workmanship - RKW Architektur + [PDF]

vierte und letzte Maxime gilt die »Präferenz der räumlichen Qualität vor der Form – beim Gebäude die Folge der ... Milli

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Life isn't about getting and having, it's about giving and being. Kevin Kruse

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Idea Transcript


workmanship

Klaus Dieter Weiss

workmanship Arbeitsphilosophie und Entwurfspraxis 2000–2010

Birkhäuser Basel

Vorwort

6

Harmonie

14

Stadtentwicklung in der Einzelhandelskrise

16

Städtebau Revitalisierung Spiegelgrundstück, Hamburg Ruhrbania, Mülheim an der Ruhr Kontinuität und Veränderung  Helga Sander BioCampus Cologne Marienplatz, Darmstadt Masterplan Jana Sobieskiego, Warschau Zhenru Vice Center, Shanghai Campus West, Aachen

24 28 30 32 34 36 37 38

Sinnliche Stadt 

40

Schulen Internationale Schule, Bonn Jüdisches Schulzentrum, Düsseldorf Gemeinschafts-Hauptschule, Düsseldorf-Benrath Franz-Mehring-Schule, Leipzig Vierfachsporthalle Marie-Curie-Gymnasium, Düsseldorf Dreifachsporthalle, Düsseldorf-Oberkassel

100 102 104 106 112 114

Bürowelten im Mittelpunkt des ökologischen Wandels

118

126 130 134 136 144 150 152 154 160 164 168 170

Verkehr & Gewerbe Bahnhof Oberstdorf Hauptbahnhof Mannheim Abfüll- und Logistikhalle der Krom­bacher Bierbrauerei, Kreuztal Fassadengestaltung des Kohleheizkraftwerks Mainz-Wiesbaden

46 50 52 54

Verwaltungsbau DB Cargo, Duisburg ARAG Tower, Düsseldorf Vodafone-Hochhaus, Düsseldorf Debitel Hauptverwaltung, Stuttgart Haus der Ärzteschaft, Düsseldorf 1. Bauabschnitt Haus der Ärzteschaft, Düsseldorf 2. Bauabschnitt Zusammenarbeit  Jörg-Dietrich Hoppe IKB International, Luxemburg Tersteegen Office Center, Düsseldorf EnBW-City, Stuttgart Rathaus Mülheim Landessparkasse zu Oldenburg, Oldenburg

Gelassenheit

56

Ganzheitlichkeit

178

Exkurs in die Tradition – eine Phase der Neuorientierung im Wohnungsbau

58

Implantate für Kreativität, Kommunikation, Flexibilität und Erweiterbarkeit im Industriebau

180

Klaus Dieter Weiss

Wohnen Haus Hardenberg, Düsseldorf Karlshof, Düsseldorf-Oberkassel Wohnbebauung Othmarschen Park, Hamburg Sophienhof, Düsseldorf-Oberkassel Wohnbebauung Speicherinsel, Danzig Wohnungsbau Rackowieckastraße, Warschau Wohnhaus Salierstraße, Düsseldorf-Oberkassel Villa Konstancin-Jeziorna, Warschau Wohnquartier Hansaallee, Düsseldorf-Oberkassel Wohnquartier Mörsenbroicher Weg, Düsseldorf Harbour Island, Berlin-Tegel

66 72 74 76 80 8 1. 82 83 84 86 88

Offenheit

90

Offene Systeme der Kommunikation und des Austauschs

92

Forschung Audi Elektronik-Center, Ingolstadt Audi SE-Forum und Rechenzentrum, Ingolstadt Audi Getriebe- und Emissionszentrum, Ingolstadt

188 194 198

Kommunikatives Wissen 

204

Klaus Dieter Weiss

Sportstadien – Amphitheater des kulturellen Austauschs

208

Sport Königpalast, Krefeld ISS Dome, Düsseldorf Olympia-Stadion, Sochi PGE Arena, Danzig

216 218 220 222

Kontinuität

226

Handel im Wandel von Urbanität und Stadt

228

Handel Büro- und Geschäftshaus Trommsdorffstraße, Erfurt Shopping Center Sevens, Düsseldorf Freizeit- und Shopping Center Waterfront, Bremen Stadtpalais Potsdam Belebung und Fortbestand  Matthias Platzeck Karstadt, Leipzig Waldach-Passage, Nagold Wilmersdorfer Arcaden, Berlin Autohaus Meilenwerk, Düsseldorf Lookentor Passage, Lingen Trier Galerie, Trier Flagshipstore s.Oliver, Würzburg

236 238 242 244 249 250 254 255 256 262 264 266

Toleranz ist heutzutage, denke ich, ein durchaus ehrenwertes Ziel  Friedel Kellermann

268

Innenarchitektur als integraler Bestandteil des Bauens

272

Innenarchitektur Douglas Hauptverwaltung, Hagen Bürogebäude Freshfields & Partner, Düsseldorf GAP 15, Düsseldorf NRW-Bank, Düsseldorf KfW-Haupthaus, Frankfurt Rathaus Aachen Amtsgericht Neuss Opernhaus Düsseldorf

280 282 286 288 290 294 298 300

Innovation

302

Anhang Werkverzeichnis Biografien Bürogeschichte Preise/Auszeichnungen Wettbewerbserfolge Bürostruktur Bibliografie Bildnachweis Impressum

306 320 322 322 323 324 326 328 328

Vorwort

6 | 7

verwaltung der Connecticut General Life Insurance Company in Bloomfield/Connecticut, einem kleinen Ort im Nordosten der USA. Als »Inkunabel« moderner Firmenhauptverwaltung in parkartiger Landschaft lieferte der Bau viele innovative Anhaltspunkte. Das weitläufige, nur dreigeschossige, streng geometrische Gebäude ist campusartig um zwei große Innenhöfe angelegt, erweitert um zwei separat angeordnete Sonderbauten für Direktion und Cafeteria. Seine Kraft resultiert aus einer horizontalen, vernetzten Organisation, die einem komplexen Firmenorganismus schon damals beste Möglichkeiten zur Kommunikation bot. Seine neuartigen Ansätze in Bezug auf die Flexibilität der Büroflächen und das große Potenzial effizienter Arbeitsorganisation, ökonomischer Erweiterungsmöglichkeiten, Baukonstruktion und Bauunterhaltung stimulierten die Fantasie der Architekten für den Neubau der Hauptverwaltung von Horten. So wie sich die Architekten von SOM in Bloomfield an den Prinzipien Mies van der Rohes orientiert hatten, um aus dessen stilbildender Formensprache eine realistische Alltagslösung zu gewinnen, entstand auch die vielfach publizierte und ausgezeichnete Horten-Hauptverwaltung nicht mit dem Anspruch eines individuellen Formenrepertoires, sondern – ganz im Sinne des Bauherrn – vor allem als bis ins letzte Detail durchdachte Leistungsform. Helmut Rhode folgte ganz seiner Devise, die vom Bauherrn nachgefragten Funktionen in ein einfaches Schema zu übertragen und dieses architektonisch zurückhaltend umzusetzen. Seine Planungsmaximen von damals gelten bei RKW noch heute. Für die Architekten und Stadtplaner geht es auch im 21. Jahrhundert darum, erstens »einfache Lösungen für verwickelte Probleme« zu finden, wobei zweitens ein »sorgfältiger Umgang mit Material, Arbeitskraft, Bau- und Betriebskosten« selbstverständlich ist. Vorrangiges Ziel bleibt drittens, »Harmonie und Übereinstimmung der einzelnen Teile untereinander und mit dem Ganzen« zu erreichen. Als vierte und letzte Maxime gilt die »Präferenz der räumlichen Qualität vor der Form – beim Gebäude die Folge der Räume, im Städtebau die Folge der Straßen und Plätze«. Denn Helmut Rhode lehnte es grundsätzlich ab, lediglich ein außergewöhnliches Erscheinungsbild zu suchen, um mit dessen Hilfe ins Gespräch zu kommen oder die gebaute Umgebung zu übertrumpfen. Nach einer technischen Überarbeitung der Fassade im Jahr 1997 erfüllt das unter Denkmalschutz stehende Gebäude der ehemaligen Horten-Hauptverwaltung noch heute alle Ansprüche an ein flexibel zu nutzendes Bürozentrum – ein halbes Jahrhundert nach seiner Erbauung.

Zur wichtigsten Grundlage für den Langzeiterfolg von RKW, der mit dieser Publikation über 60 Jahre andauert, wurde zehn Jahre nach Bürogründung der Wettbewerb für die Horten-Hauptverwaltung in Düsseldorf im Jahr 1960. Das »Haus am Seestern« entwickelte sich für das damals noch kleine Büro von Helmut Rhode (1915–1995) zur entscheidenden Bewährungsprobe auf dem Weg in die Vorstandsetagen großer Unternehmen. Nach erfolgreichem Überwinden dieser Hürde wuchs das Büro selbst zu einem stattlichen Unternehmen heran. Die Architekten hatten mit stilsicheren, konsequent schlichten Einfamilienhäusern begonnen. Dazu kam in den Bestand eingepasster moderner Geschosswohnungsbau, aber auch die ehemalige ARAG-Hauptverwaltung in Düsseldorf 1956, ein spektakulärer Hochhaus-Entwurf für die Phoenix-Rheinrohr-Hauptverwaltung im selben Jahr und der Phoenix-Rheinrohr-Messepavillon in Hannover 1958. Helmut Rhode hatte sein Architekturstudium bei Hans Poelzig, Hermann Jansen und Heinrich Tessenow an der TU Berlin absolviert und erste Berufserfahrungen im Düsseldorfer Büro von Helmut Hentrich gesammelt. 1950 machte er sich selbstständig. Doch erst als Friedel Kellermann 1960 und Hans-Günter Wawrowsky 1963 in das Büro eintraten, war die Grundlage für die 1971 festgeschriebene Partnerschaft von RKW (Rhode Kellermann Wawrowsky) gelegt. Mit der Horten-Hauptverwaltung gelang Helmut Rhode der Durchbruch. Nachdem er für den Entwurf des Thyssenhauses (vormals Phoenix-Rheinrohr) mit dem zweiten Preis ausgezeichnet worden war, konnte er seinen zweiten Wettbewerb für einen großen Verwaltungsbau für sich entscheiden – gegen die prominente Konkurrenz von Egon Eiermann, Cäsar Pinnau und Paul Schneider-Esleben. Aufgrund der an vertikalen Akzenten orientierten städtebaulichen Zielvorgabe der Stadt Düsseldorf, der auch das gerade fertiggestellte Thyssenhaus seine Entstehung verdankte, war es nicht erstaunlich, dass alle vier Architekten des Horten-Wettbewerbs »krönende Turmbauten« in einer Umgebung mehr oder weniger flacher Gebäude entworfen hatten. Als sich Helmut Horten (1909–1987), einer der einflussreichsten Wirtschaftskapitäne der Nachkriegszeit und alleiniger Gesellschafter des nach ihm benannten viertgrößten Warenhauskonzerns Deutschlands, für die Arbeit von Helmut Rhode entschieden hatte, war das Konzept noch keineswegs fixiert. Bauherr und Architekt reisten vielmehr gemeinsam in die USA, um den neuesten Entwicklungen des Bürohausbaus großer Unternehmen nachzuspüren. Diese ausgedehnte und trotz des vorangegangenen Wettbewerbs ergebnisoffene Erkundungsreise diente nicht zuletzt auch dem persönlichen Austausch. Den größten architektonischen Eindruck auf die beiden hinterließ die 1957 von Skidmore, Owings & Merrill in freier Landschaft realisierte Haupt-

1  Michael Mönninger: Tauschen und Konsumieren, in: Deutsches Architektur-Museum, Romana Schneider u.a. (Hrsg.): Architektur im 20. Jahrhundert, München/London/New York 2000, S. 199.

Realistische Alltagslösungen Der Aufstieg des Warenhauskonzerns Horten begann in der Nachkriegszeit mit einer Neueröffnung in Duisburg 1950, die sich 1958 architektonisch in einem Neubau etablierte. Diese erste Horten-Filiale, das Kaufhaus Merkur, wurde mit ihrer charakteristischen, von Helmut Rhode entworfenen Außenhaut zu einem ebenso frühen wie prägnanten Beispiel einer modernen »corporate architecture«, »zu einem Signum des in Erfüllung gegangenen deutschen Wirtschaftswunders«.1 Dabei vollzog die Architektur unter dem Zwang völlig anderer funktionaler Vorgaben, was 30 Jahre zuvor mit dem Stuttgarter Wa-

1950 – 1990

ARAG Hauptverwaltung, Düsseldorf 1956

Phoenix-Rheinrohr Messepavillon, Hannover 1958

Horten Hauptverwaltung, Düsseldorf 1960

Galerie Kleiner Markt, Saarlouis 1982

Carsch-Haus, Düsseldorf 1985

Nordwest-Zentrum, Frankfurt 1989

8 | 9

2 Bauwelt, 15, 1958 (Themenheft Kaufhäuser), S. 339, zit. nach: Marco Kieser: Vom Kettenhemd zur Wabe. Zur architekturgeschichtlichen Bedeutung des ehemaligen Merkur-Kaufhauses in Duisburg, in: Denkmalpflege im Rheinland, H. 4, 2006, S. 149, 150.

3 Dieter Bartetzko: Die Chirurgie der Wende. Deutschlands Verpflichtung zum Bauen im Bestand, in: RKW Rhode Kellermann Wawrowsky. Architektur 1950–2000, Ostfildern-Ruit 1998, S. 16/17

renhaus S. Schocken von Erich Mendelsohn in einer dynamischeren Ausdrucksweise angekündigt worden war: die Reduktion der formalen Mittel im Sinne einer dominanten, für das Unternehmen typischen Großform. In Duisburg schwebt über dem aufgelösten Erdgeschoss ein Kubus, der die Geschossfolge hinter einem Gitterwerk aus kleinen rechteckigen, versetzt angeordneten Kunststeinrahmen verbirgt. Die stilisierten H-Keramikelemente von Egon Eiermann waren damals noch gar nicht erfunden. Auch in diesem Fall spielten unmittelbare Vorläufer aus den USA eine Rolle, insbesondere aber das damals viel beachtete Rotterdamer Warenhaus De Bijenkorf (Bienenkorb) von Marcel Breuer aus dem Jahr 1957, dessen geschlossener Kubus aus hexagonalen Travertintafeln besteht. Zeitgleich folgten Museumsbauten wie das Kestner-Museum Hannover, die Kunsthalle Köln oder das RömischGermanische-Museum Köln dieser aus der Funktion des Innenraums gewonnenen Typologie. Auch die kritische »Bauwelt« kam 1958 nicht umhin festzustellen: »Bei der Ausdehnung des Grundrisses großer Warenhäuser reichte die natürliche Belichtung selbst bei ganz in Glas aufgelösten Fassaden für die tiefen Räume nicht aus. Muß man aber die Verkaufsräume künstlich belichten, so kann man auch an den wertvollen Frontwänden Regale aufstellen.«2 Fraglos steht die Architektur des Kommerz regelmäßig auf dem Index der Kulturkritik. Das war auch im antiken Rom schon so. Andererseits sind gerade bei dieser Bauaufgabe die Möglichkeiten, die Vorlieben des Publikums oder die ökonomischen Bedingungen typologisch und architektonisch neu zu interpretieren, sehr gering. Doch von RKW wurden auch diese Experimente unternommen, zum Beispiel mit dem in Einzelhäuser aufgelösten Wohn- und Geschäftsviertel Stubengasse in der Altstadt von Münster (2003). Anders als in der gegenwärtigen Krise der City-Warenhäuser stand über Jahrzehnte vor allem die Dimension des Angebots im Mittelpunkt – bis hin zum Modell einer kommerziellen Gegen- und Themenstadt auf industriellem Brachland, dem europaweit beispiellosen CentrO Oberhausen aus dem Jahr 1996. Architekturgeschichte schrieben dennoch vor allem die Handelshäuser, die aus dem historischen Bestand heraus neu entwickelt werden konnten: von der Galerie Kleiner Markt in Saarlouis (1982) über das Carsch-Haus in Düsseldorf (1985) und den Specks Hof in Leipzig (1995) bis zum Stadtpalais in Potsdam (2004) oder dem Düsseldorfer Autohaus Meilenwerk (2006). »Nur so, im gleichsam millimetergenauen sensiblen Eingriff, der Schadhaftes wieder funktionstüchtig und wieder erkennbar macht, wird ‚Bauen im Bestand‘ das architektonische Erbe bewahren und weiterentwickeln, das uns die Wiedervereinigung gebracht hat«3, kommentierte Dieter Bartetzko, Redakteur der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, schon vor über zehn Jahren. Heute erweisen sich Themenimmobilien wie das Düsseldorfer Meilenwerk geradezu als Glücksfall, trotz der mit etwa 15 Millionen Euro vergleichsweise hohen Investition in einen denkmalgeschützten Ringlokschuppen des Jahres 1930. Denn nicht zuletzt die Architektur definiert die Corporate Identity dieses »Forums für Fahrkultur«. So wird der 80 Jahre alte Ringlokschuppen auch in seiner Neuauflage zu einem Musterbeispiel für die Durchdringung von Form und Funktion – eine wirkungsvolle Vernetzung von historischer Baukultur und modernen Raumauffassungen.

Vom Produktdesign zum Städtebau Für die Entwicklung des heutigen Büros RKW Architektur + Städtebau – nach ersten Erfolgen in den USA inzwischen in Düsseldorf, Frankfurt, Leipzig und München ebenso vertreten wie in Danzig, Warschau und Moskau – bedeutete die hochkomplexe Planungsarbeit für den Handel eine zentrale Weichenstellung. Denn keine andere Bauaufgabe bietet bessere Einblicke und Erfahrungen im Umgang mit Politik, Verwaltung, Urbanität, Logistik, Organisation, Koordination, engen Terminvorgaben, unterschiedlichsten Nutzern und den vielfältigsten Planungsvorgaben bis hin zur Denkmalpflege. Freilich wurde die Handelsarchitektur auch wie keine andere Bauaufgabe von der Konkurrenz lange Zeit als architektonisch anrüchig, weil formal viel zu eng angelegt, verschmäht. Es war Friedel Kellermann, der über ein halbes Jahrhundert hinweg in weitreichender strategischer Vorausschau auf der Basis der Handelsarchitektur mit weiteren Partnern und internationalen Kontakten Erfolge in neuen Feldern möglich machte. Als Gründungsgesellschafter sieht er darin nach wie vor seine zentrale Aufgabe. Das Arbeitsfeld von RKW spannt sich in den letzten zehn Jahren von den Forschungsbauten für Audi, dem neuen Wissenschafts-Campus der RWTH Aachen und den Konzernzentralen Vodafone, Debitel oder ARAG über urbane Revitalisierungen, Wohnhäuser, Schulen, Sporthallen, Bahnhöfe, Rathäuser, Banken, innerstädtische Geschäftshäuser und Einkaufszentren bis zum Fußballstadion für die Europameisterschaft 2012 in Danzig. Mit einem eigenen Team von Innenarchitekten ist in diesem letzten Jahrzehnt auch die Bearbeitungstiefe der Projekte konsequent weiter ausgebaut worden, vom Städtebau bis zum Produktdesign. Auf Basis der langjährigen vertrauensvollen Beziehung zwischen Friedel Kellermann und Helmut Horten, die beim Bau der Horten-Hauptverwaltung begründet wurde, hatte RKW von Beginn an die Chance wahrgenommen, auch für andere große Unternehmen als unabhängiger, gewissenhafter und am langfristigen Unternehmenserfolg orientierter Berater tätig zu sein – nicht nur als am Tageserfolg orientierter Entwurfsarchitekt. Unterstützt von seinen Partnern, gelang es Friedel Kellermann, die wachsende Bürogemeinschaft pluralistisch auszurichten. Dabei verfolgte er stets das Ziel, Motivation und Kritik harmonisch in Einklang zu bringen, aber auch die Zufriedenheit des Bauherrn in den Mittelpunkt des Büros zu stellen. Die Reihe der Unternehmen, die sich als Bauherren so am besten verstanden wissen, könnte prominenter kaum sein, reichen diese Namen doch von Allianz, ARAG und Audi über Deutsche Bahn, Deutsche Börse und Douglas bis zu Vodafone, um nur einige Beispiele zu nennen. Workmanship Angesichts zukünftiger Herausforderungen scheint kein anderes deutsches Architekturbüro dieser Größenordnung, derzeit mit etwa 200 Architekten und Stadtplanern, strategisch und organisatorisch besser aufgestellt. Das Geheimnis liegt dabei in den Menschen, die für den Erfolg verantwortlich sind – in den Architekten von RKW, die in ihren Projekten Kreativität und Handwerk, Methodik und

1990 – 2000

Gasgesellschaft Aggertal, Gummersbach 1989

UCI Zoo Palast Berlin, 1994

Specks Hof, Leipzig 1995

Rathaus-Galerie und Wohnungen, Dormagen 1995

CentrO Neue Mitte Oberhausen, 1996

Kunden- und Service-Zentrum der DB Cargo, Duisburg 1998

10 | 11

tenden Bestandsgebäude des Spiegel- und des IBM-Hochhauses in der Hamburger Altstadt (Werner Kallmorgen 1965/1968) zum Ausdruck kommt. Diese nicht ganz einfache Aufgabenstellung für ein qualitätsvolles Ensemble aus historischem Bestand und neuer Büro- wie Wohnnutzung in attraktiver Lage konnte RKW im Wettbewerb gegen überaus prominente Konkurrenz für sich entscheiden. International waren Delugan Meissl, Massimiliano Fuksas und Ben van Berkel beteiligt. Erfolgreich war in diesem Fall nicht nur ein städtebaulich hochsensibler Entwurf, mit dem es gelingt, am Fuß der historischen »krönenden Turmbauten« eine mit ihnen aufs Engste verbundene horizontale Dynamik zu entwickeln. Erfolgreich war vor allem ein neues, aber aus der urbanen Kontinuität gewonnenes architektonisches Bild der Stadtgesellschaft, die, ohne Zwangsmobilität und fast nur noch gläsern strukturiert, einen Ruhepunkt zwischen Wohnen, Arbeiten, urbaner Kultur und Freizeit findet.

Ausführung erfolgreich zusammenführen. Insofern bündelt das Arbeitsethos von RKW die Bereiche Werk und Mannschaft, Kunstfertigkeit und Erfahrung, technische und handwerkliche Ausführung in einzigartiger Weise, sodass dieses sehr weit verstandene und am Menschen orientierte Arbeitsfeld von Architektur und Stadt mit einem deutschen Begriff gar nicht abzudecken ist. Die Akteure finden sich bei RKW stets zunächst aufseiten der Bauherrn, der Stadtplanung, von Politik und Verwaltung und erst dann aufseiten der Regie führenden Architekten, Innenarchitekten und Stadtplaner von RKW. Auch intern hat die Kommunikation eine sehr breite Basis. Dank derzeit sieben aktiven Gesellschaftern und ihren assoziierten Partnern ist breite Fachkompetenz für viele Bereiche der Architektur ebenso garantiert wie weitreichende Entscheidungskompetenz. Diese RKW-eigene Diversität findet ihre Entsprechung in einer Unternehmenskultur, die von einem generationenübergreifenden Dialog und Lernprozess geprägt ist. Junge Mitarbeiter geben wertvolle und kreative Impulse, profitieren aber auch von einem Erfahrungshintergrund von 60 Jahren Recherche, Entwicklung und Kompetenz – Erfahrungen, die in den handelnden Personen unmittelbar und persönlich präsent sind. Langjährig, oft ebenfalls über Generationen hinweg, gestalten sich bei RKW auch die Beziehungen zu den Auftraggebern. Dies ist dem Selbstverständnis des Büros geschuldet, das von Anfang an den umfassenden Ansatz verfolgte, mehr anzubieten als kreative Gebäudeideen. So wie Helmut Rhode seinerzeit seinen Kunden Helmut Horten auf der Suche nach dem besten Konzept durch die USA begleitete, sieht sich RKW auch heute noch als langfristiger Begleiter und Berater seiner Bauherren. Darum stehen nachhaltige Lösungen im Mittelpunkt, die bestmögliche Architektur nicht nur für heute, sondern auch für die Veränderungen kommender Zeiten.

Von essenzieller Wichtigkeit, das zeigt auch dieses Projekt, ist für RKW Kontinuität. Der aufmerksame Leser wird in diesem Buch weitere Schlüsselbegriffe finden, die zur Charakterisierung von RKW dienen: Harmonie, Gelassenheit, Offenheit, Ganzheitlichkeit und Innovation. Letztlich gründet der Erfolg der Architekten aber auf einer Idee, die den Weg beschreibt, nicht das Ergebnis: Workmanship.

Klaus Dieter Weiss

Solch innovative Alltagslösungen sind bei den großen Konzernzentralen realisiert worden, die nach dem Überwinden aller technischen, büroorganisatorischen, energetischen oder ökologischen Probleme immer stärker den freien Themen Stadt, Raum und Form gewidmet werden, wie zuletzt im Fall der innen wie außen grandios urban angelegten Hauptverwaltung der Landessparkasse zu Oldenburg. Das urbanistische Prinzip der Überlagerung, die fortschreibbare dichte Verzahnung von Außen- und Innenraum in einem die moderne Nomadengesellschaft kennzeichnenden Spiel von Treppen, Stegen, Galerien und lichtdurchfluteten Hallen spannt sich in Oldenburg von der lichten, weiß-gläsernen zentralen Halle bis zum klaustrophobischen Raum der Stille im größten der beiden regelmäßig und ruhig gestalteten Gartenhöfe. Die zentrale Halle jedoch stellt das stärkste Element dieser Architektur dar. Mit dem Blick auf den »Mann im Matsch«, einer überlebensgroßen Bronzeskulptur von Thomas Schütte, brennt sie sich unauslöschlich in die Erinnerung ein. Wie zu Beginn lässt sich auch nach 60 Jahren der Langzeiterfolg von RKW an einem zentralen Projekt festmachen. Denn den vorläufigen Höhepunkt bildet eine Symbiose aus Wohnen und Arbeiten, wie sie in dem städtebaulichen und architektonischen Realisierungswettbewerb rund um die zu erhal-

2000 – 2010

ARAG Tower, Düsseldorf 2001

Debitel-Hauptverwaltung, Stuttgart 2002

Audi Elektronik-Center, Ingolstadt 2003

Meilenwerk, Düsseldorf 2006

Landessparkasse zu Oldenburg, 2009

Revitalisierung Spiegelgrundstück, Hamburg 2009

12 | 13

Harmonie

14 | 15

Es mag aus der Mode gekommen sein, dass Architekten von

Haus geworden. Auf die Frage, ob man in einem so neuartigen

sich behaupten, Künstler zu sein. Dennoch verkümmert der

Gebilde wohnen könne, antwortete die Bauherrin sehr zufrieden,

Architekturbetrieb unter dem Druck eines ständig erneuerten

dass man lernen könne, anders zu wohnen, besser zu wohnen,

Originalitätsversprechens auch heute noch oft genug zu einer

im Hause Tugendhat zu wohnen. Das setzt voraus, dass sich der

Produktion steriler Selbstbezüglichkeiten – zur extravaganten

Bauherr mit seinem Architekten auseinandersetzt und nicht nur

Geste, wo Gebrauchskunst gefragt ist. Nicht zuletzt formen Ar-

ein authentisches Kunstwerk, eine Signatur bestellt. Madame

beitsweise, Denkweise und Methodik des Architekten den ar-

Savoye und Mrs. Farnsworth haben die Notwendigkeit dieser

chitektonischen Entwurf. Für die, die in ihr leben, ist Architektur

Auseinandersetzung unterschätzt. Le Corbusiers Villa Savoye

aber unweigerlich ein Lebensentwurf. »Die Architektur scheint

blieb als Wohnhaus reines Exponat, der Fall Farnsworth gegen

wieder Gehäuse zum Leben anzubieten – die zum Staunen

Mies van der Rohe wurde sogar vor Gericht verhandelt. Dennoch

werden seltener. Gut so«, schreibt Gerhard Matzig in der »Süd-

wurden beide Häuser zu Ikonen der Moderne, die Architekten

deutschen Zeitung« und lobt damit den Sinneswandel der Archi-

hatten ihren Auftrag als Chance für ein architektonisches Mani-

tekten, angesichts der Wirtschaftskrise den formalästhetischen

fest begriffen.

Gürtel enger zu schnallen: »Die Architektur wird erfreulicher1  Gerhard Matzig: Ein Haus ist ein Haus ist ein Haus. Es wird wieder unoriginell gebaut – und das ist auch gut so: Neun Thesen zum diesjährigen »Tag der Architektur«, in: Süddeutsche Zeitung, 26./27. Juni 2010, S. 17.

weise wieder unoriginell. Dem altehrwürdigen Streit Tradition

Die Bedürfnisse des Bauherrn ernst zu nehmen schließt archi-

vs. Moderne geht offenbar der Zündstoff aus.«1 Aber was ist von

tektonische Experimente nicht aus, solange sich der Architekt

Thesen wie »Das Star-Geschäft der Architektur ist in der Krise«,

auch als Berater des Auftraggebers versteht. Der ungewöhnlich

»Konservatismus von seiner schönsten Seite – als Bruder der

langfristig am Bauherrn orientierte Arbeitsansatz von RKW be-

Nachhaltigkeit« oder »Das Ensemble verschafft sich gegen das

zieht Harmonie von vornherein nicht allein auf die Proportionen

Solistentum der letzten Jahre wieder Gehör« zu halten? Derar-

des Gebäudes, sondern auch – vielleicht sogar an erster Stel-

tiges kann als gewagte Prognose nur mit einem Fragezeichen

le – auf die menschliche, die Alltagsseite der Architektur, auf

zitiert werden.

die hochkomplexe Koordinations- und Kommunikationsaufgabe Architektur. Harmonie wird dann zum Gestaltungselement zwi-

Harmonie suchen Architekten in der Regel in der baulichen

schenmenschlicher Kommunikation – für die Mitarbeiter im Büro

Maßordnung und im raumbildenden städtebaulichen Zusam-

und darüber hinaus für alle anderen Akteure des Projekts, nicht

menhang. Ohne Unterscheidungsmerkmale gegenüber dem

zuletzt für den Bauherrn und Auftraggeber. Architektur lässt sich

Alltag des Bauens, ohne neue Botschaften der Form, gewagte

nicht berechnen, sie ist keine Wissenschaft der Zahlen. Aber der

Konstruktionen oder Materialien scheint Architektur auf den

Ausweg aus dieser Unbestimmtheit der Architektur liegt nicht

ersten Blick gar nicht definierbar. Die Harmonie des Stadtbildes

allein in der Kunst, sondern auch in den beteiligten Menschen.

ist als Argument und Zielsetzung längst aufgegeben. Grundsätz-

Um ein Haus als angemessen ansehen zu können, ist Überein-

lich verläuft die architektonische Entwicklung zwischen Manifest

stimmung notwendig – Übereinstimmung darüber, wie ein Haus

und Mitbestimmung, Beratung ist gerade im Wettbewerbsver-

gebaut wird und wozu es gebaut wird. Diese beiden Aspekte in

fahren gar nicht gefragt. Grete Tugendhat hatte sich in der Frage

der Gestalt des fertigen Hauses zu übermitteln ist die Aufgabe

der Schlafzimmer ihrem Architekten Mies van der Rohe wider-

und die Kunst des Architekten.

setzt, aus seiner Raumkomposition war darum doch noch ihr

16 | 17

Stadtentwicklung in der Einzelhandelskrise Klaus Dieter Weiss im Gespräch mit Matthias Pfeifer und Prof. Johannes Ringel

»Eine einfache, klare und selbst­ verständliche städtebauliche Lösung für diese Aufgabe zu finden war möglich, weil die Stadt bereits im Vorfeld des Wettbewerbs ihre Ziele definiert hatte.«

Welche Zielsetzung verfolgen Sie mit Ihrer städtebaulichen Arbeit, die von konkreten Bauprojekten doch weit entfernt ist? Matthias Pfeifer: Städtebau heißt für uns immer innerstädtischer Städtebau – primär Gebiete, in denen die Stadt nie fertig geworden ist oder schwere Störungen erlitten hat. In diesem innerstädtischen Bereich fühlen wir uns stark. Besonders im Kontext mit Handel, weil Handel einer der ältesten Motoren städtischen Lebens ist. Mit dem Handel ist unser Büro jetzt seit 60 Jahren beschäftigt. Deswegen sollte es nicht verwundern, dass wir bei innerstädtischen Reaktivierungen einen tiefen und undogmatischen Zugang haben, der uns zu guten Ergebnissen führt. Johannes Ringel: Sehr große Verwundungen hat der Strukturwandel in den letzten 30 Jahren bewirkt. Innerstädtische Nutzungen haben sich von einer industriell bestimmten Gesellschaft zu einer ökonomisch ganz anders geprägten, urbanen Welt gewandelt. Da gibt es die nicht mehr gebrauchten Industrieareale, die verlassenen Güterbahnhöfe und Kasernengelände. Jeder kennt inzwischen den Begriff der schrumpfenden Stadt mit ihren großen Verletzungen, die der Leerstand offenbart, Brachen und Wildwuchs. Diese Wunden sind unsere Themen. Die einfachen Lösungen einer wachsenden Stadt, die noch in den siebziger Jahren möglich waren, stehen dafür nicht mehr zur Verfügung. Wie ordnen Sie die Aufgabe einer modernen Stadtplanung in einen historischen Kontext ein? M.P.: »Alles muss sich ändern, damit alles so bleibt wie bisher« – dieser Satz von Giuseppe Tomasi di Lampedusa aus dem Roman »Der Leopard« wird gern als Beweis für die Notwendigkeit zur Veränderung unseres Sozialstaates zitiert. Doch auch unsere Städte unterliegen einem ständigen Veränderungsbedarf. Wie in jeder Veränderung liegen auch hier Chancen und Risiken dicht beieinander. Niemand kann ja ernsthaft erwarten, dass die europäische Stadt in ihrer heutigen Form ein endgültiges Produkt darstellt, sozusagen als End- und Höhepunkt einer jahrhundertelangen Entwicklung. Anders als vielfach postuliert, findet dieser Veränderungsprozess zurzeit auch nicht mit besonders hoher Geschwindigkeit statt. In der Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert verdoppelten Städte ihre Einwohnerzahl häufig innerhalb von ein oder zwei Jahrzehnten. J.R.: Düsseldorf hat beispielsweise seine Einwohnerzahl von 1880 bis 1925 von 90.000 auf 450.000 Einwohner gesteigert, mithin also in 45 Jahren verfünffacht. Selbst wenn man berücksichtigt, dass ein Teil dieses Zuwachses durch Eingemeindung entstanden ist, wird doch klar, wie radikal die Veränderungen damals gewesen sein müssen. Blicken wir dagegen von heute aus 45 Jahre zurück, so werden wir nur geringe Veränderungen in den Bevölkerungszahlen der Städte feststellen. Doch Zahlen sind nicht alles. Auch andere gesellschaftliche Prozesse im Bereich Politik, Kultur, Verkehr und Industrie haben in der Vergangenheit oft eine viel höhere Dynamik gehabt als heute. Vergleicht man etwa das Jahr 1914 mit dem Jahr 1934, also eine Zeitspanne von nur 20 Jahren, so wird schnell deutlich, dass in dieser Zeit der Ausklang des wilhelminischen Kaiserreichs, die Roaring Twenties und der Beginn

Campus West, Aachen

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des Nationalsozialismus zu verarbeiten waren, verbunden mit enormen Umwälzungen in Technik, Kultur und Gesellschaft. Verglichen damit, waren die Veränderungen von 1990 bis heute zumindest in den alten Bundesländern eher moderat. Dies alles relativiert die Sorge vor Veränderung in unseren Städten, relativiert ihre Quantität und beurteilt noch nicht qualitativ. Risiken sind selbstverständlicher Bestandteil von Veränderungen, doch sollten darüber die Chancen nicht vergessen werden. Diese zu identifizieren ist der Mühe wert. Wie äußert sich der momentan stattfindende Strukturwandel von Stadt und Handel und wie können die Städte ihn intelligent begleiten? J.R.: Im Kontext von Städtebau und Einzelhandel gibt es zwei wesentliche Prozesse, die heute zur Veränderung unserer Städte führen: Am Rand der Stadtkerne werden Flächen, die vormals durch Industrie, Bahn oder Post genutzt wurden, für andere Nutzungen frei, da der Flächenanspruch der früheren Nutzer geringer wurde und besser in verkehrsgünstigeren Außenbereichen befriedigt werden kann. Und der Einzelhandel durchlebt seit Jahren schwierige Zeiten. Besonders betroffen sind die kleineren Läden, gerade wenn sie sich nicht in der 1a-Lage befinden. Die Filialisten streben zur Steigerung ihrer Attraktivität und Effizienz nach immer größeren Ladenflächen, die in den gewachsenen Strukturen, insbesondere in denen historischer Städte, kaum realisierbar sind. Einige Städte haben erkannt, dass die Kombination beider Situationen, also das Bereitstellen neuer Flächen für den Einzelhandel, um großflächigere, moderne Handelskonzepte in akzeptabler Nähe zur Innenstadt zu realisieren, eine Chance ist. Gerade öffentliche und kulturelle Nutzungen müssen Bestandteil solcher Entwicklungen sein, um dauerhaft frequentierte Stadtbereiche werden zu können. Der Flächenbedarf der Kommunen selbst darf, wenn Innenstadtentwicklung ernst gemeint ist, nicht gedeckt werden, indem ein technisches Rathaus an der Umgehungsstraße entsteht, sondern muss beispielsweise citynah in solchen neuen innerstädtischen Entwicklungsbereichen befriedigt werden. Wie sollten nach Ihrer Überzeugung Städte und Kommunen an eine erfolgreiche Entwicklung herangehen? Entwicklungsszenarien Campus West, Aachen

werden. Ihr Ergebnis fließt letztendlich in Rahmenpläne und die Formulierung der Zielstellung, nicht etwa der Lösungen, ein. Als Musterbeispiel für ein abgestuftes Vorgehen im politischen und planerischen Prozess nennen Sie Mülheim an der Ruhr ... J.R.: Genau. Dort hatte man klar erkannt, dass die Mülheimer Innenstadt über Jahre hin an Attraktivität verloren hat. Angesichts eines bereits recht großen Angebots an Einzelhandelsflächen in Mülheim war man sich aber auch darüber im Klaren, dass eine Attraktivitätssteigerung nicht einfach durch Ausweitung des Angebots an Handelsflächen, auch nicht in der Innenstadt, erreicht werden könnte. So entdeckte die Stadt ein Kapital, das sie zwar seit jeher in ihrem Namen trägt, aus dem sie bislang aber noch nichts Rechtes hat machen können, nämlich den Fluss Ruhr. Die Mülheimer Innenstadt grenzte nur scheinbar an den Fluss. In Wahrheit war sie durch eine vierspurige Straße von ihm getrennt. Ebenso trennend wirkte ein kleiner und vergleichsweise unattraktiver Park am Ufer. Die Stadt entschied sich dafür, den Verkehr anders zu führen, um auf die Straße verzichten zu können und den bestehenden Park zugunsten attraktiverer Nutzungen aufzugeben. M.P.: Mit diesen Definitionen war die Stadt in der Lage, zielführend einen städtebaulichen Wettbewerb durchzuführen. Die Innenstadt sollte an den Fluss herangeführt werden, wozu die Fläche des Parks, der Straße und mehrerer öffentlicher Gebäude, die ohnehin ersetzt werden sollten, zur Verfügung standen. Als Nutzungsszenario wurde Einzelhandel im Wesentlichen ausgeschlossen. Hinsichtlich der Nutzungen Büro oder Wohnen sollte eine hohe Flexibilität für spätere Festlegungen bestehen. Wir haben diesen Wettbewerb im Jahr 2004 mit einem sehr einfachen Konzept gewonnen. Das vorhandene Straßensystem wird bis an die Ruhr fortgesetzt, wo eine relativ schmale, städtisch geprägte Promenade angeordnet wird. Schließlich galt es ja, die Stadt an den Fluss zu bringen und nicht die Landschaft in die Stadt. Genau an der Nahtstelle zwischen bestehendem Innenstadtbereich und neuer Stadtentwicklungsfläche wird als besonderes Highlight die Anlage eines Hafenbeckens für den individuellen Bootstourismus auf der Ruhr geplant. Wesentlich ist, dass diese Planung nicht nur das Wohlwollen der Jury fand, sondern bereits wenige Wochen nach der Juryentscheidung als Rahmen-

M.P.: Bevor eine städtebauliche oder Nutzungsplanung beginnen kann, muss eine Stadt ein klares Bild von ihrem Ist-Zustand und ihrer Positionierung in der interkommunalen Konkurrenz haben. Womit wird die Stadt, von außen betrachtet, identifiziert? Was sind ihre Stärken und was die Schwächen? Aus solchen Überlegungen entwickelt sich ein Leitbild, aus dem im nächsten Schritt die Handlungsorte lokalisiert werden können. Wo stehen Flächen zur Verfügung, um die dem Leitbild entsprechenden Nutzungen zu realisieren? Können Nutzungen, die in der Vergangenheit aus der Innenstadt abgewandert sind, wie Einzelhandel und auch Verwaltung, wieder in innenstadtnahe Bereiche zurückgeholt werden? Die Beantwortung dieser Fragen ist nicht nur stadtplanerischer, sondern auch ökonomischer Natur. Es gilt, zunächst einen möglichst breiten politischen Konsens herzustellen. Die öffentliche Diskussion darüber kann durch Maßnahmen wie Beiträge von Fachleuten oder Workshops unterstützt

Ufersituation Ruhrbania, Mülheim an der Ruhr

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plan vom Rat der Stadt mit breiter, lagerübergreifender Mehrheit beschlossen wurde. Inzwischen ist das Projekt in der Realisierung. J.R.: Eine einfache, klare und selbstverständliche städtebauliche Lösung für diese Aufgabe zu finden war möglich, weil die Stadt bereits im Vorfeld des Wettbewerbs ihre Ziele definiert hatte. Aufgabe eines Wettbewerbs ist es, Lösungen für gesetzte Ziele zu finden, und nicht, Ziele selbst zu definieren, was bisweilen auch in Wettbewerbsauslobungen hineinformuliert wird. Städtebau ist viel zu politisch, als dass die gewählten Vertreter aus der Pflicht zur Formulierung städtebaulicher Ziele entlassen werden könnten. Was entgegnen Sie den Untergangspropheten, die die europäische Stadt schon in ihrer Existenz bedroht sehen? M.P.: Dass die Stadt lediglich einer Veränderung unterliegt, so wie sie das immer getan hat. Sie hat die Industrialisierung ausgehalten, und sie hält auch die Deindustrialisierung aus, aber sie wird nicht unverändert bleiben. Die Mitte der Bürgerstadt des späten 18. Jahrhunderts unterschied sich auch in Gestalt und Nutzung von der Stadtmitte 100 Jahre später, auf dem Höhepunkt der Industrialisierung. Haben wir denn geglaubt, die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges, die folgende Verwandlung der Stadt in ein Autoparadies und der teilweise Rückbau dessen in den letzten Jahren seien der finale Akt in der Veränderungsgeschichte der Stadt gewesen? Nein, natürlich wird die Stadt sich auch zukünftig weiterentwickeln und damit verändern. J.R.: Gerade dank ihrer Fähigkeit zur Anpassung ist die Überlebensfähigkeit der Stadt gewährleistet. Das Freiwerden großer Flächen in innenstadtnahen Bereichen ist eine Chance für solche Anpassungsprozesse. Attraktive innerstädtische Wohnangebote stellen dort einen ausgesprochen positiven Strukturwandel dar. Das Gleiche sollte, soweit es irgendwie möglich ist, für die Einrichtung der öffentlichen Verwaltung und Bildung gelten, die so weit wie möglich in den Innenstädten angesiedelt werden sollten. Wie der Handel sind sie ja Quelle urbaner Aktivität. Überdimensionierte Flächen für den Autoverkehr können zurückgebaut werden. Mit ihrer wunderbaren Anpassungsfähigkeit hat das Modell der europäischen Stadt auch im dritten Jahrtausend eine Zukunft.

Städtebauliche Studie RheinBlick, Krefeld

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Städtebau

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Städtebau

Revitalisierung Spiegelgrundstück, Hamburg

Auftraggeber IVG Immobilien AG   Planungsgebiet ca. 8.400 m² Planungsabschluss B-Plan bis voraussichtlich Ende 2011   Wettbewerb 1. Preis

Der Spiegel-Verlag wird 2010 seinen bisherigen

Nördliches Büro- und südliches Wohnhaus kor­

Unternehmenssitz aufgeben und seine neuen

respondieren über den Innenhof mit einer kleintei-

Räumlichkeiten in der Hafencity beziehen. Die

ligen Mischnutzung. Stark frequentierte Bereiche

Grundstücke der sogenannten Spiegel-Insel

sind durch Gastronomie und Handel besetzt.

stehen damit für eine neue Nutzung zur Verfügung.

Dazwischen liegen die zweigeschossigen Büros.

In Ergänzung der Bestandsgebäude des Spiegel-

Die Eingangsbereiche der Regelgeschosse

und des IBM-Hochhauses bestand die Aufgabe

ermöglichen attraktive Durchblicke zwischen

darin, in einem Wettbewerb ein qualitätsvolles

Straßen- und Hofraum. Das Wohnen ist mit

Ensemble für Büronutzungen und in Teilbereichen

freier Sicht nach Süden zur Speicherstadt organi-

für Wohnungen zu entwickeln.

siert. Luxuriöse Maisonettegrundrisse werden der exklusiven Lage gerecht. Das IBM-Hochhaus

Die Höhenstaffelung der drei neuen Baukörper

erhält mit der vielfältig bespielten Nutzung im

fügt sich in das Spiegel-Ensemble dynamisch ein.

Erdgeschoss des neuen Kopfgebäudes ein zeitge-

Die Gestalt des Blocks wurde aus den vorhande-

mäßes Serviceangebot.

nen Achsen und Bezügen entwickelt. Das neue, achtgeschossige Bürogebäude zum Meßberg korrespondiert im Zusammenspiel mit dem bestehenden IBM-Hochhaus mit den wuchtigen Gebäuden rund um das Chile-Haus. Das neue, längs zum Zollkanal gestellte, achtgeschossige Wohngebäude hingegen bildet einen Brückenschlag zur gleich hohen Speicherhauszeile am alten Wandrahm. Beide Bestandshochhäuser bleiben freigestellt. Durch die neuen Baukörper eingefasst, wirken sie wie ein gerahmtes Stadtbild. Die neue Bebauung bildet einen markanten Hof mit vielschichtigen Bezügen zwischen innen und außen.

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Städtebau

Ruhrbania, Mülheim an der Ruhr

Auftraggeber Stadt Mülheim   Planungsgebiet ca. 6,5 ha Planungsabschluss 2010   Wettbewerb 1. Preis 2004

Im deutlichen Kontrast zum jetzigen, landschaftlich

Der neue Hafen und sein angrenzender Hafenplatz

orientierten Charakter des Wettbewerbsgebietes

sind das lebendige Herz des Planungsbereiches.

zwischen Schlossbrücke und Eisenbahnbrücke

Hier verbindet sich das Element Wasser mit städti-

plante RKW eine markant urbane Stadtgestalt –

scher Aktivität zum neuen, attraktiven Aufenthalts-

als Fortführung und Abrundung der Mülheimer

bereich der Mülheimer Innenstadt. Wasser, Boote

Innenstadt. Die Stadt rückt mit ihrer lebendigen

und Außengastronomie werden ein ganz unge-

Urbanität an den Fluss, die Ruhe der Landschaft

wohntes Bild für eine Stadt im Ruhrgebiet bieten.

aber wird nicht in die Stadt versetzt. Dieses Projekt entstand in Zusammenarbeit mit GTL Landschafts-

Eine städtische Promenade verbindet das Gebiet von Norden nach Süden. Sie ist in ein Wegenetz eingebunden, das weit über die Stadt hinaus in den Landschaftsraum reicht und sich stufen­ weise zum Stadtraum verdichtet, um sich außerhalb der Stadt wieder in den Landschaftsraum aufzuweiten. Mit der Ruhr und den begleitenden Parkanlagen ist Mülheim großzügig mit Landschaft ausgestattet. Die Nutzungsdichte am Fluss und der Bezug der Innenstadt zu ihm sollten gestärkt werden. Hierzu wurden Straßen und Plätze nahe an die Ruhr herangeführt. »Mülheim – die Stadt am Fluss« mit der einzigen Innenstadt einer Großstadt, die tatsächlich am Fluss liegt, hat dann erst wirklich den Anschluss an den Wasserlauf gefunden.

architekten.

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Kontinuität und Veränderung

Kontinuität und Veränderung, anzuknüpfen an historische Struk-

chitektur repräsentieren. Das Rathaus und die Stadthalle gehö-

turen und gleichzeitig zukunftsfähige Räume zu schaffen, das

ren genauso dazu wie das Wasserkraftwerk Raffelberg, der bis

ist die Aufgabe und die Herausforderung qualitätsvoller Stadt-

heute überregional bekannte Wasserbahnhof, das Haus Ruhrna-

planung im Bestand. Mit dem Preisträgerentwurf für die städ-

tur und das Verwaltungsgebäude des RWW. Hier gilt ganz be-

tebauliche Gestaltung der neuen Ruhrpromenade Ruhrbania in

sonders: Zukunft braucht Herkunft!

Mülheim an der Ruhr gelang dies in bemerkenswerter Weise. Die Fortsetzung der gewachsenen Stadtstrukturen an den Fluss, die

Helga Sander

Berücksichtigung historischer Bausubstanz und die Anerken-

Leiterin des Dezernats Umwelt, Planen und Bauen

nung des Strukturwandels machen den eher unspektakulären Entwurf so wertvoll. Das Ufer eines Wirtschaftsflusses mit Kohleumschlag ist in den vergangenen 100 Jahren zum Raum mit hohem Freizeit- und Wohnwert geworden, und die Planung von RKW Architektur + Städtebau trägt dem in besonderer Weise Rechnung. Die Begleitung von RKW durch die Planungsphase und vor allem die Unterstützung bei der notwendigen öffentlichen Diskussion ist uns eine große Hilfe und Bereicherung gewesen. Auch der nunmehr zur Umsetzung kommende architektonische Entwurf für das Baufeld 1 aus dem Hause RKW setzt die Ziele des städtebaulichen Wettbewerbs konsequent um. Das Ruhrpromenaden-Quartier entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft bedeutender historischer Gebäude aus dem beginnenden 20. Jahrhundert, die an Uferpaläste vergangener Jahrhunderte erinnern und oft als »Venedig an der Ruhr« bezeichnet werden. Die Tatsache, dass sich hier auch eine außergewöhnliche persönliche Kontinuität ergeben hat, ist erwähnenswert. So stellte sich nach der Jurysitzung heraus, dass der Großvater von Matthias Pfeifer, Arthur Pfeifer (1879–1962), gemeinsam mit Hans Großmann die meisten dieser Gebäude entwarf, die noch heute das Stadtbild prägen und unumstritten qualitätsvolle Ar-

Beigeordnete der Stadt Mülheim an der Ruhr

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Städtebau

BioCampus Cologne

PROJEKTE 2007 RKW . 03

Auftraggeber Stadt Köln   Planungsgebiet ca. 25 ha Planungsabschluss Bebauungsplan 2007

Der BioCampus Cologne entwickelt sich als Motor

Elemente, welche wie die einzelnen Gebäude-

der Innovation zu einem der größten Biotechno-

­Module mit dem Campus wachsen können; Defini-

logieparks Deutschlands. Im Mittelpunkt der Idee

tion eines übergeordneten geometrischen Systems

stehen sowohl aufstrebende als auch etablierte

zur modularen Strukturierung; Definition der

Unternehmen der Biotechnologie, die sich seit der

Erschließungsstruktur wie Verkehr und ruhender

Eröffnung im Jahr 2002 hier angesiedelt haben.

Verkehr, sowie der technischen Infrastruktur.

Die vorfinanzierte Infrastruktur und individuelle Ansiedlungskonzepte bieten neue Perspektiven für

Die Gesamtidee orientiert sich an einem gestalte-

eine Wachstumsbranche.

ten Bild im Sinne von Paul Klee. Einzelne Elemente funktionieren in sich und sind in eine ordnende

Für das circa 25 Hektar große Gebiet des

Struktur eingebunden. Dadurch entsteht ein Mikro­

BioCampus Cologne im nordwestlichen Stadtteil

kosmos mit hohem Wiedererkennungswert.

