Periode des 20. Jahrhunderts [PDF]

Für sie war das Fehlen des Polnoglasie (Vollaut, полногласие), die reduzierten Vokale [ĭ] und [ă] (durch die Buchstaben

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Branko Tošović

DIE HERAUSBILDUNG UND DIE ENTWICKLUNG DER RUSSISCHEN SPRACHE Die russische Sprache gehört zur ostslawischen Sprachgruppe. Sie ist die offizielle Sprache der russischen Föderation (Russland), einem Staat im östlichen Teil Europas und im nördlichen Teil Asiens (17.075.400 qkm). Die Einwohnerzahl Russlands beträgt ungefähr 146 Millionen (1997), wobei 73% davon in Städten leben. In Russland leben über 100 verschiedene Völker. Der Großteil der Gläubigen sind Christen, hauptsächlich Orthodoxe, der Rest Moslems, Buddhisten und andere. Die russische Föderation teilt sich administrativ in folgende so genannte „Föderationssubjekte“: Republiken (21), Randgebiete (4), Gebiete (49), Städte mit „föderalen Bedeutung“ Moskau und St. Petersburg, Autonome Gebiete und autonome Randgebiete (10). Die russische Föderation wurde 1991 zu einem selbständigem Staat. Bis zur Oktoberrevolution existierte das russische Imperium, welches Peter I (der Große) 1721 begründete. Zum russischen Imperium kam das Baltikum, westlich des Dnjepr, Weißrussland, ein Teil Polens, Bessarabien, der nördliche Kaukasus, und ab dem 19. Jahrhundert Finnland, Transkaukasien, Kasachstan, Mittelasien und der Pamir. Es lebten auf diesem Territorium mehr als 100 Völker (57% davon waren nicht russische Völker). Von den 128,9 Millionen Einwohnern sprachen zwei Drittel Russisch, d. s. ungefähr 86 Millionen Menschen. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde Russland ein Teil des Staatengefüges der UdSSR, welches von 1922 bis 1991 existierte. Zur UdSSR gehörten 15 Republiken. Im Jahr 1989 waren von den 285,7 Millionen Bürgern der Sowjetunion ungefähr 145 Millionen Russen, der russischen Sprache mächtig waren 232,4 Millionen Menschen. Den Hauptteil der Russisch-Sprechenden stellten Russen dar ( 81,5%, ungefähr 119,87 Millionen Menschen). Am 8 Dezember 1991 trafen Weißrussland, Russland und die Ukraine in Minsk ein Abkommen über die Auflösung der Sowjetunion und die Bildung eines Verbundes der “Gemeinschaft Unabhängiger Staaten“ (GUS – Содружество независимых государств, СНГ). Heute gehören zu diesem Staatenbund 10 unabhängige Republiken. In den neuen Staaten, welche als Nachfolgestaaten der Sowjetunion angesehen werden können, lebt eine große Anzahl von Russen. Aber auch in anderen Regionen der Welt, wie Amerika (hauptsächlich USA) und Westeuropa leben Russen. Insgesamt wurden 1992 auf der ganzen Welt 146 Millionen Russen gezählt. Russisch sprechen auch viele Bürger der ehemaligen Sowjetischen Republiken, da diese Sprache in der Sowjetunion als übernationales Kommunikationsmedium, als „zweite Muttersprache“ (второй родной язык) anerkannt wurde. Wenn man das Faktum in Betracht zieht, dass mehr als 290 Millionen Menschen slawische Sprachen sprechen (Ярцева 1991: 460), dann spricht ungefähr die Hälfte davon Russisch. Gemessen an der Zahl der Sprechenden ist Russisch an den 7. Patz der auf der Welt existenten Sprachen – nach Chinesisch, Englisch, Spanisch, Hindu, Arabisch und Bengalisch – zu setzen (170 Millionen). Als Amtssprache nimmt Russisch sogar den 5. Platz (270 Millionen) nach Englisch, Chinesisch Hindu und Spanisch ein (Gunnemark 1986). In den 1970er Jahren beherrschen die russische Sprache (in verschiedenen Grade) etwa 500 Millionen Menschen und, nach Angaben der UNESCO, werden etwa 20% der Buchproduktion der Welt in russischer Sprache veröffentlicht (aber auf dem Gebiet der wissenschaftlich-technischen Literatur und Dokumentation beträgt der Anteil sogar fast 50%). Die