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Bergfest ist nicht gleich Bergfest. Die Geschichte einer Hochschule hat viele. Facetten. Karl Arnold, von 1889 bis 1921

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Idea Transcript


Das Bergfest … und seine Lieder an der TiHo Hannover • Die AutorInnen waren die TeilnehmerInnen des Veterinärmedizinhistorischen Seminars im SS 2009 Anne Bartjen, Patricia Dörschel, Christian Großmann, Kerstin Hansing, Lisa Kappler, Stefan Knoop, Anita Kröger, Agnieszka Krzykawska, Martin Josef Lüttgenau, Johanna Popp, Sarah Thomas, Maximilian Witte, Julia Ziemann

• Die Gestaltung und Herausgabe dieses Beitrags übernahm Johann Schäffer

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover © Fachgebiet Geschichte, Museum und Archiv

Hannover 2009

2

Einführung Bergfest ist nicht gleich Bergfest. Die Geschichte einer Hochschule hat viele Facetten. Karl Arnold, von 1889 bis 1921 Leiter des Chemischen Instituts der TiHo Hannover, ein gebürtiger Bayer und begeisterter Alpinist, hat Bergfeste ganz anderer Art gefeiert als die Studierenden der Hochschule heute. Er trank sein Bier in 2700 Metern Höhe, bei untergehender Sonne und herrlicher Fernsicht (Abb. 1, 2). Heute ist der nach ihm benannte Platz auf dem Stammgelände der TiHo, zwischen dem chemischen und anatomischen Institut gelegen (Abb. 3, 4), jedes Sommersemester einer der Ausgangspunkte des größten studentischen Festes der Hochschule, das seit Ende der 1990er Jahre nach dem Vorbild der Leipziger Fakultät gefeiert wird.

Abb. 1: Karl Arnold (1853-1929) Abb. 2: Das Hannover Haus in Kärnten (2719 m), im Jahr 1909 miterbaut von Prof. Karl Arnold. Für seine Verdienste um die touristische Erschließung der Mallnitzer 1 Bergwelt wurde die Anhöhe links Arnoldhöhe benannt und darauf sein Mausoleum errichtet.

Abb. 3, 4: Vor der Chemie, mit Blick auf die Anatomie – einer der Aufmarschplätze des Bergfestes

1

Siehe den Beitrag „So geht´s lang … Straßen, Plätze, Wege und Tore der TiHo Hannover. Campus am Bischofsholer Damm“ unter www.vethis.de (Rubrik „Campus-Rundgänge“), hrsg. von Johann Schäffer (2007).

3 Wie in den vergangenen Jahren sollten die Teilnehmer des Veterinärmedizinhistorischen Seminars ein frei gewähltes Thema selbständig bearbeiten, von der Quellenrecherche bis zur Verschriftlichung. Ziel dieser Übung ist die praktische Umsetzung der im Proseminar erlernten Techniken des literarisch-wissenschaftlichen Arbeitens, die dann auch bei der Abfassung einer Doktorarbeit Anwendung finden.

Abb. 5, 6: Und so sieht das dann aus – Szenen vom Bergfest 2009 (Matrikel 2006)

Im Sommersemester 2009 haben sich die Teilnehmer das Thema „Bergfest an der TiHo“ vorgenommen und berichten über den Hintergrund und den turbulenten Ablauf dieser zweitägigen Veranstaltung. Einen thematischen Schwerpunkt stellen die Lieder dar. Gesungen wurde in Studentenkreisen zwar schon immer, früher jedoch in anderem Ambiente, nämlich in den Korporationen (Abb. 7, 8), denen bis 1933 beinahe alle und im Jahr 1953 immerhin noch 65 % der männlichen Studenten der TiHo angehörten. Heute hat sich das vollkommen gewandelt.2

Abb. 7: „Einladung zum Festcommers der Studirenden der Thierarzneiwissenschaft“ in Hannover, in Meinold´s Sälen, 1880. Abb. 8: Liederheft zum „Fest-Commers anlässlich der Einweihungs-Feier der [neu gebauten] Königl. Thierärztlichen Hochschule zu Hannover“ am 11. Okt. 1899. 2

Michael Schimanski (1997): Die Tierärztliche Hochschule im Nationalsozialismus. Hannover, Tierärztl. Hochschule, Diss., S. 48. – Melanie Schweizer (2002): Die Tierärztliche Hochschule Hannover in der Nachkriegszeit (1945-1963). Hannover, Tierärztl. Hochschule, Diss., S. 210.

4

Geschichte des Bergfestes Bergfest, das (ugs.): Fest, Feier nach der Hälfte einer festgelegten Zeit (die in einer bestimmten Umgebung mit anderen gemeinschaftlich verbracht wird).3 Wie der Name schon suggeriert, war das Bergfest ursprünglich eine Veranstaltung der Bergleute, für die es den gesellschaftlichen Höhepunkt des Jahres darstellte. Zum Programm gehörten neben dem Berggottesdienst ein Umzug und eine Tanzveranstaltung. Die Bergfeste sollten das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Kameradschaft fördern sowie die verschworene Gemeinschaft der Bergleute festigen. Für Außenstehende waren die Bergfeste ein sichtbares Zeichen für den Stolz des Bergmannstandes, wie es z. B. in Jacobssons technologischem Wörterbuch von 1781 beschrieben wird (Abb. 9): „Bergfest, ein jährlicher Tag, welcher der ganzen Bergknappschaft zur Ergötzlichkeit dergestalt bestimmt ist, daß sie an selbigem in reinlicher Kleidung mit fliegenden Fahnen, klingendem Spiel, und Beobachtung der möglichsten Ordnung öffentlich ausziehen, und sich lustig machen, auch hierbey die Lehrjungen durch einen Bergoffizianten zu Spitzhäuern (Lehrhäuern) nach angelobtem Fleiß, Treue und Gehorsam, durch Ertheilung eines Backenstreichs pflegen losgesprochen zu werden.“4

Abb. 9: „Jacobsons technologisches Wörterbuch“ von 1781, dem das obige Zitat entnommen ist. Abb. 10: Festzug der Bergknappen in Berchtesgaden, jedes Jahr an Pfingsten (Photo: Schäffer 2007).