Bocklemünd wurde auf Basis des Masterplans ein Bebauungsplan im PPP-Verfahren aufgestellt. Als Eigentümer beabsichtigte die BioCampus Grundbesitz GmbH & Co. KG, das Gebiet zu entwickeln und einen attraktiven, wettbewerbs­ gerechten Wirtschaftsstandort für Unternehmen des Life-Science-Bereichs zu schaffen. Das gesamte Gebiet sollte eine eigene Identität erhalten, die in jeder Realisierungsphase einen Zusammenhalt bietet. Der BioCampus Cologne sollte durch eine hochwertige Freiflächengestaltung einen unverwechselbaren Charakter mit hohem Wiedererkennungswert gewinnen. Die Strategie dafür beruht auf einem Konzept von spezifischen Rahmenbedingungen: Definition wiederkehrender

BioCampus Cologne. Modellfoto

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Städtebau

Marienplatz, Darmstadt

Auftraggeber FOM Future Office Management GmbH   BGF ca. 30.000 m² Bearbeitungszeit Juli – Sept. 2006   Wettbewerb 1. Preis

Das Ziel besteht darin, dem Marienplatz, der wegen

hungen dienen als Scharnier zwischen der

seiner arrondierenden Bebauung und der frei-

Kulturstadt, den angrenzenden Wohnquartieren

räumlichen Anlagen als Ganzes gesehen werden

und der Wissenschaftsstadt.

soll, eine angemessene stadträumliche Fassung zu geben. Die vorhandene kleinteilige Struktur mit

In diesem Sinne fungieren die Baukörper als wei-

den denkmalgeschützten und erhaltenswerten

tere Stadtbausteine in dem Gefüge am Anlagen-

Gebäuden wurde fortgeführt und ergänzt. Für die

ring. Ein Sockelgeschoss, das mehrheitlich als

künftige Bebauung sollte eine lebendige Nut-

Parkgarage genutzt wird, bindet die Gebäudekör-

zungsmischung aus Hotel, Handel und Wohnen

per zu einem großen Ensemble zusammen.

entstehen. Besonderes Augenmerk galt dem

Die einzelnen Gebäude sind über terrassierte

altenbetreuten Wohnen mit Arztpraxen, Verwaltung,

Dachflächen zugänglich. Zusammenhängende

Freizeit und Gastronomie.

Nutzungen sind funktional verknüpft und er­ möglichen es, sich problemlos im Gebäude­

Der Entwurf zeichnet sich durch die Balance zwischen Bebauung und Freiraum aus. Im Dialog mit den vorhandenen Stadtstrukturen und solitären »Stadtmarken« (Georg-Büchner-Anlage, Staats­ theater, Marienplatz, Albert-Schweitzer-Anlage und Fachhochschule) orientiert sich das Gebäude­ ensemble entlang des Anlagenrings und stellt eine Entwicklungsachse künftiger Stadterneuerung dar. Klare Raumkanten, differenzierte Baukörper und der neue Zwillingsplatz als städtische Innenzone bieten deutlich strukturierte urbane Räume. Die aneinandergeketteten Freiräume mit dem neuen Zwillingsplatz bilden das stadträumliche Herz des gesamten Quartiers. Vielfältige Durchgangsmöglichkeiten und weitläufige Sichtbezie-

ensemble zu orientieren.

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Städtebau

Masterplan Jana Sobieskiego, Warschau

Planungsgebiet ca. 46 ha   Öffentliche Fläche 85.500 m²   BGF 348.000 m²

Zhenru Vice Center, Shanghai

Wohnen 303.000 m²   Büro 29.000 m²   Masterplanstudie 2006

Auftraggeber Planungsamt Putuo, China   Planungsgebiet 1,6 km² Bearbeitungszeit Feb. – Nov. 2005   Wettbewerb 1. Preis

Das Areal stellte für die Architekten eine große

Vier Unterzentren der 16-Millionen-Metropole

Herausforderung dar. Idyllische suburbane

Shanghai wurden als verdichtete innerstädtische

Bebauung stieß übergangslos an große Straßen,

Bereiche für jeweils ein bis zwei Millionen Men-

Solitärbauten liefen ins Nichts oder unartikuliert

schen entwickelt. Zhenru im Stadtteil Putuo im

an einer Parkanlage entlang. Die planerische

Nordwesten wurde als viertes Unterzentrum

Lösung lag in der Idee einer Gartenstadt. Sie bietet

geplant. Typische Nutzungen für Einzelhandel,

Raum für differenzierte Wohn- und Arbeitsstruk­

Entertainment und Kultur wurden mit Büro-

turen und liefert ein Bild von anspruchsvollem

und Hotelgebäuden kombiniert. RKW bezog sich

Wohnkomfort. Mit einer fächerartigen Straßengeo-

auf die Raumqualitäten europäischer Städte:

metrie, einer geschickten Aufteilung in vier

dichte Bebauung bei Wahrung der Proportionen.

Quartiere und der Weiterführung benachbarter

Die Cao Yang Road stößt in ihrem südlichen Teil

Grünflächen entstehen ein harmonischer Freiraum

auf einen quer liegenden Grünzug. So konnten

sowie eine Verknüpfung von Stadt und Land.

enge Stadtbereiche mit landschaftlicher Weite in Kontrast gesetzt werden.

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Städtebau

Campus West, Aachen

Auftraggeber BLB NRW Niederlassung Aachen   Planungsgebiet ca. 32 ha Planungsabschluss Bebauungsplan voraussichtlich Ende 2012 Masterplanstudie 2005 / Überarbeitung ab Anfang 2007

Die RWTH Aachen ist eine der renommiertesten

West ein, einen ehemaligen Ringlokschuppen mit

Universitäten Deutschlands. Als technische

Drehscheibe. Forscher und Studenten aus aller

Elitehochschule setzt sie in der Ingenieurausbil-

Welt und aus verschiedensten Fakultäten treffen

dung Maßstäbe und gilt als bedeutender Wachs-

hier aufeinander.

tumsfaktor, weshalb unter der Verantwortung des Aachener Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW

Den dritten Bereich bildet das »Campusquartier«

an drei Standorten gebaut wird. Das 32 Hektar

mit Apartments für Mitarbeiter und Studierende.

große Areal der stillgelegten Gleisanlagen am

Studentische Einkaufs-, Wohn- und Freizeitzentren

Westbahnhof ist einer von ihnen. Hier wird ein

entstehen als »Community« am Republikplatz

neuer Hoch­schulcampus mit 10.000 neuen Arbeits-

und am Campusquartier. Am nördlichen Ende

plätzen entstehen, der die europaweit anerkann-

geht der Campus in einen weitläufigen Landschafts­

ten Kompetenzen bündelt. Der Entwurf erweist

raum über; das Band schließt an den Außenring

sich städtebaulich als ebenso innovativ wie die

Aachen an.

Institute, die später dort angesiedelt werden. So wird das zweifach geschwungene CampusDer Campus wird in drei Teile gegliedert, die je-

band zum Symbol für den interdisziplinären

weils klar ablesbare Identitäten besitzen. Herz-

Wissenschaftsstandort und zu einer dynamischen

stück ist das alles verbindende Campusband, ein

Lebensachse, auf der sich Menschen begegnen,

dynamischer, 25 bis 35 Meter breiter Boulevard

entspannen und austauschen.

als Rückgrat und grüne Entspannungszone zugleich. Der erste Abschnitt, die »Campus-Cité« mit Veranstaltungshalle und Hotel, ist gleich­ zeitig Stadteingang; der Campus Tower markiert das neue Zentrum im Aachener Stadtbild. Die Forschungszentren mit Instituten, Laboren und Produktionseinrichtungen reihen sich, dem Campusband folgend, als »Cluster« und beziehen das denkmalgeschützte Betriebswerk Aachen-

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Sinnliche Stadt Klaus Dieter Weiss

Zugegeben, umsonst ist keine Stadt. Auf beiden Seiten des Verkaufstresens nicht. Uwe Johnson

Entsprechend verzichten auf der anderen Seite der virtuellen Ladentheke immer mehr virtuelle Firmen

beschrieb in seinen »Jahrestagen« den New Yorker Broadway westlich des nördlichen Central Park

darauf, selbst zu produzieren, um sich ganz auf Planung und Marketing zu konzentrieren. Immer we-

als den Marktplatz der Fremdsprachensekretärin und Bankangestellten Gesine Cresspahl. Mit ihrer

niger Einzelhändler nehmen ihre Waren noch in die Hand. Ende 1997 gingen auf der Basis virtueller

nachbarschaftlich legeren Atmosphäre widerspricht die Westside Ende der sechziger Jahre dem Bild,

Zahlungsmechanismen, die in New York Tag für Tag 1,9 Billionen Dollar bewegen, 41 Millionen Men-

das Globalisierungsgegner heute von der Stadt der Städte, ihrem Feindbild, zeichnen.

schen elektronisch einkaufen. In den USA verzeichnet die Highway-Kultur der Einkaufszentren bereits einen spürbaren Rückgang des Publikumsverkehrs. Lockert sich damit der Würgegriff der grünen

1968: Schlaraffenstadt

Wiese am Hals von Urbanität und Stadtkultur? Aber was wird in einer postindustriellen Stadt unter

Vor 40 Jahren schienen die kleinen Händler und Restaurantbetreiber der Westside die Globalisie-

elektronischem Dauerfeuer noch gehandelt? Vor allem Dienstleistungen in Sachen Kommunikation,

rung des Warenmarktes auf eigene Faust realisieren zu wollen. Nichts, was es in den international

Mobilität, Freizeit, Kultur, Bildung, Gesundheit und Erholung. Produkt-Plattformen werden zu Vehikeln

und emsig betriebenen Kram- und Feinkostläden zwischen irischem Honig und Düsseldorfer Senf

für Dienstleistungen, materielle Güter bleiben vor allem als Medium von Wissen interessant. Aus dem

nicht gegeben hätte. Dazu die für das Marktvertrauen unabdingbaren »Schmiermittel« der Waren-

jedes Mal neu zu überzeugenden Käufer wird ein langfristig gewonnener Klient. Zur Not wird ihm das

gesellschaft: Gespräche und Gesten über den profanen Anlass des »buy and sell« hinaus. Ebenfalls

Produkt, das diese Bindung auslösen soll, sogar geschenkt.

kostenlos: hervorragende Shakespeare-Aufführungen im Central Park, Konzerte in Museen und auf öffentlichen Plätzen, frei nutzbare »public libraries«, Schallplatten aus der »music library« im Lincoln

2015: Wissensstadt

Center, der Kaffee für wartendes Kinopublikum. In den »thrift shops« spielten Damen der Gesellschaft

Je kurzlebiger die Produkte werden, desto intensiver werden die Beziehungen – nicht nur zwischen

unentgeltlich Verkäuferin und versilberten Haute Couture aus reichem Hause für wohltätige Zwecke.

Unternehmen und ihren immer persönlicher betreuten, elektronisch ausgespähten Kunden, sondern

Lebensmittelmärkte, Drugstores, Krawatten- und Buchläden öffneten bis nach Mitternacht. Alles und

auch innerhalb des sozialen Gefüges der Stadt. Unternehmen wie VW und Siemens bedienen sich

jedes war auch am Telefon zu ordern – einschließlich der sonntäglichen Sonderangebote der »New

der Metapher Stadt, um Kunden-Gemeinschaften zu binden oder um mit der »Wiederbelebung der

York Times«; irgendein Ausverkauf war immer. Der Kauf im Warenhaus war auch nach fünf Tagen

Polis«, dem »Erscheinungsbild der Stadt als Modell, Wandbemalung, Miniatur oder Computeranimati-

noch rückgängig zu machen. Der Supermarkt, jenseits kapitalistischer Marketinggesetze ein Ort über-

on« Innovationsprozesse zu steuern – mit Hilfe von Kulissen in einem Großraumbüro oder einer alten

sinnlicher Daten, ein Tempel erhabener Kulthandlungen? To consume in America is not to buy; it is to

2  Helmut Volkmann: Wandel der Innovationskultur mit der

Fabrikhalle.2 Die Qualitäten der Stadt werden dabei nur virtuell genutzt, für den »scheinbaren Umweg

dream ... Der Lebensstandard einer amerikanischen Durchschnittsfamilie ist seit den siebziger Jahren

»Stadt des Wissens als Stätte der Begegnung«, Henn Akademie,

der Emotionalisierung«. Dennoch benennt die Argumentation des Firmenmanagements eine urbane

dennoch kaum gestiegen.

1, 1998, S. 60/61 (vgl. Gabler-Magazin, Nr. 3, 1995, S. 25–29).

Entwicklungschance: »Nichts bewirkt mehr als menschliche Begegnung. Der Besucher und Benutzer findet Wissen, das er ursprünglich gar nicht gesucht hat, aber im Kontext seiner Überlegungen gut

2000: Netzwerkstadt

3  S. Anm. 2.

gebrauchen kann.«3

Schuld war tatsächlich das Pentagon. Von dort aus eroberten in den späten sechziger Jahren weltumspannende elektronische Netze den Raum hinter der Bildschirmoberfläche. Der erste Hostcomputer

Saskia Sassen spannt den Bogen der Betrachtung weiter, bleibt aber bei einer sehr ökonomisch

ging 1969 online, um Forschungszirkel des Pentagon preiswert, dezentral und risikoarm zu vernetzen.

orientierten Perspektive. Die soziale Infrastruktur der Stadt, die nötige gesellschaftliche Einbettung

Pünktlich zur Jahrtausendwende beschrieb Jeremy Rifkin die virtuelle Welt des Hyperkapitalismus

machen globale Verbindungen erst verwertbar. Ende 1997 bestimmten nur 25 Städte den weltweiten

als einen epochalen Wandel von Ökonomie und Gesellschaft: »Der neue Handelsverkehr findet im

4  Saskia Sassen: Machtbeben. Wohin führt die Globalisierung?,

Kapitalwert zu über 80 Prozent.4 Jeremy Rifkin sieht die Stadt dagegen vor allem vor einer kulturellen

Cyberspace statt. So bricht sich ein Zeitalter Bahn, in dem Kultur die wichtigste kommerzielle Res-

Stuttgart/München 2000.

Herausforderung. Die Absorption der Privatsphäre durch den Markt, die zielgerichtete Gestaltung

source, Zeit und Aufmerksamkeit der wertvollste Besitz und das Leben eines jeden Menschen zum

menschlicher Beziehungen durch Unternehmen, soziale, vielfach elektronisch vermittelte Ersatzwelten

1  Jeremy Rifkin: Access. Das Verschwinden des Eigentums

ultimativen Markt werden.«1 Weltgewandte User des World Wide Web kaufen heute ihren Tee direkt

in kommerzieller Verpackung erfordern in der neuen Ära des kulturellen Kapitalismus, der mit Erlebnis-

(The Age of Access, New York 2000), Frankfurt 2002, S. 26/19.

in China, lassen sich die wenigen noch notwendigen Briefmarken vom Briefträger bringen, buchen

sen, Erinnerungen und Erfahrungen handelt, starke gesellschaftliche Gegengewichte und spielerische

Flug und Hotelzimmer über anonyme Preisbrecher, berauschen sich an virtuellen Versteigerungen

Freiräume, die nur die historisch verwurzelte unverwechselbare Stadt, die geografisch verankerte reale

und Glücksspielen, beziehen Musik, Filme und Nachrichten kosten- und materielos, verwalten ihre

Gemeinschaft, bieten kann. Wenn Mensch zu sein bedeutet, sich in Kommunikation mit irgendeiner

Konten und drucken ihre Vouchers und Fahrkarten in Eigenregie – zu jeder Tages- und Nachtzeit, von

menschlichen Kultur zu befinden, darf Kultur nicht zur Handelsware der Kulturindustrie werden. Kul-

jedem Standort, wenn es sein muss, auch im fahrenden Auto. Die Antiquariate der Welt in Sekunden

tur und Kommerz müssen im beiderseitigen Interesse mit politischen Mitteln ausbalanciert werden.

durchforsten zu können gehört nur scheinbar zu den intelligenteren Varianten der kontrollierten Da-

Kunst und Spiel gewinnen damit gegenüber Unterhaltung und Spaß an Bedeutung. Es wäre jedoch

tenexplosion auf dem heimischen Schreibtisch. Als E-Book vom virtuellen Buchregal aus gehandelt,

ein Irrtum, zu glauben, dass geschlossene Formen von Öffentlichkeit nicht schon immer Bestandteil

könnte das Buch im Laden bleiben und der Datensatz zwar unsinnlich, aber maschinell ausgewertet

der Stadt waren, dass Konsumtion zwangsläufig mit Verwüstung und Plünderung gleichzusetzen ist.

werden.

Mit konfektionierten Reiseerlebnissen quer durch Europa handelte Thomas Cook schon 1856. Das

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Organisationsmuster heutiger Communitys entstand mit Ebenezer Howards Gartenstadt Letchworth

Menschen bewegten sich mehr oder weniger chaotisch von Nord nach Süd und von Ost nach West,

vor über 100 Jahren. Und last but not least: Urban integrierte Entertainment- und Shopping-Center

sie tauchten aus Geschäften in der Säulengalerie oder aus einer der schmalen Gassen, die auf den

gab es schon im antiken Rom.

Platz münden, auf, in diesem nicht benennbaren Augenblick jedoch änderte sich das alles plötzlich. Als wäre es die normalste Sache der Welt, bildete sich in diesem Viereck ein Kreis aus lebenden Men-

Sinnliche Stadt

schen, der sich langsam zu drehen begann. Irgendwie wußte ich genau: so mußte die Welt aussehen. Ich saß überwältigt am Fenster, wie verzehrt von dem Verlangen, mitmachen zu dürfen. Doch wenn

Wenn das Wirtschaftssystem sich gerade von einer großen Fabrik in ein großes Theater verwandelt, könnte auch die Stadt davon profitieren, ohne selbst zum Spektakel zu verkommen. Eine widerstandsfähige (Stadt-)Kultur ist trotz aller fiskalischer Dementis die Vorbedingung und das »Schmiermittel«

5 Cees Nooteboom: Nie gebaute Niederlande. »Denn zwischen Traum und Tat stehen Gesetze und praktische Bedenken« (1980), Stuttgart 1999, S. 19.

die Welt so aussehen mußte, müßte es erst einmal Städte mit solchen Plätzen geben, und diese Plätze müßten genau im Herzen dieser Städte liegen«5

für wirtschaftliche Entwicklung – nicht umgekehrt. Im Jahr 2007 ist die Menschheit zu einer urbanen Spezies geworden. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten. Jedes Jahr

Zur Erinnerung, hier finden Kenngrößen eine positive Würdigung, die bis heute in der Fachwelt von

nimmt die Stadtbevölkerung der Erde um 60 Millionen Menschen zu. In nur zwei Jahrzehnten werden

Architektur und Städtebau nicht unumstritten sind, ja fast auf dem Index stehen: »Kommerzialität« als

vermutlich zwei Drittel aller Menschen Stadtbewohner sein – trotz des enormen Bevölkerungszu-

Motor von Stadt, Säulengalerien bzw. Arkadengänge, die notwendigerweise von »Säulen« getragen

wachses auf dem Planeten. Rein rechnerisch könnte 2050 dagegen ganz Niedersachsen entvölkert

werden, »eine groß dimensionierte, homogene Baustruktur« als Bühnenraum eines einfachen gleich-

sein – oder Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern zusammen. Diese »urba-

förmigen, quadratischen Platzes, den nicht nur Cees Noteboom für den weltweit schönsten hält.

ne Wende« ist historisch ohne Beispiel. Die Innovations- und Strategiefähigkeit der Stadtplanung oder

Nicht dass die Aufgabe leicht zu lösen wäre, die architektonischen und städtebaulichen Mittel können

wenigstens -organisation wird auf eine harte Probe gestellt. Eine funktional und emotional, formal und

dagegen durchaus leicht verfügbar und einfach sein.

ökologisch gestaltete Welt ist eine schönere und zufriedenere Welt. Eine positiv gestimmte Umgebung am Wohnort, am Arbeitsplatz schafft nicht permanent Bedürfnisse, die tägliches Pendeln, Fernreisen im Urlaub oder Migration provozieren. Wenn der individuelle Standort das Bleiben wert ist, reduzieren sich die Fluchten rund um den Globus, die allein der Suche nach dem Besseren und Schöneren gelten, dabei aber das ökologische Gleichgewicht immer zerbrechlicher werden lassen und letztendlich die gestaltete und zufriedene Welt grundlegend in Frage stellen. Dieser Anspruch ist jedoch nicht durch staatliche oder gar architekturtheoretische Verordnungen zu erfüllen. Die Veränderung beginnt vielmehr in der Erkenntnis und im Ermessen jedes einzelnen Menschen und ist nur mühsam und in kleinen Schritten zu realisieren. Voraussetzung ist, die Bedürfnisse der Menschen aufzugreifen und Architektur und Städtebau nicht als theoretisches Heilmittel zu verordnen, sondern im Alltag der Stadt anschaulich und praktikabel zu machen. Urbanität entsteht nicht aus eindrucksvollen architektonischen Bildern, sondern aus einem dicht gewebten Netz von funktionalen Verknüpfungen in dafür geeigneten Stadträumen. Dennoch müssen diese Funktionen und Räume etabliert und geplant werden. Jede Provinzstadt hat ihren Marktplatz, der unter bestimmten Voraussetzungen zumindest an Markttagen urban belebt sein kann. Die Dimension des Platzes ist dabei ebenso von Bedeutung wie seine architektonische Einfassung, nicht zuletzt aber auch das Zusammenspiel von Läden, Restaurants und Marktgeschehen. Das Erscheinungsbild der einzelnen Häuser steht zwar nicht im Mittelpunkt, aber als urbaner Brennpunkt wird die Plaza Major im spanischen Salamanca vielen reizvoller erscheinen als das Pendant in Herne. Die Einwohnerzahlen beider Städte sind fast identisch. Der offene Austausch, den die Öffentlichkeit der Stadt über alle Nationalitäten und Sprachen hinweg ermöglichen sowie räumlich und sinnlich nahelegen sollte, ist das Entscheidende – ganz im Sinne von Cees Nootebooms Eindruck eines spontanen Tanzes zahlreicher Passanten auf der Plaza Major von Salamanca: »Ein Viereck ohne Bürgersteige oder irgendwelche Erhöhungen, von einem einzigen Gebäude umschlossen, das auf vier langen Säulengängen ruhte. Eigentlich war es ein großes, steinernes Zimmer mit dem Himmel als Decke. Die

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Verkehr & Gewerbe

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Verkehr & Gewerbe

Bahnhof Oberstdorf

Bauherr Deutsche Bahn AG   BGF 2.804 m²   Planungszeit Aug. 1998 – Jan. 2001 Bauzeit Sept. 2000 – Aug. 2001   Auszeichnung Traffic Design Award 2003

Der Kur- und Erholungsort Oberstdorf im Allgäu

Architektur gewählt und unterstützt den Charakter

ist ein beliebter Ferienort mit jährlich 2,5 Millionen

eines »Bahnhofes der Zukunft«. Die Glasfassade,

Übernachtungen. Hier endet für Urlauber aus

gefasst mit grafitgrauen Aluminiumprofilen,

Deutschland das Streckennetz der Deutschen

sowie das auf Stahlträgern liegende, scheinbar

Bahn in südlicher Richtung. Der 2006 als bester

schwebende Dach aus Holz weisen den Bau

Kleinstadt-Bahnhof des Jahres prämierte Neu-

als zeitgenössischen Funktionsbau aus. Asymmet­

bau ersetzt das funktional veraltete Bahnhofsge-

risch gegeneinander gestellte Pultdächer und

bäude aus dem Jahr 1963.

der markante »Bahnhofsturm« schaffen Bezüge zum Alpenpanorama von Oberstdorf und sind

Das neue Bahnhofsgebäude ist ein von Nord

architektonische Identitätsträger für ein modernes

nach Süd orientierter Kopfbahnhof, an dessen

Verkehrsunternehmen. Zusammen mit dem neu

modernisierten Bahnsteigen täglich etwa 70 Züge

gestalteten Bahnhofsplatz bilden sie das Tor zur

abgefertigt werden. Die zweigeschossige, großflä-

Innenstadt und werten die dorthin führende Markt-

chig verglaste Empfangshalle nimmt die beste-

straße erheblich auf.

hende Richtung der Gleisanlagen auf und schafft eine selbstverständliche Verbindung zwischen Querbahn­steig und Bahnhofsvorplatz. Den Reisenden erwartet eine großzügige, lichtdurchflutete Station. Ausblicke in die umgebende Landschaft ermöglichen eine erste Orientierung. Zum Verweilen laden seitlich angelagerte, innen liegende Ladengeschäfte und das Reisezentrum ein. Im Stadtbild von Oberstdorf behauptet sich der Bahnhof im Dialog mit seiner Umgebung, ohne sich an traditionelle Bautypen anzubiedern. Das Material – weiße Putzflächen, unbehandeltes Lärchenholz – wurde passend zur regionalen

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Verkehr & Gewerbe

Hauptbahnhof Mannheim

Bauherr Deutsche Bahn AG   BGF 22.100 m²   Planungszeit 1996 – 2001 Bauzeit Mai 1999 – Nov. 2001   Auszeichnung Bahnhof des Jahres 2005, ausgezeichnet durch die »Allianz pro Schiene«

Der Hauptbahnhof Mannheim ist einer der größten

Eine ebenfalls mit einem Glasdach überspannte

ICE- und IC-Verknüpfungspunkte im deutschen

Mall kreuzt die Eingangshalle und verknüpft

Bahnnetz. Um seinem Stellenwert als Schnittstelle

sämtliche Funktionsbereiche und Verkehrswege.

weiterhin gerecht werden zu können, verfolgte

Neben bahnspezifischen Einrichtungen erwartet

die Umgestaltung des 1876 entstandenen Bau-

die täglich 100.000 Besucher des Hauptbahnhofs

denkmals das Ziel, dem Bahnhof auch städtische

ein vielfältiges Angebot von Geschäften, Bouti-

Funktionen mit vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten

quen, Gastronomie und verschiedenen Dienstleis-

und Dienstleistungsangeboten zu übertragen

tungen. Die regelmäßige Gliederung der Kon­

und ihn so zu einem attraktiven, multifunktionalen

struktion schafft viel Flexibilität für individuelle

Ort der Öffentlichkeit zu machen. Die Achse des

Ladeneinbauten. Für eine ruhige Gesamtwirkung

Mannheimer Kaiserrings läuft direkt über den

der Mall sorgt der gleichmäßige Rhythmus von

Bahnhofsvorplatz auf den Haupteingang des Ge-

natursteinverkleidetem Pfeilerelement und Öffnung.

bäudes zu und endet dort in der neu gestalteten

Markante Zeichen der Modernisierung sind ein

hellen Eingangshalle.

Warteraum und ein Café als gläserne Baukörper in der Eingangshalle.

Eine weithin sichtbare Stahlglaskuppel über dem Eingangsbereich signalisiert das Zentrum des Bahnhofs. Die historischen Elemente der Eingangs­ halle wie Fassade, massive Wände und Dach­kranz wurden erhalten. Die bestehende flache Decke wurde entfernt und durch eine Kuppel ersetzt, die nach dem historischen Vorbild, das in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts abgerissen worden war, aus T-Profilen mit Isolierglas besteht. Auch die Gebäudeflügel links und rechts der Eingangshalle erhielten durch eine komplette Aufstockung ihre ursprüngliche Höhe zurück.

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Verkehr & Gewerbe

Abfüll- und Logistikhalle der Krom­ bacher Bierbrauerei, Kreuztal

Bauherr Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG BGF 12.300 m2   Planungszeit ab Okt. 2002   Bauzeit Jan. 2003 – Jan. 2004

Die Krombacher Brauerei im nördlichen Sieger-

schnitte in den Fensterlaibungen dafür, dass die

land am südlichen Rand des Rothaargebirges,

Halle optisch leichter wirkt und weniger dominant

eine der modernsten Brauereien Europas, seit

auftritt. Eine großzügige Verglasung des Treppen-

Gründung in Privatbesitz und heute eine der größ-

hauses sowie der Fenster in der Fassade gewährt

ten deutschen Privatbrauereien, wird urkundlich

Einblicke in den Betriebsablauf.

erstmals im Jahr 1803 erwähnt. Krombach selbst, heute ein Stadtteil von Kreuztal, lässt sich bis ins Jahr 1300 zurückverfolgen und verfügte schon sehr früh über diverse Braustätten. Nach dem Brau- und Reifeprozess in Sudhaus, Gär- und Lagerkeller gelangt das filtrierte Bier durch ein unterirdisches Leitungssystem in das Abfüll- und Logistikzentrum. Pro Tag werden in sieben Flaschenabfülllinien bis zu 5,5 Millionen Flaschen abgefüllt und auf bis zu 450 Lastzüge verladen. Innerhalb der Logistik sind dafür 3,5 Kilometer Transporttechnik für Paletten im Einsatz. Zusätzlich können in einer sogenannten KegAnlage bis zu 1000 50-Liter-Fässer pro Stunde abgefüllt werden. Ein an das Grundstück grenzendes Wohngebiet machte es notwendig, die Höhenstaffelung der neuen Halle sorgfältig zu planen. Die Architekten ließen daher den Gebäudekörper in der Höhe verspringen, setzten die Fassade deutlich vom Sockel ab und sorgten durch sägezahnähnliche Aus-

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Verkehr & Gewerbe

Fassadengestaltung des Kohleheizkraftwerks Mainz-Wiesbaden

Bauherr KMW Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG   Wettbewerb 2009

In unmittelbarer Nähe des Rheins kann der Indust-

und Stickoxiden die gesetzlichen Grenzwerte um

riestandort Mainz-Mombach auf eine bis ins Jahr

mindestens 50 Prozent unterschreiten.

1899 reichende Tradition als Kraftwerksstandort zurückblicken. Das neue Kohleheizkraftwerk, eines

Die Fassadengestaltung des neuen Kohleheizkraft-

der modernsten der Welt, wird in der Nachbar-

werks im Industriegebiet Ingelheimer Aue orientiert

schaft bestehender Gaskraftwerke errichtet

sich am Energiegewinnungsprozess. Das Farb-

werden. Da die Frischwasserkühlung mit Rhein-

spektrum der Energie ergab – entsprechend den

wasser erfolgen kann, bleibt der Kühlturm gegen-

Farbtemperaturen von der Glut bis zur Flamme –

über dem 110 Meter hohen Kesselhaus mit nur

einen Verlauf von Hellgrau über Mittelblau bis

60 Metern Höhe sehr niedrig und wird nur wenige

Bordeauxrot. Dieser Farbübergang gestaltet in

Wochen während der Sommermonate genutzt.

vertikaler Anordnung das Kessel- und Maschinen-

Mit 150 Metern wird der Schornstein genauso

haus sowie den Schornstein. Dem Wandlungs­

hoch werden wie der Schornstein des bestehen-

prozess der Materie von Rohkohle zu Asche

den Gas-Kombiblocks.

entsprechen die restlichen, um den Kern ange­ ordneten Gebäudeteile im Farbspektrum von

Ein Teil des aus der Verbrennung der Steinkohle gewonnenen heißen Wasserdampfes wird in Form von Kraft-Wärme-Kopplung zusätzlich genutzt, um Wasser für das Fernwärmenetz zu erwärmen. Durch dieses wird neben Universität, Universitätsklinik, Dom, Rathaus und Landesministerien auch eine Vielzahl von Museen, Hotels, Büro- und Wohngebäuden versorgt. Die elektrische Leistung soll 800 Megawatt betragen und inklusive der Fernwärmeauskopplung mit bis zu 300 Megawatt einen Brennstoffnutzungsgrad von 60 Prozent erreichen. Auf Grundlage einer freiwilligen Zusage des Betreibers wird der Ausstoß von Feinstaub

Anthrazit bis Weiß.

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Gelassenheit Eine besonnene Gelassenheit im Sinne Platons liegt für RKW vor

Es kommt für Architekten also darauf an, die Möglichkeiten und

allem im undogmatischen architektonischen Ansatz. Das En­

Notwendigkeiten einer Aufgabenstellung realistisch einzuschät-

gagement entsteht mit der Aufgabenstellung, nicht damit, unab-

zen, ohne ideologische Vorfestlegung. So entstehen in einem

hängig von der Realität die Welt mit Hilfe der Architektur auf

freien, ungebundenen Arbeitsansatz individuelle, gleichzeitig

ideologischem Wege bekehren zu wollen. Insofern ist Architek-

aber an die Gegebenheiten angepasste Lösungen, die dem Ge-

tur nicht ein Element der Utopie, sondern der Realität. Ver­

danken der Kontinuität ebenso gerecht werden wie dem von

änderungsmöglichkeiten finden dort ihre Grenze, wo es unver-

Innovation und Veränderung. Mit anderen Worten: Auch das

nünftig wäre, unverrückbare Tatsachen ändern zu wollen, wo

Kohlekraftwerk oder die Shopping Mall müssen gestaltet wer-

unbeeinflussbare Gegebenheiten das menschliche Leben nicht

den. Der Sehnsucht vieler Menschen nach klassischer bzw.

mehr unmittelbar berühren.

neoklassizistischer Wohnatmosphäre wird man nicht gerecht, indem man diesen »laienhaften« Traum mit dem Hinweis auf

Das Glück des Menschen ist nicht planbar, das Ziel liegt viel-

moderne Prinzipen der Architektur, die schon im vorigen Jahr-

mehr darin, in der Gegenwart zu leben und diese menschlich zu

hundert gescheitert sind, übergeht. Die Geschichte der Architek-

gestalten. Auch für Martin Heidegger liegt der zentrale Punkt

tur belegt, dass selbst bei den großen Namen, wie zum Beispiel

der menschlichen Existenz gerade darin, sich nicht auf spezifi-

Le Corbusier, Besonnenheit und ideologisches Eiferertum oder

sche Entwürfe festzulegen, sondern sich von dem Entworfenen

ein künstlerisches Aufbrechen der Realität oft eng beieinander-

auch wieder zu befreien. Dieses Streben nach Offenheit, nach

liegen.

Erweiterung und Transzendenz der Grenzen unserer Endlichkeit nennt Heidegger Gelassenheit. Der Rückzug auf die Gelassen-

Das Ziel von RKW ist die beste Lösung im Rahmen der konkre-

heit ist zugleich der Reichtum unserer Existenz, weil sie uns sein

ten Bedingungen, am konkreten Ort und für einen konkreten

lässt, was wir sein können.

Bauherrn, dessen langfristige Zufriedenheit mit dem Ergebnis das entscheidende Kriterium ist. Es darf nicht sein, dass den

In der allgegenwärtigen Entspanntheit und Coolness des Zeit-

Menschen das Gefühl vermittelt wird, sie müssten ein Gebäude

geistes wird diese Freiheit allerdings zu persönlich interpretiert.

»ertragen«, wie es der amerikanische Kritiker Richard Ingersoll

Denn darin wird eine Unangreifbarkeit zur Schau gestellt, ein

formuliert hat. Frei von der Eitelkeit, im medialen Wettlauf der

trotziges, fast schon ignorantes Beharren auf der eigenen Positi-

architektonischen Bilder mitzuhalten, entsteht viel Gelassenheit

on, die unbeeindruckt ist von Welt und Wirklichkeit und die

für die Beantwortung wichtigerer Fragen. Denn weit vor der

damit auch die Gegebenheiten und notwendigen Veränderungen

Form definiert der Raum den größten Luxus der Architektur,

der Gegenwart zu verkennen droht. Sich angesichts widriger

innerhalb des Hauses wie innerhalb der Stadt. Das zeigen schon

Umstände nicht aus der Ruhe bringen zu lassen ist aber nur ein

die beeindruckenden Räume und Plätze, die ganz unprofessio-

Teilaspekt der Gelassenheit. Um das zu verändern, was einer

nell entstanden sind.

Veränderung offensteht, muss Gelassenheit mit Aufmerksamkeit, mit Verantwortungs- und Handlungsbereitschaft einhergehen – weit entfernt von Aktionismus, Fatalismus oder Gleichgültigkeit.

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Exkurs in die Tradition – eine Phase der Neuorientierung im Wohnungsbau Klaus Dieter Weiss im Gespräch mit Wojtek Grabianowski und Joachim Hein

»Ich bezweifle, dass es sinnvoll ist, die Grundbedürfnisse des Wohnens in einer Architektur des Aufschreis zu suchen.«

Warum setzen Sie im Wohnungsbau des 21. Jahrhunderts historische Fassadenbilder ein? Joachim Hein: Man kann den klassischen Wohnungsbau mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Diese Architektur findet bei den Bewohnern sehr viel Zustimmung. Auf der anderen Seite scheint es so, und das stimmt mich sehr traurig, als könnten wir im modernen Wohnungsbau keine Antwort auf Probleme geben, die nach Ansicht des Publikums mit traditionellen Erscheinungsbildern schlüssig gelöst werden. Ich hoffe darum, dass wir mit Hilfe dieser Rückwärts-Orientierung und in Bezug auf die Bedürfnisse der Bewohner neue Qualitäten auch für den modernen Wohnungsbau erschließen können. Offenbar ist das Grundvertrauen in den Wohnungsbau in den sechziger, siebziger, achtziger Jahren mit der technischen, damit aber auch der formalen Rationalisierung verloren gegangen. Heute suchen die Bewohner die Investition in etwas Wertbeständiges. Ich glaube, dass wir diese Qualitäten, wenn sie erst einmal definiert sind, eines Tages auf moderne Erscheinungsbilder übertragen können. Der Exkurs in die Tradition wäre dann lediglich eine Phase der Neuorientierung und Recherche gewesen. Wo manifestiert sich das Problem vor allem? Ist es die Form? Das Material? Die Funktion? Oder die Wertbeständigkeit, wie Sie sagen? Wojtek Grabianowski: Das Problem ist sehr vielschichtig, vielleicht steckt es in all diesen Kriterien. Fangen wir bei der Funktion an, einer Grundbedingung für jeden Bau. Aber das reine Funktionieren ist für anspruchsvolles Wohnen heute zu wenig. Im Mittelpunkt stehen für die Menschen die Raumübergänge, die Dramaturgie der Räume, die Verknüpfung von innen und außen. Der Bewohner möchte weit vor der Haustür zu Hause ankommen, beim Überschreiten der Grundstücksgrenze. Er gelangt vom Garten in einen überdachten Bereich, von dort in die Halle und weiter ins Treppenhaus. Das ist eine Inszenierung, eine sehr wirksame emotionale Willkommensgeste. Wir arbeiten zum Beispiel auch kaum noch mit Balkonen, einer bloßen Flächenausdehnung jenseits des eigentlichen Hauses. Eine Loggia hat eine andere Qualität, sie bietet Schutz und Ausblick gleichermaßen. In der Architekturkritik wird der radikale Neoklassizismus des 21. Jahrhunderts sehr zwiespältig gesehen, im Zweifel auch von Kritikern, die authentische Altbauten durchaus schätzen. Wie gehen Sie damit um? J.H.: Dieser Fachkritik stehen die Wünsche der Bewohner diametral entgegen. Ich sehe im Rückgriff auf traditionelle Raum- und Erscheinungsbilder eine Basis des Umdenkens, eine Momentaufnahme,

Lindenstraße, Düsseldorf

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deren Ergebnis noch abzuwarten ist. Wir sehen ähnliche Entwicklungen in der Musik, in der Fotografie, im Automobilbau ... Im Rückgriff liegt eine Chance für neue Entwicklungen. Es gibt eine unglaubliche Menge von Dingen, die zu lernen sind, indem man mit eigenen Augen schaut, ohne Filter und ohne Vorurteil. Es geht darum, Lebensbedürfnisse aufzuspüren und ihnen Raum zu geben. Ich glaube, dass wir diese Episode brauchen, um dann einen Schritt weitergehen und neue Qualitäten bieten zu können. Ein zentrales Kriterium ist nicht zuletzt die Geschosshöhe: 3,20 Meter im Lichten bieten eine dramatisch andere Raumqualität als 2,55 Meter. Erst in der richtigen Höhe können große Räume ihre Wirkung entfalten, stimmen die Proportionen von Raum und Fenstern. Welchen Stellenwert haben die Wohnungsgrundrisse?

ist natürlich der Hintergrund unserer Gebäude: Wir haben einen Bauherren, der nicht zuletzt Geld verdienen muss. Mit weniger Wohnraum muss derselbe Profit erwirtschaftet werden wie im Standardwohnungsbau. Das lässt sich nur über einen höheren Quadratmeterpreis erreichen. Diese Exklusivität muss die Architektur unmittelbar vermitteln und widerspiegeln, sonst wird niemand darauf eingehen. Georg Baselitz lebt heute, nach 35 Jahren Dasein als Schlossherr auf Schloss Derneburg, in einem Glashaus von Herzog & de Meuron – begeistert von den Möglichkeiten moderner Architektur. Das sind aber die großen Ausnahmen, individuelle architektonische Experimente in freier Einzellage. Exklusive moderne Glashäuser sind im städtischen Geschosswohnungsbau schwer zu realisieren, obwohl uns auch das jetzt im städtebaulichen Wettbewerb für das Hamburger Spiegelgrundstück gelungen ist. Einen Mittelweg eröffnet unser Projekt für den Mörsenbroicher Weg in Düsseldorf.

J.H.: Die von Alexander Mitscherlich in seinem Buch »Die Unwirtlichkeit der Städte« schon 1965 geschätzten Altbaugrundrisse bieten ein Höchstmaß an Flexibilität. Das schlägt sich in der Vermarktung auch der neuen alten Häuser eindrucksvoll nieder. Die Menschen wissen, dass sie eine grundlegende Typologie bekommen, und genießen die Flexibilität und die Freiheit, sich in ihren Räumen ganz individuell darzustellen. Das funktioniert in alten Häusern wunderbar. Warum sollte man also in neuen darauf verzichten? Dazu kommen die Übergänge und Sichtachsen innerhalb der Wohnung, die Trennung zwischen privaten und repräsentativen Räumen, diese wiederum verknüpft über eine Halle. Im Düsseldorfer Haus Hardenberg sind die axialen Verknüpfungen zwischen Küche, Essen, Wohnen und Loggien für die Bewohner ganz entscheidende Qualitätsmerkmale. Eine andere Form der Werthaltigkeit liegt in der Präzision, in den Materialien, in der handwerklichen Liebe zum Detail. Die Sockelleiste etwa ist geradezu ein Musterbeispiel für den Kulturverfall des Wohnungsbaus. Eine 60 Zentimeter hohe Natursteinarbeit oder ein um die Ecken gezerrtes Holzimitat von wenigen Zentimetern – solche Entscheidungen strahlen in den ganzen Raum aus.

Welchen Aufpreis ist der Bewohner für den Mehrwert bereit zu zahlen?

Ihre traditionellen Wohnangebote werden nicht über den Preis vermarktet, sondern über das Merkmal der Exklusivität. Warum hat moderner Wohnungsbau dem nichts entgegenzusetzen?

Besteht der vordringliche Wunsch vielleicht nicht sogar darin, den Neubau mit einem authentischen Altbau verwechseln zu können?

W.G.: Moderner Wohnungsbau hat im Moment nicht die Position, eine ähnliche Wertigkeit zu vermitteln, sodass der Bewohner bereit wäre, dafür eine vergleichbare Investition aufzuwenden. Denn das

Bankstraße, Düsseldorf

W.G.: Ein konkretes Beispiel: Mit dem Karlshof in der Düsseldorfer Lanker Straße haben wir eine Baulücke geschlossen, keine 100 Meter von einem modernen Wohnungsbau entfernt. Unsere Wohnungen, ein Drittel teurer als dieses Vergleichsobjekt in identischer Wohnlage, waren bereits vor Baubeginn verkauft. Die Interessenten sind bereit, für traditionelle, technisch aber absolut moderne Objekte deutlich mehr Geld auszugeben als für die Standardangebote des Wohnungsbaus. Das wird jeden Architekten schmerzen und mit Rückblick auf die Ideale der Moderne und des Bauhauses traurig stimmen. Auch ich bin nicht unbedingt froh darüber, dass moderner Geschosswohnungsbau in der Stadt heute in der Regel an der Hürde der Exklusivität scheitert. Die gesellschaftliche Zielrichtung der Moderne hat sich eben nicht bewahrheitet. Dass die traditionellen Leitbilder des städtischen Geschosswohnungsbaus eine Möglichkeit eröffnen, sich darzustellen, halte ich für absolut normal und legitim. Warum sollten wir den Bewohnern architektonisch verbieten, repräsentativ zu wohnen?

J.H.: Diese Häuser können mit echten Altbauten verwechselt werden, gleichzeitig enthalten sie aber alle technischen Vorteile der Gegenwart. Damit geht das Angebot über die beliebte Altbauwohnung weit hinaus, denn es schließt alle Sicherheitsbedürfnisse und Komfortansprüche ein: Tiefgarage, Stellplätze, Fahrstuhl, jede Art von Komfort. Die Kombination von traditionellem Erscheinungsbild und modernster technischer Ausstattung macht den Reiz, aber auch den Gebrauchswert aus. Dabei werden Details und deren Realisierung so weit vereinfacht, dass sie sich deutlich von den traditionellen Stilprofilen unterscheiden. Diese Transformation, der Gebrauch einiger weniger, aber entscheidender Zitate, bedeutet nicht, die Kopie eines historischen Gebäudes zu erstellen, sondern ermöglicht die Weiterentwicklung eines Bautypus, der aktuellen Bedürfnissen gerecht wird. Insofern ist die herkömmliche Altbauwohnung gar nicht die Zielvorstellung.

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Wohnprojekt Rheinauhafen, Köln

Worin liegt das entscheidende Ziel der Bewohner?

Wie schätzen Sie die Nachfrage ein? Wie viele Projekte bearbeiten Sie gerade?

J.H.: Der Dreh- und Angelpunkt ist meines Erachtens der repräsentative Charakter dieser traditionellen Wohnformen. Diese Repräsentativität, die auch Langlebigkeit und Werthaltigkeit verspricht, wird von den Käufern gewollt. Ich glaube, dass es ein Grundbedürfnis ist, Gewissheit darüber zu haben, dass das, was ich jetzt bauen lasse, mir in zehn oder zwanzig Jahren noch immer behagt und gefällt. Als Käufer möchte ich nicht das Gefühl haben, dass ich in absehbarer Zeit in einem völlig überholten Gebäude lebe. Mich würde interessieren, ob sich jemand, der in einem Gebäude der achtziger Jahre wohnt, noch wirklich gut aufgehoben fühlt. Ich glaube, dass der normale Mensch mit dem Tempo unserer Zeit, mit dem Verfall der Werte und Überzeugungen, nicht übereinstimmt. Er kommt nicht mehr damit klar, dass wir jedes Jahr eine neue Architektursprache entwickeln, eine neue modische Richtung. Das kann keiner nachvollziehen. Es ist wichtig, dass wir langfristig adäquate architektonische Antworten finden. Das sind über Jahre und Jahrtausende gewachsene Grundbedürfnisse des Wohnens, die sich nicht von heute auf morgen ändern. Ich bezweifle, dass es sinnvoll ist, die Grundbedürfnisse des Wohnens in einer Architektur des Aufschreis zu suchen.

J.H.: Derzeit sind zwölf Projekte in der Bearbeitung oder Ausführung. Aber auch dieser Markt wird sich wieder beruhigen. Zum einen ist das Publikum für diesen Anspruch und in diesem Preissegment nicht unerschöpflich. Zum anderen ist nicht jeder Standort dafür geeignet. Der städtebauliche und architektonische Rahmen muss stimmen. Zwei unserer Projekte entstehen im Berliner Grunewald, der eine ideale Umgebung darstellt. Berlin hatte schon immer ein großes Potenzial für diese Art Wohnungsbau. Dort fasziniert auch der Altbaubestand in besonderer Weise, der vielfach sehr alt und oft in einem so guten Zustand ist, dass sich eine Sanierung lohnt. Vor allem ist der Grundpreis in Berlin günstig. Wenn jemand das Geld hat, so ein Haus zu sanieren, bekommt er ein adäquates Wohnhaus auf dem höchsten Stand der Technik.

Haben Sie nicht Schwierigkeiten, für diesen Anspruch noch geeignete Handwerker zu finden? W.G.: Traditionelle handwerkliche Fertigkeiten sind heute sehr gefragt. Die normale Ausschreibung hilft da nicht weiter. Handwerker und Architekten müssen sich auf diesen vergessenen Anspruch neu verständigen. Das kann durchaus ein langwieriger Prozess sein – auf beiden Seiten. Letztlich gehört zur Nachhaltigkeit und Wertbeständigkeit dieser Wohnhäuser aber nicht nur die Rückbesinnung auf bewährte Materialien. Ohne Handwerker, die ihre Arbeit als Handwerkskunst verstehen, wäre damit allein noch nichts gewonnen. Studieren Sie die klassische Formensprache mit Hilfe alter Veröffentlichungen? W.G.: Ja, man muss sich mit dieser Architektur intensiv autodidaktisch beschäftigen. Die Hochschulen bieten dafür kaum Anhaltspunkte. An historischen Beispielen lässt sich die Systematik des Aufbaus, gleichzeitig aber auch die Vielfalt des Erscheinungsbildes sehr eindeutig verfolgen.

Bibliothek

Grundriss-Skizze Lindenstraße, Düsseldorf

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Wohnen

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Wohnen

Haus Hardenberg, Düsseldorf

Bauherr Ralf Schmitz GmbH & Co. KG Wohnungsbaugesellschaft   BGF 3.285 m² Planungszeit 2005 – 2007   Bauzeit 2007 – 2008   Wohnfläche 1.670 m²

In einer der vornehmsten und begehrtesten Lagen

die Wohnräume. Klassische Einzelräume und

Düsseldorfs, mitten in einem traditionsreichen

offenes Wohnen sind gleichermaßen realisierbar.

Villenviertel, entstand ein luxuriöser Mehrgeschoss­ wohnungsbau in Form einer Stadtvilla. Das Haus

Das Haus Hardenberg interpretiert die große

Hardenberg an der Tiergartenstraße enthält sechs

Tra­dition der bürgerlichen Wohnhäuser für das

exklusive Wohnungen mit großzügigen Grund­

21. Jahrhundert neu. Alle Wohnungen verfügen

rissen zwischen 250 und 350 Quadratmetern. Die

über große Terrassen an der Gartenseite. Zu

Käufer schätzen insbesondere eine Architektur,

den Wohnungen im Hochparterre gehören je

die den Komfort eines Neubaus mit der Anmutung

eine überdachte Terrasse und ein Privatgarten.

eines Altbaus verbindet, wozu selbstverständlich auch hohe Räume und offene Kamine gehören. Sie suchen die Sicherheit eines Mehrfamilienhauses und genießen die Infrastruktur der Landeshauptstadt, das urbane Umfeld vor der eigenen Wohnungstür. Mit der Konzeption für das Haus Hardenberg greift RKW die Geschichte und das Erscheinungsbild des traditionell bürgerlichen Umfelds auf. Materialauswahl und Formensprache des Wohngebäudes orientieren sich am Klassizismus. Der symmetrische Aufbau der steinernen Fassade ist von dominanten Loggien, hervorkragenden Attiken, betonten Gesimsen und Fensterlaibungen geprägt. Kernstück im Inneren ist ein elegantes Erdgeschoss mit großzügiger Halle und Treppenhaus. Diese klassische Gliederung spiegelt sich auch in den Wohnungsgrundrissen: Eine Halle erschließt

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Wohnen

Karlshof, Düsseldorf-Oberkassel

Bauherr Ralf Schmitz GmbH & Co. KG Wohnungsbaugesellschaft   BGF 6.500 m² Planungszeit 2003 – 2004   Bauzeit 2004 – 2005   Wohnfläche 3.100 m²

Das beliebte Viertel auf der linken Rheinseite mit

Angelehnt an den Neoklassizismus, den letzten

seiner wilhelminisch-eklektizistischen Fassaden-

formal einheitlichen Architekturstil des Historismus,

front am Ufer entstand erst Ende des 19. Jahrhun-

in dem sich die bautechnischen und formalen

derts – ein Spekulationsobjekt der Rheinischen

Prinzipien der klassischen Moderne allmählich

Bahngesellschaft. Als attraktive Wohngegend

herausbildeten, folgt der zentralsymmetrische

für das gehobene Bürgertum, Beamte, Künstler

Karlshof in seinen Proportionen und Gliederungs-

und Selbstständige erlebte das ursprünglich

elementen einer noblen Schlichtheit – nicht der

winzige Dorf Oberkassel einen rasanten Auf-

daraus abgeleiteten asketischen Sachlichkeit.

schwung.