russische Sprache ist eine der 6 offiziellen Arbeitssprachen der UNO, neben dem Englischen, Arabischen, Spanischen, Chinesischen und Französischen. Russisch war auch die Arbeitssprache des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW: Совет Экономической Взаимопомощи, СЭВ) und die Kommandosprache des Warschauer Paktes. Am Ende des 20. Jahrhunderts waren insgesamt 250 Millionen Menschen der russischen Sprache mächtig: in Russland (143,7 Millionen, nach einer Zählung 1989) und in den übrigen ehemaligen Republiken der Sowjetunion (88,8 Millionen). Zugleich bezeichneten 163,5 Millionen Menschen Russisch als ihre Muttersprache (nach Zählungen 1970 – 141,8 Millionen, 1979 – 153,5 Millionen), davon waren 144,8 Millionen russische und 18,7 Millionen Staatsbürger eines anderen Landes. 69 Millionen Menschen waren zu dieser Zeit in der Lage, Russisch frei zu sprechen im Sinne einer zweiten Sprache (1970 – 41,9 Millionen, 1989 – 61,3 Millionen). Bis zum Zerfall der Sowjetunion lernten 20-24 Millionen Schüler, Studenten und andere Menschen aus 91 Ländern, hauptsächlich aus Osteuropa und den ehemaligen Sowjetrepubliken, Russisch. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts betrug die Zahl der Russisch Lernenden auf der ganzen Welt (aber ohne die ehemaligen Sowjetrepubliken) 10-12 Millionen (in den ehemaligen Ostblockländern verringerte sich die Zahl der Russisch-Lernenden, in anderen Ländern nahm sie zu). In der Geschichte der russischen Schriftsprache kann man fünf Perioden unterscheiden: 1. die altrussische Periode (6-14. Jh.), 2 die Periode der Moskauer-Rus’ (15-17. Jh.), 3. die Periode vom 17-18. Jh., 4. die Periode des XIX Jh., 5 die Periode des XX Jh.

Altrussische Periode (6-14. Jh.) Die russische Sprache gehört zu den indogermanischen Sprachen, in denen sich die Gruppe der slawischen Sprachen, sowie in diesen später die ostslawischen, westslawischen und südslawischen Sprachen ausdifferenzierten. Es wird angenommen, dass die urslawischen Stämme in der 2. Hälfte des 1. Jh. v. Chr. bis zur Zeitenwende und am Anfang der neuen Zeitrechnung das Gebiet um Dnjepr und Weichsel (Wisła) besiedelten. In der 1. Hälfte des 1. Jh. n. Chr. wurde das Gebiet, auf dem die Slawen lebten, stark ausgedehnt. Aber die urslawische ethnosprachliche Einheit zerfiel und es bildeten sich drei nahe verwandte Gruppen: eine östliche (die altrussische Völkerschaft), eine westliche (Sorben, Polen, pommersche Slawen, Tschechen, Slowaken) und eine südliche (Bulgaren, Makedonier, Serben, Slowenen, Kroaten). Im 6-7. Jh. sprachen eine altrussische Sprache die Stämme, die im Gebiet des Mittleren Podneprovie (Süden), des Illmensees (Norden), am Oberlauf der Oka, der Wolga und des Dons (Osten), Wolhynien, Podolien, Galizien (Westen) lebten. Im 9. Jh. hat ist im Gebiet um den Mittellauf des Dnepr der Staat der Kiewer Rus’ entstanden. Er hat jene ostslawischen Stämme vereinigt, welche die altrussische Völkerschaft bildeten. Die Sprache der Kiewer Rus’ war das Altrussische, welches sich im Grunde genommen auf der Basis der Dialekte der ostslawischen Stämme formierte. Im Jahr 988 hat die Kiewer Rus das Christentum angenommen. Von dieser Zeit antrafen aus Bulgarien kirchliche Bücher ein, die in altkirchenslawischen Sprache geschrieben worden waren. Sie wurden von den russischen Schreibern abgeschrieben. Das Altkirchenslawische war die Sprache der Denkmäler des 10-11. Jh. und war eine eigentümliche slawische „internationale“ Sprache, welche die östlichen, westlichen und südlichen Slawen benutzten. Es gab zwei Alphabete: die Glagoliza (glagolitische Schrift), die ältere, und die Kyrilliza (kyrillische Schrift). Das Altkirchenslawische gehörte zu der Gruppe der südslawischen