Eine weitere Tradition geht ins 14. Jahrhundert zurück, in der sich die ersten Zünfte (Zusammenschlüsse der Handwerker) bildeten, in deren Zuchtordnung als zentraler Bestandteil die Wanderjahre der Handwerksgesellen (auch Walz, Tippelei oder Gesellenwanderung) genannt wurden (Abb. 11). Die Zeit der Walz stellte nach Abschluss der Lehrzeit eine der Voraussetzungen für den Gesellen dar, die Prüfung 3

Duden - Deutsches Universalwörterbuch (2007): Stichwort „Bergfest“. 6., überarb. Aufl., Dudenverlag, Mannheim u. a., S. 56. 4 Jacobsson, Johann Karl Gottfried (1781): Technologisches Wörterbuch oder alphabetische Erklärung aller nützlichen mechanischen Künste, Manufacturen, Fabriken und Handwerker …, verlegt bei Friedrich Nicolai, Berlin und Stettin, S. 176.

5 zum Meister ablegen zu können. Die Wanderzeit beträgt heutzutage meist drei Jahre. Nach der Hälfte der Zeit lädt der Geselle dann zu seinem Bergfest ein (Abb. 12).5 Der heutige umgangssprachliche Begriff Bergfest lässt sich von dem Ausspruch „Die Hälfte des Berges ist erklommen“ oder „Wir sind überm Berg“ ableiten und meint, wenn man oben angekommen ist, muss man auch wieder hinunter, und am höchsten Punkt des Weges, der auch die Hälfte markiert, wird eben das Bergfest gefeiert. So wird z. B. bei der Feuerwehr gefeiert, wenn die Hälfte eines länger dauernden Lehrganges verstrichen ist. Im Laufe der Zeit wurden die verschiedensten Situationen genutzt, ein Bergfest zu begehen: So wird z. B. am Mittwoch „Bergfest gefeiert“, da dann die Hälfte der Arbeitswoche vorüber ist (Abb. 13). Eine bekannte Tradition ist das Begehen des Bergfestes bei der Bundeswehr, wenn die Hälfte der Dienstzeit/Wehrpflicht erreicht ist (Abb. 14): „Das Bergfest ist für die Soldaten ein wichtiger Fixpunkt, der die Hälfte der Kontingentzeit markiert. Insbesondere bei den sechsmonatigen Einsätzen ist es von zentraler Bedeutung, während der Mission solche Fixpunkte, wie den Urlaub oder das Bergfest zu haben, da sie die Zeit einteilen helfen. Die Soldaten feiern sich und die Tatsache, dass sie gemeinsam die Hälfte der Zeit bereits ´durchgehalten´ haben. Die anfänglichen Monate des Eingewöhnens und der eventuellen Unsicherheit in bestimmten Bereichen sind überstanden: Sie gehören nicht mehr zu den `Tapsi`, sondern nunmehr zu den `Erfahrenen` und den `Insidern`.“6

Abb. 11-13: Auch die Handwerksgesellen, hier Zimmermänner auf der Walz, feiern ein Bergfest, oder die Gastronomie wirbt: „endlich Mittwoch, das Bergfest der Woche … Den Rest schaffst Du auch noch!“ (LG Kaffee 2007).

In Anlehnung an diese Traditionen wird das Bergfest auch nach der Hälfte der Studienzeit gefeiert. In der DDR (Abb. 15) fanden schon vor über 50 Jahren solche Veranstaltungen statt. Damals wurde das Bergfest bereits im 5. Semester begangen, da das Studium 9 Semester dauerte. Heute noch wird an etlichen Universitäten in den Neuen Bundesländern traditionell das Bergfest begangen (z. B. an der Technischen Hochschule Ilmenau oder der Gesamthochschule Leipzig), wobei der Anlass jetzt eher das bestandene Vordiplom als das Erreichen der Halbzeit des Studiums ist.

5

Näheres siehe www.handwerks.org/kh/data/docs/auf_der_walz.pdf (Zugriff am: 04.07.2009). Tomforde, Maren (2006): „Einmal muß man schon dabei gewesen sein …“ – Auslandseinsätze als Initiation der neuen Bundeswehr. In: Vom Hagen, Ulrich (Hrsg.): Armee in der Demokratie: zum Verhältnis von zivilen und militärischen Prinzipien. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S. 113. 6

6

Abb. 14: Kunduz, 30.10.2007: „Das ´Bergfest´ ist für die Soldaten im Einsatz immer eine Freude […] Die Feldjägerkompanie und die Sanitätskompanie des PRT Kunduz haben ihr Bergfest mit rund 70 Soldatinnen und Soldaten gefeiert. Im Rahmen eines bunten Programms sammelten sie dabei 350 € an Spendengeldern“ für das Soldatenhilfswerk der Bundeswehr (Quelle: Bundeswehr/Münster). Abb. 15: Eines der Bergfeste in der DDR im Jahr 1959, der Inschrift zufolge bereits im 3. Semester.

Das Bergfest an der Technischen Universität Ilmenau (Abb. 16, 17) besteht aus mehreren traditionellen Veranstaltungen (Bergfestvorlesungen, Bierathlon, Bergfestball), die in dieser Form zum Teil schon seit über 30 Jahren stattfinden.7 Seit 2005 existiert ein eigens für das Bergfest gegründeter Verein, der "Bergfest e. V.". So können die Erfahrungen von Jahr zu Jahr weitergegeben werden. Die Mitglieder des Vereins sind Studenten des aktuellen Bergfestmatrikels.8

Abb. 16, 17: Programm des Bergfestes M[atrikel] 01 an der Technischen Universität Ilmenau, eine 5Tagefeier, und ein Ilmenauer „Bier-Engel“ beim Bergfest 2003.

In der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurden Ende der 1990er Jahre die ersten Bergfeste begangen. Bei einer Gesamtstudiendauer von 11 Semestern wird das Bergfest mittlerweile im 6. Semester gefeiert, da zu diesem Zeitpunkt die Hälfte des Studiums erfolgreich absolviert ist. Die Monate Mai und Juni waren für die Ausrichtung des Festes bisher am beliebtesten.

7 8

Näheres siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Bergfest (Zugriff am: 04.07.2009). Zur Organisation des Bergfestes in Ilmenau siehe www.bergfest-ev.de (Zugriff am: 04.07.2009).

7 Im Unterschied zu vielen Universitäten in Ostdeutschland wird die Veranstaltung jedoch nicht von einem extra gegründeten Verein organisiert, sondern von einer Gruppe Studierender aus dem jeweiligen Semester (Abb. 18). Des Weiteren begrenzt sich der Zeitraum eher auf einen bis zwei und nicht auf mehrere Tage.

Abb. 18, 19: Das Komitee des Bergfestes 2003 im Schwesternhaus (Matrikel 2000).

