Mythen in Nordfriesland Raketentests vor Amrum ... - Nordfriisk Instituut [PDF]

Oct 1, 2016 - friesland Tageblatt, die Sylter Rund- schau und Der Insel-Bote, außerdem wöchentlich erscheinende Anzei- ..... Europa-Universität Flensburg ihren. Master im Studiengang „Kultur –. Sprache – Medien“ gemacht. ... ums Schleswig-Holsteins erstellte das Medienbüro Riecken einen halbstündigen Film über ...

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Keep your face always toward the sunshine - and shadows will fall behind you. Walt Whitman

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Don't ruin a good today by thinking about a bad yesterday. Let it go. Anonymous

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Be who you needed when you were younger. Anonymous

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Das Land der Mythen
The only limits you see are the ones you impose on yourself. Dr. Wayne Dyer

vor Ort Wissen in Bewegung
Before you speak, let your words pass through three gates: Is it true? Is it necessary? Is it kind?

Schutz vor Naturgefahren in Österreich
Be like the sun for grace and mercy. Be like the night to cover others' faults. Be like running water

Buurenhus auf Amrum W Wohnen unter Reet
When you talk, you are only repeating what you already know. But if you listen, you may learn something

VOR Horizontal
The best time to plant a tree was 20 years ago. The second best time is now. Chinese Proverb

Idea Transcript


Nordfriisk Instituut Süderstr. 30 D-25821 Bräist/Bredstedt, NF www.nordfriiskinstituut.de

C 1337 I Postvertriebsstück Entgelt bezahlt

200 werden ist einfach. Wenn Wenn man sich seit 200 Jahr Jahren en v vertraut. ertraut. Danke, Dank e, liebe Kunden.

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Juni 2016 | 3 Euro

Mythen in Nordfriesland

Raketentests vor Amrum

Erfolg mit friesischem Abi

Seite 12

Seite 18

Seite 21

Nr. 194

Herausgegeben vom Nordfriisk Instituut

26. NORDFRIESISCHES SOMMER-INSTITUT

Bewiirw de bait Nordfriisk Instituut! Et Nordfriisk Instituut seecht möölikst tu di 1. juuli 2016 for en huulew stää en

waasenschaplik maårberin / waasenschapliken maårber

Vortragsreihe des Nordfriisk Instituut 2016 $OOH9HUDQVWDOWXQJHQ¿QGHQLP1RUGIULVN,QVWLWXXW1RUGIULLVN)XWXXU Süderstr. 30 in Bredstedt, statt.

Prof. Dr. Ulrike Wolff-Thomsen, Museum Kunst der Westküste, Alkersum/Föhr:

Hans Peter Feddersen und Jochen Hein

Vorausgesetzt wird ein abgeschlossenes Studium der Geschichte, Volkskunde oder verwandter Fächer. Zu den Aufgaben gehören: Mittwoch 29. Juni 2016 19.30 Uhr

Ein nie endender Dialog zweier Maler aus Nordfriesland Dr. Günter Klatt, Husum/Pellworm:

Schicksal einer Hallig

Mittwoch 13. Juli 2016 19.30 Uhr

– – – –

Mitarbeit an der Redaktion des Nordfriesischen Jahrbuchs, Mitarbeit an der Präsentation nordfriesischer Geschichte im „Nordfriisk Futuur“, Lektorat landeskundlicher Veröffentlichungen, Betreuung der Arbeitsgruppen Geschichte und Genealogie.

Friesische Sprachkenntnisse werden vorausgesetzt, zumindest sind sie in einem angemessenen Zeitraum ín Wort und Schrift zu erwerben. Die Arbeitssprache des Nordfriisk Instituut ist Friesisch. Die nach TV-L vergütete Stelle ist zunächst bis Ende 2017 befristet. Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses wäre es erwünscht, wenn zugleich eine Promotion angestrebt wird.

Süderoog in Geschichte und Gegenwart

Wees sü gödj än schak Din bewiirwing bit tu e 12. juuni 2016 tu: Marlene Kunz, Nordfriisk Instituut, Süderstr. 30, 25821 Bräist/Bredstedt, NF. Prof. Dr. Hauke Jöns, Institut für Historische Küstenforschung, Wilhelmshaven:

Ruhrgebiet des Nordens?

Mittwoch 27. Juli 2016 19.30 Uhr

Informatsjoone deet Prof. Dr. omas Steensen, tel. 04671 / 60120.

Wie vor anderthalb Jahrtausenden in Nordfriesland Eisen gewonnen wurde -Gemeinsam mit dem Verein Natur und Kultur um den StollbergMit vorherigen Besichtigungen in Büttjebüll und Joldelund, Treffpunkt: 15.30 Uhr, Parkplatz Stollberg, B 5

Auszüge aus der Stellenausschreibung Dr. Carsten Fleischhauer, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Schleswig:

Was vom Lande übrig blieb

Mittwoch 10. August 2016 19.30 Uhr

Arnold Lühnings volkskundliche Landesaufnahme und Nordfriesland *HPHLQVDPPLWGHU,QWHUHVVHQJHPHLQVFKDIW%DXSÀHJH

Dieter Gauss, Westerland/Sylt:

Fliegerinsel Sylt

Mittwoch 24. August 2016 19.30 Uhr

Vom winzigen „Grade-Eindecker“ bis zum riesigen „Airbus A 380“ Antje Arfsten und Dr. Claas Riecken, Nordfriisk Instituut:

Friesische Musik – Friisk musiik

wissenschaftlichen Mitarbeiterin/Mitarbeiters (Entgeltgruppe 13 TV-L) zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses mit dem Ziel der Promotion zunächst befristet auf drei Jahre zu besetzen. Es besteht die Möglichkeit der Verlängerung um weitere drei Jahre.

Mittwoch 7. September 2016 19.30 Uhr

Von der ersten Ballade bis zum friesischen Musical Die Veranstaltungsreihe wird gefördert von der

NORDFRIISK INSTITUUT • SÜDERSTR. 30 • 25821 BRÄIST/BREDSTEDT, NF Tel.: (04671) 60120 • Fax: (04671) 1333 • E-Mail: [email protected] • www.nordfriiskinstituut.de

Am Institut für Sprache, Literatur und Medien, Friesisches Seminar, ist zum 01.10.2016 eine halbe Stelle einer/eines

Anstelle eines Eintrittsgeldes wird jeweils um eine Spende gebeten.

Fachauskünfte erteilt Herr Prof. Dr. Nils Langer, E-Mail: nils.langer@uniflensburg.de. Weitere Auskünfte erhalten Sie bei Frau Katzka, Telefon 0461/8052824, E-Mail: katharina.katzka@uni-flensburg.de. Bitte richten Sie Ihre aussagekräftigen Unterlagen bis zum 31.05.2016 (Eingangsdatum) an das Präsidium der Europa-Universität Flensburg, z. H. Frau Katzka, persönlich/vertraulich, Kennziffer 281632, Postfach 29 54, 24919 Flensburg. Auf die Vorlage von Lichtbildern/Bewerbungsfotos verzichten wir ausdrücklich und bitten daher, hiervon abzusehen.

Inhalt Kommentar

omas Steensen: Schleswig-Holstein verkauft

Chronik

Abschied von Konrad Grunsky Di ,taatje‘ foon ,Ferteel iinjsen!‘ as düüdj Friesische Gedichte für Ljouwert Werner Junge nach Kiel Nils Langer nach Flensburg Inga Werth zum Instituut Friesisches Taxi Akademischer Nachwuchs Friesischkurse im Winter Friesisch in der Schule, Film Ellins wäält: Droonen auer a eilunen Nordfriesland im Frühling Üt da friiske feriine Di Sölring Popen sen jit diar en wü wel Sölring snaki

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Aufsätze

Frank Trende: Was uns ein braves Mütterchen erzählen kann Festrede beim Biike-Empfang des Frasche Rädj 2016 Hans-Peter Ziemek: Die Hubinsel „Barbara“ der Bundesmarine Raketenerprobungen vor Amrum in den Achzigerjahren

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Antje Arfsten/Claas Riecken: Mit friesischem Abi zum Erfolg Interview mit einer friesischen Praktikantin

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Jörg Weigand: Der Wyker Dietmar Kügler lebt für die US-Geschichte Der Wilde Westen fängt gleich hinterm Rebbelstieg an

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„Vom lieben Gott für das Friesische ausgesucht“ Fragen an den bekanntesten Ostfriesen aus Amerika

Ferteel iinjsen!

Laura Eileen Timm: Gerochtighaid

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Bücher Friedhof am Meer / Dänische Kindheit in Achtrup / Heimat / Tierschutz im Roman / „Heiliger Fluss“ der Dänen / Hinweis / Arnold Amsinck

Reaktionen

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Gründung des Nordfriisk Instituut: Warum Bräist? / Erste Jahre

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Wette verloren

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Titelbild Meike Riewerts im Nordfriisk Futuur (Foto: Harry Kunz) Redaktionsschluss dieser Ausgabe 13. Mai 2016

Nordfriesland 194

– Juni 2016

Nummer 194 von NORDFRIESLAND hat einen Schwerpunkt auf dem Thema „Mythen“, das in einem Aufsatz von Frank Trende gewürdigt wird. Außerdem liegt dieser Ausgabe ein Flyer für den Tag der Schleswig-Holsteinischen Geschichte am 11. Juni 2016 in Rendsburg bei. Dort wird es ebenfalls um Mythen der Landesgeschichte gehen. Das Nordfriisk Instituut ist Mitveranstalter; es wurde ein nordfriesischer Schwerpunkt gesetzt. Auch sonst zeigt das vorliegende Heft, dass es um die friesischen Bemühungen derzeit gut bestellt ist: Das Nordfriisk Instituut hat mit Inga Werth eine neue Projektmitarbeiterin einstellen können, an der Europa-Universität Flensburg wird Professor Nils Langer den neuen Lehrstuhl bekleiden, die Stellenausschreibung für eine(n) Mitarbeiter(in) ist auch hier zu lesen. Es geht vorwärts in der friesischen Bewegung Nordfrieslands – das wird bei der Lektüre dieser Nummer klar. Das darf nach vielen Durststrecken gerne so bleiben!

1

Kommentar Schleswig-Holstein verkauft

genblätter wie Die Wochenschau oder Hallo Sylt. Da die beiden anderen großen Zeitungen SchleswigHolsteins, die Kieler Nachrichten und die Lübecker Nachrichten, weitgehend zur in Hannover ansässigen Madsack-Gruppe gehören, sind die Zeitungen Schleswig-Holsteins nun fast komplett in niedersächsischer Hand. Nur die Dithmarscher Landeszeitung und Flensborg Avis als Zeitung der dänischen Minderheit haben sich ihre Eigenständigkeit bewahrt. Bedenkt man die Bedeutung der Presse für die demokratische Gesellschaft und die Identität eines Landes, so wird man sagen müssen: Schleswig-Holstein ist verkauft worden. Aus den ehrwürdigen Flensburger Herausgebern waren schließlich mehr als 30 Erbengemeinschaften, Beteiligungsgesellschaften und Unternehmen geworden – unter ihnen der Präsident der Unternehmensverbände in Schleswig-Holstein und Hamburg, Ulrich Wachholtz. Nordfriesland gerät medial nun noch weiter in den Windschatten. Schon von Flensburg aus gesehen lag es häufig eher am Rand. Insbesondere im redaktionellen Bereich, der schon arg zurückgenommen wurde, sind weitere schlimme „Einsparungen“ zu befürchten. Doch könnten sich angesichts des nun erreichten Ausmaßes von Konzentration und Fernbestimmung Gegenkräfte in der Region bemerkbar machen. Osnabrück sollte den hohen Norden im Auge behalten. Thomas Steensen

Häägar

Die Überschrift zu dem kleinen Artikel, der in den Blättern des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags „in eigener Sache“ erschien, klang wenig spektakulär: „NOZ-Medien erwirbt mh:nGruppe“. Doch was hier gemeldet wurde, bedeutet nichts anderes als einen epochalen Einschnitt für Nordfriesland und Schleswig-Holstein: Die Geschicke der Presse werden fortan nicht mehr im nördlichsten Bundesland gelenkt, sondern von Niedersachsen aus. Die für die Demokratie so wichtige Vierte Gewalt hat hier keine Heimat mehr. Für Nordfriesland setzt sich damit eine Entwicklung fort, die in den 1930er-Jahren begann: Zeitungen wurden an größere Unternehmen nach außerhalb verkauft. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg entstand eine Konkurrenz zwischen den Standorten Husum und Flensburg. In der Fördestadt hatten alteingesessene Kaufleute zuerst Lizenzen von der britischen Besatzungsmacht erhalten. Sie ließen ihre Blätter auch in Nordfriesland

erscheinen. Von Husum aus strebte man eine Zeitung für die gesamte Region an. Doch der Husumer Verleger verkaufte sein Unternehmen 1970 über Nacht an die Flensburger. Nachdem der erste Schock in Husum überwunden war, tröstete man sich damit, dass die Zeitung nun immerhin von erfahrenen, traditionsbewussten und teils seit Jahrhunderten mit der Region verbundenen Kaufmannsfamilien wie Andresen oder Dethleffsen geführt werde. Etwas flapsig, aber durchaus respektvoll sprach man von den Flensburger „Rumköppen“. Aus dem Flensburger entstand seit den 1980er-Jahren durch Zukäufe der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag. In ihm erschienen letztlich 15 regionale Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von fast 200 000 Exemplaren. Mit der „Medienholding Nord“ (mh:n) breitete man sich 2005 nach Mecklenburg-Vorpommern aus. Zwar gab es vor ein paar Jahren bereits Verkaufsgerüchte, doch das Unternehmen galt in der Branche als hochprofitabel. 2014 erwirtschaftete es laut Geschäftsbericht 17,4 Millionen Überschuss. So kam der Verkauf an das Osnabrücker Unternehmen NOZ Medien überraschend. Deren Geschäftsführer sprachen mit Recht von einem „historischen Meilenstein“. In Nordfriesland sind betroffen die Husumer Nachrichten, das Nordfriesland Tageblatt, die Sylter Rundschau und Der Insel-Bote, außerdem wöchentlich erscheinende Anzei-

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Nordfriesland 194

– Juni 2016

Chronik Abschied von Konrad Grunsky

der Hattstedtermarsch, in Ohrstedt und in Langenhorn. Hier begeisterte er sich für den größten Sohn des Dorfes und wirkte wesentlich in der Arbeitsgruppe „Friedrich-Paulsen-Freunde“ im örtlichen Friesenverein mit, die 2012 ein Denkmal für den Philosophen und Pädagogen errichten konnte. Wiederholt musste Konrad Grunsky Schicksalsschläge überstehen. Bei der Explosion einer Gasflasche erlitt er lebensgefährliche Brandverletzungen. Als er 2005 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand trat – die Stelle wurde von Landrat Dr. Olaf Bastian, der schon damals wenig Sinn für die regionale Kultur bewies, nicht wieder besetzt –, wollte er mit seiner zweiten Frau nach Irland ziehen und dort als Schriftsteller tätig sein. Aber kurz zuvor starb die Künstlerin Angelika Bender-Wührl, die wie er aus München stammte. Seit 2006 war er mit der ebenfalls künstlerisch tätigen Christina Nelly verheiratet. Als seine Krankheit immer schlimmer wurde, zog das Paar nach Lübeck-Travemünde, wo er nun in seinem 69. Lebensjahr verstarb. Es war ein Glück für unsere Region, dass dieser Mann aus Bayern nach Nordfriesland kam und hier seine Begabung entfaltete. omas Steensen

Foto: Husumer Nachrichten

Drei Jahrzehnte lang hat der gebürtige Münchner das kulturelle Leben Nordfrieslands mitgeprägt, am 22. April 2016 ist Dr. Konrad Grunsky nach langer schwerer Krankheit gestorben. In der bayrischen Hauptstadt am 28. September 1947 geboren, wuchs er in der Nähe des Starnberger Sees auf, studierte zunächst Soziologie, dann Europäische Ethnologie (Volkskunde). An der Universität Marburg promovierte er 1978 mit einer Arbeit über gesellschaftliche Leitbilder in Unterrichtsfilmen des Dritten Reichs. Auch zu Beginn seines Berufslebens, als wissenschaftlicher Referent beim Amt für rheinische Landeskunde in Bonn, hatte er vor allem mit Filmen zu tun. 1980 kam er in das Kulturamt des Kreises Nordfriesland und leitete hier mit großem Einsatz die kreiseigenen Museen: das Schloss vor Hu-

sum, das Ostenfelder Bauernhaus in Husum und den Roten Haubarg in Witzwort sowie das Eiderstedter Heimatmuseum in Sankt Peter-Ording und das Friesenmuseum in Wyk auf Föhr, die später wieder eigenständig wurden. Alle Hände voll zu tun hatte er mit der Neuerrichtung des Ostenfelder Hauses, das 1986 bei einem Feuer weitgehend zerstört wurde. Als der Kulturdezernent Dr. Rolf Kuschert ausschied und die Stelle zu seinem großen Schmerz nicht wieder besetzt wurde, übernahm Konrad Grunsky 1992 auch die Aufgaben als Leiter des Kulturamts und Geschäftsführer der Stiftung Nordfriesland. Der Münchner war inzwischen zu einem guten Kenner seiner neuen Heimat geworden und trat mit vielen wichtigen Publikationen zur Kultur und Kunstgeschichte hervor. Er selbst hielt – mit Recht – seinen 2000 im „Großen NordfrieslandBuch“ erschienenen Aufsatz „Nordfriesische Wohnkultur zwischen Küche und Alkoven“ für besonders gelungen und stellte ihn auf seine Homepage. Auch kommunalpolitisch engagierte er sich und gehörte für die SPD drei Jahre lang dem Husumer Stadtverordnetenkollegium an, 1996/97 war er Bürgervorsteher. Zumeist zog er es jedoch vor, auf dem Lande zu leben, so in-

Konrad Grunsky (links) mit Friedrich-Paulsen-Freunden in Langenhorn Nordfriesland 194

– Juni 2016

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Foto: NDR

Di ,taatje‘ foon ,Ferteel iinjsen!‘ as düüdj

Ernst Christ bildete mehrere friesische Hörfunkjournalisten aus.