Sprachen. Für sie war das Fehlen des Polnoglasie (Vollaut, полногласие), die reduzierten Vokale [ĭ] und [ă] (durch die Buchstaben ь und ъ bezeichnet), die Nasale [à] und [ę] charakteristisch. Seine Fortsetzung als die Sprache der Literatur wurde das Kirchenslawische. Eigentlich es war die altkirchenslawische Sprache, auf die die lebendigen slawischen Sprachen im folgenden 11-12. Jh. Einfluss genommen haben. Es sind regionale Varianten (oder Redaktionen) entstanden: die ostslawische (russische), die südslawische (bulgarische, serbische) und die westslawische (tschechische). Das Kirchenslawische war eine allgemeine literarische Sprache der slawischen Völker im Mittelalter. Das älteste Buch, welches in der Kiewer Rus’ geschrieben wurde, ist das „Остромирово Евангелие“ („Ostromir-Evangelium“, 1056-1057). Von den originalen Werken muss man das „Слово о законе и благодати“ („Slovo o zakone i blagodati“, „Predigt über das Gesetz und die Gnade“, 11. Jh.) des Metropoliten Ilarion, das „Житие Феодосия Печерского“ („Žitie Feodosija Pečerskogo“, „Vita des Feodosij Pečerskij“, 11. Jh.), sowie das „Сказание о Борисе и Глебе“ („Skazanie o Borise i Glebe“, „Erzählung über Boris und Gleb“, 11. Jh.) erwähnen. Die Kyrilliza, die dem russische Alphabet zugrunde liegt und die wie man annimmt im 9. Jh. entstanden sein dürfte, tauchte in der Kiever Rus' im 10. Jahrhundert zusammen mit der Annahme des Christentums und im Laufe der Christianisierung auf. Die älteste ostslawische Handschrift, die in der Kyrilliza geschrieben wurde ist das „Ostromir Evangelium“ – Остромирово евангелие (1056 – 1057). Die ältesten schriftlichen Denkmäler, die die russische Sprache widerspiegeln gehören in das 11. Jahrhundert. Unter dem Einfluss der griechischen Unzialschrift entstand die Ustavschrift (устав, Majuskel) – eine besondere Form von Schriftzeichen, die sich durch geometrisch gezeichnete Buchstaben, Strenge in den Proportionen, Symmetrie und freie Reihenfolge der Buchstaben auszeichnen. In dieser Schrift wurden die altrussischen Dokumente aus dem 11. bis 14. Jahrhundert verfasst. Die Ustavschrift wurde bis zum Ende des 14. bzw. Anfang des 15. Jahrhunderts verwendet. An die Stelle dr Ustavschrift trat danach die Halbustavschrift (полуустав, Minuskel), die auch schon im 14. Jahrhundert verwendet wurde (es existieren auch Handschriften aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert, die bereits in der Halbustavschrift verfasst wurden). Ein wesentlicher Grund für die Entstehung der Halbustavschrift war es ein schnelleres Schreiben zu ermöglichen. Dazu wurde die geometrische Strenge und die Gleichmäßigkeit im Abstand zwischen den Buchstaben zurückgenommen und es gab eine große Anzahl von Wörtern, die abgekürzt wurden, entweder mit Hilfe von Abkürzungszeichen, oder ohne solche (das Abkürzungszeichen – титло ist ein diakritisches Zeichen, das auf die Abkürzung der Wörter und der unterhalb dieses Zeichens liegenden Wörter, oder auf eine zahlenmäßige Bedeutung der Buchstaben verweist, z.B. 2Y /бог/ ‘Gott’). Mit dem beginnenden 12. Jahrhundert verschwanden allmählich die Ligaturen юсы î (jàs), ì (jęs) und an ihre Stelle traten é und ê. Seit dem 12. Jahrhundert wurde in einigen Handschriften auch êanstelle von e verwendet. Am Ende des 15. Jahrhunderts geht das Zentrum der slawischen Literatur zur Westlichen Rus’ und Moskau über, was die Änderungen der Normen zugunsten dieser Gebiete verstärkt. In der Kiewer Rus’ war der Bereich des Gebrauches der altrussischen und kirchenslawischen Sprache begrenzt (die literarische Sprache war nur das Altkirchenslawische), was zur Bildung der Diglossie geführt hat, die im 17. Jh. in eine Zweisprachigkeit übergegangen ist (Успенский 1994). In 18. Jh. wurde