Ein fester Bestandteil des Hannoveraner Bergfestes ist ein „Studentenaustausch“ mit der Leipziger Tierärztlichen Fakultät. So reisen Studenten aus Leipzig nach Hannover, um mit den hiesigen Tiermedizinern „den erklommenen Berg“ zu begießen, aber auch um die TiHo mit ihren Einrichtungen und die Stadt Hannover kennenzulernen. Im Gegenzug statten die Studierenden aus Hannover den Leipzigern einen Besuch ab. Auch hier wird gefeiert, erzählt und besichtigt - gelebte studentische Kultur pur! (Abb. 20).

Abb. 20: Mit dem Bus nach Leipzig, Bergfest 2005 (Matrikel 2002).

8

Umzug Der Umzug der Studierenden des 6. Semesters über den Campus startet meist morgens früh um 8 Uhr am Bischofsholer Damm, dem Stammgelände der TiHo. Die Studierenden tragen einheitliche, mit dem Bergfestlogo bedruckte T-Shirts als Zeichen der Zusammengehörigkeit, meist ergänzt durch weitere Utensilien wie die obligatorische Trillerpfeife oder aufgeblasene Rektalisierungshandschuhe. Die wichtigste Gerätschaft aber ist und bleibt der Bollerwagen mit einem Fass Bier, aus dem der Gerstensaft an Studenten und (willige) Dozenten ausgeteilt wird (Abb. 23, 24). Begleitet von lautem Trillern und Gesängen setzt sich der Zug in Bewegung und die ersten Vorlesungen werden gestürmt, wobei hauptsächlich wichtige Vorlesungen aus den vergangenen Semestern wie z. B. Anatomie oder Chemie auf dem Plan stehen, um den dort anwesenden Studenten mal eine kurze Pause vom trockenen Vorlesungsstoff zu gönnen und die Dozenten ein wenig zu ärgern. Deren Reaktion fällt unterschiedlich aus, denn während die einen gerne mitfeiern, fühlen sich andere eher gestört. Auch den höheren Semestern und den Kliniken wird gerne ein Besuch abgestattet, wobei von den Kliniken meist nur die Rinderklinik besucht wird, „da dort am wenigsten zu erwarten war, dass sich jemand über unsere Anwesenheit beschweren würde“9.

Abb. 21: Der Umzug des Bergfestes 2009 (Matrikel 2006).

Die Stürmung eines Hörsaals erfolgt unter lauten Gesängen, anhaltendem Gejohle und lautem Trillerpfeifen. Tische und Bänke werden erklommen, Süßigkeiten in die Menge geworfen und das Bier verteilt. Haben sich schließlich alle Studenten ver9

Abschlusszeitung 2006, S. 193.

9 sammelt, werden unter musikalischer Begleitung von Gitarren und/oder eines Ghettoblasters die selbstgedichteten Lieder zum Besten gegeben. Spätestens wenn der Ruf „Wir wollen den Männerchor!“ ertönt, sind die wenigen männlichen Studenten an der Reihe, ihre Lieder unter dem frenetischen Jubel der Studentinnen vorzutragen. Oft werden an den Gesang noch Spiele angeschlossen, in die Studierende und besonders die Professoren eingebunden werden. Ziel ist es, eine lustige Darbietung zu geben. So wurde z. B. der Chemieprofessor Krebs im Agentenspiel aufgefordert, mit Hilfe der Studenten Sprengstoff herzustellen (Abb. 22), und der Wildtierprofessor Pohlmeyer musste sein Können im Fach Immobilisation an sich bewegenden Gummihühnern vorführen.10

Abb. 22: Umzug und Hörsaalbesetzung beim Bergfest 2003 (Matrikel 2000).

Sehr gerne wird auch der Spieß einmal umgedreht: Die Professoren erhalten von den Studenten kniffelige Fragen, die sie nicht ohne weiteres beantworten können. Zu diesem Zweck wurden zum Beispiel die Anatomieprofessoren zum "Dozi-Duell"

10

Abschlusszeitung 2003, S. 192.

10 gefordert11. Im Tiho-Quiz messen sich Studenten und Professoren an Fotos aus der Hochschule: Es soll festgestellt werden, wer sich am besten auskennt (2007). Auch außerhalb der Hörsäle werden Spiele organisiert. Diese sind als Gruppenspiele ausgelegt und dienen dem Spaß und der Unterhaltung. Sehr beliebt ist hier der große "Menschenkicker" auf dem Reitplatz12.

Abb. 23, 24: Das wichtigste Gefährt des Tages: Der große Bollerwagen und sein kleiner Bruder für den Nachschub, Bergfest 2009 (Matrikel 2006).

Abb. 25, 26: Der Männerchor in voller Aktion, und ein wenig beeindruckter Weggenosse, Bergfest 2009 (Matrikel 2006).

Zum Abschluss wird dann noch gemütlich gegrillt. Dabei wird ein aus der Physiologie geliehener Grill herbeigeschafft und es werden Würstchen gebraten. Zur Mittagszeit treffen auch die Studenten der anderen Semester auf dem Parkplatz vor der Physiologie ein. Um die große Menschenmenge mit Grillgut und Bier zu versorgen, das in einem Kühlraum der Physiologie lagert, wird von den Helfern wahre Akkordarbeit geleistet. Bestandsaufnahme des Bergfestes 2008 (2 Tage) exemplarisch:

400 Liter Bier 600 Würstchen 600 Brötchen

11 12

Abschlusszeitung 2006, S. 118. Abschlusszeitung 2006, S. 114.

11 Bis zum Jahr 2007 fand das Grillen traditionell auf dem Reitplatz vor der Pferdeklinik statt, musste jedoch 2008 auf den Parkplatz vor der Physiologie verlegt werden, da sich die Klinik durch das Bergfest gestört fühlte.

Abb. 27, 28: Der Grillplatz vor der Physiologie, und ein Stilleben im Betriebshof, Bergfest 2009 (Matrikel 2006).

Party „Gefeiert“ wird natürlich während des ganzen Bergfestes. Gesondert findet jedoch traditionell am zweiten Abend eine Party statt. Der Ort der Veranstaltung variiert. Bis 2006 war die Robert-Koch-Mensa der Austragungsort. In einigen Jahren wurden dabei die „Mediziner Sportfestparty“ und das Bergfest zusammen gefeiert. Heutzutage ist die Alte Mensa am Bünteweg gegenüber der Pathologie der Ort der Wahl. Organisation und Ablauf, wie Kartenvorverkauf im Pylorus und Thekendienste, werden semesterintern geregelt. Gefeiert wird bei möglichst moderaten Getränkepreisen bis in die Morgenstunden.