Markante Sockelgeschosse, französische Fenster, Erker, Balkone und Loggien vertiefen die sym­

Um das vielfältige historische Straßenbild, das

metrische Fassade in einer räumlich nutzbaren

Düsseldorf in dieser Konzentration und Konse-

Staffelung. Klassisches Profil gewinnt diese

quenz an keiner anderen Stelle zu bieten hat, in

Architektur durch dezente Säulenandeutungen,

einer städtebaulich störenden Baulücke sinn­

Kassettierungen, Gesimse, Fensterfaschen

gemäß fortzuschreiben, folgt der Karlshof dem

und Schmuckbänder.

neoklassizistischen Vorbild seiner repräsen­ tativen denkmalgeschützten Nachbarschaft. Für die Erhaltung des Ortsbildes sprechen an dieser besonderen Stelle nicht nur architektonische, städtebauliche und stadtgeschichtliche Gründe, sondern auch der ausdrückliche Wunsch eines Publikums, das sich für die Synthese aus klassischen Raumfolgen, repräsentativem Erscheinungsbild, solider Präzision und modernem Komfort begeistert – ganz besonders in einer Nachbarschaft, die diese formalen Rückgriffe harmonisch aufnimmt.

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Wohnbebauung Othmarschen Park, Hamburg

Der sehr skulptural angelegte Geschosswohnungs­ bau umfasst 77 Wohneinheiten mit einer Grundfläche von jeweils 56 bis 117 Quadratmetern. Der sechsgeschossige Kopfbau und ein davon abgesetzter Riegel geben dem Gebäude seine charakteristische Erscheinung. In den Dimensionen entsteht ein Verhältnis wie zwischen Zugmaschine und Waggons. Der Treppenturm am Kopf verstärkt diese Wirkung. Während sich die Nordseite als geschlossene Lochfassade aus Backstein gegen die S-Bahntrasse abschottet, präsentiert sich die Südseite mit großzügigen Loggien, Terrassen und Fensterflächen offen, hell und weltstädtisch. Hier, zur ruhigen Seite, liegen die Wohn- und Schlafbereiche. Die aufgeglasten Treppenhäuser sind im Norden angeordnet und verbinden drei Wohnungen miteinander. Der Kopfbau sowie die Nordfassade sind in schwarzem Klinker gehalten. Die Südfassade mit den eingeschnittenen Loggien aus weiß eingefärbtem Sichtbeton und farbigen Trennwänden steigert die Gegensätze von Nord und Süd: schwarz–weiß, geschlossen– offen, laut–ruhig. Zu den einzelnen Wohnungen gehören Stellplätze, die im Hochparterre-Sockel des Gebäudes untergebracht sind.

Bauherr Nordrheinische Ärzteversorgung Düsseldorf   BGF 10.200 m² Planungszeit 1998 – 1999   Bauzeit 1999 – 2000

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Sophienhof, Düsseldorf-Oberkassel

Bauherr Ralf Schmitz GmbH & Co. KG Wohnungsbaugesellschaft   BGF 6.400 m² Planungszeit 2005 – 2007   Bauzeit 2006 – 2007   Wohnfläche 2.880 m²

Das reizvolle Nebeneinander verschiedener Bau­

auf die Zeichenhaftigkeit dieser heroischen,

stile des Historismus in Oberkassel – von der

monumentalen Inszenierung verzichten.

Neorenaissance über den Neobarock und Neoklassizismus bis zum Jugendstil – gehört noch

Vor dem Hintergrund der ungeordneten Stadt von

heute zu den bevorzugten Wohn- und Geschäfts-

heute bleibt dieser Wunsch real, auch wenn die

adressen der Landeshauptstadt. Der Wunsch

Auftraggeber für den Rückgriff auf die alte Stadt

des Publikums, in den stillen Wohnstraßen das

inzwischen andere sind und repräsentative

Bild der alten Stadt wiederzufinden oder in den

Wohnungen dieser Art zwangsläufig ihren Preis

»Boulevards« und Straßenrestaurants einen

haben. Der großbürgerliche Charakter des

Hauch von Paris zu entdecken, ist angesichts

Sophienhofs mit seiner von Feudalbauten über-

der Bruchstücke einer gegenwärtig unkoordi­

nommenen Struktur der mittleren Überhöhung,

nierten Moderne unverkennbar.

turmartig modellierten Details der Dachzone und einer Plastik im »Ehrenhof« ist nicht nur ein

Versuche, sowohl im Grundriss einer monumen­

Baustil der zwanziger Jahre, sondern vor allem

talen, streng symmetrischen Wohnanlage als auch

eine städtebauliche Gegenbewegung gegen die

in deren Gestaltungselementen an die Stadtpalais

kleinteilige Verlorenheit des Stadtrandes.

des Klassizismus anzuknüpfen, werden immer widersprüchlich bleiben. Aber dieser Widerspruch bestand bereits in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts – zur Zeit der klassischen Moderne zum Beispiel bei den »Volkswohnungs­ palästen« im »roten Wien«. Hätte man damals ein neues Wien gewollt, hätte man mit dem tradierten Gefüge der Stadt radikal brechen müssen. Weder die Stadtverwaltung, die Pracht- und Monumentalbauten wünschte, noch die Architekten aus der Akademieklasse Otto Wagners wollten das. Nicht einmal die sozialistische Arbeiterschaft mochte

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Wohnbebauung Speicherinsel, Danzig

Bauherr Pirelli Pekao Real Estate   BGF oberirdisch 67.960 m², unterirdisch 27.854 m²   Planungszeit 2006 – 2007   Bauzeit 2007 – 2009

Wohnungsbau Rackowieckastraße, Warschau

Schmale Straßen und Gassen prägten das Stadt-

»Mokotow« ist eine der begehrtesten Wohnlagen

bild der Speicherinsel vor dem Krieg. Um den Ort

Warschaus. Nach dem »Mokotovia« hat RKW

wieder lebendig werden zu lassen, wurden die

dort bereits das zweite Wohngebäude fertigge-

historischen Baulinien beibehalten und denkmal­

stellt. In unmittelbarer Nachbarschaft findet sich

geschützte Gebäudeteile in die Neubauten inte­

eine Mischung von Gebäuden aus den fünfziger,

griert. Deren giebelständige Fassaden und eine an

siebziger und neunziger Jahren in entsprechend

alte Lagerhäuser erinnernde Form bieten dem

unterschiedlichen Baustilen. Klare Formen und

Fußgänger reizvolle Perspektiven. Eine Tiefgarage

zurückhaltende Linienführung bringen Ruhe in

nimmt den Autoverkehr auf. Für die Erdgeschosse

dieses Bild. Die Formensprache ist für polnische

der Häuser wurden Ladennutzungen vorgesehen,

Verhältnisse sehr reduziert, die Materialauswahl

darüber Büros, im Dachgeschoss die Wohnungen.

klar und eindeutig: weißer Putz, rote Klinker und

Die Mischnutzung belebt das Viertel Tag und Nacht.

Holzläden als Sonnenschutz. Alle Wohnungen waren vor Baubeginn verkauft.

Bauherr VITERRA DEVELOPMENT Polska Sp. z o.o.   BGF oberirdisch 11.483 m², unterirdisch 3.395 m²   Planungszeit 2006 – 2007   Bauzeit 2007– 2008

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Wohnen

Wohnhaus Salierstraße, DüsseldorfOberkassel

Bauherr Ralf Schmitz GmbH & Co. KG Wohnungsbaugesellschaft   BGF 1.800 m²

Villa Konstancin-Jeziorna, Warschau

Planungszeit 2008 – 2009   Bauzeit 2009 – 2010   Wohnfläche 950 m²

Eingebettet in die weitläufigen Wiesen des Rhein-

Konstancin wurde als typische Stadterweiterung

bogens, bietet das Grundstück einen weiten

für wohlhabende Bürger nahe der Innenstadt

Ausblick über den Rhein mit seinen Promenaden

Warschaus angelegt. Das Villenviertel ist in Gärten

bis hin zum historischen Schlossturm. Um den

und Alleen eingebettet. Symmetrie, eine domi-

repräsentativen Bedürfnissen gerecht zu werden,

nante Attika, Gesimsbänder und vertiefte Fenster­

wurde ein Bautypus weiterentwickelt, der für

laibungen verleihen der Villa formale Raffinesse

die Zukunft dieses Stadtquartiers eine wesentliche

und Ausgewogenheit. Ein klassisches Entree mit

Rolle spielen könnte: das städtische Wohnpalais.

zweigeschossiger Empfangshalle erschließt eine

In seinem äußeren Erscheinungsbild, das um­

Sequenz luxuriös ausgestatteter Wohnräume.

laufend vertikalisierend und rhythmisch gegliedert

Die Formensprache bezieht sich auf die Tradition

ist, ist das raumhohe Fenster bestimmend, da

großbürgerlichen Wohnens. Dennoch wirkt sie

dieses die besonders großzügige Innen- und

in ihrer Reduzierung von Form und Farbe zeitlos

Außenbeziehung zulässt und dem Haus seinen

modern.

repräsentativen Charakter verleiht. Die Wohnungen greifen die traditionellen Elemente des herr­ schaftlichen, bürgerlichen Wohnens auf.

Bauherr privat   Planungszeit 2006 – 2007   Bauzeit 2007 – 2008

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Wohnen

Wohnquartier Hansaallee, DüsseldorfOberkassel

Bauherr FRANKONIA Eurobau Hansaallee GmbH   BGF ca. 58.000 m² Planungszeit April 2007

Das neue Wohngebiet, ursprünglich eine versie-

Hansaallee orientieren. Die großzügigen Stadtvillen

gelte gewerbliche Brachfläche, liegt zwischen

enthalten bis zu zwei Wohnungen pro Geschoss.

der Hansaallee, dem Heerdter Lohweg und dem

Sie wurden um den zentralen Platz angeordnet.

Prinzen-Park. Die Aufstellung von Geschoss­

Alle Treppenhäuser orientieren sich nach Norden,

wohnungen als äußerer Ring in geschlossener

der Süden bleibt den Wohnräumen vorbehalten.

Bauweise zwischen den inneren kleinteiligen

Weitläufige Eingänge zwischen den Villen erlauben

Baukörpern in Solitärbauweise und der stark

großzügige Gartenflächen.

befahrenen Hansaallee sowie den Gewerbeflächen im Westen bildet einen Schallschutzwall. Die

Die viergeschossigen Townhäuser und Stadtvillen,

Häuser teilen sich in vier unterschiedliche Typen

gestaffelt zwischen Geschosswohnungsbau und

und Wohngruppen.

niedrigeren Stadtvillen, ermöglichen eine optimale natürliche Belichtung. Hier können Familien in

Treppenhäuser und Aufzüge werden über großzü-

mehreren Generationen wohnen. Durch die beson-

gige Eingangslobbys barrierefrei erschlossen.

dere Anordnung der Häuser entstehen ausschließ-

Dabei eröffnen sich weite Blickbeziehungen in die

lich Adressen in »bester Lage«.

individuell gestalteten Innenhöfe, die auch im Sinne des Feng-Shui zu einem positiven Energie­ fluss beitragen. Für den Blickbezug zu den benachbarten Gewerbeflächen an der Hansaallee wurde ein Zusammenspiel zwischen Architektur und Natur inszeniert. Ein kleines Geschäftszentrum dient zur Versorgung mit dem täglichen Bedarf. Die Anordnung der Treppenhäuser erlaubt variable Wohnungsgrößen auf jedem Geschoss. Betonte Ecken wirken als prägnantes Merkmal für das gesamte Quartier. Hier sind die größeren Wohnungen vorgesehen, während sich die kleineren zur

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Wohnen

Wohnquartier Mörsenbroicher Weg, Düsseldorf

Bauherr Düsseldorfer Wohnungsbau GmbH   BGF 5.240 m² Planungszeit Juli 2007 – April 2009   Bauzeit Nov. 2007 – April 2009

Die beiden repräsentativen Wohngebäude mit

dratmetern. Die Werthaltigkeit wird durch die Liebe

jeweils drei Geschossen und einer gemeinsamen

zum Detail gesteigert, zum Beispiel durch hori­

Tiefgarage wurden für die Düsseldorfer Woh-

zontale Gliederung mit Natursteinbändern und

nungsbau GmbH gebaut. Das zweite Obergeschoss

Holz-Blockfenster mit integrierten Rollläden und

ist als Staffelgeschoss um 1,50 Meter zurückge-

Glasbrüstungen. Versetzte Fensteröffnungen

setzt. Die beiden Gebäude sind in drei gestaffelte

erzeugen ein lebendiges äußeres Erscheinungs­bild

Bauteile gegliedert und werden über je zwei

und führen im Inneren zu abwechslungsreichen

Treppenhäuser erschlossen. Die Struktur er­

Grundrissen. Im Sinne einer klimafreundlichen

möglichte es, die Gebäude in zwei bis vier

und energiesparenden Technik wurden Wärme-

Wohnungen pro Geschoss aufzuteilen. Realisiert

pumpen eingebaut.

wurden zwei Wohnungen im Erdgeschoss, zwei im Obergeschoss und zwei im Staffelgeschoss. Die Wohnflächen der großzügig bemessenen Wohnungen betragen zwischen 130 und 260 Quadratmeter. Der Zuschnitt der Wohnungen und die Anzahl der Räume wurden individuell auf die Käufer abgestimmt. Diese Flexibilität bzw. die Freiheit, die Wohnung individuell gestalten zu können und Räume nach den eigenen Wünschen aufzuteilen, führte räumlich und atmosphärisch zu ganz unterschiedlichen Lösungen. Jede Erd­ geschosswohnung verfügt über eine großzügige Terrasse und einen Gartenanteil. In den Obergeschossen erhielt jede Wohneinheit neben der hochwertigen Ausstattung einen Balkon mit einer Gesamtfläche von mindestens 20 Qua­

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Wohnen

Harbour Island, Berlin-Tegel

Bauherr IQ Martrade Holding und Managementges. mbH   BGF 20.000 m² Planungszeit Studie 2006

Das Wohngebiet liegt zentrumsnah im Westen

schlichten Landschaft. Bestehende Bäume bilden

Berlins. Die Insellage auf dem Tegeler See ermög-

den Rahmen für die Szenerie; neue Bäume er­

licht die Planung einer eigenständigen Welt für

gänzen den natürlichen Charakter, der die Einzel-

luxuriöse Häuser, Villen und Apartments im und

stellung der Gebäude hervorhebt. Häuser, Bäume

am Wasser. In der offenen Parklandschaft liegen

und Grünskulpturen werden darüber hinaus durch

locker verteilt Beachvolleyballfelder, spezifisch

Bodenstrahler akzentuiert. Statt eines Gartens

gestaltete Spielplätze und beschauliche Ruhe­

hat jeder Gebäudetyp einen individuellen Zugang

zonen. Dieses Entree bildet den Grundgedanken

zum Wasser, an dem Boote anlegen können.

der gemeinsamen Adresse: der private Club,

Über dem Wasser schwebende Terrassen vor den

die Gated Community.

Wohnzimmern, Wintergärten oder Loggien steigern das Freiheitsgefühl des Lebens am Fluss. Gemein-

Ein parallel zur Uferlinie verlaufender, mit Natur-

schaftliche Funktionen wie der Empfang an der

stein belegter Hauptweg erschließt die wie zufällig

Toreinfahrt und die Parklandschaft auf der Insel

angeordneten Stellplätze, die mit Kies oder Schot-

bilden die ästhetische Klammer für das exklusive

ter markiert sind. Immergrüne Hecken schirmen

Wohnparadies.

den Bereich von den benachbarten Quartieren ab, erzeugen eine eigene, in sich ruhende Welt. Für nicht täglich genutzte Fahrzeuge stehen Garagen außerhalb der Insel zur Verfügung. Vom Hauptweg aus führen stegähnliche Wege aus Holz oder Natursteinplatten zu den Häusern und Bootsanlegern. Eine neue Kaimauer macht die Uferlinie sichtbar. Innerhalb des Anwesens wurden verschiedene Typen von Häusern geplant: das schwimmende Haus, das Steghaus und die Villa. Die Häuser wirken als stilvolle Objekte in der einprägsam

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Offenheit sehen und zu akzeptieren, sehr viel genauer ausbilden, als es

Offenheit als das zentrale Gegenbild von traditionsbewussten, konservativen, konventionellen, routinierten, kaum neugierigen Menschen gilt als Grundvoraussetzung für Austausch und Inno-

2 Wolf Lotter: Die kreative Revolution: Was kommt nach dem Industriekapitalismus?, Hamburg 2009, S. 12.

heute der Fall ist. Die Ideenwirtschaft lebt von ihrer Vielfalt.«2 Wer offene Konzepte und Meinungsvielfalt mit Chaos verwech-

vation. Kreativität braucht Toleranz und Offenheit. Eine offene

selt, wird in Zukunft scheitern. Management wird zur Kunst, mit

Gesellschaft ist die Voraussetzung dafür, dass Wirtschaft gedei-

Überraschungen umzugehen. »Wem es gelingt, aus dem, was

hen kann. Innovative Teams im Architekturbetrieb sind von ganz

andere verstört, einen Nutzen zu ziehen, und wer diesen Nutzen

ähnlichen Voraussetzungen abhängig wie innovative Städte in

erklären kann, der ist im Zeitalter der Ideenwirtschaft gut aufge-

der internationalen Konkurrenz der Metropolen, und beide Sphä-

3 Wolf Lotter, a.a.O., S. 9.

hoben.«3

ren befruchten sich gegenseitig. Die industrielle Produktion zielt heute auf individualisierte Pro-

1 Richard Florida: The Rise of the Creative Class: And How It‘s Transforming Work, Leisure, Community and Everyday Life, New York 2002.

Berlin, London oder Amsterdam haben es – Detroit und Duis-

dukte und Dienstleistungen – ein Arbeitsfeld, das gerade den

burg vorerst nicht: ein hohes Maß an innovativer Energie und

kreativen Architekten vertraut sein sollte. Das Ziel liegt darin,

kreativem Talent. Darin liegt das entscheidende Kapital für die

»Bedürfnisse exakt, genau, präzise zu erfüllen«, so Lotter. Die

Wirtschaftswelt der Zukunft. Nach der Arbeiterklasse des In-

Ideenwirtschaft produziert passgenaue Ideen. Sie verfeinert

dustriezeitalters und der Dienstleistungsklasse der postindust-

permanent und verbindet industrielle Produkte und Ideen mit

riellen Gesellschaft ist es nach Richard Florida nun die »kreative

individuellen, detaillierten und unverwechselbaren Bedürfnissen.

Klasse«, die ein neues, nämlich das kreative Zeitalter heraufbe-

Im Vordergrund steht nicht mehr der Standard einer industri-

schwört.1 Früher war Kreativität die Domäne von Künstlern, heu-

ellen Fertigung. Ideen sind wichtiger als Produkte. Gleichzeitig

te ist sie Hoffnungsträger der Ökonomen. Städte buhlen um die

wird die aufstrebende Klasse der Kreativen von den Orten an-

Gunst dieser »kreativen Klasse«. Schon soll die Wirtschaftskraft

gezogen, die tolerant und offen sind. Anstelle von Konformität

der »Creative Industries« zwischen der Automobilindustrie und

und Anpassung stehen Individualität, Selbstverwirklichung und

der chemischen Industrie rangieren.

Toleranz im Mittelpunkt. Pluralistische und offene Städte haben einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil, wenn es darum geht,

Spätestens seit die EU-Kommission das Jahr 2009 zum Euro-

Kreativität zu fördern, Innovationen sowie Wohlstand und wirt-

päischen Jahr der Kreativität und Innovation gekürt hat, wird

schaftliches Wachstum zu verwirklichen.

auch Skeptikern der Gedanke vertraut, dass die wirtschaftliche Zukunft der Industriegesellschaft in ihrer Kreativität liegt – mit-

Unternehmen und Arbeitgeber, wie auch pluralistisch angelegte

hin in ihrer Aufgeschlossenheit für Neues und Fremdes, ohne

Architekturbüros nach dem Vorbild von RKW, profitieren von die-

die Kreativität nicht gedeiht. »Kreative Tätigkeit ist ihrem We-

sem Wandel dann, wenn sie nicht mehr Kreativität von ihren Mit-

sen nach Ideenarbeit«, schreibt Wolf Lotter, Redakteur des

arbeitern einfordern, sondern vielmehr selbst die methodischen

Wirtschaftsmagazins »Brand eins«. Das wichtigste Kapital der

und interkulturellen Voraussetzungen schaffen, die Kreativität

Ideenwirtschaft ist Vielfalt, nicht zuletzt der Meinungen. »Wirt-

benötigt. Richard Florida fordert, statt eines »business climate«

schaft ist nie Wirtschaft allein. Kunst, Kultur, Gesellschaft, Sozia-

ein »people climate« aufzubauen. Im Wettstreit um kreative Köp-

les – alle Schubladen von gestern – fließen in ein neues Ganzes.

fe können nur offene Grenzen erfolgreich sein.

Das heißt vor allem: Wir müssen die Fähigkeit, Unterschiede zu

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Offene Systeme der Kommunikation und des Austauschs Klaus Dieter Weiss im Gespräch mit Dieter Schmoll und Dirk Tillmann

»Schulen bauen heißt, eine Atmosphäre zu schaffen, die den einzelnen Schüler in die Gemeinschaft der Schule integriert und ihn motiviert, mehr zu wagen und mehr zu erreichen.«

Schulen und Sporthallen sind eine relativ neue Aufgabe für Sie. Wie sind Sie an das ungewohnte Thema herangegangen? Dieter Schmoll: Mit ungewohnten Themen können Sie mich kaum überraschen. Das Jüdische Schulzentrum Düsseldorf 2003 und die Internationale Schule in Bonn 2006 bildeten eine solide Grundlage an Erfahrungen. Dank unserer spezifischen Arbeitsweise, mit der wir Projekte in Angriff nehmen, und dem Glück, für diese Aufgabe mit Dirk Tillmann einen jungen Mitarbeiter mit guten Ideen einsetzen zu können, konnten wir auch mit der Dreifachsporthalle des Comenius-Gymnasiums in DüsseldorfOberkassel einen Meilenstein setzen. Sie ist ein Musterbeispiel für unser Engagement im Schulbau. Dabei hatte ich als älteres Semester, sehr geprägt durch die achtziger Jahre und die Ausbildung an der RWTH Aachen, zunächst meine Einwände und Bedenken. Die Zeichnungen der Halle gefielen mir zwar sehr gut, aber mir fehlte in den Ecklösungen die klassisch-konstruktive Konsequenz. Trotzdem habe ich damals beschlossen, mich auf die neuen, überraschenden Vorschläge des jungen Kollegen einzulassen. Ich hatte das Gefühl, ihm vertrauen zu können. Zu meiner Überraschung war die Idee sehr schnell und exakt bis ins letzte Detail umgesetzt. Die erste Idee ist oft die beste, und das heutige Gebäude verkörpert ihre Realisierung. Das finde ich an diesem Objekt so wunderbar. Die Sporthalle an der Hansaallee mit ihrer zurückhaltenden, eleganten Sprache wurde auf Anhieb zum Vorzeigeprojekt und begeisterte Schüler und Lehrer. Aus anderen Städten kommen oft genug Kollegen und Besucher, die diesem Erfolg nachspüren wollen. Dirk Tillmann: Es ist eine abstrakte Qualität, die unsere Arbeitsweise auszeichnet, nicht allein die Erfahrung mit spezifischen Bauaufgaben. Wenn wir schon immer Schulbauten geplant hätten, wären wir an Systeme und Regeln für diesen Bautyp gebunden. So wären jedoch die innovativen Chancen des Entwurfs und damit die zentralen Punkte der Aufgabe verloren gegangen. Eine gewisse Unbekümmertheit macht frei. Ganz und gar ungewöhnlich für Ihre Architektursprache ist die elliptische GemeinschaftsHauptschule in Düsseldorf-Benrath. Folgt diese Dynamik allein der Aufgabenstellung? D.S.: Hauptschulen werden heute leider immer mehr zu »Restschulen«. Unser erster Gedanke war deshalb, die Hauptschule und ihre Gemeinschaft zu stärken und den Schülern ein neues Selbstbewusstsein zu vermitteln. Das hat einen gewissen Sendungscharakter. Wir wollten, dass sich die Schü-

Baukörperliche Studie der Vierfachsporthalle, Düsseldorf

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ler mit einer ganz tollen Schule identifizieren. So kam die Ellipse zustande, die am Ende alle überzeugt hat, obwohl oder gerade weil diese Form für eine Schule nicht typisch ist. Wir gehen spielerisch mit der Grundform der Ellipse um. Sie erzeugt in unserer Komposition einen spannenden, offenen Raum im Wechsel von Innen- und Außenwelt. Anders als in der Systematik des rechten Winkels ist es natürlich nicht immer ganz einfach, die formale Idee bis in den letzten kleinen Nebenraum angemessen umzusetzen. Aber das ist allen, auch dem Bauherrn bewusst gewesen. Ein Leuchtturmprojekt für die schwierige Thematik der Hauptschule hat einen höheren Stellenwert. D.T.: Es war entscheidend, die Schüler zu stärken, indem über die pädagogischen Möglichkeiten hinaus ein architektonischer Identifikationspunkt geschaffen wird, damit die Schüler mit Stolz sagen können, wir kommen von der Melanchthon-Schule. Das ist auch wichtig für ihren weiteren Lebensweg. Ganz konkret sind die verbindenden Elemente unserer Schulbauten sicher der ausgelassene Umgang mit Farben im Innenraum und, abgesehen von dieser runden Form, der Ziegelstein im äußeren Erscheinungsbild. Der erlaubt uns auch, schlüssig an historische Situationen anzuknüpfen. War diese Materialwahl eine bewusste Entscheidung, die Definition einer Marke? D.S.: Eine wichtige Überlegung ist, welches Material geeignet, dauerhaft und widerstandsfähig ist, auch was Verschmutzung und Reinigung betrifft. Darum haben wir für die Dreifachsporthalle einen dunklen, kantigen Ziegelstein gewählt. Das Ergebnis hat uns so gut gefallen, dass wir den Umgang mit Ziegelsteinen an anderen Projekten weitergeführt und zur Perfektion getrieben haben. Ein Markenzeichen für unsere Schulbauten zu definieren war ursprünglich keineswegs unser Gedanke. Dieser Nebeneffekt hat sich aufgrund unserer Arbeitsweise mit dem Material von selbst eingestellt. Das ging so weit, dass wir die Schüler der Grundschule in Benrath mit individuellen Mosaik-Arbeiten in die Wandgestaltung einbezogen haben. Auch in solchen künstlerischen Aktionen liegt ein wichtiger Ansatzpunkt für die Identifikation des einzelnen Schülers mit »seiner« Schule. Schulen bauen heißt, eine Atmosphäre zu schaffen, die den einzelnen Schüler in die Gemeinschaft der Schule integriert und ihn motiviert, mehr zu wagen und mehr zu erreichen. D.T.: Wir müssen über unser gewohntes Arbeitsspektrum hinausgehen, damit solche Prozesse der Identifikation in Gang kommen. Das ist auch das Argument für uns, außen und innen mit hochwertigen Materialien zu arbeiten, auch wenn das keine Selbstverständlichkeit für öffentliche Bauaufgaben darstellt. Nur mit einer Umgebung, in der sich die Schüler wohl und zu Hause fühlen, können wir erwarten, dass ein gutes Lernklima und eine Wertschätzung der Gebäude entstehen. Das Spielen mit Farbflächen stellt vielleicht den besten, weil ökonomischsten Ansatzpunkt dar, um im Innenraum zu differenzieren. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gewonnen? Lassen sich solche Konzepte ohne Weiteres durchsetzen? D.S.: Farbigkeit ist so einfach herzustellen, aber sie verlangt eine unglaubliche Sensibilität. Beim Marie-Curie-Gymnasium haben wir das Konzept in den beiden Gebäuden der Vierfachsporthalle, der

Farbstudien für das Jüdische Schulzentrum, Düsseldorf

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größten Sporthalle in Düsseldorf, und in dem Erweiterungsgebäude der Schule verfolgt. In beiden Häusern spielt die Farbe eine große Rolle: Sie vermittelt zwischen außen und innen. Das ist auch ein Resultat der Dreifachsporthalle. Wir hatten damals einen künstlerischen Wettbewerb gefordert. Aber ohne größeren bürokratischen Aufwand und ohne Budget war das Thema Kunst am Bau nicht zu realisieren. Am Ende haben wir eine preiswerte Lösung vorgeschlagen, indem wir selber Ideengeber und zugleich Gestalter waren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und findet gebührende Anerkennung. Farbkonzepte kehren bei allen unseren Projekten als Erkennungsmerkmal wieder – auch bei der Jüdischen Schule, die aus einem Hinterhofareal der sechziger Jahre entstand und unser erstes reines Schulgebäude war. Räume zu gestalten bedeutet, Fantasien zu durchleben und für andere erlebbar zu machen.

Arbeitsmodell Marie-Curie-Gymnasium, Düsseldorf

Welchen Stellenwert hat die Internationale Schule Bonn in dieser Entwicklungsreihe? D.T.: Bei der Internationalen Schule sollten die vielfältigen Nationalitäten der Schüler farblich dargestellt werden, eine Art von Synthese der unterschiedlichsten Flaggen. Zur Straße hin sind die Farben etwas nüchterner gewählt. Wenn man um das Gebäude herumgeht, öffnen sich die introvertiert gestalteten Innenhöfe bewusst in Orange und Rot. Mein Eindruck ist, dass die Internationale Schule der Durchbruch war, der uns zu weiteren Erfolgen in öffentlichen Verfahren verholfen hat. Der Etat war äußerst knapp, trotzdem ist die Resonanz sehr gut. Zu unseren weiteren Erfolgen im Sporthallenbau gehört seit Kurzem das Olympische Sportleistungszentrum in Potsdam, zu dem eine große Halle mit 3.000 Zuschauerplätzen gehört. Das Projekt wird mit speziellen Einrichtungen für den Judo- und Fechtsport ergänzt. Wie sehen Sie die Chancen, den emotionslos geradlinigen Funktionalismus unserer vorhandenen Schulgebäude aufzubrechen?

Universitäten räumlich ebenso in Gang gesetzt und ermöglicht werden, wie in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Industrie. Das wird noch viel zu wenig ernst genommen oder auch nur wahrgenommen. D.T.: Der menschliche Maßstab kommt mit bestimmten Größen nicht mehr zurecht. Bei den Hochschulen ist zu erkennen, wohin dieser Ansatz führt. Diese großen Systeme bieten keine Identifikationsmöglichkeiten mehr. Aus diesem Grund müssen andere Aspekte in die Diskussion eingebracht werden. Dazu gehören Themen wie Haptik, Atmosphäre, Charakter, Stimmung, das Narrative. Doch wer dies in den Vordergrund stellt, landet wegen der Entfernung von den klassischen Themen der Architektur oft genug in der Ecke »Dekorateur und Eventgestalter«. Trotzdem lässt Ihre Gemeinschafts-Hauptschule Benrath den Stimmungswandel schon deutlich erkennen … D.S.: Der Arbeitstitel war immer »Hula-Hoop«, da die Erschließung innen nicht orthogonal angeordnet ist, sondern wie die Figur selbst eine eigene Dynamik entwickelt. Das hat mehrere funktionale Gründe, hat aber auch mit Blickführung und dem inneren Raumgefühl zu tun. Teilweise finden sich einspannige Bereiche für Klassenräume, die zur Morgen- und zur Mittagssonne hin ausgerichtet sind. Und es gibt Funktionen, die größere Räume benötigen, zum Beispiel Fachklassen und Räume für die Mittags- und Nachmittagsbetreuung. Diese Sonderbereiche sind an einem Flur gelegen, der beidseitig mit Nutzung besetzt ist. Weiterhin erzeugt der Hula-Hoop die Situation, dass auf der lauten Seite zur Bahnstraße keine Nutzung vorhanden ist, sondern nur die Verkehrsfläche. Im Fokus des Innenraums entstehen wechselnde Blickbeziehungen aus dem öffentlichen Flurbereich in die gegenüberliegenden Schulräume oder umgekehrt. So ergibt sich ein sicherlich ungewöhnliches Gebäude, mit dem sich aber jeder Nutzer unbedingt und an jeder Stelle identifizieren kann.

D.S.: Im Hochschulbau wandelt sich das schon sehr stark. In Aachen sind 320.000 Quadratmeter Hochschulbau auf dem Markt, das ist fünfmal die Dimension des RKW-Projekts EnBW-City für 2.200 Mitarbeiter. Die RWTH baut gerade für 10.000 Studenten, nur in Aachen. Auch in Düsseldorf werden zahlreiche Hochschulbauten in Angriff genommen. Nahezu alle deutschen Hochschulstandorte stehen vor einer gigantischen Neubau-Welle. Das ist also ein Thema, mit dem wir uns in Zukunft mehr auseinandersetzen müssen. Deutschland wäre in seinem Nerv getroffen, wenn es nicht gelänge, in diesem Punkt mit dem Ausland gleichzuziehen. Insofern ist das Thema Schulbau sicherlich eines der offensten Themenfelder, mit denen man sich zurzeit befassen kann. Manchmal ist es aber gar nicht so offen. Nachhaltigkeit im Sinne einer zukünftigen Drittverwendung kann schnell zum Hindernis für anspruchsvolle Raumkonzepte werden, weil dann Schulen nicht mehr allein für Schüler oder Studenten gebaut werden, sondern nach einer Halbwertszeit Zweckbauten aus ihnen entstehen sollen, deren funktionale Anforderungen von Anfang an zu berücksichtigen sind. Bei der Fernuniversität in Hagen ist das ein ganz wichtiges Argument. Das Gebäude funktioniert wie ein Bürohaus. Das Wesentliche an einem Institutsbau ist jedoch die Kommunikation. Dieser Austausch muss in Schulen und

Farbstudien für das Marie-Curie-Gymnasium, Düsseldorf

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Schulen

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Schulen

Internationale Schule, Bonn

Bauherr VEBOFUTUR GmbH   BGF 9.630 m²   Planungszeit Jan. 2004 – Aug. 2004 Bauzeit Okt. 2004 – Dez. 2005   Wettbewerb 1. Preis

Die Internationale Schule Bonn versammelt die

zentrale Eingang mit seiner großzügigen Pausen-

unterschiedlichsten Nationen, Kulturen, Religionen

halle. Als Orientierungs- und Treffpunkt erschließt

und Generationen unter einem Dach – ein Ort

dieser Fokus alle weiteren Funktionen.

zum Lernen, Arbeiten und Forschen; zum Spielen, Kommunizieren und Austauschen; zum Bewegen,

Zwei weiße Putzbänder im Sturzbereich der

Ausruhen und Erholen. Hier finden Aktivitäten in

Fenster trennen die Geschosse optisch voneinan-

kleinen Gruppen, aber auch Großveranstaltungen

der und erzeugen die horizontale Bewegung

statt. Das Schulgebäude unterstützt Gegensätze

der Fassade. Auskragende Dächer und stählerne

wie Weite und Rückzug, ruhige und laute Töne,

Fluchttreppen markieren das Ende der Finger

weckt Sehnsüchte und bietet Raum für Vielfalt.

und den Übergang in den Außenraum. Farbige

Seine Lage am Rhein, der einmalige Panorama­

Putzflächen und filigrane Profile gliedern die

blick und die Nähe zum ehemaligen Bundes­

Fassade. Die Farbverschmelzung von Landschaft

gartenschaugelände sowie zu einer denkmalge-

und Gebäude bildet eine einzigartige, unver­

schützten amerikanischen Siedlung schaffen

wechselbare Komposition.

eine spezifische Atmosphäre. Die lang gestreckte, fließende Figur des Entwurfs entstand aus dem Synergieeffekt zwischen Gebäude und Landschaft. Wie von einem Sog wird das Grün in die Gebäudestruktur gezogen, die fröhliche Bewegung der Architektur ihrerseits in den Grünraum weitergetragen. Das Gebäude beginnt am Schulparkplatz mit einer geschlossenen Fassade und einer geraden Kante, von dieser Basis aus fließt es wellenförmig in die Natur. Die mäandernde Bewegung der aus drei Fingern bestehenden Figur erzeugt im Schwerpunkt rund um eine alte Eiche einen Innenhof. Hier liegt der

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Schulen

Jüdisches Schulzentrum, Düsseldorf

Bauherr Jüdische Gemeinde Düsseldorf   BGF 5.400 m2, davon 3.000 m2 Bestand Planungszeit 2001 – 2003   Bauzeit Juli 2002 – Sept. 2003

Das Jüdische Schulzentrum auf dem Gelände der

lebendiger, interessanter und bewusster gestaltet.

ehemaligen Berufsschule an der Schwerinstraße

Das gilt besonders für die Kinder aus der ehemali-

umfasst neben Kindertagesstätte und Grundschule

gen Sowjetunion, die bislang kaum etwas über die

auch ein Jugendzentrum und eine offene Religi-

jüdische Religion erfahren haben.

onsschule. In dem von Blockbebauung umschlossenen, mit großen Bäumen bestandenen Innenhof

Der jüdische Religionsunterricht ist ein staatlich

entstand ein vielfältiger und dennoch einheitlicher

anerkanntes Unterrichtsfach, das mit zwei bzw.

Baukomplex aus Alt und Neu: Drei farbig-heiter

drei Wochenstunden nachmittags zentral im

gestaltete Baukörper mit begrünten Dächern er-

Schulzentrum unterrichtet wird. Die Leistungen

gänzen den streng gegliederten Ziegelbau der

werden benotet und als versetzungsrelevantes

sanierten Berufsschule aus der Jahrhundertwende

Nebenfach dem christlichen Religionsunterricht

zu einem reizvollen Ensemble.

gleichgestellt. Kinder der Klassen 1 bis 4, die nicht die eigene, staatlich anerkannte Grundschule der

Nach Überzeugung der jüdischen Gemeinde Düs-

jüdischen Gemeinde besuchen, die erste und

seldorf ist jede Gemeinschaft einzigartig, so auch

bisher einzige in Nordrhein-Westfalen, erhalten

religiöse Gemeinschaften. Kein religionsgesetzli-

ihren Religionsunterricht in der Religionsschule.

ches Prinzip ist aber wichtiger als die Achtung vor

Für die notwendige Einrichtung einer weiterfüh-

dem Nächsten. Den theologisch, psychologisch

renden Schule fehlen der Gemeinde zurzeit noch

und kulturell begründeten, nicht veränderbaren

die Mittel.

Grenzen einer religiösen Gemeinschaft steht darum die ständige Verpflichtung gegenüber, Brücken des Dialogs zu errichten. Dieser Dialog ist die besondere Herausforderung der Öffentlichkeitsarbeit der jüdischen Gemeinde wie auch des Unterrichts in den eigenen Einrichtungen Kindergarten, Yitzhak-Rabin-Grundschule, Religionsschule und Jugendzentrum. Durch den täglichen Umgang mit der jüdischen Religion wird der Alltag der Kinder

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Schulen

Gemeinschafts-Hauptschule, Düsseldorf-Benrath

Bauherr Landeshauptstadt Düsseldorf   BGF 5.000 m²   Planungszeit ab 2008 Fertigstellung 2012   Wettbewerb 1. Preis

Mitten im Grünen, umgeben von Bäumen, liegt der

Obergeschoss sind weitere Klassenzimmer an­

elliptische Solitärbau der Schule, der seine starke

geordnet, Chemie, Technik, Mechanik und

Ausstrahlung aus sich selbst bezieht. Die präg­

naturwissenschaftliche Räume sowie eine große

nante Architektur ermöglicht es den Schülern, sich

Terrasse.

mit Gebäude und Ort und nicht primär mit der Gattung Hauptschule zu identifizieren. Der dreige-

Räume, die unterschiedlichen Nutzungen im

schossige Ring ist mit seiner Längsachse zur

Tagesverlauf dienen, sind so positioniert, dass sie

flachen Morgensonne hin ausgerichtet, sodass

möglichst lange Sonnenlicht erhalten. Blickbe­

der offene Hof ganztägig besonnt wird. Der Innen-

ziehungen durch den Innenhof und offene Treppen

hof ist gleichzeitig Lunge und Herzstück des

erzeugen dreidimensionale Verbindungen. Vari­

Gebäudes: Er belüftet die Räume von der straßen-

abel aufteilbare Multifunktionsräume geben den

abgewandten Seite aus und dient darüber hinaus

Schülern die Gelegenheit, abseits des engen

als vielfältig bespielbares Auditorium.

Klassenverbandes zu lernen. Nach Norden schützt eine besondere Schallschutzverglasung vor dem

Durch das aufgebrochene Erdgeschoss entstehen

Lärm der Straße. In Verbindung mit dem erhaltens­

fließende Übergänge zwischen Innenräumen,

werten Baumbestand entstand der Charakter

Hof und Außenraum. Der aufgeständerte Eingangs-

einer »Schule im Park«.

bereich und ein zum Hof hin orientiertes Forum erschließen einen Spiel- und Aufenthalts-, einen Musik- und einen Mehrzweckraum sowie einen um­ laufenden Flur in zwei Richtungen. Von hier aus sind Mensa, Ruhe- und Hauswirtschaftsraum, ein Textil- und ein Kunstraum zugänglich. Die spannungsreiche Raumfolge im Wechsel von Ein- zu Zweihüftigkeit vermittelt auch im Obergeschoss gute Orientierung. Hier befinden sich die Klassenräume, das Lehrerzimmer, die Verwaltung, eine Mediathek und ein Informatikraum. Im zweiten

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Schulen

Franz-Mehring-Schule, Leipzig

Bauherr Stadt Leipzig Hochbauamt   BGF 4.980 m²   Planungszeit Juli 2005 –  Sept. 2005 / Juni 2007 – Dez. 2007   Bauzeit März 2008 – Aug. 2009

Die 1973 erbaute, ehemalige polytechnische Ober-

bestehende Raumangebot bereichern. Die groß­

schule wurde 1992 als Grundschule eingerichtet.

zügigen Freiflächen auf der Südwestseite blieben

Der 30 Jahre alte Plattenbau konnte 2009 umfas­

unberührt. Ein neues, luftiges Foyer im Erdge-

send saniert, barrierefrei umgestaltet und um

schoss des Neubaus erschließt beide Gebäude

einen Neubau erweitert werden, der alle fehlenden

barrierefrei. Auf diese Weise konnte die bisherige

Funktionen, Qualitäten und Flächen bereitstellt.

Lage des Haupteingangs beibehalten werden.

Der Einbau neuer Fenster, ein Vollwärmeschutz-

An das Foyer schließt eine großzügige Aula an; im

system und eine neue Heizung führten zu

ersten und im zweiten Obergeschoss sind ein

einer wesentlichen Senkung der Betriebskosten.

geräumiger Zeichensaal und neue Flächen für den

Eine auf dem Dach neu installierte Fotovoltaik­

Musik- und Ganztagsunterricht untergebracht.

anlage dient der Kohlendioxid-Reduktion.

Für die 350 Schüler und 25 Lehrer sind helle, licht­ durchflutete und sonnige Räume entstanden.

Der selbstbewusst frische und farbenfrohe Erwei-

Die zusätzlich geschaffenen Räume, darunter ein

terungsbau vor dem hell geputzten Giebel und

Mehrzweckraum, ermöglichen eine optimale Um-

den eleganten Fensterbändern des Bestandsge-

setzung des pädagogischen Konzepts der Schule.

bäudes gibt der Schule ein neues Gesicht. Die leuchtend grüne Fassade und moderne Räume mit freundlichen Farben schaffen neue Akzente und funktionale Verbesserungen. Der Anbau wertet den gesamten Schulstandort auf, der sich mit seinen Baukörpern selbstverständlich in die Umgebung integriert. Die Komposition aus Alt und Neu ist flexibel nutzbar und räumlich so klar und kompakt strukturiert, dass sich die Schüler leicht orientieren können. Lehrer und Schüler profitieren von kurzen Wegen zu den sanierten und den neuen Räumen, die das

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Schulen

Vierfachsporthalle Marie-CurieGymnasium, Düsseldorf

Für das Marie-Curie-Gymnasium entstand die

Bauherr Landeshauptstadt Düsseldorf   BGF 3.450 m²   Planungszeit Okt. 2005 – Okt. 2007   Bauzeit Sept. 2006 – Aug. 2007

Wohnbebauung. Die Ziegelkuben mit den Sekun-

erste Vierfachsporthalle der Landeshauptstadt.

därfunktionen sind in die Flurzonen hineinge­

Auf einer Grundfläche von 27 × 60 Metern treiben

zogen. Farbige Wandflächen markieren die Auf-

die Schüler parallel und ungestört voneinander

gänge zu den Tribünen und die individuellen

Sport. Die vier einzelnen Spielfelder können durch

Zugänge zu den einzelnen Hallenabschnitten.

Herablassen von Trennvorhängen auch akus­

Großformatige Beschriftungen lenken den Blick

tisch gut abgeschirmt werden. Die Tribüne für

in den jeweiligen Hallenzugang. Das Farbkonzept

350 Zuschauer ist drei Hallenteilen zugeordnet,

schafft Orientierung, aber auch Identifizierung.

die zusammengefasst eine Wettkampfhalle bilden. Der vierte Hallenteil dient in diesem Fall der Vorbereitung der Sportler. Drei seitlich verglaste Riegel, die gleichzeitig die Trennvorhänge verfügbar halten, bilden die Dachkonstruktion. Die Sporthalle verfügt über acht Umkleidekabinen mit Duschen, einen Sanitätsraum sowie einen unterteilbaren Gymnastik- und Fitnessraum im Obergeschoss. Das große Eingangsfoyer und die 350 Sitzplätze auf der Tribüne rüsten die Halle für den Schulund Breitensport, aber auch für Wettkämpfe und Turniere. Architektonisch fügt sich das Gebäude mit Klinker und Putz in die Landschaft ein. Der bestehende Schulkomplex wird dabei gestalterisch ebenso berücksichtigt wie die angrenzende kleinteilige

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Schulen

Dreifachsporthalle, Düsseldorf-Oberkassel

Bauherr Amt für Immobilienmanagement der Landeshauptstadt Düsseldorf BGF 2.960 m²   Planungszeit Dez. 2004 – Juni 2006   Bauzeit Sept. 2005 –  Juni 2006

Die Stadt Düsseldorf fördert intensiv den Schul-

sorgt so für ein homogenes, zurückhaltendes

und Leistungssport. Das Comenius-Gymnasium

Erscheinungsbild. Die Dachkonstruktion besteht

in Oberkassel, an dem der Sport einen großen

aus Holz- und Stahlfachwerkträgern, die ein

Stellenwert hat, wurde darum durch den Bau einer

orthogonales Sheddach bilden. Die sichtbare

Dreifachsporthalle erweitert.

Holzschalung findet in der Prallwand aus gelochten Holzpaneelen ihr Pendant. Seitliche Vergla­

Die Sporthalle umfasst eine Fläche von 27 × 45

sungen sorgen für die Leichtigkeit und Helligkeit

Metern und ist mit einer Tribüne für 300 Zuschau-

des Innenraums.

er als Wettkampfhalle geplant. Umkleiden mit Duschen und Toiletten, Geräte- und Technikräume sowie WC-Anlagen für Besucher stehen im Erd­ geschoss zur Verfügung. Im Obergeschoss liegen drei zusätzliche Übungsräume von jeweils etwa 100 Quadratmetern für Gymnastik, Kraftsport und Fitness. Der Entwurf orientiert sich an den drei gestaffelten Riegeln des Schulgebäudes aus Ziegelstein sowie am alten Baumbestand entlang der Straßenfront. Drei Glasriegel überspannen die gesamte Hallentiefe, treten zur Straße hin vor die Fassade und erweitern die oberste TribünenEbene in Höhe der Baumkronen. Sichtbeton-Lisenen bilden ein umlaufendes horizontales Erdgeschossband. Sie gliedern die Ziegelsteinfassade und schaffen innerhalb der Fassaden den Bezug zum menschlichen Maßstab. Das Farbkonzept führt die entwurfsbestimmenden Elemente Ziegelrot und Grün im Inneren fort und

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Bürowelten im Mittelpunkt des ökologischen Wandels Klaus Dieter Weiss im Gespräch mit Friedel Kellermann und Lars Klatte

»Im Gegensatz zu den sechziger Jahren, als der Bezug zur Natur maschinell ersetzt wurde, können wir sie heute in die Architektur grundlegend einbeziehen. Aber entgegen ersten Erwartungen muss sich dieser Zusammenhang keineswegs im Bild der Architektur widerspiegeln.«

Energetische Fragestellungen waren vielen Architekten lange Zeit nicht sonderlich wichtig. Wird dieser Anspruch heute auf allen Seiten ernst genommen? Friedel Kellermann: Das schönste Geschenk, das ich als Pennäler bekommen habe, war ein Steinbaukasten mit ganz kleinen Ziegelsteinen, für die man einen Mörtel anrühren konnte, um Häuser zu bauen. In meinem gesamten Berufsleben – vom Maurerlehrling bis zum Studenten und Architekten – habe ich mich dafür interessiert, wie Menschen in ihren Gebäuden leben, und mir dafür ein Fachgebiet nach dem anderen erschlossen. 1958 trat ich meine erste Stelle an. Schon bald hatte ich gelernt, dass das Vertrauen von Bauherren nicht allein mit gestalterischen Ideen zu gewinnen ist. Ein Architekt muss immer die gesamte Materie des Bauens durchdringen und verstehen, sonst wird er zum Spielball äußerer Einflüsse. Dazu gehören vor allem technische und konstruktive Innovationen – und eben auch Energiefragen. Lars Klatte: Dieser Wille, für alle Themen, vom Städtebau über die Innenarchitektur bis zum Produktdesign, und für alle Leistungsphasen, vom Entwurf über die Bauleitung bis zur Mängelverfolgung, die Verantwortung zu übernehmen, ist ein zentrales Merkmal, das uns von vielen Büros unterscheidet. Nur so bleibt übrigens auch die Erfahrung aus 60 Jahren präsent. Entwurfsstudie für die DB Cargo, Duisburg

F.K.: Natürlich waren wir vor 50 Jahren, als wir die Hauptverwaltung Horten bauten, nicht so weit wie heute. Helmut Rhode hatte damals den Wettbewerb gewonnen, und wir mussten sehr, sehr innovativ arbeiten, vor allem im Bereich der Gebäudetechnik. Auch organisatorisch war das Projekt absolutes Neuland: das erste Großraumbüro, das in Deutschland gebaut wurde. Wir haben dabei für eine möglichst große Bearbeitungstiefe gesorgt, um die gesamte Bandbreite von Leistungen abzudecken. Dieser Erfolg lässt sich bis heute weiterverfolgen, ob es die neu entwickelte Arbeitsplatzorganisation der DB Cargo in Duisburg im Jahr 1996 war oder die zusammen mit Norman Foster in sechsgeschossigen Einzelabschnitten angelegte Doppelfassade der ARAG-Hauptverwaltung in Düsseldorf wenig später. Welche Arbeitsplatzqualitäten haben Sie bei der DB Cargo neu geschaffen? L.K.: Bei Bürogebäuden mit flexiblen Trennwandsystemen wird normalerweise eine Büroraumstruktur erst durch das Versetzen und Umbauen von Wänden verändert. Das ist aufwendig und langwierig. Wir hatten aber einen Nutzer, bei dem kleine Mitarbeitergruppen regelmäßig viel kleinen Güterverkehr abwickeln, der aber plötzlich auch einen Atommülltransport managen muss, wofür sehr viele Menschen zusammenarbeiten müssen. Gefragt war also die Möglichkeit, die Gruppengröße von einer Minute zur anderen zu verändern. Darum haben wir einen völlig neutralen Arbeitsplatz entwickelt, der wie der Innenraum eines Autos auf die Maße des Nutzers abgestimmt werden kann: die Höhe des Arbeitstisches, die Position des Tisches im Raum. Der Nutzer verfügt über einen Rollcontainer mit seinen persönlichen Gegenständen und ein Wandsystem, an das persönliche Dinge angeklipst

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werden können, um das Umfeld zu individualisieren – so wie diese Dinge auch in einem Auto eine individuelle Atmosphäre schaffen, ohne dass die Karosserie verändert wird. Dieser Gedanke hatte nicht zuletzt Einfluss auf die Architektur. Das Ergebnis war eine zellenartige Verkettung im Kleinen wie im Großen: eine Skulptur modularer Elemente, die einem Rückgrat ähnelt. Es war ein Konzept, das schnell Nachahmer fand. Was für ein Energiekonzept haben Sie eingesetzt?

