeld, darauf weist immer wieder der Bund der Steuerzahler hin. Jährlich bis zu 70 Millionen Euro Mehrausgaben könnten auf den Steuerzahler zukommen, wenn die Mandate nicht gedeckelt werden. Etwas Bewegung könnten nun ein paar Abgeordnete aus der Union bringen. Zwar stehen sie hinter dem Vorschlag von Lammert. Sie fordern aber auch von den eigenen Leuten mehr Kompromissbereitschaft. "Der Lammert-Vorschlag ist nicht in Stein gemeißelt, wir müssen jetzt diskutieren, wo man aufeinander zugehen kann", meint etwa der CDU-Abgeordnete Thomas Bareiß. Auch die Berechnungen von Statistikern erhöhen den Druck. Mit Einzug von AfD und FDP in den Bundestag könnte sich das Problem noch verschärfen. Denn gerade bei kleinen Parteien

führen selbst wenige Überhangmandate zu vielen Ausgleichsmandaten für alle anderen Parteien. Letztlich geht es bei einem neuen Wahlrecht um die Frage von Prioritäten. Das Bundesverfassungsgericht hatte in seinen Urteilen in 2008 und 2012 bereits verschiedene Vorschläge gemacht, wie das Wahlrecht zu reformieren wäre auch solche, die keine Vergrößerung zur Folge hätten. Das Grundgesetz ist in diesem Punkt relativ offen, die Abgeordneten sind also relativ frei, ein neues System festzulegen. Doch jedes System hat auch Nachteile. Und irgendwo müssen minimale Abstriche gemacht werden: bei der Größe, dem Länderproporz, dem Parteienproporz und der Personalisierung durch Direktmandate. Eines ist allerdings sicher: Wenn die Abgeordneten in den nächsten Monaten nichts ändern, dann ist es für die Wahl 2017 zu spät. 2016-11-05 12:48 tagesschau.de www.tagesschau.de

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Warum Liam Gallagher ein Oasis-Comeback von Handys abhängig macht

Liam Gallagher (44), Sänger der legendären 90erPopgruppe Oasis («Wonderwall»), hat extreme Vorbehalte gegen Smartphones. «Die Leute machen sich Sorgen wegen Drogen, aber die schlimmste Droge sind diese Handys, die machen uns als Menschen kaputt», sagte der Musiker der «Süddeutschen Zeitung» vom Wochenende. Das sei auch schlimm bei Konzerten, führte Gallagher aus. «Da stehen die alle vor der Bühne und machen nur noch klick, klick, klick mit ihren

Handykameras. Die tanzen nicht mehr, die singen nicht mehr, die trinken auch kein Bier mehr. Früher haben sie uzz, uzz gemacht in den Clubs, jetzt klick, klick, klick, ich halt's nicht aus.» Zwar habe er selbst auch «ein verdammtes Handy, aber das halte ich mir doch nicht auf einem Konzert die ganze Zeit vors Gesicht». 2016-11-05 12:35 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de

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Cosplay - die Verwandlung zum Animehelden

Er verachtet alles, das nicht symmetrisch ist. Doch

wird er auf seine Haare angesprochen, dann fällt er zu Boden und spielt den Depressiven. Tobias Brandt ist Cosplayer. Er verkleidet sich als Animefigur. Heute ist er als "Death the Kid" aus der Animeserie "Soul Eater" unterwegs. Sein Markenzeichen ist eben der Symmetrietick, nur eben seine Haare selbst sind nicht symmetrisch. "Beim Cosplay geht es nicht nur darum, sich zu verkleiden, man muss den Charakter auch spielen", sagt der 20-Jährige. Im Alltag läuft er allerdings nicht mit zwei Spielzeugpistolen und einer schwarz-weißen Perücke herum. "Das mache ich nur zu bestimmten Anlässen", sagt der Schüler. Ein driftiger Grund, seinen Charakter zu spielen, ist beispielsweise die Mishiro (Japanisch: Me = Aug; Hiro = Burg; in Anlehnung an Augsburg) in Augsburg. Das sind Treffen vom Anime- und Mangaverein Animexx. Organisator der Versammlung ist Christoph Guz. Der 24-Jährige ist selbst leidenschaftlicher Animefan. Früher ist er immer einmal im Monat nach München gefahren, um mit Gleichgesinnten zusammen zu sein. "Irgendwann dachte ich mir zusammen mit ein paar Freunden, das geht bestimmt auch hier in Augsburg", sagt der Lehramtsstudent. Also berief er

vor zwei Jahren die Mishiro ein. "Damals waren wir eine Handvoll Leute, mittlerweile kommen knapp 100 Menschen zu unseren Treffen", sagt er. Die Veranstaltung ist dann ein gemütliches Beisammensein der Besucher. "Wir spielen eben Spiele, machen manchmal einen CosplayWettbewerb oder unterhalten uns einfach", sagt Christoph Guz. Einen Anime-Charakter zu spielen, wie etwa Tobias, ist nicht verpflichtend. "Ich habe es auch schon mal ausprobiert, mir liegt das aber nicht so", sagt Christoph. Die Mishiro ist grundsätzlich für alle Interessierten. Das Durchschnittsalter liegt allerdings bei Anfang 20 und findet immer im Jugendzentrum k15 in der Kanalstraße 15 statt. "Deshalb ist es auch als Jugendveranstaltung ausgeschrieben", sagt der Veranstalter. 2016-11-05 12:30 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de

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Salzburg: Männer ließen Drachen mit Nazi-Symbolen steigen

Salzburg – Aufmerksame Passanten haben am

Salzburg – Aufmerksame Passanten haben am

Freitagnachmittag in der Stadt Salzburg die Polizei gerufen, weil zwei Männer am Müllnersteg einen Flugdrachen mit nationalsozialistischen Symbolen steigen ließen. Die beiden 21-jährigen Salzburger hatten dazu den handelsüblichen Drachen im Adler-Design zusätzlich in roter Schrift mit der Zahl „88“, einem „Eisernen Kreuz“, einem Hakenkreuz und „SS-Runen“ bemalt. In der Wohnung der beiden fanden sich später weitere Gegenstände, die laut Polizei „auf eine nationalsozialistische Gesinnung“ der beiden hindeute, etwa Hitlerbilder. Einer der zwei Verdächtigen ist in der rechten Szene Salzburgs kein Unbekannter. Er war erst Anfang Februar 2016

wegen Wiederbetätigung verurteilt worden.

vom

Landesgericht

So soll er gemeinsam mit einer Komplizin einem Gesinnungsgenossen mit Pinnwandnadel und Eyeliner ein handgroßes Hakenkreuz in die Brust gestochen haben. Anschließend machten sie ein Foto, auf dem der ebenfalls einschlägig vorbestrafte Tätowierte einen Hitlergruß machte, und stellten es auf Facebook. Der damals noch 20-Jährige erhielt 19 Monate Haft, drei Monate davon unbedingt. Er hatte sich damals verteidigt, dass die Tat im Vollrausch passiert sei. Sein Verteidiger sprach von jugendlichem Leichtsinn. Nun wurde der Mann nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft in die Justizanstalt Puch-Urstein eingeliefert. Der zweite 21-Jährige wurde auf freiem Fuß angezeigt. (APA) 2016-11-05 12:15 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Paar bei Sex in Bank von Videokamera gefilmt

Nach Angaben der Polizei waren der 57-jährige Mann und seine 27-jährige Begleiterin in der Nacht zu Freitag auf der Suche nach einer ungestörten Örtlichkeit. Die fanden sie in einer Bankfiliale in der Innenstadt. Dort hebelten sie zunächst eine Schiebetür auf und benahmen sich dann so richtig daneben. Laut Polizei rauchten und urinierten sie im Innenbereich der Bank. Anschließend legten sich beide zum Schlafen hin und hatten Sex. Das alles wurde von der Video-Überwachungskamera detailliert aufgezeichnet. Es entstand ein Schaden von mehreren tausend Euro. 2016-11-05 12:12 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de

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Ranghohes ETA-Mitglied in Frankreich festgenommen

Paris – In Südfrankreich ist nach Angaben der spanischen Behörden einer der wichtigsten noch flüchtigen Anführer der baskischen Untergrundorganisation ETA festgenommen worden. Mikel Irastorza sei den Fahndern Samstagfrüh in Ascain im Département PyrénéesAtlantiques ins Netz gegangen, teilte das Innenministerium in Madrid mit. An dem Einsatz in

Frankreich sei auch die spanische Polizei beteiligt gewesen. Den Angaben zufolge war Irastorza der ranghöchste ETA-Vertreter, nach dem zuletzt gefahndet wurde. Das Innenministerium schloss nicht aus, dass es bei dem Polizeieinsatz am Samstagmorgen noch weitere Festnahmen geben würde. Die Gruppe, die 40 Jahre lang für die Unabhängigkeit des Baskenlandes im Norden Spaniens kämpfte, hatte im Oktober 2011 ihre Abkehr vom bewaffneten Kampf verkündet. Sie kam bisher aber nicht der Forderung der spanischen und der französischen Regierung nach, sich offiziell aufzulösen und die Waffen an die Behörden zu übergeben. In Nordfrankreich war im Oktober ein Waffenversteck der ETA entdeckt worden. Anschließend warf die ETA den Regierungen in Paris und Madrid vor, „keine vernünftige Lösung“ für eine Friedensregelung im Baskenland zu suchen. (APA/AFP)

2016-11-05 11:54 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Quebec: Jahrelang Polizeispionage gegen Journalisten

Der Polizeiskandal in Quebec weitet sich aus: Überwachung von Journalisten, gegen die nichts vorliegt, ist kein Einzelfall. Auf nationaler Ebene würden "gegenwärtig" keine Journalisten observiert, sagt Premierminister Trudeau. Der Skandal in Quebec um Polizeispionage gegen Journalisten weitet sich aus. Die Polizei Montreals,

der größten Stadt Quebecs, hat nicht nur einmal einen einzelnen Journalisten überwacht, um dessen Quellen zu finden. Und die Provinzpolizei SQ musste gleich sechs Fälle zugeben. Bei Ihrer Jagd nach Whistleblowern hat sich die SQ gleich die Rufdaten von Journalistentelefonen über fünf Jahre besorgt. Der öffentliche Zorn ist so groß, dass die Provinzregierung nun doch einen Untersuchungsausschuss einsetzen muss. Blick vom Mont Royal auf Montreals Zentrum Bild: Daniel AJ Sokolov SPVM, die Stadtpolizei Montreals, hat von Jänner bis Juli das Handy des Journalisten Patrick Lagacé überwacht, obwohl er nie einer Straftat verdächtigt wurde. Lagacé hatte mehrmals Polizeiinterna veröffentlicht, sehr zum Ärger von Polizei und Stadtverwaltung. Die Ermittler hatten sogar eine Genehmigung zur Fernsteuerung der GPSFunktion Lagacés Handys, um seine Bewegungen überwachen zu können. Was von der Polizei zunächst als Einzelfall dargestellt wurde, ist keiner. Die SPVM hat

inzwischen zugegeben, im Dezember 2014 einen weiteren unschuldigen Journalisten überwacht zu haben. Der Name des Opfers wurde nicht genannt. Die Radiojournalistin Monic Néron berichtet von Informationen, wonach die SPVM auch die Telefone von Polizisten überwache, um Whistleblower aufzuspüren. Viele Journalisten fürchten, ohne richterliche Genehmigung ausspioniert zu werden. Logo der Provinzpolizei Die Provinzpolizei SQ gibt an, bislang sechs Fälle gefunden zu haben, in denen sie 2013 Rufdaten von Journalistentelefonen ausgehoben hat, um undichte Stellen in den eigenen Reihen zu finden. Bei Isabelle Richter und Alain Gravel (beide Radio Canada ) waren es Daten aus fünf Jahren, bei Éric Thibault ( Journal de Montréal ) aus viereinhalb Jahren, bei Denis Lessard ( La Presse ) aus sieben Monaten, bei André Cédilot (damals La Presse) aus 15 Monaten. Während die SPVM auf Echtzeit-Übermittlung aller Telefonnummern gesetzt hat und Zugriff auf die

GPS-Daten hatte, will die SQ "nur" rückwirkend Einzelgesprächsnachweise ausgewertet haben. Sie forscht intern nach weiteren Fällen zurück bis 1995. Ab sofort sollen SQ-Ermittler die Zustimmung des Justizministeriums einholen, bevor sie einen Journalisten überwachen lassen. "Ich erinnere mich" lautet das Motto der Provinz Quebec (hier auf dem Wappen) Zunächst mauerte die Provinzregierung gegen die zahlreichen Rufe nach strengeren Regeln und einem Untersuchungsausschuss. Es gäbe nichts zu untersuchen. Der zuständige Minister erhob die Polizei sogar zu einer Art vierten unabhängigen Staatsmacht neben sonstiger Verwaltung, Gesetzgebung und Rechtsprechung, in deren Arbeit er sich nicht einmischen werde. Dann wurden doch verschiedene interne Untersuchungen angekündigt. Nachdem aber die weiteren Fälle bekannt geworden waren und sogar die SQ selbst um eine externe Untersuchung gebeten hatte, musste die Regierung nachgeben. Es soll eine

Untersuchungskommission aus einem Richter, einem Polizeivertreter und einem Medienvertreter gebildet werden, vor der Zeugen aussagepflichtig sind. Das Gremium soll Fakten erheben und Vorschläge unterbreiten. Wann die Untersuchung beginnen kann, ist offen. Derweil wird in Quebec fleißig mit Fingern gezeigt. Der SQ-Chef sieht die Verantwortung bei seinem Amtsvorgänger. Der Provinzminister für öffentliche Sicherheit Martin Coiteux (Liberale) verweist auf den 2013 amtierenden Stéphane Bergeron der separatistischen Parti Québécois. Dieser ist nun von der Position als Sicherheitssprecher seiner Partei zurückgetreten. Es ist der bisher einzige Rücktritt in dem Skandal; der Chef der Montrealer Polizei hält bislang an seinem Posten fest. Auch jene niederrangigen Richter, die Durchsuchungsund Überwachungsbefehle ausstellen, sind in die Kritik geraten. Offen wird darüber diskutiert, ob sie das Vorliegen der rechtlichen Voraussetzungen wirklich ordentlich prüfen, und ob sie wirklich unabhängig sind: In Quebec sind fast alle dieser Richter ehemalige

Verwaltungsbeamte. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau Bild: Presidencia de la Republica Mexicana CC-BY 2.0 Der Skandal in der Provinz Quebec ist auch auf nationaler Ebene ein großes Thema. Premierminister Justin Trudeau betonte die Bedeutung der Pressefreiheit. Er versicherte den Kanadiern, dass weder die Bundespolizei RCMP noch der Geheimdienst CSIS "gegenwärtig" Journalisten überwachten. Ob es das in den letzten Jahren gegeben hat, will die Regierung aber offenbar gar nicht wissen. Bekannt ist, dass die Bundespolizei RCMP 2007 rechtswidrig zwei La-Presse-Journalisten beschattet hat, um deren Quellen aufzustöbern. 2004 wurde die Wohnung der Journalistin Juliet O'Neill des Ottawa Citizen gestürmt und gefilzt, um einen Informanten zu finden. Dieser Durchsuchungsbefehl beruhte auf einer verfassungswidrigen Norm. ( ds )

2016-11-05 11:50 Daniel AJ www.heise.de

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Mindestsicherung: Stöger kritisiert Unwillen der ÖVP zu Einigung

Wien – Im Streit um die Weiterführung der bundeseinheitlichen Mindestsicherung scheinen die Gräben zwischen SPÖ und ÖVP weiter unüberwindlich. „Ich habe den Eindruck, die ÖVP will nicht“, übte SP-Sozialminister Alois Stöger am Samstag im APA-Gespräch Kritik an „Verhinderern,

die diesen Schaukampf führen“. Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) betonte im ORF-Radio, neun Länder-Lösungen wären „kein Unheil“. Stöger pochte auf seinen Vorschlag an die Länder, zu dem er bis Montagmittag Antworten erwartet. Die SPÖ und auch die Grünen hätten sich maximal bewegt, man sei der ÖVP sehr weit entgegen gekommen. „Sogar der Deckel für arbeitsfähige Vollbezieher wurde akzeptiert.“ Dies auch für Behinderte, Kranke und sogenannte Aufstocker einzuführen, lehnte er aber ab. „Was bei mir nicht geht: Dass ich das letzte soziale Netz zerstöre.“ Über die Volkspartei zeigte er sich verwundert, sei dies doch eine christliche Partei. „Es gibt leider Stimmen, denen ein letzter Schutz der Ärmsten nicht wichtig ist“, klagte Stöger. Es sei dies ein „Schaukampf auf dem Rücken der Ärmsten in der Gesellschaft“. Es drohe ein Rückschritt ins vorige Jahrhundert und auch weiter zurück. Und dies, obwohl man mit Parteichef Reinhold Mitterlehner verhandelt habe und mit ihm auch einig gewesen sei, dass dieser versuche, die Position innerhalb der ÖVP zu koordinieren.

Stöger hatte zuletzt einen Vorschlag vorgelegt, der eine Decklung der Mindestsicherung für arbeitsfähige Vollbezieher bei 1.500 Euro vorsieht, wie das auch die ÖVP will. Zudem sollen Flüchtlinge nur 520 Euro als Basisleistung erhalten und zusätzlich 317 Euro, wenn sie eine Integrationsvereinbarung unterschreiben und die darin vorgesehenen Maßnahmen umsetzen. Insgesamt kämen sie dann auf den Normalbetrag von 837 Euro. Wenn am Montag sieben Bundesländer (also alle außer Niederösterreich und Oberösterreich) und auch die Bundes-ÖVP zustimmen, dann werde er die Lösung mit diesen sieben Ländern umsetzen, so Stöger zuletzt. „Werden keinen Millimeter abrücken“ Seitens der ÖVP kam aber umgehende Ablehnung, Stöger müsse mit den Landeshauptleuten reden. Man wolle eine niedrigere Mindestsicherung für jene, die erst seit kurzem im Land, so die Forderung. Zudem müsse die Deckelung verpflichtend sein, und nicht wie im Minister-Papier vorgeschlagen eine Kann-Bestimmung für die Länder. Außerdem dürfe dies nicht nur für neue

Mindestsicherungsbezieher gelten. Der Niederösterreicher Sobotka ließ am Samstag via Ö1-Journale wissen, dass man keinen Millimeter von den ÖVP-Forderungen Deckelung, Wartefrist und gemeinnützige Arbeit abrücken werde, selbst wenn dies zum Scheitern der Verhandlungen für eine bundeseinheitliche Lösung führe. „Ich hab als Föderalist überhaupt gar nichts dagegen. Für mich ist es, wenn es neun Lösungen gibt, überhaupt kein Unheil, im Gegenteil“, sagte er. Käme es dazu, wäre dies „die Verantwortlichkeit des Herrn Stöger“, meinte Sobotka. „Er stellt sich hin und sagt, es ist so und über diesen Berg kann man nicht gehen. Es hat hier auch keine wirklichen tief gehenden Gespräche gegeben. Vor allem die Argumente liegen nicht da.“ (APA) 2016-11-05 11:19 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Irak: Bombe auf Flüchtlingskonvoi tötete 26 Menschen

Unter den Opfern im Nordirak sind viele Kinder und

Unter den Opfern im Nordirak sind viele Kinder und

Frauen. Der Konvoi fuhr an einer vom IS kontrollierten Stadt vorbei, als die Bombe explodierte. 05.11.2016 | 11:14 | ( DiePresse.com ) Bei einem Anschlag auf einen Flüchtlingskonvoi im Nordirak sind jüngsten Polizeiangaben zufolge 26 Menschen getötet worden. Zuvor war von 18 Toten die Rede. Eine Bombe am Straßenrand sei explodiert, als die Fahrzeuge mit den Flüchtenden aus der von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kontrollierten Stadt Hawija vorbeifuhren, berichtete

ein örtlicher Polizeisprecher am Samstag. Die Vorfall ereignete sich am Freitag südöstlich der IS-Hochburg Mosul (Mossul), auf die irakische Truppen zusammen mit ihren Verbündeten seit Mitte Oktober in einer Großoffensive aus mehreren Richtungen vorrücken. Im Osten der Stadt kontrollieren Eliteeinheiten bereits mehrere Viertel. (APA/dpa) 2016-11-05 11:14 diepresse.com

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Kochen: Wie die Wohnküche das Esszimmer ersetzt

A ls Cynthia Barcomi in den Neunzigern aus New York nach Berlin zog, machte sie als Erstes ein Café auf und buk für ihre Gäste Cheesecakes, Bagels und Muffins, wie sie es von ihrer Mutter und Großmutter gelernt hatte. Sie hatte damit so großen Erfolg, dass sie ihr Geschäft erweiterte. Heute backt sie in TV-Sendungen, schreibt Bücher und gibt Kurse. Ihre Rezepte kreiert sie in der Küche ihres

Hauses. 2016-11-05 11:10 Von Roland www.welt.de

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Abschied vom Bankgeheimnis bei Schweizer Wir-Bank

Zentrale der Wir-Bank in Basel Eine sonst eigentlich eher weniger bekannte Bank in der Schweiz sorgt dieser Tage für einiges Aufsehen: Die Wir-Bank, ein genossenschaftliches Institut mit Sitz in Basel, hat ihre Kunden angeschrieben und ihnen nichts Geringeres nahegelegt, als sie vom Bankgeheimnis zu

entbinden. „Der Kunde verzichtet in vollem Umfang auf den Schutz des Bankkundengeheimnisses“, lautet der Satz in einem Schreiben, der nicht nur bei den Kunden des Instituts für einige Verwunderung gesorgt hat. Autor: Christian Siedenbiedel, Redakteur in der Wirtschaft. Folgen: Die Bank ist nicht wirklich groß, hat aber immerhin rund 100.000 Privat- und Firmenkunden und eine Bilanzsumme von gut 5 Milliarden Franken - das ist ungefähr so viel wie eine große Volksbank in Deutschland. Für zusätzliche Verwirrung sorgte,

dass die Bank andeutete, sie gehe davon aus, dass der automatische Informationsaustausch (AIA), der von 2017 an das Schweizer Bankkundengeheimnis gegenüber ausländischen Steuerbehörden de facto aufhebe, „bald auch auf inländische Kunden ausgeweitet“ werde. Was ist da los? Übertreiben es die Schweizer nun endgültig mit der neuen Transparenz? Oder stecken vielmehr seltsame Sektierer, die nicht ernst zu nehmen sind, hinter dieser wenig bekannten Bank? Andere Bankhäuser in der Schweiz sahen sich immerhin schon veranlasst, mitzuteilen, dass sie diesem Beispiel nicht folgen werden. Die Bank selbst berichtet, sie habe bislang keine fluchtartige Abwanderungsbewegung von Kunden registriert hingegen durchaus wüste Beschimpfungen in den Internetforen der Boulevardmedien. Dort wurde auch spekuliert, die superreichen Steuerhinterzieher aus dem Ausland würden ihr Geld nun selbstverständlich bei der Bank abziehen und es auf die Cayman Islands bringen. Tatsächlich handelt es sich bei der Wir-Bank um ein äußerst ungewöhnliches, 82 Jahre altes

Kreditinstitut, das sich gerade einer Verjüngungskur unterzieht. Für die meint es, diese Entbindung vom Bankgeheimnis zu benötigen und nimmt wohl auch eine gewisse Aufmerksamkeit dadurch mindestens billigend in Kauf. Die Bank verfügt nämlich über etwas, das bei Banken dann doch nicht so alltäglich ist: eine eigene Währung. Das sogenannte Wir-Geld wird mit einem Wechselkurs von eins zu eins zum Schweizer Franken gehandelt. Es hat zumindest insoweit einen gewissen offiziellen Charakter, als es ein eigenes Währungskürzel, einen „IsoWährungscode“ hat, nämlich CHW, im Gegensatz zu CHF für Schweizer Franken. Es existiert nur als Buchgeld, es gibt keine Scheine und Münzen, und es entsteht durch Kreditgewährung der Bank. In der Geldschöpfung ist die Bank dabei nicht auf die Schweizerische Nationalbank angewiesen, wie sie hervorhebt: Das Wir-Geld wird nicht durch Franken gedeckt, es gibt nur übliche Sicherheiten wie Wertpapiere. Die Kostenvorteile, so behauptet die Bank, könne sie

an ihre Kunden weitergeben. Entstanden sind die Bank und ihr Geld in der Wirtschaftskrise 1934, als viele Schweizer ihr Geld lieber horteten, als es auszugeben. Mit der damals weltgrößten Komplementärwährung „Wir“ sollte eine Möglichkeit geschaffen werden, wie kleine und mittlere Unternehmen untereinander Handel treiben und so etwas gegen die allgemeine Geldhortung tun können. Ähnlich wie beim Schrumpfgeld des unorthodoxen Ökonomen Sylvio Gesell (1862 bis 1930), das seinerzeit in dem österreichischen Örtchen Wörgl in der Nähe von Kitzbühel ausprobiert wurde, sollte auch beim WirGeld das Horten anfangs durch eine sogenannte Rückhaltegebühr bestraft werden: eine Art frühe negative Zinsen, lange bevor die großen Notenbanken der Welt dieses Instrument für sich entdecken sollten. Mehr zum Thema Heute sieht sich die Wir-Bank zumindest auch als eine ganz normale Bank, die in den Schweizer Vergleichtabellen für Zinskonditionen im Internet

immer gern unter den ersten drei bis fünf Instituten steht, ähnlich wie es sich die Direktbank ING Diba für Deutschland vorgenommen hatte. Sie führt längst Konten nicht nur in Wir-Geld, sondern auch in Franken. Und gerade hat sie einen wichtigen Digitalisierungs-Schub vorgenommen, wie Banksprecher Volker Strohm sagt. Und dafür nun, so erklärt es zumindest der Banksprecher, braucht die Bank auch die Entbindung vom Bankgeheimnis. Die kleinen und mittleren Unternehmen nämlich, immer noch eine wichtige Kernzielgruppe der Bank, sollen auf einer Internetplattform untereinander Geschäfte machen und dabei zumindest zum Teil das Wir-Geld einsetzen. Es gehe um ein „Netzwerk“, heißt es. Jeder bestimme selbst, zu wie viel Prozent er die Komplementärwährung akzeptiere. Die mögliche Spanne wurde erweitert und reicht jetzt von 3 bis 100 Prozent. Um das dafür notwendige Vertrauen aufbauen zu können, müssten alle aber zumindest wissen, mit wem sie es da zu tun hätten. Deshalb wolle die Bank von ihren Kunden das Recht bekommen, die

Namen der Kontoinhaber im Internet öffentlich zu machen. Es sei weder beabsichtigt, die Kontostände preiszugeben, versichert Banksprecher Strohm, noch änderten sich die ohnehin vorhandenen Auskunftsrechte von Behörden. „Bei uns sind sowieso nur Inländer Kunden, und soweit wir wissen, versteuern sie ihre Einkünfte ehrlich“, sagt Strohm. Es gehe also nicht um eine Strafaktion gegen Steuerflüchtlinge - und man erwarte daher keine Einlagen-Flucht auf die Caymans oder nach Singapur. Strohm beteuert: „Wir erfinden uns einfach digital neu.“ Bitte melden Sie sich zunächst hier an. Sie folgen Christian Siedenbiedel bereits. Sie folgen jetzt Christian Siedenbiedel. Eine Übersicht aller Autoren und Leser, denen Sie folgen, finden Sie unter dem Menüpunkt "Meine Autoren" bei Mein FAZ. NET. Die Aktion konnte nicht durchgeführt werden. Es trat ein Fehler auf.

2016-11-05 11:03 Frankfurter Allgemeine www.faz.net

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Horror-Clowns und Herrenmenschen: Wild gewordene Freiheit

Äxte, Kettensäge, Hämmer: Die Clowns haben aufgerüstet. Schwer bewaffnet schleichen sie durch das Land, suchen den Schatten und das Verborgene, um sich dann auf ihre ahnungs- und arglosen Opfer zu stürzen. Ausgewachsene Horrorgestalten, bereit zum Angriff und offenbar

entschlossen, ihn auch erschreckender Anblick.

auszuführen



ein

Und, aus der Distanz, auch und vor allem ein deprimierender. Der Horror-Clown , der in diesem Herbst nicht nur in Deutschland seinen Durchbruch feiert, ist der jüngste Typus einer Gesellschaft, die in Teilen nicht nur ihr inneres Mass verloren hat, sondern ganz offenbar auch den Willen, dieses zu wahren. Die Symptome in Deutschland sind vielfältig : Rempeleien auf dem Bürgersteig, weil Passanten einander kaum mehr ausweichen; junge Männer – gelegentlich auch junge Frauen –, die bei Rot provozierend langsam über die Strasse gehen und die Autos zum Bremsen nötigen; das viel zu laute Telefonat in öffentlichen Verkehrsmitteln. Gesteigert wird es durch den derzeit sich verbreitenden Hang, digitale Musik und Filme ohne Kopfhörer abzuspielen – was alle Mitreisenden nötigt, an den akustischen Vorlieben des Nachbarn teilzuhaben. Vergleichsweise traditionell wirkt da schon der Dreck, den ein Teil der Reisenden in den Abteilen hinterlässt. Den eigenen Müll nicht mehr

selbst zu entsorgen, gehört für viele Personen offenbar zum Standard. Nun also der Horror-Clown. Die Fratze, die er seinen Opfern zeigt, ist die gesteigerte Variante des höhnischen Grinsens, das die klassischen Rüpel beim Überqueren bei roten Ampeln für die bremsenden Autofahrer bereithalten. Oder mit dem sie alle jene verhöhnen, die es auf dem Bürgersteig auf einen Zusammenprall in Schulterhöhe nicht ankommen lassen wollen. Was immer man auch tut, mit unangenehmen Überraschungen hat man kaum mehr zu rechnen. Die Moderne liebt die Transgression: schneller, höher, weiter – das ist ihr Prinzip, und in seinem Namen hat sie wunderbare Leistungen vollbracht. Ihm verdankt sie ihre grösste Errungenschaft, den Durchbruch zur intellektuellen Emanzipation. Dazu gehörte immer aber auch das Bewusstsein der eigenen Grenzen – und des Risikos, das es bedeutet, sie überschreiten zu wollen. Seit geraumer Zeit kann man aber von Transgression kaum mehr sprechen. Denn von den

damit verbundenen Gefahren will die postmoderne Grenzüberschreitung nichts mehr wissen. Versichert zu sein, und zwar in jeder Hinsicht, ist grundlegender Bestandteil des zeitgenössischen Lebensgefühls. Das Risiko ist zwar nicht restlos ausgeschaltet, aber doch sehr stark minimiert. Was immer man auch tut, mit unangenehmen Überraschungen hat man kaum mehr zu rechnen. Der Liberalismus, einstmals verstanden als verantwortlicher Gebrauch der Freiheit, droht sich zu einer entgrenzten, fast schon totalitären Ideologie zu entwickeln, die jedem alles – fast alles – ermöglichen soll. Eine Avantgarderolle spielt in dieser Hinsicht die Rechtsprechung. Justitia ist duldsam und nachsichtig wie nie zuvor. Raser, die, wie unlängst in Köln, bei einem Wagenrennen einen Menschen töten und mit Bewährungsstrafen davonkommen; Gruppenvergewaltiger, die, wie kürzlich vor dem Landgericht Hamburg, ebenfalls mit einer Verwarnung davonkommen; notorische Taschendiebe, die selbst nach der zehnten Festnahme umgehend wieder aus der Haft entlassen werden. Juristisch dürften diese Urteile

hieb- und stichfest sein. Das Selbstverständnis einer offenen Gesellschaft strapazieren sie trotzdem. Jedenfalls das der Opfer. Die Täter hingegen fühlen sich, wie die Alltagserfahrung nahelegt, ganz offenbar nachhaltig ermutigt. Schmierereien, gelegentlich als «Kunst» verbrämt, an öffentlichen und privaten Gebäuden oder auch auf Eisenbahnwaggons: Eine solche, eher noch symbolische Gewalt steigert sich zu einer gegen Personen. Nach den Schlägern aus der Hooliganszene, den Teilnehmern rechts- und linksradikaler Demonstrationen und den alkoholisierten Raufbolden in den Partymeilen der Grossstädte demonstrieren das nun, pünktlich zu Halloween, die Grusel-Clowns. Von den Normen, die die Gesellschaft sich einst auferlegt hat, haben die Rüpel sich verabschiedet. Ja mehr noch: Offenbar kennen sie sie nicht einmal mehr. Die Acht- und Gedankenlosigkeit, die immer mehr Menschen in der Öffentlichkeit an den Tag legen, offenbart einen massiven Schwund zivilen Bewusstseins.

So muss es wohl sein in einer Gesellschaft, die sich dazu entschlossen hat, das liberale Laissez-faire von seiner wichtigsten Voraussetzung zu lösen: der Verantwortung. Freiheit ist offenbar nur noch als absolute vorstellbar, alles andere gilt als Einschränkung menschlicher Würde. Verzicht auf Normen – und auf eine Rechtsprechung, die diese angemessen und spürbar durchsetzt – kann sich eine Gesellschaft aber nicht leisten. Tut sie es doch, muss sie erleben, dass mit Hooligans, Partyschlägern oder Horror-Clowns ein Typus wieder aufersteht, den man längst hinter sich glaubte: der Herrenmensch. Er gedeiht als Produkt einer Gesellschaft, die nicht mehr gewahrt, wie dünn der Firnis der Zivilisation ist, und sich gegen Exzesse der Freiheit nicht zu wehren weiss. 2016-11-05 11:00 Kersten Knipp www.nzz.ch

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SPD: Wohin soll das führen?

Kann die SPD noch leidenschaftlich sein? In Großbritannien schaffte es der

faltige Jeremy Corbyn , als Labour-Chef zum Star einer neuen linken Generation zu werden; bei den US-Vorwahlen bejubelten Tausende junge Amerikaner den Demokraten Bernie Sanders , wenn er über seine Ideen für eine gerechtere Welt sprach. Beiden gelang, was der Partei von Sigmar Gabriel schon lange nicht mehr geglückt ist: Politik mit Emotionen zu verbinden, mit Herzensthemen und Begeisterung. In der SPD haben sie Corbyn und Sanders

zunächst etwas ratlos zugeschaut. Nun aber glaubt die Parteispitze, selbst ein leidenschaftliches Thema gefunden zu haben: Wie halten wir’s mit Russland? Diese Frage soll den Wahlkampf 2017 prägen. Wegen Syrien. Wegen der Ukraine. Wegen der zunehmenden Angst vieler Deutscher, die Krisen an Europas Rändern könnten sich ins Zentrum des Kontinents verlagern. Ein Drittel der Deutschen fürchtet einer aktuellen Umfrage zufolge einen Krieg mit Russland. Auch deshalb wollen sich die Sozialdemokraten im kommenden Wahlkampf – das ist in der SPD-Spitze verabredet – als "Friedenspartei" präsentieren. Und das heißt: Nein zu neuen Sanktionen gegen Russland, Nein zu einer verschärften Konfrontation mit Wladimir Putin , Ja zu weiteren Gesprächen. Damit will man sich von Angela Merkel und der CDU abgrenzen. Dass die SPD mit dieser Strategie auch Putin-freundliche Wutbürger von links wie rechts ansprechen dürfte, ist Teil des Plans. Nur erwischen lassen wollen sich die Sozialdemokraten dabei nicht. Die

Testphase,

um

herauszufinden,

welcher

Russland-Tonfall den Genossen passt, hat längst begonnen: Vor einigen Wochen fanden alle SPDMitglieder eine Mail des Parteivorstands in ihren Postfächern, Betreff: "Dialog statt Wettrüsten". Als Absender grüßten "Dein Sigmar Gabriel und FrankWalter Steinmeier", am Ende ihres Textes baten die beiden die Mitglieder um ihre Meinung. Zuvor verurteilten der SPD-Chef und sein Außenminister zwar die "völkerrechtswidrige Krim-Annexion" , verteilten die Kritik zwischen Moskau und dem Westen aber erstaunlich gleichmäßig: "Der alte Geist der Blockkonfrontation scheint wiedererwacht", schrieben sie. "Alte, tot geglaubte Feindbilder werden geschürt – leider auf beiden Seiten. " Auch die Schlussformel der Mitgliedermail klang so, als sortiere man schon das Vokabular für 2017. Die Spitzengenossen erinnerten an die Ostpolitik unter SPD-Kanzler Willy Brandt. Keine andere Partei habe sich in ähnlicher Form für das deutsch-russische Verhältnis eingesetzt, schrieben die beiden. Dafür sei die SPD oft verleumdet worden. Aber: "Wir haben uns damals nicht von unserem Weg abbringen lassen und werden das auch heute nicht tun. " Ein Satz wie aus dem Baukasten für sozialdemokratische

Wahlkampfreden. Tatsächlich sieht man in der SPD-Spitze vor allem die verführerischen Seiten eines freundlicheren Umgangs mit Russland. Wir können Frieden, die anderen nicht: Nichts motiviere die Parteimitglieder im Wahlkampf mehr als diese Überzeugung, heißt es. Auch die Parteigeschichte spricht aus Sicht führender Sozialdemokraten für eine verständnisvollere Russlandpolitik: Den Stammwählern ließe sie sich als Verlängerung von Willy Brandts Ostpolitik verkaufen. Und werde die unverdrossene Bereitschaft zum Dialog mit Putins Russland im Augenblick nicht vor allem einem SPD-Mann angerechnet – Außenminister Steinmeier? Man müsse das Ganze nur wahlkampfgerecht zuspitzen, heißt es in der Partei. An der Basis könnte diese Strategie gut ankommen – was an einem unschönen Phänomen liegt, über das man in der Bundes-SPD zwar bestens Bescheid weiß, es aber nur ungern erwähnt: Viele SPD-Mitglieder pflegen einen ausgeprägten Antiamerikanismus, eine größere Nähe zu Moskau ist für sie kein Bruch, sondern Bestätigung des

politischen Weltbildes. In diesem Punkt unterscheiden sich manche Sozialdemokraten kaum von Anhängern der AfD oder der Linkspartei. "Eine neue Entspannungspolitik, die sich mit dem Frieden in Europa beschäftigt, sollte zu unseren fünf großen Wahlkampfthemen gehören", sagt Parteivize Ralf Stegner. Er spricht aus, was im Willy-Brandt-Haus schon länger gedacht und geplant wird – doch womit sich außer ihm niemand namentlich zitieren lassen will. Dabei haben die Parteistrategen längst diskutiert, wie genau die russische Frage zu einer Debatte über Frieden und Abrüstung in Europa zugespitzt werden könnte: so wie vor dem Irakkrieg. Gemeint ist Gerhard Schröders Antikriegskampagne 2002, als der Kanzler den bevorstehenden Einzug der Amerikaner im Irak zu seinem prägenden Wahlkampfthema machte. Damals, so schwärmen einige Parteistrategen noch heute, habe sich der ganze Frust über die miserable Lage der Regierung, die trostlose Suche nach den Hoffnungsthemen der Partei, in der Frage von Krieg und Frieden aufgelöst. "Der Irakkrieg ist das beste

Beispiel dafür, dass die SPD richtig stand, wenn sie sich als Friedenspartei positioniert hat", sagt Stegner. 2016-11-05 10:59 ZEIT ONLINE www.zeit.de

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Griechenland: Tsipras bildet Kabinett um

Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat seine Regierung umfassend umgebildet. Die Neustrukturierung dürfte vor allem den schlechten Umfragewerten seiner linken

Regierungspartei Syriza mutmaßen politische

geschuldet

sein,

Beobachter in Athen. Nach außen wolle der Regierungschef den Gläubigern seinen Reformwillen zeigen. Die neue Regierung wurde am Samstagmittag vereidigt. Finanzminister Euklides Tsakalotos, verantwortlich für die Verhandlungen mit den internationalen Gläubigern und für den Sparkurs Griechenlands, bleibt im Amt. Dies gilt als Zeichen, dass Tsipras hinter der Spar- und Reformpolitik steht, die dem immer wieder von einer Pleite bedrohten Land von den Gläubigern verordnet wurde. Künftig gibt es außerdem ein neues Migrationsministerium unter der Leitung des Ministers Ioannis Mouzalas, der bisher im

Innenministerium tätig war. Dadurch soll das Engagement Flüchtlingskrise gestärkt werden.

in

der

Gehen mussten hingegen jene Minister, die wiederholt Reformen blockiert hatten. Darunter ist Schifffahrtsminister Thodoris Dritsas, der sich gegen die Verpachtung der Häfen von Piräus und Thessaloniki an internationale Investoren ausgesprochen hatte. Kulturminister Aristidis Baltas, der mit juristischen Mitteln versucht hatte, den Verkauf des alten Athener Flughafens zu verhindern, muss ebenfalls seinen Posten abgeben. Der bisherige Energieminister Panos Skourletis wurde ins

Innenministerium Privatisierung der

versetzt.