Ernst Christ wurde am 8. Juli 1953 in Lübeck geboren. Nach dem Studium der Skandinavistik und der Theaterwissenschaft in Berlin begann er Anfang der 1980er Jahre als freier Mitarbeiter in der damaligen Heimat-Redaktion in Kiel unter Irmgard Harder, deren Nachfolger er später auch wurde. Der NDR war gerade nach Bundesländern regionalisiert worden und Ernst füllte diese Entscheidung durch seine Arbeit in den folgenden Jahrzehnten mit Leben. Es waren dabei nicht nur plattdeutsche und friesische Hörfunk-Formate, die er erfand oder weiterenwickelte. Auch lan-

desbezogene Großprojekte wie die „Jahrhundertstory“ oder die „Topographie Schleswig-Holstein“ gingen maßgeblich auf seine Ideen und Initiative zurück. Dabei war sein bevorzugtes Personalpronomen das „wir“ und nicht das „ich“. So erinnere ich mich auch an unser erstes Telefonat zu „Ferteel iinjsen!“. Bei einer Besprechung innerhalb der Redaktion sei die Idee geboren. Meiner anfänglichen Skepsis begegnete er mit: „Lass uns das doch einfach mal ausprobieren.“ Der Erfolg gab ihm Recht. Ernsts Verhältnis zum Friesischen war stets ein Besonderes. Nachdem

der Kieler Landesfunkhauschef Henning Röhl gegangen war, konzipierte Ernst die Sendereihe „Frasch for enarken“, die seit April 1989 jede Woche Friesisch im Hörfunk präsentiert. Ernst lernte Mooringer Friesisch in Kursen an der Universität in Kiel; friesische Sendungen und Aktivitäten waren immer seine Sache als Chef der Heimat-Redaktion; Veranstaltungen moderierte er häufig und gewohnt souverän und zugewandt. So fiel es schwer, ihm persönlich die skandalös geringfügige Berücksichtigung des Nordfriesischen in den Sendungen des NDR anzukreiden. Ernst verhielt sich in dieser Frage immer loyal gegenüber seinen jeweiligen Vorgesetzten, ebenso allerdings versuchte er auch den Interessen der Nordfriesen gerecht zu werden. Diesen offensichtlichen Widerspruch mit sich auszutragen wird ihm nicht immer leicht gefallen sein. Der Kieler Funkhausdirektor Volker Thormählen begann seinen Nachruf: „Ernst Christ war einer der feinsten Menschen, die ich je getroffen habe. Im NDR wahrscheinlich der feinste.“ Dem kann ich mich als jahrzehntelanger Wegbegleiter und Mitarbeiter nur anschließen. Ernst Christ starb am 2. März 2016 in Kiel nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 62 Jahren. Peter Nissen

Friesische Gedichte für Ljouwert Im Jahre 2018 wird die Hauptstadt der niederländischen Provinz „Fryslân“ Ljouwert/Leeuwarden europäische Kulturhauptstadt. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und bereits jetzt kann man in allen Sprachen des niederländischen Friesland Gedichte für einen Wettbewerb einschicken. Das vorgegebene Thema der Gedichte lautet „Hauptsache“. Jede Person darf nur zwei Gedichte einschicken. Die Veranstalter möchten auch gerne Nordfriesisch in ihren Wettberb in4

tegrieren. Nordfriesische Gedichte werden ab 2017 vom Nordfriisk Instituut gesammelt und gesichtet, bevor sie nach Ljouwert weitergeschickt werden.

FR RYS YSK S EN FRIJ PRESINTEART: NIJE POËZY EN LITERÊRE MUZYK Lit dy ferrasse troch swingende taal, yntime wurden en spetterjende klankkleuren fan eksperimintalist Reinder R. van der Leest poëzydebutante Sigrid Kingma en fokaalkeunstnares ares Greetje Bijma Oanbieding debút dichtbo dichters: Arjan Hut en Elmar Kuiper

Greetje j Bijma j sjongt j ngt g nije j p alfêst lfêst even hearre? Greetje reetje Bijma -

Oanbieding: Koomme me dy kkepers? e romans fan Reinder R. van der Leest, mei in ludik

SKOFT -oersichtstentoanstelling stellingg fan byldzjend wurk fan Reeinder i d R. R vann dder Leest -boeketafel -literêre koepelhapkes Fier dyn frije taal yn it kader fan Kulturele Haadstêd 2018 yn eigen wurden, libbene yn ’t Liwarders, Syrys S of F

FREED 20 MAAIE 2016 KOEPELLTEA ATER – Koep Vredeman de Vriesstrjitte rjitte 24-A 8921 BT Ljouwert ynrinnerij: 19.30 begjin programma: 20.00 oere o

TAGONG € 5,00

Die westfriesische Jazzsängerin Greetje Bijma wird Gedichte singen.

Frysk y k en Frijj d dde Vriesstrjitte 59 Vredeman WERT 8921 BS LJOUWER 058 212 00 35 www.frysk j f y k--en-frij.nl lh www.kkoepeltheater .nl Mei stipe fan: Stichting Herbert Duintjer Fonds, Feitsma Fûûns fwar it Frysk, Stifting t FLMD, P..W W. Janssen’s Friesche Stichting, Douwe Kalma Stiftting, Lammert Koopmans Stichting, Provinsje Fryslân, Trresoar,, Wendelaar Bonga Stichting, Stiffting ting Arjen Witteveen Fûns, e.o.

foto: W. v.d. Waal foarmjouwing: Matty de Vries ries

Nordfriesland 194

– Juni 2016

Nils Langer nach Flensburg Der Linguist Prof. Dr. Nils Langer, 46-jähriger Neumünsteraner, kehrt von der Universität im englischen Bristol nach Schleswig-Holstein zu-

Inga Werth zum Instituut Das Nordfriisk Instituut hat seit Mai 2016 mit Inga Werth eine neue Mitarbeiterin. Die 26-jährige

Foto: Harry Kunz

Auf der Mitgliederversammlung des Vereins Nordfriesisches Institut am 23. April 2016 in Bredstedt teilte NDR-Redakteur Werner Junge mit, dass er die Nachfolge seines verstorbenen Kollegen Ernst Christ als Leiter der Abteilung Heimat, Kultur, Wissenschaft im Kieler Landesfunkhaus antreten werde. Der gebürtige Eiderstedter, der sich seine ersten journalistischen Sporen bei den Husumer Nachrichten verdiente, war lange Jahre als NDR-Redakteur für die Landespolitik zuständig. Seit 2005 leitete er das für den Norden Schleswig-Holsteins zuständige NDR-Studio in Flensburg.

Flensburg, Temmo Bosse. Eine zusätzliche halbe Stelle ist ausgeschrieben worden.

Bredstedterin hat Friesisch in Kiel und Flensburg studiert und an der Europa-Universität Flensburg ihren Master im Studiengang „Kultur – Sprache – Medien“ gemacht. Sie ist in Teilzeit und befristet als Projektmitarbeiterin eingestellt und erarbeitet ein Buch, das in je einer Ausgabe auf Frasch und Fering Basiswissen über Geschichte und Kultur Nordfrieslands vermitteln soll. „Nordfriislon aw friisk“, lautet der Arbeitstitel des Projektes, das aus Bundesmitteln über den Friesenrat finanziert wird.

Foto: privat

Friesisches Taxi

rück und wird zum 1. August 2016 neuer Professor an der Europa-Universität Flensburg, und zwar für Minderheitenforschung, Minderheitenpädagogik und Nordfriesisch. Die Honorarprofessoren Prof. Dr. Thomas Steensen und Prof. Dr. Volkert Faltings werden weiterhin an der Flensburger Universität lehren und Nils Langer in seiner neuen Funktion unterstützen, ebenso der bisherige wissenschaftliche Mitarbeiter des Friesischen Seminars in Nordfriesland 194

– Juni 2016

In Bredstedt kann man sich mit dem ersten friesischen Taxi Nordfrieslands chauffieren lassen. Eines von 17 Fahrzeugen aus dem Fuhrpark des Unternehmens „Bredsted-

ter Taxi“ von Sönke Jensen wurde in großer Schrift mit friesischer Beschriftung versehen: „Bräistinger Taksi“ lautet die Aufschrift für das deutsche Pendant des Firmennamens. Taxi-Chef Jensen, der das Unternehmen 1988 gründete, ist im Bordelumer Ortsteil Ebüll aufgewachsen, wo er als Kind noch Friesisch bei einigen Familien hörte. Für ihn gehört die friesische Sprache identitätsstiftend zu Nordfriesland und besonders die zweisprachigen Ortsschilder Bredstedts waren für ihn der Ansatzpunkt, mit einem seiner Wagen ein Bannerträger des Friesischen zu werden.

Akademischer Nachwuchs Dr. Wendy Vanselow, bis 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Nordfriisk Instituut, seither als Nachfolgerin von Dr. Alastair Walker an der Universität Kiel, ist am 6. März 2016 Mutter einer kleinen Jolanda geworden. Ihre Stelle als wissenschaftliche Assistentin von Prof. Dr. Jarich Hoekstra wird derzeit von gleich drei Herren vertreten: Christoph Winter, Ingo Laabs und der 2014 pensionierte Dr. Alastair Walker, der sich für den akademischen Friesisch-Unterricht in Kiel reaktivieren ließ. Inzwischen hat das Fernsehen Interesse für das exotische Studienfach Friesisch gefunden. Der NDR berichtete über Inga Werth und der Sender 3sat über Christoph Winter. Im Internet sind beide Beiträge zu sehen.

Foto: Harry Kunz

Werner Junge nach Kiel

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Friesischkurse im Winter 2015/2016 Ort

Trägerschaft

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Dokumentar- und Imagefilm:

Friesisch in der Schule Im Auftrag des Bildungsministeriums Schleswig-Holsteins erstellte das Medienbüro Riecken einen halbstündigen Film über Friesisch an den Schulen des Landes. Federführend in der Konzeption war der Landesfachbeauftragte für den Friesisch-Unterricht und zugleich Schulleiter der Nis-Albrecht-Johannsen-Schule in Lindholm Gerd Vahder. Ziel des Filmes ist es, den Friesischunterricht zu dokumentieren und die gängigsten Bedenken und Zweifel von Eltern anzusprechen und zu entkräften. Dazu gehört die Ansicht, dass die Kinder und Jugendlichen mit ihren Friesisch-

Friesischer Schulunterricht in Nordfriesland

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kenntnissen im späteren Leben wenig anfangen könnten, dass sie lieber gleich Englisch lernen sollten anstatt Friesisch oder dass der Friesischunterricht keinen Gebrauchswert habe, weil alle Friesen auch Deutsch beherrschen würden. Beeindruckende Antworten auf diese und andere Vorurteile geben in dem Film Professor Thomas Steensen, Dr. Alastair Walker und die Friesisch-Lehrerin Lena Grützmacher, die den Friesischunterricht für ihre Examensarbeit analysiert hat. Gefilmt wurde im Herbst 2015 an der Gemeinschaftsschule in Bredstedt, an Grundschulen in Lindholm und Westerland/Sylt, an der friesisch-dänischen Schule in Risum-Lindholm „Risem Schölj“, an der Grund- und Gemeinschaftsschule „Öömrang Skuul“ auf Amrum sowie am Gymnasium der „Eilun Feer Skuul“ in Wyk/Föhr. Die verschiedenen didaktischen Methoden werden sichtbar, die Unter-

schiede zwischen Schulen, wo es noch viele Kinder bzw. Jugendliche mit friesischer Muttersprache gibt und Schulen, wo dies kaum der Fall ist (Lindholm, Sylt, Bredstedt). Der gymnasiale Unterricht in der Oberstufe, die „Königsklasse“ des Friesisch-Unterrichts, mit ihrem hohen Anspruch wird ebenso gezeigt wie der Friesischunterricht für „frische“ Erstklässler, die noch gar nicht lesen und schreiben können. Schüler und Schülerinnen, Lehrkräfte und Friesisch-Experten kommen in Interviews zu Wort. Die Bestrebungen der Landesregierung durch den Handlungsplan Sprachenpolitik für Regional- und Minderheitensprachen und der Leitfaden für den Friesischunterricht werden kurz genannt und die Frage gestellt, ob der Friesischunterricht am Beginn einer neuen Ära steht Der Film dauert 28 Minuten und wird demnächst auf DVD erhältlich sein. NfI Nordfriesland 194

– Juni 2016

Droonen auer a eilunen „Heest al hiard?“, begand min bekäänd, „dat’s uun Uastfresklun üüb a eilunen nü mä droonen a postluuper ersaat wel?“ Wi seed uun’t kafee üüb a Sunwaal an leet üs a iarst warem san üüb a bük skiin. „Hauaha“, swaaret ik, „det kön jo bruket wurd. Droonen, det san dach dön diar letj fliigers, huar’s uun’t uasten a lidj mä ufschit of huar’s bi jong wüfen troch’t eeben reiluk luure, wan jo jüst naagelk föör a speegel stun?“ – „Jä, det könst diar uk mä maage, man det dee a post natüürelk ei. Jo wel ales för üs noch gauer, noch meekelker maage. Stel di dach ens föör, wat en halep det as, wan a droonen iarst ens a pilen ütj din apteek bring, of wan dü skur bestäälst – jo feest dü do so tu saien direkt ütj a locht iin uun din skuchskaab löwerd. Of uk buken – dü klikest jo uun’t internet uun – betaalest online, an geliks flocht din persöönelk droone mä din besteling tuwais. Dü täärst nü ei muar de hiale dai aran sat an teew, dat a postbüüdel komt. Of goor – wan dü jüst ens gau wech beest, tsak, heest en seedel bi a dör, dat dü din pakeet salew ufhaale skääl. Wat imer fertretelk as. Hiart ham det ei gud uun?“ „Jä, wel, nooch, man stel di det dach ens föör: heer üüb Feer – so üüs nü, wi sat heer net uun’t kafee, teenk niks rings – an üüb mool kem diar ganse geschwaader faan droonen auer’t weeder. Faan widjen teenkst noch, det as en skööl fögler, kuben ferlicht, wat beeft en skap uunflä – an do hiarst dü det bromin an dröönin, an diar san’s do, dön droonen. Schük üüb a Sunwaal en adres of mä GPS uun a strunkurew hörens Nordfriesland 194

– Juni 2016

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Foto: Harry Kunz

Ellins wäält

kundschaft. Wat en ünrau, wat en teooter! Dön lidj san uun a feerien dach leewen besoners nerwöös. Det wurt mä sok droonen dach noch ringer. Lunige uun guarder, üüb a struaten, welluuper kem ’ar auerhen tu miat! God bewaare! An wat, wan’s do ferkiard löwre …“ „Det skul mi dach ens ferlang“, skabet min bekäänd nü, „hü det wel gungt, wan at ens en betj muar weit. Feer as nü jo temelk letj, wan a winj Ellin Nickelsen stammt von Föhr, üüb so’n droone faard feit, do kön’t wo sie mit fering als Muttersprache jo malööre, dat at goor ei üüb Feer aufwuchs, und ist eine friesische lunigt, man auer tu Sal of Oomram Schriftstellerin, die sich Gedanken ufdrewen wurt.“ – „Na, an diar kem macht über das Leben in Nordfriesdo en paar strunluupers an schwups, land. In „Ellins wäält“ erscheinen hee diar hoker ölers din Zalando- ihre Einschätzungen, die den Vorskur bi a fet an dü könst fein at reeg- zug haben, in modernem Friesisch ning betaale.“ verfasst zu sein. Hier geht es um „God’s bewaare üs diarför! Huar wi eine mögliche Postzustellung auf nü oober jüst diarauer spikaliare, den nordfriesischen Inseln aus der wat malööre küd … ik teenk bluat Luft – durch Transportdrohnen. am üüs Wattenschutzgebiet. Mut sok (Adresse: Grapengießer Straße dinger diar auerhood auer henwech- 38–40, 21335 Lüneburg) flä? Stjiar jo ei a siahünjer bi’t tetj dun, a fögler bi’t breden?“ – „Diar saist dü wat. Al dön ges, wat wi heer „Uuha“, siket ik, „ik sä jüst min nei uun a maask saten haa. Stel di ens somerskur, hü jo ufstört – an en föör, diar komt so en jong gus ütj at motsenklauer sat diar üüb an –an ai, det iarst, wat hat schocht, as en skat iin uun min nei Highheels.“ – droone – an so üüs bi Konrad Lo- „Ik liaw“, swaaret min bekäänd, „wi renz teenkt det letj puutj nü, det bliiw leewer bi üüs ual metood: wi droone as sin mam.“ – „Najä, of det leet üs at kroom hen tu’t werk stjüür. ei en betj widjloftig toocht as. Oober Diar komt at mä a post uun, wan wi stel dü di ens föör, det aarem letj eeben haa. Hoker brükt do en maskiin skal auer’t föörlun bi Sö- droone!“ – „Manhattan“, saad ik, rens-Wai flä .“ – „Huaram, wat as „oder man hatt’n nich.“ diar do nü bi? Leit diar en jääger An wi luket iin uun a blank, frei heuun a kui mä en geweer an schat at mel auer a madelbrag bi a Wik, huar deel?“ bluat en paar witj kuben huuch boo„Pitjepatj, det dach ei … oober üüb’t wen saield. föörlun breet a motsenklauer! An jo gung üüb ales deel, wat hörens neest alter nai komt. An wan diar nü en letj droone uunkomt an teenkt am nant rings, do gung döndiar fögler üüb ham deel, pike an hake – an do, do könst dü tu sä, huar Eine Logistikdrohne wird bestückt. din skur ufbliiw.“

Nordfriesland im Frühling 1. März 2016 – 13. Mai 2016 ■ Die Gruppe „Blondie, Brownie and the Redhead“ gewann am 19. März in Westerland den diesjährigen Henner-Krogh-Förderpreis. Die drei Sylter Mädchen Paulina Lunk, Hanna Maria Huß und Mia Elias teilten sich mit dem Duo „Mutter-Söhnchen“, Julian Sorg und Mutter Susanne Baske, auch den Reinhard-Mey-Sonderpreis für die beste deutschsprachige Eigenkomposition. Auf dem zweiten Platz des Sylter Förderpreises landete die Band „Smear Jam Bread“, den dritten Platz erreichte das „Duo Soon“. Der Preis wurde 1987 von Frauke und Henner Krogh sen. zum Andenken an ihren früh verstorbenen Sohn und Musiker gestiftet.

Westküste wurden im März an verschiedenen Standorten am Strand interaktive Infotafeln installiert. Sie sind Teil des Besucherinformationssystems (BIS) im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und bieten Wissenswertes über Schweinswale und das Sylter Walschutzgebiet, über Trauerenten und über den Küstenschutz. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Landesbetriebs Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz, des Landschaftszweckverbandes Sylt und des Erlebniszentrums Naturgewalten. Zu den Initiatoren gehörte auch Lothar Koch von der Schutzstation

Wattenmeer, der von einem „einzigartigen Kleinwal-Lehrpfad an Europas Küsten“ sprach. ■ Ende März übernahm das Amt Nordsee-Treene die Trägerschaft für das Modellprojekt Ehrenamt 5.0 und stellte 44 000 Euro für eine dreijährige Laufzeit zur Verfügung. Die Restfinanzierung von 45 000 Euro übernahm die Aktiv-Region Südliches Nordfriesland. Ziel des Projektes ist es, einen Bestand von neu ausgebildeten ehrenamtlichen Jugendgruppenleitern aufzubauen. Partner des Projekts sind die Jugendtreffs und -zentren von Friedrichstadt, Garding, Hattstedt,

■ Als Ausgleich für die Sandentnahmen im Rahmen der jährlichen Sandvorspülungen an der Sylter 8

Foto: Herbert Müllerchen

■ Zur Zukunft des defizitären Klinikums Nordfriesland beschloss der Kreistag in Husum am 23. März mit großer Mehrheit: Die stationäre Versorgung am Standort Tönning soll zum 30. Juni 2017 eingestellt werden. Der Weiterbetrieb des Medizinischen Versorgungszentrums ist dabei sicherzustellen. Das klinische Angebot in Niebüll soll mit finanzieller Hilfe des Sozialministeriums und der Krankenkassen erhalten werden. Die Erweiterung der geriatrischen Abteilung soll geprüft werden. Abzuklären sind sowohl eine künftige vernetzte Zusammenarbeit mit den Flensburger Kliniken und dem Westküstenklinikum in Heide als auch ein Klinikneubau in zentraler Lage in Nordfriesland.