Bergfestlieder Die wichtigste Institution und beinahe so alt wie das Bergfest selbst ist der legendäre „Männerchor“, der während des gesamten Bergfestes durch kritisch-satirische, teils zynische, meist aber aufheiternde Lieder für Unterhaltung sorgt (Abb. 29). Die Liedertexte, deren cerevisiale Herkunft oft unverkennbar ist, richten den Blick nicht nur zurück auf die beschwerliche erste Studienhälfte und das bestandene Physikum, sondern auch in die Zukunft, das weitere Studium und in einen sorgenfreien, idyllischen Berufsalltag. Der Chor gibt sich auch jedes Jahr ein anderes Motto. Im Jahr 2005 überraschte er mit „Euter raus wir haben Sommer!“, im Jahr 2009 wurde noch nachgelegt: „Männerchor 2009 - nicht für den Sport sondern zur Zucht!“ Der Männerchor besteht in der Regel aus der Gesamtheit aller Studenten des 6. Semesters und ist durch die Mangelware Mann auf eine Kapazität von ca. 20 bis 30 Personen beschränkt. Er trifft sich wöchentlich, meist in einem der Häuser der

12 umliegenden Verbindungen, um die selbstkomponierten Lieder einzustudieren. Solche Abende machen bekanntlich extrem durstig.

Abb. 29: Die Hähne im Korb der TiHo - Männerchor des Bergfestes 2009 (Matrikel 2006).

Nun ein kurzer Überblick über die ausgesprochene Vielfalt der Lieder, die ein großes Maß an sedativ-genuiner Kreativität offenbaren und jegliche Bereiche des studentischen Lebens berühren. Die Lieder werden als Loseblattsammlung von Semester zu Semester weitergegeben und durch neue Kreationen erweitert. Dadurch wird diese Sammlung von Jahr zu Jahr dicker. Der Schwerpunkt der Lieder liegt bei der erreichten Halbzeit des Studiums, dem bestandenen Physikum und der Party, bei der auch einmal über die Stränge geschlagen werden darf, da schließlich der Gipfel des Berges erreicht ist und es von nun an nur noch abwärts geht. Es gilt, das eigene Studium und sich selbst zu feiern! In Klammern sind – sofern bekannt - die zugrunde gelegten Melodien angegeben.

Physikum und Halbzeit des Studiums ☺ „Physikum muss man begießen Lasst uns das genießen, denn jetzt geht´s bergab!“ ☺ „Wir haben Grund zum Feiern Ham den Berg erklommen im Physikum gewonnen Wir haben Grund zum Feiern Denn wir haben gut lachen lassens richtig krachen!“ „Stolz wie Oskar stehn wir nun Denn wir haben das Physikum!“

(„MFG“, Die fantastischen Vier)

(„Wir haben Grund zum Feiern“, Otto Waalkes)

(„Wir haben Grund zum Feiern“, Otto Waalkes)

13

„Wir haben Grund zum Feiern Unser bestes Werk: Ist der Berg, der Berg, der Berg, der Berg, der Berg …!“ ☺ „Das Physikum muss sein, dann geht der Rest von ganz allein, vom Sommer haben wir nichts gesehn, jetzt kann es weitergehn.“ ☺ „Das ist das perfekte Bergfest, das ist der perfekte Tag, habe alles längst vergessen, trink heut alles was ich mag.“

(„Wir haben Grund zum Feiern“, Otto Waalkes)

(„Ein bisschen Spaß muss sein“, Roberto Blanco)

(„Die perfekte Welle“, Juli)

„Dein Gehirn ist schon taub, hast den Bierblick in den Augen, an der Flasche ich saug´ fällt dir schwer schon dran zu glauben,

(„Die perfekte Welle“, Juli)

6 Semester lang gewartet, du hast Testate nie gezählt, doch nun ist alles egal, jetzt wird endlich gelebt.“

(„Die perfekte Welle“, Juli)

☺ „Wir ham das Physikum Ham die Scheiße endlich rum Wir lieben das Leben, die Tiere und den Suff, Und weil die Hälfte rum ist, machen wir heut´ einen druff!“

(„Viva Colonia“, De Höhner)

„Ist zwar erst die Hälfte Aber scheiß egal Hauptsache wir machen Den Anfang nicht noch mal

(„Viva Colonia“, De Höhner)

Wir fürchten nicht zwei Jahre Mit noch mehr Schufterei Der letzte Rest, der geht bergab Und dann ist es vorbei!“

(„Viva Colonia“, De Höhner)

Die TiHo als Institution Ein weiteres wichtiges Thema in den Liedern ist die TiHo als Institution und wie sie von den Studenten gesehen wird. Dem aufmerksamen Zuhörer wird das zwiespältige Verhältnis der Studierenden zu ihrer Hochschule schnell deutlich. Es scheint, dass primär eine Art freundschaftlicher Bezug zur Hochschule vorhanden ist, der aber durch negative Prüfungserlebnisse und zu hohe Anforderungen wieder zunichte gemacht wird. ☺ „TiHo - fremd und geheimnisvoll Tower so grauenvoll, kalt wie das Grab. TiHo – doch wer dich wirklich kennt, ist gern bei dir Student, für alle Zeit.“

(„Moskau“, Dschinghis Khan ,alle Strophen)

14 „TiHo, TiHo – seit drei Jahren sind wir hier, kommen jeden Tag zu dir, ha ha ha ha hey!” “TiHo, TiHo – warst nicht immer unser Freund, haben schlecht von dir geträumt ha ha ha ha hey!” “TiHo, TiHo – an vieles haben wir uns gewöhnt, doch uns nicht mit dir versöhnt ha ha ha ha hey!” “TiHo, TiHo – noch drei Jahre kommen wir, doch dann gehn wir weg von dir ha ha ha ha hey!” „TiHo – jetzt auch mit Präsident, der dich sein eigen nennt, alt wie du bist. TiHo – wer deine Seele kennt, dem bist du nicht mehr fremd, für alle Zeit.“

Abb. 30: Zum Ende des Studiums hat es sich eingebürgert, sog. Abschlussbücher, früher Semesterbücher genannt, anzufertigen: Matrikel 2000, Bergfest 2003, Examen 2006.