Er

hatte

die

Elektrizitätsgesellschaft und anderer griechischer Staatsfirmen verhindert. Den Ex-Chef der griechischen Privatisierungsbehörde, Stergios Pitsiorlas, ernannte Wirtschaftsstaatssekretär.

Tsipras

zum

Damit kommt er den Gläubigern entgegen, die eine schnellere Privatisierung fordern. Nicht nur außenpolitisch, sondern auch nach innen soll die Umbildung ein Signal der Veränderung sein. Viele jüngere, noch Parteimitglieder

nicht vorbelastete

wurden befördert, unter anderem die 31-jährige künftige

Arbeitsministerin Efi Ahtsioglou aus Thessaloniki. Sie ersetzt Giorgos Katrougalos, der Vizeaußenminister für Europaangelegenheiten wird. Aufgewertet wurde zudem der Juniorpartner der Regierung, die Unabhängige

rechtspopulistische

Griechen. Sie führt weiterhin Verteidigungsministerium und stellt

Partei

das

künftig die Ministerin für Tourismus. Die griechische Regierung und die Euroländer hatten sich im Juli vergangenen Jahres auf ein drittes Hilfspaket in Höhe von bis zu 86 Milliarden Euro verständigt, um Griechenland vor dem Staatsbankrott zu retten. Durch schmerzhafte

Sparmaßnahmen sinken jedoch die Sympathien für Regierungschef Tsipras und seine Partei Syriza. Die Opposition, die schon länger Neuwahlen fordert, äußerte sich kritisch zum neuen Kabinett. "Es handelt sich um die Umbildung einer sowieso gescheiterten Regierung", hieß es in einer Mitteilung der oppositionellen Dimokratia.

konservativen

Partei

Nea

2016-11-05 10:50 ZEIT ONLINE www.zeit.de

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Vor 30 Jahren: Erste.deDomainnamen vergeben

Dortmund, Paderborn, Karlsruhe – das waren die ersten deutschen Domains, die am 5. November 1986 nach der großen Namensreform im "Internet"

adressiert werden deutsches Internet.

konnten.

Happy

Birthday,

Mal wieder ein Internet-Geburtstag? Aber ja doch: Heute vor 30 Jahren hat der technische Support des Computer Science Network (CSNet) die ersten .de-Domains im Hostfile eingetragen. Drei Universitäten waren damit über die hochmoderne Namensgebung des "Domain Name Systems" zu erreichen: uni-dortmund.de, uni-paderborn.de und uka.de (Universität Karlsruhe). , die ans EUNet der European Unix Systems User Group angeschlossen waren. Über den InternetAnschluss des niederländischen Centrum Wiskunde & Informatica waren sie mit dem CSnet

verbunden. Seit Anfang der 80er-Jahre hatten die Wissenschaftler einen hübschen Spaß namens eMail. Kannte man den Namen, unter dem sich ein befreundeter Wissenschaftler an einem Computersystem eingeloggte, konnte man ihm eine Mail schicken. So kam die erste Internet-Mail nach Deutschland: der Willkommensgruß vom CSNetSupport. Die im EUnet zusammengeschlossenen Systeme konnten sich damals via Unix to Unix Copy Protocol (UUCP) Mail schicken, etwa an die Adresse [email protected] für Dortmund. Der Spaß hörte dort auf, wo es galt, die richtige "Kuvertierung" für den Umschlag beziehungsweise für das Postsystem zu finden. Das frühe Internet war alles andre als ein einheitlich arbeitendes Netz. Je nach Subnetz und Transport galten andere Adressierungsformen. Als John Quarterman 1986 xmit dem Aufsatz Notable Computer Networks erstmals den Versuch machte, die Adressierungstechnik aller damaligen Netze aufzuschreiben, nannte er dies "a major PITA". Aus dem Aufsatz wurde später ein Standardwerk, die

"Matrix". Je nachdem, ob die Server im DECnet liefen (VaxRechner mit VMS), per IBMs SNA/NJE angebunden waren oder ob es sich Unix-Rechner mit UUCP handelte, fiel die Mail-Adresse anders aus. Der Versuch, anno 1986 mit dem Netbook im texanischen Hochschulnetz ein universales Telefonbuch einzurichten, belegte dies. Es war unter diesen gültigen Mail-Adressen erreichbar: Internet: [email protected] Bitnet: NETBOOK@THENIC SPAN (texanisches Staatsnetz): UTSPAN::THENIC::NETBOOK uucp: ...cs.texas.edu!ut-emx!netbook 1988 passte die Zeichnung des deutschen Internets noch fast auf einen Bierdeckel. Die erste pragmatische Lösung des Problems kam mit der Umstellung auf TCP/IP : Ein Hostfile diente als lokales Telefonbuch für die ersten Netze. Die Lösung stieß jedoch spätestens in den 80er-Jahren an ihre Grenzen: Das ständige Aktualisieren und Hin- und Herkopieren dieser Hostfile-Datei belastete die Netze über Gebühr, wie Paul

Mockapetris in seinem RFC für ein Domain Name System vorrechnete. Sein Vorschlag bestand aus einem zusammen mit John Postel entwickelten DNS-Namensraum und DNS-Servern, die diese Namen je nach Protokoll auflösten. Mockapetris' DNS-Vorschlag wurde 1985 umgesetzt und enthielt als erste internationale Länderkennungen .us (USA) .uk (Großbritannien) und .il (Israel). "uk" statt dem nach ISO-Norm gebräuchlichen Form "gb" war notwendig, weil sich das britische Forschungsnetzwerk Joint Academic Network (JANET) eigene Namensregeln gegeben hatte. Im Herbst 1986 tauchte nicht nur Deutschland mit .de auf der Internet-Landkarte auf, es kamen auch .au, .fi, .fr, .kr, .nl und .se dazu. Im Jahre 1988 übernahm die Universität Dortmund die Pflege des nationalen DNS. Als sich der Internet-Boom abzeichnete, wurde mit 150.000 DM und einem Bestand von 10.000 .de-Adressen das DeNIC gegründet, das die Aufgaben einer Registratur übernahm. Sie verwaltet heute über 16 Millionen.de-Domains.

Aus den vier ersten .de-Knoten sind in 30 Jahren über 16 Millionen .de-Domains geworden Bild: DENIC eG Es war kein Zufall, dass sich mit Dortmund, Paderborn und Karlsruhe die Unix-Enthusiasten an deutschen Universitäten in einem Verbund befanden. Die Studenten hatten die Chancen der neuen Technik erkannt und gründeten mit Firmen wie EUnet und Xlink die ersten kommerziellen Internet-Provider. Die ordentlichen Informatiker anderer deutscher Universitäten hielten das "Gebastel" für nicht satisfaktionsfähig und standardisierten lieber den umfangreichen OSI-Verzeichnisdienst X.500 in zahlreichen Gremiensitzungen. Es sollte im Verbundsystem der International X.25 Infrastructure (IXI) eingesetzt werden, wurde aber nie fertig gestellt. Nicht zu verwechseln mit ix.de, der ersten Internet-Adresse des Heise-Verlages, die es seit 1991 gibt. ( ad ) 2016-11-05 10:49 Detlef Borchers www.heise.de

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So genau halten sich Deutsche an das Gesetz

Berlin. Laut einer Erhebung des Meinungsforschungsinstitutes YouGov 36 Prozent der Befragten schon mindestens einmal Arbeiter schwarz bezahlt. Allerdings gaben nur 2 Prozent von ihnen an, dies häufig zu tun. Mit Schwarzfahren hat schon jeder Dritte Erfahrungen gesammelt: 28 Prozent der 1017 Befragten erklärten, schon ein- oder zweimal mit

einem öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs gewesen zu sein, ohne zu bezahlen. Vier Prozent fahren nach eigenen Angaben gelegentlich schwarz, ein Prozent häufig. Jeder fünfte Befragte hat schon einmal über das eigene Alter oder die eigene Situation gelogen, um Geld zu sparen. Ein kleinerer Gesetzesverstoß ist im Straßenverkehr offenbar üblich: Knapp dreiviertel der befragten Männer und Frauen ab 18 Jahren erklärten, schon mindestens einmal über eine rote Ampel gegangen zu sein. 15 Prozent sagten dagegen, sie hätten dies noch nie getan. Die Meinungsforscher fragten auch, wer Musik oder Filme illegal aus dem Internet herunterlädt oder streamt: Rund dreiviertel der Befragten gaben an, noch nie Filme, Musik oder TV Shows illegal heruntergeladen zu haben – beim Streaming waren es rund 70 Prozent. Von RND/dpa 2016-11-05 10:41 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Haftbefehl für Chefredakteur und Mitarbeiter von „Cumhuriyet“

Ankara – Nach den Abgeordneten der prokurdischen Oppositionspartei HDP müssen nun auch zahlreiche Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“ in der Türkei ins Gefängnis. Ein Gericht in Istanbul verhängte am Samstag Untersuchungshaft gegen den „Cumhuriyet“-Chefredakteur Murat Sabuncu und acht seiner Mitarbeiter, wie die staatliche

Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi meldete. Sie waren am vergangenen Montag unter Terrorverdacht festgenommen worden. Am Freitag hatte ein Gericht in der Kurdenmetropole Diyarbakir Untersuchungshaft gegen die HDP-Vorsitzenden Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag verhängt. Nach Angaben der Partei wurde insgesamt gegen neun ihrer Abgeordneten Haftbefehl erlassen. Darunter ist auch der Chef der Fraktion im Parlament in Ankara, Idris Baluken. Bei Polizeirazzien waren insgesamt zwölf HDPAbgeordnete festgenommen worden. Der deutschtürkische Abgeordnete Ziya Pir und zwei weitere Parlamentarier wurden unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt. Die HDP teilte mit, mit weiteren Festnahmen müsse gerechnet werden. Erdogan beschuldigt die zweitgrößte Oppositionspartei im Parlament, der verlängerte Arm der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu sein. Die Festnahmen der HDP-Abgeordneten riefen wie zuvor bereits das Vorgehen gegen „Cumhuriyet“ - international Kritik hervor. Die

„Cumhuriyet“-Mitarbeiter werden beschuldigt, die PKK und die Gülen-Bewegung unterstützt zu haben. Erdogan macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch von Mitte Juli verantwortlich. Gülen weist das zurück. Unter dem nach dem Putschversuch verhängten Ausnahmezustand geht die Regierung mit harter Hand gegen Gegner vor. „Cumhuriyet“ weist den Vorwurf der Komplizenschaft mit Gülen zurück. Man habe im Gegenteil gewarnt, Gülen sei eine Gefahr für die Republik, schrieb das Blatt. Eine Zeitung schwimmt gegen den Strom Die 1924 vom Journalisten Yunus Nadi Abalioglu gegründete „Cumhuriyet“ („Republik“) zählt zu den ältesten Tageszeitungen in der Türkei. Das regierungskritische Blatt war über Jahrzehnte staatlichen Repressalien und politisch motivierten Anschlägen ausgesetzt. Im September wurde „Cumhuriyet“ mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Nach

Branchenangaben

erschien

die

überregionale „Cumhuriyet“ bisher mit einer Auflage von rund 50.000 Exemplaren täglich. Sie gehört zu den 20 größten Tageszeitungen der Türkei. Der bekannte „Cumhuriyet“-Autor Ugur Mumcu wurde 1993 bei einem Bombenattentat getötet. 2015 wurde gegen die Zeitung wegen der Veröffentlichung einer religionskritischen „CharlieHebdo“-Karikatur ermittelt, zwei Kolumnisten wurden zu Haftstrafen verurteilt. Im Mai wurden der Chefredakteur Can Dündar und sein Hauptstadtbüroleiter Erdem Gül zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Sie hatten geheime Dokumente veröffentlicht, die türkische Waffenlieferungen an Islamisten in Syrien 2015 belegen sollen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte sie persönlich angezeigt. Dündars Nachfolger Sabuncu und acht seiner Mitarbeiter wurden am 31. Oktober unter Terrorismusvorwurf festgenommen und am 5. November in Untersuchungshaft genommen. Weitere HDP-Funktionäre festgenommen Am Samstag sind neun weitere Funktionäre der

prokurdischen Oppositionspartei HDP festgenommen worden. Es handle sich unter anderem um Provinz- und Bezirksvorsitzende der Partei in der südöstlichen Region Adana, sagte ein HDP-Funktionär der Nachrichtenagentur Reuters. In der Nacht auf Freitag hatte die türkische Polizei bei Razzien mehrere Abgeordnete der prokurdischen Partei HDP festgenommen, darunter die Parteichefs Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag. Erdogan beschuldigt die zweitgrößte Oppositionspartei im Parlament, der verlängerte Arm der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu sein. Demirtas sprach in einer Erklärung seiner Partei von einem „zivilen Putsch“. (APA, dpa, Reuters, TT.com ) 2016-11-05 10:37 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Wolfsburgs Goalie Diego Benaglio: «Aus heiterem Himmel traf es mich nicht

Er hat die prickelndsten Stunden der «Wölfe»

geprägt. 2009 gewann Benaglio den ersten Titel der Vereinsgeschichte, 2015 holte er den Cup, glänzte in der Champions League. Vom VfLGlamour-Faktor ist nichts mehr übrig, die Equipe taumelt tief unten in der Problemzone der Liga, und der langjährige Teamleader sitzt auf der Ersatzbank. Der 33-Jährige wendet sich in der wohl ungemütlichsten Phase seiner Karriere nicht ab im Gegenteil. «Ich betrachte die aktuelle Lage als grosse Challenge!» Sein Weg beim VfL sei keineswegs zu Ende, betont der Mann mit der Erfahrung von 246 Spielen in Deutschlands EliteLiga.

Diego Benaglio, wie ist Ihre aktuelle Situation einzuschätzen? Die Abmachung ist im Prinzip klar: Ich spiele im Cup, Koen Casteels in der Liga. Durch den Trainerwechsel veränderte sich an dieser Ausgangslage bisher nichts. Zuletzt kam ich zum Einsatz, weil Koen krank war. Wann wurde Ihnen bewusst, nach über acht Bundesliga-Jahren erstmals den Status als Nummer eins zu verlieren? Es ist zugegebenermassen eine spezielle Konstellation. Der Verein hat im Sommer ein offenes Rennen um die Goalieposition ausgerufen und sich dann entschieden, auf Koen Casteels zu setzen. Gleichzeitig signalisierten mir die Verantwortlichen, dass ich unbedingt Captain der Mannschaft bleiben soll. In ihren Augen habe ich diese Rolle in den vergangenen Jahren optimal umgesetzt. «Mir wurde nie vermittelt, dass der Entscheid gegen mich in Stein gemeisselt sei.»

Ein aussergewöhnlicher Wunsch der Teamleitung. Alltäglich ist die Situation sicherlich nicht, aber ich stimmte dem Wunsch zu. Ich bin lange genug im Geschäft dabei. Ich weiss, wie schnell sich eine sportliche Situation verändern kann. Mir wurde nie vermittelt, dass der Entscheid gegen mich in Stein gemeisselt sei. Ich habe das Angebot, Captain zu bleiben, als starkes Zeichen der Wertschätzung ausgelegt. Es verdeutlicht mein Standing innerhalb der Mannschaft. Haben Sie die interne Rückstufung nie als persönliche Degradierung empfunden? Klar ist es unschön zu hören, vorläufig nur noch die Nummer zwei zu sein. Aber ich habe versucht, der Veränderung zu meinen Ungunsten sportlich zu entgegnen, sie als neue Herausforderung zu akzeptieren. Ich habe mich seither keinen einzigen Tagen gehen lassen. Ich gebe in jeder Minute Vollgas und tue alles dafür, um irgendwann wieder aufs Feld zurückkehren zu können. Alles andere kann ich nicht beeinflussen. Gab es im Sommer nie einen Augenblick des

Zweifelns? Kamen keine Gedanken auf, den Klub zu verlassen, sich der ungemütlichen Lage zu entziehen? Nachdem der Klub den Goalie-Zweikampf öffentlich gemacht hatte, musste ich mich zumindest im Hinterkopf damit auseinandersetzen, die Wahl auch verlieren zu können. Aus heiterem Himmel traf mich die Sache nicht. Und als die Emotionen abflachten, definierte ich für mich die Angelegenheit als neue Challenge. Mein Weg in Wolfsburg ist noch nicht zu Ende. Die Momentaufnahme dauert nun bereits mehrere Monate an. Der VfL ist im deutschen Ranking regelrecht abgestürzt. Sie mussten machtlos zusehen, wie sich die Probleme verschärften. Wie gehen Sie damit als «Captain ohne Spielberechtigung» um? Ich nehme meine Rolle eigentlich nicht anders wahr als in den letzten Jahren. Einzig innerhalb der 90 Minuten am Spieltag kann ich nichts beeinflussen. Während der Woche spreche ich die Dinge an, die mich stören. Aber klar, es war und ist

ungewohnt, kurz vor Anpfiff rechts abzubiegen und auf der Ersatzbank Platz zu nehmen. Das steckt man doch nicht einfach weg. Ich würde lügen, nun zu behaupten, mir falle dieser Schritt nicht schwer. Nur geändert hat sich an meiner Einstellung zum Job deswegen nicht das Geringste. Ich arbeite täglich hart daran, das Maximum aus mir herauszuholen. Ihr Vertrag in Wolfsburg ist bis 2019 fixiert. Wie weit reicht Ihr Horizont im Spitzenfussball noch? Solange der Körper mitmacht, solange ich so viel Spass habe, solange ich glaube, mithalten zu können, will ich weitermachen und mir keine Grenzen setzen. Für mich muss 2019 überhaupt nicht Schluss sein. «Wolfsburg wurde für mich und meine Familie zur zweiten Heimat.» Was haben Sie zeitnah vor? Ihre starke Identifikation mit dem VfL Wolfsburg ist bekannt. Steht für Sie nur schon deshalb gar nie ein Transfer

zur Debatte? Nur weil ich jetzt nicht spiele, heisst das für mich nicht, alles infrage zu stellen und sofort zu flüchten. Ich bin inzwischen bald neun Jahre beim VfL engagiert. Wolfsburg wurde für mich und meine Familie zur zweiten Heimat. Nur weil beruflich etwas unerwartet läuft, rüttle ich nicht gleich am grossen Bild. Einzig wenn absehbar würde, dass meine Lage mehr oder weniger aussichtslos sein könnte, müsste ich sie vielleicht neu bewerten. Für Sie ist Wolfsburg Heimat, für einige Ihrer Mitspieler ist der VfL nur der temporäre Arbeitgeber. Meine Frau und ich sind in der Schweiz aufgewachsen. Und die Schweiz wird immer unsere Heimat bleiben. Aber unsere Töchter wurden hier geboren, für sie ist die Stadt Heimat. Ihr soziales Umfeld ist in Deutschland. Wir haben uns vom ersten Tag an wohl gefühlt in Wolfsburg. Die Leute haben uns herzlich empfangen. Wir haben einen Freundeskreis aufgebaut. Das alles verbindet schon sehr.

Sie hätten aber durchaus die Option gehabt, den VfL zu verlassen und eine andere lukrative KlubOfferte anzunehmen. Es gab ab und an eine Möglichkeit, ja. Trotz allem habe ich immer aus absoluter Überzeugung entschieden, das Engagement in Wolfsburg fortzusetzen. Das widerspiegelt die enorme Verbindung mit dem Verein - ich bereue sie in keiner Sekunde. Dann muss Ihnen der sportliche Zerfall der letzten Monate speziell wehtun? Die Fans haben die Spieler in ihrer Verärgerung als «ScheissMillionäre» beschimpft. Wir bewegen uns weit weg von jener Tabellenlage, die wir uns vorgestellt haben. Die sportlichen Ergebnisse sind nicht erst seit Wochen, sondern seit Monaten unbefriedigend. Mit sechs Punkten nach neun Spieltagen weiss jeder, was es geschlagen hat. Es ist normal, dass die Fans ihrem Ärger Luft machen. Die Situation ist auch für uns sehr unangenehm - das Selbstvertrauen fehlt, die Automatismen sind weg, die einfachsten Dinge

sind plötzlich kompliziert. Dieter Hecking musste gehen, seit bald drei Wochen trägt der frühere U23-Coach Valérien Ismaël die Verantwortung. Wie geht es weiter? Es ist offen, wie der Klub plant. Aber wir Spieler müssen uns in der prekären Periode mit solchen Dispositionen nicht beschäftigen. Nur so viel: Valérien macht einen hervorragenden Job. Seine Ansprache ist unglaublich gut, er pusht uns, er bringt seine Philosophie auf den Punkt. Es gelingt uns immer besser, sein Vorhaben zu verinnerlichen. Ich würde mich freuen, wenn die Zusammenarbeit weitergeht. 2016-11-05 10:30 Sven Schoch www.nzz.ch

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Ganztagsschule: ÖVP und SPÖ einigen sich über Ausbauplan

428 Millionen Euro werden alleine für Infrastruktur und Freizeitbetreuung bereitgestellt. Die Gemeinden sollen Konzepte für den Ausbau ihrer

Schulen vorlegen. 05.11.2016 | 10:25 | ( DiePresse.com ) SPÖ und ÖVP haben sich über die Verteilung der 750 Mio. Euro für den Ausbau der Ganztagsschulen bis 2025 geeinigt. In den nächsten Tagen geht ein Gesetzesentwurf in Begutachtung, hieß es aus dem Bildungsministerium zur Austria Presse Agentur (APA). Demnach fließen 428 Mio. Euro für Infrastrukturmaßnahmen und Freizeitbetreuung sowie 248 Mio. Euro für Lehrerkosten an

Pflichtschulen, 74 Mio. vor allem an AHS. Anders als ursprünglich vom Bildungsministerium geplant sollen aber nicht mehr die Schulen selbst Konzepte für den Ausbau "ihres" Standorts vorlegen. Vielmehr sollen dies laut dem Entwurf des "Bildungsinvestitionsgesetzes" die gesetzlichen Schulerhalter tun, also im Regelfall die Gemeinden. Die formale Prüfung der Anträge erfolgt in den Landesschulbehörden des jeweiligen Bundeslands, über die endgültige Gewährung entscheidet das Ministerium. Ziel des Gesetzes ist es einerseits, die verschränkte Form der Ganztagsschule auszubauen (Wechsel aus Unterricht, Lern- und Freizeit über den ganzen Tag mit verpflichtender Anwesenheit), wobei aber grundsätzlich auch offene Ganztagsschulen (Unterricht am Vormittag, Lern- und Freizeit am Nachmittag ohne Anwesenheitspflicht) gefördert werden können. Künftig soll ein "flächendeckendes Angebot an schulischer Tagesbetreuung auch in verschränkter Form in einem Umkreis von maximal 20 km zum Wohnort zur Verfügung stehen", heißt es im Gesetzesentwurf. Außerdem sollen mit den

Mitteln künftig auch "außerschulische Betreuungsangebote während der Ferienzeiten" an den Standorten gefördert werden. Für die Förderung müssen die Standorte Voraussetzungen erfüllen: Die schulische Tagesbetreuung muss täglich jedenfalls bis 16 Uhr angeboten werden, bei Bedarf sogar bis 18 Uhr. Der Betreuungsteil muss außerdem durch entsprechend qualifizierte Personen erfolgen. Zweckzuschüsse für die Infrastruktur werden insbesondere für die Schaffung oder Adaptierung von Speisesälen, Küchen, Betreuungsräumen, Spielplätzen bzw. ähnlichen Außenanlagen sowie die Schaffung von Lehrerarbeitsplätzen gewährt. Die Mittel werden im Gesetzesentwurf konkret nach Bundesländern und Jahren aufgeleistet, wobei die Verteilung nach der Schülerzahl erfolgt. Ein Fixanteil von 63 Prozent fließt dabei für den Ausbau ganztägiger Schulformen durch die Einrichtung zusätzlicher Klassen in den ersten beiden Jahren nur mit verschränkter, ab dem Schuljahr 2019/20 dann wahlweise auch für Gruppen mit getrennter Abfolge des Unterrichts- und Betreuungsteiles. Ein

flexibler Anteil von 37 Prozent kann auch die Umwandlung von offenen in verschränkte Ganztagsklassen, die Umwandlung außerschulischer Betreuungseinrichtungen (z. B. Horte) in ganztägige Schulformen, Ferienbetreuung an den Standorten sowie die Senkung bzw. Abschaffung von Betreuungsbeiträgen verwendet werden. Die 428 Mio. Euro für die Infrastrukturmaßnahmen und Freizeitbetreuung an den Pflichtschulen fließen dabei in mehreren Tranchen. 2017 sind das 20 Mio. Euro, 2018 60 Mio., 2019 und 2020 je 65 Mio., 2021 und 2022 je 60 Mio., 2023 50 Mio. , 2024 35 Mio. und 2025 13 Mio. Euro. Die 248 Mio. Euro für die Landeslehrer werden für die Betreuung während der Lernzeiten aufgewendet. Die 74 Mio. Euro für die Praxisschulen bzw. die AHS sollen ebenfalls Infrastrukturmaßnahmen, Lehrer- sowie Freizeitbetreuerkosten abdecken. Anders als bei den Pflichtschulen entfällt die Antragstellung, da der Schulerhalter der Bund selbst ist. (APA) 2016-11-05 10:25 diepresse.com

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Debatte um G8/G9 – hört endlich auf die Eltern!

Es ist ein Dilemma: Sobald Eltern für ihre Kinder streiten, geraten Politik und Wirtschaft in Aufruhr. Vor einigen Tagen erschien in dieser Zeitung ein Beitrag von Stephan Dorgerloh und Winfried Kneip zum Thema gymnasiale Schulzeitverkürzung. Leider – wie so oft in dieser Diskussion – ist er durchsetzt mit Halb- oder Unwahrheiten, die dann auch noch untereinander in Beziehung gesetzt werden.

Unter Umgehung von Fakten werden Sachargumente zu "ideologisch gefärbten Argumentationen" erklärt, als "gefühlte Empirie" verunglimpft, und Eltern präsentieren ihre "drastischen Forderungen" meist "verallgemeinernd auf der Basis eigener familiärer Erfahrungen". Warum, fragen sich die Autoren, graben "nun ausgerechnet die Eltern das Kriegsbeil aus"? Ganz einfach: weil die Politik uns zu lange ignoriert hat. Es ist Zeichen gravierender Unkenntnis und der Vergleich von Äpfeln mit Birnen, andere Staaten oder das Bundesland Sachsen als Beispiel für das achtjährige Gymnasium (G8) und gegen die Rückkehr zur neunjährigen Schulzeit (G9) anzuführen. Das Abi-Bac in Frankreich ist mit unserem Abitur nicht vergleichbar; über das Niveau amerikanischer Schulabschlüsse reden wir besser nicht. Dass Sachsen in Tests vorne liegt – geschenkt. In Sachsen beherrschen Kinder am Ende der vierten Klasse grundlegende Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Da können Lehrkräfte

weiterführender Schulen durchstarten; in Nordrhein-Westfalen bei bescheinigten minderen Leistungen (so zum Beispiel im gerade veröffentlichten Ländervergleich) eher nicht. G8 bedeutet vor allem Unterrichtsstunden weniger

eins:

etwa

1000

Natürlich wissen wir Eltern, dass nicht alle Probleme durch G8 verursacht sind. Der Qualitätsverlust am Gymnasium hat bereits vorher mit dem Austausch fachlicher Inhalte durch fragwürdige Kompetenzen in den Lehrplänen begonnen. G8 bedeutet vor allem eins: etwa 1000 Unterrichtsstunden weniger, wovon ungefähr 400 auf Fremdsprachen entfallen. Rechnet man den Unterrichtsausfall in NRW hinzu, kommen schnell 1500 Stunden zusammen. Dass heutige Abiturienten nach Aussagen von Hochschulprofessoren vielfach nicht studierfähig sind und die Zahl der Studienabbrecher steigt, ist die logische Konsequenz. Ja, auch wir sind der Ansicht, dass man mehr Bildungsexperten und Praktiker fragen muss, um

danach Schule zu gestalten. Doch die Politik orientiert sich gerne an sogenannten Bildungsforschern, deren Studien selten das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt sind. Da befragt eine Professorin eine überschaubare Anzahl von Studenten aus G8 und G9, ob sie nach ihrer Selbsteinschätzung in Mathematik gute Kenntnisse aufweisen. Da sich niemand für unwissend erklärt, lautet das Ergebnis: Es gibt keine Unterschiede. Die Politik wird nicht müde, auf die steigende Anzahl der Studienfächer hinzuweisen, die mit einem hohen Numerus clausus belegt sind, blendet aber gleichzeitig aus, dass die "Messlatte" immer tiefer hängt, um überhaupt die Hochschulreife zu erlangen. Flankierend singt ein großer Gütersloher Medienkonzern das Hohelied der Ganztagsschule, wobei deren jüngste Erhebung nur unter Eltern durchgeführt wurde, die ihre Kinder bewusst auf einer solchen Schule angemeldet haben – was für ein dilettantischer Anfängerfehler in der Grundannahme. Umfrage: 79 Prozent der Eltern für G9

Wirkliche Experten wie Lernforscher, Neurobiologen, Psychologen, Erziehungswissenschaftler werden kaum gefragt. Da halten sich die Regierenden lieber an Politikund Sozialwissenschaftler, die alle Zahlen rückwirkend so lange durchschütteln, bis das passende Ergebnis erscheint. Den Lehrkräften, die die wahren Experten des Unterrichtens sind, wird leider wenig Gehör geschenkt. Um die Debatte auf ein sachliches Fundament zu stellen, haben wir im Frühjahr die wissenschaftlich begleitete Umfrage "G8 und mehr" zur Erhellung diverser Aspekte rund ums Gymnasium durchgeführt. Die Ergebnisse sind eindeutig: 79 Prozent der Eltern, die postalisch an der Umfrage teilnahmen, sind für G9, online sogar 88 Prozent. Selbst dort, wo Politiker erfolgreich organisierte G8Gymnasien vermuten, liegen die Zustimmungswerte für G9 ähnlich hoch. Übrigens votierte eine klare Mehrheit der Eltern gegen den gebundenen Ganztag – eine Ohrfeige für alle Politiker, die mit dieser Organisationsform regelrechte Heilsversprechungen sowie

Bildungsgerechtigkeit verbinden, als könne man Bildung und Wissen wie einen Sack Silbermünzen gleichmäßig verteilen. Sogar 88 Prozent der Gymnasiallehrer sprachen sich in unserer Umfrage für G9 aus. Wieso macht ausgerechnet der Vorstand des Philologenverbands in Nordrhein-Westfalen Schulpolitik gegen die eigene Klientel? Zumal ihm die Fragen der Erhebung vorab vorlagen und ohne Beanstandung durchgingen. Dass von manchen anderen Lehrerverbänden wenig Unterstützung für eine Rückkehr zu G9 kommt, ist der Tatsache geschuldet, dass einige von ihnen in ideologischer Verblendung der Einheitsschule entgegenträumen. Für flächendeckendes G9 mit deutlich mehr Qualität Was sollen wir Gymnasial-Eltern von runden Tischen damals wie heute erwarten, wenn eine Koalition von Zauderern Fakten nicht zur Kenntnis nehmen will? Derweil üben sich alle in ihrer Lieblingsdisziplin: alles auf die lange Bank schieben und nur nicht entschlossen handeln.

Das hindert G8-Verfechter nicht, TotschlagArgumente zu präsentieren: bitte keine Unruhe an den Schulen, läuft doch gut, Umstellung kostet viel Geld. Nein, das gibt keine Unruhe, nein, es läuft nicht gut, und nein, es kostet in den ersten Jahren auch nicht mehr Geld, denn für G9 werden zunächst weniger Lehrer benötigt. Außerdem sind Inklusion und Digitalisierung nicht per se Merkmale von Schulqualität. Wenn Inklusion mit nicht eingehaltenen Versprechungen eingeführt wird, dann schadet das der Qualität – und wer Schwächen im Lesen, Schreiben und Rechnen aufweist, dem wird auch die Digitalisierung nicht weiterhelfen. Was wir im Interesse unserer Schüler fordern, ist ganz einfach: ein flächendeckendes G9 mit deutlich mehr Qualität und Fachinhalten, mehr Zeit für Vertiefung und die Reifung unserer Kinder, wobei den besonders Begabten die Möglichkeit eingeräumt wird, das Gymnasium in acht Jahren zu durchlaufen. Nein, wir sind keine Machtstrategen, die auf dem Kriegspfad sind. Wir haben nur unsere Hausaufgaben gemacht. 2016-11-05 10:22 Ulrich Czygan www.rp-online.de

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Busunfall am Zirler Berg: Insassen sind wieder zuhause

Jasmin Mader und Johannes Mairoser, beide aus Innsbruck, gewannen ihre ersten MehrkampfStaatsmei... Nach einer Kollision mit einem Pkw stürzte am Freitagabend ein mit 26 Personen besetzter Reisebus am Zirler Berg über eine Böschung. Dem Busfahrer dürfte es...

Weil er eines Innsbrucker Lokals verwiesen wurde, brannten einem 44-jährigen Syrer offenbar die Sicherungen durch. In Rio de Janeiro fanden die Olympischen Spiele 2016 statt. Österreichs Athleten vermieden mit einer Bronzemedaille eine erneute Nullnummer. Die wichtigsten... Die Vorwahlen sind geschlagen, die Kandidaten stehen fest: Donald Trump (Republikaner) und Hillary Clinton (Demokraten) rittern am 8. November um die Präside... Von der Ski- bis zur Bergtour, von der Mountainbike-Runde bis zur Kletterpartie: Für die wöchentlichen Tourentipps in der TT sind die Redakteure immer aktuel... Nach einer Kollision mit einem Pkw stürzte am Freitagabend ein mit 26 Personen besetzter Reisebus... Weil er eines Innsbrucker Lokals verwiesen wurde, brannten einem 44-jährigen Syrer offenbar die Sicherungen durch.

Lebensgefährliche Verletzungen fügte ein 22jähriger Algerier seinen Opfern in der Nacht auf Allerheiligen in Innsbruck zu. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) müssen alle Vertragsbediensteten neu einge... Bundeskanzler Regierung in Zuspitzung“

Christian Kern erklärte, Ankara suche „bewusst

die die

SPÖ und ÖVP haben sich über die Verteilung der 750 Millionen Euro für den Ausbau der Ganztagsschulen bis 2025 geeinigt. Wegen des Debakels rund um defekte Kuverts für Wahlkarten wird die eigentlich für 2. Oktober angesetzte Wiederholung der Stichwahl auf den 4. Dezember versch... Großbritannien kehrt Europa den Rücken: Eine knappe Mehrheit der Briten hat bei dem historischen Brexit-Referendum für einen Ausstieg aus der Europäischen Un...

Die Vorwahlen sind geschlagen, die Kandidaten stehen fest: Donald Trump (Republikaner) und Hillary Clinton (Demokraten) rittern am 8. November um die Präside... Der Kristallkonzern vertreibt künftig CadenzzaSchmuck online und schließt Cadenzza-Shops. Ob und... Den Gastwirten im Außerfern fehlt es an Fachkräften in Service und Küche. Vollbeschäftigung und ein Imageproblem der Branche erschweren die Suche. Mehrere In... Kitzbühel Noch im November bekommt das 2009 eröffnete Golf & Spa Resort Grand Tirolia Kitzbühel einen neuen geschäftsführenden Direktor: Der Hotelmanager A... Weil er eines Innsbrucker Lokals verwiesen wurde, brannten einem 44-jährigen Syrer offenbar die S... Nach einer Kollision mit einem Pkw stürzte am Freitagabend ein mit 26 Personen besetzter Reisebus am Zirler Berg über eine Böschung. Dem

Busfahrer dürfte es... Lebensgefährliche Verletzungen fügte ein 22jähriger Algerier seinen Opfern in der Nacht auf Allerheiligen in Innsbruck zu. Jasmin Mader und Johannes Mairoser, beide aus Innsbruck, gewannen ihre ersten MehrkampfStaatsmei... Andy Murray zog kampflos ins Paris-Finale ein, da sein Halbfinalgegner Milos Raonic wegen einer Verletzung nicht antreten konnte. Die Münchner kamen gegen die Hoffenheimer nicht über ein 1:1 hinaus. Aubameyang traf gegen Hamburg vier Mal. In Rio de Janeiro fanden die Olympischen Spiele 2016 statt. Österreichs Athleten vermieden mit einer Bronzemedaille eine erneute Nullnummer. Die wichtigsten... Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel macht sich im Ferrari auf die Jagd nach Champion Lewis Hamilton und Mercedes. Eine erneute Solofahrt der

Silberpfeile i... Nach der enttäuschenden EURO will das ÖFBTeam in der WM-Quali sein wahres Gesicht zeigen. Die Gegner auf dem Weg nach Russland: Wales, Serbien, Irland, Geor... Bei allen wichtigen Fußball-Spielen dieser Welt darf ein subjektiver Beobachter nicht fehlen. Der TT.com-Live-Ticker schaute den Kickern immer ganz genau auf... Im Karwendel wurden Gipfelkreuze mutwillig zerstört. Das hat die Diskussion über dieses christlic... Die Fließer Galtalm am Stierberg bekommt ein neues Zuhause. Das Almgebiet hätte mehrmals fast einen Krieg mit dem Engadin ausgelöst. Die fünfköpfige Band „Null Problemos“ tritt in ganz Tirol auf und steckt mit ihrer guten Laune das Publikum an. Die TT war bei einer Probe dabei. Von der Ski- bis zur Bergtour, von der Mountainbike-Runde bis zur Kletterpartie: Für die

wöchentlichen Tourentipps in der TT sind die Redakteure immer aktuel... Interviews, Porträts, Album-Kritiken: In der Rubrik Soundstube Tirol stellen wir lokale Künstler und Bands vor. Aber auch Neuigkeiten aus der Tiroler Musiksz... Fehlkauf vermeiden, Rezensionen zu den regelmäßig auf TT Online.