Wandorientierte Arbeitsplätze, DB Cargo Duisburg

F.K.: Wir haben sehr kleine und effiziente haustechnische Versorgungseinheiten eingesetzt, die nicht unter den Leitungsverlusten langer Versorgungswege leiden. Das Gebäude ist natürlich belüftet und operiert mit einer Nachtspeicherkühlung, für die Entenklappfenster in die Fassade eingebaut sind. Das sind Fenster, die so nach außen geklappt werden können, dass sie einbruchsicher und bei Regen witterungsgeschützt sind. So kann das Gebäude nachts Kaltluft aufnehmen und in seinen massiven Bauteilen wirkungsvoll speichern. Wie verlief der Entwicklungsprozess der ARAG-Doppelfassade? L.K.: Als wir die Doppelfassade in ihrer Funktionsweise nachgewiesen haben, gab es ein einziges Testgebäude und schlichtweg noch keine Rechenprogramme, mit denen sich Luftströmungen simulieren ließen. Deswegen haben wir eigene Windkanaltests an der RWTH Aachen und in der Nähe von Toronto vorgenommen. Wir versuchten, mit einem Modell dieser Fassadentypologie im Maßstab 1:10 und einem Gas-Luft-Gemisch die Strömungsweise in dieser Doppelfassade nachzuweisen. Das war ein mühsamer, aber auch sehr aufregender Weg. Nach wie vor hat diese Doppelfassade, die nicht nur mit Kastenfenstern über eine Etage funktioniert, sondern mit einem Abluftelement über sechs Etagen arbeitet, eine Wirkungsweise, die anderen Doppelfassaden grundsätzlich überlegen ist. F.K.: Das Gebäude arbeitet mit dieser Doppelfassade mittlerweile zehn Jahre störungsfrei. Wir betreuen die Mängelverfolgung und die Gewährleistungsverfolgung und konnten dabei bisher keinerlei Systemfehler feststellen. Ein Projekt dieser Komplexität mit diesem Innovationsgrad mängelfrei zu übergeben ist ein großer Erfolg der auf allen Arbeitsfeldern gleichrangigen Zusammenarbeit zwischen Norman Foster und uns. Welche Rückschlüsse ziehen Sie für die zukünftige Entwicklung aus diesen Projekten? F.K.: Wir sind heute bei der Erkenntnis angekommen, dass wir Gebäude anbieten müssen, die flexibel und reversibel alle unterschiedlichen Arbeitsplatzformen möglich machen. Letztlich ist das eine große Erleichterung, weil man so zu allgemein gültigen Raumformen kommt. Dies eröffnet Spielraum für neue Fragestellungen, die nicht minder wichtig sind. Als wir 1996 diesen Punkt erreicht hatten, konnten wir uns mit Nachdruck darauf konzentrieren, die haustechnischen Aspekte in den Vorder-

grund der Planung zu stellen. Wir waren sicherlich nicht die Einzigen, aber doch ein Büro, das auch die Gelegenheit hatte, entsprechende Gebäude konsequent zu entwickeln und umzusetzen. Es hatte in den siebziger und achtziger Jahren Probleme in Bürowelten gegeben, darunter zum Beispiel signifikant höhere Krankenstände bei den Nutzern, weil keine Möglichkeit vorhanden war, bei höheren Gebäuden für frische Luft und angenehme Temperaturverhältnisse zu sorgen. Das wollen wir verbessern und dabei gleichzeitig nachhaltig planen. Wir haben immer versucht, der Architektur auf einer technischen und abstrakten Ebene einen Impuls zu geben, um diesen dann in der Gestaltung ablesbar zu machen. L.K.: »Form follows function« hatte lange das Gesicht von Bürogebäuden geprägt: Konzepte, die vor allem Fritz Haller mit seiner Modularisierung bekannt machte. In den letzten zehn Jahren hat das, was den Arbeitsplatz in klimatechnischer Weise bestimmte, die Architektur geprägt. Das haben wir zum Anlass für die gestalterische Erscheinung genommen. So war es auch beim Hochhaus für die ARAG, bei dem wir aus der Strategie der einzelnen gestapelten kleinen Gebäude mit der Doppelfassade und dem über sechs Geschosse reichenden Lüftungskamin den gestalterischen Rhythmus gefunden haben. Diesem Motiv folgend, entwickelten wir das kommunikative innere Erschließungskonzept mit den umgebenden sozialen Funktionen. Aus einem haustechnischen klimatischen Konzept erwuchs ein gestalterisches, aus diesem wiederum ein inneres Organisationsprinzip und daraus das Brandschutzkonzept. Aus den letzten beiden entwickelte sich die eigentliche Konstruktion mit den vorgefertigten Modulen aus Stahlverbundtragwerk. Auslöser dieser Kaskade war die natürliche Versorgung der Arbeitsplätze mit frischer Luft. Ein Konzept, das bei der Hauptverwaltung der Unternehmen Debitel und EnBW noch perfektioniert werden konnte. Was sehen Sie als nächste Schritte? L.K.: Bei Debitel war unser Ziel, ein Bürohochhaus zu entwickeln, bei dem nicht nur das Problem der natürlichen Belüftung in fassadennahen Bereichen gelöst wird, sondern auch die natürliche Belüftung der Innenzonen. Das haben wir mit einem solaren Auftriebskamin erreicht, der durch das ganze Gebäude geht. Im Gegensatz zu den sechziger Jahren, als der Bezug zur Natur maschinell ersetzt wurde, können wir sie heute in die Architektur grundlegend einbeziehen. Aber entgegen ersten Erwartungen muss sich dieser Zusammenhang keineswegs im Bild der Architektur widerspiegeln. Unsere langjährige Erfahrung und unser Know-how in Energiefragen schaffen vielmehr die Freiheit, sich wieder den rein architektonischen Themen zu widmen. An diesem Punkt stehen wir heute mit der Hauptverwaltung der Landessparkasse zu Oldenburg wie auch mit dem Wettbewerbsentwurf rund um das Spiegel-Hochhaus in Hamburg, ohne die genannten arbeitsorganisatorischen oder energetischen Fortschritte zu vernachlässigen.

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Das energetische Anforderungsprofil der Architektur ist demnach im Bürohausbau bereits umgesetzt? F.K.: Wenn man bedenkt, welches Veränderungspotenzial die Architekten damit auf den Weg gebracht haben, geht das weit über den energetischen Fortschritt anderer Branchen, etwa der viel stärkeren Autoindustrie, hinaus. Es hat eine regelrechte Energie-Revolution des Bauens gegeben, die jedoch leider vergleichsweise wenig Beachtung findet. Auch spiegelt sich das ökonomische Potenzial für die Auftraggeber nicht in den Honorarsätzen wider. Trotzdem sind wir natürlich sehr stolz auf unseren Erfolg, nicht nur auf die Qualität unserer Objekte, sondern auch auf den gesellschaftlichen Beitrag. Wie messen Sie diesen Erfolg? L.K.: In Zahlen. Bei unserem Projekt EnBW-City liegt der Jahresenergiebedarf bei < 40 kWh/m2a. F.K.: Als wir die KfW umbauten, gab es die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGnB) noch gar nicht, aber es gab auf Bundesebene die Richtlinie »Solares Bauen«, die genau festlegte, ab wann ein Projekt Leuchtturmcharakter hat. Maximal fünf Projekte durften vergleichbare Technologien eingesetzt haben, dann mussten bestimmte Zielwerte in der Planung prognostiziert und vom planenden Ingenieurbüro sowie einem unabhängigen zertifizierten Hochschulinstitut testiert werden. Das ist bei diesem Projekt geschehen. Der hohe Standard, den wir dabei bereits vor vier Jahren erreicht hatten, wird jetzt erst als höchster Standard in der ersten Zertifizierungsform der DGnB angeboten. Mit anderen Worten: Die Bedingungen für den »Green Building Award« hatten wir schon erfüllt, bevor es diese Auszeichnung überhaupt gab.

Entwurfs-Skizzen für das Haus der Ärzteschaft, Düsseldorf

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DB Cargo, Duisburg

Bauherr DB Immobiliengesellschaft mbH   BGF 29.000 m²   Planungsbeginn Okt. 1996   Bauzeit März 1997 – Juli 1998   Auszeichnungen Auszeichnung guter Bauten 1999 des BDA Rechter Niederrhein, Office 21 Award des Fraunhofer Instituts für innovative Bürogestaltung

Infolge der Bahnreform und der Gründung der

hungen nach draußen sind im gesamten Gebäude

Deutschen Bahn AG mit stark marktorientierten

nahezu von jedem Standort aus möglich.

Zielen entstanden zahlreiche Tochtergesellschaften. In diesem Verbund betreut die DB Cargo den

Die schnelle und flexible Bearbeitung der saison-

gesamten Güterverkehr. Alle Serviceleistungen mit

und marktabhängigen Aufträge erfordert ein

Kundenkontakten in Deutschland und Westeuropa

Höchstmaß an flexibler Raumorganisation, von der

wurden in Duisburg-Wedau zusammengeführt –

kleinteiligen Zellenstruktur über das Kombi- bis

der Stadt, die mit ihrem bedeutenden Binnenhafen

zum Großraumbüro. Variabel nutzbare, wandorien-

schon immer ein traditioneller Güterumschlags-

tierte Arbeitsplätze und flexibles Mobiliar erlauben

platz war.

die notwendige schnelle Anpassung an ständig wechselnde Teams. Konzentration und Kommuni-

Am Rande eines Naherholungsgebietes angesie-

kation sind Maßstab für dieses innovative Arbeits-

delt, ist der Standort eher landschaftlich als

platzkonzept. Mit der DB Cargo wurde dieser

städtisch geprägt. Diesem Bild entspricht die

in Deutschland bis dahin kaum erprobte Bürotyp

gegliederte und aufgelockerte Architektur. An eine

neu etabliert.

leicht gekrümmte, 220 Meter lange Magistrale docken beidseitig, aber jeweils versetzt zueinander neun dreigeschossige Büroriegel an. Das große Foyer in der Mitte dieser Stahl-Glas-Konstruktion bildet das Zentrum. Von hier aus erreichen die Mitarbeiter ihre flexiblen Büromodule. Das Foyer wird von zwei Gebäudetrakten mit Gemeinschaftseinrichtungen flankiert, einem Schulungs- und Konferenzbereich sowie Küche und Cafeteria. Dank der wechselseitigen Anordnung der Gebäude ist die Erschließungsachse ein natürlich belichteter Raum an der Fassade. Blickbezie­

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ARAG Tower, Düsseldorf

Bauherr ARAG Allgemeine Rechtsschutz-Versicherungs-AG   BGF oberirdisch 33.000 m², unterirdisch 5.100 m²   Planungszeit Mitte 1997 – Anfang 2001 Bauzeit 1998 – 2001   Entwurf und Planung durch Architektengemeinschaft ARAG 2000, Foster + Partners, London und RKW Architektur + Städtebau, Düsseldorf

An einem der verkehrsreichsten Knotenpunkte im

ist die linsenförmige Innenzone mit Meetingpoints

Norden Düsseldorfs erhebt sich das über

und kleinen Besprechungsinseln. Die um dieses

100 Meter hohe Hochhaus der neuen Konzern­

Zentrum gruppierten Büroeinheiten sind so flexi-

zentrale der ARAG-Rechtsschutzversicherung.

bel, dass sie in kürzester Zeit den jeweiligen

Mit seiner in Anspielung auf den Vorgängerbau

Bedürfnissen, vom Einzelbüro über das Kombi­

von 1956 gewölbten Fassade verkörpert der

büro bis zum Großraum, angepasst werden

Bau ein markantes und weithin sichtbares Orien-

können. Bis zu drei Geschosse können über

tierungszeichen der Stadt.

interne Treppen miteinander verbunden werden, sodass sich auch größere Abteilungen auf

Das äußere Erscheinungsbild ist durch den Rhyth-

kurzem Wege intern austauschen können. Jeweils

mus der 32 Etagen geprägt, die sich zu Gruppen

an den Enden der ellipsenförmigen Grundfigur

zusammenfügen. Innerhalb von vier vertikalen

liegen die Kerne. Nach außen zeigt sich dieser

Abschnitten oberhalb der Lobby stellen drei Paare

Funktionswechsel im Materialwechsel vom

von jeweils zweigeschossigen Gärten und de­

gläsernen Schild der Büros zu den großformatigen

zentralen Technikbereichen eine interne Zäsur dar.

Keramiktafeln der Erschließungskerne. Das

In der Fassade bündeln sie sich formal wie

innovative Hochhauskonzept, dessen technische,

funktional zu sechs Büroebenen bzw. insgesamt

konstruktive und gestalterische Zielsetzungen

acht Geschossen. Diese Unterteilung erlaubt

uhrwerkartig ineinandergreifen, wurde in Zusam-

eine neuartige Wirkung der klassischen gläsernen

menarbeit mit dem englischen Architekturbüro

Doppelfassade. Im Fassadenzwischenraum

Foster and Partners entwickelt.

befindet sich jeweils ein über sieben Geschosse reichender Abluftkamin, über dessen Thermik alle Etagen natürlich be- und entlüftet werden. Zusätzlich können in allen Büros die Fenster individuell geöffnet werden. Die Form der äußeren Hülle bleibt auch im Inneren ablesbar. Das Zentrum eines jeden Geschosses

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Vodafone-Hochhaus, Düsseldorf

Bauherr Vodafone Holding GmbH   BGF 17.200 m²   Planungszeit März 1999 –  Juli 2000   Bauzeit Dez. 2000 – Dez. 2001

Das ehemalige Mannesmann-Hochhaus neben

Das Hochhaus wurde einschließlich der Fassa-

der früheren Hauptverwaltung des Konzerns (Peter

de bis auf den Rohbau zurückgebaut. Aus einer

Behrens, 1911) gilt als eines der ersten Büroge-

Stahlblechfassade mit teergetränkter Wellpappe

bäude im Nachkriegseuropa, das in Stahlske-

wurde eine Aluminiumfassade mit identischem

lettbauweise errichtet worden ist: eine der ersten

Erscheinungsbild, in der Original-Farbgebung,

»schlanken Ladies im Stahlkorsett« (Louis Kahn).

aber mit moderner Wärmedämmung – und darum

1958 von Paul Schneider-Esleben realisiert, er-

mit einer um 8 Zentimeter größeren Bautiefe. Das

reicht der filigrane Turm mit seinen 22 Geschossen

Rückgrat bildet der außermittig liegende Gebäude-

eine Gesamthöhe von 88,5 Metern. Seit mehr als

kern mit Aufzügen und Treppenhäusern, um den

50 Jahren prägt das Gebäude an der Rheinufer-

sich u-förmig die Flure und Büros gliedern. Diese

promenade die Stadtsilhouette.

Anordnung der Räume sorgt für viel Tageslicht. Die

Das denkmalgeschützte Gebäude, das inzwischen

automation ausgerüstet, die durch einen Daten-

den Besitzer gewechselt hat, war allerdings in

Bus gesteuert wird. Heute regeln Kühldecken und

seiner technischen, bauphysikalischen und ergo-

eine dezentral aufgebaute Lüftungstechnik das

nomischen Ausstattung in die Jahre gekommen.

Raumklima. Mit der behutsamen Sanierung im

Es gab weder einen ausreichenden Brandschutz,

ursprünglichen Erscheinungsbild konnten in einer

noch erfüllte die Fassade die Anforderungen an

der besten Lagen Düsseldorfs ressourcenscho-

die aktuelle Wärmeschutzverordnung. Die Aufgabe

nend moderne und ergonomische Arbeitsplätze

bestand darin, das Gebäude nach den gültigen,

geschaffen werden.

Technik des Gebäudes wurde mit einer Gebäude­

baurechtlichen Vorgaben zu sanieren und auf einen seiner exponierten Lage entsprechenden gehobenen Bürostandard zu bringen. So unmodern die Bürohäuser aus den fünfziger und sechziger Jahren in ihrer Technik auch sind, so unkompliziert lassen sie sich aufgrund ihrer klaren Strukturen dem technischen Fortschritt anpassen.

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Verwaltungsbau

Debitel Hauptverwaltung, Stuttgart

Bauherr I-Bank, Staatsbank für Baden-Württemberg StEP GmbH   BGF 45.000 m² Planungszeit 2000 – 2001   Bauzeit 2000 – 2002  

In Stuttgart-Vaihingen konzentrieren sich die uni-

Haus- und Fassadentechnik bilden den eher un-

versitären Bereiche der Stadt. So war es nahe­

sichtbaren Teil dieser Zielvorstellung, während

liegend, dort ein Forum für die Wissenschaften

der markante Solarkamin für das Hochhaus – ein

einzurichten. Mit der Gründung des Stuttgarter

durch Thermik betriebener Zu- und Abluft-

Engineering Parks (StEP) siedelte sich auch die

schacht – nicht zu übersehen ist. Das Gleiche gilt

Debitel Hauptverwaltung in diesem neu gegründe-

für die eigens konzipierte Hochhausfassade, die

ten Stadtteil an. Das Hochhaus bildet eine weithin

aus ökologischen Gründen mit geringem Material-

sichtbare Landmarke und wird von vier Riegel­

aufwand auskommen sollte. Es wurde ein

baukörpern begleitet. Eine gläserne Erschließungs-

Kastenfenster in Elementbauweise mit optimierten

achse verbindet die Gebäude miteinander. Die

Konstruktionselementen und ein Fenster mit

prägnant angelegte Struktur bietet die Möglichkeit

klassischem Öffnungsflügel entwickelt. Die hohe

einer variantenreichen Erweiterung.

Leistungsfähigkeit der Fassade führt zu einer

Wichtig war den Planern, immer wieder Querbe­

rüstung und wird damit der Absicht gerecht, ein

züge zwischen den einzelnen Gebäudeteilen

nachhaltiges Haus zu bauen.

Minimierung der haustechnischen Gebäudeaus-

herzustellen, damit sich die Mitarbeiter auf möglichst kurzen Wegen austauschen können. Zum Konzept gehört ein öffentlicher Platz, der dem Engineering Park eine Mitte und damit einen urbanen Ort der Kommunikation gibt. Ziel des Bauherrn, der Staatsbank für Baden-Württemberg (L-Bank), war es, für alle Unternehmen ein zentrales Infrastrukturgebäude zu errichten, das mit seinem Angebot von Konferenz-, Gastronomieund Einkaufsmöglichkeiten einen Treffpunkt für die gesamte Umgebung bietet. Bauherr und Nutzer waren sich darin einig, ein energetisch nachhaltiges Konzept zu verwirklichen.

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Haus der Ärzteschaft, Düsseldorf

Bauherr Bauherrengemeinschaft Haus der Ärzteschaft Düsseldorf GbR  

1. Bauabschnitt

BGF gesamt (ober- und unterirdisch) 56.517 m²   Planungszeit April 2000 – Dez. 2001 Bauzeit Juni 2001 – Juni 2003   Auszeichnungen Auszeichnung guter Bauten 2003 des BDA Düsseldorf, Office of the Year 2004, Innovationspreis Architektur und Bauwesen (für das Stützensystem aus Schleuderbeton mit Entwässerungsrohr)

Um finanzielle Ressourcen zu schonen und Syn-

Die beiden außen liegenden Hallen sind dagegen

ergieeffekte zu erzielen, entschlossen sich die vier

als klimatische Pufferzonen ausgebildet. Sie

nordrhein-westfälischen Ärzteorganisationen,

dienen der Gesamtanlage auf der Nordostseite

ihre Kompetenzen an einem Ort zu bündeln. Der

zur Wilhelm-Bötzkes-Straße und auf der Süd­

gemeinsame Baukomplex in Düsseldorf-Golzheim

westseite zur Tersteegenstraße als Eingangsbe­

vermittelt durch seine kompakte, kubische Figur

reiche. Ihr großzügiges Volumen lässt einen

und deren klare Struktur nach außen Einheitlich-

fließenden Übergang von der öffentlichen Straße

keit. Erst im Inneren zeigt sich durch die geschick-

zu den Dienstleistungen im Inneren spürbar

te Anordnung von vier L-förmigen und unter-

werden. Da die Hälfte der Fassadenflächen nach

schiedlich hohen Baukörpern die Differenzierung.

innen orientiert ist, profitieren die bis zu acht Geschosse hohen Bürohäuser von einem hohen

Unter dem alle Gebäudeteile verbindenden, ein-

thermischen Komfort bei geringem Energie­

heitlich hohen Glasdach entstehen drei Hallen­

verbrauch.

bereiche, die gemeinschaftlich genutzt und bewirtschaftet werden. Das Herz des Hauses ist die natürlich klimatisierte Innenhalle mit Empfang, Wartebereichen, Cafeteria, Casino und dem großen Veranstaltungssaal, der als Box eingestellt ist. Frei stehende, schlanke Stützen tragen das kassettenartig strukturierte Glasdach und gliedern gleichzeitig diesen beeindruckend hohen Raum. Zwei auf den ersten Blick als solche nicht erkennbare Luftbrunnen, die über Erdkanäle versorgt werden, sorgen für die natürliche Belüftung und gleichen Temperaturspitzen im Sommer und Winter aus.

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Haus der Ärzteschaft, Düsseldorf

Bauherr Nordrheinische Ärzteversorgung Düsseldorf   BGF gesamt (ober- und unter-

2. Bauabschnitt

irdisch) 12.722 m²   Planungszeit Juli 2002 – Dez. 2003   Bauzeit Juni 2003 –  Mai 2006   Auszeichnung Auszeichnung guter Bauten 2006 des BDA Düsseldorf

Wie ein Stadtquartier an Profil gewinnen kann,

Form kontrastiert wie der üppig bepflanzte Garten

zeigen Neu- und Erweiterungsbau der nordrhein-

mit der strengen Geometrie der Architektur.

westfälischen Ärzteorganisationen. Sie verdichten den Stadtgrundriss mit einem reichen Bezie-

Die rechtwinklig organisierten Bürogrundrisse

hungsspiel ineinandergreifender Räume. Die

erfüllen die Forderung des Bauherrn nach

Gestaltung der beiden Baukörper ist dabei ebenso

optimaler Flächenbilanz, Teilbarkeit und nachhaltig

wichtig wie die des städtischen Raums zwischen

flexibler Nutzung bei geringen Betriebskosten.

ihnen. Ma­terialien, Bepflanzung und Proportionen

Bis zu 400 beliebig zu organisierende Arbeitsplätze

raum­bildender Kanten setzen sich von innen

können hier eingerichtet werden. Dank reduzierter

nach außen fort.

Materialien tritt der helle, weiße Büroraum in den Vordergrund. Die Details wurden bis zur Flächen-

Trotz ihrer geringeren Größe stellt die Gestalt des

bündigkeit der Böden, Wände und Decken

»Schwarzen Hauses« ein spannungsvolles Gleich-

verfeinert. Die sinnlich motivierende Gestaltung

gewicht mit dem bereits existierenden »Silbernen

fördert die Kommunikation.

Haus« her. Die glatte Fassade aus poliertem schwarzem Granit verstärkt die skulpturale Wirkung des scharf geschnittenen Quaders. Die großen gegeneinander versetzten Fenster sind mit Granit flächenbündig eingefasst. Im Zusammenspiel entsteht eine glänzende, netzartige Struktur, die den schwarzen Block »hauteng« umspannt. Dessen kräftige Körperhaftigkeit wirkt auf diese Weise leicht und elegant. Das Farbund Materialkonzept dehnt den einfachen Foyerraum illusionistisch aus: Der schwarze, polierte Granitboden wird zum Spiegel der sich kreisförmig öffnenden Lichtspanndecke. Deren frei angeordnete

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Zusammenarbeit

Medizin und Baukunst sind in verschiedenen Sphären der

Dieses sichtbare Dokument als Ergebnis einer Planungs- und

menschlichen Kultur beheimatet, besitzen jedoch gleich tiefe

Bauphase, in der offenkundig wurde, dass Funktion, Form und

Wurzeln und sind sich in einem Wesensmerkmal sehr ähnlich:

Effizienz keine Gegensätze sind, ist der Vision des Architekten

Ihr Gestaltungsergebnis hängt von der Qualität der Begegnung

ebenso zu verdanken wie der intensiven Kommunikationsbeteili-

ab – hier Patient und Arzt, dort Bauherr und Architekt.

gung der Vertreter des Bauherrn.

Natürlich ist die Art der Interaktion sehr verschieden. Während

Das Ergebnis dieses Prozesses ist ein Haus, dessen einzigartige

der chronisch Kranke eine lebenslange liebevolle Begleitung

Atmosphäre Raum zum Arbeiten und Leben gibt.

erwartet, ist die Beziehung zwischen Bauherr und Architekt zeitlich verdichtet, auf die Entstehung eines Bauwerkes fokussiert

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe

und kann wie in unserem Fall sehr intensiv sein.

Präsident der Ärztekammer Nordrhein

Während das Ergebnis der ärztlichen Bemühungen häufig der subjektiven Sphäre zuzurechnen ist, ist das Ergebnis im Bereich der Baukunst offenkundig – auch wenn die Qualitäten des guten Arztes und des guten Architekten, wie komplexes Einfühlungsvermögen, Dialogfähigkeit oder Visionskraft, einander wieder sehr nahe sind. Die Aufgabe des Architekten besteht darin, die verborgenen Wünsche, Befürchtungen, Vorstellungen und Ahnungen des Bauherrn zu erkennen, also eine Art Geburtshelfer zu sein, und ihn daran zu hindern, diesen seinen Visionen durch Kleinherzigkeit Schaden zuzufügen. Das Haus der Ärzteschaft in Düsseldorf, das im Stadtbild der Stadt ein anerkanntes Statement darstellt, ist das Ergebnis eines qualitativen Dialogs mit Architekten aus dem Hause RKW Architektur + Städtebau. Es erfüllt seine politische Funktion im Kommunikationsraum des Landes, bestätigt die Bedeutung der Profession im Gesundheitswesen und unterstützt die Kreativität von qualifizierten Mitarbeitern.

Präsident der Bundesärztekammer

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IKB International, Luxemburg

Bauherr IKB International   BGF gesamt (ober- und unterirdisch) 6.505 m² Planungszeit 2001 – 2002   Bauzeit 2002 – 2004   Farbkonzept Gotthard Graubner

Erhöhter Flächenbedarf und der Wunsch nach

leuchtenden Pigmenten steigern sich die Farbflä-

einer zeitgemäßen qualitätvollen Architektur waren

chen in ihrer Wirkung wechselseitig.

der Grund für den Neubau der IKB in Luxemburg. Der schlichte, fünfgeschossige Quader mit seiner

Eine überraschende Aura umgibt den Bürobau

anthrazitfarbenen Natursteinfassade steht in der

besonders in den Abend- und Nachtstunden,

Nähe des Zentrums auf dem architektonisch be-

wenn die Glasfuge in allen Gelb- und Rottönen zu

sonders prägnanten Hochplateau Kirchberg. Damit

glühen beginnt. Dann wird das baukünstlerische

ist er Bestandteil eines städtebaulichen Ensem-

Konzept lesbar und die funktionelle Aufgabentei-

bles, das sich in den letzten 20 Jahren zu einem

lung offensichtlich: unten die offene Kommunika-

urbanen Viertel der EU-Institutionen und Finanz­

tionsebene und darüber der kompakte Raum für

institute entwickelt hat, in dem namhafte Architek-

die zu erbringende Dienstleistung.

ten ihre Spuren hinterlassen haben. Den kompakt wirkenden Baukörper prägt eine gleichmäßig umlaufende Lochfassade mit selbstbewusst großen und zurückgesetzten Fensterformaten. Die aus ihnen gebildete schattenreiche Struktur verwandelt sich in eine bündige, matt schimmernde Fläche, wenn sich die aus den tiefen Fensterlaibungen aufgefalteten Sonnenschutzpaneele schließen. Im Gegensatz zur kraftvollen Rasterfassade verkörpert der gläserne Sockel Leichtigkeit. Eine dichte Anordnung von schmal gerahmten Glaselementen gibt der dort installierten Kunst genügend Raum, sich zu präsentieren. Professor Gottfried Graubner gestaltete das Erdgeschoss als Sequenz von Farbräumen. Durch die komplette Ausmalung der Wände mit intensiv

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Tersteegen Office Center, Düsseldorf

Bauherr Nordrheinische Ärzteversorgung   BGF oberirdisch 19.468 m²   Planungszeit Juni 2005 – Dez. 2007   Bauzeit Juni 2006 – Dez. 2007

Nach dem Umzug der Ärztevertretung in das von

wird horizontal durch helle, flügelartige Bänder

RKW geplante Haus der Ärzteschaft wurde der

strukturiert, in die der Sonnenschutz integriert ist.

ehemalige Standort aufgegeben und das Grundstück für einen Neubau frei. Auch dieser Neubau

Die Gliederung des Baukörpers in separate

wurde als Tersteegen Office Center von RKW

funktionale Zonen wird dem komplexen Raum-

geplant, und es konnte schnell ein neuer Nutzer

programm der KPMG in hohem Maß gerecht.

gefunden werden. Die KPMG Audit Tax Advisory

Der Eingangshof an der Tersteegenstraße führt zu

zog mit 800 Mitarbeitern in das 20.000 Quadrat-

großräumig angelegten, halböffentlichen Sonder­

meter große Haus ein.

nutzungen wie Hörsaal, Cafeteria, Konferenz­ bereich und zentrale Verwaltungen. Eine Magis-

Der 100 Meter lange Riegel mit seinen beidseitig

trale über die gesamte Gebäudelänge erschließt

fingerartig vortretenden Gebäudeflügeln wird im

alle Räume in den Obergeschossen. Sie ist Kombi-

Norden durch einen Kubus ergänzt. Mit dieser

zone, Verteiler und Rückgrat der Büroorganisation.

Grundfigur war es möglich, auf das traditionell gewachsene Viertel im Norden Düsseldorfs zu reagieren, das die Funktionen Wohnen und Arbeiten eng verbindet. Der für eine Innenstadtlage üppige Baumbestand mit seinem umgebenden Grün wird geschickt eingebunden, ohne die Architektur in den Hintergrund treten zu lassen. Dafür sorgen die Giebelseiten der Gebäudeflügel, die als atmosphärische Bilder akzentuiert sind. Die schwarzmetallene Fassade mit ihren tagsüber spiegelnden und nachts tiefblau leuchtenden kreisrunden Öffnungen verleiht dem fünf- bis sechsgeschossigen Bürohaus eine signifikante Erscheinung. Die hofseitige Fassadenabwicklung, eine ElementFassaden-Konstruktion mit raumhoher Verglasung,

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Verwaltungsbau

EnBW-City, Stuttgart

Bauherr EnBW-City GmbH + Co. KG   BGF oberirdisch 83.270 m², unterirdisch 30.300 m²   Planungszeit April 2005 – Okt. 2008   Bauzeit Okt. 2006 – Dez. 2008 Auszeichnung GE Edison Awards 2009

Um die verschiedenen Standorte des Unterneh-

Als Energieversorger stand die EnBW in der Pflicht,

mens unter einem Dach zusammenzuführen,

den Bürokomplex umweltfreundlich zu bauen.

baute der baden-württembergische Energiever-

Die Energie für den Betrieb der Büros wird aus

sorger eine große Firmenzentrale im Stuttgarter

Erdwärmesonden gewonnen. Wärmepumpen

Süden. Das sechzehngeschossige Hochhaus im

dienen der Betonkernaktivierung von Decken und

Industriegebiet Fasanenhof stellt einen weithin

Böden. Zum Energiekonzept gehören weiterhin

sichtbaren Orientierungspunkt dar. Auf einem etwa

eine raffinierte Tageslichttechnologie und ein eigen­

62.000 Quadratmeter umfassenden Areal entstan-

ständiges Fassadenkonzept für das Hochhaus,

den neben dem Hochhaus für die neue Bürostadt

das auf einer Weiterentwicklung des Prinzips der

drei Büroriegel, jeweils sechs Geschosse hoch,

Doppelfassade beruht und gleichzeitig eine hohe

und ein siebengeschossiges Forum.

gestalterische Wirkung zeigt. Auf diese Weise werden im Vergleich zum geforderten Bürohaus-

Zur Stadt zeigt sich der Komplex eher geschlos-

standard rund 40 Prozent der Heizenergie und

sen, während sich die Höfe dem angrenzenden

60 Prozent der Kühlenergie eingespart.

Wald gegenüber öffnen. Mit der weitläufigen Piazza vor dem Hochhaus wird die Eingangssituation für den großen Komplex eindeutig definiert. Die Empfangshalle ist Zentrum sowohl für das Forum, das den öffentlichen Bereich verkörpert, als auch für die internen Bürotrakte, die sich entlang der Magistrale im ersten Obergeschoss aufreihen. Treffpunkt der Mitarbeiter und Ort der Begegnung mit Zugang zur Piazza sind das Restaurant und die Cafeteria im Erdgeschoss des Forums. In den Geschossen darüber finden sich vielfältig nutzbare Konferenzräume für Besprechungen und Präsentationen, auch Raum für Veranstaltungen und Ausstellungen ist hier vorhanden.

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Verwaltungsbau

Rathaus Mülheim

Bauherr SWB Service - Wohnungsvermietungs- und Baugesellschaft mbH BGF 25.000 m²   Planungszeit 2006 – 2011   Bauzeit 2009 – ca. 2011 Folgeprojekt von »Ruhrbania«

Das Rathaus der Architekten Arthur Pfeifer und

gen Neuerungen wie moderne Haus­technik,

Hans Großmann, 1910 aus einem u. a. von

Brandschutz und Büroarbeitsplätze mit zeitgemä-

Martin Dülfer und Friedrich von Thiersch jurierten

ßer IT-Ausstattung. Die von Beginn an viel gelobte

Wettbewerb hervorgegangen und zu Beginn

Rotunde der Kassenhalle wird in den alten

der sechziger Jahre nach Entwürfen von Gerhard

Umrissen neu aufgebaut und schafft so innerhalb

Graubner städtebaulich weiterentwickelt, gehört

der ursprünglichen Entwurfsidee einen Bezugs-

zu den Rathäusern in der Tradition des 19. Jahr-

punkt zur architektonischen Gegenwart – die

hunderts, die auf der Schwelle zum modernen

Arbeit eines Enkels des Architekten Arthur Pfeifer.

Verwaltungskomplex stehen. Die stark retrospekti-

Die Neugestaltung des Ratssaals verbindet, wird

ven Züge des 1916 fertiggestellten Gebäudes,

der Wiederaufbau nach dem Krieg mitgezählt,

dessen überaus markanter Neo-Renaissance-Turm

sogar drei Planungsepochen.

an einen Campanile erinnert, aber auch die ganzheitliche städtebauliche Lösung des Rathaus-

Der floral geformte Terrassengarten wurde wie alle

marktes haben den Bau zum Identifikationspunkt

übrigen Außenanlagen von GTL Landschaftsarchi-

für die ganze Stadt werden lassen. Der Ansatz,

tekten konzipiert.

strenge städtebauliche Form mit mediterraner Ungezwungenheit zu verbinden, wurde von RKW in unmittelbarer Nachbarschaft mit dem Projekt Ruhrbania konsequent aufgegriffen und fortgeführt. Das 1943 von Bomben getroffene, in seinem Kern aber immer noch authentische Rathaus ist nach zahlreichen Eingriffen und Ergänzungen der fünfziger und sechziger Jahre tief greifend zu sanieren und zu modernisieren. Zielvorstellung der Architekten ist dabei die wechsel­volle Geschichte dieses Baudenkmals lebendig zu halten und nachvollziehbar zu machen – trotz aller notwendi-

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Verwaltungsbau

Landessparkasse zu Oldenburg, Oldenburg

Bauherr Landessparkasse zu Oldenburg   BGF oberirdisch 23.967 m², unterirdisch 10.021 m²   Planungszeit März 2005 – ca. Juli 2007   Bauzeit Nov. 2006 –  April 2009

Das citynahe Gelände des ehemaligen Güterbahn­

Bank mit Veranstaltungen, Vorträgen, Konzerten

hofs besaß genau die passende Größe für den

und Ausstellungen. Das Selbstverständnis des

Neubau der Zentrale der Landessparkasse zu

Hauses, Transparenz zu zeigen, findet in den

Oldenburg. Dem großmaßstäblichen Umfeld stellt

Bürobereichen seine Fortsetzung. Die Flure wirken

sich der aus einer Kammstruktur entwickelte

durch den Einfall von Tageslicht und viele Möglich-

Baukörper kraftvoll entgegen. Die teils offene, teils

keiten zum Ausblick lebendig.

geschlossene Hofstruktur wird durch ein zehn­ geschossiges Hochhaus an der Nordspitze und

Die durch die Kammstruktur gebildeten, gärtne-

zwei weitere Solitäre ergänzt. Große Glashallen

risch gestalteten Innenhöfe bieten den Mitar­

und eine gläserne Spange verbinden die Gebäu-

beitern Ausblicke in ein meditatives Grün, sogar

deteile miteinander. Mit langen Gebäudefronten

den Rückzug in einen »Raum der Stille« – nur

und strenger Orthogonalität gibt die neue Haupt-

mit Zenitlicht. Auf das Freiraumkonzept wurde bei

verwaltung auch dem angrenzenden Quartier

diesem großen Komplex besonders viel Wert

stadträumlichen Halt.

gelegt. Eine Art Teppich mit einer unregelmäßigen Webstruktur bildet das Grundthema für die

Wenn sich der Besucher dem Komplex zwischen

gesamte Gartenplanung. Das Motiv schafft Verbin-

dem Hochhaus und seinem begleitenden Büro­

dungen zwischen den weiten, offenen Außen­

flügel nähert, hat er die große Empfangshalle

räumen entlang der öffentlichen Straßen und den

direkt vor sich. Der deutliche Kontrast zwischen

intimen Gartenhöfen im Inneren.

der dunklen, prägnanten, im Sonnenlicht glitzernden Granitfassade und der Helligkeit im Inneren überrascht den Eintretenden und begleitet ihn mit zurückhaltender Materialität aus Edelstahl, Leder und Glas durch das gesamte Gebäude. Einen eleganten Akzent setzt die mit hellem Leder bespannte Wand, die den großen Versammlungsraum zu den Bürotrakten abschließt und für eine gedämpfte Akustik sorgt. Hier präsentiert sich die

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Ganzheitlichkeit

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»Oh, my God! Look at that picture! Here’s the Earth coming up.

Prozent der Mieter bereit, für nachhaltige Immobilien höhere

Wow, is that pretty!« Am 21. Dezember 1968 hatte sich der Blick-

Kosten in Kauf zu nehmen.

winkel der Menschheit auf die Erdkugel grundsätzlich verändert.

1  Joseph Rykwert: Die Notwendigkeit des Künstlerischen, in: Casabella, Dezember 1971, S. 359–60; zit. nach: Ders.: Ornament ist kein Verbrechen. Architektur als Kunst (The Necessity of Artifice, London 1982), Köln 1983, S. 96.

Dank der Astronauten, die als Erste auf dem Mond landeten,

In der dritten Industriellen Revolution ist der Architekt seit Lan-

wurde die Erde als Ganzes sichtbar – als Fotografie aus dem

gem nicht mehr als künstlerischer Revolutionär gefragt, sondern

Weltraum. Der Begriff »sustainable development« wurde eben-

vor allem als nachhaltiger Revolutionär. Im Mittelpunkt steht die

falls erstmals 1968 auf internationalen Konferenzen verwendet.

Frage nach der nachhaltigen Stadt. Aber nicht einmal diese Ebe-

Vor mehr als 40 Jahren wurde deutlich, dass die Staaten ange-

ne reicht aus, um Ganzheitlichkeit architektonisch und städte-

sichts der anthropogenen, also vom Menschen verursachten

baulich zu definieren. Die Komplexität von Bau und Stadt ist viel

ökologischen Zerstörung Verantwortung gegenüber der Umwelt

umfassender, denn der Architekt muss langfristig und auf sinn-

übernehmen müssen. Dennoch pochte die Fachwelt, zum Bei-

voller ökologischer und ökonomischer Grundlage all jene Dinge

spiel in einem Beitrag des Architekturhistorikers Joseph Ryk-

bieten, die unser Wohlempfinden bestimmen: perfektes Licht,

wert in »Casabella«, unbeeindruckt auf »die Notwendigkeit des

Klima, Haptik, adäquaten Raum, Emotionalität und Identifikati-

Künstlerischen«: »Die Probleme der Umweltverschmutzung, der

on. Erst dann reduzieren sich die Fluchten rund um den Globus,

Zerstörung der Städte, können nicht von Architekten und Pla-

die allein der Suche nach dem Besseren und Schöneren gelten

nern in Ausübung ihres Berufs gelöst werden. Die Pflicht, sich in

und das ökologische Gleichgewicht dabei immer zerbrechlicher

dieser Frage zu engagieren, haben sie als Bürger, als Menschen

machen. Ein Gebäude am falschen Standort, mit zu geringem

und auch als Techniker. Ihre Disziplin jedoch hat ihre eigene

Gebrauchswert, zu wenig atmosphärischem Reiz, um zu einer

Integrität, und so klein der Ausschnitt der menschlichen Umwelt

wirklichen Bleibe zu werden, ist ökologisch selbst dann fragwür-

auch sein mag, mit dem sie es zu tun haben, so ist die bewußte

dig, wenn es über Geothermie und Solartechnik verfügt.

und ›gelehrte‹ Ausübung ihres Handwerks der wirkliche Beitrag, den sie zur Schaffung einer menschenwürdigen Umwelt leisten

Die Mammutaufgabe der Architektur ist die funktional und

können.«

emotional, formal und ökologisch effektiv und verantwortungs-

1

bewusst gestaltete Welt. Die ganzheitliche Verantwortung von

2  Joseph Rykwert: The Necessity of Artifice, London 1982.

Rykwert ging 1982, dem Jahr des Brundtland-Berichts der UN

Architekten und Stadtplanern lässt sich für RKW schon seit

mit dem Titel »Our Common Future«, in »The Necessity of Arti-

Langem nicht mehr nach einzelnen Rubriken wie Kunst, Wissen-

fice«2 sogar so weit, das Lösen von Problemen als Aufgabe von

schaft, Konstruktion und energetische Intelligenz auseinander-

Architekten grundsätzlich in Frage zu stellen. Ein Haus, das ein

dividieren. Für die Architekten von RKW, die sich im Sinne der

Architekt entwirft, könne sehr wenig gegen unsere zerstörte

Ganzheitlichkeit zu Generalplanern mit Kompetenzen vom Pro-

Umwelt ausrichten. Dabei entfallen 40 Prozent des Energiever-

duktdesign bis zum Städtebau entwickelt haben, liegt darum die

brauchs in Deutschland auf den Gebäudebereich, 50 Prozent al-

größte Kunst darin, die verschiedensten Menschen zu gemein-

ler der Natur entnommenen Rohstoffe werden durch das Bauen

samer Arbeit an Aufgaben zusammenzubringen, die das Einzel-

verbraucht, mehr als 60 Prozent aller Abfälle kommen aus dem

interesse weit übersteigen.

Gebäudesektor. Nach einer aktuellen Studie von Roland Berger sind heute 73 Prozent der Bauherren und Investoren sowie 86

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Implantate für Kreativität, Kommunikation, Flexibilität und Erweiterbarkeit im Industriebau Klaus Dieter Weiss im Gespräch mit Matthias Pfeifer und Thomas Jansen

»Industrie und Stadt gehorchen fast denselben Gesetzmäßigkeiten von Wachstum, Prozess­änderung, Flexibilität, Buntheit, auch von Zeitgebundenheit. Darum ist unser Thema hier nicht die Archi­tektur des Gebäudes, sondern das Sprungbrett in eine komplette Vernetzung.«

Kann man Häuser bauen, in denen die Menschen besser denken können? Thomas Jansen: Ja, natürlich, doch zunächst wurden in dieser Hinsicht keine klaren Anforderungen gestellt. Im Grunde gab es am Anfang der Arbeit an diesen neuen Gebäudekonzepten nur Fragen. Baut mir ein Haus, das Kreativität fördert. Baut mir ein Haus, das Kommunikation ermöglicht, baut mir ein Haus, das flexibel ist, und macht es bitte erweiterbar. Darum ging es. Wie, wusste keiner so genau. Audi kam mit der Anfrage zu uns: Baut etwas, das funktioniert wie ein Rhizom, eine Verästelung des Wissens und eine Verästelung der Zeitebene in die Zukunft. Doch rhizomartige Strukturen sind schlecht zu bauen. Aber sie können gerade im Fall von Forschungsprojekten der Autoindustrie sehr gut als Modell dienen: Vernetzung und Verknüpfung von Menschen, Wissen, Werkzeugen und Systemen. Weil wir aus dem Städtebau kommen, entwickeln sich eigentlich alle unsere Themen um Vernetzung, Verknüpfung und – ein wichtiger Kernbegriff – die Implantation neuer Funktionen. Industrie und Stadt gehorchen fast denselben Gesetzmäßigkeiten von Wachstum, Prozessänderung, Flexibilität, Buntheit, auch von Zeitgebundenheit. Darum ist unser Thema hier nicht die Architektur des Gebäudes, sondern das Sprungbrett in eine komplette Vernetzung. Wer heute Gebäuden keinen Raum für Kommunikation gibt, der hat schon verloren. Wie gehen Sie an eine so wenig greifbare, komplexe Aufgabe heran? Matthias Pfeifer: Die Struktur der Autoindustrie unterscheidet sich nicht wesentlich von der Struktur einer Stadt. Obwohl das Werk mit 30.000 Mitarbeitern so groß ist wie die Innenstadt von Ingolstadt, meine ich nicht das physisch-räumliche Moment, sondern den Prozess der Entscheidungsfindung. Hier wie dort gibt es Parteien, Fraktionen, Interessengruppen, Fürsten und Könige, alle denkbaren Hierarchie-Ebenen. Mit der Komplexität dieser auf den ersten Blick undurchdringbaren Entscheidungsprozesse muss man umgehen können. Die große Kunst liegt nicht nur in der Aufgabenstellung, gerade wenn diese noch zu definieren ist, sondern darin, die Entscheidungsträger nicht nur zu überzeugen, sondern zu begeistern. Entwurfsstudie Audi Elektronik-Center Ingolstadt

T.J.: Natürlich haben wir das Thema Kreativität erforscht, aber letztlich war die Antwort auf diese Frage recht einfach. Per Definition ist Kreativität die Verknüpfung von bisher Bekanntem in neuen Zusammenhängen. Das ist alles. Und das ist genau das, was wir machen und was wir können. In großen Systemzusammenhängen zu arbeiten ist für uns Routine: der Masterplan, der übergeordnete Plan, der über allen Einzelprojekten schwebt. Von der Idee für ein Produkt bis zur tatsächlichen Auslieferung ist in der Autoindustrie ein riesiges Funktionsgefüge aktiv. Mit unseren Projekten bedienen wir immer nur Teilbereiche daraus, ob es sich um die Elektronik handelt oder um Getriebe, Emissionsoder Kältetests und Festigkeitsprüfungen. Die Herausforderung bestand hier in neuen prozessgebundenen Verknüpfungen in einem möglichst flexiblen Gebäude. Vor allem war unsere Erfahrung in der Planungsmethodik gefragt. Wir greifen nicht sofort auf eine besonders praktische Art und Weise zurück, etwas industriell zu produzieren. Wir ver-

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suchen, den menschlichen Softwareprozess, den Wissenskomplex der Beteiligten, zu verstehen und danach mit unseren Mitteln, Konzepten und Entwürfen zu beschleunigen. Wir haben uns aber nicht etwa als die Experten für die Architektur des Wissens vorgestellt, wir sehen uns eher als Entwickler. Sie sehen die Entwurfsbasis des Architekten eher im Austausch mit den Verantwortlichen auf Seiten des Bauherren als in der abgehobenen Position des Experten? M.P.: Das ist der Unterschied, wir sind so offen, zuzuhören und gemeinsam zu entwickeln. Wir kommen nicht mit fertigen Lösungen. Das ist ein zentraler Punkt, den wir in langjährigen Erfahrungen mit unseren Bauherren erprobt haben. Audi hat sich innerhalb von zehn Jahren an die Spitze der Automobilindustrie gesetzt. Dass die Reorganisation der Entwicklung elektronischer Bauteile im Elektronik-Center zeitlich damit zusammenfällt, ist wohl kein Zufall? T.J.: Um dieses Projekt zu verstehen, muss man wissen, dass sich die Gewichtung der Bauteile eines Autos stark verändert hat. Früher bestand ein Auto überwiegend aus Stahl und nur zu einem Bruchteil aus elektronischen Bauteilen, heute haben diese einen wesentlich höheren Stellenwert im Auto und an der grundlegenden Funktionssicherheit des Produktes. Diesem zunehmenden Veränderungsdruck im Automobilbau fehlte bei Audi die bauliche Entsprechung. Vor dem Bau des Elektronik-Centers gab es verschiedene versprengte Gruppen, die an Teilbereichen der elektronischen Entwicklung gearbeitet haben. Das neue Szenario war: Versprengte erste Einheiten sind auf sich allein gestellt unterwegs und wollen sich ihrer aktuellen Bedeutung entsprechend ein Parlament bauen. Die entscheidende Frage war dann: Wie stellen wir uns nicht nur auf den aktuellen Bedarf ein, sondern auch auf die zukünftige Weiterentwicklung?

Städtebauliche Studie Audi TE-Entwicklung

wollt. Audi hielt sie zunächst für einen flächenzehrenden Verkehrsweg, ein notwendiges Übel. Tatsächlich erklärt sich ihre jetzige Größe aus dem Einsparungsdruck im Bereich der Fassade, verbunden mit unserer Sehnsucht, dem Gebäude eine Seele zu geben. Durch Verringerung der Außenfassadenflächen entstand ein größerer Innenraum. So wurde die Magistrale zu einem zentralen Raum, in dem heute auch Veranstaltungen, Präsentationen und Ausstellungen stattfinden und der nicht mehr wegzudenken ist. Kosten und Gestaltung haben sich ergänzt und zu einem tollen Ergebnis geführt. Um diese Aufgabe zu bewältigen, waren die Bindungen des Grundstücks sehr eng. Gab es keine Chance, diese Basis im Hinblick auf die Forderung nach Erweiterbarkeit auszudehnen? M.P.: Es war ganz klar, dass die Elektronik-Entwicklung von fünf Mitarbeitern auf 50 wachsen würde, dann auf 200, 400 und so weiter. Das Objekt war auf 700 bis 800 Personen ausgelegt. Als der Bau in Betrieb ging, waren es 850 Mitarbeiter, heute arbeiten dort fast 1000. Unsere architektonische Antwort: Alles unter einem Dach und Wachstum nach innen, innerhalb eines fixierten Umrisses. Wir mussten also keine Fassade mehr bauen, sondern wir konnten in die als Puffer konzipierten Lufträume weitere Arbeitsplattformen einbauen. Dieses Wachstum nach innen war eine wichtige Komponente, um den Wettbewerb im Jahr 2000 zu gewinnen. T.J.: Die Spielregel in diesen bestehenden produktionsgebundenen Strukturen lautet: Abreißen ist auf jeden Fall verboten. Denn das existierende Investitionsgut wird ja nicht obsolet. Wir müssen Konzepte finden, die einen Wandel ohne Abriss erlauben und möglichst viele Flächen generieren. Darum haben wir uns beim Elektronik-Center die bestehenden zwei Topografien zunutze gemacht. Das Geländeniveau der Technischen Entwicklung, also ein Bergniveau und ein Talniveau. Die Technische Entwicklung liegt auf einem strategischen Hügel, sechs Meter höher, eine Art Festung. Sie können vom Werk aus in das Gebäude fahren und von der Technischen Entwicklung oben ebenfalls. So sind zwei Erdgeschosse mit offenen Strukturen entstanden.