das Kirchenslawische aus dem weltlichen Gebrauch verdrängt und hielt sich nur mehr als die Sprache der orthodoxen Kirche. Das Altrussische war eine gemeinsame Sprache der östlichen Slawen, deshalb nennt man es noch die ostslawische Sprache. Es ist in Altrussland im 7-8. Jh. entstanden und bestand bis ins 14-15. Jh., als es sich in Russisch, Ukrainisch und Weißrussisch differenzierte. In der altrussischen Sprache gab es 10 Vokale: 5 Vokale der vorderen Reihe [e], [i], [ĕ], [ĭ], und 5 Vokale der hinteren Reihe [a], [o], [ă], [u], [y]. Das Konsonantensystem bestand aus 26 Phonemen. Es sind die Labiale [p], [b], [v], [m], die Vorderzungenlaute [t], [d], [s], [z], [s’], [z’], [š’], [ž’], [c’], [č’], [š’t’š’], [ž’d’ž’], [n], [n’], [r], [r’], [l], [l’], der Mittelzungenlaut [j] und die Hinterzungenlaute [k], [g], [h]. In der altrussischen Volksumgangsprache gab es nicht den Konsonant [f] (er befand sich in entlehnten Wörtern, die in die Schriftsprache übernommen worden waren). Bis zum 12. Jh. galt das Gesetz der offenen Silbe: die Silbe endete mit dem tonreichsten Laut – dem Vokal (сто|лъ, хо|ди|лъ). Im 12-13. Jh. verschwanden die reduzierten Vokalen, was eine Reihe von Veränderungen verursacht hat: es entwickelten sich geschlossene Silben, eine Vielzahl an Kombinationen von Konsonanten wurde ermöglicht. Es erschienen Konsonanten im Wortauslaut des Wortes, was die Auslautverhärtung (оглушение) und das Zusammenfallen am Ende der Wörter von stimmhaften und stimmlosen Konsonanten verursacht hat. An phonematischen Erscheinungen gibt es den Vollaut (das „Polnoglasije“, полногласие) – die Verbindung in den Wurzelmorphemen der ostslawischen Sprachen [оро], [оло] statt der altslawischen Diphthongkombinationen [ор], [ол], [ер], [eл] zwischen den Konsonanten, d. h. in den Positionen tort, tolt, tert, telt hat sind [оро], [оло], [ере] entstanden [оро] – борода ‘Bart’ (altslawisch брада), ворота ‘Tore’, ворона ‘Raben’, город ‘Stadt’, [оло] – золото ‘Gold’, молоко ‘Milch’, [ере] – берег ‘Küste, Ufer’, берёза ‘Birke’. Der Vollaut (das „Polnoglasije“, полногласие) ist in der Sprache der östlichen Slawen im 8-9. Jh. entstanden. Für die Sprachen der westlichen und südlichen Slawen war der Nichtvollaut (die „Nepolnoglasije“, неполногласие), z.B. polnisch mleko ‘Milch’, bulgarisch мляко, serbisch/kroatisch mleko – mlijeko charakteristisch. In der altrussischen Sprache wurden die Verbindungen tort, tolt, tert, telt in der Weise verändert, dass sich nach den Konsonanten [r] und [l] derselbe Vokal entwickelt hat, der vor dieser Liquida stand: torot, tolot, teret: grad > город ‘Stadt’, zolto > золото ‘Gold’, breg > берег ‘Küste, Ufer’. Da der Konsonant [j] hart war, hat sich der Vokal [е] in [o] geändert: melko > молоко moloko ‘Milch’. In einigen russischen Dialekten (besonders in nordrussischen) ist auch der „zweite Vollaut“ (das zweite „Polnoglasije“) entstanden – die Verbindungen mit den reduzierten Vokalen [ă] und [ĭ] tărt, tălt, tĭrt, tĭlt wurden in [оро], [оло] umgewandelt: полон ‘voll’ (altrussisch пълнъ), сумеречный ‘dämmerig’ (сумьркъ, in der heutigen Standartsprache сумерки ‘Dämmerung’), das Undialektalwort верёвка ‘Strick’ (вьрвъка; der Strick) u.s.w. Die zweite kennzeichnende Eigenheit der altrussischen Sprache war die Aussprache [ž], [č] als Reflex des urslawischen *[dj], [tj], [kj], z.B. хожю ‘gehe’, свча ‘Kerze’, ночь ‘Nacht’. Bis zum 10. Jahrhundert war die Veränderung der Nasale [ę] (Buchstabe ?) und [à] (Buchstabe ?) in [a] und [u] abgeschlossen: м?со > мясо ‘Fleisch’, р?