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Gäste nach Unfall mit Augsburger Bus zurück in Deutschland

Um kurz nach Mitternacht ging die Reise weiter: Alle 26 Reisenden, deren Bus am Freitagabend nahe Innsbruck in Tirol verunglückt ist, wurden noch in der Nacht mit einem Ersatzbus zurück in den Raum Augsburg gebracht. Auch die Reiseleiterin und zwei Busfahrer haben den Unfall unbeschadet überstanden. Allen gehe es soweit gut, sagte Philipp Hörmann, der Geschäftsführer von Hörmann Reisen, am Samstagmorgen. Ein Fahrgast wurde bei dem Unfall leicht verletzt.

Einige andere Passagiere wurden sicherheitshalber untersucht, die meisten wurden vorübergehend in einem Rasthaus untergebracht. Der Doppeldeckerbus wurde laut Polizei von einem Auto gerammt, kam von der Fahrbahn ab und rutschte eine Böschung hinunter. Die beiden aus Deutschland stammenden Frauen im Auto wurden schwer verletzt. Ein Sprecher des Busreiseverbands RDA lobte den Busfahrer, dem es gelungen sei, Schlimmeres zu verhindern. Der Bus war auf der Heimfahrt von Italien nach Augsburg. Die Reisenden hatten im norditalienischen Abano Terme, einem beliebten Heilbad, einige schöne Tage verbracht. Etwa zwei Drittel der Strecke hatte der Bus des Augsburger Unternehmens Hörmann bereits hinter sich gebracht, als es rund zehn Kilometer hinter Innsbruck, am Zirler Berg, zu dem Unfall kam. Doch die Reisenden aus dem Raum Augsburg hatten großes Glück: Der Bus rutschte zwar mehrere Meter einen Abhang neben der Straße hinunter, kam aber dann quer an mehreren Bäumen zum Stehen. Das verhinderte einen

weiteren Absturz. Der Bus kippte auch nicht um. Wie eine Sprecher des Busreiseverbands RDA sagt, hätten Personal und Fahrgäste besonnen reagiert. Sie schlugen demnach eine Scheibe an der Seite des Busses ein, die in Richtung Berg zeigte. Durch dieses Fenster konnten die Reisenden dann den Bus verlassen. Der Unfall an der Bergstrecke zwischen Innsbruck und dem Ferienort Seefeld ereignete sich laut den örtlichen Behörden gegen 18.20 Uhr. In einer Rechtskurve stieß der bergwärts fahrende Reisebus mit dem entgegenkommenden Auto zusammen. Am Steuer des Autos saß eine 18jährige Deutsche, ebenfalls im Auto befand sich ihre Mutter. Warum der Wagen auf die Gegenfahrbahn geriet und mit dem Bus kollidierte, sei noch unklar, heißt es bei der Polizei in Tirol. Der Reisebus rollte laut Polizei auf der stark abschüssigen Strecke nach hinten, stieß gegen drei Autos und fuhr dann über eine Böschung, bis er nach rund zehn Meter von den Bäumen gestoppt wurde. Der Unfall löste einen Großeinsatz aus: Ein

Aufgebot von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr sei binnen weniger Minuten zum Unfallort geeilt, berichten örtliche Medien. Insgesamt waren demnach rund 40 Fahrzeuge und mehr als 100 Retter im Einsatz. Die 18-jährige Fahrerin des Unfallautos und ihre Mutter wurden eingeklemmt und mussten mit einer Spezialschere von Feuerwehrleuten befreit werden. Sie kamen in Krankenhäuser in Innsbruck und GarmischPartenkirchen. Nach dem Unfall machte sich auch der Junior-Chef des Unternehmens, Philipp Hörmann, schnell auf den Weg zur Unfallstelle. Der leicht verletzt Fahrgast wurde ambulant versorgt und konnte nach Mitternacht ebenfalls mit dem Ersatzbus nach Hause fahren. Der erfahrene Busfahrer habe das Fahrzeug so in die Bäume schlittern lassen, dass der Bus nicht umgekippt oder weiter abgestürzt sei, sagte der Sprecher des Busreiseverbands RDA. Damit habe er Schlimmeres verhindert. Zum Verhalten des Busfahrers sagte ein Sprecher der Pressestelle der Landespolizeidirektion Tirol: "Wir halten uns an Fakten. Und die sind, dass der Bus durch die Bäume zum Stillstand gebracht wurde. Für die

Polizei ist ein Faktum, dass die Bäume einen weiteren Absturz verhindert haben. Inwieweit das Verhalten des Busfahrers eine Rolle spielte, können wir nicht beurteilen. " Reisen nach Abano Terme gehören zu den Klassikern im Programm des Augsburger Busunternehmens. Der Ort in Italien ist für seine Thermalquellen bekannt. 2016-11-05 10:01 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de

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Zucker, die Süsse des Lebens

Viele Weichen in meinem Leben wurden ganz beiläufig gestellt. Ich war elf Jahre alt, als in Basel die «Hammerausstellung» stattfand, eine Schau mit Skulpturen aus Industrieschrott von Künstlern wie Luginbühl oder Tinguely. Die Ausstellung verdankte ihren Namen dem Umstand, dass sie in einer ehemaligen Industriehalle an der Hammerstrasse stattfand. Es war die erste Kunstausstellung, die ich ganz alleine besuchte.

Die Exkursion begann bei meinen Grosseltern. Sie wohnten in einem Vorort von Basel und liessen mich kulinarisch Dinge tun, die bei meinen Eltern undenkbar waren. Ich sehe mich noch am Küchentisch sitzen und eine Scheibe Baslerbrot ausgiebig mit Butter beschmieren, bis all seine Poren gestopft waren. «Warum willst du da hin?», fragte mich meine Oma, die an der Bügelmaschine sass und ein Küchentuch nach dem anderen durch die Walzen gleiten liess. «Ich weiss nicht», sagte ich und schaute dem leicht gelblichen Zuckerstrom zu, den ich auf das Butterbrot rieseln liess. Auf der Zuckertüte war eine Palme abgebildet, die

eine Art Schilffeld überragte, im Vordergrund stand ein seltsamer Vogel: ein wulstiger Hühnerkörper mit riesigem Schnabel und lächerlich kleinen Flügelchen. «Willst du nicht lieber Rommé spielen mit Opa und mir?» Ich drückte eine zweite Scheibe Brot auf das Zuckerbett und packte die Schnitte in Alufolie ein. Omas Angebot war sehr verführerisch und stürzte mich vielleicht ein erstes Mal in genau jenes Dilemma, in das mich seither jeder Aufbruch zu einer Reise gebracht hat. Es ist nämlich so, dass ich stets lieber zu Hause bleiben würde, macht mir das Reisen mit all seinen Unwägbarkeiten doch einige Angst. Vor allem, wenn ich ganz alleine aufbrechen soll, erscheint mir das Zuhause auf einmal als der beste Ort der Welt. Es ist nämlich so, dass ich stets lieber zu Hause bleiben würde, macht mir das Reisen mit all seinen Unwägbarkeiten doch einige Angst. Dass ich trotzdem noch nie von meinem Vorhaben abgerückt bin, hatte fast immer mit äusseren Zwängen zu tun – heute meist mit der Tatsache,

dass ich einen Flug gebucht oder mir eine bestimmte Aufgabe gestellt habe. Damals, in Omas Küche, war es das eingepackte Zuckerbrot, das den Ausschlag gab – es verlor seinen Sinn, wenn ich nicht zu der kleinen Reise aufbrach. Also schwang ich mich auf mein Fahrrad und trampte in Richtung Hammerstrasse davon. Ich war ganz alleine in den grossen Hallen mit ihren vielen Fenstern, und mir war etwas bang ums Herz. Ich war noch nie an einem solchen Ort gewesen, und die grossen Plastiken kamen mir fremd vor und grob. Neu und ebenfalls leicht bedrohlich war mir auch der Duft in diesem Gebäude, das nach altem Maschinenöl roch, nach Metall und Rost. Wie das Schüler eben tun, die am Ziel ihres Ausflugs angekommen sind, packte ich meine Stulle aus. Niemand störte mich dabei. Die Zuckerkristalle knirschten zwischen meinen Zähnen, und ihre Süsse sickerte, getragen von einem Film aus schmelzender Butter, sanft in mich hinein. Die Freude, mit der mein Körper den Zucker aufnahm, blies mir jede Befangenheit aus dem

Gemüt, und ich fühlte mich auf einmal nicht mehr als Ausstellungsbesucher, sondern als Entdecker dieser Kunstlandschaft – glücklich und ein wenig stolz, dass ich den Ausflug unternommen hatte. Von den Butter-Zucker-Bomben meiner Kindheit bin ich unterdessen abgekommen. Aber wenn mich die Lust auf Süsses packt, dann streue ich manchmal einfach etwas Zucker auf einen Cracker, den ich vorher mit meiner Zunge befeuchtet habe. Und wenn dann die Kristalle zwischen meinen Zähnen knirschen und die Süsse in mich eindringt, dann erinnere ich mich fast jedes Mal kurz an meinen Spaziergang durch die Hallen an der Hammerstrasse und an die fremden Düfte der Kunst. Vierzig Jahre nach diesem Ausflug führte mich eine Reise zufällig nach Mauritius. Auf dieser Insel, deren kultiviertes Land zu fast 90 Prozent mit Zuckerrohr bebaut ist, gibt es zahllose «Schilf»Felder, die von Palmen überragt werden. Das Maskottchen der Insel ist ein Vogel namens Dodo, der einst nur auf Mauritius existierte, heute aber ausgerottet ist: wulstiger Hühnerkörper, riesiger

Schnabel, lächerlich kleine Flügelchen. Ob auf Omas Zuckertüte tatsächlich eine Landschaft auf Mauritius abgebildet war, kann ich nicht sagen. Aber ich bin mir sicher: Wäre ich damals zum Rommé geblieben, ich wäre heute kaum nach Mauritius gereist. 2016-11-05 10:00 Samuel Herzog www.nzz.ch

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US-Präsidentenwahl: Schicksalsschlacht im «Sunshine State

Miami liegt mitten in Kuba. Das glaubt zumindest, wer die achte Strasse entlangfährt, besser bekannt als Calle Ocho. Sie liegt im Quartier «Little Havana» und bildet die Arterie des kubanischen Lebens in Südflorida: Die Häuser sind bunter als im Rest Miamis, aus den Cafés summen kubanische Rhythmen, auf der Strasse hört man nur Spanisch. Doch die friedliche Szenerie ist an diesem Nachmittag empfindlich gestört. Vor dem «Versailles», dem ältesten kubanischen Restaurant der Stadt, haben sich Dutzende Rentner versammelt, sie schwenken amerikanische Fahnen und brüllen durch Megafone.

«Weg mit dem Sozialismus! Weg mit Hillary Clinton!», schreit eine ältere Dame und schwenkt ein Schild mit dem Aufdruck «Trump for President». Die vorbeifahrenden Autofahrer stimmen ihr hupend zu, die Lärmkulisse schmerzt in den Ohren. Sie sei in den sechziger Jahren nach Miami gekommen, erzählt die 83-Jährige. «Seitdem sind drei Generationen in Kuba an den Kommunismus verloren gegangen.» Wie die meisten der Demonstrierenden verlangt sie eine harte Haltung der amerikanischen Regierung gegen das Regime Castro. Dass Präsident Obama die diplomatischen Beziehungen mit dem Land wieder aufgenommen hat, ist für sie eine Todsünde und bestätigt sie in der Ansicht, dass einzig die Republikaner ihre Interessen vertreten. «Ich sage nicht, dass Trump qualifiziert ist – aber er ist besser als Clinton.» Doch es sind nicht nur Mitglieder der ersten kubanischen Flüchtlingswelle, die an diesem Nachmittag vor dem «Versailles» Trump bejubeln. Unter den vielleicht 50 Demonstranten stehen auch Denise Galvez und Ileona García, beide Mitte vierzig. Sie haben die Gruppe «Latinas por Trump» gegründet und verteilen T-Shirts mit diesem

Aufdruck an Demonstrantinnen. Beide sind in Florida geboren und Töchter «kubanischer Flüchtlinge», wie García betont, «nicht Migranten wie die, die jetzt in Massen in unser Land wollen». Dass Trump Mexikaner heftig kritisiert hat, bestreitet Galvez. «Die Zitate wurden aus dem Kontext gerissen», behauptet sie. Für Unternehmer wie sie sei Trump die einzig Wahl. Aus ihrem persönlichen Umfeld wisse sie, dass viele Latinos Trump unterstützten, aber dies nicht öffentlich zugäben. «Die Umfragen erzählen nicht die ganze Geschichte, es wird eine Überraschung geben.» Tatsächlich aber sehen die Umfragen unter Hispanics in Florida für Trump nicht gut aus: 56 Prozent unterstützen Clinton, 36 Prozent Trump. Doch wer Florida gewinnen will, braucht heute mehr denn je den Rückhalt der Hispanics. In vielen Gemeinden ist ihr Anteil zwischen 2010 und 2015 im zweistelligen Bereich gewachsen (siehe Grafik). Mittlerweile ist ein Fünftel des Stimmvolks in Florida hispanisch. Nicht nur ihr Anteil an den Stimmberechtigten Floridas, sondern auch an den tatsächlich Wählenden dürfte dieses Jahr so hoch sein wie noch nie, wie erste Erhebungen zu

Briefwählern zeigen. Viele Hispanics wollen ein Zeichen gegen Trump setzen, der Mexikaner als «Vergewaltiger und Kriminelle» bezeichnet hat. Einzig das Gros der Kubaner hält traditionell zum republikanischen Kandidaten. Doch ohne Florida führt für Trump kein Weg ins Weisse Haus. Mit 29 Wahlmännern ist es der bedeutendste der «Swing States», also all jener Staaten, in denen weder Demokraten noch Republikaner eine verlässliche Mehrheit haben und die besonders hart umkämpft sind. Derzeit führt Trump mit einem halben Prozentpunkt im Durchschnitt der Umfragen. Bei den republikanischen Vorwahlen verzeichnete er hier einen seiner wichtigsten Erfolge, er gewann in 66 von 67 Bezirken. Damit drängte der Immobilienmogul den ehemaligen Gouverneur des Staates, Jeb Bush, aus dem Rennen und demütigte den Senator Marco Rubio mit einem 20-PunkteVorsprung. Doch auch aus persönlicher Sicht ist Florida für Trump der wichtigste Staat: Seit 30 Jahren ist es seine zweite Heimat, Palm Beach ist der Standort seines Vorzeigeklubs Mar-a-Lago. «Wenn ich hier verliere, werde ich sehr wütend auf

euch sein», sagte Trump jüngst. Das Rennen in Florida ist traditionell ein knappes. Obama siegte 2012 mit 0,9 Prozentpunkten Vorsprung. Im Jahr 2000 entschied eine Differenz von 537 Stimmen hier gar die ganze Präsidentenwahl. Florida ist deswegen so schwer zu fassen, weil es einer der am schnellsten wachsenden und heterogensten Gliedstaaten der Vereinigten Staaten ist. Seit 1964 hat Florida mit einer Ausnahme immer für den Kandidaten gestimmt, der später auch Präsident wurde. Der Staat gilt als «bellwether of the nation» – als Frühindikator für Veränderungen im Land. Solche gab es in Florida zuletzt in bedeutendem Umfang: Zwischen 2010 und 2015 wuchs die Bevölkerung um 1,46 Millionen. Hispanics machten 51 Prozent des Zuwachses aus, vor allem bedingt durch die Wirtschaftskrise in Puerto Rico. Doch auch eine zweite demografische Gruppe wächst rasant: Bürger von 65 Jahren oder älter. Sie stellen mittlerweile fast 20 Prozent der Bevölkerung Floridas, so viele wie in keinem anderen Gliedstaat. Diese Wählergruppe könnte der Schlüssel für

Trumps Sieg in Florida werden, denn weisse Rentner wählen meist konservativ – und, im Gegensatz zu Hispanics, zählen zu den verlässlichsten Stimmbürgern überhaupt. Verlässt man «Little Havana» und fährt 450 Kilometer von Miami gen Norden, immer die Florida Turnpike entlang, landet man in einer radikal anderen Welt. Diese Welt ist weiss, pensioniert und heisst «The Villages» – die grösste Rentnersiedlung der Welt, etwa 110 000 Pensionierte leben hier. Es ist ein Universum aus Golfplätzen und Fertighäusern mit frisierten Vorgärten, einem eigenen Spital und auch einer Schule. Diese ist allerdings den Kindern der Angestellten vorbehalten, unter 18-jährige sind nur als Besucher erlaubt. Rentner flitzen auf ihren Golfwagen durch die Strassen und grüssen sich beim Vornamen. Die Bewohner der «Villages» kommen vor allem aus dem Mittleren Westen und wollen ihren Lebensabend im «Sunshine State» verbringen – so, wie John Calandro, der vor zehn Jahren aus Michigan in die «Villages» gezogen ist. An diesem Sonntagvormittag fährt er im roten Cabrio an den Golfplätzen vorbei und erklärt dem

ausländischen Gast, was die «Villages» so besonders macht. Die Architektur der rund 50 Siedlungen sei den alten Städten des Südens nachempfunden, überall gebe es ein Town-Center mit Aufführungen an jedem Abend. «Wie in den guten alten Zeiten», sagt Calandro, «eine Miniaturausgabe des amerikanischen Traumes». Farbige, Asiaten oder Migranten sehen wir nirgends auf der Rundfahrt. Nicht nur die Hautfarbe, auch die politische Überzeugung ist fast allen gemein: Die «Villages» sind als Hochburg der Republikaner bekannt. Das liegt auch daran, dass die Besitzer profilierte Unterstützer der Partei sind. Calandro selbst ist Vorsitzender des lokalen republikanischen Klubs. Seine Führung durch die Siedlung endet in der Parteizentrale, an der Haupteinkaufsstrasse eines der Town-Center gelegen. Im Büro würde eigentlich Trump die Besucher begrüssen, doch zu Calandros Bedauern ist die lebensgrosse Kartonfigur gerade für eine Wahlkampfveranstaltung ausgeliehen. Für viele Bewohner der «Villages» sei der RealityTV-Star nicht die erste Wahl gewesen, gibt

Calandro zu, doch «ist er jetzt die bessere, denn Clinton ist garantiert unsere letzte Wahl». Er wolle die Bürger daran erinnern, wie viel am 8. November auf dem Spiel stehe, insbesondere wegen der anstehenden Neubesetzung des Supreme Court. Dabei setzt Calandro nicht auf Social Media oder andere Formen der modernen Wahlkampfführung, sondern auf «gute, alte Methoden», wie er sagt: Postwurfsendungen und Kundgebungen nach der Kirche am Sonntagmorgen. Mit diesen Formen des «Campaigning» ist Calandro vertraut, in Michigan machte er in den Sechzigern Wahlkampf für George Romney, einst Gouverneur von Michigan und Vater des republikanischen Präsidentschaftskandidaten von 2012. Was sagt ein überzeugter Republikaner wie er dazu, dass Trump Grundwerte der Partei wie den Freihandel mit Füssen tritt? Calandro flüchtet sich in ein Zitat Reagans. «Mein 80-prozentiger Freund ist nicht mein 20-prozentiger Feind.» Im Laufe des Gesprächs wird klar: Seine Unterstützung für Trump ist Ausdruck einer tiefen Abneigung gegen die Demokraten und Clinton.

Diese Abneigung bekommt auch der Demokratische Klub der «Villages» zu spüren. Dessen Büro liegt an einer Schnellstrasse am äussersten Rand der Siedlung. «Yes, we can», ermuntert Obamas Wahlkampfmotto von 2008 die Besucher an der Tür. Die ehrenamtliche Helfer erinnern an Widerstandskämpfer eines gallischen Dorfes. In einem Konferenzraum sitzend, beschwert sich die Handvoll Freiwilliger – ebenfalls Rentner und Bewohner der «Villages» –, dass ihre Golfwagen zerkratzt würden, wenn sie einen «Hillary»-Sticker dort aufklebten. Manche von ihnen leben nur in den «Villages», weil ihre Eltern hier sind; andere vermeiden tunlichst das Thema Politik beim Golfspielen. Selbst im Büro der Demokraten hält sich die Euphorie für Clinton in Grenzen, alle hier hätten lieber Bernie Sanders an der Spitze gesehen. Pflichtbewusst planen sie dennoch die nächsten Telefon-Kampagnen und wer wann am Wahltag ältere Bürger an die Urnen fahren kann. «Wir müssen unsere Basis sichern», sagt eine Dame, «das ist, was Bernie von uns will.» Auch wenn der Bezirk der «Villages» nahezu sicher republikanisch stimmen wird, liegt er in einer Region, die in diesem Wahljahr die am meisten

umkämpfte sein dürfte: im «I-4-Korridor», also der Gegend um den Interstate 4 Highway, der Tampa im Westen mit Daytona Beach an der Ostküste verbindet. Experten nennen es den «Swing im Swing State». Da Südflorida mit seiner hispanischen und jüdischen Bevölkerung traditionell eher demokratisch wählt und Nordflorida mit seiner Nähe zu anderen Südstaaten eher republikanisch, ist der I-4-Korridor das Zünglein an der Waage. «Es ist die wichtigste Region im wichtigsten Swing State, hier werden Wahlen gewonnen und verloren», sagt Susan MacManus. Die 69-Jährige ist Professorin für Politikwissenschaften an der University of Southern Florida, seit 40 Jahren analysiert sie die Politik des Gliedstaats. Die Region des I-4-Korridors ist nicht nur die am dichtesten bevölkerte, auch wirtschaftlich sei sie sehr heterogen, betont MacManus. Wenn es eine Gemeinde gibt, die all das verkörpert, ist es Hillsborough. Das County liegt am Westende des I-4-Korridors mit Tampa als Verwaltungssitz. In 19 der 20 vergangenen Präsidentenwahlen hat Hillsborough für den

späteren Präsidenten gestimmt. «Wie Hillsborough wählt, wählt Florida; wie Florida wählt, wählt das Land», heisse es unter Politologen, sagt MacManus. Vor einem Supermarkt, etwa 30 Autominuten vor Tampa gelegen, spiegelt sich der Wahlkampf im Kleinen. Zwei schwere Männer mit Baseball-Mütze und Drei-Tage-Bart bekennen sich als republikanische Anhänger, «Trump ist einer von uns, keiner dieser Politiker». Ein schwarzes Geschwisterpaar Mitte dreissig bricht in einen Streit darüber aus, ob Trump nun ein «Rassist» sei, wie die Schwester sagt, oder «uns vor den einwandernden Terroristen beschützt», wie der Bruder meint. Ein Herr mittleren Alters aus Puerto Rico listet all die Lügen auf, die Trump in den vergangenen Monaten verbreitet hat. Eines wird hier klar: Wenn Hillsborough tatsächlich ein Thermometer für Florida und das Land ist, wird es ein knappes Rennen um das Weisse Haus. 2016-11-05 10:00 Marie-Astrid www.nzz.ch

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Die neue Elbphilharmonie

Am 11. und 12. Januar 2017 wird die Elbphilharmonie in der Hamburger HafenCity eröffnet. Bereits heute ist die öffentliche Plaza in 37 Metern Höhe auf dem backsteinernen Sockelbau zugänglich. Dieser Kaispeicher von Werner Kallmorgen war bereits vor 50 Jahren vollendet worden. 2016-11-05 10:00 Michèle Schell www.nzz.ch

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Wrestling: Im «brutalsten Theater der Schweiz

Wrestling in der Schweiz, das ist ein bisschen wie Alphorn in den USA: exotisch. Ein Abend unter Wrestler im Sternensaal Bümpliz. Am King of Switzerland III, dem grössten Wrestling-Anlass des Landes. 2016-11-05 10:00 Dominic Steinmann www.nzz.ch

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EuGH-Urteil kostet Lienz 600.000 Euro

Von Catharina Oblasser Lienz — Da werden viele Gemeinden ganz schön zu knabbern haben: Ein Urteil des EuGH (siehe Kasten unten) schreibt ihnen nämlich vor, alle Dienstverhältnisse ihrer Mitarbeiter auf allfällig nicht berücksichtigte Vordienstzeiten zu untersuchen. Taucht eine solche Vordienstzeit auf,

muss der Bedienstete neu und entsprechend höher eingestuft werden. Das bringt auch ein höheres Gehalt mit sich. Damit nicht genug: Das Gerichtsurteil gilt auch rückwirkend, und zwar ab November 2014. Für diese Zeitspanne muss die Gemeinde den Angestellten den Lohn nachzahlen, den sie mit „richtiger" Einstufung bekommen hätten. Das betrifft nicht nur den Grundlohn, sondern auch Überstunden oder Abfertigungen. Und da geht es teils um gewaltige Summen, weiß die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik. Die Stadt rechnet mit bis zu 600.000 Euro. „Wir haben rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für jeden einzelnen müssen wir nun überprüfen, ob ihm Nachzahlungen und eine Neueinstufung zustehen. " Diese Neueinstufungen, die mit höherem Gehalt verbunden sind, würden die Personalkosten außerdem stark in die Höhe treiben, seufzt die Bürgermeisterin. Blanik zählt auf Unterstützung vom Land. „Es ist für viele Gemeinden unmöglich, diese Kosten selbst zu tragen", meint sie. Dem kann sich auch der St. Veiter Bürgermeister Vitus Monitzer anschließen.

„Wir sind eine Abgangsgemeinde", sagt er. „Das müssen wir uns ganz genau anschauen. " Bei den gemeindeeigenen Krankenhäusern, die dieses Urteil ebenfalls betrifft, gibt es bereits ein Angebot des Landes, weiß Andreas Köll, Obmann des Osttiroler Spitalsverbandes. „Das Land hat angeboten, 50 Prozent der Nachzahlungen zu übernehmen. Wir möchten aber 75 Prozent. Darüber wird verhandelt. " Wie hoch die Nachzahlungen im Fall von Lienz sein werden, kann Köll noch nicht sagen. Doch die neuen Einstufungen sorgen jedenfalls dafür, dass die Personalkosten allein im Jahr 2017 um 700.000 Euro steigen werden. „Das müssen wir selbst bezahlen", sagt Köll. Die vier Osttiroler Wohn- und Pflegeheime haben noch keine Zusagen vom Land, sagt Leiter Franz Webhofer. „Doch die Arbeitsgemeinschaft der Tiroler Altenheime, die alle 88 Einrichtungen im Land vertritt, hat um Kostenübernahme angefragt. Bis jetzt gibt es noch keine Rückmeldung", so Webhofer. Bei den Osttiroler Heimen mit ihren 372 Beschäftigten geht es laut Berechnungen der

Heimleitung um 500.000 Euro. Wie viel die Neueinstufungen in Zukunft kosten werden, hat Webhofer schon ausrechnen lassen. „Die außerordentlichen Vorrückungen aufgrund des EuGH-Urteils bewirken 2,24 Prozent mehr Personalkosten. " Inklusive der ordentlichen Tariferhöhung mache das 3,8 Prozent aus. Und um diesen Satz werden die Heimbewohner auch ab 2017 mehr zahlen müssen. 2016-11-05 09:49 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Verkehrsministerium: VWSoftware rechtswidrig

Berlin. Das Bundesverkehrsministerium hat Volkswagens Darstellung widersprochen, der Konzern habe in der Abgasaffäre nicht gegen europäisches Recht verstoßen. „Wir teilen die Auffassung von VW nicht“, sagte ein Sprecher in einem Bericht der Welt. Der Wolfsburger Konzern hatte erklärt, dass die

sogenannten Abschalteinrichtungen in den manipulierten Dieselmotoren in der EU nicht illegal gewesen seien. „Die in Fahrzeugen mit einem EA 189-Motor enthaltene Software stellt nach Auffassung von Volkswagen keine unzulässige Abschalteinrichtung nach europäischem Recht dar“, hatte ein VW-Sprecher betont. Die Äußerung von VW widerspricht dem Rückrufbescheid des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA), wonach die manipulierten Fahrzeuge auch in Deutschland zurück in die Werkstätten müssen. „Das KBA hat festgestellt, dass VW illegale Abschalteinrichtungen verwendet“, sagte der

Sprecher des Verkehrsministeriums. Deshalb habe die Behörde den Rückruf von Millionen VWDieselfahrzeugen angeordnet. Während VW in den USA zu milliardenschweren Wiedergutmachungen bereit ist, sträubt sich der Konzern in Deutschland und Europa weiter gegen vergleichbare Angebote. Gesetzesverstöße innerhalb der EU streitet VW ab. Erst am Donnerstag hatte der Konzern auf Anfrage von „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR seine bereits im Sommer geäußerte Rechtsauffassung bekräftigt, die in den USA verbotene Software stelle unter EU-Recht keine illegale Manipulation dar. Von RND/dpa 2016-11-05 09:32 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Schwerer Verkehrsunfall bei Lofer löste Großeinsatz aus

St. Johann – Am Freitag gegen 4:00 Uhr, fuhr ein 45-jähriger Einheimischer im Ortsgebiet von St.

Johann auf der B 178 in Richtung Osten. Kurz vor Lofer kam der Pkw-Lenker aus bisher unbekannter Ursache von der Fahrbahn ab, touchierte eine Verkehrsleiteinrichtung und stieß anschließend frontal gegen einen Betonpfosten. Der Mann wurde unbestimmten Grades verletzt und musste in das Bezirkskrankenhaus St. Johann gebracht werden. Am Unfallfahrzeug entstand Totalschaden. Im Einsatz standen neben einem Notarztteam und einer Rettungswagenbesatzung auch 22 Mann der Feuerwehr sowie eine Polizeistreife. (TT.com) 2016-11-05 09:21 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Zweifacher Mordversuch: Algerier nach brutalen Attacken verhaftet

Innsbruck – Verdacht des zweifachen Mordversuchs: Das wird einem 22-jährigen Algerier in Innsbruck vorgeworfen. Der Mann hatte nicht nur einen 20-jährigen Somalier bestohlen und bei der anschließenden Verfolgungsjagd wie berichtet schwer verletzt, er dürfte auch für die lebensbedrohlichen Verletzungen eines 35Jährigen eine Stunde zuvor verantwortlich

gewesen sein. Die beiden schweren Übergriffe ereigneten sich bereits am Tag von Allerheiligen, dass der Algerier für beide verantwortlich war, stellte sich aber erst jetzt heraus. Der aggressive Mann soll am 1. November zuerst gegen 5.30 Uhr bei den Viaduktbögen mit einem Metallgegenstand auf einen 35-Jährigen losgegangen sein. Er schlug den Mann nieder und verletzte ihn lebensgefährlich. Im Anschluss gelang ihm die Flucht. Eine Stunde später suchte er sich dann einen 20jährigen Somalier aus, dem er, wie berichtet, einen dreistelligen Eurobetrag aus der Hosentasche stahl. Als er fliehen wollte, nahm der Jüngere die Verfolgung auf. Plötzlich drehte sich der Algerier auf Höhe Bozner Platz um und ging mit einer Flasche und einem Ast auf den 20-Jährigen los. Mit der abgebrochenen Glasflasche stieß er mehrfach gegen den Hals und den Kopf seines Opfers, das dadurch schwer verletzt wurde. Eine Verkehrsstreife der Polizei wurde auf den

Zwischenfall aufmerksam und nahm den 22Jährigen daraufhin fest. Der Algerier wurde in die Justizanstalt Innsbruck eingeliefert. (TT.com) 2016-11-05 09:21 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Überlebende berichtet von Mord: Ermittler finden verscharrte Leiche

Zunächst herrscht bei der Polizei von Spartanburg Erleichterung, als sie eine vermisste Frau lebend finden. Doch nach und nach entfaltet sich das ganze Grauen des Falls im US-Bundesstaat South

Carolina. Die Ermittler stoßen auf eine Leiche, möglicherweise nicht die letzte. Nach dem Fund einer angeketteten Frau im USBundesstaat South Carolina hat die Polizei auf demselben Grundstück eine Leiche entdeckt. Die Leiche sei vergraben gewesen, sagte der Sheriff des Bezirks Spartanburg, Chuck Wright. Die Todesursache sei noch unklar. Auch habe noch nicht festgestellt werden können, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handele. Hunde spürten den Leichnam auf demselben Feld in der Gemeinde Woodruff auf, auf dem am Donnerstag die seit August vermisste Kala Brown in einem Container gefunden worden war. Medienberichten zufolge hat Brown bei der Polizei ausgesagt, dass sie mitangesehen habe, wie der Besitzer des Grundstücks, Todd Kohlhepp ihren Freund ermordete. Der 32-jährige Charles Carver war am gleichen Tag wie Brown verschwunden. Brown hatte von mehreren Toten berichtet. Deshalb mutmaßte die Polizei, sie könnte einem Serienkiller auf die Spure gekommen sein.

Kohlhepp wurde bei dem Polizeieinsatz am Donnerstag festgenommen und inzwischen dem Richter vorgeführt. Der TV-Sender WSPA berichtete, der 45-jährige Tatverdächtige sei seit dem Jahr 1987 als Sexualstraftäter registriert, weil er als 15-Jähriger eine 14-Jährige im Bundesstaat Arizona entführt und mit einer vorgehaltenen Waffe vergewaltigt habe. Kohlhepp saß für die Tat von 1987 bis 2001 im Gefängnis. Den Gerichtsunterlagen von damals zufolge hatte Kohlhepp dem Mädchen gedroht, er werde sie und ihre Geschwister töten, falls sie zur Polizei gehe. Das Mädchen zeigte ihn aber trotzdem an. Der Richter, der damals über den Mann urteilte, beschrieb Kohlhepp als "impulsiv und explosiv". Kohlhepp sei bereits seit seinem neunten Lebensjahr besessen von sexuellen Inhalten. Dem psychiatrischen Gutachten zufolge hat der inzwischen 45-Jährige "emotionale Schwierigekeiten" und eine "schlechte Impulskontrolle". Der Sheriff hatte berichtet, dass die Beamten Brown "angekettet wie ein Hund" in einem Schiffscontainer

gefunden hatten. Ihr Entführer hatte die Frau regelmäßig "gefüttert" und gelegentlich zu einem Spaziergang ausgeführt. Ob die Frau sexuellen Übergriffen ausgesetzt war, ist noch unklar. Brown hatte als Putzhilfe bei Kohlhepp gearbeitet. Als sie Ende August gemeinsam mit ihrem Freund zur Arbeit erschien, habe er eine Pistole gezogen und beide als Geiseln genommen, berichtete sie. Inzwischen konnte die 30-Jährige das Krankenhaus verlassen. Quelle: n-tv.de 2016-11-05 09:18 n-tv www.n-tv.de

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NBA: Zweite Niederlage für Sefolosha und Atlanta

Nach einem guten Saisonstart mit drei Siegen in Folge verlor Thabo Sefolosha mit den Atlanta Hawks bei den bisher sieglosen Washington Wizards überraschend 92:95. Mit fünf Punkten, drei Assists und zwei Rebounds blieb der 32-jährige Waadtländer unter seinen üblichen Werten, wies

aber immerhin als einer von nur drei Spielern seines Teams eine positive Plus-/Minus-Bilanz auf. Näher als bis auf die drei Zähler Differenz am Ende kamen die Hawks danach nie. Sefolosha warf nach mehr als sieben Minuten die ersten Punkte für Atlanta, da stand es allerdings bereits 0:9. Näher als bis auf die drei Zähler Differenz am Ende kamen die Hawks danach nie. Für Washington war es im vierten Spiel der erste Sieg, für Atlanta im fünften die zweite Niederlage. Die Los Angeles Lakers, die am Mittwoch bereits

Atlanta bezwungen hatten, überraschten auch gegen die Golden State Warriors. Der Meisterschaftsfavorit erwischte beim 97:117 im kalifornischen Derby einen schwarzen Abend. Neuzugang Kevin Durant (27 Punkte) übertraf im 70. Spiel in Folge die 20-Punkte-Marke, doch der zweite grosse Star Stephen Curry (13 Punkte) blieb erstmals nach 157 Spielen ohne einen erfolgreichen Dreipunkte-Wurf. 2016-11-05 09:04 sda www.nzz.ch

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Unsere Sexualität: Was hat Sex mit Politik zu tun?

Scarlett O’Hara dreht sich abrupt weg, als Rhett Butler sie gegen den Türrahmen drückt, um sie zu küssen, und geht entschlossen auf die grosse Treppe zu. Für einen Augenblick hört man nur ihr bodenlanges rotes Kleid rascheln, dann setzt dramatische Musik ein, der Verschmähte stürmt der Geliebten nach. «So nicht, Scarlett! Dieses Mal weist du mich nicht ab!», herrscht er sie an, küsst sie, hebt sie auf den Arm, obwohl sie mit ihren

zierlichen Fäusten auf ihn einschlägt, eilt die Treppe hoch und verschwindet mit ihr im Schlafzimmer. Schnitt. Am Morgen danach räkelt sich eine sichtlich befriedigte Scarlett im Bett. Dreissig Sekunden bloss dauert die berühmte Treppenszene aus dem Hollywood-Epos «Vom Winde verweht» aus dem Jahr 1939. Dreissig Sekunden, die zwar rein gar nichts vom Akt preisgeben, aber deutlicher nicht beweisen könnten, wie politisch Sex ist: Binnen lediglich dreier Generationen ist die Episode von einer der berühmtesten Verführungsszenen der Filmgeschichte zu einem an Universitäten

diskutierten Vergewaltigungsakt abgewertet worden. Grösser könnte das Image-Gefälle im Feld sexueller Aktivitäten nicht sein. Würde die Szene heute im Land, in dem sie einst gefilmt wurde, noch einmal inszeniert, drehte sich wohl alles um den Morgen danach. Wäre Rhett ein amerikanischer Collegestudent und Scarlett am nächsten Morgen nicht selig, sondern sauer, müsste er vor Gericht beweisen können, dass sie Ja gesagt hat zum Sex, und das dürfte ihm doch eher schwerfallen. Für Zündstoff sorgt heute die jüngste Anforderung an den Sex, die Einvernehmlichkeit. Die Szene macht klar, welchen Paradigmenwechsel unsere Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten im Umgang mit Sexualität vollzogen hat. In den Augen unserer Grosseltern erfüllten Rhett und Scarlett bloss ihre kulturell zugewiesenen Geschlechterrollen. Sie lockt und ziert sich, er erobert und bezwingt. Aus heutiger Sicht ist Rhett Butler nicht leidenschaftlich, sondern übergriffig. Politisch korrekter Sex hat heute

einvernehmlich zu sein. Der Sex-Akt an und für sich mag universell sein, seine konkreten Spielarten sind es nicht. Wen wir lieben, wann, wo und wie, ist nicht einfach das Ergebnis persönlicher Vorlieben, sondern ebenso sehr das Resultat sozialer und gesetzlicher Bedingungen. Es scheint paradox: Sex ist der Kern des Persönlichen und gleichzeitig hochpolitisch. Und zwar nicht erst, seit der Feminismus das Private ans Licht gezerrt hat. Aber seither ganz besonders. «Fast jeder Aspekt des Verhaltenskodexes im Bereich des Intimen wurde im Westen in den letzten Jahrzehnten auf den Kopf gestellt», schreibt der amerikanische Jurist Eric Berkowitz in seinem jüngsten Werk « The Boundaries of Desire ». Er hat recht: Erst hat die Säkularisierung der Gesellschaft den Sex von der Sünde befreit, dann hat die Erfindung der Pille ihn von der Fortpflanzung entkoppelt, und schliesslich hat ihn die Emanzipationsbewegung zum Akt der Befreiung erhoben.