M.P.: Geschwindigkeit spielt in der Autoindustrie eine große Rolle, innerhalb der Entwicklungsarbeit viel mehr als auf der Teststrecke. Dazu gehörte das rein Physische: Die Beteiligten, die in den versprengten Gruppen saßen, sollten in einem Haus zusammengebracht werden. Das Haus sollte das Werkzeug sein, um Entwicklungsarbeit zu leisten. Es musste aber auch Identität stiften, damit sich die Mitarbeiter als Team verstehen und Solidarität entwickeln. Das hat uns dazu geführt, dieses Haus in sehr markanten Formen zu entwerfen. Nicht zuletzt spielte die Symbolik des alles übergreifenden Daches eine Rolle – in der Wirkung nach innen, aber auch als Signal nach außen. Die Ableitung aus den städtebaulichen Strukturen haben wir sehr präzise analysiert. Es ist ein städtischer Organismus, seine innere Magistrale schafft wie die Hauptstraße einer Stadt oder deren Marktplatz Ordnung, Systematik und Identifikation und ermöglicht direkte Kommunikation und Interaktion. T.J.: Diese Magistrale ist ein sehr interessantes Beispiel aus der Zusammenarbeit mit den Beteiligten von Audi. Zunächst war sie in ihrer heutigen Ausprägung nicht gefordert, auch nicht unbedingt ge-

Audi T23 Getriebe- und Emissionszentrum 2. BA

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Wie konnten Sie die eingeschnittenen grünen Höfe durchsetzen? T.J.: Die sind eigentlich nur dem Brandschutz geschuldet. Ein Treppenhaus kostet viel Platz, deshalb haben wir gesagt, die Beschäftigten sollen nach draußen fliehen. Und wenn sie schon mal draußen sind, schaffen wir eben einen grünen Bezugspunkt – auch damit diejenigen, die drinnen arbeiten müssen, sich eine optische Erholung gönnen können. Wir haben so Qualitäten am Arbeitsplatz implantiert, für die wir vorher, etwa mit den Teambüros der DB Cargo oder mit dem Energiekonzept bei Debitel, einen Standard gesetzt hatten. Das sind Entwicklungen, von denen später findige Bauherren, gerade auch Eigennutzer, profitieren. Diese haben schon von Anfang an eine bestimmte Überzeugung, mit der sich natürlich sehr gut arbeiten lässt. Ob sie uns immer gefällt oder nicht, ist zunächst zweitrangig. Ein Investor als Bauherr muss hingegen ganz anders bedient werden. Da ist ein Design notwendig, ebenso ist eine Art Story für das Gebäude vorteilhaft, um es zu positionieren und zu vermarkten. Die spezifische Hülle soll Attraktivität verleihen. Das ist für einen Eigennutzer, der industriell geprägt ist und letztendlich budgetorientiert denkt, viel weniger wichtig. Hier ist das Gebäude als Werkzeug gefragt. Das ist der gravierende Unterschied: Architektur ist letztendlich nur die Ausprägung dessen, was das Werkzeug so nützlich macht. Prägnanz muss ja nicht exaltiert sein. Die Vermarktung von Architektur ist oft ein Personenkult. Wenn es niemanden gibt, den man auf Fotos zeigen kann und der bei wichtigen Anlässen zu sehen ist, dann wird es schwierig, gute Architektur in die Medien zu bringen. Wie gehen Sie damit um? M.P.: Stimmt, diesen Personenkult können wir bei RKW nicht bedienen. Nichtsdestoweniger bleiben unsere Bauherren von den Personen überzeugt, mit denen sie gearbeitet haben. In den Medien stehen auf diese Weise mehr die Projekte als die Personen im Vordergrund. Erfreulicherweise haben wir es bei RKW eindeutig mit Wiederholungstätern als Auftraggeber zu tun – und zwar in Serie. Der Grund dafür liegt in unserer Methodik, unserer Art, gemeinsam mit den Bauherren einen Erfolg zu erreichen. T.J.: Wenn mich jemand auffordert: Herr Jansen, jetzt sagen Sie schon Ihren Akquisitionsspruch, dann antworte ich: Mit uns macht es einfach mehr Spaß. Und wenn es zum Auftrag kommt, bleibt langfristig vor allem die konstruktive Atmosphäre einer wirklich guten Zusammenarbeit im Gedächtnis.

Prinzipskizze Simultaneous Engineering

Entwurfsskizzen Audi SE-Forum und Rechenzentrum, Ingolstadt

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Forschung

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Forschung

Audi Elektronik-Center, Ingolstadt

Bauherr AUDI AG   BGF 42.160 m²   Planungszeit Okt. 2000 – Juli 2001 Bauzeit Aug. 2002 – Nov. 2003

Innovationen im Automobilbau von morgen werden

Die Architekten bauten einen komplexen urbanen

noch stärker von der Elektronik geprägt sein

Organismus mit einem kommunikativen Raum, der

als heute. Mit der Omnipräsenz des Entwickelns

alle horizontalen und vertikalen Erschließungs­

in diesem neuen Innovations- und Testzentrum

systeme vernetzt und daher ähnlich funktioniert

will Audi seine Elektronik-Kompetenz weiter

wie der Marktplatz einer Stadt, wobei hier aber

ausbauen und intern eine bereichsübergreifende

auch auf die dritte Dimension der Höhe zurückge-

Zusammenarbeit fördern.

griffen wird. Alle Präsentations- und Besprechungsräume sind an eine mehrgeschossige Halle

Entwicklung und Erprobung neuer Ideen und

im Zentrum angebunden. Die modulare und

Prototypen basieren in hohem Maß auf direkter

extrem flexible Grundstruktur des Gebäudes er-

Kommunikation. Das Gespräch ist Schlüssel

möglicht es, Projektteams an nahezu jeder

zu Innovation und Kreativität. Diese Erkenntnis

Stelle des Gebäudes zu bilden, ohne dafür bau­

führte die Architekten zu einem Gebäudeentwurf

liche Veränderungen vornehmen zu müssen.

mit markanten Formen und der Symbolik eines

Für solche Teams sieht der Entwurf Orientierung

alles übergreifenden Daches. Der sieben­stöckige,

und identitätsstiftende Orte mit hoher Aufent­

im Inneren terrassenförmige Wissenskollektor

haltsqualität vor. Sie sind mit Bezug zum Außen-

verknüpft räumlich die Autowelt mit der Bürowelt.

raum natürlich be- und entlüftet, attraktiv be-

Unter dem gemeinsamen Dach arbeiten Denker

grünt und akzentuiert belichtet. Architektur wirkt

und Werker Tür an Tür mit Blick von Fenster

hier als richtungsweisende Hardware, die in

zu Fenster an einer mit Brücken überspannten

der Verknüpfung mit der Software Wissen zur

Magistrale, auf der die Arbeitsergebnisse in Form

Übersetzung der Idee in ein Produkt führt.

von Prototypen immer wieder zu sehen sind. In den Baukörper tief eingeschnittene Lichthöfe, Terrassen und Büros schaffen einen kommunika­ tiven Wissensraum, einen Ameisenhügel des Wissens, der wie ein schönes Werkzeug unwillkürlich zu neuen Ideen anregt.

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Forschung

Audi SE-Forum und Rechenzentrum, Ingolstadt

Bauherr AUDI AG   BGF oberirdisch ca. 13.000 m², unterirdisch ca. 11.000 m² Planung Jan. 2008 – April. 2010   Bauzeit Aug. 2010 – Juli 2012

Das SE-Forum (»simultaneous engineering«) bildet

um Bewegung und Kommunikation weiter zu

den Mittelpunkt des Produktprozesses bei Audi.

beschleunigen, stieß jedoch an wirtschaftliche

Entwicklungsgeschwindigkeit und -effizienz sollen

Grenzen.

auf diesem Weg gesteigert werden. Benötigt wird ein bauliches Instrument, das die Interakti­vität,

Auf dem Walk werden Energie, Flexibilität, Syste-

Verknüpfung und Kommunikation der einzelnen

matik und Atmosphäre einer Ideenschmiede

Wissens-Arbeiter untereinander fördern und

unmittelbar spürbar. Sie prägen den Gesamtein-

gleichzeitig höchst flexibel sein soll. Als Antwort

druck eines lebendigen Campus. Mit der Er­

auf diese Aufgabenstellung entwickelte RKW eine

richtung des ersten von drei geplanten Bauab-

von den Fahrwegen abgehobene Innovations-

schnitten bestand die Chance, über ihn einen

Achse, den sogenannten »Walk«, der die Schwer-

großen Teil der Entwicklungsschwerpunkte an das

punkte der Technischen Entwicklung (TE) mit-­

SE-Forum anzubinden. Audi, dem attraktivsten

einander verknüpft: der Masterplan der Kommuni-

Arbeitgeber in diesem Bereich, steht ein neues

kation. Die einladende Geste der offenen Ein-

bauliches Werkzeug für die Technische Entwick-

gangshalle mit ihrer großzügigen Treppenan­lage

lung zur Verfügung. Daneben werden folgende

symbolisiert den Stellenwert dieser Innovations-

Einrichtungen geschaffen: ein SB-Markt, eine

Offensive innerhalb des Audi Masterplans der

Anlaufstelle für den Betriebsrat und das Personal-

Technischen Entwicklung.

wesen, ein Auditorium, eine Hot Spot Area für W-Lan, zentrale Meetingzonen, Konferenzräume,

Der Walk schafft Orientierung, verbindet kreative

ein Coffee Point sowie eine über 24 Stunden ver-

Menschen, verkürzt Wege und bündelt – wie in

fügbare Automaten-Lounge, da­rüber hinaus auch

einem Flughafenterminal – die Gates zu den

Ausstellungsflächen der Audi Entwicklungswelt.

einzelnen Entwicklungsbereichen: Design, Karosserie, Fahrwerk, Aggregate, Elektronik und Werkstätten. Um sich auszutauschen, treffen sich die Mitarbeiter aus sämtlichen Etagen auf dieser Achse, die sich durch Alt- wie Neubau zieht. Die Überlegung, diese als Laufband auszubilden,

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Forschung

Audi Getriebe- und Emissionszentrum, Ingolstadt

Bauherr AUDI AG   BGF 21.400 m²   Planungszeit Nov. 2005 – April 2007 Bauzeit Feb. 2006 – Okt. 2007

Rasende Prüfstände und konzentrierte Stille

inspirierendes Umfeld für klare Gedanken und

müssen kein Widerspruch sein. Das Konzept eines

kreatives Arbeiten.

Denklabors ließ sich auch im neuen viergeschos­ sigen Getriebe- und Emissions-Zentrum von Audi

Teambezogene interne Besprechungsräume sowie

verwirklichen. Nach nur 24 Monaten Planungs-

ein zentraler Besprechungspool unterstützen

und Bauzeit errichtete RKW für die Technische

Konzentration und Kommunikation. Die kommuni-

Entwicklung der AUDI AG auf dem innenstadtähn­

kativen Zonen grenzen unmittelbar an die

lichen Baugrundstück ein komplexes Prüfstands-

Haupterschließung und verknüpfen die Home­

gebäude. Über mehrere Bauabschnitte hinweg

bases. Die Abteilungsleiter erhielten eigene,

wurden die Arbeitsprozesse der unterschiedlichen

abgeschlossene Büros direkt an der Haupter-

Nutzer detailliert im Voraus bedacht.

schließung, um kurze Wege zu den Mitarbeiterund Teambüros zu gewährleisten.

Mit der europaweit größten Höhenkammer (Druckpegel bis 4.200 m ü. NN), ausgelegt für Quattro­

Eine Konferenzzone mit Weitblick in die Land-

betrieb auf vier Rollen, und einer speziellen Abgas-

schaft des fränkischen Juras bildet in der

Klimarolle wurde die Entwicklungskompetenz

vierten Ebene, der Besprechungsebene, den

des Aggregate-Emissionsbereichs erweitert. Werk-

transparenten Abschluss des Gebäudes.

stätten und modernste Getriebeprüfstände sind vertikal miteinander verknüpft. Dank der modularen Anordnung der Prüfstände kann die Kapazität problemlos erweitert werden. In den oberen beiden Bürogeschossen finden die 420 Entwicklungs­ ingenieure attraktive Arbeitsplätze im Bereich der sogenannten »Homebases«. Viel Glas, bepflanzte Innenhöfe und Terrassen sorgen für natürliche Belichtung, Belüftung und eine angenehme Atmosphäre. Als Segel ausgebildete Decken-Elemente kühlen die Arbeitsplätze effizient. So entstand ein

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Kommunikatives Wissen

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Klaus Dieter Weiss

Als der Komponist Maurice Ravel vor etwa 100 Jahren die Eisenhütten im Duisburger Norden be-

Strukturiertheit der beteiligten Personen. Zum anderen schafft Architektur auf diesem Weg Anlässe

staunte, beschrieb er Schlösser aus flüssigem Metall, glühende Kathedralen, eine wunderbare Sym-

zur Kommunikation, um Wissen innerhalb einer »lernenden Organisation« gemeinsam aufzubauen.

phonie aus Pfiffen und furchtbaren Hammerschlägen. Der Blick hinter die Kulissen der Epochenmarken »Kathedrale der Arbeit« und »Corporate Identity« fällt schwerer, als sich für die Glanzlichter der

Die entscheidende Voraussetzung für den als »Wissensmetabolismus« bezeichneten Prozess des

Baugeschichte zu begeistern. Merkwürdig dennoch, dass sich der Begriff Industriekultur nur auf die

Weiterentwickelns von Wissen ist dabei, dass die kognitiven Strukturen des Individuums nicht in

Vergangenheit bezieht und nicht dazu dient, die Zukunft neu zu erschließen. Als Synonym für den in

seiner genetischen Anlage vorprogrammiert sind, sondern sich in der Auseinandersetzung mit der

Deutschland ungewohnten Begriff »Industriearchäologie« steht »Industriekultur« für die Beschäftigung

Umgebung erst allmählich entwickeln. Das explorative Verhalten des Menschen und seine Fähigkeit

mit der Kulturgeschichte des industriellen Zeitalters. In Lowell/Massachusetts ist gleich die ganze

zur Problemlösung sind nicht angeboren, sondern werden erlernt. Der Austausch im Cyberspace

ehemalige Textilstadt von 70.000 Einwohnern zum Nationalpark erklärt worden.

führt zwar auch zu neuen Formen digitaler Kreativität und kollektiver Intelligenz. Aber dennoch bleibt die zukünftige Wissensgesellschaft auf analoge kreative Felder angewiesen. Das Zulassen von Ei-

»Geschichte ist Quatsch«, erklärte dagegen der Autobauer Henry Ford gerne, baute in der Sowjetuni-

gensinn ist dabei die Bedingung für das Entstehen von Gemeinsinn und Fortschritt. Das Prinzip der

on eine ganze Autostadt und vermittelte mit Pathos ein Freiheitsgefühl, wie es seit der Französischen

Generierung von Wissen entspricht dem Prinzip seiner Vermittlung: ein lehrreiches, interdisziplinäres,

Revolution nicht mehr zu haben war. Mit seinem überaus modernen Konzept der Dienstleistung, des

3 Barbara Maria Stafford: Kunstvolle Wissenschaft. Aufklärung,

unterhaltsames Schauspiel mit einem beredten Meinungsaustausch.3 Das Gebäude ist in diesem Fall

Reklame, Reparatur, Finanzierung und Freundlichkeit umfassenden »Service«, war er seiner Zeit weit

Unterhaltung und der Niedergang der visuellen Bildung (MIT

kein Haus des Wissens, sondern eine Stadt des Wissens. Die dazu notwendige Urbanität in Gestalt

voraus – mit Hilfe seines Architekten Albert Kahn (1869–1942) sogar architektonisch. Ein ähnlicher

1994), Amsterdam/Dresden 1998.

von Häusern, Blöcken, Höfen, Brücken, Magistralen und Straßen liegt auf dem eigenen Grundstück.

Entwicklungssprung ist für die Industrie nach Aufgabe ihrer historischen Zitadellen mit der Integ-

Jeder Punkt dieses vielgestaltigen Geflechts ist mit jedem anderen verbunden, antihierarchisch und

ration in eine dynamische, experimentierfreudige, entmusealisierte europäische Stadt zu erwarten.

dezentral. Das wesentliche Prinzip dieser Architektur ist nicht die Strukturform als Kopie, sondern

Unternehmen bedienen sich der Stadtmetapher, um Kunden-Gemeinschaften zu binden oder um

die Straßenkarte, nicht die Reproduktion, sondern die Fälschung. Ein Rhizom kann an jeder Stelle

mit der »Wiederbelebung der Polis«, dem »Erscheinungsbild der Stadt als Modell, Wandbemalung,

weiterwachsen, es negiert die Reduktion auf einfache Bausteine und beschränkt sich nicht auf einen

Miniatur oder Computeranimation« Innovationsprozesse zu steuern – mit Hilfe von Kulissen in einem

einzigen Zugang. Eine solche Wissensbasis wird schließlich sogar unabhängig von einer industriellen

Großraumbüro oder einer alten Fabrikhalle. Die Qualitäten der Stadt werden dabei als synthetische

Thematik, der Wissenstransfer funktioniert für eine Bank oder eine Universität unter denselben räum-

Oberfläche genutzt, die Emotionen und Innovationen auslöst. Die von Helmut Volkmann 1997 miniatu-

lichen Bedingungen wie für die Industrie.

risierte »Stadt der Zukunft« namens Xenia, ein »Atelier für Innovatoren« in München-Neuperlach, wäre in realer Urbanität jedoch besser aufgehoben. Doch diese konkrete, moderne Idee von Industriekultur

Prägten im Zuge der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts riesige Fabrikanlagen das Bild, die un-

und Wissensgenerierung blüht auch heute nur im Verborgenen.

ter ihrem Dach den mechanischen Kraftantrieb und die Massenfertigung vereinigten, so verwandelt sich das Wirtschaftssystem jetzt von der großen Fabrik in ein großes Theater. Aus produzierenden

Wie vor 200 Jahren im Pariser Palais Royal sollten die drängenden Fragen der Zeit in der Stadt, im

Unternehmen werden lernende Unternehmen. Innovative Industriebetriebe erwarten vom Architekten

Austausch von Technik und Kultur, von Werk-Stadt und Wissens-Stadt, erörtert und erforscht werden.

kommunikative und kulturelle Organisationsstrukturen vor konstruktiver Raffinesse, ganzheitliche Stra-

Insofern zielte die Argumentation von Helmut Volkmann vor 20 Jahren auf eine urbane Entwicklungs-

tegien vor gestalterischen Details. Die klassische Einheit von Ort-Zeit-Handlung und Form-Funktion-

chance: »Nichts bewirkt mehr als menschliche Begegnung. Der Besucher und Benutzer findet Wis-

Konstruktion löst sich auf. Nach den zuletzt eindeutig formalen Positionen Postmoderne, Hightech,

sen, das er ursprünglich gar nicht gesucht hat, aber im Kontext seiner Überlegungen gut gebrauchen

Dekonstruktivismus und Biomorphismus äußert sich der Wandel zur Kommunikations- und Wissens-

kann. Die Stadt bietet auch als fremde Stadt schnell Orientierung; sie weckt Erinnerungen, regt an,

architektur nicht architektonisch. Ohnehin wird es immer schwieriger, »Industriebau« zu definieren.

1  Helmut Volkmann: Wandel der Innovationskultur mit der

Neues zu entdecken und die Begegnung mit anderen zu suchen.«1 Architektur und Stadt werden da-

Selbst der Konferenz-Pavillon Tadao Andos auf dem Vitra-Gelände wird nach klassischer Definition

»Stadt des Wissens als Stätte der Begegnung«, in: Gabler-Maga-

mit zu Elementen der Wissenskultur. Unter Wissenskultur werden diejenigen Praktiken, Mechanismen

als Ort der Produktivkraft »Innovation« zum Industriebau.

zin, Nr. 3, 1995, S. 25–29.

und Prinzipien verstanden, die in einem Wissensgebiet bestimmen, wie wir wissen, was wir wissen.

2  Karin Knorr Cetina: Wissenskulturen. Ein Vergleich naturwis-

Wissenskulturen generieren und validieren Wissen.2 Zwar wird immer noch in kleinräumigen Labor-

Macht es überhaupt noch Sinn, derart unscharfe und damit unbrauchbare Begriffe zu verwenden,

senschaftlicher Wissensformen, Frankfurt 2002.

und Bürokontexten an beschränkten, fragmentierten Fragekomplexen gearbeitet. Aber trotzdem kann

wenn der Wandel der Industrie und die Arbeitsteilung der Welt ganz andere Fragen stellen? Ist es

Architektur heute im besten Fall das höhere Prinzip von Offenheit, Komplexität und Vernetzung ver-

nicht zu oberflächlich, die Bauten der Industrie nach rein ästhetischen oder typologischen Kriterien

mitteln. In Positionierung und Interaktion der einzelnen Forscher, Denker und Werker dient auch die

abzuhandeln? Einen Vorstoß in diese Richtung unternahm der Kulturhistoriker Roland Günter schon

Architektur als Gehirnmetapher und Instrument der Problemlösung. Zum einen vermittelt die Archi-

1981. Im Katalog der Berliner Ausstellung »Die Nützlichen Künste« forderte er eine komplexe Ästhetik

tektur die Abhängigkeit zwischen Umweltkomplexität und kognitiver Komplexität, bezogen auf das für

an Stelle einer reduktiven: »Architektur- bzw. Kunstwissenschaft müssen lernen, die Prozesse dieser

die Problemlösung notwendige Ensemble aus Prozessen und Wissensstrukturen bzw. die kognitive

Welt in ihrer Komplexität zu verstehen, statt sie auf eine Perlenkette von Fassaden nach Art einer

206 | 207 206 | 207

Bilderschau zu reduzieren. In der Fabrik-Architektur tritt dann an die Stelle einer Gliederung und Epo-

Die Arbeitswelt einer wissensbasierten Organisation muss die Effizienz einer bürokratischen Ordnung

4 Roland Günter: Fabrik-Architektur, in: Tilmann Buddensieg,

cheneinteilung nach inhaltsleeren Stilbegriffen eine Einteilung, die der Wirtschaftsgeschichte folgt.«

4

ebenso ermöglichen wie Flexibilität, Fluktuation und kreatives Chaos einer Arbeitsgruppenstruktur.

Henning Rogge (Hrsg.): Die Nützlichen Künste, Berlin 1981,

Diese Durchdringung ist bis heute nur in Ausnahmefällen erfolgt, der begriffliche Apparat hätte sich

Die Schnittstelle zwischen beiden Ebenen ist die architektonisch brisante. Anders als bei einer ge-

längst geändert.

schossweit grenzenlosen Freigabe von Arbeitslandschaften zur Selbstbesiedlung bieten sich damit

S. 175.

Impulse für neue Raumstrukturen und -verknüpfungen, die Ordnung und Chaos, Bürokratie und Andererseits wird diese komplexe Planungsarbeit aber nur selten abgefragt, sie bleibt persönliches

Innovation im räumlichen, dreidimensionalen Wechselspiel einer Hypertextorganisation verknüpfen.

Engagement in Einzelfällen und von Einzelkämpfern, die ohne Einfluss auf die Randbedingungen

Zum einen darf der Büroraum in Bewegung nicht auf die Anstrengung der Form verzichten. Zum

ihrer Arbeit wiederum nur nach ästhetischen Maßstäben gemessen werden und Beachtung finden.

anderen lassen sich Dynamik, Komplexität und Kommunikation nicht auf separate Geschossflächen

Zu diesen in ihrer Grundlagenarbeit weitgehend unentdeckten Architekten des deutschen »Industrie-

begrenzen, und seien sie noch so groß und flexibel. Entscheidend ist die kommunikative Offenheit –

baus«, der Industrie- wie der Wissenskultur, gehört das Architektenteam von RKW, das seit mehr als

nicht Grenzenlosigkeit – des Gebäudes insgesamt und sogar darüber hinaus. Dieses urbanistische

zehn Jahren für Audi plant und baut. Es ist ein raffiniertes Weiterbauen in komplexen städtebaulichen

Prinzip der Überlagerung, die fortschreibbare dichte Verzahnung von Außen- und Innenraum in einem

Zusammenhängen nach einem schlüssigen Konzept mit immenser Bedeutung für das Entwicklungs-

für die moderne Nomadengesellschaft symbolischen Spiel von Treppen, Stegen und Gängen, zeigt

potenzial dieser hochkarätigen Autoindustrie in Ingolstadt – vom Masterplan bis zum Entwurf einer in

sich ebenso labyrinthisch wie systematisch in den von RKW geplanten Entwicklungszentren von

den Arbeitsablauf integrierten Kindertagesstätte. Gerade darum aber sind die Bauten auch ein Thema

Audi, aber ebenso in den räumlichen Vernetzungen der Landessparkasse zu Oldenburg. Eine Hyper-

nicht des Architekturtourismus, sondern der Geheimhaltung.

textorganisation besteht wie die Analogie aus der Computerwissenschaft aus mehreren Schichten: Projektteam, Geschäftssystem, Wissensbasis. Jede Schicht enthält einen anderen Kontext und lässt

Der grundsätzliche Denkfehler liegt in der Annahme: »Je leichter die Raumstrukturen zu verändern

das organisationale Wissen in einem anderen Licht erscheinen. Auf der oberen Schicht sind mehrere

5  Hans-Jörg Bullinger, Wilhelm Bauer u.a.: Zukunftsoffensive

sind, desto besser werden sie einen Ort für Kreativität und Innovation schaffen können.« Kommuni-

Projektteams mit der Schaffung von neuem Wissen über Prozesse und Produkte befasst. Auf der un-

Office 21. Büroarbeit in der dotcom-Gesellschaft gestalten, Köln

kation ist auch im Büro nicht durch das schlichte Einreißen von Wänden zu haben. Anspruchsvolle

teren Schicht der Wissensbasis wird das erzeugte Wissen neu klassifiziert, in Kontexte eingebunden

Raumqualität kann per definitionem nicht entstehen, indem jede räumliche Festlegung unterbleibt.

und verfügbar gehalten. Diese Schicht wird nicht durch eine institutionalisierte Einheit repräsentiert,

Oder haben die modernen Büronomaden mit der Aufgabe ihrer Sesshaftigkeit am eigenen Schreib-

sondern durch die Vision, die Kultur und die Technologie des Unternehmens.

2000, S. 88.

5

tisch jeden architektonischen Anspruch verwirkt? War die Arbeitswelt stets der Motor für die Entwicklung neuer Kommunikationstechniken, scheint mit Im Unterschied zum administrativen und routinemäßigen Umgang mit Information ist die Nachricht

dem Computer die ultimative Codierung und Formalisierung des Lebens erreicht. Inhalt und Rhyth-

mit Neuigkeitswert Grundlage und Voraussetzung der Wissensschaffung. Die Generierung von hand-

mus der Büroarbeit bestimmt weitgehend der Computer, nicht selten entspricht die Investitionssum-

lungsorientiertem Wissen, etwa zur Festlegung von Unternehmenszielen, ist anders als das Daten-

me für die Datenverarbeitung den Baukosten des Gebäudes. Umso mehr muss dem Mechanismus

regime der Bürokratie abhängig von sozialer Interaktion und Teamarbeit, von Erzählungen, Visionen

der Daten, der Daten-Architektur, mit Image und Atmosphäre der Arbeitswelt begegnet werden, um

und Metaphern. Wissen als Produkt und Produktionsfaktor ist dabei mehr als abgespeicherte Infor-

Schwellenängste ab- und Motivation aufzubauen. Die Frage nach der Qualität des Büros hat so nicht

mationsmasse. Wissen bedeutet vielmehr in relevanten Kontexten spezifizierte, produktiv angewandte

nur eine architektonische, sondern auch eine städtebauliche Dimension. Abstrakter Urbanismus wird

Information, nicht in Büchern und auch nicht in den Köpfen der individuellen Mitarbeiter, sondern

durch einen konkreten ersetzt, der die Komplexität einer neu aufgeladenen Stadt als Impulsgeber, als

kontextbezogen aufbereitet und umgesetzt in organisierte Kommunikationsprozesse. Dieses intellek-

produktive Größe der Interaktivität integriert.

tuelle oder soziale Kapital bedarf einer Basis emergenter Kommunikationsstrukturen und -netze, die sich nicht auf die Leistung einzelner zurückführen lassen, ohne aber – anders als in der klassischen industriellen Produktion – auch nur auf einen einzigen individuellen Netzknoten verzichten zu können. Diesem Anspruch müssen moderne Organisations- und Arbeitsformen gerecht werden. Wissen ist zum vierten Produktionsfaktor geworden. Die ökonomische Logik der Wissensproduktion stellt dabei die Regeln der traditionellen Produktionsfaktoren auf den Kopf. Während materielle Produkte im Gebrauch verschleißen und ihren Wert verlieren, wächst das intellektuelle und soziale Kapital bei Gebrauch und Anwendung. Während bei materieller Produktion jedes Stück immer wieder den gleichen Aufwand an Material und Arbeit abverlangt, sind einmal erarbeitete Wissensprodukte fast kostenlos reproduzierbar. Während bei materiellen Konsum- und Kapitalgütern der Nutzen mit jedem erworbenen Exemplar abnimmt, wächst der Wert jeder zusätzlichen Information mit der erreichten Kompetenz in einem Wissensgebiet.

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Sportstadien – Amphitheater des kulturellen Austauschs Klaus Dieter Weiss im Gespräch mit Wojtek Grabianowski und Lukas Hampl

»Für mich muss immer ein kultureller Bezugspunkt am Anfang stehen, ein Bezugspunkt, der mit dem Standort zu tun hat, eine Art stadtkulturelles Drehbuch des Entwurfs.«

Das Spektrum Ihrer Planungsaufgaben ist sehr umfassend. Wie sind die unterschiedlichen Aufgabenbereiche personell organisiert? Wojtek Grabianowski: Ich kenne kein Büro, das so dezentral, so wenig hierarchisch geführt wird. Andere Büros haben ihre Vaterfiguren oder eindeutige Führungspersönlichkeiten und sind auf eine sehr enge Spitze fokussiert. Bei RKW ist das nicht der Fall. Externe Kollegen können sich manchmal nicht vorstellen, wie das funktioniert. Genauso geht es jungen Architekten, die bei uns anfangen. Alle sind überrascht, wie dynamisch und flexibel die Abläufe tatsächlich sind. Wollte man die Arbeit bei RKW in zwei Kernbegriffe fassen, wären dies »engagierte Teamplayer« und »fließende Prozesse«. Sie haben keinen Mr. RKW, der die Außenwirkung und die Marktposition der Firma zu vertreten hat, auch international nicht? W.G.: Nein, und das ist ein sehr großer Vorteil. Wir haben auch deswegen eine so große Marktdurchdringung, weil wir an allen Ecken gleichzeitig unterwegs sind und die Arbeit auf unterschiedliche Schultern verteilen können. So können wir uns gut auf verschiedene Anforderungen einstellen, die innerhalb der Projekte entstehen oder die Bauherren an uns herantragen. Unsere sieben Gesellschafter, aber auch die Geschäftsführer und Projektleiter vertreten ihre Themenfelder durchaus erfolgreich. Es gibt nicht viele Anlässe, bei denen eine zentrale Figur als Repräsentant gebraucht wird. Insofern handelt es sich bei RKW gar nicht um ein einziges Büro. Unter dem gemeinsamen Dach finden sich vielmehr sehr viele leistungsstarke, relativ autarke Teams, deren Zusammensetzung und Größe sich beständig verändert und die sich immer wieder untereinander mischen. Wie kam es zu den internationalen Aktivitäten des Büros?

Entwurfsskizzen für das Olympia-Stadion in Sochi

W.G.: Als ich in den siebziger Jahren angefangen habe, waren bei RKW keine Ausländer beschäftigt. Ich war der erste im Büro, und ich habe Helmut Rhode davon überzeugt, dass bei RKW auch Ausländer arbeiten sollten. Am Anfang haben wir uns mit Zeichen verständigt, und irgendwann hat Helmut Rhode zu mir gesagt: »Wenn Sie besser Deutsch sprechen, dann haben Sie eine Chance auf eine Partnerschaft.« Heute haben wir über 70 ausländische Mitarbeiter aus 30 Nationen in unseren Teams. Lukas Hampl hat im Ausland gelebt und studiert. Das ist die Stärke von RKW. Dass wir Standorte in Warschau, Danzig, aber auch in Moskau eröffnet haben, war nur konsequent – und ergab sich durch meine polnische Herkunft fast von selbst. Lukas Hampl: Dieser multikulturelle Hintergrund, sei er familiär gegeben oder durch die Berufsausbildung bedingt, wird immer wichtiger. Bei einer Einstellung achten wir darauf, dass die Bewerber mehr mitbringen als reines Fachwissen, denn ein zu einseitiger Blick auf die Welt verringert unweigerlich die Motivation, offen und unvoreingenommen Ausschau zu halten, andere zu verstehen und unerwartete Ansätze zu akzeptieren.

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Ihr Einstieg in den Bau von Sportstadien war tatsächlich das Münchner Olympia-Stadion von 1972?

Ein Stadion ist für Sie also mehr als eine Maschinerie aus exakt definierten Sicherheitsvorkehrungen?

W.G.: Ja, das Thema hat schon bei Helmut Rhode angefangen, weil wir an dem Wettbewerb teilgenommen haben, den Günter Behnisch und Frei Otto so spektakulär gewonnen haben. Wir haben sehr schöne Perspektiven gemacht, die übrigens der Vater von Christoph Ingenhoven gezeichnet hat, der damals bei uns Architekt war. Leider haben wir keinen Preis gewonnen, unser Stadion war schlichtweg nicht so progressiv wie das von Behnisch. Es hat dann 40 Jahre gedauert, bis wir tatsächlich ein Stadion gebaut haben.

W.G.: Natürlich haben wir alles berücksichtigt, was beim zeitgemäßen Sportstättenbau zu berücksichtigen ist. Das Stadion muss nach den strengen Normen der UEFA funktionieren, das ist klar. Die haben wir studiert, Kosten und Technik perfekt aufeinander abgestimmt. So gesehen ist dieses Stadion tatsächlich eine perfekte, reibungslos arbeitende Maschinerie. Niemand riskiert bei so großen Aufgaben und bei so viel Einsatz, im ökonomischen oder technisch-konstruktiven Wettbewerb zu versagen. Aber gewonnen hat in diesem Wettbewerb definitiv unsere spektakuläre Verpackung.

Was war Ihr Leitmotiv für das Stadion in Danzig?

L.H.: Der Unterschied zwischen einem Hochhaus und einem Stadion liegt darin, dass beim Hochhaus die Fassade und das eigentliche Gebäude sehr eng verknüpft sind. Beim Stadion sind Funktion und Hülle dagegen weitgehend voneinander getrennt. Wie beim Auto ergibt sich das Erscheinungsbild nicht zwangsläufig aus dem Fahrgestell und dem Motor. Wir haben versucht, über die Notwendigkeit der Einhüllung dem Ganzen ein Gesicht zu geben. Es offenbart die Funktion, das Zusammenkommen der Menschen und Nationen, die Begeisterung für den Sport – und es setzt natürlich ein weithin sichtbares Zeichen. Dieser Aspekt ist insbesondere in Danzig sehr wichtig, weil die Stadt sich nicht nur mit dem Gebäude, sondern auch mit dem Ereignis der Europameisterschaft im Gedächtnis der beteiligten Nationen verankern möchte.

W.G.: Jeder von uns hat ein anderes System, eine spezifische Entwurfsidee aus der Aufgabe herauszukristallisieren. Für mich muss immer ein kultureller Bezugspunkt am Anfang stehen, ein Bezugspunkt, der mit dem Standort zu tun hat, eine Art stadtkulturelles Drehbuch des Entwurfs. Das war auch bei der PGE Arena so. L.H.: Wir wussten, dass in Polen ein anderes Geschichtsbewusstsein als bei uns herrscht, es ist viel lebendiger. Darum haben wir uns für die PGE Arena vorgenommen, nicht nur einen Bezugspunkt zu schaffen, also nicht nur den Bernstein, der mit Tradition und Identität dort zu tun hat, sondern auch die Schiffswerften einzubeziehen, die direkt gegenüber am Hafen liegen. Schließlich hatte dort die Arbeiterbewegung Solidarność ihren Ursprung, eine extrem wichtige Bewegung der jüngeren polnischen Geschichte. Die Konstruktion des Stadions folgt darum dem Motiv der Schiffsspanten mit ihrer Beplankung. Der Masterplan zeigt dagegen Steine am Ostseestrand. Einer von ihnen ist dann der Bernstein in Gestalt des Stadions. Das sind sehr eindeutige Bezugspunkte, die nicht wie Wind und Wolken überall herzustellen sind.

Fassadenstudie der PGE Arena, Danzig

Was war die zentrale Idee für das Stadion in Warschau? W.G.: In Warschau gibt es einen großen Park, ähnlich dem Hyde Park in London. An seinem Rand stehen große Gebäude, darunter auch die Gesellschaftsräume des Königs. Die sind in den Park orientiert, an dessen Grenze das Stadion entsteht. Die Idee war darum, einen Diamanten zu bauen. Wenn es da schon architektonische Juwelen gibt, dann muss das Stadion ein Diamant werden. L.H.: Das Olympia-Stadion für die Winterolympiade 2014 in Sochi zeigt dagegen die zahlreichen Facetten des Gastgeberlandes in einer Art und Weise, die auch mit dem Wintersport zu tun hat: Eiskristalle, Schneeflocken, winterliches Glitzern. Die Elemente sind aber auch so steuerbar, dass sie zur Medienfassade werden und Bilder übermitteln – eine riesige Medienskulptur. Wie wird in Sochi das Problem der Nachnutzung gelöst? L.H.: Der besondere offene Zuschnitt des Stadions beruht darauf, dass dort das olympische Feuer entzündet wird. Es ist das Stadion für die Eröffnungsveranstaltung und für die Abschlussfeier. Hinterher soll es dann als Trainingsstadion für die russische Nationalmannschaft dienen. Für zwei Tage wird also so ein Stadion gebaut, damit muss man erst einmal zurechtkommen. Es ist also notwendig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass auch an die spätere Nutzung gedacht wird, damit hinterher

PGE Arena, Danzig

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nicht ein weißer Elefant zurückgelassen wird. Wie realistisch die Pläne in diesem Fall wirklich sind, wird sich erst im Nachgang zeigen. Es gibt unterschiedliche Konzepte, vom Konferenzzentrum über Business-Clubs bis zu Büros. Wir hatten konkret eine Reduktion der Tribünen und die Nutzung des frei werdenden Raumes als Hotel und Konferenzzentrum vorgesehen. Interessant sind aber auch die kleinen Stadien in Polen, die auf die große Geste verzichten und allein von einer elementaren Konstruktion leben.

hülle dran und schreiben ganz groß unseren Vereinsnamen drauf. Wenn man aber etwas gestalterisch Besonderes macht, werden nicht nur die beteiligten Planer und Firmen euphorisch, sondern auch die Bürger und die Presse. Ein Fußballstadion für große europäische Spiele wird nicht jeden Tag gebaut. Dabei muss aber auch gesehen werden, dass das Münchner Stadion 360 Millionen Euro gekostet hat und in Danzig lediglich 120 Millionen zur Verfügung stehen, ganz abgesehen von den unterschiedlichen ökonomischen Rahmenbedingungen.

W.G.: In Polen gibt es wie in Deutschland zahlreiche Städte in einer Größe zwischen 50.000 und 100.000 Einwohnern, die meist noch über kein Stadion verfügen. Für die Stahlstadt Stalowa Wola haben wir darum eine kleine Anlage für maximal 15.000 Zuschauer entworfen. Die Edelstahlhaut, die wir uns dafür mit Blick auf die dort ansässige Industrie ausgedacht hatten, war aber leider zu kostspielig. L.H.: Eine Besonderheit in der Bearbeitung von größeren Sportstadien – vielleicht auch von kleineren – ist die Begeisterung aller Beteiligten für das Thema. Diese Euphorie reicht viel weiter als bei einem Museum, das natürlich als die intellektuellere Aufgabe gelten darf. Bei Stadien geht die Begeisterung durch alle Schichten. Sie nimmt den Taxifahrer ebenso gefangen wie den Oberbürgermeister oder den Universitätsprofessor. Erleichtert das die Planungsarbeit? Oder sind Bauaufgaben im Ausland immer noch ein schwieriges Feld? L.H.: Es ist nicht einfach, von Deutschland aus zu planen, und in Polen wird es dann umgesetzt und ausgeführt. Um mit den Währungs- und Honorarunterschieden auszukommen, muss man erfinderisch sein. Aber bei Fachplanern ist auch immer wieder eine große Motivation anzutreffen, was bei anderen Gebäudetypen nicht immer zutrifft. Es ist eben ein Unterschied, ob das ein schönes Stadion ist oder nur eine funktionale Maschine. Denn viele Clubs, viele Menschen, die sich mit dem Thema Stadion auch professionell auseinandersetzen, sagen natürlich: Architektur stört nur. Wir brauchen eigentlich nur den Kessel, die richtigen Räume, also nur die Maschine. Und da machen wir eine Blech-

Olympia-Stadion, Sochi

Olympia-Stadion, Sochi

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Sport

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Sport

Königpalast, Krefeld

Bauherr Krefelder Bau GmbH   BGF 24.130 m²   Planungszeit März 2003 – Feb. 2004   Bauzeit Aug. 2003 – Dez. 2004

Mit der Eisarena Königpalast ist eine Multifunktions­

Schnelligkeit und Beweglichkeit, die schwung­

arena entstanden, deren fließende Fassaden

vollen Spuren im Eis und das Medium Eis selbst.

aus blaugrünem Profilglas bereits von außen den

Der bewegte Baukörper fügt sich in den Besu-

Veranstaltungsschwerpunkt Eishockey signali­

cherstrom und folgt gleichzeitig den differenzierten

sieren. Der transluzente Charakter der in horizon-

funktionalen Ansprüchen im Inneren: Wettkampf-

talen Bändern arrangierten Glaselemente sorgt

arena, Aufenthaltsbereiche, Restaurant, Umkleiden,

in Verbindung mit integrierten Lichteffekten

Technikräume. Das vorgezogene erste horizon­

während der Veranstaltungen und bei Tag- und

tale Band wird im Eingangsbereich zum Vordach.

Nachtstimmung für wechselnde Erscheinungs­

Grafikmotive und Beleuchtungseffekte, die in

bilder und Einblickmöglichkeiten.

unterschiedlich transparente Schichten der Fassade integriert sind, vermitteln auf subtile Weise die

Die Krefelder bezeichnen sich selbst als eishockey­

Stimmung und Atmosphäre im Inneren. Tagsüber

verrückt. Die vor 70 Jahren gegründeten Krefeld

passt sich die Fassade wie ein Chamäleon

Pinguine gelten nach den Vereinen der Hochburgen

den Tageszeiten und jahreszeitlichen Lichtver­

Köln und Mannheim als drittbeste Mannschaft

hältnissen an und zeigt sich dem Passanten

seit Bestehen der Deutschen Eishockeyliga. Lange

auch unab­hängig von Veranstaltungen in wech-

Zeit fehlte in Krefeld ein angemessenes Stadion

selnden Anmutungen.

oder besser eine spezifische »Kampfarena«. Der Beschluss der Stadt, gegenüber der Rheinlandhalle eine multifunktionale Veranstaltungshalle für 8.000 Zuschauer mit dem Schwerpunkt Eishockey zu errichten, bot die Chance, die an diesem Standort sehr diffuse Stadtstruktur und den im westlichen Anschluss anonymen Baubestand aufzuwerten. Die fließenden Formen der Gebäudehülle ver­ körpern die Dynamik des Eishockeysports, seine

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Sport

ISS Dome, Düsseldorf

Bauherr IDR Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz AG   BGF 34.500 m² Planungszeit Sept. 2004 – Nov. 2005   Bauzeit März 2005 – Sept. 2006 Wettbewerb 1. Preis

Wie ein großer glänzender Kieselstein liegt die

die Spiel- und Aktionsfläche in der Mitte des

Arena in der ebenen Landschaft des Düsseldorfer

Kessels.

Nordens. Die Multifunktionshalle aus PorenbetonElementen und Aluminium-Dach, die 13.400

Die Halle ist jedoch nicht nur als Eis- und Sport­

Zuschauern Platz bietet, vermittelt dem Besucher

arena, sondern auch als Austragungsort für

schon von außen Stimmung und Atmosphäre

politische und gesellschaftliche Großveranstaltun-

großer Sportereignisse und Veranstaltungen.

gen konzipiert. Konzerte und Ausstellungen können hier ebenso stattfinden wie Firmen-Events.

Die Farbigkeit der 11.400 Sitzplätze in der Halle

In nur acht Stunden lässt sie sich zum Beispiel

wechselt von unten nach oben in drei Schritten von

vom Konzertsaal in eine Sportstätte verwandeln

einem hellen zu einem dunklen Rot. Zusätzlich

und ist damit eine der flexibelsten und innovativsten

stehen 38 Logen von etwa 40 Quadratmetern zur

Arenen in Deutschland. Nach dem klassischen

Verfügung, außerdem ein Business-Bereich

Grundsatz, dass die Form der Funktion folgen soll,

mit 624 Plätzen, der unabhängig von Sportveran-

entwickelt sich der asymmetrische Baukörper

staltungen genutzt werden kann. Presseräume,

aus der Anordnung der Tribünen, Sitzränge und

Mannschaftskabinen und Technik sind im Erdge-

Logen. Die prägnante Form prägt den Düssel­

schoss untergebracht. Bei Eishockeyspielen

dorfer Norden zeichenhaft.

können die Sitzplätze des Unterrangs für zusätz­ liche 4.000 Stehplätze demontiert werden. Dieser Bereich unmittelbar an der Spielfläche besteht zum Teil aus Teleskoptribünen, die zur Vergrößerung der zentralen Arena eingefahren werden können. Mit ihren Abmessungen von 106 × 144 Metern und einer Veranstaltungsfläche von 1.800 Quadratmetern entspricht die Veran­ staltungshalle den Anforderungen für internationale Sportwettkämpfe aller Art. Die wandelbare Lichtführung konzentriert die Aufmerksamkeit auf

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Sport

Olympia-Stadion, Sochi

Auftraggeber Olympstroi   BGF 50.500 m²   Wettbewerb 1. Preis

Aufwirbelnde Schneeflocken, flirrendes Sonnen-

seinen Platz. Die lückenlos videoüberwachte Arena

licht, Wasserteilchen einer sprühenden Gischt: Das

kann im Notfall in 15 Minuten geräumt werden.

glitzernde Paillettendach der Arena lockt die Zuschauer mit dem bevorstehenden Erlebnis im

Im Bodenaufbau des Stadions sind unter­

Olympia-Stadion. Die unterschiedlichen Licht­

schiedliche Hebebühnen und Oberflächen, von

stimmungen der Hülle gewährleisten seine Attrak-

Eis bis zu LED, integriert. Die modularen Elemente

tivität auch im Sommer, wenn der Badeort zum

erlauben es, den Innenraum flexibel zu bespielen,

begehrten Urlaubsziel wird.

und schaffen so auch die Voraussetzung für die Eröffnungszeremonie. Das Entzünden der olympi-

Die Pailletten bilden darüber hinaus Dächer für

schen Flamme in der Kesselöffnung soll der

Fahrräder, Kioske oder Versammlungspunkte und

Beginn einer unvergesslichen Inszenierung werden.

sind gleichzeitig Medienfassade: Monitore und riesige LED-Bildschirme, die das Geschehen aus

Nach den Spielen kann das Stadion zu einer

dem Innenraum nach außen oder in andere

Fußballarena gemäß den Anforderungen der UBV

Bildwelten transportieren. Da die statischen Lasten

und FIFA umgebaut werden, indem die Kopfseite

senkrecht abgeführt werden, ist das Gebäude

durch zusätzliche Ränge geschlossen wird. Die

erdbebensicher.

oberen Ränge können in diesem Fall zurückgebaut werden.

Der offene Stadionkessel ermöglicht es den Athleten, von allen Seiten oberhalb und unterhalb der Tribünen in die Arena einzuziehen. Er gewährt freien Blick auf die beeindruckende Bergkulisse des Kaukasus und stellt einen unvergleichlichen Bezug zum Ort her. Ein umlaufender Servicering innerhalb der Arena hält den Verkehr von Be­suchern, Sportlern und Servicepersonal kreuzungsfrei. Ob Rollstuhlfahrer, VIP-Gast, Fan oder Medienvertreter, jeder gelangt ungehindert an

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Sport

PGE Arena, Danzig

Bauherr Stadt Danzig   BGF 60.200 m²   Planungszeit Feb. 2008 – Dez. 2008 Bauzeit April 2009 – April 2011   Wettbewerb 1. Preis

Der internationale Fußballverband hat Polen

Das filigrane Tragwerk der Arena erinnert folgerich-

und die Ukraine als Austragungsort für die Euro­pa­

tig an einen Schiffsrumpf. Die schimmernde

meisterschaft 2012 ausgewählt. Damit rückt

Außenhülle besteht aus sechs unterschiedlich

Polen in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Die

durchgefärbten Modulvarianten, die in ihrer

PGE Arena in Danzig wird zum Aushänge­schild

Mischung einen homogenen Farbverlauf erzeugen.

des Landes und zum Ausgangspunkt für die

Um die Spielfläche des Fußballstadions nahezu

urbane und wirtschaftliche Entwicklung eines

verschattungsfrei zu halten, wird die Dachhaut

ganzen Stadtviertels.

nach oben zunehmend transparenter und scheint regelrecht in den Himmel überzugehen. Eine

Die Strände des Baltikums sind bekannt für ihre

gute Verkehrsanbindung, die zentrumsnahe Lage

Bernsteine, das Gold der Ostsee. Wie Findlinge

und ihre komfortable Ausstattung machen die

und Kiesel am Meer liegen darum auch das Stadi-

multifunktionale Arena dauerhaft zum idealen Ort

on, die Einkaufsmöglichkeiten und das Hotel

für Konzerte, Business-Meetings, Kongresse und

im Gelände – vergleichbar einer durch Gezeiten

VIP-Veranstaltungen.

und Brandung entstandenen Formation. So wie Bernsteine durch die Beständigkeit des Wassers, des Sandes und der Seeluft rund geschliffen werden, scheint auch die Architektur durch diese Elemente bestimmt worden zu sein. Transparenz, Leichtigkeit und seine bernsteinfarbene Leuchtkraft machen das Stadion zu einer identitätsstiftenden Landmarke, mit der Danzig die Kraft seiner Stadtgeschichte in die Zukunft des 21. Jahrhunderts überträgt. Die Architektur der Arena ist ein Sinnbild für die Hansestadt und nimmt deren direkten Bezug zum Wasser auf. Schiffsbau und Werftindustrie spielten eine zentrale Rolle im Wirtschaftsleben der Ostsee-Metropole.

224 | 225

Kontinuität

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Der österreichisch-britische Philosoph Karl Popper (1902–1994)

Architektur begründet, zum anderen aber auch in der Unmög-

hat das Wesen des architektonischen Entwurfs in seiner Eigen-

lichkeit, von Beginn an alle komplex verwobenen Ebenen eines

schaft als Problemlösung am besten getroffen. Zwar ersetzte

architektonischen und stadtplanerischen Problems zu durch-

er in seinen Abhandlungen zur Falsifikationstheorie der Wissen-

schauen. Der Schweizer Architekturtheoretiker Pierre von Meiss

schaften den Begriff »Entwurf« durch den allgemeineren Termi-

folgert darum auf der Argumentationslinie von Karl Popper: »Kul-

nus »Problem«, aber seine Argumentation behält auch nach dem

turelle Sensibilität, Kenntnisse und Ausbildung des Entwerfen-

Austausch dieser Vokabeln ihre Stichhaltigkeit. Für Popper liegt

den entscheiden über das Niveau, auf welchem dieser Vorgang

der beste Weg, ein Problem zu lösen, darin, mit dem Problem

von Mutmaßungen und Widerlegungen stattfindet. Das Horchen

bzw. der Entwurfsaufgabe besser vertraut zu werden. Zur Erfor-

auf Kräfte und Hoffnungen der Gegenwart, die Neugier und der

schung des Problems dienen letztlich untaugliche, aber schnell

kritische Respekt gegenüber den Bauten der Vergangenheit und

greifbare Lösungen, die nur vorgeschlagen werden, um sie an-

die geduldige Suche nach einer Methode führen letztendlich

schließend zu kritisieren und auf diesem Weg die Entwurfsauf-

zum Entwurf. Nicht die Unkenntnis führt zur Genialität; sie über-

gabe bzw. Problemstellung im Detail zu erschließen. »Denn ein

läßt sie dem Zufall. Kenntnis und Erfahrung lassen den Archi­

Problem verstehen heißt seine Schwierigkeiten verstehen; und

2  Pierre von Meiss: Vom Objekt zum Raum. Dimensionen der

die Schwierigkeiten verstehen heißt einsehen, warum es nicht

1994, S. 210.