ка > рука ‘Hand’. Auf dem nordwestlichen Gebiet gab es das цоканье (Nichtunterscheiden von [с'] und [č']); der Konsonant [g] wurde als Explosivlaut ausgesprochen. In den südlichen und südöstlichen Teilen differenzierte man [с'] und [č'], und [g] war ein Frikativ. Das grammatikalische System der altrussischen Sprache zeichnete sich durch die folgenden Merkmale aus: а) es gab den Vokativ (звательная форма), die sich in einigen Wörtern vom Nominativ (кън?же ‘oh` Fürst’, сестро ‘oh` Schwester’) unterschied, b) die Adjektive besaßen volle und kurze Formen, c) das Verb hatte vier Vergangenheitsformen: den Aorist (носихъ ‘trug’, сказахъ ‘sagte’), das Imperfekt (ношахъ ‘trug’, хожахъ ‘gang’), das Perfekt (есм носилъ ‘trug’) und das Plusquamperfekt (б?хъ носилъ ‘ich hatte getragen’ oder есмь быль носилъ ‘ich hatte getragen’) – Караулов 1979: 143. Die Form auf -л (wie носилъ ‘trug’) wurde für die Bildung der analytischen verbalen temporalen Formen, sowie des Konjunktivs (б?хъ носилъ) verwendet. Außer dem Infinitiv gab es noch eine nicht flektierte Form – das Supinum (Infinitiv des Ziels Absicht, des Ziels), welches mit den Verben der Bewegung (Иду ловить рыбы ‘Ich gehe, den Fisch zu fangen’) benutzt wurde. Es ist in der slowenischen Sprache erhalten geblieben. Die Form der 3. Person des Plural der Gegenwart und des Futures endete auf -т . In der altrussischen Sprache wurde das geschäftliche und juristische Schrifttum (mit Elementen der volkseigenen und altkirchenslawischen Sprache) verfasst, und ist eine Reihe von Lebensbeschreibungen (житие) und Chronik (летопись) geschrieben worden. Es war die Sprache der Genres des weltlichen Schrifttums (die Aufzeichnungen der historischen Begebenheiten, der Reisebeschreibungen, der Gesetze, der privaten Korrespondenz). Das Altrussische war die Koine der großen Städte des alten russischen Staates – in erster Linie Kiews. Unter den Werken des weltlichen Schrifttums, die in altrussischer Sprache geschrieben wurden, muss man erwähnen: die Werke Wladimir Monomachs (Ende des 11. – Anfang des 12. Jh.), das „Слово о полку Игореве“ („Slovo o polku Igoreve“, „Igorlied“, 12. Jh.), das „Девгениево деяние“ („Devgenievo dejanije“, Übersetzung des byzantinischen Romans des 10. Jh., durchgeführt 12-13. Jh.), das „Моление Даниила Заточника“ („Molenie Daniila Zatočnika“, 13. Jh.), das „Слово о погибели Русской земли“ („Slovo o pogibeli russkoj zemli“, 13. – Anfang des 14. Jh.), die „Задонщина“ („Zadonščina“, Ende 14. oder Anfang 15. Jh.), die Берестяные грамоты (Birkenrindenurkunden) u.s.w. Im 10. Jahrhundert hatte das Schrifttum („Повесть временных лет“ – „Povest vremennych let”, Anfang des 12. Jh.; „Слово о полку Игореве“ – Igorlied, 12. Jh., „Русская правда“ – „Russkaja pravda“, 11–22 Jh.) eine hohe Blüte erreicht. Die allgemeine, einheitliche Umgangssprache des altrussischen Staates war die Sprache seines Zentrums – Kiew (Kiew-Koine). Sie zeichnete sich durch die Neutralisierung der Dialektbesonderheiten und die Verbreitung von gemeinsamen Charakteristika aus. Aber allmählich beginnt Kiew an politischer Bedeutung zu verlieren und die Rolle der neuen Zentren wird größer. Im 14-15. Jh. zerfiel die altrussische Sprache in das Russische, Weißrussische und Ukrainische. Schon in der Kiewer Rus’ (9. Jahrhundert – Anfang des 12. Jahrhunderts) war die altrussische Sprache ein Kommunikationsmittel von einigen baltischen, finno-ugrischen, turksprachigen, teilweise auch iranischen Stammen und Völkerschaften. Die feudale Zersplitterung, die mongolisch-tatarische Herrschaft (13-15. Jh.), die polnisch-litauischen Eroberungen im 13-14. Jh. haben zum Zerfall der altrussischen Völkerschaft, und weiters von deren Sprache geführt. Es bildeten sich drei Volksgruppen: die nordöstliche (Großrussen), die südliche (Ukrainer) und die westliche (Weißrussen), sowie drei selbständige Sprachen: das Russische, das Ukrainische und das Weißrussische.