Als Konsequenz davon wurde seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts auch das Sexualstrafrecht von Grund auf umgekrempelt: So wurde Sex ausserhalb der Ehe und zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern in den meisten westlichen Ländern entkriminalisiert. Dafür wurden der Schutz von Minderjährigen deutlich verschärft und sexuelle Belästigung als Handlung gegen die sexuelle Integrität ins Strafrecht aufgenommen. Doch wer glaubt, damit habe unsere Gesellschaft die sexuelle Revolution verdaut, täuscht sich gewaltig: Für Zündstoff sorgt heute die jüngste Anforderung an den Sex, die Einvernehmlichkeit. Sie ist der Kern der Diskussion um die CollegeVergewaltigungen in Amerika und das Argument, das nach den Massenübergriffen auf Frauen in der Kölner Silvesternacht politisch genutzt wurde. Es diente Politikern und Feministinnen nach Köln dazu, eine schon länger geforderte Verschärfung des deutschen Sexualstrafrechts durchzusetzen. Um Einvernehmlichkeit ging es auch im dreiminütigen Video von 2005, mit dem Donald Trump Anfang Oktober ins Abseits gestellt wurde:

Er prahlt darin damit, dass er als Star mit den Frauen alles machen könne, sogar an «ihre Pussy greifen» (siehe Kasten unten). Letztlich postuliert er damit nichts anderes, als dass ein Mann mit Macht sich über jedes weibliche Nein hinwegsetzen kann. «Nein heisst nein» ist exakt wegen solch männlicher Anmassung zur modernen Zauberformel der Einvernehmlichkeit avanciert. Die Formel klingt simpel, doch nicht jeder Mann ist ein Donald Trump, und nicht bei jeder Übergriffsanschuldigung, die vor dem Richter landet, sind Opfer und Täter so klar auszumachen. Deshalb beissen sich an der Frage, wie Einvernehmlichkeit zu beurteilen ist, nicht nur Strafverfolger und Richterinnen die Zähne aus, sie beschäftigt auch Jugend- und Psychotherapeuten, Gynäkologinnen und Schulsozialarbeiter. Zum Beispiel die zehn Frauen und fünf Männer, die am Boden des Seminarhauses auf dem Chlotisberg sitzen. Es ist Mitte September, draussen geht die Sonne über dem Baldeggersee unter, drinnen übt man sich im Rahmen der Fortbildung «Sexualtherapie und Sexualberatung» des IBP-Instituts im adäquaten Umgang mit einer

Situation, die Opferhilfestellen und Strafverteidiger bestens kennen: Zwei Jugendliche feiern an einer Party, sie trinken, tanzen, flirten und küssen sich. Es kommt zum Sex, von dem am nächsten Morgen beide wenig wissen, ausser, dass er passiert ist. Die junge Frau fühlt sich missbraucht, der Mann fälschlich beschuldigt. Was nun? Das subjektive weibliche Empfinden wird je länger, je mehr zum Kriterium, das Sex von der Vergewaltigung unterscheidet. Oder einen Flirt von der Belästigung. Kursleiter und Psychiater Robert Fischer lässt die Teilnehmer die Szene nachstellen. «Einvernehmlicher Sex setzt eine gute Selbstwahrnehmung voraus», leitet er die Aufgabe ein, «unsere Tendenz, die sexuelle Regulation in die Rechtsprechung zu verlagern, produziert vor allem Verlierer. Sinnvoller ist es, beide Geschlechter darin zu unterstützen, ihre Grenzen kennenzulernen und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.» Im Rollenspiel wird klar, dass die Situation vorab

für die Männer in der Vaterrolle schwierig ist. Wie nimmt man das Erleben der Tochter ernst, ohne sie sofort in der Opferrolle zu bestätigen? Was rät man dem Sohn als Mann, der nicht vorverurteilen, aber auch nicht bagatellisieren will? «Sex funktioniert doch nicht nach einer binären Janein-Logik», wirft der Jugendtherapeut aus Wien in der anschliessenden Diskussion in die Runde, «Sex ist situativ und subjektiv.» Alkohol etwa setze Moralvorstellungen ausser Kraft und verleite zu Handlungen, die am nächsten Morgen plötzlich nicht mehr als stimmig empfunden würden. «Viele Frauen wissen auch im nüchternen Zustand nicht, was für sie stimmt», erzählt die Psychotherapeutin aus Frankreich, «in meine Praxis kommen regelmässig Patientinnen, die sich selbst missbrauchen, weil sie pornografischen Bildern nacheifern.» Jugendliche orientierten sich an der angeblichen Norm, bestätigt die Schulsozialarbeiterin. Um nicht prüde zu erscheinen, setzen sie sich über die eigenen Grenzen hinweg. Notburga Fischer, Co-Kursleiterin und Körperpsychotherapeutin, wendet ein, dass

Jugendliche sehr häufig ein Vakuum an natürlichen Körperkontakten hätten. «Wenn Kinder in ihrer natürlichen sexuellen Neugier alleingelassen oder sogar abgewiesen werden, weil etwa der Vater körperliche Nähe aus Angst vor einem Übergriffsvorwurf vermeidet, wie sollen sie später wissen, wie sich ein guter Körperkontakt anfühlt?» Einig ist sich die Runde, dass sexuelle Gewalt klar verurteilt werden muss, dass aber nicht jeder SexAkt, den man am nächsten Morgen bereut, einer Vergewaltigung gleichkommt. Dann formuliert ein Teilnehmer die Frage, die den gesellschaftlichen Paradigmenwechsel in Sachen Sex auf den Punkt bringt: «Ist Regulation heute Männersache?» Gesichert ist, dass es jahrhundertelang umgekehrt war. Die Frau war als «Gatekeeperin des Sexes» (Jaclyn Friedman) dafür verantwortlich, dass es ihn vor und ausserhalb der Ehe nicht gab. Und wenn etwas passierte, war es die Frau, die stigmatisiert wurde. Dann war der Rock zu kurz, der Mund zu rot oder der Heimweg zu dunkel. Bis zur ersten Teilrevision des Sexualstrafrechts

1991 war Sex in der Schweiz eine «eheliche Pflicht» und keine körperliche Begegnung, der auch die Frau zustimmen musste. Vergewaltigung in der Ehe war nicht strafbar. Selbstverständlich bedeutete diese Rechtslage nicht, dass es keinen einvernehmlichen Sex gegeben hätte. Aber sie zeigt, wie jung der rechtliche Anspruch der Frau auf körperliche Integrität ist. Es ist das grösste Verdienst des Feminismus, der Frau die Hoheit über ihren Körper erkämpft und im Gesetz festgeschrieben zu haben. Allerdings wurde auf dem Weg dahin das sexuelle Verhältnis zwischen den Geschlechtern weder entlastet noch befriedet. Im Gegenteil: Erst orteten einige wenige radikale Feministinnen in den 1970er Jahren in der Sexualität das «Fundament der männlichen Macht» (Alice Schwarzer) und verschrien den Penis als «Unterdrückungsinstrument» (Andrea Dworkin). Dann kehrten die libertären Feministinnen den Spiess um und erklärten den Sex zum Befreiungsakt. Erlaubt war plötzlich alles, was Spass machte. Eine neue Generation von jungen Feministinnen setzte in den 1990er Jahren

selbstbestimmten Sex mit Emanzipation gleich. Das führte im neuen Jahrtausend zu einer maximalen Verengung des politischen Diskurses: Es wird über nichts anderes mehr diskutiert als über die Einvernehmlichkeit. Das subjektive weibliche Empfinden wird je länger, je mehr zum Kriterium, das Sex von der Vergewaltigung unterscheidet. Oder einen Flirt von der Belästigung. In den USA gibt es gar eine neue Kategorie von Übergriff, die «Mikroaggression». Dazu gehört laut den Regeln der University of California schon «der Blick auf den Ringfinger einer Frau», weil diese dadurch den gesellschaftlichen Heirats- und Gebärdruck spüren könnte. Konsequenzen hat das vorab für Männer. Sie sind es, die aufpassen müssen, dass sie sich nicht auf der falschen Seite der Lust befinden. Stehen Männer heute also unter Generalverdacht? In diese Richtung gehen zumindest die Erfahrungen eines Strafverteidigers, der nicht namentlich genannt werden möchte. Schon heute sei der Mann «der Täter, dem man nichts habe nachweisen können», wenn eine Anklage

fallengelassen werden müsse. Anders als in Deutschland gilt in der Schweiz der Grundsatz, dass für die Verurteilung ein Nein nicht genügt, dass bei Vergewaltigung oder sexueller Nötigung ein Widerstand nachgewiesen werden muss. «Das klingt ungerecht, ergibt juristisch aber Sinn», sagt der Anwalt. «Denn wie soll vor Gericht ein Nein bewiesen werden können?» Es ist Freitagabend, die letzten Arbeitskollegen verlassen das Büro. Als die Tür ins Schloss fällt, sagt der Mann, der für viele auf der falschen Seite steht, weil er potenzielle Vergewaltiger vor Gericht verteidigt: «Es ist eine Illusion, dass eine Verschärfung für mehr Gerechtigkeit sorgt.» Tatsächlich werden die Stimmen, die eine solche fordern, auch in der Schweiz lauter. Anfang Oktober behauptete die «Sonntagszeitung», Vergewaltigung gelte hierzulande noch immer als Kavaliersdelikt. Denn jeder dritte Verurteilte bekomme nur eine bedingte Strafe, müsse also nicht ins Gefängnis. Und von 500 Anzeigen führten jährlich bloss 100 zu einer Verurteilung. Über ein schärferes Strafmass könne man diskutieren, meint der Strafverteidiger, doch die Annahme, dass

Richter Samthandschuhe trügen, weil nicht jede Anklage in einer Verurteilung ende, sei fahrlässig. Ein Blick in die Opferhilfestatistik des Bundes zeigt, dass die Beratungsfälle wegen Vergewaltigung in den letzten 15 Jahren um ein Drittel zugenommen haben, wegen sexueller Belästigung suchten gar doppelt so viele Frauen Hilfe. Demgegenüber hat sich die Verurteilungsrate nicht wesentlich verändert. Dennoch glaubt auch Sandra Müller, Leiterin der kantonalzürcherischen Opferhilfestelle, nicht, dass eine Verschärfung des Gesetzes die Lösung ist. Vier-Augen-Delikte blieben vor Gericht schwer beweisbar. Der Grundsatz «im Zweifel für den Angeklagten» bleibe. Liegen die subjektiven Wahrheiten von Mann und Frau beim Sex einfach zu weit auseinander? Sexualtherapeutin Karoline Bischof schüttelt den Kopf. Beide Geschlechter seien heute sensibilisierter als je zuvor. Und das sei wichtig und gut. Nur ändere das nichts an der Tatsache, dass Missverständnisse nicht aus der Welt zu schaffen seien. Auch nicht beim Sex. «Fast jeder von uns hatte einmal ein sexuelles Erlebnis, das er am

liebsten verdrängt hätte.» Eine Entdramatisierung solcher Vorfälle bedeute nicht, dass man die körperliche Integrität der Frauen nicht respektiere. Bischof, die in Amerika Sexologie studiert hat, will eine andere Gefahr verhindern: «Wenn der Teufelskreis aus Problematisieren, Pathologisieren, Kriminalisieren nicht durchbrochen wird, schiesst man über das Ziel hinaus.» Dann sei kaum noch auszumachen, welche Grenzen dem Schutz vor Übergriffen dienten und welche Zärtlichkeit und Erotik zwischen Menschen verunmöglichten. Verhindern können das Mann und Frau nur gemeinsam. 2016-11-05 09:00 Nicole Althaus www.nzz.ch

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Stärkste Verschmutzung in 17 Jahren: Delhi ringt nach Luft

Nach dem Lichterfest Diwali ist Delhi am Montag mit einem Kater erwacht, von dem es sich noch immer nicht vollständig erholt hat. Infolge des stark erhöhten Verkehrsaufkommens und des massenhaften Verbrennens von

Feuerwerkskörpern, womit der wichtigste hinduistische Feiertag traditionell einhergeht, hat die Luftverschmutzung in Delhi ein Ausmass erreicht, das selbst für die hiesigen, gewohnt schlechten Verhältnisse nur als extrem bezeichnet werden kann. Während Tagen hing eine dicke Smogglocke über der Stadt, durch welche die Sonne rötlich durchschimmerte. Die Luft roch nach kaltem Schwefel, morgens betrug die Sichtweite gerade noch wenige hundert Meter. Selbst durch die Abfertigungshalle des Flughafens zogen am Donnerstagmorgen Smogschwaden. Viele Einwohner husten, haben gerötete Augen oder

klagen über Kopfschmerzen. Laut einer Umweltorganisation handelt es sich um den stärksten Smog seit 17 Jahren in der Stadt. Selbst die in den letzten Jahren immer zahlreicher aufgestellten Messstationen waren angesichts der katastrophalen Lage überfordert. Die dreistelligen Skalen vermögen eine Konzentration an Feinstaubpartikeln (PM 2,5) bis zu 999 μg/m³ Luft darzustellen, vielerorts lagen die Werte aber tagelang darüber. Die Unbedenklichkeitsgrenze der Weltgesundheitsbehörde liegt bei 25 μg. Eine längerfristige hohe Feinstaubbelastung stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar, wobei einige Effekte, etwa ein erhöhtes Schlaganfallrisiko, erst Jahre später nach der Exposition eintreten. Besonders gefährdet sind Alte, Kranke und Kinder. In Delhi schätzt man, dass die Lungenfunktion von einem Drittel bis zur Hälfte aller Schulkinder der Stadt unterentwickelt ist. Am heutigen Samstag bleiben wegen der Luftverschmutzung denn auch vorsorglich 1800 Grundschulen geschlossen, 900'000 Kinder an den städtischen Grundschulen sind von der Massnahme betroffen, hiess es. Am Montag sollten die Schulen aber wieder öffnen,

sagte ein Vertreter der Stadtverwaltung. Luftverschmutzung ist kein rein indisches Problem. Zu einem Zeitpunkt, der aus hiesiger Sicht nicht besser hätte passen können, präsentierte das UnoKinderhilfswerk am Montag einen Bericht , wonach weltweit 300 Millionen Kinder täglich verschmutzter Luft ausgesetzt sind. Allerdings ist das Problem in Südasien besonders virulent. Laut einer Studie der WHO liegen 11 der 20 meistverschmutzten Städte in der Region. Seinen Spitzenplatz hat Delhi zwar vergangenes Jahr an einige kleinere Industriestädte abgegeben. Noch immer aber ist keine Metropolregion stärker belastet als der Grossraum Delhi mit seinen geschätzten 22 Millionen Einwohnern. Während das Problem in Indien lange Zeit weitgehend ignoriert wurde, hat sich in den vergangenen Jahren allmählich ein öffentliches Bewusstsein gebildet. Für Diwali wird nun etwa ein Feuerwerksverbot gefordert. Zuvor wurde bereits zweimal vorübergehend der Privatverkehr eingeschränkt , insbesondere Dieselmotoren gelten als wichtige Verschmutzungsquelle. Ein

Warnsystem wie etwa in China, wo bei der Überschreitung von Grenzwerten die Bevölkerung aufgefordert wird, zu Hause zu bleiben, und der Staat Notmassnahmen verfügen kann, gibt es aber nicht. Zudem sind isolierte Massnahmen weitgehend wirkungslos, da zahlreiche Faktoren zum Problem beitragen, die rege Bautätigkeit in der Stadt oder das weitverbreitete Verbrennen organischen Materials etwa tragen zum Problem bei. Bereits vor Diwali waren die Werte rasant angestiegen, weil die Bauern im Umland ihre abgeernteten Felder abbrannten. Im Winter wärmen sich Obdachlose und Wachleute an Hunderttausenden von kleinen Feuern, in denen meist Abfall und Laub verbrannt werden. Weil in der kalten Jahreszeit die schmutzige Luft nicht aufsteigt, ist dann das Problem besonders virulent. Auch zur besonders dramatischen Lage nach dem diesjährigen Lichterfest trugen meteorologische Faktoren bei, es herrschte absolute Windstille. In der zweiten Wochenhälfte begannen die Werte dennoch endlich langsam zu sinken. Über Twitter

meinte jemand sarkastisch: «Die Lage verbessert sich von katastrophal zu sehr schlecht.» 2016-11-05 09:00 Volker Pabst www.nzz.ch

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Nato, EU und gemeinsame Verteidigungspolitik: Der Fluch von Suez

Vor sechzig Jahren intervenierten französische und britische Truppen am Suezkanal, um die Verstaatlichung des Kanals durch den ägyptischen Führer Gamal Abdel Nasser rückgängig zu

machen. Nach nur wenigen Tagen musste die britisch-französische Operation jedoch auf Druck der Vereinigten Staaten gestoppt werden. Die Suezkrise schuf einen Graben zwischen London und Paris, der seither wie ein Fluch über der Nato und der Europäischen Union lastet – und den der bevorstehende britische Austritt aus der EU nur weiter vertiefen wird. Angesichts der vielen sicherheitspolitischen Herausforderungen, von einem unberechenbaren Russland über Kriege im Mittleren Osten bis hin zu einem selbstbewussteren China, kann sich der Westen strategische Dissonanzen zwischen Frankreich und Grossbritannien schlicht nicht leisten. Franzosen und Briten zogen diametral entgegengesetzte Lehren aus der Suezkrise. Während Grossbritannien schwor, niemals mehr von der Seite der USA zu weichen, lernte Frankreich, im Zweifel weder dem Vereinigten Königreich zu trauen, noch sich auf die Vereinigten Staaten zu verlassen. Beide Seiten dachten in grossen Linien. So schlug

der britische Premierminister Harold Macmillan vor, dass die Briten die nun mächtigen Amerikaner beraten würden wie einst die antiken Griechen die Römer. Frankreichs Präsident Charles de Gaulle hingegen bevorzugte das Bild der Spartaner, die dem Perserreich trotzten. De Gaulle verhinderte den britischen Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, der späteren EU, entwickelte eine unabhängige nukleare Abschreckung und löste Frankreich aus der Militärintegration der Nato. Dieser französisch-britische Bruch ist seither nie ganz verheilt. Die gegenwärtigen Debatten im transatlantischen Verteidigungsbündnis und in der EU reflektieren diese Entwicklung von einer Entente cordiale zu einer «Entente glaciale». Auch wenn es 1998 in Saint-Malo zu einer Annäherung in verteidigungspolitischen Grundsatzfragen kam, die der europäischen Sicherheitspolitik wichtige Impulse gab, entzweite der Irakkrieg von 2003 Paris und London wieder auf Jahre hinaus und behinderte eine Kooperation zwischen Nato und EU.

Regierungswechsel führten in beiden Ländern zum Wunsch, die Beziehungen zu reparieren. Präsident Nicolas Sarkozy machte de Gaulles Entscheid rückgängig und liess Frankreich 2009 in die Militärstrukturen der Nato zurückkehren. Ein Jahr später vereinbarten Sarkozy und der britische Premierminister David Cameron in Lancaster House zudem, die militärische Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Britannien zu vertiefen – eine Kooperation, die bis heute anhält. Auch mit Blick auf Operationen waren London und Paris nun bereit, gemeinsam militärisch zu handeln, und drängten den Westen Anfang 2011 zu einer Intervention in Libyen. Für einen kurzen Moment schien der Fluch von Suez gebannt. Letztlich aber konnte Paris London nie von den Vorzügen einer gemeinsamen europäischen Verteidigung überzeugen. Unter erheblichem Druck von euroskeptischen Parlamentariern wollte London keinem Vorschlag zustimmen, der auch nur annähernd die Perspektive einer «EU-Armee» eröffnete. Seit der Brexit-Entscheidung im Juni 2016 wirkt der

Fluch von Suez wieder mit Macht. Hatte der britische Verteidigungsminister Michael Fallon Anfang September betont, dass es im Interesse des Westens sei, eine Duplizierung von NatoStrukturen in der EU zu vermeiden, so verkündete Frankreichs Präsident François Hollande in einer Rede am 6. Oktober, Europa könne sich nicht ewig auf die Schutzgarantie der USA verlassen. Die Europäer müssten begreifen, «dass sie eine politische Macht mit einer Verteidigungsfähigkeit sein müssen». Sollten sich diese Positionen Frankreichs und Grossbritanniens weiter verhärten, würde die Kooperation von Nato und EU auf absehbare Zeit erheblich belastet werden. Vielleicht gibt es jedoch auch eine Alternative. So wie Präsident Dwight D. Eisenhower 1956 das französisch-britische Abenteuer in Ägypten beendete, wird auch die Haltung des nächsten amerikanischen Präsidenten entscheidend sein. Die USA brauchen Verbündete wie Grossbritannien, die vital zur militärischen Handlungsfähigkeit der Nato beitragen. Sie brauchen aber auch Frankreich, das, falls nötig, auch ohne die USA, allein oder im Rahmen der EU

handlungsfähig ist. Der nächste Amtsinhaber im Weissen Haus wäre daher gut beraten, auf eine Annäherung der Perspektiven von London und Paris und eine Klärung des Verhältnisses von EUVerteidigungspolitik und Nato hinzuwirken. Der Fluch von Suez wird erst dann gebannt sein, wenn Frankreich und Grossbritannien erkennen, dass sie letztlich beide recht haben. 2016-11-05 09:00 Daniel Keohane www.nzz.ch

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Zeugen gesucht: Unbekannter stieß in Innsbruck Frau grundlos nieder

Innsbruck – Die Polizei im Saggen ist derzeit mit einem Fall von schwerer Körperverletzung beschäftigt, der die Beamten vor ein Rätsel stellt: Protagonisten sind ein unbekannter Mann und eine 53-jährige Tirolerin, die wohl nur zufällig zum Opfer wurde.

„Die Frau war am Freitagnachmittag in der Salurner Straße auf dem Heimweg von der Arbeit, als ihr ein Mann entgegenkam, der eine Dose vor sich her kickte. Als er auf Höhe der Frau war, hat er sie völlig unvermittelt zu Boden gestoßen“, erzählt Johannes Erlsbacher von der Polizei Saggen. Der Unbekannte dürfte dadabei ordentlich Kraft eingesetzt haben: Die Tirolerin stürzte nämlich auf ihre Schulter, und erlitt dabei einen Bruch. Ein Passant verständigte die Leitstelle und die Frau wurde daraufhin in die Klinik eingeliefert. „Wir haben überhaupt erst über die Rettungskräfte von dem Zwischenfall erfahren, denn eine Streife ist in die Unfallambulanz beordert worden, nachdem die

Frau erzählt hat, was passiert ist“, so Erlsbacher. Seltsamerweise haben sich bislang keinerlei Zeugen gemeldet, obwohl der Zwischenfall zwischen 16.15 und 16.40 Uhr passiert ist, also einer Zeit, in der für gewöhnlich in der Salurner Straße und rund um den Bahnhof geschäftiges Treiben herrscht. „Wir haben also derzeit auch noch keine Täterbeschreibung“, so der Saggener Polizist. Die Polizei hat jetzt in einem ersten Schritt alle Kameradaten gesichert bzw. von den umliegenden Geschäften angefordert, um so schnell wie möglich mit der Auswertung beginnen zu können. Zusätzlich werden dringend Zeugen gesucht, die etwas gesehen haben. Wann das Opfer einvernommen werden kann, steht noch nicht fest, da die Polizei noch nicht weiß, ob die Frau an der Schulter operiert werden muss. Die Polizei bittet allfällige Zeugen sich so schnell wie möglich bei der Polizeiinspektion Saggen unter 059133/7589 oder bei jeder anderen Dienststelle zu melden. (rena) 2016-11-05 08:54 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Chinesen fliegen am umweltfreundlichsten

Hannover. Mit der Regionalfluggesellschaft China West Air ist erstmals eine chinesische Fluggesellschaft von der Umweltorganisation Atmosfair zur saubersten Airline der Welt erklärt worden. Im jüngsten Klimaindex der Organisation, der dem „Spiegel“ und der Deutschen PresseAgentur vorab vorlag, kommen mittlerweile schon zehn der 50 klimafreundlichsten Gesellschaften aus China und 16 aus Europa.

Unter den deutschen Fluggesellschaften schneidet der Ferienflieger Tuifly aus Hannover mit einem stabilen zweiten Platz in der Gesamtwertung bei den geringsten CO2-Emissionen pro Passagier und Kilometer am besten ab, gefolgt von der Condor auf Rang sieben sowie der Air Berlin auf Platz 16. Die Lufthansa als größte deutsche Airline landete mit mehr Beinfreiheit auf Rang 77 im Mittelfeld. Sie legte durch eine verbesserte Auslastung ihrer Maschinen gegenüber dem Vorjahr leicht zu. Hinter der Tuifly liegt die ebenfalls zum TuiKonzern gehörende britische Thomson Airways auf Rang drei. Unmittelbar vor der nächsten Klimakonferenz in Marrakesch in der kommenden Woche warnte Atmosfair-Chef Dietrich Brockhagen vor einer weiter zu hohen Treibhausgas-Belastung durch den Luftverkehr. Weltweit wuchsen die CO2Emissionen der Fluggesellschaften mit drei Prozent etwa halb so schnell wie ihre Verkehrsleistung. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Luftverkehr weltweit nicht auf Zielkurs ist“, betonte Brockhagen.

Bei weiter wachsendem Verkehr gehe die technische Entwicklung global gesehen nicht schnell genug. Zu den Kriterien für die Beurteilung der Klimafreundlichkeit zählt in dem Index unter anderem die Zahl der transportierten Passagiere. Der Grund: Flugzeuge mit enger Bestuhlung belasten in der Bilanz die Umwelt deutlich weniger mit dem Klimakiller CO2 als Flieger mit viel Beinfreiheit. Zudem zahlte sich der verstärkte Einsatz moderner Maschinen mit weniger Emissionen aus. Insgesamt bildet der atmosfair-Airline-Index (AAI) mit rund 32 Millionen Flügen etwa 92 Prozent des weltweiten Luftverkehrs ab. Von RND/dpa 2016-11-05 08:51 Hannoversche Allgemeine www.haz.de

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Eishockey-Coach Sturm ohne Illusionen

Der Stamm sei klein, sagte der 38-Jährige nach

dem 1:3 beim Deutschland Cup in Augsburg gegen die Slowakei. «Es ist Deutschland. Das ist leider so.» Mit Blick auf die längerfristige Zukunft versucht Sturm dennoch, seinen potenziellen Kandidatenkreis zu vergrößern. «Das braucht halt einfach Zeit», erklärte der deutsche NHLRekordspieler. «Das Ziel muss langfristig sein. Es dauert vielleicht wieder ein Jahr.» So lange habe es gedauert, bis seine Stammkräfte sein System komplett verinnerlicht hätten. Der Deutschland Cup ist bis zum April die einzige internationale Chance für Spieler der

zweiten Reihe, sich zu empfehlen. «Da reden wir schon seit Jahren drüber, dass wir uns wünschen würden, dass wir wie andere Länder 40, 50, 60 Spieler hätten. Haben wir halt nicht», sagte Stürmer Felix Schütz. «Das können wir auch nicht aus der Kiste zaubern. Da müssen wir halt mehr Nachwuchsarbeit machen.» In Augsburg tritt die deutsche Auswahl als Titelverteidiger an. Um die Chance auf den dritten Turniersieg nacheinander zu wahren, muss das Team heute (19.30 Uhr) gegen die Schweiz gewinnen. «Wir werden uns steigern», kündigte Sturm an. Zum Abschluss des Vier-NationenTurniers am Sonntag (16.30 Uhr) steht der Gastgeber der kanadischen Auswahl gegenüber. (dpa) DEB-Mitteilung Aufgebot Spielplan Deutschland Cup 2016-11-05 08:51 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de

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Kunstturn-Trainer Zoltan Jordanov: Er kam als Retter, er geht nicht gern

Zoltan Jordanov brachte den Erfolg. Doch zuerst musste er Frieden und Ruhe stiften. Das Frauenteam lag 2007 in Schutt und Asche, die Führung des Schweizerischen Turnverbandes (STV) überlegte sich in ihrer Verzweiflung sogar, das Frauenteam aufzulösen und abzuschaffen. Ariella Kaeslin, Danielle Englert, Linda Stämpfli und Carina Fürst hatten gegen den Cheftrainer Eric

Demay rebelliert, gegen seinen Führungsstil mit all den verbalen Entgleisungen. Von Psychoterror und Mobbing war die Rede. Die Turnerinnen hatten den Aufstand gewagt, der Franzose wurde schliesslich entlassen, und mit ihm seine Frau und Assistentin Cécile. «Wir hätten Eric Demay wohl vor drei, vier Jahren entlassen sollen, als er erstmals ausfällig geworden war», sagte der damalige Chef Spitzensport und heutige Geschäftsführer Ruedi Hediger einige Monate später der «NZZ am Sonntag». Die Affäre hatte die Riege entzweit, die älteren Rebellinnen und die Juniorinnen trennte ein tiefer Graben, und neben den Juniorinnen hielten auch Fabien Martin, der andere Assistent und interimistische Nachfolger, sowie François de Saint-Martin, der Nachwuchschef, zu den Demays. Das Image des Frauen-Kunstturnens, ja des ganzen STV, war auf dem Tiefpunkt. So misslich präsentierte sich die Lage, als Zoltan Jordanov und seine Frau und Assistentin Sznezsana am 1. November 2007 ihre Jobs

antraten. Heute gehören die ehemalige Turnerin Ariella Kaeslin und die aktive Turnerin Giulia Steingruber zu den beliebtesten Sportpersönlichkeiten im Land. Die Luzernerin war dreimal Sportlerin des Jahres, die Ostschweizerin einmal. Kaeslin gewann vier Medaillen an Grossanlässen, Steingruber vierzehn (vgl. Tabelle). Vor ihnen hatte es nie eine Schweizer Kunstturnerin auf ein Podest geschafft. «Es galt, das Selbstvertrauen aufzubauen, nachdem den Turnerinnen so oft gesagt worden war, sie seien nicht gut genug» Die Erfolge von Kaeslin und Steingruber sind auch die Erfolge von Jordanov. Aber eben: Zuerst musste der Ungar Frieden und Ruhe stiften. «Es galt, das Selbstvertrauen aufzubauen, nachdem den Turnerinnen so oft gesagt worden war, sie seien nicht gut genug», erinnert sich Jordanov. Kaeslin sagt, sie habe sofort eine Art Urvertrauen in den neuen Chef empfunden. Die Turbulenzen hatten das Team auch sportlich zurückgeworfen, das Training war zu kurz gekommen. «Zoltan forderte uns ohne Anlaufzeit extrem. Als er dann

vor dem ersten Wettkampf sagte, wir hätten super gearbeitet, waren das Töne, die wir von früher nicht kannten.» Das Training unter Jordanov gilt als speziell monoton, doch er hatte einen sehr guten Leistungsausweis mitgebracht und zuvor acht Jahre lang viel zum Aufschwung der Britinnen beigetragen. Kaeslin entwickelte sich mit Jordanovs Hilfe von der guten zur WeltklasseTurnerin – bis sie 2011 mit 23 Jahren zurücktrat. Sie war ausgebrannt, die Karriere hatte den Körper ausgezehrt und die Zeit in Magglingen die Psyche verwundet. Nicht die Jahre mit Jordanov. Aber die Jahre mit Demay. Über Jordanov hat Kaeslin bis heute kein schlechtes Wort verloren. «Er strahlte stets eine tiefe Ruhe aus, er war der Fels in der Brandung», schwärmt sie. Jordanov hatte Verständnis für Kaeslins körperliche und mentale Erschöpfung, und er hatte Verständnis für den Rücktritt. «Er gewährte mir in der schwierigen Zeit grosse Freiheiten, wir diskutierten auf Augenhöhe, wie zwei Erwachsene halt.» Trainer und Athletin standen sich recht nahe,

während Kaeslins Arbeitsverhältnis zu Sznezsana Jordanov distanziert blieb. Job und Beziehung habe das coachende Ehepaar vorbildlich getrennt, bei den Demays sei das anders gewesen. Zoltan und Sznezsana Jordanov hat der Sport zusammengeführt und ein Berufsleben lang verbunden. Beide studierten – er slawische Sprachen, sie Sport – und turnten in Sofia, doch erst an einem Wettkampf in Moskau lernten sie sich kennen. Nach der Heirat zogen sie von ihrer Heimat Bulgarien in seine Heimat Ungarn, wo die Frau als Trainerin zu arbeiten begann. Der Mann half ihr dabei, wegen der Sprachbarriere. Sein Geld verdiente Zoltan Jordanov als Übersetzer und mit Führungen, parallel dazu schloss er ein Zweitstudium ab. Es war ein Sportstudium, und weil die Zusammenarbeit der Eheleute in der Turnhalle gut funktionierte, wurde auch aus Zoltan Jordanov ein Profitrainer, entgegen seinen ursprünglichen Plänen. Nach den Zeiten als Gespann in Ungarn und des getrennten Schaffens in Grossbritannien konnten sie in der Schweiz wieder zusammenarbeiten. Die

Konstellation war einmalig. Denn als Ariella Kaeslin ging, trat Giulia Steingruber ihre Nachfolge an. Kaeslin hat stets negiert, dass ihr Rücktritt und der Aufstieg der Ostschweizerin zur teaminternen Konkurrentin etwas miteinander zu tun hatten, im Buch «Leiden im Licht», in dem Kaeslin auf ihre Karriere zurückblickt, kommt Steingruber nicht vor. Für Jordanov ist klar, dass das eine mit dem andern zusammenhing. «Ariella wollte die Nummer 1 sein, und diese Position war in grosser Gefahr.» Steingruber und Jordanov brauchten Angewöhnungszeit, am Anfang verstanden sie sich gar nicht gut, der Assistent Martin musste die negativen Schwingungen austarieren. Doch Steingruber und Jordanov fassten Vertrauen ineinander, und heute sagt die Athletin über den Trainer: «Zoltan spürt uns Turnerinnen sehr gut, und wenn ich nicht gleicher Meinung bin, kann ich sehr gut mit ihm diskutieren und Kompromisse finden.» Gerne hätte Steingruber den Swiss Cup am Sonntag im Zürcher Hallenstadion als gemeinsamen Abschiedswettkampf bestritten; doch

eine Fussverletzung verhindert ihre Teilnahme. Nun trennen sich die Wege, Steingruber bedauert das, sie freut sich aber auch auf den frischen Wind, der in Magglingen wehen wird, wenn sie nach langen Ferien im neuen Jahr dorthin zurückkehrt. Jordanov wäre gerne geblieben, ein Jahr vielleicht noch, bis zum Pensionsalter 65. Doch der STV wollte den personellen Neuanfang auf den Beginn des nächsten Olympiazyklus legen und verzichtete deshalb auf eine Vertragsverlängerung mit dem Erfolgsduo. «Das hätte die sehr heikle Situation verursachen können, dass der Vorgänger den Nachfolger quasi überwacht wie Big Brother.» Trotz all den Erfolgen ist die Bilanz dieser Ära nicht makellos. Jordanov hat eindrücklich bewiesen, dass er Talente zu Champions veredeln kann, dass ihm in Sachen Formsteuerung kein Kollege etwas vormacht. Doch das Team hat er nicht entscheidend weitergebracht. Dass er mehr Zeit und Energie in Kaeslin und Steingruber investierte als in den Rest des Kaders, lag auch daran, dass viele, die es ins Nationalteam schaffen, im

internationalen Vergleich mittelmässig begabt sind. Die Dichte ist gering geblieben, und oft war es nur schon eine grosse Herausforderung, für Titelkämpfe überhaupt eine kompetitive Equipe nominieren zu können. Jordanov will und wird weiterarbeiten, als Berater, in der Trainerausbildung. Er hat solche Dienste auch dem STV angeboten. «Wir sind nicht darauf eingegangen», sagt Felix Stingelin, der Chef Spitzensport. «Das hätte die sehr heikle Situation verursachen können, dass der Vorgänger den Nachfolger quasi überwacht wie Big Brother.» In Ungarn kümmert sich der Sohn der Jordanovs derzeit um die Renovation des Hauses. Sie hatten es vermietet, doch nun naht die Rückkehr, nach zwei Jahrzehnten in der Fremde. Zoltan Jordanov wird Magglingen mit einem Swiss-Olympic-Award für sein Lebenswerk verlassen. Die Auszeichnung korrigiert den Makel, dass er in der Schweiz noch nie zum Trainer des Jahres gewählt wurde. 2016 ist seine letzte Chance. 2016-11-05 08:30 Philipp Bärtsch www.nzz.ch

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Feuerwehr rettete in Radfeld Familie aus verrauchtem Haus

Radfeld – Ein Flüchtigkeitsfehler sorgte am Freitagnachmittag für einen Feuerwehr- und Rettungseinsatz in Radfeld. Dort hatte ein 63jähriger Deutscher eine Pfanne Öl auf der eingeschalteten Herdplatte einer Wohnung vergessen und das Haus verlassen. Als der Mann nach einer halben Stunde zurück in die Wohnung kam, bemerkte er seinen Fehler –

aber da war in der Küche bereits ein Brand ausgebrochen. Der Deutsche versuchte noch, das Feuer selbst zu löschen. Vergebens. Die Feuerwehren Rattenberg und Kramsach mussten anrücken und eine 39-jährige Frau sowie zwei Kinder im Alter von sechs und elf Jahren aus dem verrauchten Haus retten. Die drei wurden mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus Kufstein eingeliefert. Auch der 63-Jährige dürfte sich eine Rauchgasvergiftung zugezogen haben. Der entstandene Sachschaden ist enorm. (TT.com) 2016-11-05 07:55 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Achtjährige in Tannheim stürzte direkt vor fahrendes Auto

Tannheim – Eine Verkettung unglücklicher Umstände war es wohl, das am Freitag gegen 16 Uhr in Tannheim zu einem schweren Unfall führte. Ein achtjähriges Mädchen war gemeinsam mit

seiner Mutter auf dem Pfad neben der Vilsalpsee Gemeindestraße unterwegs. Die Achtjährige führte auch noch einen Hund an der Leine. Plötzlich stolperte sie und fiel direkt auf die Straße. Genau in diesem Augenblick fuhr ein 66-Jähriger mit seinem Auto vorbei und konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Er erfasste das Kind, das zur Seite geschleudert und verletzt wurde. Die Schülerin wurde von der Rettung ins Krankenhaus Reutte eingeliefert. (TT.com) 2016-11-05 07:40 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Künftiger UNO-Generalsekretär setzt auf Zusammenarbeit mit USA

Washington – Der designierte UNOGeneralsekretär Antonio Guterres setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit den USA. „Ich glaube, dass die Kooperation zwischen den USA und den Vereinten Nationen ein Schlüsselfaktor ist, um die gegenwärtige Weltlage zu verbessern“, sagte der frühere UNO-Flüchtlingshochkommissar am Freitag bei einem Treffen mit US-Außenminister John Kerry in Washington.