Architektur (De la Forme au Lieu, Lausanne 1986/1993), Basel

tekten die Welt, in der er handelt, besser verstehen.«2 Sie geben ihm die notwendigen architektonischen Mittel an die Hand.

leicht lösbar ist – warum die naheliegenden Lösungen nicht

1  Karl Popper: Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf (Objective Knowledge, London 1972), Hamburg 1973/1993, S. 272–273.

funktionieren. So machen wir uns mit dem Problem vertraut und

Der lange Atem des Architekten als Problemlöser ist darum

können von schlechten Lösungen zu besseren kommen – immer

ebenso notwendig wie eine Kontinuität des beständigen Fort-

vorausgesetzt, daß wir die schöpferische Fähigkeit haben, im-

entwickelns: mit dem visionären Blick nach vorne, aber auch mit

mer neue Vermutungen anzustellen.«1

dem Blick in das gewaltige Archiv vorangegangener Entwicklungen und Erfahrungen, die den Fortschritt nicht ersetzen kön-

Poppers wissenschaftliche Herangehensweise zielt auf »die

nen, ihn aber mit Basisdaten der Falsifikation ganz wesentlich

Methode der kühnen Vermutungen und der erfinderischen und

beeinflussen. Das Weiterdenken positiver Ergebnisse von Bau-

ernsthaften Versuche, sie zu widerlegen.« Theorien werden nicht

geschichte und Architekturentwicklung erweitert die Recher-

überprüft, indem sie verifiziert werden, sondern umgekehrt,

che- und Erfahrungstiefe um eine weitere Dimension, die – wie

indem sie falsifiziert werden. Dogmatismus wird auf diesem

sich immer wieder zeigt – leider am allerwenigsten zur gängigen

Weg der Negativauslese von vornherein vermieden. Der archi-

Berufspraxis gehört. Darum ist der Anspruch, den RKW in dieser

tektonische Entwurf, der die Lust am Schönen ebenso aufgreift

Frage über sechs Jahrzehnte aufrechterhalten hat, so bemer-

wie die geistige Stimulation und die vernünftige Anpassung an

kenswert. Kontinuität sichert den über die Jahrzehnte erreichten

die gegebenen Umstände, lässt sich nicht in einem deduktiven

Kenntnisstand als Beitrag für neue Aufgaben und neue Erkennt-

Prozess gewinnen – nicht einmal mit Hilfe des Computers. Viel-

nisse. Fortschritt und Fortentwicklung sind auch in der Archi-

mehr ist der Entwurf selbst ein Instrument der Problemfindung,

tektur nur möglich, wenn die Entwicklungslinien nicht im Sande

nicht allein der Problemlösung. Der Entwurf dient der Kenntnis-

verlaufen.

findung durch einen iterativen Prozess aus Mutmaßung und Widerlegung. Das liegt zum einen in der kulturellen Dimension der

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Handel im Wandel von Urbanität und Stadt Klaus Dieter Weiss im Gespräch mit Barbara Possinke und Dieter Schmoll

»Aber auch die grüne Wiese ist ein Auslaufmodell. Die Zukunft der Handelsarchitektur spielt im Bestand, unter Berücksichtigung aller Aspekte von Individualität und Nachhaltigkeit.«

Die Handelsarchitektur gehört zu den Domänen von RKW. Was ist für Sie die Essenz aus 60 Jahren Erfahrung auf diesem Gebiet?

Einkaufszentrum Goldberg, Halle a. d. Saale

Barbara Possinke: Es ist vor allem ein Erkenntnisvorsprung. Wir wissen um die Bedeutung von Handelsarchitektur, die gewiss eine der vielschichtigsten und umfassendsten Disziplinen der Architektur darstellt. Wer weiß, dass es Handelsplätze waren, die als Keimzellen der Städte funktioniert haben, und dass sich menschliche Ansiedlung fast instinktiv im Umkreis von Orten des Warenaustauschs vollzogen hat, ahnt die vielfältigen Funktionszusammenhänge. Ein modernes Shopping-Center oder Warenhaus müssen natürlich Kunden anziehen. Aber es muss auch den Bedürfnissen des Betreibers, der Händler und der Lieferanten nachkommen. Die Wege müssen kurz, die Besucherführung muss intuitiv und das Angebot abwechslungsreich sein – von Entertainment und Gastronomie, Brandschutz, Licht, Farbe und Akustik ganz zu schweigen. Es ist eigentlich nur der letzte Schritt, das Objekt dann auch noch in eine äußere Form zu bringen, für die es vielleicht einen BDA-Preis gibt. Daher sehen wir uns nicht nur als Architekten, sondern vielmehr auch als umfassende Berater unserer Auftraggeber. Dieter Schmoll: Die weißen Riesen der Innenstadt, die markanten Horten-Warenhäuser der sechziger und siebziger Jahre sind ein wichtiger Teil unserer Bürogeschichte. Unser Gründer Helmut Rhode hat sich damals intensiv mit dem Handel auseinandergesetzt. Wir waren die ersten Architekten, die für Horten und Karstadt im Nachkriegsdeutschland Warenhäuser gebaut haben. In dieser Zeit wirtschaftlicher Dynamik wurde die Tradition der Warenhauskultur in einer neuen, damals als modern empfundenen funktionalen Sprache weitergeführt, und dabei wurde ein neuer Bautyp hervorgebracht. Seit dieser Zeit beschäftige ich mich sehr intensiv mit der Handelsarchitektur und konnte die Zeitgeschichte des Handels kontinuierlich begleiten und verstehen lernen, seinen ständigen Wandel und seine Flüchtigkeit mit immer kürzer werdenden Halbwertszeiten. Durch die Projekte auf der grünen Wiese wurden uns die Auswirkungen auf die europäische Stadt mehr als bewusst. Was sind unsere Städte ohne den Handel? Handel und Stadt bedingen sich gegenseitig und bilden eine Symbiose. Nichts ist aber so unbeständig wie der Handel. Er folgt stetig den sich ändernden Bedürfnissen unserer Gesellschaft. Es darf also nicht verwundern, dass wir in unserer 60-jährigen Firmengeschichte durch eine Vielzahl von Projekten wie dem CentrO in Oberhausen und dem Sevens auf der Königsallee in Düsseldorf ein Stück zu dieser Historie des Wandels beigetragen haben. In der Wirtschaftskrise scheint sich die Geschwindigkeit dieses Wandels zu potenzieren, wenn er selbst die großen Handelsimmobilien in den Städten betrifft. Wie sehen Sie die Entwicklung in der Zukunft? D.S.: Der Handel hat eine schwierige Zeit vor sich, das ist aber nicht nur Ausdruck der augenblicklichen Wirtschaftskrise und der rasant steigenden Umsätze im Internethandel. Bei den Warenhäusern hat bereits in der Vergangenheit eine Bereinigung stattgefunden. Über die reine Bedarfsdeckung

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D.S.: Den Trend zur Offenheit bestätigt auch, was wir auf einer USA-Reise in Arizona gesehen haben. Dort wurde die europäische Innenstadt simuliert – mit Straßen, Plätzen, Brunnen, Laternen, aber als Shopping-Center. Nachdem wir die amerikanischen Malls kopiert haben, kopieren die Amerikaner jetzt uns, wobei wir nicht die klimatischen Verhältnisse vergessen dürfen. Bei uns ist es kälter, regnerischer und dunkler, was die Tendenz zum Überdachen schon rechtfertigt.

hinaus konnte für das Warenhaus trotz größter Anstrengungen keine ansprechende Lösung für das gestiegene Bedürfnis nach Emotion und Erlebnis gefunden werden. Spätestens mit der Öffnung nach Osten fand die weitere Entwicklung wegen der ungeklärten Eigentumsverhältnisse in der Innenstadt nur noch auf der grünen Wiese statt. Das Ende der großen historischen Kaufhäuser war besiegelt. Sie wurden nach amerikanischem Vorbild durch große regionale Shopping-Center an der Peripherie der Städte ersetzt. Seither haben sich die Probleme in den Innenstädten potenziert. Wir können als Stadtplaner den rückläufigen Trend zurück in die Mitte nur begrüßen. Wenn die neuen großen Handelsformen in unseren viel zu engen Städten überhaupt Platz finden können, sind neue, innovative Ideen gefragt. Ich meine in erster Linie die Fragen nach einer glaubwürdigen, ehrlich gemeinten Integration, die nachhaltig ist und sozial-kulturelle Aspekte berücksichtigt. Das Beliebige und Banale wird keinen Erfolg verzeichnen. So darf in unseren Städten die Errichtung von Shopping-Centern nicht nach Schema F erfolgen. Das beginnt schon mit der Namensgebung. Immer neue Arkaden oder Center aus dem Boden zu stampfen ist nicht mehr gefragt, der Trend geht zur Individualisierung.

Ein weiteres Modell besteht in der Integration in den historischen Rahmen oder unter denkmalpflegerischen Aspekten in die Stadt. Wie sind da Ihre Erfahrungen? B.P.: Ein gutes Beispiel für die Kombination von Offenheit und historischem Kontext entwickeln wir gerade in Städten wie Weil am Rhein, Friedberg, Rheine usw. Dort entsteht eine innerstädtische Galerie, umgeben von Fachwerkhäusern, und wir versuchen, die Stadtstruktur fortzuschreiben und die Gassen und die Kleinmaßstäblichkeit dieses Ortes modern nachzuempfinden. Wenn es hingegen um Sanierung oder Erweiterung von bestehenden Warenhäusern geht, ist es oft immens hilfreich, auch auf die örtliche Bevölkerung zu hören. So war es bei uns beispielsweise in Erfurt, beim Center Römischer Kaiser. Das Haus stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde um eine Karstadt-Fläche mit einem sehr schönen Innenraum erweitert. Bei dem Projekt waren die Erfurter auf der Baustelle allgegenwärtig – diejenigen also, die dort früher eingekauft haben. Die Gespräche mit älteren Bürgern haben uns animiert, ihre Erinnerungen zu rekonstruieren. Sie haben bemalte Glasdecken und Innenhöfe beschrieben, die zu DDR-Zeiten zugebaut worden waren. Wir haben erst von den Einwohnern erfahren, wie das Haus früher aussah, denn es existierte keinerlei Überlieferung. Vor der Baustelle gab es Diskussionsforen zwischen Architekten, Bauleuten und Einwohnern. Wir haben gesehen, wie wichtig diese Entwicklung für die Erfurter war. Und diese Emotionen, dieses Engagement zu respektieren, das war für den Erfolg beim Publikum extrem wichtig.

Entwurfsskizze Karstadt, Leipzig

B.P.: An der Immobilienakademie der Universität Regensburg arbeite ich seit Jahren als Dozentin für das Thema Handelsarchitektur. Dort diskutieren wir mit angehenden Centermanagern oder Projektentwicklern auch darüber, wie die Probleme in der Innenstadt gelöst werden können. Warenhäuser haben die Tante-Emma-Läden und damit die kleinteilige Handelsstruktur verdrängt, und jetzt haben die Center die Warenhäuser verdrängt und sie gezwungen, ihre Flächen oder das ganze Geschäft aufzugeben. Geht ein großes Warenhaus erst einmal in die Knie, strahlt das ganz schnell auf die Umgebung aus. Es dauert oft nur ein bis zwei Jahre, bis in der Nachbarschaft ein sich ausbreitender Leerstand entstanden ist. Die Innenstädte veröden. In Städten wie etwa Oberhausen können wir das zurzeit beobachten. Mit welchen Lösungen, die auch dem individuellen, kleinteiligen Handel in der Stadt gerecht werden, lässt sich gegensteuern?

Worin unterscheidet sich die Planungsarbeit an Handelsobjekten von anderen Aufgaben? D.S.: Ein zentraler Punkt ist die Zuverlässigkeit des Planungs- und Bauablaufs. Meistens stellen die zeitlichen Vorstellungen der Auftraggeber zwar eine große Herausforderung dar, aber den Eröffnungstermin einzuhalten ist in diesem Geschäft die Grundvoraussetzung. Hinzu kommt, dass solche Objekte einen ungeheuren Integrationsaufwand erfordern. Wir haben ja nicht nur ein Gebäude mit den verschiedensten Fachdisziplinen, sondern darin in der Regel 90 bis 120 Mieter, die ihre eigenen Vorstellungen entwickeln. Das alles unter einen Hut zu bringen erfordert eine gewaltige Anstrengung, für die wir eigene Mieterkoordinatoren einsetzen. Aber es ist das Wichtigste, dass der einzelne Anbieter sich im Ensemble wiederfindet. Das zu leisten, pünktlich wie ein Uhrwerk, gehört zum Selbstverständnis von RKW.

B.P.: Ein Modell, das dem früheren Ideal urbaner Vielfalt der Handelsflächen sehr entgegenkommt, ist das der offenen Straße als Center. Dabei schließen sich die Eigentümer von Brachen und leer stehenden Gewerbebauten mit den Händlern einer Straße oder eines Blocks zusammen und etablieren ein zentrales Management, das für die Ansiedlung mit einem sinnvollen Branchenmix sorgt. Es spielt dann keine Rolle, dass Banken oder Spielhallenbetreiber eine höhere Miete zu zahlen bereit wären als das regionale Lebensmittelgeschäft. Es geht nicht um schnelle Rendite, sondern um eine funktionierende Mischung – und das nicht innerhalb eines geschlossenen Gebäudes, einer Black Box, sondern in einer offenen, transparenten und dynamischen Struktur. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Stützung von lokalen Händlern anstelle von globalen Filialisten. Schon heute finden sich in allen Innenstädten Deutschlands fast identische Reihungen von Filialen – das zieht die Kunden nicht mehr an.

Spandau Arcaden, Berlin

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B.P.: Ich fühle mich immer wie ein Mediator und sitze oft mit 30 Projektbeteiligten am Tisch, von denen jeder vor allem auf die Umsetzung der eigenen Ziele bedacht ist. Es ist die Kunst, all das in eine harmonische Einheit zu bringen. Bei den historischen Häusern kommt auch noch die Denkmalpflege dazu. Ich habe selbst viele denkmalgeschützte Gebäude wieder zum Leben erweckt, da ich nach dem Studium in Polen in der Denkmalpflege gearbeitet habe. Wir werden immer wieder zu Projekten wie dem Stadtpalais in der barocken Stadterweiterung von Potsdam gerufen. Dort haben wir das ausgebrannte Warenhaus mit allen Details wie einer bemalten Glasdecke und wunderschönen Ornamenten rekonstruiert. Da wurde jede Schraube zusammen mit dem Denkmalpfleger festgelegt. Welche Möglichkeiten sehen Sie für die aufgegebenen Warenhäuser der Gegenwart? B.P.: Die Erkenntnis, dass es notwendig ist, nicht nur für das Haus, sondern auch für die Stadt mitzudenken, ist vorhanden, auch im German Council of Shopping Centers, in dem wir aktives Gründungsmitglied sind. Wir haben gerade im Auftrag von Goldman Sachs 48 Karstadt-Häuser im Hinblick auf ihre Nachnutzung untersucht. Unser Ziel ist, die bestehenden Immobilien, zum Teil sehr schöne Häuser, im Inneren zu strukturieren, etwa in drei Fachgeschäfte mit drei Eingängen zur Straße aufzuteilen, um sie dann nach oben zu entwickeln. Eine andere Lösung könnte darin liegen, in den großen Städten wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt jeweils ein großes Warenhaus zu etablieren, dominante Formate wie im 19. Jahrhundert. Kleinere Warenhäuser sind nicht mehr überlebensfähig. Aber auch die grüne Wiese ist ein Auslaufmodell. Die Zukunft der Handelsarchitektur spielt im Bestand, unter Berücksichtigung aller Aspekte von Individualität und Nachhaltigkeit. Letzteres ist für uns schon sehr lange ein extrem wichtiger Faktor. Alle unsere Projekte werden nach den strengen DGNB-Kriterien bewertet. Nur ein Beispiel: Hier fängt die Kohlendioxid-Bilanzierung schon bei den einzelnen Baumaterialien an und nicht erst beim fertigen Gebäude. Viele weitere Faktoren der ökologischen, ökonomischen, soziokulturellen, funktionalen oder technischen Qualität werden dabei erfasst und garantieren höchste Effizienz. D.S.: Eine andere Perspektive für unsere Städte ist die europäische. Wenn hierzulande die Konkurrenz wegbricht, könnten sich vielleicht andere europäische Warenhäuser in deutschen Städten etablieren und einen Gegenpol bilden. Europa wächst zusammen, und in der Folge wird sich die Vielfalt der Länder auch in unseren Innenstädten widerspiegeln. Das ist eine gute Entwicklung. Am Ende wird der Traum von Architekten und Stadtplanern, dass Wohnen, Leben und Arbeiten in der Stadt gleichzeitig möglich sind, doch noch Wirklichkeit.

Rebhuus-Passage, Weil am Rhein

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Handel

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Handel

Büro- und Geschäftshaus Trommsdorffstraße, Erfurt

Bauherr Optimus Grundstücksgesellschaft mbH & Co. Bauträger-KG   BGF 6.800 m² Planungszeit Feb. 2000 – März 2001   Bauzeit Aug. 2000 – April 2001

In unmittelbarer Nachbarschaft zu einem der

Maßstäblichkeit des Bestandes ein. Die Verkaufs-

größten Plätze der Erfurter Altstadt entstand an

flächen liegen im Erdgeschoss und den beiden

der Trommsdorffstraße mit Blick auf den Anger

Geschossen darüber, in den beiden oberen

ein neues Büro- und Geschäftshaus. Damit wurde

Geschossen sind dagegen Büros untergebracht.

ein wichtiger Beitrag für die Aufwertung der

Zentral gelegene offene Rolltreppen verbinden

historischen Altstadt geleistet. Der neue Bau im

die Verkaufsebenen intern miteinander. Die Büro­

Herzen der Erfurter Innenstadt ist direkt an die

etagen wurden flexibel angelegt und können

Fußgängerzone angebunden.

nach Bedarf zu Erweiterungsflächen des Kauf­ hauses umfunktioniert werden. Die gesamte

Auf Basis des historischen Stadtgrundrisses wurde

Erdgeschosszone ist ganzflächig von Schaufens-

der bislang ungeordnete und durch eine stark

tern umgeben. In den oberen Geschossen

angegriffene Substanz geprägte Baublock mit

wechseln – in Anlehnung an die Nachbarbebau-

einem homogenen Volumen klar strukturiert. Die

ung und die Erweiterung des Angers – verglaste,

konkav geschwungene Fassade nimmt die

offene mit verputzen, geschlossenen Flächen ab.

Baulinie aus der Gründerzeit entlang der Trommsdorffstraße auf und schließt sie an der Kreuzung zur Meyfahrtstraße ab. Der runde Übergang zur Meyfahrtstraße sorgt für die Gleichwertigkeit beider Straßen, die so zu einer Erweiterung der Fußgängerzone werden. Gleichzeitig wird auf diese Weise die Ausrichtung und die Verbindung zum Anger gestärkt. Der Eingang befindet sich in der verglasten Eck­ ausrundung und ist damit direkt vom Platz aus sichtbar und zugänglich. Das fünfgeschossige Geschäftshaus nimmt die Traufhöhen der benachbarten Gebäude auf und fügt sich in die

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Handel

Shopping Center Sevens, Düsseldorf

Bauherr Sevens Düsseldorf GbR   BGF 35.700 m²   Planungszeit 1997 – 2000 Bauzeit April 1999 – Okt. 2000   Auszeichnung MIPIM AWARD 2001

Die Galerie Sevens liegt direkt an der Düssel­

Verbindungsstege fügen sich zu einer dynamisch

dorfer »Kö«, einem äußerst attraktiven, aber auch

bewegten Einkaufslandschaft. Durchgängige

herausfordernden Umfeld. Für das innovative

Themen, wie zum Beispiel die einem Flugzeug­

und richtungsweisende Konzept wurde RKW mit

flügel entlehnte Formensprache, schaffen ein

dem MIPIM Award (Marché International des

einheitliches, dynamisches Erscheinungsbild. Die

Professionnels de l’immobilier) 2001 ausgezeichnet.

im Mall-Verlauf seitlich positionierten Rolltreppen

Ausschlaggebend für die Jury war die gelungene

setzen die Neugier der Kunden mit ihrem Blick

Synthese von Erlebnis- und Lifestylewelten in

nach oben möglichst unbemerkt in eine vertikale

einer spannungsreichen und reizvollen Einkaufs-

Bewegung um. Raum- und Lichtinszenierungen,

landschaft.

akzentuiert durch umlaufende blaue Neonbänder, prägen das gesamte Innenleben – ein Schau-

Mit ihrer prägnanten Glasfuge weckt die Fassade

spiel des Sehens und Gesehenwerdens, das die

schon von außen die Neugier der Passanten.

Menschen seit den ersten Stadtgründungen

Die Gebäudefront fügt sich einerseits zurückhal-

fasziniert. Die reduzierte Material- und Farbwahl

tend in das denkmalgeschützte Ensemble der

lässt Freiraum zur Entfaltung spezifischer Marken-

Königsallee ein, andererseits setzt sich der Bau in

welten und verstärkt den Eindruck einer klassi-

diesen Grenzen aber bewusst ab und macht so

schen Shopping Mall von internationalem Format.

in Konkurrenz mit der prominenten Einkaufsmeile auf sich aufmerksam. Das Kernstück des siebenstöckigen Kaufhauses stellt ein glasüberdachter, 35 Meter hoher Luftraum dar, der sich nach oben aufweitet und wie ein Trichter für alle sieben Etagen Tageslicht einfängt. Die ab dem dritten Obergeschoss schräg verglaste Südfassade begünstigt diesen Lichteinfall. Umlaufende Galerien mit balkonartigen Aufweitungen, gläserne Panoramaaufzüge, Rolltreppen und

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Handel

Freizeit- und Shopping Center Waterfront, Bremen

Bauherr LNC Property Group   BGF 200.000 m²   Planungszeit Okt. 2006 – Okt. 2008   Bauzeit April 2008 – Okt. 2008

Obwohl Bremen als eine der längsten Fluss-Städte

Die Abkehr von futuristischen, raumfahrtbezogenen

Deutschlands den Charme der Stadt am Wasser

Themen hin zu maritimen Gestaltungsgedanken

über eine Distanz von insgesamt 42 Kilometern

im Sinne des Imagewandels konnte mit nur weni-

ausspielen kann, fehlte den Plänen Bremens am

gen Eingriffen und geringen Umbauten vollzogen

Wasser bislang das übergreifende städtebauliche

werden. Der klare Bezug zum Wasser und die

Konzept. Nach dem ersten Anlauf als Entertain-

umfassende Neugestaltung des ehemaligen

ment-Center ist das Projekt nach wenigen Umbau-

Space-Centers schaffen eine neue Attraktivität der

ten als attraktives Bremer Einzelhandelszentrum

Lage, die zukünftige Besucher deutlich verändert

auf neuem Kurs, mit Angebotsvielfalt in drei Malls

wahrnehmen werden. Das Multiplexkino blieb

voller Geschäfte und Gastronomie, mit 4.000

erhalten, ebenso das Innside Premium Hotel.

kostenlosen Parkplätzen und viel maritimer Atmosphäre unmittelbar an der Weser. An der 1.000 Meter langen Waterfront-Promenade finden sich außerdem die Veranstaltungshalle Pier 2 mit ihrem gleichnamigen Fähranleger und eine Fußgängerbrücke zur lang gestreckten Weserinsel Shipyard Island. »Waterfront« bedeutet Freizeit und Shopping in einzigartiger Lage am Weserufer. Auf dem Gelände baute die Traditionswerft AG Weser bis 1983 über 1.000 Schiffe. Nun etablieren sich auf dem Gelände des ehemaligen Space-Parks 120 Geschäfte auf 50.000 Quadratmetern Verkaufs­fläche, ein 8.000 Quadratmeter großer Food Court sowie Freizeit- und Sportangebote.

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Handel

Stadtpalais Potsdam

Bauherr Karstadt Immobilien AG & Co. KG   BGF 23.500 m² Planungszeit Feb. 2001 – Jan. 2005   Bauzeit April – März 2005

Das Warenhaus befindet sich im Zentrum von

Elementen des Jugendstilbaus. Er blieb Mittel-

Potsdam, innerhalb der von Friedrich Wilhelm I.

punkt und Attraktion auch des neuen Waren­

angelegten, zweiten barocken Stadterweiterung.

hauses. Wegen des zusätzlichen Obergeschosses

Das 1905 bis 1907 errichtete Kaufhaus stellte

musste der natürliche Tageslichteinfall durch

in Dimension, Erscheinung und als Stahlskelettbau

eine indirekte künstliche Beleuchtung ersetzt

mit Naturstein- und Putzfassade bereits damals

werden, ohne die Leuchtkraft und Farbigkeit der

einen Einschnitt in die feingliedrige gemischte

Lichtdecke zu beeinträchtigen. Die rekons­

Struktur des historischen Stadtviertels dar. Inmitten

truierten Gläser wurden nach alten Zeichnungen,

von zweigeschossigen Typenhäusern in rhythmi-

Fotos und Farbfunden in Handarbeit bemalt.

scher Parzellierung bildet es die Ausnahme. Das Objekt wurde nicht nur restauriert, sondern Behutsamkeit im Umgang mit wertvoller Substanz

auch auf zwei benachbarte Grundstücke aus­

zeichnet das Vorgehen von RKW in besonderer

geweitet, deren Baumassen und Fassaden sich

Weise aus. Die denkmalgeschützte Fassade und

harmonisch in den Block eingliedern. Ein gastro-

der Lichthof mit seiner gläsernen Decke wurden

nomisch genutztes Fachwerkgebäude und eine

gesichert, in Abstimmung mit der Denkmalbehörde

Brauerei im Hinterhof wurden saniert und für

saniert und in das Gebäude integriert. Dabei

die neue Nutzung umgebaut. Durch die Glasüber-

wurden die Bedürfnisse einer zeitgemäßen Waren-

dachung des Innenhofes entstand ein Ensemble

präsentation mit den Materialien und Proportionen

mit besonderer Aufenthaltsqualität.

der historischen Fassade in Einklang gebracht. Die neuen Schaufensterelemente schließen mit einer Schattenfuge behutsam an die Naturstein- und Putzstützen des Denkmals an. In den Obergeschossen konnten die filigranen klein­ teiligen Holzfenster saniert und rekonstruiert werden. Der Lichthof mit der bemalten, gläsernen Lichtdecke gehörte zu den gestaltprägenden

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Belebung und Fortbestand

Eine ehrwürdige Tradition zu bewahren und sie nicht nur in die Gegenwart zu überführen, sondern auch für die Zukunft zu sichern – auch das ist für mich die Aufgabe guter Architektur. Gerade unsere Landeshauptstadt Potsdam ist reich an alter Substanz, mit ihren Schlössern, Parks und historischen Quartieren der barocken Stadterweiterung, deren Pracht wir für unsere Bürger und Besucher erhalten wollen. Dementsprechend oft habe ich in meiner Zeit als Oberbürgermeister mit Sanierungsfragen zu tun gehabt. Und das Stadtpalais war seinerzeit eine der spannenden Herausforderungen der Gestaltung und Belebung unserer Innenstadt. Es galt, den örtlichen Handel in das Sanierungskonzept mit einzubeziehen, aber auch den Denkmalschutz zu wahren. Schließlich geht das Gebäude, besonders sein bemerkenswerter Jugendstil-Lichthof, weit über eine regionale bauhistorische Bedeutung hinaus: Es ist einer der letzten Lichthöfe eines historischen Kaufhauses in der Region Berlin und Brandenburg, ein Zeuge der glorreichen Zeit der ersten großen Warenhäuser Deutschlands. Die Diskussionen um die Sanierung wurden von allen Seiten mit großer Leidenschaft geführt – Leidenschaft für unser Stadtpalais, ein Haus, das die Pracht der Warenhäuser des 19. Jahrhunderts verkörpert. Das Ergebnis der Zusammenarbeit mit RKW war die sensible Belebung und gleichzeitig der Fortbestand eines attraktiven und schützenswerten Stücks deutscher Baukultur. Die lokale Presse schrieb damals, dass wir »unser eigenes KaDeWe« bekommen hätten. Ein schönes Kompliment für ein schönes Gebäude. Matthias Platzeck Ministerpräsident des Landes Brandenburg

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Handel

Karstadt, Leipzig

Bauherr Karstadt Immobilien AG & Co. KG   BGF 36.944 m² (1. UG – DG) Bauzeit Sept. 2006   Wettbewerb 1. Preis

Beim Neubau des Warenhauses Karstadt blieb

Die Schaufenster rund um die Altbaufassaden im

der 1912–1914 von Gustav Pflaume erstellte

Erdgeschoss bestehen aus einer thermisch ge-

Vorgängerbau in seinem historischen Erschei-

trennten Leichtmetall-Pfosten-Riegelkonstruktion,

nungsbild bestehen. Für das Bauvorhaben

die in der Ebene der Bestandsstützen an den

wurde das 8.300 Quadratmeter große Areal zwi-

Baukörper angeschlossen ist. In Anlehnung an

schen Petersstraße, Peterskirchhof, Neumarkt

den Entwurf von 1912 bilden die Schaufenster

und Preussergäßchen umgebaut, jedoch mit der

optisch einen Erker. Die Holzfenster mit Sprossen-

Auflage, die historischen Fassaden des Karstadt-

aufteilung im ersten bis vierten Obergeschoss

gebäudes sowie der Bürgerhäuser Neumarkt/Ecke

entstanden nach historischen Vorlagen. Die kon­

Peterskirchhof zu erhalten und zu restaurieren.

kave Geometrie der Fassade weitet an der Petersstraße den Straßenraum auf. Statt der vorhan­

Hinter den historischen Fassaden der Leipziger

denen Arkaden entstand eine Shopping Mall, die

Innenstadt ist das neue Karstadtgebäude mit

auch nach Ladenschluss zugänglich ist.

15.400 Quadratmetern Verkaufsfläche und integrierter Gastronomie auf sechs Etagen entstanden. Drei verschiedene Eingänge und breite Verkehrswege münden in einen zentralen, glasüberdachten Lichthof mit vier Rolltreppen und vier Personenaufzügen. Die klare vertikale Gliederung der Altbaufassaden wird durch frei stehende, ovale Schleuderbeton­ stützen fortgeführt, die dank ihrer hohen Tragkraft extrem schlanke Querschnitte zulassen und in ihrer Höhenentwicklung äußerst elegant wirken. Die horizontale Gliederung wird durch Gesimse bestimmt.

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Waldach-Passage, Nagold

Bauherr HBB Gewerbebau Projektgesellschaft mbH & Co. KG  

Wilmersdorfer Arcaden, Berlin

BGF 12.800 m²   Planungszeit 5 Jahre   Bauzeit Nov. 2005 – Sept. 2006

Bauherr mfi Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. Wilmersdorfer Arcaden KG   BGF 67.150 m²   Planungszeit 2005 – 2006   Fertigstellung 2007

Auszeichnung Bauherrenpreis 2000 – 2006

Für die Sanierung der südlichen Innenstadt von

Mit 125 ausgesuchten Fachgeschäften auf vier

Nagold im Schwarzwald ist die Waldach-Passage

Etagen entstand ein eleganter Einkaufsmagnet in

ein wichtiger Bestandteil. Am Zentrumsrand,

der ältesten Fußgängerzone Berlins, im Bezirk

auf einer Industriebrache, entstand ein 15.000

Charlottenburg-Wilmersdorf. An dem traditionellen

Quadratmeter großes Einkaufszentrum mit

Einzelhandelsstandort ist die lichtdurchflutete

Büros, Gastronomie, Stellplätzen und Parkdecks.

Mall mit vielfältigen Dienstleistungen wie Praxen, Büros, Fitness und moderner Gastronomie

Im Eingangsbereich und zur Straße zeigt die

eine neue bauliche Attraktion. Eine Besonderheit

Passage eine stadtorientierte Gestaltung in Glas

stellt die geschwungene Ladenstraße zwischen

und Metall, entlang des Flusses Waldach

den beiden Eingängen in der Wilmersdorfer Straße

nimmt eine Gabionenwand Bezug auf die Land-

dar. Ein auskragendes Schaufenster, das die

schaft. Mit der Renaturierung der Waldach

Bereiche Handel, Büros und Wohnen differenziert,

und der Neugestaltung des Busbahnhofs umfasst

und die Lamellenkonstruktion des Parkhauses

die Sanierung den ganzen Stadtbereich.

erzeugen eine markante städtebauliche Figur mit Fernwirkung.

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Handel

Autohaus Meilenwerk, Düsseldorf

Bauherr Insignium – gebaute Marken GmbH   BGF 14.600 m² Planungszeit Jan. 2005 – Juli 2006   Bauzeit Okt. 2005 – Sept. 2006

Mit dem Meilenwerk bietet nun auch Düsseldorf

Drehscheibe nach. Zwischen dem Restaurant,

allen Oldtimerfans ein eigenes Forum für Fahr­

den angrenzenden Flügelbauten sowie der

kultur. Das Meilenwerk Düsseldorf führt Spezialis-

gebogenen Fassade mit ihren 30 Toren entsteht

ten, Technikbegeisterte und Ästheten unter

die größte Ausstellungsfläche. Sie ist mit einer

einem Dach zusammen. Der denkmalgeschützte

Folienkissenkonstruktion überdacht, die über der

Ringlokschuppen an der Harffstraße schien

Traufe des Innenrings zu schweben scheint.

wegen seiner einmaligen Ausstrahlung von histo­

Bestand und Neubau gehen nur durch ein 130

rischer Authentizität und innovativer Materialität

Meter langes transparentes Folienkissen eine

geradezu maßgeschneidert für diese sehr

Verbindung ein.

spezifische Nutzung. Heute können hier auf über 18.000 Quadratmetern Grundstücksfläche Oldtimer und Liebhaberfahrzeuge bei professionellen Anbietern gekauft, restauriert und gewartet werden. Gastronomie-, Event- und Club-Bereiche bieten Treffpunkte für »Benzingespräche« zwischen Mietern, Kunden und Besuchern. Die Substanz des Ringlokschuppens aus dem Jahr 1930 wurde weitestgehend erhalten. Um den Ort in seinen ursprünglichen Bezügen erlebbar zu machen, wurden alle Einbauten in der Ringhalle als »Haus im Haus« geplant. Eine Galerie auf den Werkstätten und Showrooms entlang des Außenrings bietet freie Einblicke in die Halle und auf die gegenüberliegenden Einstellboxen der Liebhaberfahrzeuge. Hier kann der Besucher die Dimensionen der Halle erforschen. Der Restau­ rantbaukörper im Zentrum bildet die ehemalige

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Handel

Lookentor Passage, Lingen

Bauherr Klaas Immobilien GmbH   BGF 30.600 m² Planungszeit Sept. 2005 – März 2007   Bauzeit März 2002 – Juli 2006

Die verkehrsberuhigte Innenstadt Lingens liegt

pretieren das Thema Ziegelfassade mit stark

innerhalb des ehemaligen Festungswalls,

horizontal geprägten Gliederungen modern.

der heute noch als Promenade besteht. Bereits in den siebziger Jahren entstand rund um

Zwei Lichthöfe unterschiedlichen Charakters

den zentralen Marktplatz, im Schnittpunkt der

gliedern die 230 Meter lange Mall im Inneren. Von

vier Hauptstraßen des Geschäftszentrums, eine

einem runden Platz aus öffnet sich die Galerie

Fußgängerzone. Die neue Shopping Mall

über den Gastronomiebereich zur innerstädtischen

mit 50 Läden, Gastronomie und Dienstleistungs­

Parkanlage. Ein Lichtauge verdeutlicht in seiner

betrieben ergänzt dieses Einzelhandelsangebot

Stützenführung die vertikale Verbindungsfunktion

der Stadt.

des Platzes. Springbrunnen und Pflanzen laden zum Verweilen ein. Nahezu alle Läden liegen im

Mit 16.000 Quadratmetern Verkaufsfläche ist

Erdgeschoss, nur zwei Anbieter erweitern ihre

die Lookentor Passage die größte innerstädtische

Flächen in ein Obergeschoss. Ein Food Court im

Shopping Mall im Emsland. In den geforderten

Untergeschoss und 670 Parkplätze in der

Dimensionen stellte ihre Ansiedlung im Stadtzent-

Tief­garage sind weitere Angebote, die ein komfor-

rum hohe Anforderungen an die Architektur

tables Einkaufen ermöglichen.

und die städtebauliche Integration. Die historische Altstadt ist von kleinteiligen, giebelständigen

Transparente Fassaden und gläserne Dachele-

Gebäuden in Fachwerkbauweise oder mit Ziegel-

mente bieten überraschende Ein- und Durchblicke.

und Putzfassaden geprägt. Die neue Mall fügt

Mit der Lookentor Passage ist es gelungen, mo-

sich behutsam in die vorhandene Stadtstruktur ein.

derne Verkaufsarchitektur in einer historischen

Großzügige Öffnungen zur Fußgängerzone ver-

Stadt zu realisieren, ohne den kleinteiligen städte-

knüpfen den Komplex mit bereits bestehenden

baulichen Maßstab zu stören.

Handelsstandorten und schaffen attraktive Wegebeziehungen. Mit zwei Portalen aus ortstypisch gebranntem Ziegelstein nehmen die Architekten Bezug auf das Material der Umgebung und inter-

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Handel

Trier Galerie, Trier

Bauherr Trigon Management GmbH & Co. Trier KG   BGF 26.500 m² Planungszeit 2003 – 2006   Bauzeit Juli 2006 – Nov. 2008

Baulücken im historischen Umfeld stellen an die

Ein durchgängiges Farb- und Materialkonzept im

Architektur besondere Anforderungen. Zukunfts­

Außenbereich rundet den Gesamteindruck ab:

fähige Lösungen müssen den Dialog mit der

ein warmer Rotton, Holz und Edelstahl sowie ein

Umgebung nicht nur bestehen, sondern im Ideal-

mit wildem Wein begrüntes Mall-Dach. Zwischen

fall gestalterische Synergien bilden. Im Herzen

Zuckerberg- und Fleischstraße erwartet das

des historischen Zentrums fügt sich die Trier Ga­

Stadtpublikum ein gepflegtes Ambiente mit 75

lerie behutsam in die gewachsene, kleinteilige

Geschäften auf drei Ebenen.

Stadtstruktur ein, obwohl das neue Einkaufszentrum mit Fachgeschäften, Gastronomie und Dienstleistungsbetrieben eine Fläche von 20.000 Quadratmetern beansprucht. Es galt, Nachbargebäude mit gotischen Stilelementen, Baudenkmäler und Gebäude der fünfziger Jahre miteinander in Einklang zu bringen. Die elegante, sachliche Auslegung der Fassade erfüllt diese Aufgabe – zurückhaltend und zeitgemäß. In der Fleischstraße entstand eine Fassadenstruktur aus durchgefärbtem Architekturbeton mit über 4 Meter hohen Glasflächen und einem 10 Meter hohen, voll verglasten Eingang. Ein durchdachtes Lichtkonzept aus Lichtbändern und Lichtspuren wird durch die gesamte Mall geführt und im Verlauf der Außenfassade fortgesetzt. Der Mallfußboden ist mit Platten aus Juramarmor belegt.

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Handel

Flagshipstore s.Oliver, Würzburg

Bauherr Freier Besitz GmbH & Co. KG   BGF ca. 2.300 m² Planungszeit Juni 2007 – März 2009   Bauzeit Jan. 2009 – Okt. 2009 Wettbewerb 1. Preis

Harmonisch in das Stadtbild Würzburgs eingefügt,

Offenheit und Transparenz erlauben fließende

präsentiert sich der Neubau des Flagshipstore

Beziehungen zwischen innen und außen.

respektvoll, dennoch modern und selbstbewusst

Als architektonischer Akzent betont ein vertikales

in prominenter Innenstadtlage. An der Ecke

Schaufenster zur Stadt die markante Ecke

zum Marktplatz stehen auf vier Etagen 1.200

des Grundstücks. Zeichenhaft in die Blickachse

Quadratmeter für das in abgegrenzte Lifestyle-

entlang der Schönbornstraße zum Dom ge-

Welten gegliederte Sorti­ment zur Verfügung.

setzt, kommuniziert das neue Kaufhaus bereits aus der Ferne mit dem Stadtgefüge.

Bereits der Wettbewerbsentwurf lehnte sich bewusst an die vorhandene städtebauliche Situation an. Maßstäblichkeit, Proportionen und Gliederungselemente der Umgebung wurden aufgenommen, und die Bauweise wurde streng nach städtebaulichen Aspekten entwickelt. Traufe und Neigung des Dachs wurden an das benachbarte Haus am Marktplatz angeglichen, in der Schönbornstraße galten hingegen das Flachdach und die höhere Kante des Kaufhofs als Maßstab. Die helle und elegante Fassadenge­ staltung mit Krensheimer Muschelkalk aus der Region greift das Thema Lochfassade der umliegenden Gebäude auf. Großzügige Fensterfronten gewähren freie Sicht über den ge­ samten Marktplatz. Die Werbefläche im Monitorfenster kann für wechselnde Themen wie Logo­banner und Kampagnenbilder genutzt werden.

Toleranz ist heutzutage, denke ich, ein durchaus ehrenwertes Ziel.1

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Friedel Kellermann

1  Friedel Kellermann: Kunst und Künstlichkeit des Städtebaus.

Wenn man an der Planung von »Europas größtem Kommerz- und Erlebniszentrum«2 , der Neuen Mitte

Stadtideale von Camillo Sitte bis Walt Disney, unveröffentlichter

Oberhausen, als Architekt beteiligt war, muss man mit höchst unterschiedlichen Meinungen rechnen.

Vortrag im Rahmen eines Symposiums der Architektenkammer NRW, 12. März 1997.

Ich möchte daran erinnern, dass es von je her zwei unterschiedliche Interpretationen von Architektur

2 Bauwelt, 45, 1996, S. 2523.

gab. Der Wiener Architekt Hans Hollein ist zum Beispiel der meiner Ansicht nach reichlich zynischen

senbahnen, Schnellstraßen und Autobahnen durchschneidet das Land. Dazwischen stehen grau und 5 Roland Kirbach: Grüne neue Welt, in: Merian (Ruhrgebiet), 10, 46 (Oktober 1993), S. 68.

schlicht staubige Wohnsiedlungen. Keine dieser Städte hat ein Zentrum, keine hat wirklich Gestalt angenommen. »Stadt- und Raumplanung fanden hier nie statt.«5

Auffassung: »Architektur ist nicht Befriedigung der Bedürfnisse der Mittelmäßigen, ist nicht Umgebung

Was Wunder also, wenn sich die Menschen nach Gegenbildern sehnen, wenn eine Stadt wie Ober-

3  Hans Hollein, zit. nach: Werner Strodthoff: Dem schönen

für kleinliches Glück der Massen [...] Architektur ist eine Angelegenheit der Eliten.« Dagegen vertrat

hausen versucht, diesen Teufelskreis in überschaubaren Zeiträumen und mit vertretbarem Aufwand

Schein verfallen, in: Der Architekt, 12, 1981, S. 561.

der amerikanische Architekt Morris Lapidus, berühmt für seine Hotels in Miami Beach, eine völlig

zu durchbrechen. Mit jedem Besucher des CentrO wird Oberhausen, gleich ob neue oder alte Mitte,

andere, ebenso provozierende These: »Nur 5 Prozent der Menschen haben einen guten Geschmack,

in seiner Bedeutung rehabilitiert. Insofern ist der Kritik der Kritiker zuzustimmen. »Ein urbanistisches

4  Morris Lapidus, zit. nach: Jan Söderlund: Eklektizismus, das

95 Prozent einen schlechten. Natürlich mache ich meine Projekte für diese 95 Prozent.« Ich glaube,

Konzept populärster Zutaten, ein Potpourri der Epochen und Regionalismen [...] Sehnsüchte nach

Tabu der modernen Architektur, in: Baumeister, 8, 1980, S. 799.

es sollte zwischen diesen Extremen einen dritten Weg geben. Architektur darf nicht in Besserwisserei

pittoresken Altstadtquartieren werden hier ebenso bedient wie die Ansprüche des metropolen Gele-

ausarten, in eine Geheimwissenschaft, deren Maßstäbe und Regeln nur von Eingeweihten verstanden

genheitsflaneurs. [...] So besteht die eigentliche Attraktion des Warenangebots im CentrO vor allem

werden. Nach meinen Erfahrungen sollten gerade Bauten des Handels und der Freizeit nicht dazu

in der Vielfalt und im szenischen Mehrwert der Präsentation. [...] Eine Idee von Stadt – und das in

Vgl. dazu: Martina Düttmann, Friederike Schneider (Hrsg.): Morris Lapidus. Der Architekt des amerikanischen Traums, Basel 1992.

3

4

dienen, das große Publikum mit einer Architekturdebatte zu konfrontieren, für die in den Schulen, in

6  Volker Albus: Global Village Oberhausen, in: Bauwelt, 45,

bereinigter Form: keine Autos, kein Lärm, kein Gestank [...].«6 Genau das war das Ziel. Über formale

den Tageszeitungen und im Fernsehen alle Grundlagen hartnäckig verweigert werden.

1996, S. 2542 ff.

Details mag man sich streiten, solange die gesellschaftlich schwache Position des Architekten im Bewusstsein bleibt.

Die sogenannte »gewachsene« oder »malerische« Stadt übt eine so starke Anziehungskraft aus, dass wir uns alle gerne über den Zeitsprung zwischen historischem und saniertem Original täuschen las-

Wir müssen heute mit Karl Ganser Folgendes erkennen: »Grundlegend umbauen läßt sich der Sied-

sen. Kommerz ist heute nicht mehr nur Handel und Verkehr, der Begriff bezieht sich vor allem auf den

lungsraum der Industriegesellschaft wohl nicht mehr. Es geht also um Gestaltung im Chaos, um das

Gewinn, der auf beiden Seiten daraus zu ziehen ist: für das Publikum das Erlebnis, vielleicht die Sen-

7  Karl Ganser: Zum Stand der Dinge..., in: Kunibert Wachten

Herausarbeiten von punktuellen Beständen mit Qualität innerhalb des Siedlungsbreis.«7 »Die Stadt-

sation; für den Investor Ertrag und Rendite. All das ist natürlich nicht neu. Denken Sie an die Urform

(Hrsg.): Wandel ohne Wachstum? Stadt-Bau-Kultur im 21. Jahr-

zentren werden einen großen Teil ihrer Einzelhandelsfunktionen verlieren. Diese wandern – und das

des Jahrmarkts, der neben dem Handel auch der Belustigung diente, Neugier und Sensationsgier be-

hundert (Katalog Biennale Venedig 1996), Braunschweig/Wiesbaden 1996, S. 17.

friedigen half. Denken Sie an die Debatten der siebziger Jahre, als es darum ging, groß dimensionierte

Standorte in der Agglomeration. Die historischen Stadtkerne werden aber daran nicht zugrundege-

pittoreske Freizeitanlagen im Stil italienischer oder griechischer Seeräuberhäfen, etwa Port Grimaud, entspannt zu genießen oder verbissen als Fälschung zu enttarnen.

wird man nicht verhindern können – immer mehr in geschlossene Einkaufszentren an dafür geeignete hen. Sie können neue Funktionen übernehmen: mehr Wohnungen, mehr Kultur, mehr Freizeit, mehr

8  Karl Ganser: Zum Stand der Dinge..., a.a.O., S. 23.

Inszenierungen, auch immer mehr Kulisse einer längst vergangenen Zeit.«8

Neu ist heute vor allem eines. Das Volksvergnügen Handel und Freizeit findet seine Bühne offenbar

Die größten Spezialisten in Sachen Selbsttäuschung sind aber die, die die Realität der Stadt, wenn

auf Dauer und in großen Dimensionen unmittelbar vor den Toren der Stadt. Das schafft Konkurrenzsi-

auch nicht allein, so doch fachlich zu verantworten haben: die Stadtplaner und Architekten. Denn:

tuationen, ganz besonders in den wenig glanzvollen Zechenstädten des Ruhrgebiets. Aber auch diese

»Die Realität der Städte und Agglomerationen steht in krassem Gegensatz zu dem Bild, das man sich

Auslagerung und Oasenbildung ist – gerade hier – seit über 100 Jahren üblich und gehört zur traditi-

9  Kunibert Wachten: Über die Ausstellung, in: Ders. (Hrsg.):

in der Politik und in Fachkreisen von der Stadt macht.«9 Sie kennen die Geschichte dieses Phäno-

onellen Entwicklung des Ruhrgebiets. Man muss sich vorstellen, eine Stadt wie Essen war schon vor

Wandel ohne Wachstum? Stadt-Bau-Kultur im 21. Jahrhundert

mens. Zwei Eckpfeiler der Fluchtbewegung habe ich im Titel meines Vortrags genannt: Camillo Sitte

130 Jahren vollständig von der Bergbau-Maschinerie des neuen Industriezeitalters eingeschlossen,

(Katalog Biennale Venedig 1996), Braunschweig/Wiesbaden 1996, S. 25.

und Walt Disney. Die viel diskutierte »Wiederkehr des Städtischen«, die »Neue Urbanität«, nach der

wie durch eine Stadtmauer in ihrem natürlichen Wachstum behindert. Mit jeder Stufe des industri-

Camillo Sitte unter dem bezeichnenden Titel »Die Grenzen der Kunst bei modernen Stadtanlagen«

ellen Fortschritts stand dann – von Süden ausgehend – eine veraltete, aufgegebene Industriezone

schon 1889 suchte, ist nicht mehr zu erreichen.

zur Disposition, frei zur planerischen Neugestaltung. Schon vor über 100 Jahren entstanden so die Freizeitzentren und Ausflugsziele an der Ruhr. 50 Jahre später wuchsen dort aus demselben Grund,

Camillo Sitte schreibt vor mehr als 120 Jahren: »Alles dehnt sich ins Maßlose, und die ewige Wieder-

dem Ruhrschnellweg folgend, gewaltige Konsumangebote und Kulturtempel.

holung derselben Motive allein schon stumpft die Empfänglichkeit so ab, daß nur ganz besondere Krafteffekte noch einige Wirkung zu erzielen vermögen.« Das umreißt eben die örtlich begrenzten

Die Emscherregion ist leider nicht durch starke Ortsbilder und Stadtidentitäten gekennzeichnet. Die

gestalterischen Interventionen, die heute überhaupt nur noch möglich sind. »Risalite, Vorhöfe, Frei-

Städte sind in der Regel vielmehr Siedlungen, entstanden im Verbund mit Kohlezechen und Stahl-

treppen, Laubengänge, Ecktürme usw. sind für uns ein unerschwinglicher Luxus geworden«, so Sitte.

werken, ein Schlachtfeld der militärisch-strategischen Ausbeutung der Erde. So beschreibt es Roland

Mit anderen Worten, das Repertoire ist auch heute architektonisch eingeschränkt, aus finanziellen,

Kirbach, ein in Essen lebender Korrespondent der »Zeit«. Sie kennen das Bild: Abraumhalden und

gestalterischen oder ideologischen Gründen, vielleicht auch einfach aus Unvermögen. Weiter heißt

Zechen reihen sich an Metall- und Chemiewerke, Schrottplätze an Lagerhöfe. Ein Gewusel von Ei-

es bei Sitte: »Wir können es nicht ändern, daß der öffentliche Marktverkehr sich immer mehr von

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den Plätzen zurückzieht, teils in unkünstlerische Nutzbauten sich einschließend, teils ganz auflösend

vor allem in der Legitimation der Stadtregierung. Immerhin erstaunlich, dass sich die verloren gegan-

durch Zuträgerei direkt ins Haus.« Dies war offensichtlich eine Vorahnung von Supermarkt und Tele-

gene kollektive Vorstellungswelt der Stadtbewohner zumindest in den USA so rigide wiederherstellen

shopping. Camillo Sitte weiter: »Gesetzt den Fall, daß bloß dekorativ bei einer Neuanlage ein pompö-

lässt.

ses und malerisch möglichst wirkendes Stadtbild gleichsam nur zur Repräsentanz, zur Verherrlichung des Gemeinwesens geschaffen werden soll, so kann das mit dem Lineal, mit unseren schnurgeraden

Mithin scheint es zwei in der Regel getrennte Entwicklungen zu geben, die der akademischen Archi-

Straßenfluchten nicht bewirkt werden.« Damit scheint von Hundertwasser bis Gehry alles Schräge

tektur und die des kollektiven Geschmacks. In einem offenen gesellschaftlichen System mit heteroge-

10 Camillo Sitte: Der Städtebau nach seinen künstlerischen

unserer Zeit vorweggenommen. Die Formulierung »Verherrlichung des Gemeinwesens« liest sich da-

ner kollektiver Vorstellungswelt wird die Stadt darum zwangsläufig zu einer sehr toleranten »Collage

Grundsätzen (Kapitel 10: Die Grenzen der Kunst bei modernen

gegen fast wie »Celebration«. Camillo Sitte kommt dann, einigermaßen enttäuscht, zu dem Schluss:

City« im Sinne von Colin Rowe. Und Toleranz ist heutzutage, denke ich, ein durchaus ehrenwertes

»Könnte man denn an solcher erlogenen Naivität, an einer solchen künstlichen Natürlichkeit wirkliche,

Ziel. Colin Rowe, wie im Übrigen auch Robert Venturi, bezieht sich auf die Realität der modernen

ungeheuchelte Freude haben? Gewiß nicht.« Ich denke, wir alle teilen diese Meinung. Beim Rest der

Stadt, nicht auf ein unerreichbares Ideal: »Die Objekte können aristokratisch oder ›volkstümlich‹ sein,

Welt bin ich mir nicht so sicher.

akademisch oder populär. Ob sie aus Pergamon oder aus Dahomey stammen, aus Detroit oder

Stadtanlagen), zit. nach: Fritz Schumacher (Hrsg.): Lesebuch für Baumeister. Äußerungen über Architektur und Städtebau (1947), Braunschweig 1977, S. 370, 371, 369, 373, 374.