Der Husumer Taler Nordfriesland 194

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Mildstedt, Sankt Peter-Ording und Tönning sowie die Mädchentreffs Husum und Ostenfeld und der Mars Skipper Hof. Auch das Amt werde profitieren, erläuterte die Ostenfelder Jugend-Fachfrau Ute Babbe, denn aus dem Ehrenamtspool könnten durchaus Nachwuchskräfte für die Kommunalpolitik erwachsen.

germeistern kamen auch Probleme zur Sprache, die durch fehlende medizinische Strukturen nach der Schließung von Krankenhausstationen auf Sylt und Föhr entstanden sind. Nachgedacht wurde z. B. über Telemedizin, um das geschulte Personal vor Ort fachmedizinisch zu unterstützen und unnötige Hubschraubereinsätze einzusparen.

■ Der Husumer Taler war die erste geprägte Talermünze auf dem Gebiet des heutigen Schleswig-Holsteins. „1522 ließ der dänische König und Herzog von Schleswig Friedrich I. (1471–1533) die Münze im Herrenhaus in Husum prägen“, erklärte der Kunsthistoriker Dr. Rüdiger Articus im April beim ersten Prägeschlag für die Nachprägung. Der neue Eigentümer des Herrenhauses Bernd Biermann hatte die Idee entwickelt, die ehemalige Münzprägestätte wiederzubeleben. Mit einem Original, von denen weltweit nur noch elf Exemplare nachgewiesen sind, wurde in Wien ein Prägestempel hergestellt, als Prägestuhl dient ein alter Schlachterstock aus Bayern. „Die Nachprägung unterscheidet sich nur in der Größe vom Original, das als eine der ersten richtigen Porträtmünzen des Nordens gilt“, erklärte Articus bei der Zeremonie.

■ Mit ihrem Projekt „Rückenwind – Jugendmobilität Westküste“ setzten sich die Kreise Nordfriesland, Dithmarschen, Pinneberg und Steinburg im bundesweiten Wettbewerb „Kommunen Innovativ“ durch. Dafür erhalten sie rund 800 000 Euro aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, gaben die Landräte am 20. April auf der LenkungsausschussSitzung der Regionalen Kooperation Westküste in Elmshorn bekannt. Ziel des Projekts ist die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Deshalb sei es wichtig, „die Fachkräfte von morgen frühzeitig an die Region zu binden und so deren Wirtschaftskraft zu sichern“, sagte Fachbereichsleiter Burkhard Jansen in Vertretung von Landrat Dieter Harrsen. In jedem Kreis werde nun eine Mobilitätsfachkraft eingesetzt, die Praktikums- und Ausbildungsplätze akquirieren sowie Schulabgänger, Betriebe und Schulen beraten soll.

■ Die Probleme der Notfallversorgung auf den Inseln und Halligen waren das zentrale Thema der 37. Mitgliederversammlung der Inselund Halligkonferenz (IHKo) am 14. April in Wenningstedt auf Sylt. Durch den Einbau eines Hubschraubers der Firma Northern Helicopter (NHC) in die Rettungskette kann zukünftig schneller geholfen werden. Hinzu kommt die vorteilhafte Stationierung der Maschine in Sankt Peter-Ording auf der Halbinsel Eiderstedt, die weit ins Meer hineinragt, betonte Manfred Uekermann, Sylter Vorstandsmitglied der IHKo. Auf der Tagung von rund 30 Insel- und Hallig-BürNordfriesland 194

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■ Renate Schnack, die Minderheitenbeauftragte des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten, wurde am 30. April in Vejle als erste Deutsche mit dem Kulturpreis des dänischen Kulturvereins Grænseforeningen ausgezeichnet. Sie erhalte den seit 1985 vergebenen Preis für ihre Verdienste um die Kultur und das Zusammenleben der Menschen nicht nur in Südschleswig, sondern im gesamten dänischen Grenzland, hob die Vereinsvorsitzende Mette Bock bei der Preisverleihung hervor. Das Preisgeld in Höhe von etwa 2 000 Euro leitete Renate Schnack an ein Jugendprojekt im

Haus der Minderheiten in Flensburg weiter. ■ Mit 173 Betten in 44 Zimmern sei die Husumer Jugendherberge der ideale Ausgangspunkt, um die Nordseeküste und die Storm-Stadt mit ihrem Hafen und dem angrenzenden Wattenmeer zu erkunden, hob Herbergsvater Thomas Eisenack bei einer kleinen Feierstunde am 30. April hervor. Präsentiert wurden die renovierten Räumlichkeiten in der Schobüller Straße. Mit einem Investitionsvolumen von 700 000 Euro sorgte das Deutsche Jugendherbergswerk Landesverband Nordmark vor allem für einen neuen Buffetbereich und eine neu gestaltete Empfangshalle, für die Verbesserung des Brandschutzes und weiterer Sicherheitsmaßnahmen und die Modernisierung der Schlafzimmer. Gerade im Tourismusbereich sei die Jugendherberge als Anlaufstelle wichtig, lobte Bürgermeister Uwe Schmitz. Mehr als 6 000 Gäste in der Herberge sorgen für fast 18 000 Übernachtungen im Jahr. ■ Ab September wird Alexander Römer neuer Leiter der Museen der Söl’ring Foriining. Der Kunsthistoriker habe den Vorstand des Sylter Heimatvereins mit seiner Bewerbung überzeugt, teilte dessen 1. Vorsitzender Jürgen Ingwersen Anfang Mai mit. Römer möchte in Fortführung der Arbeit seiner Vorgängerin Dörte Ahrens neue Akzente setzen. „Es muss in Hamburg und darüber hinaus über die Sylter Museen gesprochen werden“, betonte der Museumschef. Dabei möchte er die Zusammenarbeit mit den Bürgern und Einrichtungen auf der Insel ausbauen. „Meist schlummern wertvolle Objekte und schriftliche Zeitzeugnisse im Verborgenen und müssen für die Nachwelt gesichert werden“, vermutete Römer. Der Vorstand setzte einen ersten Arbeitsschwerpunkt auf die erfolgreiche Zertifizierung des Sylter Heimatmuseums in Keitum. Harry Kunz 9

Üt da friiske feriine Frasche Rädj

Foto: Frasche Rädj

Der Frasche Rädj, Friesenrat, Sektion Nord fordert eine Aufstockung der Landes-, vor allem aber der Bundesmittel für die friesische Volksgruppe. Dieses Anliegen besteht seit Langem und wurde zu-

Landtagsgremium in Klockries

letzt beim Treffen des Bundesgremiums „Beratender Ausschuss für Fragen der friesischen Volksgruppe in Deutschland beim Bundesministerium des Innern“ im ostfriesischen Bunderhee bei Leer am 19. April und beim Landtagsgremium für Fragen der friesischen Volksgruppe im Lande SchleswigHolstein in Klockries am 4. Mai 2016 vorgetragen. Friesenratspräsidentin Ilse Johanna Christiansen hob hervor, dass es jedes Jahr sehr viel mehr Anträge auf notwendige und dringende Projekte gäbe als Mittel zur Verfügung stünden. Für 2017 solle versucht werden, die jährlichen Bundesmittel von derzeit 300 000 Euro zu verdoppeln und gleichzeitig weg von alleiniger Projektförderung hin zu einer strukturellen Förderung der friesischen Arbeit zu kommen. Für die Arbeit des Friesenrats selbst sei dies unabdingbar, weil die verwaltungstechnischen und anderen Anforderungen, die vom deutschen Staat an den Friesenrat gestellt würden, mit der bisherigen dünnen Personaldecke 10

nicht mehr zu erfüllen seien. Das Nordfriisk Instituut warb auf den Sitzungen in Bunderhee und Klockries um einen Zuschuss, der zusätzlich zu allen anderen Förderungen der friesischen Volksgruppe für eine moderne, mulimediale Ausstellung der nordfriesischen Geschichte und Kultur im Nordfriisk Futuur benötigt werde.

Friisk Foriining

Sprecher des Vereins treffen sich regelmäßig als „Frasch Scheew“, doch eine der wichtigsten Aktivitäten des Vereins gilt dem Friesenhaus-Museum im Ortsteil Deezbüll. Dort wurden Restaurierungsarbeiten fortgesetzt, die von der Stadt Niebüll gefördert wurden. Duch ein Erbe von 26 Hektar Land, das verpachtet wurde, steht der Verein finanziell vergleichsweise gut dar.

Di formoon Bahne Bahnsen köö aw e iirsfersoomling e 17. önj e uursmoune 2016 aw en iir tubäägkiike, weer foon e feriin foole apstald wörden as. Deertu hiirt et teooterårbe foon e kultuurkonsulänt Gary Funck, e ütstaling foon Marie Tångeberg aw Mikkelberg, et 28. Friisk Harfsthuuchschölj ouers uk et wunterfäst än et biikebrånen. Besuners wörd nuch deeraw haanewised, dåt huum deerbai as, di dånsche schöljferiin deertu tu fouen, mör frasch unerrucht aw da dånsche schoule önjtubiidjen.

Nordstrander Heimatverein

Frasche Feriin for e Ååstermååre

Fering Ferian

Lung schölj huum ja maste, ouers nü san’s wi deer: da „Frasche Loosche“ schunge wi önjt AndersenHüs önj Klookris. Di schörkemusiiker Hans-Werner Jürgensen liidjet e schungfloose foon wüste, wat önj e mooringer dråcht aptreese. Tubai jeeft et åltens nuch da „Latje Loosche“, weer Oke Erzinger än Tade Friedrichsen ma da bjarne da sunge inööwe. Di formoon Hauke Friedrichsen köö ferteele, dåt 2015 amänbai 8900 manschne et Andersen-Hüs beseecht hääwe än sunt 1993 önjt gehiilj ål 150 000 besäkere önj Klookris inkiiked häin.

Frasche Feriin for Naibel-Deesbel än trinambai Der Vereinsvorsitzende Albert Panten blickt auf 161 Mitglieder in der Kartei, davon zehn neue. Friesisch-

Die 120 Mitglieder unter ihrem Vorsitzenden Momme Elsner konnten auf ein bewegtes Vereinsjahr zurückblicken. Die sehr aktive Archivgruppe unter Wolf-Dieter Dey trifft sich monatlich und erhält viel Beteiligung. Geplant ist ein Projekt „Ole Nordstrander vertelln“, ein Plattdeutsch-Kurs wurde gut besucht, und das Thema Sturmfluten wurde vielfältig aufgegriffen.

Mäfulger an nei toochter wurd soocht, det maaget de föörsater Carl „Charly“ Rickmers düütelk. „Hü kön wi at jong lidj för üüsen ferian begeistere“, wiar det grat fraag üüb juarsfersaamling uun a april. Föl traditsjuunel daansinjer so üüs tu puask, pingster of uk jul bested ei muar an diarmä ging kulturgud ferleesen

Friesenverein der Wiedingharde Der Wiedingharder Friesenverein trauert um Karl Nikolai Brodersen, der am 31. März 2016 im Alter von 86 Jahren verstab. Brodersen war von 1996 bis 2006 Erster Vorsitzender des Vereins und hatte vorher bereits im Vorstand mitgewirkt. Sein Nachfolger, der derzeit amtierende Vorsitzende Peter Ewaldsen, würdigte die Verdienste Brodersens. Nordfriesland 194

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Sent aur dörtig Jaaren jeft dit nü di Sölring Popen, wat Maike Ossenbrüggen (1939-2014) me höör litj Ker en di Help fan Liren, wat jam diarme ütkür, maaket heer. Dit Popen-Komeedi es ön di Keler fan di „Friisensaal“ ön Kairem önerbraacht en sa ombi föftig Popen hingi Haur bi Haur ön di Laagerrüm fan di „Söl’ring Foriining“ en teev üp jaar Āptreer.Uk deling sen diar Sölring Skuulsters, wat ek salev üp di Büüni maat. Sa haa ik nü ark Jaar weđer bi en Sölring Inj en litj Komeedi-Stek fan Maike üp di Popen-Büüni braacht. Hat es man gaar ek sa lecht, me di Popen tö spölin, wan em dit ek aaft maaket heer; em skel jaa me di Trerer törochtkum en di jen of üđer Pop es twērt en wel ek sa üs di Mensk diar boowen. Diar pasiari fuul klöchtig Situatsjoonen bi`t Ööwin en dit Lachin kumt sa uk ek tö kuurt. Of en tö kām Renate Schneider iin en heer di Ütspraak forbeetert, dit wiar en gurt Help, aurdat ik jaa Sölring jest ön di leest Jaaren liirt haa. Nordfriesland 194

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Di 23. April her di Foriining „Kulturhaus Sylt“ me di „Söl’ring Foriining“ töhop en Inj fuar ali Generatsjoonen töhopstelt, aurdat di Friisensaal dörtigst Jubileeum her. Fuar üüs Popen-Spölsters wiar dit āpreegent, aurdat em jaa al en Week fuarof fuul aur üüs Popen-Komeedi ön di Bleeren lees kür en wü töjest āptreer skul. Di Saal wiar ful en em maast muar Staaler en Stööler hali, üđers her ek en arken Gast Plaats fingen. Ja haa fuul Bifal klapet fuar üüs litj Stek „Inge fan Raantem“ en di Jen of Üđer ual Sölring sair, dat wü di rocht Ütspraak gur aurbraacht haa. Di Āptreer fan di „Ruar Nöösen“ me jaar musikaalisk litj Komeedi-Steken en Synje Norlands dailk Stem heer uk fuul Bifal fingen en sa wiar dit en aurdimaaten faini Inj me en smaakelk Iiten fan dit Restaurant „Reblaus“ üt Kairem. Hoken wil, kür höm diareeđer di Kaloriien me Salsa-Musiik fan di DJ Timo Ploog weđer ofdaansi. Man hat uur mener me dit Interesi fuar üüs Spraak. Ön di sööwentiger Jaaren jaav dit en gansi Hunfol Sölring Skuulmaisters, wat tö di Jen fan’t Önerrochten en hiili Inj weegi kür, wat di Skuulsters me fuul Formaak en Früger bi jam liirt her.

Man dit men Interesi weeget höm ek bluat bi di Sölring, naan uk di Miisten fan dānen, wat sölring üs Mooterspraak liirt haa, wel jam ek muar me dit Förterbistuunen fan üüs wērtfol Kultuurgur bifaati. Hat jeft nemen muar, wat fuar di „Söl’ring Foriining“ önerrochti wel. Aliweegens ken em hiir, dat et likert bal tö Jen es me di ual autochthon Spraak üp Söl. Di bikeent Spraak-Weetenskeper Alastair Walker heer en gur Birocht aur di Mögelkhair, üüs Spraak tö hualen, fuar di Bleer en di Jaarsbirocht fan di „Söl’ring Foriining“ skrewen. Hi forklaaret dit me en paar Bispölen ön Europa, dat em Sölring uk weđer ön’t Leewent üp üüs Ailön töbeek haali kür. Man em skel dit uk wel, en diar kumt em aliining ek muar fiiler. Diar maast nü fuul muar Liren tö di Regiaring ön Kiel skriiv, dat wü muar Skuulmaister brük, wat Sölring önerrochti ken. Üüs Spraak ken wü bluat bihual, wan di Jungen dit ön di Skuulen liir ken. Me dit Popenspöl ark Jaar haa wü jaa fuul Formaak, man dit leengt ek, wü skel uk ark Dai mearküđer Sölring snaki en ek āphual, wan hoken diartökumt, wat üüs Spraak ek ken. Maren Jessen, Söl

Foto: Maren Jessen

Foto: Wiki Commons

Di Sölring Popen sen jit diar en wü wel Sölring snaki

Die Puppenspieler von Sylt: Maren Jessen hat die Gruppe von Maike Ossenbrüggen übernommen.

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Frank Trende:

Was uns ein braves Mütterchen erzählen kann Festrede beim Biike-Empfang des Frasche Rädj 2016 Der Frasche Rädj, der Friesenrat Nordfrieslands, hatte den Hauptvortrag bei seinem Biike-Empfang am 21. Februar 2016 in Bredstedt dem Thema „Mythen“ gewidmet. Der Dithmarscher Frank Trende nennt gleich mehrere Beispiele, nicht nur aus Nordfriesland, und macht deutlich, was Mythen und Sagen für die Identität einer Region bedeuten können.

Foto: Wiki Commons

Unter dem Begriff „Mythos“ verstehe ich eine sagenhafte Geschichte, eine Erzählung – auf neudeutsch ,Narrativ‘ genannt –, mit der Menschen und Kulturen ihr Weltverständnis und ihr Kulturverständnis zum Ausdruck bringen. Der Begriff des Mythos macht gewiss Türen auf zu vielen Räumen, zu Assoziationsräumen, in denen es viel zu entdecken gibt: etwa religiöse Mythen, in denen das menschliche Dasein mit der überirdischen Welt, der Welt der Götter verknüpft wird, wie in der griechischen oder nordischen Mythologie. Auch Personen, Tiere, Dinge oder Ereignisse können sich „mythologisieren“, können zum Mythos werden. Denken Sie an J. F. Kennedy, der zweifellos vom amerikanischen Präsidenten zum Mythos befördert worden ist. Denken Sie an den Mythos vom

Das Denkmal von 1900 für die Schlacht von Hemmingstedt trug selbst zur Mysthifizierung bei.