Die Partnerschaft zwischen den USA und der UNO sei entscheidend, um globale Krisen zu lösen, den Schutz von Menschenrechten sowie Frieden und Sicherheit zu erreichen. Der frühere portugiesische Regierungschef löst mit Jahreswechsel den Südkoreaner Ban Ki-moon nach zehn Jahren im Amt ab. Bis dahin soll Guterres mit seinem Team Büros gegenüber dem UNO-Hauptquartier bin New York beziehen. (APA/AFP) 2016-11-05 07:33 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Polizist stirbt nach Schusswechsel in der New Yorker Bronx

New York – Bei einem Schusswechsel in der New Yorker Bronx ist ein Polizist tödlich verletzt worden. Ein weiterer sei ins Krankenhaus gebracht worden und in stabilem Zustand, teilte die New Yorker Polizei in der Nacht zum Samstag mit. Die beiden Polizisten hätten ein verdächtiges Auto untersucht. Daraufhin habe ein 35 Jahre alter Mann mit einer

Pistole auf sie geschossen. Einer der Polizisten wurde in den Kopf getroffen und starb wenig später im Krankenhaus, der zweite wurde ins Bein getroffen. Auch der 35-Jährige Schütze starb bei dem Schusswechsel. Über die Hintergründe war zunächst nichts bekannt. (dpa) 2016-11-05 07:33 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Luftverschmutzung in Delhi: Es fehlt die Luft zum atmen

Vielen Dank für Ihre Registrierung. Sie haben jetzt

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US-Playmate muss vor Gericht wegen Foto von nackter Frau im Netz

Los Angeles – Das frühere Playboy-Playmate Dani Mathers (29) muss wegen eines Nacktfotos von einer fremden Frau vor Gericht. Das Model sei wegen Verletzung der Privatsphäre angeklagt worden, teilte die Staatsanwaltschaft von Los Angeles am Freitag mit. Ihr wird vorgeworfen, im Umkleideraum eines Fitnessstudios in Los Angeles heimlich eine 70-jährige Frau nackt fotografiert und

dann das Foto in sozialen Medien gepostet zu haben. „Body Shaming (abschätzige Kommentare zum Aussehen von Dritten) ist erniedrigend und kann schmerzhafte, nachhaltige Folgen haben“, hieß es in der Mitteilung. Diese Form der Verletzung der Privatsphäre sollte nicht toleriert werden. Mathers muss Ende November vor Gericht erscheinen. Im Falle eines Schuldspruchs drohen ihr bis zu sechs Monate Haft und eine Geldstrafe. Mathers hatte die in ihren Augen wohl zu dicke Frau im Juli fotografiert und das Foto auf Snapchat veröffentlicht. Im Vordergrund des Bildes war Mathers selbst zu sehen, die sich die Hand vor den Mund hält und vorgibt, geschockt zu sein. Nach heftiger Kritik von Internet-Nutzern löschte sie das Foto und entschuldigte sich. Das Fitnessstudio kündigte die Mitgliedschaft des Playmates und erteilte Hausverbot. 2016-11-05 07:25 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Jakob Pöltl bei 96:87 Torontos gegen Miami mit starker Leistung

Toronto – Jakob Pöltl hat beim 96:87 der Toronto Raptors gegen Miami Heat in der Nacht auf Samstag (MEZ) stark aufgezeigt. Der 21-jährige Wiener verzeichnete in 20:04 Minuten auf dem Parkett vier Punkte und sechs Rebounds (vier davon am offensiven Brett) sowie einen Steal bei einem Ballverlust. Es war sein fünfter NBA-Einsatz. Pöltl

macht

sich

schon

binnen

kurzer

Zeit

zunehmend einen Namen in der stärksten Basketball-Liga der Welt. „Der erste Österreicher in der NBA arbeitet hart“, lobten die TVKommentatoren den Auftritt gegen Miami und hoben seinen Einfluss auf das Spiel der Raptors sogar als „gewaltig“ hervor. Von der Bank kommend, „sollen wir Energie bringen“, beschrieb der 2,13 Meter große Center im Pauseninterview u.a. seine Rolle. Er selbst wolle „helfen, wo ich kann, ich versuche überall zu sein auf dem Court“. Wohl auch deshalb bekam der ÖBV-Internationale von Coach Dwane Casey gegen Miami schon in den ersten zwei Vierteln 11:26 Minuten Einsatzzeit. Fast eben so viele sollten nach dem Seitenwechsel folgen. Mit den letztlich 20:04 Minuten war Pöltl so lange wie noch nie in einem NBA-Spiel auf dem Parkett aktiv. DeMar DeRozan, aktueller Topscorer der Liga, führte Toronto auch beim vierten Saisonsieg, dem bisher nur eine Niederlage gegenübersteht, mit 34 Zählern an. Es war sein fünftes Spiel in Serie mit 30 oder mehr Punkten. Das war zuletzt 1986 Michael Jordan gelungen. Terrence Ross, der wie Pöltl von

der Bank kommt, steuerte 20 Punkte für die Kanadier bei. Erfolgreichster Werfer bei Miami war Hassan Whiteside (21). Die Raptors bestreiten ihr nächstes Spiel am Sonntag (23.00 Uhr MEZ) gegen die Sacramento Kings. Nowitzki wieder verletzt Mit einem angeschlagenen Basketball-Star Dirk Nowitzki haben die Dallas Mavericks auch ihr fünftes Saisonspiel in der NBA verloren. Der Champion von 2011 unterlag am Freitag (Ortszeit) den Portland Trail Blazers mit 95:105 (52:55) und ist damit weiter sieglos. Nowitzki kam nach fünf Punkten in den ersten beiden Vierteln wegen erneuter Probleme an der Achillessehne nach dem Seitenwechsel nicht mehr zum Einsatz. Dennis Schröder musste mit den Atlanta Hawks eine knappe 92:95 (35:48)-Niederlage bei den Washington Wizards einstecken. Der deutsche Spielmacher erzielte 20 Punkte und war gemeinsam mit Center Dwight Howard Top-Scorer der Gäste. Nach drei Siegen zum Start war es für Atlanta die zweite Pleite hintereinander. Ohne ihren

deutschen Rookie Paul Zipser verloren die Chicago Bulls mit 104:117 (56:57) gegen die New York Knicks. (APA/dpa) 2016-11-05 07:23 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Neil Young bietet jüngstes Album bei gängigen StreamingDiensten an

New York – Noch vor einem Jahr wetterte Folkrocklegende Neil Young gegen die Klangqualität von Streaming-Diensten - nun ist sein

umfangreiches Werk online bei bekannten Anbietern zu haben. Auch sein jüngstes Album „Earth“ bietet der 70-Jährige seit Freitag bei gängigen Streaming-Diensten wie Spotify oder Apple Music an. Zuvor war seine Musik per Streaming nur bei Tidal dem Streaming-Dienst von Rapper Jay-Z erhältlich. Gründe für seinen Sinneswandel gab Young zunächst nicht an. Vor einem Jahr hatte der in den USA lebende Kanadier auf Facebook erklärt: „Streaming ist beschissen. Streaming ist die schlechteste Audiotechnik der Geschichte.“ Wer es so wolle, könne es haben. Aber selbst alte Kassetten hätten einen besseren Klang als die Online-Plattformen. Er werde seine Musik so bewahren, wie er sie haben wolle. Aus Unzufriedenheit mit der Audioqualität von Musikdateien hatte Young selbst einen MiniMusikspieler entwickelt - den „Pono“, der wie ein MP3-Player aussieht, Musik aber in einer viel höheren Auflösung abspielen können soll.

Young gehört zu einer ganzen Reihe von Musikern, die Streaming-Dienste kritisieren. Normalerweise wird aber eher bemängelt, dass sich Streaming für die Künstler finanziell nicht rechnet. (APA/AFP) 2016-11-05 07:21 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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VW-Skandal: Verkehrsministerium widerspricht Volkswagen

Berlin/Wolfsburg – Das deutsche Verkehrsministerium hat Volkswagens Darstellung widersprochen, der Konzern habe in der

Abgasaffäre nicht gegen europäisches Recht verstoßen. „Wir teilen die Auffassung von VW nicht“, sagte ein Sprecher des Ministeriums der Tageszeitung „Die Welt“ (Samstag). Der Wolfsburger Konzern hatte erklärt, dass die sogenannten Abschalteinrichtungen in den manipulierten Dieselmotoren in der EU nicht illegal gewesen seien. „Die in Fahrzeugen mit einem EA 189-Motor enthaltene Software stellt nach Auffassung von Volkswagen keine unzulässige Abschalteinrichtung nach europäischem Recht dar“, hatte ein VW-Sprecher betont. Die Äußerung von VW widerspricht dem Rückrufbescheid des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA), wonach die manipulierten Fahrzeuge auch in Deutschland zurück in die Werkstätten müssen. „Das KBA hat festgestellt, dass VW illegale Abschalteinrichtungen verwendet“, sagte der Sprecher des Verkehrsministeriums. Deshalb habe die Behörde den Rückruf von Millionen VWDieselfahrzeugen angeordnet. Während VW in den USA zu milliardenschweren

Wiedergutmachungen bereit ist, sträubt sich der Konzern in Deutschland und Europa weiter gegen vergleichbare Angebote. Gesetzesverstöße innerhalb der EU streitet VW ab. Erst am Donnerstag hatte der Konzern auf Anfrage von „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR seine bereits im Sommer geäußerte Rechtsauffassung bekräftigt, die in den USA verbotene Software stelle unter EU-Recht keine illegale Manipulation dar. (APA/dpa) 2016-11-05 07:19 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Heiße Phase im Wahlkampf: Clinton in mehreren Umfragen vor Trump

Washington – Die demokratische USPräsidentschaftskandidatin Hillary Clinton führt einer Umfrage zufolge fünf Prozentpunkte vor ihrem republikanischen Konkurrenten Donald Trump. In der aktuellen Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos kommt Clinton auf 44 Prozent. Für den Milliardär

sprachen sich 39 Prozent aus. Bei der letzten Erhebung betrug der Vorsprung von Clinton noch sechs Punkte, wobei die ehemalige First Lady mit 45 Prozent vor Trump mit 39 Prozent lag. Die neue Befragung fand zwischen dem 30. Oktober und dem 3. November statt. In einer am Freitag veröffentlichten Erhebung der „Washington Post“ und des Senders ABC sprachen sich für Clinton 47 Prozent der Befragten aus und für Trump 43 Prozent. In einer Umfrage von McClatchy/Marist führte Clinton mit 46 Prozent vor Trump mit 44 Prozent. Eine Fox-News-Umfrage ergab einen Vorsprung von Clinton von zwei

Prozentpunkten vor Trump. Die US-Präsidentschaftswahl findet am 8. November statt. Gleichzeitig wird das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu gewählt. (APA) 2016-11-05 07:19 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Samsung hat Austausch von Galaxy Note 7 in USA fast abgeschlossen

Bangalore/Seoul – Samsung Electronics hat in den

Bangalore/Seoul – Samsung Electronics hat in den USA den Austausch seines Pannen-Smartphones Galaxy Note 7 fast abgeschlossen. Knapp 85 Prozent aller in Umlauf befindlichen Geräte seien bereits ersetzt worden, teilte das südkoreanische Unternehmen am Freitag mit. Die meisten Kunden hätten sich dafür entschieden, ein anderes Samsung-Handy zu nehmen. Weltweit ruft Samsung insgesamt rund 2,5 Millionen Smartphones zurück. Der Weltmarktführer hatte sein neues Flaggschiff nach weniger als zwei Monaten wieder vom Markt genommen. Geräte waren in Brand geraten. Auch ein Ersatzhandy fing Feuer. (APA/Reuters) 2016-11-05 07:18 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Uwe Seeler wird 80: Die Deutschen lagen ihm zu Füssen

Manchmal erzählt eine kleine Episode mehr über einen Menschen als eine dicke Biografie, so wie diese Begebenheit aus dem Leben des Fussballspielers Uwe Seeler aus Hamburg: Seeler,

der längst mit dem Profifussball aufgehört hatte, reiste 42-jährig nach Irland. Er hatte eine Einladung von Cork Celtic erhalten – zu einem Benefizspiel, glaubte er. Zur Pause wunderte er sich über die harte Gangart, ehe er gewahr wurde, dass es sich um ein Pflichtspiel handelte. Cork verlor gegen die Shamrock Rovers 2:6. Seeler schoss beide Tore. Hilfsbereitschaft an der Grenze zur Naivität und ein Arbeitsethos für ein ganzes Team – von alldem erzählt diese Geschichte aus dem Leben des Ausnahme-Stürmers, der nur dieses einzige Mal nicht für den Hamburger SV auflief. Dass er in 476 Spielen 404-mal traf und den HSV erst zu einem

grossen Klub machte, liess ihn zu einem der wenigen Spieler werden, deren Bedeutung weit über die eigene aktive Zeit hinausreicht. Er nahm an allen vier Weltmeisterschaften teil, an denen Pelé das Trikot Brasiliens überzog, doch anders als der Brasilianer feierte Seeler Triumphe nur auf nationaler Ebene. «Uns Uwe» kam zu spät, um Teil des WM-Ensembles von 1954 zu sein, er war der Held jener Übergangsjahre, ehe das deutsche Nationalteam in den siebziger Jahren Titel um Titel gewann. Die Deutschen lagen ihm zu Füssen. Die «Uwe, Uwe»-Sprechchöre waren mitunter hysterisch. Dabei war er doch auf den ersten Blick ein Anti-Star, bodenständig in allem, was er tat und liess. Das kam an in der Zeit, als sich die Deutschen einen phänomenalen Wohlstand erarbeiten konnten, doch er wäre nie zu jenem Spieler geworden, wenn sein Stil nur der des Rackerers und Arbeiters gewesen wäre. «Wenn Uwe Seeler dabei war, dann waren wir meist verloren» Er war der Kugelblitz des Wirtschaftswunders,

kickte aus allen Lagen aufs Tor, nahm Bälle in der Luft an, ja sogar im Sitzen traf er per Bogenlampe. Gedrungen, kräftig, explosiv, und trotz der Körpergrösse von nicht einmal 1,70 m der beste Kopfballspieler seiner Zeit, der weit längere Gegenspieler übersprang, als steckten deren Füsse in Bleischuhen. «Wenn Uwe Seeler dabei war, dann waren wir meist verloren», sagte Englands Captain Bobby Charlton einmal in einer TV-Dokumentation über Seeler – wobei er den WM-Final von 1966 gentlemanlike unterschlug. Da unterlagen die Deutschen mit Seeler im Wembley mit 2:4 nach Verlängerung. In Erinnerung blieb nicht nur das umstrittene Tor der Engländer durch Geoff Hurst, sondern auch eine Foto von Seeler, der mit hängenden Schultern, eskortiert von einem Bobby, das Feld verlässt. Seeler lehnte ab, als ihn Helenio Herrara zu Inter lotsen wollte. Das Angebot war schwindelerregend hoch für die damalige Zeit, doch Seeler sagte einmal ohne jedes Pathos, dass er die Sicherheit des Hamburger Milieus zu sehr geschätzt habe, um den Sprung nach Mailand zu wagen. Nur ein einziges Mal ruderte er aus den vertrauten

Gewässern, als er sich weichklopfen liess, dem HSV als Präsident vorzustehen. Im Klub, dessen Krise seit nunmehr zwei Jahrzehnten währt, traf er auf unübersichtliche Verhältnisse, die er nicht entwirren konnte, ja er wurde sogar zu Unrecht verdächtigt, Geld unterschlagen zu haben, was die Anhänger des Lokalrivalen St. Pauli zu einem ebenso boshaften wie genialen Plakat animierte: «Euch Uwe klaut!» Seiner Reputation konnte der kurze Ausflug als Funktionär allerdings nichts anhaben. Heute Samstag feiert er seinen 80. Geburtstag. 2016-11-05 07:00 Stefan Osterhaus www.nzz.ch

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Schweizer Klubfussball: Einfach nicht finanzierbar

Der Zuschauerrückgang koste «bares Geld», sagt der Verwaltungsrat eines Super-League-Klubs. In den Vereinen steigt die Temperatur schnell, wenn ein Sockel der Einnahmenstruktur zu wanken beginnt. Die Basler Dominanz, die St. Galler Krise, die Thuner Identitätssuche und die Absenz des FC

Zürich lassen den Zuschauerschnitt der obersten Spielklasse auf unter 10 000 sinken. Da nützt es wenig, dass die Challenge League dank dem FCZ mehr Interesse generiert – im Publikum und in den Medien. Die Super League ringt dafür umso mehr um Ausstrahlung und Wettbewerbsfähigkeit. Hier schiesst jemand Millionen ein, dort gibt's sogar einen öffentlichen Hilferuf. So war es im Schweizer Fussball oft. Aber bedenklich ist, dass sich daran auch mit moderneren Stadien nichts ändert. Das Beispiel St. Gallen spricht Bände: Der Präsident Dölf Früh will allen beweisen, dass ein Super-

League-Klub wirtschaftlich zu führen ist. Die ökonomische Bilanz liest sich auf dem Papier seit Jahren gut, auch weil im Hintergrund geschickt kleine Löcher gestopft und Nachwuchsinvestitionen fremdfinanziert werden. Und jetzt das, vor lauter Mittelmass und Masshalten: kein Erfolg, weniger Zuschauer und Aufruhr im Haus. Das führt zu Transfers, zu Trainerdiskussionen und zu Mehrausgaben. Oder es gibt die Beispiele mit GC und defizitären Heimspielen, mit den viel zu teuren Young Boys und mit dem FC Thun, der jetzt sogar von der öffentlichen Hand gestützt wird. Die Liste ist lang. Die allgemeine Tiefdruckzone mündet in eine Diskussion über den Meisterschaftsmodus, weil man Handlungsbedarf erkennt. Sie führt zu Verteilkämpfen mit Blick auf den ab 2017 geltenden nationalen Fernsehvertrag, mit dem der jährliche Kuchen um über 50 Prozent auf 40 Millionen Franken vergrössert wird. Er ist kein Heilmittel, bringt aber Linderung. Doch damit ist die Challenge League, die den FCZ wohl bald wieder verlieren wird, nicht viel weicher gebettet. Dort

reklamieren einige Klubs einen Platz in der obersten Liga, um an mehr finanzielle Mittel heranzukommen. Sie wollen eine grössere Super League. Mit welcher Spielform auch immer: Super- und Challenge-League-Fussball bedeutet fast immer Mäzenatentum – bald mehr, bald weniger. Wenn die Fans wie derzeit in St. Gallen auf teilweise beschämende Art personelle Veränderungen verlangen, heisst das ausformuliert: Geld ausgeben. Geld, das eigentlich nicht vorhanden ist. Das ist zwar nicht neu. Aber man muss sich das immer wieder vor Augen halten. Vor allem dann, wenn in Fankurven und Foren wieder posaunt wird, dass «man» etwas machen müsse. Daran ändert auch ein neuer Modus nichts. 2016-11-05 07:00 Peter B www.nzz.ch

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Dem Theater droht ein Millionendefizit

Der Kampf um die Sanierung des Theaterstandorts,

der monatelang an den Nerven der 380 Mitarbeiter gezerrt hat, ist aus Sicht der Theaterfreunde gewonnen. In den nächsten Jahren werden die Voraussetzungen geschaffen, um dem Theater Augsburg einen modernen Anstrich mit entsprechend technischen und räumlichen Möglichkeiten zu geben. 186,3 Millionen Euro fallen an Baukosten an. Hinzu kommen weitere Ausgaben für Archäologie, Ausweichspielstätten und Zinsbelastung von 25,2 Millionen. Der Umbau könnte im Jahr 2024 abgeschlossen sein, die Finanzierung ist bis zum Jahr 2039 angelegt. Geld spielt in der Diskussion ums Theater stets eine zentrale Rolle.

Ganz aktuell droht dem Theater Ungemach, was die Finanzen anbelangt. Für die laufende Spielzeit, die nach Schließung des Großen Hauses am Kennedyplatz unter besonderen Vorzeichen steht, ist im reinen Spielbetrieb von einem Defizit in Millionenhöhe auszugehen. Gegenwärtig sieht der Wirtschaftsplan für die Spielzeit 2016/2017 ein Minus von 1,47 Millionen Euro vor. Erschwert wird die Finanzsituation noch dadurch, dass Tariferhöhungen für Beschäftigte anstehen, die mit 790000 Euro beziffert werden. Im Plan ist ausgewiesen, dass die Stadt Augsburg und der Freistaat die Zuschüsse massiv erhöhen müssen, um einen Ausgleich zu schaffen. Passiert dies nicht, fällt das Minus noch höher als die jetzt genannten 1,47 Millionen. Dass das Theaterjahr, das im September eröffnet wurde, unter einer extrem schwierigen Ausgangslage stand, betonen Kulturreferent Thomas Weitzel und der kaufmännische Theaterdirektor Friedrich Meyer im Gespräch mit unserer Zeitung. Meyer startete seine neue Aufgabe im September als Nachfolger von Steffen Rohr, der in den Ruhestand gegangen ist. Meyer

musste zu diesem Zeitpunkt damit leben, dass sämtliche früheren Planungen kurzfristig ad acta gelegt werden mussten. Das Große Haus musste im Sommer aus Brandschutzgründen für den Spielbetrieb dauerhaft gesperrt werden. Zuvor waren alle Beteiligten davon ausgegangen, dass das Große Haus auch in der Spielzeit 2016/2017 genutzt werden kann. Das Aus wegen der anstehenden Generalsanierung war für Sommer 2017 angepeilt worden. Kurzfristig mussten Ausweichspielstätten gefunden werden. Diese vom Theater nicht vorhersehbare Entwicklung schlägt sich jetzt massiv in den Zahlen des Wirtschaftsplanes nieder. Sie sei der entscheidende Grund, warum die aktuelle Spielzeit mit einem Millionenminus enden dürfte, sagen Weitzel und Meyer. Ihre Argumente lauten: Es gibt in den Ausweichspielstätten weniger Plätze als im Großen Haus, zudem finden in der Summe deutlich weniger Aufführungen statt. Des weiteren sind von Theatergängern bevorzugte Wochenendtermine nicht in dem Umfang möglich, wie sich das Theater es sich wünschen würde. Teils sind die Hallen anderweitig belegt.

Meyer sagt, dass es sehr schwierig sei, unter diesen negativen Rahmenbedingungen einen soliden Wirtschaftsplan aufzustellen. Er hat es getan. Zuletzt im Stadtrat wurde der Wirtschaftsplan präsentiert. Das Ergebnis wirkt ernüchternd: Meyer kalkuliert mit 940000 Euro weniger, die in der laufenden Spielzeit aus dem Kartenverkauf eingenommen werden. Meyer kommt auf Einnahmen von nunmehr 3,2 Millionen Euro, im Wirtschaftsplan 2015/2016 waren es 4,14 Millionen. Dies ist ein Umsatzrückgang von mehr als 20 Prozent. Friedrich Meyer sagt: „Die knapp eine Million Euro an Einnahmeverlusten können wir nicht kompensieren.“ In seiner Kalkulation schwingt zudem die Hoffnung mit, dass eine gute Freilichtbühnensaison dem Theater positive Zahlen auf der Einnahmenseite bescheren wird. Das Erfolgsmusical „The Rocky Horror Show“ wird im Sommer 2017 aufgeführt. Auf der Ausgabenseite im Wirtschaftsplan taucht darüber hinaus eine Zahl auf, die direkt mit den Ausweichspielstätten in Verbindung zu bringen ist.

865000 Euro fallen hier einmalig an. Es sind Ausgaben für Miete und Investitionen, die aus Theatersicht zwingend nötig sind, um einen Spielbetrieb in den Ausweichhallen zu ermöglichen. Große Einsparpotenziale gegenwärtig sehen weder Weitzel noch Meyer. Aussagen, man könne bei Ausstattung oder Bühnenbildern sparen, widersprechen sie. „Theaterkunst ist ein Gesamtkunstwerk, das Bühne, Beleuchtung und Garderobe beinhaltet“, sagt Meyer. Losgelöst von Einnahmen und Ausgaben, die mit dem Spielbetrieb direkt in Verbindung stehen, gibt es eine weitere Ausgabenposition, die zur Herausforderung werden dürfte. Für die 380 Mitarbeiter gibt es eine Tariferhöhung, die mit 790000 Euro zu Buche schlägt. Altlasten, die übertragen werden, erhöhen diese Summe auf 1,42 Millionen Euro. Dafür sollen Stadt und Freistaat gerade stehen. Die Stadt soll laut Meyer ihren jährlichen Betriebszuschuss um 916000 Euro auf 14,8 Millionen Euro erhöhen. Der Freistaat soll statt bislang 7,9 Millionen Euro künftig 8,32 Millionen überweisen. Weitzel sagt, dass an die

gesetzlich vorgegebenen Tariferhöhungen kein Weg vorbeiführe. „Da das Theater als Eigenbetrieb firmiert, wird hier immer wegen der Höhe debattiert, aber in jedem städtischen Amt gelten die gleichen Bedingungen.“ In einem Punkt sieht der kaufmännische Direktor Meyer für die nächsten Jahre eine Lösung, die sich positiv im Wirtschaftsplan niederschlage: Mietkosten für Ausweichspielstätten, die dauerhaft im Oberhauser Gaswerk und im Martinipark sein werden, sind abgedeckt: Der jährliche städtische Zuschuss zum Bauunterhalt von gut einer Million Euro bleibt im Wirtschaftsplan des Theaters stehen, obwohl man ihn für die Instandhaltung des Gebäudes aktuell ja nicht benötigt. Dieser Betrag geht laut Meyer in die Verrechnung mit der Miete. 2016-11-05 06:23 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de

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„Hausübung gibt es dann keine mehr“

Innsbruck – Der Bedarf an Ganztagesbetreuung an

Schulen ist offenbar da. Vor zehn Jahren wurden in Tirol nur 875 Schüler nachmittags betreut, heute sind es 5350. „Das ist eine Erfolgsgeschichte“, streut die neue SPÖ-Chefin Elisabeth Blanik ÖVPLandesrätin Beate Palfrader Rosen. Allerdings ergebe sich beim zweiten Hinsehen Handlungsbedarf, meint die SPÖ. Beim ganztätig verschränkten Unterricht, wo Unterricht und Freizeitbetreuung sich abwechseln, trete Tirol auf der Stelle. Blanik bringt nun im nächsten Landtag einen Antrag ein, der Hürden für den verschränkten Unterricht beseitigen soll. Wien habe es vorgemacht, Tirol möge nachziehen,

meint Blanik. Dadurch entstünde Chancengleichheit, teure Nachhilfe würde entfallen, Hausübungen gebe es nicht mehr, weil sie in der Schule erledigt würden. „Die ganztätige Schulform müsste kostenfrei sein oder im Bedarfsfall durch gestaffelte Gebühren finanziert werden.“ Eine schöne neue Schulwelt, zumindest in der Begrifflichkeit der SPÖ. „Den Weg dorthin pflastern aber zu viele Steine“, sagt Blanik. Bis dato müssen neben Schulerhalter, Landesregierung, Landesschulrat und Schulforum, auch zwei Drittel der Eltern und mindestens zwei Drittel der Lehrer zustimmen, damit eine Klasse verschränkt unterrichtet wird. „Das führt dazu, dass es kaum bis gar keinen verschränkten Unterricht gibt.“ Aus diesem Grund will die SPÖ die Zwei-DrittelZustimmungsklausel aus dem Gesetz streichen und durch ein Anhörungsrecht für das Kollegium des Landessschulrates und des Schulforums ersetzen. Wien habe das umgesetzt, das Bildungsministerium die Regelung als rechtens anerkannt. Eine entsprechende Änderung des Schulgesetzes für Pflichtschulen liegt demnach in den Händen der Landesgesetzgeber. Blanik weiß

sich also im Landtag an der richtigen Stelle. Geld gebe es vom Bund abzuholen. 750 Millionen Euro stünden für den Ausbau von ganztägigen Schulund Betreuungsangeboten zur Verfügung. (aheu) 2016-11-05 06:04 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Walchsee: Bürgeraufstand gegen die Verkehrslawine

Von Wolfgang Otter

Walchsee – „Es muss etwas geschehen“, dieser Meinung ist die Gastronomin Susi Schneider nicht erst seit dem schweren Unfall am Mittwochabend in der Walchseer Ortsmitte. Dabei wurde eine 86jährige Walchseerin beim Überqueren der Landesstraße auf dem Zebrastreifen verletzt – die TT berichtete. Wie die Polizei gestern Abend mitteilte, stürzte die 86-jährige Frau auf dem Schutzweg, ein Verkehrsunfall mit Fahrerflucht wird ausgeschlossen. Trotzdem weist Schneider, die vis-à-vis der Unfallstelle ein Lokal betreibt, auf die gesamte „katastrophale Verkehrssituation“ im Walchseer Zentrum hin. Seit mehreren Monaten sammelt sie Unterschriften, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Einige hundert Unterstützer, wie sie sagt, habe sie bereits gefunden. Es ginge darum, die Verkehrssituation zu verbessern. So fahren seit den Vignettenkontrollen immer mehr Pkw durch den Ort, „aber da donnern auch die Lkw durch die Ortsmitte“, zeigt Schneider auf. Walchsee, ein Ort, der vom Tourismus lebe, leide zusehends darunter. „Da kommen ja keine

Gäste mehr“, befürchtet Susi Schneider. Ein Problem, das auch Bürgermeister Dieter Wittlinger kennt und auf seiner Agenda-Liste ganz oben stehen hat. Immerhin fahren bis zu 15.000 Fahrzeuge an Spitzentagen durch die enge Ortsdurchfahrt. Die Auswirkungen auf die Walchseer Bürger und Tourismusbetriebe seien entsprechend negativ. Zudem ist der Ziel- und Quellverkehr bis ins Pillerseetal ausgedehnt und ein Tonnagelimit nur in eine Richtung erlassen. Dinge, die für Wittlinger geändert gehören. Die Gemeinde hat bereits mehrere Anläufe für eine Verkehrsberuhigung gemacht. Unter anderem war versucht worden, eine Begegnungszone im Dorfkern zu etablieren. Dies scheiterte. Daher will BM Wittlinger eine noch viel ältere Idee wieder aufgreifen: In den 1970er-Jahren war versucht worden, einen Umfahrungstunnel zu bauen. „Ich habe diesbezüglich eine Anfrage an das Baubezirksamt gestellt“, sagt der Ortschef zur TT. „Mir ist klar, dass eine solche Umfahrung einige Ortschefs aufbrauchen wird, aber wenn wir jetzt beginnen, schaffen wir es vielleicht, in 25 Jahren

endlich ein verkehrsberuhigtes Zentrum zu erhalten.“ Kurzfristig sei ein Tempolimit geplant – aber eines auf freiwilliger Basis. Dieses hat Wittlinger gemeinsam mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit ausgearbeitet. Vorerst für Tempo 40, wobei der Dorfchef sogar an einen Dreißiger denke. Über zusätzliche Warneinrichtungen für den Zebrastreifen will Wittlinger ebenfalls reden. Und eine eigene Arbeitsgruppe befasse sich mit einem Dorfentwicklungskonzept. Dass Schneider Unterschriften sammle, begrüßt Wittlinger: „Das hilft mir, wenn ich von Türe zu Türe bei den Behörden ziehe und dort über Lösungen verhandle. Dann sehen sie, dass es ein Anliegen der Walchseer ist.“ 2016-11-05 06:00 Tiroler Tageszeitung www.tt.com

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Maries kuriose Welt der Tiere

Von Eva Maria Knab Katze Henriette ist kuschelweich. Sie kann auch reden und sogar trösten, wenn es nötig ist.

Henriette hat ihre besonderen Eigenschaften von ihrer Schöpferin mitbekommen. Marie Barleben hat das sprechende Katzenwesen in ihrer kleinen Manufaktur in Hochdorf bei Freiburg erschaffen. So wie viele andere: Terrier Lutz, Schaf Gerda, Hausschwein Rosalie, Ratte Hein Tüddel oder einen Raben mit dem Namen Sixtus. Marie Barlebens Welt der Tiere ist aus vielen Gründen außergewöhnlich. Demnächst ist sie auch in Augsburg zu sehen. Die 63-Jährige fertigt Tiere als Handspielpuppen. Sie sind ganz weich und beweglich gearbeitet. So haben sie eine tolle Mimik. Alle haben auch ein Klappmaul. Damit können sie reden, wenn ihr

Besitzer sie zum Leben erweckt und ihnen seine Stimme leiht. Aus Wolle gefertigt Marie Barleben ist eine große Tierfreundin. Deshalb kommt es für sie keinesfalls infrage, für ihre Wesen echtes Fell zu verwenden. Stattdessen fertigt sie ihre Menagerie aus feiner Mohairwolle oder Alpaka. Jede Tierpuppe bekommt einen Namen. Denn irgendwie gehört sie ja mit zur Familie, auch wenn sie nicht im eigentlichen Sinn lebendig ist. Für Marie Barleben sind ihre Handspielpuppen aber eben nicht nur Verkaufsprodukte: „Am liebsten würden wir immer wissen, dass wir unsere Tiere in gute Hände abgeben.“ Beruflich hat die 63-Jährige etwas ganz anderes gelernt. Sie war Beamtin bei der Bundespostverwaltung. In ihrem Elternhaus legte man Wert auf sichere Zukunftsperspektiven. Marie Barleben hatte aber auch schon immer eine starke gestalterische Begabung. „Nähen konnte ich schon als Kind“, erzählt sie. Die ersten Tierpuppen fertigte

sie für ihren eigenen Nachwuchs. „Angefangen hat es mit einer kleinen Ratte, weil meine Tochter damals Farbratten als Haustier hatte.“ Rege Nachfrage Im Kreis der Freunde und Bekannten entwickelte sich eine rege Nachfragen nach den putzigen Tierpuppen. Für viele sind sie ähnlich nett wie Haustiere, müssen aber praktischerweise nicht gefüttert werden. Als bei den Barlebens dann die eigenen Kinder aus dem Haus waren, entschloss sich die Mutter, daheim eine Werkstatt einzurichten. Das war der Beginn ihres heutigen Familienunternehmens. Sieben Mitarbeiterinnen vom Fach nähen in der Manufaktur an der Maschine oder sticheln von Hand, was maschinell nicht herzustellen ist. Rund 40 verschiedene Varianten textiler Wesen sind inzwischen zu haben. Die Entwürfe stammen alle von Marie Barleben. Sie beobachtet nicht nur oft und gerne Tiere, sie zeichnet, tüftelt und bastelt, bis schließlich ein passendes Schnittmuster fertig ist.

Als Kundschaft hat sie natürlich Kinder und Familien im Blick. Aber nicht nur. Zu ihr kommen auch Pädagogen und Therapeuten. Denn die Handspieltiere sind teilweise als „Mediatoren“ gefragt und helfen beim Reden oder Trösten. Pflege- und Seniorenheime hätten ebenfalls schon geordert, erzählt sie. Und auch Theaterleute und Puppenspieler fragen immer wieder an, wenn sie nach tierischen Mitspielern suchen. Beim Figurentheater Köln war zum Beispiel ein speziell angefertigter Hund im Weihnachtsmärchen im Einsatz. Viele Kunden schicken Bilder Terrier Lutz und Co. haben ihren Preis – ab 130 Euro aufwärts. Bei ihren neuen Besitzern werden sie aber oft zu Familienmitgliedern. „Wir bekommen sehr viele Bilder von unseren Kunden geschickt“, erzählt Marie Barleben. Die Fotos füllen inzwischen eine ganze Wand. Unter anderen ist Schaf Gerda auf einer Urlaubs-Kreuzfahrt mit wehenden Ohren an Deck zu sehen. Nun ist Maria Barleben gespannt, wie ihre kuriose

Welt der Tiere in Augsburg ankommt. Sie macht mit beim beim großen Textilmarkt im Museum tim. Barleben ist eine von 61 Kunsthandwerkern, die diesmal im Textil- und Industriemuseum vor Ort sind. 2016-11-05 06:00 Augsburger Allgemeine www.augsburger-allgemeine.de

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PS4 Pro: Für wen sich Sonys neue Konsole lohnt

Nächste Woche kommt die neue Playstation mit stark verbesserter Grafik. Sie macht Spiele fit für 4K und rendert VR hübscher. Wir klären die

technischen Details. Die PS4 Pro soll Spiele wesentlich hübscher darstellen als die originale PS4 und erstmals 4KAuflösung unterstützen. So mancher Besitzter der alten PS4 überlegt, ob sich ein Update lohnt. Wir konnten uns auf einem Sony-Event in London rund ein Dutzend Spiele anschauen, die die GrafikVerbesserungen des Pro-Modells unterstützen. Außerdem erläuterte uns Mark Cerny, SystemArchitekt der PS4, welche Tricks die Entwickler einsetzen. Denn auf dem Papier ist der neue Grafikchip nur 2,3 mal so schnell wie die alte GPU. Für 4K wäre jedoch die vierfache Leitung nötig. Doch dank spezieller Tricks wie etwa dem CheckerboardRendering, kommt die PS4 Pro auch mit weniger Ressourcen sehr nah an natives 4K-Rendering heran. Am meisten verbessern sich VR-Spiele, denn sie können auf der PS4 Pro oft mit doppelter Auflösung gerendert werden. Auf 4K-Fernsehern mit HDRUnterstützung profitieren Spiele nicht nur von der

höheren Auflösung, sondern auch von der größeren Farbtiefe (die auf Screenshots leider nicht reproduzierbar ist). Im Vergleich scheint es, als würde man eine milchige Scheibe vor dem Fernseher entfernen, wenn man in den HDRModus umschaltet (das klappt auch auf der normalen PS4). Auf normalen HD-Fernsehern fallen die Unterschiede erst bei einem genaueren Blick auf (siehe Bilderstrecke mit der auf die PS4 Pro angepassten Version von "Uncharted 4", die wir auf einem HDTV geschossen haben). Viele Spiele können auf der PS4 Pro in Auflösungen bis zu 2160p gerendert, um dann per Supersampling auf Full-HD reduziert zu werden. Das vermindert MoiréMuster und Kantenflimmern. Einzelne Titel wie "Rise of the Tomb Raider" erlauben auch eine Verdoppelung der Framerate auf 60 fps. Um die bessere Grafik der PS4 Pro jedoch auszunutzen zu können, müssen alte PS4-Spiele gepatcht werden. Sonst laufen sie auf dem ProModell genauso gut oder schlecht wie auf der normalen PS4.