Periode der Moskauer-Rus’ (15-17. Jh.) In der Epoche der Moskauer-Rus’ (14-17. Jh.) bildeten sich zwei Hauptdialektgebiete: das nordgroßrussische (Pskow – Tver’ – Moskau, südlich von Nižnij Nowgorod) und das südgroßrussische (im Süden von dieser Zone bis zu den weißrussischen und ukrainischen Gebieten) mit einem Zwischengebiet: dem mittelgroßrussischen, in denen die führende Rolle der Moskauerdialekt gespielt hat. Für ihn war charakteristisch: das аканье (Akanje: die Aussprache von [o] in unbetonten Silben als [a]) die scharf ausgeprägte Reduktion der unbetonten Vokale, der Explosivlaut [g], die Endung -ово, -ево im Genitiv des Singulars des Maskulinums in der pronominalen Deklination, die harte Endung -т in den Verben der 3. Person der Gegenwart und des Futurum, die Formen меня, тебя des Pronomens я ‘ich’, ты ‘du’ etc. Der Moskauer Dialekt bildete die Grundlage der Schriftsprache. In der gesprochenen Sprache wurden die älteren Vergangenheitsformen des Aoristes, des Imperfekt, des Perfekt und des Plusquamperfekt durch die unifizierte Form auf -л ersetzt, ist der Dual verschwunden, und das Paradigma der Substantive wurde durch die neuen Typen der Deklination ersetzt. Was die Sprache der Schrifttums anlangt, so wurden die religiöse Werke und die Texte des wissenschaftlichen Stiles (genauer, seine Rudimente) im literatur-sprachlichen Slawisch, mit merklicher Einwirkung der Volkssprache erstellt. Die Sprache der Verwaltung (der administrativ-offizielle Stil) war im Grunde genommen volkssprachlich. Sie zeichnete sich durch Dialektelemente, sprachliche Klischees, sperrige Satzgefüge aus. Vielfältig war die schriftliche schöne Literatur. Auf ihre Sprache hatte die Sprache der Folklore (Heldenlieder, Märchen, Lieder etc.) großen Einfluss ausgeübt. Mit dem 17. Jh. beginnen die ersten Aufzeichnungen von Texten der Folklore und die literarische Nachahmungen der Folklore. Die Kompliziertheit der sprachlichen Situation ließ es nicht zu, einheitliche und stabile Normen zu schaffen. Eine einheitliche russische Schriftsprache gab es noch nicht. Im 18. und Anfang des 19. Jh. hat das weltliche Schriftturm eine Ausweitung erfahren, und das kirchliche Schrifttum trat in den Hintergrund.