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„weißen Wal“, vom Wal überhaupt, wir konnten gerade verfolgen, wie die gestrandeten Pottwale in der Elbmündung viele Menschen bewegen. Denken Sie an den Heiligen Gral, von dem nicht nur Mythenjäger Indiana Jones fasziniert ist. Und wenn Fernsehprofessor Guido Knopp das Bernsteinzimmer sucht, dann ist auch er einem Mythos auf der Spur. Ich bitte um Nachsicht, aber da ich gebürtiger Dithmarscher bin, kann ich als Beispiel für ein Ereignis, das durch die Jahrhunderte mythologisiert wurde, nur die Schlacht bei Hemmingstedt vom 17. Februar 1500 nennen. Sie ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass Mythen in ihrer Irrationalität auch politisch instrumentalisiert werden können. Wann immer in der deutschen Geschichte eine „Identität der Einheit“ zu beschwören war, wann immer ein Idealbild heimattreuer deutscher Patrioten gesucht wurde, – Mitte des 19. Jahrhunderts in der Folge von 1848, – nach 1870, als es im Kaiserreich galt, „echte Deutsche“ zu finden, – nach 1933, als es den Nationalsozialisten darum ging, Menschen zu verherrlichen, denen „Blut und Boden“ in Fleisch und Blut übergegangen war, immer wieder war der Mythos von Hemmingstedt ein geeignetes Vehikel, ein beliebtes Motiv aus alter Zeit, um zeitgenössische politische Botschaften zu senden. Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm weisen Nordfriesland 194

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Die Rockband Santiano (oben) füllt heute große Hallen. Tausende singen mit: „Trutz, blanke Hans“. Rechts Achim Reichels Plattencover von 1978.

in ihrem „Deutschen Wörterbuch“ darauf hin, dass Mythen nicht unbedingt festen Grund und übersichtliches Gelände verheißen! „Mythisch“, so heißt es im 1885 erschienenen sechsten Band des selbst fast mythisch gewordenen „Deutschen Wörterbuchs“, werde „in der neueren täglichen Rede der Gebildeten gebraucht wie zweifelhaft, des sicheren Bodens entbehrend.“ Also verstehe ich Mythen nicht als Wahrheiten, sondern als Erzählungen, als Geschichten, als Fabeln, als Sagen: Irgendwo haben sie einen wahren Kern, aber es ist auch viel Phantasie und Projektion, manchmal Poesie und Propaganda im Spiel. Auf jeden Fall aber sind Mythen Einladungen, sich Land und Leuten zu nähern, sind Stoff für Dichter und Erzähler. Sie können etwas ausdrücken von dem, was Menschen in einer Region wichtig ist, was sie ausmacht und sie zusammenführt. II. In der gedruckten Einladung zum heutigen Biike-Empfang ist ja auch schon eine Spur gelegt zu einem Mythos, den jede und jeder hier im Saal sofort mit Nordfriesland in Verbindung bringt. Der Schimmelreiter! Er ist ganz deutlich zu erkennen, obwohl er im Hintergrund reitet. Wenn das kein Mythos ist! Nirgendwo wird die Arbeit der Menschen hier bei uns an der Westküste gegen die Angriffe des Meeres eindringlicher geschildert! Jedem, der den Schimmelreiter von Theodor Storm gelesen hat, wächst ein Bild Nordfriesland 194

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von der Marschlandschaft an der Nordseeküste im Kopf. Wollen wir nicht sogar alle so sein, ein bisschen nur, wie der geniale Deichgraf, der die Natur nach seinen Gedanken formen will? Gar zu gern stellen wir uns vor, dass der Mythos vom Schimmelreiter auf alter Überlieferung fußt, aus altem nordfriesischen Sagenschatz kommt. Und wenn Professor Thomas Steensen mit einem schönen Buch einen „Kanon friesischer Kultur“ zusammenstellt, dann beginnt er sein Kapitel über die Literatur - völlig zu Recht, wenn ich das sagen darf - mit einer Abbildung der ersten Seite der Handschrift von Theodor Storms „Schimmelreiter“ – in Hademarschen zu Papier gebracht. Ein „Nationalepos“ der Nordfriesen! Und doch ist dieser Mythos eben nicht aus der hiesigen Volksüberlieferung entstanden, sondern aus der Imaginationskraft einer Erzählers in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Karl Ernst Laage und Gerd Eversberg haben gründlich nachgewiesen und rekonstruiert, woher dieses mythische Motiv stammt: Es erschien erstmals am Sonnabend, den 14. April 1838 in der Zeitschrift Danziger Dampfboot unter der Überschrift „Der gespenstige Reiter - ein Reiseabenteuer“. Es spielt an einem Weichseldeich, wo ein Deichgeschworener sich mit seinem Pferd in den Deichbruch stürzte, weil er sich dafür verantwortlich fühlte, dass der Deich schlecht gepflegt und also gebrochen war. Als mahnendes Zeichen der Gefahr erschienen Reiter und Pferd den Menschen zur Warnung vor einem drohen13

III. Wer über Mythen spricht, kann, wie wir gesehen haben, von Sagen nicht schweigen. Im Jahre 1845 veröffentlichte Karl Viktor Müllenhoff das Ergebenis der Sammelarbeit, die er gemeinsam mit Storm und Mommsen geleistet hatte. Dabei muss man sich ihre Arbeit nicht wie die von Feldforschern vorstellen, die durch die Dörfer ziehen und sich von den Dorfleuten Märchen erzählen lassen. Vielmehr gingen sie vor allem wie Gelehrte vor, die gedruckte und ungedruckte Quellen nach Texten durchforsteten. Das Müllenhoffsche Märchen- und Sagenbuch ist ein wahrer Mythen-Speicher. In einer Fußnote fin-

Karl Müllenhoffs Sagensammlung (links) faszinierte Generationen von Schleswig-Holsteinern. Boy Lornsen nahm sich der Sagengestalt der Puken an.

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Foto: Nordfriisk Instituut

den Deichbruch. Storm hatte den Text gelesen und sich ihn nach Jahrzehnten zum Vorbild genommen. Gemeinsam mit Theodor Mommsen aus Garding und Karl Viktor Müllenhoff aus Marne sammelte Storm nach dem Vorbild der Brüder Grimm Sagen, Märchen und Lieder aus Schleswig und Holstein. Im Februar 1843 schrieb Storm an Mommsen, dass er die Sage vom Schimmelreiter nicht finden könne. Er schrieb aber auch, eine solche Sage passe nicht nach Schleswig-Holstein, denn das Motiv, so Storm wörtlich, „gehört leider nicht unserm Vaterlande“. Viereinhalb Jahrzehnte später sollte es derselbe Storm sein, der dieses Motiv in Weltliteratur verwandelt und gleichzeitig in das kollektive kulturelle Bewusstsein bei uns einschreibt, auch in einen Kanon friesischer Kultur einschreibt.

So stellte man sich den Zustand Rungholts anno 1240 vor.

det sich übrigens dort ein Deichgraf, der bei Lauenburg an der Elbe reitet und allnächtlich auf seinem weißen Pferd erscheint – und auch das nordfriesische Biikebrennen „am Tage PetriStuhlfeier“ ist dort überliefert. Eine Reihe von Sagen bei Müllenhoff erzählt von dem friesischen Hausgeist Nis Puk, der es gern sieht, wenn man ihm abends eine Schüssel Grütze mit einem ordentlichen Klacks Butter darin hinstellt. Gelingt es nicht, ihn günstig zu stimmen, treibt er seinen Schabernack mit den Menschen, kann Höllenlärm veranstalten und das Geschirr im Haus zu Scherben werfen. Dem Keitumer Kinder- und Jugendbuchautor Boy Lornsen, ich war ihm eng verbunden, war diese Figur gerade recht, um Kindern Geschichten zu erzählen. So gehören seine Bücher „Nis Puk in der Luk“, „Nis Puk - Mit der Schule stimmt was nicht“ und „Nis Puk und die Wintermacher“ zu seinen Erfolgstiteln. Sie spielen in unserer Zeit auf zeitgemäße Weise hat Boy Lornsen so einen Sagenstoff für eine neue Generation erschlossen und den Kindern Zugänge geschaffen, um in vertrautem Umfeld die Welt zu entdecken. IV. Um einen wahren Kern rankt sich auch der Rungholt-Mythos, der bei jeder und jedem hier im Saal etwas zum Klingen bringt. Der sagenhaft Nordfriesland 194

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„Die Alte von Husum“. Ausschnitt aus einem Neuruppiner Bilderbogen. Das Original hängt im Schleswig-Holsteinischen Freilichtmuseum Kiel-Molfsee.

V. Ein weiteres Bespiel für die Wanderung eines Motivs und für den Beitrag, den eine kleine Geschichte dafür leistet, welches Bild sich Menschen in ganz Deutschland von Nordfriesland, von Husum, von der nordfriesischen Inselwelt machen, ist die Sage vom „braven Mütterchen“, die über Generationen hinweg in deutschen Lesebüchern zu finden war. Dieser Stoff hatte es nämlich in sich: Das brave Mütterchen, das die Menschen vor dem Ertrinken rettet, indem die selbstlose Frau ihr einziges Hab und Gut opfert, ist kurz und knapp überliefert, und doch ahnt Nordfriesland 194

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man das riesige menschliche Drama, die ratlose Verzweiflung der armen Frau und das große, große Glück der Husumer, die sich auf dem Eis vergnügten und dem nassen Tod gerade noch von der Schippe gesprungen sind. Die Ursprünge der Sage liegen nach wie vor im Dunklen. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass sie einen wahren Kern hat, der sich nicht nördlich der Eider, im heutigen Nordfriesland, verorten ließe – freilich ist er bislang nicht gefunden. Andererseits: Es müsste schon eine ganz spezifische Situation ge-

Fotos: SH Freilichtmuseum

reiche Ort ist von der Nordsee, der Mordsee, verschlungen worden, weil seine Bewohner maßlos waren. Im Jahre 1362 ist die Insel Strand zerbrochen und das historische Rungholt untergegangen. Karl Viktor Müllenhoff erzählt, dass die Rungholter es der Sage nach auch gar zu doll getrieben haben: Ausgerechnet an Weihnachten machten sie ein Schwein betrunken, setzten ihm eine Nachtmütze auf und legten es zu Bett. Dann riefen sie nach dem Priester, der dem Kranken das Abendmahl reichen sollte. Der Gottesmann wünschte sich eine Sintflut, eine Sündflut herbei und sein Wunsch ging in Erfüllung. Die Erinnerung an die versunkene Stadt blieb lebendig und Müllenhoffs Sage half dabei. Entscheidend für die Mythologisierung des Orts und der Untergangsgeschichte war aber Detlev von Liliencrons robuste Ballade „Trutz blanke Hans“ von 1882/83, die in unseren Jugendtagen von Achim Reichel gesungen wurde und jetzt von Santiano neu interpretiert in den Konzerthallen zu hören ist.

Neuruppiner Bilderbögen waren im 19. Jahrhundert in Norddeutschland sehr beliebt.

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Frank Trende hat sich des Themas „Die Alte von Husum“ ausführlich angenommen.

wesen sein, wenn die Nordsee-Tide, wenn das ewige Uhrwerk von Ebbe und Flut, ein Zufrieren des Nordsee-Küstenmeers zugelassen hätte. Der knappe Sagenstoff, das eindringliche Motiv von fast biblischer Wucht, ist seit eineinhalb Jahrhunderten mit Husum verbunden, auch wenn es immer wieder einmal Stimmen gab, die die hiesige Verortung in Zweifel zogen. Und wenn eine Wurzel in andere Landesteile reichte – etwa in die Nähe Emdens, wo sich im Jahre 1503 eine ähnliche Begebenheit tatsächlich zugetragen haben soll? Und wenn ein anderes Husum gemeint wäre als das Husum Theodor Storms, ein skandinavisches Städtchen vielleicht? Das Storm-Archiv ist entsprechenden Spuren nachgegangen, ein Nachweis ließ sich aber in dieser Hinsicht nicht führen. Für die mythologische Kraft ist die historische Herkunft des Stoffes – wir haben es beim Schimmelreiter gesehen – einerlei. Auch das „brave Mütterchen“ kam 1845 ans Licht, weil Karl Viktor Müllenhoff den Text in seine Sagen- und Märchensammlung aufgenommen hatte. Die alte Frau in Husum verstand sich darauf, Wetterzeichen am Horizont zu lesen, weil sie mit ihrem Mann dereinst zur See gefahren war. Die Erzählung spitzt es zu: Alles Volk der Stadt ist zum Vergnügen auf dem Eise, sie allein in der Stadt zurückgeblieben, deutet die Wolken, 16

die noch weit entfernt, sieht die drohende Gefahr eines Wetterumschwungs, der das Eis in Windeseile brechen und die ahnungslosen Menschen in den eisigen Fluten ertrinken lassen wird. Niemand sonst sieht die aufziehende Gefahr, ihr Rufen und Warnen vor der Haustür wird von niemandem gehört. Ihre Stimme zu schwach, die Entfernung zu weit. Es gibt jetzt keine denkbare Möglichkeit mehr, die Menschen auf dem Eis vor dem sicheren Untergang zu retten - es bleibt allein das Häuschen des „braven Mütterchens“ auf dem Deich, ihr einziger Besitz, als weithin sichtbare Fackel. Sie muss sich überwinden, es selbst anzuzünden. „So rettete die arme Frau die ganze Stadt und gab ihr Hab und Gut daran zu deren Heil und Rettung“! Einhundert Jahre lang befassten sich Dichter und Gelehrte, Schriftsteller und Journalisten mit diesem Stoff, veränderten ihn, ließen weg, fügten hinzu, erfanden neu. Ludwig Bechstein, Katharina Dietz, Heinrich Seidel, Julius Sturm, August Kopisch, der weltberühmte Hans Christian Andersen und der einstmals weltberühmte Gustav Frenssen – sie alle haben das „brave Mütterchen“ aus Husum literarisch bearbeitet. Wer die Geschichte, die Gedichte, die Balladen nicht lesen wollte, konnte sie auf einem Neuruppiner Bilderbogen anschauen - im Freilichtmuseum Molfsee ist ein Exemplar bis auf den heutigen Tag erhalten und ich bin dankbar, dass ich ihn in meinem neuen Buch abbilden und damit erstmals wieder leicht zugänglich machen durfte. Das Motiv war ungeheuer populär, wohl auch deshalb, weil es wie ein Gegenstück zum Mythos von Rungholt zu lesen war – dort mussten die Menschen in den Fluten versinken, weil es niemanden gab, der sie warnen konnte. Die Geschichte ist von hoher Symbolkraft – eine ganze Gesellschaft auf „dünnem Eis“ –, das Bild ist bis heute symbolträchtig und leicht verständlich für eine Gesellschaft, die ein Risiko nicht erkennt und sich in Gefahr begibt. Sie ist aber auch eine Metapher dafür, wieviel eine Einzelne, ein Einzelner für eine Gemeinschaft, für die ganze Gesellschaft geben kann. VI. Der Schimmelreiter, Nis Puk, Rungholt und das brave Mütterchen sind Sagenmotive, die auf das Nordfriesland 194

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Verein Nordfriesisches Institut e. V. – Protokoll der Mitgliederversammlung am Sonnabend, 23. April 2016, im Nordfriisk Instituut. Beginn 14.05 Uhr Anwesend: 59 stimmberechtigte Mitglieder, 3 Gäste

1. Begrüßung durch die Vorsitzende Die Vorsitzende Inken Völpel-Krohn begrüßt die Versammlung auf Friesisch.

Foto: Harry Kunz

2. Grußworte Astrid Damerow (CDU-MdL) überbrachte stellvertretend für den Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion Grußworte: „Das Nordfriisk Instituut steht gut da“ und sei mit dem Anbau ein besonderes Aushängeschild Nordfrieslands. Darüber hinaus stellte die Abgeordnete den „Mehrwert in den Minderheitensprachen“ heraus, weiter sei das Institut unverzichtbar für die wissenschaftliche Arbeit. Die stellvertretende Kreispräsidentin Margarethe Ehler betonte, das Institut sei „nicht mehr wegzudenken“. Im Kulturentwicklungsplan und bei der Vernetzung werde es verstärkt Berücksichtigung finden. Als würdige Erweiterung stellte der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Bredstedt Christian Schmidt den Anbau heraus. Das im Dezember 2015 eingeweihte Nordfriisk Futuur sei eine gelungene Kombination aus Ausstellungs- und Archivwesen. Lars Harms (SSW-MdL) bemerkte in seinem Grußwort: „Dåt Nordfriisk Instituut as wichti fort nordfrasch årbe.“ Die gesetzlichen Initiativen seien umgesetzt und mit Leben, sprich: Personal, gefüllt, so

Inken Völpel-Krohn und Wilhelm Borstelmann, zwei Sylter Nordfriesland 194 Beihefter

Lars Harms. Mittlerweile habe sich ein politischer Rückhalt auf allen politischen Ebenen für das Nordfriesische ergeben, und die mehrsprachige Region Nordfriesland sei gut aufgestellt. Der Studioleiter des NDR in Flensburg Werner Junge erinnerte an den langjährigen Leiter der NDR Zentralredaktion Niederdeutsch und Leiter der Abteilung Heimat, Kultur und Wissenschaft von NDR 1 Welle Nord Ernst Christ, der am 2. März dieses Jahres verstorben ist. Junge, der nun die Nachfolge von Ernst Christ antritt, skizzierte seine Vorstellung zur Ausgestaltung seiner Arbeit. Vor allem solle es zukünftig Anstöße für das Friesische im Hörfunk in der Breite geben. Die Vorsitzende begrüßt die Ehrenmitglieder Jakob Tholund, Albert Panten und Wilhelm Borstelmann, den Vorsitzenden des Nordfriesischen Vereins Husum-Rödemis Wilhelm Sanders und den Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Baupflege HansGeorg Hostrup. 3. Regularien – Wahl des Tagungspräsidiums Ingwer Nommensen wird zum Tagungspräsidenten, Dr. Günter Klatt zum Beisitzer und Harald Wolbersen zum Schriftführer gewählt. – Feststellung der Tagesordnung und der Beschlussfähigkeit Schatzmeister Ernst-August Petersen beantragt eine Zusammenlegung der Tagesordnungspunkte 9 und 12. Die Versammlung erhebt keinen Widerspruch. Aus der Mitgliederversammlung wird darauf hingewiesen, dass unter TOP 9 die Jahresrechnung 2015, und nicht wie gedruckt 2016, behandelt werden soll. Die geänderte Tagesordnung und die Beschlussfähigkeit der Versammlung werden festgestellt. 4. Wahlvorschläge für den Beirat Der Tagungspräsident verliest die Namen der 24 Beiratskandidaten. Aus der Mitgliederversammlung wird zusätzlich Malene Gottburgsen als BeiratskanI

Foto: Harry Kunz

Ingwer Nommensen (stehend) führte als Tagungspräsident durch das Programm.

didatin vorgeschlagen. Sie erklärt sich zur Kandidatur bereit. 5. Bericht der Vorsitzenden Die Versammlung erhebt sich zu Ehren der seit der Mitgliederversammlung 2015 verstorbenen Mitglieder, deren Namen die Vorsitzende Inken VölpelKrohn verliest. Die Vorsitzende stellt fest, dass das Nordfriisk Instituut nach Jahren der Turbulenzen „aus dem Tief heraus und in glattes Fahrwasser gekommen ist“. Geschuldet sei dies der erhöhten Sicherheit bei der Finanzierung und der Verankerung des Nordfriisk Instituut mit dem Nordfriisk Futuur in der Region. Der Kostenrahmen für den Anbau wurde eingehalten. Das 50-jährige Bestehen und die Festrede des Ministerpräsidenten Torsten Albig hätten gezeigt, wie erfolgreich die Arbeit in der Vergangenheit gewesen und dass diese anerkannt sei. Finanzielle Absicherung sei auch in Personalsachen wichtig: Junge Wissenschaftler sollten nicht in zeitlicher Befristung harren, sondern es gelte, deren Potenziale zu nutzen. Die Arbeitsergebnisse in Form von Zeitschriften, Büchern und Lehrmaterial erhöhten die Präsenz in den wissenschaftlichen Medien. Darüber hinaus verfüge das Institut mit dem Magazinkeller über eine wissenschaftliche Spezialbibliothek für das Friesische, die öffentlich zugänglich sei. Die vielfältigen Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaften und der Interessengemeinschaft Baupflege böten alII

len Interessierten Betätigungsfelder, so die Vorsitzende. Die Vernetzung des Nordfriisk Instituut in der Region und vor allem mit der Stadt Bredstedt und dem Kreis Nordfriesland werde intensiviert. Nicht zuletzt sei der Kontakt zur Europa-Universität Flensburg ein wichtiger Bestandteil für das Institut. Die gute Präsenz des Friesischen in den privaten Sendern wäre auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wünschenswert. Das Nordfriisk Instituut werde derzeit vom Landesrechnungshof geprüft. Die Vorsitzende sprach allen verbundenen Institutionen sowie den Mitarbeitenden des Instituts ihren Dank aus. 6. Vorstellung der Präsentation „Sprachenland Nordfriesland“ und der weiteren Planung im Nordfriisk Futuur Claas Riecken gab einen Überblick zur Konzeption und Entstehung der Ausstellung „Sprachenland Nordfriesland“. Antje Arfsten erklärte die einzelnen Stationen der Sprachenwand. Thomas Steensen stellte im Anschluss die weiteren Schritte zur Komplettierung der Ausstellung vor. Zunächst sollen die nordfriesische Geschichte und die friesische Bewegung im Kontext europäischer Minderheiten multimedial umgesetzt werden, in einem weiteren Schritt sollen die nordfriesische Baukultur, die Ein- und Auswanderung aus Nordfriesland sowie Spezialthemen wie etwa die Kirchengeschichte oder nordfriesische Sitten und Bräuche in Nordfriesland 194 Beihefter