Wie die Technik genau funktioniert, erfuhr das Computermagazin c't im Gespräch mit Mark Cerny, Sonys Systemarchitekten der PS4. Der detaillierte Blick hinter die Kulissen zeigt erste Bildvergleiche und führt die zum Start bereits optimierten Spiele auf. Lesen Sie dazu: Die PS4 Pro kommt am 10. November in den Handel und kostet 400 Euro – einhundert Euro mehr als das weiterhin vertriebene StandardModell. Update Samstag 13:20 Uhr: Die Bilder lassen sich nun mit Druck auf das Pfeilkästchen rechts oben in den Bilderstrecken in ihrer maximalen Auflösung anzeigen (dazu bitte das Browser-Fenster auf Maximum vergrößern). ( hag ) 2016-11-05 06:00 Hartmut Gieselmann www.heise.de

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Virtuelle Realität im Autohaus: Autokauf ohne Anfassen

Nein, so hatte sich der Kunde das nicht vorgestellt.

Sorgsam hatte er aufgrund von Berichten in der Tagespresse, Automagazinen und TV-Sendungen seinen Traumwagen bestimmt, diesen noch bei der Automesse näher betrachtet, um ihn anschliessend beim Autohändler seines Vertrauens noch näher unter die Lupe zu nehmen. Zu einer Probefahrt kam es nicht, denn die gewünschte Modellvariante fand sich unter den wenigen verfügbaren Vorführwagen gerade nicht. Gut, der Verkäufer hatte ihm ans Herz gelegt, zu Hause per Online-Konfigurator die richtige Karosserievariante, die gewünschte Felgenart und die Lackierung auszusuchen, die ihm dann

zweidimensional visualisiert wurde. Doch dann musste Herr Kunde abdrücken und den Wagen bestellen. Und nun, wo das Fahrzeug im Hof des Händlers in der prallen Sonne steht, gefällt er nicht so ganz. Gerne wäre er einmal in Ruhe um das Auto herumgegangen. Zu spät, der bestellte Wagen ist nun seiner. Und es bestätigt sich, was eine neue Untersuchung von Accenture belegt: Die Verknüpfung von Online- und Offline-Kauferlebnis im Autohandel bleibt weiterhin unbefriedigend. Um dieses Erlebnis anzureichern und solche bösen Überraschungen zu vermeiden, setzen die Autohersteller in letzter Zeit immer häufiger auf die virtuelle Realität, kurz VR genannt. Diese digitale Erfindung ist zwar bereits Jahre alt, doch mit den immer günstigeren Geräten, die sich der Konsument wie eine Taucherbrille aufsetzt, erobert die digitale Technik zur dreidimensionalen Visualisierung komplexer Räume und Gegenstände nun auch die Autohäuser. Bei Audi etwa werden schon bald potenzielle Käufer im Schauraum mit VR-Brillen ausgestattet, um beispielsweise die Farbe ihres Fahrzeugs,

gewisse Details und Ausstattungsmerkmale auszuwählen und virtuell miteinander zu vergleichen. Zum Einsatz kommen in der seit Mitte 2016 ausgereiften ersten Stufe des Systems «Audi VR experience» entweder Oculus Rift oder HTC Vive als Brillen. Dank einem grossen Sichtfeld von mehr als 100 Grad, einer Bildwiederholfrequenz von 90 Bildern pro Sekunde und einer EchtzeitPositionsbestimmung bietet sich dem Kaufinteressenten ein täuschend echtes Erlebnis mit 360 Grad Aktionsradius. Hinzu kommt ein Kopfhörer, der den Kunden mit Soundeffekten der jeweils ausgewählten Motorisierung versorgt. Die Basisvariante der virtuellen 3-D-Erlebniswelt ist gedacht etwa für den Besprechungstisch im Büro des Autoverkäufers oder andere Plätze mit beschränktem Raumangebot. Hier nimmt der Kunde auf einem Sessel, einem Sofa oder einem Besprechungsstuhl Platz und setzt die VR-Brille auf. Eine Kamera erfasst die Position der Brille und die Kopfbewegungen, um die Bildschirmdarstellung jeweils anzupassen. Die VRErfahrung beginnt in der Regel im Fahrzeuginnern hinter dem Lenkrad, doch lässt sich durch den

Verkäufer auch eine andere programmierte Position ausserhalb des Autos wählen. Auf diese Weise lassen sich kleinste Details erkennen, etwa, wie sich die Sonne in den geschliffenen Alu-Dekoreinlagen spiegelt oder wie der ausgewählte Lack je nach Lichtquelle schillert. Dank virtueller Realität genügt nun ein Mausklick des VR-Brillen-Trägers, sein Traumauto zu finden. Die zweite Ausbaustufe nennt sich bei den Ingolstädtern «Audi VR experience advanced» und ist derzeit am Flughafen München für jedermann zu erleben. Auf einer Fläche von rund fünf mal fünf Metern kann sich der VR-Brillen-Träger frei um sein Wunschfahrzeug herumbewegen und sogar ungeniert durch die virtuelle Blechhaut ins Innere des Wagens eintauchen, um beispielsweise das Innenleben des Motors kennenzulernen, das optisch detailgetreu aufbereitet ist. Auch die Umgebung des Fahrzeugs lässt sich wählen. Derzeit verfügbar sind klassische Szenerien zu Stadt und zu Land, mit Schauplätzen wie Paris, Cannes und Island. Und wer es ganz

ausgefallen möchte, kann «sein» Auto auf der Mondoberfläche placieren. Dazu sind Unmengen an Daten zu verarbeiten, was in der heutigen digitalen Welt bereits möglich ist. Allein jeder Fahrzeug-Datensatz besteht laut Audi aus fünf bis sieben Millionen Polygonen, was der vierfachen Menge eines hochentwickelten Videospiels entspricht. Man denke etwa an Granturismo 6. Das virtuelle Kauferlebnis im Autohaus bietet jedoch nicht nur den Kunden Vorteile, auch die Händler selbst können aufatmen, denn die richtige Wahl der Vorführfahrzeuge war für den AutoVerkaufspunkt bis zuletzt ein Knobeln und Kniffeln. Und mit dem steigenden Grad an Individualisierungsmöglichkeiten wuchs das Risiko, genau die falsche Variante als Beispiel für den Kaufinteressenten auszusuchen. Manches Autohaus ging genau in die entgegengesetzte Richtung und setzte auf möglichst unauffällige Farb- und Materialkombinationen. So stand auch der pfiffige Adam-Kleinwagen, den es in jeder erdenklichen Zwei-Farben-Kombination zu bestellen gibt, in einer Vielzahl von OpelSchauräumen einfarbig in Weiss oder Schwarz, um

ja nicht zu riskieren, dass der Händler auf einem zu bunten Paradiesvogel als Ladenhüter sitzenbleibt. Für die Visualisierung unterschiedlicher Farben und Ausstattungsvarianten mussten bisher Fotos und Displays herhalten, doch dank der virtuellen Realität genügt nun ein Mausklick des VR-BrillenTrägers oder des Operateurs. Ganz abgesehen von den Kosten zur Einrichtung der anspruchsvollen Hardware mit Rechner, Brille, Bildschirm und Kameras. Ob solche Spielereien allerdings zur zielsicheren Unterschrift unter den Kaufvertrag führen, wird sich erst zeigen müssen. Bei Audi jedenfalls werden Händler derzeit sukzessive mit den Systemen ausgerüstet. Bereits zwanzig Händler aus der Schweiz waren im August auf der Warteliste. 2016-11-05 05:30 Herbie Schmidt www.nzz.ch

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Präsidentenwahl in den USA: «We the People

Der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf hat

Der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf hat

in seiner Endphase das Niveau der primären Geschlechtsorgane erreicht: Donald Trumps Prahlerei darüber, was er sich als UnterhaltungsStar für sexuelle Übergriffe erlauben kann. Das Aufwärmen der Ehebruch-Geschichten Bill Clintons. Die E-Mails mit Bezug zu Hillary Clinton, die auf einem Computer des Manns ihrer engsten Vertrauten gefunden wurden – eines Manns, der einen unbezwingbaren Drang verspürt, Bilder seines Geschlechtsteils und sexuelle Phantasien an unbekannte Frauen zu verschicken. Das war, in gewisser Weise, nur folgerichtig. Bereits in der republikanischen Vorwahl hatte sich

die Diskussion während einer besonders hitzigen Phase um die Grösse des Geschlechtsteils zwischen Trumps Beinen gedreht. Jene Schlammlawine war von Senator Marco Rubio aus Florida mit einer Bemerkung über Trumps kleine Hände losgetreten worden – derselbe Rubio, der unterdessen gute Chancen hat, wieder in den Senat gewählt zu werden. Wer Amerika schätzt, hatte es in den vergangenen 18 Monaten nicht leicht. Das Gleiche gilt für jene, die sich als Anhänger der Demokratie verstehen. Wie ist es möglich, dass der Volkswille in einem eineinhalb Jahre dauernden Prozess eine derart klägliche Wahl hervorbringt? Wo haben sich die Besten und Gescheitesten versteckt? Man kann sich nur noch mit den Worten trösten, die mit Winston Churchill berühmt wurden: Demokratie ist die schlechteste Regierungsform, abgesehen von allen anderen. Das Klagen darüber, dass der permanente Wahlkampf das Regieren fast unmöglich macht, dass sich die Besten und Gescheitesten hüten, sich freiwillig in die Minenfelder einer modernen politischen Auseinandersetzung zu begeben, sind nicht neu. Doch ändern wollen wir dann doch

nichts. Im Gegenteil: Dies- und jenseits des Atlantiks haben die Medien willig, wenn nicht geradezu vorauseilend mitgespielt. Auch das Medienhaus NZZ hat noch nie in einer vergleichbaren Kadenz und Breite über eine amerikanische Wahl berichtet. Vor knapp zwei Wochen machte dann auch die Meldung die Runde, die Zahl der registrierten Wählerinnen und Wähler in den USA habe zum ersten Mal die Marke von 200 Millionen übertroffen. In anderen Worten: Das niveaulose Spektakel hat eine Rekordzahl von Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern motiviert, sich registrieren zu lassen. Das heisst natürlich noch nicht, dass sie auch wählen gehen. Doch es heisst immerhin, dass auf den Wahlkampf das zutrifft, was der legendäre Musiker Frank Zappa einmal über Monster-Filme sagte: «Je billiger sie sind, desto besser sind sie.» Am Kommunismus wurde neben vielem anderem zu Recht bemängelt, dass die Eliten Regeln aufstellten, die für sie selber nicht galten. Aus der Sicht der weissen Unter- und Mittelschicht hat sich Amerikas politisches System in eine ähnliche

Richtung entwickelt: Die Eliten beteten ihnen die Notwendigkeit und die Vorzüge des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturwandels vor. Doch diese Vorzüge schienen nur für die Eliten selber sowie für die besonders umsorgte Klientel der Zuwanderer und der Minderheiten zu gelten. Die weisse Mehrheit hatte sich immer als der staatstragende Teil der Bevölkerung verstanden. Doch nun schien es, als wolle und könne Amerika auf sie verzichten. Also frassen sich viele zuerst zu Tode, griffen dann zu opiathaltigen Schmerzmitteln und Heroin und liefen schliesslich in Scharen zu Trump über. Denn dieser belehrte sie nicht, wie sie sich in der schönen neuen Welt zu benehmen und wie sie zu sprechen hätten. Er ist zwar keiner von ihnen und war es auch nie, offensichtlich nicht, denn schliesslich besitzt er Dollarmilliarden. Aber er redete wie sie: wütend, hemmungslos, direkt und manchmal, aus langer Demütigung heraus, auch mit Vorsatz verletzend. Das war es, was sie meinten, wenn sie sagten: «Er sagt es, wie es ist.» Wie

auch

immer

die

Präsidentenwahl

2016

ausgehen wird: In ihr manifestiert sich das Aufbäumen dieser Bevölkerungsgruppe, die sich in ihrem Innersten bedroht und übergangen fühlt. Weisse Männer und Frauen, meist ohne höhere Bildung, haben Trumps cleveren Sirenengesang gehört und wie ein riesiger Resonanzraum millionenfach verstärkt. Ihnen ist in den letzten 20, 30 Jahren nicht nur der Boden einer sicheren wirtschaftlichen Existenz entzogen worden, sondern – und das ist schlimmer – die Perspektive auf eine bessere Zukunft. Die Demokratie hat sich auch in den USA mit Wahlen eine Kontrollinstanz geschaffen, die im Kern von den politischen Machthabern verlangt, ihre Absichten und Leistungen in regelmässigen Abständen vom Volk beurteilen zu lassen. Nicht andere Eliten und nicht Adelsfamilien oder ausländische Königshäuser entscheiden über Bestand oder Veränderung an der Staatsspitze, sondern das Volk: «We the People», heisst es darum gleich am Anfang der amerikanischen Verfassung. Es liegt in der Verantwortung derer, die sich zur Wahl stellen, dass sie die Sorgen und Nöte, die Aspirationen und Visionen jener, deren

Stimme sie suchen, kennen und aufnehmen. Weder das republikanische noch das demokratische Establishment haben sich in den vergangenen Jahrzehnten um das Schicksal der weissen Unter- und Mittelschicht gekümmert. Sie waren vielmehr damit beschäftigt, die Nachfolge an der Macht untereinander zu regeln. Darum vermochte der Pirat Trump das republikanische Schiff zu kapern. Die Demokraten hatten bereits seit langem ausgemacht, dass die Präsidentschaft nun an Hillary Clinton gehen müsse, nachdem sie als erste Frau vor acht Jahren noch dem ersten Afroamerikaner Platz hatte machen müssen. Wenn das nicht schon lange vorgespurt gewesen wäre, hätte Bernie Sanders bei ihnen wohl das gleiche Kunststück wie Trump vollbracht. Die romantische Vorstellung der Demokratie ist, dass sich mündige Staatsbürgerinnen und Staatsbürger über die anstehenden Geschäfte oder Probleme beugen, danach in der Palette von Kandidaten jene heraussuchen, die ihre Meinung am ehesten reflektieren, und schliesslich ihre Stimme für diese einlegen. Ein stark beachtetes

Buch von zwei Politikwissenschaftern, Christopher Achen von der Princeton University und Larry Bartels von der Vanderbilt University, gibt ganz andere, ernüchternde Antworten: Stimmbürger, so lautet ihre These, wählen auf der Basis ihrer ökonomischen Befindlichkeit und ihrer Stimmungslage – also unter dem Aspekt, ob es mit ihnen und ihrer Umgebung aufwärtsgeht oder nicht. Zudem fühlen sie sich zu jener Partei hingezogen, die so aussieht wie sie selber und ihr Freundeskreis, und halten ihr meist die Treue. Wer sich eine Vorstellung davon machen will, wie es um die Stimmungslage in der weissen Unterund Mittelschicht steht, braucht nur die Statistiken zu den Überdosen von opiathaltigen Schmerzmitteln oder verwandten Cocktails anzuschauen – oder das Bild jener Eltern in Ohio, die im Auto wegen einer Überdosis das Bewusstsein verloren, während ihr Sohn im Kindersitz auf dem Rücksitz sass. Dafür, dass Trump es so weit gebracht hat und allenfalls gar ins Weisse Haus einziehen wird, tragen auch all jene Politiker Verantwortung, die in den vergangenen 20 Jahren so taten, als herrsche «business as usual»

– oder als sei der Kulturkampf um Abtreibung und Schwulenehe das Wichtigste auf der Welt. 2016-11-05 05:30 Peter Winkler www.nzz.ch

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Die Credit Suisse und ihre Berater: Ein unsichtbares Arbeitsheer

Die Zeiten sind schwierig, die Banken müssen sparen. Die Credit Suisse (CS) hat anlässlich der Präsentation ihres jüngsten Quartalsberichts bekanntgegeben, dass sie per Anfang November

5400 Vollzeitstellen gestrichen hat und damit das für das Gesamtjahr anvisierte Abbauziel von 6000 Arbeitsplätzen in Reichweite gerückt ist. Ein Blick auf die Entwicklung des Mitarbeiterbestandes vermittelt ein anderes Bild. Seit Jahr und Tag schwankt die Zahl der Mitarbeiter zwischen 45'070 und 48'210 Einheiten. Hält man sich an die von der Bank publizierten Zahlen, sind seit Jahresbeginn nur gerade 520 Stellen gekürzt worden – und nicht 5400. Wie ist diese grosse Differenz zu erklären? In Tat und Wahrheit arbeiten rund 70'000 Personen für die Bank, wobei rund 22'000 davon nicht in einem festen Anstellungsverhältnis stehen. Als externe Berater (Consultants) oder als temporär über Personalvermittlungsfirmen ins Haus geholte Mitarbeiter (Contractors) unterstützen sie die Bank in den unterschiedlichsten Geschäftsbereichen, namentlich in den rückwärtigen Bereichen (IT, Operations). Dieses Heer externer Arbeitskräfte taucht weder in den Personalzahlen auf, noch schlägt sich seine Bezahlung im Personalaufwand nieder, weil Honorare und Vergütungen dem

Sachaufwand belastet werden. Darum bietet sich der Zugriff auf externe Mitarbeiter gerade bei Einstellungsstopps, Personalplafonierungen oder regulatorisch bedingten Um- und Aufbauprojekten an. Er ermöglicht es findigen Managern, zusätzliche Ressourcen anzuzapfen, ohne ihre Personalbudgets aufzublähen. Und man kann sich auch rasch wieder von externen Arbeitskräften trennen, wenn der Bedarf nicht mehr gegeben ist. Die CS hat nun das Messer bei diesem über die Jahre hinweg gewachsenen Heer externer Mitarbeiter angesetzt. Von den 5400 im bisherigen Jahresverlauf gestrichenen Stellen entfallen 3500 auf Consultants und 1300 auf Contractors – «nur» 623 festangestellte Mitarbeiter haben ihren Arbeitsplatz verloren. In geografischer Hinsicht fielen fast die Hälfte der Stellenkürzungen in der Marktregion Europa an, wo die Bank vor allem am teuren Standort London ihre personelle Präsenz reduzieren will. Gut ein weiteres Drittel der Arbeitsplätze wurde in der

Marktregion Amerika abgebaut, ein wesentlicher Teil davon in der Investment-Banking-Einheit Global Markets. Nur gerade 8% der Kürzungen betrafen das Schweizer Geschäft. Der Effekt dieser Einschnitte zeigt sich vornehmlich beim Sachaufwand. Innert Jahresfrist glitt dieser um 12% zurück. Die Personalkosten nahmen im gleichen Zeitraum um 7% zu. 2016-11-05 05:30 Ermes Gallarotti www.nzz.ch

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Amtsschimmel in Aktion: Ergebnisoffen gewiehert

Wenn ein Amt oder eine andere Stelle verspricht, etwas «zeitnah» zu erledigen: Geschieht es dann schneller als in Zeiten, da man es «bald» zu tun versprach? Und wenn die Auslieferung einer neue Software dynamisch als «Roll-out» angekündigt wird: Läuft das Produkt dann speziell reibungslos? Die Erfahrung lässt uns beide Fragen verneinen. Sosehr sich die Sprache, sei's in öffentlichen Verwaltungen oder privaten Unternehmen, auch

aufbläht: Sie macht die Arbeit weder schneller noch besser. Diese These ist mit einem weiteren Modewort belegbar. Werden Gutachten in Auftrag gegeben, kündigen manche Stellen diese heute gerne als «ergebnisoffen» an, wie die Stadtzürcher Kulturförderer einen Bericht zur Bühnenwelt. Die Wortwahl nährt erstens den bösen Verdacht, dass sonst Resultate solcher Analysen schon im Voraus festgelegt seien. Zweitens wissen wir seit jüngstem, dass jene sicher völlig ergebnisoffene Evaluation zeitnah in ziemlich verschlossenen Schubladen landete, samt wohl mässig genehmen Vorschlägen

zur Reorganisation der Theaterlandschaft. Ach, manchmal müsste man dem Amtsschimmel ergebnisoffen das Maul zubinden, damit er nicht allzu sinnentleert wiehert. Wenn Parlamentarier einander «Arsch» und noch deftigere Schimpfwörter an den Kopf werfen, wie an der jüngsten Debatte des Gemeinderats zur besagten Theaterfrage geschehen, darf das zwar gewiss auch nicht als Vorbild für die Jugend durchgehen. Aber wer flucht, sagt wenigstens eins zu eins, was er denkt, statt zu vernebeln. 2016-11-05 05:30 Urs Bühler www.nzz.ch

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«Schweizer Monat: Ein liberales Blatt will mehr Resonanz, aber ohne Radau

«Und was heisst das nun, politischer Liberalismus»? Zurück von der Rauchpause, lehnen sich die drei jungen Journalisten, Nusskerne kauend, erst einmal in den roten Ledersesseln zurück. Man merkt's, sie würden

lieber weiter über Qualitätsjournalismus in Zeiten hirnlosen Online-Geschreibsels, über die Denkfaulheit arrivierter Journalisten und das kreative Potenzial von Unternehmern und Literaten reden. Nachdem sie beschlossen hätten, das Wort «liberal» in ihren Artikeln entweder zu präzisieren oder zu vermeiden, seien diese besser geworden, grinsen sie. Wer für ein Magazin wie den 1921 gegründeten «Schweizer Monat» arbeitet, der im Ruf steht, der Gralshüter der liberalen Lehre zu sein, muss sich der Liberalismus-Frage wohl oder übel stellen – umso mehr, wenn er nun antizyklisch in die

Offensive geht. Die von Lesern, Gönnern und Stiftungen unterstützte «Autorenzeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur», wie das Monatsmagazin im Untertitel heisst, peilt mit neuem Chefredaktor, neuen Redaktoren und neuem Verlagsleiter die Verdoppelung der heute rund 2500 Abonnements und den publizistischen Durchbruch an. Man möchte endlich breit wahrgenommen werden. Der «Schweizer Monat» ist eine singuläre Erscheinung. Erstens tritt er nicht nur mit politischweltanschaulichem, sondern auch mit intellektuellem Anspruch auf, auch wenn Letzterer zuweilen durch die Personalisierung, durch die stark in den Vordergrund gerückten Köpfe und prominenten Namen, überdeckt wird. In seinem doppelten Anspruch ist der «Schweizer Monat» am ehesten noch mit der linken «Wochenzeitung» zu vergleichen; die rechtskonservative «Weltwoche» hat zwar eine Ideologie, aber kein Niveau. Internationale Vorbilder sind ihm «Brand eins» und der «Economist». Zweitens verbindet der «Schweizer Monat» reizvoll

die Gegensätze Ökonomie und Literatur, die Kunst des Rechnens mit der Kunst, die sich gewöhnlich nicht rechnet. Viermal jährlich liegt ihm der «Literarische Monat» bei, in dem vor allem deutschsprachige Schriftsteller Texte und Interventionen publizieren und Neuerscheinungen rezensieren. Schon länger bieten die «Schweizer Monatshefte», wie sie bis vor wenigen Jahren hiessen, jungen und etablierten Literaten eine Bühne für ihre Erstveröffentlichungen: Hermann Burger, Hans Boesch, Hugo Loetscher, Hermann Hesse, Adolf Muschg, Gerhard Meier, Gertrud Wilker und Heinrich Böll, um nur einige zu nennen. Frauen fanden sich lange eher selten in den Spalten. Drittens kann das Blatt auf eine beeindruckende Vergangenheit zurückblicken. In den sechziger Jahren, als es vermehrt philosophische und soziologische Reflexionen publizierte, zählte es etwa Paul de Man, Hans Blumenberg, Helmuth Plessner, Emanuel Lévinas, Karl Kerényi, Dolf Sternberger, Raymond Aron und Theodor W. Adorno zu seinen Autoren – eine grandiose Galerie.

Profilbildend für den «Monat» war und ist der politische Liberalismus, auch wenn die Anfangszeit durch einen dezidierten Antiliberalismus geprägt war. Die Zeitschrift bekämpfte in den dreissiger Jahren den Beitritt der Schweiz zum Völkerbund, der tonangebende Redaktor sympathisierte mit der Frontenbewegung und wies nicht bloss den Kommunismus, sondern auch den Liberalismus, den Individualismus und die Demokratie zurück. Die liberale Wende nahm die Zeitschrift während des Zweiten Weltkriegs. Sie profilierte sich als Stimme des Ordoliberalismus. Die Ökonomen Wilhelm Röpke oder Friedrich August von Hayek forderten einen starken, aber schlanken Staat, dessen Aufgabe die Durchsetzung des Wettbewerbs gegen Kartelle und Monopole, nicht jedoch, wie es der Keynesianismus praktizierte, die antizyklische Investition und die Umverteilung der Vermögen sei. Das Blatt näherte sich damals dem Freisinn an. Eng verbunden ist der «Schweizer Monat» seither auch mit der NZZ. In der nach dem Zweiten Weltkrieg bei Vevey gegründeten Mont Pèlerin

Society, die sich den Ordoliberalismus auf die Fahnen schrieb, trafen sich Exponenten der «Monatshefte» und der NZZ, darunter der legendäre Chefredaktor Willy Bretscher. Wilhelm Röpke schrieb fleissig für beide Titel. Und jüngst hat René Scheu, vom «Monat» kommend, den er entstaubt hatte, die Leitung des NZZ-Feuilletons angetreten. Was also bedeutet Liberalismus für die jüngste Redaktorengeneration des «Monats»? Das Leder knarrt. Liberal sein heisse für sie, die Ambivalenzen der Wirklichkeit verstehen zu wollen, sagt Olivia Kühni, Leiterin des Politik- und Wirtschaftsteils: «Die Journalistin muss genau hinschauen, statt mit Schlagworten wie Markt oder Gerechtigkeit um sich zu werfen.» Ronnie Grob meint, liberal sei man oder sei man nicht, «ob nun gesellschaftsliberal, radikalliberal oder wirtschaftsliberal». Das seien nur Ausformungen der gleichen Haltung. Michael Wiederstein, der neue Chefredaktor, fügt an, anders als der Sozialdemokrat und der Konservative stelle der Liberale die Initiative des Individuums ins Zentrum. Der Liberale wolle

verändern und reformieren, er sei optimistisch, die Sozialdemokraten und Konservativen hingegen verstünden sich bloss als Verwalter und Bewahrer. Auch wenn das Wort linksliberal nicht fällt und die Redaktoren einig gehen, dass das politische LinksRechts-Schema überholt sei: Die Definitionen sind unterschiedlich, eine Unité de doctrine ist nicht auszumachen. Dem einen ist Liberalismus eine marginalisierte politische Richtung, der Aufklärung und dem Fortschritt verpflichtet, dem anderen eher ein nonkonform-freiheitliches Lebensgefühl, dem Dritten eine intellektuelle Haltung. Die Redaktion versuche, das gesamte liberale Spektrum abzudecken, sagt Michael Wiederstein. Olivia Kühni ergänzt: Was es brauche, sei mehr «Diversität im Denken». Tatsächlich haben sich die Akzente verschoben. Turboliberale Pamphlete, die das gesellschaftliche Heil einzig in der Abschaffung des «sozialistischen» Staates sehen, sind seltener geworden, ergraute Katecheten machen unbekannten, aber interessanten Köpfen Platz. Man diskutiert: Was könnte «Liberalismus» in

Bezug auf eine globale «Personenfreizügigkeit» oder die Legalisierung aller Drogen heissen? Auf Empörungsbewirtschaftung wird verzichtet. Nicht zu übersehen ist nach wie vor eine Vorliebe für PopScience, für Promi-Wissenschafter wie Steven Pinker oder Yuval Noah Harari, die mit steilen Grossthesen, aber wenig Substanz auf sich aufmerksam machen. Wenn der «Schweizer Monat» seinen Kurs weiterverfolgt und noch mehr gescheite Analysen bringt, die nicht vorhersehbar in die Litanei über die staatliche Gängelung des mittelständischen Individuums münden, wenn er zudem bedenkt, dass man sich die vielbeschworene Freiheit auch leisten können muss, wird er weiter an Resonanz gewinnen. Dies wünschen sich die jungen Journalisten sehnlichst. Mit Blick in die neusten Ausgaben ist ihnen beizupflichten: Das Magazin wird unterschätzt. 2016-11-05 05:30 Urs Hafner www.nzz.ch

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Spätfolgen des Abhörskandals: Britisches Durcheinander beim Presserat

Ende Oktober hat in Grossbritannien erstmals ein mediales Selbstkontrollorgan gleichsam eine staatliche Lizenz erhalten. Der sogenannte Press Recognition Panel gab der Organisation Impress sein Plazet. Impress berücksichtigt demnach gewisse Grundregeln, die der britische Staat von einer angemessenen Selbstkontrolle einfordert. Das Problem ist allerdings, dass die meisten

Zeitungen und Magazine bei Impress nicht mitmachen. Sie wollen sich auf keinen Fall einer Institution unterstellen, die in irgendeiner Art einen staatlichen Hintergrund hat. Darum trat der Grossteil der Informationsanbieter der völlig privaten Organisation Ipso (Independent Press Standards Organisation) bei. So leben sie jedoch unter einem Damoklesschwert. Der Staat wollte nämlich die Medien durch ein Privileg dazu animieren bzw. erpressen, einer «lizenzierten» Selbstkontrolle beizutreten: Die Mitglieder wären geschützt vor teuren Gerichtsfällen. Wer es vorzieht, draussen zu bleiben, muss damit rechnen, die Rechtskosten eines Klägers selbst dann übernehmen zu müssen, wenn er einen Gerichtsprozess gewinnt. Das setzt die Redaktionen einem erheblichen Risiko aus. Diese Bestimmung ( Section 40 ), die indessen noch nicht in Kraft gesetzt wurde, ist eine Folge des Skandals um abgehörte Telefone von Prominenten. Die Affäre erschütterte vor fünf Jahren die britische Medienszene und führte zur Schliessung von Rupert Murdochs Boulevardblatt «News of the World». Die Politik gelangte zum Schluss, dass der

damals operierende Presserat versagt habe und dass er durch ein Organ mit schärferen Zähnen zu ersetzen sei. In einem 2000-seitigen Bericht legte der Richter Brian Leveson dar, wie das Publikum gegen die Willkür selbstherrlicher Medien besser geschützt werden könnte. Daraus entwickelte die Regierung Cameron ihr Konzept der kontrollierten Selbstkontrolle , das von den Verlegern ungnädig aufgenommen wurde. Deswegen ist nun die Selbstkontrolle in Grossbritannien zersplittert. Der «Guardian», der «Evening Standard» und die «Financial Times» machen weder bei Ipso noch bei Impress mit, sondern entwickelten eigene Beschwerdemöglichkeiten. Impress wiederum weckte Argwohn, weil sie von einem prominenten Medienopfer , dem ehemaligen Sportfunktionär Max Mosley , finanziell unterstützt wird – laut dem «Guardian» mit 3,8 Millionen Pfund. Impress gehören etwa zwei Dutzend Online-Angebote an. Die Mitgliederzahl wird kaum bedeutend wachsen, solange die Regierung die «Section 40» nicht in Kraft setzt. Wird sie es je tun? 2016-11-05 05:30 Rainer Stadler www.nzz.ch

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Jugendforschung boomt aus Angst vor der Jugend

«Die flüchtige Jugend gleitet heimlich dahin und täuscht uns.» Der römische Stardichter Ovid war einer der Ersten, die die Relativierung der ewigen Klage über «die heutige Jugend» für die Nachwelt schriftlich festhielten. Zahlreicher waren andere alte Denker, die den Kanon festigten, wonach die Heranwachsenden «immer schlimmer» würden. Aristoteles etwa meinte, «die heutige Jugend» sei «unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich

anzusehen». Ovid hatte erkannt, dass der Jugend etwas Flüchtiges und (Un-)Heimliches innewohnt, das Aussenstehende nicht verstehen müssen – weil sie es nicht verstehen können. Jugend ist ein biografischer Ausnahmezustand, ein Lebensabschnitt, in dem nichts mehr so ist, wie es war, und nichts so bleibt, wie es ist. Biologisch könnte man die Hormonumstellung ins Feld führen, die aus niedlichen Kindern über Nacht pubertierende Nervensägen macht. Attestierten die grossen Philosophen der Jugend «schlechte Manieren», steckt vielleicht eine simple körperliche Not dahinter. Zum Beispiel schlafen Jugendliche lange aus, nicht weil sie damit Eltern und Lehrer ärgern wollten, sondern weil ihr aufschiessender Körper mehr Schlaf fordert. Ihr Biorhythmus verschiebt sich, so dass sie vor 23 Uhr kaum richtig schlafen können, dafür morgens bis 9 Uhr noch nicht ansprechbar sind. Fachleute erwägen inzwischen, den morgendlichen Schulstart ab Oberstufe generell um eine Stunde nach hinten zu verschieben.

Das wäre ein kleines Zückerchen an die Jugend, die durch so vieles hindurchmuss. Von Akne bis Berufswahl, von Facebook bis Ferienjob, von Selbstfindung bis Verhütung. Das alles müsste Platz haben, ohne dass Erwachsene ständig maulen: «Du bist unmöglich!» Ein Jugendlicher ist tatsächlich unmöglich. Heute so, morgen anders; Stimmungen und Ansichten schwanken wie Korn im Wind. Denn ein jugendlicher Mensch ist tatsächlich unmöglich. Heute so, morgen anders; Stimmungen und Ansichten schwanken wie Korn im Wind. Und beginnt sich eine Haltung doch zu verfestigen, ist es garantiert jene, die im Umfeld auf grösste Ablehnung stösst: Der Sohn des Prokuristen wird Punksänger, die Tochter der Chirurgin Zirkusartistin. So haben sich die Erwachsenen die Jugend gerade ihres Nachwuchses aber nicht vorgestellt. Um derartige Abstecher ins Unberechenbare zu verhindern (was illusorisch ist) oder zumindest abzumildern, betreiben wir mit grossem Aufwand

Jugendforschung. Die Pisa-Studien erhellen den Bildungsstand Heranwachsender, Panel-Studien wie «Competence and Context» (Cocon) deren Lebenswelt, diverse Surveys stecken Forschungsfelder ab wie «Familie – Schule – Beruf» (Fase B) oder «Transitionen von der Erstausbildung ins Erwerbsleben» (Tree). Es gibt das «Jugendbarometer» der Credit Suisse, die Shell-Jugendstudie aus Deutschland, den «Swiss Multicenter Adolescent Survey on Health» (Smash) aus allen Landesteilen; und so weiter und so fort. Das langlebigste Instrument, um die Schweizer Jugend fassbarer zu machen, sind aber die einstigen Pädagogischen Rekrutenprüfungen (PRP), die heute ch-x heissen und soeben zur «ersten nationalen Langzeitstudie» ausgeweitet wurden. Dieses neue Monitoring heisst Yass (Young Adult Survey Switzerland) und versteht sich als «Instrument zur Dauerbeobachtung der Lebensverhältnisse und Orientierungen» junger Menschen. Die Daten werden alle vier Jahre erhoben und miteinander verglichen; sie bieten reichlich Stoff für weiterführende Einzelstudien.