15 Lernstress und Frust Ein weiteres Thema, das sich wie ein roter Faden durch alle Lieder zieht, ist der enorme Lernstress, dem alle Studierenden unterworfen sind. Abgesehen von einem vollen Stundenplan scheint das Wort „Freizeit“ im Vokabular der Studierenden der Tiermedizin abhanden gekommen zu sein. Wenn man nicht gerade bis abends die Vorlesungen besucht, dann ist Prüfungszeit oder es ist eines der Praktika angesagt, so dass jegliche Freizeit auf der Strecke bleibt. Der Prüfungsstress, den es im Studium zu bewältigen gilt, ist zum Teil so groß, dass er in Frustration und Depression mündet und die dunkle Seite des Studiums darstellt. Diese negative Seite des Tiermedizinstudiums schlägt sich mannigfaltig in allen möglichen Liedern nieder und stellt eine offene Kritik der Studierenden dar. ☺ „Da sich nun die Last des Physikums von unseren Hirnen hebt, („MFG“, Die fantastischen Vier) kann das Spiel beginnen, das euch vom Triumph eines Semesters berichtet.“ ☺ „Das war wirklich ein echt großer Schritt denn der Sommer nahm so manchen von uns richtig mit. Jetzt habn wir unser Ziel erreicht - ab jetzt wird alles leicht Bock zu feiern bis man umfällt und sich das Gehirn aufweicht“

(„Liebeslied“, Absolute Beginner)

„Nach jeder Prüfung bist du wieder neugeborn – jeden Tag, („Liebeslied“, Absolute Beginner) Dann fragst du dich – ´kann es sein dass mich vielleicht das Schicksal mag?`“ „Hast du beim Prüfer nix in Petto – is alles Ghetto – Das heißt Wissen Brutto- und Glück Netto“ ☺ „Kommt holt den Nickel raus, ihr müsst weiter fleißig lernen ihr lernt ohne Ende, ohne Rast und ohne Ruh wir hatten den Waibl, Koch, Schnapper, und Gasse aba jetzt ists auch egal, wir ham das Physikum, wars manchmal auch ne Qual“ ☺ „I can´t understand, what I wissen muss To get a ´Plus´ help me understand!”

(„Liebeslied“, Absolute Beginner)

(„Cowboy & Indianer“, Olaf Henning)

(“People are people”, Depeche Mode)

“Now I´m thinking and I´m struggling and shouting vor Frust (“People are people”, Depeche Mode) I´m aware the Prüfer´s slowly losing his Lust My Wissen hasn´t surfaced but I´m sure there´s a Grund It just takes a while to travel from my Hirn to my Mund.” ☺ „Am Anfang des Studiums, immer nur Testate, („Schön ist es auf der Welt zu sein“, Roy Black) das war noch nicht mal in der Schule so. Wir wollten nur Tierchen sehn, doch da gab´s nur den Nickel, or den Prüfungen hatten alle Diarrhöe.“ „Physik, Chemie, Botanik, Histo und Anatomie, („Schön ist es auf der Welt zu sein“, Roy Black) Propädeutik, Physio, Embryo, wir dachten, wir schaffen das nie.“ ☺ „Ich lebe, weil ich ein Vetti bin, bin müde, weil ich ein Vetti bin bin durstig, weil heute Bergfest ist und scheiß heut auf die ganze Pflicht“ ☺ „Was weißt denn du vom Lernen, vom Lernen weißt du nichts du hast doch nur dein Abi und dies, das ist doch nichts.“

(„Ich lebe“, Christina Stürmer)

Emanuela“, Fettes Brot)

16 ☺ „Jede Prüfung war ein Alptraum, Auch dieser geht vorüber, deine Bude ist verstaubt, deine Zweifel schäumen über, hast vier Semester lang gebummelt, hast gehofft, dass es noch reicht, hast den Glauben fast verloren, und bist jetzt kreidebleich.“ ☺ „Ich sitze hier am Schreibtisch bis nach Mitternacht, ich hab´ das noch nie gern gemacht! Ich will hier endlich weg!“

(„Die perfekte Welle“, Juli)

(„Verdammt ich lieb´ Dich“, Matthias Reim)

„Zu wenig Schlaf – zu viel gelernt, mein Ziel, das scheint so weit entfernt! Ich pack` das einfach nicht! Doch wie erklär´ ich das morgen im Testat ...“

(„Verdammt ich lieb´ Dich“, Matthias Reim)

„Verdammt ich will nicht – ich habe Angst Verdammt ich kann nicht – bin ganz verspannt! Ach Mann, das wird schon – das wird schon geh´n ! Wir werden´s morgen seh´n!“

(„Verdammt ich lieb´ Dich“, Matthias Reim)

Abb. 31: Matrikel 2002, Bergfest 2005, Examen 2008.

17 Lieblinge und Anti-Lieblinge Es wird dem Leser recht schnell auffallen, dass immer dieselben Fachbereiche und die gleichen Personen in den Bergfestliedern auftauchen. Das kommt daher, dass das Bergfest genau in der Mitte des Tiermedizinstudiums stattfindet und die Fächer mit dem höchsten Anspruch und damit der höchsten Lernintensität natürlich recht unbeliebt sind und den größten Frust hervorrufen und aus diesem Grund weitaus häufiger genannt werden. Sie sind somit als Angriffsziel prädestiniert. Hier besteht für die Studenten die Möglichkeit, durch die Lieder Kritik an den Fachgebieten der ersten vier Semester und den dazugehörigen Prüfern zu üben, ohne dass diese als persönlich verletzend angesehen werden kann. In der Regel wird diese Kritik – man könnte auch sagen musikalische Evaluation – von den Prüfern auch wohlwollend angenommen, sie stellt eine Form der Verarbeitung der Prüfungserlebnisse dar. ☺ „Voll erwischt – du Fisch – zappelst am Haken – Heut musst du unserm lieben Dr. Koch mal was verraten -“ ☺ „Kommt holt den Nickel raus, ihr müsst weiter fleißig lernen ihr lernt ohne Ende, ohne Rast und ohne Ruh wir hatten den Waibl, Koch, Schnapper, und Gasse aba jetzt ists auch egal, wir ham das Physikum, wars manchmal auch ne Qual“ ☺ „Physio bei Professor B Botanik, kein reiner Tee Meyer und Histologie in der Prüfung dann Phobie“ „Bäumer süß und Löscher sauer Werden wir aus Pharma schlauer? MiBi-Kurs, Staph. aureus war auch stets ein Muss“ ☺ „In dem voll besetzten Hörsaal steht ein großer grauer Bär, reicht die Knochen in die Menge, all die Namen sind so schwer. Ach, das ist doch der Trochanter, major, minor und noch mehr, wie soll ich das alles raffen, die fünf Nickel helfen sehr, denn der Bär kennt keine Gnade, falsche Namen hasst er sehr Denn das ist doch er: Professor Waibl!“ ☺ „An der TiHo steht ein Institut, das tut den Studies gar nicht gut ob Antestat, ob Abtestat, die sind immer ganz schön hart. Nicht jeder ist gut informiert, was in der Übung wohl passiert. Und wenn das Herz dann schneller schlägt, hat es dann Atropin erregt?“ „Der Löscher hat ein Telephon, auch ich hab seine Nummer schon, ob Xylazin, ob Ketamin, im Zweifelsfall hilft Aspirin.