Ausstellungskojen dargestellt werden. Studierende der Europa-Universität Flensburg werden den Prozess unterstützend begleiten. Thomas Steensen stellte heraus, dass es sich bei dem Konzept um keine museale Ausstellung handele, sondern um eine zeitgemäße Darstellung der friesischen Sprache und Geschichte, wie sie noch nie verwirklicht wurde. Auf Nachfrage aus der Mitgliederversammlung wurde klargestellt, dass es sich um eine dauerhafte Präsentation handeln wird, die zukünftig nur eingeschränkt variiert werden kann. 7. Wahl der 20 persönlichen Beiratsmitglieder Die Stimmzettel werden ausgehändigt und die Auszählung in der Kaffeepause vorgenommen. Als persönliche Beiratsmitglieder wurden gewählt (in alphabetischer Reihenfolge): Bahne Bahnsen, Heinrich Bahnsen, Wilhelm Borstelmann, Thede Boysen, Gudrun Fuchs, Malene Gottburgsen, Jörgen Jensen Hahn, Lars Harms, Reinhard Jannen, Maren Jessen, Dr. Günter Klatt, Hark Martinen, Manfred Nissen, Berit Nommensen, Christel Petersen, Jens Quedens, Hans-Meinert Redlin, Meike Riewerts, Gerd Vahder, Caroline Völpel. Als Nachrücker/in sind in folgender Reihenfolge gewählt: 1. Christoph Winter, 2. Gondrun Verch, 3. Dr. Heinrich Erdmann, 4. Temmo Bosse, 5. Sven Lappoehn. Während des Wahlvorgangs ehrte die Vorsitzende langjährige Institutsmitglieder. Für 50-jährige Mitgliedschaft erhielt Albert Panten, Niebüll, eine Urkunde, Wilhelm Borstelmann, Keitum/Sylt, für 40jährige Mitgliedschaft. Weitere Jubilare waren nicht anwesend. 8. Bericht aus der Arbeit des Instituts Harry Kunz gab anhand einer Bildpräsentation einen abwechslungsreichen, von der Versammlung aufmerksam verfolgten und mit lebhaftem Beifall bedachten Überblick über die Tätigkeit des Nordfriisk Instituut. 2015 stand ganz im Zeichen der Eröffnung des Anbaus Nordfriisk Futuur und des 50-jährigen Jubiläums. Neben einer Übersicht der Publikationstätigkeit deutete Harry Kunz auch auf zukünftige Projekte wie das Nordfriesland-Lexikon und die Konferenz der AEMI (Association of European Migration Institutions) im Jahr 2017 hin, die durch den Einsatz des ehrenamtlichen Leiters des Auswanderer-Archivs Nordfriesland. Dr. Paul-Heinz PauseNordfriesland 194 Beihefter

Seit der Mitgliederversammlung 2015 verstorbene Mitglieder Dr. Dietmar Boyksen, Geesthacht Rita Carlsen, Leck, NF Elisabeth Cornilsen, Pälweerm/Pellworm, NF Horst Dintelmann, Bonn Waltraut Hinrichsen, Risem-Lunham/Risum-Lindholm, NF Hauke Knoop, Oldendorf, NF Prof. Dr. Jürgen Newig, Flintbek Hans U. Parmann, Selk, Marion Sellier, Viöl, NF back nach Nordfriesland geholt wurde. Harry Kunz weist abschließend auf die Leistung der Sekretariatsmitarbeiterinnen hin, ohne die die Aufgaben des Instituts nicht zu bewältigen wären. Der ausführliche Arbeitsbericht für 2014 und 2015 ist in Nummer 193 der Zeitschrift Nordfriesland nachzulesen sowie im Internet (www.nordfriiskinstituut.de). Ergänzend übermittelte Thomas Steensen Grüße von Fiete Pingel, der zurzeit noch erkrankt ist. Zudem erwähnte er anerkennend, dass Harry Kunz am 1. Mai sein 20-jähriges Jubiläum als Institutsmitarbeiter begehen kann. Er würdigte ihn als fähigen wissenschaftlichen Mitarbeiter, der für das Institut viel geleistet habe. 9. (und vorgezogen 12.) Haushaltsbericht des Schatzmeisters und Abstimmung über die Jahresrechnung 2015. Verabschiedung des Haushaltsplanes 2016 Anhand einer Tischvorlage erläuterte Schatzmeister Ernst-August Petersen den Jahresabschluss 2015. Infolge der mit dem Land abgeschlossenen Zielund Leistungsvereinbarung konnte das seit Langem angewachsene strukturelle Defizit ausgeglichen werden, für Sprache und Archiv konnten qualitativ hochwertige Stellen geschaffen werden. Die Aufstockung der Landesmittel entspricht in etwa 50 Prozent. Der Schatzmeister erläuterte die Situation der Liquidität und des Vereinsvermögens. Der Verlag wirtschafte nahezu kostendeckend. Auf Nachfrage aus der Mitgliederversammlung erläuterte der Schatzmeister, dass die neu entstandenen BetriebsIII

kosten für den Anbau bereits in den Haushalt 2015 eingeflossen seien. Die Mitgliederversammlung genehmigte die Jahresrechnung einstimmig. Im Anschluss informierte der Schatzmeister anhand einer Tischvorlage über den Haushaltplan für 2016. Er verwies auf die Notwendigkeit zur Schaffung einer Perspektive über 2017 hinaus, wenn die aktuelle Ziel- und Leistungsvereinbarung ausläuft. Der Haushaltsplan 2016 wurde einstimmig verabschiedet. 10. Bericht des Kassenprüfers und Entlastung des Vorstandes Kassenprüfer Emil Ketelsen erstattete Bericht über das Haushaltsjahr 2015. Es ergaben sich keine Beanstandungen. Es wurde beantragt, den Vorstand für das Rechnungsjahr 2015 zu entlasten und der Geschäftsführerin den Dank des Vereins auszusprechen. Die Entlastung wurde bei vier Enthaltungen erteilt. 11. Wahlen 11a. Vorstand – zum stellvertretenden Vorsitzenden Zum stellvertretenden Vorsitzenden für vier Jahre wird Peter Nissen ohne Gegenstimme wiedergewählt. – zur Schriftführerin Zur Schriftführerin für vier Jahre wird Gyde Köster ohne Gegenstimme gewählt. – zum Schatzmeister Zum Schatzmeister für vier Jahre wird Ernst-Au-

gust Petersen ohne Gegenstimme gewählt. Da Gyde Köster aus dem Amt der Beisitzerin im Vorstand ausscheidet, wird das Amt neu vergeben. – zum Beisitzer Als neuer Beisitzer im Vorstand für vier Jahre wird Emil Ketelsen ohne Gegenstimme gewählt. 11b. Kassenprüfer Zu Kassenprüfern wurden für ein Jahr gewählt: Heinrich Bahnsen und Harro Muuß. Zum 1. Stellvertreter wurde für ein Jahr Dr. Günter Klatt gewählt, zur 2. Stellvertreterin Margarethe Ehler. 12. (vorgezogen unter 9.) 13. Verschiedenes Hans Otto Meier überreichte dem Institut mehrere Schriften als Geschenk für die Bibliothek, darunter ein mehrbändiges Wörterbuch zur ostfriesischen Sprache sowie Chronikhefte zur Geschichte Dagebülls. Die Vorsitzende schließt die Versammlung mit einem Dank an alle Erschienenen. Ende der Versammlung: 17.30 Uhr Ingwer Nommensen (Tagungspräsident) Dr. Günter Klatt (Beisitzer) Harald Wolbersen (Schriftführer)

Neue Mitglieder des Vereins Nordfriesisches Institut seit dem 10. Mai 2015 Amtsvolkshochschule, Viöl, NF Kirsten & Harke, Bahnsen, Haarby, DK Thomas Behr, Risem-Lunham/RisumLindholm, NF Peter Blohm, Naibel/Niebüll, NF Eckhard Breitbart, Hamburg Viola Carstens, Bräist/Bredstedt, NF Rainer Damschen, Hüsem/Husum, NF Werner Diedrichsen, di Huuge/ Hallig Hooge, NF Maren Diedrichsen & Jürgen WolfDiedrichsen, List, NF Miriam Doka, Kiel Gisela & Owe Hamkens, Kotzenbüll, NF Hans Jürgen Jannsen, Naibel/Niebüll, NF

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Nomke Johannsen, Flensburg Peter & Marlies Koritzius, Neebel/Oomram, Nebel/Amrum, NF Rüdiger Krauß, Nordströön/Nordstrand, NF Elke Lena Kröger, Gettorf Landeskulturverband Schleswig-Holstein, Rendsburg Prof. Dr. Nils Langer, Bristol, GB Rolf Löhr, Toorpem/Dörpum, NF Detlef Meyer, Oldenswort, NF Uwe Joachim Moritz, Hatten-Sandhatten Sven-Ole Nissen, Langballig Annelie & Marten Petersen, Aalmtoorp/Almdorf, NF Wilhelm Petersen, Pälweerm/Pellworm, NF

Meike Riewerts, Njiblem/Nieblum, NF Ole Schmidt, Kiel Jürgen, Scholz, Aschaffenburg Hans H. & Rosemarie, Sell, Galmsbel/Galmsbüll, NF Rasmus Thamsen, e Hoolme/Ockholm, NF Gudrun Soeder & Norbert Weick, Brääklem/Breklum, NF Karin Volz, Hüsem/Husum, NF Helga Vomm, Wermelskirchen (Einstiegsmitgliedschaft) Inga von Kries, Lübeck Karen & Benny Wilms, Olderup, NF Harald Wolbersen, Bräist/Bredstedt, NF

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Foto: Boyens Verlag

engste mit Nordfriesland verbunden sind. Sie bestimmen das Bild mit, das Menschen sich von Nordfriesland machen. Sie sind Ausdruck einer regionalen kulturellen Überlieferung. Deshalb messe ich persönlich diesen Geschichten einen besonderen Wert bei. Ich bin davon überzeugt, dass die Globalisierung samt ihrer Begleit- und Folgeerscheinungen ihre Antwort in den Regionen und bezogen auf die unverwechselbare „eigene“ Geschichte finden wird. Mythen, Sagen, regionale Überlieferung tragen wesentlich zu dem Bild dieser eigenen Geschichte bei. Die Beispiele, die ich heute nennen wollte, zeigen: Eine Gesellschaft kann sich auch kulturelle Dinge aneignen, kann sich Motive und Geschichten anverwandeln und sie sich untrennbar zu eigen machen. Auch ein kultureller Kanon muss nicht exklusiv sein, muss nicht ausschließen, sondern kann auch einladen. Der Schimmelreiter kam von der Weichsel und wurde zu einem nordfriesischen Nationalepos, Nis Puk, der friesische Hausgeist, kann auch im 21. Jahrhundert noch Kinder ansprechen und ihnen dabei helfen, die Welt zu entdecken. Der Mythos von Rungholt wird in Konzertsälen von Santiano gerockt und wer das einmal gehört und mitgesungen hat, wird mit anderem Gefühl durch das nordfriesische Wattenmeer fahren. Das brave Mütterchen legt Zeugnis ab für die Verantwortung des Einzelnen für die ganze Gesellschaft. Brauchen wir das nicht auch heute noch? Ich finde: Ja. Und deshalb sind diese Geschichten für mich keine Geschichten von gestern, eng, beschränkt und verstaubt. Sie können vielmehr etwas über ein Gemeinwesen und sein Selbstverständnis erzählen. Sie können den Horizont weiten, ganz in dem Sinne, in dem Boy Lornsen es in seinem poetischen, philosophischen Buch „Die Möwe und der Gartenzwerg“ in wenige Worte fassen konnte: „Wie groß ist die Welt?“ wird da gefragt. Und die Antwort lautet: „So groß, so klein, so weit, wie ihr denken könnt.“ Da, wo die regionale kulturelle Überlieferung mit eigener Sprache, mit Sagen und Märchen und Mythen auf fruchtbaren Boden fällt und nicht nur der bloßen Kostümierung einer Landschaft zum Zwecke des Regionalmarketings dient, da kann sie Anker sein. Und wenn man gut verankert ist, muss man nicht bloß aus dem

Frank Trende

Fenster herausschauen auf die Welt, sondern kann sich hinauslehnen, kann sich die Welt ganz, ganz weit denken. Aber das muss ich den weltoffenen Friesen nicht erzählen! Frank Trende, geb. 1963, ist Dithmarscher und im Hauptberuf Ministerialdirigent in der Kieler Staatskanzlei. Er hat sich einen Namen gemacht als Autor zahlreicher Beiträge und Bücher zur schleswig-holsteinischen Landeskunde und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, zuletzt „Sie rettete die ganze Stadt! - Literarische Verwandlungen einer Nordsee-Sage.“(Adresse des Verfassers: Westenhof 4, 24802 Groß Vollstedt, e-mail:[email protected])

Literaturhinweise Gerd Eversberg: Der echte Schimmelreiter – So (er)fand Storm seinen Hauke Haien, Heide 2010. Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Band 6, Nachdruck, München 1984. Karl Ernst Laage (Hrsg.): Theodor Storm. Der Schimmelreiter. 13. Auflage, Heide 2009. Boy Lornsen: Die Möwe und der Gartenzwerg oder: Wie groß ist die Welt?, Stuttgart 1989. Karl Viktor Müllenhoff (Hrsg.): Märchen, Sagen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Kiel 1845. Thomas Steensen: Heimat Nordfriesland. Ein Kanon friesischer Kultur. Bräist/Bredstedt 2011. Frank Trende: Die Schlacht bei Hemmingstedt - Ein deutscher Mythos zwischen Politik, Poesie und Propaganda, Heide 2000. Frank Trende (Hrsg.): Schleswig-Holsteinisches Sagenbuch aus der Müllenhoffschen Sammlung, Heide 2004. Frank Trende (Hrsg.): Sie rettete die ganze Stadt! Literarische Verwandlungen einer Nordsee-Sage, Heide 2016.

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Hans-Peter Ziemek:

Die Hubinsel „Barbara“ der Bundesmarine Raketenerprobungen vor Amrum in den Achtzigerjahren Heute kaum mehr vorstellbar, gab es in den 1980er-Jahren noch Schießübungen der Bundeswehr im sensiblen Ökosystem des Wattenmeers vor Amrum. Inzwischen sind längst Richtlinien und Vorschriften erlassen, die das verhindern. Das Gebiet ist Teil des 1985 gegründeten Nationalparks Wattenmeer. Bereits 1981 waren die Tage der „Knallerei“ vor Amrum gezählt, wie der Biologiedidaktiker Hans-Peter Ziemek im Stil von Meldungen nachzeichnet.

Foto: Bundesarchiv

Im Jahre 1964 stellt die Erprobungsstelle für Marinewaffen in Eckernförde eine Schwimmplattform mit dem Namen „Barbara“ in Dienst. Das Gefährt mit der taktischen Bezeichnung Y 844 ist 50 Meter lang und kann über seine acht „Beine“ in Wassertiefen bis 10 Meter aufgestellt werden. Die Plattform dient in den ersten Jahren

Die Hubinsel „Barbara“, hier in flachem Gewässer. Restbeinlänge etwa 8,5 Meter

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der Erprobung neuer Waffensysteme. Ab den siebziger Jahren werden auch Raketen von der „Barbara“ abgefeuert. Im Jahr 1980 informiert der Innenminister des Landes Schleswig-Holstein den Landrat von Nordfriesland über die Absicht der Erprobungsstelle, westlich vor Amrum und vor Trischen eine Aufstellung der „Barbara“ zu erproben. Der Kreis Nordfriesland reagiert umgehend und formuliert eine Vielzahl von Bedenken gegen das Vorhaben. Besonders wird auf das zu diesem Zeitpunkt schon längere Zeit laufende Ausweisungsverfahren des Jungnamensands als Naturschutzgebiet hingewiesen. Hier gibt es zu diesem Zeitpunkt die einzige Kegelrobbenkolonie an der deutschen Nordseeküste. Außerdem vermutet man eine Lärmbelästigung für die Insel Amrum und eine potentielle Gefahr der Verschmutzung für das umliegende Watt. Die Erprobungsstelle versucht diese Bedenken zu zerstreuen. Die Plattform stehe ja nicht auf den Sänden, sondern mehrere Seemeilen entfernt außerhalb der Hoheitsgewässer. Letztlich ist der Landrat einverstanden, und es kommt zwischen September und Dezember 1980 zu Aufstellversuchen. Am 19. Februar 1981 informiert der Kieler Innenminister den Landrat in Husum, dass die Plattform im Herbst 1981 nun zu Schießübungen nach Amrum zurückkehren werde. Es sollen 30 bis 40 „leichte“ Artillerieraketen in ein SeeNordfriesland 194

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gebiet südwestlich von Amrum abgeschossen werden. Es handele sich um die einzige Stelle an der deutschen Nordseeküste mit ausreichendem Platzangebot. Außerdem liege der Bereich ohnehin in einem NATO-Schießbereich für Luftwaffenerprobungen. Gerade diese letzte Information scheint für den Kreis und die Amrumer überraschend zu sein. Landrat Dr. Klaus Petersen kritisiert die Pläne und lehnt sie im März 1981 ab. Und er verweist auf andere besser geeignete Flächen an der Westküste: „Ich bin der Auffassung, dass die Vordeichung in der Dithmarscher Bucht u. a. für Zwecke der Bundeswehr durchgeführt worden ist.“ Die Erprobungsstelle lässt sich davon wenig beeindrucken. Am 19. Juni wird dem Kreis durch das Innenministerium die für September anstehende Erprobung angekündigt. Der Landrat ist darüber so verärgert, dass er an einem Informationstreffen Anfang Juli 1981 in Kiel zuerst nicht teilnehmen will. Letztlich lässt sich die Verwaltungsspitze des Kreises aber doch überzeugen. Es bleibt auch wenig Wahl, da die Aktion auch ohne Zustimmung aus Husum stattfinden kann. Nordfriesland 194

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Foto: Wiki Commons

Foto: Nordfriisk Instituut

Landrat Dr. Klaus Petersen

Die Verärgerung aber ist groß. Landrat Petersen schreibt in einem internen Vermerk an den Amtsvorsteher Krahmer in Wittdün am 29. Juni 1981: „Ich sehe nicht ein, …warum wir diese Knallerei tragen sollen. Es tritt ja auch hinzu, dass wir auf den Sänden eine besonders seltene und hochgelobte Tierpopulation haben, nämlich die der Kegelrobben.“ Wie gering die Kenntnisse über die Kegelrobben zu diesem Zeitpunkt aber sind, zeigt ein handschriftlicher Vermerk des Landrates noch im Herbst 1981 zu dem Erprobungszeitraum ab September: „Sind die Robben dann weg? Wohin?“ Ab September 1981 kommt es zur Aufstellung der Plattform und zum Beginn der Raketenabschüsse. Amrumer Umweltschützer, die Grüne Liste im Kreistag und der SPD-Landtagsabgeordnete Ernst-Wilhelm Stojan wenden sich daraufhin mit massiver Kritik an die Öffentlichkeit. Stojan bringt die Raketenerprobung in Zusammenhang mit der noch nicht erfolgten Ausweisung des Naturschutzgebietes Jungnamensand. Der Landrat weist am 11. September die Kritik im Kreistag zurück und hebt seine eigene kritische Haltung hervor. Auch in seiner schriftlichen Antwort auf die Anfrage der Grünen Liste formuliert er seine Vorbehalte gegenüber der Erprobung. Und er schiebt dem Land die Verantwortung für die schleppende Bearbeitung der Unterschutzstellung der Sände zu. Mitte September beschweren sich Amrumer telefonisch in Husum über mehrere laute Detonationen. Der Sachbearbeiter ruft daraufhin bei Georg Quedens auf Amrum an, der sich aber durch die Erprobungen nicht gestört fühlt.