10

Dubrovnik, ob sie Hinweise auf das 20. oder 15. Jahrhundert enthalten, ist nicht sehr wichtig. Gesellschaften und Personen vereinigen sich entsprechend ihren eigenen Interpretationen von absoluten

Auch Sitte lässt alle Bedenken in Bezug auf den grundsätzlichen Anspruch seiner Vorstellungen in seinem Buch schnell außer Acht und propagiert im Einzelfall dennoch mit bis dahin nicht gekannter Intensität vergangene Formen, bezieht sich in seinen Gestaltungsvorschlägen auf die Lehren der

12 Colin Rowe, Fred Koetter: Collage City (1978), Basel 1984, S. 211, 212.

Bezugsgrößen und traditionellen Werten; und bis zu einem gewissen Grad nimmt die Collage sowohl hybride Bildungen als auch die Bedürfnisse der Selbstbestimmung in sich auf.«12

Geschichte, die Beispiele schöner alter Städte – gerade in dem Moment, in dem eine moderne Architektur auf Distanz zum Historismus geht. Seinen Meister findet Camillo Sitte – mit der Zwischen-

Das spricht auf der Ebene der Gesamtstadt vor allem gegen simple Einheitlichkeit, nicht gegen Viel-

station Portmeirion (1925–1978) – heute in Walt Disney & Co. Die Disney Corporation errichtet auf

falt – vor allem nicht gegen die Vorlieben der Stadtbewohner. In Architektur und Ambiente werden

dem ausgedehnten Gelände von Disneyworld in Orlando/Florida eine 40 Quadratkilometer große

positive Gegenentwürfe zum Alltag erwartet. Man wird also mit Celebration ebenso leben müssen wie

Privatstadt mit dem für eine Ausnahme von der Regel notwendigerweise programmatischen Namen

mit einem CentrO, aber auch mit der historischen Stadtmitte von Oberhausen. Viele Städte gerade

»Celebration«.

des Ruhrgebiets werden nach einem neuen Publikumsmagneten suchen, nicht um die alte Stadtmitte aufzugeben, sondern um dem Stadtkern nach der Devise »Konkurrenz belebt das Geschäft« neue

Hier feiert der Stadtbewohner den endgültigen Abschied von einer Stadt, die ihm nicht mehr gefällt.

Impulse zu geben. Die Ausnahme wird zur Regel, Architektur nicht nur ästhetisch nachweisbar. Neben

Warum soll er sich in einem Meer der Zerrissenheit und Austauschbarkeit aufhalten, wenn ihm in Ce-

der These von Mies van der Rohe »Less is more« gilt auch die Theorie von Robert Venturi »Less is

lebration die rettende Insel geboten wird: die alte, kompakte, ebenso vertraute wie unverwechselbare

a bore«.

Stadt, eine in ihren Bildern perfekte, neotraditionelle Fantasiewelt vom Leben in einer amerikanischen Kleinstadt mit Veranden, Lattenzäunen und allen Details aus der guten alten Zeit. Das zahlende Publikum steht Schlange. Der Konzern, der auf dieser Bühne die Rolle der Stadtverwaltung spielt, setzt

Epilog: Am 24. November 2009, zwölf Jahre nach diesem Vortrag von Friedel Kellermann, dem Grün-

wie gewohnt auf Markenqualität. An der Stadtplanung ist Robert A.M. Stern maßgeblich beteiligt, für

dungsgesellschafter von RKW, läutete die »Süddeutsche Zeitung« mit einem Feuilleton-Beitrag von

Einzelprojekte stehen bei Walt Disney Namen wie Robert Venturi, Stanley Tigerman, Michael Graves,

Thomas Steinfeld nach einem Jahrhundert Moderne das Ende der ästhetischen Moderne ein: »In der

Helmut Jahn, Hans Hollein, Arata Isozaki, Frank Gehry, Aldo Rossi, Bernard Tschumi, Rem Koolhaas,

ästhetischen Avantgarde jener Zeit sind nur wenige Künstler nicht, mehr oder weniger, von esoteri-

Jean Nouvel usw. – vom Feinsten eben.

schen Überzeugungen affiziert, und die radikalsten sind es ganz besonders. [...] Das Motiv hinter der ästhetischen Moderne ist also religiös. Es gehört zu einer Theologie ohne Kirche. Und es hat einen

Die Avantgarde der Architektur erstmalig auf breiter Front im Dienste des Stadtbewohners? Vitto11  Vittorio Magnago Lampugnani: Die bewußte Dekoration.

rio Magnago Lampugnani wies unter dem Titel »Die bewußte Dekoration« 1976 darauf hin, dass

Planung der Schönheit in der mittelalterlichen Stadt, in: Bauwelt,

historisch ein sogenanntes »anonymes«, »gewachsenes«, »natürliches«, »spontanes« Bauen kaum

19–20, 1976, S. 596–601, zit. nach: Ders.: Architektur als Kultur.

11

Die Ideen und die Formen. Aufsätze 1970–1985, Köln 1986,

nachzuweisen ist. Hinter jeder »anonymen« Architektur sei vielmehr ein Architekt zu finden. Die Pi-

S. 63 ff.

azza del Campo in Siena wurde von der zuständigen Stadtregierung ebenso künstlich angelegt wie der Schwarzwald von deutschen Fürsten. Der entsprechende Erlass der Stadt Siena liegt heute 700 Jahre zurück. »Wir legen fest und befehlen«, heißt es darin. Über die Platzflucht wurde ebenso streng gewacht wie über die Fensterformate und Verzierungen. Da auch in Celebration vom Hausanstrich bis zur Gartengestaltung jedes Detail vertraglich geregelt ist und kontrolliert wird, liegt der Unterschied

13 Thomas Steinfeld: Totale Innerlichkeit. Die ästhetische Moderne und ihre Ursprünge im Okkulten, in: Süddeutsche Zeitung, 24. 11.2009, S. 11.

fatalen Hang zur Totalen: Le Corbusiers Visionen von neuen Stadtteilen, ja neuen Städten lassen keine Ausnahmen zu, sie sind auf völlige, restlose Überwältigung angelegt.«13

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Innenarchitektur als integraler Bestandteil des Bauens Klaus Dieter Weiss im Gespräch mit Heike Falkenberg und Friedel Kellermann

»Es ist die Überzeugung von Helmut Rhode, dass Architektur nur ganzheitlich funktionieren kann. Dazu gehört eine Perfek­ tion, die sich vor allem am Menschen orientiert, der entscheidet, ob er sich in einem Gebäude wohlfühlt.«

Welchen Stellenwert hat die Innenarchitektur in der Philosophie und der täglichen Arbeit von RKW? Friedel Kellermann: Jedes unserer Gebäude sollte als eine komplette Einheit, als ein großes funktional abgestimmtes Ganzes betrachtet und geplant werden. Die Innenarchitektur repräsentiert ein eigenes, spezifisches Arbeitsfeld, das wir als Argument einbinden, um das Projektergebnis zu steigern. Eine wegweisende Erfahrung war für uns der Bau der Horten-Hauptverwaltung im Jahr 1960. Damals wurde Florence Knoll aus New York für Innenausbau und Einrichtung verpflichtet, immerhin eine der bedeutendsten Innenarchitektinnen weltweit. In harmonischer und produktiver Zusammenarbeit mit ihr konnten wir ein ganz besonderes Ergebnis erzielen. Für uns war das eine Initialzündung. Unter der Leitung von Heike Falkenberg haben wir heute eine eigene Abteilung für Innenarchitektur in unserem Büro. Eingebunden in diesen ganzheitlichen Ansatz von Architektur und Innenarchitektur, arbeitet das Team mit den RKW-Partnern bei unseren eigenen Objekten – gerade im Bereich der Verwaltungsbauten – intensiv zusammen, akquiriert aber längst auch externe Aufträge. Viele gewonnene Wettbewerbe, bei denen wir auch mit anderen renommierten Büros erfolgreich kooperiert haben, sprechen eine deutliche Sprache. Sie verstehen also die Innenarchitektur nicht nur als Finish für ein Projekt, sondern als raumund haustechnikrelevante Planungsebene, die von Anfang an einzubeziehen ist? Heike Falkenberg: Exakt. Uns ist wichtig, dass bei einem Projekt von innen nach außen gedacht wird, aber auch von außen nach innen. Je früher wir mit ins Spiel kommen, umso besser können wir unseren Teil zur Architektur des Innenraums, zum raumbildenden Ausbau, beitragen. Dabei geht es um die optimale Funktionalität der Räume, aber natürlich auch um Licht, Transparenz und Akustik. Letztendlich sollen sich einerseits die Nutzer in den Räumen wohl und sicher fühlen, andererseits soll für den Auftraggeber eine individuelle Ästhetik gefunden werden, mit der er sich identifiziert. Ich vergleiche das gerne mit einem richtig guten Anzug: präzise maßgeschneidert, elegant, leicht und zeitlos schön.

Halle des KfW-Haupthauses, Frankfurt

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F.K.: Natürlich ist bei solchen Prozessen internes Teamwork gefragt. Es ist übrigens nicht mehr so, dass wir die Innenarchitektur nur als einen von uns angebotenen Mehrwert verstehen, der uns auf dem Markt eine Sonderstellung verleiht. Es funktioniert auch andersherum, etwa beim Umbau der Düsseldorfer Feldmühle für die Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer. Nachdem Heike Falkenberg den Innenarchitekturwettbewerb gewonnen hatte, konnten wir in einer erfolgreichen Kooperation mit Richard Meier & Partners / New York auch die Architektur umsetzen. Eine erfreuliche Entwicklung. Ein weiterer positiver Effekt ist das öffentliche Interesse: Wenn ein Projekt von RKW in den Medien auftaucht, dann sind neben den Fassaden meist auch die Innenräume zu sehen. Bilder von spektakulären Eingangshallen, Foyers oder Sitzungsräumen beeindrucken jeden Betrachter und ergänzen unser Angebot zu einem stimmigen Gesamtkonzept – eben zu ganzheitlicher Architektur. Individualität und Nutzerorientierung sind bei der Planung von Innenräumen Ihre Maximen. Wie gehen Sie konkret vor? H.F.: Ein gutes Beispiel ist vielleicht das Rathaus in Aachen. Hier sind wir von der Stadtverwaltung angesprochen worden, weil sich in einem schon durchgeführten Wettbewerb für die Neugestaltung des Foyers die Fronten innerhalb der Jury verhärtet hatten. Wir wurden um eine externe Alternative gebeten. Meine Bedingung war damals, dass ich mit wirklich allen potenziellen Nutzern reden darf. Das habe ich dann auch gemacht – mit dem Oberbürgermeister, der dort sein Büro hat, ebenso wie mit dem Hausmeister, mit ausländischen Touristen, die den Krönungssaal für die Karlspreisverleihung sehen wollten, mit Mitgliedern des Stadtrats, mit Paaren, die dort heiraten wollten, und mit vielen mehr. Es waren sehr viele Gespräche. Aber am Ende war klar, was die Menschen von diesem Gebäude erwarten. Und unsere Lösung mit einer zentralen Theke als Anlaufstelle, einem Licht- und Farbkonzept, einer optischen Reduzierung und Betonung der historischen Substanz hat alle begeistert. Es ist ein Foyer geworden, in dem sich die Menschen zurechtfinden und mit dem sie sich identifizieren können. Aus den vielen Gesprächen ist Vertrauen entstanden. Das beweisen auch mehrere Folgeaufträge, etwa für den Ratssaal, das Amtszimmer des Oberbürgermeisters oder zwei interaktive Ausstellungen, die wir gemeinsam mit Multimedia-Spezialisten der RWTH dort realisiert haben. Das alles war möglich, weil wir kommuniziert haben. Zuhören, Fragen stellen und sich selbst zurücknehmen war und ist unsere Devise. Wodurch zeichnet sich für Sie im Hinblick auf Nutzer und Auftraggeber gute Innenarchitektur aus? H.F.: Sie wirkt. Und zwar ganz unterbewusst. Dafür braucht es oft gar nicht so viel – im Gegenteil. Wir sehen unsere Aufgabe auch im gezielten Weglassen, wir reduzieren Räume und entfernen Unwichtiges, damit der Mensch sich auf das Wesentliche, auf seine Grundbedürfnisse konzentrieren kann, wie etwa beim GAP 15 in Düsseldorf, in dem wir für Ernst & Young unter anderem den zentralen Konferenzraum im Erdgeschoss gestaltet haben. Wir haben für den außergewöhnlichen, elliptischen Raum

ein umlaufendes System aus schwenkbaren und verschiebbaren Holzflügeln entwickelt, das die Nutzer vor den Blicken von außen durch die Glasfassade abschirmt, aber dennoch für ausreichend Licht und optimale Akustik sorgt. So können sich die Konferenzteilnehmer wohlfühlen und voll und ganz auf das Geschehen im Saal einlassen. F.K.: Wie gut dieser Raum angenommen wird, zeigt auch, dass er bis heute unverändert und ständig ausgebucht ist. Das freut uns natürlich.

Konferenzraum GAP 15, Düsseldorf

H.F.: Ich würde gerne ein weiteres wichtiges Beispiel nennen: die Innenarchitektur von Räumen, in denen Menschen mit schwierigen Situationen konfrontiert werden. Ein solches Projekt war das Amtsgericht Neuss, das wir 2009 teilsaniert haben. Wir haben den Räumen etwas von der alten Wuchtigkeit genommen, die Autorität und Hierarchie symbolisieren sollte. Natürlich sind in der neuen Raumordnung die Richter immer noch über den Angeklagten situiert. Nicht zuletzt mit einem neuen Farbkonzept haben wir jedoch eine Atmosphäre geschaffen, in die Menschen, ob Kläger, Zeuge oder Angeklagter, unbefangener ihre Aussagen machen können. Tatsächlich haben die Richter uns im Nachgang bestätigt, dass viele Verhandlungen nun reibungsloser und angenehmer verlaufen. Besonders das Familiengericht war uns wichtig, schließlich geht es hier auch um tragische Dinge wie Ehescheidungen und Sorgerechtsfragen. Wir haben neben einer warmen Raumfarbe auch eine neue Möblierung gewählt. Die Familien sitzen an einem runden Tisch zusammen, das ist besonders für die Kinder wichtig. »Es gibt Differenzen zwischen den Eltern, aber trotzdem sind wir noch eine Familie, zu der ich gehöre« ist die unterbewusste Botschaft. Wenn wir dieses Gefühl vermitteln können, haben wir viel erreicht. F.K.: Daneben geht es natürlich auch um ganz greifbare Qualitäten – um gute Türklinken und gute Heizkörper, um gute Bodenbeläge. Eine gute handwerkliche Qualität mit hochwertigen Materialien ist ebenso wichtig wie die Details im Raum. Wenn hier hochwertig gearbeitet wurde – und damit ist gar nicht zwangsläufig auch hochpreisig gemeint –, kann das Ergebnis über viele Jahre werthaltig sein. Zeitlos im besten Fall. Die Qualität durch Reduktion, verbunden mit hochwertigen Materialien, hat sich sogar zu einem Exportartikel in die USA entwickelt ... H.F.: Ja, unsere Abteilung ist für das erste Projekt von RKW in den Vereinigten Staaten verantwortlich. Gemeinsam mit dem Architekten Christoph Sattler haben wir für die Mode-Firma AKRIS eine ihrer wichtigsten Boutiquen gestaltet, auf der Madison Avenue in New York. Dafür hatten wir uns allerdings schon in Düsseldorf empfohlen, als wir für den Kunden in einem Standard-Bürogebäude in kürzester Zeit einen internationalen Showroom geplant und umgesetzt haben – inklusive einer spektakulären, zehn Meter langen Wand mit schwarzer Rosshaar-Bespannung. Hier war denn auch Luxus und

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Understatement pur gewünscht. Ob Düsseldorf oder New York – das Beste aus der vorhandenen Architektur herauszuholen ist hier wie dort unser großer Ansporn. F.K.: Wir freuen uns natürlich sehr über diesen Schritt in die USA, wo RKW ja noch völlig unbekannt ist. Dass die hohe Qualität unserer Arbeit gewürdigt wird, zeigt sich aber auch hierzulande. Ein gutes Beispiel ist der Deutsche Innenarchitekturpreis des BDIA. Heike Falkenberg und ihr Team haben für die Aufsichtsratsetage der Douglas Holding in Hagen den zweiten Preis gewonnen. Wie lautet Ihr Fazit aus den bis heute immerhin 20 Jahren Innenarchitektur bei RKW? H.F.: Was die Arbeit an kompletten RKW-Neubauten angeht, könnte eine frühere Einbindung unseres Teams zu vermutlich noch besseren Prozessen führen. Grundsätzlich bin ich mit der produzierten Qualität aber hochzufrieden, und noch wichtiger ist, dass die Bauherren diese auch zu schätzen wissen. Dass sich durch unsere Arbeit unzählige Nutzer in ihren Räumen wohlfühlen und sich mit ihrem Gebäude identifizieren, gehört ebenfalls untrennbar zum Erfolgserlebnis dazu. Das ist die Anerkennung, die mir wichtig ist. Für uns als Architekturbüro mit einem – und ich wiederhole mich hier gerne – umfassenden Anspruch ist die Arbeit unserer Innenarchitektinnen und -architekten sehr wichtig. Es ist die Überzeugung von Helmut Rhode, dass Architektur nur ganzheitlich funktionieren kann. Dazu gehört eine Perfektion, die sich vor allem am Menschen orientiert, der entscheidet, ob er sich in einem Gebäude wohlfühlt. Das entscheidende Kriterium ist, eine zeitlose Sprache zu finden, in der der Auftraggeber sich dauerhaft darstellen kann. Innenarchitektur gehört da nicht nur als strategische Wettbewerbskomponente und Alleinstellungsmerkmal, sondern vielmehr als grundsätzliche Philosophie zur tagtäglichen Arbeit von RKW.

Foyer des KfW-Haupthauses, Frankfurt

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Innenarchitektur

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Innenarchitektur

Douglas Hauptverwaltung, Hagen

Bauherr Douglas Holding AG   BGF 608 m²   Planungszeit Nov. 2000 – März 2001 Bauzeit 2001   Wettbewerb 1. Preis   Auszeichnung 2. Preis BDIA 2002

Die Architektur zeichnet sich durch filigran

Balance im Raum und zeitlose Wertigkeit.

umhüllte Transparenz aus, mit deren Hilfe die

Durchgängige Blickachsen und raumverbindende

architektonische Identifikation des Ortes er-

Elemente zeigen die offene Unternehmens­

reicht wird.

struktur, verbinden unterschiedliche Funktionsbereiche und ermöglichen ihre flexible Nutzung.

Im Rahmen des gewonnenen InnenarchitekturWettbewerbs bestand die Aufgabe aus dem Ausbau der obersten Etage zu einer repräsentativen Auf­sichtsratsetage mit Foyer, Konferenzund Büro­bereichen. Es sollte eine sachlich moderne, natürliche und zurückhaltende Sprache in Gestaltung und Materialität gefunden werden. Trans­parenz und Klarheit der vorhandenen Architektur bildeten den optimalen Rahmen für die Verwirk­lichung heller und großzügiger Räume. Funktionalität und Logik der Raumsituationen und Einbauten unterstreichen und steigern deren Wirkung. Mit Hilfe von drehbaren Wandelementen und mobilen Glasflächen zum Flur lässt sich der Raum des Aufsichtsrats abschotten wie auch öffnen. Die Zielsetzungen Konzentration und Kommunikation lassen sich nach wenigen Handgriffen auf derselben Fläche variieren. In Farbe und Materialauswahl sowie in der differenzierten Lichtkonzeption findet dieser Entwurfsgedanke seine Umsetzung. Hohe handwerkliche Qualität sorgt für gute

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Innenarchitektur

Bürogebäude Freshfields & Partner, Düsseldorf

Bauherr Feldmühleplatz 1 GmbH & Co. KG   Planungszeit Feb. 2003 – Juli 2004 Bauzeit 2004 – 2005   Wettbewerb 1. Preis

Die ehemalige Hauptverwaltung der Feldmühle AG

schließt eine große Bibliothek an. Gegenüber der

in Oberkassel, Anfang der fünfziger Jahre er­

Haupttreppe liegen geschossweise die Konferenz-

richtet, wurde in einen modernen Firmensitz der

räume, am Übergang zum Neubau je eine Es­

weltweit agierenden Anwaltskanzlei Freshfields

pressobar und eine kleine Bibliothek. Im Staffel­

Bruckhaus Deringer umgewandelt. Der Umbau

geschoss bilden die Konferenzräume mit

stammt von Richard Meier & Partners, New York.

Panoramablick und einer zweiten Lobby den

RKW übernahm nach gewonnenem Innenar­

Höhepunkt.

chitektur-Wettbewerb auch die Aufgaben des Kontaktarchitekten. Der gesamte Bestand wurde

Heller Kalkstein in Treppenhäusern, Lobbys,

saniert, teilweise zurückgebaut und um ein

Espressobar und WCs reflektiert Tageslicht in die

Konferenzgeschoss aufgestockt. Ein L-förmiger

Räume. Mit ihrer indirekten Beleuchtung werden

Neubau ergänzt den Solitär im Norden, im Süden

die Einbauschränke, die in den Fluren ganze

folgt ein weiteres Gebäude. Der Bauherr beauf-

Aktenkilometer verschwinden lassen, zu schwe-

tragte RKW zusätzlich mit dem raumbildenden

benden Skulpturen. Im Risalitbereich ist der

Ausbau in Alt- und Neubau. Die Räume sind

Stein in die Besprechungsräume hineingeführt,

flexibel und kommunikativ angeordnet, individuell

im möblierten Bereich durch den Teppichboden

nutzbar und besitzen, auf den Nutzer zugeschnit-

unterbrochen. Die Verzahnung von Material

ten, eine eigene Identität. Die Raumqualitäten in

und Raum findet sich mehrfach im Haus wieder.

Alt- und Neubau sind identisch. Natürlichkeit

Analog sind im Neubau alle öffentlichen Bereiche

und Leichtigkeit waren die wesentlichen Aspekte

in dunklem Granit ausgeführt, Teeküche und

bei der Materialwahl und in der Beziehung

Ausgabebereich der Kantine in Kunststein, Biblio-

zum Außenraum. Die individuell angefertigten

theken sowie Konferenzsaal und Flur im Staffel­

Kunstobjekte stammen von Werner Berges,

geschoss in Nussbaum-Parkett. Ein sandfarbener

Boris Doempke und Paul Schwer.

Teppich in den Bürogeschossen ist auf den Naturstein abgestimmt. Der ganzheitliche Ansatz

Der Hauptzugang befindet sich im Risalitbereich des Altbaus, eine repräsentative zweigeschossige Eingangshalle empfängt den Klienten. Im Süden

prägt noch das kleinste Detail.

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286 | 287

Innenarchitektur

GAP 15, Düsseldorf

Bauherr GAP 15 GmbH   Planungszeit Okt. 2003 – Dez. 2004 Bauzeit Aug. 2004 – Aug. 2005   Wettbewerb 1. Preis

Mit 90 Meter Höhe und 23 Etagen ist das Hoch-

Lärchenholz und Naturstein und eine dezente

haus GAP 15 ein markantes Bürogebäude in

Farbgebung bestimmen wie selbstverständlich die

der Düsseldorfer Skyline zwischen »Kö« und Land-

räumliche Aussage und das Design der speziell

tag. Den Grundriss haben JSK Architekten in Form

entworfenen Möbel. Die elegante Erscheinung des

zweier ineinander verschränkter Ellipsenhälften

Hochhauses stellt auch im Inneren hohe An­

angelegt. Ergänzt wird der transparente Bau durch

sprüche an die Gestaltung und die Unauffälligkeit

ein fünfstöckiges Gebäude.

technischer Details. Voraussetzung dafür ist die frühzeitige Einbindung der innenarchitektonischen

Die RKW-Innenarchitekturabteilung gewann den

Planung in den Bauprozess.

Wettbewerb für den raumbildenden Ausbau sämtlicher Bereiche des Mieters Ernst & Young

Viel Atmosphäre entfaltet sich in den Sonderbe­

im Hochhaus und im sanierten Flachbau. Die

reichen Empfang, Bibliothek, Konferenz, Auditorium

Vertiefung in die Sprache der Architektur von JSK

und Skylobby durch die Materialität von Parkett

und das vom Nutzer definierte Anforderungsprofil

und Leder. Kombiniert mit der bewussten Inszenie­

bildeten die Basis für die Entwicklung der

rung des Ausblicks auf Düsseldorf, genießen

Grundrissorganisation wie der Raumfunk­tionen

Mitarbeiter und Besucher ein einzigartiges Raum-

und Stimmungen. Es galt, diese adäquat fortzuset-

erlebnis. In enger Abstimmung zwischen Nutzern,

zen und in Farbigkeit, Materialität, Möblierung

Architekten, Bauherren und Lichtplanern ent-

sowie Atmosphäre zu akzentuieren.

stand so in Umsetzung der Corporate Identity von Ernst & Young ein nutzerorientierter Maßanzug.

Das ungewöhnliche Konzept des Auditoriums – Hauptkriterium der Wettbewerbsentscheidung – funktioniert ähnlich wie eine Artischocke in einem Glashaus, speziell auf die Bedürfnisse des Menschen abgestimmt: hohe akustische Qualität, Ruhe und Rückhalt, aber auch Transparenz, Tageslicht und Flexibilität. Leichtigkeit und Eleganz in Verbindung mit den natürlichen Materialien

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Innenarchitektur

NRW-Bank, Düsseldorf

Bauherr Animo GmbH / Heine   BGF 43.000 m² Planungszeit Aug. 2004 – April 2005   Bauzeit Aug. 2005 – Mai 2006

Im Düsseldorfer Stadtzentrum setzt der Neubau

Die Gestaltung des Vorstandsbereichs in der

der NRW-Bank am Schnittpunkt von Knie­

obersten Etage des gläsernen Hochhauses folgt

brücke und Königsallee einen unverwechselbaren

ebenso konsequent den Prämissen der Groß­

Akzent. Die dreizehngeschossige Hochhaus­

zügigkeit und Transparenz – nicht nur wegen des

scheibe ist über eine gläserne Eingangshalle an

allgegenwärtigen Panoramas über Düsseldorf

den siebengeschossigen, zurückversetzten

und Rhein. Nahezu ungehindert gleitet der Blick

Block angebunden. Aufgabe der Innenarchitektur-

durch Lobby und Empfangsbereich, dann über-

abteilung von RKW war, für das Haus eine

rascht ein kleiner, in den Baukörper integrierter

individuelle Handschrift zu entwickeln – vom

Dachaustritt. Natürliche Materialien wie Naturstein,

Entree bis zum Konferenzbereich, vom Mitarbeiter-

Parkett und farblich abgestimmte Teppiche

restaurant bis zum Vorstandsbereich, vom

charakterisieren die unterschiedlichen Funktions-

WC-Bereich bis zur persönlichen Ausstattung.

bereiche. Fein ausgearbeitete Details und die stimmige Integration des Lichtes geben den Räu-

Kraftvolle Lichtarchitekturen wie Empfangstresen und Lichtwand prägen die zweigeschossige Halle der NRW-Bank als repräsentative Lobby. Das angrenzende Mitarbeiterrestaurant lädt mit stimmungsvollem Ambiente und Blick in den Park zur Kommunikation ein. Ein zweigeschos­ siger, gläserner Konferenzpavillon im Inneren des massiven Blocks entfaltet räumliche Weite und Transparenz durch seinen Außenbezug zum Park und zur renaturierten Düssel. Sichtbezüge, die Lichttreppe, Lichtfugen in Decke und Boden sowie durchgängige Materialien verbinden flexibel nutzbare Räume und Ebenen. Der Solitär wirkt in seiner Sprache kraftvoll, eigenständig und elegant.

men ihre zurückhaltende Wirkung und Intimität.

290 | 291

Innenarchitektur

KfW-Haupthaus, Frankfurt

Bauherr KfW Bankengruppe Frankfurt am Main   BGF 24.200 m² Planungszeit 2005 – 2006   Bauzeit Jan. 2006 – Dez. 2006   Wettbewerb 1. Preis Auszeichnungen Green Building Award 2008, Architekturpreis für Nachhaltigkeit (GreenBuilding Award der Stadt Frankfurt am Main 2009)

Nach 40-jähriger Nutzung entschloss sich die

um eine eingeschossige Halle erweitert, die als

KfW-Bankengruppe zur Sanierung ihres in den

Auditorium 500 Personen fassen kann. Blickach-

sechziger Jahren entstandenen Hochhauses –

sen und verglaste Fassadenflächen integrieren den

nicht zuletzt aus brandschutztechnischen

alten Baumbestand und den Palmengarten. Weiße

Gründen. Die gemeinsame Beauftragung von

Wände zwischen den ahornvertäfelten Fluchttrep-

Architektur und Innenarchitektur ermöglichte eine

penhäusern präsentieren eine hochwertige

Neuordnung, ohne die gestalterischen Merkmale

Sammlung moderner Kunst – ein spannungsrei-

der sechziger Jahre aufzugeben. Die vier unter-

cher Wechsel von Kunst und Natur. In den

schiedlich hohen Baukörper auf quadratischem

Hallenbereichen unterstreicht Natursteinbelag den

Grundriss sind jeweils um eine Bürotiefe zueinan-

räumlichen Fluss. Teppiche und skulpturale

der verschoben.

Sitzmöbel mit Beistelltischen aus Aluminium laden zum Verweilen ein.

Der Besucher erreicht das Haupthaus über den Palmengartenvorplatz und den Innenhof der

Kommunikation bestimmt die Gestaltung des

Ostarkade. Um ein repräsentatives, lichtdurchflute-

zweigeschossigen Sitzungssaals für 56 Personen.

tes Entree zu erhalten, wurde ein Teil des ersten

Die Idee eines »schwebenden Tisches« ist als

Obergeschosses zurückgebaut. Die Wände der

Aluminiumskulptur umgesetzt, die auf hinterleuch-

Halle wie auch Lobbys und Sitzungssaal wurden

teten Glasschwertern ruht. Konferenz- und

akustisch wirksam mit Spitzahorn vertäfelt. Der

Raumtechnik sind unauffällig integriert. Per

Künstler Thomas Bayerle gestaltete die Oberfläche

Fernsteuerung enthüllt die Aluminium-Wandver-

der beiden Aufzugsblöcke. Aluminium als

kleidung innen liegende Präsentationsflächen –

bestimmendes Material zeigt sich dabei in Form

ein Beispiel für Harmonie und Übereinstimmung

eines Reliefs.

der Teile untereinander wie mit dem Ganzen.

Transparenz erzeugt Flexibilität: Die Wartebereiche vor den Konferenzsälen können als Speise- und Veranstaltungsräume dienen. Der flurbreite Übergang vom Haupthaus zur Nordarkade wurde

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294 | 295

Innenarchitektur

Rathaus Aachen

Bauherr Stadt Aachen   Planungszeit Aug. 2008 – Juli 2009   Bauzeit 2009

Das bedeutendste weltliche Bauwerk der Stadt

kontrastieren mit der Schwarz-Weiß-Geometrie

entstand Mitte des 14. Jahrhunderts auf den

des Steinfußbodens. Akzentuierender Höhepunkt

Grundmauern der karolingischen Palastaula als

der klaren Raumwirkung ist die in Zusammenar-

ein Gebäude, das im Erdgeschoss als reichsstäd-

beit mit dem Büro Schroeder Feldmann, Aachen,

tisches Rathaus und im ersten Stock als Festsaal

entwickelte Lichtgestaltung. Von der Decke ab-

des Kaiserreiches diente. Der Krönungssaal gilt als

gehängte Messingleuchter mit paarweise ange-

der größte mittelalterliche Saal in der europäischen

ordneten Halogenstrahlern schweben grazil über

Profanarchitektur.

dem Boden und setzen belebende Reflexe auf den dunklen Belag.

Das Ziel von Auftraggeber und Innenarchitekten bestand darin, das Foyer im historischen Erschei-

Das Konzept der einfühlsamen Modernisierung

nungsbild nicht nur authentisch zu erhalten, son-

setzt sich über das Treppenhaus bis in die Säle

dern darüber hinaus in seiner räumlichen Wirkung

fort. An Wandflächen und auf Säulen montierte

und Funktion zu steigern. In erster Linie dient es

Leuchter erhellen das historische Gewölbe, ohne

als Ausstellungsraum und Zugang zum Büro des

das Erscheinungsbild zu überformen. Ein klare

Oberbürgermeisters, bietet aber auch ein reprä-

Anordnung der wertvollen Gemälde im Ratssaal,

sentatives Entree für unterschiedliche Veranstal-

dazu passende neue Vorhänge, ein Sonnenschutz

tungen im Ratssaal wie im Standesamt. Besonde-

und eigens entworfene, kubische Konferenztische

re Aufmerksamkeit legten die Innenarchitekten auf

sorgen für eine funktionale und gestalterische

die Funktionalität, die Beleuchtung und Ergonomie

Harmonie, die auf moderne Medientechnik kei-

der Empfangs- und Pförtnerarbeitsplätze.

neswegs verzichten muss. Materialwahl, Farb- und Formgebung der neuen Möbel sind eine bewuss-

Hell gestaltete Wandoberflächen lassen den Raum

te Referenz der Moderne an die mittelalterliche

nunmehr licht und großzügig erscheinen. Farbig

Pracht und Würde des denkmalgeschützten

akzentuierte Linien trennen die Kreuzgratgewölbe

Rathauses.

von der Wandfläche. Nach mehrmaligem Abbeizen gewannen vorhandene Wandverkleidungen ihren hellen natürlichen Eichenton zurück und

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298 | 299

Innenarchitektur

Amtsgericht Neuss

Bauherr OLG Düsseldorf   BGF 4.400 m²   Planungszeit Mai 2008 – Nov. 2008 Bauzeit Feb. 2009 – Dez. 2009   Wettbewerb 1. Preis

Der Auftrag für das Amtsgericht basiert auf einem

gericht aus. In den Gerichtssälen unterstreicht die

gewonnenen Wettbewerb. Ausgangspunkt der

Beleuchtung die Formensprache, verbindet die

innenarchitektonischen Planung sind vier verschie-

räumlichen Strukturen und korrigiert die Raumpro-

dene Gebäude, darunter ein altes Gymnasium,

portionen.

das lieblos umgenutzt worden war und das sehr schöne Räume, jedoch kein ausreichendes Licht

Der Zugang zu Schöffen- und Jugendschöffen-

besaß. Neben der Optimierung der Raumakustik

saal wurde behindertengerecht gestaltet. Hier und

bildet daher die Lichtkonzeption den Schwerpunkt

im Amtsgericht sind Rückwand und Bestuhlung

der Planung, die das Ziel verfolgt, raum- und iden-

in dunkelblauer Farbe akzentuiert. Schallabsor-

titätsbildende Elemente zu betonen und in einem

bierende Materialien in Decke, Rückwand und

ganzheitlichen Konzept zusammenzuführen.

Sichtschutzelementen verbessern die Akustik. Familien-, Zivil- und Strafgerichtssäle spiegeln eine

Umlaufende Vouten auf Kapitellen beleuchten

eigene Farbwelt. Die Atmosphäre des Familienge-

indirekt das Kreuzgewölbe der Eingangshalle. Sie

richts wird von einem warmen, harmonischen und

unterstreichen die klare, raumgliedernde Struktur

curryfarbenen Hintergrund bestimmt, der runde

der Decke und erzeugen eine strahlende Ge-

Tisch fasst die Familie demokratisch zusammen.

samtwirkung als repräsentativer Rahmen für den Empfang, die Wartezone und die teilweise hinterleuchteten Glasstelen, die als Orientierung dienen. Ein modulares Beschilderungssystem setzt das farbliche Orientierungskonzept im Haus fort. Sitzmöglichkeiten definieren Aufenthaltsorte, wobei das Material jeweils auf die Bestandsoberflächen abgestimmt ist. Additiv zur Grundbeleuchtung akzentuiert Lichtkunst die räumliche Wirkung des Treppenhauses. Eine umlaufende Lichtvoute leuchtet die Decke des Eingangs zum alten Amts-

300 | 301

Innenarchitektur

Opernhaus Düsseldorf

Bauherr Theatergemeinschaft Düsseldorf-Duisburg GmbH Planungszeit März 2009 – Juni 2009   Bauzeit Juli – August 2009

Der Bau an der Heinrich-Heine-Allee besetzt einen

zwei Cateringbereiche parallel zu den Treppen-

attraktiven Standort am Rande der Altstadt, zwi-

häusern eingerichtet, ausgestattet mit quadrati-

schen Hofgarten und Königsallee, und ist fußläufig

schen Tischen, neuen Stühlen und Sitzbänken.

von der Rheinpromenade zu erreichen. Hier wurde

Stehtische in den Lounges laden die Operngäste

1875 nach Plänen des Architekten Ernst Giese das

zu einem kurzen Aufenthalt. Die einzelnen Ränge

neue Staatstheater eröffnet. Der dem italienischen

mit VIP-Lounges und Speiseräumen sind sowohl

Renaissancestil nachempfundene Bau mit seinem

in der Aufteilung als auch durch mannigfaltige

runden Vorderhaus und 1260 Sitzplätzen hatte

Möblierung mit Loungesesseln, Beistell- und

Ähnlichkeiten mit der Semperoper in Dresden.

Stehtischen sowie Bartheken individuell charak-

1943 wurde das Theater stark beschädigt, in den

terisiert und stellen eine Fülle unterschiedlichster

fünfziger Jahren erhielt es sein heutiges Ge-

Raumwirkungen als Inszenierung für den Besu-

sicht. Zwischen 2006 und 2007 veranlasste die

cher dar, der in den Pausen selbst zum Darsteller

Stadt Düsseldorf eine umfangreiche Sanierung;

wird. Abschließbare Elemente für Bücher, CDs,

das Haus wurde durch einen lichtdurchfluteten

T-Shirts sowie dazu passende Informationsstelen

Orchester- und Ballettprobensaal mit einer 8 bis 10

und Prospekthalter für Programmhefte und Flyer

Meter hohen Glasfassade zum Hofgarten und zur

ermöglichen ein einheitliches, unaufdringliches Ne-

Königsallee erweitert.

beneinander vielfältiger Funktionen und verdeutlichen das Gesamtkonzept noch im letzten Detail.

Für die Modernisierung des gesamten Foyerbe-

Die hohe handwerkliche Qualität und sorgfältig

reichs und die Steigerung der Aufenthaltsqualität

abgestimmte Materialien – goldschimmernde

unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer

Garderobenvorhänge, bruniertes Messing, helles

Aspekte bekam RKW einen Direktauftrag. Zu

Leder, das goldene Oval der Bartheke auf hellem

Beginn der Spielzeit 2009 wurde die Oper unter

Steinboden – schaffen eine ästhetisch anregende,

dem neuen Intendanten mit neuer Loungemöblie-

festlich stimmende Atmosphäre.

rung, Bar-, Informations- und Ausstellungstheken neu eröffnet. Die weitere Modernisierung des 2. und 3. Rangs wie der VIP-Lounge-Bereiche wird schrittweise umgesetzt. Im Parkettfoyer wurden

Innovation

302 | 303

Innovation ist das stets positiv besetzte Lieblingswort des Archi-

min- und Etatvorgaben des Bauherren genügen, einer Vielzahl

tekturbetriebs auf der Suche nach Avantgarde und Erneuerung:

von Bauvorschriften, sogar zukünftigen, noch unbekannten

neue Formen, neue Lösungen, neue Produkte, neue Märkte,

Nutzungsveränderungen und technischen Neuerungen, gerecht

neue Verfahren, neue Vorgehensweisen, neue Prozesse, neue

werden. Der Architekt muss nachhaltige Ergebnisse hervorbrin-

Vertriebswege, neue Werbeaussagen ... Dennoch basiert eine In-

gen, nicht nur im Sinne von Dauerhaftigkeit, Ökologie oder Ener-

novation stets auf etwas Vorhandenem, sie kann nicht aus dem

giebedarf. Er ist interdisziplinär gefordert und muss, um sein

»Nichts« entstehen. Jede Neuerung ist darum das Resultat eines

komplexes und hybrides Ziel zwischen Form und Funktion, zwi-

Denkprozesses, eines methodischen und systematischen Vorge-

schen Avantgarde und Alltagsgebrauch zu erreichen, die unter-

hens. Man kann zwar auch durch Zufall etwas entdecken, aber

schiedlichsten Disziplinen unter seiner Regie zusammenbringen.

nur auf der Suche nach etwas Bestimmtem.

Darin liegt zunächst die Hürde einer organisatorischen Innovation – hinsichtlich der Kommunikation zwischen den unterschied-

Nahe liegend für das Bauen ist die technische oder die künstle-

lichen Disziplinen, aber auch im Hinblick auf die Aufbereitung

rische Innovation, weniger ihre städtebauliche, organisatorische,

und Vermittlung der bisherigen Erkenntnisse.

soziale oder institutionelle Variante. Innovationen zeichnet im

1  Michael Langer: Innovation und Kunstqualität. Die Kategorien des Neuen in der Kunst, Worms 1989, S. 54.

Ergebnis das »Neuartige« aus, das sich vom bisherigen Zustand

Für RKW erfordert insofern Innovation auch Kontinuität. Die

positiv unterscheidet. Jede Innovation muss sich darum nicht

Suche nach innovativen architektonischen Lösungen kann nicht

nur der Frage stellen, was neu ist, sondern auch, was gut bzw.

auf festgelegte Regeln oder ästhetische Vorgaben wie zu Zeiten

besser ist. Zu vermuten ist, dass Innovationen auf zeitlichen und

der Postmoderne vertrauen, sondern muss sich immer wieder

gesellschaftlichen Entwicklungen beruhen und ihr jeweiliger

methodisch öffnen. Architektur leitet sich dann nicht aus einer

Erfinder nur als Katalysator wirksam wird. Diese Annahme wird

funktionalistischen Denkweise ab, sondern setzt sich zusammen

durch die Tatsache bestätigt, dass identische Innovationen oft

aus Anregungen verschiedener Fachdisziplinen, der Architek-

nahezu gleichzeitig an verschiedenen Orten gelingen. »Wie alle

turgeschichte selbst, Arbeitsweisen der bildenden Kunst und

Innovationen sind auch künstlerische Neuerungen von ihrem

naturwissenschaftlicher Denkexperimente. Das adaptive Vorge-

Kontext abhängig. Sie entstehen als – bewußte oder unbewußte

hen im Hinblick auf den Ort und die Zeit in Kombination mit dem

– Antworten des Künstlers auf die Wahrnehmung seines Um-

Dialog und dem Experiment eröffnet die Möglichkeit spezifischer

felds. Künstlerisches Talent besteht deshalb zunächst im intelli-

Lösungen, um Wiederholungen aus dem Weg zu gehen und eine

genten und intuitiven Erfassen der allgemeinen Existenzqualität

Architektur zu schaffen, die als angenehm und angemessen

in einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort.«1 Diese Idee

empfunden wird und in manchen Fällen zu neuen Ideen oder

der künstlerischen Innovation in Reaktion auf Veränderungen

gar Innovationen führen kann – aber nicht muss. Die autonome

der geistigen und materiellen Existenz ist eine Erscheinung erst

Vorfestlegung auf eine Innovation allein der Form kann diesen

des 20. Jahrhunderts.

Prozess nur stören.

Mit welcher Zielsetzung werden heute vom Architekten Innovationen oder Adaptionen erwartet? Das zentrale Problemfeld des Klimawandels allein reicht als Anforderungsprofil nicht aus. Gebäude haben vielfältige Aufgaben zu erfüllen, müssen Ter-

304 | 305

Anhang

Werkverzeichnis (Auswahl)

306 | 307

2000

2001

ARAG Tower

Wohnbebauung Hans-Böckler-Straße

Sevens

Angereck

Kindertagesstätte Sonnenschein

Hauptbahnhof

Düsseldorf

Düsseldorf

Mannesmann Behrensbau Vorstandsetage

Unter den Linden 39

Düsseldorf

Berlin

Erfurt

Delitzsch

Mannheim

ARAG Allgemeine Rechtschutz Versicherungs AG

ICG Bayerische Hausbau GmbH & Co.

Sevens Düsseldorf GbR

Düsseldorf

Lang Projektentwicklung GmbH

Stadt Delitzsch, Hochbauamt

Deutsche Bahn AG

16.300 m²

35.700 m²

Vodafone Holding GmbH Düsseldorf

Wohnbebauungsgesellschaft Friedrichshain Berlin

9.800 m²

1.929 m²

22.100 m²

MIPIM Award 2001

750 m²

800 m²

38.100 m²

Bahnhof des Jahres 2005, ausgezeichnet durch die »Allianzpro Schiene«

in Zusammenarbeit mit Norman Foster

GAD I

Douglas-Hauptverwaltung

Douglas »Zeil in Style«

Deutsche Börse

Bahnhof

Trommsdorffstraße

Volksbank

Spandau Arcaden

Münster

Hagen

Frankfurt am Main

Frankfurt am Main

Oberstdorf

Erfurt

Bonn

Berlin

GAD eG

Douglas Holding AG

OFB Bauvermittlungs- und Gewerbebau GmbH

Deutsche Bahn AG

mfi Grundstück GmbH & Co. | Hochtief

12.000 m²

48.000 m²

2.804 m²

Optimus Grundstücksgesellschaft mbH & Co. Bauträger-KG

Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG

22.282 m²

Zeil-Grundstücksverwaltungsgesellschaft Douglas Holding AG

21.500 m²

98.000 m²

2. Preis BDIA 2002

19.100 m²

Traffic Design Award 2003

6.800 m²

2002

Wohnbebauung Othmarschen Park

Anger 1

Galeria Kaufhof

Zwickau Arcaden

Forum am Anger / F1

Bürogebäude Cybernetykistraße

Regionalzentrum e.dis

Vodafone Hochhaussanierung

Hamburg

Erfurt

Ulm

Zwickau

Erfurt

Warschau

Fürstenwalde

Düsseldorf

Nordrheinische Ärzteversorgung Düsseldorf

Optimus Grundstücksgesellschaft mbH & Co. Bauträger-KG

Horten AG, vertreten durch MRE Metro Real Estate GmbH

mfi Grundstück GmbH & Co. Zwickau Arcaden KG

Hochtief AG Niederlassung Projektentwicklung

Viterra Development Polska Sp. z o.o.

E.DIS Energie Nord AG

Vodafone Holding GmbH

31.840 m²

20.000 m²

5.700 m²

17.200 m²

30.462 m²

32.000 m²

42.000 m²

10.200 m²

ICSC Commendation

308 | 309

WGZ-Bank

Das Neue IHZ

Debitel

Arcaden

Volmegalerie und Ratssaalgebäude

Space Park

BMW-Niederlassung Alte Messe

Düsseldorf

Berlin

Stuttgart

Regensburg

Hagen

Bremen

Leipzig

GENO-Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. Verwaltungs-KG

WBMI Wohnungsbau- und Investitionsgesellschaft Berlin Mitte mbH

I-Bank, Staatsbank für Baden-Württemberg StEP GmbH

mfi Grundstück GmbH & Co. Regensburg Arcaden KG

MDC das Grüne Dreieck Projektentwicklung GmbH

Space Park GmbH & Co. KG

BMW Group München / Leipzig

200.000 m²

23.000 m²

50.890 m²

40.000 m²

45.000 m²

109.000 m²

72.500 m²

Verwaltungszentrale e.dis Potsdam E.DIS AG, Fürstenwalde 30.900 m²

2004

2003

Verwaltungsgebäude EVD

Tuchthaus

Am Seestern 5

Haus der Ärzteschaft

Szucha 21

ARAG

Werft 67

Krombacher Brauerei, Abfüll- und Logistikhalle

Dormagen

Düsseldorf

Düsseldorf

Düsseldorf

Warschau, Polen

Rostock

Düsseldorf-Reisholz

Kreuztal

evd Energieversorgung Dormagen GmbH

HUC Familienstiftung,

60. Hanseatische Grundbesitz GmbH & Co. KG

BGF ges. ober+unterirdisch 56.517m²

Bayerische Hausau GmbH

IDR Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz AG

22.500 m²

Auszeichnung guter Bauten 2003 des BDA Düsseldorf

5.500 m² (oberirdisch), 2.600 m² (unterirdisch)

ARAG Allgemeine Rechtschutz Versicherungs AG

Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG

13.000 m²

12.300 m²

6.800 m²

Behrensbau Gesamtsanierung

Audi Elektronik-Center

Jüdisches Schulzentrum

Akris-Store

Burscheider Straße

Haus Kunkel

Metro Stadtkante

IKB International

Düsseldorf

Ingolstadt

Düsseldorf

New York

Düsseldorf

Düsseldorf

Düsseldorf

Luxemburg

Vodafone Holding GmbH

AUDI AG

Jüdische Gemeinde Düsseldorf

Akris prêt à porter AG

Dr. Klaus Kunkel

Bilfinger Berger AG, Bereich Entwicklung

IKB S.A. International

17.000 m²

42.167 m²

5.400 m², davon 3.000 m² Bestand

280 m²

Düsseldorfer Bau- und Sparverein eG, ehem. Freies Volk eG Wohnbebauungsgenossenschaft

62.000 m²

6.505 m²

6.662 m²

310 | 311

Riem Arcaden

Karstadt, Fassade

Hessische Staatskanzlei,

Rathauspassagen

Broadwayoffice

Köln-Arcaden

Stadtpalais

Pohland

München

Wiesbaden

Wiesbaden

Berlin

Düsseldorf

Köln

Potsdam

Köln I Dortmund

DIFA Grundstücksges. mbH & Co. KG StadtQuartier Riem Arcaden in der Messestadt/ mfi Management für Immobilien AG

Karstadt Warenhaus AG

Die Rose GmbH & Co. KG

Allianz Immobilien GmbH

mfi Management für Immobilien GmbH

Karstadt Immobilien AG & Co. KG

Pohland GmbH & Co. KG

19.000 m² (Bestand+Erw.)

26.929 m²

WBM Wohnungsbau- und Investitionsgesellschaft mbH, Berlin

22.383 m²

63.800 m² + 54.380 m² Parkhaus

23.500 m²

1.550 m²

43.055 m²

85.000 m²

2005

Sparkasse und Wohnbebauung

Königpalast

Internationale Schule

Bürogebäude Freshfields & Partner

Hansen

Appelrath-Cüpper

Marktgalerie

BMW Hammer Group

Neuss

Krefeld

Bonn

Düsseldorf

Köln

Münster

Leipzig

Köln

Sparkasse Neuss

Krefelder Bau GmbH

VEBOFUTUR GmbH

Feldmühleplatz 1 GmbH & Co. KG

Pohland GmbH & Co. KG

Reiner Appelrath-Cüpper Nachfolger GmbH

DAPHAL Objektgesellschaft mbH & Co. KG

4.810 m²

24.128 m²

9.631 m²

24.000 m²

1.700 m²

5.620 m²

BLS Immobilienprojektentwicklung GmbH & Co. KG

16.700 m²

24.250 m²

Contractworld Award 2006

2006

GAP 15 (Ernst & Young)

Bahn-City

Hause der Ärzteschaft 2. BA

GAD II

Kish Island, Flower of the East

Schlössle-Galerie

ISS Dome

Rathausfoyer

Düsseldorf

Berlin

Düsseldorf

Münster

Iran

Pforzheim

Düsseldorf

Aachen

GAP 15 GmbH

Nordbahnhof Berlin Grundstücks GbR

Nordrheinische Ärzteversorgung Düsseldorf

GAD eG

flower of the east Kish development Co.