(„Liebeslied“, Absolute Beginner)

(„Cowboy & Indianer“, Olaf Henning)

(„Wir haben Grund zum Feiern“, Otto Waalkes)

(„Wir haben Grund zum Feiern“, Otto Waalkes)

(Der Anatomie Blues)

(„Skandal im Sperrbezirk“, Spider Murphy Gang)

(„Skandal im Sperrbezirk“, Spider Murphy Gang)

18 Und draußen bei der kranken Kuh, da fragt man sich, was braucht die nun? Der Kietzmann rät zu Koffein, denn damit kriegt er alles hin.“ ☺ „Der Hagen steht im Präpsaal, das Knie zuckt bis zum Kinn. Das liegt an der Patella, die Bänder sind dahin. Das Blut steigt ihm zu Kopfe, ´Pass auf, er explodiert`! Aber dennoch ham wir alle ganz prächtig präpariert.“

(„Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“)

„Der Waibl wie ein Kaiser, der macht uns alle bang. Er schreitet ganz gemächlich, den Mittelgang entlang. Von hinten kommt der Finger ´Ham´s das denn jetzt kapiert?` Aber dennoch ham wir alle ganz prächtig präpariert.“

(„Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“)

„Der Olli schiebt gelassen das Situspferd herein. Studenten die erblassen, ´Soll´n das da Hoden sein?“ Ist er ein Kryptorchide, hat man ihn gar kastriert? Aber dennoch ham wir alle ganz prächtig präpariert.“

(„Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“)

„Das Physikum vor Augen, die Muskeln nicht im Sinn. Das Herz rutscht in die Hose, ´Wie kriegen wir das hin?` Das Wissen gut verkaufen, den Busen hübsch drapier´n So kann man in der Prüfung gewaltig imponier´n.“

(„Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“)

☺ „Waibilein, du musst nicht traurig sein, du bist nicht für immer allein, es werden immer Erstis sein.“

(„Herzilein“, Wildecker Herzbuben)

„Gassilein, wir haben den Embryo-Schein, jetzt machst du uns nicht mehr klein, wir lassen Furchungen Furchungen sein!“

(„Herzilein“, Wildecker Herzbuben)

„Pohlilein, was machen die Vögelein? Ist die Kloake rein? Und wo war das Pflugscharbein?“

(„Herzilein“, Wildecker Herzbuben)

„Stassilein, du wirst bald Professor sein, dann ist Hagen nicht mehr allein. Wer will dann nicht sein – DEIN?“

(„Herzilein“, Wildecker Herzbuben)

„Rüdilein, die Augen sind heut aber klein, da wird doch nicht der Nerv durch sein? Die Regeneration setzt nie ein.“

(„Herzilein“, Wildecker Herzbuben)

„Engelein, du schnippelst am Ziegenbein, und bist dabei sehr fein. Kannst manchmal auch Teufelchen sein!“

(„Herzilein“, Wildecker Herzbuben)

☺ „Wer hat Augen blau wie Stahl – Helmut Waibl Macht das Leben uns zur Qual – Helmut Waibl“ „Wer sagt ´Schaun Sie doch mal hin` – Helmut Waibl ´Sie ham doch grad den Finger drin!` - Helmut Waibl“ „Die Gelenke mag er sehr – Helmut Waibl Doch wir finden sie so schwer – Helmut Waibl“ „Wen will keiner im Testat – Helmut Waibl Denn er prüft uns ganz schön hart - Helmut Waibl“ „Wer sitzt auf dem höchsten Thron - Helmut Waibl

(„Wir haben ein Idol“, Kolibris)

19 Er ist der größte Anatom - Helmut Waibl“ „Wer kommt aus dem Bayernland - Helmut Waibl Ja das ham wir gleich erkannt - Helmut Waibl“ ☺ „Und bist Du ein besondres Tier dann bleibst du sicher länger hier Als Lernobjekt am Quotentag weil dich der Bollwein gerne mag“ ☺ „Sein Name war Lothar Kreienbrock Er lernte Mathematik Darauf hatten wir kein Bock Drum war er auch so beliebt Konnt´ nicht erklären, Wie sollten wir das verstehen Und wir war´n wirklich Ihm aus dem Weg zu gehen

(„Männer sind Schweine“, Die Ärzte)

(„Willenlos“, Marius Müller-Westernhagen)

- Hey Lothar, was ist mit dir los, Sei uns gegenüber nicht so gnadenlos!“ „Da vorn im Präpariersaal Da steht so´n kleiner Wicht Macht die Testate zur Vollqual So gut kann´s Staszyk noch nicht Ja er heißt Gasse, Liebt das Euter so sehr Und wir war´n wirklich Uns war das alles zu schwer

(„Willenlos“, Marius Müller-Westernhagen)

- Oh Mama, hilf mir bloß Ich werd Professor Gasse wirklich nicht mehr los!“ „Sein Name war Wilfried Meyer Meyer mit Ypsilon Jedes Jahr die gleiche Leier Bis hin zum Physikum Ich hatte Lücken, gar keine Frage Und doch bekam ich den Schein Und es war wirklich nur seine Gnade Nicht der Schnitt im Mikroskopschein

(„Willenlos“, Marius Müller-Westernhagen)

- Hey Mama, hilf mir bloß Meyer gegenüber bin ich ahnungslos!“

Tierärzte sind männlich Es spielt auch eine große Rolle, dass der Chor ein reiner Männerchor ist und die ♂♂, die eine absolute Minderheit im Tiermedizinstudium darstellen, darum bemüht sind, in ihren Liedern auf das Rollenverständnis der Geschlechter hinzuweisen. Hierbei werden die Vorzüge des ♂ Tiermedizinstudenten in den Vordergrund gehoben und der angehende Tiermediziner als zwar faules, aber für Frauen „unwiderstehliches“ Individuum dargestellt. Die Lieder, die sich mit den Tiermedizin-♀♀ befassen, dienen eher der Belustigung als ernsthafte Inhalte zu verfolgen.

20

Abb. 32: Matrikel 2000, Bergfest 2003, Examen 2006, S. 233.