Die Hubinsel „Barbara“ war 1998 beim Löschen und Bergen der vor Amrum havarierten „Pallas“ beteiligt.

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Foto: Wiki Commons

So sehen Raketentests auf See aus. Hier die Fregatte HMS Richmond

Am 23. September 1981 lädt die Bundeswehr mehrere Amrumer zu einer Informationsfahrt zur „Barbara“ ein. Die Besucher verfolgen einen Raketenstart und sind erstaunt, wie leise der Abschusslärm ist. An diesem Tag wird ohnehin die letzte Rakete des Programms verschossen. Damit endet für Amrum die kurze Zeit als Raketenerprobungsgebiet, und die Proteste laufen ins Leere. Die Hubinsel wird zukünftig für andere Zwecke genutzt. Die Marine bezeichnet diese Phase als „ambulante Messstelle“. Die „Barbara“ liegt dazu lange Zeit vor Hörnum. Im Jahr 1985 titelt der Sylter Spiegel: „Geheimnisvolle Hubinsel – alles für Radar“. Nach Angaben der Marine würde hier eine weitgehend zivile Besatzung Radarsysteme optimieren.

Sonderstempel von der „Barbara“ sind bei Sammlern bis heute beliebt.

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1995 wird die „Barbara“ außer Dienst gestellt und in die Niederlande an ein Bergungsunternehmen verkauft. Doch sie kehrt noch einmal nach Amrum zurück! Als am 25. Oktober 1998 der Holzfrachter „Pallas“ in Brand gerät und letztlich vor Amrum strandet, wird am 11. November 1998 die „Barbara“ von Rotterdam zurück nach Nordfriesland gebracht und liegt viele Tage neben dem ausbrennenden Wrack. Nach 2001 wird die „Barbara“ nach Gabun verkauft und dort noch einige Jahre zur Unterstützung der küstennahen Erdölproduktion eingesetzt. Prof. Dr. Hans-Peter Ziemek beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte des Naturschutzes im nordfriesischen Wattenmeer. Er arbeitet an der Justus-LiebigUniversität Gießen am Institut für Biologiedidaktik. (Adresse des Verfassers: Karl-GlöcknerStraße 21 C, 35394 Gießen, e-mail:hans.p. [email protected]) Nordfriesland 194

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Antje Arfsten/Claas Riecken:

Mit friesischem Abi zum Erfolg Interview mit einer friesischen Praktikantin „Friesisch als Abiturfach – was soll das bringen?“, gab es 2012 kritsiche Fragen. Hier ist eine Antwort. Die 22-jährige Föhringerin Meike Riewerts hat im März 2016 ein einmonatiges Praktikum beim Nordfriisk Instituut absolviert. Antje Arfsten und Claas Riecken interviewten sie auf Friesisch und erhielten friesische Antworten. Hier werden die Fragen auf Deutsch wiedergegeben, um bei einem größeren Kreis Interesse zu wecken.

Wo genau bist du auf Föhr aufgewachsen? Aus was für einer Familie kommst du? Ik san tesken Guating an Njiblem grat wurden. Wi hiar tu Njiblem, huar man aatj tutidjs a bürgermääster as. Eentelk hee hi lunwiartskaft studiaret, man nü werket man aatj üüb a golfplaats. Min mam komt ütj en koptainsfamilje an werket bi a kurferwalting uun a Wik. Min geschwister lewe bialen üüb Feer. Man bruler, Jan-Hauke, hee en werksteed för lunmaskiinen uun Olersem an min saster Ingken hee üüb a beenk liard, lewet uun Borigsem an as sant en juar mam. San maan werket üüs snetjer uun Aalkersem. Min mam snaaket fering ei faan letj uf uun, hat hee det iarst leeder liard, auer sin mam faan Lungnes kaam an san aatj plaattjiisk wiar. Du hast beim Abitur Friesisch als mündliches Prüfungsfach gehabt. Wie kam das? Üüs ik 2012 bi’t „Eilun Feer Skuul“ uun a Wik min abituur maaget, hiard ik tu a iarsten, wat jar abituur uun det feek fering maage küd – an det uk ded. Min skuulmäästern wiar Prof. Dr. Volkert Faltings, Erk Roeloffs und Hark Steinert. Det ging rocht gud, ik fääld mi üüb fering seeker, det hee min damaals al spoos maaget. Wie bist du zum Friesisch-Studium gekommen? Iarst haa ik noch toocht, det ik ferlicht touristik studiare wul, oober do haa wi uun a Oberstufe en ütjfluch tu a uni uun Kiel maaget. Ik haa en föörleesing faan Prof. Jarich Hoekstra besoocht, an det hee mi rocht gud uunstenen. Efter a skuul wiar ik oober iarst noch ens en hualew juar uun Nordfriesland 194

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Australien, man üüs ik welerkaam, skul ik mi jo för en studienfeek enskias. Fering hee mi uun a skuul am miasten spoos maaget. A Ferring-Stifting käänd ik jo al faan a onerracht, huar wi tup mä üüs skuulmääster Volkert Faltings en buk maaget hed. Uun a fering-onerracht haa ik uk markt, hüföl feelern ik bi’t snaakin maaget. Det wul ik anre. Wi skul diar uk a fering gramatik liar, jüst so üüs ale öödern uk. Wi füng faan a skuulmäästern niks skeenkt, bluat auer wi fering faan aran wiar. Troch de fering-onerracht wurd min fering beeder an det hee mi at aanj diarüüb neiskirig maaget, muar auer min mamenspriak tu liaren. Das klingt so, als hätte der Friesisch-Unterricht an der Schule mit dir den sichtbaren Beweis hervorgebracht, erfolgreich zu sein. Kann man das so sagen? Ja, üüs skuulmääster Erk Roeloffs hee üs uk föl auer a ööder nuurdfresk dialekten bibroocht. Fööruf wiar nuurdfresk an fering för mi ian an detsalew. Diarefter wul ik oober hal at fresk spriak uun’t gehial keenenliar an ei bluat det, wat ik bit do hentu käänd. 2013 haa ik do uun Kiel begand dön feeken Fresk an Skandinavistik tu studiarin an det haa ik was auer min skuultidj den, det stemet al. Sant ik fresk studiare, sä ik at spriak mä ööder uugen. Was sind deine Pläne rund ums Friesische für die Zukunft? Uun tau semestern maad ik mä man Bachelor klaar wees an diarefter ferlicht üüb Master studiare. Ik auerlei uk tesken Bachelor an Master 21

Foto: Harry Kunz

Meike Riewerts vor der Ausstellung „Sprachenland Nordfriesland“ im Nordfriisk Futuur. Über ihr Abitur berichtete Nordfriesland in Nummer 188.

noch ens ian juar üüs Au-pair ap tu Denemark tu gungen, am at deensk snaakin beeder tu liaren. At wiar natüürelk wonerboor, wan ik leederhen en steed bi’t Nordfriisk Instituut of bi a FerringStifting fu küd. Fering tu onerrachten leit mi ei so, uk wan ik nü de fering-onerracht bi a uni auernem. Uun a tukonft maad ik weder üüb Feer wene, oober iarst ens wal ik noch hög juar üüb a feesteeg lewin bliiw. Was sind deine Erfahrungen mit dem Praktikum am Nordfriisk Instituut? Bi’t Nordfriisk Instituut gungt at am ale nuurdfresk dialekten an regjuunen, ei bluat am Feer an Oomrem, det foon ik spanend. Ik küd heer frei werke an en hiale rä beriken keenenliar: At wiar en gud atmosfääre. Uun a bibleteek haa ik en 22

DVD faan en haligfilm fünjen, wat at Instituut föör en sküür turag ütjbroocht hee. A presentatjuun faan a fresk buken uun a leessool an uun’t sekretariaat foon ik uunspreegend, det ütjsteling „Sprachenland Nordfriesland“ as modern an intresant. Det as uk wat för jong lidj, ei bluat buken. Wat mi oober üüb a feesteeg ferwonerd hee as, hü man at fresk spriak uun ferlik tu Feer present as. Bi üs aran kön ’am miast aueraal fering snaake, mä a naibüüren, bi a kuupmaan, mä hoonwerkers of uk üüb’t amt. Heer üüb a feesteeg hiard ’am salew uun Risem-Lunham, wat en huuchborig faan a spriak as, föl maner fresk üüs üüb Feer. Do teenk ik leewen, det ham am’t fering ei baang wees täär, auer at so stark as. An do teenk ik weder, det at spriak ferlicht dach ei so gud diarstäänt, üüs wat ’am iarst määnt. Nordfriesland 194

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Jörg Weigand:

Der Wyker Dietmar Kügler lebt für die US-Geschichte Der Wilde Westen fängt gleich hinterm Rebbelstieg an

Dietmar Kügler wurde am 4. Juni 1951 im westfälischen Dolberg (heute Stadtteil von Ahlen) geboren. Mit noch nicht einmal zwanzig begann er Westernromane zu schreiben; er war gerade 17 Jahre alt. Bis zum Jahre 1985, in dem sich der Autor nur noch dem Sachbuch widmete, wurden dies etwa 385 Romane, die zu einem großen Teil in mehrere europäische Sprachen übersetzt wurden. Mit 22 Jahren hatte sich Dietmar Kügler im Selbststudium bereits so viel historisches Sachwissen zugelegt, dass er ein Jahr darauf sein erstes Sachbuch „Sie starben in den Stiefeln – Revolverhelden des Wilden Westens“ (1976) herausbringen konnte. Angeregt durch die Tatsache, dass in den USA eine große Zahl Auswanderer von Föhr heimisch geworden sind, folgte 1983 „Die Deutschen in Amerika“. Bis heute sind es insgesamt an die 60 Sachtitel geworden. Ein Jahr zuvor hatte Kügler den „Verlag für Amerikanistik“ mit Sitz am Rebbelstieg in Wyk auf Föhr gegründet und zeitgleich das Magazin für Amerikanistik übernommen, das aus Mangel an Abonnenten vor sich hindümpelte. Unter Küglers Ägide als Chefredakteur gewann es von Jahr zu Jahr mehr an Profil und erreichte zunehmend mehr Leser, sodass es sich bis heute trägt. Den eigenen Buchverlag brachte Kügler zweigleisig auf Erfolgskurs: Zum einen gab er Reprints von gesuchten Titeln klassischer Werke zur amerikanischen Pioniergeschichte in begrenzter AufNordfriesland 194

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Foto: Dietmar Kügler

Seinen Namen kennt im deutschen Sprachraum jeder, der sich für die frühe Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika interessiert: Dietmar Kügler. Er ist der europäische Experte für den Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd, für den Pelzhandel und die Eroberung der Prärien. Und er ist seit langen Jahren als Autor und Verleger ein angesehener Bürger von Wyk auf Föhr, der den Namen der nordfriesischen Stadt immer wieder in die Welt hinausträgt.

Dietmar Kügler ist häufig in den USA zu Besuch, sowohl bei Indianern als auch bei Wissenschaftlern und Universitäten.

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Foto: Dietmar Kügler

Dietmar Kügler (links) mit Curly Bear bei einem Museumsbesuch in USA

lage heraus, zum anderen gelang es ihm, namhafte Wissenschaftler weltweit zur Mitarbeit an seinem Verlagsprogramm, aber auch am Magazin für Amerikanistik zu gewinnen. Gleich zu Beginn der Verlagstätigkeit gelang dem Jungverleger ein großer, vielleicht der entscheidende Coup, der den Verlag ins Blickfeld aller Interessierten rückte: Es gelang ihm, die oft zitierte, aber nirgends einsehbare Dissertation „Indianische Kriegsführung in den Plains und östlichen Waldgebieten“ des österreichischen Generals Schöppl von Sonnwalden vom Verfasser selbst zur Verfügung gestellt zu bekommen. Die Herausgabe dieses Grundlagenwerkes wurde zu dem großen Anfangserfolg des jungen Verlages. Bis zu diesem Jahr 2016 hat der Verlag an die 240 Sachbuchtitel vorgelegt, jedes davon wurde ein guter Erfolg. Da das internationale Renommee des Verlages und seiner Publikationen dies nahelegten, gründete Kügler 1998 die „Tatanka Press“, speziell gedacht für die Publikation von Werken internationaler Spezialisten der amerikanischen Geschichte, vorzugsweise aus den USA. Diese Autoren zu gewinnen, war für ihn ein Leichtes, da er nicht wenige seiner über 2000 Fachartikel zur 24

amerikanischen Pionierzeit in amerikanischen Universitätsorganen unterbringen konnte. Selbst eine so wichtige internationale Gemeinschaftsproduktion wie die Festschrift für den verstorbenen Völkerkundler Colin Taylor konnte die „Tatanka Press“ mit großem Erfolg vermarkten. Für viele Western-History-Interessierte sind die Namen Kügler und Wyk auf Föhr nicht voneinander zu trennen. Da der leidenschaftliche Redner sehr viele Vorträge zu seinem Spezialgebiet in ganz Deutschland hält und auch in Funk und Fernsehen immer wieder als Kenner der Materie zu Rate gezogen wird, ist seine Bedeutung für Föhr und für die auf dieser Insel „produzierte Kultur“ nicht hoch genug einzuschätzen. So beschrieb ihn das Neue Deutschland am 31. Juli 2008 als den „wohl besten lebenden deutschen Experten für die Geschichte der nordamerikanischen Pionierzeit“. Dr. Jörg Weigand, Jahrgang 1940, ist Asienforscher, Politologe und Schriftsteller. Er ist auf vielen Gebieten publizistisch und wissenschaftlich tätig, u.a. in der Beschäftigung mit Science-Fiction, Trivialliteratur und Feldpostbriefen. (Adresse des Verfassers: Staufener Straße 11, 79219 Staufen, e-mail: [email protected] Nordfriesland 194

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„Vom lieben Gott für das Friesische ausgesucht“ Fragen an den bekanntesten Ostfriesen aus Amerika Der Germanist Prof. Dr. Marron Curtis Fort wurde 1938 in Boston geboren und studierte an der US-Universität Princeton. Seit 1982 lebt er im ostfriesischen Leer und war an der Universität Oldenburg von 1983 bis 2003 Akademischer Oberrat. Er ist Spezialist für das ostfriesische Plattdeutsch und für das Saterfriesische. Das ist der letzte lebende Dialekt des Ostfriesischen, das in Ostfriesland selbst seit Jahrhunderten ausgestorben ist.

Nordfriesland 194

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Chamisso von sich behauptete „nicht ohne Anstoß“. Niederländer sagen mir häufig: „U praat uitstekend Duits, maar men hoort dat U Nederlander bent.“ (Sie sprechen ausgezeichnet Deutsch, aber man merkt, dass Sie Niederländer sind.)

Foto: Nordfriisk Instituut

Sie leben seit Jahrzehnten in Ostfriesland, besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft und haben als Ehrung 1998 das Indigenat der Ostfriesischen Landschaft erhalten, eine Art Eingeborenenausweis Ostfrieslands ehrenhalber, wenn man es pointiert ausdrücken will. Was bedeutet es Ihnen, Ostfriese zu sein, und inwiefern fühlen Sie sich auch als Deutscher und als Amerikaner? Ich habe mich, offen gesagt, nie als Amerikaner gefühlt, denn Amerikaner ist nur jemand, der rein europäischer Abstammung ist. Meine Vorfahren waren französische und niederländische Kreolen; und die „echten“ Amerikaner haben mich immer spüren lassen, dass ich nicht zu ihnen gehörte. Ostfriesland ist meine „Herzensheimat“ und wird es auch immer sein. Es gibt nur einen Menschen auf der Welt, der fließend Saterfriesisch und ostfriesisches Platt spricht, und der bin ich. Deswegen bin ich überzeugt, dass der liebe Gott mich für die Erforschung des Saterfriesischen und der niederdeutschen Mundarten Ostfrieslands ausgesucht hat. Die Friesen haben mir von Anfang an ihre Unterstützung und ihre Freundschaft zugesagt, und dafür bin ich ihnen äußerst dankbar. Et rakt neen betere Düütske un Europäer as do Fräizen! (Es gibt keine besseren Deutschen und Europäer als die Friesen!) Ein echter Deutscher werde ich nie. Es wird mir immer wieder bescheinigt, dass ich akzentfreies Plattdeutsch, Niederländisch und Saterfriesisch spreche. Hochdeutsch jedoch spreche ich grammatikalisch einwandfrei, aber, wie Adalbert von

Marron C. Fort, Liebling der Medien

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Das Friesische im Saterland und in Nordfriesland ist weiterhin stark bedroht. Wo sehen Sie Hoffnung, wo Gefahren? Worin sehen Sie die Gründe, dass sich das Friesische in Deutschland viel schwerer tut als in den Niederlanden? Der Friese in den Niederlanden identifiziert sich mit der friesischen Sprache und Kultur und tut alles, um für das Überleben des Friesischen zu sorgen. Der Friese in Deutschland ist oft völlig gleichgültig seiner Sprache gegenüber. Professor Dieter Stellmacher hat bei einer Umfrage festgestellt, dass lediglich 35% der Saterfriesen das Verschwinden ihrer Sprache bedauern würden. In Nordfriesland scheint ein Rückgang der Touristenzahlen für viele eine größere Katastrophe zu sein als der mögliche Untergang der nordfriesischen Mundarten.

mit zwei, gelegentlich drei Informantinnen/Informanten zusammen. Die Sprache aller Sitzungen war ausschließlich Saterfriesisch, sodass wir bei unseren Gesprächen häufig auf Wörter stießen, die wir gar nicht gesucht hatten. Schätzungsweise 5 bis 10 % der Lexeme in diesem Wörterbuch sind dem einen oder anderen Gesprächsteilnehmer spontan eingefallen. Das Saterfriesische war, wie gesagt, nie Schriftsprache. Es gibt nur wenige Denkmäler des Altostfriesischen, und das Saterfriesische ist für die meisten Menschen schwer erlernbar. Die jüngsten nordfriesischen Wörterbücher sind besonders gut, aber eine ergänzende CD-ROM würde die Recherche sehr erleichtern. Außer dem sehr brauchbaren dreisprachigen „Seelter Woudebouk“ von Pyt Kramer gibt es keine saterfriesischen Lexika.