IDR Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz AG

Rathaus Verein Aachen

80.168 m²

12.722 m² gesamt

22.282 m²

AM MDC Schlösse Galerie Projektentwicklung GmbH

Auszeichnung guter Bauten 2006 des BDA Düsseldorf

ICSC Award 2006

34.500 m²

312 | 313

2007

Nike-Hauptverwaltung

NRW-Bank

Volksbank Neuss-Weissenberg

Revitalisierung KfW-Haupthaus

Karlshof Lankerstraße

Wohnanlage Ul. Madalińskiego

Dreifachsporthalle Hansaallee

Frankfurt

Düsseldorf

Neuss

Frankfurt

Düsseldorf

Warschau

Düsseldorf

Spirit @ Stadium

Animo GmbH / Heine

Volksbank Düsseldorf Neuss eG

KfW Bankengruppe Frankfurt am Main 24.200 m²

Amt für Immobilienmanagement der Landeshauptstadt Düsseldorf

Leipzig

340 m²

Ralf Schmitz GmbH & Co. KG Wohnungsbaugesellschaft

Viterra Development Polska Sp. z o.o.

43.000 m²

2.960 m²

5.000m²

Green Building Award 2008 Architekturpreis für Nachhaltigkeit (GreenBuilding Award der Stadt FFM 2009)

6.500 m² Wohnfläche: 3.100 m²

19.314 m²

Mendelsohnufer am Bundesverwaltungsgericht in Zusammenarbeit mit GFSL

Stadt Leipzig, Grünflächenamt

Appelrath-Cüpper

Waldach-Passage

Möbelhaus Porta

Karstadt

Feldmühle Bauteil Süd

Schleupen

Brauerei »Im goldenen Kessel«

Tersteegen Office Center

Dortmund

Nagold

Aachen

Leipzig

Düsseldorf

Moers

Düsseldorf

Düsseldorf

Appelrath-Cüpper Nachfolger GmbH

HBB Gewerbebau Projektgesellschaft mbH & Co. KG

Porta Service und Beratungs GmbH & Co. KG

Karstadt Immobilien AG & Co. KG

Feldmühleplatz 1 GmbH & Co. KG

Schleupen AG

Frau Schnitzler-Ungermann

Nordrheinische Ärzteversorgung

57.000 m²

36.944 m²

7600 m²

900 m²

5.000 m²

12.800 m²

34.274 m²

in Zusammenarbeit mit Richard Meier

Bauherrenpreis Anerkennung 2000–2006

Meilenwerk

Modehaus Dodenhof

P&C

Konsum Coppistraße

Flensburg-Galerie

Wilmersdorfer Arcaden

Erlanger Arcaden

Lookentor Passage

Düsseldorf

Kaltenkirchen

Berlin

Leipzig

Flensburg

Berlin

Erlangen

Lingen

Insignium – gebaute Marken GmbH

Dodendorf GmbH & Co. KG

Peek & Cloppenburg KG

Konsumgenossenschaft Leipzig eG

Flensburg Galerie GmbH & Co. KG

9.000 m²

16.000 m²

1.785 m² / 9.150 m³

mfi Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co

Klaas Immobilien GmbH

14.600 m²

mfi Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co Wilmersdorfer Arcaden KG

Erlangen Arcaden KG

67.150 m²

46.000 m²

Architekturpreis der Stadt Leipzig zur Förderung der Baukultur

30.600 m²

314 | 315

2008

Wohnbebauung Porschestraße

Vierfachsporthalle Marie-Curie-Gymnasium

Kanupark Markkleeberg

Waterfront

Hürth-Park

Sport- und Technikhaus

Karolinen-Karree

Kö 15 Sky

Düsseldorf

Düsseldorf

Markkleeberg

Bremen

Hürth

Posthausen

München

Düsseldorf

Düsseldorfer Bau- und Spargesellschaft eG

Landeshauptstadt Düsseldorf

Stadt Markkleeberg

LNC Property Group

DEGI vertreten durch Allianz Immobilien GmbH

Thuringa Generali 2. Immobilien AG & Co. KG

Privat

10.200 m²

3.450 m²

2.200 m²

200.000 m²

GIF(H)-Fläche: 75.000 m²

Dodenhof Posthausen Grundstücks GmbH & Co. KG

DGNB Silber. Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen

1.425 m²

12.700 m²

12.700 m²

Seasons

Konsum Könneritzstraße

Theresiencenter

Kaufhof Zeil, Fassadenerneuerung

Cybernetyki Office Park

Innenarchitektur GAD

Hauptverwaltung AOK Berlin

GEZ Audi

Moskau

Leipzig

Straubing

Frankfurt

Warschau

Münster

Berlin

Ingolstadt

SAO Octan + Alpha Yury Tioumentsev

Konsumgenossenschaft Leipzig eG

Theresien-Center GmbH & Co. KG

Celtic Asset Management SP. z o.o.

GAD eG

AOK Berlin Bundesverband

AUDI AG

45.000 m²

3.219 m²

Metro Group Asset Management GmbH & Co. KG

14.660 m² (inkl. UG)

17.000 m²

21.400 m²

40.000 m²

Düsseldorf Arcaden

Appelrath-Cüpper

M1 Czeladz FMZ

Trier Galerie

Marienkirchplatz

Sophienhof Oberkassel

Haus Hardenberg

Parkowastraße

Düsseldorf

Essen

Polen

Trier

Neuss

Düsseldorf

Düsseldorf

Warschau

mfi management für immobilien AG

Reiner Appelrath-Cüpper Nachfolger GmbH

Metro Group Asset Services Sp. z o.o.

Trigon Management GmbH & Co. Trier KG

Neusser Bauverein AG

14.000 m²

26.500 m²

15.300 m²

Ralf Schmitz GmbH & Co. KG Wohnungsbaugesellschaft

Lazienki Sp. z o.o.

3.100 m²

Ralf Schmitz GmbH & Co. KG Wohnungsbaugesellschaft 6.400 m² Wohnfläche: 2.880 m²

3.285 m² Wohnfläche: 1.670 m²

316 | 317

2009

Rackowieckastraße

EnBW-City

LZO Landessparkasse

Amtsgericht

Leo-Baeck-Saal

Begegnungszentrum der Synagogen-Gemeinde

PGE Arena

Hubertusgärten. Berlin-Grunewald

Warschau

Stuttgart

Oldenburg

Mettmann

Düsseldorf

Köln-Chorweiler

Danzig

Berlin-Grunewald

ORCO PROPERTY GROUP

EnBW-City GmbH + Co. KG

Landessparkasse zu Oldenburg

Jüdische Gemeinde Düsseldorf

Synagogen-Gemeinde Köln

Stadt Danzig

83.270 m²

33.545 m²

BLB Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, NL Düsseldorf

Ralf Schmitz GmbH & Co. KG Wohnungsbaugesellschaft

4.900 m²

GE Edison Award 2009

Marie-Curie-Gymnasium

Hofgartenpalais

Büropark Ratingen Ost

IT. NRW

Brücken-Center

A40-Center Dümptener Tor

Selbecker Markt

s.Oliver Store

Düsseldorf

Düsseldorf

Ratingen

Düsseldorf

Remscheid

Mülheim

Heiligenhaus (Mettmann)

Würzburg

Landeshauptstadt Düsseldorf

Europa Iron + Titanium S.a.r.l.

RS + Partner Immobiliengesellschaft GmbH

Information und Technik Nordrhein-Westfalen

18.500 m²

12.600 m²

Bilfinger Berger Hochbau GmbH

HBB Gewerbebau Projektgesellschaft Mülheim mbH & Co. KG

HBB Gewerbebau Projektgesellschaft Heiligenhaus mbH & Co. KG

Freier Besitz GmbH & Co. KG

1.250 m²

HBB Gewerbebau Projektgesellschaft Remscheid mbH & Co. KG 32.000 m²

25.000 m²

5.200 m²

Mörsenbroicher Weg

Parkhaus Brüderstraße

Krochhochhaus

Franz-Mehring-Schule. Leipzig

Centrum-Galerie

Galerie am Stadthausplatz

Forum Koszalin

Baltic Park

Düsseldorf

Leipzig

Leipzig

Leipzig

Dresden

Andernach am Rhein

Koszalin – Polen

Swinemünde (Polen)

Düsseldorfer Wohnungsbau GmbH

Hochtief Construction AG

Stadt Leipzig Hochbauamt

Multi Veste Dresden GmbH

Kristensen Group Sp. z o.o.

14.281m² / 44.035m³

Projektgesellschaft Galerie Andernach mbH & Co. KG

Multi Veste Poland 2 Sp. z o.o.

5.040 m²

Sächsisches Immobilien- und Baumanagement NL. Leipzig II 4.200m²

4.980 m²

318 | 319

Alexanderplatz D4

Historisches Rathaus

Rathaus

Deutsche Oper

Neubau einer Dreifachsporthalle

Düsseldorf

Aachen

Düsseldorf

Bedburdyck-Gierath/Jüchen

Fassadenwettbewerb Museumswinkel B. Neubau eines Aparthotels in Leipzig

Wettbewerb E-Center

Berlin

Hannover-Roderbruch

E.ON Energy Research Center RWTH Aachen Institut für Energieforschung

Hines Immobilien GmbH

Stadt Düsseldorf

Stadt Aachen

Theatergemeinschaft Düsseldorf-Duisburg GmbH

1. Preis

1. Preis

1. Preis

1. Preis

23.000 m²

2010

Umbau Technisches Rathaus

ZVO Unternehmenszentrale

Grundschule Einsiedelstr

B&B-Hotel Theodorstraße

Düsseldorf-Benrath

Düsseldorf-Benrath

Neubau einer Dreifachsporthalle und Mensa für die Goethe-Oberschule

Rathauserweiterung

Sierksdorf Ostholstein

Neubau einer überbetrieblichen Berufsbildungsstätte der Kreishandwerkerschaft

Outlet-Center »Villagio Toscano«

Leipzig

Wien Österreich

Crailsheim

Internationales Immobilien Institut GmbH

Zweckverband Ostholstein

B&B HOTELS GmbH

Mönchengladbach

Berlin-Lichterfelde

1. Preis

Anerkennung

66.000 m²

5.800 m²

Amt für Immobilienmanagement der Landeshauptstadt Düsseldorf

1. Preis

1. Preis

750 m²

Sporthalle Werner-Heisenberg-Gymnasium

Wettbewerb Neubau der Hochschule HammLippstadt

Gutachterverfahren Fassadengestaltung Bürohaus Sachsenseite

Wettbewerblicher Dialog Innenstadt

Frankfurt International School

Leipzig

Hanau

Oberursel

Stadt Leipzig, Schulverwaltungsamt

1. Preis

Leipzig

1. Preis

2. Preis

3.246,91 m²

1. Preis

320 | 321

Biografien Friedel Kellermann 

die Leidenschaft für Handel und Mode, die Juryarbeit

Lars Klatte 

Dipl.-Ing. Architekt, BDA

Werdegang nach dem Diplom prägten Arbeitsphasen

(*1935), Gründungsgesellschafter von RKW, studierte

im International Council of Shopping Centers,

(*1962) verfolgt in seiner Architektur einen topo-

bei SOM und Richard Horden, dem ehemaligen Part-

nach praktischer Erfahrung am Polytechnikum in

die Zusammenarbeit mit Norman Foster beim ARAG

logischen und einen thematischen Ansatz. Seine

ner von Norman Foster, in London. Dabei war sein

Friedberg. 1960 trat er in das Büro von Helmut Rhode

Tower sowie das Fairplay des ewigen Sportlers

Leidenschaft für Baugeschichte entdeckte er als

Schlüsselerlebnis die frühe Beschäftigung mit dem

ein und wurde unmittelbar für Teile der Horten-

wurden zur Basis seiner Menschenführung mit den

studentische Hilfskraft von Jan Pieper an der FH

Thema Corporate Architecture bei SOM. Diese Erfah-

Hauptverwaltung in Düsseldorf verantwortlich. In der

Zielen Teamgeist und Harmonie. So gelang es

Aachen (Pienza-Projekt). Seitdem sieht er in der Bau-

rungen flossen nach einer Zwischenstation bei Chris-

Zusammenarbeit mit Horten übernahm er bald für

Kellermann, das Aufgabenspektrum von RKW

geschichte nicht nur die Chronologie, sondern vor

toph Ingenhoven zum Beispiel in das ARAG-Projekt

die weitere Zusammenarbeit die Federführung. Diese

wesentlich auszudehnen und das Profil der erfahre-

allem eine themengeprägte Entwicklungslinie mit Be-

ein, das in Zusammenarbeit mit Foster entstand, oder

Erfahrungen und ersten Erfolge – wie sein Beitrag

nen Planungsteams weiter zu schärfen – nicht

zug zur Gegenwart. Eine andere zentrale Bezugsgrö-

auch in die Landessparkasse zu Oldenburg.

zum BDA-preisgekrönten Hochhaus Reining in

zuletzt auf Ebene der Gesellschafter.

ße der Architektur liegt für ihn in der Musik – seiner

Dipl.-Ing. Architekt, AIV

Düsseldorf –, aber auch Reisen rund um die Welt,

Wojtek Grabianowski 

zweiten großen Leidenschaft. Den architektonischen

einer sehr intensiven und erfolgreichen Beziehung.

Matthias Pfeifer 

(*1944) studierte an der Kunstakademie in Posen

Heute leitet er neben seiner Arbeit in Düsseldorf die

(*1958) erlebt seine Aufgaben stets dann als be-

lich älteren Brüder – technik-orientiert der eine, his-

Architektur und blieb dort zwei weitere Jahre als

RKW-Dependancen in Warschau und Danzig. Zahl-

sonders reizvoll, wenn mit der Größe der Projekte,

torisch-künstlerisch interessiert der andere – vereinte

Assistent – eine Entscheidung gegen das seit fünf

reiche von ihm betreute Projekte wurden ausgezeich-

ihrer Komplexität und der Zahl der Beteiligten die

er für sich an der RWTH Aachen und der TH Delft zu

Generationen bestehende Familienunternehmen. Für

net und stehen für die Architekturauffassung des

Verantwortung zunimmt, wenn städtebauliche und

diesem doppelten Schwerpunkt. Für Luftschiffe mit

seinen Werdegang entscheidend wurde jedoch eine

Büros: der Specks Hof in Leipzig, Ärztekammer und

politische Dimensionen berührt werden. Bei großen

ihrer Synthese aus Technik und Schönheit begeistert

Reise nach Spanien und Portugal, die er angetreten

KPMG Düsseldorf, Audi Ingolstadt, die Reaktivierung

Handelsobjekten und Multiplexkinos war daran nie

er sich noch heute – nachdem für die beruflichen

hatte, um dort Kunst und Architektur zu erleben. Dies

des Spiegelgrundstücks in Hamburg. Eines seiner

Mangel. Das Pendant zu Hause ist eine Wohngruppe

Alternativen als Pilot, Fotograf, Industriedesigner oder

war auch der Zeitpunkt, zu dem er zusammen mit

gegenwärtig wichtigsten Projekte ist das Stadion in

aus zehn Familien. Probleme zu lösen, Wünsche zu

Kameramann die Weichen längst anders gestellt

seiner Frau Grazyna Deutschland als Zukunftsort

Danzig für die Euro 2012.

erfüllen, dabei eine Synthese aus künstlerischen und

worden waren.

Mag. Architekt

wählte. Er lernte Helmut Rhode kennen – der Beginn

Dipl.-Ing. Architekt BDA

sein Bild des Architekten. Die Vorbilder seiner deut-

technischen Zielsetzungen zu verfolgen, das prägt

Dieter Schmoll 

kann. Alle Versuche, dieser frühen, vielleicht zu

Barbara Possinke 

(*1951) entdeckte seine Leidenschaft für die Archi-

frühen Prägung zu entgehen, führten zurück zum

(*1955) wurde in der Warschauer Philharmonie ge-

Arbeit bei RKW Architektur + Städtebau, welche sich

tektur mit sieben Jahren, als er begann, Kirchen

Ursprung und zum Studium bei Wolfgang Döring an

boren – während eines Chopin-Wettbewerbs, den

später schwerpunktmäßig auf Handelsimmobilien

abzumalen, etwa Lyonel Feiningers berühmtes Motiv

der RWTH Aachen. Die endgültige Bestätigung war

Adam Harasiewicz für sich entschied. Zu dieser

konzentrierten sollte. Seit 2000 ist Barbara Possinke

der Marktkirche in Halle. Auch der Hausbau der

der beste Abschluss des Semesters und der Sieg im

frühen Liebe zur klassischen Musik kam der kulturelle

Geschäftsführende Gesellschafterin bei RKW. Ihre

Eltern wirkte auf den Jungen. Zum Schlüsselerlebnis

bundesweiten Wettbewerb »Wohnen in der Städte-

und politische Einfluss ihrer Eltern, beide Journalis-

Architekturkenntnisse – vor allem auf dem Handels-

für den Gymnasiasten wurde jedoch eine Ausstellung

baulichen Verdichtung«. Sein Anspruch, kompetente

ten. Über ein Praktikum am Stadtplanungsamt und

sektor – gibt sie als Dozentin an der International

zur Revolutionsarchitektur in Düsseldorf. Die große

und effektive Planungsarbeit zu leisten, findet sein

Hochbauamt in Essen kam sie 1978 erstmals beruf-

Real Estate Business School IREBS weiter.

Darstellung des Grabmals für Isaac Newton von

Gegengewicht in der Freude an einem intensiven

lich nach Deutschland, wo sie nach ihrem Diplom

Étienne-Louis Boullée ließ ihn nicht mehr los – Beleg

Familienleben.

in Warschau 1979/80 ein Aufbaustudium an der

Dipl.-Ing. Architekt BDA, AIV

dafür, dass Architektur die Menschen faszinieren

Dipl.-Ing. (PL), BDA

Düsseldorfer Kunstakademie begann. Im Jahr 1987

hinweg, häufige Baustellenbesuche eingeschlossen,

Hans-Günter Wawrowsky 

(*1957) fand den Zugang zur Architektur über einen

wurde aus dem Kindertraum schließlich Wirklichkeit –

(*1933) ist Gründungsgesellschafter von RKW. Nach

in Saarlouis oder der MIPIM Award 2001 für Sevens

Freund, dessen Vater der Architekt Hinrich Thode

zunächst nach dem Abitur in einem ersten Praktikum

seinem Studium arbeitete er in den Büros Prof.

in Düsseldorf sprechen eine deutliche Sprache.

war. Sein klassisches Architekturbüro in unmittel-

bei Hinrich Thode, der zu Ringels strengem Lehr-

Oesterlen (1956–59) und HPP Hentrich Petschnigg

Dass Architektur und Stadtentwicklung nicht nur im

barer Nachbarschaft, in den sechziger Jahren mit

meister werden sollte. Zur zweiten Schlüsselfigur

Partner (1959–62). Der Bau der Horten Hauptver-

Handel untrennbar zusammenhängen, war stets eine

dem Wohnungsbau der Wirtschaftswunderjahre

wurde schon nach dem Vordiplom an der TU Berlin

waltung war Auslöser für ihn, sich bei Helmut Rhode

seiner Kernüberzeugungen. Auch deshalb wurde

beschäftigt, wurde früh zum spezifischen Erlebnisort,

Helmut Rhode. Vermittelt durch einen alten Herrn der

zu bewerben. In der folgenden Zeit wurden die

Hans-Günter Wawrowsky im Jahr 1997 in die Deut-

wenn es darum ging, nach Büroschluss Schablo-

Schule, Baurat May, war der Bezug zur Praxis damit

Weichen für den Zusammenschluss zum Büro RKW

sche Akademie für Städtebau und Landesplanung

nen auszuprobieren oder die erste eigene Villa zu

hergestellt, weit bevor das Studium in Dortmund und

im Jahr 1971 gestellt. Die Entwicklung und Planung

berufen. Im Jahr 2009, nach 46 Jahren Tätigkeit im

entwerfen. Durch die gründliche Beschäftigung mit

München (Denkmalpflege) beendet war.

von Handelsimmobilien stand in seinem besonde-

Büro RKW, beendete Hans-Günther Wawrowsky im

ren Fokus, zahlreiche Auszeichnungen auf diesem

Alter von 76 Jahren seine aktive Arbeit.

Prof. Johannes Ringel 

Dipl.-Ing. Architekt

der Arbeit des Architekten über alle Leistungsphasen

Dipl.-Ing. Architekt BDA, DASL

Sektor wie z.B. der Preis für die Galerie Kleiner Markt

startete sie mit Freihandzeichnen und Skizzieren ihre

322 | 323

Bürogeschichte

Preise/Auszeichnungen

1950

GE Edison Awards 2009  EnBW City, Stuttgart

Helmut Rhode gründet ein eigenes Architekturbüro in Düsseldorf

Wettbewerbserfolge – 1. Preise

BDIA Deutscher Innenarchitektur Preis 2002,

Aachen, E.ON Energy Research Center RWTH Aa-

Leipzig, MDR Zentrale des Mitteldeutsches Rundfunks

2. Preis  Douglas Hauptverwaltung, Hagen

chen | Institut für Energieforschung

Leipzig, Fassadengestaltung Bürohaus Sachsenseite

Bergkamen, Innenstadt Centrum Warenhaus

Leipzig, Museumswinkel B - Neubau eines Apart­

ICSC International Council of Shopping Centers

Bedburdyck-Gierath, Dreifachsporthalle

hotels

Commendation 2001  Anger 1, Erfurt

Berlin, Einkaufszentrum Kurfürstendamm-Karree

Leipzig, Mendelssohnufer

Berlin, Französisches Palais Unter den Linden 40

Ludwigsburg, Marstall Einkaufszentrum

Berlin-Lichterfelde, Dreifachsporthalle und Mensa für

Marl, Einkaufszentrum »Marler Stern«

die Goethe-Oberschule

Mainhausen, Hauptverwaltung der Nord-West-Ring

GreenBuilding Award der Stadt Frankfurt am Main 2009  KfW Haupthaus, Frankfurt

1971 Architektengemeinschaft Helmut Rhode, Friedel

DGNB Silber. Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges

Kellermann, Hans-Günter Wawrowsky

Bauen 2009  Karolinen Karrée, München

MIPIM Award 2001  Sevens, Düsseldorf

1982

reddot design award 2009

Wettbewerb Erster Preis

Bonn, Internationale Schule

Schuh-Einkaufsgenossenschaft eG

Fortführung als Partnerschaft mit Wojtek Grabianow-

Collection Q. Carpet Tile/Teppichfliese

Office 21 Award 1998

Chemnitz, Andre-Karree Kaßberg

Melsungen, Kreissparkasse

BDA Auszeicnung Guter Bauten 1999

Cottbus, Multifunktionales Zentrum »Lausitzer Hof«

Mönchengladbach/Rheydt, Stadtgestaltung

DB-Cargo, Duisburg

Danzig (Polen), PGE Arena für die Fußball-EM 2012

Mönchengladbach, Berufsbildungsstätte der Kreis-

Dormagen, Verwaltungs- und Betriebsgebäude

handwerkerschaft

ski / Architekten RKW + Partner Green Building Award Architekturpreis für Nachhal1986

tigkeit 2008  KfW Haupthaus, Frankfurt Auszeichnung »Vorbildliche Gewerbebauten« im

der GWF

Mülheim, Ruhrbania »Ruhrpromenade – Stadt ans

Innovationspreis Architektur und Bauwesen 2007

Nordrhein Westfalen 1997

Düsseldorf, ARAG Hauptverwaltung

Wasser«

Haus der Ärzteschaft, Düsseldorf, 1. Bauabschnitt

evd energieversorgung, Dormagen

Düsseldorf, Innenarchitektur Bürogebäude Fresh-

Münster, Zentrale der GAD

fields & Partner

Münster, Wohn- und Geschäftsviertel Stubengasse

Aufnahme von Johannes Ringel als Partner / Archi-

Architekturpreis der Stadt Leipzig zur Förderung der

ICSC European Shopping Center Award 1996

Düsseldorf-Benrath, Fußgängerzone

Münster, Neubau NRW.Bank

tekten RKW + Partner

Baukultur 2007  Konsum Coppistraße, Leipzig

Rathaus Galerie, Wuppertal

Düsseldorf-Benrath, Gemeinschafts-Hauptschule

Neunburg vorm Wald, Stadthalle Neunburg vorm

Düsseldorf, Horten Hauptverwaltung

Wald

1995

ICSC International Council of Shopping Centers

Special MIPIM Jury Award 1996

Düsseldorf, Innenarchitektur GAP 15

Neue Mitte Garbsen, Städtebaulicher Workshop

Helmut Rhode verstirbt

Award 2006  Schlösse Galerie, Pforzheim

Erster Preis Refurbished Office Building

Düsseldorf, VDI Verein Deutscher Ingenieure

Neuss-Hammfeld, Multifunktionales Bürozentrum

Specks Hof, Leipzig

Düsseldorf, Kavallierstraße Regierungsviertel

Europadamm

»Bescheidenheit ist nicht Armseligkeit,

Aufnahme von Dieter Schmoll als Partner / Architek-

sondern Größe.«

ten RKW + Partner

Helmut Rhode (1915–1995) 1991

1998

Contractworld Award 2006

Änderung der Rechtsform. Umwandlung in eine

Bürogebäude Freshfield & Partner, Düsseldorf

GmbH + Co. KG Auszeichnung guter Bauten des BDA Düsseldorf 2000

2006

Weitere Gesellschafter: Lars Klatte, Matthias Pfeifer,

Haus der Ärzteschaft, Düsseldorf, 2. Bauabschnitt

Barbara Possinke Bauherrenpreis 2000–2006.

Düsseldorf, Wohnbebauung Hans-Blocker-Straße

Neuss, Amtsgericht

ICSC International and European Design and Deve-

Düsseldorf, Eissporthalle

Neuss, Teilrenovierung Dienstgebäude AG Neuss

lopment Award 1990

Erfurt, Angereck

Oberhausen, Neue Mitte

Nordwest-Zentrum, Frankfurt a. M.

Essen, Verwaltungsgebäude Ruhrallee

Oldenburg, Neubau LzO – Zentrale der Landesspar-

Essen, Hochhaus am Berliner Platz

kasse Oldenburg

Auszeichnung »Vorbildliches Bauwerk im Land

Frankfurt a. M., Deutsche Börse

Plettemberg, Fußgängerzone

Nordrhein-Westfalen« 1989

Frankfurt a. M., Innenarchitektur KfW Haupthaus

Plettenberg, Kirchplatz

Gasgesellschaft Aggertal, Gummersbach

Gummersbach, Ausbildungszentrum und Verwal-

Ratingen, Polygon City

tungsgebäude Steinmüller

Rheine, Alte Post

2009

Landeswettbewerb des Wirtschaftsministeriums und

Hans-Günter Wawrowsky scheidet als Geschäftsfüh-

der Architektenkammer Baden-Württenberg

Goldene Plakette des Bundesbauministers:

Gummersbach, Stadtmittelpunkt Rathaus und

Shanghai (China), Zhenru Vice Center,

render Gesellschafter aus

Waldach Passage, Nagold

»Bundeswettbewerb Industrie und Handwerk im

Marktplatz

Stolberg, Einkaufszentrum

Städtebau«, 1984  Carsch-Haus Horten, Düsseldorf

Hagen, Douglas Innenarchitektur Hauptverwaltung

Stuttgart, debitel Hauptverwaltung

Halle, Leipziger Turm

Wien (Österreich), Outlet-Center »Villagio Toscano«

Walter-Hesselbach-Preis 1983

Hamburg, Entwicklung des Spiegel-Grundstücks

Wiesbaden, I-Verwaltungsgebäude

BDA Preis des Saarlandes 1983

Hamm-Lippstadt, Neubau der Hochschule

Wiesbaden, II-Hotel und Autohaus

Galerie Kleiner Markt, Saarlouis

Hanau, Wettbewerblicher Dialog Innenstadt

Wiesbaden, Wohnbebauung SV-Areal Wiesbaden-

Hannover-Roderbruch, E-Center

Dotzheim

Hochdahl, Stadtzentrum

Würzburg, Flagshipstore s.Oliver

2010

Bahnhof des Jahres, ausgezeichnet durch die »Alli-

RKW Architektur + Städtebau wird 60

anzpro Schiene« 2005  Hauptbahnhof Mannheim Office of the Year 2004. Fédération européenne du mobilier de bureau Haus der Ärzteschaft, Düsseldorf, 1. Bauabschnitt

BDA Preis 1964  Hochhaus Reining, Düsseldorf

Kairo (Ägypten), S.I.C.C. El Shorouk International Traffic Design Award 2003  Bahnhof Oberstdorf

Commercial Center Köln, DKV

Auszeichnung guter Bauten des BDA Düsseldorf

Leipzig, Barthels-Hof

2003

Leipzig, Karstadt

Haus der Ärzteschaft, Düsseldorf, 1. Bauabschnitt

Leipzig Groß-Zschocher, Wohnanlage

324 | 325

Bürostruktur

Geschäftsführende Gesellschafter

Borgers, Robert Borgovan, Michaela Boudier, Uwe

Stefanie Hamm, Philipp Hamma, Michael Hannen,

Dominique Ksoll, Eleonore Kubani, Reinhold Kuck,

Polzin, Vladimir Popko, Ihor Popovych, Christine

Steidle, Beate Steinrücken, Angelika Stempin, Tommy

Friedel Kellermann, Wojtek Grabianowski, Dieter

Brakel, Bastian Brakemeier, Matteo Brandt, Jasmin

Tobias Hannibal, Philipp Hansberg, Anne Hansmann,

Karolina Kuhlmann, Lynn Kukelies, Antje Kümpel,

Popp, Juval Porat, Katja Poschmann, Marcus

Stens, Peggy Steudte, Gabriele Stokklauser, Meike

Schmoll, Prof. Johannes Ringel, Lars Klatte, Matthias

Braun, Birger Bremer, Ralf Breuer, Ulrich Brock, Birgit

Anja Harder, Jochen Härtel, Uta Hagemann,

Thomas Kümpel, Gabriele Kürvers, Karsten Kus, Olaf

Potrafke, Andreas Potyka, Alexander Prinz, Karl-

Stolz, Sabine Stolz, Guido Strathmann, Julia

Pfeifer, Barbara Possinke

Brodhage, Jacqueline Brown, Karin Brüggen, Jana

Katharina Hartig, Dieter Hassinger, Mirjam Hassler,

Kwade, Sabine Laibach, Matthias R. Lambert, Ute

Heinz Psenicka, Marie Pucknus, Jakub Punko,

Stratmann, Leslaw Strauss, Ludmilla Streich, Melanie

Brüker, Dorothea Brüning, Kathrin Buchholz, Tanja

Ivonne Hater, Patrick Haymann, Xinyao He, Juliane

Lammers, Thomas Landahl, Jessica Lange, Maike

Monika Pytlik, Dirk Quadflieg, Slawomir Rabaszowski,

Striber, Kerstin Strobel, Theresia Strohschein,

Assoziierte Partner

Budde, Ruth Bühler, Günter Buning, Stephan

Hedrich, Hermann-Josef Heimes, Anita Heinisch,

Lange, Nadine Lange, Silke Lange, Ralf Laßau, Diana

Tamara Raddatz, Peter Radtke, Bettina Ramm,

Ralf-Thomas Sturm, Ilja Sucker, Frauke Suhr, Martin

Dietmar Buchwald, Tobias Bünemann, Heike Falken­

Burmester, Andrea Busch, Tanja Buschmann, Cemal

Matthias Heinrichs, Katja Heitmann, Inka Helle,

Latten, Susanne Lauer-Hahn, Andreas Lawall, Andrea

Wolfgang Rasche, Kerstin Rauterberg, Hans-Jürgen

Sulke, Daria Sulski, Susanne Sunnus, Barbara

berg, Jan Pieter Fraune, Joachim Hein, Norbert

Büyük, Henry Byrne, Tim Callies, Oscar Calvo

Jessica Hellmich, Martina Hellwig, Katja Helms, Jan

Lehmann, Anja Lehmer, Marc Lehrheuer, Stefanie

Reder, Sabdra Regehr, Natalia Regimowicz, Andreas

Suszczewicz, Jan Syben, Björn Syffus, Jan Szitnick,

Hippler, Thomas Jansen, Daniel Kas, Andreas Midden­

Barriga, Fadime Can, Stefan Carl, Philipp Castrup,

Henckens, Tobias Hennl, Sabine Henrich, Erwin

Leinen, Corinna Leißling, Franziska Lemmintz, Bettina

Reichau, Jens Reichert, Tim Reismann, Kai-Uwe

Stanislaw Szroborz, Stephanie Szyrba, Alexandra

dorf, Peter Naumann, Andreas Niemann, Jürgen

Ute Christochowitz, Birkan Cobanoglu, Delia Coenen,

Hentschel, Anja Hertel, Christian Herzig, Nina

Lemoine, Karl-Hans Lentzen, Christian Lenz, Lai

Reitmann, Sascha Remke, Irene Repenko, Claudia

Tahta, Meri Takeda, Karl-Gregor Tannert, Birgit

Resch, Norbert Schmitz, Jochen Schulz, Avi Spievak,

Martina Cozzolino, Stefan Cremer, Mihaela

Hesselmann, Axel Hinterthan, Markus Hintzen,

Leung, Xiaotian Li, Tobias Liers, Stefanie Liersch,

Resch, Miriam Reuter, Angelika Rex, Katharina

Thalmann, Alexander Theiss, Isabell Theobald,

Wolfgang Suhr, Manfred Thomann, Jens Thormeyer

Curcaneanu, Dieter Cuypers, Krzysof Czarnecki,

Hiroshi Hirayama, Claudia Hirsemann, Clarissa

Manfred Lind, Nicole Linka, Martin Linnartz, Kai

Riedel, Michael Rieger, Frauke Ries, Tina Rippberger,

Michaela Thies, Christiane Thoenes, Angelika

Beate Czogalla, Ahmet Dadgar, Maike Dafeld, Philipp

Hofeldt, Joachim Höfgen, Andrea Hofmann, Viet

Lippert, Joachim Lorenz, Ivan Losada, Josephine

Wilhelm Robens, Matthieu Roch, Nicole Rockel, Paul

Thomas-Völker, Peter Thon, Ganiga Thongbai, Birgit

Assoziierte

Dahmen, Alina Daraban, Thomas Dargel, Mark

Hong, Nina Höpner, Katharina Hoppe, Marc Horle,

Lösch, Irena Lozinski, Mario Lucas, Kerstin Lüllmann,

Roderburg, Holger Rohleder, Daniel Rolewicz,

Thormeyer, Karl Tiefenbrunner, Maria Tillessen, Mark

Klaus Bischoff, Jörg Dinger, Tanja Frink, Lukas

Davonport, Immo de Haan, Kerstin Decker, Katrin

Frank Hörster, Pia Höß, Ana Hostnik, Christian

Nina Lupges, Isabel Mack, Stefan Magino, Susanne

Martina Röseler, Andre Rosendahl, Mariusz Rosiek,

Timmermann, Svetlana Titov, Michaela Tonn, Beate

Hampl, Christian Hein, Heinrich Heinemann, Peter

Delorme, Johanna Dettinger-Klemm, Norbert

Hostnik, Andrea Houghton, Eva Huber, Beata

Maijer, Jan Maiwald, Omar Malass, Elmar Malzahn,

Bertold Rossie, Eduard Roth, Dorota Rozanska,

Trebse, Marion Tresemer, Brigitte Treutner, Victoria

Kafka, Rolf Ketteler, Marc Kleinbongartz, Martin

Dieckmann, Michael Diercks, Gregor Dindorf,

Hudeczek, Daniel Hüsgen, Jens Hüsken, Sabine

Marek Mandla, Alexander Mastjukow, Holger Matheis,

Jennifer Rubin, Katrin Ruhland, Stephanie Runzer,

Treyster, Myriam Tribalet, Kristina Trudslev, Dominic

Leffers, Anne van Loh, Sylvia Lohmeyer, Ursula

Heinz-Dieter Doll, Freia Ulrike Doms, Eva Maria

Hußmann, Tina Ihlenfeldt, Britta Immand, Adisa

Alexander Matthiessen, Cornelia Matyschik, Holger

Ursula Rusche, Piotr Rylski, Marek Rzucidlo, Falk

Tschoepe, Meike Tunissen, Johanna Tyralla, Andrea

Markowitz, Yvonne Pyka, Beate Risse, Christian

Dönnenbrink, Peter Döring, Ramona Dörr, Pascal

Islamovic, Christine Issa, Katrin Jäckel, Maria-Luise

Mauerer, Dirk Mebus, Karin Meier, Sachs Meis, Ulrike

Saalbach, Michael Joachim Sadomskyj, Carsten

Uhlenbruck, Martin Ullrich, Torsten Urbschat, Birge

Steinwachs, Dirk Tillmann, Prof. Dr. Silke Weidner,

Dörr, Christian Dubrau, Glen Duncan, Thiemo Ebbert,

Jäger, Thomas Jäger, Heike Jagla, Agnieszka

Meissner, Jolante Meister, Harald Merk, Frank

Saggau, Alexandre Salzig, Svetlana Samartseva,

Uyan, Juan José Valenzuela, Kristina van der Burgt,

Anja Windgaßen, Klas Wischmann, Karl-Heinz Zaft,

Jochen Eberle, Helmut Einhaus, Sonja Elakovic,

Jagustyn, Sandra Jakobi, Thomas Jambor, Christoph

Mellinghaus, Sofía Mello, Nicole Merschmann,

Janina Sandler, Nikolai Sass, Artem Savyovsky, Ina

Erik Vellinga, Stephan Venn, Axel Viehrig, Jule

Marzia Zingarelli

Dagmar Emgenbroich, Anja Emmerich, Petra

Jankofsky, Babette Jansen, Sven Jansen, Marco Jaux,

Christiane Mertens, Cornelia Mertinat, Susanne

Schaefe, Celine Schäfer, Stefan Schaper, Torsten

Vochezer, Alexander Vogel, Katharina Voigt, Anke

Emmerich, Frank Ende-Styra, Matthias Englert,

Josephine Jennes, Lukas Jocks, Jan-Miro Joest,

Meschter, Renate Methner, Ulrike Meusen, Andreas

Scheffer, Darius Scheible, Jörg Schiffer, Robert

Vollmer, Beate von Baudissin, Thomas von der

Kaufmännische Leitung

Kathrin Engelhorn, Ronny Ernst, Jan Esche, Jost

Dominik Jörg, Sung Yoon Jung, Won Dea Jung,

Meyer, Sebastian Meyer, Ulrich Meyer, Yvonne

Schiffers, Lars Schlechter, Dirk Schlichting, Philip

Beeck, Clemens von Kalben, Stephan von Ostau,

Geschäftsführer Dietmar Liebig

Ewert, Sandra Fakih, Dirk Faltin, Yin Fan, Michael

Eveline Jürgens, Elke Justus, Barbara Jüttner,

Migura, Jan Mikolajczak, Annette Mletzko, Nadja

Schmalor, Angelika Schmidt, Wolfram Schmied,

Thomas von der Beeck, Daniel Wagner, Jörn

Farrenkopf, Rosi Federlein, Pedro Branco Fernandes,

Agnieszka Kacprzak, Gregor Kahlau, Stephan

Moche, Andreas Möller, Axel Möller, Thomas Möller,

Carmen Schmitz, Bodo Schmitz-Urban, Anne

Wähnert, Emilia Walezdig, Andreas Waligorski,

Mitarbeiter (2000–2010)

Thomas Fiebiger, Renata Filipovic, Brigitte Fino, Doris

Kahnert, Horst Kälberloh, Christian Kaldewey,

Klaus Mones, Mila Moog, Andrea ter Mors, Ingo

Schmoll, Philipp Schmoll, Kerstin Schneider, Sabine

Annette Walter, Sonja Walther, Bozenna Manko,

Stefanie Ahrens, Aysun Aktas, Lena Albers, Fabian

Fischer, Henning Fischer, Stephan Fischermann, Jan

Cornelia Kaminski, Annette Kappert, Katharina

Möschter, Ulrich Most, Miriam Mrugowski, Matthias

Schneider, Sven Schneider, Urban Schnieber, Sven

Philipp Webbels, Daniel Wagner, Thomas Weber,

Alberti, Christina Albrecht, Bernd Aldenhoff, Ban

Fitzner, Silke Flesch, Malgorzata Florczak, Mariana

Karczewski, Cornelia Kaulen, Nils Kaune, Mushin

Much, Benjamin Müller, Corinna Müller, Dorothea

Schnitzler, Ralf Schön, Caroline Schönauer, Michael

Michael Weiler, Ute Weiser, Wende Nils, Ralf Werner,

Al-Janabi, Volkan Alkanoglu, Beatriz Alonso Pérez,

Florian, Britta Florin, Jannis Floudaras, Michaela

Kaya, Stephanie Keidel, Sabine Kellermann, Benjamin

Müller, Ernst Joachim Müller, Michael Müller, Christof

Schramm, Kathlen Schröder, Uwe Schroers, Stefanie

Markus Weskamp, Jutta Wessel, Ralf Wetzel, Verena

Ilka Altenstädter, Sophia Amend, Astrid Ammermann,

Flücken, Christian Franke, Isabella Franke, Sigrid

Kemm, Annabelle Kemper, Thomas Kennert, Heike

Mumm, Viktor Naimak, Marc Najem, Vadim Naumov,

Schulenburg, Donatus Schulte, Gregory Schulz,

Wiedmann, Alexandra Wientgen, Katarzyna

Holger Andresen-Saran, Bettina Arens, Jane Arras,

Freese-Buschbaum, Bettina Freimann, Annett Frenzel,

Kerlen, Jonas Kettelhack, Frederick Kettl, Daniel

Abolghasem Navabpour, Petra Nebeling, Jens

Heidrun Schulz, Peter Schulz, Selina Schulz, Mareen

Wierzchowiecka, Annika Wiese, Andreas Wiesmann,

Andreas Artz, Ihsan Atilgan, Madjid Azarmgin, Jan

Robert Freund, Susanne Fritz, Silke Fromm-Wulf,

Kiczka, Gabriele Kießig, Derya Kingir, Jaqueline Klein,

Neuburg, Sebastian Neuhaus, Alicja Neukirch, Inke

Schulze, Oliver Schürzmann, Benjamin Schüssler,

Franz-Josef Wiglinghoff, Thomas Wilkens, Miriam

Backhaus, Wiebke Baehre, Nikolaas Bahners, Saskia

Romy Fuchs, Josef Gaismayer, Sandra Gamerad,

Fridericke Klesper, Maja Klinke, Malte Klipphahn,

Neundorf, Tobias Neuparth, Franziska Neuwald,

Susanne Schwarzkopf, Wolfgang Schwarzwälder,

Winkels, Heinz Witt, Nadja Witzig, Dagmar Witzki,

Bahr, Waldemar Bala, Ruba Bani, Maud Bard,

Claudia Gamke, Alexander Ganse, Mathias Garanin,

Christina Anna Kloke, Vivien Klopfleisch, Sabrina

Caroline Niebergall, Caroline Niedermeyer, Iris

Thomas Schwendler, Bettina Schwind, Jörg

Ilona Wodecka, Marcel Wolf, Katrin Wollenweber,

Albrecht Bauer, Claudia Bauer, Philipp Bauer, Folke

Stefanie Gebhardt, Artur Geier, Antje Geimer, Imanuel

Klüners, Patrizia Kyszcz, Ulrich Knaack, Petra

Niemeier-Klaßen, Klaus Nohl, Gregor Obcina, Gudrun

Sebastini, Tobias Seckinger, Sandra Segurado Pato

Clemens Woltereck, Joachim Wolthaus, Andrea

Baum, Tasin Bayir, Allan Beatty, Kristina Becker,

Geis, Gudrun Gelhaar, Yusuf Genc, Ralf Gerighausen,

Knüfermann-Ritz, Jan Knüfermann, Barbara Kob,

Offermann-Schulte, Sorina Olteanu-Schmidt, Kirsten

Queiros, Przemyslaw Seibt, Diana Seidel, Franziska

Wörle, Iwona Wronkowska, Nuran Yildirim, Harald

Sonja Becker, Verena Becker, Constanze Beer, Andre

Arash Gheadi, Ilka Giller, Catharine Gillier, Andreas

Christoph Koch, Julia Koch, Heidi Kochs, Marlene

Opitz, Kazimara Orszulik, Enrique Ortega San José,

Seidel, Simone Seidel, Maher Semaan, Rudolf

Zacher, Kai Zander, Ann-Kathrin Zastrow, Mario

Behrendt, Christoph Beicht, Sven Beine, Dirk Bell,

Gillner, Ana Gil Pena, Magdalena Gizelewski,

Kock, Michelle Kogelheide, Stefan Kögl, Katrin Kohl,

Norman Ortgies, David Ortells, Eike Otto, Jan

Senger, Mira Sennrich, Cenk Sentas, York Serve,

Zavagno, Jana Zesewitz, Marita Zettelmann, Jinfan

Anna Beller, Bettina Bellmann, Alexander Bellwinkel,

Dorothea Glab, Gregor Gnot, Stefan Gockeln, Natalia

Christoph Kohlen, Roman Kohlhase, Michael Kohnen,

Papenhagen, Marion Paust, Helmut Pedina, Janine

Randolph Sieber, Eckert Siebert, Anja Siebert, Maren

Zhang, Guangyu Zhao, Marc Zicklam, Conrad

Gerard Berg, Diane Berger, Corinna Bernardy,

Goebel, Adam Gonsior, Lars Goose, Annette Grabski,

Raphael Koj, Sabine Koitzsch, Zofia Kolakowska,

Peil, Grazyna Pelka, Magdalena Pelka, Sabine Pallast,

Siekmann, Beate Sieverdingbeck, Anna Siewko, Jutta

Zilkens, Peter Zins, Andrijana Zlatar, Monika Zuk

Alexander Betting, Birgit Beysel, Anja Biechele, Anja

Marc Gräfe, Corinna Granich, Julia Gratz, Eugenia

Monika Kolodziej, Witold Kondera, Konstantin

Marion Paust, Marta Perlik, Harald Peter, Nadine

Sifakis, Lukas Skaletz, Thorsten Smeets, Marco

Bielig, Norbert Biesen, Paul Bittner, Peter Blokesch,

Gref, Tina Grentrup, Annegret Grimm, Elisabeth

Kondratev, Peter König, Peter Koppik, Dagmar Korb,

Petersdorff, Eva Peuckert, Brigitte Pfaff, Ingo Pfeifer,

Smith, Kristin Smula, Jabra Soliman, Gisela Sommer-

Robert Bobanac, Marion Bock, Anette Bockholt,

Grimm, Nicole Grimm, Ewelina Grobusinska, Loreen

Stefanie Körner, Timo Kosmell, Yusuf Koyuncu, Ralf

Ursula Pfiszterer, Kevin Pidun, Anke Piepenstock,

meier, Sören Nils, Inge-Eva Spanheimer, Jennifer

Stefanie Bode, Frederic Böhm, Jan Bolduan, Pia

Grogorick, Andreas Grote, Petra Grothe, Katja

Krapohl, Florian Krause, Kristina Krause, Marcel

Petra Pieres, Petra Pierdzioch, Ronald Pietsch,

Späth, Jochen Specht, Dana Spoden, Dietmar

Boleg, Gerald Böll, Axel Bollig, Thomas van Bonn,

Günzel, Belkis Haack Memis, Anke Haake-Moritz,

Krauß, Gerhard Krawietz, Ingo Kreutz, Pawel

Antonio Pinca, Tomasz Piwinski, Sergey Podkopaev,

Stadtler, Andrea Stadtler-Pricking, Adrian Stanula,

Sandra Bonsch, Heike Boras, Sven Borger, Andrea

Katrin Hädrich, Frank Hahner, Georg Hahues,

Krolikowski, Andrea Krsnik, Wilfried Krüger,

Natalia Podkovirina, Nina Pollich, Olaf Polz, Sandra

Markus Stebich, Tanja Stefezius, Karoline Stegert, Iris

326 | 327

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Expo Real 2009. 3/2009. S. 7–9

Potsdam. RKW Rhode Kellermann Wawrowsky Archi-

5–6/2002. S. 119–121

Bauen im Bestand. 3/2007. S. 34–39

Bildnachweis

Impressum

Akris  308/12

Herausgeber: Klaus Dieter Weiss

Tita Bayer  322

www.klausdieterweiss.com

Gunter Binsack  106–111, 309/3, 311/7, 312/12, 313/4,

Printed in Germany ISBN 978-3-0346-0471-0

314/3, 314/6, 315/7, 316/10–11, 318/1, 318/5, 318/9

Gestaltungskonzept, Layout und Satz:

Zooey Braun  254, 312/6

hackenschuh communication design, Stuttgart

9 8 7 6 5 4 3 2 1

Czerski Fotodesign  309/2

Christina Hackenschuh, Markus Braun

www.birkhauser.com

Oliver Edelbruch  308/5 H. Eifert  306/11

Pläne und Zeichnungen:

H.G. Esch  44, 46–51, 134 (oben links)–143, 164–167,

RKW Architektur + Städtebau

234, 236–243, 306/2–3, 306/6–8, 306/10, 307/2, 307/4–6, 307/9, 308/3, 308/6, 309/9, 312/10, 314/11,

Projektkoordination: Beatriz Alonso Pérez, Karolina

314/8, 315/2, 315/4, 316/2

Kuhlmann, Dana Spoden

Klaus Frahm  318/6

(RKW Architektur + Städtebau)

Peter Franke  316/10

Sarah Schwarz

Christian Gahl  307/1, 307/11, 308/2, 310/4

(Birkhäuser)

Thomas Hedrich  317/4 Heine Baugesellschaft  317/6

Bibliografische Information der Deutschen National-

Oliver Heissner  66–71, 76–79, 315/10–11

bibliothek

Jörg Hempel  74, 75, 306/9, 308/1, 315/9

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Jochen Klein  170 (oben rechts)

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

Helmut Kloth  306/12

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

Holger Knauf  22, 39, 124, 126–133, 134 (oben rechts),

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

155 (oben), 306/1, 307/8, 307/12, 309/4, 311/5 Carola Kohler  309/7

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die da-

Jacek Kucharczyk  80, 81, 304, 307/10, 313/2, 314/11,

durch begründeten Rechte, insbesondere die der

315/5, 315/12, 316/1, 317/11–12

Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Ent-

Stefan Müller  12, 13, 170 (oben links)–177 (unten

nahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksen-

links), 300, 301, 315/3, 318/4

dung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung

Bernd Nörig  186, 188–193, 198–203, 308/10, 315/8

auf anderen Wegen und der Speicherung in Daten-

Marcus Pietrek  177 (unten rechts), 320, 321

verarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugs-

Michael Reisch  52, 53, 72, 73, 100, 101, 112 (rechts

weiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung

oben), 113, 144 (1. und 2. Bild links oben), 146, 149,

dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch

154–159, 216–219, 244–253, 256–263, 266, 267,

im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Be-

308/8, 309/1, 309/6, 309/8, 309/10–12, 310/2, 310/5–

stimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils

7, 310/10, 311/1, 311/3–4, 311/6, 311/8, 311/10–11, 312/5,

geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich

312/7–9, 312/11, 313/1, 313/5–7, 313/12, 314/1, 314/7,

vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen

314/10, 315/1, 316/5, 317/2, 317/8–10

den Strafbestimmungen des Urheberrechts.

Ralf Richter  102, 103, 307/3, 308/11 Tomas Riehle  2, 64, 86, 87, 98, 114–117, 112 (links

Dieses Buch ist auch in englischer Sprache (ISBN

oben, rechts unten)–117, 135, 255, 278, 280–299,

978-3-0346-0481-9) sowie in polnischer Sprache

306/4–5, 307/7, 308/4, 308/9, 3010/1, 310/8–9, 310/12,

(ISBN 978-3-0346-0484-0) erschienen.

311/2, 311/12, 312/1, 312/2–4, 313/3, 313/10–11, 314/2, 314/9, 315/6, 316/4, 316/6–9, 317/1, 318/2–3, 318/7

© 2010 Birkhäuser GmbH, Basel

Marcus Schwier  264, 265, 313/9, 314/12, 317/5, 317/7

Postfach, CH-4002 Basel

Barbara Staubach  310/3 Ansger M. van Treek  144 (oben rechts), 145, 147, 148,

Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus

150–153, 160–163, 310/11, 313/8

chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF ∞

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