☺ „Männer an der TiHo, Männer habens hier nicht leicht, Männer weinen niemals, Männer essen stets Schweinefleisch, ohh Männer sind so verlässlich, Männer an der TiHo, einfach unersetzlich!“

(„Männer“, Herbert Grönemeyer)

„Männer an der TiHo, Männer stehen hier im Stroh herum, Männer müssen nicht baggern, Meist kommen die Frauen ad libitum, ohh Männer sind allzeit bereit Sie bestechen durch Kompetenz und ihre Lässigkeit“

(„Männer“, Herbert Grönemeyer)

„Männer hier habens schwer, nehmens leicht außen hart und innen nicht weich! werden als Ersti auf Mann geeicht. Wann ist ein Mann ein Mann?“

(„Männer“, Herbert Grönemeyer)

„Männer an der TiHo, Männer sind furchtbar stark,

(„Männer“, Herbert Grönemeyer)

21 Männer können alles, Sind so elegant und auch autark, ohh Männer sind einsame Streiter müssen durch jedes Rind, müssen immer weiter.“ ☺ „Zehn kleine TiHo-Mädels brauchten ein Skalpell der einen ist es ausgerutscht da warens nur noch neun

(„Zehn kleine Jägermeister“, Die toten Hosen)

Neun kleine TiHo-Mädels wollten gerne lernen damit es was zu lernen gab musste eine sterben ... Drei kleine TiHo-Mädels suchten einen Job die eine kam in Iso-Stall da war´n die Viren flott Zwei kleine TiHo-Mädels feierten Bergfest die eine feiert heute noch die andere liegt im Bett“

Abb. 33: Matrikel 2002, Bergfest 2005, Examen 2008, S. 190.

22 Latrinenputzer Was sich die Studenten am meisten wünschen, ist die Flucht vor den Büchern und aus der Vereinsamungsgefahr am Schreibtisch hin zur praktischen Tätigkeit am lebenden Tier und dies am besten noch in der Natur oder freien Wildbahn. Die Haupttätigkeiten im Berufsalltag, die hier beschrieben werden, beschränken sich aber zum größten Teil auf das Rektalisieren, korrekt: die rektale Untersuchung. Diese Form des tierärztlichen Eingriffs scheint den größten Eindruck in der Studentenschaft zu hinterlassen, so dass man fast meinen könnte, die praktische Tätigkeit eines Tierarztes bestünde aus nichts anderem, als Rindern oder Pferden den Mastdarm auszuräumen, weshalb früher die Tierärzte auch Latrinenputzer genannt wurden13. ☺ „Steh auf, zieh dich an Heut sind wieder Rinder dran Rektalisier mit mir (2x) Handschuh an, die Kuh muht laut Der Kittel ist noch nicht versaut Rektalisier mit mir (2x)“

(„Vom selben Stern“, Ich & Ich)

„Wir alle wollen, in die Kuh Unser Forschungsdrang ist groß Wir sind richtig, wild entschlossen Jetzt geht’s los!!!“

(„Vom selben Stern“, Ich & Ich)

„Du steckst im selben Rind Weil wir alle Studis sind Du steckst im selben Rind ... wie ich Weil du dasselbe Gleitgel nutzt Dich bis zum Schulterblatt beschmutzt Weil du so schön reinrutschst ... wie ich“

(„Vom selben Stern“, Ich & Ich)

„Drin ists wie immer, feucht und warm Gleit durch das Rectum, tief in den Darm Rektalisier mit mir (2x) Wir lassen uns von unserm Wissen führn Und wollen heute noch das Kälbchen spürn Rektalisier mit mir (2x)“

(„Vom selben Stern“, Ich & Ich)

☺ „Gleich danach, ging es los, Rinder krank, Aufregung groß, Handschuh an, ich faß rein, Pansen weg, war´s doch ein Schwein.“ „Ein bisschen Schleim muss sein, da rutscht die Hand von ganz allein, wie viel Follikel sind am Ovar, das ist mir noch nicht klar.“

(„Ein bisschen Spaß muss sein“, Roberto Blanco)

„Im Mibi-Saal, da züchten wir, Kokken dort, Bazillen hier. Der Agar blaß, der Flaum wie Filz, war´s vielleicht doch ein Schimmelpilz.“

(„Ein bisschen Spaß muss sein“, Roberto Blanco)

☺ „Wir hatten lange keinen Spass mehr, und wir lernten immerzu, bei Herrn Meyer und Herrn Sallmann 13

(„Ein bisschen Spaß muss sein“, Roberto Blanco)

(„Männer sind Schweine“, Die Ärzte)

Siehe Walther Baier (1990): Als Veterinärstudent im München der zwanziger Jahre. Bearbeitet und mit Anmerkungen versehen von Johann Schäffer, 88 S., 20 Abb., Parey, Berlin u. Hamburg.

23 fielen uns die Augen zu. Das darf doch wirklich nicht so bleiben, echte Tieren wollten wir, und deshalb haben wir durchgehalten und feiern Bergfest heute hier.“

(„Männer sind Schweine“, Die Ärzte)

„Wir woll´n keine dicken Bücher, wir woll´n lieber in den Stall wir wollen Schweine, Rinder, Ziegen, die sind wirklich unser Fall.“

(„Männer sind Schweine“, Die Ärzte)

„Wir wollen keine Antestate, wir wollen nur ein bisschen Fun, wir wollen Hunde, Pferde, Katzen, die man auch mal knuddeln kann.“

(„Männer sind Schweine“, Die Ärzte)

☺ „Hallo, du Kuh, ich möchte dich rektalisiern und habe mich („Männer sind Schweine“, Die Ärzte) dafür bekleidet ganz in grün ich hoff du findst die Farbe schön Ein wenig Schleim, den Handschuh an du schaust schon so, gleich bist du dran ich greif dir in den Darm, du Rind und schau mal nach was ich so find … - Du krümmst den Rücken, die Augen quelln raus Ich glaub du hältst das noch ne Weile aus“ „Jetzt wirst du völlig ungeniert mal perkutiert, mal auskultiert Schlauch in die Nase, wie das mufft, als Tierarzt liebt man diesen Duft. Dein Euter ist so prall und rund Das riecht nach nem Behandlungsgrund Hab ich erst Milch, dann will ich Blut Glaub mir du Kuh, das tut dir gut - Hebst du den Schwanz an, so sei ganz gewiss Ich fang es auf, was immer du auch pisst“

(„Männer sind Schweine“, Die Ärzte)

Abb. 34: „Fiesta dela montaña“, vor einigen Jahren ein Motto beim Bergfest in Ilmenau.