All diese Studien sind wertvoll und gut gemeint, haben aber zwei wesentliche Defizite. Erstens gibt es «die» Jugend nicht, sie ist ein extrem heterogener Haufen, der sich ständig wandelt. Schon nur, weil die Kindheit immer kürzer wird, da die Pubertät immer früher einsetzt. Umgekehrt dauert die Schulzeit immer länger, weil das lebenslange Lernen längst zum Standard – wenigstens zum Ideal – geworden ist. So kann «die» Jugend heute – je nach Milieu, körperlicher Entwicklung und Lebensentwurf – vom 12. Geburtstag bis Mitte dreissig dauern. Zweiter Einwand: Es ist gerade ein Hauptmerkmal der Adoleszenten, dass sie sich per se «aussergewöhnlich» verhalten und der Vereinnahmung durch die Erwachsenenwelt umso stärker widersetzen, je mehr man sie zu erfassen versucht. Dafür gibt es viele Beispiele. Über Facebook erreicht man die Jungen kaum noch, seit die Eltern und selbst Oma und Opa auch einen Account haben. Längst sind die jüngsten Follower auf neue Kanäle wie Instagram oder Snapchat ausgewichen, wo sie noch unter sich sind. Fortsetzung folgt. Die Kapuzenjacke des Hip-

Hoppers ist auch kein Abgrenzungssymbol mehr, seit der Lehrlingsausbildner und die Jugendarbeiterin ebenfalls eine tragen. Lassen wir die Jugend sein als ein in die Länge gezogener Polterabend, bevor der Ernst des Lebens einsetzt. Auch die Auseinandersetzungen um Jugendzentren zeigen vor allem eines: Freiräume für Jugendliche funktionieren nur, wenn das Zielpublikum diese Räume tatsächlich frei wählen und weitgehend autonom verwalten kann. Von Erwachsenen gemachte und geführte Freiräume sind ein Widerspruch in sich und zum Scheitern verurteilt. Die Erkenntnis, dass wir den Kern der Jugend nie wirklich verstehen können, sollte uns letztlich gelassener machen. Was man nicht begreift, braucht man weder zu kritisieren noch zu verändern. Lassen wir die Jugend sein als ein in die Länge gezogener Polterabend, bevor der Ernst des Lebens einsetzt. Und zum Trost noch dies: Eine Reihe von Studien, die sich des Objekts der

Senioren annehmen, zeigen auf, dass mit dem Austritt aus dem Erwerbsleben die Einstellungen wieder lockerer, sprich: jugendlicher werden. . . 2016-11-05 05:30 Beat Grossrieder www.nzz.ch

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Zürcher Hochschulgebiet: Ein Campus für die Zukunft

Manchmal liegt die Botschaft in der Form, wie sie vorgetragen wird. Etwa wenn drei Mitglieder des Regierungsrats, zwei Stadträte und die Spitzen von Universität, ETH und Unispital (USZ) gemeinsam

vor die Medien treten. Das manifestiert den Stellenwert, den die Entwicklung des Hochschulgebiets Zentrum für Zürichs Zukunft geniesst, und dass die Beteiligten sich einig sind. Anlass des Auftritts vom Freitag war das Ja der kantonsrätlichen Kommission für Planung und Bau (KPB) zur Richtplanvorlage vom Mittwoch. Die langen Beratungen haben zwar nicht den planerischen Elan der beteiligten Ämter und Institutionen gebremst, aber die Möglichkeit, sich mitzuteilen. So unterstrichen alle Redner, wie wichtig das Vorhaben für den Forschungsplatz und Wirtschaftsraum Zürich sei und wie entscheidend, dass die Institutionen in Fussdistanz zueinander blieben. In der Sache war das meiste spätestens seit dem KPB-Entscheid bekannt. So wurde der Raumbedarf um über 10 Prozent auf 315 000 Quadratmeter reduziert. Das erlaubt es, die maximale Höhe der Gebäude um zwei bis drei Stockwerke auf 57 Meter zu senken. Betont wurde, die Kubaturen würden in der Praxis nicht ausgeschöpft, seien aber nötig, um den künftigen Architekten Spielraum zu geben. Vor

allem das USZ verkleinerte den «Fussabdruck», so Spitalratspräsident Martin Waser. Er lagert Nebenbetriebe aus; die Kantonsapotheke nach Schlieren, die ambulante Versorgung in den Circle an den Flughafen. Das kommt auch dem Denkmalschutz zugute. Anders als bis anhin vorgesehen bleibt der historische Bau der Anatomie am Spitalpark erhalten. Er soll zu einem Begegnungszentrum werden. An den Gelenkbau von Haefeli-MoserSteiger legen Kanton und Stadt nicht Hand an, auch wenn die KPB das «in Erwägung» ziehen will. Laut Baudirektor Markus Kägi ist der Ausbau des USZ mit dem Bau möglich, weshalb seine Entlassung aus dem Inventar der Schutzobjekte unrealistisch ist. Stadtrat André Odermatt meinte zur Alternative, das Spital entlang der Rämistrasse neu zu bauen , es diene der Bevölkerung mehr, den schützenswerten Spitalpark zu erhalten, als einen neuen Garten hinter einem Riegel anzulegen. Er betonte, man lege grossen Wert darauf, dass ein lebendiges und durchlässiges Quartier entstehe. Zu diesem Zweck

wird demnächst ein Studienauftrag Stadtraumkonzept vergeben.

für

ein

Entspannt haben sich die Erwartungen zum Mehrverkehr. Im Masterplan von 2014 rechnete man bis 2030 mit 45 Prozent Zunahme, jetzt noch mit 16 Prozent. Laut Stadtrat Filippo Leutenegger lässt sie sich mittelfristig mit einer Verdichtung des Tramverkehrs und Verbesserungen für den Fussund Veloverkehr auffangen. Später sollen «Aufstiegshilfen» wie Rolltreppen ab Central und Stadelhofen dazukommen. Zwei Kennzahlen zeigen die Dimension des Vorhabens: Die Gesamtkosten werden auf 4,5 Milliarden Franken geschätzt, der Zeithorizont reicht bis 2045. Zunächst entscheidet der Kantonsrat über den Richtplaneintrag. Mitte 2017 liegen die Gestaltungspläne und das Stadtraumkonzept vor. In diesem Jahrzehnt starten jeweils mit einem Architekturwettbewerb 3 von insgesamt 6 Projektierungen: Zuerst für den USZNeubau im Kernareal Ost an der Gloriastrasse, etwas später dann für einen Neubau der Universität auf dem Gebiet Wässerwies und für die

medizinische Gloriarank.

Forschung

im

sogenannten

2016-11-05 05:30 Stefan Hotz www.nzz.ch

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Gehältervergleich bei Notenbankpräsidenten: Krösus Jordan, Kirchenmaus Yellen

Die NZZ wollte wissen, wie stark sich die Gehälter der Notenbankpräsidenten in der Euro-Zone sowie von vier weiteren führenden Zentralbanken unterscheiden, und hat bei der Sammlung der

Daten ihr Korrespondenten-Netzwerk ausgenutzt. Erstaunliches Ergebnis: Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) , war im Jahr 2015 mit einem Gehalt von umgerechnet gut 1 Mio. € (1,153 Mio. Fr.) der Spitzenverdiener unter den Präsidenten der analysierten Notenbanken. Die Entschädigung der Direktoriumsmitglieder wird vom Bankrat der SNB festgelegt. Eine historisch entstandene Schweizerische Besonderheit ist zudem, dass die drei Mitglieder des Direktoriums – Thomas Jordan, Fritz Zurbrügg und Andréa M. Maechler – die gleiche Summe verdienen (906 500 Fr. plus individuelle Arbeitgeberbeiträge, Pensionspläne und AHV). Damit erhielten die drei SNB-Direktoren zusammen deutlich mehr Geld als die sechs Direktoriumsmitglieder der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt. Kapp hinter Jordan rangiert Mark Carney. Der kanadische Chef der Bank of England erhielt umgerechnet rund 975 000 €. Anfang des Jahres, vor dem Niedergang des Pfunds im Zusammenhang mit dem Brexit-Votum, wäre Carney mit umgerechnet fast 1,2 Mio. € noch der

Top-Verdiener unter den Zentralbankern gewesen. Die Nummer drei Jan Smets, Gouverneur der Nationale Bank van België, kommt als bestbezahlter Notenbanker der Euro-Zone mit knapp 480 000 € nur auf die Hälfte des Betrages der beiden Erstgenannten. Weltweit gibt es wohl noch mehr Spitzenverdiener unter den Gouverneuren der Notenbanken. So verdiente der Hongkonger Zentralbankchef im Jahr 2015 umgerechnet 1,2 Mio. €. Gegen die Krösusse Jordan und Carney wirkt die Chefin der amerikanischen Notenbank Federal Reserve, Janet Yellen, mit ihren umgerechnet 180 000 € Lohn wie eine Kirchenmaus. Zu den sehr gut verdienenden Notenbankpräsidenten zählen auch Ignazio Visco (Banca d'Italia), Jens Weidmann (Deutsche Bundesbank) und Klaas Knot (De Nederlandsche Bank), die Gehälter von rund 450 000 €, 440 000 € und 420 000 € beziehen. Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) und wichtigster «Währungshüter» der Euro-Zone, erreicht hingegen lediglich ein Gehalt von knapp 390 000 €. Allerdings stellt ihm die EZB noch einen

Amtssitz in Frankfurt, und er hat ein Anrecht auf einige Zusatzleistungen wie etwa eine Haushaltshilfe. Noch tiefer ist der Lohn des Gouverneurs der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, der umgerechnet gut 300 000 € bekommt. Yellen, Draghi und Kuroda dürften die weltweit mächtigsten Zentralbanker sein, zumindest wird ihnen derzeit am meisten Aufmerksamkeit geschenkt. Ihr Gehalt spiegelt dies im Vergleich mit Branchenkollegen jedoch kaum. Die Analyse der NZZ ergab zahlreiche Besonderheiten. Auffällig ist etwa das bereits erwähnte sehr tiefe Gehalt von Janet Yellen, der Präsidentin der US-Notenbank. Sie ist die einflussreichste Zentralbankerin der Welt, denn die Federal Reserve beeinflusst mit ihrer Geldpolitik die Notenbanken auf dem gesamten Globus. Sie befindet sich in der Lohnstufe «Executive Level 1», ebenso wie die Mitglieder des Kabinetts. Entsprechend verdient sie genauso viel wie Finanzminister Jacob Lew. Finanziell deutlich besser stehen hingegen die Präsidenten der regionalen Notenbanken im System der Federal Reserve, die allesamt deutlich mehr Geld erhalten.

Hier war im Jahr 2015 William Dudley von der New Yorker Fed der Spitzenverdiener mit einem Gehalt von umgerechnet 426 000 €. Am wenigsten erhielt der Präsident der Fed von Kansas City mit 316 000 €. In Österreich wiederum unterliegen die Gehälter des Direktoriums dem sogenannten Bezügebegrenzungsgesetz, wobei die Entschädigung von Gouverneur Ewald Nowotny durch die Lohnhöhe des österreichischen Bundeskanzlers begrenzt ist. Nowotny verdiente im letzten Jahr rund 300 000 €. Der niederländische Zentralbankpräsident Klaas Knot, der ohnehin zu den am besten verdienenden seiner Art gehört, hat von seinem Arbeitgeber zudem noch einen Hypothekenkredit über gut 820 000 € zu Mitarbeiterkonditionen erhalten. Und in Deutschland verdient die Vizepräsidentin mit knapp 350 000 € mehr als die meisten Notenbankchefs anderer Länder. Es versteht sich fast von selbst, dass manche Zentralbankpräsidenten vom Arbeitgeber noch einen Dienstwagen gestellt bekommen.

Am unteren Ende der Gehaltsskala liegen die Präsidenten der Zentralbanken von Litauen (83 000 €) sowie Malta und Griechenland (jeweils rund 91 000 €). Dabei ist aber zu beachten, dass sich sowohl das Preisniveau als auch die Kaufkraft des Euro in den betrachteten Ländern zum Teil stark unterscheidet. So verdienen die Präsidenten von Litauen, Malta und Griechenland zwar am wenigsten, leben aber auch in Ländern mit einem vergleichsweise sehr tiefen Preisniveau. Insofern sind die absoluten Zahlen der Untersuchung mit etwas Vorsicht zu geniessen, denn sie sind nicht kaufkraftbereinigt. Bei den Ländern ausserhalb der Euro-Zone beeinflusst zudem der derzeitige Wechselkurs den Vergleich, wie das eingangs erwähnte Gehalt von Mark Carney (Bank of England) zeigt. Ein Geheimnis um die Lohnsumme des Gouverneurs machen allein die Franzosen. Das Gehalt ist gesetzlich reguliert und liegt auf demselben Niveau wie jenes des Vizepräsidenten des Conseil d'Etat (oberstes Verwaltungsgericht und Beratungsgremium der Regierung in Rechtsfragen) – und wird angeblich deshalb nicht

veröffentlicht. Laut Schätzungen von Kennern lag der Lohn von Christian Noyer, dem Vorgänger des amtierenden Präsidenten François Villeroy de Galhau, etwa in Höhe des Durchschnitts der Notenbankpräsidenten der Euro-Zone. Dieser betrug im Jahr 2015 rund 250 000 €. 2016-11-05 05:30 Michael Rasch www.nzz.ch

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Digitales Bezahlen: Scharfer Konkurrenzkampf im elektronischen Zahlungsverkehr

Schweizer gelten als technikaffin, bei digitalen Trends sind sie gern an vorderster Front. Doch wenn es ums Bezahlen geht, sind sie konservativ. An der Kasse wird hierzulande noch zu rund 60 Prozent mit Bargeld bezahlt, während in Nordeuropa Plastic-Karten und das Smartphone Noten und Kleingeld bereits ins Abseits gedrängt haben. Nun entwickelt sich aber auch in der Schweiz Dynamik dank mehreren mobilen Bezahllösungen: Seit dem Sommer ist Apple Pay in

der Schweiz aktiv, Swatch hat die Bezahluhr Bellamy lanciert, und bereits Ende März haben sich die beiden nationalen Payment-Konkurrenten Twint und Paymit zusammengeschlossen. Mit einer fusionierten Lösung unter dem Brand Twint wollen sie gegen die Konkurrenz antreten. Der frühe Start von Apple Pay in der Schweiz hat die lokalen Akteure auf dem falschen Fuss erwischt. Die Schweizer Banken wollten ursprünglich im Herbst mit der neuen Payment-App an den Start. Mit Rücksicht auf den Handel, der sich gegen die Einführung im Vorweihnachtsgeschäft wehrte, hat Twint den Neustart nun auf Januar

verlegt. «Neuer Schweizer Standard im Mobile Payment» nennt sich Twint selbstbewusst, die Allianz im Rücken ist mächtig: Im Aktionariat sind die sechs grössten Banken (UBS, CS, Postfinance, Raiffeisen, Zürcher und Waadtländer Kantonalbank) sowie der Finanzdienstleister Six. Weitere Banken unterstützen Twint, mit im Boot sind auch die Grossverteiler Migros und Coop sowie Swisscom als technischer Partner. Allen mobilen Lösungen gemeinsam ist der Komfort, den Einkauf durch schnelles, kontaktloses Bezahlen zu vereinfachen. Das ist aber schon die einzige Gemeinsamkeit, denn die PaymentSysteme gehen technisch verschiedene Wege und differenzieren sich im Leistungsumfang. Bei Apple Pay wie bei der Swatch Bellamy erfolgt die Abbuchung des Betrages über den Nahfeldfunk NFC, bei dem das Gerät dicht an das Zahlterminal gehalten wird. Bekannt ist die Technik von den Kreditkarten mit Chip, die Einkäufe kontaktlos und laut Anbietern sekundenschnell abwickeln. Bei Einkäufen über 40 Franken ist der Vorteil aber dahin, da der Kunde wie bei der Debitkarte den PIN-Code eingeben muss. Dasselbe gilt für die

Bellamy. Keine Einschränkung gibt es bei Einkäufen mit dem iPhone, da der Kauf über die biometrische TouchID autorisiert wird. Bei der Apple Watch reicht ein Doppelklick auf die Seitentaste. Kontaktlos zahlen per NFC kann man laut Visa bereits an 100 000 Kassen in der Schweiz, weltweit sind es über 36 Millionen. Davon kann Twint nur träumen. Die Schweizer Lösung will im Januar an 10 000 Kassen präsent sein, jede weitere Zahlstelle erfordert eine Investition. Twint setzt nämlich auf Bluetooth statt NFC, was ein spezielles Bluetooth-Terminal voraussetzt. Der Grund für die Wahl dieser Technik ist der Konkurrent Apple. Die Amerikaner nutzen die NFC-Funktion des iPhone ausschliesslich für Apple Pay und verwehren Dritten in einem wettbewerbsrechtlich fragwürdigen Vorgehen die Nutzung der NFC-Schnittstelle. Das von Swisscom 2014 initiierte Payment-System Tapit scheiterte nicht zuletzt daran, dass es auf NFC setzte und iPhones ausschloss. Dies erwies sich für den Schweizer Markt, wo Apples Handy etwas mehr als

50 Prozent Marktanteil hat, als Hypothek. Während der Kunde bei Apple Pay nur die Kreditkartenrechnung zu begleichen hat, muss er bei Twint aktiv Geld in die App laden, was in wenigen Klicks erledigt ist. Apple Pay, das in den USA bereits 2014 mit mässigem Erfolg gestartet ist, hat andere Handicaps. Es setzt ein neueres iPad und iPhones voraus, Android-Handys bleiben unberücksichtigt. Zudem unterstützen nur wenige Kreditkartenherausgeber Apple Pay. Zurzeit sind dies die Tessiner Cornèr Bank, Swiss Bankers und Bonuscard.ch. Nutzer von Apple Pay können ausserdem nicht in Online-Shops bezahlen. Bei Twint ist dies möglich, Webshops wie Digitec und Brack.ch bieten die Option bereits an. Die Schweizer Bankenlösung punktet ausserdem mit der Option, Geld direkt an Freunde zu überweisen. Hoffnung setzt Twint auch auf den Mehrwert durch die Kooperation mit dem Handel. Twint ersetzt nicht nur das Bargeld, es ist ein digitales Portemonnaie, das Kundenkarten, Coupons und Rabatte in die App integriert und beim Kauf automatisch berücksichtigt.

Mit der Uhr bezahlen, ohne eine Karte oder das Handy zu zücken, ist ein verlockendes Konzept. Swatch hat es mit dem Modell Bellamy realisiert, einer Plasticuhr mit NFC-Chip. Die Herstellerin Mondaine bietet gleich eine ganze Uhrenkollektion an, bei der der Chip nicht im Gehäuse, sondern im Armband steckt. Im Vergleich zur Apple Watch ist die Bezahlfunktion der Bellamy aber eingeschränkt. Sie arbeitet nur mit einer von der Cornèr Bank herausgegebenen Prepaid-Karte von Visa zum Nachladen. Die Abfrage des Kontostandes ist umständlich und erfordert eine SMS, einen Telefonanruf oder das Einloggen auf dem Webkonto. Noch störender ist der Umstand, dass die Bezahlfunktion der Bellamy ein Verfalldatum hat: Nach drei Jahren wird diese laut Swatch aus Sicherheitsgründen stillgelegt und kann nicht reaktiviert werden. Während die Uhren made in Switzerland eher ein Nischendasein fristen dürften, wird sich der Wettbewerb vor allem zwischen Twint und den ausländischen Anbietern entscheiden. Neben Apple ist auch mit Samsung Pay zu rechnen, laut Medienberichten sollen die Südkoreaner

demnächst in der Schweiz starten. Deren GalaxyHandys sind hier stark verbreitet und ebenfalls mit biometrischer Identifikation ausgerüstet. Weniger konkret sind Googles Expansionspläne für Android Pay. Twint wird jedenfalls 2017 mit voller Kraft durchstarten müssen, um mit einem leistungsfähigen Paket und dem Vertrauensbonus, den Schweizer Finanzdienstleister geniessen, gegen die globalen Player bestehen zu können. 2016-11-05 05:30 Claude Settele www.nzz.ch

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Artissima Turin: Wahrnehmen und erkennen

Weissbehandschuhte Hände, die fachkundig ein unsichtbares Objekt halten, liebevoll über die Konturen gleiten und uns seine Gestalt erahnen lassen: Sie bleibt jedoch verborgen, das Geheimnis wird nicht gelüftet. In ihrem Video «Semiophores» befasst sich die deutsche Künstlerin Pauline M'Barek mit dem Thema der Wahrnehmung und des Erkennens. Ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die diesjährige Ausgabe der Turiner

Messe für Gegenwartskunst, Artissima, zieht. Die Kölner Galerie Thomas Rehbein stellt die Werke von Pauline M'Barek innerhalb der Sektion «Present Future» vor. Sie ist vielversprechenden Nachwuchskünstlern gewidmet, und 20 der insgesamt 193 die Messe bespielenden Galerien sind hier, gleich eingangs der Messehalle, angesiedelt. Mit Zeichen, die die geschriebene Sprache ersetzen, befasste sich bereits in den siebziger Jahren der Schweizer Künstler Klaus Lutz, den die Galerie Rotwand aus Zürich in der Sektion der

wiederzuentdeckenden Künstler, «Back to The Future», präsentiert. Für Lutz stand schon damals fest, dass die visuelle Kommunikation an die Stelle des geschriebenen Wortes treten würde. Er schuf Leporello-Alben mit kleinformatigen Kaltnadelradierungen, die sich auf Werke des Schriftstellers Robert Walser bezogen und diese in gefalteten Sequenzen visuell wiedergeben (die Arbeiten kosten zwischen 3500 und 10 000 Euro). Die Selbstwahrnehmung des Betrachters, ihre Verzerrung im plastischen Raum, ist hingegen ein Hauptmotiv der Arbeiten des 1997 verstorbenen, schwedischen Künstlers Lars Fredrikson, der von der Pariser Galerie In Situ – Fabienne Leclerc ebenfalls auf der Plattform «Back to The Future» präsentiert wird (die Inox-Skulpturen kosten 45 000 Euro). Die 1981 geborene Künstlerin Tina Lechner hingegen zeigt in ihren poetischen Schwarz-WeissFotografien, wie der menschliche Körper die Kontrolle über seine eigenen Schöpfungen verliert. Sie stülpt ihren Modellen Skulpturen aus Papier über. Diese übermannen den menschlichen Körper, umwinden ihn und formen mit ihm eine geometrisch abstrakt anmutende, neue Welt. Die

analogen Fotografien werden am Stand des Wiener Galeristen Hubert Winter in einem Preisbereich unter 5000 Euro angeboten – wie übrigens viele Werke auf der Messe. Auch für die diesjährige Auflage hat die unermüdliche Leiterin der Messe, Sarah Cosulich, deren Mandat nun zu Ende geht, mit der Plattform «Dialog» eine weitere Sektion ins Leben gerufen. Am Stand der römischen The Gallery Apart entfaltet sich ein wahrlich gelungener Dialog zwischen den Werken von Oliver Ressler, Bertille Bak und Luana Perilli. Die drei Kunstschaffenden verbindet ein gesellschaftskritischer Blick. «There is no flag large enough to cover the shame of killing innocent people», zitiert etwa der politisch engagierte Österreicher Ressler den amerikanischen Aktivisten Howard Zinn, der sich 1986 damit auf die Bombardierung von Tripolis bezog. Das Zitat prangt nun auf einer gigantischen Flagge, die sich über das italienische Parlament legt – die Lightbox wird für 11 000 Euro angeboten. Es ist übrigens nicht das erste europäische Parlament,

das Ressler auf diese Weise verhängt hat, um auf Missstände in der heutigen Welt aufmerksam zu machen. (Bis 6. November) 2016-11-05 05:30 Eva Clausen www.nzz.ch

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Room-Salons in Südkorea: Heruntergedimmtes Licht und Hostessen sind passé

Dass Macht, Geld und Sex eine intime Beziehung pflegen, ist allerorts bekannt. Dass dazu diskrete Räumlichkeiten benötigt werden, ebenso. Wie

diese Beziehung jedoch konkret aussieht, kann je nach dem kulturellen Umfeld recht unterschiedlich sein. In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts etablierte sich in Südkorea ein Geschäftsmodell im Vergnügungssektor, das die Bezeichnung «RoomSalon» trug. Es florierte trotz immer wiederkehrenden Polizeirazzien gut vier Jahrzehnte lang und bildete den Hintergrund von zahlreichen Korruptionsskandalen. Nun scheint das Modell allmählich aus der Mode zu kommen. Auf einmal sind Räume mit heruntergedimmtem Licht und Hostessen passé. Der seltsam anmutende ausländische Name sollte suggerieren, dass sich hinter der Tür etwas Neues und Westliches verbirgt. Neu war da tatsächlich manches. Denn bis dahin waren Orte, die dem männlichen Vergnügen dienten und «Yojeong» genannt wurden, noch sehr traditionell geprägt. Koreanische Männer liessen sich am liebsten beim Essen und Trinken durch Musik und Tanz von Frauen unterhalten. Diese Orte befanden sich in schönen traditionellen Häusern mit Gärten, man sass auf dem Boden , und die Frauen trugen alle traditionelle Kleider. Ein solcher Besuch kostete

aber etwas. Die Room-Salons waren hingegen westlich eingerichtet mit Sofas, die Frauen hiessen nun Hostessen und trugen knappe westliche Kleider. Umsatz machte man mit Whisky, der fleissig ausgeschenkt wurde. Die Wirtschaft boomte damals, und das Geld sass locker. Room-Salons bestehen aus Separees, die mehr oder weniger luxuriös eingerichtet sind. Je attraktiver die Hostessen sind, desto besser, denn sie helfen Stammkunden zu generieren. Es wird dort hauptsächlich getrunken, und man serviert Kleinigkeiten wie Obst oder Snacks. Room-Salons, die das Luxussegment anpeilen, beschränken den Zutritt und setzten Gerüchte in die Welt, gewisse Filmstars, Sänger, Firmenchefs, Politiker oder Staatsanwälte gingen da ein und aus. Prostitution ist, obgleich gesetzlich verboten, optional und findet meist in den Zimmern der angeschlossenen Hotels statt. Besteht ein «Rundumservice», nennt man das «Full Salon». Die besondere Trink- und Esskultur in Korea bot einen guten Nährboden für das Gedeihen der Room-Salons. Viel häufiger als in Europa geht man

in Korea gemeinsam essen: mit Kollegen, Kunden und Geschäftspartnern. Firmen erachten solche Zusammenkünfte für wichtig und übernehmen grosszügig die Kosten. Da das Abendessen meist um 18 Uhr beginnt, ist man schon recht schnell wieder draussen. Denn Restaurants sind in Korea nicht Orte, wo man stundenlang sitzen bleiben kann. Viele Gäste ziehen weiter. Karaoke ist beliebt als die nächste Stufe. Oder eben auch RoomSalons, wo dann meist nur noch Männer unter sich sind. Manche begeben sich auch direkt dorthin, um sich mit jemandem zu treffen. Seit 2008 ist jedoch ein starker Rückgang im Umsatz zu verzeichnen, obgleich der Vergnügungssektor insgesamt eher gewachsen ist. Für diesen Niedergang lassen sich mehrere Gründe nennen. Der Wandel der Trinkkultur ist einer davon. Immer weniger Männer wollen exzessiv trinken , zumal hochprozentige alkoholische Getränke inzwischen als ungesund gelten. So ging der Konsum von Whisky seit 2008 kontinuierlich zurück, während der Weinmarkt kräftig wuchs. Dieser liess wiederum neue Alternativen wie schicke Weinbars und Klubs

entstehen, die junge Paare bevorzugen. Ein weiterer Grund sind die Befreiung der Sexualität und neue Konkurrenten im Feld der Prostitution wie Online-Dating. Room-Salons dienten früher als Orte, wo wohlhabende Männer diskret sexuelle Dienste kaufen konnten. Heute können sich Männer und Frauen freier begegnen und miteinander Sex haben. Käuflicher Sex wird weniger benötigt. Der dritte Grund hängt mit der neuesten technischen Errungenschaft zusammen, nämlich den Smartphones. Denn in den letzten Jahren wurden mehrere Prominente erpresst oder wegen sexueller Belästigung oder Vergewaltigung in den Room-Salons angezeigt. Fotos und aufgenommene Gespräche zirkulierten im Internet. Solche Vorkommnisse sind kaum einladend für Kunden. Ob das Ende September in Kraft getretene neue Antikorruptionsgesetz dem einst blühenden Geschäftszweig den Todesstoss versetzen wird, bleibt abzuwarten. 2016-11-05 05:30 Hoo Nam www.nzz.ch

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Vendée Globe: Die letzten Helden der Meere

Alle vier Jahre, jeweils am ersten Novembersonntag, herrscht im bretonischen Fischerort Les Sables d'Olonne der Ausnahmezustand. Bereits morgens um fünf bilden sich Autoschlangen; Tausende von Menschen strömen zu Fuss, eingepackt in Wintermäntel und Seejacken, mit Klappstühlen und Rucksäcken zum Hafen. Schliesslich säumen gegen 300 000 Zuschauer die Brücken und den Kanal, der zum Meer hinausführt. Sie alle wollen den letzten

Helden der Meere zujubeln, wenn sie im Defilee auf ihren Rennbooten den Hafen verlassen, um sich auf den Start vorzubereiten. Er fällt aus fernsehtechnischen Gründen exakt auf 13.02 Uhr. Für die Segler beginnt damit ein Martyrium, das kaum zu beschreiben ist. Völlig auf sich allein gestellt, müssen die Skipper über 45 000 Kilometer zurücklegen, vorbei an den drei gefürchteten Kaps Gute Hoffnung, Leeuwin und Horn. Sie überqueren dabei grosse Teile des Atlantiks, des Indischen Ozeans und des Pazifiks. Sie sind zahlreichen Stürmen und haushohen Wellen ausgesetzt, sie kämpfen gegen Hitze, Kälte und Feuchtigkeit. Die Nahrung ist gefriergetrocknet, der Lärm im Boot durch das Schlagen der Wellen an die Bordwand infernalisch, der Wechsel der schweren Segel anstrengend. Das alles geschieht im Rennmodus, zumindest für die Boote an der Spitze. Dazu kommt die Arbeit an den Computern für die beste Routenwahl, die Kommunikation mit der Rennleitung und das Verfassen von Online- und Videobotschaften, das tägliche Reparieren der kleineren und grösseren Schäden. Geschlafen wird

selten länger als zwei, drei Stunden am Stück, im Hinterkopf setzt sich die nagende Angst vor den möglichen Gefahren fest wie derjenigen einer Kollision mit einem schwimmenden Gegenstand oder des plötzlichen Mastbruchs. Trotz all diesen Strapazen und den strengen Qualifikationsauflagen brechen alle vier Jahre bis zu dreissig Einhandsegler zu diesem Rennen auf. Sie dürfen unterwegs keine fremde Hilfe annehmen, nur ein technischer Support des Schiffsarchitekten oder der Landcrew via Funk ist erlaubt. Für Reparaturen am Schiff dürfen sie vor Anker gehen, das Land aber nicht betreten. Der Sieger wird weniger als achtzig Tage unterwegs sein, der Letzte nach vier Monaten oder mehr wieder in Les Sables d'Olonne eintreffen. Allerdings schafft es, statistisch gesehen, nur jeder Zweite in den Ausgangshafen zurück. Von bisher 138 Startern haben nur 71 das Ziel erreicht. Trotz der zahlreichen Havarien und spektakulären Rettungsaktionen hat bisher erst ein Segler in der Vendée Globe sein Leben verloren. Das Unglück ereignete sich während der Ausgabe 1996/97. Mit

dem an zweiter Stelle liegenden Amerikaner Gerry Roufs verlor die Rennleitung plötzlich den Kontakt. In seiner letzten Botschaft sprach er davon, dass die Wellen «keine Wellen sind, sie sind so hoch wie die Alpen». Die Überreste seines Bootes wurden sechs Monate später vor der chilenischen Küste gefunden. «Da beginnt das Problem: Wer sich schlecht erholt, passt weniger auf, das öffnet die Türen für Verletzungen» Dieses Rennen ist in die Geschichte der Vendée eingegangen und führte zu einem Umdenken punkto Sicherheit. Denn nicht weniger als drei Segler kenterten damals und trieben tagelang in polaren Gewässern kieloben. Sie konnten erst nach umfangreichen Rettungsaktionen geborgen werden, was zu heftiger Kritik vor allem vonseiten der australischen Behörden führte, die massgeblich an den teuren Rettungseinsätzen beteiligt waren. Daraufhin mussten die Einrumpfboote Open 60 so gebaut werden, dass sie sich von selber wieder aufrichten können. Die Rennleitung stellt den nationalen Leitstellen zur Koordination der

Seenotrettung eine Website mit den Informationen über die Segler und deren Boote zur Verfügung. Die von den Küstenstaaten betriebenen Leitstellen werden informiert, sobald die Schiffe in ihre Zuständigkeitszonen eintauchen bzw. sie verlassen. Die Rennleitung legt in der Antarktis Zonen fest, die wegen der Gefahr von Eisbergen nicht befahren werden dürfen. Das grösste Problem für die Athleten stellt jedoch das Verletzungsrisiko dar. Der Rennarzt Jean-Yves Chauve sieht mit der Einführung der Foils (siehe Kasten) eine erhöhte Verletzungsgefahr. Mit der zunehmenden Geschwindigkeit würden die Schläge auf das Boot «brutaler», die Art der Verletzungen schlimmer. Die Boote seien extrem laut geworden, was den Schlaf und die Erholung beeinträchtige. «Da beginnt das Problem: Wer sich schlecht erholt, passt weniger auf, das öffnet die Türen für Verletzungen», sagt Chauve. Trotz all diesen Gefahren und Strapazen besteht das halbe Feld aus «Wiederholungstätern», fünf Segler sind sogar zum vierten Mal am Start. Doch nur knapp ein Drittel kann sich Chancen auf einen

Podestplatz ausrechnen, der Rest gehört in die Kategorie der Abenteurer. Sie verfügen nicht über die Ressourcen der Topsegler, deren Budget gegen 10 Millionen Euro beträgt. Mit dem kleinsten Budget steigt der Genfer Alan Roura ins Rennen. Knapp 400 000 Euro hat er mithilfe kleiner Sponsoren und einem Crowdfunding zusammengekratzt. Der mit 23 Jahren jüngste Segler in der Geschichte der Vendée Globe hat fast die ganze Zeit seines Lebens auf dem Meer verbracht. Mit seinen Eltern und zwei Geschwistern lebte er fünfzehn Jahre auf diversen Schiffen. Seit drei Jahren bestreitet er Offshore-Rennen und will nun mit der Vendée Globe sein Gesellenstück abliefern. Er macht das mit der Open 60 seines Vorbildes Bernard Stamm, der mit diesem Eigenbau im Jahr 2000 seine erste Vendée bestritt. Rouras Wunsch ist es, in Les Sables d'Olonne anzukommen, wenn möglich unter hundert Tagen. Roura ist der vierte Schweizer, der an der Vendée Globe teilnimmt. Vor ihm sorgten Stamm mit drei Havarien und Dominique Wavre mit vier

Teilnahmen und drei Klassierungen (Plätze vier, fünf und sieben) für Schlagzeilen, vor allem in der Romandie. Berühmt gemacht hat die Vendée Globe indessen eine Frau: Die 1,57 Meter kleine und damals erst 24 Jahre alte Engländerin Ellen MacArthur lieferte sich während der vierten Ausgabe 2000/2001 mit dem späteren Sieger Michel Desjoyeaux einen epischen Zweikampf, den sie nur knapp verlor. Die modernen Kommunikationsmittel sind es, die den Grosserfolg der Vendée garantieren. Via Internet kann ein grosses Publikum das Bordleben der Segler verfolgen. Es ist dank den Videobotschaften bei Sturm und Wellengang dabei, es erlebt die Hochs und Tiefs der Segler, es spürt die Einsamkeit der Skipper und deren Melancholie an Weihnachten und Neujahr. Und es sieht zu, wie Stamm mit fernmündlicher Hilfe des Rennarztes eine Zahnoperation durchführt. Es kann auch jederzeit die Positionen aller Boote auf Karten verfolgen. Und es kann an einem gleichzeitig stattfindenden virtuellen Rennen teilnehmen. In Frankreich ist die Vendée Globe inzwischen eine

der bedeutendsten Sportveranstaltungen. Vor vier Jahren generierte sie 6000 sogenannte Media Impact Units und liess in dieser Beziehung die Tour de France und Roland Garros deutlich hinter sich. Vor allem die Region Vendée und damit auch das Pays de la Loire profitieren von der längsten Sportveranstaltung der Welt. In kluger Voraussicht haben die Stadt- und Regionalbehörden der Vendée, zusammen mit 32 Firmen aus der Region, 2003 die Organisation des Rennens übernommen und damit gesorgt, dass nicht ein Markenname, sondern ein geografischer Begriff in die Welt hinausgetragen wird. Für die 29 Segler wird die achte Ausgabe laut Wetterprognosen bei idealen Bedingungen beginnen. Auch der Golf von Biskaya, wo schon einige Segler Havarien erlitten, zeigt sich von der gemässigten Seite. Ein sanfter Einstieg also auf der Fahrt in die «Hölle des Südens», wie das Südpolarmeer auch genannt wird. Weil die Bewohner der zerklüfteten Küsten im Westen Frankreichs wissen, wie faszinierend und gleichzeitig gefährlich das Meer sein kann, wird jeder Segler, der in Les Sables d'Olonne ankommt,

von Tausenden von Zuschauern empfangen. Der Applaus gilt auch dem letzten Ankömmling, selbst wenn er Wochen nach dem Ersten eintrifft. 2016-11-05 05:30 Walter Rüegsegger www.nzz.ch

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Ein Traum von Kraft: Immer in Begleitung von Mr. Tom

Mr. Tom, so nennen wir einen Mann aus vordigitaler Zeit, im besten Mannesalter also. Er hat die Sonne im Gesicht, ist kerngesund, ein knackiger Typ, der seine Qualitäten grosszügig

dem anderen einverleibt: Geisteskraft, Stärke, Halt sowie würzigen Geschmack und Duft aus Nuss, Honig, Harz und Caramel. Ohne förmliche Ehe bin ich seit Jahren immer in Begleitung von Mr. Tom. Mr. Tom kennt meine Gewohnheiten. Morgens nach dem Aufstehen bin ich nicht ansprechbar. Ein trockenes Knäckebrot, eine Thermoskanne mit Tee, und ab in den alten Ledersessel am Fenster. Keine Zeitung. Auch telefonisch bin ich nicht erreichbar. Bloss keine Berührung mit dem Tag, der früh genug mit all seinen Nöten und Forderungen und unbezahlten Rechnungen beginnt. Nur das Grün vor dem Fenster, die Vögel, meine Hausgenossen, deren Stimmen schon den morgendlichen REMSchlaf begleiten – sie helfen, eine Brücke aus der Traumwelt zu schlagen. Zeit für Notizen, Zeit der Lektüre, Zeit des Schreibens. Diese Morgenzeit, deren Dauer je nach Aufstehen, anstehender Arbeit und späteren Terminen schwankt, endet erst, wenn Mr. Tom mir durch ein freundliches Rumoren im Magen sein Erscheinen ankündigt, im Allgemeinen zwischen elf und zwölf. Sein Auftritt ist der Trost für die nun nicht mehr

aufschiebbare «Berührung mit dem Tag». Sie beginnt mit dem Wechsel vom Ledersessel zu dem roten Drehhocker-Pilz vor dem Laptop und, auf dem Wege zum Mail-Fach, der die Schlagzeilen bringt, mit der Vergewisserung, dass die Welt trotz allen Katastrophen noch besteht. Nicht auszudenken, sie wäre untergegangen, und ich allein hätte es nicht mitgekriegt! Dem folgen der Check der E-Mails, ihre Beantwortung, notwendige Telefonate et cetera. Für all dies gibt mir Mr. Tom die Kraft. Auf einem kleinen Zinnteller, der vorher das Knäckebrot, mein «Vogelfutter», trug, steht er, in braungoldene Stücke zerbrochen, neben meinem Laptop und sorgt mit seiner würzigknackigen Süsse für halbwegs gute Stimmung. Jeden Tag freue ich mich auf ihn – als lustvollen Gefährten des zweiten Frühstücks: leicht, bekömmlich und stärkend, gewissermassen Studentenfutter, jedenfalls nahrhaft-köstliches Futter für Zunge und Hirn. Wer kann das schon täglich, auch in einer guten Ehe, so haben? Was in Kinder-Schuljahren das mütterliche Leberwurstbrot mit der Gurkenscheibe war, das ich – nach schon damals waltender Frühstücksaskese – in der Pause

dann mit Heisshunger verschlang, das gibt mir heute Mr. Tom. Eine Freundin machte mich noch in Studentenzeiten mit ihm bekannt, seitdem verloren wir uns nicht mehr. . . Nein, es gab wohl eine Trennung für eine gewisse Zeit, mehr im Sinne einer Vergesslichkeit als einer Scheidung, als andere Spätfrühstücksrituale sich noch behaupteten. Knapp an meiner persönlichen digitalen Zeitenwende trafen wir uns wieder, als eine grössere Renovierung meiner Wohnung mich schon morgens auf den Plan rief. In dieser Not fiel mir Mr. Tom wieder ein. Er war sofort zur Stelle, stärkte mir Magen, Beine und Muskeln. Seither begleitet er mein digitales Dasein, respektvoll und diskret. Er weiss, ich schreibe alles erst mit der Hand – in der Zeit, die vor seinem Erscheinen und manchmal auch nach ihm liegt, dann nämlich, wenn die andere Lebensbegleiterin namens Siesta ihn ablöst. Nährt der eine, so inspiriert mich die andere, Letztere zuweilen auch zum ersten Satz. Beide spenden traumhafte Kraft. Bleibt nur die gelegentliche Diskussion, wie viel von seiner sonnigen Gegenwart mir Mr. Tom gestatten will –

ein oder eineinhalb Riegel? Meist einigen wir uns auf die Zusatzhälfte, in Stresszeiten sind es auch schon einmal zwei. Kalorien aber haben wir nie gezählt, weder er noch ich, es ist unter unserer Würde. Er stammt auch nicht aus dem Reformhaus, ist kein Bio-Ideologe – nur auf sein Verfallsdatum ist zu achten, das sich monatlich erneuert. Unter einer muffigen Bahnhofstheke zu liegen, ist selbstredend unter seinem Niveau. Auf Reisen aber, wenn alles anders ist und ich auch die Dame Siesta verabschieden muss, bleibt Mr. Tom unabhängig von allen Spätstücken, die dann früh genug zu absolvieren sind, zuverlässig an meiner Seite, das heisst in meiner Tasche. Ein Leben ohne Mr. Tom? Der mein Schreibeleben nährt und die Lebenskunst lehrt? Welche Frage! Als gäbe es eine Wahl zwischen Mausgrau und Sonnengoldenhonigbraun. 2016-11-05 05:30 Marleen Stoessel www.nzz.ch