Warum haben Sie eine zweite Auflage Ihres saterfriesischen Wörterbuchs erarbeitet? Wie lange haben die Arbeiten gedauert? Wie sind sie vorgegangen? Wie schätzen Sie Ihr Werk im Kontext der friesischen Wörterbucharbeit ein, im Vergleich zu nordfriesischen Wörterbüchern und zu anderen saterfriesischen Lexika? Die erste Auflage meines saterfriesischen Wörterbuches entstand 1976–77, als ich Fulbright-Forschungswissenschaftler an der Universität Oldenburg war. Die erste Auflage enthält ca. 7000 Lexeme (Stichwörter), eine ziemlich magere Ernte, da ich keinen Laptop zur Verfügung hatte. 1982 erhielt ich eine zweite Fulbright-Professur und wurde anschließend Akademischer Oberrat und Bibliothekar in Oldenburg. Über zwanzig Jahre habe ich mehr als vierzig Stunden die Woche vor Ort im Saterland verbracht, um den Wortschatz des Saterfriesischen aufzuzeichnen. Zu diesem Zwecke erstellte ich Hunderte von niederdeutsch/nedersaksisch-hochdeutschen Wörterlisten, die Begriffe aus allen Bereichen des täglichen Lebens im Saterland enthielten. Meine Gewährspersonen und ich suchten für jedes Wortpaar das entsprechende saterfriesische Wort: z. B. hd. sagen, nd. seggen/seagen, sfrs. kwede; hd. reden, nd. snakken, proten, küren, sfrs. bale; hd. kochen, nd. koken/koaken, sfrs. sjode. Es gab dreimal die Woche drei Sitzungen - vormittags, nachmittags und abends. Jede Sitzung dauerte drei bis vier Stunden. Ich arbeitete stets

Ihr Buch hat mehr Stichwörter als das Saterfriesische Sprecher. Inwieweit ist Ihr Wörterbuch eine Art eingefrorene DNA der Sprache, die auch das Aussterben des Saterfriesischen überdauern soll? Ich möchte hoffen, dass mein Wörterbuch als eine Art Duden für künftige Generationen von Schülern, Lehrerinnen und Lehrern im Saterland dienen wird. Vielleicht werden die Ostfriesen ihre alte Sprache im Stammland wieder aufleben lassen.

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Sie setzen sich auch für das Plattdeutsche ein, besonders für das ostfriesische Plattdeutsch. Wo sehen Sie Unterschiede, wo Gemeinsamkeiten in der Arbeit für Friesisch und Plattdeutsch? Bei uns in Ostfriesland hört man Plattdeutsch überall – nicht nur auf dem Lande, sondern auch auf der Straße in Aurich, Emden, Norden und Wittmund. Friesisch ist schwer zugänglich und, in Deutschland, wenig verbreitet. Plattdeutsch kann man überall in Norddeutschland sprechen, Friesisch nur im Saterland und Nordfriesland. Welchen Rat geben Sie den Nordfriesen und dem Nordfriisk Instituut, was die friesische Arbeit angeht? Sprecht Friesisch mit den Kindern und versucht, eine einheitliche nordfriesische Schriftsprachte zu entwickeln! Eine schwierige, aber durchaus lohnende Aufgabe. Die Fragen stellte Claas Riecken Nordfriesland 194

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Gerochtighaid Faan Laura Eileen Timm At as üüb en somerdai weesen. Ik witj noch nau, hü hör uugen fonkeld haa an ik wal ei ferjid, hü hat ütjsen hee. Hör hiar wiar so brün üüs haselnöden an hör hidj fääld ham warem an wok uun. En injem hee hat mi uf an tu ens wat föörsüngen. Arken maaren wreekend ik ham mä en kleeb. Tu Europa wul hat hal ens raise, en letj wening uun Frankrik of Tjiisklun kuupe, det wiar hör jongensdruum. Man at jil wiar aleewen knaap an alian hed ik ham iarst rocht ei tji leet. Hat as nü al loong duad. Natüürelk. Ik haa ham nemelk ambroocht. Ik maad ham so böös hal liis, det ik ham ambroocht haa. Min hood as kraank. Det hee man aatj uk saad, iar hi mi ütjsmeden hee. Ik san en monster. Diar san a rachter an a bleedskriiwern jo ianig am. At as min skilj, dat hat duad as an dat ik nü heer san. Tau leewent tu aanj broocht, auer ik mi ei tupriiw küd. Noch imer drem ik faan ham. Min nögen foomen lewet noch uun min druumer, an wi san so lokelk an frei. Wi lei uun’t gäärs an snaake auer ales an niks. Dach do skriamet hat üüb’n mool an blud leept ham auer’t gesicht. Weler an weler stereft hat uun min iarmer. Ferlicht maage jo mi uk duad. Ferlicht wiar det beeder. Aleewen wan a wachen bi mi föörbiluup, klopet min hart bal so gau, Nordfriesland 194

– Juni 2016

Bücher Friedhof am Meer Ein Friedhof ist ein Ort der Toten, aber auch der Lebenden. Vieles erzählt er aus der Vergangenheit und über die Kultur einer Region. Das gilt in besonderer Weise für den in Keitum auf Sylt. Ein neues Buch bringt viel Wissenswertes: Norbert Fischer, Julia Helbig, Stefanie Pfaff, Sina Sauer, Claudia Schmidt (Hrsg.): Friedhof am Meer. Der St.-Severin-Kirchhof in Keitum und der Tod am Meer. 190 S. 19,95 Euro. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2016.

Foto: Erk Roeloffs

Ferteel iinjsen!

üüs at klopet hee, iar ik ham at iarst feer sen haa. Man det sliik, wat ik heer fing, as ei so slim üüs det weden, dat ik ham üüb’t geweeten haa. Ales wat jo ham uunden haa, ded jo bluat mintweegen. At as min skilj, det jo so bööswalig wurden san. Wat wul ik ham uk maden üüb a struat en süüsen du? Ik haa jo nooch wost, dat at ferbeeden as. Schliiselk san wi bialen foomnen. Üüb en somerdai sluch jo ham duad, auer jo ei ferstun küd, dat wi uk bluat mensken san. Ik haa bluat tuluke küden an wiar meechtluas, üüs hat stoorew an uk üüs ik föör’t gericht stään. Ferlicht wiar üs det uun en freem lun beeder gingen. Hat hee jo aleewen saad, det wi beeder tu Europa gung skul, uun en lun, huar at ei en ferbreegen as, hoker ölers liis tu meien. Hü rocht hat hed. Man diartu as at nü alterleed.

Laura Eileen Timm machte 2015 in Wyk auf Föhr Abitur. Beim Erzählwettbewerb Ferteel iinjsen! mit dem Thema „Hartklopin“ erhielt sie den fünften Preis mit ihrer Geschichte Gerochtighaid. Hier geht es um ein Mädchen, das getötet wurde, weil sie ihre Freundin öffentlich geküsst hat, in einem Land, wo dies verboten ist. Die Freundin sitzt im Gefängnis und denkt über Gerechtigkeit nach.

Die Veröffentlichung ist im Rahmen eines Forschungsprojekts am Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie der Universität Hamburg unter der Leitung von Professor Norbert Fischer entstanden. Auftraggeber war die Kirchengemeinde Sankt Severin. Gern hätte man Näheres über die genaue Zielsetzung und Arbeitsweise erfahren, doch dazu wird im Buch nichts mitgeteilt. Der Keitumer Friedhof spiegelt die alte inselfriesische Kultur, jedoch auch die neuere Zeit des Tourismus. Die Abwanderung von Sylter Friesen sorgt dafür, dass es Pro27

bleme mit der Unterhaltung alter Grabmale gibt. Andererseits ist ein „Bestattungstourismus“ zu beobachten. Viele Neu-Sylter möchten gern auf diesem idyllischen Friedhof am Meer ihre letzte Ruhe finden. Gräber von Prominenten, etwa von Rudolf Augstein oder Fritz J. Raddatz, stellen Bezüge zur neueren deutschen Geschichte und Kultur her. Das Buch bringt einen Überblick zur Geschichte des Friedhofs und stellt viele Besonderheiten sowie einzelne Grabstätten heraus. Der maritime Tod war lange prägend. Grabsteine erzählen von erfolgreicher Seefahrt, aber auch von Schiffbruch und Unglück. Manches hätte man sich detaillierter und präziser gewünscht. Nicht immer wurde genau genug recherchiert. „Harki Got“ heißt nicht „Ehre Gott“, sondern „Gehorche Gott“. Der Titel von Uwe Jens Lornsens berühmter Flugschrift „Über das Verfassungswerk in Schleswigholstein“ wird falsch zitiert. Zu einem Aufsatz aus einer periodischen Veröffentlichung sollte man im Literaturverzeichnis nicht einen „Sonderdruck“ angeben usw. Warum in einem Buch über den Keitumer Friedhof die Geschichte der Inselbahn und der Bau des Hindenburgdamms auf jeweils rund 15 Seiten in vielen Details beschrieben werden, bleibt unerfindlich. Dass Kari Köster-Lösche einen Roman „Der Tote vom Hindenburgdamm“ verfasst hat, erscheint kaum als hinreichender Grund – den zeitgenössischen Roman „Dammbau“ von Margarete Boie kennt der Verfasser dieses Abschnitts hingegen offensichtlich nicht. Trotzdem gilt: Das Buch ist eine große Bereicherung und künftig ein wichtiger Begleiter für jeden, der mehr wissen will über diesen ganz besonderen Friedhof am Meer. omas Steensen

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Dänische Kindheit in Achtrup Der in Dänemark bekannte Journalist, Verfasser und Fernsehproduzent Søren Ryge Petersen beschreibt in der neu erschienenen Autobiografie seine Kindheit in Achtrup: Søren Ryge Petersen: Min barndom. 199 S.,2199.95 DKK, Gyldendal, København, 2015. Søren Ryge Petersen wurde 1945 im dänischen Gram geboren. Ein Jahr später zog es die Familie nach Achtrup, wo der Vater von 1946 bis 1981 Schulleiter der dortigen dänischen Schule war. Im Mittelpunkt der Autobiografie stehen die Erinnerungen an das Dorfleben mit vielen Beschreibungen zu den Bewohnern und Gehöften des Ortes. Ryge Petersens humorvolle Schilderungen erzählen von einer, wie er schreibt, „vollständig glücklichen Kindheit“. Diese war noch von einer Kargheit der Nachkriegszeit geprägt war, befand sich aber auf dem Weg in die Wohlstandsgesellschaft, was sich in einer großen Freude über ein neues Fahrrad als Weihnachtsgeschenk ausdrückte. Die Bildmotive des Buches sind umsichtig gewählt und verleihen dem Werk Authentizität, da die Fotografien aus eigenen Aufnahmen stammen. Der Vater Ryge Petersens war leidenschaftlicher Hobby-Fotograf und der Sohn begann bereits mit zwölf Jahren eigene Fotos zu schießen. Man erhält somit einen Eindruck über Alltagsleben, Personen und Ereignisse aus den 1950erJahren in Achtrup. Das (dänische) Schulleben behandelt der Lehrersohn ebenso vertieft wie die beliebten Familienfeste. Die sprachliche Vielfalt schien keine Probleme zu bereiten; neben Hochdeutsch und Reichsdänisch hatten Sønderjysk und Niederdeutsch ihren natürlichen Platz im Dorfleben. Selbst heute noch spricht Ryge Petersen mit alten Freunden aus Achtrup Niederdeutsch. Das Buch bietet einen unterhaltsamen Blick in die unbeschwerte

Kindheit einer bemerkenswerten Persönlichkeit im nördlichen Nordfriesland. Unter dem Titel „Leif den lykkelige og andre historier“ sind dem Buch weitere Geschichten aus der Feder Petersens beigefügt. Harald Wolbersen

Heimat „Wie wir unseren Sehnsuchtsort immer wieder neu erfinden.“ So lautet der Untertitel eines Buchs zu einem immer wieder neuen ema: Simone Egger: Heimat. 320 S. 19,99 Euro. Riemann Verlag München 2014. Die Autorin ist Kulturwissenschaftlerin an der Universität München und hat sich zum Beispiel mit dem „Phänomen Wiesntracht“ und der Stadt München in den 1960er-Jahren befasst. Das merkt man diesem Buch an. Wenn sie auch immer wieder auf Bayern zurückkommt, beschreibt sie die vielen Facetten von Heimat doch in einer Weise, die Rückschlüsse zum Beispiel auch auf Nordfriesland zulässt. Sie hat kein wissenschaftliches Fachbuch beabsichtigt, sondern bemüht sich um eine „populäre“ Ausdrucksweise, ohne ins Floskelhafte abzugleiten. Allerdings gerät vor lauter Farbtupfern die Analyse bisweilen in den Hintergrund. Gern hätte man noch mehr gelesen über die Entstehung von „Heimat“. Auch deren Missbrauch, namentlich in der Zeit des Nationalsozialismus, wird nur ganz am Rande, mit einem Blick auf den Obersalzberg, behandelt. Dass Heimat heute oft gewinnbringend vermarktet wird, schildert die Autorin an vielen Beispielen. Mit Recht wendet sie sich gegen einen statischen Heimatbegriff. „Im Laufe unseres Lebens eignen wir uns neue Heimaten an, wenn es notwendig ist“, schreibt sie. „Heimat“ muss offen sein für Neues und Veränderung, sonst verkommt sie zum Klischee, arbeitet die Verfasserin überzeugend heraus. omas Steensen Nordfriesland 194

– Juni 2016

Tierschutz im Roman Die Autorin, einst Bibliotheksmitarbeiterin im Nordfriisk Instituut, hat in den vergangenen Jahren mehrere Kurzgeschichten verfasst und nun ihren ersten Roman: Benedikta zu Stolberg: Nach der Schafskälte. 368 S. 11,99 Euro. epubli-Verlag, ebook und Buchausgabe, Berlin 2014. Nach der Schafskälte, der Zeit Mitte Juni, wenn es noch einmal empfindlich kühl werden kann, bemerkt die Romanfigur Frauke, wie schlecht es vielen Schafen auf den nordfriesischen Deichen gesundheitlich geht. Das Thema Tierschutz, Massentierhaltung und Monokulturen wird eindrucksvoll geschildert, doch darunter geht die Geschichte von Frauke nicht verloren, die sich mit Idealismus gegen gewissenlose Gewinnmaximierung einsetzt, die ihren Mann durch dessen Tod verloren hat, die einen neuen Mann kennenlernt, die trauert, liebt und kämpft. Der Roman schildert die Schönheit der nordfriesischen Landschaft, aber auch Menschen, Gefühle und ökonomische Zwänge. Ein Buch, das nachdenklich stimmt. cr

„Heiliger Fluss“ der Dänen Bildbände mit Landschaftsaufnahmen aus Schleswig-Holstein, bei denen auch die Eider einen festen Platz in den Darstellungen einnimmt, sind keine Seltenheit. Diesem Fluss ist ein neuer Bildband mit vielen Erzählungen gewidmet: Hans-Tryge B. T. T. Haarløv: Ejderen. 184 S., 300 DKK, Eigenverlag, Rønshoved 2015. Das Buch über die Eider, den legendären Grenzfluss zwischen Deutsch und Dänisch in der frühen Geschichte und das größte Fließgewässer überhaupt im früheren Dänemark und dem heutigen Schleswig-Holstein, ist ein reich bebilderter Führer für kulturhistorisch InNordfriesland 194

– Juni 2016

teressierte. Nach Aussage des Verlages ist es das erste Buch, das über die Eider in dänischer Sprache veröffentlicht wurde, was ebenso verwunderlich wie richtig ist, sieht man einmal von der Veröffentlichung „Ejdersted, Ejder og Trene“ von Franz Wingender aus dem Jahre 1973 ab. Die Dreiteilung des Buches folgt dem Lauf der Eider: Beginnend mit der Oberen Eider und ihrem Ursprung in Redder, widmet sich der Verfasser im mittleren Teil der Stadt Rendsburg, um schließlich mit der Unteren Eider im dritten Teil abzuschließen. Der Leser wandert somit streckenweise entlang der Eider, indem jeweils zum großformatigen Bild eines nennenswerten Abschnittes eine Seite den Leser mit entsprechenden Erläuterungen über dessen Vergangenheit oder allgemeine Bedeutung informiert. Dabei greift der Verfasser auf geschichtliche Ereignisse, Sagen, Erzählungen und harte Fakten zurück, um die Leser mit den eidernahen Orten und Regionen bekannt zu machen. Ein Abschnitt beschreibt die „freien Friesen“ als Volksgruppe mit eigenständiger Geschichte. Harald Wolbersen

Neu im Nordfriisk Instituut Alter Roman neu

Hinweis

Albert Petersen: Arnold Amsinck. Hrsgg. von Arno Bammé u. Thomas Steensen. (= Nordfriesland im Roman, 9), 344 S. 12,95 Euro. Husum 2015.

Oliver Franke, Judith Leysner: Schleswig-Holstein. Streifzug von Küste zu Küste. Journey from coast to coast. 112 S. 19,90 Euro. Wachholtz Verlag, Kiel/Hamburg 2015. Am Ellenbogen auf Sylt beginnt dieser Streifzug von Küste zu Küste Schleswig-Holsteins. Nordfriesland ist angemessen vertreten in dem Buch. Die Fotos von Oliver Franke sind teils spektakulär. Die kurzen Texte von Judith Leysner treffen meist den Punkt, wenn auch beim Biikebrennen wieder einmal die Walfänger verabschiedet werden. Man kann dieses Buch Gästen gern mit auf den Weg geben, gerade wenn sie nicht Deutsch sprechen, aber Englisch lesen können. ts

Der in Husum geborene Autor Albert Petersen (1883-1943), in den 1920er und 1930er Jahren viel gelesen, war eindeutig antisemitisch und völkisch gesinnt. Seine Geschichte des Hamburger Kaufmanns Arnold Amsinck (1579–1656) ist es jedoch wert, dass sie dem Vergessen entrissen und Petersen aus dem literarischen Giftschrank geholt wurde. Im Nachwort wird auf rund 60 Seiten die Einordnung von Autor und Werk vorgenommen, einschließlich von Worterklärungen und Literaturverzeichnis. Dabei offenbaren sich Widersprüche in Petersens Leben und Wirken, da er vor allem nach 1933 an Erfolglosigkeit litt und sich darüber beschwerte. cr 29

Reaktionen Gründung des Nordfriisk Instituut: Warum Bräist? Es war an einem Samstagnachmittag im September oder Oktober 1964. Mein Vater Gustav Erdmann (1910–1973) und ich stellten im Saal vom „Fraschlönj“ Tische und Stühle auf für eine Veranstaltung in der kommenden Woche. Wir unterhielten uns angeregt über eine Sache oder Begebenheit, an die ich mich heute nicht mehr erinnere. Unversehens vernahmen wir ein Räuspern. Wir erschraken uns. Hinterm Tresen stand, sichtlich erfreut über unser Gespräch, Emil Ewald (1906–1973). „Emil! Du? Was führt dich zu uns?“, sprach mein sichtlich überraschter Vater seinen Vertrauten auf Friesisch, versteht sich, an. „Ja, Gustav. Ich bringe die Papiere, die ich bearbeitet habe. Ich habe sie Peter ‚Post‘ (i. e. Christiansen aus Lindholm) nicht mitgegeben, weil ich doch einen Termin bei Carsten Boysen (1912– 1985) habe. Das hatte ich ganz vergessen. Hannemarie hat gebacken, und so bin ich zum Kaffeetrinken eingeladen. Wir müssen uns unbedingt einig werden über eine Sache, die uns sehr wichtig ist.“ „Einig werden mit Carsten Boysen?“, fragte mein Vater erstaunt. „Ja, einig werden mit Carsten Boysen“, antwortete Emil Ewald, „das muss heute sein. Unbedingt!“ Ungeklärt und strittig zwischen der pro-dänischen Foriining for nationale Frasche, deren Vorsitzender Carsten Boysen seit 1958 war, und dem national-deutschen Nordfriesischen Heimatverein war der Standort des 30