Die Periode des 17-18. Jh. Zar Peter I (der Große, Пётр Первый, 1672-1725) führte Reformen nach westlichem Vorbild durch. In den Jahren 1708-1710 führte Peter der Große die erste Reform der russischen Schrift durch, die zu einer Trennung zwischen bürgerlichem und kirchenslawischem Alphabet führte. Er führte die bürgerliche Schrift für weltliche Bücher ein und sanktionierte 1710 das neue Alphabet. Dieses wies folgende Zeichen nicht mehr auf: Betonungszeichen (die sg. силы ‘Kräfte’), Abkürzungszeichen (титлы) und einige Buchstaben, wie z.B. (ksi), (psi), (omegа). Dafür wurden an neuen Buchstaben э und я eingeführt. Die Reform von Peter I. war inkonsequent, da einige griechische Buchstaben noch bis zum Jahr 1917 erhalten blieben (z.B. ® fita), und das altkyrillische (jat’). Eine wichtige Neuerung war, dass sich die Groß- und Kleinschreibung der Buchstaben herausbildete (die kirchenslawische Schrift kannte nur Großbuchstaben). Außerdem wurden die arabischen Ziffern anstelle der Bezeichnung von Zahlen durch Buchstaben eingeführt. Zu weiteren Vereinfachungen in der Graphik und Rechtschreibung kam es erst am Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts, genauer im Jahre 1873 durch das Erscheinen des Buches von Ja. K. Grot „Streitfragen in der russischen Rechtschreibung von Peter dem Großen bis heute“ („Спорные вопросы русского правописания от Петра Великого доныне“) und im Jahre 1885 des praktischen Leitfadens „Russische Rechtschreibung“ („Русское правописание“). Am Ende des 17. Jh. und am Anfang des 18. Jh. entwickelte sich intensiv die Terminologie (wissenschaftlich-technische, militärische, administrative). Über der russischen Sprache schlugen Wogen von Entlehnungen aus den westeuropäischen Sprachen zusammen, vorzugsweise aus dem Deutschen, später aus dem Französischen, das besonders große Einwirkung von der 2. Hälfte des 18. Jh. an zu zeigen begann. In den höheren Kreisen der Gesellschaft kam es zu einer übermäßigen Begeisterung für ausländische Wörter. Die Kollision von ungleichartigen, manchmal widersprüchlichen sprachlichen Tendenzen, haben das Problem der Bildung einer einheitlichen sprachlichen Norm verschärft. Sie entwickelten sich im scharfen Kampf vielfältiger Meinungen. Die einen strebten nach der Annäherung der literarischen Sprachen an die Volkssprache, andere wollten die schwer verständliche Buchsprache erhalten. M. V. Lomonosow und und A. S. Puškin haben bei der Herausbildung der literarischen Normen eine große Rolle gespielt. M. V. Lomonosow hat eigentlich die erste wissenschaftliche Grammatik der russischen Sprache geschrieben, und hat die Theorie der drei Stile (hoch, mittl und niedrig) entwickelt. Zur Bildung einer einheitlichen Norm der russischen Schriftsprache haben V. K. Trediakowskij, D. I. Fonwizin, G. R. Deržavin, A. N. Radiščew und N. M. Karamzin bedeutende Beiträge geleistet.

Periode des 19. Jahrhunderts Am Anfang des 19. Jh. Wurde die Basis für eine allgemeine Norm der russischen Schriftsprache geschaffen. In dieser Zeit hat die Zerstörung des Systems drei Stile stattgefunden und ist der Prozess der Unifizierung und die Stabilisierung des „einfachen“ Stils abgelaufen. Die Epoche der gegenwärtigen russischen Sprache hat in der Puškinperiode der russischen Literatur (1799-1837) begonnen. A. S. Puškin hat in den eigenen künstlerischen Werken die Volksprache und das Kirchenslawische vereinigt (die Hauptrolle hatte die Volkssprache, in erster Linie die Moskauersprache inne), und westeuropäische Elemente eingeführt. Auf dieser Grundlage bildeten sich die verschiedenen sprachlichen Stile, es entstanden die allgemeinen und obligatorischen sprachlichen Normen. Im Laufe der weiteren Entwicklung und der Formierung der russischen Schriftsprache haben die Schriftsteller A. S. Gribojedow, M. J. Ljermontow, N. W. Gogolj, I. S. Turgenjew, M. F. Dostojewskij, L. N. Tolstoi, A. P. Tschechow, A. M. Gorki etc. eine wichtige Rolle gespielt.

Periode des 20. Jahrhunderts Die Entwicklung der russischen Sprache im 20. Jahrhundert kann man auf vier Hauptperioden aufteilen: die Vorrevolutionsperiode (1900-1917), die sowjetische Periode (1917-1985), die Periode der Perestrojka (1985-1991) und die postsowjetische Periode (1991-2000).

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