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Entlöhnung der Notenbankchefs: Spitzenlöhne der SNB sind nur relativ spitze

Es mag auf den ersten Blick verwundern und einige empören: Thomas Jordan, der Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB), ist 2015 mit einer Gesamtvergütung von 1,15 Mio. Fr. mehr als doppelt so hoch entschädigt worden wie EZB-Präsident Mario Draghi und gut fünfmal so hoch wie die Chefin der US-Notenbank, Janet Yellen. Allerdings sind in den USA der Notenbankchef und der Finanzminister zwar relativ

schlecht bezahlt, dafür ist es üblich, dass diese nachher mit Vorträgen und Funktionen in der Privatwirtschaft ein Vielfaches verdienen. Die SNB ist auf Unabhängigkeit und Kompetenz angewiesen. Gerade in den letzten Jahren hat sich gezeigt, wie gross die Verantwortung und der Spielraum dieser schweizerischen Institution sind. Für die Entschädigung ihrer besten Köpfe sollte dabei neben dem internationalen vor allem das nationale Umfeld massgebend sein. Ein Bundesrat erhält derzeit zwar «nur» ein Bruttojahreseinkommen von 445 000 Fr., doch machen unter anderem die nicht eingerechneten Pensionsansprüche ein Bundesratsgehalt bis doppelt so viel wert. Die Chefin der Schweizerischen Post, Susanne Ruoff, hat 2015 eine Entschädigung von 984 500 Fr. erhalten, Martin Scholl, der CEO der im Kantonsbesitz befindlichen Zürcher Kantonalbank, 1,72 Mio. Fr. Erst recht an Glanz verliert die Entschädigung der Nationalbankspitze, wenn man sie mit CEOVerdiensten aus der Privatwirtschaft vergleicht. Der Chef der Helvetia-Versicherungsgruppe

beispielsweise hat für sein Wirken im letzten Jahr 1,95 Mio. Fr. erhalten, derjenige der Privatbank Julius Bär 6,16 Mio. Fr. Stimmig sollte die (durch den Bankrat letztmals 2008 gewichtig angepasste) Vergütung der SNBSpitze auch im internen Lohngefüge sein. Dieses muss es ermöglichen, Top-Spezialisten ins Haus zu holen. So kommt es, dass die SNB-Spitze zwar im internationalen Vergleich sehr gut dasteht – empörend ist das jedoch nicht. 2016-11-05 05:30 Peter A www.nzz.ch

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Keine Berührungsängste?: Papst Franziskus und die schwedischen Frauen

Er steht im Ruf, ein Reformpapst zu sein, und nach Einschätzung eines katholischen Nachrichtenportals hat er keine Berührungsängste gegenüber protestantischen Pastorinnen. Sonst hätte Papst Franziskus bei seiner jüngsten Reise, die ihn nach Schweden führte, ein kleines Problem

gehabt: Schliesslich ist mit Antje Jackelen eine Frau die Oberhirtin der hiesigen Landeskirche der Lutheraner. In einem Land wie Schweden, das sich international an vorderster Front bei Fragen der Geschlechtergleichstellung sieht, hätte man vom Papst allerdings anlässlich seines Besuchs etwas mehr erwartet, als lediglich «keine Berührungsängste» zu haben. Zur Sprache kam das Thema von Frauen im Priesteramt jedoch erst, als sich Franziskus auf der Rückreise nach Rom befand, bei einem Mediengespräch an Bord des Flugzeugs. Ob das Zusammentreffen mit

Erzbischöfin Jackelen nun Bewegung in die diesbezügliche Position der katholischen Kirche bringe, wollten die Journalisten wissen. Franziskus drückte sich um die Bekanntgabe eines eigenen Standpunkts. Er sehe am Horizont kein Abweichen von der Linie, die 1994 von Johannes Paul II. definiert worden sei, sagte er. Doch lobte er die schwedischen Frauen als «sehr stark und sehr talentiert» – um dann allerdings etwas unbeholfen zu scherzen, dass vielleicht gerade deshalb einige schwedische Männer ihre Frauen bei anderen Nationalitäten suchten. Weiss aber der Papst, dass eine dieser «starken Schwedinnen» sogar in der Krypta des Petersdoms begraben liegt? Es ist die legendäre Königin Christina, die im 17. Jahrhundert den schwedischen Thron bestieg und dann freiwillig wieder verliess, weil sie um nichts in der Welt heiraten und sich in die Abhängigkeit eines Mannes begeben wollte. Zum Grab im Petersdom verhalf ihr nicht zuletzt der Umstand, dass sie nach ihrer Abdankung den katholischen Glauben angenommen hatte – ein bedeutender

propagandistischer Erfolg für den Vatikan im Umfeld des Dreissigjährigen Kriegs. In Rom führte sie darauf ein Leben als schillernde Prominente, wohl nicht immer ganz exakt im Einklang mit der katholischen Lehre. 2016-11-05 05:00 Rudolf Hermann www.nzz.ch

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Reaktionen aus der EU: Warnsignale an Ankara

Die Verhaftungswelle in der Türkei hat massive Kritik an Präsident Erdogan ausgelöst. Die Bundesregierung warnt, der EU-Beitrittsprozess sei

gefährdet. EU-Parlamentspräsident Schulz will den Gesprächsfaden jedoch nicht abreißen lassen. Nach der Festnahme führender Oppositionspolitiker der pro-kurdischen Partei HDP in der Türkei hat die Bundesregierung die Vorgänge im NATO-Partnerland als "alarmierend" bezeichnet. Außenminister Frank-Walter Steinmeier bestellte den amtierenden türkischen Gesandten zum Gespräch ins Auswärtige Amt ein. Der SPD-Politiker sagte, die Opposition in der Türkei dürfe nicht "zum Schweigen oder gar hinter Gitter" gebracht werden. Er drohte der Türkei indirekt mit einem Abbruch der EUBeitrittsverhandlungen: "Es ist jetzt an den Verantwortlichen in der Türkei, sich darüber klar zu werden, welchen Weg ihr Land gehen will und was das bedeutet für die Beziehungen zwischen der Türkei und der Europäischen Union. " Auch Bundesjustizminister Heiko Maas verwies auf den EU-Beitrittsprozess. Dem "Donaukurier" sagte er: Die drohende Eskalation könne "fatale Folgen" für den EU-Beitrittsprozess haben.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen, sagte der "Welt": "Schrittweise, aber konsequent und nach Plan folgt auf den Putschversuch in der Türkei der Staatsputsch mit der umfassenden Verfolgung jeder Art von Opposition. " Die türkische Regierung bezeichnete die Festnahmen dagegen als "rechtskonform". Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini berief ein Treffen der EU-Botschafter in Ankara ein. In einer Erklärung von Mogherini und EUKommissar Johannes Hahn hieß es, die jüngsten Entwicklungen gefährdeten die parlamentarische Demokratie in der Türkei und verschärften die bereits sehr angespannte Situation im mehrheitlich kurdischen Südosten des Landes. Trotz der Verhaftungswelle will EUParlamentspräsident Martin Schulz den Gesprächsfaden mit Ankara nicht abreißen lassen. In einem Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim vereinbarte Schulz, dass umgehend ein Konsultationsverfahren zwischen der türkischen Regierung und dem

Europaparlament eingeleitet werden soll. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus dem Umfeld des SPD-Politikers. So rasch wie möglich sollen nun Unterhändler beider Seiten in Ankara und Brüssel miteinander reden, bevor es zu einer weiteren Eskalation im Verhältnis der EU zur Türkei komme. In diesem Format solle auch über das Schicksal einzelner verhafteter Oppositionspolitiker und Journalisten geredet werden - mit dem Ziel, diese Personen möglichst rasch freizubekommen, hieß es weiter. Bei Polizeirazzien waren in der Nacht zum Freitag zwölf HDP-Abgeordnete festgenommen worden. Die beiden Vorsitzenden der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP müssen ins Gefängnis: Ein Gericht in der Kurdenmetropole Diyarbakir verhängte im Rahmen von Terrorermittlungen Untersuchungshaft gegen die Doppelspitze aus Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. In Köln wollen heute Kurden gegen die Festnahme der kurdischen Politiker demonstrieren. Die

Demonstration wird von der Vereinigung Nav-Dem mitorganisiert. Diese wird vom Verfassungsschutz als Dachorganisation von Gruppen eingestuft, die der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK nahestehen. Die Veranstalter erwarten 10.000 bis 15.000 Teilnehmer. Die türkische Gemeinde in Deutschland wiederum warnte vor offenen Konflikten zwischen in Deutschland lebenden türkischstämmigen Bürgern. "Es droht ein innertürkischer Konflikt. Erdogan versucht mit aller Gewalt, die Situation in der Türkei zu eskalieren, was verschärfte Auswirkungen auch auf das Leben in Deutschland haben wird", sagte Gökay Sofuoglu, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde Deutschland, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Vor dem Hintergrund des massiven Vorgehens der Regierung Erdogans nach dem gescheiterten Putsch ist offenbar in diesem Jahr die Zahl der Asylanträge türkischer Staatsbürger deutlich gestiegen. Bis Ende September seien 3973 Anträge bei deutschen Behörden eingegangen, berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf

Regierungskreise in Berlin. Dies seien mehr als doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2015. 2016-11-05 03:40 tagesschau.de www.tagesschau.de

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Verdacht der Beihilfe zur Volksverhetzung: "Facebook ist kein Ort für Hass"

Facebook weist den Verdacht der Beihilfe zur Volksverhetzung zurück, wegen dem die deutsche Justiz ermittelt. Die Firma zeigt sich bemüht, Hassrede zu entfernen. Nun sollen auch Computerprogramme zum Auffinden verwendet

werden. Facebook will die Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft nicht direkt kommentieren. Man könne aber sagen, dass die "Anschuldigungen jeder Grundlage" entbehrten und dass "keine Verletzung deutschen Rechts durch Facebook oder Facebook-Mitarbeiter stattgefunden" habe, sagte eine Facebook-Sprecherin auf Anfrage des ARDStudios Los Angeles. Facebook sei kein Ort für Hass: "Hassrede, Volksverhetzung und Gewaltverherrlichung verstoßen gegen die Gemeinschaftsstandards von Facebook", so die Sprecherin. In der Vergangenheit hatte es mehrfach ähnliche Klagen gegen Facebook gegeben, die bisher aber erfolglos blieben. Auch aus der Politik war Facebook scharf kritisiert worden, etwa von Justizminister Heiko Maas. Facebook hat zugesagt, auf Hinweise schnell reagieren zu wollen und entsprechende Inhalte zu löschen. Das geschehe aber nicht immer, so der Vorwurf, und es dauere oft auch zu lang.

Das Verfahren ist oft langwierig: Bevor die Verantwortlichen bei Facebook über eine Löschung entscheiden, müssen diese erst einmal Kenntnis von einem Hass-Eintrag im Netzwerk bekommen. In der Regel geschieht das durch die Nutzer selbst, die Hinweise liefern. In Zukunft soll aber auch künstliche Intelligenz Bilder und Texte durchforsten, so Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in dieser Woche bei der Vorstellung der neuen Geschäftszahlen. "Damit können wir Inhalte verstehen und unseren Nutzern das zeigen, was für sie von Bedeutung ist. Diese künstliche Intelligenz kann uns dann auch dabei helfen, Inhalte zu erkennen, die so beleidigend oder drastisch sind, dass sie die Regeln von Facebook verletzen. Dann könnten wir solche Inhalte leichter finden und beurteilen. " Bisher kümmern sich noch Menschen darum. Auch das hat schon für Streit gesorgt. Im vergangenen Frühjahr war der Verdacht entstanden, dass ein Facebook-Redaktionsteam im US-Vorwahlkampf systematisch Meldungen für die republikanischen Kandidaten benachteiligte. Systematische

Manipulationen habe es zwar nicht gegeben, so Facebook damals, die Anzeige der Nachrichtentrends wurde aber trotzdem umgebaut. Viel Ärger gab es zuletzt, als Facebook das weltberühmte Foto eines fliehenden nackten Mädchens aus dem Vietnamkrieg unterdrückte. Facebook nahm die Löschung zurück, ebenso wie die Bilder einer Kampagne zur Bekämpfung von Brustkrebs, die zunächst als anstößig eingestuft worden waren. Dahinter stehen durchaus auch amerikanische Wahrnehmungen und Grundsätze, die sich von denen in Europa unterscheiden. Nackte Brüste gehen in Amerika gar nicht, radikale politische dagegen Ansichten schon eher. Die freie Rede ist für den Amerikaner Mark Zuckerberg ein sehr hohes Gut, betonte er etwa bei einer Fragestunde im vergangenen Jahr: "In einer idealen Welt gäbe es viel weniger Beschränkungen der Redefreiheit und jeder hätte die Mittel sich auszudrücken, zum Beispiel durch Zugang zum Internet. In der Realität gibt es aber in den meisten

Ländern Gesetze, die die Redefreiheit in der einen der anderen Weise einschränken. (…) Unsere Philosophie ist, so vielen Leuten wie möglich so viel Macht wie möglich zu geben, sich auszudrücken. " Dabei dachte Zuckerberg natürlich vor allem an Staaten mit eingeschränkter Meinungsfreiheit. In der Realität muss sich Facebook an Gesetze und Einschränkungen halten. In China oder Russland bedeutet das eben etwas anderes als in den USA oder in Deutschland. Um die deutschen Regeln einzuhalten, appelliert Facebook weiter an die Nutzer, Hassrede und Gewaltverherrlichung zu melden. Man arbeite eng zusammen mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimediadienste FSM und der Internetseite Jugendschutz.net, so die Facebook-Sprecherin im Interview mit dem ARDStudio Los Angeles. 2016-11-05 02:35 tagesschau.de www.tagesschau.de

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Wir leben mitten im Weltkrieg – und wissen nicht, wer der Feind ist

»Wir stehen vor einem schleichenden Dritten Weltkrieg«, sagte der frühere österreichische Vizekanzler Erhard Busek im Herbst vor einiger Zeit in einem Interview für das Webportal Euractiv. Tatsächlich ist die Welt heute kriegerischer denn je. Die Möglichkeit, Kriege mit »modernen Mitteln« zu führen, hat die Lust vieler Regierungen geweckt, Veränderungen mit Gewalt zu erzwingen. Der

Charakter von militärischen Konflikten hat sich nämlich dramatisch verändert. Waffensysteme werden nicht mehr von Soldaten, sondern von Computerspezialisten gesteuert. Mit technologischen Mitteln ist es heute möglich, scheinbar »sauber« zu töten. Über einen »JoyStick« – welch obszöne Bezeichnung in diesem Zusammenhang – werden Drohnen ferngesteuert und töten. Es gibt keine Kriegserklärung. Die Unterscheidung zwischen Zivilisten und Soldaten ist aufgehoben. Die Urheber der sogenannten »gezielten Tötungen« bleiben im Dunklen. Es gibt auch keine regulären Armeen mehr: Söldner kämpfen überall, politische Sekten werden in Stellvertreterkriege geschickt. Die einzigen, die noch ein Gesicht haben, sind jene, die die Folgen zu tragen haben. Die Toten bleiben uns meist verborgen – es sei denn, sie werden zu Propaganda-Zwecken noch einmal missbraucht. Kriege werden als Finanzkriege geführt: Mit einer einzigen gezielten Finanz-Spekulation kann eine ganze Volkswirtschaft in die Knie gezwungen werden. Kriege werden als Cyber-Kriege im

virtuellen Raum geführt. Ein Angriff auf die Stromversorgung kann ein ganzes Land lahmlegen. Orchestriert werden die Kriege in Propagandaschlachten, die in den Medien und im Internet toben. Die modernen Methoden zeichnen sich dadurch aus, dass Gewalt ausgeübt werden kann, ohne dass die Opfer die Täter kennen. Die modernen Methoden versetzen Kriegs-Parteien in die Lage, anonym, unerkannt oder gar in der Maskerade eines anderen aufzutreten. Kriege werden nicht mit offenem Visier geführt. Die Flüchtlinge und Migranten sind die ersten sichtbaren, stummen Zeugen der modernen Kriege. Sie führen uns vor Augen, dass der Weltfrieden eine Illusion ist. Sie erinnern uns, dass Deutschland auch von den Kriegen, von denen es auf dem Heimatboden nichts gemerkt hat, profitiert – mit Milliardengewinnen für die Rüstungsindustrie. Wir können nicht mehr wegschauen. Die »Modernität« unserer Kriege ist durch die Verschmelzung von Technologie und Industrie

möglich geworden, einem globalen Prozess, der sich seit dem Jahr 2000 vollzieht. Die erste Welle dieser Revolution waren die Anfangsjahre des Internet. Heute läuft die zweite Welle: Alle Möglichkeiten der Vernetzung, der Datenerfassung und der globalen Kommunikation wer- den miteinander verbunden. Diese Welle hat dazu geführt, dass große TechnologieUnternehmen die Weltwirtschaft zu dominieren beginnen. Die technologisch-industrielle Revolution hat eine zivile und eine militärische Komponente: In der zivilen werden neue Produkte geschaffen, die den Alltag ebenso verändern wie die Arbeit in den Unternehmen. In der militärischen Komponente werden alle Elemente kombiniert, um politische und wirtschaftliche Interessen mit Gewalt durchzusetzen. In solcherart »modernen« Kriegen werden Technologie und Industrie-Güter als Waffen eingesetzt, erprobt und weiterentwickelt. Viele der großen Technologie-Konzerne sind sowohl im zivilen Bereich als auch für die Rüstungsindustrie tätig. Der Krieg ist die Avantgarde dieser

Revolution. Die »Kollateralschäden« in Form von zivilen Opfern, Vertreibung und Zerstörung werden in Kauf genommen, um geopolitische Interessen durchzusetzen und wirtschaftliche Vorteile zu erringen. Die technologisch-industrielle Revolution verläuft global, gleichzeitig und ohne Hoheitsabzeichen. Es ist nicht mehr zu erkennen, wer der Urheber einer Aktion ist. Die Folgen jeder Aktion können überall auf der Welt auftreten. Die modernen Kriege tragen einen ganz anderen Charakter als die klassischen Kriege, die um Macht und Territorien geführt wurden. Die modernen Kriege werden virtuell geführt, als Finanzkrise, als Cyber- und Propagandaschlachten. Nicht Armeen bestimmen das Kampfgeschehen, sondern Bilder, Illusionen und artifizielle Intelligenzen. Die modernen Kriege schaffen neue Realitäten. Sie werden mit den Mitteln der technologischindustriellen Revolution geführt. Krieg war immer ein wichtiges Experimentierfeld für die Zivilgesellschaft. Kriege sind aus humanistischen

wie aus religiösen oder politischen Gründen grundsätzlich abzulehnen. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte hält fest, dass das Recht auf Leben für jeden Menschen universell gilt und durch niemanden beschnitten werden dürfe. Und doch führen die Nationen Kriege, seit die Menschheit denken kann. Joseph Schumpeter hat in seinem Buch »Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie« erklärt, wie sich mit der Modernisierung der Kriege auch die Struktur von Unternehmen und Wirtschaft der Zivilgesellschaft ändert – bis hin zum Typ des »Unternehmers«, der früher dem Typen des »Feldherren« entsprach, der selbst noch in die Schlacht zieht. Je technischer und abstrakter die Kriege, desto anonymer werden auch die Feldherren oder die Fürsten, in deren Namen die Armeen ihre Schlachten schlagen. Diese Anonymität, das Gefühl, nicht mehr zu wissen, wer Feind, wer Freund ist, prägt die technologisch-industrielle Revolution, deren zweite Welle jetzt über uns zusammenschlägt. Wegen des universalen Charakters dieser Kriege kann sich niemand der Entwicklung entziehen –

auch Deutschland nicht. Die Stärke der deutschen Wirtschaft, die politische Stabilität und der Wohlstand sind keine Garanten mehr für die Zukunft. Im Gegenteil: Vom Erfolg verwöhnt und allem Neuen eher mit Skepsis als mit Mut zum Risiko begegnend, hat Deutschland die ersten beiden Wellen der technologisch-industriellen Revolution glatt verschlafen. Das hat gravierende Folgen: Die neuen Weltkonzerne heißen nicht mehr Volkswagen oder BMW, sondern Google, Apple, Yandex, Symantec, Palantir oder Alibaba. Die jungen Giganten exportieren ihre Produkte in alle Welt. Deutschland droht eine Zukunft als Werkbank der global tätigen Technologie-Konzerne, mit einschneidenden Veränderungen für Wirtschaft und Gesellschaft. Die Schwäche Deutschlands liegt auch in dem bequem und an manchen Stellen morsch gewordenen, politischen Establishment. Die Erfolge der Untertanen haben die Regierungen träge und selbstgefällig gemacht. »Heute können wir feststellen: Deutschland geht es so gut wie lange nicht«, sagte Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung im Januar 2014. Im Herbst

2013 hatte die Kanzlerin vor der Wahl gesagt: »Ganz grundlegend neue Sozialund Wirtschaftsreformen brauchen wir nicht. « Unter Angela Merkel hat sich der Wandel Deutschlands zur »Postdemokratie« vollzogen. Dieser Begriff des Soziologen Colin Crouch bezeichnet einen Zustand, in dem die offizielle Politik nur noch als Marketing funktioniert. Die Sachfragen werden ohne Mitwirkung der Wähler in elitären Zirkeln entschieden. Was die Wähler in wichtigen politischen Fragen denken, kümmert die Politik nicht. Politik und Gesellschaft driften auseinander. Die Bruchlinien zeigen, dass die restaurativen Kräfte in Deutschland gegen den Willen der Bevölkerung operieren. Die von den Parteien dominierten politischen Entscheidungen zielen allein darauf ab, den Status quo zu erhalten. Doch die Bevölkerung braucht eine Perspektive für ihre Zukunft in den Wirren der technologischindustriellen Revolution. In einer solchen Situation kommt es sehr auf die Fähigkeit einer Regierung und auf die Aufgeschlossenheit der Eliten an. Sie

muss der Bevölkerung die Angst nehmen und einen Rahmen schaffen, in dem sich ein Land erneuern kann. Dieser Text ist ein Auszug aus dem neuen Buch von DWN-Herausgeber Michael Maier. *** DWN-Herausgeber Michael Maier beschreibt in seinem neuen Buch die modernen Kriege und ihre Folgen auf die Gesellschaft. Seine Analyse zeigt, dass die Herausforderungen der technologischindustriellen Revolution gravierend sind. Sie können von Politik und Interessenvertretern nicht gemeistert werden, sondern erfordern höchste Wachsamkeit und Kreativität eines jeden einzelnen. Ein Rezensent schreibt auf Amazon: „ Das Buch ist eine umbequeme aber notwendige Analyse unserer Lebensverhältnisse und ein Aufruf jetzt etwas daran zu ändern. “ Michael Maier: „Das Ende der Behaglichkeit. Wie die modernen Kriege Deutschland und Europa

verändern“. FinanzBuch Verlag München, 228 Seiten, 19,99€. Bestellen Sie das Buch hier direkt beim Verlag. Oder kaufen Sie es im guten deutschen Buchhandel – das Buch ist überall erhältlich. Wir unterstützen den Buchhandel ausdrücklich, er muss gefördert werden! Oder bestellen Sie das Buch bei Amazon. Mit einem Kauf unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN, damit diese Sie weiter kritisch über die Entwicklungen informieren können. *** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum GratisNewsletter hier. *** 2016-11-05 02:22 Http Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de

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CSU-Mitglieder stimmen für bundesweite Volksentscheide

Mit einer Forderung nach Volksentscheiden auf Bundesebene steuert die CSU im Bundestagswahlkampf auf einen weiteren Konflikt mit der Schwesterpartei CDU zu, berichtet Reuters. Bei einer Befragung der CSU-Mitglieder sprachen sich knapp 69 Prozent der Teilnehmer für die Einführung solcher Referenden aus, wie Generalsekretär Andreas Scheuer am Freitag auf dem Parteitag in München bekanntgab. Es beteiligten sich immerhin 52.000 der insgesamt

rund 144.000 Parteimitglieder an der Befragung – was für eine Parteibefragung keine schlechte Quote ist. Von ihnen stimmten knapp 36.000 für deutschlandweite Volksentscheide. Die CDU unter Parteichefin und Bundeskanzlerin Angela Merkel lehnt eine dafür nötige Verfassungsänderung ab *** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum GratisNewsletter hier. *** 2016-11-05 02:21 Http Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de

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Volkswagen kämpft um seine Zukunft

Die Verhandlungen im Volkswagen-Konzern über den Umbau der schwächelnden Hauptmarkte Volkswagen sind offenbar in einer kritischen

Phase. Betriebsratschef Bernd Osterloh mahnt zur Eile. Für die Mitte November anstehenden Beratungen im Aufsichtsrat über die Budgetplanung der nächsten Jahre verlangt er konkrete Zusagen für die Auslastung der Werke, Produkte und Investitionen. Diese seien für den Betriebsrat von zentraler Bedeutung. „Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn wir als Arbeitnehmer im Aufsichtsrat eine Investitionsplanung verabschieden sollen, zu der es keine Entscheidungen über konkrete Produkte und Werksbelegungen gibt“, schrieb er in der aktuellen Ausgabe der Betriebsratszeitung „Mitbestimmen“.

Betriebsrat und Management verhandeln seit einigen Monaten über einen Zukunftspakt. Mit ihm sollen bei der Sanierung der Marke VW Schritte zur Kostensenkung mit Zusagen für Investitionen verknüpft werden. Eine Einigung sollte eigentlich schon im Oktober erreicht werden, inzwischen stecken die Gespräche wegen des Streits über Einsparungen jedoch fest. Insider halten es für möglich, dass die Budgetberatungen des Aufsichtsrats am 18. Oktober deshalb verschoben werden müssen. „Das wäre nicht das erste Mal“, sagte eine Person mit Kenntnis der Gespräche. Ein anderer Eingeweihter sagte, es sei eine „offene Frage“, ob eine Einigung vor der angesetzten Aufsichtsratssitzung erreicht werde. VW wollte sich dazu nicht äußern. An diesem Freitag tagte bereits der Aufsichtsrat, um über Investitionen und den Konzernumbau zu beraten. Das Treffen diente nach Angaben von Insidern dazu, die Beratungen in zwei Wochen vorzubereiten. Beschlüsse wurden nicht erwartet. Dazu ist zuerst eine Einigung über den Zukunftspakt nötig.

Volkswagen hat mit seinen Aussagen zur Zulässigkeit von Abschalteinrichtungen bei DieselMotoren in Europa für Kopfschütteln gesorgt. Das Land Niedersachsen, das 20 Prozent an dem Autobauer hält, distanzierte sich von der Argumentation der Wolfsburger. Es sei für Ministerpräsident Stephan Weil unbestreitbar, dass die jahrelang von VW eingesetzte Software dazu geführt habe, dass auf dem Prüfstand bessere Stickoxidwerte festgestellt worden seien als tatsächlich beim Betrieb auf der Straße, erklärte eine Sprecherin der Staatskanzlei in Hannover am Freitag. „Dieses manipulative Vorgehen ist nach Auffassung des Ministerpräsidenten nicht entschuldbar, unabhängig von der Frage, ob die Software aufgrund unterschiedlicher nationaler Rechtslagen unzulässig ist oder nicht.“ In Europa seien dadurch die zulässigen Grenzwerte nicht überschritten worden, in den USA sehr wohl. Auch das Bundesverkehrsministerium ging auf Distanz: „Wir teilen die Auffassung von VW nicht“, sagte ein Sprecher. Das dem Ministerium unterstellte Kraftfahrt-Bundesamt habe festgestellt, dass VW eine illegale Abschalteinrichtung

verwende. So sei es auch im Bericht der Untersuchungskommission enthalten. Deshalb habe die Flensburger Zulassungsbehörde den verpflichtenden Rückruf von 2,4 Millionen DieselFahrzeugen des Konzerns in Deutschland angeordnet. Die Deutsche Umwelthilfe, die zu den schärfsten Kritikern von Volkswagen gehört, warf dem Konzern vorsätzliche Täuschung vor. VW versuche durch die Argumentation zur Abschalteinrichtung die Rechtsposition der betroffenen Autobesitzer zu schwächen, um Entschädigungszahlungen zu entgehen. „Wir halten das für Betrug“, sagte DUHBundesgeschäftsführer Jürgen Resch der Nachrichtenagentur Reuters. „Dass der niedersächsische Staatskonzern zudem die gesundheitlichen verheerenden Folgen des Dieselabgasgiftes NO2 bestreitet, ist eine Verhöhnung von Millionen in den Ballungsräumen unter Dieselabgasen leidenden Menschen.“ Volkswagen argumentiert dagegen, dass es derzeit keine hinreichenden Informationen über einen tatsächlichen Zusammenhang zwischen

Stickoxidkonzentrationen und gesundheitlichen Auswirkungen gebe. „Eine seriöse Ermittlung von Krankheitszahlen oder sogar Todesfällen für bestimmte Bevölkerungsgruppen ist nach unserem Kenntnisstand aus wissenschaftlicher Sicht nicht möglich.“ Der Konzern vertritt den Standpunkt, bei der beanstandeten Software in den Diesel-Motoren handele es sich um „keine unzulässige Abschalteinrichtung nach europäischem Recht“. Die Wirksamkeit der Abgasreinigungsanlage werde in diesen Fahrzeugen gerade nicht reduziert, hatte der Konzern am Donnerstag erklärt. Der Konzern bestreitet nicht, dass er eine Abschalteinrichtung eingebaut hat, hält diese aber nicht für unzulässig. Dass VW trotzdem rund acht Millionen Autos in Europa umrüstet, begründete der Konzern damit, dass man im Interesse der Kunden konstruktiv mit den Behörden zusammenarbeiten wolle. Am Freitag erhielt das Unternehmen vom KraftfahrtBundesamt die Freigabe zur Umrüstung von weiteren 2,6 Millionen manipulierten Dieselautos. Damit hat Volkswagen nun grünes Licht für die

Reparatur von europaweit 8,2 Millionen Fahrzeugen. Davon waren zuletzt gut 1,2 Millionen repariert. Volkswagen hat der EU-Kommission zugesagt bis Herbst 2017 alle in Europa vom Dieselskandal betroffenen rund 8,5 Millionen Autos umzurüsten. Laut „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR, die als erste über die Argumentation von Volkswagen zur Abschalteinrichtung berichtet hatten, wollen die Wolfsburger damit Schadenersatzzahlungen an Millionen Kunden in Deutschland und Europa entgehen. In Schriftsätzen bei Gericht argumentiere der Konzern, man habe die Vorgaben für die gesetzlich vorgeschriebenen SchadstoffMessungen erfüllt – auf dem Prüfstand, berichteten die Medien. Daher könne man nicht von einer Manipulation sprechen. VW hatte vor gut einem Jahr gegenüber den USBehörden zugegeben, Software der Motorsteuerung so manipuliert zu haben, dass Stickoxid-Grenzwerte nur auf dem Prüfstand, nicht aber im Straßenbetrieb eingehalten werden. In den USA kostet den Konzern im Dieselskandal ein

Vergleich mit Autobesitzern und den Behörden rund 15 Milliarden Euro. In Europa lehnt der Wolfsburger Konzern dagegen eine Entschädigung der Kunden ab. *** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum GratisNewsletter hier. *** 2016-11-05 02:21 Http Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de

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Immobilien: Erhöhung der Grundsteuer kommt

Der Bundesrat hat die Feststellung neuer Richtwerte für Immobilien beschlossen. Erhöhungen der Grundsteuer erscheinen die logische Folge. Nach jahrelangem Streit haben die Bundesländer die Reform der Grundsteuer auf den Weg gebracht.

Der Bundesrat verabschiedete am Freitag einen von Hessen und Niedersachsen vorgelegten Gesetzentwurf, der die Neubewertung der rund 35 Millionen Grundstücke in Deutschland vorsieht. Dadurch soll die Steuer mit einem Aufkommen von 13 Milliarden Euro im Jahr auf eine rechtsichere Basis gestellt werden. Die für die Steuerberechnung entscheidenden Daten für die Wertermittlung stammen im Westen aus dem Jahr 1964 und im Osten von 1935. Mit der Reform wollen die Länder einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zuvorkommen. Denn der für Steuersachen zuständige Bundesfinanzhof

hält die veraltete Berechnung für nicht rechtmäßig und hat das oberste Gericht eingeschaltet. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass der Wert unbebauter Grundstücke künftig nach dem Bodenrichtwert bemessen wird, der sich aus den durchschnittlichen Verkaufspreisen der Vergangenheit ergibt. Bei bebauten Grundstücken wird zusätzlich der Wert des Gebäudes ermittelt. Bei dem bisherigen dreistufigen Bewertungsverfahren soll es bleiben: Danach hängt der Steuersatz zunächst von dem – mit der Reform neu zu bestimmenden – Wert der Immobilie ab. Je nach Nutzung wird der Wert dann mit einer Messzahl multipliziert und um einen Hebesatz ergänzt, den jede Stadt unterschiedlich festsetzt. Die Taxierung aller Grundstücke soll zum 01. Januar 2022 erfolgen. *** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum GratisNewsletter hier. ***

2016-11-05 02:21 Http Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de

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Österreich warnt vor steigenden Flüchtlingszahlen

Der österreichische Außenminister Sebastian Kurz hat einen weiteren Kursschwenk der EU-Politik gefordert, weil ansonsten die Zahl der Flüchtlinge und Migranten wieder zunehmen würde. Die Schließung der Balkanroute habe die Zahl der über Griechenland kommenden Menschen zwar erheblich reduziert, sagte Kurz am Freitag auf dem

CSU-Parteitag in München. Die Politik müsse aber neben einem besseren Schutz der EUAußengrenzen endlich klar sagen: „Wer sich illegal auf den Weg nach Europa macht, der wird nicht nach Mitteleuropa durchkommen.“ Hintergrund ist die in diesem Jahr gestiegene Zahl von Menschen, die über das Mittelmeer aus Nordafrika nach Italien gekommen sind. „Solange die Rettung im Mittelmeer mit dem Ticket nach Mitteleuropa verbunden ist, werden sich mehr und mehr Menschen auf Weg machen“, warnte der Politiker der konservativen ÖVP. Die Schlepper würden deshalb weiter viel Geld verdienen. Die Zahl der Toten werde nicht sinken. Der Chefdiplomat kritisiert den Kurs der Bundesregierung seit Monaten. Kurz dankte der CSU für Unterstützung für den von ihm vorgeschlagenen härteren Kurs. Er forderte, dass konservative Parteien in der EU das Migrationsthema nicht rechten und linken Parteien überlassen dürften. In Österreich steht die Regierungspartei ÖVP unter erheblichen Druck der rechtspopulistischen FPÖ, die in der Opposition ist.

Nach der zweiten Runde der Präsidentenwahl am 04. Dezember könnte mit Norbert Hofer erstmals ein Vertreter der Rechtspopulisten Staatsoberhaupt werden. In diesem Jahr werden nach Einschätzung von Bamf-Chef Frank-Jürgen Weise deutlich weniger als 300.000 Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Voraussetzung dafür sei, dass das EUAbkommen mit der Türkei halte und Absprachen mit Griechenland und Italien zuverlässig funktionierten, sagte der Chef des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) dem MDR laut Vorabbericht vom Freitag. „Dann bleiben wir doch ein ganzes Stück unter 300.000 Menschen.“ Im vergangenen Jahr waren rund 890.000 Migranten nach Deutschland gekommen. Seit Schließung der sogenannten Balkanroute und dem EU-Flüchtlingsabkommen mit der Türkei im Frühjahr 2016 hat der Flüchtlingszustrom nach Deutschland deutlich abgenommen. Bis Ende September kamen 213.000 Flüchtlinge und Migranten nach Deutschland. Haupt-Fluchtroute ist derzeit der Seeweg von Libyen nach Italien.

In der Türkei gestrandete Flüchtlinge kommen aufgrund eines Abkommens kaum noch nach Europa. Allerdings verschlechtern sich derzeit die Beziehungen zwischen der Türkei und EU-Staaten, besonders Deutschland, wegen des türkischen Vorgehens gegen Oppositionelle und Kurden. Türkische Politiker haben mehrfach mit der Aufkündigung des Flüchtlings-Abkommens gedroht. Im Streit mit der CDU über eine Obergrenze für Zuwanderer bleibt CSU-Chef Horst Seehofer hart. „Ich werde in dieser Frage die Seele der CSU nicht verkaufen. Das wird mit mir nicht infrage kommen“, rief Seehofer auf dem CSU-Parteitag am Freitag in München den Delegierten unter starkem Applaus zu. Nur mit einer „ungefähren Größenordnung“ von maximal 200.000 Neuankömmlingen im Jahr könne deren Integration und Förderung gewährleistet werden. Zugleich müssten Fluchtursachen bekämpft werden. Dies sei human und christlich. „Ich kann euch zusagen, dass ich hier meine Grundüberzeugung nicht verkaufen werde“, sagte der bayerische Ministerpräsident.

Seehofer räumte ein, dass es zwischen CDU und CSU in der Flüchtlingspolitik keine Einigkeit gebe. „Ich kann nicht dafür garantieren, dass wir uns verständigen.“ Die Gespräche liefen aber „ganz vernünftig“. Wegen des Konflikts habe er sich mit Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel darauf geeinigt, dass beide Vorsitzende nicht wie in der Vergangenheit üblich den Parteitag der jeweiligen Schwesterpartei besuchten. Einerseits habe es keinen Sinn, den Konflikt auf offener Bühne auszutragen. Andererseits sei er „für einen unehrlichen Kompromiss, genauso wie die Kanzlerin, nicht zu haben“. *** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum GratisNewsletter hier. *** 2016-11-05 02:20 Http Deutsche deutsche-wirtschafts-nachrichten.de

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