24 Visionen Ein wesentliches Thema der Bergfestlieder ist der Wunsch nach einer schnellen Beendigung des Studiums, dem raschen Eintritt ins Berufsleben und ganz persönlichen Wünschen, die die Studierenden mit dem Leben nach dem Studium verknüpfen. Allen Studierenden sei vergönnt, dass sich diese Zukunftswünsche erfüllen mögen! ☺ „Die Zeit wird knapp, und schon bald haun wir alle ab Kurz vorm Zieleinlauf, macht hier keiner schlapp!“

(„MFG", Die fantastischen Vier)

„Physikum - muss man begießen Lasst uns das genießen, denn jetzt geht´s bergauf Wir stehn drauf, auf ein Leben voller Tier zuhauf Bevor wir gehn, machnwer einen drauf“

(„MFG", Die fantastischen Vier)

☺ „Du hast dich doch früher so für Tiere interessiert, wäre das nichts für dich? Eine eigene Praxis!“ ☺ „Eins und zwei und drei und Hund und Katze, Pferd und Schwein, Ziege, Hamster, Vogel, Rind Ja so stimmen wir alle ein, mit der Horche um den Hals und dem Kittel weiss und rein werden wir Tierärzte sein“ ☺ „Ach wär´n wir doch endlich fertger Tierarzt, dann schreien wir alle: ´Hurra`“ „Nach unserem Studium, immer nur auf Achse, dann geht´s endlich auch als Vetti raus. Rinder, Schweine bluten, dicke Hunde heilen, Hengsten schneiden wir die Hoden raus.

(„Junge“, Die Ärzte)

(„54,74,90,2010“, Sportfreunde Stiller)

(„Schön ist es auf der Welt zu sein“, Roy Black)

(„Schön ist es auf der Welt zu sein“, Roy Black)

Geflügel-, Fleischverordnung und noch mehr, („Schön ist es auf der Welt zu sein“, Roy Black) Klagen, Rechnungen, Mahnungen, das alles ärgert uns sehr Zum Glück sind wir alle noch im Studium, d´rum schreien wir alle: ´Hurra`!“ ☺ „Ich wär so gerne Vet´rinär, wär meine Praxis niemals leer, ich wär so gerne Vet´rinär, Vet´rinär, ich wär so gerne Vet´rinär.“ „Bin weder Doktor noch Professor, aber auf dem Weg dahin, Bin dem Ziel schon etwas näher, Physikum schon aus dem Sinn.“

(„Millionär“, Die Prinzen)

(„Millionär“, Die Prinzen)

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Das Bergfest: Ein guter Grund zu feiern? Im Allgemeinen wird das Bergfest von den Studierenden als ein positives Ereignis angesehen. Es ist nach der ganzen Lernerei und dem bestandenen Physikum eine willkommene Abwechslung zum grauen Uni-Alltag. Das gemeinsame Singen, Beisammensein und auch das Tragen gleicher T-Shirts verstärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl des Semesters - wie einst und jetzt noch bei den Bergleuten. Die Akzeptanz des Bergfestes in den einzelnen Instituten und Kliniken ist sehr unterschiedlich. Besonders die Rinderklinik zeigt Verständnis für die feiernde Meute, indem alle Angestellten kräftig mitsingen und Rektalisierungshandschuhe verteilen, die sich im aufgeblasenem Zustand besonders gut zum winken eignen. Schwierigkeiten gibt es immer in einem Punkt: Für das Bergfest gibt es offiziell nicht hochschulfrei. Die Studierenden sind daher auf die Kulanz der Institute angewiesen. In der Senatssitzung 14 vom 16.04.2007 wurde der entstehende Unterrichtsausfall kritisiert. Bekanntermaßen sind allerdings jedem Studierenden gewisse Fehltermine gegeben, die frei gelegt werden dürfen. Auch zum Bergfest 2009 gab es Kritik. Das Protokoll der hochschulöffentlichen Sitzung des Senats am 16. Juni 2009 gibt auf Seite 3 folgendes wieder: „Es wird beklagt, dass die Studierenden die Dozenten nicht über das Bergfest informiert haben. Weiter wird die Frage gestellt, inwieweit die Hochschule erhöhten Alkoholkonsum auf dem Gelände vor dem Hintergrund des ´Flatrate´-Trinkens und dem erhöhten AlkoholKonsum von Jugendlichen tolerieren darf.“

Zu Meinungsverschiedenheiten unter den Studierenden und semesterinternen Diskussionen kommt es vor allem in der Phase der Vorbereitung. Einige Studenten fühlen sich, was das Mitspracherecht angeht, benachteiligt oder ungehört, wohingegen andere sich in der Planung alleingelassen und überfordert fühlen. Summa summarum: Das junge Bergfest an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, ein Fest von StudentInnen für StudentInnen, ist inzwischen zu einer festen Tradition geworden, die weitergeführt werden sollte und auch eine Motivation darstellt, die letzten Uni-Jahre schnell und motiviert hinabzuwandern. Und somit ist das Bergfest doch wirklich ein guter Grund zu feiern!

Fine und Dank Ich danke allen AutorInnen für ihre engagierte Teilnahme an diesem Projekt. Ganz besonders danke ich meinen Seminaristen und Doktoranden Stefan Knoop und Martin Josef Lüttgenau für ihre tatkräftige Mithilfe bei der inhaltlichen Abstimmung und redaktionellen Ausgestaltung des Beitrags.

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Zur Senatssitzung am 16.04.2007 s.: http://asta.tiho-hannover.de/pdf/protokol/07_04_19.pdf (Zugriff am 23.06.2009).

26 Bildnachweis Die Bilder vom Bergfest 2009 (Matrikel 2006) sind online über http://picasaweb.google.de/Hundefips (Öffentliche Galerie von sandra.m.schmidt) abrufbar und wurden von Frank Lempaszek von Minden, studentische Hilfskraft am Fachgebiet Geschichte der TiHo, wachen Auges miterlebt. Soweit nicht extra gekennzeichnet, entstammen alle übrigen Abbildungen dem Bestand des Fachgebiets Geschichte, Museums und Archivs der TiHo Hannover und wurden vom Herausgeber digitalisiert.

Abb. 35: Andere Zeiten: Fackelzug der korporierten TiHo-Studenten 1953.

Abb. 36: Andere Zeiten: Umzug durch die Stadt nach einer Promotionsfeier, um 1980.

Anschrift des Herausgebers und der AutorInnen Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. Johann Schäffer Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Fachgebiet Geschichte, Museum und Archiv Bischofsholer Damm 15 (Haus 120) D – 30173 Hannover [email protected] www.vethis.de

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