Nordfriesischen Instituts. „Strittig?“, fragte mein Vater: „Es ist doch wohl selbstverständlich, dass ein Nordfriesisches Institut nach Risum-Lindholm gehört!“ „Oder nach Niebüll“, entgegnete Emil Ewald. „Oder nach Niebüll“, meinte auch mein Vater. Doch Carsten Boysen sei ganz anderer Ansicht. Er befürworte als Sitz Bredstedt. „Bräist?“, fragte mein Vater nach: „Warum Bräist? Dort spricht doch kein einziger Mensch Friesisch!“ Emil Ewald gab ihm recht, nicht ohne darauf zu verweisen, dass Carsten Boysen Eiderstedt zu Nordfriesland rechne, Bredstedt also „in der Mitte“ liege. „Ach so, ja, die Eiderdänen“, meinte mein Vater: „Aber die Zeiten sind doch lange vorbei!? Und du willst dich mit Carsten Boysen einigen?“, fragte mein Vater skeptisch. „Ich werde Bredstedt als Standort annehmen müssen“, sagte Emil Ewald: „Wir brauchen das Institut. Unbedingt. Der Vorstand wird entsetzt, einige werden außer sich sein und mir schwere Vorhaltungen machen. Die gemeinsame Sitzung mit dem Beirat am Montagabend wird ganz schlimm werden. Daran darf ich gar nicht denken. Aber das muss ich auf mich nehmen. Das muss ich durchstehen.“ Und er wiederholte seine Worte: „Wir brauchen das Institut. Unbedingt!“ Emil Ewald erklärte seine Nachgiebigkeit, indem er darauf verwies, dass alle drei – CDU-MdL Ludwig Claussen (1906–1974), SSW-MdL Berthold Bahnsen (1913–1971) und er selbst – von der Notwendigkeit eines Nordfriesischen Instituts überzeugt seien. Ludwig (Claussen) habe erreicht, dass der Kultusminister im Landeshaushalt eine ganze Stelle zweckgebunden für das Institut ausgewiesen habe, und zwar eine Dauerstelle. Das sei nicht ganz einfach gewesen. Der Kultusminister sei zwar unbedingt dafür, das Ministerium aber entschieden dagegen. Das Ministerium wisse aus dem Niebüller Kreishaus, dass sich die beiden friesischen Vereine in der Standortfrage zerstritten hätten. Der Haushaltsre-

ferent des Ministeriums habe den Vorsitzenden des Finanzausschusses davon in Kenntnis gesetzt. Dieser habe sich dessen Meinung zu eigen gemacht, dass ohne Klärung der Standortfrage die Stelle nicht eingerichtet werden dürfe. Ludwig sei es nicht gelungen, den Vorsitzenden umzustimmen. Dies sei gefährlich, da der Vorsitzende des Ausschusses niemand anderer sei als der Vorsitzende der Regierungs-Fraktion. Am Montag stehe die Sache auf der Tagesordnung des Fraktionsvorstandes. Wenn Ludwig die zu erwartende Frage nach dem Standort nicht beantworten könne, sei die Sache erledigt. Dann werde auch der Ministerpräsident sich für „Vertagung“ der ganzen Angelegenheit aussprechen. Die Sache sei dann „gestorben“ – für eine lange Zeit, wahrscheinlich für immer. Eine solche Entwicklung sei unbedingt zu verhindern. Das Kultusministerium dürfe sich nicht durchsetzen, der Kultusminister auf gar keinen Fall enttäuscht werden. Ludwig stehe aber nicht nur beim Minister im Wort, sondern auch bei Berthold (Bahnsen). Berthold nehme zur Stunde an einer Vorstandssitzung der Südschleswigschen Vereinigung in Flensburg teil. Er habe sicherlich schon dargelegt, dass für die „andere Seite“ – nämlich für den Nordfriesischen Verein und die CDU – die „Etatisierung“ einer ganzen Stelle beschlossene Sache sei. Da dürfe die dänische Seite nicht abseits stehen. „Ich bin sicher“, so Emil Ewald, „dass Berthold den Vorstand überzeugt. Sein großes Ansehen lässt gar nichts anderes zu, zumal es hier um eine friesische Angelegenheit geht. Doch dürfen wir ihn nicht enttäuschen. Denn tatsächlich ist die Sache auf unserer Seite nur dann entschieden, wenn Ludwig am Montagvormittag einen gemeinsamen Standort benennen kann. Das wird Bredstedt sein, wie von Carsten Boysen, der unsere Zwangslage kennt, gewünscht.“ Dr. Heinrich Erdmann, Dorfstraße 133, 25290 Risem/Lunham, NF Risum-Lindholm, NF Nordfriesland 194

– Juni 2016

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Nordfriesland 191/192 mit der Geschichte des Instituts habe ich mit Interesse gelesen. Als ehemaligem Kollegen von Hans Christian Nickelsen an der Nordfriesischen

Dr. Ommo Wilts war jahrzehntelang Mitarbeiter der Nordfriesischen Wörterbuchstelle der Universität Kiel.

Wörterbuchstelle erscheint mir die Darstellung der frühen Jahre des Instituts allerdings in einigen Punkten noch ausbaufähig. Die Gründung erfolgte in einer Zeit nationalpolitischer Auseinandersetzungen, in der sich die beiden übergeordneten nordfriesischen Vereine, der deutschgesinnte Nordfriesische Verein für Heimatkunde und Heimatliebe und die dänischgesinnte Foriining for nationale Frasche, mit äußerstem Misstrauen gegenüberstanden. Kontakte mit der einen Seite hatten zur Folge, dass auf der anderen automatisch alle Türen verschlossen blieben. Dass es dennoch zur Gründung eines von beiden Vereinen getragenen Institutes kam, ist vor allem das Verdienst von Hans Christian Nickelsen. Nickelsen hatte als Initiator des Instituts besonders deshalb Erfolg, weil er einerseits als Mann des NordNordfriesland 194

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friesischen Vereins galt, er aber auf Grund seines dänischen Hintergrundes – er war in Hellevad nördlich der Grenze mit Dänisch und Jütisch großgeworden – auch enge Beziehungen zur dänischen Minderheit und zu der ihr nahestehenden Foriining hatte. Nicht ganz einfach war die Akzeptanz von Nickelsens Mitstreiter V[ilhelm] Tams Jörgensen (eigentlich Wilhelm Jürgensen), der aus seiner eindeutig prodänischen Haltung kein Hehl machte. Seitens des Nordfriesischen Vereins fürchtete man um die nationalpolitische Neutralität des Instituts, wenn nicht gar in dem Institut die Vorstufe einer dänischen Fünften Kolonne gesehen wurde. Tatsächlich wurde das Nordfriisk Instituut – vor allem nach dem Fortgang von Nickelsen – lange Zeit von nicht wenigen Nordfriesen abfällig auch mit dem Namen „Das dänische Institut“ bezeichnet. Eine wesentliche Rolle bei der endgültigen Realisierung des Nordfriisk Instituut spielten auch der Kieler Nordist und erste Leiter der Nordfriesischen Wörterbuchstelle Prof. Dr. Dr. h. c. Hans Kuhn und der in Alkersum ansässige Pharmazeut Dr. Frederik Paulsen. Prof. Kuhn ermöglichte es Hans Christian Nickelsen, der damals wissenschaftlicher Assistent an der Wörterbuchstelle war, von hier aus die Verhandlungen um die Gründung des Instituts voranzutreiben. Prof. Kuhn gab auch dem damals arbeitslosen Tams Jörgensen eine zeitlich befristete Anstellung. Geprägt waren die ersten Jahre des Instituts von erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Auch wenn die Lektoren sogar freiwillig auf Teile ihres Gehalts verzichteten, hing das Schicksal des Instituts ständig am seidenen Faden. Auch die Vereine verhielten sich gegenüber dem Institut zunehmend skeptischer. So musste sogar die friesische Geschäftssprache des Instituts als letztes Pro-Argument herhalten, von dem besonders Alfred Boysen angetan war.

Wenig ersprießlich war auch das Verhältnis zwischen Vorstand und Lektoren, die vom Vorstand vielfach wie Subalterne behandelt wurden. Das schlechte Verhältnis war auch der Grund dafür, dass die Lektoren den Vorschlag des Vorstandes ablehnten, freigewordene Räumlichkeiten in Niebüll zu beziehen, weil sie eine noch stärkere Kontrolle durch den Vorstand befürchteten. Dabei wäre der Standort Niebüll logistisch wie sprachpolitisch für das Institut schlechthin optimal gewesen. Der Refrain in Tams Jörgensens bekanntem Biikenlied „Lätj üs da troole ferdriwe“ wurde seinerzeit denn auch als versteckter Hinweis auf bestimmte Persönlichkeiten aus dem Vorstand gedeutet. Das krankheitsbedingte, aber auch durch interne Auseinandersetzungen ausgelöste Ausscheiden Hans Christian Nickelsens aus dem Institut war ein schwerer Schlag sowohl für die Kontakte zur Laienforschung als auch für die strenge wissenschaftliche Ausrichtung des Instituts. Nickelsen pflegte immer den Unterschied zwischen wissenschaftlicher Forschung und Laienforschung an dem Beispiel Goslar Carstens zu illustrieren. Nickelsen machte Goslar Carstens auf eine kleine Ungenauigkeit in dessen Artikel aufmerksam. Darauf Goslar Carstens: „Aber Herr

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Erste Jahre

Dr. Hans Christian Nickelsen

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Werden Sie Mitglied! Werben Sie Mitglieder! Unterstützen Sie die wissenschaftliche Arbeit für die nordfriesische Sprache, Geschichte und Kultur! Als Mitglied haben Sie Vorteile: – Sie erhalten die Zeitschrift Nordfriesland und das Nordfriesische Jahrbuch kostenlos. – Weitere Veröffentlichungen des Instituts können Sie zum Vorzugspreis erwerben. – Sie werden zu Veranstaltungen eingeladen, können sich an Arbeitsgruppen beteiligen und die Arbeit des Instituts mitbeieinflussen. – Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar. Der Jahresbeitrag beträgt: 30,00 Euro für Einzelmitglieder 37,50 Euro für Ehepaare 11,25 Euro für Schüler, Studierende, Auszubildende 93,75 Euro für korporative Mitglieder

Wer ein neues Mitglied wirbt, erhält einen Gutschein über 20 Euro für Bücher aus dem Verlag Nordfriisk Instituut. Nordfriisk Instituut Süderstr. 30, 25821 Bräist/Bredstedt, NF; Tel.: (04671) 60120, Fax: (04671) 1333; E-Mail: [email protected] www.nordfriiskinstituut.de

Nickelsen, außer uns beiden merkt das doch keiner!“ Die negativen Aspekte sollten allerdings nicht das Positive des damaligen Institutes überdecken, das vor allem im Atmosphärischen lag. Auf dem Weg in den Norden war das Nordfriesische Institut die ideale Zwischenstation. Bei Besuch tauchte dann unweigerlich Tams Jörgensen aus der Tiefe seines Arbeitszimmers auf, um ein lockeres Gespräch zu führen und Informationen auszutauschen. Und der Tee, den Janny Holander bei diesen Gelegenheiten bereitete, nötigte selbst Teekennern höchsten Respekt ab. Unter den Arbeiten, die in der Reihe „Studien und Materialien“ ausdrücklich erwähnt werden, fehlt die wichtige Arbeit von Karen Heide Ebert: „Referenz, Sprechsituation und die bestimmten Artikel in einem nordfriesischen Dialekt“. Mit dieser Dissertation der späteren Lehrstuhlinhaberin für allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Zürich wird das Nordfriesische nämlich erstmalig auch in internationalen linguistischen Kreisen bekannt. Ommo Wilts, Gildeweg 6, 24251 Osdorf

Wette verloren Sehr geehrter Herr Riecken, in Nordfriesland vom Juni 2015 hatten Sie die Frage nach dem „auf“ oder „in“ Eiderstedt gestellt. Sie waren sich sicher, dass es erst nach 1970 „auf“ Eiderstedt hieß. Dem Finder eines „auf“ vor 1970 wollten Sie „einen ausgeben“. Nun, wie sie im Anhang sehen, haben Sie sich getäuscht und Ihre Wette verloren. Man macht beim Gebrauch einen deutlichen Unterschied zwischen der Landschaft und der Halbinsel. Beim ersten Begriff (was eher selten

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vorkommt), nutzt man das „in“beim zweiten das „auf“. Wir Eiderstedter sprechen meistens von der Halbinsel. Mir war klar, dass es das „auf“ schon lange geben musste! Und siehe da, ich bin fündig geworden, wie der angehängte Scan zeigt: In den Kieler Nachrichten vom 27.10.1962 wurde „Schloß Hoyersworth auf Eiderstedt“ getitelt. Mit freundlichen Grüßen von der Halbinsel Carsten Böttcher, Osterdeich 6, 25836 Poppenbüll, Eiderstedt, NF

Herausgegeben vom Nordfriisk Instituut Redaktion: Peter Nissen, Fiete Pingel, Claas Riecken, omas Steensen Verlag: Nordfriisk Instituut, Süderstr. 30, D-25821 Bräist/Bredstedt, NF, Tel. 04671/60120, Fax 04671/1333, E-Mail: [email protected] Internet: www.nordfriiskinstituut.de Druck: Husum Druckund Verlagsgesellschaft, D-25813 Hüsem/Husum, NF. Preis je Nummer 3,00 Euro Jahresabonnement (4 Nummern) 12,00 Euro Für Mitglieder des Vereins Nordfriesisches Institut e. V. ist der Bezug der Zeitschrift im Jahresbeitrag enthalten. Bankverbindungen: Nord-Ostsee Sparkasse BIC: NOLADE21NOS IBAN: DE 36 2175 0000 0000 0007 37 VR Bank EG Niebüll BIC: GENODEF1BDS IBAN: DE 93 2176 3542 0007 1146 80 NORDFRIESAND ist ein Forum freier Meinungsäußerung; alle Beiträge geben die persönliche Meinung ihrer Verfaserinnen und Verfasser wieder. Wiedergabe in jeglicher Form nur mit Genehmigung der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte etc. wird keine Gewähr übernomen ISSN 0029-1196

Nordfriesland 194

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26. NORDFRIESISCHES SOMMER-INSTITUT

Bewiirw de bait Nordfriisk Instituut! Et Nordfriisk Instituut seecht möölikst tu di 1. juuli 2016 for en huulew stää en

waasenschaplik maårberin / waasenschapliken maårber

Vortragsreihe des Nordfriisk Instituut 2016 $OOH9HUDQVWDOWXQJHQ¿QGHQLP1RUGIULVN,QVWLWXXW1RUGIULLVN)XWXXU Süderstr. 30 in Bredstedt, statt.

Prof. Dr. Ulrike Wolff-Thomsen, Museum Kunst der Westküste, Alkersum/Föhr:

Hans Peter Feddersen und Jochen Hein

Vorausgesetzt wird ein abgeschlossenes Studium der Geschichte, Volkskunde oder verwandter Fächer. Zu den Aufgaben gehören: Mittwoch 29. Juni 2016 19.30 Uhr

Ein nie endender Dialog zweier Maler aus Nordfriesland Dr. Günter Klatt, Husum/Pellworm:

Schicksal einer Hallig

Mittwoch 13. Juli 2016 19.30 Uhr

– – – –

Mitarbeit an der Redaktion des Nordfriesischen Jahrbuchs, Mitarbeit an der Präsentation nordfriesischer Geschichte im „Nordfriisk Futuur“, Lektorat landeskundlicher Veröffentlichungen, Betreuung der Arbeitsgruppen Geschichte und Genealogie.

Friesische Sprachkenntnisse werden vorausgesetzt, zumindest sind sie in einem angemessenen Zeitraum ín Wort und Schrift zu erwerben. Die Arbeitssprache des Nordfriisk Instituut ist Friesisch. Die nach TV-L vergütete Stelle ist zunächst bis Ende 2017 befristet. Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses wäre es erwünscht, wenn zugleich eine Promotion angestrebt wird.

Süderoog in Geschichte und Gegenwart

Wees sü gödj än schak Din bewiirwing bit tu e 12. juuni 2016 tu: Marlene Kunz, Nordfriisk Instituut, Süderstr. 30, 25821 Bräist/Bredstedt, NF. Prof. Dr. Hauke Jöns, Institut für Historische Küstenforschung, Wilhelmshaven:

Ruhrgebiet des Nordens?

Mittwoch 27. Juli 2016 19.30 Uhr

Informatsjoone deet Prof. Dr. omas Steensen, tel. 04671 / 60120.

Wie vor anderthalb Jahrtausenden in Nordfriesland Eisen gewonnen wurde -Gemeinsam mit dem Verein Natur und Kultur um den StollbergMit vorherigen Besichtigungen in Büttjebüll und Joldelund, Treffpunkt: 15.30 Uhr, Parkplatz Stollberg, B 5

Auszüge aus der Stellenausschreibung Dr. Carsten Fleischhauer, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Schleswig:

Was vom Lande übrig blieb

Mittwoch 10. August 2016 19.30 Uhr

Arnold Lühnings volkskundliche Landesaufnahme und Nordfriesland *HPHLQVDPPLWGHU,QWHUHVVHQJHPHLQVFKDIW%DXSÀHJH

Dieter Gauss, Westerland/Sylt:

Fliegerinsel Sylt

Mittwoch 24. August 2016 19.30 Uhr

Vom winzigen „Grade-Eindecker“ bis zum riesigen „Airbus A 380“ Antje Arfsten und Dr. Claas Riecken, Nordfriisk Instituut:

Friesische Musik – Friisk musiik

wissenschaftlichen Mitarbeiterin/Mitarbeiters (Entgeltgruppe 13 TV-L) zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses mit dem Ziel der Promotion zunächst befristet auf drei Jahre zu besetzen. Es besteht die Möglichkeit der Verlängerung um weitere drei Jahre.

Mittwoch 7. September 2016 19.30 Uhr

Von der ersten Ballade bis zum friesischen Musical Die Veranstaltungsreihe wird gefördert von der

NORDFRIISK INSTITUUT • SÜDERSTR. 30 • 25821 BRÄIST/BREDSTEDT, NF Tel.: (04671) 60120 • Fax: (04671) 1333 • E-Mail: [email protected] • www.nordfriiskinstituut.de

Am Institut für Sprache, Literatur und Medien, Friesisches Seminar, ist zum 01.10.2016 eine halbe Stelle einer/eines

Anstelle eines Eintrittsgeldes wird jeweils um eine Spende gebeten.

Fachauskünfte erteilt Herr Prof. Dr. Nils Langer, E-Mail: nils.langer@uniflensburg.de. Weitere Auskünfte erhalten Sie bei Frau Katzka, Telefon 0461/8052824, E-Mail: katharina.katzka@uni-flensburg.de. Bitte richten Sie Ihre aussagekräftigen Unterlagen bis zum 31.05.2016 (Eingangsdatum) an das Präsidium der Europa-Universität Flensburg, z. H. Frau Katzka, persönlich/vertraulich, Kennziffer 281632, Postfach 29 54, 24919 Flensburg. Auf die Vorlage von Lichtbildern/Bewerbungsfotos verzichten wir ausdrücklich und bitten daher, hiervon abzusehen.

Nordfriisk Instituut Süderstr. 30 D-25821 Bräist/Bredstedt, NF www.nordfriiskinstituut.de

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Juni 2016 | 3 Euro

Mythen in Nordfriesland

Raketentests vor Amrum

Erfolg mit friesischem Abi

Seite 12

Seite 18

Seite 21

Nr. 194

Herausgegeben vom Nordfriisk Instituut

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